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Dieser eine Drang

die Vergangenheit ruht nie
von

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Sängersuche

Wo findet man die fähigsten Sänger?

Welche mit Talent und nicht irgendwelche von guten Ausbildern hochgepuschten?

Man findet sie nicht bei Castings, wie DSDS oder Popstars.

Doch auf der Straße mit einem großen Umhängeschild findet man sie auch nicht.

Wo aber soll man dann suchen?

Glaubt ihr mir, dass man sie auf Friedhöfen findet?

Nein?

Dann seht selbst:
 

Seufzend lehnte sich David zurück. Seit fünf Stunden schon saß er in diesem stickigen, kleinen Raum fest. Auch seine Bandkollegen sahen nicht gerade begeistert aus.

„Sängersuche“ stand groß in ihrem Terminkalender. Frank hatte angekündigt, dass er wieder nach Heidelberg zurück kehren wolle. Dadurch fehlt ihnen nun ein wichtiges Element in der Band. Dieses wichtige Element wollten sie nun ersetzten.

Doch anscheinend hatten sie den falschen Weg gewählt. Ein Casting. Er schnaubte innerlich. Er war von Anfang an dagegen gewesen. Talente findet man nicht bei einem Casting.

Die wurden entweder überraschender weise entdeckt, oder versuchten auf andere Art auf sich aufmerksam zu machen. Aber zu so etwas kamen nur Idioten, die sich wichtig machen wollen.
 

„Okay danke. Ich denke das reicht“, würgte Timo einen Bewerber ab, der bisher noch nicht einen sauberen Ton gesungen hatte.

Timo sah alle einmal an und merkte, dass sie so dachten wie er. Er reichte dem Bewerber einen Zettel, wo groß ein „Abgelehnt“ drauf stand.

Enttäuscht ging er und der nächste kam rein.
 

So ging das noch zwei Stunden weiter. Aber kein Talent lies sich blicken. Resigniert packten die sechs Jungs zusammen.

„Tja, wie es aussieht, kannst du uns nicht verlassen“, fing Timo an Frank gewandt an zu scherzen. Doch der gewünschte Effekt lies sich nicht einstellen. Zu niedergeschlagen waren sie von dem misslungenem Casting.

„Kommt Leute, ich geb einen aus. Das schulde ich euch jetzt“, meinte Frank und sie gingen zu ihren Autos.
 

„Wie soll es denn jetzt mit uns weitergehen?“, fragte David. Schweigen als Antwort. Er seufzte. „Ich denke“, fing Timo an, „ich denke wir müssen sehen, ob wir die fehlende Position einfach intern überbrücken können. Ich meine David und Linke, ihr könnt ja auch singen. Und zur Not rappe ich noch mehr.“

Linke entwich ein Stöhnen. „Oder auch nicht“, räumte Timo sofort ein. Frank seufzte.

„Wenn ihr überhaupt keine Lösung findet, könnte ich zur Not noch für ein Album bleiben. Aber das ist wirklich nur eine Notlösung. Eigentlich möchte ich das nämlich nicht“.

„Ist schon okay. Wir finden schon eine Lösung“, meinte Timo. Zu oft hatten sie das Thema schon durchgekaut. Zu oft hatten sie versucht Frank zum bleiben zu überreden. Doch er lies sich nicht von seinem Vorhaben anbringen.

Schweigend tranken sie weiter.
 

Nach einer Weile ergriff Jan das Wort: „Was habt ihr noch für heute Abend geplant?“ Fragend sah er in die Runde. „Ich wollte noch einmal auf den Friedhof, das Grab meiner Mutter besuchen“, meinte Juri. Zustimmendes Nicken von allen Seiten. Schnell war der Plan für den Abend klar. Sie wollten Juri begleiten und hinterher noch in einen Club gehen.
 

Knarrend öffnete sich das Friedhofstor. Schnell schlüpfte sie hindurch. Sie sah sich um. Der Friedhof schien leer. Es war etwas kühl geworden, doch sie trug trotzdem nur ein schwarzes Kleid. Sie spürte die Kälte nicht. Zu lange schon spürte sie nichts außer ihre innere Kälte.

Sie strich sich noch einmal über ihr Kleid und zupfte an den Blumen rum. Schwarze Rosen. Wie jedes Mal.

Sie kam nur noch ca. einmal in der Woche hierher. Zu lange war es her, dass sie mit dem tragischen Verlust ihres Vaters zurecht kommen muss. Zu lange war es her, dass ein besoffener ihn nachts von der Straße abgedrängt hatte. Er war nicht mehr rechtzeitig aus dem Auto gekommen.

Sie seufzte einmal tief.

Mit einem letzten Blick vergewisserte sie sich, dass niemand da war und fing an zu singen, während sie sich auf den Weg zu dem Grab ihres Vaters machte.
 

Du allein,

warst mein Beschützer

Inhalt meines Lebens.

Du warst mir ein Freund

Und Vater

Jetzt ruf ich vergebens...
 

Am anderen Ende des Friedhofs horchte David auf einmal auf. „Jungs? Hört ihr das?“, fragte er. Alle bis auf Juri spitzen die Ohren. „Was ist das?“, Frank fand als erster seine Sprache wieder. Keiner antwortete. Alle lauschten sie gespannt des leisen Klageliedes.
 

Sie bog um die letzte Ecke. Jetzt musste sie nur noch geradeaus auf das Grab ihres Vaters zugehen.

Sie bemerkt nicht die sechs jungen Männer, die bei einem Grab standen und sie fassungslos anstarrten.

Langsam steigerte sie sich zum Höhepunkt des Liedes:
 

Wie lang muss ich, weinen um dich?

Kann ich mich nie befrein?

Könntest du doch wieder bei mir sein,

mich verstehn und mich befrein.

Nimm was zerahn und gib mir dann

Kraft um allein zu sein.

Keine Tränen mehr keine Bitterkeit,

keine Trauer um längst verlorne Zeit.

Hilf mir stark zu sein.

Hilf mir stark zu sein!
 

Sie brach vor dem Grab zusammen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Egal wie viel Zeit verging, sie konnte den Verlust nicht überwinden.

Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen und lies die schwarzen Rosen achtlos auf das Grab fallen.

Hinter ihr stand David und lächelte sie zaghaft an. Ohne nachzudenken lächelte sie zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SawyerMars
2010-02-02T14:46:22+00:00 02.02.2010 15:46
OMG.. weißt du wie genial deine idee ist *-*
Ich muss sie weiter lesen :D schreib schreib schreiiiib *-*
*fave*


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