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Dieser eine Drang

die Vergangenheit ruht nie
von

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Ruhe der Vergangenheit - Part 2

Leise lief das Blut meinen Körper runter. Es sammelte sich in einer Blutlache unter meinem geschundenen Körper. Ich sah, wie Leute auf mich zu gestürzt kamen. Alle wirkten sie sehr hektisch. Sie reifen wild durcheinander, gestikulierten wild, doch keiner kümmerte sich wirklich um mich.

Ich kämpfte gegen meine Ohmacht an. Ich wollte erst wissen, ob sich endlich mal jemand um mich kümmerte.

Sie sollten einen Krankenwagen rufen und mich nicht nur so doof anglotzen. Sahen sie denn nicht, dass ich ganz dringend Hilfe brauchte?

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und spukte Blut. Es schmeckte warm und süß. Irgendwie angenehm.

Jemand beugte sich über mich. „Was ist passiert?“, hörte ich denjenigen fragen, doch es schien so unendlich weit weg. Ich nahm es kaum wahr. Antworten konnte ich nicht. Nur erneut Blut spuken. Es schien als sein meine ganze Kehle damit gefüllt.

Aus der Ferne hörte ich einen durchdringenden Ton. Der Krankenwagen kam. Endlich. Ich schloss erleichtert die Augen. Ich spürte, wie mich mehrere Hände berührten, doch ich nahm nichts genaues war und ich konnte nicht sagen, was sie genau mit mir machten. Ich wehrte mich nicht länger. Ich lies die Bewusstlosigkeit zu. Nahm sie hin. Empfand sie schon fast als Erleichterung. Sie erlöste mich von dem Schmerz. Jedenfalls zeitweise.
 

Wieder saß ich in dem selben langweiligem Büro. Wieder saß ich der Psychologin gegenüber. Hier. In meiner schönen Zwangsjacke.

„Sie sagen, dass ihre Mutter sie aus dem Fenster geschubst hatte?“, fragte sie und guckte mich wieder ungläubig über den Rand ihrer Brille hinweg an.

Ich nickte. „Es war eine Art Unfall, aber im Endeffekt ja. Wir hatten einen Streit. Sie war wie so oft seit dem Tot meines Vaters total betrunken gewesen. Sie hatte ihre Aggressionen nicht unter Kontrolle. Sie schlug mich mehrmals und als ich mich wehrte fiel ich durch das Fenster. Hinterher behauptete sie es sei meine Schuld gewesen“, erzählte ich.

Ich war selbst überrascht, wieso ich so ruhig blieb bei der Erzählung. Normalerweise wurde ich bei der Erinnerung immer ziemlich aggressiv. Doch ich lernte langsam mich zu beherrschen. Das war auch gut so, denn ich wollte ja möglichst schnell hier raus. Mehr wollte ich nicht. Nur noch einmal hier raus und meine Geschichte zu ende bringen. Meinen letzten Drang ausführen.

Ich betrachtete den Schreibtisch vor mir, um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen. Ich erblickte einen Bilderrahmen. Leider konnte ich das Foto nicht sehen.

Ich überlegte, was darauf abgebildet sein konnte. Wahrscheinlich ein Familienportrait. Alle hübsch angezogen sind sie zum Fotografen gegangen und haben versucht den Anblick einer glücklichen Familie festzuhalten. Wie gut ist es ihnen gelungen?

Ich konnte es nicht sagen, da ich das Bild nicht sah. Wie viel von so einer Familienidylle war echt und wie viel gespielt?

Ich konnte von mir behauptet eine recht anständige Menschenkenntnis zu besitzen. Ich musste Menschen nur etwas genauer beobachten und schon konnte ich recht viel über sie sagen.

Nur einmal hat mich diese Kenntnis im Stich gelassen. Ich habe mich komplett in einer Person verschätzt. Diesen Fehler muss ich noch ausbessern.

Doch vorerst muss ich mich hier in diesem Büro mit meiner Vergangenheit auseinander setzen. Hier, in diesem trostlosen Büro, in dem nichts den Anschein hat, als gäbe es eine Welt außerhalb dieser Mauern.

„Was hat ihre Mutter getan, als sie auf der Straße lagen? Hat sie einen Krankenwagen gerufen?“, wurde ich nun gefragt.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, dafür war sie zu betrunken gewesen. Erst am nächsten Tag hat sie überhaupt begriffen, was passiert ist. Was sie getan hatte“, erklärte ich.

Mein Gegenüber nickte. Ich schluckte einmal und redete dann weiter:

„Sie kam mich ein paar Tage später im Krankenhaus besuchen. Sie hatte mehrere Geschenke für mich und entschuldigte sich mehr als nur oft. Sie dachte, damit wäre alles wieder in Ordnung. Alles wäre wieder gut. Aber ich konnte ihr nie so ganz verzeihen.“

Wieder bekam ich nur ein Nicken als Antwort.

Ich hoffte, dass ich mich weit genug öffnete. Das ich das Vertrauen der Psychologin bekam. Denn das wäre meine Tür nach draußen.



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