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Dieser eine Drang

die Vergangenheit ruht nie
von

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Doch mehr als leere Worte?

Woran erkennt man die Ehrlichkeit der Menschen?

An ihren Augen?

Wohl kaum. Augen sind trügerisch. Augen können einen in den Bann ziehen und dann erkennt man nicht mehr die Wahrheit und die Lüge. Eine Unterscheidung ist nicht mehr möglich.

Doch woran erkennt man es dann?

Am Mund.

Denn der Mund offenbart das Lächeln. Und ein Lächeln, kann man nicht verstellen.

Ein Lächeln ist entweder ehrlich oder unehrlich. Es zieht einen nicht in den Bann, es fasziniert einen höchstens. Und dies auch nur dann, wenn es ehrlich ist.
 

Sie saßen wieder zusammen im Studio. Es war spät geworden, doch keiner der beiden verspürte Müdigkeit.

Ihr wurde etwas warm und sie schob die Ärmel ihres Sweatshirts hoch.

David blickte auf ihre Arme und stutzte. Reflexartig griff er danach. Vorsichtig strich er über ihre Einstichsnarben. Sie waren ihr noch geblieben aus ihrer Heroinzeit. Ihrer Zeit als Junkie.

Er sah sie vorwurfsvoll an. Sie entzog sich seinem Griff, obwohl dadurch augenblicklich ihre innere Kälte wieder zurückkam.

„Die sind alt“, erklärte sie, „ich hatte mal so ne Phase. Aber jetzt bin ich clean!“

Das stimmte. Sie hatte das H wieder abgesetzt, bevor sie körperlich davon anhängig wurde. Dadurch hat der Entzug funktioniert.

Er nahm wieder ihren Arm. Sanft strich er darüber. Sie merkte, wie sich eine kleine Gänsehaut bildete, obwohl sie nicht fror.

Er sah sie an und lächelte. Es war ein unbeschreibliches Lächeln. Es lag so viel Wärme und Herzlichkeit darin, dass sie schnell wieder wegsehen musste.

Er hob ihr Kinn und sie sah ihm tief in die Augen. Eine Hitzewelle überrollte sie und färbte ihre Wangen knallrot. Sie versank in seinen Augen, hatte weder die Kraft noch die Motivation sich aus seinem blick zu lösen.

In diesem Moment spürten beide etwas, was sie noch nie zuvor gespürt hatten. Ein Gefühl so unbeschreiblich schön. Und beide wussten instinktiv, dass sie verliebt in den anderen waren.

Doch sie spürte noch etwas anderes. Sie hatte das Gefühl, er würde sie schwach machen und das war etwas, was ihr überhaupt nicht in den Kram passte. Sie wollte nicht schwach sein. Das hatte sie nie gewollt.

Normalerweise wenn sie merkte, dass jemand sie schwach machte, griff sie an.

Denn Angriff ist und bleibt die beste Verteidigung.
 

Beide wussten nicht wie lange sie so dasaßen und sich einfach nur ansahen. Beide vertieft in ihrer verwirrten Gefühlswelt.

Dann setzte sich David in Bewegung. Langsam kam er näher und legte sanft seine Lippen auf die ihrigen. Instinktiv zuckte sie zurück. Dann besann sie sich eines besseren und küsste ihn sanft. Er erwiderte glücklich.

Sanft zog er sie zu sich rüber, während sie sich weiter küssten. Es war für beide ein Glücksgefühl der besonderen Art. Beide hatten so etwas noch nie zuvor gefühlt.

Es war als wären in ihnen überall kleine Glücksfeuer entfacht. Vorsichtig lösten sie sich voneinander und sahen sich wieder tief in die Augen. Beide lächelten um die Wette.

Sanft streichelte er ihr über die Wange und hinterließ ein Glühen auf ihrer Haut, überall dort, wo seine Finger sie streiften. Sie genoss seine Berührungen.
 

Er sah sie an. „Bist du müde?“, fragte er leise. „Ein wenig“, antwortet sie.

Er hob sie hoch und trug sie ins Nebenzimmer, wo die anderen bereits friedlich auf ihren Matratzen schliefen. Franky war nun bereits abgereist und deswegen mussten sie keine Matratze mehr teilen. Trotzdem legte David erst sie vorsichtig ab, bevor er zu ihr unter die Decke kletterte.

„Stört dich das?“, fragte er leise, um die anderen nicht zu wecken. Sie schüttelte den Kopf unfähig zu sprechen.

„Und das?“, fragte er, nachdem er einen Arm sanft um ihre Hüfte gelegt hat. Wieder schüttelte sie den Kopf. Er lächelte und rutschte etwas näher zu ihr. „Ist dir das zu nah“, fragte er erneut, um sicher zu gehen, dass er ihr nicht zu voreilig war.

Sie lächelte: „Du bist mir nicht zu nahe, eher zu weit weg“

Auch er lächelte. „Das ist schön“, meinte er.
 

Sie lagen noch eine ganze Weile so da und versuchten einzuschlafen.

Schließlich wandte sie sich wieder an David. „Sag mal David?“. Sie bekam ein Brummen zur Antwort. „Schläfst du nachts eigentlich auf deinen Bauch?“ Er richtete sich etwas auf und sah sie an. „Eigentlich nicht, wieso?“

Sie sah ihm wieder tief in die Augen. „Darf ich?“

Er lächelte und legte sich bequem auf den Rücken. Vorsichtig rückte sie zu ihm ran und legte ihren Kopf auf seinen Bauch. Sanft fuhr er ihr durchs Haar.

Sie döste bereits als er in ihr Ohr flüsterte: „Ich liebe dich“

Sie lächelte und beide schliefen glücklich ein.
 

Am nächsten Morgen weckte Jan ein ziemlich großer Druck auf seiner Blase. Er stolperte schlaftrunken ins Bad und lies erst mal Wasser ab.

Dann ging er auf Zehenspitzen zurück um die anderen nicht zu wecken. Doch bevor er seine Matratze erreichte, blieb sein Blick an etwas hängen.

Seine Augen weiteten sich als er das Bild klarer erkannte. Ihre neue Sängerin lag da in den Armen ihres Gitarristen.

„Was zum“, begann er etwas zu laut. Juri stöhnte auf und richtete sich auf. „Was soll das Jan? Ich will schlafen, hör auf hier so rumzubrüllen“, grummelte er schlaftrunken.

„Tut mir leid“, meinte Jan, „ich war nur etwas überrascht“.

„Weswegen denn?“, fragte Juri nun, da er etwas wacher wurde und wieder klarer sah. Er richtete sich vollkommen auf und blickte auf die Matratze neben ihm.

„Was zum“, begann er nun auch und auch wie Jan war er etwas zu laut.

„Boah Jungs wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“, maulte nun Linke, der inzwischen auch wach geworden war.

„’tschuldigung“, kam es von den beiden anderen. Doch Linke war nicht so leicht zu besänftigen, wenn es um seinen kostbaren Schlaf ging. Er grummelte und zeterte so lange vor sich hin, bis er allmählich wach war und den Blicken seiner Kollegen folgte.

„Was zum“, begann nun auch er und wie seine Vorgänger auch, etwas zu laut.

„Wenn noch einer ‚Was zum’ sagt, der kriegt richtig Stress mit mir“, kam es von Timo, der bereits vom ersten Mal wach geworden war, doch jeden Mal wieder einschlief.

„Sorry Timo“, kam es aus drei Mündern gleichzeitig.

Timo drehte sich wieder auf die Seite und schloss die Augen, entschlossen noch etwas zu schlafen.

Doch das leise murmeln der anderen störte ihn dabei. Er bekam nur bruchstückweise mit, was sie murmelten und das, was er hörte machte ihn neugierig.

Seufzend richtete er sich auf. „Okay Leute, was ist so wichtig, dass ihr mich vom Schlafen abhaltet?“

Die anderen gingen einen Schritt zur Seite und nun sah auch Timo alles.

„Was zum Teufel ist denn da passiert?“, sprach er als erster den Satz zu ende.

Die anderen zuckten mit den Schultern. Innerhalb von Sekunden war Timo hellwach und stand neben den anderen drei.

Da lag ihre neue Sängerin vor ihnen in den Armen seines besten Freundes.
 

Davids Augenlider zuckten. Er spürte einen Druck auf seinem Bauch und er konnte ihn nicht einordnen. Langsam öffnete er die Augen und sah in die Gesichter von Jan, Juri, Linke und Timo.

Er blinzelte, doch die Gesichter blieben.

„Was denn los, Jungs?“, fragte er sie schlaftrunken. Die nickten nur zu seinem Bauch und grinsten. David sah an sich runter und erkannte sie schlafend auf seinem Bauch.

Die Erinnerungen kam mit einem Schlag zurück. Er lächelte. Sanft strich er ihr durchs Haar. Sie verzog leicht das Gesicht, schlief aber weiter.

Das Grinsen der anderen wurde breiter.

„Was gibt es denn da zu grinsen?“, fuhr er die anderen an, „noch nie ne Freundin gehabt?“. Er wunderte sich selbst wie selbstsicher er das sagte, wo er doch selbst noch nicht ganz sicher war, wie fest die Beziehung zwischen ihnen war.

Er wusste nur, dass er sie liebte und sie auch Gefühle für ihn empfinden musste.

„Na dann lassen wir euch beide wohl mal alleine und machen Frühstück“, meinte Juri und zog die anderen aus dem Raum.

David hörte, wie sie in einem anderen Zimmer rumwerkelten und irgendwann vernahm er auch das laute Schnaufen ihrer alten Kaffeemaschine.

Er blieb liegen und dachte nach. Gedankenverloren strich er ihr immer wieder übers Haar.
 

Sie erwachte langsam lies die Augen jedoch geschlossen. Jemand fuhr ihr durchs Haar. Ein angenehmer Geruch strömte in ihre Nase und sagte ihr, dass es David war, der sie streichelte. Sie lächelte. Sie war so unglaublich glücklich.

So glücklich, wie sie nie erwartet hatte zu sein. Sie kuschelte sich enger an ihn. Er merkte das, sagte jedoch nichts. Beide genossen sie einfach nur die Nähe des anderen.

Nach einer Weile öffnete sie dann aber doch die Augen und sah ihn an. Er sah sie an und beide lächelten.

„Guten Morgen“, murmelte sie. „Morgen“, antwortete er und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn.

„Die anderen machen gerade frühstück“, meinte er dann leise und sah sie an, „hast du Hunger?“. „Ein wenig“, meinte sie, „aber ich möchte zuerst noch etwas liegen bleiben“. Er nickte und nahm sie in den Arm. Sie fühlte sich so unglaublich wohl bei ihm. Beide schlossen wieder die Augen.
 

Nach einer Weile erschien Timos Kopf in der Tür.

„Hey ihr beiden, das Frühstück ist fertig. Los aufstehen!“, sagte er laut.

Er mag zwar Sonnenschein heißen, aber wecken kann er bestimmt nicht, wie ein Sonnenschein.

Sanft lösten sich die beiden voneinander und gingen Hand in Hand ins andere Zimmer.

Das andere Zimmer war weitestgehend leer. Es gab einen Kühlschrank und einen kleinen Schrank in dem sie ein paar Teller und ähnliches aufgewahrten. Auf ihm türmten sich ein Toaster, eine alte Kaffeemaschine, ein Wasserkocher und eine kleine Elektroherdplatte.

Daneben stand noch eine Spüle, aber ansonsten war der Raum leer. Die anderen saßen auf dem Boden und aßen ihr Frühstück.

Die beiden ließen sich auch nieder, bekamen beide eine Teller und ein Messer gereicht.

Es störte keinen, dass sie in Schlabbersachen da saßen, obwohl eine weibliche Person anwesend war. Sie hatten sich in den letzten Wochen so aneinander gewöhnt, dass es ihnen egal geworden war.

David angelte sich ein Toast und bestich es mit Marmelade.

„So Leute, was müssen wir heute alles machen?“, fragte er in die Runde.

„Ich war gestern mal kreativ und habe ein neuen Song fertig geschrieben“, meinte Timo, „dazu müsstest du dann eine Melodie finden. Außerdem müssen wir ‚Lass mich fallen’ fertig mischen und ‚was würdest du tun’ aufnehmen“.

Alle nickten und frühstückten in Ruhe weiter.

Es war eine friedliche Atmosphäre.
 

Nach dem Frühstück gingen Jan, Juri, Timo und David los, um sich an die Arbeit zu machen. Linke blieb mit ihr zurück um abzuwaschen.

Doch sobald David den Raum verlassen hatte, merkte sie, wie ihr immer kälter wurde. Sie seufzte leise. Sie hatte ihre innere Kälte noch lange nicht besiegt. Sie war immer da, nur schaffte David es ständig sie zurück zudrängen, so dass die dachte, sie wäre vollkommen verschwunden.

Sie ließ heißes Wasser einlaufen und versuchte während sie spülte sich an dem Wasser zu wärmen.

Linke hatte sich ein Trockentuch geschnappt und trocknete die gespülten Sachen ab. Er grinste.

„Na euch beide hat es ja ganz schön erwischt“ Sie sah ihn fragend an. „Na ihr könnt kaum die Finger voneinander lassen, aber das ist am Anfang normal.“

Sie nickte nur und schweigend wuschen und trockneten sie weiter ab.
 

Dann ging sie duschen. Das heiße Wasser tat gut auf ihrer Haut, aber es wärmte sie nicht vollkommen. Sie seufzte, stellte das Wasser aus, trocknete sich ab, zog sich etwas sauberes an und ging ins Studio.

Timo und David waren gerade dabei die Raptexte von Was würdest du tun aufzunehmen. Leise schlich sie rein und setzte sich auf einen freien Stuhl. David drehte sich kurz zu ihr um, lächelte, konzentrierte sich dann aber wieder. Sie sah ihm dabei zu, wie er zwischenzeitlich ein paar Knöpfe drückte und ein paar Schalter hochdrehte.
 

Nach einer viertel Stunde kam Timo aus dem Aufnahmeraum raus, meinte „kurze Pause“ und ging etwas zu trinken holen.

Sie sah David an und er öffnete die Arme. Sie lächelte und kam auf ihn zu. Er zog sie auf seinen Schoß und nahm sie fest in den Arm. Augenblicklich war ihre innere Kälte verschwunden und wich einer angenehmen Wärme. Sie drückte sich an ihn und schnurrte zufrieden.

Er lächelte. „Hab ich etwa eine Katze hier?“ Sie grinste und sah ihn an. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht bevor er sanft seine Lippen auf die ihrigen legte. Sie lächelte glücklich in den Kuss hinein.

Es war wie gestern Abend ein wunderschönes Erlebnis und beide konnten nicht genug davon bekommen.

Sanft stupste David mit seiner Zunge an, ganz vorsichtig, als wolle er sich gehen, dass er ihr nicht zu weit ginge. Bereitwillig öffnete sie leicht ihren Mund. Es war wie ein kleiner Stromschlag als sich ihre Lippen berührten.
 

Sie lösten sich erst wieder voneinander als Timo zurückkam. Der grinste nur und ließ einen Spruch ab, den David geschickt kommentierte. Alle drei lachten.

Dann war sie dran mit aufnehmen. Sie ging in den Aufnahmeraum, setzte sich Kopfhörer auf und stellte das Mikro auf ihre Höhe ein.

Durch die Scheibe sah sie David und lächelte. Doch in dem Augenblick in dem sie realisierte, dass eine Scheibe zwischen ihnen beiden war, kehrte die Kälte zurück. Sie seufzte.

Würde sie jemals gegen ihre innere Kälte ankommen?



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