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Dieser eine Drang

die Vergangenheit ruht nie
von

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Ein Gefühl von Freiheit

Ein Gefühl von Freiheit
 

Langsam verlies ich das Gebäude. Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich hob meine Hand und schirmte meine Augen vor der plötzlichen Helligkeit ab.

9 Monate war ich in diesem Bau gefangen. 9 Monate ohne Tageslicht.

Vorsichtig ging ich ein Schritt nach vorne. Die Sonne wärmte meine blasse Haut. Ich genoss es. Wie lange hatte ich das nicht mehr gespürt gehabt?

Ich ging noch einen Schritt nach vorne.

Ein Gefühl überkam mich. Ein ganz neues und vorher nicht gekanntes. Ein Gefühl von Freiheit. Die Freiheit alles zu tun, was man möchte, lernt man erst dann zu schätzen, wenn man es lange nicht nutzen konnte.

Ich lies meine Tasche von meiner Schulter gleiten und öffnete sie. Ich sah hinein. Alles, was man brauchte um vorläufig zu überleben. Ich hatte ein kleines Grundguthaben, den Schlüssel zu der Wohnung meiner Mutter, mein altes Handy und eine Packung Taschentücher.

Was für eine Ironie, dass man nach einer Entlassung aus einer psychiatrischen Anstalt eine Packung Taschentücher mitbekam.

Ich überlegte. Sollte ich zu meiner Mutter fahren?

Diesen Gedanken schloss ich schnell und konsequent aus. Nein ich hatte wichtigeres zu tun.

Ich sah an mir herunter. Ein grauenvoller Anblick.

Ich ging los auf direktestem Wege in die nächste Boutique. Dort kleidete ich mich erst mal komplett neu ein. Eine stylische schwarze Röhrenjeans und dazu ein lilanes Top mit großzügigem Ausschnitt und ein kleines schwarzes Jäckchen.

Ich ging ein paar Straßen weiter noch in einen Schuhladen und kaufte mir schwarze lackhighheels.

Ich betrachtete mich in einem Spiegel und war schon etwas zufriedener mit mir. Ich betrat die nächst gelegene Drogerie und bediente mich großzügig an den Testern. Nachdem ich jedoch die strengen Blicke einer Angestellten bemerkte, beschloss ich mir doch alles zu kaufen.

Wieder betrachtet ich mich im Spiegel. David würde Augen machen, wenn er das sah. Er würde sowieso Augen machen, wenn er mich sah. Wenn er realisieren würde, dass ich frei ist. Ich grinste bei dem Gedanken.

Ich sah auf meine Armbanduhr, die ich während meines Aufenthaltes schmerzlichst vermisst hatte. Irgendwann verlor man dort das Zeitgefühl.

Ich ging Richtung Bahnhof.

Immer wieder fielen mir die bewundernden Blicke der Männer die mir unterwegs begegneten auf. Ich grinste vor mich hin. Ich hatte nun eine super Figur, nachdem ich vorher schon noch meine Fettreserven hatte. Die Kost in der Anstalt war auch nicht gerade eine Delikatesse gewesen.

Zügig ging ich weiter. Wenn die Männer wüssten, was ich mit Angehörigen ihres Geschlechtes vorhatte, würde ihnen das grinsen schnell vergehen.

Ich kam am Bahnhof an, gönnte mir noch eine Zeitschrift und eine heiße Schokolade to go, kaufte mir ein Ticket nach Heidelberg und stieg in den Zug er, der wie durch eine glückliche Fügung bereits auf mich wartete.

Drinnen setzte ich mich auf einen freien Platz, platzierte meine Tasche auf dem Sitz neben mir, stellte meinen dampfenden Becher auf dem Mülleimer ab und schlug die erste Seite der Zeitschrift auf.

Es folgt ein langweiliger Bericht über Inspiration, den ich mehr überflog als las.

Ich griff nach meinem Becher und trank einen Schluck.

Das warme Getränk rann meinen Rachen hinunter und wärmte mich ein wenig. Genießerisch schloss ich die Augen. Ich hatte heiße Schokoladen schon immer geliebt und nach einer so langen Zeit der Entbehrung schmeckte es einfach köstlich.

Rasch trank ich noch einen Schluck und lies den Geschmack nachhallen.

Ich blätterte weiter, während sich der Zug langsam in Bewegung setzte.

Bei einer Seite stockte ich. Es war ein Bericht über Panik.

Sie hatten sich getrennt und nur noch David und Timo machten weiter.

Schon komisch, dachte ich, was in einem Jahr so alles passieren kann.

Ich las den Artikel sorgfältiger.

Ein paar Seiten weiter war noch ein Artikel. Diesmal über Frank. Ich grinste. Er bestätigte mir, dass er sich zur Zeit in Heidelberg befand. Also war ich auf dem richtigen Weg.

Der Zug ratterte und schnaufte, ich blätterte in meiner Zeitschrift und trank meinen Kakao.
 

Stunden später verlies ich den Zug und betrat den Heidelberger Hauptbahnhof.

Ich sah mich um. Ein Bahnhof wie jeder andere. Nichts besonders.

Ich ging Richtung Ausgang entsorgte meinen Becher und verstaute meine Zeitschrift in meiner Tasche.

Vor dem Bahnhofsgebäude sah ich mich suchend um. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich keine Ahnung hatte, wo Frank sich jetzt genau befand.

Doch wie es der Zufall so wollte stolzierte vor mir eine junge Frau entlang. Ich grinste. Es war Franks Schwester. Sie trug eine große Reisetasche bei sich. Mein Grinsen wurde immer breiter als ich sah, wie ihr als sie nach ihrem Handy kramte ihre Brieftasche herunterfiel. Ich ging zu ihr und hob sie ihr freundlich auf und bekam es geschickter Weise einen Blick auf ihren Ausweis zu werfen und mir ihre Adresse zu merken.

Sie bedankte sich höflich und ging weiter. Es war gut zu wissen, dass sie mich nicht kannte, da ich sie selbst nur von Fotos her kannte.

Ich sah ihr eine Weile nach und suchte dann einen Stadtplan auf und informierte mich, wo Frank wohnte und wie ich dahin kam.

Ich grinste und malte mir in Gedanken aus, was ich alles mit ihm anstellen würde. Ich suchte die nächste Bushaltestelle und stieg in den richtigen ein.

Es würde auf jeden Fall sehr schmerzvoll werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SawyerMars
2010-03-11T23:19:22+00:00 12.03.2010 00:19
was hast du mit frank vor :o


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