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Stalking

Dein Herz gehört mir!
von

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Why can't it be a happy end?

Wenn man an einen Punkt kommt, an dem man still steht und nicht weiter kann – was tut man? Der Weg gerade aus ist versperrt – wodurch auch immer. Links? Rechts? Zurück? Oder bleibt man einfach stehen und wartet ab? Darauf, dass was passiert, dass jemand kommt und ihm hilft? Das plötzlich eine Karte erscheint und einem den Hinweis liefert, wie man am besten wieder aus dieser Situation heraus kommt?! Oder steht man weiter hin still da. Uneinsichtig. Stur. Starrköpfig. Oder vielleicht weinend. Traurig. Bewegungslos. Eingefroren. Kann man denn überhaupt still stehen?
 

Schmerzen konnte man überwinden. Das war klar. Auch alleine konnte man es schaffen. Wann er losgegangen war, wusste er nicht. Wohin er ging, hatte er erst erkannt, als es fast schon zu spät war. Nun stand er hier, an der Bank, an der er sie gesehen hatte. Zum ersten Mal. Als er gedacht hatte, sie vielleicht angesprochen zu haben und sich sehr dämlich vorgekommen war. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Züge. Wieder einmal meinte das Leben es nicht gut mit ihm. Was sollte er tun? Der Gitarrist wusste nicht mehr weiter. Ein Teil von ihm war unsicher und der andere Teil wollte einfach nur vergessen. Vergessen, dass sie da war, was geschehen war und dass er nicht glücklich sein konnte. War das nicht übertrieben? Myrja ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, es tat ihm weh, sie mit einem Freund von ihm zu sehen und zu wissen, dass sie sich liebten. David gestand sich in diesem Moment ein, dass es wohl doch etwas wie die Liebe auf den ersten Blick geben musste. Ihn jedenfalls hatte es voll erwischt. Aber von Liebe wollte er nicht reden. Verknallt sein, ja. Verliebt sein eventuell. Aber Liebe? Noch nicht. Niemals.

Es hatte zu regnen begonnen und er setzte sich auf die Bank. Endlich passte sich das Wetter seiner Stimmung an. Seiner so traurigen Stimmung. Er schloss die Augen und genoss den Regen. Wie er sanft auf sein Gesicht prasselte und ihn streichelte. „Du erkältest dich noch, David.“ Eine ihm bekannte Stimme sprach ihn an. Er öffnete die Augen. Doch das Mädchen, das vor ihm stand, kannte er nicht. Woher kannte er die Stimme? „Ich weiß“, antwortete er. „Aber ich finde es gerade schön.“ Sie hob eine Augenbraue und setzte sich zu ihm. „Warum passt es?“ „Liebeskummer“ ,rutschte es ihm raus, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. „Oh…und wegen wem?“ Sie sah ihn nicht an, vielleicht weil der Regen sie sonst direkt ins Gesicht getroffen hätte. „Kennst du wahrscheinlich eh nicht.“ Aber es tat gut, mit einer völlig Fremden zu sprechen. Ohne Angst haben zu müssen. „Vielleicht ja doch.“ David schwieg und schloss die Augen. „Es ist egal, wer es ist. Ich weiß nur, dass ich keine Chance habe. Und das tut weh. Auf den ersten Blick verliebt und dann muss man erfahren, dass sie mit einem Freund zusammen ist. Aber sie soll glücklich werden.“ „Hast du denn keine Freundin?“ Als er sie lächelnd auf diese Frage ansehen wollte, blickte sie in die Ferne. „Nein. Ich habe schon länger keine me…was ist los?“ Sie hatte zu weinen begonnen. Nun schüttelte sie den Kopf. „Wirklich alles okay?“, fragte der junge Mann, ehe er sie in den Arm nahm. Sie weinte, wie der Regen weinte sie. Und er hielt sie fest. Ohne sie zu kennen. Ohne zu wissen, wer sie war.
 

Als er mich in den Arm nahm, musste ich noch mehr weinen. So fühlte es sich also an, wenn man etwas getan hatte, was einem Leid tat. Interessantes Gefühl, wirklich. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte hoch gespielt und alles verloren. Alles. Meine Würde. Meinen Stolz. Mein Leben. Ab morgen würde ich David nie wieder belästigen. Als er sagte, dass er verliebt wäre, hatte ich mir doch noch irgendwo schwache Hoffnungen gemacht. Sie waren erloschen. Ich bereute es, dass ich Timo gedroht hatte. Ich bereute es, dass ich Linke fast verletzt hätte. Ich bereute es, dass ich beinahe meine eigene Schwester verletzt hätte. Wäre Linke nicht da gewesen, hätte ich wohl wirklich etwas Schlimmes getan. Was war ich für ein Mensch, der so grausam war, dass er so etwas tat? Wieso konnte man sich Gefühle einreden, oder Gefühle, die man hatte auf Menschen projizieren, die so ähnlich waren, wie das Idealbild, das man hatte? Meine Liebe zu David war nichts weiter als eine Lüge. Und was hatte ich dafür gemacht? Als er dann sagte, dass er schon länger keine Freundin mehr hatte, kamen diese Tränen. Unwillkürlich. Weil ich einerseits erleichtert war, dass ich in der Richtung nichts kaputt gemacht hatte, andererseits mich fragte, ob ich es verhindert hatte. Ich war kein Mensch. Ich war ein Monster. Eine Stalkerin. Wieso hatte ich das vorher nicht erkannt? „Es tut mir Leid.“ Sagte ich nach einer Weile, nachdem ich mich beruhigt hatte. „Was tut dir leid?“ Sagen? Ihm? Jetzt? Niemals. Das konnte ich nicht. Ich war feige, wie schon immer. Hatte mich hinter einer Maske versteckt. Ohne Verluste. Ohne Rücksicht. Nur an mich selbst gedacht. Egoistin. „Unwichtig. Das wirst du noch früh genug erfahren.“ Ich konnte ihn immer noch nicht angucken, ohne mich zu schämen. Ich sah zwar aus den Augenwinkeln heraus, dass er verwirrt war, aber er fragte nicht weiter nach. „Ach, Linke ist nicht mit Myrja zusammen. Das wollte ich dir eigentlich sagen.“ „Woher..?“ „Ich weiß es einfach. Entschuldige mich. Ich muss gehen. Es tut mir Leid. Verzeih mir irgendwann. Bitte.“ Er hielt mich am Handgelenk fest, als ich aufstand. „Darf ich wenigstens deinen Namen erfahren?“ „Selina.“ Er lächelte. Ehrlich. Freudig. Glücklich. Und das sah bei ich ihm das erste mal in den Augen. „Danke Selina.“ Er ließ mich los und schloss wieder die Augen. Ich ging. Ich weinte. Ich war mit meinem Nerven am Ende. Aber ich wusste, dass ich das richtige getan hatte. „Selina. Hier bist du. Was…keinen Schirm dabei und dann noch weinen. Komm her.“ Meine Schwester zog mich in eine Umarmung. Kurz ließ ich sie zu und damit auch, dass sie meine Trauer spürte. Es war ein tolles Gefühl. Dann löste ich mich. „Da hinten….da wartet jemand…auf dich.“ Ich verfluchte mein Schluchzen, weil ich dadurch so lange brauchte um die Worte heraus zu bringen. In der Zeit konnte David schon weg sein. Myrja sah mich verwundert an, nickte dennoch. „Da kann ich gleich no..“ „Nein. Jetzt.“ Ich unterbrach sie. „Aber..“ „Geh ruhig, Myrja. Ich kümmere mich um sie.“ Linke. Der Retter der Stunde – kümmern um mich? Um die Person, die ihn so verletzt hatte? Die mit einem Messer auf ihn losgegangen war? Warum? „Danke Chris, aber..“ „Geh Myrja. Sonst könnte es zu spät sein. Und ich denke dann würdest du deiner Schwester noch mehr wehtun. Geh.“

Unsicher sah sie uns noch an, ehe sie ihre Schritte in Davids Richtung lenkte. Bitte. Dachte ich. Bitte, bitte, lass ihn noch da sein. Lass ihn glücklich werden. Lass sie glücklich werden. „David ist dahinten, hab ich Recht?“ Ich nickte. Ihn konnte ich auch nicht mehr ansehen. Ob der Regen nun mehr wurde, oder meine Tränen konnte ich nicht sagen, aber Linke nahm mich in den Arm. Ich begann hemmungslos zu weinen. Wie ein Fels in der Brandung hielt er mich. „Du hast das Richtige getan, Kleine. Na komm. Ich bring dich Nachhause“ Den Weg zurück trug er mich. Wie lange er mich trug und wann wir ankamen wusste ich nicht mehr. Ich war zu erschöpft. Was immer ich auch angerichtet hatte, irgendwie musste ich es wieder gerade biegen.
 

In meiner Wohnung wartete Bill und hielt die Türe auf. Seid wann war er hier? Was machte er hier? Ich war doch ein Monster. „Ich kümmere mich um sie, wenn du nicht willst.“ Linke legte mich aufs Bett und wandte sich an Bill. „Danke, aber ich kann das auch. Du könntest etwas anderes tun.“ Sie gingen hinaus. Ich saß einfach nur da, in nassen Klamotten. Mein Neffe kam herein. „Tante Sel. Warum bist du so nass?“ „Weil ich im Regen war.“ „Dann musst du dich ausziehen, und was Warmes anziehen, sonst erkältest du dich. Warte, ich hol dir ein Handtuch und du ziehst dich aus, ja? Dann legst du dich solange unter die Decke.“ Und schon war er wieder weg. Ich tat wie mir befohlen und kuschelte mich in die Decke. Er kam mit meinem Handtuch. „Hier, für die Haare. Hat Onkel Chris mir gegeben.“ „Danke.“ „Du solltest was schlafen. Onkel Chris kommt gleich noch mal und Bill spielt gleich mit mir. Lego.“ „Schön.“ „Gute Nacht Tante Sel:“ Er ging. Und ich, das Monster, war wieder alleine. So war es richtig. So konnte ich niemanden verletzten. Ich schloss die Augen. Das Weinen und der Regen tat sein übriges. Ich war völlig erschöpft.
 

Ein Mann betrat den Raum. Er sah wichtig aus. Das Mädchen auf dem Stuhl beachtete ihn nicht. "Hallo Selina, wie ich hörte, sind sie freiwillig hier? Sie haben Selbstanzeige bei der Polizei erstattet wegen ein paar Dingen. Unter anderem Belästigung. Möchten Sie reden?" "Ich wolle meine eigene Schwester umbringen, ohne zu wissen, wer sie ist. Was wollen sie noch hören? Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass ich ein Monster bin, das nicht in die Freiheit darf:" Er räusperte sich. "Ich bin hier wegen Ihrer Verteidigung, junge Dame."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-04-02T16:27:21+00:00 02.04.2010 18:27
oh das ist so traurig... ich hoffe doch, dass David jetzt endlich glücklich ist?
David muss einfach glücklich sein...


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