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Träume im Mondenglanz

Memoiren eines Stallmeisters
von

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Des Königs Begleiter

Am nächsten Morgen half mir Friedrich die Pferde auf die Weide zu bringen.

Ich zog es vor sie auf die Wiesen laufen zu lassen, da ich der Meinung war, dass es die Tiere nur unnötig nervös machen würde, wenn wir immer nur ein paar von ihnen herausbringen würden und die Zurückgebliebenen warten müssten.

Hesselschwerdt hieß dies alles andere als gut.

Er warf mir vor, dass dies unverantwortlich sei.

Den Tieren könnte doch bei der Raserei etwas geschehen.

Dennoch schoss ich seine Worte in den Wind.

Den Pferden könnte es ebenso gut auf der Weide passieren.

Wozu also die Sorge?

Gesagt getan.
 

Noch eine Weile standen wir an der umzäunten Wiese und beobachteten die harmonisch beieinander stehenden und grasenden Rösser, als Hesselschwerdt herbei kam und Marktmeiers Abwesenheit meldete.

Er sei nach München gefahren um Verwandte zu besuchen, die schwer erkrankt seien.

Ich nickte und schickte ihn daraufhin die Boxen ausmisten.

Er grummelte nur, dies sei Friedrichs Aufgabe, doch ich meinte, dass ich ihn anderweitig bräuchte.

Hesselschwerdt machte auf dem Absatz kehrt und stapfte wütend in den Stall zurück.

Sein Bruder jedoch lächelte nur und sah mich mit glänzenden Augen an.
 

„Was soll ich denn tun, Herr Hornig?“, fragte er freudestrahlend.

Ich entgegnete sein Lächeln lediglich und antwortete: „Das weiß ich noch nicht. Ich werde dennoch sicherlich etwas finden. Etwas, das wesentlich angenehmer ist, als die Ställe auszumisten.“
 

„Herr Hornig!“

Ich zuckte zusammen, als die Stimme von hinten ertönte und drehte mich abrupt um.

„Jawohl?“

„Kinsberg, mein Name. Seine Majestät schickt mich, Ihnen zu sagen, dass er Sie in genau 15 Minuten, mit den Pferden erwarte. Ebenso lässt er mich ausrichten, Sie sollen doch noch ein drittes Pferd bereit machen. Morgentau, sagte Majestät, sollen sie nehmen. Von den anderen beiden Rössern wüssten Sie.“

„Sehr wohl. Vielen Dank, Kinsberg.“

„Ich tat lediglich meinen Dienst, Herr Hornig. Guten Tag.“

Er nickte noch dezent zum Abschiede und ging dann wieder seiner Arbeit nach, jedoch nicht ohne noch einen zweifelnden Blick über seine Schulter zurück zu werfen.
 

„Nun gut. So habe ich eine Aufgabe für dich, Friedrich. Hole mir Morgentau von der Weide.“

Der Knabe nickte und eilte in den Stall um des Pferdes Halfter zu holen, während ich noch einen Blick zu den Tieren auf der Weide warf.

Mein Entschluss stand schon längst fest.

Kein anderes Pferd würde ich reiten, als dieses.

Zumindest nicht heute.

Nicht, solange ich wählen durfte.
 

Wenige Augenblicke später band ich Ganglot und das von mir erwählte Tier an und bemerkte Friedrichs grinsendes Gesicht, als er sah, für welches Pferd ich mich entschieden hatte.

Wir putzten und sattelten die Tiere in Rekordes naher Zeit und warteten nun auf den König.

Ich fragte mich für wen das dritte Ross denn sei, und meine Frage beantwortete sich prompt von allein, als seine Majestät König Ludwig mit einem jungen Mann im Schlepptau durch das Schlosstor schritt.

Ich verbeugte mich und senkte meinen Blick.

„Guten Morgen, Majestät. Ich hoffe Ihr hattet eine erholsame Nacht.“

„Wie ich sehe hast du meine Befehl ausgeführt. Wunderbar.“

König Ludwig warf einen Blick zu dem dritten Pferd auf dem Platze und musterte es.

„Und den Schimmel hast du auserkoren?“

Ich nickte zaghaft und sah ebenfalls zu dem von mir erwählten Hengst.

„Nun, eigentlich ist Silber mein bevorzugter Kutschhengst.“

„Mit Verlaub, Majestät. Das wusste ich nicht.“

„Ich lies dir die Wahl und du sollst sie haben. Reite du nur den Schimmel.“

Der Bayernkönig wandte seinen Blick von dem Getier ab, warf einen kurzen, fragenden zu seiner Begleitung und sah dann in mein Antlitz.

„Nun denn. Reiten wir. Mein Pferd, Hornig!“

„Jawohl, Majestät.“

Ich band Ganglot los und hielt ihn fest am Zügel, als seine Majestät aufstieg.

Ohne weitere Aufforderung löste ich ebenfalls Morgentaus Zügel von der Anbindestelle, führte ihn zu dem jungen Mann und hielt auch ihn fest, während eben dieser sich in den Sattel schwang.

„Einen sehr folgsamen neuen Stallmeister hast du da, Ludwig. So ganz anders als der alte Fork es war. Und ein schönes Gesicht hat er, nicht? Ist er nicht zu schön für den Pferdestall, Majestät?“, sprach des Königs Begleiter, als er im Sattel saß und mich musterte, dann sah er zum König selbst.

Und er lächelte.

Ein Lächeln, welches ich nicht einordnen konnte.

Einerseits wirkte es warm und ehrlich.

Andererseits arrogant und fragwürdig.

Wer war jener Mann?

„Bring ihn nicht so in Verlegenheit, Taxis! Lass uns reiten. Ich möchte hinunter zum See und tiefer in den Wald hinein.“
 

Ich stieg in Silbers Sattel, schickte Friedrich an die Geschirre der Pferde zu putzen und ritt hinter den beiden Herren auf ihren Rössern einher.

Die beiden Herrschaften sprachen dann und wann in poetischen Worten zueinander, wann anders philosophierten sie über die Gesellschaft.

„Die Menschen sind egoistisch, Majestät. So ist es und so war es schon immer. Menschen können grausame Geschöpfe sein, die ihren Willen gewaltsam durchsetzen.“, sprach des Königs Begleitung, den er kurz zuvor mit 'Taxis' benannt hatte.

„Welch wahre Worte du doch sprichst, Taxis. Die Menschen sehen nur ihre eigenen Anliegen. Sehen nur, was sie sehen wollen. Der Einfachheit halber. Wer sich einreiht, wird 'verstanden' und anerkannt. Tanzt nur ein Mensch aus der Reihe, wird er als skurril angesehen, skeptisch betrachtet und womöglich gemieden.“

Taxis lächelte verschmitzt und sah zu seiner Majestät herüber.

„Es sei denn, dieser Mensch ist von edlem Geblüt oder einer hohen sozialen Stellung, nicht wahr, Majestät? Wie 'verstanden' man doch wird, wenn Menschen etwas von einem Selbst erwarten.“

König Ludwig warf einen warnenden Blick zu Taxis.

„Jetzt nimmst du dir etwas zu viel heraus, meinst du nicht auch?“

Augenblicklich senkte des Königs Begleiter den Blick und beteuerte:

„Verzeiht, Majestät. Es ging mit mir durch.“
 

„Aber, ist es nicht auch eben dieser Egoismus, der den Menschen zu selbstlosen Taten verleitet? Es mag paradox klingen, aber nicht jeder Egoismus ist bösartig. So hilft ein Mensch doch einem andern in Not, um ihn danach besser zu wissen, lächeln zu sehen oder dergleichen, oder nicht? Er tut dies, damit er sich selbst zufrieden weiß und ein reines Gewissen hat oder die Freude daran, dass es dem anderen gut geht. Wollt ihr etwa diese Art von Egoismus grausam nennen?“, gab ich zu bedenken.

Taxis drehte sich prompt zu meiner Wenigkeit um und sah mich finster an.

„Misch dich nicht ein, Stallbursche! Sprich nicht unaufgefordert und vor allem nicht über Dinge die dich nichts angehen.“, knurrte er.

„Aber warum sollte es mich nichts angehen? Ich bin ebenso ein Teil der menschlichen Gesellschaft wie Ihr es seid.“, entgegnete ich ruhig.

„Schweig, Hornig! Dies ist nicht deine Unterhaltung gewesen und somit war deine Meinung auch nicht gefragt. Selbst wenn du vielleicht Recht behalten magst.“, befahl der König ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

Ich senkte den Blick, auch wenn ich wusste, dass seine Majestät es nicht sehen würde.

„Jawohl, Majestät. Verzeiht. Es stand mir nicht zu.“

Taxis lächelte selbstgefällig, hob sein Haupt noch weiter in die Höhe und trabte sein Pferd an, sodass es wieder neben König Ludwig und seinem Rosse einher lief.
 

Tief seufzend ritt ich derweil hinter den Hoheiten her und lies meine Gedanken kreisen.

Der König war mir mehr als suspekt.

Gestern noch schien er so offenherzig und mir sehr nah, sich nicht zwingend höher stellend.

Ihn schien meine Meinung zu interessieren und er ging auf mich ein.

Und heute verhielt er sich ganz anders.

Er zeigte sich mir unnahbar, schien zwar meine Existenz wahrzunehmen, aber nicht mehr.

Gestern noch kam es mir vor, als wäre ich mehr als nur ein Untertan für seine Majestät.

Als läge ihm etwas an mir.

Jedoch heute scheint es mir, als wäre ich genau das.

Das alles war so paradox.

Ich wusste nicht, wie ich den jungen Bayernkönig einzuschätzen hatte.
 

Wir ritten immer tiefer in den Wald hinein.

Eine Gegend die mir nicht bekannt war, jedoch schätzte ich, dass wir recht unweit des Würmsees waren.

Auf einer malerischen Lichtung sollten wir Rast machen.

Die Sonne schien nur spärlich durch das dichte Laub der Bäume und tauchte den Rastplatz in ein warmes, gemütliches Licht.

Ein wahrlich wunderbarer Platz um eine Rast einzulegen.

Ich stieg von Silber ab und band ihn an einen Baum.

Als ich zu König Ludwig trat um sein Pferd zu halten, damit er absteigen konnte, sprach Taxis mich an: „Hornig! Ich habe meine Reitgerte irgendwo dort hinten verloren. Geh und suche sie! Wir kommen auch allein mit den Pferden zurecht.“

Etwas verwirrt sah ich des Königs Begleiter an, verneigte mich jedoch gehorsam und wandte mich ab, um nach dem zu suchen, was er verloren hatte.
 

Ich war dem Weg zurück nur wenige Schritte gefolgt, da hörte ich ein Klatschen und kurz darauf donnernde Hufe.

Sofort drehte ich um und rannte zu der Lichtung zurück, doch die Hoheiten waren wie erwartet verschwunden.

Silber stand jedoch völlig ruhig da und schaute mich mit seinen tiefen, schwarzen Augen an.

Erleichtert atmete ich auf.

Demnach konnte nichts Schlimmes geschehen sein, wenn der Schimmel so ruhig geblieben war.

Dennoch stand ich nun allein, in einer Gegend, in der ich mich nicht auskannte.

Aber vor allem hatte ich keine Ahnung, was ich nun tun sollte.

Sollte ich dem König und seinem Begleiter folgen?

Sie suchen?

Oder zurück Heim reiten?

Ich entschloss mich dazu nach ihnen zu suchen, denn würde ich zurück reiten, so dachte ich, würde ich womöglich meine Arbeit verlieren.

Und das konnte ich nicht riskieren.

Ich war froh eine Arbeit gefunden zu haben, die mir lag, recht gut bezahlt wurde und die nichts mit dem Militär zu tun hatte.
 

Schnell band ich Silber vom Baume los und stieg in den Sattel.

Allzu weit konnten sie nicht gekommen sein.

Ich lies dem Schimmel langen Zügel und trieb ihn vorwärts.

Er würde seine Kameraden schon finden, dessen war ich mir sicher.
 

Es dauerte eine Weile bis ich verstand, was geschehen war.

Der Vorwand Taxis' seine Reitgerte verloren zu haben, war nur ein Mittel zum Zweck gewesen um mich abzulenken.

Weshalb und wofür wusste ich allerdings nicht.

Ich wusste nur, dass ich Taxis nicht unterschätzen durfte.

Offensichtlich war der Plan, mich allein zurück zu lassen, sein Eigen gewesen.

Womöglich war dies nur der Anfang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Losttears
2018-02-17T10:00:42+00:00 17.02.2018 11:00
Lieber Galahad, was ist geschehen?
Was hat dich davon abgehalten, die Geschichte weiter zu erzählen?
Viele Jahre sind vergangen, aber sie wird dich nicht loslassen...wenn du es nicht zu Ende bringst, wird sie für immer anklagend in deinen Gedanken wohnen.
Wenn du das liest...höre auf mich...Bring es zu Ende.
Liebe Grüße Losttears
Von:  Lachs
2010-04-05T22:07:24+00:00 06.04.2010 00:07
Waaah ;0; Lui benimmt sich voll gemein >3<;
Hmm... naja, manchmal hängt der Stil ein bissl, bei diesem Kapitel, aber es ist nichtsdestotrotz gut geworden ;3 Aber wie gesagt, es geht zur Sache, hehe *_*
Ich bin echt gespannt, was es nun mit dem Begleiter des Königs auf sich hat. Der offensichtlich ja philosophisch veranlagt scheint, aber nicht besonders freundlich. Zumindest nicht zu Hornig. Seine Unsicherheit kommt toll rüber, als er überlegt, ob er zurückreiten oder die beiden suchen soll. Und es ist gemein, an einer solchen Stelle aufzuhören >3<! XD
Von: abgemeldet
2010-04-03T09:21:22+00:00 03.04.2010 11:21
jaja rhei ~
warum unzufrieden ? o.o
toll, wie immer :D
wieter soo <3
Von:  Calise
2010-04-02T22:23:26+00:00 03.04.2010 00:23
jetzt wo´s fertig ist mag ich das Kapitel mehr ^^
Ich finde es ja erstaunlich ,dass dein Schreibstyl so variabel ist.
Er ist immer irgendwie anders ^^ aber es passt.
Ludwig wirkt zwar wie ein Arsch ,aber das ändert sich ja wieder^^.
<3


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