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Bloody Twins

von

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Elliot Immer wieder kommt Jürgens Faust ungnädig auf mich nieder. Ich wimmere vor Schmerz und sacke auf dem Boden zusammen. Jürgen holt zu einem weiteren Schlag aus, als es plötzlich an der Tür klopft. Er hält inne und wartet einen Moment, als es abermals klopft. Jürgen packt mich am Kragen und reißt mich wieder auf die Beine. “Ab auf dein Zimmer, aber sofort!”, faucht er und ich beeile mich, seiner Aufforderung nachzukommen, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen.

Während ich nach oben gehe, sehe ich wie Jürgen die Haustür öffnet. Allerdings kann ich nicht sehen, wer vor der Tür steht. Aber ich danke dieser Person, wer auch immer es ist, dass sie mich vor weiteren Schlägen bewahrt hat. Rasche gehe ich in mein Zimmer.

Mein linkes Auge pocht und tut weh. Hoffentlich bekomme ich dort kein Veilchen. Wie soll ich das dann den anderen in der Schule erklären?

Ich schließe mich in meinem Zimmer ein. Ich will den anderen heute nicht mehr unter die Augen treten. Nicht nach dem was grade passiert ist.

So sehr ist er noch nie ausgerastet! Mal eine Ohrfeige, ja, aber sonst hat er mich eigentlich nie geschlagen. Vergewaltigt, ja, aber nicht geschlagen. Wenn Mutter das wüsste... Würde sie sich von ihm trennen? Oder würde sie es einfach zulassen? Ich glaub ich will es gar nicht wissen...

Erschöpft lege ich mich aufs Bett und lasse meine Gedanken schweifen. Wenn mein Vater doch nur hier wäre! Dann wäre das alles nie passiert! Vater hätte mir nie so etwas angetan.

Wieso nur ist er mit dieser neuen Frau zurück nach England gegangen und hat mich und Charlie hier zurückgelassen? Am liebsten würde ich zu ihm fahren und ihn bitten, bei ihm bleiben zu dürfen. Nur dann müsste ich Charlie hier lassen, weil sie so sehr an Mutter hängt. Aber dann wäre sie auch Jürgen ausgeliefert und ich habe Angst, dass er von ihr das gleiche verlangt wie von mir.

... Mir bleibt nichts anderes übrig, als hier zu bleiben und es weiterhin zu ertragen. Egal wie schwer es mir fällt, aber ich will nicht, dass Charlie etwas passiert! Sie hat doch schließlich nur mich. In der Schule hat sie kaum Freunde und ich weiß, dass sie häufig fertig gemacht wird. So gut es geht versuche ich sie zu beschützen und ihr zu helfen, aber das kann ich nicht immer und wenn ich weg bin, hat sie keinen mehr, der auf sie aufpasst, weil Mutter und Jürgen ja auch arbeiten müssen... Das ist doch alles scheiße!
 

Jürgen hämmert an meine Tür. “Elliot, mach sofort die Tür auf!” Ich seufze, stehe langsam auf und öffne die Tür. “Was ist?”, frage ich leise. Jürgen drückt mir ein Buch in die Hand. “Hier, das hat deine kleine Freundin für dich abgegeben!” Ich nicke nur leicht und nehme das Buch entgegen. “Sonst noch was?” Jürgen sieht mich drohend an. “Sei froh, dass deine Freundin gegen die Tür gehämmert hat...” Dann wendet er sich ab und geht wieder nach unten.

Ich stehe wie versteinert in der Tür. Wer war das nur, der mich da grade vor schlimmerem bewahrt hat? Ich werfe einen kurzen Blick auf das Buch in meiner Hand. Es ist mein Mathebuch. Damit kann es nur Zülal gewesen sein. Ich schmunzle. Erst gestern hat sie ihr Buch wieder verlegt gehabt und sich deshalb meines ausgeborgt. Scheinbar hat sie es wirklich mit eingepackt, denn ich habe bisher noch gar nicht bemerkt, dass es fehlte. Wie denn auch? Schließlich hatte ich im Moment wichtigere Dinge im Kopf. Auch wenn Frau A.-B. wirklich verdammt streng ist.

Ich schließe die Tür und lasse mich wieder auf mein Bett fallen, als mein Handy klingelt. “Ja?”, hebe ich ab.

“Hey Elliot, ich bin es, Zülal, hat dein Stiefvater dir dein Mathebuch gegeben?”

Ach ja, das ist Zülal...

“Ja, hat er”, antworte ich. “Danke, dass du es mir vorbeigebracht hast.”

“Hab ich doch gerne gemacht”, antwortet Zülal und ich kann ihr Lächeln beinahe durchs Telefon hören. “Sag mal, hast du morgen nachmittag vielleicht Lust, mal wieder ein bisschen rauszugehen?” Ich überlege. Morgen müssten Charlie und Mum eigentlich zu hause sein. Also hat Jürgen auch keinen Grund mich da zu behalten.

Ich nicke. “Ja, müsste klappen. Ich muss nachher zwar nochmal fragen, aber eigentlich dürfte ich Zeit haben”, antworte ich.

Wir plaudern noch ein wenig über Belangloses, ehe ich schließlich auflege. Hoffentlich darf ich morgen überhaupt raus. Seit Jürgen hier wohnt, darf ich ja so gut wie gar nichts mehr...
 

Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Zimmer, mache Hausaufgaben und bereite mich schon mal ein bisschen auf die bald anstehenden Klausuren vor. Gegen Abend gehe ich nach unten, denn ich weiß, dass Mutter jetzt im Wohnzimmer sitzt und liest. Das ist immer der beste Zeitpunkt, um sie um etwas zu bitten. Und tatsächlich. Sie lässt mich morgen was mit Zülal unternehmen und nicht mal Jürgen greift ein.

Das ist doch schon mal was. Rasch rufe ich nochmal schnell bei Zülal an und verabrede mich für den nächsten Tag um 15 Uhr im Park mit ihr. Endlich mal ein paar Stunden von zu hause weg.

Ich habe schon lange nichts mehr mit Zülal unternommen und dabei kennen wir uns schon aus dem Sandkasten und haben früher immer viel gemeinsam unternommen. Doch seit meine Eltern sich haben scheiden lassen, ist der Kontakt ein wenig eingeschlafen. Eine ganze zeitlang konnte und wollte ich einfach mit niemandem reden. Dazu saß der Schmerz einfach zu tief. Einmal wegen einer ersten und letzten Freundin Clarissa und dann noch wegen meinen Eltern. Und als Mutter dann neu geheiratet hat, wurde alles nur noch schlimmer...

Wenn mein Vater sich nur nicht einfach aus dem Staub gemacht hätte... dann wäre alles anders...
 

Kraftlos lasse ich mich auf meine Bett fallen. Irgendwie bin ich auf einmal so unglaublich müde. Dabei ist es nicht mal neun Uhr. Das wird wohl der ganze Stress sein. In letzter Zeit kann ich ja kaum noch schlafen... Aber heute bin ich so müde, dass ich einschlafe, kaum dass ich im Bett liege.
 

Als ich wieder erwache ist es schon mittag. Und zur Abwechslung habe ich sogar mal richtig gut geschlafen. Ich gehe nach unten in die Küche, aber dort ist keiner. Es liegt nur ein Zettel auf dem Tisch, dass sie unterwegs sein. Na gut, denke ich mir und mache mir erst mal was zu essen. Als ich fertig bin ist es schon halb drei. Zeit, sich auf den Weg in den Park zu machen.
 

Kaum bin ich da, stößt auch schon Zülal hinzu und wie durch ein Wunder ist sie tatsächlich mal pünktlich.

Wir laufen ein wenig umher und reden über Belanglosigkeiten, bis Zülal mich plötzlich fragt, ob bei mir alles in Ordnung sei. “Ja klar”, erwidere ich nur. Hat sie etwa etwas mitbekommen? “Wieso fragst du?” Zülal stammelt herum und so langsam bekomme ich wirklich Panik.

“Ok, Elliot, das tut mir jetzt wirklich wirklich Leid und bitte werd jetzt nicht böse, wenn ich das sage, aber... ich hab dich gesehen... dich und deinen Stiefvater... deinen Stiefvater wie er dich geschlagen hat... in der Küche... gestern Vormittag...”, stammelt sie leise.

Einen Moment starre ich sie geschockt an, doch schnell habe ich meine Fassung wieder, und antworte ihr, dass ich gestern gar nicht zu hause war.

Zülal scheint mir nicht zu glauben, denn sie stellt sich direkt vor mich, fasst mich an den Schultern und sieht mir mit besorgtem Blick direkt in die Augen, ehe sie zu sprechen beginnt: “Bitte mach mir nichts vor, Elliot! Ich weiß genau, was ich gesehen habe und es sah nicht danach aus, als wärest du weg oder als wäre dein Stiefvater nett zu dir!”

Ertappt weiche ich ihrem Blick aus und blicke stattdessen starr in den See. Nach einigen Augenblicken sehe ich Zülal wieder an. “Du irrst dich!”, sage ich mit fester Stimme, oder versuche es zumindest, denn ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme zittert.

Zülal streicht mir die Haare aus dem Gesicht, welche ich mir entgegen meiner Gewohnheit ins Gesicht gekämmt habe, um den Bluterguss unter meinem Auge zu verdecken.

“Und was ist damit?”

Ich streiche mein Haar schnell wieder über den Bluterguss und versuche eine glaubwürdige Ausrede zusammen zu reimen. “Ich... bin gegen unseren Wohnzimmerschrank gelaufen und du weißt doch was für spitze Ecken der hat...”, antworte ich ausweichend

Doch Zülal glaubt mir kein Wort.

“Tut mir ja leid, wenn ich so aufdringlich bin und ich weiß ja, dass ich eine lange Leitung habe, aber ich erkenne sehr gut, wenn jemand geschlagen wird!”

Ich sehe sie geschockt an, doch Zülal ist noch nicht fertig.

“Also du weißt schon wir sind nun schon so lange miteinander befreundet, dass wir uns doch alles anvertrauen können, oder? Und falls es irgendetwas gibt, worüber du mit mir reden möchtest, dann solltest du wissen, dass ich immer für dich da bin! Ich bin kein Wundermensch und ich kann vielleicht nicht dafür sorgen, dass alle deine Probleme durch Zauberhand verschwinden, aber als deine Freundin, lass es mich versuchen dir zu helfen, weil ich es nicht ertrage kann, dich leiden zu sehen! Und ich finde, dass man sich in einer Freundschaft auch gegenseitig beschützen muss!”

Ich wende mich von ihr ab und richte meinen Blick auf dem See. Erst Tränen sammeln sich in meinen Augen. “Auch wenn deine Worte noch so ehrenvoll sind und so verlockend klingen... Du kannst mir nicht helfen! Niemand kann das! Ich muss das irgendwie alleine durchstehen! Ich will dich da nicht mit hineinziehen!”, antworte ich. Wie viel lieber wäre es mir, wenn Zülal gar nichts davon wüsste.

“Du musst mich nirgendwo mit hineinziehen, ob ich dir beistehe oder nicht ist allein meine Entscheidung und so schlimm es auch sein mag und wenn ich noch so wenig für dich tun kann, dann lass mich wenigstens für dich da sein und an deiner Seite bleiben. Ich will nicht, dass du da alleine durch musst. Du weißt doch, geteilter Schmerz ist halber Schmerz! Also bitte lass mich an deiner Seite bleiben!” Zülal lächelt mich traurig an und auch mir entkommt ein trauriges Lachen. “Diesen Schmerz willst du nicht verspüren! Und niemand sollte ihn mit mir teilen müssen! Du weißt nicht, wozu er fähig ist! Du wärst schockiert, wenn du es wüsstest! Meinetwegen bleib an meiner Seite, nur bitte... behalte das, was du gesehen hast für dich und sprich nie wieder davon!”, erwidere ich, denn ich weiß, dass ich Zülal nicht mehr von ihren Plänen abbringen kann. Hauptsache sie verrät nichts davon...

“Ich werde niemals irgend jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen davon erzählen! Darauf kannst du dich verlassen! Aber bitte entscheide nicht für mich, was ich bereit bin, für dich durchzustehen! Denn ich würde alles in meiner Macht stehende tun, damit es dir besser geht. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich kümmere mich um mich selbst. Das schlimmste, was du in deiner Situation tun kannst, ist, dass du dir einredest allein zu sein und das alles alleine durchstehen zu können. Denn das kannst du nicht! Und bitte verlange nicht von mir, darüber zu schweigen und so zu tun, als wäre nichts gewesen, denn das kann ich noch viel weniger!”, verspricht sie mir und hat ebenfalls Tränen in den Augen. Sie scheint mir wirklich helfen zu wollen, aber das kann sie nicht. Eigentlich gibt es nur einen, der mir helfen kann.

Ich setze mich auf die Brüstung und lege meinen Kopf auf die Arme. “Wenn du wirklich willst, dass es mir besser geht, dann mach, dass dieses Arschloch wieder verschwindet und dass mein Vater zurück kommt!”, schluchze ich, denn ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Zülal setzt sich neben mich und legt mir einen Arm um die Schultern. “Ich kann zwar keine Wunder bewirken, aber falls mir irgendetwas einfallen sollte, dann wollen wir doch mal sehen, was sich so alles machen lässt. Denn eines solltest du wissen, auch wenn ich nicht immer sofort eine Lösung parat habe, auch ich kann stur und beharrlich sein.”

Es tut gut, zu wissen, dass sie für mich da ist. Ich lehne mich an sie. “Danke! Ich weiß das wirklich zu schätzen, auch wenn ich bezweifel, dass du eine Lösung finden wirst.”

Zülal lächelt nur und sagt leise: “Vertrau mir!”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-05-12T19:06:21+00:00 12.05.2011 21:06
hey hey! xDD
sry ich war lang nicht mehr on, desshalb konnte ich die ff erst jetzt weiter lesen. . . ich find das kapi echt super und hoffe das du bald weiter schreibst! ich mag die ff totaaaaaaaaaaaaal gerne!!!!!!!!!!!!!!!! yeay! *wartet gespannst auf das nächste kapi*

Hi-chaan


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