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In Blut getränkte Sonne

von

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Sonnenfinsternis

"Wach auf, Frettchen." drang eine leise, vertraue Stimme an Thinaels Ohren.

"Du musst die Augen aufmachen, sofern Du nicht vergessen hast, wie das geht." fügte eine zweite, ebenso wohl bekannte Stimme hinzu. Ein sanfter Patscher an ihre linke Wange folgte.

"Eyh, sie soll aufwachen, nicht gleich wieder wegtreten. Sei nicht so grob." schimpfte die erste Stimme den Patschenden aus.

Der hatte aber auch gleich eine Antwort darauf parat: "Einer muss ja sichergehen, dass sie nichts gegen den Kopf bekommen hat und verblödet ist."

Der erwähnte Kopf dröhnte wie ein Schwarm Käfer aus den Tiefen Ahn'Qirajs. Sie wollte die Augen nicht öffnen, da sie fürchten musste, dass der Kopf einfach wegplatzt.

"Sie wird sicher nicht verlernt haben, wie man die Augen öffnet, Thariel." murrte die erste Stimme wieder, eindeutig ihr Bruder.

"Man kann nie wissen, Athriel - und Du komm endlich in die Gänge, Thinchen." erwiderte Thariel und stieß seiner Schwester unsanft gegen die linke Schulter, was auch sofort mit einem lauten, wüsten Fluch bedankt wurde.

"Hah, sie lebt ja doch noch!" war die amüsiert klingende Reaktion Thariels auf die Beleidigung hin.

Endlich wagte die jüngste Blutsonne es auch, ihre Augen aufzuschlagen und sich im Lazarett wiederzufinden. Ihr verwirrter Blick überflog die beträchtliche Anzahl derer, die es ebenfalls erfolgreich geschafft hatten, sich hierhin zu befördern.

Athriel konnte sich ein Grinsen nun ebenfalls nicht mehr verkneifen, denn die Kleine stieß bereits einen weiteren Fluch aus, als ihr endgültig klar wurde, wo sie sich befand.

"Verband und das ganze Zeug - mmh, steht Dir. Was hast Du eigentlich mit Deinem Gesicht gemacht?"

Thinael zog die Augenbrauen zusammen, bis sich eine kleine Falte zwischen jenen bildete. Genau das bereitete ihr in diesem Moment jedoch ziemliche Schmerzen. So tastete sie blind die weiche Haut ihrer Stirn ab, nur um einen Verband vorzufinden.

"Armes Frettchen - bleibt für immer hässlich." musste Thariel dem noch eins draufsetzen.

"'Smaul." knurrte das Mädchen dem Älteren zur Antwort entgegen und ließ sich von Athriel dabei helfen, sich im Krankenlager aufzusetzen. Wieder ganz die Alte.

"Die Trolle sind am 3. Tag zurück in den Wald getürmt, bleibt aber nur darauf zu warten, dass sie wiederkommen. Sah nicht nach einem kleinen Kurzbesuch mit Geschenkkorb aus." begann Athriel zu erklären, während er sich Thinaels Verbänden widmete, um diese auszuwechseln und ihre Wunden zu säubern. "Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, weißt Du das eigentlich? Was fällt Dir ein, Dich auf so wahnwitzige Aktionen einzulassen?"

Hinter dem Rücken den schimpfenden Athriels hob Thariel breit grinsend seinen rechten Daumen. Thinael konnte mit einem lauten Räuspern noch verhindern, dass sie das Grinsen erwiderte. Stattdessen setzte sie dazu an, sich vor dem pflegenden Bruder zu rechtfertigen.

"Sonnenhoffnung hat befohlen, dass ich.." wollte sie anfangen, wurde aber nach den ersten paar Worten schon unterbrochen. "Sonnenhoffnung hat befohlen! Wenn Sonnenhoffnung befiehlt, dass Du vom Sonnenzornturm springst - machst Du das auch?" - "Nicht ohne Fallschirm." - "Thinael! Ich mein's ernst. Wie kommt man auf die Idee, sich mitten in eine Armee werfen zu wollen? NUR verteidigen - was daran habt ihr nicht verstanden?"

Athriel konnte schimpfen wie ein Greis, wenn er dazu aufgelegt war. Thinael und Thariel blieb meistens nur übrig, schmerzlich das Gesicht zu verziehen und die Standpauke über sich ergehen zu lassen. Selbstverständlich mit demütig geknickten Ohren - so auch jetzt.

"Tut mir leid." nuschelte das sogenannte Frettchen nur leise, als der Bruder endlich verstummte. Genau das gab ihm aber Anlass dazu, seine Stimme erneut anzuheben.

"Es tut Dir also leid, mhm. Das bringt Sonnenhoffnung aber auch nicht zu - WAS IST EIGENTLICH DEIN PROBLEM?" schrie Athriel regelrecht und hielt sich mit zornigem Blick gen Thariel die rechte Seite, in die der Bruder gerade mit voller Wucht seinen Ellenbogen gerammt hatte. Zu spät, denn Thinaels Ohren zuckten bereits nervös wie die eines aufgeschreckten Rehs. "Bringt Sonnenhoffnung aber auch nicht - was?"

Weder Thariel noch Athriel schienen ihre Frage gehört zu haben, da der eine Zwilling damit beschäftigt war, den anderen aus dem Zelt zu werfen. Bis schließlich nur noch Thariel übrig war, der sich schweigend neben Thinaels Lager niederließ und die kleine Schwester in seine Arme zog. Darauf bedacht, ihr nicht noch weiter unnötig Schmerzen zuzufügen, die den Heilungsprozess verzögern würden. Während er das Mädchen festhielt und ihr durch's weiße Haar strich, flüsterte er als Erster die Worte, die sie noch so oft zu hören bekommen würde. Worte, die in ihrer Brust schmerzten wie Glasscherben, da sie im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse nur eines bedeuten konnten. Leutnant Cathara Sonnenhoffnung war gefallen.

"Melde mich zum Dienst, Leutnant Blutsonne."

Thariel wusste auch diesmal - wie immer - um das Leid seiner Schwester und war da, wenn er es spürte.



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