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Just one moment

No. 6 Romantic Warriors
von

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Gefährliche Nähe

oh ja... das hat eine ganze Weile gedauert, ich weiß, aber so ein kleines Mäuschen kann einen schon mal davon abhalten :) aber es geht weiter, los gehts, viel spaß
 


 


 

Ayaka zauberte ein wahrhaft leckeres Abendessen auf den Tisch, jedoch war die Stimmung ziemlich gedrückt. Weder Ryuchi noch Eiri sagten ein Wort und selbst Ayakas Versuche, ein Gespräch in Gang zu bekommen scheiterten. Letztendlich räumte sie mürrisch den Tisch ab.

Eiri hingegen klappte das Sofa aus, auf dem Ryuchi schlafen sollte.

„Ryu, willst du für die Nacht ein Pflaster auf die Naht machen? Nicht, dass es noch aufgeht.“, schlug Ayaka vor, als sie aus der Küche zurückkam.

Ryuchi sah auf und nickte dann.

Wortlos ging Eiri ins Bad und holte ein Pflaster aus dem kleinen Verbandskasten, das er Ayakas kleinem Bruder genauso schweigsam vor die Nase hielt. Ryuchi nahm es aber nicht, sondern schaute Eiri an. „Du siehst besser, wo es hingeklebt werden muss.“, sagte er nur.

Eiri seufzte. Auch das noch... Er kann doch auch ins Bad an den Spiegel gehen und es selbst machen. Dann klebte er es ihm doch auf die Stirn.

Im Türrahmen sah er Ayaka stehen, die die beiden anschmunzelte. „Ich freu mich, dass ihr euch so gut versteht.“ sagte sie liebevoll lächelnd, setzte sich neben Ryu und umarmte ihren kleinen Bruder.

Eiri hatte sich ein Stück entfernt und beobachtete die beiden mit einem wohlwollenden Lächeln. Und genau das wurde direkt von Ryuchi aufgefangen.

„Ich glaube, wir gehen jetzt auch schlafen. Dein Bruder sieht schon total müde aus, Ayaka.“, sagte Eiri.

Sie ließ Ryuchi los und nickte Eiri zu, während sie aufstand. Dann gab sie ihrem Bruder einen liebevollen Kuss auf die Wange und wünschte ihm eine gute Nacht. Eiri hingegen vermied jeden weiteren Hautkontakt. Stattdessen drehte er sich mit den Worten „Schlaf gut“ um und verschwand im Schlafzimmer.
 

Mitten in der Nacht wachte Eiri wieder auf. Er hörte ein leises unruhiges Winseln und lauschte kurz. Es kam aus dem Wohnzimmer von Ryuchi. Eiri drehte sich wieder um um weiter zu schlafen. Doch dann hörte er seinen Namen. Plötzlich war er hellwach und stand auf, um nachzusehen.

Im Wohnzimmer auf dem Sofa lag Ryuchi, nur halb von der Decke bedeckt und mit strubbeligem Haar und murmelte ab und zu Eiris Namen. Eiri strich ein paar einzelne Strähnen aus Ryuchis Gesicht. Er sieht richtig süß aus... Ich wusste doch, dass das nicht gut gehen wird. Dann bemerkte er Ryuchis kalte Haut und deckte ihn vorsichtig wieder zu. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, ihn zu berühren, doch beim zudecken war es einfach passiert. Sein Kopf war wie abgeschaltet, als er sanft über der Decke über Ryu's Schulter hinabstrich. An dessen Hüfte jedoch schaltete sich sein Gehirn wieder ein und er hielt inne, als er in eben diesem Moment seinen Namen aus Ryuchis Mund hörte.

Eiri riss sich, erschrocken über sich selbst, los und hastete ins Schlafzimmer zurück. Dort saß Ayaka aufrecht im Bett und schaute ihn fragend an. „Dein Bruder scheint einen unruhigen Schlaf zu haben.“, sagte er.

„Er hat deinen Namen genannt.“, erwiderte sie.

Eiri zuckte mit den Schultern, wobei er gefühlt erschrocken zusammenzuckte. „Keine Ahnung warum.“, antwortete er und küsste sie zärtlich.

Ayaka lächelte liebevoll, murmelte „egal“ und genoss Eiris Kuss. Er strich ihr sanft über das Haar und ließ sich dann in sein Kissen sinken. Puh... Ich dachte schon, Ayaka denkt jetzt sonst was... Jetzt fange ich schon an, mir darum Gedanken zu machen! Dann schlief er mit einem mulmigen Gefühl und beginnenden Kopfschmerzen ein.
 

Eiri schlief diesmal länger als sonst, nicht zuletzt, weil er heute später zur Arbeit ging. Ayaka war bereits aufgestanden und bereitete mit ihrem kleinen Bruder das Frühstück zu.

„Ryu, kannst du Eiri wecken? Das Frühstück ist dann fertig.“, bat sie ihn.

Ryuchi lächelte sie frech an, doch kaum, dass er sich umgedreht hatte und aus der Küche verschwunden war, verschwand sein Lächeln. Was denke ich mir eigentlich... Ich brech meiner Schwester noch das Herz, wenn ich so weiter mache... Er ging zum Schlafzimmer seiner Schwester und Eiris, der noch schlafend im Bett lag. Scheiße! … Wie soll ich ihm denn widerstehen? Wie? … Mist, ich kann es einfach nicht!

Ryuchi setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Eiri einen Moment. Dann passierte es. Er konnte nicht mehr widerstehen, beugte sich hinunter und hauchte Eiri einen sanften Kuss auf die Lippen. Plötzlich hörte er Ayakas Schritte, ihre Stimme und löste sich hastig von Eiri. Doch nicht schnell genug, denn im selben Augenblick flog ihm Eiris Hand ins Gesicht und landete schmerzhaft auf seiner Wange. Erschrocken sprang er einen halben Meter zurück, während Eiri sich ruckartig aufrichtete. Eiri schaute ihn mit einer Mischung aus Wut und Verwirrung an. Ryuchi glaubte allerdings, da auch noch einen Hauch von Erregung zu erkennen. Währenddessen öffnete Ayaka die Tür. Als sie die beiden sah, schaute sie fragend, beinahe verwirrt, von einem zum anderen.

Eiri hatte ihren Blick bereits bemerkt, noch bevor sie ihn richtig aufgesetzt hatte und fauchte Ryuchi an: „Ryu! Erschreck mich doch nicht so!“

Ayaka musste grinsen, dann lachte sie laut los. „Oje... Eiri, komm raus. Ryu war so lieb, mir beim Frühstück zu helfen und dich zu wecken, was ja wohl geklappt hat.“

„Allerdings...“, knurrte Eiri mit einem Seitenblick zu Ryuchi.

Der zuckte nur grinsend mit den Schultern. „Ich wusste ja nicht, dass du so schreckhaft bist.“, sagte er.

„Mir die Nase zuhalten, das nennst du also wecken?!“, fragte Eiri mit säuerlichem Ton.

Ryuchis Augen leuchteten für einen Augenblick auf. Er lügt... für mich? „Du bist ja nicht anders wach zu kriegen.“, entgegnete er und stieg damit in Eiris Lüge ein.

Ayaka lachte erneut laut und forderte die beiden im Gehen nochmals auf, zum Frühstück zu kommen.

Eiri stand auf, als Ayaka die Tür wieder geschlossen hatte. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, fauchte er. Mach das nochmal...

Ryuchi schaute ihn schuldbewusst an. „Tut mir Leid.“, murmelte er.

Eiri baute sich vor ihm auf. „Was tut dir Leid?! Dass du es getan hast? … Oder dass du es hier getan hast?“, zischte er.

„Dass ich... Wie bitte?“, fragte Ryuchi irritiert, als er Eiris Frage richtig verstanden hatte. Hat er mich gerade allen Ernstes gefragt, ob es mir Leid täte, es hier getan zu haben? „Wie... hier?“, hakte er nach.

„Ja, hier! Hier bei uns zu Hause, wo auch Ayaka wohnt! Bist du denn völlig von der Rolle?“

Ryuchi sagte einen Moment lang nichts, dann: „Ja, bin ich wohl... Und ich würde das gerne beenden.“

Eiri runzelte die Stirn, doch dann scheint er zu verstehen. „Dann tu's! Hier und jetzt! Dann haben wir keine-“

Ryuchi fackelte nicht lang und verwickelte Eiri in einen, seinerseits lang ersehnten, leidenschaftlichen Kuss.

„-Probleme mehr...“, beendete Eiri völlig perplex seinen eben angefangenen Satz.

Er war so erschrocken, dass er selbst kaum registrierte, wie er sich langsam über die Lippen leckte. „Geh frühstücken... Ich komme gleich nach... Und kein Wort zu Ayaka!“

Ryuchi nickte stumm und verließ das Zimmer. Seinen betretenen Blick konnte Eiri nicht mehr sehen. Was hab ich nur wieder angestellt...

Eiri ließ sich auf seine Betthälfte zurücksinken. Das war's... Er hat's wohl geschafft...! Dann stand er energisch auf, zog sich an und ging ebenfalls zum Frühstück, wo er sich wortlos Ryuchi gegenüber setzte. Er würdigte ihn während des gesamten Frühstückens keines einzigen Blickes.

Ryuchi sah auf sein Handy, als er fertig war und verschluckte sich beinahe an dem letzten Happen, auf dem er noch kaute. „Mist, ich muss zur Arbeit!“, jaspte er und sprang auf.

„Oh... Eiri, kannst du ihn fahren, ich hab gleich nochmal Anprobe und du musst ja heute erst später zur Arbeit.“, sagte Ayaka, während sie anfing den Tisch wieder abzuräumen.

Eiri stand wortlos auf, ging in den Flur und kam kurz darauf mit dem Autoschlüsseln und einem wartenden Blick zurück.

Ryuchi sprang nach einem weiteren Blick auf sein Handy auf. „Wir müssen uns beeilen!“, japste er.

Eiri sagte noch immer nichts, sondern folgte Ryuchi lediglich zur Tür. Ayaka kam den beiden aus der Küche hinterher. „Bis heute Abend. Wenn du zur Arbeit fährst, bin ich schon zur Anprobe.“, sagte sie und gab Eiri einen liebevollen Kuss und hauchte ihm ein „Ich liebe dich“ hinterher.

Eiri beantwortete dies ebenfalls mit einem Kuss und folgte dann Ryuchi, der schon im Hausflur trampelte. „Jetzt komm schon!“, drängelte er.

Eiri ließ die Tür ins Schloss fallen und trottete gemächlich die Treppe hinunter, von der Ryuchi geradezu ganze Absätze auf einmal nahm.

„Eiri, jetzt beeil dich! Kira wartet nicht gerne!“, maulte Ryuchi und trampelte dabei schon vor der Tür zu den Tiefgaragen.

Eiri legte nun doch einen Zahn zu, schloss die Tür auf und ging voran zum Auto. Kira? Wer ist Kira? Und warum kratzt mich das eigentlich? Er schloss das Auto auf und sofort hüpfte Ryuchi auf den Beifahrersitz und war bereits angeschnallt, als Eiri sich ins Auto setzte.

„Wohin geht’s überhaupt?“, fragte Eiri, während er den Motor anließ.

„Zum Tierheim hier um die Ecke.“, antwortete Ryuchi.

„Hättest du da nicht laufen können?“

„Das hätte ich nicht geschafft.“

Eiri fuhr aus der Tiefgarage. Tierheim... „Und wer ist Kira?“

Ryuchi schaute ihn einen Moment an. Der Tonfall hatte ihn verwirrt. Hörte er da Eifersucht oder täuschte er sich? „Das siehst du, wenn du mit reinkommst. Du wirst sie mögen.“, antwortete er nur.

Eiri bog um eine Ecke. Sie? Hmm... Mist, warum stört mich das denn so? Das sollte mich doch einen Dreck interessieren! „Werden wir sehen.“, meinte er und hielt kurz darauf auf einem Parkplatz vor dem Tierheim.

Ryuchi sprang aus dem Auto und trampelte davor umher, bis Eiri endlich auch ausgestiegen war und flitzte dann zum Eingang. „Was macht Kira?“, war seine Begrüßung an die Mitarbeiterin, die am Eingang aufgetaucht war.

„Hallo Ryuchi. Die wartet schon sehnsüchtig auf dich.“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Na los, geh zu deiner Freundin. Sie kann's kaum noch erwarten.“, fügte sie hinzu.

Ihr Lächeln flog auch Eiri zu, als er die Eingangstür erreicht hatte und dann Ryuchi zu folgen versuchte. Freundin? … Werde ich jetzt auch noch eifersüchtig?!

Der schoss sofort einen langen Gang hinunter, sodass Eiri Mühe hatte, ihm zu folgen. Er erreichte den Raum und staunte nicht schlecht, als er Ryuchi mit einer kleinen weißen Katze auf dem Arm vorfand, die gierig an seinem Finger knabberte. „Das ist Kira?“, fragte er und konnte die Ungläubigkeit kaum verbergen.

Ryuchi grinste und stand auf, um Eiri das kleine Etwas in den Arm zu legen. „Genau, das ist Kira. Hältst du sie kurz, ich muss ihre Ersatzmilch warm machen.“, sagte er.

Dann goss er kochendes Wasser in einen Topf, in dem eine kleine Flasche mit Milch stand.

Eiri schaute auf das Kätzchen in seinen Armen, dass sich bis eben noch heftig gewehrt hatte und sich nun stattdessen ankuschelte. Sein Desinteresse an ihr hatte wohl dazu beigetragen, dass sie merkte, dass er ihr nichts Böses wollte.

„Kira scheint dich zu mögen. Das macht sie sonst nur bei mir.“, sagte Ryuchi und beobachtete sie.

Eiri strich wortlos über das flauschige weiße Fell während Ryuchi die kleine Flasche ein paar mal vorsichtig im heißen Wasser schwenkte.

Nach einer Weile nahm er die Flasche heraus und prüfte die Temperatur am Handgelenk. Dann kam er zu Eiri und Kira. „Wie niedlich... Behalte sie lieber auf deinem Arm, sie liegt gerade so friedlich da. Das geht auch so, wenn du dich mit mir auf die Bank da setzt.“, sagte er und deutete auf etwas unter dem Fenster, was einer Bank ähneln sollte.

Eiri ließ sich mit Kira still darauf nieder. Ryuchi setzte sich dicht neben ihn, sodass er Eiris Wärme deutlich wahrnahm und kraulte Kira kurz, bis sie ihren Kopf zu ihm drehte. Er setzte die Flasche an ihr kleines Mäulchen und sie sog gierig daran.

Kurz darauf schaute die Tierheimmitarbeiterin ins Zimmer und lächelte. Dieses Lächeln war liebevoll und genauso klang auch ihre Stimme. „Also, wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, die Kleine wäre wie euer Kind.“

Eiri erstarrte beinahe, doch er sah, wie es in Ryuchis augen geradezu zu leuchten anfing, ja fast schon ein Strahlen. Und dann sah Ryuchi mit genau dieesm Blick zu Eiri.

Ryuchis Herz schlug höher und er sah zu Eiri, der eher wie versteinert wirkte. „Tja, … dann kannst du meine Schwester wohl doch nicht heiraten... Dann kannst du ihr ja sagen, du hast jetzt ein Kind und...“, doch er unterbrach sich selbst, denn Eiris Blick verdüsterte sich mit jedem seiner Worte immer mehr. „Entschuldige... Ich weiß, ich hab grad was Falsches gesagt... Tut mir Leid, Eiri...“, murmelte er hastig.

Eiri hörte zwar das Gesagte, reagierte aber nicht. Er konnte nicht einmal mehr denken, seine Gefühle schienen gerade wie in einem Wirbelsturm gefangen und sein Blick zu dem traurigen, entschuldigend dreinblickenden Ryuchi gab ihm den Rest. „Willst du denn die Kleine haben?“, fragte er Ryuchi. Wa- … Was mach ich denn da? Scheiße, wie erklär ich das Ayaka? Wie erkläre ich der Frau, die ich bald heirate, dass ich mich womöglich in ihren kleinen Bruder verliebt habe?! … Mist! Die Hochzeit ist schon am Wochenende! Wir können nicht einmal mehr den Termin absagen! Verdammt!!

Ohne weiter auf Eiris versteinerten Gesichtsausdruck zu achten, sagte die Frau: „ Ach, Ryu kümmert sich so liebevoll um die kleine Kira, sorgt immer dafür, dass sie auch pünktlich ihre Milch mit der Medizin bekommt... Ich würde Kira niemand anderem geben wollen.“

Ryuchi schaute sie lächelnd an und streichelte Kira über den winzigen Kopf. „Aber dafür ist sie noch zu klein, Mikoto...“

„Ach Ryu, du weißt genauso gut wie jeder andere hier, dass ihre Mutter sie nicht annimmt. Auch dann nicht, wenn sie wieder gesund ist.“, sagte Mikoto.

Eiri hatte sich aus seiner Starre wieder gelöst und fühlte sich wieder auf sicherem Terrain. „Was hat sie denn?“, fragte er.

„Kira wurde von ihrer Mutter abgelehnt und als wir sie vor kurzem bekommen hatten, war sie schon krank. Wir haben vom Tierarzt erfahren, dass sie einen Katzenschnupfen hat. Nun dauert das Ganze schon eine Weile und die Medikamente haben erst vor kurzem angeschlagen. Zum Glück ist sie inzwischen auf dem Weg der Besserung.“, erklärte Mikoto.

Ryuchi nickte. „Bis dahin kann aber anscheinend nur ich ihr die Medizin geben. Bis heute hat sie niemanden außer mich an sich heran gelassen. Du bist also der Einzige, der seit heute außer mir noch an sie heran darf.“

„Das ist auch gut so.“, fügte Mikoto hinzu.

„Stimmt.“, bestätigte Ryuchi und wandte sich dann wieder Eiri zu. „Sag mal... Musst du heute nicht noch arbeiten?“

Eiri schluckte. „Ja... Ich fahre jetzt. Und du gehst zu Ayaka zurück, wenn du fertig bist.“, sagte er, reichte Kira zu Ryuchi hinüber und stand auf.

„Aber Aya hat doch heute noch Anprobe. Sie ist bestimmt schon weg, wenn ich zurückkomme.“, widersprach Ryuchi.

Eiri seufzte und zog sein Schlüsselbund aus der Anzugtasche. Er fädelte den Wohnungsschlüssel ab und legte ihn Ryuchi auf die Bank. „Nimm den. Ich bin heute sowieso erst am späten Abend zurück.“

Ryuchi nickte und Eiri verließ den Raum. Auf dem Gang schob er die Hände in die Hosentaschen und trottete hinaus zum Auto. Er stieg ein, ließ den Motor an und fuhr zur Arbeit. Auf dem gesamten Weg hatte er einen völlig leer gefegten Kopf. Bis auf einen einzigen Gedanken: Ryu...
 

Am späten Nachmittag rief Ayaka auf Eiris Handy an, um ihm mitzuteilen, dass sie heute erst spät am Abend wiederkommen würde, da sie mit ihrer Freundin Setsuna noch ausgehen wollte. Er nahm es zur Kenntnis und erinnerte sich daran, dass Ryuchi ja bei ihnen zu Hause saß. Er beeilte sich, die ganzen Akten auf seinem Schreibtisch fertig zu bekommen, damit er nach Hause fahren konnte. Letztendlich blieb nur noch eine Akte über und er war bereits der Letzte im Firmengebäude. Wie immer. Er kopierte sämtliche Daten der Akte auf den Firmenlaptop und hinterließ eine Nachricht an seine Kollegen darüber. Diese eine Akte war wichtig und musste unbedingt noch bearbeitet werden. Allerdings war er derjenige der am meisten daran gearbeitet hatte, also musste er sie auch weiter bearbeiten und abschließen. Das Projekt musste noch vor der Hochzeit begonnen werden und er hatte noch nicht einmal den Schlachtplan aufgestellt. Er und seine Kollegen nannten die Planungen immer Schlachtpläne, denn nichts anderes waren sie. Er stellte lediglich in Anbetracht der Firmensituation und des Personalschlüssels zusammen, wer wann was zu erledigen hatte und was benötigt wurde, sowie bis wann das Projekt abgeschlossen sein sollte. In diesem Fall war es ein Gebäude für eine andere renommierte Firma, die gutes Geld zahlte, wenn alles zur Zufriedenheit erledigt würde. Und das wollte Eiri erreichen, deshalb musste er den Schlachtplan zu Hause unbedingt noch ausarbeiten und an Masami mailen, damit der alles Weitere übernehmen konnte.

Nachdem die Daten kopiert waren, klappte er den Laptop zusammen, nahm seine Sachen, und verließ das Gebäude. Zu Hause angekommen, dachte er erst gar nicht mehr daran, dass er Ryuchi seinen Schlüssel gegeben hatte und suchte in seinen Taschen danach. Dann fiel es ihm wieder ein und es war so ungewohnt, klingeln zu müssen.

Ryuchi meldelte sich kleinlaut aber mit Eiris Nachnamen an der Gegensprechanlage. Es klang ungewohnt in Eiris Ohren, doch es gefiel ihm – zu seiner eigenen Verwunderung.

„Ich bins, Eiri. Lass mich rein.“, sagte Eiri.

Es summte und Eiri trat ein, ging die Treppen hinauf und schlüpfte durch die geöffnete Tür.

Ryuchi stand im Flur und Eiri hätte gelacht, wenn es nicht so skuril augesehen hätte. Ryuchi hatte Ayakas Kochschürze umgebunden, was ihm einen äußerst komischen Anblick verlieh. „Ich hab schon etwas zum Abendessen gekocht, wo bleibst du nur?“, fragte er.

„Ich hab doch gesagt, es wird spät. Und was soll das eigentlich?“, sagte Eiri und deutete auf die bordeauxrote Schürze um Ryuchis Hüften.

Ryuchi grinste breit. „Na was denn? Ich will meine Hose beim Kochen doch nicht schmutzig machen.“

Eiri konnte nicht mehr anders, er musste doch lachen.

„Das macht Aya doch sicher auch, oder?“, meinte Ryuchi und schaute etwas unsicher drein.

Eiri grinste immer noch. „Selten, Ryu, selten.“

Ryuchi musste nun auch schmunzeln. „Schön, wenn meine Schwester sich und ihre Küche beim Kochen auch noch sauber lassen kann... Ich kann's nicht.“, sagte er.

„Man sieht's... Ein schönes Chaos, Ryu. Wirklich.“, meinte Eiri, nachdem er Ryuchi in die Küche gefolgt war und das heillose Durcheinander von Töpfen, Schalen, Besteck und Tellerchen sah. „Was hast du überhaupt gekocht?“

„Ich dachte, ich koch mal was Deutsches. Ich fand es lecker, aber lass dich überraschen.“, antwortete Ryuchi.

„Ich? Und Ayaka?“, fragte Eiri.

„Ach ja. Ayaka hat kurz bevor du gekommen bist angerufen. Es wird später und sie übernachtet bei Setsuna.“, sagte Ryuchi.

„Achso? Vorhin hat sie mich noch angerufen, dass es zwar später wird, sie aber nach Hause kommt.“, meinte Eiri.

„Hmm. Sie meinte, sie hätte dich nicht erreicht. Sie sagte jedenfalls, dass sie dann morgen zum Frühstück kommt.“, fügte Ryuchi hinzu.

Eiri schaute verdutzt. „Aha.“, seufzte er. „Okay, wann ist denn dein deutsches Essen fertig?“

„Ist es schon. Ich mach gleich auf.“, sagte Ryuchi und öffnete einen der Hängeschränke.

„Moment...“, meinte Eiri plötzlich und kam näher. Er wischte die weißen Flecken aus Ryuchis Gesicht. „Wie hast du das nur so hingekriegt? Und was ist das überhaupt?“

Ryuchi schloss genießerisch die Augen. „Mehl...“, hauchte er.

„Mehl...“, wiederholte Eiri leise mit seiner sonoren Stimme.

Ryuchi seufzte. Mir ist schwindelig...

„Halt... Ich muss noch ein Projekt fertig machen und es ins Büro mailen.“, sagte Eiri plötzlich und verschwand eilig aus der Küche.

„Okay... Ich tisch dann mal das Essen auf...“, meinte Ryuchi leise und holte die Teller aus dem Schrank.

Eiri stellte derweil im Wohnzimmer den mitgebrachten Laptop auf. Noch während des Startvorgangs hörte er lautes Scheppern und dann ein dumpfes Geräusch. Ohne weiter nachzudenken lief er zur Küche.

Ryuchi spürte, wie sein Kopf auf dem Boden aufkam und konnte gerade noch halbwegs erkennen, das Eiri in die Küche gestürmt kam.

Als Eiri den Fuß in die Küche gesetzt hatte, sah er auch schon Ayakis kleinen Bruder am Boden liegen. Er lief zu ihm hin und merkte sofort, dass Ryuchi das Bewusstsein verloren hatte, denn er reagierte nicht auf seine Berührung. Eiri schob die Schublade wieder zu. An der musste sich Ryuchi den Kopf gestoßen haben, als er etwas aufheben wollte. Warum auch immer er einen Teil des Bestecks hatte fallen lassen, Eiri war es gerade egal. Es gelang ihm nicht, Ryuchi so schnell wieder zurückzuholen, wie im Schwimmbad, deshalb lief er ins Wohnzimmer, wo er den Zettel vom Arzt suchte. In Ryuchis Jacke fand er ihn, schnappte ihn und die Jacke und lief zurück zur Küche, wo er möglichst vorsichtig versuchte, Ryuchi auf die Arme zu heben. Dann warf er einen letzten Blick auf alle Geräte, die aber schon ausgeschaltet waren und trug Ryuchi aus der Wohnung hinunter in die Tiefgarage, wo er ihn auf dem Beifahrersitz seines Autos setzte und anschnallte. Er flitzte um das Auto herum, stieg ein und fuhr so schnell es möglich war aus der Garage und Richtung Krankenhaus.

„Ryu! Wach auf!“, bellte er, während er um eine Kurve fuhr.

Von Ryuchi kam jedoch nur ein erschöpftes Murren.

„Ryu! Wie hast du das nun wieder hingekriegt...“, maulte Eiri und hielt vor dem Krankenhaus.

Er schnallte Ryuchi wieder ab, holte ihn heraus und trug ihn zur Notaufnahme, wo er sofort von einem Arzt in ein Behandlungszimmer gebracht wurde.

„Was ist passiert?“, fragte der Arzt, dessen Schild ihn als Dr. Murakami auswies.

„Er muss sich in der Küche den Kopf gestoßen haben. Hier ist ein Brief vom Arzt aus dem Schwimmbad. Da wurde er gestern gegen eine der Metallstangen an der Rutsche gestoßen.“, sagte Eiri und reichte Dr. Murakami den Zettel.

Der las ihn aufmerksam durch und betrachtete zwischendurch Ryuchi. „...Nun gut... Junger Mann, können Sie mich hören?“, fragte er Ryuchi.

Wieder kam nur ein Murren.

„Wo haben Sie sich gestoßen?“, fragte der Arzt weiter.

„Nacken...“, murmelte Ryuchi.

Dr. Murakami hob Ryuchis Oberkörper soweit an, dass er auf dem Behandlungsbett saß und tastete Ryuchis Nacken ab. Eiri konnte in Ryuchis Gesicht deutlich sehen, dass das schmerzhaft sein musste.

„Also angeknackst oder gebrochen ist nichts, das täte sicherlich auch mehr weh. Zur Sicherheit verschreibe ich Ihnen trotzdem einen Stiff Neck. Tragen Sie den bitte die nächsten Tage. Sollte Ihnen schwindelig werden oder Übelkeit auftreten, dann melden Sie sich umgehend wieder hier.“, sagte Dr. Murakami und verließ das Zimmer um kurz darauf mit dem Stiff Neck wieder zurück zu kommen.

Er legte Ryuchi das Ding um den Hals, verabschiedete sich und ging. Eiri schaute Ryuchi einen Moment an, dann half er ihm von der Liege herunter und führte den wackligen Ryuchi zum Auto zurück.

Wieder zu Hause angekommen, verbannte Eiri Ryuchi auf das Sofa, welches er ihm zuvor ausgezogen hatte. Er ging in die Küche, verteilte das Essen auf die Teller, die immer noch auf der Arbeitsfläche standen und wärmte sie nacheinander in der Mikrowelle auf.

Während Ryuchi nur wenige Happen aß, leerte Eiri den Teller in Windeseile und meldete sich dann an seinem Laptop an, um endlich die verbliebene Arbeit zu beenden.

„Du musst das wirklich jetzt noch machen?“, fragte Ryuchi.

„Ja, das muss jetzt sein. Das muss morgen früh im Büro sein, damit meine Kollegen daran weiterarbeiten können, während ich im Urlaub bin.“, erklärte Eiri.

„Achso, nagut... Ist das eigentlich oft so, dass du Arbeit mit nach Hause bringst?“

„Nein, das ist eher eine Ausnahme. Zum Glück. Ich kenne andere Kollegen, die dauernd irgendwelche Arbeiten mit nach Hause nehmen, damit sie es noch rechtzeitig schaffen.“, sagte Eiri.

„Und warum hast du es nicht geschafft?“, hakte Ryuchi nach.

Eiri drehte sich zu ihm um. Ryuchi hatte sich bereits hinter ihm lang gemacht und schaute ihn nun fragend an. „Weil du mich in den letzten Tagen davon abgehalten hast. Wie hätte ich das denn mit dem ganzen Trouble und dem Urlaub schaffen sollen?“

Ryuchi errötete. „Ich? Ich hab dich davon abgehalten? Doch wohl eher die Hochzeitsvorbereitungen.“

„Die auch...“, murmelte Eiri.

Ryuchi runzelte die Stirn. „Und wie soll ich dich davon abgehalten haben?“

„Du hast es einfach... Das muss dir als Antwort reichen.“, entgegnete Eiri. Du hast mich von der Arbeit abgehalten, indem ich dauernd an dich denken musste. Nur werd ich dir das nicht sagen...

„Das reicht mir ehrlich gesagt nicht...“, meinte Ryuchi.

Daraufhin wandte sich Eiri zu ihm um. „Dann leg dich hin und schlaf. Kannst ja derweil drüber nachdenken, wie du mich von meiner Arbeit abhalten kannst.“

Seufzend sank Ryuchi auf das Kissen zurück und zog die Decke hoch. Wie ich ihn von der Arbeit abgehalten habe... Ich wüsste nicht wie... Oh Mann, mein Kopf bringt mich noch um. Vielleicht sollte ich wirklich schlafen.
 

Nach gefühlten acht Stunden klappte Eiri den Laptop wieder zu und drehte sich zu Ryuchi um. Der war schon längst eingeschlafen und Eiri rückte ein Stück näher. Ich kann es nicht mehr länger vor mir herschieben, als wäre nichts... Er hat es einfach geschafft. Seine Art... die wilden Haare, die süße Naivität... „Ryu.“, seufzte er und strich sanft über die dunklen Haare.

Ryuchi kuschelte sich in die Decke hinein. Schon allein diese kleine Bewegung genügte, dass Eiri schluckte. Ich will nicht heiraten... Nicht Ayaka, nicht mehr. Ryu ist so süß... Er beugte sich hinunter zu Ryuchi und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange.

Ryuchi spürte eine vorsichtige Berührung, blinzelte kurz und konnte im Dunkeln gerade so Eiris funkelnde Augen ausmachen. „Eiri...“

„Schsch...“, machte Eiri leise und entfernte sich wieder.

Doch noch bevor Eiri zu weit weg war, griff Ryuchi nach seiner Hand. „Warte... Hast du eben...?“

Eiri seufzte schwer, dann- „Ich will Ayaka das nicht antun, aber... Ryu, was soll ich machen? Ich will weder ihr... noch dir wehtun.“

Ryuchi richtete sich auf. „Eiri... es ist egal, was du tust, einem von uns beiden tust du trotzdem weh. Das wirst du nicht vermeiden können.“, sagte er in einem ernsten Ton, den Eiri von ihm beinahe nicht erwartet hätte.

Eiri schaute ihn skeptisch an, soweit das bei dem spärlichen Mondlicht überhaupt möglich war. Doch der süße, naive kleine Bruder seiner Verlobten hatte verdammt nochmal Recht.

„Und im schlimmsten Fall tust du uns beiden weh.“, fügte Ryuchi hinzu.

Eiri nickte betreten. Allerdings... Wenn ich aus euer beider Leben einfach verschwinde, dann verletze ich gleich zwei Herzen... Ich muss mich wohl oder Übel entscheiden...

Ryuchi schaute ihn einen Moment lang an. „Und du kannst nicht einfach verschwinden. Ich glaube jedenfalls nicht, dass du das machst. Du wirst dich also entscheiden müssen.“

„Und wie soll ich das machen? Ryu, ich weiß nicht mehr weiter...“, sagte Eiri und hörte in der eigenen Stimme bereits die Verzweiflung hochkommen – etwas, dass er von sich gar nicht kannte.

„Eiri... Sag mal... Außer mit meiner Schwester... also... Hast du schon mal...“, eierte Ryuchi umher, während er vorsichtig eine Hand auf Eiris Arm gelegt hatte.

Eiri sah ihn irritiert an. „Äh... Nein! Ryu!“

„Dann wird es wohl Zeit.“

„Bitte?“

Ryuchi senkte für einen Moment den Blick. „Ich will ehrlich sein, Eiri. Kaum, dass ich dich gesehen habe, habe ich mich verliebt. Und als ich dann auch noch zum ersten Mal deine Stimme gehört habe... Hättest du mich gefragt, ob ich mit dir schlafen will, ich hätte keinen Moment gezögert.“

Eiri war froh, dass es dunkel war, denn er war knallrot angelaufen und schluckte schwer. „Das meinst du doch nicht ernst.“

„Doch. Und ob ich das ernst meine. Und mit jedem Mal, wenn ich dich gesehen habe, wurde meine Sehnsucht nur noch größer. Eiri, ich wusste doch auch nicht, was ich tun sollte. Ich will Ayaka auch nicht wehtun, aber sieh es doch mal von der anderen Seite... Ayaka könnte jeden Mann haben, den sie nur wollte. Ich glaube, wir sollten aufhören, dauernd an jemand anderen zu denken. Ich für meinen Teil will lieber an uns denken.“, sagte Ryuchi.

Eiri seufzte schwer. „Aber ich muss an Ayaka denken. Schließlich will ich sie heiraten und wir wissen beide, dass die Hochzeit am Wochenende stattfindet.

Ryuchi schüttelte den Kopf und rückte näher an Eiri heran. „Willst du das?“, fragte er nur.

Eiri schwieg. Will ich das? … Nicht mehr...

Ryuchi wartete auf eine Antwort, aber es kam nichts.

„Ich weiß nicht mehr, was ich eigentlich will...“, murmelte Eiri.

Ryuchi kam nun noch näher. „Ich weiß, was ich will, aber das geht nur, wenn du auch willst. Wenn du bereit bist, was Neues auszuprobieren.“, sagte er und hauchte einen vorsichtigen Kuss auf Eiris geöffnete Lippen.

Eiri schaute ihn nur an. „Hier...?“, fragte er leise.

Ryuchi wagte einen weiteren zarten Kuss. „Mir ist egal, wo...“

Dann endlich erwiderte Eiri Ryuchis Kuss und seine Hände wanderten zu dessen Kopf, den er festhielt und ihn dann in einen fordernden Kuss verwickelte.

Ryuchi genoss diesen in vollen Zügen. „Darauf habe ich gewartet, Eiri...“

Eiris Hände wanderten langsam und genießerisch an Ryuchis Armen hinunter und begannen, dessen Körper zu erkunden...
 


 


 

oh ja, ich bin gemein, ich weiß, aber so bin ich halt

bis zum nächsten kapi



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