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Schloss Tegel

von

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XVII

Der Weg zum See war dem jungen Baron heute länger als üblich vorgekommen. Sie hatten nicht viel geredet, nur ein paar Worte über die Wassertemperatur und darüber, dass die Luft zum Glück warm und die Sonne von keinerlei Wolke bedeckt war. So schwiegen sie auch, als sie zwischen den Bäumen den Hang hinabliefen und auf die Wiese kamen.

„Herrlich.“, kam es schließlich beeindruckt von Kleist.

„Nicht?“, entgegnete Alexander mit einem unbeschwerten Grinsen. Wie er gehofft hatte, beseelte ihn die Natur, ließ ein wenig Anspannung von ihm abfallen und hauchte ihm neuen Mut ein. Wieso sollte er sich den Kopf zerbrechen? Es würde kommen, wie es kommen sollte, oder auch nichts passieren. Dann würden sie nicht verliebt, sondern verschwägert zurück zum Schloss gehen und Alexander Dorothea noch morgen einen Antrag machen, um Kleist nicht ganz zu verlieren.

„Und…hier haben Sie die ganzen Pflanzen her?“ Kleist war am Ufer stehengeblieben und sah sich um.

„Ja“, antwortete Alexander, trat neben ihn, während er sich schon den Gehrock aufknöpfte. „Auch die wunderschönen Steine und Interessantes dergleichen finden sich hier.“

Kleist drehte sich zu ihm um und sah zuversichtlich zu ihm auf. „Ob wir hier heute auch etwas finden werden?“

„Möglich.“, meinte Alexander und sein Lächeln wurde sanft. Er sah sein Gegenüber eine Weile eindringlich an, doch der junge Leutnant wandte sich zögerlich von ihm ab und lief ein paar Meter das Ufer entlang. Er ging in die Knie und ließ eine Hand ins Wasser.

„Das Wasser ist noch ziemlich kalt.“, stellte er leise fest, sodass ihn Alexander fast nicht hören konnte.

„Wenn Sie nicht wollen, müssen Sie nicht ins Wasser.“, sagte dieser, wobei er sich auch das Halstuch auszog und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. „Sie haben aber nichts dagegen, wenn ich ein paar Runden schwimme?“

Kleist drehte sich erstaunt zu ihm herum; als er sah, was der Baron tat, wandte er sich wieder ab. „N-nein, selbstverständlich nicht.“, meinte er.

Alexander fuhr also fort, sich zu entkleiden. Auch wenn ihm das Herz bis an den Hals schlug, wusste er, was er tat. Was er wollte. Er zog sich Schuhe und Socken aus, bevor er aus der Hose stieg und nackt war.

Kleist begutachtete sehr interessiert die Bäume auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Während sich Alexander ins Wasser bewegte, spürte er jedoch den Blick in seinem Rücken. Als er sich jedenfalls umdrehte, der Boden schon langsam unter seinen Füßen verschwand, da sah ihn Kleist an. Er lächelte schüchtern und spielte mit dem Saum seines Rocks.

„Wenn man sich gleich bewegt, ist es gar nicht so kalt.“, rief Alexander mit einem Grinsen und schwamm ein wenig auf der Stelle.

Langsam ließ Kleist den Gehrock von seinen Schultern gleiten.

„W-wirklich?“

„Ja, kommen Sie nur!“

Der junge Leutnant sah hinauf in die Sonne, als wenn er noch einmal ihre Wärmkraft testen wollte, bevor er sich das Hemd aus der Hose zog und es aufknöpfte.

Alexander genoss jede seiner Bewegungen. So unwahrscheinlich grazil huschten die Finger über den seidigen Stoff, streiften ihn vom Körper, der… Kleist besaß eine wunderbar helle Haut, um die ihn jede Frau beneidet hätte. Er war im Vergleich zum Baron selbst schmächtig, aber man sah ihm an, dass er in der Armee gewesen war. Seine Brust- und Bauchmuskulatur war wohl definiert, und auch wenn seine Schultern nicht sonderlich breit waren, so waren seine Oberarme doch kräftig. Alles lud Alexander ein, den jungen Mann voller Faszination zu betrachten, weshalb er große Mühe damit hatte, seine Augen auch ab und zu abzuwenden, damit er nicht zu auffällig wurde.

Als Kleist seinen Gürtel geöffnet hatte und sich an den Hosenbund fasste, sah er zu seinem Beobachter auf. Seine Wangen waren ein wenig rot, ihm war sichtlich unwohl.

Beinahe hätte sich Alexander für seine Dreistigkeit entschuldigt, doch er tauchte nur unter, womit er auch gleich wieder einen kühlen Kopf bekam. Als er zum Luftholen an die Oberfläche kam, war Kleist schon im Wasser.

„Und?“, fragte Alexander, „Ist Ihnen kalt?“

„Es…es geht.“

„Dann schwimmen wir doch ein Stückchen zusammen, hm?, damit Ihnen warm wird.“

Mit diesen Worten setzte Alexander sich in Bewegung und schwamm voran. Der junge Leutnant folgte ihm, wie zu erwarten beachtlich schnell.

„Wir können dort hinüber, da gibt es interessante Pflanzen auf dem Grund.“, schlug der Ältere vor und sah sich kurz nach Kleist um.

Diesem waren die Haare nassgeworden; sie hingen ihm in die Stirn, Tropfen liefen ihm übers Gesicht, perlten an seinen vollen Lippen. Er war etwas außer Atem, als er bei ihm ankam, wischte sich mit einem schüchternen Lächeln übers Gesicht.

„Können Sie hier wieder stehen?“, fragte Alexander und setzte selbst seine Füße auf den Grund.

„Nicht…ganz.“, gab Kleist, wohl ein wenig beschämt, zu.

„Dann probieren Sie es hier.“, meinte Alexander und fasste ihn am Arm, zog ihn ein wenig mehr zu sich. „Jetzt?“

Mit seinen wunderschönen blauen Augen sah der junge Leutnant zu ihm auf. „Ja.“, sagte er.

„Dann“ Alexander musste sich zusammenreißen. „Dann schauen wir mal, was wir finden.“ Damit tauchte er unter.

Unter Wasser suchte er den Boden ab, wühlte ein wenig mit seinen Händen im Sand. Gerade hatte er einen ansehnlichen Stein gefunden, da war Kleist bei ihm. Er gab ihm den Stein in die Hand, ließ diese jedoch nicht los, betrachtete voller Faszination – nein, nicht das Fundstück, sondern den Körper des anderen, der sich ihm, zwar durch den aufgewirbelten Sand nicht glasklar, aber doch allzu deutlich darbot.

Alexander ließ Kleist los und tauchte auf. Er atmete schwer, obwohl er das Tauchen mehr als gewohnt war; sein Herz raste. Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Seite.

Kleist zog sich an ihm aus dem Wasser. Er war ebenfalls außer Atem, lächelte ihn mit glühenden Wangen an, stolz nicht nur den Stein Alexanders, sondern auch einen eigens gefundenen in Händen, die er ihm entgegenhob.

„Hier…a-also…Man findet hier wirklich…“

„Schätze.“, beendete Alexander den Satz mit einem Grinsen. Irgendwie reizte es ihn, den anderen zu berühren, weshalb er ihn an den Armen fasste, sie hinabfuhr, übers Handgelenk, bis er ihm die Steine aus den Händen nahm.

Als ihn Kleist mit einem undefinierbaren Blick ansah, entschloss er sich dazu, auszuholen und die Steine in der Mitte des Sees zu versenken.

„W…?! Sie…!“

Alexander lachte.

Kleist spritzte ihn mit Wasser nass.

Alexander stürzte sich auf ihn.

Er packte Kleist an den Schultern und drückte ihn unter Wasser. Der junge Mann fasste nach ihm, um sich zu wehren, und endlich spürte er diese wunderbaren Hände an seiner Brust, an seinem Bauch…

Prustend tauchte Kleist wieder auf. Sofort schlang er dem anderen von hinten die Arme um den Hals und riss ihn um. Alexander bekam ihn erst an der Hüfte zu fassen, sodass Kleist ebenfalls den Halt verlor.

Zusammen kamen sie wieder zurück an die Oberfläche. Das Wasser war in der Tat kühl, trotzdem war dem jungen Baron heiß.

„Ich“, er schluckte, „Ich beantrage Friedensverhandlungen.“

Kleist grinste ihn heftig schnaufend an. „Wenn Sie mir die Steine ersetzen, lege ich die Waffen nieder.“, meinte er.

Alexander nickte erleichtert und machte sich sofort auf die Suche, wobei er sich etwas vom anderen entfernte, was er dringend nötig hatte.

Nachdem Kleist seine Steine wiederhatte – und sie gleich darauf ebenfalls mit einem Wurf im See versenkt hatte – schwammen sie noch ein wenig schweigend nebeneinander her, bevor Alexander anmerkte, dass Kleists Lippen schon ein wenig blau wären und sie doch besser wieder an Land gehen sollten.

Der Leutnant nickte flüchtig und sie schwammen zurück ans Ufer.
 

Als Alexander aus dem Wasser stieg, wusste er sehr wohl um den Zustand seines Körpers Bescheid, aber in diesem Moment scherte er sich nicht darum. Er vermied es, sich nach Kleist umzudrehen, und nahm stattdessen sein Hemd vom Gras, womit er sich ein wenig abtrocknete, bevor er es sich um die Hüften schlang. Wenn Kleist dort etwas sehen wollte, dann würde er es auch durch das Hemd können; es war egal. Alexander ließ sich ins Gras sinken, ein seliges Lächeln auf den Lippen.

Kleists Lächeln war schüchtern. Er hatte sich schon ebenfalls mit seinem Hemd bedeckt, als er sich zu ihm legte; Alexander vermied den Blick nach unten. Der junge Leutnant sah ihn stumm mit seinen blauen Augen an, die weiter schienen, als sonst. Seine Wangen waren gerötet. Er sah einfach nur unbeschreiblich ansprechend aus.

Alexander spürte, wie wieder die Hitze in ihm aufstieg. Das Lächeln verschwand langsam aus seinem Gesicht, als seine Lider immer schwerer wurden. Kleists Atem fand den gleichen Rhythmus wie sein eigener, beide viel zu aufgehetzt für lediglich ein paar Runden Schwimmen.

„Sie…“

Aus Kleists Gesicht war das Lächeln ebenfalls verschwunden. Während Alexander ihm in die Augen sah, wussten die nicht, wohin sie schauen sollten.

„Sie zittern.“, brachte Alexander heraus, „Ist Ihnen kalt?“

„Nein“, antwortete Kleist. Seine Stimme klang tiefer als gewöhnlich. So wunderbar heißer…

„Mir ist warm.“, sagte er, „Sehr…warm.“

Alexander merkte, wie laut sein Herz schlug, wie das Blut in seinen Ohren rauschte.

„Mir auch.“

Endlich fanden Kleists Augen die seinen.

Er keuchte fast auf, als dessen Hand sich an seine Brust legte.

„Tatsächlich. Sie sind ganz warm.“

Alexander spürte, wie der andere seinen Körper mit dieser Geste nun vollkommen in Flammen gesetzt hatte, wie sehr er mehr wollte, mehr…

Bevor er es realisierte, war Kleists Gesicht seinem näher; er hatte sich wohl selbst zu ihm hinübergebeugt.

Alexander beschloss, nun auch den letzten Schritt zu gehen und diese sündhaften Lippen zu seinen zu machen.
 

Mit flatternden Wimpern schloss er die Augen, als er sie spürte. Kalt und feucht und so wunderbar weich. Niemals zuvor hatte er so etwas gespürt, nicht bei einem simplen Kuss.

Sein ganzer Körper brannte.

Plötzlich entwich ihm ein leises Stöhnen. Er konnte sein Glück kaum fassen: Kleist küsste ihn zurück! Es war schüchtern und zart, und Alexander fasste nach ihm, zog ihn dichter an sich.

Kleist stieß ihn nicht weg. Er ließ es zu, dass Alexander seine Lippen mit seiner Zunge durchbrach, dass er ihre Körper von ihren Hemden befreite und ihn anfasste. Genau da.

Kleist stöhnte in den Kuss hinein.

Alexander musste noch einmal zupacken, um es auch wirklich zu glauben: Kleist war nicht minder erregt, als er selbst.

Der junge Baron umschlang den anderen mit seinen Armen, presste ihre Körper eng aneinander. Er wusste nicht mehr, wie ihm geschah, nur noch, dass es etwas Einzigartiges war. Kleists Keuchen, sein Stöhnen, seine Zunge… Er schlang ein Bein um Alexander, fand dessen Rhythmus, ließ auch mit seinen Händen niemals von ihm ab, fuhr über seine gebräunte Haut, liebkoste jeden Muskel, seine Brustwarze –

Alexander stöhnte auf.

Er öffnete die Augen halb, und da sah er den Blick aus ihren Gegenstücken, die wie Sterne glänzten. Mit Lust. Lust, die er selbst verspürte, die ihn rasend machte, die sein Herz zum Bersten brachte, sein Blut überkochen ließ.

Er küsste ihn wieder, seinen Leutnant, den wunderschönsten Mann, den er jemals in den Armen halten durfte.

Als ihre Bewegungen immer ekstatischer wurden, fasste er den anderen am Kopf, vergrub seine Finger in seinen nassen Haaren. Kleist stöhnte unaufhaltsam in seinen Mund. Das und die warme Flüssigkeit, die an seinen Bauch spritzte, war alles, was er brauchte, um sich ganz zu verlieren.
 

Alexanders Brust hob und senkte sich schnell. Langsam öffnete er seine Augen.

Sein Gegenüber blickte ihn an. Seine Pupillen waren geweitet, er lächelte noch wie im Rausch.

Alexander fuhr mit seiner Hand aus den Haaren, legte sie ihm wieder auf die Wange. Er überbrückte die letzten Zentimeter und küsste ihn sanft. Liebevoll.

„H-Herr…“

„Alexander.“

„Alexander.“ Heinrich sah ihn atemlos an. „ Das war…“

„Wunderbar.“, beendete der Baron den Satz.

Heinrich führte ihre Lippen wieder zusammen. Der Kuss war nicht minder sanft, als der vorige.

„Ich weiß nicht, was ich…“

„Dann lass mich sprechen.“, flüsterte Alexander, und Heinrich gewährte ihm diese Bitte.

„Ich begehre dich, Heinrich. Seit wir dich hier auf Schloss Tegel begrüßt haben. Ich bin mir schon eine kleine Ewigkeit meiner…dieser…dieser Schwäche bewusst, weshalb ich mich oft an einem geheimen Ort unter falschem Namen mit verschiedenen Jungen getroffen habe. Und obwohl ich damit aufhören wollte, obwohl ich um der Gefahr weiß, der ich mich damit aussetze, jetzt im Besonderen, da Mutter bald stirbt und sie von mir verlangt, ein anständiger Erbe zu sein…, kann ich meine Begierde doch nicht unterdrücken, weil du…weil du so wunderschön und perfekt und…anziehend auf mich wirkst, wie noch nie ein anderer zuvor.“ Zärtlich fuhr er dem Jüngeren durch die nassen Haare.

Heinrich sah ihn mit großen Augen an. Er musste schlucken.

„Ich…mir geht es genauso.“, brachte er heraus und schlang seine Arme ein wenig enger um Alexander. „Ich habe schon in der Armee gemerkt, dass…dass ich mich zu Männern hingezogen fühle, aber…ich traute mich nie, auf diese Gefühle einzugehen, da meine Tante doch…Mein Onkel bezahlt mir nur ihr zuliebe mein Leben und das Studium, da mich meine Eltern ja mittellos zurückgelassen haben, ich…Ich hätte niemals…Wenn sie davon erfährt, wird sie mich verstoßen!“

Alexander zog ihn dicht an sich, fuhr ihm beruhigend über den Rücken, während er ihm kleine Küsse gab.

„Dann werde ich für dich sorgen. Wenn wir vorsichtig sind und hiervon keiner erfährt, bekomme ich nach Mutters Tod das Gut, und dann können wir uns zusammen nach Falkenberg zurückziehen, können dort zusammen leben, zusammen alt werden, und scheren uns einen Dreck darum, was die Welt davon denkt. Was sagst du dazu?“

Vorsichtig fuhr er Kleist über die Wange, der heftig blinzelte. Eine Träne kullerte ihm aus dem Augenwinkel.

„Nichts würde ich lieber tun!“, antwortete der Leutnant heftig und schlang seine Arme um Alexanders Hals, bevor er ihn innig küsste.
 

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Ich hoffe, ich hab euch jetzt nicht enttäuscht, da ja doch mehr passiert ist, als ihr euch gewünscht habt... XD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ran34
2011-08-08T16:30:01+00:00 08.08.2011 18:30
Definitiv nicht!
Das Kapitel war >///<
Aber ich habe bei deinen Kapiteln (wenn die Storys noch in den "Startlöchern" stehen) immer Angst, dass nach so einen friedlichen und liebevollen Kapitel etwas schreckliches kommt, deshalb befürchte ich, dass jemand sie beobachtet hat, oder sie noch sehen wird...
Aber ich fands wirklich niedlich, denn mit Alex Aussage hat er Heinrich ja quasi nen Antrag gemacht!^///^

lg~
Von: abgemeldet
2011-08-07T17:03:38+00:00 07.08.2011 19:03
Enttäuscht ist da sicher niemand, aber ich bange nach wie vor, die beiden Fießlinge sollen sich hüten und bei so einer schönen Szene spannen!
Wunderschön und total süß...solange nur nix schief geht...oh Gott bitte, lass es gut gehen...^^'
Von:  BloodyMary1342
2011-08-06T22:42:59+00:00 07.08.2011 00:42
WIE SOLL MAN DEN BITTE VON DEM KAPITEL ENTTÄUSCHT SEIN?!
Das ist einfach soo toll *-*
Aber die beiden sollen ja aufpassen, dass sie keiner erwischt!
Ich hoffe, das klappt alles so wie Alex sich das vorstellt...

Achso und noch mal vielen Dank, dass du das Kapitel für mich schon so früh hochgeladen hast x3

LG <3


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