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Schloss Tegel

von

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XVI

Alexander war am nächsten Morgen wieder guter Dinge. Ferdinand erschien nicht zum Frühstück, und auch wenn seine Mutter ebenfalls nicht anwesend war, konnte Wilhelm bestätigen, dass es ihr schon viel besser ginge, der Arzt ihr nur geraten hätte, zur Sicherheit ein wenig länger das Bett zu hüten. Die größte Genugtuung verspürte er aber bei dem Gedanken, dass Ferdinand seine freie Zeit ganz umsonst am Bett der Baronesse verbrachte: Das Schloss würde er doch nie bekommen. Alexander überlegte, ob er mit Wilhelm die gute Nachricht teilen sollte, schließlich betraf es in erster Linie ja ihn, aber er dachte sich, es sei wohl eher die Aufgabe seiner Mutter, es ihm persönlich zu sagen. Außerdem hatte der junge Baron an diesem Morgen ganz andere Sorgen:

Herr von Kleist sah besser aus denn je. Er trug einen leicht rötlichen Gehrock, der ebenso eng geschneidert war, wie der letzte, nur waren die Ärmelenden umgeschlagen und verziert, wie die einer Uniform, sodass seine zauberhaften Hände besser sichtbar waren. Außerdem hatte er den Kragen aufgestellt, sodass das Halstuch tiefer sitzen und er so mehr von seinem bildhübschen Nacken zeigen konnte.

Mit einem zuckersüßen Lächeln blickte er Alexander an. Seine Wangen waren wieder so lebhaft rot, dass er ein paar Jahre jünger wirkte. „I-ist etwas, Herr Baron?“

Alexander erwiderte das Lächeln, wandte aber schnell seine Augen ab, als er verneinte. Stumm sahen die beiden zu, wie Richard ihnen Tee nachschenkte. Dabei waren sie beide fast gar nicht zum Trinken gekommen. Alexander nicht, weil er damit beschäftigt gewesen war, sein Gegenüber zu bewundern.

„Ich wollte fragen“, fing Alexander an, als er bemerkte, wie Caroline drohte, eine Konversation zu beginnen, „ob Ihre Zusage noch gilt.“

Kleist sah ihn wohl etwas fragend an.

„Wir wollten an den See gehen.“, half ihm der junge Baron auf die Sprünge und hoffte, nicht plötzlich eine Absage zu kassieren.

„Ah, ja, der See!“, fiel es dem Leutnant wieder ein. Mit einem um einiges schüchterneren Lächeln antwortete er: „Die Zusage gilt noch.“

„Wunderbar.“, meinte Alexander und merkte, wie sein Herz ein wenig schneller schlug. „Wie wäre es, wenn wir nach dem Mittagessen zusammen losgingen?“

„Das klingt gut.“, entgegnete Kleist und ließ sich von Richard das ausgelöffelte Frühstücksei abräumen.
 

Auf seinem Zimmer wusste Alexander nicht, was er mit sich anfangen sollte. Als endlich Robert eintraf, musste auch dieser feststellen, wie sehr sein Herr eine Beschäftigung suchte.

„Sie müssen sehr verzweifelt sein, Alexander.“, meinte Robert und hob den Gehrock vom Boden auf, um ihn über die Stuhllehne zu hängen.

„So?“, kam es nur vom jungen Baron, der vor seinem Schrank stand und auf irgendetwas nervös herumkaute.

„Ja, Sie haben Ihr Sammelsurium endlich ins Arbeitszimmer geräumt. Hier sieht es ja wieder richtig nach einem gewöhnlichen Schlafzimmer aus.“

„Spar dir deine Ironie, Robert, hilf mir lieber.“, ermahnte ihn Alexander und winkte ihn zu sich.

Jetzt sah der Kammerdiener, dass er auf einem Knopf herumkaute.

„Wo ist der denn abgefallen?“, fragte Robert.

Alexander ließ sich den Knopf widerwillig aus der Hand nehmen. „Keine Ahnung.“

„Worum geht es denn?“, wollte der Ältere wissen.

„Ich bin nach dem Mittagessen mit Kleist am See verabredet. Zum Schwimmen.“

Robert machte einen Schritt zurück. Entsetzt sah er seinen Herrn an.

„Das ist nicht Ihr Ernst.“

Alexander wandte sich irritiert zu ihm herum. „Wieso nicht?“

„Weil…“ Robert fuhr sich verzweifelt über die Stirn. „Weil das Ihr Ende sein könnte?!“

Der junge Baron winkte ab.

„Hören Sie“, fing Robert erneut an, „Ist es…Laufen Sie nicht Gefahr, genau das zu tun, was Sie niemals wollten? Eine Beziehung, die– “

„Was für eine Beziehung?!?“, rief Alexander mit einem ironischen Lachen, „Wer sagt denn bitte, dass Kleist an mir auf solch eine Weise interessiert ist?“

Der Kammerdiener legte seinen Kopf schief und schenkte seinem Herrn ein mitleidvolles Grinsen. „Alexander.“, fing er an, „Ich habe Sie beide doch gesehen, da am Teich. Und Sie haben mir von ihm erzählt. Er hat Ihnen was-auch-immer vom Arm geleckt. Sie können mir nicht erzählen, dass er, auch falls er nur halbherzig an Männern interessiert ist, heute Nachmittag völlig unbeeindruckt bleiben wird, wenn Sie sich vor ihm am See ausziehen.“

Auf Alexanders Gesicht legte sich ein unsicheres Lächeln. „Meinst du?“, fragte er, und Robert konnte die Hoffnung in seiner Stimme hören, was ihn zum Seufzen brachte.

„Ich…ich würde es Ihnen doch gönnen, Alexander, aber…die Folgen…“

Da packte ihn der junge Baron an den Schultern und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Robert du…du meinst tatsächlich, er empfindet etwas für mich?! Er würde sich auf mich einlassen?!?“

„Selbstverständlich, nur– “

Robert verstummte, als sein Herr ihm einen Kuss an die Wange drückte.

„Verstehst du nicht, dass das mit Herrn von Kleist etwas völlig anderes ist?!“, rief Alexander begeistert. „Er ist kein Bauernjunge! Er war in der Armee, er ist von adligem Geschlecht! Er hat einen Ruf zu verlieren, genauso wie ich!“

Robert bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. „Er hat aber ebenso, im Vergleich zu einem Bauernjungen, den Rang und die Glaubwürdigkeit – ja, gar vielleicht die Absicht, Sie zu verraten.“

„Unsinn!“, tat Alexander die Sache ab und wandte sich wieder dem Schrank zu. „Was soll ich anziehen?“, fragte er, um auf die Ausgangsproblematik zurückzukommen.

Robert schob ihn ein wenig zur Seite und holte zielsicher die seiner Meinung nach passenden Kleidungsstücke heraus. „Ich schlage Ihnen diesen Rock vor, der ist etwas farbenfroher. Dazu diese Hose.“ Damit hielt ihm Robert einen hellbraunen Gehrock entgegen, der fast schon ins Gelbe ging und die passende Hose, wieder schnitteng und mit Schlag.

„Zum Schwimmen empfehle ich Ihnen das Adamskostüm.“

Alexander verdrehte die Augen. „Natürlich.“

Robert legte die Kleider auf dem Stuhl ab und öffnete seinem Herrn den Gürtel. Als er ihm die Hose hinunterzog, musste er schmunzeln.

„Was ist?“, fragte Alexander verwirrt nach.

„Ich dachte nur daran“, antwortete ihm Robert und ließ ihn aus den Hosenbeinen steigen, „dass ich möglicherweise bald arbeitslos sein werde, wenn Sie sich in Zukunft vom Herrn von Kleist ausziehen lassen.“

Alexander konnte nicht verheimlichen, dass ihm dieser Gedanke gefiel.

„Du wirst immer mit mir beschäftigt sein, Robert“, meinte er jedoch, „ob du willst oder nicht.“

„Da könnten Sie Recht behalten.“, lachte der andere.

Als Alexander fertig eingekleidet das Zimmer verlassen und hinunter zum Mittagessen gehen wollte, hielt ihn Robert am Arm fest.

„Nur, wenn er eindeutig auf Sie zukommt.“, sagte er und sah den jungen Baron eindringlich an, „Eindeutig. Sonst schaufeln Sie sich Ihr eigenes Grab.“

Alexander nickte. „Versprochen.“, meinte er und Robert ließ ihn los.
 

Beim Mittagessen saß die Baronesse mit ihnen am Tisch. Sie wirkte tatsächlich wieder gesund und kam sogar damit klar, dass Ferdinand unaufhaltsam auf sie einredete.

Auch wenn Alexander über die Genesung seiner Mutter erleichtert war, wurde er immer aufgeregter: Gleichwohl er vorhin im Gespräch mit Robert noch so überzeugt davon war, dass das mit Kleist und ihm heute wirklich etwas werden konnte, schien ihm jetzt der Mut zu schwinden.

Etwas. Was war dieses etwas überhaupt, das passieren mochte? Im besten Falle würden sie im See an irgendeinem Strauch oder Fels übereinander herfallen und sich anschließend darauf einigen, diesen schmachvollen Eklat für sich zu behalten.

Alexander sah mit unsicherem Blick zu Kleist auf, der ihm ein kleines Lächeln schenkte.

Und wenn der Leutnant viel zu schüchtern war, um eindeutig auf ihn zuzukommen? Dass Interesse bestand, war immerhin eindeutig sichtbar. Oder nicht?

„Wann…Wollen wir gleich nach dem Essen…?“, meldete sich Kleist leise zu Wort, während er im Rührei herumstocherte.

„Ja.“, entgegnete Alexander mit gezwungen fester Stimme, „Sofern es Ihnen so Recht ist.“

„Gerne.“, versicherte Kleist und nahm einen Bissen.

Alexander bekam selbst fast nichts herunter. Er hoffte so sehr, dass er später etwas ruhiger werden würde.

„Wo…wo liegt der See denn?“, wollte Kleist wissen und sah kurz zu Richard auf, da dieser so lange brauchte, um ihm Wasser nachzuschenken.

„An der Königsstraße.“, antwortete Alexander, „Der Fluss, der hindurchfließt, wird nur oberhalb genutzt, weshalb es wirklich ein stilles Plätzchen ist. Außerdem wunderbar durch einige prächtige Bäume, die am Hang stehen, abgeschirmt.“

„Hört sich…traumhaft an.“, meinte Kleist und sein Lächeln wurde etwas breiter.
 

Als nur noch Ferdinand aß – nun ja, eher alles in sich hineinschlang – erhob sich Alexander.

„Wir gehen ein wenig außerhalb spazieren.“, kündigte er an, vornehmlich seiner Mutter.

Diese nickte, und so verließ er zusammen mit Herrn von Kleist den Saal.

Sein Herz begann noch etwas schneller zu schlagen.
 

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So, im nächsten Kapitel erreichen sie dann endlich den See. Wirklich^^
 

Mit VLE geht’s gut voran, aber ich hab mir überlegt, dass ich warte, bis Ran wieder da ist, weil sie auch so nett war, auf meine Rückkehr mit Nilwis zu warten – also müsst ihr euch noch ein wenig gedulden und vorab mit ST vorlieb nehmen :3



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ran34
2011-08-08T16:17:01+00:00 08.08.2011 18:17
Das ist wirklich lieb von dir! :3
Ich bin ja jetzt wieder da und die anderen brauchen nicht mehr zu warten >.<

Ich hämmer dir hier jetzt nicht nen kurzen Kommi rein, weil`s mir nicht gefällt, sondern weil ich uuuuuuunbedingt wissen will, wie`s weitergeht, auch wenn mir Böses schwahnt! >.<

Richtig süß, wie unbeholfen Alex in diesem Kapitel wirkt und wie glücklich er ist! >.<

lg~
Von: abgemeldet
2011-08-05T22:35:42+00:00 06.08.2011 00:35
Och ne...Richard verzieh dich und Ferdinand ess lieber weiter, als die beiden zu stören...wenigstens das erste Mal (falls es dieses erste Mal dort geben wird) sollte glücken...(bin eben Romantikerin)

Robert mag ich nach wie vor sehr gerne und was die Baronesse angeht...ich hoffe sehr, dass sie erkennt, was Alex und Heinrich möglicherweise tun könnten und einen Plan austüftelt um Ferdi und Richi den ganzen Tag auf Trab zu halten...^^'
Von:  BloodyMary1342
2011-08-05T15:12:38+00:00 05.08.2011 17:12
Robert ist toll ^^ (aber ich denke, dass er sich nicht zu viele hoffnungen machen sollte. Also von wegen: "kaum noch arbeit mit Alex", schließlich wird es danach [falls Alex und Heinrich zusammen kommen^^] erst richtig stressig. er muss dann schließlich verhindern das sie entdeckt werden, oder alex trösten bzw. Ratschläge geben oder sowas halt xD^^)
Hmm... irgendwas ist schonwieder faul mit Richard, dass der solange braucht um Heinrich wasser einzuschenken?! (ich denke er wurde von Ferdinand beauftragt die beiden zu beobachten und zu belauschen)
Ich hoffe nur Ferdinand stört die beiden nicht
Ich freu mich übrigens auch total, dass es Alex mutter wieder etwas besser geht (find sie seit den letzten Kapiteln irgendwie toll)


Achso wegen deinem Tipp zum einschlafen!^^
Naja es hat zwar geklappt, aber nach dem dritten rumhüppelden Heinrich konnte sich Alex "leider" nicht mehr beherschen xD >.<


LG x3


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