Des Rätsels Lösung
4. KAPITEL: DES RÄTSELS LÖSUNG
"Das ist also mein Wunsch gewesen, aber ... Wenn ich es mir recht überlege würde
ich ihn doch lieber gegen meine Ruhe umtauschen", grummelte Vegeta.
Gerade war er am eindösen, da ertönte das nervtötende Lachen von ihr. Er wusste
zwar, dass sie und ihr Vater an diesem Abend den Kometen beobachten wollten,
aber das ging ja wohl auch leise, oder?
Abrupt setzte er sich aufrecht hin und schloss genervt die Augen. Konnte sie
nicht ruhig sein? Schließlich musste Vegeta bald schon wieder aufstehen und fit
für sein Training sein. Der sicherste Weg seinen Schlaf noch zu bekommen, war
für Vegeta, den Ursprung der Störung zu deaktivieren (nicht eliminieren). Bulma
musste ruhig gestellt werden. Vegeta schlug die dünne Decke zurück und schwang
die nackten Beine aus dem Bett. Fix zog er eine Hose über seine Shorts an und
warf ein Hemd über. Nachdem mindestens die Hälfte der Knöpfe durch die
dazugehörigen Knopflöcher geführt worden waren, öffnete Vegeta seine Tür und
beeilte sich in den Garten, immer gen Bulmas Aura. Das Lachen war übrigens
bereits verstummt.
~~~#-#~~~
Bulma lag auf der Hollywoodschaukel und wippte sich mit dem Fuß am Boden leicht
hin und her. Die Hände hielt sie über ihrem Bademantel verschränkt.
Ob Yamchu wohl schon eine neue Freundin hatte? Wahrscheinlich nicht, da er
sicher jede freie Minute seiner Zeit in Training investieren musste. Das war
auch einer der ausschlaggebenden Gründe gewesen, dass er und Bulma sich
einvernehmlich getrennt hatten. Gut sieben Wochen war das jetzt her. Nicht, dass
sie ihn nicht irgendwie ein bisschen vermisste, aber Bulma fehlte eher die
Zweisamkeit an sich. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr waren sie und Yamchu ein
Paar gewesen und das Single-Dasein erwies sich als schwieriger als erwartet ...
und auch als einsamer.
Bulma hob den Blick zu den Sternen und verfolgte interessiert die Spur des
Halleyschen Kometen. Nicht, dass sie nicht schon viele dieser Himmelskörper
gesehen hätte, aber dieser war wohl einer der bekanntesten und da er eine
Periode von 76,0 Erdenjahren besaß, hatten nur wenige Menschen das Glück den
Kometen mehr als einmal (wenn überhaupt) zu sehen. Auch wenn Bulma eine geniale
Wissenschaftlerin war, war sie doch im Grunde ihres Herzens eine Frau, die an
den schönen Dingen des Lebens gefallen fand und diese dann auch mal laienhaft
betrachten konnte. Anders als ihr Vater, der den Kometen mit dem Teleskop genau
verfolgte. Für Mrs. Briefs war das ganze Spektakel (es war mittlerweile schon 2
Uhr morgens) zu spät. Sie war bereits zu Bett gegangen und würde sich am
darauffolgenden Tag eine Dokumentation über das Event des Jahrhunderts ansehen.
Irgendwo musste sie schließlich anfangen, mit ihrem Mann Schritt zu halten, um
sich wenigstens ein wenig mit ihm unterhalten zu können. Der ganze
wissenschaftliche Kram war ohne Zweifel viel zu hoch für die arme Mrs. Briefs.
Der Professor seinerseits kümmerte sich im internen Zoo um die Flora und Fauna,
so gut er es eben konnte. Auch wenn er dies meist mit experimentell fundiertem
Hintergrundwissen tat, widmete er sich doch dem leidenschaftlichen Hobby seiner
Frau, und war ihr so ein großes Stück näher.
Bulma hatte sich Yamchu zuliebe lange Zeit dazu durchgerungen, sich für den
Kampfsport zu interessieren, aber war je etwas zurückgekommen? Sicherlich, er
hatte viel trainieren müssen, um mit den bösen Gegnern, die sich den Z-Senshi am
laufenden Band in den Weg gestellt hatten, fertig zu werden. War das aber
Ausrede genug, um sich nicht auch einmal mit Bulmas Erfindungen, ihrem
Lebenswerk zu beschäftigen? Das einzige Gerät, das er je näher betrachtet hatte,
war sicherlich der Dragonradar, wenn er eine goldene Kugel lokalisieren wollte
... und das war's dann auch schon. Aus die Maus. Gegen Ende ihrer Beziehung war
das schon ziemlich frustrierend.
Eigentlich hatte es ja nie jemanden gegeben, der ihre Arbeit ernsthaft gewürdigt
hätte. Mrs. Briefs verstand nichts von Technik, Bulmas Vater war ebenfalls so
klug wie sie und war nicht recht in der Position, die Genialität seiner Tochter
zu erkennen. Natürlich verstand er, dass sie hervorragende Erfindungen machte,
aber da er selbst auch so intelligent war, sah er das Genie seiner Tochter als
normal an. Die Preise und Auszeichnungen, die Bulma im Lauf ihres
Wissenschaftler-Daseins verliehen worden waren, zeugten zwar von Anerkennungen,
es fehlte ihnen aber die gewisse Persönlichkeit. Keine dieser Kommissionen
kannte die wahre Bulma. Blieb letztendlich noch eine Person, von der Bulma sich
ihren Respekt, ihre Achtung holen konnte. Diese eine Person, die es doch glatt
als unhöflich auslegen würde, wenn man nicht, wenn sie den Raum betrat, in
Schweigen verfiel und durch unzählige Verbeugungen der Unterwürfigkeit zeugte.
Vegeta. (Mr. ,Ore wo Seijin no Ouji da!') Prinz eines 2-Personen-Volkes (er
selbst inklusive). Er, der sie immer ,Onna' nannte. Warum tat er das eigentlich?
Konnte er sich den Namen ,Bulma' denn so schwer merken? [JM: Hat unser lieber
Vegeta ein schlechtes Gedächtnis, oder ist der Name Bulma einfach zu lang für
ihn?!?] - [MS: Er kann ihn sich eh merken, aber er will sie halt gern ärgern!
Das kannst du wahrscheinlich nicht verstehen, was?] Das würde allerdings
erklären, warum er wie ein hängen gebliebener Schallplattenspieler immer
wiederholen musste, er sei der Prinz der Saiyajin. Anscheinend würde er es sonst
selbst vergessen [NL: Tja, jeder bekommt einmal Alzheimer. Einer später, Vegeta
früher!], da es niemanden gab, der ihm durch demütige Hingabe (von Goku nie zu
erwarten) zu erkennen gab, dass er, Vegeta, der Herrscher eines Volkes war.
Bulma betrachtete das blau glitzernde Kristallfläschchen auf dem Gartentisch. Es
war schon beinahe leer, der letzte Rest warf die spärlichen Lichtquanten diffus
zurück.
"Ein letztes Mal", murmelte Bulma und fischte nach dem Fläschchen, welches ein
blumiges Parfum beinhaltete, das sie zu ihrem ersten Jahres-Jubiläum von Yamchu
bekommen hatte. Sie schraubte den Verschluss runter und besprühte zart ihr
Dekolleté und ihre Handgelenke. Jetzt war das Fläschchen vollends leer und
landete anschließend im Müll. Auch wenn Bulma eine Frau war, sammelte sie nicht
jedes sentimentale Erinnerungsstück. Nachdem der Flakon im Glascontainer
verschwunden war, legte Bulma sich wieder auf die Schaukel und sah dem Kometen
nach, der beinahe schon wieder hinterm Horizont verschwunden war. Normalerweise
waren diese Naturschauspiele nur dazu da, einfältigen Menschen ihre Wünsche zu
entlocken. Aber Bulma war gewiss alles andere als einfältig, oder? War sie doch
ein Genie, eine angesehene Wissenschaftlerin und ... wunschlos glücklich?! War
es vielleicht am Ende die Schuld ihres Genies, dass die Beziehung von ihr und
Yamchu in die Brüche gegangen war? Ihr Genie, das sie von der üblichen Masse
abhob und zu etwas Besserem machte? Besser, aber einsam?! Was, wenn sie sich
einfach etwas wünschte und so ihrem gängigen Klischee entkäme, das sie als
superintelligent aber auch als superlangweilig abstempelte?
Bulma nahm sich nicht mal die Zeit, ihren Wunsch sorgfältig zu formulieren,
sondern sprach einfach das aus, was ihr als erstes in den Sinn kam.
"Ich wünsche mir ..."
~~~#-#~~~
Bulma wäre fast von der Schaukel gefallen, als ein sichtlich erregter [MS: Noch
bevor Namenlos einen Comment abgeben kann: Nein, er ist nicht geil. Sie denkt
einfach nur in eine Richtung - ratet mal in welche! Nach unten ...] - [NL: (JM:
Hechel, hechel) was soll das heißen? (JM: Hechel, hechel)] - [MS: Keine Ahnung,
was das zu bedeuten hatte.] Vegeta quer über die Terrasse gestürmt kam.
*Oje*, dachte sie. *Kann der leicht Gedanken lesen, oder warum ist er so aus dem
Häuschen?*
"Was soll das?", wollte er aufgebracht wissen. "Manche Menschen wollen um die
Uhrzeit schlafen. Also sei gefälligst leise!"
Bulma runzelte leicht die Stirn und meinte dann: "Ich bin doch ganz ruhig. Du
bist es, der hier herumbrüllt."
Vegeta geriet ins Straucheln.
Was bildete sich die Frau bloß ein? Woher nahm sie sich die Frechheit ihm solche
Dinge ins Gesicht zu sagen? Wahrscheinlich sollte er ihr wieder einmal
demonstrieren, mit wem sie es zu tun hatte, sie in die Schranken weisen und ihr
zeigen, dass sie ihre spitze Zunge noch mal in ernstere Schwierigkeiten bringen
könnte.
Sanft schlug Vegeta deshalb mit der flachen Hand auf den Gartentisch, gerade
hart genug, dass er ein wenig zitterte, aber nicht zusammenbrach.
Bevor Vegeta jetzt aber seine Tirade auf Bulma niederprasseln lassen konnte,
stellte er fest, dass seine Handfläche feucht war. Im schwachen Mondschein besah
er sich die Sache genauer und schnupperte leicht. Sofort hielt er die Hand so
weit von seinem Körper weg wie irgend möglich.
"Igitt!", entfuhr es ihm und er versuchte krampfhaft die angesaugte Luft durch
die Nase auszustoßen, um den für eine Saiyajinnase viel zu stark konzentrierten
Duft loszuwerden.
"Was sollte das schon wieder?"
Bulma roch kurz und stellte rasch fest, dass das ihr Parfum war. "Der Flakon hat
sicher ein Loch gehabt und ist ausgelaufen. Ich hab' ihn da am Tisch hingestellt
gehabt." Da Bulma trotz aller Zickigkeit nicht lebensmüde war, fügte sie hinzu:
"Tut mir leid ... War ja keine Absicht."
Vegetas obligatorischer unfreundlicher Kommentar blieb aus, was Bulma doch sehr
wunderte. Noch mehr verunsicherte sie, dass Vegeta nur dastand, sie merkwürdig
ansah und leicht benommen den Kopf schüttelte.
"Ist dir nicht gut?", fragte sie spontan und stand von der Schaukel auf. "Du
bist auf einmal so blass, Vegeta."
"Was ...?", stammelte er, trat noch einen Schritt an sie heran und umfasste ihre
Oberarme. "Warum ...?"
Bulma schluckte nervös und hielt den Atem an. Was war denn jetzt wieder in ihn
gefahren? Meistens war er doch so berechenbar, aber das gerade ... Was hatte er
vor?
Vegeta verfolgte angespannt Bulmas Zungenspitze, die unbewusst ihre trockenen
Lippen befeuchtete. Was war das? Er hatte sie doch früher auch nicht ...
anziehend gefunden. Was hatte sie mit ihm angestellt? Oder besser: Seit wann war
sie denn so scharf auf ihn, dass sie diese ,Verführung' in die Wege geleitet
hatte? Vegeta wusste es nicht. In diesem Moment wusste er eigentlich gar nichts
mehr, seine Gehirnwindungen waren lahmgelegt und seine Gedanken drehten sich um
ein einziges Thema: Wie konnte er seine gerade eben aufgeflammten Bedürfnisse
befriedigen? Die Antwort kam sofort im Anschluss als er sich wie von selbst nach
vorne beugte und sie küsste.
Bulmas Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie Vegetas weichen Mund auf
ihrem spürte, und sie stand weiter wie erstarrt da. Im Gegensatz zu Vegetas
Gehirn, das auf Standby lief, arbeitete ihres auf Hochtouren. Was sollte das
jetzt bedeuten? Wollte er ihr mit dem Kuss etwas zeigen? Nein, eher nicht, denn
dafür war er offensichtlich zu unerfahren. Er hielt sie auch nicht wirklich
fest, sodass sie sich mit Leichtigkeit aus seiner Umarmung hätte winden können,
wenn sie es denn gewollt hätte ... Irgendwo da stockten Bulmas Gedankengänge ...
Wenn sie es denn gewollt hätte? Hatte sie es denn so nötig, dass sie sich mit
Vegeta einließ? Oder wollte sie nicht weg, gerade weil er Vegeta war? Vegeta?
Bulma versuchte sich alle seine Nachteile ins Gedächtnis zu rufen, es fielen ihr
aber partout keine ein. Sie und Vegeta? Dieser Gedanke schien so absurd, dass er
schon wieder irgendwie ... reizvoll klang.
Bulma schloss nun auch die Augen und erwiderte den Kuss. Um die Konsequenzen
konnte man sich nachher immer noch Gedanken machen. Mit diesem Vorsatz im
Hinterkopf schickte sie sich an Vegetas Knopfleiste, die - vorhergesehenermaßen?
- nur halb verschlossen war, zu öffnen. Er löste sich von ihren Lippen und nahm
Bulmas geschäftige Hände in die seinen. Ihre Enttäuschung nicht verbergend
schaute sie auf und traf sich mit seinem Blick, der keine Spur von Überlegenheit
aufwies. Vielmehr zeichnete sich ein Ansatz eines Lächelns auf seinem Gesicht
ab. Er führte ihre Hände zu seinem Nacken, umfasste dann ihre Taille und flog
auf das einzige Fenster zu, das er von außen öffnen konnte. (Mrs. Briefs hielt
die Gästezimmer immer so sauber wie den Rest des Hauses, da man ja nie sicher
sein konnte, wann Besuch über Nacht blieb.)
Als Vegeta noch keinen GR zum Trainieren hatte, machte er die verlassenen
Gegenden außerhalb der Hauptstadt unsicher. Wenn er dann spätabends zur C.C.
zurückkam und er keine Bulma ertragen konnte, huschte er durch das Fenster in
sein Gästezimmer.
So wie auch jetzt. Nur, dass er Bulma diesmal nicht ent- sondern näher kommen
wollte.
To be continued in 5. Kapitel: ,Worte, die gesagt werden müssen'