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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Das passende Gegenstück

Kapitel 5: Das passende Gegenstück
 


 

„Das hat man doch nicht in seiner Macht, in wen man sich verliebt!“ (Henrik Ibsen)
 

Stefans Sicht:

„Ich wünsch euch einen angenehmen Tag, ich muss jetzt los“, sagte unser Vater und verschwand darauf kurz vom Esstisch. Da Damon und ich die einzigen waren, die da waren, war Höflichkeit nicht unbedingt notwendig.

„Wollen wir das Spiel ausprobieren von dem du mir erzählt hast?“, fragte ich meinen großen Bruder.

Ich freute mich, dass er wieder da war, ich hatte ihn vermisst.

Zwar war es schön mit Katherine Zeit zu verbringen, es war wahrscheinlich das angenehmste auf der Welt, aber ich wollte auch etwas mit ihm unternehmen.

Er war nicht nur mein Bruder, er war auch mein bester Freund.
 

Damon schüttelte lächelnd den Kopf.

„Heute nicht, kleiner Bruder. Ich gehe mit Elena spazieren“, erklärte er mir und ich sah ihn überrascht an.

Er ging mit Elena spazieren?

Daran waren irgendwie gleich zwei Dinge falsch.

Erstens, Damon interessierte sich niemals für eine Frau so sehr, das er mit ihr spazieren gehen würde.

Zweitens, Elena war so unnahbar, wie hatte er das geschafft?

Sie redete so wenig und war nur in ihren Büchern versunken.

Zwar liebte ich auch Bücher, aber sie schien keinen Spaß zu haben. Immer war sie in Gedanken und redete nur das nötigste.
 

Also war das wirklich eine komische Sache.

Aber auf der anderen Seite war ich ehrleichtert, wie auch schon gestern Abend, als er sich ihr zugewandt hatte.

So interessierte er sich zumindest nicht für Katherine.

Sie würde ihn bestimmt mehr mögen. Damon war eigentlich der lustigere von uns beiden, mit dem es mehr Spaß machte Zeit zu verbringen.

Deswegen war es komisch, das wir uns ausgerechnet für das gegenteilige Mädchen zu uns interessierten.
 

„Du guckst so, als wäre das etwas unmögliches, Stefan“, holte mein Bruder mich aus meinen Gedanken und überrascht schaute ich auf.

„Nein, das ist es nicht. Entschuldige.

Ich bin nur überrascht, dass du dich so für ein Mädchen zu interessieren scheinst, das du ihr so viel Aufmerksamkeit schenkst.“

Er hatte sich zwar schon vorher für Mädchen interessiert, sogar mehr als ich, aber nicht so, dass er ihre Aufwartung machen würde.

Elena begegnete er aber mit all der Etikette.

„Nun, Elena ist etwas Besonderes.

Ich weiß nicht, aber ich finde sie ist… perfekt.“
 

Überrascht sah ich Damon an.

Er hatte nach dem richtigen Wort gesucht und als er es gefunden hatte, schien es einfach nur richtig zu klingen.

Er fand Elena perfekt?

Was war zwischen den beiden passiert?

Redeten wir hier über dieselbe Elena?

„Bist du sicher?

Ich mag Katherine mehr, sie ist erfrischender.

Sie sucht das Abenteuer, ich hätte gedacht das du dich für sie interessierst.“

Eigentlich sollte ich mich für die Worte schlagen, dass ich ihn auch noch auf sie aufmerksam machte, war wirklich ziemlich dumm von mir.

Was dachte ich mir nur dabei?
 

Damon aber schüttelte bestimmend den Kopf.

„Elena ist das Abenteuer.

Allerdings hätte ich gedacht, dass du sie mehr mögen würdest.

Sie liebt Bücher und die Natur, genau wie du.“

Kurz dachte ich darüber nach, schüttelte dann aber genauso bestimmend den Kopf wie er.

Nein, sie war mir viel zu reserviert.

Grinsend sahen wir uns an.

Schien als hätten wir beide uns in unser Gegenteil verliebt, wenn das bei Damon das richtige Wort war, aber ich wusste genau dass mich Katherine schon jetzt vollkommen verzaubert hatte.
 

Mein Bruder trank seinen Kaffee aus, dann stand er auf und klopfte mir auf die Schulter.

„Nun denn, Stefan. Ich mach mich fertig.

Ich bring dir das Spiel heut Abend oder morgen bei.

Jetzt muss ich erstmal das bezauberndste Mädchen auf Erden erobern.“

Stirnrunzelnd sah ich Damon hinterher.

So glücklich und unbeschwert hatte ich ihn selten gesehen.

Natürlich grinste und lachte er viel, aber meist war dabei viel Sarkasmus und anderer Humor, der seine wahren Gefühle versteckte.

Dass unser Vater so wenig von ihm hielt, machte ihn mehr zu schaffen als er zu gab.

Aber jetzt schien er ganz von allem befreit zu sein.

Elena schien es ihm tatsächlich angetan zu haben, wenn er sich so benahm.

Er war glücklich und das freute mich.
 

Ich frühstückte noch zu Ende und las nebenbei die Zeitung. Da es noch früh am Morgen war, war es noch relativ ruhig im Haus.

Komisch, früher hatten Damon und ich dafür gesorgt, dass es auf jedenfall nicht so war.

Nun nahmen wir Rücksicht auf die Damen und oft war es Katherine, die mit ihrem munteren Lachen, das Haus belebte.

Nach einer Weile kam Damon wieder, in Kleidung die er sonst nicht so sehr mochte, da man sie nicht unbedingt dreckig machen sollte.

„Was meinst du? Wie seh ich aus?

Kann ich ihr so gegenübertreten und mich mit ihr sehen lassen?“, fragte er grinsend.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf.

Wir hörten Schritte und gingen zur Eingangshalle, wo Damon am Treppenansatz auf seine heutige Begleitung wartete.
 

Elena und Katherine kamen die Treppe herunter. Eins musste ich zugeben, auch Elena war wunderschön.

Natürlich war sie das. Sie und Katherine waren Zwillinge und glichen sich von ihrem Äußeren her exakt. Aber Katherine hatte diese fröhliche Ader und ein Lächeln das einen mitreißen konnte.

Damon verbeugte sich tief und Elena reichte ihm ihre Hand, die er küsste.

Sie passten zueinander.

Damon trug ein blaues Jackett, eine dunkelblaue Hose und eine passende blaue Krawatte zum weißen Hemd. Er sah aus wie ein richtiger Gentleman.

Elena trug ein hellblaues Kleid aus Samt und dazu weiße Handschuhe. Wie immer sah sie aus wie eine richtige Lady, eine Dame.

„Guten Tag, Miss Pierce. Sie sehen wunderschön aus.“
 

Mir fiel auf, das Damon sie noch immer siezte. Selbst ich hatte Elena bereits am ersten Tag mit Vornamen angesprochen.

Zugern hätte ich ihrer ersten Begegnung beigewohnt. Diese schien ja sehr interessant gewesen zu sein.

„Vielen Dank, Mister Salvatore“, erwiderte Elena kurz lächelnd und die beiden gingen nach draußen. Zwei Zofen folgten ihnen mit gebührendem Abstand, sodass sie die beiden beobachten konnte und trotzdem keines ihrer Worte verstanden.

„Keine Sorge, Stefan. Meine Schwester besitzt genug Anstand, um eine ganze Armee damit zu versorgen. Es wird nichts passieren“, beruhigte sie mich, obwohl das nicht wirklich meine Sorge gewesen war.

Ich fragte mich, wie ernst es meinen Bruder mit Elena war. Sie war eine Dame und würde sich keine Spielchen gefallen lassen.

Ich wandte mich Katherine zu, die auch so gekleidet war, als würde sie rausgehen wollen.
 

„Wollen wir in den Garten gehen?“, fragte ich sie freundlich, doch sie schüttelte sogleich bedauernd den Kopf.

„Tut mir leid. Ich wollte meine Freundin Pearl, in der Stadt besuchen gehen“, entschuldigte sie sich bei mir und ich konnte nicht umhin enttäuscht zu sein. Ich war es so gewohnt mit ihr, Zeit zu verbringen, dass mir mein Leben ohne sie so leer erschien. So bedeutungslos.

„Dann wünsche ich dir viel Spaß. Ich werde mich derweil meinen Studien widmen.“

Diese hatte ich sowieso seit ihrer Anwesenheit vernachlässigt, auch wenn diese nur halb so spannend war, wie die Zeit mit ihr.

Ich begleitet sie nach draußen und küsste Katherine zum Abschied auf die Hand, bevor sie mit einer ihrer Zofen in die Stadt verschwand.
 

Obwohl das Haus vor einer Woche genauso leer gewesen war, wie jetzt, spürte ich erst jetzt die Einsamkeit.

Kein helles Lachen, das einen ansteckte, keiner der durch den Garten spazierte und sie Blumen betrachtete und kein Bruder, der sich wirklich komisch benahm.

Ich ging in die Bibliothek, die Elena und mein Vater gerade mehr benutzten als ich, dabei wollte ich doch Arzt werden und lernte deswegen sehr viel darüber.

In der nächsten Zeit sollte ich ein gutes System finden, um meinen Tag besser einzuteilen. Ich musste ein gesundes Mittelmaß finden.



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