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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Was ist hier los?

Kapitel 12: Was ist hier los?
 


 

„Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heißt: Je mehr wir lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben.“ (Hermann Hesse)
 

Damons Sicht:

Ich war verwirrt.

Wirklich stark verwirrt.

Aber das konnte man mir auch in dieser wirklich abstrakten Situation nicht vorwerfen.

Stefan las ein Buch, an und für sich nichts ungewöhnliches, besonders in einer Bibliothek, in der wir uns zurzeit befanden.

Doch auch Vater war im Raum und goss gerade mir und sich selbst ein Glas Whiskey ein.
 

Der Fehler war dabei nicht schwer zu finden.

Eigentlich führten Stefan und Vater immer Gespräche, wenn sie zusammen in einem Raum waren. Dabei wurde ich entweder ignoriert, spärlich mit einbezogen oder mit abfälligen Bemerkungen bedacht.

Aber das kam nicht, wie auch, wenn die beiden nicht miteinander redeten?

Doch warum redeten die beiden überhaupt nicht miteinander?
 

Vater reichte mir das Glas und setzte sich dann mir gegenüber.

„Wann musst du wieder zurück zu deiner Einheit?“, fragte Vater an mich gewandt und ich versuchte meine Überraschung zu überspielen, dass er das Wort an mich gerichtet hatte.

„Schon nächste Woche“, meinte ich bedauernd. Vor kurzer Zeit hatte ich nichts Schöneres finden können, um von hier weg zu kommen. Um von ihn wegzukommen.

Dich jetzt würde ich am liebsten nur noch hierbleiben, wegen ihr. Elena.

Allein der Gedanke an sie ließ mich glücklich werden.
 

Aus Vaters Gesicht konnte ich nicht lesen, was er dachte.

„Wie sieht es aus? Denkst du der Krieg wird bald zu Ende sein?“

Überrascht sah ich ihn an. Worum ging es bei der Frage? Oder womit wollte er darauf hinaus?

„Denkst du dass du bald wieder heim kommen kannst?“, fragte er weiter nach und ich bemühte mich meine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen.

Seine Stimme klang gar nicht, als würde er diesen Tag verfluchen, sondern als würde er ihn wirklich herbeiwünschen. Es ging um meine Heimkehr?
 

„Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wird der Krieg wirklich bald vorbei sein, aber wir werden ihn wohl verlieren“, sprach ich ganz ehrlich aus.

Es war auch nicht wirklich das ehrenvollste Ziel für das wir kämpften, die anderen Staaten hatten ein viel mehr das Recht zu gewinnen.

Aber mir ging es da, wenn dann überhaupt, mehr um die Verteidigung unseres Staates. Doch hat dieser das überhaupt verdient, wenn er sowas wie die Sklaverei nicht nur einfach tolerierte, sondern das Recht auch noch verteidigte?

Da war ich mir nicht so sicher.

„Bitte schreib mir, so oft du kannst, damit ich über die Lage dort informiert bin“, bat er mich.
 

Wahnsinn, das war auch ein Versprechen, das er mir schreiben würde.

Zwar hatte mir Stefan oft geschrieben, aber von Vater hatte ich bisher höchstens Anstandsbriefe bekommen.

„Wie ihr wünscht Vater“, sagte ich und neigte leicht den Kopf.

Das bedeutete ich würde von Vater, Stefan und Elena Briefe erhalten.

Auch sie hatte mir vor einer Woche versprochen zu schreiben, als Katherine mir dieselbe Frage wie Vater gestellt hatte.
 

Rückblick

„Wann müssen sie wieder zurück zu ihrer Einheit?“, fragte Katherine an mich gewandt. Ich merkte wie schwer es ihr fiel, ihren Aufmerksam von meinen Bruder zu nehmen.

Elena anscheinend auch, denn sie schmunzelte darüber, was sie aber versuchte zu verstecken.

„In zwei Wochen“, antwortete ich. Da ich mich freiwillig gemeldete hatte und aus einer wohlhabenden Familie kam, fiel der Urlaub für mich länger aus, als für andere.
 

„Findet ihr es schrecklich dort oder eher als Ehre für die Konföderierten zu kämpfen?“, fragte Katherine mich weiter.

Gerade wollte ich antworten, da übernahm Stefan das für mich.

„Eher schrecklich langweilig, wenn nicht gekämpft wird. Das abwarten ist nichts für Damon“, erklärte Stefan und Katherine wandte sich ihm wieder interessiert zu.

Ich hörte wie Elena neben mir sich stark ein Kichern unterdrücken musste und das hinter ihrer Hand als Husten zu tarnen versuchte, allerdings bekamen weder Stefan noch Katherine davon wirklich was mit.
 

Lächelnd sah ich sie an und sie erwiderte meinen Blick mit einem Nicken.

„Wenn sie möchten, schreibe ich ihnen, dann wissen sie alles was hier passiert und können es sich ausmalen, vielleicht ist es dann nicht ganz so langweilig“, schlug sie mir vor.

Überrascht sah ich sie an, nickte dann aber eilig. Ich hatte auch schon überlegt, sie um Erlaubnis zu fragen, ihr schreiben zu dürfen. Damit hatte sich das erledigt.

„Sehr gerne. Ich werde mich über jeden Brief, den sie mir schicken freuen.“

Dann würde ich viele Worte von ihr sehen und das sie mir schreiben würde war ein gutes Zeichen. Vielleicht würde sie auf mich warten.
 

Mein Vater kam ins Esszimmer, auf den wir alle gewartet hatten.

Wir wollten alle aufstehen, doch sagte er: „Ihr Damen, bleibt bitte sitzen.“

Stefan und ich warteten, bis auch Vater saß, dann setzten wir uns wieder hin.

„Entschuldigt, dass ich so spät komme. Ich hatte noch ein wichtiges Gespräch mit einem Architekten“, erklärte er.

Ja, natürlich. Bei Vater war jedes Gespräch wichtig.

„Geht es dabei um die Bibliothek, die gebaut werden soll, Sir?“, fragte Elena interessiert und lächelnd wandte sich mein Vater an sie.

Er mochte sie wirklich sehr gerne. Wahrscheinlich weil sie so anständig und gescheit war. Oder es war der Grund, der auch mir schon aufgefallen war, sie war die perfekte Dame.
 

„Allerdings. Natürlich haben wir noch nicht genug Geld, aber um sie zu bauen reicht es und jetzt wollen wir Geld sammeln, damit sie wirklich gut wird und auch groß. Außerdem brauchen wir auch viele Bücher“, erklärte er ihr.

Vater war sehr stolz auf sein Projekt und er investierte mal wieder sehr viel Zeit darin.

„Wenn ich irgendwie helfen kann, sagen sie mir bitte Bescheid. Ich würde mich freuen bei so einem Projekt zu helfen.“

Lächelnd verfolgte ich das Gespräch zwischen Elena und meinen Vater. Ich mochte es Elena zuzuhören, sie hatte eine so angenehme Stimme und alles was sie sagte schien wichtig zu sein. Ich fragte mich wie es war mit ihr zu schreiben.

Rückblick Ende
 

Allerdings war dieses Ereignis bereits eine Woche her, aber ich glaubte dass sie ihr Wort hielt.

Doch in letzter Zeit hatte ich sie bis auf die Essenszeiten kaum gesehen und dort war sie wieder sehr zurückhaltend zu mir, schon seit ein paar Tagen.

Ich hoffte das ich sie nicht irgendwie unbeabsichtigt verärgert hatte, aber ich wusste auch nicht wie.

Ich trank mein Glas aus und stand dann auf.

„Ich werde mich zurückziehen. Viel Erfolg bei deinen Studien, Stefan. Gute Nacht, Vater“, verabschiedete ich mich von den beiden und stand dann auf.
 

Ich ging hinauf in mein Zimmer, da hörte ich eine Stimme, die ich unter tausenden wiedererkennen würde.

Meine Neugier überwog und deswegen folgte ich ihr sofort.

Ich linste durch einen Türspalt und sah dort Elena.

Meine wunderschöne Elena, nur mit einem Nachthemd bekleidet. Nagut, sie war nicht meine Elena. Aber ich wünschte mir, dass es irgendwann so sein würde.

„Lieber Gott, bitte lass mich das, was ich nicht ändern kann, gelassen hinnehmen.

Gib mir Mut, das zu ändern, was ich ändern kann und gib mir die Weisheit, zwischen beiden Dingen zu unterscheiden.

Amen“, schloss sie ihr Gebet.
 

Noch eine Weile stand sie mit geschlossenen Augen vor dem Kamin, bevor sie die Kerze darauf auspustete.

„Ihnen ist schon klar, Mister Salvatore, dass es wirklich nicht schicklich ist eine Frau zu beobachten, besonders wenn sie nicht weiter als ein Nachthemd trägt“, hörte ich ihren Tadel und sofort drehte ich mich von ihr weg, mit dem Rücken zur Tür.

„Entschuldigung, Miss Pierce. Ich wollte sie nicht belauschen, es ist einfach… Es tut mir leid“, sagte ich etwas unbeholfen.
 

Ein Schweigen folgte darauf, was wirklich unangenehm war und mein Herz schlug mir bis zum Hals.

„Ich wusste nicht dass sie an Gott glauben“, platzte es aus mir raus, da ich diese Stille nicht mehr ertragen konnte.

„Glauben sie nicht an Gott? Ich nehme an auf dem Schlachtfeld ist das wohl das einzig tröstende, zu wissen das es einen besseren Ort gibt“, sagte sie und berührte mich an der Schulter. Mein Kopf zuckte sofort zu ihr herum.

Sie hatte die Tür etwas weiter geöffnet und trug nun einen Morgenmantel, sodass von ihrem Nachthemd nichts mehr zu sehen war und das einzig nackte was jetzt zu sehen war, waren ihre Füße und ihre Gesicht.

Ihre braunen Haare fielen in sanften Wellen an ihrem Rücken herunter und zum ersten Mal sah ich genau wie lang sie waren. Sie sah einfach bezaubernd aus, selbst in diesem Aufzug.
 

Ich erwischte mich selbst beim starren und trat einen Schritt zurück.

„Für einige vielleicht, aber schließe mich eher der Meinung der anderen Hälfte an. Man überlegt und denkt an seine Verwandten, an die Menschen die man liebt. Das hilft mehr.“ Ich sah ihr lange in die Augen. „Ich werde an sie denken“, gab ich zu.

Ihr Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos. Wieder entstand eine Stille, doch diesmal unterbrach sie diese.

„Mister Salvatore, ich weiß nicht viel über die Liebe, nur wie zerstörerisch sie sein kann. Bitte verrennen sie sich nicht in etwas“, meinte sie und wollte die Tür schließen, doch ich hielt sie auf.
 

„Das tu ich nicht. Und selbst wenn, ich weiß sie sind es wert.“

Sie sah mich lange an, dann schlug sie die Augen zu und atmete tief durch.

„Gute Nacht, Mister Salvatore“, wünschte sie mir und schloss dann die Tür.

Noch lange blickte ich darauf, bis ich mich selbst wirklich zurückzog. Ich wünschte mir so sehr, sie zu verstehen.

Sie war ein Rätsel und ich wusste nicht wirklich viel über sie, aber ich wollte es so sehr.
 

Ich wachte aus einem unruhigen Traum auf und schreckte hoch.

Aber ich erschreckte mich noch mehr, als ich sah, wer dort vor meinem Bett stand. Braune Augen blickten mich unentwegt an.

Ich richtete mich auf und wischte mir über meine Augen, doch als ich sie wieder öffnete war sie nicht mehr da.

Was war das gewesen? Wunschdenken?

Elena würde doch nie mitten in der Nacht zu mir kommen, dafür war sie zu anständig.



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