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Himmelskind

von

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Zartbitter

Isbjorg stand am Heck und blickte zum Horizont, der sich langsam hell färbte. Sie war hundemüde, denn nach letzter Nacht, konnte sie nur schlecht schlafen. Dieser Ausbruch von Marco beschäftigte sie. Aber nicht, weil sie zu dem Zeitpunkt, tatsächlich Angst vor ihm hatte, sondern weil sie sich um ihn sorgte. Sie fragte sich, was in ihn gefahren war. Was er träumte, oder erlebt hatte, um so einen Hass zu entwickeln. Außerdem schmerzte ihr Hals. Sie trug lockere, sportliche Kleidung und hatte sich die Haare nach oben gebunden. Denn sie hatte spontan beschlossen, mit Elena mit zu trainieren. Sie wollte sowieso ihr Training steigern, jetzt wo sie wieder durfte und so konnte sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie horchte auf, als sie leise Schritte hörte und drehte sich sachte in die Richtung.

„Du bist überpünktlich. Gut“, nuschelte Isbjorg und beäugte jede Bewegung von Elena, als sie sich neben sie stellte. Leise gähnte die Schwarzhaarige.

„Ja. Auch wenn ich direkt wieder schlafen könnte“, nuschelte sie, grinste aber schief und Isbjorg wusste, dass das wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach. Denn Elenas Augen zeigten ihr etwas anderes. Nämlich Aufregung, Neugierde und Wissbegierigkeit. Und triumphierend lächelte Isbjorg, denn sie hatte das erste Ziel erreicht. Elena hatte Blut geleckt und wollte mehr. Und sie sollte mehr bekommen. Viel mehr.
 

„Sehr schön. Und trotzdem bist du hier. Als Erstes, nimm das“, murmelte Is und reichte ihr einen kleinen Lederbeutel.

„Was ist das?“, fragte Elena und öffnete es. Darin befanden sich kleine Blätter, die einen intensiven Duft absonderten.

„Das sind besondere Blätter, aus meiner Heimat. Die Blätter stammen von einem einzigartigen Baum, der Schlafbaum genannt wird. Der Saft des Baumes, wirkt berauschend. Er verändert deine Sinne, vor allem dein Sichtfeld. Aber die Blätter wirken anders. Sie stabilisieren deinen Kreislauf und steigern deine Ausdauer. Da wir vor dem Frühstück, schon die ersten Trainingseinheiten haben werden, kann es passieren, dass dein Kreislauf schlapp macht. Du bist das intensive Training nicht gewöhnt. Sollte der Fall eintreten, legst du dir ein solches Blatt auf die Zunge. Nicht kauen oder herunter schlucken! Einfach auf die Zunge legen und gegen deinen Gaumen drücken“, erklärte die Nord und Elena nickte zweifelnd. Is bemerkte sofort, dass Elena den Deadra Dolch mit hatte, doch zu ihrem Unmut, trug sie ihn schon falsch.

>Das fängt ja gut an<, schoss es Isbjorg durch den Kopf und sie seufzte genervt.

„Schön das du den Dolch mit hast, doch warum trägst du ihn so offensichtlich am Gürtel? Merk dir Folgendes: Dolche sind kleine, hinterhältige Waffen. Nur Idioten tragen sie vorne am Gürtel. Sie sind dafür gedacht, dass sie unauffällig getragen werden, aber doch schnell gezogen werden können. Siehst du?“, fragte Is und drehte sich um. Elena sah zwei Dolche, die Isbjorg hinten am Gürtel trug und die ihr bis eben nicht aufgefallen waren. Anerkennend nickte die Piratenenkelin und tat es ihr gleich.

„Gut. Nun zeig mir, wie du ihn ziehen würdest“, sprach wieder Is und Elena griff hinter sich und zog flink den Dolch aus der Scheide.

„Mh, nicht schlecht. Aber das geht noch ein bisschen besser. Anstatt ihn von vorne zu greifen, so dass er nach außen zeigt, wenn du den Arm drehst, greif ihn von hinten. Siehst du, wenn du dann deinen Unterarm drehst, zeigt die Klinge in die andere Richtung, also nach innen. Im Eifer es Gefechtes, oftmals sehr nützlich. Vor allem gegen andere Dolchkämpfer. Denn die werden immer auf deine Kehle zielen. Das heißt, du schützt schon völlig automatisch deine Kehle. Solltest du es mit Schwertkämpfern zu tun kriegen, oder andere Nahkämpfer, kannst du so auch besser auf ihre Kehlen zielen. Die meisten Nahkämpfer, rechnen nämlich damit, dass dein Dolch nach außen zeigt. Und schau was für einen riesigen Bogen dein ganzer Arm machen muss, wenn du deinen Gegner angreifst. Zeigt die Klinge nach innen, bedarf es nur eine kurze, schnelle Bewegung, von innen nach außen. Und zack, liegt dein Gegner, im optimal Fall, blutend im Dreck. Probiere es aus“, erklärte Is und lächelte freundlich, während Elena es probierte. Sie machte das gar nicht schlecht. Is bemerkte sofort, dass Elena gemacht war für Dolche. Sie war schnell und geschickt. Weit geschickter, als mit dem Säbel.
 

„Gut. Stecke ihn wieder weg. Wir laufen jetzt erst einmal ein bisschen. Nicht nur Schnelligkeit ist wichtig, sondern auch Ausdauer. Denn du wirst früher oder später merken, dass es sehr viel Anstrengung kostet, mit einem Dolch zu Parieren. Mit einem Säbel oder einem Schwert, hast du eine größere Fläche, woraufhin das Parieren einfacher wird. Der Dolch ist klein, was bedeutet, dass du nur eine kleine Fläche hast. Du brauchst Ausdauer und Kraft. Außerdem sollte ein Dolchkämpfer immer starke und schnelle Beine haben. Los geht’s“, rief Is und trabte los. Elena seufzte und folgte ihr. Und obwohl Is sogar freundlich war, fiel es ihr unheimlich schwer, mit ihr vernünftig zu reden. Sie hoffte, dass sie irgendwann das Eis brechen könnte, denn sie konnte sich vorstellen, dass Elenas Schweigen auf Dauer auch Isbjorg auf die Nerven gehen würde. Und von einer genervten Kriegerin, wollte sie nicht wirklich trainiert werden.
 

~
 

„Los! Schneller!“, rief Isbjorg und sie hörte Elenas Keuchen. Elena hingegen hasste Isbjorg gerade abgrundtief. Denn sie war fix und fertig. Ihre Muskeln brannten wie Feuer und zuckten unaufhörlich, sie hatte das Gefühl, sie müsste ihre Lungen auskotzen und der Schweiß floss mittlerweile in Strömen ihren Rücken herunter. Elena hatte das Bedürfnis, sich einfach aufs Deck zu schmeißen und alle Viere von sich zu strecken.

„Ach was. Machst du etwas schon schlapp, Piratenenkelin?“, sprach Isbjorg süffisant und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Elenas Augen hingegen blitzten zornig auf. Sie konnte es doch nicht auf sich Sitzen lassen, dass diese unverschämte Nordfrau, sich über sie lustig machte. Und dann auch noch mit dem Wort, welches sie am Meisten hasste. Fest biss sie die Zähne aufeinander und legte an Tempo zu. Sie wurden schon seit ungefähr einer Stunde skeptisch von Bruno beobachtet, der Dienst im Krähennest hatte, doch traute dieser sich nicht, etwas zu sagen. Schritte ertönten auf der Steuerbord Seite und gähnend kam Marco um die Ecke, der verwundert stehen blieb und seinen Augen nicht traute.

„Los Elena! Schneller hab ich gesagt, du Schwächling!“, zischte Is. Elena knurrte zornig auf und gab alles.

„Was ist denn hier los?!“, rief plötzlich Marco laut und abrupt blieben die beiden Frauen stehen. Elena beugte sich nach vorne über, stütze ihre Arme gegen die Beine und Keuchte, als wäre sie fast ertrunken.

„Kurz Pause“, murmelte Is und japsend legte sich Elena aufs Deck. Isbjorg hingegen ging langsam auf Marco zu, der noch immer die Beiden, mit einer Mischung aus Zweifel und Misstrauen, musterte.

„Guten Morgen!“, trällerte Is fröhlich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ich glaube du musst mir da dringend was erklären, oder?“, brummte Marco und durchbohrte sie mit seinem Blick.

„Ja, mein Lieber. Das wollte ich gestern Abend schon. Komm wir gehen ein Stück“, murmelte sie und blickte zu Elena, die immer noch lag wo sie lag und angestrengt keuchte. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb und sie glaubte ihre Lungen würden in Flammen aufgehen.

„Warte kurz“, nuschelte Is, ging zum Hauptmast und öffnete eine Tasche, die dort stand. Sie fischte zwei Flasche Wasser heraus und ging zu Elena.

„Hier. Aber trink nicht zu gierig, sonst kriegst du nur Schmerzen im Brustkorb. Ich hab kurz was mit Marco zu klären. Warte einfach hier. Ich komm gleich wieder“, erklärte sie und Elena griff dankbar nach der Flasche. Dann nickte sie und trank genüsslich das kühle Nass.
 

„So Marco. Begleitest du mich auf mein Zimmer? Ich erklär dir alles“, murmelte Is und Marco nickte. Auf dem Weg zu ihrer Kajüte, erzählte sie ihm die ganze Geschichte und was mit Elena passierte. Sowie ihre Rettung und dem Angebot.

„Ach du Scheiße. Is, warum hast du den Vorfall nicht sofort gemeldet?!“, zischte er und sie öffnete ihre Zimmertür. Sie steuerte direkt das Bad an und ließ Wasser ins Waschbecken. Sie wusch sich das Gesicht gründlich, trocknete es wieder ab und drehte sich zu ihrem Kommandanten, der gelassen in der Tür lehnte und sie beobachtete.

„Warum wohl? Marco, sie wäre fast vergewaltigt worden. Glaubst du da redet sie gerne darüber? Oder was denkst du, wie sie sich gefühlt hätte, wenn ich euch das erzählt und es jeder mitbekommen hätte?“, fragte sie und schüttelte entrüstet mit dem Kopf.

„Seit wann kümmert es dich, wie Elena sich fühlt?“, fragte der Phönix sichtlich verwundert und sie zuckte mit den Schultern.

„Ich fühle mich irgendwie für sie verantwortlich. Und ich will, dass so etwas nie wieder passiert. Deswegen werde ich sie auch ausbilden. Elena wird eine Assassine werden“, erklärte sie streng und nachdenklich nickte Marco.

„Gut. Wie du willst. Meinen Segen hast du, solange du sie nicht aus versehen umbringst. Aber will sie das überhaupt? Also eine Assassine werden?“, fragte er und gemeinsam verließen sie das Bad.

„Ja. Sie hat den Schwur geleistet und sie ist begierig darauf zu lernen. Außerdem hat sie Potential. Und sieh es mal so. Sie wird von jemandem ausgebildet, den sie nicht leiden kann. Einen besseren Trainer gibt es nicht. Nur so kann sie das volle Potential entfalten. Denn würde sie ein Freund trainieren, würde dieser immer Rücksicht nehmen und viel Nachsichtiger sein. Bei mir muss sie die Zähne zusammenbeißen und ihren Stolz stärken, damit sie nicht vor mir als Schwächling steht. Sie muss alles geben“, erklärte Is in feuriger Begeisterung.

„Da fällt mir noch etwas Anderes ein“, flüsterte Marco bedrückt, packte sie sanft am Arm und drehte sie zu sich. Er hob ihren Kopf ein Stück und musterte eindringlich ihren Hals.

„Oh man, Is. Das sieht gar nicht gut aus. Tut es weh?“, fragte er vorsichtig und sie schüttelte mit dem Kopf.

„Ich merk es, aber ist nicht der Rede wert“, nuschelte sie entspannt, denn Marco strich vorsichtig über die Würgemale.

„Es tut mir so leid, Is. Ich hab das Gefühl, mein schlechtes Gewissen zerfrisst mich. Ich wollte das nicht, das weißt du, richtig?“, nuschelte er und sie blickte ihm in die Augen.

„Schwachkopf. Hör auf dich so oft zu entschuldigen. Ich hab sie schon beim ersten Mal angenommen. Natürlich weiß ich, dass das keine Absicht war. Also hör auf dich zu grämen, Ananas“, lachte sie auf und umarmte ihn. Er seufzte leise und vergrub sein Gesicht mal wieder in ihrem Haar.

„Ich werde dir erzählen, warum es so weit gekommen ist. Aber gib mir bitte ein bisschen Zeit. Es ist... nicht einfach“, nuschelte er und atmete den Geruch ihrer Haare ein. Er spürte wie sie nickte und ihm behutsam über den Rücken strich.

„Einverstanden. Konntest du die Nacht wenigstens etwas schlafen?“, fragte sie leise und er drehte den Kopf ein Stück in ihre Richtung.

„Ja. Es hat eine Weile gedauert, bis ich eingeschlafen bin. Aber danach hab ich sogar ziemlich gut geschlafen. Wie lange bist du eigentlich schon wach? Du weißt, dass du heute die erste Nachtschicht am Bug hast, oder?“, fragte der Phönix und sie atmete erschrocken ein.

„Oh Mist, das habe ich ja total vergessen. Ich bin schon sehr früh aufgestanden. Noch vor Sonnenaufgang. Ich glaube, dann leg ich mich heute Mittag eine Runde aufs Ohr. Wenn die nächsten Fänge stattfinden. Dann stehen ja eh keine Schiffsarbeiten an, oder?“, fragte nun sie.

„Nein. Nach dem Frühstück gibt es nur Kleinigkeiten zu tun. Du und Sam sollt eigentlich nur was an den Rahen überprüfen, danach habt ihr frei. Um den Rest kümmern sich die anderen. Eben weil ihr beide heute Nachtdienst habt.“

„Alles klar. So ich muss zurück zu Elena. Jetzt stehen noch Sprungübungen auf dem Plan. Ach, bevor ich es vergesse. Hast du heute Abend, nach dem Abendessen kurz Zeit? Ich möchte mit Elena, die erste praktische Lektion üben. Da könnte ich eine helfende Hand gebrauchen“, fragte Is und Marco nickte knapp.

„Klar, kein Problem“, murmelte er und löste die Umarmung auf. Gemeinsam gingen sie zurück an Deck und sahen, dass sich Elena wieder gefangen hatte. Sie saß an Deck, die mittlerweile halb volle Flasche in der Hand und genoss die morgendlichen Sonnenstrahlen, die ihre Haut wärmten. Is klopfte Marco auf die Schulter und schlenderte wieder zur ihrer Schülerin.
 

„Die Pause ist vorbei. Weiter geht’s“, trällerte die Nordfrau fröhlich und Elena stand auf.

„Gut. Was jetzt?“, fragte sie und Isbjorg musterte sie eindringlich.

„Bald gibt es Frühstück. Vorher folgt aber noch eine Sprungübung, zur Kräftigung der Beinmuskulatur. Also hopp hopp. Ich will deinen Arsch in der Luft sehen!“, rief sie und fing an zu springen. Elena atmete tief ein und tat es ihr gleich. Nach einem Moment, sprangen die beiden synchron und belustigt klopfte Isbjorg Sprüche, oder feuerte Elena an, noch mehr zu geben. Marco beäugte das Ganze amüsiert, wenn auch skeptisch und ging in den Speisesaal. Isbjorg war immer wieder für Überraschungen gut, grübelte er.
 

~
 

„Sam, gib mir mal das Tau. Das muss dringend noch befestigt werden. Die Rah schlackert viel zu viel hin und her. Den nächsten Sturm überlebt sie so nicht“, rief Isbjorg ihrer rothaarigen Freundin zu, die im Krähennest stand und für die Werkzeuge und Taue zuständig war, während sie beide, ihre Aufgabe erledigten. Isbjorgs Blick fiel auf das Deck und sie sah, wie ein paar Piraten trainierten. Sie blickte sich um und entdeckte Marco, der nahe an Whitebeards Thron stand und stur aufs Meer schaute. Und wieder verfiel sie ins Grübeln, an letzte Nacht. Sie sah wieder seinen schmerzverzerrten Blick, seinen Zorn und den Hass, sowie diese eiskalten Augen und schluckte. Unbewusst griff sie sich an den Hals und biss sich auf die Unterlippe.

„Erde an Isbjorg. Hey! Hörst du mir überhaupt zu?!“, zischte Sam und Isbjorg schüttelte ruckartig den Kopf.

„Was?“, hauchte Is verwirrt und sah ihre Freundin, die ihr ein Tau entgegen hielt. Fragend hob Sam eine Augenbraue und musterte einmal mehr, die Würgemale an Isbjorgs Hals. Doch traute sie sich nicht zu fragen, woher sie die hatte. Denn sie kannte ihre Freundin. Is würde ihr davon erzählen, wenn sie bereit dazu war. Unruhig nahm Isbjorg die Taue entgegen und seufzte leise.

„Wo bist du denn in Gedanken? So kenne ich dich überhaupt nicht“, murmelte Sam und Is zuckte mit den Schultern.

„Nicht so wichtig, meine Liebe. Mach dir keine Sorgen“, nuschelte Is und befestigte das Seil an der Rah.

„Hilfst du mir, sie fest zu ziehen?“, fragte Isbjorg und gemeinsam zogen sie an dem Seil, um es richtig zu befestigen.

„Ich glaube wir sind fertig, oder?“, fragte die Blondine und Sam nickte.

„Lass uns runter gehen und Bericht erstatten“, murmelte der Rotschopf und klopfte Is sachte auf die Schulter. Gemeinsam kletterten sie runter und zielten Marco an.

„Marco? Wir sind fertig. Die oberste Rah ist wieder fest und gesichert“, erklärte Sam und Marco musterte die beiden Frauen. Als er Isbjorg anblickte, wich sie seinem Blick aus und besorgt hob er die Augenbrauen.

„Aye. Danke, ihr habt jetzt frei“, murmelte er und Sam kam nicht daran vorbei, beide eindringlich zu mustern.

>Hier stimmt doch was nicht!<, brummten ihre Gedanken auf.

„Gut. Ich leg mich jetzt schlafen. Immerhin hab ich heute die erste Nachtschicht. Du bist meine Ablösung Sam, oder?“, fragte Is und der rote Teufel nickte.

„Gute Idee. Ich hol mir auch ne Mütze Schlaf.“

„Viel Glück den anderen Divisionen heute. Bin gespannt wer gewinnt“, sprach Is und Marco nickte. Sam und Is schlenderten gemeinsam zu ihren Kajüten und Sam musterte ihre Freundin besorgt.

„Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie, als sie an Sams Kajüte angekommen waren.

„Was?“, schreckte Isbjorg plötzlich auf, denn sie war schon wieder in Gedanken versunken und blickte Sam erschrocken an.

„Nein... nein haben wir nicht“, brummte sie und winkte ab, für Sam ein Zeichen, sie nicht weiter mit dem Thema zu nerven und seufzend nickte der Rotschopf.

„Soll ich dich zum Abendessen wecken?“, fragte sie dann und erfreut nickte die Nordfrau.
 

~
 

Müde und noch etwas schlaftrunken, betraten Isbjorg und Sam den Speisesaal. Sie holten sich was zu Essen und zu Trinken und setzten sich an ihre Plätze. Der Saal war gut gefüllt und die Stimmung, wie eh und je, großartig. Freudig wurden die beiden Frauen empfangen und direkt mit der Guten Laune überschüttet.

„Wer hat eigentlich heute gewonnen?“, murmelte Sam und gähnte herzhaft.

„Auf Platz drei ist Fossa mit seinen Jungs. Auf Platz zwei Haruta mit ihren Halunken und auf dem ersten Platz Izou und seine Schützen“, erklärte Ace fröhlich und biss in seine Fleischkeule.

„Herzlichen Glückwunsch“, trällerte Is in Richtung Izou und hob lachend den Kopf.

„Isbjorg! Scheiße! Was ist mit deinem Hals passiert?!“, polterte auf einmal Thatch los und hatte vor Schreck seine Gabel fallen lassen. Marco zuckte zusammen und verschluckte sich an seinem Getränk, während alle im Umkreis, einschließlich Whitebeard, Is mit großen Augen anstarrten. Beschämt senkte sie wieder den Kopf und griff sich automatisch an den Hals.

„Wer hat dir das angetan?! Den zerreiß ich in der Luft!“, fauchte Ace und Is legte zweifelnd den Kopf schräg.

„Jetzt beruhigt euch doch. So schlimm ist das gar nicht“, nuschelte sie und fassungslos schüttelten alle mit dem Kopf, mit Ausnahme von Sam und Marco.

„Das soll wohl Scherz sein, mein Kind. Du hast Würgemale am Hals. Ist das gestern auf der Insel passiert? Mir wurde gestern nämlich berichtet, dass du und Elena euch seltsam verhalten habt“, brummte nun Whitebeard und hob auffordernd die Hand. Elena zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern und blickte verwirrt Isbjorg an. Ihr waren die Spuren an Isbjorgs Hals noch gar nicht aufgefallen und das, obwohl die beiden Frauen den ganzen Morgen trainiert hatten. Genervt seufzte Is auf und verdrehte die Augen.

„Nein, es ist nicht auf der Insel passiert“, murmelte sie und blickte grimmig ihr Abendessen an. Ihr ging das Gespräch gehörig auf den Keks.

„Is!“, zischte Thatch wieder und sie blickte ihn trotzig an.

„Bei Talos! Wie kann man nur so nervig sein?! Es ist nichts, was euch zu interessieren hätte“, brummte sie und verzog das Gesicht. Im Augenwinkel sah sie, wie Marco beschämt den Kopf senkte.

„Sagen wir es so:“, flötete sie und hob ihre gefüllte Gabel, „Ich hatte eine etwas wilde Nacht“, vollendete sie den Satz, zwinkerte Thatch zu und schob sich schelmisch grinsend, die Gabel in den Mund.

„Wa...wa...was? Willst du mich verarschen?“, antwortete die Haartolle verdutzt, doch grinste sie nur noch breiter. Sie bemerkte wie Marcos Mundwinkel zuckte.

„Und jetzt lass mich in Ruhe“, trällerte sie verspielt und warf ihrem besten Freund einen Handkuss zu, der nicht recht wusste, was er von der Situation halten sollte.

„Faszinierend. Ich wusste gar nicht, das du auf so etwas stehst“, kicherte nun Ace und ein paar schlossen sich seinem Kichern an.

„Tja. Es gibt Vieles, was ihr noch nicht wisst“, murmelte sie nur, schloss die Augen und aß gemütlich weiter. Innerlich verfluchte sie gerade, was sie sagte, denn sie war nun wieder einmal der Mittelpunkt der Tratschtanten. Doch war damit das Thema zum Glück vom Tisch. Es wäre wohl wesentlich Schlimmer für sie, wenn die Wahrheit ans Licht gekommen wäre. Dann wäre nicht nur Marco in die Schusslinie von Tratsch und Anschuldigungen, sowie Vorwürfen geraten, sondern sie wäre höchstwahrscheinlich vielen unangenehmen Fragen ausgesetzt gewesen. So war es doch dann um Einiges besser. Sie blickte wieder auf und fing Marcos Blick ein, der ihr nur dankbar zunickte.
 

~
 

Zwei Stunden, nach dem Abendessen trafen sich Elena, Marco und Isbjorg am Heck. Verwundert blickte Elena den Phönix an. Sie verstand nicht, warum er hier war und legte fragend den Kopf schief.

„Ich bring dir gleich eine neue Lektion bei und fragte Marco ob er uns behilflich sein kann“, erklärte Is, als sie Elenas fragenden Blick sah.

„Oh alles klar. Hallo“, freute sich Elena, ihn zu sehen und lächelnd nickte er. Dann nahm er auf der Reling platz und beobachtete die beiden. Für ihn war dies ein surreales Bild. Eben weil er wusste, dass die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen konnte, doch trainierten sie hier im Einklang. Marcos Blick wanderte zu Isbjorg, die Elena gerade energisch etwas erklärte. Ihre Augen blitzten förmlich auf und er sah, dass ihr das sehr gefiel, jemanden auszubilden. Ihre Augen strahlten regelrecht. Und Elena hörte ihr konzentriert zu und versuchte jedes Wort zu verinnerlichen. Er staunte nicht schlecht.

„..., denn deine Körperspannung ist enorm wichtig. Merk dir das Elena. Du bist dein eigener Herr, über deinen Körper. Du hast die Kontrolle und kannst mit der richtigen Spannung, dich aus fast jeder Situation winden. Wenn du nur weißt wie. Und ich rede nicht nur davon, wie fest du deinen Körper anspannen kannst, sondern auch, wie locker du lassen kannst“, erklärte sie ruhig und Elena nickte. Sie war sich nicht sicher, ob sie verstanden hatte was Isbjorg genau meinte, aber sie hatte immerhin eine vage Vorstellung.

„Und jetzt bring ich dir bei, wie du dich aus dem festen Griff, eines Mannes befreien kannst, ohne Gewalt anzuwenden“, erklärte sie und blickte zu Marco. Dieser verstand, mehr oder weniger, und sprang von der Reling. Gemütlich schlenderte er zu Isbjorg, blieb an ihrer Seite stehen und wartete auf Anweisungen.
 

„Erinnere dich an den Kerl, der dich von hinten gepackt hat. Du hast dich erschrocken. Doch was ist mit deinem Körper passiert? Denk nach und dann antwortete mir“, forderte die Nordfrau und Elena tippte sich grübelnd an ihr Kinn.

„Er hat mich von hinten gepackt. Ein Arm schlang sich um meinen Körper, mit der Anderen hielt er mir fast sofort den Mund zu. Ich hab mich erschrocken, das stimmt, und ich hatte Angst. Ich hab mich verkrampft und versuchte mich zu befreien, doch das war unmöglich“, erklärte sie und Isbjorg nickte.

„Ja. Weil du dich von deiner Angst hast überrennen lassen. Durch deine erhöhte Körperspannung, war es für ihn ein Leichtes, dich in die Gasse zu ziehen. Ich zeige dir, wie du dich aus so einem Griff befreist. Marco? Du packst mich gleich fest von hinten, so wie Elena es eben beschrieben hat und ziehst mich nach hinten, wie bei einer Entführung. Und komm ja nicht auf die Idee schonend zu sein, oder nachzulassen“, gab sie ihm die Anweisung und er nickte.

„Los geht’s“, rief Is und Marco packte sie fest. Er schlang einen Arm um ihren Bauch und mit dem Anderen hielt er ihr fest den Mund zu. Und mit einem Ruck, schleifte er sie nach hinten. Isbjorgs Blick fixierte Elena, die hochkonzentriert auf Isbjorg achtete. Noch hielt Isbjorg ihre Körperspannung hoch und Marco hatte keinerlei Mühen, sie über das Deck zu ziehen. Und mit einem Mal, entwich jegliche Spannung Isbjorgs Muskeln und sie glitt aus Marcos Armen, der nur vor Überraschung ins Leere griff. Locker glitt Isbjorg zu Boden, machte einen Purzelbaum nach vorne, sprang auf die Füße und positionierte sich in Angriffsstellung. Verblüfft blinzelte Marco sie an und auch Elenas Augen blickte staunend auf die blonde Frau.

„Und? Gesehen was passiert ist?“, fragte Is und vorsichtig nickte Elena.

„Ich denke schon“, murmelte sie staunend.

„Es sieht einfach aus, ist es aber nicht. Es erfordert Übung. Marco und ich, werden es jetzt noch zwei, drei Male wiederholen und dann bist du dran“, sprach sie und Elena nickte, hochmotiviert. Und so vollzogen Marco und Is, noch ein paar mal die Übung, bis letztendlich Elena an der Reihe war. Elena war aufgeregt, aber unerschütterlich. Auch wenn sie ein wenig Angst hatte, dass die gestrigen Bilder, ihr wieder ins Gedächtnis kamen. Sie atmete tief ein und versuchte ihre Gedanken in Schach zu halten, einen freien Kopf zu bekommen und sie spürte, wie es funktionierte.
 

„Los Marco“, sprach Isbjorg und er packte Elena fest. Sie ließ sich mitziehen und konzentrierte sich.

„Und jetzt lass so locker wie möglich“, rief Is ihr zu und sie gehorchte. Sie versuchte die Spannung aus ihren Körper zu kriegen und glitt nach unten. Marco griff nach ihr und zog sie wieder hoch. Dann blieb er stehen und blickte Isbjorg an, die nur den Mund verzogen hatte.

„Zu langsam! Nochmal!“, knurrte die Nordfrau. Und sie übten weiter. Nochmal und nochmal und nochmal. Und beim fünften Versuch geschah etwas, was nicht nur Isbjorg aufjubeln ließ, sondern auch Marco. Denn Elena schaffte es. Sie glitt perfekt aus Marcos Griff, rollte sich am Boden ab und sprang auf die Füße.

„Das war doch gar nicht mal so schlecht. Danke Marco für deine Hilfe. Elena, wir werden noch sehr oft solche Übungen machen, denn wie ich schon sagte: die Spannung ist sehr wichtig. Wir machen Schluss für heute. Zum einen, weil in einer Stunde meine Schicht anfängt und zum anderen denke ich, dass es für heute genug war. Denk noch einmal über alle Lektionen von heute nach und unsere nächste Übung wird sein, wie du dich nicht nur aus dem Griff eines Gegners befreist, sondern ihn auch außer Gefecht setzt. Vielleicht mag uns ja unser verehrter Vize dann wieder unter die Arme greifen?“, fragte Is und grinste ihn breit an. Er ahnte Schreckliches, aber rang sich dann doch zu einem vorsichtigen Nicken.

„Sehr schön. Bis später“, rief Isbjorg und zog von dannen.

„Du und Isbjorg, mitten im Training. Ich kann es noch immer nicht glauben“, sprach Marco und lächelte die Schwarzhaarige an. Sie grinste schief und zuckte mit den Schultern.

„Ich kann es selbst kaum Glauben. Aber ich denke, dass wird mir sehr nützlich sein“, sprach sie und blickte zum Horizont.

„Denke ich auch. Aber ist das wirklich was du willst? Eine Assassine werden? Du weißt, was Assassinen für gewöhnlich tun“, murmelte Marco und sie blickte ihn an.

„Menschen töten? Warum nicht? Wenn wir kämpfen, töten wir auch, wenn es notwendig ist. Und wenn ich dadurch eine Profession ausübe und effektiv sein kann, bin ich doch genau das, was Vater will. Eine Bereicherung für die Crew. Oder sehe ich das falsch?“, fragte sie und Marco schüttelte lächelnd mit dem Kopf.

„Außerdem hat Is mir verraten, dass du eh geplant hattest, dass sie Einige hier ausbilden soll, was sie aber nicht wollte. Also erzähl mir bloß nicht, dass du plötzlich eine Abneigung gegen Assassinen hast“, kicherte sie und Marco gluckste.

„Nein, natürlich nicht. Ich hätte nur nie gedacht, dass das was für dich ist“, lachte er und gemeinsam gingen sie an der Reling entlang. Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Offenbar doch. Zumindest murrte Isbjorg was davon, dass ich Potential hätte. Auch wenn ich glaube, dass ihr diese Erkenntnis nicht wirklich schmeckt. Aber was solls? Wir kommen schon irgendwie miteinander aus. So Marco. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Madame hat mich heute so durch die Mangel genommen, da freue ich mich schon auf eine heiße Dusche und dann auf mein Bett“, murmelte sie und gähnte. Nickend winkte er ihr zu und schlenderte zum Deck davon.
 

~
 

Es war schon tiefste Nacht, als Marco durch den Speisesaal schlenderte. Er konnte nicht schlafen. Also schnappte er sich den Taktikplan, eine Laterne und beschloss kurzerhand, Isbjorg am Bug zu besuchen. Er wusste wie langweilig Nachtdienst sein konnte, also konnten die beiden auch die Zeit nutzen, um an dem Plan zu feilen. Er öffnete die Tür und sofort wehte ihm die kühle Nachtluft entgegen, die er aber als angenehm empfand. Marco suchte mit den Augen das Deck ab, welches nur spärlich erleuchtet war und erblickte Isbjorg, die es sich auf dem Walkopf der Galionsfigur bequem gemacht hatte. Als er sich näherte, drehte sie sich blitzschnell um und schaute ihn misstrauisch an. Doch als sie Marco erkannte, entspannten sich ihre Gesichtszüge.

„Ach du bist es. Du hast wohl auch einen Narren daran gefressen, mit mir zusammen Nachtdienst zu schieben, was?“, kicherte sie und grinsend sprang er zu ihr herauf.

„Schon möglich“, gluckste Marco und stellte die Laterne ab. Dann breitete er den Taktikplan aus und schob ihn ein wenig unter die Laterne, damit er nicht weg geweht wurde.

„Ich kann nicht schlafen und da dachte ich, du hast vielleicht Lust weiter daran zu tüfteln. Jetzt wo du Elena trainierst, bleibt ja noch weniger Zeit für so etwas. Außerdem haben wir jetzt unsere Ruhe“, schlug er vor und begeistert nickte sie.

„Grandioser Plan. Lass mal sehen, was du ergänzt oder verändert hast“, nuschelte sie und beugte sich über den Plan.

„Hast du an Stifte gedacht?“, fragte sie und prompt hielt Marco ihr einen Stift vor die Nase, den sie lachend ergriff.
 

Etwa eine Stunde später, setzten sich beide wieder gerade hin und blickten stolz auf ihr Werk. Marco stützte sich mit den Armen ein wenig nach hinten, stockte kurz und blickte auf seine Finger, die Isbjorgs berührten. Räuspernd zog er seine Hand ein Stück weg und blickte sie an.

„Entschuldige“, nuschelte er und sie lächelte ihn mild an.

„Nicht dafür“, flüsterte sie und blickte wieder auf den Plan.

„Ich glaube unser Plan ist so gut wie unschlagbar. Obwohl ich nicht sicher bin, ob diese Position für Izou die Richtige ist“, erklärte sie und tippte mit dem Finger, auf das Krähennest am Fockmast.

„Die Position ist in Ordnung, für gute Schützen. Aber Izou ist der beste Schütze in der Crew. Er wäre in der Lage, aus zweihundert Metern Entfernung, einem Haken schlagenden Feldhasen, ein zweites Arschloch zu schießen“, nuschelte sie und lauthals prustete Marco los.

„Interessante Vorstellung. Wo würdest du ihn denn einsetzen wollen?“, fragte er und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Sie grübelte kurz und tippte dann auf das oberste Krähennest, des Hauptmastes.

„Das wäre eigentlich genial. Dort haben wir nämlich noch niemanden positioniert. Na dann auf. Trag ihn ein“, murmelte Marco und beide beugten sich wieder über den Plan.

„Ich glaube wir sind fertig“, sagte Is und streckte sich erst einmal ausgiebig. Marco setzte sich wieder gerade hin, faltete den Plan zusammen und nickte zustimmen. Sie blickte ihn an und ihr entgingen nicht, die dunklen Augenringe, die derzeit häufig sein Gesicht zierten. Besorgt legte sie Stirn in Falten.

„Ist was?“, fragte er misstrauisch und sie schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Nicht direkt. Du siehst nur furchtbar müde aus“, flüsterte sie und er lächelte sie schief an.

„Bin ich auch. Aber ist nicht so wichtig“, nuschelte er, musterte das schwarze Meer vor dem Bug und grinste auf. Dann blickte er wieder zu der Nordfrau und wuschelte ihr durch die Haare.

„Wir beide sind ein gutes Team“, rief er und lachte leise auf. Is strich ihre Haare wieder möglichst glatt und lächelte. Und so selten wie es ihm erschien, lächelte diesmal nicht nur ihr Mund, sondern auch ihre Augen.
 

Ihre Augen erinnerten ihn manchmal an einen Ozean. So tief, dass niemand genau bestimmen konnte, wie tief genau.

„Ein unschlagbares Team“, flüsterte sie, hielt seinem Blick stand und berührte vorsichtig seine Fingerspitzen. Es erschien, als merkte sie das nicht einmal, aber für Marco war dieses Gefühl irgendwie elektrisierend und er spürte, wie eine Gänsehaut seinen Arm herauf kroch. Und trotzdem konnte er nicht von ihren Augen ablassen. Diese unfassbar dunkelblauen Augen, voller Tiefen und Geheimnisse, die ihn gerade so sehr fesselten.

„Ja“, hauchte er und näherte sich. Für einen kurzen Moment, weiteten sich ihre Augen überrascht, doch hielt sie weiter seinem Blick stand. Und wie in Trance näherte sie sich auch ihm. Ihre Gedanken waren wie ausgestorben, ihr Kopf wie leer gefegt. Langsam schlossen beide die Augen. Isbjorg bekam eine Gänsehaut, denn sie spürte seine Atmung auf den Lippen und zaghaft lächelte sie.
 

Doch mit einem mal zuckten beide fürchterlich zusammen, als scheppernd die Speisesaaltür aufflog und grummelnd Sam aufs Deck trat. Isbjorg und Marco öffneten beide die Augen, wenige Millimeter von einander entfernt, und rissen Diese erschrocken auf. Sofort drehten sie die Köpfe von einander weg.

„Man! Ich hasse Nachtdienst. Ich will weiter schlafen“, grummelte Sam genervt und blieb abrupt stehen.

„Marco, was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht. Isbjorg schoss das Blut so gewaltig in den Kopf, dass ihr einen Moment lang schwindelig wurde. Und auch Marco erging es ähnlich. Er räusperte sich beschämt und lächelte vorsichtig Sam an.

„Ähm. Ich konnte nicht schlafen und so haben Isbjorg und ich... nun“, stammelte er und Is seufzte.

>Uns fast geküsst<, schoss es ihm durch den Kopf und seine Ohren wurden rot.

„Wir haben unseren Taktikplan fertig gestellt“, nuschelte sie und hüpfte aufs Deck. Sam blickte irritiert zwischen Marco und Isbjorg hin und her, denn ihr war nicht ergangen, wie nervös die beiden plötzlich waren.

„Hach wie bin ich müde. Ich glaub ich hau mich jetzt sofort in mein Bett. Marco du solltest auch schlafen. Deine Laune ist nämlich unerträglich, wenn du Schlafentzug hast“, witzelte Isbjorg, beziehungsweise versuchte sie es, aber außer einem gekünstelten Lachen, brachte sie nichts weiter zustande, was auch nur ansatzweise glaubwürdig wäre.

„Gute Nacht Sam“, sprach Isbjorg, für Sams Geschmack ein wenig zu schnell, und presste ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich hau auch ab. Nacht“, nuschelte Marco beschämt und huschte Isbjorg hinterher.

„Gute... Nacht?“, flüsterte Sam perplex, denn sie verstand gar nichts mehr.
 

„Puh. Sam hat mich ganz schön erschreckt“, murmelte Marco, um die Stille zu brechen und räusperte sich verlegen. Er verstand einfach nicht, was dort vorne am Bug fast geschehen wäre. Isbjorg erging es genauso und nervös rieb sie sich über den Oberarm.

„Mich auch“, murmelte sie und wich seinem Blick aus. Er öffnete die Tür und beide traten ein. An der Kreuzung blieben beide stehen und versuchten sich anzuschauen. Doch fiel es beiden nicht unbedingt leicht.

„Ich hoffe du kannst wenigstens etwas schlafen“, nuschelte Isbjorg, kratzte sich verlegen hinter dem Ohr und trat einen Schritt auf ihn zu. Sie streckte sich hoch, legte ihre Hand auf seine Brust, und gab ihm einen sachten Kuss auf die Wange. Ruckartig ließ sie wieder von ihm ab und wollte schon davon stürmen, als Marco sie sanft am Arm festhielt. Überrascht riss sie die Augen auf, als er sie zu sich zog und fest umarmte.

„Du auch. Schlaf gut“, brummte er leise und ließ sie wieder los. Dann drehte er sich um und ging in Richtung seiner Kajüte davon. Einen Moment blickte sie ihm noch unsicher hinterher, drehte sich dann aber auch weg und suchte schleunigst ihre Kajüte auf. Wenige Minuten später, lagen beide in ihren Betten und versuchten wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Was aber alles andere als einfach war, denn immer wieder schlich sich der Moment am Bug, zurück ins Gedächtnis. Eine gefühlte Ewigkeit später, dösten sie doch so langsam weg und fielen wenigstens in einen ruhigen Schlummer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Fragt mich bloß nicht,wie ich auf den Titel gekommen bin. Ich hab nämlich auch keine Ahnung. Vermutlich hatte ich einfach nur Lust auf Schokolade, oder so.
und JA! Ich bin gemein. Muhihihihi. Ihr dürft mich ruhig ein kleines bisschen hassen ;D Weil... Gnampf. Ich ein böses Evilchen bin. Der letzte Teil... nun ihr dürft es gerne als kleines Special oder so sehen. Immerhin schreiben wir eine Runde Zahl. Weeeheee~ YaY 30. Kapitel ^____^ ich hatte ja erst eine Art Flaschendrehen geplant, aber im Nachhinein... war die Idee irgendwie Scheiße :'D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Meli-chan1
2015-02-17T20:45:39+00:00 17.02.2015 21:45
Ich habe mich riesig gefreut, als ich sah das du weiter geschrieben hast.
Nun zum Kapitel, fand ich echt gut. Hätte nicht gedacht das unsere beiden Ladys SO auf eine gemeinsame Wellenlinie kommen, vor allem da Isi ihr Wissen eigentlich
nicht weiter geben wollte.
Schön das unsere Turteltauben auch langsam zueinander finden. Aber ich denke da war trotzdem ein kleiner Anflug vom ertappt worden sein.
Bin mal gespannt ob Elend noch das Handtuch wirft und was so grausames in der Vergangenheit unseres Phönix's geschen ist.
Ich vermute das hat ihn so sehr geprägt und ist auch für seine "Emotionsbarrier" bzw für seine Verschlossenheit verantwortlich ist.
Freu mich wenn es weiter geht.
Glg
Antwort von:  EvilKiss
17.02.2015 21:55
:DDDD Weißt du, da sitzt man hier, liest entspannt eine Geschichte und plötzlich ploppt unten die Leiste hoch, dass man ein Kommentar hat. Ich bin vor Überraschung und Freude, erstmal von meinem Sessel gehopst.

Herzlichen Dank, für den lieben Kommentar. Ich hab mich wirklich wahnsinnig gefreut :) Ja, nich wahr? Das ist alles etwas überraschend und ich gebe ehrlich zu: so hatte ich das Anfangs auch nicht geplant. Also das Elena und Isbjorg, dank dem Training so gut miteinander auskommen. Aber wiederrum hat Isbjorg bei Elena etwas gut, für die Rettung. Weil Elena ist sich durchaus bewusst, was mit ihr geschehen wäre, wenn Isbjorg nicht da gewesen wäre. Und Isi ist einfach zufrieden, eine gelehrige und motivierte Schülerin zu haben. Stimmt, eigentlich dürfte sie ihr Wissen nicht teilen. Aber vielleicht tut sie das auch nicht ganz uneigennützig? ^^

Ein kleiner Anflug? Das hast du aber lieb ausgedrückt. Tja, der gute Marco. Das beschäftigt sehr viele und ich werde euch bald von der quälenden Frage erlösen. Denk ich. Mal schauen. Vielleicht lass ich euch auch noch ein bisschen schmoren ;P

Vielen dank nochmal für dein Kommi <3

Liebe Grüße


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