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The Mentalist

Geständnis
von

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Sorgen

Sorgen

„Boss, können wir kurz miteinander reden?“ fragte van Pelt, als sie das Büro ihrer Chefin betrat.

Lisbon unterdrückte ein seufzen und sah von ihrem PC auf. Im Moment hatte sie gar keine Lust, jemanden zu sehen geschweige denn mit jemandem zu sprechen, doch in ihrer Verantwortung als Senioragent konnte sie niemanden einfach wegen einer Laune heraus abweisen, schon gar niemandem aus ihrem Team, das ihr im Laufe der Zeit zu einer Familie geworden war. Und doch, nachdem Lisbon von Lorelei erfahren hatte, dass sie und ihr Berater eine Affaire miteinander gehabt hatten, war ihr eigentlich zum Heulen zumute, besonders nachdem dieser ihr gestanden hatte, sie zu lieben.

„Klar, schließen sie die Tür hinter sich“, nickte die Senioragentin und hoffte, dass sie es nicht bereuen würde. „Worum geht’s denn?“

„Ich mache mir Sorgen um sie“, gestand die rothaarige Agentin. „Seit einem halben Jahr wirken sie abweisend, distanziert, sie ziehen sich immer weiter zurück und lassen nicht einmal mehr uns an sie ran.“

„Hören sie, van Pelt, ich bin in Ordnung“, sagte Lisbon. „Es war eine stressige Zeit, ich bin vielleicht ein wenig abgespannt, aber mir geht es gut.“ Die dunkelhaarige Agentin hatte gewusst, dass es früher oder später zu diesem Gespräch würde kommen und doch fühlte sie sich absolut unvorbereitet darauf.

„Sind sie nicht“, meinte van Pelt. „Wir arbeiten jetzt schon seit fast fünf Jahren zusammen, ich weiß, dass es ihnen nicht gut geht. Ich bin mir auch sicher, dass sie mit jemandem darüber sprechen möchten.“

Die Senioragentin lehnte sich in ihrem Sitz zurück. „Ich finde es rührend, dass sie sich Sorgen um mich machen, aber das ist unnötig“, widersprach die ältere der beiden Frauen. „Ich weiß, dass ich ein wenig abweisend wirke und es tut mir leid, aber ich bin einfach nur überarbeitet.“

„Und wieso sind sie erst so schlimm überarbeitet, seitdem Jane weg ist?“ wollte die rothaarige Agentin wissen. „Vorher wirkten sie, egal wie viel Arbeit wir hatten, nie so überarbeitet.“

Lisbon musste zugeben, dass die andere Agentin gut kombiniert hatte, auch wenn es ihr in diesem Moment gar nicht gefiel. Kurz überlegte sie, die Frau aus ihrem Büro zu werfen, doch das hätte all die Vermutungen über sie nur bestätigt.

„Seit Jane weg ist, brauchen wir länger, um unsere Fälle zu schließen“, sagte Lisbon und ignorierte die hochgezogene Augenbraue der Agentin, die sie als ihre Freundin betrachtete. „Schon jetzt tuscheln die anderen Abteilungen, dass wir nur dank Jane unsere Fälle haben schließen können.“

„Es tut mir leid, dass ich gedacht habe, ihnen helfen zu können“, sagte van Pelt leise und konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. „Ich habe ihre Reaktion gesehen, als Lorelei fragte, ob Jane ihnen erzählt hätte, dass die beiden ein Verhältnis miteinander gehabt haben. Und ich hatte gedacht, wir wären gut genug befreundet, dass sie wenigstens mit mir darüber reden würden, aber anscheinend hab ich mich geirrt.“

Die rothaarige Agentin wandte sich mit trauriger Miene ab und Lisbon verspürte nagende Gewissensbisse. Gerade als die jüngere Frau die Tür erreicht hatte, hielt Lisbon es nicht mehr aus und sie wusste, würde sie die Agentin jetzt durch die Tür gehen lassen, würde sie die Freundschaft zerstören und das war das letzte, was sie wollte. Möglicherweise hatte ihre Freundin aber auch recht und sie wollte wirklich darüber sprechen.“

„Warten sie, Grace“, sagte die Senioragentin und beobachtete, wie die Angesprochene erst zögerte und sich dann umdrehte. „Vielleicht hatten sie Recht und möglicherweise will ich wirklich darüber sprechen, was mich belastet. Ich bin es nur nicht gewohnt, über mich zu reden.“

Van Pelt sagte nichts, bedeutete ihr aber, fortzufahren. „Wissen sie, anfangs habe ich in Jane einfach nur eine ziemliche Nervensäge gesehen, die andauernd nach Aufmerksamkeit schreit, doch je länger wir zusammenarbeiteten, desto mehr sah ich das, was unter dieser Fassade steckt. Vermutlich haben wir alle gesehen, wie zerbrochen dieser Mann ist, wie er leidet und auf seine Weise versucht wohl jeder, ihm zu helfen. Wider besseren Wissens und all meinen Schwüren mir selbst gegenüber, dass es nur auf professioneller Ebene bleiben würde, berührte mich Jane in einer Art, wie ich es zuvor noch nicht erlebt habe und ich erwischte mich immer wieder dabei, wie ich hoffte, er würde endlich über seine Familie hinwegkommen und bemerken, wie viel er mir wirklich bedeutet, was ich empfinde. Verdammt, er hat mir sogar gestanden, mich zu lieben, mir aber nicht gesagt, dass er mit dieser Lorelei geschlafen hat, wenngleich er es vermutlich nur tat, um endlich an Red John zu kommen.“

„Sie befürchten, seine Rache ist ihm wichtiger als alles andere?“ fragte van Pelt. „Sie glauben, dass Red John immer zwischen ihnen stehen wird, stimmt's?“

„Verdammt, ja“, zischte Lisbon und bemühte sich, ihre Gefühle nicht allzu deutlich zu zeigen. Es gibt Tage, an denen ich mich frage, ob ich Jane wirklich daran hindern soll, Red John, wenn wir ihn jemals fassen sollten, seine Rache zu bekommen und ihn zu töten.“

„Bei diesen Überlegungen kann ich vielleicht sogar weiter helfen“, meinte die rothaarige Agentin. „Eigentlich ist es unsere Pflicht, Jane an diesem Mord zu hindern, doch wenn wir diese Überlegung mal weglassen, ebenso wie den Wunsch, Red John nach allem, was er getan hat, tot sehen zu wollen, sollten wir auch sehen, dass er uns bislang immer überlegen war, weil er mächtige Freunde hat, möglicherweise ist er sogar selbst ziemlich weit oben in der Hierarchie. Sollten wir ihn also fassen, müssten wir jederzeit damit rechnen, dass seine Freunde ihn raushauen und er ungestraft davonkommt und weitermachen kann.“

Lisbon brauchte einige Augenblicke, um das Gehörte zu verdauen.

„Ich werde mit Jane sprechen“, sagte van Pelt und drehte sich um. „Einer muss ihm ja endlich mal Verstand einprügeln.“

Ehe Lisbon widersprechen konnte, war ihre Freundin auch schon raus aus dem Büro.



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