Dispute between Friends
12. Kapitel - Dispute between Friends
"Grace!", hallte es wütend durch das gesamte Anwesen. "Ich bin dann mal weg.", kam es prompt von Alexander und er flüchtete durch die Haustür. Grace war alleine. "Ich bin in der Küche!", rief sie zaghaft und schon schnellte ein Schatten durch die offene Tür und Marisol stand vor ihr. Die Schwarzhaarige hielt sich ihren Kopf mit der einen und stützte sich mit der anderen Hand auf der Küchentheke ab. "Ist dir nicht gut?", hakte die Blondine besorgt nach. "Ach.", winkte die Ältere ab. "Mir geht es prima, bis auf das meine beste Freundin mich umbringen wollte.", fügte sie sarkastisch hinzu und wurde beim sprechen immer lauter. "Ich wollte dich nicht umbringen... Ich wollte nur-" "Was wolltest du nur?! Austesten wie lange mein Körper braucht um sich zu regenerieren? Hättest du da nicht wie jeder vernünftige Mensch mit einem Messer auf mich losgehen können?! Anstatt mich mit irgendeinem Auftragskiller Zauberspruch auszuschalten?!", platzte es aufgebracht aus Marisol heraus. Mit wütendem Gesichtsausdruck und angespannten Muskeln baute sie sich vor der Blonden auf. Sie schluckte. "Ich wollte dich wirklich nicht verletzen und wenn du mich ausreden lässt, kann ich es dir erklären.", begann die Evans erneut. Marisol wandte sich von Grace ab. Ihr Kopf schmerzte zwar nicht mehr, doch ihr war noch immer schwindelig. Langsam versuchte sie sich wieder zu entspannen. Das vor ihr war immerhin Grace und kein Feind. "Ich kenne dich schon mein ganzes Leben.", begann Grace ohne abzuwarten ob Marisol überhaupt eine Erklärung hören wollte. "Ich würde nie etwas tun das dich verletzen könnte." Der Blick der Schwarzhaarigen richtete sich wieder auf die Blondine. "Vor ein paar Stunden sah das aber noch ganz anders aus.", zischte sie ihr dann zu. "Ich will doch nur das du von deinem Fluch erlöst wirst!" "Es ist immer noch mein Leben! Wenn ich wollte das der Fluch aufgelöst wird, dann hätte ich schon längst darum gebeten!" "Ja, aber das was du da führst ist kein Leben mehr! Du glaubst das irgendwann dein geliebter Klaus auftaucht und auf ewig bei dir bleibt, aber Klaus interessiert sich einen Dreck für dich! Würde er dich wirklich lieben, wäre er jetzt bei dir!", schrie Grace ihr entgegen und die Grünäugige blickte sie mit einem Blick an, den die Jüngere noch nie erlebt hatte. Verletzung lag in ihren Augen und Hass. Noch nie hatte Marisol sie so hasserfüllt angesehen. "Du solltest jetzt gehen.", kam es schon fast bedrohlich von der Werwölfin. Die Braunäugige konnte sich vor Angst nicht rühren und sie wünschte sich nun nichts sehnlicher, als das sie jetzt nicht alleine mit Marisol war. "Was?", kam es flüsternd aus ihrem Mund. "Geh.", presste die Maybury hervor und Grace stolperte zur Tür. Sie floh förmlich aus dem Anwesen, von dem sie gedacht hatte, das sie dort immer willkommen sein würde. Doch sie hatte es sich versaut. Sie war zu weit gegangen, das wusste sie. Marisol war verletzt. Sie hatte viel zu naiv gedacht. Es war doch verständlich das die Schwarzhaarige nicht gerne sterblich war, sie hoffte noch immer darauf das Klaus eines Tages zu ihr zurück kehren würde und Grace konnte sogar verstehen, wieso die Werwölfin so sehr an diesen Gedanken festhielt. Immerhin hatte er sie mit einem Zauber belegen lassen, der sie nicht altern ließ und sie für geschätzte zweihundert Jahre am Leben hielt. Was würde eigentlich passieren, wenn die Jahre ablaufen würden? Ob Marisol dann sterben würde? In Graces Augen bildeten sich Tränen, sie würde es vermutlich nicht mehr erleben und dennoch machte es sie traurig. Sie mochte Marisol und es tat ihr unendlich Leid, was sie ihr an den Kopf geworfen hatte. Sie hatte doch gar keine Ahnung wie Klaus fühlte und was er empfand. Und jetzt war sie auch noch mitten in Mystic Falls, hatte weder Geld noch eine Idee wo sie die Nacht verbringen sollte. Sie lief gerade am Salvatore Anwesen vorbei und sah wie das Licht im inneren brannte. Ob sie mitbekommen hatten, das die beiden Freundinnen sich gestritten hatten? Das war jetzt auch egal. Grace lief weiter und die Tränen begannen sich ihren Weg ihr Kinn hinunter zu bahnen.
Marisol schlug wütend auf die Theke und verließ dann wütend ihr zuhause. Sie rannte durch die Nacht und blieb letztlich mitten im Wald stehen. Sie schrie ihre Wut hinaus, schlug gegen Bäume und riss das Gras aus dem Boden. Dann hielt sie keuchend inne. Lehnte sich an einen Baum und glitt an diesen hinunter. Der Waldboden war kühl und mit weichem Moos bedeckt. Woher nahm sich Grace das Recht darüber zu urteilen, was für ein Leben sie führte und was Klaus fühlte? Die Schwarzhaarige musste zwar zugeben, das sie hin und wieder daran zweifelte ob der Urvampir sie noch liebte, aber sie hatte noch immer Hoffnung. Sie blickte nach oben, durch die vielen Äste der Kiefern konnte sie den Nachthimmel kaum erkennen. Tränen bahnten sich ihren Weg aus ihren Augenwinkeln und sie wischte sie genervt weg. Sie vernahm das zerbrechen eines Astes hinter sich, den bekannten Duft von Vampir und als sie sich umdrehte, erkannte sie den Bradford. "Was willst du?!", knurrte sie ihn an. "Ich wollte mich nur erkunden, ob alles okay ist. Du hast den halben Wald zusammen geschrieen.", erklärte er wie beiläufig. "Alles bestens.", gab sie zickig von sich. "Ihr habt euch gestritten.", stellte Alexander fest und hockte sich neben die Schwarzhaarige. "Ich kann verstehen, wenn du sauer auf sie bist. Aber weißt du, sie dachte sie würde dir damit einen Gefallen tun.", erklärte er mit ruhiger Stimme und legte einen Arm um seine Freundin. "Du bist nach außen hin immer so stark, aber tief in dir drinnen leidest du unter der ganzen Situation." "Das stimmt nicht. Manchmal vielleicht.", flüsterte sie. "Trotzdem hätte sie vorher fragen können, ob ich es überhaupt will.", fügte die Maybury dann trotzig hinzu, was den Braunhaarigen schmunzeln ließ. "Sieh es doch so. Klaus denkt du lebst noch die nächsten hundert Jahre und er hat alle Zeit der Welt hier anzutanzen." Er begann eine ihrer Strähnen zwischen den Fingern zu drehen. "Wenn Grace deinen Fluch von dir löst, wird Klaus zum handeln gezwungen. Ergo er kommt dich früher besuchen, als er geplant hatte." Marisol blickte zu Alexander auf und er zwinkerte ihr zu. "So hab ich das noch gar nicht gesehen.", merkte sie an und blickte wieder zu Boden. "Du warst eben wütend. Grace hat dir immerhin so einiges an den Kopf geworfen, was dir nicht gefallen hat." "Du hast gelauscht?" Er blickte sie entschuldigend an und Marisol drückte ihn von sich weg, so das er mit dem Rücken auf dem Waldboden landete. Lachend zog er sie auf sich und drückte sie an seine muskulöse Brust. "Sei nicht mehr sauer auf mich ja?" "Bin ich nicht mehr..." "Und versuch auch Grace zu verzeihen." Der Bradford küsste ihr schwarzes Haar und sie lächelte leicht, während sie seinen Geruch tief einatmete. "Ich versuch es..."
Grace lief noch immer ziellos durch die Straßen von Mystic Falls. Wahrscheinlich würde sie die Nacht auf einer Parkbank verbringen und dabei musste sie morgen wieder zur Schule! Das hatte sie sich ja schön eingebrockt. Ihr kam der Gedanke auf, das sie zu Alexander gehen könnte, doch sie hatte keine Ahnung, wo dieser wohnte. Genervt trat sie gegen eine leere Getränkedose und seufzte laut. "Miss Evans?", vernahm sie eine überraschte Stimme vor ihr. "Mister Saltzman?", kam es nun genauso überrascht von ihr. Peinlich berührt fuhr sie sich dann durch das blonde Haar, welches noch immer leicht zerzaust war. Wieso hatte sie sich nicht gekämmt oder es zumindest zusammen gebunden? Umgezogen hatte sie sich auch nicht, doch zum Glück befanden sich keine Blutflecken auf ihrer Kleidung. "Was machen Sie denn um diese Uhrzeit hier draußen?" "Ich wollte nur etwas spazieren um meinen Kopf frei zu bekommen." "Allein? Wieso ist Ihre Freundin nicht mitgekommen?", hakte Alaric nach. "Wir haben uns gestritten. Sie hat mich raus geworfen...", gestand sie ihrem Lehrer. "Und jetzt sieht es ganz danach aus, als müsste ich die Nacht auf einer Parkbank verbringen.", Grace versuchte zu lächeln, doch es misslang ihr. Stattdessen bahnten sich die Tränen erneut einen Weg ihre Wangen entlang. Schnell wischte sie diese wieder fort. "So schlimm wird es schon nicht sein.", lächelte Alaric. "Es sah aus als wollte sie mich töten.", gab die Evans zu. "Sie hat mich noch nie so hasserfüllt angesehen.", fügte sie dann hinzu. Der Dunkelblonde berührte aufmunternd ihre Schulter und fühlte dabei den Verband den sie am Arm trug. "Hat sie Sie angegriffen?", fragte er besorgt und betrachtete den Verband genauer. "Nein. Das ist von einem Zauber.", erklärte sie ihm. "Deswegen haben wir uns erst gestritten. Nur weil ich den blöden Fluch lösen wollte, der auf ihr liegt! Eigentlich-", Grace hielt inne. Beinahe hätte sie ihrem Lehrer erzählt, was Marisol wirklich war und dann hätten die Vampire der Stadt vermutlich jagt auf sie gemacht! "Sie ist also verzaubert? Deswegen hat sie Vampireigenschaften?", erkundigte sich Alaric bei ihr und sie blickte ihn in die braun-blauen Augen. "Ja, richtig.", antwortete sie hektisch. "Wie dem auch sei, ich werd dann mal wieder weiter. Nicht das die besten Bänke schon besetzt sind.", gab Grace von sich und nun gelang ihr es auch zu lachen. "Sie meinen das ernst? Können Sie denn nicht bei einer anderen Freundin übernachten?", fragte er nach. "Bei Bonnie vielleicht...", überlegte die Blondine laut. "Soll ich Sie begleiten?" "Nein. Das wird nicht nötig sein.", winkte Grace ab. Sie verabschiedete sich von ihrem Lehrer und lief weiter die Straße hinunter. Sie wusste nicht so recht, ob es wirklich so klug war zu Bonnie zu gehen. Aber sie war immerhin auch eine Hexe und würde ihr bestimmt helfen. Etwas unangenehm war es ihr schon, aber sie tat das ja nicht aus Spaß, sondern weil sie nicht wusste wo sie sonst hin sollte.
