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Regen

Elijah x Helena
von

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Zwischen den Fronten

Kapitel 6: Zwischen den Fronten
 


 

„Eine schmerzliche Wahrheit ist besser als eine Lüge.“ (Thomas Mann)
 

Helenas Sicht:

Tränen flossen über mein Gesicht und immer wieder versuchte ich sie mir wegzuwischen.

Ich hatte mein Gesicht und mein Kleid waschen wollen, um es von dem Blut zu befreien, doch jetzt hatte ich mir wohl schon so oft unter meinen Augen gerieben, dass es schmerzen würde und entzündet wäre, wenn ich noch ein Mensch gewesen wäre.

Aber das war ich nun nicht mehr.

Ich war ein Vampir, ein grausames, abstoßendes, widerwärtiges Monster, das sich von Blut ernährte, nur um weiterzuleben.

Ich nahm das kostbarste des Menschen, sein Lebenselixier, nur um selbst zu leben.

Das war einfach nur grausam und schrecklich von mir.

Ich wollte kein Vampir sein, ich wollte kein Monster sein und ich verabscheute dieses Leben, das was es aus mir machte.

Natürlich wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab, dass es nichts war, das man einfach rückgängig machen konnte.

Trotzdem konnte ich mein bedauern nicht verbergen.
 

Doch es gab etwas, das noch erheblich viel schlimmer war, als nur das ich kein Mensch mehr war.

Der Schmerz in meinem Herzen, der so tausendfach pumpte, dass es glaubte mich zu zerstören.

Ich fühlte so viel auf einmal.

Schmerz, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Trauer, Verwirrung, Unglaube und noch so viel mehr.

Alles in mir stand Kopf und diese Gefühle durchwühlten mein Innerstes, kämpften um die Vorherrschaft, doch alles daran wollte mich zerstören.

Ich war verzweifelt und ich wünschte mir Hilfe bei all dem.

Natürlich wusste ich, dass ich Katerina hatte, ich hatte meine Schwester, an die ich mich wenden konnte.

Aber ich wollte Elijahs Hilfe.

Doch das war etwas, das nie wieder möglich sein sollte.

Elijah war nicht hier und ich fühlte mich trotz der Anwesenheit meiner Schwester, so allein wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Es war so schwer zu begreifen, dass er nicht mehr bei mir war.

Vor allem aber, dass all unsere Zeit eine Lüge gewesen sein sollte.

Es hatte sich doch alles so echt angefühlt, wie konnte es jetzt nur so sein?
 

„Helena?“, hörte ich Katerinas Stimme hinter mir und auch wenn mir sonst ihre Anwesenheit immer half, war das der erste Augenblick in meinem Leben, in dem ich sie nicht sehen wollte.

Noch nie war so etwas vorgekommen.

Aber ich sagte natürlich nichts, sondern schwieg und schaute in das Wasser, das durch den abnehmenden Mond leuchtete und mir mein Spiegelbild zeigte.

„Ich weiß, es ist schwer.

Ich hab Klaus auch geliebt, aber wir sind verraten worden.

Sie haben uns nun einmal nicht so geliebt, wie wir sie.

Das ist nicht unsere Schuld.

Sie sind die Monster.“

Katerinas Worte halfen nicht, nicht eine Sekunde, was eigenartig war, da sie sonst immer halfen.

Nichts wollte meine Qualen lindern, ich fühlte mich einfach so elend.

Meine Brust schmerzte mehr denn je.
 

Ich spürte, wie sich die Arme meiner Schwester um meinen Bauch legten und sie sich von hinten an mich schmiegte.

„Elijah war meine große Liebe, Katerina.

Ich weiß es.

Ich hab ihn mehr als alles andere geliebt.

Ich dachte, er ist der richtige.

Wie in den Geschichten, die erzählt werden, wo die wahre Liebe am Ende immer siegt, so fühle ich für ihn.

Er war meine wahre Liebe.

Ich werde nie wieder so für eine Person fühlen können.“

Da war ich mir sicher.

Mein Herz hatte sich so fest an ihn gekettet, dass etwas anderes gar nicht mehr möglich war und eigentlich hatte ich gedacht, dass er genauso fühlen würde, wie auch ich.

Das ich nicht allein mit meinen Gefühlen war.

„Ich weiß, ich…“

„Hast du auch so gefühlt?“, fragte ich Katerina, weil ich mir bei ihr nicht sicher war.

Klar war sie in Klaus verliebt gewesen, nichts das ich bestreiten mochte, aber sie war schon öfters verliebt gewesen und hatte immer geglaubt, er sei derjenige, der für sie bestimmt war.

Aber ich hatte immer geglaubt, dass sie nur Mika richtig geliebt hatte.
 

Wir schwiegen und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter.

Die Nacht hatte etwas tröstliches, aber sie bewahrte uns nicht vor Schaden, man konnte sich zwar darin verstecken, doch endgültig entkommen war trotzdem keine Möglichkeit.

„Weißt du, Helena, ich glaube es gibt keinen Menschen auf der Welt, der so sehr lieben kann wie du“, antwortete sie schließlich und ich hatte das Gefühl, wenn das stimmen mochte, es meine Verdammnis war und ich nie wieder von Elijah loskommen würde.

Ich spürte, wie sie mir über die Arme strich und sich bei mir eine Gänsehaut bildete.

Die Kälte schien mir jetzt nichts mehr auszumachen.

Es gab viel Schlimmeres als Wetterumstände, dagegen war das doch ziemlich nebensächlich.

„Was machen wir jetzt?“, fragte sie und ich hatte ehrlich keine Ahnung.

Meine Pläne für die Zukunft hatten ganz anders ausgesehen, doch jetzt hatten sie sich in Schall und Rauch aufgelöst.

„Ich weiß nicht“, antwortete ich unentschlossen.

Eigentlich wollte ich am liebsten nur hier sein und sitzen und warten.

Darauf, dass Elijah kam und mich entweder tötete oder mir sagte, dass all das nur ein schrecklicher Irrtum war und er mich liebte.

Ich wusste, dass das nicht geschehen würde, aber es war ein schöner Gedanke.
 

Sie vergrub ihr Gesicht in meiner Schulter.

„Vielleicht… vielleicht ist es an der Zeit nach Hause zu fahren, zu Vater und Mutter, zu unseren Brüdern.

Wir könnten sie zumindest besuchen, wenn sie uns schon nicht wieder haben wollen“, meinte Katerina und ich dachte an Zuhause.

„Davon wird schon bald nichts mehr übrig sein, Katerina.

Klaus hat nämlich vor alle zu töten, um sich an dir zu rächen.“

Erschrocken zuckte ich durch diese bekannte Stimme zusammen und stand mit Katerina zusammen auf.

Ungläubig sah ich zu Elijah, der einfach nur ein paar Meter vor uns stand und uns voller Wut bedachte.

Nein, nicht uns.

Nur Katerina.

Verwirrt schaute ich von ihm zu Katerina.
 

Dann kam für mich der Schockmoment der Stunde, denn den größten des Tages und Jahres hatte ich bereits durch.

Elijah hielt mir auffordernd seine Hand entgegen.

„Helena“, meinte er sanft, doch ich bemerkte, wie er versuchte sich zu beherrschen.

Ich stolperte ein paar Schritte nach vorne, wollte einfach nur auf ihn zu laufen und ihn in die Arme schließen, bevor ich mich erinnerte, dass ich so nicht mehr fühlen sollte.

Deswegen blieb ich stehen, schaute zurück zu meiner Schwester und dann wieder zu Elijah.

Ich hatte das Gefühl zwischen ihnen zu stehen.

Zwischen meiner Schwester und meiner Liebe.
 

Katerina sah vollkommen entsetzt aus, als würde sich die Hölle vor uns auftun und Elijah sah so aus, als wünschte er ihr die Hölle.

„Helena, geh mit mir zurück.

Bleib bei mir“, bat mich Elijah und ich wollte bei ihm sein.

Ich trat einen Schritt auf ihn zu und blickte zu Katerina zurück, deren Gesicht schmerzverzerrt war.

Doch wenn Elijah hier war und mit mir zusammen sein wollte, bedeutete das dann nicht, dass Katerina gelogen hatte?

Aber wenn sie es nicht war…

Musste ich mich jetzt etwa entscheiden, wer von beiden log?

„Katerina?“, fragte ich hilflos und ich sah wie ihr Tränen über die Augen liefen.

Sie war meine Schwester, mein Zwilling, mein anderer Teil.

Ich musste doch zu ihr halten, ihr bedingungslos vertrauen, wie sie es bei mir tat.

„Sie hat gelogen, Helena.

Ich liebe dich“, erklärte mir Elijah und ich wollte so sehr, dass es wahr war.

Doch wenn es so wäre, dann hätte Katerina gelogen und das konnte doch nicht sein.
 

Stur schüttelte ich den Kopf.

„Nein!“, sagte ich verzweifelt. „Katerina und ich haben uns geschworen, uns niemals anzulügen.“

Das würde sie nicht tun.

Sie würde mir niemals so bewusst wehtun.

Ich sah zu Katerina, flehend, um die Wahrheit zu erfahren.

Ihr Gesicht war schmerzvoll verzogen.

Ich wusste nicht, was ich mir erhoffte.

Wie die Wirklichkeit auch aussah, sie würde mich verletzen.

„Ich hab gelogen“, offenbarte sie mir und die Realität wollte sich gar nicht bei mir festsetzen.

Fassungslos sah ich sie an, konnte es nicht glauben.
 

„Wieso?“, flüsterte ich hilflos.

Ich verstand nicht, warum sie mir so weh getan hatte, wieso sie mich mit diesen Schmerz leiden lassen wollte.

„Ich wollte dich nicht verlieren“, antwortete sie schwach und mit so leiser, zerbrechlicher Stimme, das es mich wunderte, das ich ihre Worte überhaupt hören konnte. „Du wärst gegangen und hättest ihn mir vorgezogen.“

Tränen rannten uns beide herunter und wir sahen uns schmerzvoll an.

Ich schlug die Augen nieder.

Das hätte ich getan.

Das hatte ich getan.

Ich hatte einen Mann meiner Schwester vorgezogen.

Arme schlangen sich um mich und ich drehte mich in Elijahs Umarmung und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeule, da ich wusste, dass ich meiner Schwester gerade nicht in die Augen blicken konnte.

Ich fühlte mich so gebrochen und schutzlos.

Ich hatte meine Schwester angelogen und das war meine Strafe gewesen.
 

„Das nennen wir dann wohl eine interessante Wendung der Ereignisse“, erklärte eine Stimme, die mir mehr denn je Angst einjagte.



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