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Mit ungetrübtem Blick

Großvaterparadoxon
von

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Der Vergleich

Kapitel 36: Der Vergleich
 


 

„Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
 

Niklaus Sicht:

Ich konnte nicht glauben, was Elena da alles gesagt hatte.

Irgendwie hatte ich da kein Wort raus bringen können, keine Zurechtweisung, die sie wirklich verdient hätte.

Denn die ganze Zeit konnte ich nur an Tatia denken.

Dass sie so etwas Ähnliches gesagt hatte, das diese Worte genauso gut auch von ihr gestammt haben konnten.

Nie hatte ich geglaubt, dass es nochmal jemand geben konnte, der wollte, dass wir unser Geschwisterband nicht ignorierten, vor allem nicht, wenn wir damit die Gunst verwehrten.

Niemals würde Katerina so etwas wollen, sagen, dass man wegen ihr nicht stritt.

Sie provozierte so etwas und die meisten andern wünschten sich so etwas ebenfalls.

Tatia war eine Ausnahme gewesen und wie ich mir jetzt wohl unweigerlich eingestehen musste, so war es bei Elena auch so.
 

Ich faltete den kleinen Schnipsel auseinander, den Elena mir überreicht hatte und den ich irgendwann zusammen gedrückt haben musste.

Zur Einprägung von Tatsachen, hatte sie mir gesagt.
 

Du bist ein Arschloch.
 

Gut, das war wirklich sehr direkt, aber irgendwie war ich nicht einmal verwundert.

Ich hatte eigentlich schon gar nichts anderes mehr von ihr erwartet.

Es war auch irgendwie witzig.

Sie hatte wirklich das recht mir so etwas zu sagen oder auch zu schreiben.

Eine Weile schaute ich auf das geschriebene, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel und ich es einfach nicht glauben konnte.

Das konnte auch gar nicht sein.

Ich musste mich irren, dass war eine Halluzination, eine Sinnestäuschung, einfach nur Wunschdenken.

Es war einfach unmöglich.
 

Aber ich konnte es nicht ignorieren.

Das nicht.

Ich musste es einfach überprüfen.

Ich hatte da keine andere Wahl.

So schnell ich konnte, raste ich nach Hause und ignorierte Mutter, die im Wohnzimmer war und begrüßte sie nicht einmal, was wirklich unhöflich von mir war.

Ich ging in mein Zimmer und holte etwas hervor, das von äußerster Wichtigkeit war und das ich immer bei mir hatte.

Es war so wichtig, wie die Särge, in denen ich meine Familie gelagert hatte.
 

Es war ein kleines schwarzes Buch, in dem jede Menge stand.

Alles an Gideon gerichtet, die Schlaflieder, die sie ihm immer vorgesungen hatte und noch andere Geschichten.

Irgendwie alles unwichtige Kleinigkeiten, wie es schien, aber sie hatten ihn sehr glücklich gebracht und seine Mutter ihm näher.

In diesem Buch steckte mehr Liebe, als ich und meine Geschwister je von unseren Eltern erfahren hatten.

Ich klappte eine beliebige Seite auf und legte Elenas Zettel daneben.

Ich hatte das Buch so oft durchgelesen und ich sah es genau.

Ich verglich die Schriften von Elena und Tatia.

Sie waren identisch.

Sie stimmten bis aufs i-Tüpfelchen überein.
 

Ich musste mich zwingen, das Buch festzuhalten und nicht einfach auf den Boden fallen zu lassen, aber gerade fiel mir diese einfache Geste durchaus schwer.

Elena und Tatias Schrift waren identisch und sobald sich dieser Gedanke in meinem Kopf gebildet hatte, schien es mir so logisch.

Wie hatte ich nur so dumm sein können?

Wie hatte ich das nicht bemerken können?

Wie hatte mir das nie auffallen können?

Ich kannte sie doch so genau, dass ich sie praktisch vor mir sehen konnte, sie mir vorstellen konnte, wenn ich es nur wollte.

Ich hatte Elena beobachtet, genauestens, seitdem ich hierher nach Mystic Falls gekommen war.
 

Wie hatte ich all diese Übereinstimmungen übersehen können?

Meine Familie hatte es offensichtlich nicht.

Deswegen benahmen sich alle so eigenartig.

Deshalb war Kol so überaus fröhlich und verteidigte sie.

Natürlich, der einzige Mensch, der ihn je außer sich selbst interessiert hatte, den er wirklich geliebt und geschätzt hatte, war Tatia gewesen.

Kein Wunder, das er sie vor mir verteidigte.

Ich wusste, dass er sich immer für sie entscheiden würde, auch wenn er dafür unsere ganze Familie opfern müsste, das war ihm egal.

Tatia hatte ihn so sehr, in seinem menschlichen Leben berührt, das er das als Vampir nicht ablegen konnte und sie war sein Halt, selbst mit ihrem Tod.
 

Finns plötzliches Verschwinden musste auch mit ihr zu tun haben.

Was auch immer er tun wollte, es war etwas für sie.

Vielleicht…

Ich sah noch einmal auf das Buch.

Natürlich, es musste Gideon sein.

Finn hatte Gideon immer als die stärkste Verbindung zu Tatia gesehen und sie hatte ihren Sohn mehr als alles andere geliebt.
 

Deshalb war auch Rebekah mit ihr befreundet.

Sonst hätte sie Elena nie dafür vergeben, aber sie war nicht nur Elena, sie war das Original.

Wie konnte das nur sein?

Wie konnte es sein, das Elena und Tatia dieselbe Person waren?

War sie ihre eigene Vorfahrin?

Aber wie funktionierte das Ganze, was lag dem zu Grunde und wie passte Gideon in die ganze Geschichte herein?

Ich war sicher, da gab es viel zu erfahren und ich war entschlossen das herauszufinden, wenn meine Geschwister mich schon nicht von allein darin einweihen wollten.

Wie konnten sie mir das verheimlichen?!

Alles, aber nicht das!

Nicht sie!
 

Es ging hier um Tatia, um sie!

Um Tatia… Elena… wie es auch war…

Es war alles so kompliziert und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich es nicht gesehen hatte.

Das ich ihre Selbstlosigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Stärke nicht richtig hatte einordnen können.

Natürlich war sie Tatia.

Auf einmal erschien es mir so logisch.

Wenn man es nur wusste…

Wenn…

Aber es passte so genau, alles.

Sie war es und ich konnte das nicht leugnen.
 

Und sie alle hatten es gewusst!

Kol, Finn, Rebekah, Elijah!

Elijah!

Wie hatte er mir das verschweigen können?

Wir hatten eine Abmachung!

Wie er es gesagt hatte, das hatten wir schon vor langer Zeit geklärt und er hatte mich nicht eingeweiht!

Selbst Caroline hatte es gewusst, jetzt machten ihre Andeutungen erst wirklich Sinn.

Auch sie hatte es gewusst.

Und Elena!

Elena… Tatia…

Wieso?

Wie hatte sie mir das nicht sagen können?

Es hing doch so viel davon ab.

Ich hing davon ab, meine Einstellung, meine Gefühle, mein Handeln, meine Gedanken, einfach nur alles…

Wirklich alles.



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