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Nach einem Jahrhundert

Elijah x Helena
von

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Vereint

Kapitel 4: Vereint
 


 

„Aus zwei menschlichen Lieben erwächst eine göttliche Liebe.“ (Elizabeth Barrett Browning)
 

Elijahs Sicht:

Ein Kuss in der Öffentlichkeit war vielleicht nicht das optimalste, aber ich konnte mich nicht zusammenreißen.

Meine Beherrschung, die ich über die Jahrhunderte aufgebaut hatte und auf die ich so stolz war, hatte mich vollkommen verlassen.

Nichts anderes zählte, als Helena, wie immer.

Einfach nur das Mädchen in meinen Armen, mein Mädchen.
 

Ich wusste dass die Augen aller auf uns lagen.

Man küsste sich nicht auf der Straße, wo Menschen es sehen konnten.

Man berührte sich nicht einmal, soweit es sich vermeiden ließ.

Wir gaben gerade sicher kein gutes Beispiel für Manieren dieser Zeit ab, aber mich konnte nichts weniger interessieren, als die Meinung dieser Menschen.

Ich hatte die Frau zurückbekommen, deren Gedanken an sie ich nicht einmal vertreiben konnte, wenn ich glaubte aufs schlimmste von ihr verraten wurden zu sein.

Die einzigste, mit der ich meine Ewigkeit verbringen wollte.

Der, der ich all meine Zeit widmete.
 

Als sie sich von mir löste, öffnete ich meine Augen, stellte sicher, dass ich sie weiterhin festhielt.

Immer noch hatte ich Angst, dass das alles ein Traum war, das sie mir vielleicht entrinnen würde, wenn ich nicht aufpasste.

Alles war möglich, so sehr ich das auch verfluchen würde.

„Vielleicht sollten wir uns einen anderen Ort suchen“, schlug sie ein wenig heiser vor und ich mochte ihre Stimme, in dieser Tonart.

Es hatte etwas besonders verführerisches an sich.
 

Es mochte vielleicht komisch wirken, aber ich ließ Helena nicht mehr aus den Augen.

Das ging einfach nicht mehr.

Aber sie störte sich offensichtlich nicht daran und zwischen den Zeiten, in denen wir uns immer wieder liebten, redeten wir.

Wir versuchten einander zu verstehen, das was geschehen war, zu rekonstruieren und es erschien uns beiden so absurd, welche Zufälle uns auseinander gebracht hatten.

Wenn ein Detail ein wenig verschoben gewesen wäre…

Wenn wir etwas ein bisschen anders gemacht hätten…

Wenn…
 

Es war quälend.

Wir liebten uns so sehr und hatten nicht damit aufgehört und während Helena sich in ihre Trauer versinken lassen ließ, hatte ich mich in meine Wut hineingesteigert.

Wir hätten beide nur versuchen müssen klar zu sehen, uns ein wenig zusammenreißen müssen.

Doch wir hatten uns von Zweifeln beeinflussen lassen, die unsere Geschwister in uns geschürt hatten.
 

Während ich sie beobachtete, strich ich ihr immer wieder, durch ihr langes braunes Haar.

Gerade, wo wir nur das Sternenlicht hatten, wirkten ihre Haare eigentlich schon schwarz.

Nur wenn ihre Haare beleuchtet wurden, bemerkte man, dass sie eigentlich braun war.

Nicht oft genug konnte ich ihr sagen, das ich sie liebte und wie oft sie es auch zu mir sagte, es war nicht genug, dennoch jedes Mal schön aufs Neue.

Keine Schwäche, wegen meiner Gefühle war mehr übrig geblieben.

Zumindest fühlte ich nichts mehr, außer Glück, Stärke und Zuversicht.

Klaus Worte waren wieder einmal für mich egal geworden und ich hatte nicht vor, sie je wieder an Bedeutung gewinnen zu lassen.
 

Sie kuschelte sich näher an mich und ließ sie nur zu gern weiter in meine Arme versinken.

Nie konnte sie nah genug sein.

„Du schläfst nicht“, murmelte sie verschlafen.

Lächelnd küsste ich sie auf den Kopf und hörte nicht auf sie zu streicheln.

„Ich will nicht die Augen zu machen.

Wenn ich sie wieder öffne, könntest du nicht mehr da sein.“

Diese Angst bestand noch immer, die ganze Zeit über und ich hasste mich selbst für diese Zweifel, doch ich kam nicht darum herum.

„Ich bin noch da.

Du wirst aufwachen und ich werde in deinen Armen legen.

Ich versprech es.“

Nur leise Worte, doch ich glaubte sie und nach einer gefühlten Ewigkeit, schaffte ich es wohl doch zu schlafen.

Dennoch blieb die Angst.
 

Als ich wieder aufwachte war das erste was ich registrierte Helena, die immer noch in meinen Armen lag und obwohl sie es mir versichert hatte, machte sich Erleichterung in mir breit.

Ich fragte mich ob jemals die Angst verschwinden würde, sie zu verlieren.

Sicher war ich mir deshalb auf keinen Fall.

Würde ich jedes Mal mit Angst einschlafen?

Immer mit Erleichterung aufwachen, wenn ich sie sah?
 

Sanft küsste ich sie auf den Kopf und anscheinend war sie wach, denn sie reagierte auf meine Berührungen.

„Elijah“, murmelte sie und ihre Hand wanderte über meine Brust.

Bevor sie mich damit vollkommen den Verstand vergessen ließ, nahm ich ihre Hand und küsste jede ihrer Fingerspitzen, was sie zum kichern brachte.

„Morgen“, meinte sie gut gelaunt und sie strahlte mich an, mit ihrem Mund, ihren Augen und ihrem Herzen, als sie mich ansah.

Spielerisch stupste sie mit ihrer Nase gegen meine und ihre Lachen steckte mich an.

Sie setzte sich auf mich, aber schnell drehte ich den Spieß um und wir drehten und wälzten uns im Bett herum, wodurch keine Decke oder ein Kissen am Ende noch an seinem richtigen Platz waren.
 

Das Ende unseres Spiels war, als wir beide aus dem Bett zu Boden fielen.

Eine etwas unsanfte Landung, dennoch war unsere einzige Reaktion unser Lachen.

„Noch einmal, guten Morgen“, wünschte sie mir lächelnd und ich konnte dieser Aussage wirklich nur zustimmen.

Es war ein guter Morgen.

Der beste seit langem.

„Guten Morgen, Helena“, erwiderte ich und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ihre Haare waren zerzaust und keines saß davon mehr am richtigen Platz.

So hatte ich sie noch nie gesehen, dennoch konnte sie gar nicht bezaubernder aussehen.

„Wollen wir nicht aufstehen?“, fragte ich sie amüsiert, als sie ihren Kopf wieder auf meiner Brust ablegte und nicht den Eindruck machte, sich bald wieder bewegen zu wollen.

Knapp ruckte sie mit ihrem Kopf hin und her, ein Kopfschütteln. „Nein!“, befand sie und ich konnte ihr das nicht einmal verübeln.

Meine einzigen Bedürfnisse richteten sich gerade allein auf sie.
 

Ich streichelte über ihre nackten Arme, ihren Rücken und wenn ich die Augen schloss, dann dachte ich dennoch nur an sie.

Ihr Bild begleitet mich allgegenwertig.

Jetzt hatte ich sie gefunden und eigentlich hatte sich nichts daran geändert, das sie immer noch der Mittelpunkt meines Seins war.

Wahrscheinlich würde sich das einfach nie ändern und das wollte ich auch gar nicht.

„Wollen wir nichts zusammen machen?“

Eine weitere Frage, obwohl ich mir die Antwort bereits denken konnte, stellte ich sie dennoch.

Vielleicht einfach nur, um ihre wunderbare Stimme zu hören.

Das könnte wirklich alles sein.

„Doch“, sagte sie zu meiner Überraschung und strich jetzt ihrerseits über meine Arme. „Ich will hier mit dir blieben“, erzählte sie mir und ich konnte nur grinsen.
 

Helena setzte sich auf und ich sah zu ihr auf, verfolgte jede ihrer Bewegungen, als sie sich wieder zu mir hinunter beugte…

„Ich will dass du mich küsst.“

Sie neckte mich mit ihren Lippen, nur ein wenig, kein wirklicher Druck entstand auf meinen, kein richtiger Kuss.

Es war frustrierend, wie schnell sie sich mir wieder entzog.

„Zu jeder Zeit.“

Sie flüsterte es in mein Ohr.

„An jeder Stelle.“

Ihre Lippen streiften so zärtlich über meine Brust und ich wusste, dass ich das nicht mehr lange aushalten würde.

„Immer und immer wieder.“

Das reichte.

Ich konnte ihre Lippen nicht einfach so weiter wandern lassen, sondern packte sie stattdessen und brachte sie wieder unter mich.
 

Wir saßen zusammen vor dem Kamin und ihr Kopf war gegen meine Brust gelehnt, während sie zwischen meinen Beinen saß.

Wir unterhielten uns über alles Mögliche, vor allem über das, was wir im Leben des anderen verpasst hatten.

„Wo ist Katerina jetzt?“, fragte ich nach.

Auch wenn sie es zu verbergen versuchte, wusste ich dass sie der Streit zwischen ihnen belastete, von dem sie mir erzählt hatte.

Ich konnte sie verstehen, dennoch verspürte ich selbst so eine Wut auf Katerina, das sie mir Helena so lange vorenthalten hatte.

Sie hatte unsere gemeinsame Zeit zerstört.

„Sie läuft weiter weg“, erzählte sie mir dann und mir war klar, dass sie auch nicht wusste, wo ihre Schwester denn war.
 

Vielleicht war das ebenso egoistisch von mir, aber mir reichte es vollkommen, dass Helena bei mir war.

Mehr brauchte ich nicht und Klaus konnte von mir aus selbst weitersuchen, wenn er sie haben wollte.

Ich griff nach Helenas Hand und verschränkte ihre Finger mit meinen.

„Bitte lass uns nie wieder an unserer Liebe zweifeln.

Versprich es!“, forderte Helena mich auf und sah sehr ernst zu mir.

„Ich versprech es“, schwor ich ihr und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Und falls ich mich wieder an deine Liebe erinnern muss, dann lese ich deinen Brief.“

Ihr Brief war verzweifelt, aber ich liebte ihn.

Ich konnte die Emotionen praktisch davon greifen und es zeigte mir, wie sehr sie mich liebte.

„Kannst du den nicht wegwerfen oder so?“, schmollte Helena, denn immer wenn ich ihn mir durchlesen wollte, versuchte sie ihn mir zu entreißen.

Vielleicht erinnerte er sie an ihren Schmerz, aber für mich war er jetzt auch eine Erinnerung an unsere Wiederzusammenführung und an das, was wir überwunden hatten.



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