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War of the Nephilim

von

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Saigo

Naomi schlenderte am frühen Morgen Richtung Schule. Sie war früh dran und so nahm sie sich die Zeit, aus ihrem Schulweg einen Spaziergang zu machen. Sie nahm den längeren Weg durch den Park und genoss die Ruhe und die Natur. Als sie dann doch schließlich das Schultor erreichte, war sie immer noch überpünktlich. Nur wenige Schüler waren um diese Zeit schon anwesend und die meisten sahen so aus, als wären sie in Gedanken noch in ihrem Bett.

Naomi war da ganz anders. Sie war harte Disziplin von ihrem Vater gewohnt und hatte diese für sich stets beibehalten. Außerdem brauchte sie nicht so viel Schlaf, wie gewöhnliche Menschen es taten. Munter schritt sie über den Schulhof und betrat schließlich das Klassenzimmer, welches noch vollkommen leer war. Anscheinend waren ihre Mitschüler alle eher später dran.

Sie begab sich auf ihren Platz und wusste nicht so recht, was sie jetzt tun sollte. Sie stand wieder auf, blickte aus dem Fenster und sah nach und nach die Schüler durch das Schultor treten. Sie bemerkte, wie sich die Tür öffnete und sah Shin hineintreten. Dieser blickte sie kurz verunsichert an und beschloss dann aber, ihr nicht zu zeigen, dass ihn ihre Worte von gestern getroffen hatten.

„Hallo Süße.“, begrüßte er sie deshalb mit schelmischem Grinsen. „Wenn das mal nicht ein glücklicher Zufall ist. Wir beide so ganz alleine…“ Er zwinkerte ihr zu.

Auf ihrem Gesicht war keinerlei Regung zu erkennen, was Shin wiederum eher verunsicherte. Meistens wurden die Mädchen zornig, wenn er sie so plump anmachte. Einige wenige wurden vielleicht rot oder blickten verschämt weg. Doch dieses Mädchen hier zeigte keinerlei Emotionen. Er beschloss noch eins draufzusetzen und schlenderte zu ihr herüber.

„Na, wie wär`s mit uns beiden? Ist ja noch keiner hier. Wenn wir uns beeilen, muss keiner davon erfahren.“

Naomi sah ihn weiterhin nur an. So langsam wurde Shin sogar zornig. Wieso konnte sie nicht irgendetwas erwidern? War er es nicht wert beachtet zu werden? Wieder setzte er an.

„Baby, ich weiß, dass du es auch willst.“ Er streckte seine Hand aus, um ihr an den Hintern zu fassen.

In dem Moment öffnete sich die Tür wieder und Takashi trat ein. Er hatte Shins letzten Worte gehört und konnte seinen Augen kaum trauen.

Scharf blickte Naomi den Jungen an, der unwillkürlich in seiner Bewegung innehielt. Er sah in ihre funkelnden Augen und war mit einem Schlag unfähig auch nur eine Bewegung zu tun. Sein Blick wurde glasig. Er ließ seine Hand sinken und ging stillschweigend auf seinen Platz.
 

Naomi wandte sich nun lächelnd zu Takashi um, der das Ganze mit großem Erstaunen beobachtet hatte. Er war zornig gewesen, als er Shins dämlichen Spruch mit anhören musste und er sah, wie er sie berühren wollte. Doch dass er dann so plötzlich innegehalten hatte und auf seinen Platz gegangen war, ohne dass Naomi augenscheinlich etwas getan hatte, verwirrte ihn. Er sah Naomi an, die nun ein paar Schritte auf ihn zugegangen war.

„Guten Morgen, Takashi.“, begrüßte sie ihn lächelnd.

„Guten Morgen.“, erwiderte er und sah ebenfalls in ihre strahlenden Augen. Nun konnte er sich denken, warum Shin einen Rückzieher gemacht hatte. Ihre Augen blickten ihn zwar freundlich an, doch konnte er sich vorstellen, welche Wirkung sie haben würden, sollten sie ihn zornig ansehen.

„Bist du noch gut nach Hause gekommen?“, fragte sie ihn munter.

„Ähm ja… sehr gut, danke. Und danke noch mal für die Einladung zum Essen.“

„Nichts zu danken, immerhin hast du mir ja geholfen. Du kannst heute gerne wieder bis nach dem Essen bleiben.“ Dieses Angebot nahm er nur zu gerne an.

„Sehr gern.“ Auch er schenkte ihr nun ein Lächeln und entblößte dabei seine perfekten, weißen Zähne.
 

Shin nahm das Gespräch eher unbewusst wahr. Er achtete gar nicht auf die Worte seiner Mitschüler. Er dachte nur an ihren Blick. In dem Moment, in dem er in ihre Augen geblickt hatte, hatte er absolut keine Kontrolle mehr über sich. Er spürte den Drang sich von ihr zu entfernen. Willenlos hatte er sich von ihr abgewandt. Was war das nur für ein Mädchen?
 

Nach und nach füllte sich die Klasse und kurze Zeit später betrat auch der Lehrer die Klasse. Naomi erkannte sofort den Kendo-Meister Herrn Matsumoto, bei dem sie Geschichte hatten. Nachdem er die Anwesenheitsliste durchgegangen war, begann er mit dem Unterricht. Er erzählte etwas über den zweiten Weltkrieg und Naomi hörte interessiert zu.

Sicherlich war die Geschichte, wie die Menschen sie erzählten nicht ganz vollständig, denn bei jedem Krieg hatten auch die Wesen der Unterwelt, die Nephillim und auch die Engel ihre Finger im Spiel gehabt. Was glaubten sie, woher der Wahnsinn des deutschen Führers gekommen war? Kriege anzuzetteln war eines der liebsten Zeitvertreibe der Unterweltler und in vielen Fällen richteten sie erheblichen Schaden an. Doch das Schlimmste daran war diese Willkür. Von wem sie jetzt Besitz nahmen und wer getötet wurde, war reiner Zufall.

Sie wusste viel über die Geschichte der Kriege der Menschen, war immer interessiert die menschlichen Versionen davon zu hören. Sie war fast schon enttäuscht, als das Klingeln das Ende der Stunde ankündigte.
 

Sofort wandte sich Rin an sie, die vor der Stunde keine Zeit dazu gehabt hatte, da sie es nur gerade so geschafft hatte, vor dem Lehrer den Klassenraum zu betreten. Sie grinste ihre Sitznachbarin an.

„Na, alles klar? Konntest du mit den Unterlagen was anfangen?“, fragte sie aufgeregt, was Naomi lächeln ließ.

„Hey.“, zwinkerte sie Rin zu. „Ja, alles klar und ja, ich konnte etwas damit anfangen, auch wenn ich etwas Hilfe hatte.“ Unwillkürlich schweifte ihr Blick hinüber zu Takashi, der sich gerade mit seinem Sitznachbarn unterhielt, von dem Naomi glaubte, dass er Daiki hieß.

Rin folgte ihrem Blick und ihr blieb der Mund offen stehen.

„Willst du damit sagen, dass du dich noch mit Takashi getroffen hast?“, fragte sie ungläubig.

„Naja… Ich bin ihm auf dem Heimweg begegnet und als ich erwähnte, dass ich jetzt Mathe lernen müsse, bot er mir an mir zu helfen. Tatsächlich kam er eine Stunde später dann zu mir und hat mir sehr geholfen. Und gegessen hat er auch noch bei uns.“

„Oh mein Gott!“ Rin war total aufgeregt. „Weißt du, was das heißt??“ Verwundert sah Naomi sie an.

„Nein, was denn?“

„Naja, das weiß ich eigentlich auch nicht so genau.“, gab Rin zu, was Naomi lachen ließ. Rin wurde etwas rot und brauste auf.

„Aber es hat mit Sicherheit etwas zu bedeuten!“, rief sie aus. Schlagartig senkte sie ihre Stimme. „Ich glaube nicht, dass er sonst schon bei irgendwelchen Mädchen zu Hause war. Zumindest nicht von dieser Schule.“

„Tja, weißt du was? Er wird heute wieder zu mir kommen.“, grinste Naomi ihre Freundin neckisch an.

„Oh mein Gott!“, rief Rin schon wieder aus und wurde ganz unruhig auf ihrem Stuhl. „Das wäre ja so cool, wenn er sich in dich verlieben würde!“ Sie fing an zu schwärmen. Warum eigentlich nicht? Naomi und Takashi wären DAS Traumpaar.

„Ich weiß nicht…“, sagte Naomi zweifelnd und dennoch immer noch belustigt.

„Doch doch! Das wäre der Wahnsinn!“
 

Frau Sasakura betrat das Klassenzimmer und nachdem sie sich die Aufmerksamkeit ihrer Schüler erkämpft hatte, begann sie mit dem Unterricht. Mehr oder minder aufmerksam hörten die Schüler ihr zu.

Naomi verspürte schlagartig eine innere Unruhe. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass irgendetwas passieren würde. Ihr Instinkt hatte sie noch nie enttäuscht. Sie lauschte und achtete auf jedes ungewöhnliche Geräusch und jede ungewöhnliche Bewegung.

Plötzlich war ein leichtes Beben zu spüren. Frau Sasakura, die gerade etwas an die Tafel geschrieben hatte, ließ die Kreide sinken. Die Schüler wurden unruhig.

„War das ein Erdbeben?“, fragte ein Mädchen verängstigt.

„Ich glaube ja.“, antwortete ihre Freundin ebenso verängstigt.

Ein weiteres Beben war zu spüren und dieses Mal war es deutlich stärker. Der Alarm wurde ausgelöst. Panisch sprangen die Schüler auf.

„Bitte Ruhe bewahren!“, rief die Lehrerin und versuchte ihre unruhige Klasse wieder unter Kontrolle zu bringen. Vergeblich. Einige der Mädchen klammerten sich aneinander und waren den Tränen nahe. Andere packten panisch ihre Sachen zusammen, die im Falle eines Alarms eigentlich zurückgelassen werden sollten. Hektisch verließen alle den Klassenraum. Niemand – nicht einmal Rin – nahm Notiz von Naomi, die angestrengt nach draußen starrte. Da konnte sie es sehen. Ein Monster aus der Unterwelt. Es war gute 4 Meter groß und hatte überproportional lange Arme und große Hände. Sein Kopf wirkte viel zu klein auf dem massigen Körper und seine dumpfen Augen zeugten von wenig Intelligenz. Seine Haut war aschgrau und seine Blöße war von ein paar dreckigen Fetzen bedeckt.

Ihr würde das Monster kaum gefährlich werden können, aber ihren Mitschülern könnte es einiges Grauen antun. Panik hatte die Schüler längst überkommen. Überall waren ängstliche Schreie zu hören. Die einen rannten davon, die anderen starrten das unbekannte Wesen einfach an, unfähig sich zu bewegen. Ein markerschütternder Schrei war zu hören.

Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf Naomis Gesicht. Nun war es also Zeit ihr Können unter Beweis zu stellen. Sie wandte sich zum Gehen und betrat den ausgestorbenen Gang. Kein einziger Schüler war zu sehen. Das kam ihr gerade recht. Eilig durchschritt sie die Halle und kurz bevor sie das Gebäude verließ, loderte eine dunkle Aura um sie herum auf.

Ihr sonst so schwarzes Haar erstrahlte nun schneeweiß. Dunkle Male zogen sich über ihre Wangen. Ihre Ohren waren nun deutlich länger und wurden von drei Ohrringen verziert. Ihre Schuluniform wandelte sich zu einem weißen Gewand mit schwarzen und violetten Verzierungen. Der Rock bestand aus mehreren Schichten und umspielte ihre schlanken Oberschenkel, wobei einer von einem schwarzen Band geziert wurde. Sie trug weiße Stiefel, welche ebenfalls von schwarzen Bändern umwickelt wurden. Ihre fingerfreien Handschuhe waren schwarz. Mehrere dünne, schwarze Bänder waren um ihren Hals gewickelt. Das Einzige, was sich nicht verändert hatte, waren ihre Augen. Sie strahlten immer noch in demselben Violett.

Sie war nun nicht länger die Schülerin Naomi Asano, sondern eine Kriegerin, eine Nephilim, Nachfahrin des schwarzen Engels Abarran. Sie war Saigo.

Sie trat aus dem Gebäude und fixierte das Monster, welches eines der Schülerinnen gepackt hatte und nun in einer seiner riesenhaften Pranken hielt. Das Mädchen schrie sich die Seele aus dem Leib.

Entschlossen machte Saigo ein paar Schritte auf das Monster zu. Sie öffnete ihre Hand, in welcher sofort eine Art schwarzer Nebel entstand, der sich ausbreitete und schließlich die Gestalt einer Sense annahm. Reichlich verziert und mit schwarzem Stiel endete sie in einer gewaltigen, eisblau blitzenden Klinge.

Ihre Schritte beschleunigten sich und nachdem sie so schnell einige Meter hinter sich gebracht hatte, setzte sie zum Sprung an. Mit enormer Kraft legte sie im Sprung den Rest der Distanz zurück und schleuderte dem Monster ihre Sense entgegen. Präzise traf diese ihr Ziel und trennte dem Wesen sauber den Arm ab. Wieder war ein markerschütternder Schrei zu hören, den das Monster dieses Mal vor Schmerzen losließ.

Der Arm fiel in Richtung des Bodens, doch noch im Fall löste er sich zu einem dunklen Nebel auf. Das Mädchen schrie auf, doch bevor sie auf dem Boden aufkam, fing Saigo sie auf. Mit zwei Sprüngen beförderte sie sie zu ihren Mitschülern, die das Geschehen mit Angst, Erstaunen, Entsetzen und Panik beobachtet hatten.

Saigo drehte sich wieder um, nachdem sie das Mädchen abgesetzt hatte, und entdeckte einen Jungen, der versuchte, ihre Sense, welche sich spitz in den Boden gebohrt hatte, herauszuziehen. Vergeblich. Sie war viel zu schwer für ihn und er konnte sie keinen Millimeter bewegen. Als er das merkwürdige Mädchen sich nähern sah, entfernte er sich sofort. Sie griff mit einer Hand nach der Klinge und zog sie mühelos aus dem Boden. Die andere Hand öffnete sie gleichzeitig, so wie sie es zuvor schon mal getan hatte. Wieder bildete sich der seltsame Nebel und eine weitere, identische Sense wurde geformt.

Das Monster hatte sie mittlerweile fixiert und wollte sie angreifen. Saigos Augen funkelten. Wieder setzte sie zum Sprung an, sodass sie sich genau auf Augenhöhe des Monsters befand. Sie konnte den widerlichen Atem des Wesens riechen. Sie hielt ihre Sensen über Kreuz und riss sie dann mit gewaltiger Kraft auseinander. Ihr Gegner riss die trüben Augen auf und ein gurgelndes Geräusch war zu hören, bevor der Kopf von seinem Hals rutschte. Wie zuvor schon mit seinem Arm lösten sich nun auch der Kopf und schließlich auch der Körper im dunklen Nebel auf.

Geschickt landete die Nephilim wieder auf dem Boden und ließ ihre Sensen verschwinden. Wie vermutet war dies kein Gegner für sie gewesen. Er war dumm und langsam gewesen. Keine Herausforderung.

Sie drehte sich um und besah sich die Schülerschaft und einige Lehrer. Alle starrten sie schweigend an. Keiner wagte es, sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Sie konnte Rin sehen, die sich halb hinter einer Säule versteckt hatte. Auch Takashi konnte sie ausmachen, der mit am nächsten an ihr stand und sie ungläubig anstarrte.
 

„Ihr braucht jetzt keine Angst mehr zu haben.“, sagte Saigo dann laut. Die meisten starrten sie immer noch regungslos an, doch manche wagten es nun wieder sich zu bewegen.

„Was war das?“, fragte einer. Saigos Blick wanderte zu dem Jungen, der gesprochen hatte.

„Ein Wesen der Unterwelt.“, antwortete sie schlicht.

„Und was bist DU?“, fragte ein anderer Junge.

„Das ist unwichtig.“, antwortete sie. „Ich bin hier, um euch zu beschützen. Das ist alles, was zählt.“
 

Takashi betrachtete diese unbekannte Kriegerin. Ihr Blick wanderte umher, so als ob sie auf weitere Fragen warten würde. Kurz blieb ihr Blick an ihm hängen, bevor sie sich umdrehte und mit einigen Sprüngen verschwand.

Ihr Blick ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Diese Augen…



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