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Das Gesetz bin ich - Wilder Westen

Inu no Taisho & OC , Sango & Miroku, Kago & Inu, Sess &??, Kagura & ??
von

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Geschäftspartner


 

Kapitel 17 - Geschäftspartner

Kagura verzweifelte. Sie saß in ihrem natürlichen Versteck und verspürte wenig Lust weiterzuwandern. Von Anfang an hatte sie sich ihre Flucht einfacher vorgestellt. Doch hier bleiben wollte sie nicht ewig. Deswegen musste eine Lösung her.

Als nun der folgende Morgen einen sonnigen, angenehmen warmen Tag verhieß, entschloss sie sich weiterzugehen. Sie erhob sich, strich ihre Kleider glatt und begab sich zurück auf den Weg. Dann setzte sie Schritt für Schritt vorwärts. Bald darauf, möglicherweise nicht einmal eine halbe Meile später, fand sie, sie hatte genug zurückgelegt und konnte durchaus eine kurze Pause vertragen. So ließ sie sich ohne nachzudenken im Moos nieder, was vollgesogen durch den Regen war und nun die Nässe durch den Druck abgab.

Die Winddämonin blieb jedoch nur einen Moment sitzen, denn es klangen Töne an ihr Ohr, denen sie alsbald nachging.
 

Unweit der Stelle, wo Kagura rastete, fiel ein Hang sanft ab und endete an einem der breiteren Bäche, die von den Bergen herab durch die Gegend flossen. Unmittelbar am Wasser stand ein Mann und bearbeitete einen gefällten Baum mit der Axt. Dabei sang er die Strophen mehrerer Lieder immer im Wechsel. Ob es der Yankee Doodle, Yellow Rose of Texas oder Amazing Grace war, spielte dabei keine Rolle. Dann mischte er noch My Country, ’tis of thee bei. Wenn er den Text nicht mehr wusste, pfiff er einfach die Melodien nach.

Kagura lauschte eine Weile. Obwohl der Holzfäller mit volltönender Stimme sang und dabei nicht einen einzigen Ton richtig traf, war es für die Dämonin der süßeste Gesang, den sie je hörte. Erfreut endlich ein Lebewesen getroffen zu haben, ließ sie jede Vorsicht außer Acht, eilte quer durch den Wald, stolperte öfters aber erreichte ihr Ziel, ohne einmal zu stürzen. Dabei machte sie mehr Krach als eine Horde Bisons.
 

Der Fremde hörte sie, unterbrach seine Arbeit und tauschte die Axt mit einem Gewehr. "Das ist nah genug!", warnte der den Neuankömmling und lud die Waffe hörbar durch. Dann musterte er die Dämonin, welche sofort langsamer wurde und dann erschrocken einen Schritt zurücktaumelte. Sie richtete das Wort an den Holzfäller: "Ich bin froh sie zu treffen. Vielleicht können sie mir helfen. Müsste Miss Ashas Farm nicht in der Nähe sein?"

Der große, kräftig gebaute Mann mit dem dunklen Haaren und Vollbart betrachtete das weibliche Wesen in ihrem feinen Kleid misstrauisch. Dann ließ er seinen Blick in der Gegend schweifen um sicher zugehen, da kamen nicht noch andere aus den Büschen gesprungen. Erst danach stellte er das Gewehr beiseite und richtete sein Augenmerk wieder auf die Schwarzhaarige. "Hier gibt es nichts außer den Bäumen, Tiere und mich." Nachdenklich kratzte er sich am Kinn: "Miss Asha?", dann ereilte ihn die Erkenntnis: "Ah sie meinen die Martinez Ranch."

Die Winddämonin nickte: "Es ist doch nicht mehr weit?"

Kaguras Kleidung nach, ihren gepflegten Händen oder dem kostbaren Schmuck zufolge musste sie eine feine Dame sein. Was mochte sie hier draußen in der Wildnis verloren haben. Er schüttelte vor Verwunderung seinen Kopf und erklärte: "Den Weg haben sie eindeutig verfehlt." Als Nächstes beschrieb er den Richtigen.

Fergus Geliebte bedankte sich, drehte sich um und begab sich auf den Rückweg. Diesmal beflügelt von der Hoffnung.
 

Noch lange sah ihr der Holzfäller nach, bis er seine Tageswerk fortsetzte. Einen Baum musste er noch abholzen, ihn bearbeiten, dann hatte er genug für ein weiteres Floß zusammen. Dort wo der Bach in einen der größeren Flüsse mündete, hatte er weitere Stämme aufgeschichtet. Sobald er alles aneinandergebunden hatte, würde er damit flussabwärts reisen, wo er vom Sägewerk für die Stämme gutes Geld bekam.
 

Kagura indessen folgte den Anweisungen und merkwürdigerweise schrumpfte die Entfernung diesmal viel schneller. Bald erreichte sie den richtigen Abzweig und scheltete sich selbst im Stillen. Dann erklang weit entfernt Hufschlag. Ein schnell näherkommender Reiter tauchte hinter einer Kurve auf.

Die Dämonin erbleichte, unterdrückte einen Schrei und verschwand im Wald. Weit ging sie nicht, bis sie hinter einem besonders dicken Stamm Deckung suchte und ausharrte.
 

In Fergus Absicht lag es Westtown aufzusuchen, da aber einer der Handlanger ihm entgegen kam und vom Erfolg der Dynamitaktion berichtete, entschloss er sich zuerst seinen Männern in dem versteckten Tal einen Besuch abzustatten. Dringend musste er ihnen Nahe legen, wie sie sich verhalten sollten beim nächsten Überfall. Zuviel ging in letzter Zeit schief und dumm konnte man den Richter sicherlich nicht nennen. Im Gegenteil, der Pantherabkömmling befürchtete weitere Niederlagen.

Zwei Überfälle zog er noch durch, danach zahlte er seine Männer aus und schickte sie nach Süden. Oklahoma oder einer der angrenzenden Bundesterritorien, wo das eigene Gesetz noch mit der Waffe durchgesetzt wurde und nicht von Richtern der Regierung. Dennoch gab es dort Postkutschen, Geldtransporte und Banken. In den neu entstehenden Ansiedlungen oder Städten konnte er einen Saloon übernehmen, der ihm als Tarnung diente. Um den Schein zu wahren, nahm er sich vor noch eine Weile in Colorado zu bleiben, da sein Stellvertreter sehr  zuverlässig die Mannschaft führte. Dieser Bandit fiel ihm nicht in den Rücken, diese Gewissheit besaß er. Ärgerlich fand er nur, die Pläne mit der Martinezlinie aufgeben zu müssen. Über Kaguras Zukunft hatte er noch nicht entschieden. In letzter Zeit bereitete die Dämonin ihm Kopfschmerzen und so verschob er das leidliche Thema erneut.
 

Nun in diesem Moment ritt er durch die Gegend, trieb sein Pferd zur Eile an, nachdem er die Biegung passierte. Mehr aus den Augenwinkeln nahm er eine Gestalt wahr und zügelte den Schimmel. Mit schmalen Augen musterte er die Gegend und lenkte seine Stute etliche Schritte zurück. Dann schob er seinen Hut nach hinten auf den Rücken, der nicht herunterfiel, weil er durch ein Band um seinen Hals gehalten wurde. Fergus beugte sich nach vorn, am Hals des Pferdes vorbei und betrachtete den Boden genauer. Spuren fand er keine und schon wollte er aufgeben, als er an einer noch etwas feuchten Stelle den zierlichen Fußabdruck eines Wesen sichtete.

Seine Hand zuckte zu der Waffe im Halfter und schloss sich um den Griff, während er, mit einem seiner Finger, gekonnt die Sicherung entfernte. Er zog den Colt nur ein wenig heraus, verharrte plötzlich und schnupperte. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase.

Im ersten Moment wunderte er sich, Wut packte ihn und schon wollte er dementsprechend eine Äußerung abgeben. Kühle Überlegenheit gewann diesmal, denn bald würde er Gelegenheit bekommen, seine Geliebte zu bestrafen. Der Verbrecher zog nun die Waffe ganz, überzeugte sich das keine Patrone in der Trommelkammer fehlte. Dann entsicherte er sie, indem er den Hahn zurückschob.

"Kagura, für eine Dämonin, die den Wind beherrscht, glänzt du sehr mit Unkenntnis. Eigentlich solltest du wissen, wohin dein Geruch getragen wird. Nämlich genau in meine feine Nase, die wie du weißt, ich meinen raubtierhaften Vorfahren zu verdanken habe."

Nichts rührte sich zwischen den Bäumen. Deswegen sprach er weiter, während er seinen Schimmel einige Schritte den Weg entlang führte: "Ich labe mich gerade an deiner Angst."

Mit seinen Augen suchte er die Gegend systematisch ab und bald fand er die Gesuchte. Fergus hob seine Waffe und feuerte, traf den Baum hinter dem Kagura kauerte. "Da ich dich nun sehe, verlasse dein Versteck freiwillig. Die nächste Kugel trifft dich vielleicht." Kaum sprach der Banditenanführer die Worte aus, drückte er wieder ab. Diesmal zielte er genauer. Langsam schlich er sich an das weibliche Wesen heran.
 

Holz splitterte ab und ein Stück traf die Dämonin. Sie schrie leise auf. Dann hörte sie, wie die Trommel des Revolvers sich drehte und eine weitere Patrone in die Kammer geschoben wurde. Ihr Leben bedeutete ihr viel und sie wusste, ihr Geliebter kannte keine Skrupel. Das Geräusch klang außerdem so nah. Deshalb sprang sie auf, wollte losrennen und stieß mit dem Schwarzhaarigen zusammen.

Fergus reagierte, packte sie und stieß sie gegen den Baum. Dann hob er die Waffe und drückte sie an Kaguras Kinn. Bevor er seinen Unmut äußerte, entdeckte er am Boden die Tasche mit der spärlichen Verpflegung und seinem Geld. Da seine Geliebte keines besaß, zog er den einzig möglichen Schluss.

"Erst bist du ungehorsam und nun wirst du zur Diebin. Mehrere Regelbrüche also. Offenbar bettelst du regelrecht nach einer Bestrafung." Er sprach leise, klang dadurch wesentlich gefährlicher als sonst.

Seine Bettgenossin wollte sich verteidigen, setzte zu einer Antwort an, was er sofort unterband: "Schweig Kagura! Diesmal redest du dich nicht mit deinen schönen Worten heraus."

Grob packte er sie am Arm, zog sie zu seinem Pferd, wo er dann das Lasso vom Sattelknauf nahm. Er fesselte die Dämonin, band das eine Ende am Knauf fest, schwang sich auf seinen Gaul und ließ diesen lostrappen.

Kagura taumelt hinter dem Schimmel her, völlig verzweifelt über die Wendung. Ihre Freiheit, gerade noch so nahe, war nun weit in die Ferne gerückt. Vorerst brachte der Panthernachfahre seine Geliebte in das Tal, wo sie streng bewacht in der Hütte an einem Stuhl gefesselt ihr Schicksal bedauerte.
 

Das Leben in Westtown ging weiter, wo niemand ahnte, was Kagura zu stieß, obwohl das Gerücht, ihres mysteriösen Verschwindens einige Tage lang sogar zum Gesprächsthema wurde. Kato traf sich heimlich mit Asha, von der er erfuhr, dass die Dämonin nie bei der Farm ankam. Lange Zeit überlegte der Revolvermann sich selbst auf die Suche zu begeben, doch Sly gab ihm nie frei, weil er seine Bitte nicht begründete.

Noch in derselben Woche ereignete sich ein weiterer Vorfall. Gegen Mittag brachte Juan Martinez sein Pferd vor dem Taisho Saloon zum stehen. Mühsam stieg der Reiter ab und blieb kurz stehen. Der Ritt kostete ihn große Anstrengung und die Schmerzen waren fürchterlich. Alles tat ihm weh, dennoch ließ er sich nichts anmerken. Er behielt eine stolze, fast schon steife Körperhaltung bei. Nur an seinen langsamen Bewegungen konnte ein Beobachter seinen jämmerlichen Zustand vermuten. Dann sah er sich sorgfältig um, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht.
 

Sesshomaru, der vor seinem Gebäude stand, vertieft in einem Gespräch mit seinem Vater verstummte plötzlich und sah dem Neuankömmling entgegen, ebenso Inuyasha und Taro. Juan grüßte nicht, sondern brachte sein Anliegen sofort dem Richter vor: "Senior Taisho. Hiermit erstatte ich offiziell Anzeige. Euer Sohn hat mir seine Schläger auf den Hals gehetzt, da ich mich weigerte, meinen Anteil an der Kutschenlinie zu verkaufen."

Taro warf seinem ältesten Sohn einen Blick zu, der mit einem leichten Kopfschütteln die stumme Frage beantwortete und somit alles von sich wies. Deshalb beobachtete der Richter den Mexikaner genau, während er sprach: "Das sind ernste Anschuldigungen, die ihr hoffentlich beweisen könnt."

"Beweisen? Glaubt ihr etwa ich lüge? Dann seht mich an!", entfuhr es dem Mexikaner erbost. Nach einem Blick zu Takeo gab er der Anschuldigung noch mehr Gewicht: "Seit dieser Bastard mich bedroht hat, traue ich euch Dämonen alles zu."

Nachdenklich wechselte der Richter einen Blick mit dem blonden Dämon, während Inuyasha konterte: "Spiel hier nicht das Unschuldslamm. Du hast es doch herausgefordert, indem du Asha bedroht und erpresst hast. Sein nur froh ..."

"Schweig!", wurde dem Hanyou befohlen, der gehorchte, da die Anweisung von seinem Vater kam. Taro hatte für einen Moment Furcht in den Augen des Mitinhabers der Kutschenlinie aufflackern gesehen. An den Vorfall erinnerte er sich ebenso. "Takeo fühlt sich für Miss Martinez verantwortlich. Doch er hat seine Strafe widerstandslos akzeptiert, die im Übrigen immer noch in Kraft ist. Jetzt geht es um etwas anderes." Dadurch brachte er das Thema auf die eigentliche Sache, wandte sich direkt an Juan: "Den sichtbaren Blessuren nach stimmt euer Vorwurf des Überfalls. Deshalb gehe ich der Sache nach, dennoch ist der Sheriff von Denver dafür zuständig."
 

Juan atmete erleichtert aus. Zum Teil hatte er schon gewonnen. "Dort habe ich bereits meine Aussage hinterlassen", erläuterte der Mexikaner und übergab dem Richter ein Schriftstück.

Der Hundedämon studierte es gründlich, sogar ein wenig beeindruckt. Der Saloonbesitzer aus Denver schilderte jede Einzelheit. Er ließ nichts aus, nannte die mutmaßlichen Verletzungen, welche sich seine Gegner zu gezogen hatten und die Merkmale, womit er einen identifizieren konnte.
 

Noch während er las, äußerte sein jüngster Sohn ein überzeugend klingendes Argument: "Keh, es gibt da nur ein Problem. Mein lieber Bruder gibt sich nicht mit Menschen ab, mit wertlosen Verbrechern erst recht nicht. Wenn er seinen Forderungen Nachdruck verleiht, spürst du seine Klaue persönlich an der Kehle. Suche besser woanders deine Schlägertypen."

"Inuyasha", rügte der Vater leise und antwortete Juan direkt: "Mein Sohn hat sicherlich recht. Anhand deiner Beobachtungen dürfte es nicht schwer sein, die Schuldigen zu finden."
 

Sesshomaru blieb still, warf dem Mexikaner nur einen kalten Blick zu und wandte sich dann um. Damit hatte er nichts zu tun, es tangierte ihn nicht. Weshalb dann noch Worte verschwenden. Sein Vater würde die Angelegenheit schon regeln. Nach wenigen Schritten hielt er an, ohne seinen Kopf der kleinen Gruppe zuzuwenden. Wer ihn nicht genau kannte, nahm an, der Silberweißhaarige mit der Mondsichel blickte in eine andere Richtung. Doch die leicht schräge Haltung seines Kopfes deutete auf Neugier. Der Saloonbesitzer wollte wissen, was sein Leibwächter bemerkt hatte. Denn in diesem Moment ergriff Takeo das Wort.

Der blonde Dämon hörte den gewechselten Worten zu, widmete sich zeitgleich seiner Aufgabe und behielt alles genau im Auge. Er sah, wie sich einer von Sly Millers Männern in der Nähe herumtrieb, heimlich spionierte und dann wie der Blitz davonstürmte. Es dauerte nicht lange, bis an dem Saloon auf der andere Straßenseite Bewegung entstand. Die auf den, an die Wand gelehnten Stühlen, im Schatten dösende Revolvermänner von Sly, hörten kaum von Juans Anwesenheit, als alle fast ohne Ausnahme aufsprangen und in das Innere des Gebäudes eilten. Nur Kato und Fergus Banditen verließen ihre Plätze nicht, sahen aber verdutzt drein.
 

Aufgrund dieses Vorfalles zog der Leibwächter die richtigen Schlüsse. Er ging die wenigen Schritte bis zu dem Menschen und mit einer Stimme, in der deutlich Verachtung lag, wies der Dämon auf etwas hin: "Casanova, bevor du falsche Verdächtigungen gegen meinen Herrn aussprichst, solltest du darüber nachdenken, wer noch Interesse haben kann, das die Martinezlinie nicht an Fremde verkauft wird."

Bevor Juan etwas sagen konnte, kam ihm Takeo zuvor in dem er weitersprach: "Miss Asha sicher nicht, sie ist über jeden Zweifel erhaben. Sie würde eher selbst ein Angebot unterbreiten. Nein Bursche, du suchst definitiv am falschen Saloon."

Mit einer Geste seines Kopfes deutete der Leibwächter hinüber zum Miller Saloon, wo die beiden letzten Männer durch die Tür huschten.
 

Juan schaute tatsächlich dorthin und erbleichte, da er den einen Mann sofort erkannte. Weil er heftig nach Luft schnappte, die schrecklichen Erinnerungen versuchte niederzukämpfen, gab es Taro zu denken. Ohne zu zögern, befahl er: "Komm mit Inuyasha! Der Sache gehen wir sofort auf den Grund."

Der Sheriff folgte seinem Vater. Ihnen schlossen sich außer dem Geschädigten noch Takeo an. Nur den Hauch eines Augenblicks zögerte Sesshomaru, bevor er ebenfalls zur anderen Straßenseite lief. Er wollte die Wahrheit, weshalb Sly sich trotz der Vereinbarung einmischte und welche Motive er wegen der Kutschenlinie vorbrachte.
 

Der Saloonbesitzer hatte in seinem Büro im hinteren Teil des Gebäudes gesessen und wurde erst durch Kato informiert. Deshalb traf er bereits im Schankraum auf das Gesetz von Westtown. Inuyasha ließ es sich nicht nehmen und polterte gleich los, sobald er den kräftigen Mann sichtete: "Miller, wir sind hier um deine Männer zu verhaften."

"Grundlos?", schoss es aus Sly heraus, da es ihn überraschte.

Taro zeigte sein kühleres Wesen und nannte erst einmal die Gründe für ihr auftauchen. Ruhig hörte der Saloonbesitzer zu, obwohl er innerlich verdammt wütend wurde. Die Eigenmächtigkeit seiner Leute brachte ihn jetzt Ärger ein. Er dachte kurz nach und beschloss dann einen ungewöhnlichen Schritt zu wagen. Da er wusste, dass die Betreffenden längst ihre Pferde erreicht hatten und einen entsprechenden Vorsprung besaßen, konnte er ruhig die Wahrheit sagen. Mit einem Lächeln bot er an: "Bedauerlich Richter. Durchsuchen sie nur die Räume und falls sie diese Leute finden, stecken sie die Schuldigen ruhig ins Gefängnis. Ach ich vergaß, das wurde doch in die Luft gejagt."

"Dir wird das Lachen noch vergehen", knurrte der Hanyou missmutig. An den nur wenige Tage zurückliegenden Vorfall wurde er nicht gern erinnert.

Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter, befahl: "Inuyasha, du wirst den Saloon und die ganzen Räume durchsuchen, wobei Senior Martinez dich begleitet. Seht euch jedes Gesicht genau an."

"Keh, weshalb ich. Wenn die Dummköpfe fliehen, sollten wir alle ihnen nicht folgen."

"Weil du der Sheriff bist und sich möglicherweise welche in den oberen Zimmern verstecken", konterte sein Vater streng, sodass der Hanyou sich fügte.
 

Sly führte die beiden silberweißhaarigen Hundedämonen nach hinten, um zu warten, während er sich selbst Worte zur Verteidigung zurechtlegte. Es gab da eine kleine Sache, die er loswerden wollte, ohne es offensichtlich zu tun. Kaum setzte er zum sprechen an, als der Hanyou hereinplatzte: "Sie sind nicht mehr hier."

Mit einem leichten Schulterzucken gab der Richter an: "Das war zu erwarten", und sah den Menschen eindringlich an.

Dieser murmelte: "Es war ein Missverständnis. Meine Männer müssen da etwas falsch verstanden haben."
 

Sesshomaru betrachtete Sly aus schmalen Augen, weil er ein merkwürdiges Gefühl hatte. Der andere Saloonbesitzer zeigte es nicht deutlich, trotzdem plagten ihn Sorgen, die nicht im Zusammenhang mit dem Verbrechen an den Mexikaner zusammenhingen.

Sein Vater holte ihn jedoch aus seinen Überlegungen, denn dieser wandte sich an den blonden Leibwächter: "Takeo nimm dir ein paar Krieger, suche an der Hintertür nach Spuren und folge der Fährte. Jeder der geflohen ist, gehört zu denen, die am Überfall beteiligt gewesen sind. Schnappt sie euch!"
 

Nur wenig später kam einer der jüngeren Dämonen zurück und berichtete. "Sie sind zum Bach hinunter und folgen dem Lauf des Wassers mit dem Wind. Takeo ist ihnen auf den Fersen."

"Gut", sagte der Richter und wandte sich an den menschlichen Saloonbesitzer: "Es handelte sich um ein Missverständnis?", fragte er und ging auf die Bemerkung des Menschen ein.

Sly seufzte und sagte wahrheitsgemäß in einem ruhigen Ton: "Meine Leute hatten den Auftrag zu beobachten." Plötzlich änderte sich seine Stimme, als er fluchend äußerte: "Verdammt Richter. Wenn der Mexikaner nicht verkaufen will, ist das in meinem Interesse. Weder ihr Sohn noch Fergus sollen irgendeinen Anteil daran haben. Sie müssen es doch selbst sehen, nur wenn Asha Besitzerin bleibt, wird da ein Schuh daraus."
 

Taro hatte seinem Sohn freie Hand geben, weil er verhindern wollte, dass die Witwe ihr Geschäft verliert. Doch das der Besitzer des Millersaloons ebenso dachte, war ihm neu. Deswegen wandte er sich an seinen Erstgeborenen und bestimmte: "Mein Sohn wird keinerlei Kaufversuche mehr unternehmen, wenn das Gleiche für den Millersaloon gilt."

Sly nickte zustimmend: "Vielleicht mögt ihr nicht viel von meinem Wort halten, aber ihr bekommt es."

Zufrieden gönnte sich Taro ein kurzes Lächeln, während er über ein angemessenes Urteil nachdachte. Dann fällte er es: "Aus diesem Grund legen wir alles schriftlich fest. Zwei Wochen Gefängnis für jeden und der Anstifter verbüßt die doppelte Strafe. Außerdem zahlen die Beteiligten Schmerzensgeld an Senior Martinez. Über die Summe einigen wir uns noch."
 

Länger hielten sie sich die Dämonen nicht auf, sondern gingen. Erst draußen im Freien, als niemand mehr zuhören konnte, äußerte Sesshomaru: "Ein ungewöhnliches und mildes Urteil verehrter Vater."

Der Angesprochene schmunzelte etwas und erläuterte näher: "Es ist dir nicht aufgefallen aber Sly Miller hat mir gerade einen versteckten Hinweis gegeben. Er unterstützt Fergus Machenschaften nicht und will ihn ebenso loswerden wie wir."

"Er hat angst. Früher mochten sie Freunde gewesen sein, doch in letzter Zeit belauern sie sich gegenseitig. Das Gleiche gilt langsam für die Revolvermänner. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Machtkampf zwischen den beiden Gruppen ausbricht", teilte der jüngere Dämon seine eigenen Erkenntnisse mit.

"Du hast in der Stadt viel erreicht, Sesshomaru. Deswegen müssen wir Fergus zur Strecke bringen. Wenn ein neuer Krieg ausbricht, sind sie alle in Gefahr, Asha und die Kinder eingeschlossen", gab taro zu bedenken.

In dem Punkt stimmten sie beide überein, wobei dem Jüngeren noch eine schnellere Lösung vorschwebte. Taro blieb plötzlich abrupt stehen, musterte seinen Sohn streng und demonstrierte, wie gut er ihn kannte. "In meinem Distrikt wird niemand ermordet, auch wenn ich oft selbst daran denke, Fergus zu erledigen. Haben wir uns verstanden!"

Der Youkai mit der Mondsichel auf der Stirn erwiderte den Blick einen Moment, dann nickte er leicht. Er würde gehorchen, da er keine Wahl hatte. Als Nächstes sprach der Jüngere noch etwas an: "Hebst du Takeos Strafe auf? Ich würde ihn gern dem Mexikaner als Schutz zur Seite stellen."

"Eher um ihn zu kontrollieren. Nein, das werde ich nicht. Deine Idee ist dennoch gut, schicke Kouga nach Denver, damit er die Augen offen hält", riet sein Vater. "Takeo sehe ich lieber in Ashas Nähe."

"Einverstanden", stimmte der Besitzer des Taishosaloons zu.
 

"Richter, ein Telegramm", rief eine schrille Stimme und störte die beiden. Sie gehörte einer älteren dürren Frau, die herbeigerannt kam und das genannte Schriftstück durch die Luft wedelte. Die Dame betrieb mit ihrem Mann zusammen das Telegrafenbüro, wo seit Kurzem auch die wöchentliche Ausgabe der Westtown News gedruckt wurde. Außer Atem blieb sie bei dem Dämon stehen, übergab das Papier und sah ihn dann erwartungsvoll an.

"Danke." Taro las die wenigen Zeilen und ging dann davon, weil keine Antwort nötig war. Etwas enttäuscht entfernte sich die Frau, denn sonst hatte der Richter immer Wichtiges mitzuteilen.
 

Unterwegs zum Taisho Saloon überreichte der Ältere seinem Sohn das Telegramm: "Die Nachricht betrifft eher dich. Der Comte beehrt deine Stadt demnächst mit seiner Anwesenheit."

"Raoul", murmelte Sesshomaru. Sein Geschäftspartner wollte eigentlich bereits im Frühling kommen, doch wichtige Geschäfte hielten ihn auf.

Sein Vater sprach schon weiter: "Zum Glück besitzt Miss Asha die bequeme Kutsche, eines Blaublütigen würdig. Ich werde sie unterrichten und besser warnen."
 

Das tat er dann auch. Noch am selben Tag begab er sich zu Fuß auf den Weg zu der Ranch der Witwe. Diese freute sich und sie setzten ihren Unterricht fort. Später ließ der Dämon die junge Frau anhalten, hob sie vom Wagen und suchte ein schattiges Plätzchen. Er nahm eine Hand von Asha zwischen seine beiden Klauen und betrachtete sie eine Weile.

Die ganze Zeit bedauerte er keineswegs, welche Scharade er aufführte. Dennoch überkamen ihn in den letzten Tagen immer öfters Zweifel zwecks seines Tuns. Wenn sie die Wahrheit erfuhr, wie würde sie reagieren? Konnte sie ihm dann überhaupt noch vertrauen. Auf jeden Fall war sein Handeln eine schlechte Grundlage für den Aufbau einer zukünftigen Ehe. Dennoch verschob er sein Geständnis erneut auf einen späteren Zeitpunkt und sprach nur seine Bitte an: "Asha, mit dem nächsten Zug aus Kalifornien kommt ein sehr enger Freund meiner Familie an. Comte Julian Dion Raoul le Vaillant oder einfach Raoul Vaillant. Er ist Sesshomarus langjähriger Geschäftspartner und Janes Vormund. Deshalb lege ich dir besonders nahe ihn persönlich von der Eisenbahn abzuholen. Trotzdem sollte ich dir noch einige Dinge berichten. Im Moment genügt sicherlich eine Kurzfassung. Raouls gesamte Familie wurde während der französischen Revolution getötet. Er musste gefesselt und hilflos schreckliche Gräueltaten an ihnen mit ansehen. Seine Großmutter eine Hundedämonin und deren Tochter, eine Hanyou wurden schnell umgebracht, da man sie am meisten fürchtete. Doch Raouls kleine Halbschwester, praktisch noch ein Kind hat man grausam misshandelt. Seit er seiner Familie nicht mehr seine ganze Liebe schenken kann, sucht er sich einsame ungebundene Frauen oder Witwen. Sein Äußeres, seine charmante Art nimmt Frauen sofort für sich ein. Sicherlich wirst du es selbst bemerken. Da deine Situation, im Besonderen dadurch das du dich um Waisenkinder kümmerst, ihn magisch anzieht, wollte ich dich warnen."
 

Die junge Frau hatte dem Richter ruhig zugehört und erinnerte sich an ihre eigene Kindheit. Geschichtsbücher in denen sie Sachen über die Vorkommnisse des vergangenen Jahrhunderts gelesen hatte, bekam sie von ihrem Vater. Ihre Familie stammte selbst aus Frankreich, doch sie siedelten Jahre vorher bereits über. Raouls Vergangenheit berührte sie und sie ahnte, dass hinter Taros Bericht eine weit längere Erzählung steckte. Vielleicht erfuhr sie eines Tages den kompletten Hintergrund. Außerdem nahm sie sich die kleine Warnung des Richters zu Herzen. Obwohl sie annahm, dass kein männliches Wesen sie von ihrer Liebe zu Taro abbringen könnte.

"Ein Casanova also", schmunzelte sie etwas und wurde nun erst recht neugierig.

Der Richter hätte beinahe geknurrt, da sich plötzlich sein Besitzanspruch an der jungen Frau meldete. Er wusste, was nötig war, damit Asha zu seiner Gefährtin wurde, dennoch hielt er sich zurück. Vielleicht erfuhr er dadurch, wenn sie in Versuchung geriet, wie stark ihre Gefühle zu ihm waren. Das Risiko wollte er noch einmal eingehen, eine letzte Verzögerung. Da seine Antwort noch ausstand, erklärte er: "Raoul behandelt Frauen sehr zuvorkommend und er ist treu, solange das Verhältnis andauert. Mir ist kein Fall bekannt, in dem die Frauen es bereut hätten. Er findet sie reichlich ab und bisher hat er keine Kinder in die Welt gesetzt. Raoul ist in dieser Beziehung sehr Verantwortungsbewusst. Trotzdem möchte ich, dass du dich von ihm fernhältst."

Mit diesen Worten beugte sich der Dämon etwas vor, hob seine Hand und legte sie an Ashas Wange. Dabei sah er ihr tief in die Augen.
 

Die Witwe seufzte leise, schmiegte ihr Gesicht die Hand und erwiderte den Blick. Einen Moment lang sah sie, Verlangen und Sehnsucht bei Taro aufflackern. Sie öffnete bereits ihren Mund, um ihre Gefühle auszusprechen, aber der Richter beendete den Körperkontakt und stand auf. Mit einem kurzen Blick auf den Horizont, wo bald die Sonne unterging, erinnerte er an die Zeit. Deshalb stiegen sie auf den Wagen, den Asha gleich darauf zur Ranch zurücklenkte.
 

Kapitel 18 - Charmeur und Wildkatze
 

Während Asha mit ihrem Fahrgast nach Westtown unterwegs ist, trifft Kouga auf alte, längst tot geglaubte Bekannte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-06-03T18:28:43+00:00 03.06.2020 20:28
Zumindest ist Sesshomaru und seine Leute unschuldig.

Und was Taro angeht ich gebe es auf wer so lange wartet der hat es nicht verdient. Sorry bei solchen Trödel Säcken platzt mir der Kragen und mein Geduldsfaden reißt.


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