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Das Gesetz bin ich - Wilder Westen

Inu no Taisho & OC , Sango & Miroku, Kago & Inu, Sess &??, Kagura & ??
von

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Charmeur und Wildkatze

Ich weiß Leser sind immer für eine Überraschung gut. Nachdem die FF am Anfang kaum euer Interesse wecken konnte, stieg die Favo Zahl plötzlich mit 7 neuen Einträgen. Danke! Hoffentlich fessel ich euch weiterhin.

Da ich leider nicht über französisch Kenntnisse verfüge, mit einem Wörterbuch nicht anfangen wollte und meine "Übersetzerin" inzwischen nicht mehr erreichbar ist, habe ich die Passagen in dieser Sprache nun doch weggelassen.
 

Laudanum = Opiumtunktur wurde als Schmerzmittel und zur Ruhigstellung benutzt
 

Kapitel 18 - Charmeur und Wildkatze
 

Als sie sich an diesem Abend verabschiedeten, zog der silberweißhaarige Hundedämon die junge Frau in seine Arme und hielt sie länger als gewöhnlich fest. Es sollte nicht die einzige merkwürdige Handlung bleiben. Außerdem stieg in Westtown noch einen Passagier zu. Der Richter riet Juan in der bequemen Kutsche zu reisen, anstatt den mühseligen Ritt durchzustehen. Kouga wurde beauftragt, sie zu begleiten.

Bevor sie aufbrachen, bat Sesshomaru die Witwe noch um eine kurze Unterredung. In dessen Büro angekommen schwieg er jedoch und zog Asha stattdessen in seine Arme. Der Dämon verwickelte sie in einen Kuss, der ihr weniger kalt und abweisend vorkam als die vorherigen. Irgendetwas fühlte sich anders an, vor allem da der Kuss nicht schnell endete. Zwar wollte sie erbost reagieren, laut ihre Meinung äußern, doch sie brachte kein Wort heraus. Sie blickte Sesshomaru verdattert an und sah, wie leichter Triumph kurzzeitig über dessen Gesicht huschte. Mit emotionsloser Stimme erinnerte er: "Wir sind immer noch verlobt."

Die Aussage genügte, um ihre Sprache wiederzufinden: "Das habe ich nicht vergessen." Asha schüttelte den Kopf, legte einen ihrer Finger auf ihre Lippen und überlegte. Sollte sie dem Saloonbesitzer gestehen, in welcher Beziehung sie zu seinem Vater stand. Bisher nahm sie an, er wusste bereits davon. Bevor sie Gelegenheit fand, wurde sie erneut verblüfft.

"Ziehst du eine neue Heirat in Betracht?", begann der Hundedämon, wartete die Antwort nicht ab, sondern fügte hinzu: "Wir beide könnten unser Arrangement dauerhaft angehen zum beiderseitigen Vorteil."
 

Die Augen der Kutschenlinienbetreiberin wurden größer, gleichzeitig plumpste sie auf die nächste Sitzgelegenheit, einem Sofa, das Platz für eine weitere Person bot. Dieser Antrag kam völlig überraschend, genau wie dieser Kuss. Sie wusste, dass Taros Sohn eine Antwort erwartete, brachte aber keine heraus. Weder ein Nein, noch ein Ja.

Dann setzte sich der Saloonbesitzer neben sie und sie lauschte seinen Worten: "Du musst nicht sofort eine Entscheidung treffen."

Geistesabwesend, weil sie immer noch nachgrübelte, nickte die Witwe, stand auf und ging zur Tür. Dort angekommen lag ihre Hand schon auf der Klinke, da riet ihr Sesshomaru noch: "Nehme dich vor meinem Geschäftspartner in acht. Er neigt dazu schöne Frauen nicht nur mit Komplimenten zu überschütten."
 

Die Ablenkung bildete den entscheidenden Wendepunkt. Die schwarzhaarige Frau erinnerte sich an die Wirklichkeit und überwand ihre Überraschung. "Taro hat mich bereits ausgiebig vor dem Comte gewarnt."

Daraufhin schmälerte der Dämon seine Augen, lehnte sich zurück und ordnete seine Ärmel, welche bereits perfekt saßen. Er machte sich schon länger Gedanken über Asha und aufgrund ihrer Geschäftsbeziehung dachte er mehrmals daran, mit ihr eine Vernunftehe einzugehen. Er erhoffte sich davon Vorteile und nahm an, die Witwe war dem nicht abgeneigt. Für sie bedeutete es Schutz und er erhielt auf legalem Weg ihren Anteil an der Kutschenlinie. Doch die vielen Stunden, die sie mit seinem Vater verbrachte, weckte eine Art Eifersucht in ihm. Dagegen wollte er etwas unternehmen, da er zu den Wesen gehörte, die sich ungern ihr Eigentum stehlen ließen. Bis jetzt dachte er, Asha war nicht mehr als Taros Mündel. Wenn es notwendig war, würde sich sein Vater mit der Besitzerin der Martinezlinie vermählen. Deswegen wollte er seinem Erzeuger zuvorkommen und schlug der Witwe eine Heirat vor. Das Auftauchen seines Partners stellt eine weitere Gefahr dar. Zumindest bekam er durch Raouls Erwähnung den Grund für die Handlung des älteren Dämons präsentiert, was er aussprach: "Das erklärt den ungewöhnlich intensiven Geruch meines verehrten Vaters an dir."
 

Asha wurde etwas verlegen, denn es steckte noch mehr dahinter. Sie schwieg darüber, brachte stattdessen etwas anderes vor. "Ich weiß nicht, wie meine Entscheidung unter anderen Umständen ausfallen würde. Wichtig ist nur, wir beide können nicht heiraten, da du nicht frei bist."

Ein Schatten huschte über Sesshomarus Gesicht. Gefühlskalt ging er darauf ein: "Meine Gefährtin starb vor dreißig Jahren zusammen mit meiner Tochter bei deren Geburt."

"Sie lebt", flüsterte die junge Frau leise mit der Befürchtung, sie riss alte Wunden auf. Dann durchquerte sie den Raum, griff nach einem der Fotos und drehte es so das der Youkai einen Blick darauf werfen konnte. Danach sah sie zu dem Gemälde an der Wand. "Wenn das dort Etsu ist, lebt sie."
 

Der Saloonbesitzer hatte sich äußerlich gut im Griff. Nur ganz kurz ballte er seine Hand zusammen und schlug sie ungesehen von Asha in das Holz des Diwans. Danach stand er auf, trat zur Wand. Eine bedrückende Stille entstand im Raum, selbst die üblichen Geräusche im vorderen Bereich des Saloons schienen leiser zu werden. Erst die Stimme des Silberweißhaarigen unterbrach sie: "Wie kommst du zu der Annahme?"

Während sie auf das Familienfoto deutete, erläuterte die Betreiberin der Martinezlinie: "Dein Vater zeigte mir ein Foto, was genau gleich aussah, selbst das handschriftliche Datum ist identisch, um mir die restliche Familie vorzustellen. Nur mit einem Unterschied. Bei dem anderen, am Rand ist noch eine Dämonin mit ihrer Tochter abgebildet." Daraufhin deutete Asha zur Wand: "Diese Dämonin. Mir gegenüber erwähnte dein Vater nur, es handelt sich um eine enge Freundin der Familie." Etwas leiser fügte sie noch an: "Doch wie viele Kinder besitzen den gleichen Sichelmond auf ihrer Stirn."

Inzwischen wandte sich Sesshomaru vom Porträt ab und sah zum Fenster hinaus. Bei den Worten der jungen Frau schloss er seine Augen, dachte an den Tag zurück, an dem Etsu starb. Tatsächlich hatte er nie ihre Überreste gesehen, sondern einfach nur einem Heiler geglaubt, der ihm prophezeite, er könnte nichts mehr tun. Im nächsten Augenblick verließ er das Gebäude, lief umher um sich zu fangen, denn sonst hätte er wohl einen Mord begangen. Bei seiner Rückkehr verwehrte ihm Takeo den Zutritt und schickte ihn stattdessen zu Taro. Ohne seinen Vater aufzusuchen, packte er ein paar Habseligkeiten und verschwand. Erst einige Jahre, nachdem er fortlief, fand ihn sein Leibwächter Takeo. Sie sprachen nie über die Vergangenheit und deshalb zweifelte er, dass der blonde Dämon eingeweiht war. Weshalb sollte sein Vater über die Angelegenheit schweigen und seine Schwiegertochter verleugnen.

"Für mich ist ein Foto, noch lange kein Beweis", sagte er halblaut, dennoch vernahm es die junge Frau. Er riet ihr noch: "Du solltest deinen Fahrgast nicht länger warten lassen."

Daraufhin ging sie und ließ ihn allein. Sesshomaru lauschte noch dem Geräusch der davonfahrenden Kutsche, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Dort nahm er das betreffende Foto zur Hand und grübelte, bis einer seiner Angestellten ihn störte.
 

In Denver bedankte sich Juan höflich für die Mitfahrgelegenheit und eilte sofort zu seinem Saloon, um nach dem rechten zu sehen. Zwar konnte er sich auf seine Mitarbeiter verlassen, dennoch war es ihm wichtig, selbst alles zu kontrollieren.

Nachdenklich sah Asha ihm nach und erledigte im Anschluss einige Wege. Bevor sie mit der Kutsche zur Bahnstation hinüber fuhr, suchte sie noch einmal Kouga auf, der inzwischen an der Tür des Martinezsaloons Stellung bezogen hatte. Die Witwe musste immer wieder an den einen Umstand denken und so fragte sie den Wolf: "Kouga, hast du Sesshomarus Gemahlin gekannt?"

Der Schwarzhaarige schluckte und sah mit starrem Blick die Straße hinab. Er befand sich in einem Zwiespalt und hoffte sich nicht zu verraten. "Ja", murmelte er dann. "Etsu", plötzlich unterbrach er sich. Gerade wandte er sich zu der jungen Frau zurück, als jemand aus dem Hotel gegenüber kam, sich umsah und dann direkt auf sie zusteuerte.

Vorwurfsvoll begrüßte der Wolf den Neuankömmling: "Was tust du hier?"

Es erfolgte sofort eine Antwort: "Noch immer der unhöfliche und arrogante Bastard Kouga? Natürlich habe ich von dir nichts anderes erwartet."
 

Neugierig drehte sich die Betreiberin der Kutschenlinie der fremden Sprecherin zu und erblickte eine Dämonin, die sie hier an diesem Ort keineswegs erwartete. Nun konnte sie die Überraschung des Wolfes ebenso verstehen. Das Wesen, die angeblich verstorbene Etsu stand vor ihr. Edel gekleidet, stolz, die platinblonden Haare zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und eine unnahbare Miene, an der Asha nur schwer das wahre Alter ablesen konnte, musterte die Betreffende Kouga abschätzig und unterbrach den Blickkontakt mit ihm nicht.

Dieser setzte gerade zu einer Entgegnung an, doch seine Herrin gebot ihm: "Schweig! Was immer zwischen mir und meinem Gemahl war, geht nur uns beide etwas an. Die Öffentlichkeit muss davon nichts erfahren."

Doch der Wolf ließ sich den Mund nicht verbieten. Vieles lag ihm auf der Zunge, doch er äußerte nur: "Es ist falsch, was du tust. Das hat Se...", kurz unterbrach er sich und sprach dann nach einer Pause weiter: "Mein Herr nicht verdient." Damit drehte er sich um und wollte sich entfernen, doch vorher deutete er auf die Fremde: "Asha, ich habe Etsu gekannt und Sesshomaru hat sie stets sehr verehrt. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, was vorgefallen war, doch wir kennen nicht alle Details und mussten ein Schweigegelübde ablegen. Besser du klärst das Problem selbst mit ihr."

Nach einem letzten abschätzigen Blick ging der Leibwächter einige Schritte bis zur Schwingtür des Saloons. Dort murmelte er noch: "Nur schade um die Verlobung Asha." Im nächsten Augenblick verschwand er im Inneren des Gebäudes und einzig die pendelnde Bewegung der Flügel deutete an, dass gerade jemand dort hindurchgelaufen war.
 

Die Witwe hörte die zuletzt gesprochene Andeutung und fragte sich gerade ob Kouga die Abmachung kannte, die sie mit Sesshomaru hatte. Als Dämon mit guten Ohren vermutlich. Nie waren die Leibwächter des Saloonbesitzers aus Westtown zu weit entfernt von ihrem Herrn. Fragen über Fragen stellten sich der jungen Frau gerade, trotzdem wusste sie nicht, wo sie zuerst ansetzen sollte. Es war jedoch nicht mehr nötig, denn die Dämonin richtet das Wort an sie: "Asha", murmelte sie zuerst leise und fügte lauter hinzu: "Sie sind Asha Martinez?"

Die Witwe nickte und deshalb setzte Etsu fort und gab gleichzeitig einem Jungen einen Wink mit der Hand, damit dieser näherkam: "Im Auftrag von Richter Taisho, soll ich dieses Kind in deine Obhut geben. Souta Higurashi."

"Kagomes kleiner Bruder", schlussfolgerte die Betreiberin der Kutschenlinie und erhielt als Bestätigung ein leichtes Kopfnicken. Sofort wandte sich die Witwe dem Kind zu, sprach mit ihm, merkte dabei nicht, wie Sesshomarus Gefährtin einfach davonging.

Sobald sie es mitbekam, bat sie den Jungen sich nicht von der Stelle zurühren und lief dem anderen weiblichen Wesen hinterher: "Etsu, bitte Warte!", rief sie.
 

Nach anfänglichem Zögern blieb die Angesprochene tatsächlich stehen: "Was willst du?"

Da sie vertraulich angesprochen wurde, zögerte Asha kurz, entschied dann es ebenso zu handhaben. Die menschliche Frau holte Luft, fasste sich und offenbarte: "Du hast zu Kouga gesagt, es geht niemand etwas an. Du irrst dich, mich schon. Ich bin Sesshomarus Verlobte."

Etsus Augen wurden leicht größer und nur einen flüchtigen Augenblick lang zeigte sich Überraschung auf dem Gesicht der Dämonin, während ihr Unmut wuchs. Sie äußerte ihre Ansicht nicht laut, sondern dachte nur: 'Er bezeichnet mich als zu schwach um sein Kind zu gebären aber wählt einen noch schwächeren Menschen zur neuen Gemahlin.'

Selbst jetzt, Jahre nach dem schweren Erlebnis und ihrem beinahe Ableben belastete sie die Erinnerungen noch.
 

Asha sollte sie jedoch eines besseren belehren. Denn die Witwe sagte nun: "Er glaubt, du bist gestorben und seine ganze Familie hält ihm die Wahrheit vor. Weshalb?"

Etsu schüttelte unwillkürlich den Kopf. Ein Missverständnis. Mehr steckte nicht dahinter? Sie fühlte sich gerade wie vor den Kopf geschlagen, dennoch gab es diese Aussage ihres Gemahls und seine Tat. In dem Moment, als es schlecht um sie stand, sie seine Nähe als wohltuend empfunden hätte, lief er fort und ließ sie allein sterben.

"Komme mit mir nach Westtown und kläre die Angelegenheit!", forderte die Witwe und unterbrach die Grübeleien der anderen.

Doch die Dämonin weigerte sich: "Ich kann nicht."

Sie setzte ihren Weg fort, obwohl Asha ihren Arm packte und sie festhielt. Mit einem gefährlichen Ton und einem kalten Blick warnte Etsu: "Halte mich nicht auf!"

Die schwarzhaarige Frau hatte dies jedoch nicht im Sinn, sondern nur eine letzte Bitte: "Gib mir dein Halstuch. Sesshomaru wird meinen Worten erst glauben schenken, wenn er einen Beweis hat. Dein Geruch wird ihn überzeugen."
 

Die rechtmäßige Gefährtin des Saloonbesitzers erfüllte den Wunsch und schürzte Gleichgültigkeit vor. Sie saß bereits im Zug, der sie zurück nach Kalifornien brachte zu ihrer Tochter und ihrer Schwägerin, Sesshomarus älterer Schwester, als sie erneut an die Angelegenheit dachte. Jeden Moment ließ sie in Gedanken vorüber streichen und setzte das Puzzle zusammen. Wie konnte Sesshomaru nur annehmen sie war umgekommen. Dann erinnerte sie sich schwach an die Aussage des Kurpfuschers. Nach den von ihm verwendeten Worten bekam ein Zuhörer den Eindruck, dass sie bereits nicht mehr lebte. Der angebliche Arzt gab ihr Laudanum, was sie müde machte und die Schmerzen betäubte. Sie stand kurz vor einer Ohnmacht, als ihr Gefährte den Raum betrat, und war dadurch nicht mehr ansprechbar. Offenbar reagierte sie nicht auf die Worte ihres Gemahls und nur undeutlich hörte sie den Heiler etwas sagen, das sich anhörte, wie: "Es ist vorbei. Der Atem des Kindes versagte. Die Nabelschnur hat es erdrosselt."

Danach nahm sie den Unmut des Silberweißhaarigen wahr, spürte deutlich seine Verärgerung und bezog es auf sich. In dem Moment dachte sie, Sesshomaru ärgerte sich, weil er sein Kind, seinen Erben nicht bekam.

Zum Glück war es noch nicht vorbei. Sie hatte immer noch genug Kraft, um zu kämpfen, und hielt einige Minuten länger durch, bis kompetente Hilfe kam. Ihre Tochter war ebenso eine Kämpferin.
 

Als draußen außerhalb der Scheibe die Landschaft vorüberzog und sie immer weiter fortbrachte von ihrem Gefährten, ballte die Dämonin ihre Klauenhände zu Fäusten, schloss die Augen und gönnte sich einen Moment der Schwäche. Sie sehnte sich nach Sesshomarus Umarmung und Ashas Worte weckten Eifersucht in ihr. Der silberweißhaarige Youkai gehörte ihr. Kein Mensch hatte das Recht sich einzumischen.

Anderseits vielleicht war die Frau schlauer als sie es ihr zugestand. Zwar haftete ihr der Geruch von Taros Sohn an aber ebenso auch der des Richters. Sie erkannte den Ring wieder, den die Betreiberin der Kutschenlinie trug. Diesen kaufte sie zusammen mit ihrem Schwiegervater vor Monaten und seiner Aussage nach, wollte Taro ihn für seine zukünftige Gefährtin. Das brachte sie auf den nächsten Punkt. Es war des Richters Wunsch, das sie Souta nach Westtown brachte, sich im Büro des Sheriffs nach Miss Asha erkundigte. Da steckte eiskalte Absicht von Inu no Taisho dahinter. Sicherlich wollte dieser, dass sich die entzweiten Eheleute trafen. Doch stattdessen lieferte sie den Jungen bei der Witwe ab, weil sie dieser Person nicht zufällig in Denver über den Weg lief. Sie hatte Asha nämlich aufgelauert. Sie rang seit Tagen mit ihrem Gewissen, ob sie den Befehl des Richters nachkam. Da sie ihrem ehemaligen Gemahl nicht treffen wollte, suchte sie deshalb nach einer anderen Lösung. Dank einiger Erkundigungen wusste sie, das die Betreiberin der Kutschenlinie mehrmals im Monat das Gemischtwarenlager aufsuchte. Dort hatte sie einen dort arbeitenden Jungen bestochen, der sie sofort informierte.

Jetzt aufgrund der neuen Erkenntnisse änderte sich vieles. Am liebsten würde Etsu an der nächsten Bahnstation aussteigen, doch ihr Stolz verhinderte das. Sie konnte sich nicht zu diesem Schritt überwinden. Meile um Meile legte der Zug zurück, ohne dass sie ihre Meinung änderte.
 

Noch lange fragte sich Asha, ob sie nicht hätte, mehr tun oder sagen können. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an ihren Fahrgast erinnerte. Eigentlich war es Souta, der ihre Gedanken unterbrach. Er zupfte sie am Ärmel und bat: "Kann ich etwas zu Essen haben?"

Mit einem lächeln, strich sie dem Kind zärtlich durch die Haare und sagte: "Natürlich. In der Kutsche habe ich einen Verpflegungskorb."

Während Kagomes Bruder mit großem Appetit in den Kanten Brot biss, gab die junge Frau dem Pferd eine Möhre. Dann hob sie Souta auf den Sitz, ließ sich selbst nieder und lenkte das Gespann zum Bahnhof.

Der Zug aus Kansas hielt etwa eine halbe Stunde später, und während die Lok Wasser aufnahm, stiegen Passagiere aus und andere zu. Ashas Augenmerk richtete sich nur einen Moment auf Etsu. Die Dämonin zögerte, sah zu ihr herüber und kletterte dann die Stufen empor. Dann verschwand sie im Inneren des Waggons. Deshalb zuckte die junge Frau mit der Schulter, dachte an das Tuch in ihrem Gepäck und hoffte, das es ihrem Verlobten genügte, damit er um seine Gefährtin kämpfte.

Danach musterte sie die eilenden Massen und es dauerte nicht lange, bis sie den Comte entdeckte, der aus der Menge hervorstach. Er hatte zwar nur eine durchschnittliche Größe, doch sie spielte keine Rolle. Die Witwe erkannte ihn durch seine Erscheinung, die aristokratische Haltung und sein ungewöhnliches jugendliches Aussehen. Viele Frauen blieben stehen, widmeten ihm ihre Aufmerksamkeit, wünschten sich durch das dunkelbraune weich anmutende Haar zu streifen oder tief in die blauen Augen zu blicken. Er ignorierte sie alle, denn Raoul schlussfolgerte sofort auf die einzige Person, die ihn im Moment interessierte. Er verließ den Strom der Menschen, steuerte auf die Betreiberin der Kutschenlinie zu und fragte: "Miss Asha Martinez?"

Bevor er antwort bekam drehte er seinen Kopf schenkte dem Jungen ein Lächeln und begrüßte ihn: "Souta." Mit vollen Mund sprang der Kleine von seinem Sitz auf, verbeugte sich, wie es ihm einst seine aus Japan stammende Eltern beibrachten, und murmelte: "Onkel Raoul."

"Schön dich wiederzusehen. Mir scheint es, du bist gewachsen", reagierte der Adlige und umarmte das Kind. Erst danach widmete er seine Aufmerksamkeit Asha, griff nach ihrer Hand, führte sie an seinen Mund und hauchte einen Kuss darauf: "Enchanté - Es freut mich, euch kennenzulernen. Der ehrenwerte Richter vergaß zu erwähnen, wie schön ihr seid, Madame."
 

Die Witwe musste bei dem Kompliment unwillkürlich lächeln und war froh, gewarnt worden zu sein. Sie setzte zu einer Antwort an, doch der Comte kam ihr zuvor: "Vergebt mir, keine Titel. Ich bin Raoul oder Monsieur Vaillant."

"Dann nennt mich Asha und es ist mir ebenso eine Ehre euch kennenzulernen. Ich habe schon lange keine Gespräche in Französisch geführt", entgegnete sie ehrlich und wollte ihre Hand zurückziehen. Der Geschäftsmann hielt sie weiterhin fest, fesselte ihren Blick und es hatte den Anschein, als hypnotisierte er sie. Mit einem heimlichen Gedanken an Taro entzog sich die junge Frau dem Bann, rechnete jedoch nicht mit Raouls nächstem Zug. Er änderte seine Taktik, zog die Hand, welche er immer noch gepackt hatte an seinen Körper, sodass sie stolperte und gegen ihn fiel.

Asha schluckte und stellte plötzlich fest, wie viele düstere Blicke von weiblichen Wesen auf ihrer Gestalt ruhten. Deswegen wurde sie noch nervöser und murmelte: "Raoul ihr bringt mich in Verlegenheit. Man starrt schon. Als anständige Witwe habe ich einen Ruf zu verlieren."
 

Vor allem befürchtete sie, dass zwei gewisse Nonnen sich zum Bahnhof verirrten und sie in dieser verfänglichen Situation erwischten. Als wenn das nicht genug war, schnupperte der Geschäftspartner vom Sesshomaru gerade an ihrem Hals, runzelte die Stirn und brachte Abstand zwischen ihre Körper. Gleichzeitig entschuldigte er sich: "Verzeiht Asha, ich habe mich hinreißen lassen. Schönen Frauen kann ich einfach nicht widerstehen."

"Ein Casanova, wie er im Buche steht", murmelte die Witwe und entdeckte den Schalk in den Augen des Comte. Nach dem Erlebnis mit Juan im letzten Jahr legte sie Misstrauen an den Tag.  Allerdings fühlte sie sich in Raouls Gegenwart eher umschmeichelt als bedrängt. Es war seine Art mit Frauen umzugehen, sie zu betören und sie für sich einzunehmen. Ob er jedoch ernsthaft Interesse an ihr zeigte, wusste sie nicht. Wenn würde er vermutlich offen sprechen und nicht mit ihr spielen. Es war noch nicht vorbei, wie sie gleich hören sollte.

"Ich bin untröstlich und bedauere es. Wie ihr seht, bin ich ganz zerknirscht", versuchte Raoul die Situation zu seinen Gunsten zu entscheiden.

"Es tut euch leid?", hakte die Betreiberin der Kutschenlinie nach.

Mit einen Nicken bestätigte der Aristokrat und schmunzelte etwas.

"Tut es nicht", widersprach die schwarzhaarige Frau: "Ihr seid ein Lügner, ein charmanter zwar aber ein Lügner."

Jetzt erst wurde ihre Hand freigegeben und der Ausdruck des dämonischen Abkömmlings änderte sich, ein Schatten oder vielmehr ein trauriger Zug legte sich kurz auf sein Gesicht. "Wie jedes männliches Wesen sehne auch ich mich nach der Einen." Im nächsten Moment war die charmante Miene zurück. "Ihr habt nichts zu befürchten Asha, da ich die Ansprüche eines Taishos respektiere. Mir ist nur noch nicht klar, welcher euer Auserwählter ist."
 

Ein Zugbegleiter mit dem Gepäck des Comte erschien und dadurch wurde die Witwe vorerst einer Antwort enthoben. Nach dem Beladen des Wagens brachen sie auch schon auf und unterwegs führten sie eine angenehme Unterhaltung.

Irgendwann auf halben Weg, nachdem die junge Frau einen guten Eindruck von dem Adligen gewonnen hatte, sagte sie zu ihm: "Eines Tages werdet ihr die Richtige finden, die eine, die euch wirklich braucht, weil ihr sie, wie kein anderer, versteht."

Den Blick weit in die Ferne gerichtet, antwortete Raoul: "Möglicherweise." Danach herrschte Schweigen und der Comte betrachtete den schlafenden Jungen auf seinem Schoß. Seine Gedanken schweiften ab, zurück in die Vergangenheit, während der Wagen Westtown entgegen rollte.
 

Kouga hätte gern mit dem Comte ein paar Worte gewechselt, doch er blieb auf seinem Posten. Juan rief ihn später in sein Büro und besprach mit ihm seinen täglichen Ablauf. Der Saloonbesitzer genoss es zwar einen dämonischen Leibwächter zu besitzen und erhoffte sich dadurch weniger Ärger im Saloon, trotzdem zog er menschliche Gesellschaft vor. Der Wolf hielt sich zum Glück im Hintergrund und sprach nur das Nötigste.

Bald verließ er den Arbeitsraum wieder, suchte sich einen Standpunkt, wo er den Schankraum ohne Einschränkungen überblicken konnte und stellte sich auf eine lange Nacht ein. Sobald lautes Getöse an der Tür erklang, verstummte jedes Gespräch im Raum, selbst der Klavierspieler hörte mitten im Lied auf.
 

Zwei spärlich gekleidete Dämonen schoben ein Bündel zur Tür herein, welches sich heftig wehrte. Obwohl die Rothaarige gefesselt, wie ein Rollbraten fest verschnürrt und geknebelt war, schaffte sie es um sich zu treten und ihren Begleitern heftige Fußtritte zu verpassen. Diese fluchten, packten erneut zu. Diesmal wand sich die Gefangene wieder, kam halb frei und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf.

Kouga brüllte durch den Raum: "Loslassen sofort!"

Der zweite Wolf reagierte tatsächlich und so knallten die Füße als Nächstes auf die Dielenbretter.

Der schwarzhaarige Leibwächter brauchte nur einige Schritte um den ganzen Raum zu durchqueren, packte im nächsten Augenblick Ginta an der Kleidung und zog ihn an sich heran, sodass sich ihre Nasen fast berührten: "Was tut ihr beiden hier Baka? Weshalb seid ihr nicht gestorben?"

Beide Wolfsdämonen kreischten begeistert los: "Kouga, du lebst."

Irgendwie schafften sie es beinahe gleichzeitig, ihrem ehemaligen Anführer um den Hals zu fallen. Dieser befreite sich missmutig, warf einen Blick zu Boden auf die Rothaarige. Es dauerte nur einen Lidschlag lang, bis er sie erkannte. Die Haarfarbe und die giftig grünen Augen hatte er nie vergessen. Aufgebracht bückte er sich, machte sich an den Fesseln zu schaffen und scheltete: "Wisst ihr überhaupt, wer das ist. Ayame die Enkelin des Herrn der Wölfe."

"Nicht", riet Ginta erschrocken. "Wenn du sie losmachst, stürzt sie sich wie eine Furie auf dich."

"Verwechsle mich nicht mit euch. Ich erwarte eine Antwort", erinnerte Kouga, hielt dann inne, weil ihm der Blick seiner ehemaligen Verlobten überhaupt nicht gefiel. Dann trat sie tatsächlich nach ihm.

"Ist eine lange Geschichte", begann Hakkaku und bat: "Können wir irgendwo hingehen, wo wir nicht so viel Aufmerksamkeit erregen?"

"Nehmt mein Büro", schlug Juan vor, der inzwischen dazu gekommen war. Da öffnete sich schon die Schwingtür und der Sheriff trat ein. Doch dem Saloonbesitzer gelang es, ihn abzuwimmeln. Entfernte Schüsse lockten den Gesetzeshüter zusätzlich fort.

Dankbar bückte sich Sesshomarus Leibwächter erneut, riet Ayame: "Benimm dich und halte Still, wenn ich dich befreien soll!" Danach trug er sie in den hinteren Bereich, schüttelte den Kopf und fragte sich, weshalb sie sich selbst ihm gegenüber wie eine Wildkatze benahm. Es würde sicherlich eine interessante Geschichte werden.
 

Kapitel 19 - Verkauft
 

Während Ayame ihre Freiheit gewinnt, hat Kagura nicht so viel Glück. Wieder einmal wird sie wie eine Ware behandelt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2020-06-03T10:41:08+00:00 03.06.2020 12:41
Sesshomaru meint das seine Gefährtin Etsu und seine Tochter bei der Geburt gestorben sind . Und ist abgehauen. ( einsehbar)
😡😡😡😡😡 WARUM SAGT TARO IM NICHT DIE WAHRHEIT 😡😡😡😡😡 das sie Leben 🤬🤬🤬🤬🤬.

ALLE VERSCHWEIGEN IM DIE WAHRHEIT WAAAAAAARRRRRUUUUUMMMMM😡😡😡😡🌋🌋🌋🌋
Dafür sollte Sesshomaru seinem Vater eine Tracht Prügel verpassen.

Warum reist Etsu zurück nach Hause obwohl sie jetzt die Wahrheit zum Teil kennt????

Bin gespannt was Sesshomaru zu denn tuch mit Etsus Geruch sagt. ????
Antwort von:  CheyennesDream
05.06.2020 21:01
Im Prinzip hat Sess von seinem Vater einen Hinweis bekommen. Rin und die Puppe.
Außerdem bekam Etsu selbst eine klare Anweisung von ihrem Schwiegervater.

Wahrscheinlich, weil sie immer noch gekränkt ist.
Wirft seiner scheinbar sterbenden Frau an den Kopf, dass sie schwach ist. Haut ab, ohne sich überhaupt für ihr weiteres Schicksal zu interessieren. Will nicht einmal wissen, ob es ein Sohn oder eine Tochter gewesen wäre.

Ist jahrelang unauffindbar und als Takeo ihn aufstöbert, gibt er sich als Witwer aus.

Etsu hat sich nicht einmal versteckt, sondern bei Sesshomarus Schwester gelebt. Im Prinzip zwei Starrköpfe.


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