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Abgekarterte Spiele 2.0 (Fortsetzung)

"Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time."
von

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Götterdämmerung Teil 2 (Bakura)

„Damit ich das richtig verstehe, sobald Lucy hier ist, erkläre ich ihr wie die Dinge liegen. Dann soll sie zu mir nach Hause fahren und Mokuba davon überzeugen, dass ich entführt wurde“, fasst Wheeler meinen Plan erneut zusammen. Gelangweilt betrachte ich meine Fingernägel. „Dieser wiederum wird Kaiba unterrichten, so dass er glaubhaft reagieren wird, wenn Grey ihn kontaktiert. In der Zwischenzeit tauche ich bei Mai unter und du fliegst zurück nach Japan, um diesen Verrückten endlich dingfest zu machen. So weit alles korrekt?“
 

Fragend sieht das Hündchen mich an. Er ist sichtlich bemüht, selbstsicher zu erscheinen, aber mir entgeht keineswegs sein unsicherer Unterton oder dass er sich wie beiläufig die vermutlich feuchten Hände reibt. Ich bedenke ihn mit einem spöttischen Blick.
 

Natürlich ist er nervös. Zum einen, weil er sich Sorgen um Kaiba macht, zum anderen weil er nicht sicher ist in wie fern er mir trauen kann. Beides verübele ich ihm nicht. Mein Blick wandert zu Dante, der inzwischen fachmännisch von mir geknebelt wurde. Das Gejaule war ja nicht mehr zu ertragen. Wie kann sich ein Gorilla auch nur so anstellen wegen eines kleinen Fingers? Da kann man mal wieder sehen wie schwierig es ist, heutzutage gutes Personal zu bekommen.
 

„Bakura?“, vernehme ich erneut Wheelers Stimme und verdrehe genervt die Augen. „Ja, ja, soweit alles korrekt“, erwidere ich säuerlich und er atmet tief durch. Ich wende mich als Nächstes an Mai, die meinen Blick mit ausdrucksloser Miene erwidert. Bislang hat sie sich bewährt und nicht allzu viele Nerven gezeigt, was mehr als erfreulich ist. Zudem scheint sie ein helles Köpfchen zu sein. Demnach hat sie begriffen, was auf dem Spiel steht und wird ihre Rolle in unserer kleinen Scharade wohl erfüllen.
 

Bleibt die Frage, wie ich die Sache mit dieser Lucy regele. Wheeler traut der Frau, doch für mich ist sie eine unbekannte Größe und genau wie das Hündchen selbst eine Variable, die sich schwer einschätzen lässt.
 

Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten, sinniere ich und bin mir bewusst, dass die anderen beiden mich argwöhnisch beobachten.
 

„Noch eins, Wheeler“, sage ich schließlich und sehe dem Hündchen direkt in die Augen. „Ich will nicht riskieren, dass mein schöner Plan wegen deiner kleinen Freundin auffliegt. Deshalb werden wir sie nicht gänzlich einbeziehen, verstanden?“
 

Der Blonde runzelt irritiert die Stirn. Offensichtlich, dass er nicht weiß, worauf ich hinaus will. „Was meinst du damit?“, fragt er auch schon und ich verziehe leicht den Mund. „Das heißt, dass wir ihr nicht sagen werden, dass diese Entführung ein Fake ist. Stattdessen werden wir sie von ihrer Echtheit überzeugen“, erkläre ich gleichmütig und weiß bereits wie er reagieren wird. Entsetzt reißt er die treudoofen Hundeaugen auf. „Was?“, fährt er mich an und macht einen leichten Satz auf mich zu. „Ich soll ihr was vorspielen? Spinnst du? Was denkst du, was sie dabei empfinden wird? Sie weiß doch gar nichts über die ganze Sache. Nein, das kommt nicht in Frage! Du hast vorhin gesagt...“
 

„Und ich sage jetzt, dass ich es nicht riskieren werde, dass irgendjemand oder irgendetwas meinen Plan durchkreuzt!“, unterbreche ich ihn scharf und registriere beiläufig, dass Mai ihre Hand auf Joeys Unterarm gelegt hat, scheinbar um ihn zurückzuhalten.
 

„Ich hasse es mich zu wiederholen, Wheeler, aber wenn wir diese Sache richtig durchziehen, könnte sie in zwei Tagen ein Ende finden, was sicherlich in deinem Interesse ist. Ich habe dir bereits erklärt, wie wichtig es ist, dass Grey mir die Nummer abnimmt“, teile ich ihm genervt mit. Noch immer funkelt er mich wütend an, macht aber keinerlei Anstalten sich mir weiter zu nähern. „Ja, verflucht, das habe ich kapiert, keine Sorge“, meint er bissig. „Deshalb weihen wir ja auch Kaiba nicht ein, aber Lucy und Mokuba ...“
 

Erneut falle ich ihm ins Wort. „Diese Lucy kenne ich nicht, daher weiß ich nicht, wie weit ich mich auf sie verlassen kann und ich werde es nicht riskieren, dass deine Freundin weich wird, wenn sie in die großen Augen von Kaiba´s kleinem Bruder blickt.“
 

Ich habe bislang jeden Zug genau durchdacht. Mein Plan muss einfach gelingen, doch er steht und fällt mit der Tatsache ob dieser Freak mir glaubt oder nicht. Es wird schon schwer genug sein, ihm Dantes Abwesenheit plausibel zu erklären. Und verflucht, mir behagt auch keineswegs der Gedanke, Kaiba auf diesen Horrortrip zu schicken, denn nichts anderes wird es für ihn werden.
 

Ich weiß, wie ich mich fühle und dabei ist Ryou bislang nur entführt worden, doch ich weiß auch genau wie ich reagieren würde, wenn ich von seinem Ableben erführe.
 

Meine Worte scheinen zumindest Mai zu denken zu geben. Sie nickt langsam. „Er hat recht“, sagt sie leise und widerstrebend und Wheeler sieht sie entgeistert an. Sie nickt erneut. „Nichts gegen deine Freundin, Ka – Joey, aber denk doch mal nach. Mokuba wird fertig sein, wenn er davon erfährt und glaub´ mir, ich würde es nicht über´ Herz bringen, den Kleinen leiden zu sehen, wenn ich nur ein Wort sagen müsste...“ Sie beendet ihren Satz nicht, aber sie blickt dem Blonden eindringlich in die Augen.
 

Ich sehe ihm an, wie er mit sich kämpft und seine Mimik bestärkt mich erneut darin, dass ich zu Möglichkeit Nr. 3 greifen muss. Wheeler ist einfach zu sensibel. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass er die Nerven behält. Doch meine Einschätzung was Mai anbelangt, hat sich zumindest bestätigt. Nun gut, also Tor Nr. 3. So ist es mir ohnehin am Liebsten.
 

Wheeler seufzt resignierend. „Ok... wie willst du das durchziehen?“, fragt er an mich gewandt und ich nicke Mai für ihre Unterstützung kaum merklich dankbar zu, dann erläutere ich den Beiden meinen Plan.
 

„Im Grunde ist es recht einfach... Sie taucht hier auf, ich spiele den bösen Entführer, eine Rolle, die ich perfekt meistern dürfte, und wir erklären ihr, dass sie zu dir fahren soll, um deinen Vater und Mokuba zu unterrichten sowie auf weitere Instruktionen zu warten. Du brauchst nur ein bisschen ängstlich auszusehen, doch das kriegst du sicher hin. Tja, und das war´s auch schon.“ Ich zucke leicht mit den Schultern und grinse Wheeler vergnügt an.
 

Er hat die Lippen fest aufeinander gepresst und scheint zu überlegen. „Und warum sollte ich mich nicht gleich an meinen Vater gewandt haben?“, wirft er ein und ich bedenke ihn mit einem zufriedenen Blick. „Sehr schön, du fängst an mitzudenken. Wird ja auch wirklich Zeit“, entgegne ich und spüre geradezu seinen Wunsch, mich am Kragen zu packen. „Wir konnten deinen alten Herrn nicht erreichen und Mokuba ist noch ein Kind und da ich ein ungeduldiger Entführer bin... Das reden kannst du ohnehin in erster Linie mir überlassen. Sieh einfach zu, dass du eine überzeugende Geisel bist. Wenn du willst, kann ich dich natürlich auch knebeln? Ja, ich denke, das sollten wir vielleicht auch tun. Gefesselt wirst du ohnehin gleich.“
 

Unsicher fährt sich das Hündchen durch die Haare. „Ok, ok, machen wir es so..., aber übertreib es nicht bei Lucy, verstanden? Spar dir deine Psychonummer!“, meint er und ich hebe zwei gekreuzte Finger in die Luft. „Pfadfinderehrenwort“ , versichere ich ihm. Ich werde es zumindest versuchen. Wer weiß, was bei einer solch freien Improvisation schon passiert?
 

Joey wirft Mai einen fragenden Blick zu und diese nickt zustimmen.
 

Ich blicke auf die Uhr. „Gut, dann sollten wir jetzt endlich ans Werk gehen, deine Kleine wird jeden Moment da sein. Wenn ich also bitten dürfte...“ Ich deute zu einem der Stahlrohrstühle. Er zögert einen Moment, lässt sich dann jedoch darauf nieder und ich wende mich erneut an Mai. „Wenn du so freundlich wärst, dich um den guten Dante zu kümmern“, fordere ich sie auf. „Am Besten ihr bezieht hinter diesen Folien Position. Gib Acht, dass er den Mund hält!“ Ich zeige auf die linke Seite der Lagerhalle und sie versteht sofort.
 

Langsam nähert sie sich der Liege und packt sie am Fußende, wobei sie den Gefesselten nicht aus den Augen lässt. Dann schiebt sie ihn in die vorgegebene Richtung und verschwindet hinter einer riesigen Plastikplane, die von der Decke hängt. Ich greife zu dem Kabelbinder und trete zu Wheeler. Es dauert nicht lange und er ist sicher verschnürt und ich betrachte mein Werk. Seine Haare sind schweißnass, sein Hemd noch immer voller Blut und sein Teint blasser als gewöhnlich. Ja, er liefert ein sehr überzeugendes Bild ab, aber ich bezweifle, dass ich mir für seine Freundin wirklich große Mühe geben muss.
 

Gerade als ich ihm den Mund mit Klebeband verschließen will, sieht er mich an. „Du weißt, dass ich dir vertraue, Bakura,“ meint er. „Und ich bin ehrlich, es behagt mir nicht im Mindesten. So viele Menschen täuschen zu müssen...“ Er schluckt schwer und ich weiß natürlich an wen er besonders denkt. „Ich hoffe, du weißt was du tust und ich hoffe, dass du uns alle nicht enttäuschst.“
 

Ich betrachte ihn einen Augenblick schweigend. Natürlich ist alles an ihm angespannt, aber seine Augen blicken in diesem Moment nicht nur ernst, sondern auch ein klein wenig flehend.
 

„Wenn du uns hintergehen solltest ...“, spricht er weiter, ehe ich in der Lage bin etwas zu erwidern. „Wenn du Kaiba das antust, dann ... Ich schwöre dir, ich werde einen Weg finden dich leiden zu lassen. Keine Ahnung wie, aber ich werde einen finden. Er vertraut dir, weißt du! Ich verstehe nicht warum, aber er tut es und ...“
 

Dieses Mal unterbreche ich seinen Redefluss. „Darüber bin ich mir im Klaren, Wheeler!“, fahre ich ihn wütend an. „Und glaube nicht, dass mir der Gedanke gefällt, ihn auf diesen Trip zu schicken. Oder ihn auch nur für eine Stunde denken zu lassen, dass ich ihn verraten habe! Aber es gibt keinen anderen Weg und ich bin bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen. Vielleicht wird er mir danach nie wieder vertrauen, vielleicht wird er mir nicht einmal mehr in die Augen sehen können, aber...“
 

Ich halte schlagartig inne und schlucke. Wheeler bedenkt mich mit einem undefinierbaren Blick, der mir alles andere als behagt und ich will im Grunde den Blickkontakt unterbrechen, doch ich möchte nicht als Erster ausweichen. Solch eine Blöße kann und will ich mir nicht geben.
 

Einen Moment sehen wir einander einfach nur an, dann legt Wheeler den Kopf leicht schief und meint mit gedämpfter Stimme: „Bakura, ich...“
 

Allein bei seinem Tonfall zieht sich alles in mir zusammen. „Vergiss es, Wheeler“, zische ich ihn mürrisch an. „Ich will nichts hören. Ich habe jetzt Wichtigeres zu tun. Falls es dir entgangen sein sollte, hier geht es um Ryou´s Leben.“ Energisch reiße ich ein Stück Klebestreifen von der Rolle und verschließe ihm den Mund ehe er noch etwas erwidern kann.
 

Wenn ich auf eines verzichten kann, dann auf Wheelers nachsichtigen Hundeblick und irgendeinen sentimentalen Scheiß. Hier geht es nicht um Gefühle, das hier ist eine knallharte Angelegenheit und ich es ist mir Schwanz ob das Hündchen mir vertraut oder nicht. Interessiert mich nicht die Bohne. Bei Ra, ich bin ja schon dankbar, dass der Köter nicht losheult. Alister würde jetzt sicherlich...
 

Ich schüttele leicht den Kopf. Ich will nicht an Alister denken und auch nicht an Kaiba oder Duke und Ryou.
 

Ich will mir nicht vorstellen, was ihnen durch den Kopf geht, wenn sie von dem Video erfahren. Das alles ist ein Mittel zum Zweck, nichts weiter. Ich tue, was ich tun muss und es ist mir gleich, was sie über mich denken werden. Wichtig ist nur, dass Ryou unbeschadet aus dieser Sache rauskommt und Kaiba ...
 

Ich wende Wheeler den Rücken zu, schließe die Augen und atme tief durch.
 

Im nächsten Augenblick höre ich, wie sich ein Auto der Halle nähert und es dauert nicht lange bis es zum Stehen kommt. Eine Tür wird geöffnet und unsichere Schritte hallen auf dem Kies vor der Halle wieder. Dann wird zaghaft an die Tür geklopft und ich grinse unwillkürlich.
 

Showtime!
 

Sofort verwerfe ich alle anderen Gedanken und konzentriere mich auf meinen Plan. Die Tür wird geöffnet und jemand, eine Frau ruft zögerlich in die Halle: „Hallo? Joey?“
 

„Hier drüben, meine Liebe“, entgegne ich und werfe einen Seitenblick zu Wheeler. Er nickt kaum merklich.
 

Langsame Schritte kommen auf uns zu und es dauert einen Moment, bis ich die Person gänzlich sehen kann, in der nur spärlich beleuchteten Halle.
 

Eine zierliche, kleine Frau in Jeans und Bluse nähert sich uns und automatisch setze ich meine Maske auf. Der Kleinen den bösen Entführer zu machen, wird ein Kinderspiel. Hoffentlich fällt sie nicht in Ohnmacht, wenn sie den Blonden sieht.
 

„Joey?“, fragt sie erneut unsicher und bleibt dann schlagartig stehen, als sie uns endlich zu erkennen scheint. Ich sehe wie sie entsetzt die Augen aufreißt und ihr Mund aufklappt, ohne das ein Ton heraus kommt und bin schon bereit meine Rede zu beginnen, als ich meinerseits kaum merklich erstarre.
 

Die Frau ...
 

Wenn mir jemand sagen würde, dass Seto Kaiba eine verloren geglaubte Zwillingsschwester hat, ich würde es in diesem Augenblick glauben.
 

Sie sieht dem Eisklotz so dermaßen ähnlich, dass ich einen Moment brauche, um mich von meiner Überraschung zu erholen.
 

„Schön, dass sie es einrichten konnten“, grüße ich sie freundlich und ihr Blick wandert von Wheeler zu mir. Ich sehe ihr ihre Fassungslosigkeit deutlich an und auch, dass sie irgendwas sagen möchte, ohne zu wissen was. Aber nichts anderes hatte ich erwartet. „Ich bedauere es, dass wir sie in diese Angelegenheit, besser gesagt Entführung, mit reinziehen müssen, aber Wheeler Senior ist leider nicht zu erreichen und ich habe nicht ewig Zeit.“
 

„Ich... was...“ Sie beginnt zu stammeln, wirft Wheeler einen besorgten und zugleich hilfosen Blick zu und ich lächele sie freundlich an. „Ich möchte sie bitten, mir einen kleinen Gefallen zu tun“, erkläre ich weiter. „Wie sie sehen, habe ich ihren Freund in meiner Gewalt und ich würde es sehr freundlich finden, wenn sie dies seinem Vater berichten könnten.“ Ich halte kurz inne, damit sie meinen Worten folgen kann. Immerhin steht sie unter Schock. Sie schluckt schwer.
 

„Und sagen sie ihm bitte, dass ich mich bezüglich weiterer Anweisungen, in zwei Stunden persönlich an ihn wenden werde“, fahre ich höflich fort und Wheeler sollte mir dankbar sein, dass ich mich hier ernsthaft bemühe, der Kleinen nicht zu große Angst einzujagen. Ich sehe sie erwartungsvoll an und mit einem weiteren Blick auf Wheeler nickt sie langsam. „Ja, ich... ich tue was sie verlangen, aber... bitte... tun sie Joey nichts.“
 

Zweifelsohne, sie ist eine echte Freundin. Ihre Sorge ist nicht gespielt. „Nun, das hängt davon ab, ob sie sich weiter an meine Anweisungen halten werden.“ Ihr Blick trifft meinen und ich stelle fest, dass sie genau die gleichen stechend blauen Augen hat wie Kaiba. Diese Ähnlichkeit kann Wheeler doch nicht entgangen sein, oder? Nein, man müsste schon blind sein...
 

Aber das spielt jetzt keine Rolle.
 

„Fahren sie zur Wohnung der Wheelers. Unterrichten sie seinen Vater darüber, dass ich ihn in absehbarer Zeit kontaktieren werde“, erteile ich ihr schlicht meine Anweisungen. „Keine Polizei, versteht sich. Und denken sie nicht, dass ich mich weiterhin hier aufhalten werde. Sobald sie losgefahren sind, bringe ich Wheeler junior an einen anderen Ort. Ach ja, und wenn ich um ihr Handy bitten dürfte. Wir wollen ja nicht, dass sie etwas unüberlegtes tun, oder?“
 

Sie hört mir aufmerksam zu und nickt. „Keine Polizei, sie werden Jack kontaktieren“, wiederholt sie und ich grinse zufrieden. „Braves Mädchen!“ Sie schluckt erneut und ich strecke galant meine Hand aus. Sie greift wortlos in ihre Tasche und drückt mir vorsichtig ihr Handy in die Finger. „Sie sollten sich jetzt besser in Bewegung setzen.“ Einen Moment zögert sie und Wheeler brummt irgendetwas. „Es wird alles gut werden, Joey. Ich beeile mich“, versichert sie ihm und er blinzelt. Scheint als hätte hier jemand seine Rolle begriffen.
 

Sie macht ein paar Schritte rückwärts wobei sie uns im Auge behält, dann rennt sie los und ist im nächsten Augenblick aus dem Lagerhaus verschwunden. Die Autotür wird dieses Mal energischer geknallt und sie würgt zweimal den Motor ab ehe sie ihn endlich startet.
 

„Ausgezeichnet“, befinde ich an Wheeler gewandt und lächele ihn an. „Na, das lief doch perfekt, oder? Wer weiß, vielleicht werden wir wirklich noch ein gutes Team.“
 

Er macht alles andere als einen vergnügten Eindruck und versucht irgendwas zu sagen, aber ich schüttele bedauernd den Kopf. Ich weiß natürlich, dass ihn losmachen soll. Doch ich mache keinerlei Anstalten dies zu tun. „Sorry, Kleiner, aber wie ich bereits sagte, ich gehe kein Risiko ein.“ Die großen, braunen Augen werden noch größer und wieder sehe ich Funken Entsetzen darin auflodern. Ich seufze bedauernd.
 

Dumm von ihm zu denken, ich würde ihn einfach so mit Mai weggehen lassen. Das Hündchen würde nicht einmal zwei Stunden ertragen können, Kaiba in dem Glauben zu lassen er wäre tot. Von seinem Vater, Mokuba und dem Rest der Gang ganz zu schweigen.
 

Ich ziehe ein kleines Fläschchen und eine Spritze aus meiner Tasche und ja, jetzt sieht er mich definitiv entsetzt an. Er versucht wieder etwas zu sagen und beginnt sogar an dem Stuhl zu rütteln. Ungerührt ziehe ich die Spritze auf und mache mich dann daran, den Ärmel seines Hemdes nach oben zu schieben. Er leistet natürlich Widerstand, aber so gefesselt wie er ist, bringt das nichts.
 

„Es wäre besser, wenn du dich entspannen würdest“, sage ich ernst während ich nach der richtigen Stelle suche, um die Nadel anzusetzen, und er gibt einen fast schon schrillen Laut von sich. Kurz wandert mein Blick zu der Plastikplane hinter der sich Mai befindet und stelle zufrieden fest, dass die Blondine sich nicht rührt. Gerade als ich die Nadel in seine Haut stechen will, rüttelt Wheeler erneut am Stuhl. Ich stöhne genervt auf und sehe ihm dann direkt in die Augen. „Entspann dich, Hündchen. Das ist nichts anderes als ein harmloses Beruhigungsmittel, dass dich ein paar Stunden außer Gefecht setzt. Ich kann nicht riskieren, dass du weiche Knie bekommst und meine Mission gefährdest, nur weil du Gewissensbisse hast“, erkläre ich ihm entschieden. „Kaiba hat nach wie vor mein Wort, dass dir nichts passieren wird und ich gebe dir nun mein Wort, dass ich diese Sache beenden werde. Koste es was es wolle. Und ich halte für gewöhnlich mein Wort!“
 

Einen Moment ist er wie erstarrt und sieht mich einfach nur an. Ich nutze diesen Augenblick und verabreiche ihm die Injektion. Ich sehe wie er schluckt und lege die Spritze beiseite, greife zur Werkbank und lasse das Fläschchen wieder in meiner Jacke in meiner Jacke verschwinden. Dann beuge ich mich zu Wheeler, der unwillkürlich zurückzuckt. „Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, frage ich und es dauert ein paar Sekunden ehe er reagiert. Er blinzelt, was ich als Ja werte. „Du bist neben Ryou der liebste und treuste Kerl, der mir je begegnet ist!“, flüstere ich ihm zu und das meine ich tatsächlich ernst.
 

Und gerade deshalb, muss ich ihn ausschalten.
 

Danach wende ich mich ab und begebe mich zu Mai und Dante. Wheeler winselt hinter mir. Es wird nicht lange dauern, dann wird er friedlich schlafen.
 

Die Blondine sieht mich erwartungsvoll an. „Wir werden etwas improvisieren“, teile ich Mai mit, die zwar angespannt ist, aber keineswegs sonderlich überrascht wirkt. Sie sagt nichts und ich fahre fort. „Wheeler macht ein kleines Schläfchen. Ich schlage vor, wir bringen ihn jetzt zu dir.“ Sie zögert einen Augenblick, dann deutet sie auf Dante. „Was ist mit ihm?“, will sie wissen und ich lege in gespielt grüblerischer Manier meinen Zeigefinger auf meine Lippen. „Hm ...“ Mein Blick wandert zu Greys Gorilla. „Frei lassen können wir dich natürlich nicht, Kumpel, aber ich habe dir gesagt, heute ist dein Glückstag. Sterben musst du nicht.“ Ich sehe wie ein erleichterter Ruck durch den Körper des Mannes geht. „Allerdings...“ Ich mache einen Schritt auf ihn zu und beobachte vergnügt, wie seine Augen sich vor Schreck weiten und er beginnt den Kopf zu schütteln. „Niemand spuckt mich ungestraft an. Das zeugt von mangelndem Respekt“, erkläre ich und vernehme einen dumpfen Schrei, als ich ihm einen weiteren Finger abtrenne.
 

Mai hat scharf die Luft eingezogen und sämtliche Farbe ist aus ihrem Gesicht gewichen. „Dann schaffen wir mal Wheeler in deinen Wagen“, meine ich an sie gewandt. Fassungslos starrt sie mich an. „Hey, ich habe auch meinen Stolz!“, verkünde ich fröhlich. „Zudem muss man Prioritäten setzen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2014-02-04T07:17:40+00:00 04.02.2014 08:17
Man was Bakura da abzieht geht schon unter die Haut,verfolge die Geschichte seid Kapitel 1 und ich bin gespannt wie ein Regenschirm auf die Lösung wenn alle Fragen beantwortet sind und Bakura Entwarnung gibt. Ja das ist mir auch aufgefallen das wort wiederholungen drin sind,genau wie Worte die im Satz verdreht sind.Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  jyorie
2014-02-03T15:49:56+00:00 03.02.2014 16:49
Hey (-‿◦☀)

ein guter Plan, den Bakura da hat, es wäre wirklich gefährlich, wenn
eine undichte Stelle ist. Und mir ist e ja schon beim lesen unbehaglich,
wenn ich daran denke, was mit Joeys umfeld ist, wenn sie glauben es
sei echt, das er entführt wurde, oder gar gestorben ist und das dann auch
noch alle Bakura die Schuld geben. Aber Kura hat ja auch gleich angegeben,
wie lange er diesen Spuck aufrecht erhalten will. 2 Tage – schwer, aber es
geht und es ist kein endloses bangen in der Joey auf eine Nachricht hoffen
muss, damit er Seto und den anderen die Wahrheit sagen kann.

Klingt nach einem Wasserdichten Plan den Bakura da hat, in dem er alles
ausschaltete, was ihm in die Quere kommen könnte. ... Aber ich fand es
heftig, das er Dante nochmal daran hat glauben lassen... Was dann wohl
erst mit Grey passiert?! Ob Seto noch was übrig bleibt? In Greys Haut möchte
ich nicht stecken, auch nicht wenn Ryou noch relativ unversehrt ist.

CuCu Jyorie

Von:  Lunata79
2014-02-03T15:25:10+00:00 03.02.2014 16:25
Bakura ist echt arg. Das ist das Einzige, was ich dazu sagen kann.
Achja, du hast einige Wortwiederholungen im Kapitel.
Freu mich dennoch aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79


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