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Die Zauberin und der Fall der Arkana

Die Abenteuer der Zauberin Freya, vierte Staffel
von

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Freya in: (21) Jandoras Niedergang (Karte: Vollkommenheit, umgekehrt)

Akt 1, Szene 1 – Ansage
 

Karl Marx sagte einmal, dass sich (Welt-)Geschichte wiederhole, einmal als Tragödie und einmal als Farce. Dies möge der Wegweiser für die folgenden Szenen sein: Obgleich nun Freya ähnlich wie Sancide leiden muss, sind die Farben heller und die Darstellung komödiantischer.

An dieser Stelle beginnt nun auch offiziell das Stück: Die Bühne wird in den fertigen Zustand gebracht (Säulen-Abdeckungen, Bauzaun und die eventuell genutzten Hintergrundbild-Laken verschwinden, vielleicht werden auch symbolisch die Wände neu gestrichen) und wenn noch eine Publikums-Begrüßung samt Verweis auf Mobiltelefone ansteht, dann sollte sie nun geschehen.

Freya geht im Eselskostüm und einen Schandkragen tragend auf und darf in der Mitte der Bühne am Pranger stehen. Statisten gehen auf und ab und verhalten sich wie auf einem Marktplatz oder in einem Tempel. Ihre Plaudereien können Referenzen an Geschehenes sein oder Verweis auf die aktuellen Ereignisse des sich ankündigenden Jahrs 1.034 BF.

Alle diese Teile gehen ineinander über, während nun – durch Statistenan- und Abwesenheit und/oder Beleuchtung angezeigt – die namenlosen Tage passieren. Es ist unnötig zu erwähnen, dass Freya die ganze Zeit über immer schwächer wird.
 

1.1.1 - Erster Tag:

Gunda überquert – vielleicht noch nicht einmal von den Statisten zu unterscheiden – die Bühne, bemerkt Freya, hält kurz inne, wechselt vielleicht ein paar Worte mit einem vorbeikommenden Statisten und geht dann ab.
 

1.1.2 - Zweiter Tag:

Gunda geht auf und hält sich immer noch im Hintergrund. Irgendwann tritt sie aus der Menge heraus, gibt Freya mit ihrer Wasserflasche zu trinken und geht dann wieder ab.
 

1.1.3 - Dritter Tag:

Gunda geht auf und tritt erneut mit einer Flasche an Freya heran. Diesmal unterhalten sie sich.
 

Gunda: Habe keine Angst. Ich kämpfe für die Ruthorin.
 

Freya: Das ist gut.
 

Gunda: Du hast Glück, dass ich dich finde. Ich bin nicht deinetwegen hier. Ich warte auf eine Kameradin.
 

Freya: Es war niemand bei mir.
 

Sie bekommt erneut zu trinken.
 

Gunda: Warum bist du hier?
 

Freya: Unwichtig. (Pause) Du? Kannst du mir den Rücken massieren?
 

Gunda: Was?
 

Freya: Er schmerzt ganz furchtbar.
 

Gunda kommt dieser Bitte nach und massiert ihr den Rücken. Dann geht sie wieder ab.
 

1.1.4 - Vierter Tag:

Gunda geht auf, gibt Freya zu trinken und füttert sie diesmal auch.
 

Gunda: Was hast du dir dabei nur gedacht?
 

Freya: Nicht viel. Deine Freundin ist nicht da?
 

Gunda: Nein – und es gefällt mir nicht.
 

Freya: Namenlose Tage.
 

Gunda: Das kümmert sie nicht. Sie ist zäh. Bist du zäh?
 

Freya: Klar.
 

Gunda: Ich lasse dich nicht im Stich. Bis morgen.
 

Freya: Bis morgen.
 

Gunda geht ab.
 

1.1.5 – Fünfter Tag:

Gunda geht auf, Verpflegung mit sich führend. Freya rührt sich nicht. Gunda fühlt besorgt ihren Puls, bevor diese sich rührt.
 

Freya: Gib mich nicht auf.
 

Gunda: Mädchen! Du stinkst vielleicht.
 

Freya: Was denkst du denn?
 

Gunda: Es ist furchtbar, einfach nur furchtbar.
 

Freya: Deine Freundin?
 

Gunda: Ist stark und mächtig und nicht aufzuhalten. Sie wird schon noch kommen.
 

Freya: Gehst du mit mir zum Rahja-Dienst? Wenn es vorbei ist?
 

Gunda: Wir werden sehen.
 

Freya: Pferdefrau. Teshkalerin.
 

Gunda: Versprochen.
 

Es donnert und beginnt (vermutlich nur akustisch) zu regnen.
 

Gunda: Ich gehe ins Trockene. Wir sehen uns morgen.
 

Gunda geht ab, Freya lässt sich durchnässen.
 

1.1.6 - Sechster Tag:

Ja, der sechste Namenlose Tag geschieht. Es ist kein Irrtum von meiner Seite.

Gunda geht auf. Freya ist zu schwach für mehr als kleine Bewegungen.
 

Gunda: Zauberin!
 

Freya: (schwach) Rahja.
 

Gunda: Nein, ich bin es. Die Teshkalerin. Hörst du nicht das Donnern meiner Hufe? Spürst du nicht, wie die Erde bebt, wenn all die Reiterhorden der Freiherrin durch die Steppe brausen? Sie zeigen all ihren Feinden, dass Andergast sicher ist, und sie sind deinetwegen hier. Vierhundert Streiter auf viermal vierhundert Hufen stehen dir bei und kämpfen für dich. Da ist auch Sancide. Sie ist hier und sie ist sehr besorgt um dich.
 

Freya: ’geht’s ihr?
 

Gunda: Sie ist sehr tapfer, unsere Herrin. Wir alle sehen zu ihr auf – und sie blickt gerade zu dir auf.
 

Freya: War ’n Esel.
 

Gunda: Das macht doch nichts. So geht es uns allen einmal. Dann stehen wir wieder auf und sind es nicht mehr. (sie klopft ihr auf die Schulter) Du stinkst immer noch.
 

Freya: Gar nicht.
 

Gunda: Wie ein verlauster Straßenköter.
 

Freya: Vielleicht.
 

Es wird still für einen Augenblick.
 

Gunda: Es ist nicht mehr lange. Nur noch bis Sonnenuntergang.
 

Freya: Bleibst du?
 

Gunda: Werde ich. Ich gebe auf dich Acht, versprochen.
 

Black.
 

Akt 1, Szene 2 – Methumis, vor dem Rahjatempel
 

Freya und Gunda verlassen den Rahjatempel nach dem Göttinnendienst und gehen verlacht,

angetrunken und mit Rosen im Haar tragend auf. Sie wirken beide frischer und tragen sommerliche Kleidung, die nun Freyas neues Hautbild enthüllt: Zwei Rosen, die ihren Bauchnabel umschließen.
 

Gunda: Hübsch, wirklich.
 

Freya: Willst du es näher sehen? Habe es mir in Salza stechen lassen, schon ein paar Jahre her.
 

Gunda: Hat’s wehgetan?
 

Freya: Bisschen. Du? Bist du schon müde? Ich kenne da einen schönen Strand ganz in der Nähe, da können wir baden, ganz für uns.
 

Gunda: Ist’s erlaubt?
 

Freya: Ganz sicher nicht, aber es ist schön. Komm.
 

Beide wollen abgehen, doch geht nun Keikin auf und sieht sie tadelnd an.
 

Keikin: Gunda!
 

Sie halten inne. Black.
 

Akt 1, Szene 3 – Methumis, Freyas Kammer
 

Die drei Frauen gehen auf, Freya und Gunda ganz offen in die Wirklichkeit zurückgeholt.
 

Freya: Willkommen in meiner kleinen Kammer. Fühlt euch zuhause, so gut es geht, und entschuldigt mich, ich hatte einen langen Tag.
 

Freya macht sich, ohne sich groß um die anderen zu kümmern, bettfertig und wird sich dann

hinlegen. Gunda und Keikin unterhalten sich währenddessen miteinander.
 

Gunda: Und? Was geschah?
 

Keikin: Reiner Mist. Wir hielten die Marasken vom Tempel fern. Die Kinder fühlten sich zur Jagd bereit. Niemand außer mir überlebte.
 

Gunda: (an Freya) Mineda sucht immer noch Verbindung zu ihrem Meister und griff diesmal den Hesinde-Tempel in Kuslik an. Wir haben sie zurückgeschlagen. (Pause, zu Keikin) Das ist schlecht.
 

Keikin: Kinder sollen keine Bären jagen. Sie begreifen nicht.
 

Gunda: Es wird sich wieder ändern. Sie werden lernen. (Pause, dann wieder zu Freya) Wir sind Sancides Armee. Wir sind der Heerbann des Wahren Kaisers. Wir halten die Schergen des Generals auf, gegen die sonst niemand etwas unternimmt.
 

Freya: Hmm?
 

Gunda: Wollte San dich nicht auch mit dabeihaben? Vor vier Jahren. Komm her und schwöre mit mir.
 

Freya trottet lustlos herüber. Keikin und Gunda bilden mit ihr einen Kreis, legen die rechte Hand an den eigenen imaginären Schwertgriff und strecken die linke vor, um die linken der anderen zu berühren.

Gunda spricht und wird dabei von Keikin mehr schlecht als recht geechot.
 

Gunda: Hiermit gelobe ich, ein Ritter im Heerbann des Wahren Kaisers zu sein. Mit Stärke, Ehre, Stolz und Treue werde ich der Schöpfung dienen, meine Hand, mein Blut, meinen Namen und meine Seele unserer Kommandantin anvertrauen, damit Fluss, Berg, Wald und Meer sicher sein werden vor dem Wirken von General…
 

Freya lässt die Hand los und legt sich wieder hin.
 

Freya: Das hat Zeit bis morgen.
 

Auch Gunda und Keikin lassen die Arme sinken und verweilen einen Moment stehend, ehe sie sie an möglichst bequemen Stellen niedersinken.
 

Keikin: Sancide ruft uns. Wir müssen nach Andergast.
 

Gunda: Wir sind in Methumis. Ist denn niemand näher?
 

Keikin: Du kennst sie.
 

Gunda: Ja.
 

Keikin: Ich habe noch etwas.
 

Keikin holt eine Pergamentrolle heraus und wirft sie Gunda zu. Diese öffnet sie und liest vor.
 

Gunda: „Die Zwölfe mit dir, Zauberin.

Vier Jahre sind vergangen, seit sich unsere Wege trennten, und ich wünschte, ich müsste Dich nun nicht anflehen, die Hand zu ergreifen, die ich Dir damals reichte.

Ich mag Dich, Lina. Als Schüler einer Meisterin sind wir Schwestern und auch wenn wir damals nicht im Guten auseinander gingen, habe ich mich doch nie von Dir abgewandt und Dich nie vergessen. Ich freue mich sehr, dass es Dir gelang, aus den Avespfaden auszusteigen. Ich gratuliere Dir dazu.

Sancide leidet. Der Kummer frisst sie auf. All die Jahre stand ich ihr bei, den Heerbann zu schultern, doch nun bricht sie ein. Sie zieht sich zunehmend zurück und verschließt sich selbst vor mir.

Bitte komme zu ihr. Seit vier Jahren kämpft sie Deinen Kampf, nun stehe ihr bitte bei.

Schwesterlich,

Marja Lafeijen“
 

Sie legt die Pergamentrolle beiseite.
 

Gunda: Freya?
 

Keikin: Sie schläft.
 

Gunda: Mist. (Pause) Gehe auch schlafen. Ich wecke dich an.
 

Keikin legt sich hin, während sich Gunda auf eine Wachschicht vorbereitet. Black.
 

Akt 1, Szene 4 – Methumis, Freyas Kammer
 

Als es hell wird, schläft Gunda tief und fest, während Keikin Freyas Hautbild aus der Nähe betrachtet und sie dadurch weckt.
 

Keikin: Es verwischt nicht.
 

Freya: Es verwischt gar nicht mehr. Das bleibt so. (Sie gähnt.) Könnt ihr auf Frühstück verzichten? Ich habe nichts mehr da.
 

Keikin: Ich kann.
 

Freya zieht sich nun an und wechselt damit auf das Gewand, welches nun für eine Zeit ihr Markenzeichen wird: Ein Hemd zwischen Weiß und Hellbraun Liebfelder Art, einen mit Pailletten verzierten Rock ähnlicher Farbe und einen weißen, mit magischen Zeichen versehenen und damit zur Magierrobe erklärten Kusliker Kurzmantel (bedenkt: Es ist Sommer in einem warmen Land.). Sie geht zu ihren Stiefeln über, bei denen sich nichts veränderte, und legt schließlich den breiten Ledergürtel um, mit dem sie schon in Brig-Lo vor ihren Meister trat.

Schließlich bindet sie vier Dinge an ihren Gürtel: Ein gebogenes Kurzschwert, einen Satz hölzerne Trippen (Schuh-Untersatz gegen Straßenschlamm), einen Fächer mit dem Bild einer nächtlichen Stadt darauf und ihre Lesebrille in einem Etui.

Währenddessen unterhält sie sich mit Keikin.
 

Keikin: Was machtest du hier in der Stadt?
 

Freya: Was tut man in Methumis? Ich habe studiert.
 

Keikin: Was denn?
 

Freya: Rechtskunde. Ich wollte Advokatin werden. Ich wollte den Menschen beistehen – so ganz ohne kämpfen und schlagen und zaubern und töten… und getötet werden, weißt du?
 

Keikin: Pfeile sind Schicksal.
 

Freya: Ich habe meinen Verlobten verloren. Ich habe die Welt gerettet. Ich habe jahrelang davon geträumt, durch Atim-Suraq zu sterben, und auf einmal gab es da diesen Weg… Wärst du an meiner Stelle, wärst du auch hier.
 

Keikin: Riokaulaukijak.
 

Freya: Das ist halt etwas, was San nie verstand: Zauberei ist ein Weg in die Niederhöllen und je weiter man ihn beschreitet, desto tiefer stürzt man nur hinab. Deshalb habe ich auch der Zauberei entsagt. Gib das deiner Freundin als Antwort. Ich gehöre nicht zu Sancides Heer.
 

Nun ist sie fertig angezogen. Keikin reicht ihr wortlos das Pergament, woraufhin Freya die frisch verstaute Lesebrille aufsetzt und sich den Brief durchliest. Gunda erwacht währenddessen und macht sich ebenfalls bereit.
 

Freya: (aufblickend) Blöde Pute!
 

Keikin: Eorla!
 

Gunda: (wirft Keikin einen bösen Blick zu) Keikin!
 

Freya: Guten Morgen.
 

Gunda: Bereit für den Aufbruch?
 

Freya: Ja, aber eines musst du noch wissen: Ich bin keine von euch.
 

Gunda: Du dankst mir schlecht.
 

Freya: Ich reise jedoch mit euch nach Andergast…
 

Gunda: (unterbricht) Nein, du reist allein nach Andergast.
 

Freya: Wie du willst.
 

Gunda: Ich habe mehr von dir erwartet. Komm, Keikin.
 

Gunda geht ab.
 

Keikin: Bist du in Andergast?
 

Freya: Ja, ich muss ohnehin fort von hier. Ich bin verbannt.
 

Keikin umarmt sie sanft. Dann greift sie zum Gürtel und übergibt Freya ihre Geldkatze.
 

Keikin: Es ist nicht viel.
 

Freya: Es ist genug. Danke, Keikin.
 

Keikin: Iara! Möge Liskas Auge über dich wachen.
 

Keikin geht ab. Black.
 

Akt 1, Szene 5 – Coverna
 

Freya irrt unter schwerer Last ächzend über die Bühne, legt eine Pause ein, drückt den letzten Rest aus ihrem Wasserschlauch und treibt sich dann weiter. Geschwächt, wie sie ist, fällt es ihr jedoch zunehmend schwer. Sie legt wieder eine Pause ein, möchte trinken, lässt ihren Wasserschlauch wieder sinken, möchte aufstehen, kann sich nicht mehr aufrappeln und sinkt schließlich zu Boden.

Nach einer Weile geht Mataro auf, gekleidet wie ein Immanspieler und den passenden Stab schwingend.
 

Mataro: Und mit der Nummer 4 spielt für die Kusliker Kavaliere: Mataro, der Rote!

Na, was meint ihr? Wollen wir heute den Schweinchen von Ehrbar Andergast so richtig auf den Popo klatschen? Naa? Ich kann euch nicht hören!

Freut euch, denn euer Kaiser ist aus dem Abseits getreten und wird ganz ohne Elfenroller gleich die ersten vier versenken! Jubelt mir zu, Bürger von Kuslik! Eure Leidenschaft ist meine Kraft.
 

Freya: (leise) Hurra.
 

Mataro: Hallo, Kusmina! Hallo, werter Herr Elemis Thalai di Arthuro-Galahan! Ich bin stolz, sagen zu können: Ich stamme aus der Khom, doch ich bin Kuslik! Ich bin der, den ihr feiert. Ich bin der, über den ihr sprecht. Ich bin der, den ihr liebt oder hasst. Alles, was ihr seid und fühlt, seid ihr durch mich.

(zu Freya) Hallo, kleines Fräulein. Wie alt sind wir denn?
 

Freya: Das weiß ich nicht.
 

Mataro: Du bist wirklich eine wunderschöne kleine Wüstenrose. Hast du vielleicht eine ältere Schwester, die mich kennen lernen möchte? (Er lacht.)

So ist es Brauch seit alters her: Die Starken, Mutigen und Außergewöhnlichen stellen sich der Arena, die anderen hingegen… nein, es ist keine Schande. Manche sind einfach nicht für die Arena gemacht. Solange es Löwen gibt, muss man bloß ein Freund der Löwen sein.

Hast du am Feuertag schon etwas vor?
 

Freya schiebt langsam ihren Rock nach oben.
 

Mataro: Du hast recht, wer will schon warten?
 

Es donnert.
 

Mataro: Oh nein! Wasser! Mein alter Erzfeind.
 

Black.
 

Akt 1, Szene 6 - Coverna
 

Im neuen Licht ist Mataro verschwunden. Freya liegt immer noch an ihrer Stelle und wird

vom Dauerregen geweckt. Sie lässt diesen eine Weile auf sich wirken und in ihren Mund fallen, dann greift sie zu ihrem Gepäck und geht weiter. Schließlich scheint sie etwas zu bemerken.
 

Freya: He! Hier bin ich!
 

Freya rennt von der Bühne.
 

Akt 1, Szene 7 – Coverna, Weggasthaus
 

Das Gasthaus besitzt einen Wirt, einen Tresen und Statisten im Hintergrund, darunter der Barde Elgarath. Tamara sitzt allein an diesem Tresen und kippt einen Klaren nach dem anderen in sich hinein, wird aber ignoriert, während der Barde auf seiner Laute etwas klimpert. Eine völlig durchnässte Freya geht auf, hängt ihren Mantel auf und tritt dann an den Wirt heran.
 

Freya: Ich habe noch sieben Heller. Bekomme ich dafür ein Bier und einen Schlafplatz?
 

Wirt: Fräulein Zauberin? Ist Euch etwas Schlimmes widerfahren?
 

Freya: Ja.
 

Wirt: (nach einer Weile) Wenn Ihr kein Bett erwartet, sicher: Seid heute Abend mein Gast. Seid ihr hungrig?
 

Freya: Ja.
 

Freya bekommt Suppe und Bier. Nach einer Weile wendet sie sich an Elgarath.
 

Freya: Ihr spielt ‚Grangorer Träume’?
 

Elgarath: Gut erkannt.
 

Freya: Würdet Ihr wechseln? Ich finde das Lied furchtbar.
 

Elgarath: Sicher. Habt Ihr einen Wunsch?
 

Freya: Weiß nicht. Etwas Albernisches.
 

Der Barde wechselt auf ein traurigeres Lied und Freya trinkt und hört zu. Plötzlich stolpert Rufus in Panzer-Unterkleidung aus einem der Zimmer.
 

Rufus: (ruft nach draußen) He! Meinen Panzer!
 

Nacheinander wird ihm ein Kettenhemd, ein Schwert und ein Rucksack vor die Füße geworfen – freilich jeweils mit einem großen Gepolter. Rufus lässt sich nicht davon stören, dass wirklich alle Blicke auf ihn gerichtet sind, zieht sein Kettenhemd über und legt das Schwert an. Dann tritt er in den Schankraum, erkennt Freya und ist froh, sie zu sehen – ein Gefühl, dass auf Gegenseitigkeit beruht.
 

Rufus: Freya! Wunderschöne Zauberin.
 

Freya: Rufus? Ich fasse es nicht, du siehst genauso aus wie damals.
 

Rufus: Das kann ich zurückgeben, du wirkst auch viel jünger als deine paarundzwanzig. (Er greift zu seinem Schwert und deutet ein Ziehen an.) Schau mal. Das ist eine richtig starke Zwergenklinge. Von wem ich die wohl habe?
 

Freya: Sie kam also an.
 

Rufus: Das beste Schwert, das ich jemals sah. Danke dir. (zum Wirt) Ein Bier für mich und noch eines für meine Hübsche. (nun greift er in seinen Rucksack und holt Pfeife und Tabak hervor) Hast du Feuer?
 

Freya: Stein, aber durchnässten Zunder. Gib mir dein Päckchen, dann gebe ich dir.
 

Freya zündet die Pfeife an. Rufus raucht.
 

Rufus: Du möchtest auch?
 

Freya: Klar möchte ich.
 

Beide rauchen. Zeit vergeht.
 

Rufus: Mann, mir ist mein Auftritt peinlich. Es war eine Magierin und ich dachte, sie wäre schon soweit.
 

Freya: Magierinnen sind eben schwierige Beute.
 

Rufus: Im Gegenteil, die meisten sind ganz leicht zu haben.
 

Freya: He!
 

Rufus: Schläfst du jetzt mit mir?
 

Freya: Spinner!
 

Er legt die Pfeife zur Seite und greift zum Bierkrug.
 

Rufus: Auch wenn es kein Andrabräu ist: Auf Freya, die Wundervollste.
 

Freya: Auf Rufus, den Wundervollsten.
 

Rufus: Und auf Dey, der gerade draußen ein paar Mäuse quält.
 

Freya: Mit furchtbar durchnässtem Fell.
 

Beide lachen und prosten sich zu.
 

Freya: Ach, was waren wir ein gutes Dreigespann.
 

Rufus: Wir sind es wieder.
 

Freya: Ich muss aber…
 

Rufus: Warte! Lass mich dein Reiseziel erst erraten, dann werden wir feststellen, dass ich das Gleiche habe. Also: An…
 

Freya: …der…
 

Rufus: …gast. Dahin bin ich auch unterwegs. Da sollen Dinge geschehen.
 

Freya: Es wird also alles so werden wie früher?
 

Rufus: Das ist es bereits. Diese fünf Jahre waren ein böser Traum. Schön, dass du wieder erwacht bist.
 

Black.



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