Zum Inhalt der Seite

Homeless

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mal wieder etwas neues altes von mir
Das Ganze hab ich schon vor gut einem Jahr beendet. Merkt man auch wie ich finde ^^"
Erstmal viel Spaß dabei und töte mich nicht - Asagi wirds schon wieder bsser gehen! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I

Ein ganz normaler Tag. Ich bin heute 'undercover' unterwegs, soll heißen ich habe normale Klamotten an. Normalerweise trage ich ja immer Sachen im Rokoko-Stil, aber heute nur ein graues Shirt mit V-Ausschnitt und Jeans. Geschminkt und gestylt bin ich trotzdem, darauf kann ich nicht verzichten. Aber ich wollte heute einfach nicht erkannt werden, zudem trage ich diese auffälligen Klamotten nur, wenn ich im Auftrag meiner Band zu tun hab. Im Alltag mag ich sie nicht so.

Ich bin heute in Shibuya unterwegs, shoppen. Das Tolle ist, dass ich so viel Geld zur Verfügung habe, wie ich will. Meine Band ist noch nicht so erfolgreich, aber ich habe ziemlich viel Geld geerbt, eigentlich bin ich Millionär. Meinen Status nutze ich nicht so aus wie viele andere, ich freue mich nur immer viele Klamotten kaufen zu können. Außerdem kann ich so meine Band besser vorantreiben.

Ich streife durch die Shoppingcenter, auf dem Weg zu meinem Lieblingsladen. Dabei stelle ich fest, dass es in diesem Center zu viele Obdachlose gibt.

Aber ich beachte sie nie. Meiner Meinung nach sind sie selber schuld, jeder hat eine Chance, und wenn man die vergeigt, ist man selber schuld.

Zumindest war das meine Meinung. Bis ich IHN sehe. Er hat ein altes, zerrissenes, schwarzes Shirt an, ebenso zerrissene Hosen und abgenutzte Schuhe. Schwarze Haare, die ziemlich verstrubelt sind und ungepflegt aussehen, genau wie er selbst auch. Scheint schon lange keine Dusche mehr gesehen zu haben. Trotz des Staubs und Drecks bemerke ich, dass er eine ziemlich helle Haut hat, fast weiß. Sie steht im krassen Gegensatz zu seinen Haaren.

Er scheint etwa so alt zu sein wie ich, vielleicht etwas jünger, also Mitte zwanzig.

Zudem sieht er ziemlich traurig und verzweifelt aus, ich kann durch die Löcher in seinem Shirt Blutergüsse sehen.

'Nein, kein Mitleid haben.' mahne ich mich, aber es ist schon zu spät. Er hat mich in seinen Bann gezogen. Ich entschließe mich in ein Cafe zu gehen, von dem aus ich ihn weiter beobachten kann. Genau das tue ich auch, bestelle einen Kaffee und sehe durch das Fenster zu der schwarzhaarigen Schönheit.

Er bettelt, aber kaum jemand beachtet ihn. Erst da bemerke ich, dass er ziemlich dünn zu sein scheint.

Jedoch gibt er nicht auf, hin und wieder bleiben Leute stehen und geben ihm ein paar Yen. Aber damit kann er doch nicht überleben. Außerdem sehe ich nirgendwo Wechselklamotten oder etwas in der Art.

Ich reiße mich los und beschließe nach Hause zu gehen, an shoppen ist heute nicht mehr zu denken.
 

Am nächsten Tag ist der Bettler jedoch immer noch in meinem Kopf. Ich will ihn wiedersehen, darum gehe ich, wieder normal gekleidet, in das Einkaufszentrum und hoffe, dass er noch da ist.

Ist er tatsächlich noch, am selben Platz wie gestern. Nur sieht er noch schlimmer aus, er hat dunkle Augenringe und ich meine einige Blutergüsse mehr erkennen zu können.

Ich nehme wieder meinen Beobachtungsposten im Cafe ein, aber lange halte ich es nicht aus, so dazusitzen, ohne etwas zu tun.

Irgendetwas an ihm fasziniert mich.

Ich kaufe also einen Kaffee und ein Brötchen für ihn, verlasse das Cafe und gehe zu ihm. Er sieht mich hoffnungsvoll an.

„Haben Sie vielleicht ein wenig Geld für mich?“ fragt er mich. Höflich ist er schon mal. Ich schüttele auf seine Frage nur den Kopf und er sieht enttäuscht weg.

Aber ich hocke mich vor ihn und halte ihm den Kaffee und das Brötchen hin. Er sieht mich fragend an.

„Nimm ruhig. Du kannst das eher gebrauchen als ich.“ meine ich nur und werde angelächelt.

„Danke.“ Er nimmt die Sachen an und vernichtet sie sofort. Ich bleibe weiterhin vor ihm hocken und beobachte ihn fasziniert. Er wirkt fast wie ein ausgehungertes Raubtier.

„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“ will ich von ihm wissen.

„Gestern morgen.“ meint er nach einem kurzen Zögern.

„Und was?“

„Einen Apfel, den jemand hat fallen lassen.“ Er sieht beschämt aus. Aber wenn er gestern morgen nur einen Apfel gegessen hat, wann hat er dann das letzte Mal richtig gegessen?

Ich richte mich auf und halte ihm meine Hand hin. Er sieht mich fragend an.

„Komm mit. Ich besorg dir was zu Essen und wenn du willst, kannst du bei mir duschen.“ Ungläubig werde ich angesehen. Ich kann es ja selber kaum glauben, dass ich ihm das anbiete. Aber ich meine es ernst. Und das Geld habe ich ja eh.

„Aber...du.. Sie werden als Bezahlung keinen Sex oder derartiges verlangen, oder?“ fragt er mich ängstlich. Jetzt bin ich es der ungläubig guckt. Denkt er etwa so was von mir?

„Nein. Warum sollte ich?“ Er zuckt nur mit den Schultern, ergreift dann aber meine Hand und steht auf. Er ist größer als ich, wenn auch nicht viel.

„Wie heißt du überhaupt?“ will ich von ihm wissen, während wir durch das Shoppingcenter gehen.

„Asagi.“ Ein hübscher Name, wie ich finde.

„Ist das dein echter Name?“ Er lächelt etwas und schüttelt nur den Kopf. Dachte ich es mir doch.

„Ich bin Kamijo. Und bleiben wir beim 'du', okay?“ Er nickt nur und folgt mir, als ich einen Imbiss ansteuere.

Ich bestelle einfach mal von allem was, da ich auch Hunger bekomme und Asagi dringend was auf die Rippen bekommen muss. Er sieht mich nur mit großen Augen an, als ich die Tüten entgegen nehme. Zwei drücke ich ihm in die Hand, die restlichen trage ich selber.

„Kommst du?“ Er ist stehen geblieben, oder eher, er hat sich nicht von der Stelle bewegt. Erst als ich ihn bei seinem Namen rufe, läuft er mir wieder hinterher.

Meine Wohnung ist nicht weit weg, darum laufen wir. Ich mache mir Sorgen um Asagi, er schwankt manchmal und ist noch blasser geworden als er vorher schon war.

Liegt wahrscheinlich an dem Schlafmangel, den er zwangsweise gehabt haben muss, und der Unterernährung.

„Asagi? Alles okay?“ Er nickt nur mit zusammengebissenen Zähnen und folgt mir weiterhin.

Als wir endlich ankommen, bin ich wirklich froh, dass der Fahrstuhl in dem Haus immer funktioniert. Asagi scheint gar nicht zu realisieren wo wir sind, er hat Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten.

Als wir in meinen Stockwerk, dem obersten, angekommen sind schließe ich sofort die Tür zu meiner Wohnung auf. Ich kicke die Schuhe von den Füßen, da ich ja beide Hände voll hab, und nehme Asagi die Tüten ab, damit er sich ebenfalls seine Schuhe ausziehen kann.

Ich betrete derweil ich die Küche und gebe den Inhalt mehrerer Schachteln auf zwei Teller, mit denen ich dann in mein Wohnzimmer gehe. Ich will nicht im Esszimmer essen, ich weiß gar nicht warum ich so was überhaupt hab. Asagi steht etwas unschlüssig im Raum.

„Komm her.“ Ich deute auf das Sofa, auf dem ich auch schon sitze. Eine Decke liegt über dem Sofa, darum mache ich mir auch keine Sorgen, dass es dreckig werden könnte. Und so ein Ordnungsfreak bin ich auch nicht.

Etwas zögernd setzt sich Asagi neben mich. Ich drücke ihm die Stäbchen in die Hand und fange an zu essen. Er schaut noch einmal zu mir, ich nicke ihm aufmunternd zu, und beginnt dann ebenfalls zu essen. Er ist nur sehr viel schneller fertig als ich. Ich habe gerade mal die Hälfte gegessen, als Asagi seinen leeren Teller weg stellt.

„Hast du noch Hunger?“ Er nickt schüchtern, darum stelle ich meinen Teller ab und gehe in die Küche, um noch etwas für Asagi aufzuwärmen.

Kurz darauf komme ich mit einem frisch gefüllten Teller voll dampfender geratener Nudeln zurück in mein Wohnzimmer. Asagi sitzt noch genauso da wie ich ihn verlassen habe. Ich drücke ihm Teller und Stäbchen in die Hand. Er bedankt sich und fängt wieder an zu essen.

Auch ich nehme mir wieder meinen Teller, beobachte aber nebenbei Asagi.

Er ist anscheinend gut erzogen, denn auch wenn er ziemlichen Hunger haben muss, isst er vernünftig und schlingt nicht. Ich muss lächeln, vielleicht waren meine Vorurteile doch nicht alle so richtig?

Als Asagi auch mit seinem zweiten Teller fertig ist bin ich auch gerade fertig.

„Magst du baden gehen?“

„Ja, gerne. Wenn das okay für dich ist.“ Er wirkt etwas schüchtern, als ob er denkt, dass er das gar nicht verdient hätte.

Aber da immer noch ich das zu entscheiden habe, ziehe ich ihn hoch und gehe mit ihm in mein Bad.

Ich hab eine große Eckbadewanne, eher ein Whirlpool. Okay, meine Wohnung ist überhaupt ziemlich groß und modern. Es ist eben ein Penthouse.

Ich drücke Asagi auf den Rand der Badewanne, dann lasse ich das Wasser rein und gebe ein Schaumbad dazu.

„Bleib hier. Bin gleich wieder da.“

Da es eine Weile dauern wird, bis die Wanne voll ist, gehe ich in mein Ankleidezimmer (ja, so was habe ich) und suche für Asagi frische Klamotten. Ich werde ihn nicht in seinen zerrissenen Sachen rumlaufen lassen.

Mit den neuen Klamotten gehe ich zurück ins Bad und stelle das Wasser ab, da die Wanne voll ist.

„So, ruf mich, wenn du was brauchst und lass dir soviel Zeit wie du willst. Frische Klamotten hab ich dir hier hingelegt. Handtücher sind dort.“ Ich lege ein großes, flauschiges Handtuch auf die Heizung, damit es schön warm ist, wenn Asagi aus der Wanne kommt. Es ist immerhin schon Herbst.

Ich lächle Asagi noch einmal zu und gehe dann aus dem Bad. In der Zeit, in der er baden ist, räume ich die Teller auf und stelle die Reste für später oder morgen in den Kühlschrank. Die Decke auf dem Sofa werfe ich in die Waschmaschine und Asagis alte Schuhe in den Müll. Hört sich vielleicht fies an, aber sie waren durchgelaufen. Da waren Löcher in den Sohlen und an den Zehen.

Ich werd einfach mit Asagi shoppen gehen, ihm neue Schuhe und Klamotten kaufen.

Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er wieder zurück auf die Straße geht. Ich will ihn kennen lernen, er soll bei mir bleiben.

Hoffentlich hat er da nichts dagegen.

Da kommt Asagi aus dem Bad, mit neuen Klamotten, frisch gewaschen und noch nassen, glänzend schwarzen Haaren. Er sieht zwar trotzdem noch müde aus, ist aber zumindest sauber.

„Danke.“ ist das einzige was er sagt, während er sich neben mich setzt.

Er lehnt sich zurück und scheint nachzudenken, über was weiß ich nicht. Schließlich schläft er einfach ein, wahrscheinlich wollte er das nicht mal. Ich muss lächeln, er sieht schon süß aus. So unschuldig. Und der Schlaf wird ihm gut tun, so erschöpft wie er war.

Ich beschließe, dass er nicht auf dem Sofa schlafen wird. So sauber wie er jetzt ist, kann er auch im Bett schlafen. Darum hebe ich ihn auf meine Arme und trage ihn zu meinem Schlafzimmer. Ich hab ein Wasserbett, auf das ich Asagi jetzt lege. Das Shirt und die Jogginghose lasse ich ihm, ich weiß ja nicht wie er darauf reagieren würde, wenn ich ihn ausziehen würde.

Ich decke ihn also nur zu. Er sieht so friedlich aus, wie ein Engel.

Da ich auf dem Sofa schlafen werde gehe ich in mein Ankleidezimmer, in dem ich eine zweite Decke und Kissen habe. Ich nehme mir beides und lege es auf das Sofa. Dann ziehe ich mich jedoch aus, ich kann nur in Shorts schlafen, und krieche unter die Decke.

Ob Asagi morgen noch da sein wird?
 

Er ist noch da. Als ich aufgewacht bin, habe ich direkt nach ihm gesehen. Er lag noch immer in meinem Bett, hatte jedoch Fieber. Und er hat immer noch Fieber. Er schwitzt, einige feuchte Haarsträhnen kleben ihm im Gesicht. Ich sitze neben ihm auf dem Bett und messe seine Temperatur. 39,5°C.

Ich seufze und gehe ins Bad um eine Schüssel mit Wasser, sowie Handtücher zu holen. Zurück bei Asagi mache ich ihm Wadenwickeln. Er wirkt nicht gerade begeistert, bekommt aber zum Glück nicht viel mit.

Ich hole noch eine Flasche Wasser und ein Glas, da Asagi viel trinken muss, um das Fieber zu senken. Ich zwinge ihn dazu, wenigstens ein Glas auszutrinken, dann lasse ich ihn in Ruhe. Er scheint wieder weg zu dämmern, aber zur Sicherheit bleibe ich bei ihm.

Alle zwei Stunden wecke ich ihn, damit er etwas trinkt, ich seine Temperatur messen kann und die Wadenwickeln erneuern kann.

Leider muss er aufgrund des vielen Trinkens auch irgendwann auf die Toilette, darum helfe ich ihm auf und begleite ihn ins Bad. Dort lasse ich ihn dann aber doch alleine. Zurück im Bett lasse ich ihn erneut alleine, jedoch um eine Hühnersuppe zu kochen. Ich zwinge ihn, sie komplett zu essen, auch wenn er sich etwas wehrt.

Als ich ihm jedoch sage, dass er mein Gast ist und ich das Sagen habe, ist er sofort still und isst brav die ganze Suppe.

Nach dem Essen lasse ich ihn zwei Stunden schlafen, bevor ich ihn wieder wecke, um die Temperatur zu messen.

Mittlerweile sind es nur noch 38,8°C, darum entferne ich die Wadenwickel, wische dafür den Schweiß von Asagis Gesicht. Er sieht mich mit glänzenden Augen an, ich kann so etwas wie Dankbarkeit erkennen.

Plötzlich fängt er an zu zittern. „Mir ist kalt.“ murmelt er. Ich lege mich neben ihn und ziehe ihn in meine Arme. Körperwärme wirkt am besten.

Schnell hört er auf zu zittern und schläft wieder ein. Dieses Mal in einen tiefen Schlaf, davor hat er nur immer unruhig geschlafen.

Ich überlege derweil woher das Fieber überhaupt gekommen ist. Ich vermute durch die Überanstrengung. Und jetzt bin ich mir auch sicher, ich werde Asagi zur Not zwingen bei mir zu bleiben. Ich mache mir schließlich Sorgen um ihn und ich will nicht, dass er noch mal so zusammen bricht.

Er ist einfach nicht für das Leben auf der Straße gemacht. Er gehört hierher, zu mir. Ich weiß es einfach.

Ich merke kaum, dass ich müder werde und schließlich mit Asagi im Arm einschlafe.
 

Am nächsten Morgen wundere ich mich über die Wärme neben mir. Seit wann schlafe ich denn neben der Heizung? Ich schlage meine Augen auf und sehe direkt in das wunderschöne Gesicht Asagis. Er schläft noch, sieht aber schon viel besser aus. Ich rappele mich auf und greife nach dem Thermometer um Asagis Temperatur zu messen. Seine Temperatur ist ziemlich gesunken, sie liegt nur noch bei 37,3°C ist also fast wieder normal.

Ich bin erleichtert, denn Fieber kann auch ganz anders enden.

„Kamijo?“ murmelt da Asagi neben mir. Er sieht mich verschlafen an. Als er erkennt, wo er ist, dreht er beschämt den Kopf zur Seite. Warum macht er das immer?

„Asagi? Alles okay?“ frage ich ihn.

„Ja, tut mir leid, dass ich dein Bett blockiert habe. Das wollte ich nicht.“

„Ich weiß. Ist schon okay. Ich hab mir Sorgen gemacht. Du hattest Fieber.“ Jetzt sieht er wieder zu mir.

„Warum machst du das alles für mich? Warum bist du so nett zu mir?“ will er wissen.

„Weil ich dich mag.“ meine ich nur. Etwas anderes ist es auch nicht. Ich mag Asagi einfach, er ist ein netter Mensch und sieht zudem noch hübsch aus.

Aber er dreht nur seinen Kopf zu Seite und sieht an die Decke. „Ich bin schwul, wie kann man mich da mögen?“

„Asagi. Magst du mich?“ Er sieht mich verwirrt an. „Ja, warum?“

„Ich bin auch schwul. Was hat denn bitte die Sexualität damit zu tun, ob jemand nett ist oder nicht?“ will ich von ihm wissen. Verachtet er sich etwa weil er schwul ist?

„Alle haben mich deswegen fertig gemacht. Bin ich etwa so minderwertig?“ Er sieht mich traurig an. Minderwertig? Asagi? Niemals.

Ich beuge mich ein Stück zu ihm, sodass unsere Gesichter nah beieinander sind. „Du bist doch nicht minderwertig. Du bist großartig, nett und gutaussehend. Was will man mehr?“ Dann habe ich einen Kurzschluss, zumindest fühlt es sich so an. Ich überwinde die letzte Entfernung und lege meine Lippen auf Asagis. Ich begehre ihn; ihn, nicht nur seinen Körper.

Er wehrt sich nicht, aber er erwidert meinen Kuss auch nicht. Gerade, als ich mich von ihm lösen will, legt er seine Hände in meinen Nacken und zwingt mich bei ihm zu bleiben. Er fängt an den Kuss stürmisch zu erwidern. Glücklich seufze ich und lecke jetzt über Asagis Lippen. Er öffnet sie sofort ein Stück und meine Zunge erkundet seine Mundhöhle, will das gesamte fremde Gebiet kennen lernen. Er versucht mich zurück zu drängen, ist aber wenig erfolgreich.

Bis er mir leicht auf die Zunge beißt. Sofort ziehe ich sie zurück, und diese Chance nutzt Asagi um nun meine Mundhöhle zu erforschen.

Und das wo ich doch lieber der Dominante bin. Aber ich lasse ihn gewähren, bis wir beide keine Luft mehr bekommen.

Keuchend lösen wir uns voneinander. „Kommt dir das etwa minderwertig vor?“ frage ich Asagi.

Er zuckt nur mit den Schultern. „Mit Sex wäre es auch nicht anders, als wenn ich eine Nutte wäre.“

Fassungslos sehe ich ihn an. „Denkst du wirklich so? War da etwa bei dir kein bisschen Gefühl dabei?“

„Doch, aber ich hab schon mal überlegt, auf den Strich zu gehen. Dafür bin ich jedoch zu schüchtern. Außerdem, wer will schon so einen Körper? Ein Skelett? Ach, ich vergaß, ein blau-grün-rotes Skelett.“ Er wird zynisch, gar nicht gut. Er stößt mich von sich, springt auf und zerrt sich das Shirt über den Kopf.

Das erste Mal sehe ich ihn oben ohne. Und selbst nach der Zeit in der er bei mir war, sind auf seinem gesamten Oberkörper Blutergüsse verteilt. Zudem ist er wirklich dünn, man kann schon fast die Rippen sehen.

Ich stehe ebenfalls auf und gehe auf Asagi zu. Lege meine Arme um ihn. Drücke ihn an mich.

„Was ist da passiert?“ will ich leise von ihm wissen.

„Da war so eine Gang, die haben mich schon am ersten Tag gefunden. Also am ersten Tag, an dem ich auf der Straße leben musste. Da hatte ich noch einen Rucksack in dem Klamotten waren und auch ein bisschen Geld. Die Typen haben mich verprügelt, meine Klamotten geklaut und mein Geld sowieso. Seitdem sind sie eben jeden Tag gekommen, abends, und haben sich das Geld geholt, dass ich den ganzen Tag erbettelt habe. Ich wollte es ihnen nicht geben, also haben sie es sich geholt.“

„Ach Asagi.“ Ich schiebe ihn wieder auf das Bett zu und drücke ihn darauf, sodass er auf dem Rücken liegt, ich über ihm. Er sieht mich verwirrt an, aber ich lächle nur und küsse die Blutergüsse. So werden sie zwar nicht heilen, aber ich kann Asagi zumindest zeigen, dass ich für ihn da bin.

Schließlich küsse ich mich nach oben, zu seinen Lippen. Er lächelt und kommt mir ein Stück entgegen, damit sich unser Lippen wieder treffen können.

Ich lächele in den Kuss und bin froh, dass mir Asagi das erzählt hat.

Als wir uns wieder voneinander lösen liegt mir jedoch eine andere Frage auf der Zunge.

„Warum hast du überhaupt auf der Straße gelebt? Und wie lange?“

„Ein ehemaliger Arbeitskollege meinte, ich hätte ihn sexuell belästigt, dabei hab ich nichts gemacht. Sie haben mich eben alle gehasst, weil ich schwul bin. Ich wurde fristlos gekündigt und hab keinen neuen Job gefunden. Dann konnte ich mir die Wohnung nicht mehr leisten und wurde da auch rausgeschmissen. Shit happens eben. Und ich war nicht lange auf der Straße, nur zwei Wochen, aber ich komm damit einfach nicht klar.“

„Brauchst du nicht mehr. Wenn du willst, kannst du bei mir bleiben.“ Fragend sehe ich Asagi an. Ich würde mich wirklich freuen wenn er bei mir bleiben würde.

„Willst du das wirklich?“

„Ja, sonst würde ich es dir nicht anbieten. Wegen Geld brauchst du dir keine Sorgen machen, da kümmere ich mich drum.“ Ich grinse ihn an und er lächelt zurück.

„Okay. Ich bleib. Aber sag mir wenn ich dich nerv, ja?“ Ich verspreche es ihm und besiegele unsere Zukunft mit einem Kuss.

Manchmal ist es eben doch nicht so schlecht, einen Obdachlosen aufzunehmen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück