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Kyou Kara Kōkōsei

Ein Engel erobert die Schule
von

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„Yuri, du hast mir nie erzählt, wie vielfältig eure schulischen Aktivitäten sind.“ Während ich versuchte zu schlafen, saß Wolfram mit einer kleinen Tischlampe an meinem Schreibtisch und bastelte sich einen eigenen Stundenplan zurecht.

„Du bist schon zwei Tage hier. Warum fängst du jetzt erst an, dir einen Plan zu erstellen?“

„Weil ich anfangs noch nicht wusste, welche tollen Kurse mir entgehen. Du belegst ja wirklich nur das Nötigste. Sieh mal, ich hab auch deinen ein wenig aufgefrischt. Du hattest enorm viele Pausen drin, die hab ich mit sinnvolleren Tätigkeiten gefüllt.“

Genervt erhob ich mich vom Kissen und blinzelte gegen die Lampe.

„Du musst schon herkommen. Von da hinten siehst du nichts.“

„Komm du doch her.“

Das ließ Wolfram sich nicht zweimal sagen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stand er auf und hielt mir sein Werk direkt vor die Nase.

„Sieh mal, das ist mein Stundenplan, und der rechte ist deiner.“

„Die sehen beide gleich aus.“

„Toll nicht?“, strahlte er. „Wir werden jeden Kurs gemeinsam belegen.“

„Aber … Aber ... was soll ich denn im Kunstkurs? Ich kann überhaupt nicht zeichnen“, stammelte ich.

„Wenn du nicht malen willst, kannst du auch die Farben mixen oder mir Modell stehen.“

Entgeistert riss ich Wolfram einen Zettel aus der Hand.

„Und was soll das hier? Ich werde Donnerstagnachmittag wohl kaum meine Zeit mit singen verschwenden. Da hab ich Baseball!“

„Deine Mama meint auch, der Chor wäre ein viel besserer Zeitvertreib als dein sinnloses Ballspiel.“

„Ich find das, was du hier machst, ist eine riesen Zeitverschwendung. Ich bin müde und will schlafen. Also mach das Licht aus und komm endlich ins Bett. Und dass ich mit dir im Unterricht singe, kannst du knicken.“

„Bin schon fertig, mach nicht gleich so ‘nen Aufstand.“
 

Und ehe ich mich versah, saß ich im Kunstunterricht mit Wolfram. Solange mich niemand zwang, die Buntstifte zu schwingen, konnte ich mit leben.

„Wolfram-kun, würdest du ein Porträt von mir zeichnen?“

„Und von mir bitte auch?“

„Eine nach der anderen.“ Wolfram nahm einen Kohlestift und begann schwungvolle Linien auf das Papier zu zeichnen. Als ich dem Möchtegernkünstler über die Schulter schaute, traute ich meinen Augen nicht.

„Wieso gibst du dir bei den Mädels Mühe, aber bei mir nicht!?“

„Ich gebe mir bei jedem gleich viel Mühe“, behauptete er selbstverständlich, während er fleißig weiterzeichnete. „Ich habe bloß meinen Zeichenstil etwas verbessert, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten.“

„Dann will ich aber auch ein neues Porträt.“

„Dann musst du dich hinten anstellen.“

„Hey, ich hab ja wohl Vorrang bei dir, ja?“

Wolfram verdrehte die Augen. „Wenn wir zuhause sind, kriegt auch mein lieber Verlobter sein neues Porträt.“

Mein Gesicht lief rot, als der Dämonenprinz mich obendrein noch verschmitzt anlächelte.

„S-sag das nicht ständig.“

„Stehst du etwa nicht dazu?“

„Darum geht es gar nicht! Du kannst das nicht ständig vor den anderen wiederholen“, raunte ich. „Das ist bei uns nicht üblich, dass zwei Minderjährige verlobt sind.“

„Wie du meinst.“ Wolfram zuckte die Schultern und setzte sein Werk fort.
 

Das war so unfair! Wolfram gab sich stets Mühe, wenn er porträtierte, außer bei mir. Eine schöne Art, seine Liebe auszudrücken!

„Yuri, wackle nicht so! Und dann wunderst du dich, warum auch meine Zeichnungen verwackelt sind.

„Da bin ich aber mal gespannt. Bis jetzt sahen alle Porträts von mir gleich aus.“

„Dieses hier nicht, weil es das Beste sein wird, was ich je gezeichnet hab.“ Ich bemühte mich still auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, während Wolfram mit einem Zeichenblock und Bleistift vor mir saß. Nach über einer Stunde fiel es aber ziemlich schwer, ruhig zu bleiben. Wie lange hatte er noch vor, zu kritzeln? Wenn das kein Meisterwerk wird, kann er was erleben. Umsonst wollte ich meine Zeit nämlich nicht verschwenden.

„So, fertig!“

„Zeig her!“

„Es ist gut geworden, gib es zu“, lobte der Dämon sich selbst. Zugegeben, es sah wesentlich besser aus als seine bisherigen Versuche – sogar besser als die aus dem Kunstunterricht. Nur eine Kleinigkeit störte mich.

„Was ist das in meiner Hand?“

„Eine Zitrone. Die ist symbolisch gedacht.“

„Ja, weiß schon. Aber warum zum Teufel malst du mich mit einer Zitrone in der Hand!?“

„Weil sie ein Zeichen deiner königlichen Seele ist?“

„Die radierst du sofort wieder weg!“

„Nö.“

„Gib es mir!“

Grinsend floh Wolfram auf mein Bett und hielt seinen Zeichenblock nach hinten. Ich sprang ihm hinterher und musste natürlich genau auf ihn drauf knallen. Und warum waren ausgerechnet jetzt meine Arme zu kurz – verzweifelt griff ich immer ins Leere bei dem Versuch, den Block zu erhaschen.

„Jetzt gib schon her! Oder radier‘ einfach die olle Zitrone weg.“

„Geht nicht, das verschmiert nur.“

Plötzlich krachte meine Zimmertür zu.

„Oh, Verzeihung, ich wollte nicht stören.“

„Mutter?“

„Mama?“

Wolfram und ich zogen das gleiche lange Gesicht, als wären wir auf frischer Tat ertappt worden. Ausgerechnet jetzt musste meine Mutter in mein Zimmer kommen. Zum Glück hat sie mich nicht mit der Zitrone in der Hand gesehen, das Gerangel auf dem Bett war schon schlimm genug. Verzweifelt vergrub ich den Kopf in der Decke neben meinem Verlobten.

„Tut mir leid. Macht, was ihr wollt. Ich bin schon wieder weg.“



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