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Die Reise eines Engels

von

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Engel können doch weinen(Kratos Sicht)

„Lloyd! Nicht so schnell!“, schrie Anna und lief dem kleinen Braunhaarigen hinterher. „Mama zu langsam!“, rief er fröhlich und lief umher.

„Na warte!“, entgegnete sie und sprang auf ihn zu. Lloyd erschrak und fiel beinahe hin.

„Erwischt!“, rief Anna triumphierend.

„Oh“, jammerte Lloyd. Er lief zu mir. Ich stand etwas abseits.

„Jetzt ist Papa dran!“, rief er und umarmte mein Bein.

Ich lächelte ihn an. Nun sah ich mich um, worauf Lloyd mich ungeduldig ansah.

„Sind noch welche in der Nähe?“, fragte Anna besorgt.

Wir waren vor kurzen auf eine Patrouille Desians gestoßen. Daher war ich lieber etwas vorsichtig.

„Momentan nicht.“, antwortete ich.

„Papa macht die bösen Typen alle fertig.“, sagte Lloyd begeistert.

Ich strich ihn leicht durchs Haar. Der Kleine konnte wirklich süß sein.

„Ja Papa passt auf uns auf.“, meinte Anna und umarmte mich. Ich gab ihr einen Kuss, als ich plötzlich etwas hörte: Ein Rascheln. Jemand rannte durch den Wald und kam direkt auf uns zu.

Vorsichtshalber zog ich mein Schwert auch wenn ich bezweifelte, dass es ein Desian war.

Aus dem Wald kam eine Frau Sie brach direkt vor uns zusammen.

Ängstlich sah sie zu uns auf. Wie eine Desian sah sie in der Tat nicht aus. Der Kleidung nach zu urteilen war sie eine Bäuerin. Sie schien nicht schwer verletzt.

„Ihr seid keine Desians oder?“, fragte sie.

Anna ging auf sie zu und kniete neben ihr. „Nein keine Sorge. Wir sind keine Desians. Was ist denn passiert.“, versuchte die Braunhaarige die junge Frau zu beruhigen.

„Mein Mann und mein Sohn. Wir wurden von Desians angegriffen. Ich konnte fliehen. Bitte kann ihnen nicht jemanden helfen.“, wimmerte die Frau. Sie versuchte aufzustehen. Etwas wackelig stand sie nun.

„Wir müssen ihr helfen.“, sprach Anna. Das war zu erwarten. Anna wollte immer gleich helfen. Normalerweise war ich auch nicht jemand, der einfach wegschaute wenn Leute litten, aber irgendwas war hier faul. Allerdings wusste ich nicht was.

„Kratos?“, fragte Anna nun, da ich nichts gesagt hatte.

„Ich weiß nicht. Es könnte gefährlich werden.“, war das erste was mir einfiel.

„Bitte was?! Du willst ihr nicht helfen, weil es gefährlich ist?! Geht’s noch?!“, schnauzte Anna mich an.

„Das habe ich nicht gesagt.“, verteidigte ich mich. Ich wusste nicht so recht was ich machen sollte. Mein Instinkt sagte mir nicht zu gehen, aber Anna wollte, dass ich half.

„Ich kann dich und Lloyd nicht in Gefahr bringen.“, versuchte ich zu argumentieren.

„Ich passe schon auf. Ich kann mich und Lloyd schon verteidigen.“, erwiderte die Braunhaarige. Mit Vernunft kam man bei ihr echt nicht weiter.

„Du bleibst mit Lloyd hier. Ich gehe alleine.“, meinte ich.

Anna wollte gerade protestieren, als ich sie unterbrach. „Ich komme schon klar, aber ich will nicht, dass dir und Lloyd etwas passiert.“, meinte ich und ging zu der Bäuerin.

„Wo wurdet ihr überfallen?“, fragte ich.

„Bei einer Lichtung im Süden.“, sprach die Frau. Sie zeigte in eine Richtung und ging voraus.

Ich sah Anna nochmal an. „Pass auf dich auf.“, bat sie besorgt.

„Du auch. Ich bin gleich wieder da.“, sprach ich und folgte der Frau.

Mich beschlich ein unangenehmes Gefühl. Als würde ich einen Fehler machen. Allerdings konnte ich mir nicht erklären warum.

Nach ungefähr einer halben Stunde Fußmarsch hörte ich Geräusche. Jemand sprach. Klang nach Desians.

Ich spähte durch die Bäume hindurch. Ich sah Desians welche zwei Leute auspeitschten. Einen jungen Mann fast noch ein Teenager und einen älteren Mann.

„Robby! Kai!“, schrie die Frau nun und rannte vor. War sie denn völlig verrückt geworden? Ich kannte ja so ein Verhalten von Anna, aber dass es noch mehr Leute gab, die so rücksichtslos waren.

Ich folgte ihr natürlich und zog mein Schwert. Die Desians sahen uns an.

Es waren nicht viele. Gerade mal fünf. Sie kämpften auch nicht wirklich. Ihr Verhalten war eher defensiv. Wollten die mich nicht angreifen. Es dauerte etwas länger bis ich ihre Verteidigung durchbrach und sie schließlich besiegte.

Die Frau umarmte ihre Familie glücklich.

Ich war etwas verwirrt. Warum wurden die beiden von Desians bewacht? Sie schienen hier ein Lager aufgemacht zu haben. Es brannte noch ein Feuer. Das ergab keinen Sinn. Wieso brachten die Desians die beiden nicht zur Menschenfarm? Hier war doch eine in der Nähe. Die Iselia Menschenfarm.

Es sah auch nicht aus als wären die beiden Flüchtlinge.

„Seid ihr unverletzt?“, fragte ich zunächst.

„Ja“, sagten die beiden Männer.

Die Frau heulte. „Es tut mir leid.“, sagte sie. Warum entschuldigte sie sich?

„Sie haben gedroht meinen Mann und meinen Sohn zu töten, wenn ich es nicht tue.“, kam nun schluchzend.

Mich beschlich ein unangenehmes Gefühl. War das eine Falle?

„Wovon sprichst du?!“, schrie ich.

„Ich sollte einen Mann mit rotbraunen Haaren hierher locken, haben sie gesagt.“, wimmerte die Frau.

„Was wieso?“

„Wieso? Das fragst du noch. Um dich von Anna zu trennen. Deswegen.“, erklang eine mir bekannte Stimme. Oben auf dem Baum stand Yuan. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Wie unvorsichtig von mir.

Er sprang vom Baum. Hinter ihm aus dem Wald kam nun Noishe. Der Protozoan musste ihm gefolgt sein. Freudig kam er zu mir.

Meine Augen waren allerdings auf Yuan fixiert.

„Das war eine Falle. Und du bist genau hinein getappt. Kvar ist hier auch in der Nähe. Er wird Anna bestimmt schon gefangen genommen haben. An deiner Stelle würde ich mich beeilen.“, sprach der Halbelf.

„Verdammt!“, zischte ich und rannte so schnell ich konnte zurück. Noishe lief neben mir.

Es dauerte nicht lange bis ich zu der Stelle kam an dem ich Anna und Lloyd zurückgelassen hatte. Allerdings waren sie nicht mehr hier. Auf dem Boden erkannte ich Fußspuren von mehreren Leuten. Desians nahm ich an. Noishes Knurren bestätigte meine Theorie. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Und Lloyd auch nicht.

„Noishe kannst du ihre Spur aufnehmen?!“, fragte ich den Terranis. Er schnüffelte am Boden und lief los. Ich folgte ihm.

Hätte ich doch nur auf mein Gefühl gehört. Warum war ich nur so unvorsichtig? Es war doch so offensichtlich. Erst die vermeintlich verletzte Bäuerin, die auf einmal wieder gut laufen konnte. Dann das Lager der Desians. Wie konnte ich nur so blind sein? Wenn Anna irgendwas passiert war, würde ich mir das nie verzeihen. Ich schüttelte meine Selbstvorwürfe beiseite. Jetzt musste ich erstmal Anna retten. So schnell ich konnte lief ich durch den Wald. Ich merkte wie es leicht anfing zu regnen. Da würde bald ein Unwetter aufziehen. Das würde mich aber nicht aufhalten Anna zu retten.

Jetzt verließen wir den Wald. Vor uns war eine Klippe.

Jetzt erkannte ich auch die Desians links von uns. Mein Blick fiel sofort auf Anna, welche von Kvar festgehalten wurde.

„Anna!“, schrie ich und zog mein Schwert.

„Aber, aber.“, gab Kvar von sich. Er hielt ein Messer an Annas Kehle. Sofort hielt ich inne.

Böse sah ich Kvar an. Verzweifelt suchte ich Lloyd. Kvar hatte ihn doch nicht etwa…

Da fand ich ihn. Ein Desian neben Kvar hielt ihn fest. Der Kleine sah mich ängstlich an.

„Ist schon eine Weile her, nicht Kratos.“, gab Kvar gehässig von sich.

Ich erwiderte nichts sondern starrte den Halbelfen nur an. Der griff um mein Schwert festigte sich, aber ich blieb regungslos stehen. Ich konnte ja nichts tun. Wenn ich angriff würde er Anna etwas tun. Ich brauchte einen Plan, aber mir fiel nichts ein.

Es begann nun richtig zu regnen. Die Tropfen, die durch mein Gesicht liefen, störten mich nicht. Mein Blick lag immer noch auf Kvar.

„Nicht sehr gesprächig. Wie auch immer. Ich führe nur Lord Yggdrasills Befehle aus. Auch wenn mir sein Plan nicht ganz gefällt, aber da kann man nichts machen. Trotzdem sollten wir das etwas unterhaltsamer gestalten, findest du nicht?“, gab der Blonde von sich. Er grinste breit.

„Zunächst einmal werde ich mir wieder holen, was mir gestohlen wurde.“, sagte er nun und berührte Annas Exphere.

Das Blut gefror in meinen Adern. Das durfte er nicht tun. „Hör auf!“, schrie ich fast flehend.

Kvar ließ sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er schien das zu genießen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht.

Wenn er Annas Exphere entfernte, konnte es gefährlich für die Braunhaarige werden. Das musste ich verhindern. Nur wusste ich nicht wie.

Nun zog Kvar an Annas Exphere und hatte diesen in der Hand.

„Anna!“, rief ich. Ging es ihr gut? Ihr durfte nichts passieren.

Kvar ließ die Braunhaarige los.

Sie fasste sich ans Brustbein. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und sie schien schwer zu atmen.

Zufrieden sah Kvar den Stein in seiner Hand an und sah dann zu mir. Am liebsten hätte ich diesem Dämon mein Schwert durch die Brust gerammt, aber im Moment war Anna wichtiger.

Doch plötzlich sprang Anna auf ihn zu. Die Braunhaarige riss ihm den Exphere aus der Hand. Dann schlug sie den Desian neben sich nieder, griff nach Lloyd und rannte mit ihm zu mir.

„Anna! Geht es dir gut?“, fragte ich und drückte sie an mich.

Sie schnaufte, sagte aber nichts.

Jetzt sah ich zu Kvar und machte mich kampfbereit. Ich würde Anna und Lloyd beschützen.

Kvar sah zunächst nicht sehr begeistert aus. Doch dann erschien ein zufriedenes Grinsen in seinem Gesicht. Was erfreute ihn daran? Anna hatte sich gerade befreit und ihm eiskalt den Exphere geklaut. Das konnte ihm doch nicht gefallen.

„Aaah!“, hörte ich jemanden neben mir schreien. Anna war auf die Knie gesackt. Sie atmete schwer.

„Anna, ist alles in Ordnung?“, fragte ich und kniete mich zu ihr.

„Es tut weh! Es tut so weh!“, gab sie von sich und schrie erneut auf. Ich erkannte nun dicke Adern von ihrem Hals weggehen.

Das durfte nicht sein. Eben ging es ihr doch noch gut.

„Halte durch!“, schrie ich und griff ihre Schulter.

Die Äderchen breiteten sich nun aus. Annas Haut schien förmlich aufzureißen. Nun trat eine grünlich braune Haut zum Vorschein. Annas Hände rissen auf und es entstanden dort Klauen.

Auch Annas Größe nahm zu. Mit einem Schrei stand sie auf. Sie hatte nun eine gänzliche andere Gestalt. Sie war größer als ich und hatte kaum noch Merkmale eines Menschen. In ihrem Gesicht befand sich ein rotes Auge. Wo vorher ihre Hände und Füße waren, befanden sich nun Krallen. Ihr ganzer Körper war mit einer grünlich braunen Haut überzogen.

Ich stand auf und sah Anna geschockt an. Was war passiert? Anna hatte sich in ein Monster verwandelt. Ich konnte es kaum fassen.

Anna holte mit ihrem Arm aus und schlug mich. Ich war viel zu entsetzt um zu reagieren. Also spürte ich wie sich ihre Krallen in mein Fleisch rammten. Sie schleuderte mich weg.

„Anna, bitte nicht!“ schrie ich. Sie reagierte nicht und kam auf mich zu.

„Bitte komm wieder zu dir!“, bat ich.

Anna kam nur weiter auf mich zu, als ich einen Schrei vernahm. Es klang nach einem Heulen. Ich sah dass es sich um Lloyd handelte. Der Kleine saß immer noch auf der Stelle, wo ich auch eben noch war. Dass er schreite war logisch. Immerhin hatte sich seine Mutter gerade vor seinen Augen in ein Monster verwandelt.

Anna schien ihn auch zu hören. Sie drehte sich um und ging auf ihn zu. Wollte sie ihn etwa angreifen? Das würde sie doch nicht.

„Anna nicht!“ schrie ich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Körper rührte sich nicht. Ich war wie gelähmt. Ich konnte nur Anna anstarren. Nicht mal aufstehen schaffte ich.

Dann hatte sie unseren Sohn erreicht. Sie hob eine Klaue, als Noishe sie plötzlich angriff. Der Terranis hatte sie angesprungen und biss sich an ihr fest. Anna schlug auf ihn ein und schleuderte ihn zurück neben Lloyd. Der Protozoan schien schwer verletzt zu sein. Sein Fell war an einigen Stellen blutverschmiert.

Das hatte mich aus meiner Trance geweckt. Ich sprang auf und rannte zu Anna. Allerdings setzte sie schon wieder zu einem Angriff an. Lloyd war direkt vor ihr und schrie. Ich würde es nicht schaffen ihn rechtzeitig zu erreichen. Konnte ich den gar nichts tun?

„Anna!“, schrie ich nur.

Sie hielt inne. Plötzlich schrie sie auf und fasste sich am Kopf.

Nun hatte ich sie erreicht. Lloyd war noch ein paar Meter von mir entfernt. Der Kleine weinte immer noch.

„Anna! Bitte komm zu dir!“, schrie ich.

„Kratos!“, kam nun von ihr. Auch wenn sie noch ein Monster war, so hatte sie doch gesprochen.

„Kratos, ich kann nicht mehr. Ich kann es nicht mehr aufhalten.“, gab sie von sich.

„Doch versuche es.“, meinte ich.

„Ich…will dir und Lloyd nichts tun.“, gab sie von sich.

„Bitte töte mich!“

Ich schüttelte den Kopf. „Das könnte ich nicht“

Ich merkte wie ein paar Tränen mein Gesicht hinab liefen. Wie könnte ich sie auch töten. Ich liebte sie. Sie war alles für mich. Ich würde mein Leben für sie geben. Nur allein der Gedanke daran sie zu töten, löste in mir Schmerzen aus.

„Kratos, bitte. Ich flehe dich an. Ich will das nicht! Bitte mach das es aufhört!“, bat sie.

Dann schrie sie erneut auf. Jetzt holte sie aus und schlug nach mir. Ich wich aus.

Nun widmete sie sich Lloyd.

Gebannt sah ich auf die beiden.

Anna stand über Lloyd, während der Kleine immer noch heulte.

Was sollte ich tun? Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie ihn tötete. Aber Anna töten konnte ich auch nicht. Aber irgendwas musste ich doch tun.

Anna hob ihre Klaue.

Mein Kopf war wie leergefegt. Ich hatte auch keine Zeit zu überlegen. Ich musste mich entscheiden. Und zwar jetzt.

Mein Körper setzte sich in Bewegung. Ich lief auf Anna zu. Alles wirkte so unreal. Ich hob mein Schwert und stieß es nach vorne. Blut spritzte mir entgegen. Erst jetzt kam ich wieder zu mir.

Vor mir war Anna, welche nun laut schrie. Mein Schwert steckte in ihrem Bauch.

Völlig entsetzt zog ich es heraus und ging ein paar Schritte zurück. Was hatte ich getan?

Anna schrie erneut. Nun sackte sie zusammen und verwandelte sich in ihre normale Gestalt zurück. Ich rannte zu ihr.

„Anna!“, schrie ich nur und legte sie in meine Arme. Sie sah mich schwach an. Lächelte aber sanft.

„Anna, ich, es tut mir Leid.“, sprach ich mit zittriger Stimme. Ich spürte heiße Tränen in meinem Gesicht.

„Ach Kratos.“, gab sie schwach von sich. Ihre Hand wanderte zu meiner Wange.

„Engel können also doch weinen.“, murmelte sie schwach. Dann schlossen sich ihre Augen und ihre Hand fiel zu Boden.

„Anna, nein!“, schrie ich.

Ich hatte sie getötet. Die Frau, die ich über alles liebte. Ich hatte sie getötet. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Meine Anna war tot. Sie lag leblos in meinen Armen und es war meine Schuld.

Plötzlich verspürte ich einen starken Schmerz in der Schulter. Etwas hatte mich dort getroffen. Ein Desian hatte einen Laser auf mich geschossen. Ich sah auf und entdeckte Kvar grinsendes Gesicht. In mir stieg unbändige Wut auf. Ich stand auf. Doch nun stellten sich mehrere Desians in den Weg und griffen mich an. Wie in Trance griff ich sie an. Kvar hatte anscheinend schon die Flucht ergriffen, als ich plötzlich ein Krachen hörte. Sofort drehte ich mich um und bemerkte dass sich ein paar Risse durch den Boden zogen. Der Boden in der Nähe der Klippe gab nach.

Geschockt sah ich zu Lloyd, der immer noch bei Anna lag. Ich musste zu ihm.

Aber es war zu spät. Der Boden stürzte nun endgültig ab. Ich rannte auf Lloyd zu.

Der Kleine sah mich ängstlich an. „Papa!“, schrie er, bevor er mit Anna und Noishe in den Abgrund fiel. Ich versuchte noch ihn zu greifen, schaffte es aber nicht. Er war zu weit weg.

Völlig hilflos stand ich vor dem Abgrund und musste zusehen wie mein Sohn in die Tiefe fiel.

„Lloyd!“, schrie ich und sank auf die Knie.

Nein das durfte nicht sein. Jetzt hatte ich auch Lloyd verloren. Erst Anna und jetzt meinen Sohn. Was war ich nur für ein Versager. Ich konnte nicht mal meine Familie beschützen.

Ich musste ihm schnell nach allerdings wurde ich erneut angegriffen.

Die Desians die nicht hinab gefallen waren, stürzten sich nun auf mich. Ich kämpfte, obwohl ich merkte, dass ich nicht mehr konnte. Die Wunde, die Anna mir zugefügt war ziemlich tief. Ich hatte eine Menge Blut verloren. Das war mir aber alles egal. Ich musste zu meinem Sohn. Er brauchte mich. Nacheinander schlug ich die Desians nieder.

Nachdem ich den letzten besiegt hatte, taumelte ich zum Abgrund. Ich sprang zu einem Vorsprung weiter.

Mein Kopf war benebelt. Ich dachte nicht mal daran meine Flügel zu verwenden. Ob ich überhaupt noch in der Lage war sie zu rufen, war mir nicht klar. Alles was zählte war Lloyd.

Ich kletterte also weiter nach unten. Allerdings war die Wand durch den Regen so aufgeweicht, dass ich abrutschte und nach unten stürzte.

Ich landete direkt mit dem Gesicht auf dem Boden.

Mein ganzer Körper schmerzte. Mit Mühe öffnete ich die Augen. Mir wurde leicht schwarz vor Augen.

Ich musste weiter. Wo war Lloyd? Er musste hier irgendwo sein. Ich durfte jetzt nicht schlapp machen.

Also stand ich auf. Die Schmerzen ignorierte ich.

Als ich mich umsah war ich erschüttert. Hier lagen überall Leichen. Nicht nur das. Auch Monster lauerten hier. Sie hatten sich schon an den Desians genüge getan.

Ein Wolf knurrte mich an.

Ich zog mein Schwert und scheuchte ihn weg. Allerdings hielten die Monster nur Abstand. Sie warteten bis ich nicht mehr konnte.

„Lloyd!“, schrie ich und humpelte nach vorne. Er musste einfach hier sein.

Nach ungefähr zehn Minuten Suche, kam mir ein schrecklicher Gedanke in den Sinn.

Wie sollte ein kleiner Junge so einen Sturz überlebt haben. Und selbst wenn er überlebt haben sollte, hätten die Monster bestimmt nicht Gnade walten lassen.

Alles was ich hier sah waren Leichen, blutüberströmte Leichen.

Ich schüttelte den Kopf. Lloyd war nicht tot. Er musste hier sein. Bestimmt war er hier.

„Lloyd!“, schrie ich und suchte weiter. Dann fand ich etwas.

„Nein. Bitte nicht.“

Bei dem etwas handelte es sich um einen Schuh. Nicht nur irgendein Schuh. Ein Kinderschuh. Lloyds Schuh. Er war blutbefleckt. Er lag zwischen ein paar menschlichen Überresten.

„Lloyd!“, schrie ich noch einmal. Dann sank ich vor dem Schuh auf die Knie. Ich nahm ihn und sah ihn genauer an. Ich suchte nach einem Anzeichen dafür, dass Lloyd, dass mein Sohn noch lebte. Aber vergebens.

Erneut bahnten sich Tränen durch mein Gesicht. Sie tropften von meinem Gesicht und mischten sich mit meinem Blut.

Ich hatte versagt. Ich konnte weder Lloyd noch Anna beschützen. Dabei hatte ich es doch versprochen. Ich hatte doch versprochen Anna zu beschützen.

Ein Dreck hatte ich getan.

„Verdammt!“, fluchte ich und schlug auf den Boden. Es war alles meine Schuld. Hätte ich doch nur besser aufgepasst. Hätte ich doch nur auf mein Gefühl vertraut. Hätte ich doch nur…

„Anna, es tut mir Leid!“, wimmerte ich.

Nun verließen mich endgültig die Kräfte. Ich fiel nach vorne.

Ich merkte, dass sich die Monster näherten. Wahrscheinlich würden sie mir den Rest geben, aber was machte das schon. Es hatte keinen Zweck mehr. Was sollte das Leben noch für einen Sinn ohne Anna und Lloyd haben.

Langsam wurde alles schwarz. Ich gab mich der Schwärze hin und wartete auf das Ende.

Allerdings kam das Ende nicht.

Das nächste was ich mitbekam, war dass ich in einem Bett lag.

Verwirrt sah ich mich um. Wo war ich? Was war passiert?

Dann kamen die schrecklichen Bilder. Ich hatte Anna getötet. Und Lloyd war auch tot.

Mein Körper begann zu zittern.

„Nein!“, jammerte ich. Wo ich war, war mir egal. Alles war egal.

„Du bist wach?“, hörte ich eine Stimme. Ich erkannte sie. Es war Yuan.

Ich reagierte nicht sondern blieb einfach sitzen.

„Ich habe gehört was passiert ist. Tut mir leid.“, rief er.

Seine Worte kümmerten mich nicht. Warum auch. Sie brachten mir Anna und Lloyd nicht wieder. Niemand konnte das.

„Mithos hat dich gefunden. Du wärst beinahe gestorben.“, erklärte Yuan.

Dann war ich wohl in Welgaia. Ein Umstand, der mich eigentlich stören sollte, aber es war mir egal. Ob ich nun hier war oder irgendwo anders. Besser fühlte ich mich dadurch auch nicht.

„Kannst du laufen. Mithos will mit dir sprechen, sobald du wach bist.“, sprach der Halbelf zögerlich.

Ich antwortete nicht, bewegte mich aber auch nicht.

„Du weißt, dass alles sinnlos ist, wenn du jetzt wieder in Mithos Hände fällst.“, meinte er.

Ich sah, dass er sein Schwert zur Hand nahm.

„Tut mir ja Leid. Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, würde ich sie nutzen.“, entschuldigte sich mein Freund.

Ich reagierte nicht. Wenn Yuan mich töten wollte, sollte er es tun. Es war mir egal. Wahrscheinlich war es sogar besser. Was sollte ich denn noch hier?

Yuan holte aus.

Ich saß einfach nur da und starrte auf meine Bettdecke. Gleich würde es vorbei sein. Vielleicht hörte dann auch der Schmerz auf. Allerdings passierte nichts.

Yuan seufzte. Scheinbar senkte er seine Waffe.

„Ich…kann dich nicht töten. Du bist bereits tot.“, sprach Yuan trocken.

Seine Worte entsprachen wohl der Wahrheit. Innerlich war ich wohl tatsächlich tot. Alles war so weit weg. Alles was mir wichtig war, war weg.

Yuan verließ nun den Raum.

Nach einer Weile kam jemand anderes herein. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich hier schon so saß. Mein Zeitgefühl war völlig durcheinander.

„Kratos.“

Die Stimme erkannte ich. Es war Mithos oder besser gesagt Yggdrasill.

Ich reagierte nicht auf ihn. Warum auch. Vielleicht hätte ich ihn hassen sollen. Er war wohl Schuld daran was passiert war. Kvar unterstand ihm. Der Desian hatte nur auf seinen Befehl gehandelt, aber…Ich fühlte mich leer. Kein Hass, keine Wut. Gar nichts. Nur ein tiefes Loch. Es war so ähnlich wie damals, als ich keine Schutzfassung mehr hatte. Trotzdem war es anders. Diesmal wehrte ich mich nicht. Meine Fassung trug ich noch. Das wusste ich.

„Bist du jetzt endlich wieder zur Vernunft gekommen, Freund.“, kam von Mithos.

Ich gab ihm keine Antwort.

„Ich hoffe du hast eingesehen, dass es nichts bringt gegen mich aufzubegehren.“

Ich schwieg.

„Sobald Martel wieder erweckt ist, werde ich die Welten sowieso wieder in ihren ursprünglichen Zustand bringen. Es würde mich freuen, wenn du mir wieder helfen würdest. Du könntest ganz einfach wieder zu Cruxis zurückkommen. Was hältst du davon, mein Freund.“

Ich zuckte mit den Schultern. Was hatte es noch für einen Sinn gegen Mithos zu kämpfen. Anna und Lloyd waren gestorben, weil ich mich Mithos widersetzt hatte.

„Ich deute das als ein Ja. Ich werde dich erst mal in Ruhe lassen. Du wirst sicherlich etwas Zeit brauchen.“ Mit diesen Worten ging Yggdrasill.



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