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Smallville-Expanded - 03

Vacation
von

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Ein unverhofftes Treffen mit Chloe

Christian hatte es nur ein paar Minuten Zuhause ausgehalten. Dann war ihm die Decke auf den Kopf gefallen, und er hatte schließlich beschlossen auszureiten, um den Kopf frei zu kriegen und auf andere Gedanken zu kommen.

Die Fragen seiner Tante, als er den schwarzen Hengst, Black Lightning, aufzäumte, hatte er einsilbig beantwortet, und sie mit mehr offenen Fragen, als zuvor, zurückgelassen.

Erst als er durch den dichten Wald, in Richtung des Kratersees, hinauf ritt, atmete er etwas befreiter durch, ließ das Pferd langsam gehen, und grübelte dabei vor sich hin. Was Alicias Eltern wegen der Kette von ihm gedacht hatten, das konnte er noch nachvollziehen. Immerhin kannten sie ihn kaum. Obwohl einige Anspielungen von Jerome Sterling arg daneben gewesen waren, für seinen Geschmack. Aber dass Alicia ihn nicht verteidigt, sondern dasselbe von ihm gedacht, hatte, wie ihre Eltern, obwohl sie es mittlerweile wirklich hätte besser wissen müssen, das hatte ihn zutiefst getroffen. Zumindest sie musste doch wissen, dass es nicht sein Stil war, mit Geld zu protzen oder wild damit um sich zu werfen. Neben der Enttäuschung darüber machten sich auch Zweifel in ihm breit, ob Alicia und er wirklich zu einander passten. Christian wollte diese Gedanken nicht zulassen doch sie krochen unaufhaltsam immer wieder in seine Überlegungen. Was, wenn sie wirklich zu verschieden waren, um eine Beziehung miteinander führen zu können?

Einen Fluch zwischen den Zähnen zerquetschend ließ der Junge sein Pferd schneller traben. Als er aus dem Wald heraus, auf eine weite Lichtung ritt, nahm er unterbewusst etwas wahr das nicht zum Frieden dieser Umgebung passen wollte. Er war jedoch zu sehr in Gedanken gewesen, um es zu identifizieren. Also konzentrierte er sich und horchte hinaus.

Wieder hörte er es, und diesmal war es näher. Christian wurde im selben Moment klar, dass es ein schrille, weibliche Stimme gewesen war, die er vernommen hatte, genauer gesagt: Ein Schrei.

Fast gleichzeitig brach links von ihm ein Pferd aus dem Wald hervor und galoppierte wild über die Wiese dahin. Aufgrund der Tonhöhe des Kreischens war für Christian ersichtlich, dass die Person auf dem Schimmel das Tier nicht mehr unter Kontrolle hatte. Nur mit Mühe konnte sie sich auf seinem Rücken halten.

Ohne weiter nachzudenken, gab Christian seinem eigenen Pferd den Kopf frei, wobei er gleichzeitig seine Fersen in die Flanken des Tieres trieb. Er ritt, im gestreckten Galopp, schräg den leichten Abhang hinunter, auf einen Punkt zu, an dem er das Pferd der unbekannten Reiterin abfangen konnte. Dabei hatte er die Geschwindigkeit des anderen Tieres etwas unterschätzt, so dass er früher, als gedacht, einen weit gezogenen Bogen reiten musste, um es nicht zu verpassen. Es dauerte nicht lange, bis er beinahe parallel zu dem weißen Pferd ritt. Mit einem schnellen Blick nach Vorne stellte er fest, dass das Ende der Lichtung nur noch etwa zweihundert Meter vor ihnen lag. Er musste den Schimmel unbedingt vorher stoppen, denn im Wald würde das Pferd Hindernissen ausweichen oder sie einfach überspringen, und dann wäre es vermutlich um die Reiterin geschehen.

Dicht über den Hals seines Hengstes gebeugt spornte er das Tier noch etwas mehr und nahm die Zügel in die rechte Hand, während er mit der Linken zur Seite griff. Endlich bekam er den Zügel des Schimmels zu packen und sofort begann er damit beide Tiere in eine sanfte Rechtskurve zu lenken und dabei gleichzeitig zu zügeln.

Fünfzig Meter vor der Waldgrenze schaffte er es schließlich beide Pferde anzuhalten und keuchend blickte er zur Seite um zu sehen wem er da eigentlich geholfen hatte.

Zuerst erkannte er nur, dass die Person, die mehr schlecht als recht über dem Hals des Pferdes gebeugt war, kakifarbene Schlabberhosen und ein pinkes Trägershirt trug. Von angemessenen Reitdresses hielt man in Amerika offensichtlich nicht allzu viel. Die gerade mal schulterlangen, blonden Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, als sie sich schließlich mühsam aufrichtete. Erst als sie mit der Hand ihr Haar nach hinten streifte, erkannte Christian, wer es war.

„Chloe...? Was, zum Teufel, sollte denn das werden?“

Noch immer etwas orientierungslos blickte sich das Mädchen um. Endlich erkannte Chloe, wer ihr Pferd zum Anhalten gebracht hatte, und ironisch erwiderte sie: „Wonach sah es denn aus? Ich hatte bestimmt nicht vor, eine neue Zirkusnummer einzustudieren.“

„Du kannst mir ja viel erzählen“, konterte Christian trocken und fügte sarkastisch an: „Übrigens, es gibt überhaupt keinen Grund dich zu bedanken, ich habe dich gerne vor Schlimmerem bewahrt.“

Chloes Blick wurde verlegen, als ihr bewusst wurde, dass Christian sie tatsächlich vor einem Sturz mit möglicherweise fatalem Ausgang gerettet hatte, und entschuldigend meine sie: „Tut mir leid, Chris, ich war im Moment wohl etwas durch den Wind. Natürlich bin ich dir dankbar, dass du Old Lady zum stehen gebracht hast. Von wegen, alte Dame, die Stute ging plötzlich durch, wie von der Tarantel gestochen.“

„Ich wusste gar nicht, dass du reiten kannst.“

„Können ist anders“, erwiderte das Mädchen finster. „Ich mache das wohl zu selten.“

Christian grinste schief und erklärte dann: „Lass uns erst einmal absteigen, unsere vierbeinigen Freunde können bestimmt etwas Erholung vertragen. Bis zum See ist es ohnehin nicht mehr sehr weit.“

„Gute Idee“, lobte das blonde Mädchen und stieg mit einem Seufzen ab.

Als sie neben einander den Waldweg zum See hinauf schritten, warf Christian einen Blick zu Chloes Stute und dann einen auf seinen Hengst, der seltsam unruhig neben ihm ging. Dann sagte er: „Deine Stute ist läufig. Deshalb ist sie dir auch vermutlich durchgegangen.“

Chloe warf Christian einen erstaunten Blick zu. „Woher weißt du das?“

„Ich wusste es nicht, aber Black Lightning hat es gemerkt.“

„Der trägt seinen Namen wohl zurecht“, schmunzelte das Mädchen um dann unvermittelt zu fragen: „Aber wo hast du so gut reiten gelernt?“

Christian grinste offen. „Auch wenn es für alle Amerikaner und Amerikanerinnen ein Schock sein wird, aber in Deutschland gibt es ebenfalls Leute, die etwas vom Reiten verstehen. Einer dieser Leute, der Vater eines Freundes, der so etwas, wie eine Farm dort besitzt, hat es mir beigebracht.“

„Nicht zu fassen, wo es doch bei euch weder Indianer, noch Cowboys gibt“, spöttelte das Mädchen augenzwinkernd. „Ich dachte, Deutsche verstehen nur etwas von Autos.“

„Ein weit verbreitetes Vorurteil.“

Sie erreichten den Kratersee und banden die Pferde an einen umgestürzten Baum, vor dem sie in Ruhe grasen konnten.

Chloe rannte auf den Steg, zog sich die Schuhe und Strümpfe aus und begann dann damit, ihre Hosenbeine aufzukrempeln, bevor sie sich auf den Rand des Stegs setzte und ihre Füße im See eintauchte. „Ah, das tut gut. Ich komme viel zu selten hierher.“

Christian folgte ihr schmunzelnd. Nachdem auch er seine Reitstiefel und Socken ausgezogen, und die Hosenbeine seiner Jeans aufgekrempelt hatte, saßen sie eine Weile schweigend neben einander und ließen ihre Füße im klaren, kalten Wasser baumeln.

Schließlich ergriff Chloe das Wort und erzählte: Ich war gestern bei Clark. Er hat mir erzählt, dass Pete mit seiner Mutter, nach diesem Schuljahr, nach Wichita ziehen wird. Sie wird dort Bundesrichterin.“

Christian blickte das Mädchen überrascht an. „Das finde ich sehr schade, Chloe. Gerade mit Pete hatte ich mich, gleich zu Anfang, sehr gut verstanden. Er ist ein prima Kamerad.“

„Ja, das ist er“, erwiderte Chloe betrübt. „Ich bin mit Pete und Clark seit vier Jahren befreundet, und er wird mir fehlen, glaube mir. Für Clark muss es noch schlimmer sein, denn die beiden sind seit der Grundschule unzertrennlich. Clark versucht zwar das nicht zu zeigen, aber ich weiß, dass ihn das ziemlich getroffen hat.“

Das Mädchen machte eine kleine Pause und blickte zu Christian auf. „Ich weiß, dass man einen Freund, der weggeht, nicht einfach ersetzen kann, aber ich habe gemerkt, dass Clark sich mit dir sehr gut versteht. Deshalb möchte ich dich bitten, in der nächsten Zeit besonders für ihn da zu sein. Ich befürchte nämlich, dass er sich sonst noch mehr an Lex Luthor halten wird, und das würde mir nicht besonders gut gefallen.“

Christians Blick wurde fragend. „Was hast du gegen Lex?“

„Leider nichts, was permanent wirkt“, erwiderte Chloe und ihr frustrierter Tonfall dabei ließ tief blicken. Dann wechselte sie abrupt das Thema und erkundigte sich neugierig: „Aber sag mal: Warum reitest du hier, am Sonntag, allein in der Gegend herum? Hat Alicia dich abserviert?“

Etwas perplex blickte Christian seine Begleiterin an. Ihre Frage hatte ihn vollkommen überrumpelt, und seine Reaktion verriet nur allzu gut, wie es in ihm aussah.

Chloe ihrerseits hatte nicht mit einer so seltsamen Reaktion auf ihre scherzhaft gemeinte Frage gerechnet, und es dauerte nur einen Moment, bis sie erkannte, dass sie damit eine klingende Saite berührt hatte. Schnell hakte sie ein: „Hattet ihr etwa wirklich Streit?“

„So kann man das nicht sagen“, antwortete Christian ausweichend. Gleichzeitig erkannte er im Blick des Mädchens, dass seine vorherige Reaktion ihr bereits viel zu viel verraten hatte, und so sagte er seufzend: „Okay, ich rede darüber wenn du versprichst es nicht zur Steigerung der Auflage deiner Schülerzeitung zu verwenden.“

„Versprochen!“

Christian blickte sie ernst an und begann schließlich damit ihr zu erzählen, was am Morgen vorgefallen war. Als er schließlich endete, suchte Chloe den Blick des Jungen und fragte kritisch: „Warum hast du Alicia nicht gleich gesagt, was es mit der Kette auf sich hat?“

Christian blickte Chloe in komischer Verzweiflung an. „Du wirst lachen, aber genau das habe ich mich heute morgen bereits ein dutzend Mal selbst gefragt. Ich hatte vermutlich Angst davor, dass sie ebenso reagiert, wie es ihre Eltern taten.“

Chloe nickte nachdenklich. Dann sagte sie: „Nicht, dass du das jetzt falsch verstehst, aber es ist für mich irgendwie beruhigend, dass es auch für dich etwas gibt, vor dem du Angst hast, Chris.“

Christian blickte die Blondine befremdet an, und sie erklärte: „Na ja, Typen wie du oder Clark, die gefühlt etwa zwei Meter groß und einen Meter breit sind, können sich wohl kaum vorstellen wie es ist, wenn man auf einer dunklen Straße plötzlich Schritte hinter sich hört, nehme ich an. Ich bekomme bei so etwas jedes mal einen halben Herzinfarkt.“

„Sind Smallvilles Straßen so gefährlich?“

„Hast du eine Ahnung...“

Christian lachte und zog Chloe übermütig an der Schulter zu sich heran. „Wenn ich Zeit habe, dann bedauere ich dich mal.“

Als sich Chloe überraschend so eng an Christian geschmiegt wiederfand, begann ihr Herz Purzelbäume zu schlagen. Für einen Moment schloss sie die Augen und genoss dieses herrliche Gefühl in sich, bevor sie ihn grob von sich weg stieß und fauchte: „Ich weiß wirklich nicht was Alicia an dir findet. Du bist ein Scheusal.“

„Hey, komm. Das war nur ein kleiner Spaß.“

„Ja klar“, schmollte das Mädchen. „Vermutlich genau so ein Spaß, wie in der Kent-Scheune, als du mich ziemlich gekonnt hast abblitzen lassen.“

Etwas verwundert blickte Christian die Blondine an. Er selbst hatte diese kleine Episode bereits fast vergessen. „Also daher weht der Wind. Hör zu, das war nicht böse gemeint. Ich war damals nur etwas angefressen, dass du hinter mir her geschnüffelt hattest, und das kannst du mir wohl auch kaum verdenken. Gerade jetzt, wo du, wie alle anderen meiner Mitschüler, weißt warum.“

Unter dem forschenden Blick des gutaussehenden Jungen wurde Chloe sichtlich nervös und schließlich erwiderte sie betreten: „Du hast ja Recht, Chris. Manchmal geht mein journalistischer Ehrgeiz einfach mit mir durch. Ich bin nur froh, dass ich damals keinen größeren Schaden angerichtet habe. Selbst Clark war nicht sonderlich begeistert von meinem Recherchewahn. Du hättest dabei sein sollen, wie er mir den Kopf gewaschen hat.“

„Das kann ich mir bei Clark kaum vorstellen.“

„Oh – Clark hat mehr Seiten an sich, als man ahnt“, meinte Chloe vielsagend. Dann kam sie zum ursprünglichen Thema zurück und erkundigte sich: „Was wirst du nun machen? In Bezug auf Alicia meine ich.“

Christian seufzte schwach und blickte dabei über die spiegelnde Wasserfläche des Sees zu den gegenüber liegenden, Tannen bewachsenen Hügeln. „Ich weiß es offen gesagt nicht. Ich denke, dass ich, morgen nach der Schule mit ihr reden werde. Momentan bin ich dafür zu aufgewühlt, und wenn man darüber geschlafen hat sieht Manches etwas anders aus.“

Chloe nickte stumm. Dann sagte sie, beinahe gegen ihren Willen: „Es wird sich bestimmt alles zum Guten wenden.“

Das Mädchen zuckte etwas zusammen, als Christian sie leicht mit der Schulter anstieß und meinte: „Du bist netter als ich bisher gedacht hatte.“

Chloe lächelte gezwungen und erwiderte: „Ich habe nie behauptet, es wäre nicht so.“ Dann fiel ihr etwas ein und näher an Christian heran rückend meinte sie: „Ich habe dir gar nicht richtig dafür gedankt, dass du als Retter in der Not für mich da warst. Weißt du, es ist schon recht seltsam. Normalerweise taucht nämlich stets Clark in solchen Momenten auf, und ich hatte manchmal den Eindruck, dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Ehrlich gesagt war ich beinahe verblüfft, weil diesmal nicht sein Gesicht das Erste war, das ich gesehen habe, als ich vorhin wieder zu mir fand.“

Christian schmunzelte verhalten. „Die Tatsache, dass er diesmal nicht zur Stelle war, aber dafür ich, beweist wohl, dass keine Verschwörung dahinter steckt.“

Chloe rang innerlich mit sich, bevor sie, wie zufällig, die Hand des Jungen berührte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte. „Jedenfalls bin ich sehr froh, dass du zur Stelle warst.“

„Kein Problem“, antwortete Christian leichthin, ohne seine Hand fortzuziehen. „Hey, ein Mädchen in der Not ist des Helden täglich´ Brot, heißt es doch.“

„Wo ihr Typen bloß immer solche Sprüche hernehmt.“

Sie lachten, wobei Chloe spürte, dass Chris ganz sachte seine Hand fortzog. Über den See blickend spürte sie einen leichten Stich in der Herzgegend, und sie fragte Christian schließlich, ohne sich ihre Gefühle in Bezug auf ihn anmerken zu lassen: „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam um den See herum reiten? Dann wärst du wenigstens sofort zur Stelle, falls meine Stute nochmal mit mir durchgeht.“

„Ich hoffe, das ist nicht der einzige Grund warum du mich dabei haben willst“, meinte Christian etwas ernster werdend, worüber sich Chloe aus einem unbestimmbaren Gefühl heraus freute, und lächelnd versicherte sie schnell: „Natürlich nicht.“



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