Der Schmerz ist der Nektar des Todes
Es war an einem dunklen, grauen April Tag, als er in den Bus einstieg.
Wie jeden Tag. Er... er war nur eine von vielen in dem faden Alltag des
Lebens. ,Der Bus ist heut richtig leer' dachte er sich und ging zu seinem
Stammplatz am Fenster. Draußen regnete es in strömen, es war eine wand aus
Wasser, die unzerstörbar schien. Die Häuser verwischten zu einem Teppich
aus tristen tönen der Einsamkeit. ,Wer ist noch da draußen' fragte er sich
als er nach draußen guckte. ,Wer'.... Es war die suche nach Bestätigung,
die jeden einzelnen Menschen antrieb und nur die Einsamkeit hielt davon ab,
das Leben zu finden. Gegenüber sah er eine Gestalt. Es war eine aus der
Nachbarschaft. Er kannte sie nur flüchtig und verlor nur einen kurzen
Blick. Das stetige anfahren und halten des Busses war ermüdend, so ermüdend
wie die tägliche Qual sich dem Leben zu stellen. Gab es Hoffnung ? Nein,
nicht wirklich. Er war es leid jeden Tag eine Maske tragen zu müssen, eine
Maske um sich vor anderen zu schützen, eine Maske um sich und anderen einen
gefallen zu tun, um die Freundschaft zu erhalten. Freundschaft, wozu dient
sie ? Warum gibt es sie ? Wer braucht sie.... Freundschaft, ein Begriff der
nur all zu leicht dahin gesagt wurde. Hatte man wirklich freunde, wahre,
ehrliche freunde ? Nein, nicht wirklich. Freunde unterstützten nur das
Prinzip der Bestätigung....
Der Bus hielt nun zum fünften mal, die Türen gingen auf und einige Leute
stiegen ein... ,Was hat es für einen Sinn ?' mit diesem Gedanken stand er
plötzlich an der Haltestelle. Es war wie von allein gegangen, aber er mußte
doch zur Schule. Es war egal. Der regen benetzte seine haut, es schien
alles so unwirklich, wie ein böser Traum aus dem man nicht entfliehen
konnte. Er sah sich um. Nichts was er sah kannte er. In er nähe war ein
Park und er ging los. Die Autos, die an ihm vorbeifuhren, kamen ihm wie
Monster vor. Kalte, leblose Geschöpfe, erschaffen um den drang der Freiheit
zu verwirklichen. War es das ? War es die Freiheit wonach die Menschen
strebten ? Was nützt einem die Freiheit, wenn man nicht fühlen kann ?
Freiheit, ein Wort, nur ein Wort und nicht mehr. Es gab viele solcher
Wörter : Liebe, Haß, Glück.... Er stand vor einem großen, aus Stein
gehauenem Tor. Niemand war da. Der Park, war so leer wie seine Seele, ein
Spiegelbild seiner selbst. Es gab schönes in dem Park, doch keiner war da
und sah es. Er fing an zu zittern. In einiger Entfernung konnte er die
langen, tief hängenden äste einer Trauerweide erkennen. Ohne einen plan
ging er auf sie zu. Die kleinen Kiesel knirschten unter seinen Füßen..
Kleine rotgraue Steine, die ohne Sinn und Ordnung auf dem weg verstreut
waren. Und doch gab es auf eine merkwürdige weise einen Sinn, im ganzen des
Weges.. Nun hörte er nichts mehr. Rasen ebnete das letzte Stück zum Baum.
Der regen tropfte an den kleinen, braunen ästen herunter. Klein waren sie
und naß.... Er setzte sich auf den, von wurzeln aufgerissenen Boden. Erde,
der Ursprung des Lebens, so sagt man. Für ihn war es so unbedeutend wie
alles andere um ihn herum. Aber ab wann lebt man ? Wenn das Produkt zweier
Menschen sich in dem Körper der Frau entwickelt ? Oder wenn man fühlt ?
Wäre es das letztere, dann lebte er nicht.... Er mußte weg, er mußte dem
einzigem folgen, was er noch hatte, seinem Traum. Der Tod.... War es der
Ausweg, den er sich wünschte ? War er vielleicht schon tot ? Er hatte
jedenfalls genug gelitten um für den Tod bereit zu sein....
" Der Schmerz ist der Nektar des Todes und nur wer den Kelch des Lebens
gefüllt hat, darf erlöst werden" Das ging ihm schon seit einiger zeit durch
den Kopf, für ihn war es keine leere Phrase, es bedeutete etwas und wenn
auch nur für ihn....
Es war zeit zu handeln. Aber was würde mit seiner Familie und seinen
freunden passieren. Das einzige was ihm am leben erhielt, war, daß er
Verpflichtungen gegenüber jenen verspürte, nicht viel aber ein wenig. Es
war eher die Gewöhnung., wenn er genauer darüber nachdachte....
Er ging weiter, es regnete immer noch.........und er lief....