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I am who I am

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Kapitel 5

Joey warf einen Blick in den Spiegel und war mit seinem Outfit zufrieden. Er trug enge, schwarze Jeans, ein weißes Muskelshirt und ganz frech eine schmale rote Krawatte als Modeaccessoire. Sein linkes Ohr zierte ein mit Brillanten besetzter Ohrstecker. An seinem rechten Mittelfinger trug Joey einen breiten schweren Silberring mit einem Drachenmotiv. Dazu weiße Sneakers und eine schwarze Lederjacke, die er sich locker über seine Schulter warf. Ja… er bereute es nicht, dass Mokuba ihn neu eingekleidet hatte.

Der Blonde trat aus seinem Zimmer und lief mit federnden Schritten den langen Korridor entlang und klopfte an Mokubas Zimmertür. „Moki… wie sieht‘s aus? Können wir los?“, fragte er leise. Doch es kam keine Antwort. Joey runzelte die Stirn und klopfte erneut. „Moki?“ Stille. Verwirrt blinzelte der Blonde. Was war denn jetzt los? Sie wollten doch gemeinsam ausgehen und feiern, dass Joey den Job bekommen hatte. Also, wo war denn Mokuba jetzt?

„Mokuba… ich komme jetzt rein.“ Und Joey öffnete behutsam die Tür und erstarrte, als er den Schwarzhaarigen auf dem Bett liegen sah, das Gesicht ins Kopfkissen gedrückt und bitterlich weinend und schluchzend. Langsam trat der Blonde näher und berührte Mokuba behutsam an der Schulter. „Hey, Moki. Was ist los?“, wollte er leise wissen. Mokuba zuckte unter der Berührung zusammen und drehte sich abrupt zu Joey um, dabei dessen Hand wegschlagend. „Was los ist? Du willst wissen, was los ist?! Schau mich doch an! Ich bin ein Krüppel! Ich kann mich nicht alleine anziehen, kann nirgends alleine hingehen und wer will schon mit mir, einen Krüppel!, freiwillig was unternehmen?! Die sind doch alle auf mein Geld und den Status scharf! Ich kann nicht mehr…“ Mokuba brüllte seinen Schmerz ins Joeys Gesicht und dieser ließ traurig seinen Blick zu Boden gleiten. Er hatte den jungen Kaiba immer als lebensfrohen Kerl in Erinnerung gehabt, der sich durch nichts entmutigen ließ… Doch jetzt hatte er eine verzweifelte Person vor sich. Der Blonde konnte nichts erwidern. Was sollte er auch sagen? Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn man plötzlich keine Freunde mehr hatte. Wenn man einfach fallen gelassen wurde von Leuten, für die man durch die Hölle gegangen wäre.

Leise seufzend setzte er sich neben Mokuba aufs Bett und wartete geduldig. Versuchte nur durch seine Anwesenheit Trost zu spenden. „Es tut mir Leid, Mokuba…“, murmelte Joey irgendwann und ließ somit den jungen Kaiba wieder aufblicken. Blaue, klare Augen musterten den Blonden eindringlich. „Wofür entschuldigst du dich?“, wollte er wissen. Er hatte sich wieder beruhigt gehabt. „Sie waren auch meine Freunde. Ich wäre für sie durch die Hölle gegangen. Es tut mir Leid, dass sie dich so schäbig behandelt haben; dass ich nicht da war…“

Mokuba setzte sich nun hin und schüttelte den Kopf. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Nur bitte beantworte mir eine Frage ehrlich: Willst du wirklich mit mir ausgehen? Ich werde dich nur behindern!“ Joey zuckte leicht zusammen und wandte seine Augen zu Mokuba. Schaute ihn tief in die blauen Seen… „Wieso wirst du mich behindern? Warum sollte ich nicht mit dir weggehen? Du bist doch nicht giftig! Du bist doch noch immer Moki, oder etwa nicht?“ Und Joeys Stimme klang leicht ungläubig, was Mokuba fast schon erleichtert lächeln ließ. „Ich finde keine passende Klamotten, die ich anziehen könnte“, stellte der junge Kaiba nun grinsend fest. Joeys Augenbrauen wanderten nach oben. „Moki… Du hast ein riesiges Ankleidezimmer! Da wirst du ja wohl paar Jeans und ein T-Shirt haben!“ Und der Schwarzhaarige lachte leise auf, als Joey sich erhob und schon im Ankleidezimmer verschwand.
 

Mokuba lachte herzlich und laut. Er konnte nicht mehr vor Lachen. Es war tief in der Nacht und er und Joey zogen von einer Kneipe zur Nächsten. Nie hätte sich der junge Kaiba es träumen lassen, dass man sogar mit Rollstuhl so viel Spaß haben konnte.

Mokuba trug ein sportlich-legeres aber dennoch edles Outfit. Am Anfang hatte er sich geniert, dass Joey ihn im Rollstuhl schob. Mokuba wetterte lautstark, dass er auch alleine fahren könne. Als sie dann am ersten Club ankamen, echauffierte sich der Schwarzhaarige, wieso sie zum Hintereingang gehen würden. Das wäre Diskriminierung. Joey hatte daraufhin nur mit den Schultern gezuckt und war grinsend zum Haupteingang gewandert – Mokuba folgte und wurde leichenblass, als er die schier endlos lange, schmale und steile Treppe sah, die er bewältigen sollte. Als Joey den Türstehern dann erklärte, dass der junge Mann in Form von Mokuba leichte Probleme mit dem Hintereingang hatte, da es ja zu einfach für einen Rollstuhlfahrer gewesen wäre, den Fahrstuhl zu benutzen, mussten selbst die Türsteher lachen – während Moki am liebsten im Erdboden versunken wäre. Nun… die zwei starken Männer hoben den Rollstuhl mit samt Mokuba links und rechts hoch und unter gutmütigen Spott und Witzen wurde der junge Kaiba die Treppe hochgetragen. Als sie dann wieder gingen, nahmen sie den Fahrstuhl.

So zogen sie von einer Kneipe zur nächsten. Und hatten einfach nur Spaß. Mokuba bemerkte zum ersten Mal, dass er kein Hindernis darstellte und begriff, was sein großer Bruder ihn immer wieder versuchte hatte zu erklären: Es spielte keine Rolle, ob er im Rollstuhl saß oder nicht. Er war er – und die Leute, die es akzeptierten, sahen in ihm, Mokuba, weder einen Krüppel noch ein Hindernis.

Joey hatte soeben einen Witz gerissen, als sie am Eingang des Blue Dragon standen und darauf warteten, dass sie eingelassen wurden. Routinemäßig wurden sie von den Türstehern abgetastet und untersucht – da dieser Club ein Club der High Society war und man sicher gehen wollte, dass niemand Waffen oder dergleichen mit reinschmuggelte. Einer der Männer fing an eine Liste an Waffen und Gegenstände aufzuzählen, ob Joey und Mokuba diese bei sich hätten. „Nagelfeile, Schere, Spraydose, Messer, Säbel, Pistole, Gewehr, Sprengstoff…“ Joey schüttelte immer verneinend den Kopf bis er plötzlich ganz sichtbar stutzte. „Zählt angereichertes Uran unter Sprengstoff?“, fragte er staubtrocken, todernst und dennoch unschuldig wie ein kleines Kind. Mokuba starrte Joey an und begriff… Er brach in schallendes Gelächter aus. Die Türsteher fielen ins Gelächter ein und ließen die Beiden passieren.

Schnell kämpften die Beide sich bis zum VIP-Bereich vor. Das Personal half Mokuba mit dem Rollstuhl die Treppen hinauf und schließlich saßen die beiden jungen Männer in der Loge und schauten auf das Geschehen zu ihren Füßen auf der Tanzfläche hinab. Hier oben im VIP-Bereich war es angenehm ruhig und nicht so voll. Der Blonde genoss es und war Moki mehr als nur dankbar, dass er auch einmal in den Genuss des VIP-Status kommen durfte.

Schweigend tranken sie ihre Getränke und plötzlich stutzte Joey. Mokuba folgte den Blick des Blonden und… erkannte Yugi und Co. Sie saßen an einem Tisch, sagten den Alkohol genüsslich zu und schienen sehr offensichtlich Spaß zu haben. „Joey?“, fragte der Schwarzhaarige behutsam, denn er erkannte in den rehbraunen Augen des Blonden nicht nur Schmerz und Verletztheit, sondern eine abgrundtiefe Traurigkeit.

„Alles gut, Moki…“, schüttelte der Blonde den Kopf. „Sie… ich… habe sie gefragt ob sie mitkommen würden. Dass sie keine Angst haben müssten, dass ihr Ruf leidet, weil du ja mit dabei wärst und niemand was gegen einen Kaiba sagen würde. Ich wollte mit ihnen reden und alles erklären. Sie lehnten ab, weil sie arbeiten müssten oder zu einem Familiengeburtstag oder…“ Joey brach ab und Mokuba schluckte hart, als er begriff. „Lass uns gehen, Joey. Ich… weiß etwas, wozu du diese da nicht brauchst und es wird dir gefallen!“
 

Es war drei Uhr nachts und Setos Augen schmerzten bereits. Er saß in seiner privaten Arena und arbeitete an einem Software-Programm für Duel Monster. Normalerweise duldete Mokuba so ein langes Arbeiten nicht, aber da sein kleiner Bruder selber scharf auf das Ergebnis war, hatte der Brünette eine Sondererlaubnis. Mit einem leisen Lächeln lehnte sich der CEO zurück und schloss kurz seine Augen. Seit Joey mit in der Villa lebte, kam Mokuba wieder aus seinem Schneckenhäuschen heraus, begann wieder am Leben teilzunehmen.

Wheeler… Er hatte einen halben Freudentanz aufgeführt, als Seto ihm eröffnet hatte, dass er als Azubi in der KC anfangen könnte. Und dennoch… Irgendwas stimmte mit dem Blonden nicht. Ja, Moki tat ihm auch richtig gut… Nur irgendwas war in Joeys Augen, was Seto zum Schluss kommen ließ, dass der Blonde eigentlich schon längst tot war.

Plötzlich piepste einer der Überwachungsmonitore, was Seto die Stirn runzeln ließ und er öffnete wieder seine Augen. Schnell gab er ein Passwort ein und er konnte den Bereich auf die Monitore rufen, wo soeben jemand eingedrungen war. Leicht verblüfft erkannte er Mokuba und Joey, die sich auf den Weg zur Arena machten. Wollten sie sich duellieren? Mit einem leisen Lächeln um die Lippen erhob sich der Brünette und ging in die Zuschauerloge der Arena. DAS wollte er sich nicht entgehen lassen!

Seto stand schon hinter der Scheibe, durch die auf die Duellarena hinabblicken konnte, als mit einem lauten Knall die Lichter eingeschaltet wurden. Joey und Mokuba betraten die Halle. Sie redeten und lachten, schienen in einer eigenen Welt. Mit verschränkten Armen vor der Brust beobachtete der CEO nun das Duell der Beiden. Mit einem Lächeln registrierte er Joeys Standarderöffnung. Es schien, als ob Seto jeden Zug von dem Blonden vorhersehen konnte und dennoch… Wheeler spielte irgendwie anders. Nicht mehr so entschlossen und bestimmt. Er zögerte sehr oft, vergab Chancen. Und die eine Karte spielte der Blonde überhaupt nicht. Seto nahm sich vor, Joey morgen mal auf den Zahn zu fühlen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Phanes
2016-07-04T15:19:39+00:00 04.07.2016 17:19
Du hast hier zwei Schicksal so total gut und schön vereint und lässt die drei Charaktere die Geschichte so wunderbar tragen, dass ich die Geschichte ohne Pause habe lesen müssen. Mokuba der die Lust am Leben scheinbar fast gänzlich verloren hat und nur durch Joey begreift dass sein Schicksal gar nicht so schlimm ist. Die Frustration und und das Leid beider, waren echt spürebar, jedenfalls für mich auf irgendwo die Hilflosigkeit von Seto. Das Spielt von allen dreien, ach einfahch nur toll.


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