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Inkferno

Vom Klecksen und Klotzen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das hier ist ein Pilotprojekt, bei dem ich einfach ausprobieren möchte, jeden Tag ein Kapitel zu schreiben. Die Kapitel werden entsprechend kurz sein, dafür soll ein täglicher Upload folgen können.
Grundsätzliches: Der Humor in dieser Fanfiction wird etwas „spezieller“ sein. Teilweise geht die Geschichte wohl in Richtung Parodie, aber so arg will ich's nicht übertreiben
Ich hoffe, ich kann mein Vorhaben, jeden Tag Kapitel zu liefern auch einhalten. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Am 12 März konnte wegen Krankheit leider kein Upload stattfinden. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
*hust* Ich habe den Upload verschlafen XD Das ist aber noch nicht alles: Es ist ein Laber-Kapitel :/ Lässt sich manchmal nicht vermeiden, zumindest kann ich es nicht :D Es ist auch etwas länger geworden, weil ich was nachfügen musste.
Es wird eine Qualle vorkommen. Sie ist in der Chara-Beschreibung zu finden :3 Komplett anzeigen

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Prolog – Aus den Korallenwäldern


 

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The world I knew seems like a trap.

I'm drawn now to the strange and new.

Would my old friends think me a sap?

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht »Wassup 8-Ball Station« ~

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»Bist du ein Junge oder ein Mädchen?«

»Willst du meine Faust ins Gesicht oder in den Magen?!«

Jaah, Tarja war nicht unbedingt das, was man unter einem zarten Inklingmädchen verstand. Sie trug ihre orangefarbenen Tentakel zwar lang, aber ihre Kleidung war schon sehr jungenhaft gewählt. Die Kapuze ihres Marine-King-Kurzmantels hatte sie sich tief ins Gesicht gezogen, sodass ihre grünblauen Augen kaum zu sehen waren. Der Rilax-Mundschutz verdeckte den Rest. Ihre Hose war lang und die Schuhe blaue Biker-Stiefel, von denen man gar nicht denken würde, dass Tarja sie auch hochbekam.

Dem jungen Inkling, der es gewagt hatte zu fragen, gefror das Lächeln auf den Lippen. Tarja lachte laut.

»Ich mach nur Spaß!« Sie boxte ihn brüderlich, aber kräftig gegen die Schulter.

Im Grunde versuchte sie schon seit geraumer Zeit ihre Unsicherheit über Inkopolis zu verstecken. Tarja kam aus den Korallenwäldern, eine ländliche Gegend. Dort gab es viel Grün, viel Vieh und wenig Aufregendes. Es war Tarjas erster Sommer, in dem sie ihre Verwandten in Inkopolis für einen längeren Zeitraum besuchen durfte.

„Du bist jetzt 14, Kind.“

„Ich bin kein Kind mehr, verdammt!“

„Richtig. Deswegen darfst du nun auch an den Revierkämpfen in Inkopolis teilnehmen.“

„Geiler Scheiß!“

Tarja fühlte sich wohl, wenn sie rebellisch reden durfte. Sie war ein Haudrauf-Inkling, aber eigentlich war sie jetzt ganz klein mit Hut.

Inkopolis war so verdammt riesig. Selbst der Zugbahnhof, auf dem sie mit ihrem Koffer stand, überforderte sie.

Wo muss ich denn hin, verdammte Alge?!, dachte sie, bevor man sie fragte, welches Geschlecht sie hatte.

Der Junge, der verlegen seine schmerzende Schulter rieb, fragte höflich: »Kann ich dir helfen?«

Es war ihm anzusehen, dass er sich durchaus vor der Antwort fürchtete.

Tarja nickte ruckartig. Es war ein schöner Sommertag, furchtbar heiß, wolkenloser Himmel, brennender Sonnenschein. Ihr Hirn schmolz förmlich, aber weder Kapuze noch Mundschutz wollte sie abnehmen.

»Ich suche diese Adresse!« Sie drückte dem Jungen förmlich einen Zettel ins Gesicht, den er ihr schließlich aus der Hand nahm. Er konnte wohl nichts lesen, wenn es ihm im Auge klebte.

Er nickte. »Ja, die Klecksergasse kenne ich. Das ist ein Stück weg von hier.«

Richtig, Tarjas Verwandte wohnten ja eine Ewigkeit vom Bahnhof entfernt. Weil sie so selten in Inkopolis war, vergaß sie regelmäßig, wo sie eigentlich hin musste.

»Warum benutzt du eigentlich nicht dein Squidphone?«, wollte der Junge neugierig wissen.

Tarja grunzte undamenhaft. »Es ist ein Arctic S5 von Sumsang.«

»Oh je, dieses Sumsang hat keinen guten Akku!«

»Weiß ich selber! Hilfst du mir oder wolltest du nur meinen Zettel angrabbeln?«

Der Junge gab ihr mit erhobenem Kinn den Zettel zurück. »Mein Name ist Coby.«

»Tarja«, stellte sie sich kurz angebunden vor. Der Koffer war derbe schwer, wenn Coby nicht bald in die Gänge kam, fielen ihr noch die Arme ab.

Wohlwollend musterte der Junge sie. »Soll ich dir Inkopolis zeigen, Neuankömmling?«

Tarja zog sich den Mundschutz vom Gesicht und grinste wie ein Haifisch. »Trägst du meinen blöden Koffer?!«

»Öhm …«

Und so begann eine wunderbare Freundschaft.

Kapitel 1 – Big City Girl


 

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You teach the virtues of the still,

And yet I spurned the lesson learned.

My problem is I have no chill.

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht »Radical Rails Station« ~

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Coby breitete die Arme aus, strahlte wie eine Atombombe und verkündete: »Der Tintenturm! Hier finden sie statt, die Revierkämpfe! Jeder Inkling ab 14 Jahren –«

»Kann sich hier das Hirn aus dem Kopf ballern lassen!«, beendete Tarja „wortgewandt“ Cobys Vorstellung mit leuchtenden Augen.

Die beiden standen auf dem Inkopolis-Platz; die Sonne brannte, um sie herum herrschte geschäftiges Treiben und in den Läden rollte der Rubel. Während der Sommerferien hielt es keinen Inkling mehr im Haus, sie alle strömten zum Tintenturm, auf dem Weg zur Rangspitze.

Coby ließ die Arme sinken, strich sich über seine Tentakel und nickte. »Ihr Inklinge vom Land seid alle etwas … besonders.« Coby war ein cyanblauer Inkling mit lilafarbenen Augen. Ein Tentakel hing seitlich von seinem Gesicht, der Rest war zu einem Zopf gebunden. Mit seinem Leinenhemd und der Halbrandbrille sah er erschreckend langweilig für einen Inkopoli, wie Tarja sie gerne nannte, aus. Nur seine Flipflops, die passten irgendwie nicht zu ihm.

Neugierig fasste Tarja ihre pikierte Begleitung ins Auge. »Warum hilfst du mir gleich noch mal?«

Coby räusperte sich. »Weil ich ein guter Inkling bin.«

»Der Witz ist kacke, sag die Wahrheit!«

Er seufzte und hob die Hände. »Na gut, ich bin ein Headhunter …«

Tarja runzelte die Stirn.

Coby erriet ihre Frage und erklärte sich. »Ich werde angeheuert, nach Kämpfern für bestimmte Teams zu suchen. Da du neu bist, kannst du noch keinem Team angehören.«

Aha, daher weht also der Wind. »Du verdienst damit Geld?«

»Ja, na klar. Ist gar kein so leichter Job, wie es sich anhört …«

Tja, aber immerhin hat er bis hierhin meine Koffer getragen, besser als nichts, dachte Tarja schulterzuckend.

Auf die Frage, ob Coby ihr immer noch zeigen könnte, wo sie denn nun wohnte, seufzte Coby und murmelte irgendwas von verlorener Zeit sei verlorenes Geld. Aber das war Tarja herzlich gleich. Ihr Arctic S5 hatte keinen Saft mehr und die Inklinge auf dem Platz sahen nicht so aus, als hätten sie Zeit für sie. Die klebten alle an ihren Squidphones, hörten lautstark Musik, lutschten Eis oder saßen in Gruppen zusammen.

Tarja und Coby stiefelten los, nahmen einen Bus, traten einer Qualle versehentlich auf den Tentakel, hatten kein passendes Kleingeld, stiegen an der falschen Haltestelle aus, mussten den Rest laufen und fanden dann fast eine halbe Stunde lang nicht die passende Hausnummer.

Die Klecksergasse befand sich im Tintenviertel. Hier quetschte sich ein meterhoher Betonbau neben den anderen, es gab kaum Grünflächen, Geschäfte suchte man vergeblich. Grau in grau schraubten sich die Behausungen der Inklinge in die Höhe. Auf den Dächern gab es Wäscheleinen und traurige Topfpflanzen. Inkopolis hatte definitiv hübschere Stadtteile, aber das Leben hier war nun mal teuer.

Endlich war Tarja angekommen.

»Du schuldest mir was!«, blaffte Coby genervt und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Tarja schenkte ihm einen angeknabberten Keks, ein Küsschen auf die Wange und verschwand im Hochhaus. Ihre Verwandten wohnten unterm Dach im 13. Stockwerk. Es gab nur Treppen.

Es ist so schön, hier zu sein, dachte Tarja zynisch und fragte Coby wimperklimpernd, ob er ihre Koffer hochbringen würde.

Er stand noch immer verdattert da, eine Hand auf der Wange, mit glasigem Blick. Headhunter war wirklich kein leichter Job …

Kapitel 2 – Ein Spinner im Abflussrohr


 

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Oh, what I'd give to be employed!

Better, I'd say, to work for pay

Than ride this subway through the void.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Cubular Station“ ~

 

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Über WhutsApp schrieb Tarja Coby jene Nachricht am folgenden Morgen:

 

Tarja:

»Hey Coby. Was geht ab alter?«

08:23

 

Coby:

»Ich bin schon arbeiten. Möchtest du einem Team beitreten? Es sind alles Neulinge.«

08:26

 

Tarja dachte darüber nach. Schließlich war sie ja wegen den Revierkämpfen hergekommen und Coby ein Headhunter. Wenn er ein gutes Team kannte, wieso nicht? Außerdem verdiente er damit ein paar Kröten. Sie schuldete ihm irgendwie was, wenn sie daran dachte, wie er gestern mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Koffer nach oben geschleppt hatte.

 

Tarja:

»Klingt nice. Wo wollen wir uns treffen?«

08:30
 

Coby:

»Na, vor dem Tintenturm natürlich. Bis in einer halben Stunde?«

08:32
 

Tarja stimmte zu, stopfte sich noch eine Ladebank in ihren Rucksack, um ihr schwaches Arctic bei Laune halten zu können und drehte sich zu ihrem Cousin um, mit dem sie sich ein Zimmer teilte.

»Ich gehe zum Inkopolis-Platz, mein neues Team kennenlernen.«

»Mach doch was du willst«, brummte er desinteressiert und glotzte weiter in sein iSquid. Er war drei Jahre älter als Tarja, zu faul um auszuziehen und grundsätzlich von seiner Cousine abgeneigt.

»Mach ich eh immer. Sag das deinen Eltern, wenn sie nach mir fragen.«

»Die fragen nicht nach dir, Mann. Hau schon ab, du Seepocke.«

Tarja verließ das Zimmer, das super klein war. Ihr Cousin war ihr gleich, seine kalte Schnauze störte sie nicht. Sie hatte ihm heute morgen in den Joghurt gespuckt, als er nicht hingesehen hatte. Das musste für heute reichen.Warum er nicht ausziehen wollte war Tarja ein Rätsel. In der Wohnung trat man sich ständig gegenseitig auf die Tentakel, wenn alle vier zu Hause waren.

Sie hatte die Koordinaten vom Tintenturm gut im Kopf, es war also an der Zeit, den ersten Supersprung in Inkopolis zu wagen!

Tarja stellte sich auf den winzigen Balkon, zog den Mundschutz über ihr Gesicht und machte sich bereit. Muskeln anspannen, konzentrieren … Und mit einem Schlachtruf ging es hoch in die Luft. Tarja wirbelte um sich herum und kam sich äußert zauberhaft dabei vor. Der Wind fauchte um ihre spitzen Ohren, ihre Augen hielt sie geschlossen, kalte Luft strömte um sie herum. Als Tarja ihre Augen wieder öffnete, sah sie, wie der Inkopolis-Platz rasend schnell auf sie zu kam.

Sie wollte graziös landen, als sie mit voller Wucht auf Cobys Rücken aufkam, der gerade eine angeregte Unterhaltung mit einem anderen Inkling führte.

Erschrocken floh der Inkling und Coby lag geplättet unter Tarja. Verlegen rappelte sie sich auf und zerrte ihn auf die Beine.

»Sorry, Bro. Du warst genau in meiner Landezone …«

»Verflucht, Tarja!«, plärrte er und rückte seine verbogene Brille zurecht. »Das war ein super Geschäft, und du hast es mir verbockt!«

»Entspann dich, ich hol dir deinen Kunden wieder!«, beschwichtigte sie ihn augenrollend. Sie sah sich nach dem geflüchteten Inkling um, der eilenden Schrittes zu einem Laden lief.

Tarja spurtete los und ließ den fluchenden Coby einfach stehen. Der flüchtende Inkling hatte königsblaue Tentakel, gebunden zu einem einfachen Zopf. Er trug eine 5-Panel-Kappe, ein schwarzes Rilax-Pixel-Shirt und blauschwarze Squidkid IVs. Tarja hatte ihn flugs eingeholt.

»Hey, du!«, schrie sie.

Alle möglichen Inklinge, Quallen, Krabben und was sonst so herumlief sah sie verwundert an. Auch der Inkling drehte sich um, erkannte sie und wurde schneller.

Verärgert legte Tarja einen Zahn zu. »Ey, warte! Warte, du Penner!«

Er verschwand im Laden, genervt stapfte sie ihm nach.

Im Laden war es herrlich kühl, die Klimaanlage lief auf Hochtouren – hier ließ es sich aushalten.

Wo steckt die Lusche?! Suchend blickte Tarja sich um. Die Wände waren mit Regalen ausgekleidet, in denen sich Schuhe in allen Größen und Farben tummelten. An den Regalen befanden sich Symbole, die Tarja sofort ins blaugrüne Auge stachen …

»Kann ich dir helfen?«, fragte eine Riesengarnele mit Schuhen an den Beinchen, nur die Scheren waren unbeschuht. Auf dem Kopf trug sie eine uncoole Kappe.

Tarja sah ihn ausdruckslos an. Was ist das denn für ein Spacko? »Ich suche einen bestimmten Inkling …«

Die Garnele ignorierte ihre Frage. »Schätzchen, welche Stufe hast du?«

»Was willst du von mir?«

Er verdrehte die Augen. »Deine Rangstufe, Seeengelchen. Hier kann nicht jeder Ausrüstung kaufen!«

Ach ja, da war ja was … Das hier war nicht einfach nur ein Schuhladen. Die Schuhe hier hatten im Kampf bestimmte Effekte und diese waren an den jeweiligen Regalen auch angebracht. Deswegen kannte Tarja sie also.

Egal, deswegen bin ich ja nicht da! »Ich will nix kaufen, ich such so nen Kerl!«

Besagter Kerl drückte sich gerade an den beiden vorbei, da packte Tarja ihn am Kragen.

»Welche Stufe hast du denn jetzt, Kind?!«

Der Inkling quäkte los: »Tu mir nichts! Ich kenn dich nicht mal!« Er wandte sich in Tarjas Griff.

»Welche Stufe hast …«

»Könntet ihr jetzt mal alle die Klappe halten?!«

 

Zufrieden packte Coby den Vertrag weg. »Schön, schön. Endlich kommt auch dieses Geschäft zu einem guten Abschluss.«

»Hör auf, so geschwollen zu labern und sag mir, welches Team du für mich hast!«, brummte Tarja ungeduldig.

Seitdem sie den schreiende Inkling zu Coby zurückgebracht hatte, damit der Vertrag unter Dach und Fach gebracht werden konnte, wartete sie geduldig darauf zu erfahren, mit wem sie bald die Stadt ein wenig bunter machen durfte.

Coby seufzte. »Du bist so ungeduldig … Lass mich sehen … Okay, wir müssen … wir müssen …« Er sah sich fragend um, als seine Augen an einem bestimmten Punkt hängen blieben.

Tarja schaute ebenfalls in die Richtung, blickte Coby etwa zum Tintenturm?

»Komm.« Er lief los und es ging tatsächlich Richtung Turm.

Aufgeregt folgte Tarja ihm, rieb sich ihre Hände und spielte mit ihren langen Tentakeln. Endlich fing der Sommer an! Was hatte sie sich schon drauf gefreut! Und ihre Freude hielt auch an, bis Coby sich vom Turm wegbewegte und auf einen Gullydeckel zusteuerte, unter dem sich ein uralter Inkling befand, der sie mit riesigen Glubschaugen anstarrte.

Tarja runzelte die Stirn. »Wer ist der Opa?!«

»Das ist Käpt'n Kuttelfisch. Tarja«, Coby blieb stehen, drehte sich zu ihr um und legte ihr seine Hände auf die Schultern, »was wäre, wenn es etwas viel Tolleres gäbe als Revierkämpfe.«

Tarja sah ihn verdutzt an. »Kein Plan.«

»Na gut, anders gefragt …« Coby dachte kurz nach. »Was würdest du alles tun, um unsere Welt zu retten?«

»Weiß nicht … Alles, außer Sex?« Tarja hatte keine Ahnung, worauf Coby hinauswollte.

Er redete ernst weiter: »Unser Riesenelektrowels ist weg.«

Jetzt bekam sie doch große Augen. Der Wels, also ein Wels von vielen, diente als lebendige Energiequelle. Ohne Wels kein Strom und kein Strom bedeutete … Uff, eine Menge Probleme!

»Wie, weg?«, fragte Tarja entsetzt.

»Weg, gestohlen.«

»Von wem?!«

»Den Oktarianern!«, schrie der alte Opa unter dem Gullydeckel.

Tarja sah den Alten misstrauisch an, ehe sie ihren Blick wieder auf Coby richtete. »Der Wels ist weg und der alte Knacker da besteht darauf, dass es Ok... Okta... Was waren?«

»Genau!«, bestätigte Coby mit düsterer Miene.

Tarja zog die Augenbrauen hoch. »Krieg ich auch was von dem Gras, das ihr so raucht?«

Kapitel 3 – Die Oktarianer kommen!


 

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At last we meet, my so-called foe.

But is our fate to spray this hate?

Perhaps we'll learn in depths below...

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Far-Out Station“~

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Coby hielt Tarja im Arm, bis sie ihm ihren Ellenbogen in die Seite rammte.

»Ich will jetzt nicht angefasst werden!«

»'Tschuldige«, murmelte er verlegen und ließ ächzend von ihr ab. »Trotzdem … Käpt'n Kuttelfisch hat Recht. Die Oktarianer sind zurück und wir brauchen dringend Hilfe!«

Tarja strich sich ihre Kleidung glatt und meinte abfällig: »Die Oktarianer? Die von vor 100 Jahren? Blödsinn! Die gibt's nicht mehr! Das weiß jedes Kind.«

»Nein, du irrst dich, Tarja!«, sagte Coby eindringlich, wenn auch von Schmerzen gebeutelt. »Komm mit!« Er deutete nachdrücklich zum Gully.

Tarja seufzte tief. »So eine abgedrehte Scheiße …«

»Ich weiß! Komm schon!«

Nur widerwillig ließ sie sich von ihrer neuen Bekanntschaft in den Untergrund ziehen. Als Tintenfische machten sie sich auf und bewegten sich durch ein dunkles Rohr. Es roch ziemlich schlecht. Dass man fast nichts sah begrüßte Tarja erleichtert. Sie kamen dem Licht am anderen Ende immer näher und als sie wieder unter die Sonne traten, waren sie an einem gänzlich anderen Ort. An einem verfallenen, felsigen Ort, überwuchert mit Pflanzen und Bäumen. Die Flora hatte sich zurückgeholt, was ihr gehörte.

Der alte Käpt'n Kuttelfisch stand vor einem Bretterverschlag und starrte sie irrsinnig an. »Die ... D... Die ... Ok... Okta... Die Oktarianer kommen!«

Da er nun in voller, wenn auch nicht beeindruckender, Größe vor Tarja stand, konnte sie ihn nun richtig in Augenschein nehmen. Kuttelfischs Kleidung waren mehr Lumpen und aus verschiedensten Stoffteilen zusammengenäht worden. War das Absicht? Style? Demenz? Tarja wusste es nicht. An den Lumpen waren mehrere Orden angebracht, die schon sehr alt aussahen.

Sie sah schnell zu Coby. »Woher kennst du den überhaupt?!«

»Ich bin versehentlich in den Gully gefallen, als ich klein war«, erzählte er und rieb sich beschämt den Nacken.

Tarja grinste unter ihrem Mundschutz. »Und dabei hast du dir den Kopf gestoßen.«

»Ja. Warte, das tut jetzt nichts zur Sache! Du musst dir anhören, was Käpt'n Kuttelfisch zu sagen hat!«

»Er schreit gerade …«, meinte Tarja ausdruckslos.

Es stimmte. Kuttelfisch rannte brüllend im Kreis. Was für ein Sommer … Als er die beiden wieder ins Auge fasste, räusperte er sich.

»Entschuldige, da ist wohl das Steuerrad mit mir durchgegangen, aye. Ich bin Käpt'n Kuttelfisch, Aquamarine-Kapitän a. D.« Er trat ganz nahe an Tarja, die mit einem Schaudern zurückwich. »Deine funkelnden Augen …« Er kam so nahe, bis sie ihm mit der flachen Hand vor die Brust stieß.

»Abstand halten, du seniles Fischfutter!«

Käpt'n Kuttelfisch plumpste auf den Hosenboden, Coby schnappte entsetzt nach Luft und half dem Alten auf die Beine.

»Tarja!«, rief Coby empört.

Sie zuckte nur mit den Schultern.

Kuttelfisch sprang begeistert auf die Füße. »Dieses Temperament habe ich gesucht!« Er schlug mit seiner Faust auf die flache Hand. »Auch wenn mir wieder keiner glaubt: Das waren die Oktarianer!«

Coby nickte bekräftigend. Tarja glaubte ihm nicht und dachte darüber nach, wie sie am besten verduften konnte.

»Sie trachten nach Vergeltung für die Schmach vor 100 Jahren! Ich habe sie selbstredend immer im Auge behalten …«

»Und ich habe geholfen!«, fiel Coby dem Käpt'n ins Wort. Er kam auf Tarja zu und packte sie wieder an den Schultern. »Ich habe sie gesehen, Tarja! Es gibt sie! Du musst uns glauben!«

»Ich flehe dich an!« Kuttelfisch riss Coby Tarja förmlich aus den Händen. »Hilf uns, den Riesenelektrowels zu finden!«

Wortlos stand sie da. Alle sind verrückt geworden und zugedröhnt! Die Landeier hatten Recht, in der Stadt dreht man ab …! Was gab es dazu schon zu sagen? Jedenfalls nichts Nettes.

»Dein Schweigen deutete ich als ein beherztes »Aye, aye, Käpt'n!« Also gut, ab heute bist du Nr. 3 der Aquamarine!«

Coby strahlte Tarja an und grinste dabei von einem Ohr zum anderen. Sie fragte sich, wann sie aus diesem Albtraum endlich aufwachen würde und ob sie sich dazu zwicken oder einen Arm brechen musste. Letzteres könnte allerdings schwierig werden, so ganz ohne Knochen.

Coby nahm sie bei der Hand und küsste sie auf die Wange. Tarja schmierte ihm eine.

»Lass den Mist!«

»Okay … Komm, ich zeig dir deine Ausrüstung!«, sagte er rotwangig und zog sie zu dem alten Bretterverschlag. Er schob eine Planke zur Seite, und während die zwei hineingingen, schrie der alte Kuttelfisch erneut, dass die Oktarianer zurück seien.

Kapitel 4 – Held wider Willen


 

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When problems stack too tall to see,

Just chip away and, day by day,

You'll grow to live a life carefree.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Bust 'n' Move Station“ ~

 

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Tarja sah an sich hinunter. Das, was sie da anhatte sah aus wie Kleidung für die Baustelle. Eine Warnweste in gelb mit Reflektorstreifen, schwarze Ohrenschützer mit blauen Lichtpunkten und schwarze Schuhe mit gelben Streifen.

Coby sah sie entzückt an. Die beiden waren in dem Bretterverschlag nach unten in ein geheimes Labor gefahren, das schon wesentlich mehr nach Secret Agency aussah. Dort gab es Waffen aller Art, Ausrüstung und Bildschirme, auf denen die Umgebung zu sehen war, sowie ein kompliziertes Schaltpult, das Tarja nicht anfassen durfte. Dabei blinkten all die bunten Knöpfe so verführerisch …

In diesem Labor hatte Coby ihr Freude strahlend den „Heldenanzug” überreicht. »Dieser Anzug schützt dich etwas besser vor den Kugeln der Oktarianer«, erklärte er ernst.

Tarja knurrte. »Ich seh' total bescheuert aus!«

Die beiden gingen wieder nach oben. Als Kuttelfisch sie sah, meinte er: »Sitzt wie angegossen. Nr. 1 und Nr. 2 sind ja schon rausgewachsen …«

Tarjas Augenbraue zuckte empört. »Was?! Das ist secondhand?!«

Kuttelfisch fuchtelte beschwichtigend mit seinem Gehstock herum, der eigentlich ein abgenutzter Klotzer war. Eine Sniperwaffe mit kurzer Distanz, aber schneller Aufladegeschwindigkeit. »Na ja, das mit der staatlichen Förderung ist so eine Sache …«

»Sie kriegen vom Staat Geld?«, rief Tarja erstaunt.

»Ja … Na ja … Äh … Nein. Wie auch immer! Und jetzt auf die Oktarianer mit Gebrüll! Ich zähle auf dich, aye!«

»Wir müssen dich noch verkabeln«, erklärte Coby, in den Armen hielt er Mikros und winzige Kameras.

Alles wurde an Tarja fesgebammelt.

»Was tue ich hier eigentlich …?«, murmelte sie und fasste sich an den Kopf. Sie vermisste ihren Hoodie und den Mundschutz.

»Neben dem großen Elektrowels gibt es ganz viele kleine. Die Oktarianer haben auch sie geklaut. Die müssen wir zurückholen und dazu müssen wir in feindliches Gebiet.« Coby betrachtete sein Werk, Mikros und Kameras hatte er gut versteckt, außer die GoPro, die saß schon sehr offensichtlich auf Tarjas Kopf. »Gut. Es wird gefährlich, aber du kannst das.«

Tarja betrachtete den Heldenkleckser in ihrer Hand. Er sah irgendwie billig aus … »Das Ding verschießt wirklich scharfe Kugeln?!«, fragte sie mit Ehrfurcht in ihrer Stimme.

Kuttelfisch und Coby nickten. Der Käpt'n kam verschwörerisch näher. »Du hast nicht unendlich Munition. Du musst gut zielen, 3. Aber Nr. 1 und 2 haben es auch geschafft. Das wird schon …«

Coby sah Tarja aufmunternd an. »Schon als ich dich am Gleis stehen sah wusste ich einfach, dass du die Richtige bist!«

Sie hatte keinen Schimmer, was sie dazu sagen sollte. Kindermärchen waren wahr sein, es gab Geheimagenten, sie hatte eine scharfe Waffe in der Hand, aus heiterem Himmel sollte sie eine Art Held werden … Im Moment kam Tarja sich vor, als wäre sie in eines ihrer Videogames gestolpert, die sie so abgöttisch liebte.

»Ich hab nicht einen einzigen Revierkampf absolviert. Mein Schießtraining war billo …« Sie spürte, wie ihre dünnen Beine nachzugeben drohten. Das ging alles so unglaublich schnell, wie ihr 14 Geburtstag vor drei Wochen oder das erste Mal, als sie die Form wechseln konnte. Da hatte Tarja vor Aufregung sogar die „Formwechseltorte“ voll gekotzt.

»Ich werde sowas von draufgehen!«, schrie sie und fiel auf die Knie.

Coby ging neben ihr in die Hocke und umarmte sie. Entnervt ließ Tarja es zu. Wenigstens roch er gut.

»Ich weiß, dass du es kannst. Du hast das Feuer in dir, wie die Inklinge vor 100 Jahren. Komm.« Er zog sie wieder auf die Füße und führte sie tiefer in den Okto-Distrikt.

Tarja kannte diesen Ort. Aus Büchern und dem Fernsehen. Bekannt war er als die Badlands. Hier wuchs nichts, außer ein bisschen Unkraut, Bäume und Gestrüpp, denn es gab keinen fruchtbaren Boden. Hier war es felsig und trocken. Kleine Flüsse und Wasserfälle durchzogen die scharfkantige Landschaft, zerklüftet war es – Badlands eben. Der Okto-Distrikt.

Angeblich lebten hier die Oktarianer im Untergrund, zumindest erzählte man das kleinen Inklingen, damit sie sich von diesem Ort fernhielten. So wurde es auch Tarja aufgetischt, obwohl sie kaum in Inkopolis war und die Badlands weit von ihr entfernt.

Coby führte sie schweigend weiter durch die Einöde, die Sonne brannte weiterhin erbarmungslos vom Himmel, Tarja schwitzte furchtbar in den Klamotten. Sie hatte sich von ihrem Schock noch nicht allzu gut erholt und schlurfte gedankenverloren neben Coby her. Sie, eine Agentin mit einer echten Waffe. Mit der Lizenz zu töten … Wenn das ihr Cousin wüsste! Tarja hatte das Gefühl, den Kleckser nicht richtig halten zu können, so schwitzig waren ihre Hände.

»Ich würd mich echt wohler fühlen, wenn ich ein paar Schießübungen machen könnte«, sagte sie und betrachtete unsicher die Waffe. Außerdem würde sie das gebührend von ihrem Gedankenkarussell ablenken.

Coby winkte lässig ab. Trockene Erde knirschte unter seinen bunten Flipflops; abgesehen davon hörte man nur den Wind über die öde Landschaft streichen.

Tarja sah sich frustriert um. Warum wollte ich als Kind unbedingt hierher? Es ist arschlangweilig!

Kapitel 5 – Das Versteck der Oktorekruten


 

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The fat and heavy locks hang low

They frame your face above a base

Of stumpy leg and pigeon toe.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Spin Docto Station“ ~

 

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»Du wirst Schießübungen machen können, keine Sorge. Oktorekruten sind einfache Ziele«, erklärte Coby, während die Landschaft sich um die beiden herum weiter veränderte.

Nun tauchten hin und wieder Ruinen von alten Gebäuden auf, Stahlskelette ragten krumm und schief in den stechend blauen Himmel. Werbetafeln wankten im Wind, sie waren mit neuen Postern beklebt worden, auf denen Oktopoden zu sehen waren. Vielarmig umarmten sie eine Kugel, die vermutlich die Erde darstellen sollte. Die Schrift konnte Tarja nicht lesen, sie erinnerte sich dunkel, dass es in der Schule hieß, die Oktarianer hätten eine andere Sprache gesprochen als die Inklinge.

Tarja sah zu eine der Tafeln hinauf und fragte Coby: »Wer hat diese Plakate da angebracht?«

»Die Oktarianer.«

»Ernsthaft? Die sind voll kacke gemacht!«

Er zuckte grinsend mit den Schultern. »Sie haben nicht viel Sinn für Ästhetik. Die Oktarianer sind pragmatisch.«

Während sie weitergingen, betrachtete Tarja die zerstörten Gebäude, in denen kaum ein Fenster intakt war, bis ihr vor Überraschung die staubige Luft weg blieb.

In nicht weiter Ferne standen einige dieser Betonklötze, die etwas neuer aussahen. Fenster waren eingesetzt worden und Mauern geflickt. Es gab zwar immer noch einen traurigen Anblick ab, aber das sah schon nach viel mehr aus als die Ruinen, die sie zuvor passiert hatten.

Coby hielt Tarja am Arm zurück und zog sie mit sich hinter eine Werbetafel. »Unglaublich, Nr. 2 hatte recht!«, staunte er und kramte ein Fernglas aus dem Rucksack.

»Kann ich auch so eins?«, wollte sie begierig wissen und deutete darauf.

Coby verdrehte die Augen. »Kannst du auch anständig Inkisch?»

»Ich kann dich verprügeln …«

Wortlos reichte er Tarja das Fernglas.

»Hier müssen Oktorekruten sein! Halt die Augen offen, Tarja!«

»Mach ich!«

»Du hältst das Fernglas verkehrt herum!«

»Oh …«

»Und?«

Schweigend drückte sie sich das Fernglas auf die Augen und sah etwas, das sie Zeit ihres Lebens für ein Märchen gehalten hatte – oder zumindest für ausgestorben.

Coby zappelte unruhig neben ihr herum. »Kannst du sie sehen?!«

»Heiliger Saugnapf …«, murmelte sie und starrte fassungslos auf einen Oktorekruten, der auf einem kleinen, fahrenden Mobil vor dem Eingang des Gebäudes Wache schob.

Tarja hatte sich die Rekruten immer viel schrecklicher vorstellt, als dieser nun aussah. Es war nur ein abgeschnittener, roter Tentakel, mit großen, grünen Augen, einem violetten Schmollmund und Stummelbeinchen. Eigentlich sieht er ganz lustig aus …, dachte Tarja überrascht.

Das Ding, auf dem er sich vorwärtsbewegte, wirkte zusammengeklöppelt und unschön. Ein kleiner, fahrbarer Untersatz aus Metall, mit einem Joystick, den der Rekrut mit seinem einzigen Tentakel benutzen und so das Gerät steuern konnte. Vorne war eine Feuerwaffe angebracht.

Die gelben Augen des Rekruten sahen sich emotionslos um, der Blick hatte etwas Leeres und Entrücktes an sich … Als sein Mobil an einem Stein hängen blieb kippte die Gerätschaft um und der Oktorekrut lag hilflos schreiend auf dem Boden – und da lag er dann eben.

Tarja senkte das Fernglas und schaute Coby geschockt ins Gesicht. »Die sind ja dumm wie Toast!«

Er kicherte und nickte eifrig. »Die Oktorekruten schon, die haben einfach nicht viel Hirn. Na ja, es sind abgeschnittene Tentakel. Keine Ahnung, wie genau die Oktarianer sie erschaffen, oder sich selbst – wie man es nimmt. Aber das ist unser Vorteil! Sie sind dümmer als Vollkorn und darum kannst du üben sie abzuballern. Aber Vorsicht! Das Teil, auf dem sie durch die Gegend fahren kann schießen! Fang dir bloß keine Kugel ein!«, warnte Coby sie eindringlich.

Tarja nickte ernst und musterte ihn eingehend. »Sag mal, warum hast du eigentlich keinen Heldenanzug an?«

»Äh … Es gibt nur noch einen …«, gestand er und sah unschuldig weg.

Tarjas Augenbraue zuckte schon wieder. »Ist das nicht sehr gefährlich für dich?!«

»Na ja, ich bin ja auch nicht Teil der Kampfeinheit", erklärte er, fand seine Contenance wieder und strich sich seinen Tentakel aus dem Gesicht.

»Was?«

Coby hob erschrocken die Hände. »Nicht so laut, du verrätst ja unsere Position!«

Tarja schimpfte leiser weiter. »Ihr wollt mich verarschen! Ich soll alleine gegen diese Dinger antreten? Mit dem Teil?!« Nachdrücklich fuchtelte sie mit besagtem Heldenkleckser vor Cobys Nase herum.

»Nr. 2 hat er immer gute Dienste geleistet!«

»Hat?!«

»Der Kleckser blockiert manchmal …«

»Ihr könnt mich alle Mal am Ar... !«

Er drückte Tarja eine Hand auf den Mund. »Hör zu, ich kann noch so viel Zielwasser trinken und üben, aber ich bin eine Null an der Waffe! Was meinst du denn, warum ich als Headhunter arbeite? Aber du kannst es schaffen!«

Tarja schnaubte verächtlich und sah zu dem Oktorekruten hinüber, der sich schreiend auf dem Boden wand. Er fing sehr gut ein, was sie gerade fühlte.

Kapitel 6 – Spiel mir das Lied vom Tod


 

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Our sweat dripping from every pore.

The harsh, hot sun won't stop this run.

We grit our teeth and ask for more.

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Hasta La Vista Station“ ~

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Der Oktorekrute hörte auf zu schreien, als sich zwei Schatten über ihn legten. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die der Rekrut nicht verstand. Dann wurde eine Waffe auf ihn gerichtet, und das letzte woran der kleine Tentakel dachte war: »Die Knarre sieht irgendwie billig aus …«
 

»Drück ab, Tarja.«

»Fresse, Coby!«

Agent Nr. 3 stand mit dem Heldenkleckser zitternd vor dem Oktorekruten, der ausdruckslos zu ihr heraufstarrte.

Coby trat von einem Bein aufs andere. »Du hast doch nicht etwa Mitleid mit diesem jämmerlichen Tentakel, oder?!«

Tarja schüttelte genervt den Kopf, legte den Finger an den Abzug, presste die Waffe gegen die weiche, nachgiebige Stirn des Oktorekruten, blickte in diese großen, gelben Augen – und drückte ab. Er platzte auf wie ein Ballon, lilafarbene Tinte, Blut und so was wie ein Gehirn spritzte über den Boden und saute Tarja von oben bis unten voll. Angewidert trat sie ein paar Schritte zurück und sah an sich hinab.

»So eine Scheiße! Wie ich jetzt aussehe, Mann!«

»Ja, und eingesaut hast du dich auch!«, fügte Coby kichernd hinzu.

Tarja sah ihn verärgert an. »Nicht witzig!«

»Ich fand schon …«

»Egal jetzt. Was kommt als Nächstes?«, wollte sie wissen, während sie mit den Händen über ihre blutverschmierte Weste wischte. Jetzt sah sie aus wie ein Metzger, aber sicher nicht wie eine Agentin. Ganz toll!

Sie hatte nicht gezögert, weil dieser komische Oktarianer ihr leid tat. Tarja hatte gezögert, weil sie zum ersten Mal ein Leben auslöschte, und das war ein besonderer Moment, fand sie. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Wahrscheinlich war es ihr nicht so schwer gefallen, weil der Oktoarianer nicht so ausgesehen hatte, als hätte er eine Seele oder Gefühle. Tarja musste ehrlich zugeben: Sie wusste nicht, ob sie auch eine Lebensform töten könnte, die wie Coby war. Oder wie sie.

Coby deutete auf seinen und Tarjas Knopf im Ohr, welche sie beide trugen. Es knisterte und rauschte in der Leitung.

„Hallo? Seid ihr da?”

Die beiden bejahten. Coby breit grinsend, Tarja verwirrt.

Die Stimme, die Tarja ins Ohr schallte, klang weiblich und irgendwie dominant. Jedenfalls hörte sie sich nicht so an, als dulde sie Widerrede. Tarja musste an ihre Mutter denken. Toller Vergleich

„Okay, Nr. 3, hier spricht Nr. 2! Ich habe den Lageplan zu diesem Versteck und die sichere Info, dass sich hier ein Mini-Elektrowels befindet.”

»Klingt nice«, antwortete Tarja möglichst cool und gelassen. Sollte ja keiner merken, dass sie noch nicht einmal einen einzigen Revierkampf hinter sich hatte. Schon gar nicht diese erfahrene Agentin, das wäre ja oberpeinlich!

„Sag mir, dass du älter als 14 bist und Kampferfahrung hast!”, dröhnte es aus dem Knopf.

Tarja rieb sich ihr gut geschütztes Ohr. »Äh …«

„Coby!”

Coby wurde merklich blass und spielte an den Knöpfen seines Hemdes. »Ja, Ma'am?«

„Du Idiot! Du solltest doch einen erfahrenen Ex-Soldaten anheuern! Egal, kann man jetzt nicht mehr ändern. Nr. 3!”

»Ja, Ma'am?«

„Hört auf mich so nennen, verdammt! Zurück zum Gefecht! In diesem Gebäude ist der Wels. Halt deinen Kleckser gut fest und mach dich auf die Jagd. Aber vergiss nicht, deine Muni ist begrenzt. Wir sind hier nicht im Revierkampf, wo man mit Tinte ballert und sich der Tank von selber füllt, verstanden?”

Tarja salutierte, auch wenn Nr. 2 das nicht sehen konnte.

»Aye, aye, Sir!«

„Oh Mann, das wird was werden Na fein, dieses Versteck ist schlecht bewacht. Coby behält die Umgebung im Auge. Das Versteck ist rudimentär ausgebaut und die Oktorekruten lahme Seeschnecken. Wir bleiben in Funkkontakt. Käpt'n Kuttelfisch und ich können sehen was du siehst, Nr. 3.”

„Ich tu alles für die Kids!”

„Nicht jetzt, Käpt'n. Ich instruiere gerade Nr. 3.”

Kurz darauf war klar, was zu tun war. Mit dem Heldenkleckser im Anschlag betrat Tarja das Gebäude, welches von innen noch schlimmer aussah als von außen. Äußerlich hatte es wenigstens den Anschein gemacht, einigermaßen hergerichtet worden zu sein. Es war dunkel hier drinnen, überall lag Schutt und kaputter Krempel. Die Decke löchrig, es roch staubig und schimmlig. An jeder Ecke konnten Oktorekruten auf der Lauer liegen. Tarja lief ein Schauer über den Rücken, die Waffe zitterte wieder in ihrer Hand.

„Ich gebe dir gleich die Positionen der Rekruten durch. Versuche, Konfrontationen zu meiden, 3.”

„Mach dir keine Sorgen, Tarja. Ich pass auf dich auf”, drang blechern Cobys Stimme in Tarjas Ohr.

Sie knirschte mit ihren spitzen Zähnen. »Du hast nur ein Fernglas! Wie willst du mich damit beschützen?!«

„Ich könnte es werfen …”

„3, zwei Oktorekruten auf vier Uhr. Es gibt keinen anderen Weg, du musst sie aus dem Weg räumen!”

Tarjas Herzschlag beschleunigte sich, als sie um die Ecke bog.

Den Finger am Abzug.

Kapitel 7 – Blutbad


 

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Now nights grow long; summer abates.

The tides recede as squids stampede.

With fireworks, we celebrate.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Bumpin' 8-Ball Station“ ~

 

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Tarja bog um die Ecke, den Kleckser im Anschlag, und feuerte panisch los. Sie hörte überraschte Schreie, wie Metall auf Metall schlug, etwas zerplatzte wie ein Ballon, jemand ging zu Boden.

Als Tarja eines ihrer Augen vorsichtig öffnete sah sie ein Massaker, von dem sie nie geglaubt hätte, dass sie es selbst hätte anrichten können. Überall klebte das Blut; an den Wänden, den wenigen Glasscheiben und auf den leblosen Körpern der Oktorekruten. Langsam trat es aus ihren Leichen und breitete sich zu kleinen Pfützen auf dem Boden aus. Ein metallischer Geruch lag in der Luft, der südliche Duft des Todes.

„Aye, dass meine alten Augen das noch sehen durften …”, murmelte Käpt'n Kuttelfisch angetan.

Alle Achtung, 3. Einige Kugeln haben ihr Ziel verfehlt, aber getroffen hast du sie alle. Das nächste Mal darfst du gerne mit offenen Augen schießen. Und möglichst ohne martialischen Schrei, wenn es geht. Mir klingeln immer noch die Ohren”, drang Nr. 2s Stimme knisternd aus dem Mikro.

Coby hingegen war von Tarjas Leistung völlig aus dem Häuschen. „Wow, wie du die alle umgenietet hast! Als wärst du fürs Kämpfen geboren!”

»Ich hab sieben Brüder«, sagte Tarja außer Atem und ließ langsam die Waffe sinken.

„Oh, na das erklärt einiges”, antworte Nr. 2. „Kommen wir noch zu einem anderen Punkt auf unserer Tagesordnung: Die Kesselportale.”

Tarja starrte noch immer wie gebannt auf die Szenerie vor ihr, lief zwischen den toten Rekruten umher und atmete tief ein. »Die was?«

„Kesselportale. Die Kesselportale. Coby!”

„J-ja?”

„Hast du Nr. 3 denn nicht erklärt, was Kesselportale sind?! Hast du überhaupt irgendwas erklärt?!”

„Ich, äh … Ich, ja …”

Nr. 2 seufzte hörbar. „Einmal mit Profis arbeiten!”

„Ich bin erst 14!”, protestierte Coby aufgebracht.

„3!”

Tarja schreckte aus ihrer Trance auf. Sie löste ihren Blick von den Leichen und salutierte zittrig. »Sir, yes Sir!«

Wieder hörbares seufzen. „Lass die Albernheiten. Die Kesselportale bilden den Eingang zum Untergrund. Sie sind überall in den Badlands versteckt und leider unsichtbar. Unsere besten Männer beißen sich an der Technologie die Zähne aus. Wir haben keine Ahnung, wie die Oktarianer das machen, aber das spielt jetzt keine Rolle. Du musst in diesem Gebäude ein Portal finden. Es bildet den Zugang zum Elektrowels.”

Tarja setzte sich vorsichtig auf einen kaputten Betonblock, der in seinem früheren Leben wohl Teil einer Wand war. »Wie zum Teufelsfisch soll ich etwas finden, das unsichtbar ist?!«, fragte sie aufgebracht.

„Mit deiner Tinte.”

Tarja kratzte sich verwirrt am Kopf. »Mit meiner Tinte?!«

Nr. 2 bejahte halbwegs geduldig. „Wenn du den Eindruck hast, dass eine Stelle merkwürdig aussieht, verspritz Tinte darauf. Es gibt dann ein ganz merkwürdiges Geräusch – ein bisschen so, als würde Glas Risse bekommen.”

Tarja sah sich in dem Schutthaufen um, in dem sie gerade saß. Die Unsicherheit war wieder da, schlimmer als je zuvor. Wieder in Panik dachte sie: Alles sieht merkwürdig aus! Ich war noch nie in den Badlands gewesen, wie soll ich wissen, was hier anders aussieht als sonst?!

Coby melde sich verrauscht zu Wort. „Hey, ganz ruhig. Du bist nicht alleine, wir helfen dir. Wir sehen, was du siehst. Wenn wir denken, dass wir ein Portal gefunden haben, dann melden wir uns.”

Ein ganz klein wenig fühlte Tarja sich besser, als Coby sie daran erinnerte, dass auf ihrem Kopf diese unbequeme GoPro pappte.

„So ist es. Nr. 1 ist schon vorgegangen, sie checkt die Lage. Könnte sein, dass ihr aufeinander trefft, 3”, erklärte Nr. 2, um Tarja zu beruhigen.

„Ich zähl auf dich, Nr. 3!”, meldet Käpt'n Kuttelfisch sich plötzlich aus dem Off.

„Käpt'n, bitte …”, murmelte Nr. 2 dezent genervt.

Coby meinte zu Tarja, dass sie sich  vorsichtig durchs Gebäude bewegen sollte, Nr. 2 wüsste ja die feindlichen Positionen – eine leichte, erste Aufgabe für einen fisch gebackenen Agent. Zumindest fanden das alle anderen, alle, außer Tarja.

Schritt für Schritt bewegte sie sich durch die Ruinen, um sie herum zerfallene Wände. Stahlträger ragten aus dem Beton und vermittelten nicht gerade ein Gefühl der Sicherheit, unter ihren Schuhen knirschte es jedes Mal ganz furchtbar. Tarja hatte das Gefühl, furchtbar viel Lärm zu veranstalten.

Sie kletterte gerade über Bauschutt, als ein Oktorekrut auf sie schoss.

Kapitel 8 – Unter Beschuss


 

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I see you standing in the rain.

Within a storm—forever warm.

Powerful as a hurricane.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Freakazoid Station“ ~

 

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Wer hätte gedacht, dass ich so schnell sein kann?, ging es Tarja durch den Kopf, während sie sich hinter die Überreste eines Schrankes kauerte.

Der Oktorekrut befand sich auf einer baufälligen Etage über ihr und ballerte blubbernd auf ihre Deckung.

»Was mach ich denn jetzt?!«, schrie sie panisch, während Kugeln an ihr vorbeisirrten.

„Deine Granaten, 3!”, rief Nr. 2.

Ach ja … Tarja griff an ihre Seiten und fühlte die kleinen Bomben, die Coby Ihr zusammen mit der Ausrüstung und dem Heldenanzug überreicht hatte.

Coby erklärte ihr, wie man sie anwendet: „Du ziehst den Stift raus und schmeißt sie da hin, wo sie hochgehen soll.”

Klingt einfach. Wenn man sich aber kaum aus der Deckung wagen will, weil man schwer unter Beschuss steht, dann ist das jedoch ein anderes Kaliber. Tarja linste hinter dem Schrank hervor und bemerkte, dass dieser Rekrut anders aussah als die letzten, die sie gekillt hatte.

»Der hat ja zwei Tentakel …«

„Ja, ein Twintacle. Die sind ein bisschen schlauer und können gut zielen”, stellte Nr. 2 nüchtern fest.

Schwer atmend verkroch Tarja sich wieder hinter dem Schrank. »Das pack ich nicht! Dafür bin ich nicht gemacht, klar?! Holt mich gefälligst aus dieser Scheiße raus!«

„Eine gute Deckung ist die halbe Miete.”

„Opa! Ich meine, Käpt'n, so sprechen wir 3 keinen Mut zu.”

»Ich hab eh keinen Mut!«, schrie Tarja und verschränkte die Arme über dem Kopf, als ein Teil des Schrankes wegsplitterte und Holz auf sie nieder regnete.

Opa?! Sagt mir nicht, ich bin in so ein Familienunternehmen gestolpert oder in eine Squidmafia – das wäre es ja noch!

Tarja konnte nicht sagen, wie lange sie hinter ihrer Deckung kauerte, als ein ohrenbetäubender Lärm sie heftig zusammenzucken ließ. Und dann nichts mehr. Es herrschte geradezu eine gespenstische Stille – nach einigen Minuten krabbelte Tarja hinter der Deckung hervor.

»Ah, es geht dir also gut.«

Sie sah zwei alte, verschrumpelte Füße vor ihrer Nase. Als sie aufsah, blickte sie in zwei riesige Glubschaugen.

»Käpt'n?!«

»Aye, ich hatte vergessen dir zu stecken, dass Schüsse gegen ihre Schutzschilde nutzlos sind.« Er stupste gegen die Überreste einer Eisenplatte. »Du musst sie dir von hinten schnappen.«

Coby taumelte hustend durch den Nebel, der durch eine Explosion verursacht worden war, und kam ächzend neben Tarja auf die Knie. »Ich hab eine Granate hochgejagt und der Käpt'n den Twintacle erledigt, als der davon abgelenkt war! Die halbe Etage ist rungergekommen! Ich wäre beinahe zerquetscht worden! Außeneinsätze sind ja so gar nicht mein Fall!«

Nun war es an Tarja, Coby in eine feste Umarmung zu ziehen. »Du Spacko! In was hast du mich da reingezogen?!«, brüllte sie Coby ins Ohr.

»Hach ja, junge Liebe …«, murmelte Kuttelfisch ungehört, während Tarja Coby schüttelte und schwor, ihn umzubringen, wenn er sie noch einmal so alleine ließe.

»Da fällt mir ein«, Kuttelfisch hatte einen Sack dabei, den er neben den beiden zu Boden fallen ließ, »ich hab noch ein bisschen zusätzliche Rüstung gefunden. Schick, was?«

Tarja schubste Coby von sich und öffnete den Beutel. Sie kam sich vor wie am 25. Inkzember an Squidmas. In dem Sack war ein Helm, eine bessere Hose und eine grüne Jacke zum Überziehen. Schnell legte sie die Kleidung an.

Kuttelfisch fasste sie prüfend ins Auge. »Du bist aus der richtigen Tinte gemacht, Nr. 3, aye. Aber souveräner musst du werden.«

»Viel zu lernen du noch hast«, murmelte Tarja verärgert. »Wie kommt ihr auf die Idee, mich in dieses Höllenloch zu jagen?!«

Coby legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Du bist die Auserwählte, Tarja.«

Sie gab ihm eine beherzte Schelle. »Blödfisch!«

„Was für ein Chaos! Zieht los und sucht das Kesselportal!”, meldete sich Nr. 2s Stimme rauschend.

„Wenn ihr nicht langsam Tempo macht, kommen immer mehr Oktorekruten! Wenn 3 schon bei denen Probleme hat, sehe ich schwarz für sie, sollten Oktolinge auf den Plan treten!”, redete eine neue Stimme dazwischen.

Wer ist denn das jetzt schon wieder?! Tarja sah Coby verwirrt an.

»Das war Nr. 1«, erklärte er.

Tarja runzelte die Stirn, ihr kam da ein Gedanke. »Wenn die beiden 1 und 2 sind und ich 3, wer bist dann du?!«

Kapitel 9 – Kreuzfeuer


 

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Mistakes of youth teach us a lot.

We skate too fast and have a blast

And learn quickly not to get caught.

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Slap Bracelet Station“ ~

 

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»Wer, er?« Kuttelfisch deutete mit seinem Klotzer auf Coby. »Er Ist kein Agent. Er ist, ähm …«

„Headhunter. Und ein verdammt schlechter, möchte ich meinen ”, kam Nr. 2 Kuttelfisch unwirsch zuvor.

»Ey!«, protestierte Coby und seine Wangen färbten sich rot. »Ich hab recht mit ihr! Ich weiß es!«

Tarja fühlte sich tatsächlich geschmeichelt. Obwohl sie gerade eben so jämmerlich versagt hatte, beharrte Coby darauf, dass er den richtigen Inkling für diesen Job gefunden hatte.

»Meinst du wirklich?«, flüsterte sie ihm unsicher zu.

Er nickte selbstbewusst. »Ich bin mir sicher!«

Na, wie auch immer. Ich kann nicht weiter quatschen, zu viele Oktarianer vor Ort. Ich melde mich später!“, verabschiedete sich Nr. 1

»Gut, Cole ist sich sicher. Dann soll Nr. 3 weiter nach dem Kesselportal suchen«, entschied Kuttelfisch. »Auf sie mit Gebrüll, aye!«

»Coby! Mein Name ist Coby!«

»Aye«, murmelte Tarja und rappelte sich wieder auf.
 

Tarja hatte immer noch das Gefühl, als würde ihr das Herz gleich aus der Brust springen, dabei kauerten sie schon seit fast zehn Minuten hinter einer Mauer. Käpt'n Kuttelfisch und Coby warfen vornehmlich Granaten und hatten so bereits den einen oder anderen Rekruten ausgeschaltet. Kuttelfisch wäre einfach schon zu zittrig für den Klotzer, meinte er.

»3, du kannst dich gleich aus der Deckung wagen«, meinte Kuttelfisch, die Schultern gegen die Wand gepresst und die letzte Granate in der Hand. »Außerdem geht mir jetzt die Muni aus.«

Tarja nickte und versuchte tief durchzuatmen, während sich neben ihren Kopf Kugeln in den Beton gruben und Gemäuer davonspritzte.

Coby war kreidebleich geworden, zeigte aber einen Daumen hoch und grinste tapfer.

Der Kugelhagel wurde weniger. Nicht weit von Tarja entfernt lag ein verrostetes Autowrack, das die Oktarianer gebaut und zurückgelassen haben mussten. Ihr lief der Schweiß von der Stirn, sie wippte mit den Zehen und wartete den richtigen Moment ab.

„Heute noch, Nr. 3”, knisterte Nr. 2s Stimme.

Tarja gab sich einen beherzten Ruck. Die Waffe fest im Griff, stürmte sie los, die blaugrünen Augen auf das Auto gerichtet. Kugeln schlugen in Metall, sie presste die Zähne aufeinander, das Herz raste wie wild. Ihre Füße hallten in ihren Ohren unendlich laut. Auf keinen Fall stolpern!

Mit einem Scheppern rutschte Tarja gegen das Auto in Deckung und atmete hastig aus. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie hörte das Blubbern und Brabbeln der Oktarianer, vorsichtig lugte sie hinter dem verrosteten Heck hervor. Ein Rekrut wusste offenbar nicht, wo sie war. Tarjas Zungenspitze lugte zwischen ihren Lippen hervor, während sie mit dem Heldenkleckser sorgsam zielte.

Zwei gut gesetzte Schüsse später, sackte der Rekrut tot zu Boden. Seine Kameraden düsten aufgeregt herum und schossen wild um sich.

Coby hatte wirklich recht, die sind super dämlich ..., dachte Tarja erleichtert. Sicher hinter der Deckung schaltete sie einen Rekruten nach dem anderen aus.

Nachdem der letzten Oktarianer Blut und Tinte spuckend zu Boden gegangen war, kamen Kuttelfisch und Coby hinter der Mauer hervor.

»Gute Arbeit, Nr. 3«, lobte Kuttelfisch Tarja mit glänzenden Augen.

Coby hob seine Finger und zeigte das Victory-Zeichen. »Du hast es echt drauf!«

„So viele Oktarianer auf einem Fleck bedeutet etwas … Seht euch gut um, ihr drei. Das Kesselportal ist hier vielleicht irgendwo!“, befahl Nr. 2.

Die drei Inklinge nickten sich zu und machten sich auf die Suche.
 

»Eindeutig, das ist ein Portal.« Kuttelfisch klopfte mit seinem Klotzer a.k.a Gehstock gegen Etwas, das aufs Verrecken nicht zu sehen war.

Tarja rieb sich die Augen, ging auf die Knie und befühlte, was nicht da war und doch da war. »Wie strange ist das denn?!«

»Mega!«, bestätigte Coby „tiefsinnig”.

Kuttelfisch instruierte Tarja und Coby, das Kesselportal mit ihrer Tinte erscheinen zu lassen. Mit einer Waffe für den Revierkampf ginge das zwar schneller, aber auch so schafften die zwei es, dass der unsichtbare Schutz nach und nach verschwand. Wie Nr. 2 bereits sagte, hörte es sich für Tarja so an, als würde Glas splittern.

Schließlich war das Portal zu sehen. Klein, rund, aus Metall und sehr unbeeindrucktend Tarja griff nach dem Deckel, um daran zu ziehen. Sie zog, was die Tentakel hergaben, aber der Deckel rührte sich nicht vom Fleck.

Coby ging in die Hocke und analysierte den Mechanismus. Schließlich zeigte sich sein Genie; er schnipste mit den Fingern und grinste breit.

»Da ist ein Schloss dran.«

Tarja hörte mit einem Ächzen auf, am Deckel herumzuzerren. »Ein Schloss?! Nicht dein scheiß Ernst!«

Kapitel 10 – Vom Regen in die Traufe


 

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Put down the phone go shelve your book.

Get ready, champ—it's time to camp!

We'll share a drink right from the brook!

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Wack 8-Ball Station“ ~

 

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Kuttelfisch humpelte näher heran und nickte bedächtig. »Der junge Cole hat recht.«

»Coby!«

»Wie auch immer. Nr. 3, wir müssen den Schlüssel finden!«

„Ich stimme dem Käpt'n zu. Der Schlüssel kann nicht weit sein. Die Oktarianer haben anscheinend dazugelernt”, meldete Nr. 2 sich zu Wort.

»Ihr wollt mich verarschen! Jetzt muss ich in dieser Bruchbude auch noch einen Schlüssel finden?!«, plärrte Tarja zornig.

Es wurde laut bejaht, Tarja fluchte auf irgendeine Mutter.

Nach kurzer Lagebesprechung meldete sich unverhofft Nr. 1 wieder zu Wort: „Ach ja, das Kesselportal ist übrigens verschlossen!”

»Wissen wir längst!«, riefen die anderen drei genervt.

„Oh, na dann

„Aiol... Ich meine, Nr. 1 wir müssen unbedingt noch Mal das Weitergeben von Informationen üben!”, fauchte Nr. 2.

Nr. 1 seufzte tief. „Tut mir echt sorry. Chillt mal, ihr Stresstinter!”

Tarja platzte der Kragen und brüllte los: »Ich wäre beinahe durchsiebt worden von diesen verdammten Oktarianern! Mir ist gerade nicht nach Chillen!«

„Schon gut, schon gut, Neuzugang. Du hast wohl die Feuertaufe hinter dir, feine Sache. Aber bestimmt willst du von mir wissen, wer den Schlüssel hat, oder?”

Nr. 1 klang verdammt schelmisch, diesem Eindruck konnte sich Tarja nicht erwehren. Sie rammte ihre Faust gegen eine bröselige Mauer und knurrte ein kaum verständliches Ja.

„Wusste ich es doch”, keckerte Nr. 1. „Nicht weit von euch befindet sich eine kleine Zentrale. Alles sehr provisorisch. Oktario hat seinen Überfall überhastet und einige Quartiere sind entsprechend schlecht geschützt, plus zu wenig Personal. Na ja, so ein ähnliches Chaos wie bei uns eben … Jedenfalls, da ist ein Oktoling. Der hat den Schlüssel.”

Tarjas Wut war wie weggeblasen und die Farbe wich ihr mal wieder aus dem Gesicht. »Ein Oktoling? Ein richtiger Oktoling? Kein Rekrut?!«

„Kein Rekrut. Ein Oktoling. Um zum Elektrowels zu kommen, habe ich ihm den Schlüssel einmal gemopst und wieder zugesteckt. Er ist nicht der schlaueste seiner Gilde. Trotzdem, Oktolinge sind uns Inklingen ganz ähnlich; kein Vergleich zu den Oktorekruten, die geistlos durch die Weltgeschichte tingeln.”

Tarja setzte sich langsam auf den Boden und fasste sich an den Kopf. Coby ging neben ihr in die Knie, legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte zuversichtlich. Tarja hatte den unbändigen Wunsch, ihm ins Gesicht zu boxen.

„Ich gebe dir die Positionen durch, 3”, sagte Nr. 1 ungerührt.
 

Tarja musterte den Gebäudetrakt erschöpft. Oktorekruten fuhren um das Gebäude herum, viele Oktorekruten. Irgendwo da drinnen war der Oktoling. Der Trakt gehörte zu dem löchrigen Wrack, in dem die drei Inklinge bereits ihr Unwesen trieben. Es war etwas ausgebauter: Geflickte Wände, intakte Türen, richtige Fenster, zwei Stockwerke hoch und überall Überwachungskameras.

»Ich hasse mein Leben«, murmelte Tarja kurzatmig. Das wird ja immer schlimmer!, stellte sie verbittert fest.

Nr. 1 meldete sich aufgedreht: „Ach ja, einmal wieder jung sein!”

„Nr. 1, bitte. Außerdem bist du erst 17. Nr. 3, das sieht schlimmer aus, als es eigentlich ist.”

»Jetzt gehe ich auf jeden Fall drauf!«, zischte Tarja. Coby tippte ihr auf die Schulter. »Ich hab eine Idee!«

Sie zog die Augenbrauen hoch. »Eine Gute?«

Coby verdrehte die Augen. »Nee, ich erzähl dir nur Scheiß!«

»Würde mich nicht mehr wundern …«

»Ach, komm! Hör erst Mal zu!« Coby erklärte, dass er noch ein paar Granaten über hätte und Tarja doch auch. Damit ließe sich noch einmal ein Ablenkungsmanöver starten, und sie, von den Kameras unbemerkt, ins Gebäude eindringen.

Sie gab Coby ein Küsschen auf die Wange. »So dumm bist du ja gar nicht!«

»Ja. Moment, was?!«

»Wir machen es so, wie Cole sagt!«, entschied Kuttelfisch und tockte nachdrücklich mit dem Klotzer auf den Boden.

Kapitel 11 – Dem Ziel so nah


 

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Closer to pyramids than spheres—

Let fly the bombs! A sigh, then calm.

A pillow stained with ink—or tears.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Hypercolor Station“ ~

 

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Die Ohrenstöpsel, die Kuttelfisch Tarja in die Ohren gestopft hatte, leisteten gute Dienste. Die Explosionen und die Schreie der Oktorekruten drangen nur gedämpft zu ihr durch.

Während um sie herum Staubwolken sich ausbreiteten und Rekruten kopflos (manchmal auch wortwörtlich) durch das Unheil taumelten, huschte Tarja ungesehen durch eine Tür, die Blut bespritzt war. Sie flitzte den Gang entlang, der aus grauem, unebenem Beton bestand, und versteckte sich in dem ersten abgehenden Raum. Dort war es dunkel und es roch, wie in einem alten Lagerkeller, aber hinter den großen Holzkisten konnte sie die Ohrenstöpsel wieder durch den Knopf austauschen.

„Alles paletti, 3?”, fragte Nr. 1 ganz cool.

»Lief wie geschmiert, aber das war auch der einfache Part«, flüsterte Tarja und behielt angespannt die Tür im Auge.

Nr. 2 stimmte summend zu. „So ist es. Suche möglichst unbehelligt den Oktoling. Nimm ihm die Schlüssel ab. Egal wie.”

»Ihm?!«

Ihm. Ist tatsächlich ein Kerl. Wundert mich auch, dass es kein weiblicher Oktoling ist“, meinte Nr. 1.

Tarja kratzte sich am Kopf, die GoPro saß schon sehr unbequem. »Wieso wundert dich das?«

Nr. 2 erklärte: „Normalerweise ist die Mehrheit der Oktolinge, gegen die wir kämpfen, weiblich. Keine Ahnung wieso. Vielleicht hat das einen kulturellen Hintergrund oder es gibt einfach mehr Weibchen als Männchen. Na ja, wie dem auch sei. Hier befindet sich ein männlicher Oktoling und er besitzt den Schlüssel.“

Tarja musste unwillkürlich daran denken, dass Nr. 1 meinte, dass Oktolinge so seien wie Inklinge. Konnte sie jemanden kaltblütig zwischen die Augen schießen, der tatsächlich dachte, fühlte, lebte? Tarja wusste es nicht. Sie würde es wissen, wenn es so weit war.

Während draußen immer noch ein Tohuwabohu herrschte, schlich sie sich wieder zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Auf dem Flur war nichts los, alle Rekruten konzentrieren sich auf den Angriff von außen.

Wo steckt dieser Oktoling?!

»Nr. 1 … Warum kannst du den Wels denn nicht selbst holen? Du bist doch schon dort!«, fragte Tarja leise und huschte um ein Eck in den nächsten langen, leergefegten Flur. Das Deckenlicht, das an manchen Stellen ausgefallen war, verströmte ein kaltes, unangenehmes Licht und erinnerte Tarja an ein Krankenhaus. Die Türen waren aus Eisen, die Wände schlampig in Mint verputzt – nichts sah hier auch nur ansatzweise schön aus.

„Weil ich die Positionen ausspioniere. Sollte ich auffliegen, klar, dann hol ich mir den Wels. Aber so habe ich noch genug zu tun. Oktario hat eine Menge Welse geklaut. Um die zurückholen zu können braucht es Jemanden, der die Positionen kennt. Und die Positionen des Feindes.”

»Verstehe.«

„Nr. 3, wahrscheinlich befindet sich der Oktoling in der Kommandozentrale. Er muss der Befehlshaber sein. Suche nach einem Raum, in dem die Überwachungskameras eingesehen werden können”, erläuterte Nr. 1 zum ersten Mal sachlich und ohne Albernheiten.

Tarja murmelte, dass sie verstanden hatte und schlich weiter. So lange draußen Weltuntergangsszenario herrschte, hatte sie hier drinnen ihre Ruhe. Sie linste in alle Räume, die sie passierte, aber entweder waren sie ungenutzt oder es befanden sich nur Ressourcen in ihnen, wie Waffen, Munition und Schilde.

Schließlich bemerkten ihre scharfen Augen einen Raum, unter dessen Türspalt gedämpftes Licht flimmerte.

»Ich glaube, ich habe ihn gefunden«, flüsterte Tarja, ihr Puls beschleunigte noch einmal, während sie Stück für Stück zur Tür schlich. Sie stand einen Spalt offen, als Tarja nah genug dran war, um einen Blick hinein zu wagen.

Sie sah, dass alle Wände mit Fernsehern voll hingen, doch auf ihnen war kaum etwas zu erkennen. Schließen jagten Kuttelfisch und Coby draußen das halbe Gebäude in die Luft, daher sah man auf den Bildschirmen vornehmlich Staub, Rauch und ab und zu einen Oktorekruten, der panisch in die Kamera schrie, wie in einem schlechten Horrorfilm.

Tarja hörte ein Schlürfen, als trinke jemand mit einem Strohhalm. Auf einem Drehstuhl saß Jemand, den Tarja auf den ersten Blick für einen Inkling gehalten hatte, aber Moment … Seine Tentakel sahen anders aus als ihre oder die von Coby. Die Saugnäpfe befanden sich oberhalb, statt unter dem Tentakel.

Ein waschechter Oktoling. Verdammt noch mal, der Scheißkerl sieht so verflucht normal aus!, dachte Tarja und biss die Zähne zusammen. Oh, was haben wir denn da?!

Unglaublich, auf dem Schaltpult lag ein Schlüsselbund! Tarja konnte natürlich nicht wissen, ob das der gesuchte Schlüssel war, aber wenn sie es schaffte, diesem Oktoling den zu klauen, dann sparte sie sich vorerst die Frage, ob sie die Eierstöcke hatte, dem Burschen eine Kugel ins Hirn zu jagen.

Das Blut rauschte in Tarjas Ohren, während sie sich Millimeter für Millimeter heranschob.

Kapitel 12 – Oktoling auf 12 Uhr!


 

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You overwhelm with crowds and throngs.

At every turn, you writhe and churn.

Why can't we simply get along?

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Shrinky Ink Station“ ~

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Tarja musste nur noch ihre Hand ausstrecken und der Schüssel wäre gesichert. Ihre Augen schossen zu dem Oktoling, der ausdruckslos auf die Bildschirme starrte, einen Pappbecher in der Hand und der Strohhalm zwischen den Lippen.

Tarja zog die Augenbrauen hoch. Meine Fresse, draußen werden seine Kameraden in ihre Einzelteile zerlegt und der chillt hier seine Base!

Der Oktoling sagte etwas, das Tarja nicht verstand. Vor Schreck machte sie einen Schritt zurück und stieß mit dem Fuß gegen einen weiteren Pappbecher. Der Oktoling zuckte zusammen und drehte sich um.

Es fühlte sich an, als hätte jemand die Zeit angehalten. Die beiden starrten sich überrascht in die Augen, Tarja hatte noch immer die Hand nach dem Schlüssel ausgestreckt, dem Oktoling hing der Strohhalm im Mund. Sie sahen beide mega blöd dabei aus.

„Erschieß ihn, 3! Erschieß ihn!”, schrie Nr. 1 in Tarjas Ohr. Tarja war noch immer wie erstarrt.

Der Oktoling hatte bernsteinfarbene Augen, die sie groß ansahen, er wirkte schockiert, aber auch irgendwie fasziniert von Tarjas Anblick. Er hatte eine Irokesenfrisur und trug dicke Ausrüstung. An seinem Gürtel hing eine Schusswaffe, nach der er glücklicherweise nicht griff, denn Tarja hatte nicht das Gefühl, auch nur einen Muskel bewegen zu können.

»Inkling«, sagte der Junge, so als müsse er sich verbal bestätigen, dass Tarja gerade tatsächlich die Schlüssel schnappte, auf dem Absatz kehrt machte und davon stürmte.

Nr. 2 war am Mikro außer sich. „Was 'machst' du denn?! Er wird versuchen dich zu töten!”

»Er hat vorhin versucht, aus einem leeren Becher zu trinken! Vielleicht ist er nicht so klu...«

Laute Schüsse unterbrachen Tarjas hoffnungsvolle Vermutung. Als sie einen Blick zurückwarf, sah sie, dass der Oktoling die Waffe gezogen hatte und auf sie zielte.

„Du musst ihn umlegen!”, rief Nr. 1 eindringlich.

»Er denkt!«

Tarja schoss um eine Ecke und haute die Bremsen rein. Blutverschmierte und eingestaubte Oktorekruten stürmten gerade das Gebäude und ballerten sofort los.

Was für ein scheiß Tag!

„Was?! Er denkt? Wovon redest du?!”, hakte Nr. 2 verwirrt nach.

Tarja hastete in einen dunklen Raum neben sich und schmiss die Tür hinter sich zu. Sie jagte hinter ein paar Kisten, ließ sich fallen und verwandelte sich in einen Tintenfisch, um sich besser verstecken zu können. Schwer atmend sagte sie ins Mikro: »Er denkt, er fühlt! Er ist jemand, 2. Er hat eine Seele. Er ist wie … ich.«

Die Tür flog aus den Angeln. Das Licht des Flures strömte in den Raum, Tarja erkannte die Silhouette, die an der Schwelle stand als die des Oktolings.

»Er ist wie ich«, flüsterte Tarja atemlos.

„Ja. Nur, dass er bereit ist zu töten. Das unterscheidet euch”, stellte Nr. 2 eisig klar.

Der Oktoling hielt seine Waffe vor sich und ging leicht geduckt hinein. »Ich weiß, dass du hier bist, Inkling«, sagte er herausfordernd. Bedächtig schwenkte er die Waffe hier hin und dort hin. »Komm raus und gib mir die Schlüssel, dann passiert dir vielleicht nichts.«

Was labert der für einen Schwachsinn?!, dachte Tarja zitternd hinter ihrer Kiste. Blöder Oktospacko!

Der Oktarianer ging weiter, Tarja konnte seine Stiefel auf dem Beton knirschen hören, seine Ausrüstung knarzen und das leise Klappern seiner Waffe, wenn er sie schwenkte.

„Zieh deine Waffe, 3. Du bist im Vorteil. Komm hinter den Kisten vor und knall ihn endlich ab!“, zischte Nr. 1 ungeduldig.

Tarjas Puls raste wie verrückt, ihr Herz klopfte so laut, dass es sie wunderte, dass der Oktoling es nicht hören konnte. Sie packte schweißgebadet die Waffe fester, zählte bis zehn, fügte dabei ein paar erfundene Zahlen mit ein, atmete tief ein und trat hinter der Kiste hervor. Sie richtete ihren Heldenkleckser auf den Oktoling, der ihr gerade den Rücken zukehrte. Ihr Finger am Abzug. Sie musste nur noch drücken. Nur noch schießen.

Der Oktoling drehte sich blitzschnell um und richtete nun seine Waffe auf Tarja, die bernsteinfarbenen Augen zu schmalen Schlitzen verengt.

Tarja griff nach einem Schild, der neben ihr auf einer Kiste lag und schleuderte diesen ihrem überraschten Feind entgegen, dem das Teil gegen die Brust rauschte. Ächzend ging er in die Knie, während Tarja aus dem Raum flüchtete.

Kapitel 13 – Benji


 

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"When going through here, play it cool!"

Or get a clue and don't go through!

I won't bend on this! Them's the rules!

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Ballercise Station“ ~

 

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»Wo lang jetzt?!«, schrie Tarja unterm Rennen. Der Ausgang war blockiert. Wenigstens waren die Oktorekruten lahme Krücken und kaum eine nennenswerte Bedrohung. Blubbernd fuhren sie hinter ihr her, wie ein paar rebellische Senioren auf ihren Rollatoren.

Nr. 1 fluchte kräftig. „Verdammter Mist! Gut, weiter den Gang entlang! Immer weiter! Ganz hinten ist ein Raum mit Fenster!

Tarja gehorchte und rannte, was ihre dünnen Beine hergaben. Wenn sie Pech hatte, war der Oktoling ein besserer Läufer als sie. Wenn sie Pech hatte, erschoss er sie, bevor sie es zu dem Raum schaffte. Der Raum, von dem Nr. 1 gesprochen hatte, kam immer näher. Tarja hatte das Gefühl, als würden ihre Lungen gleich den Geist aufgeben.

Sie hechtete zur Tür, riss sie auf, verschwand in den dunklen Raum und schmiss die Tür wieder zu. Ihre Augen scannten eilig den Ort, das Fenster sprang ihr direkt ins Auge. Es war ein sehr altes Schiebefenstern, die Sorte, die Tarja nicht leiden konnte, weil die Dinger ihr immer auf die Finger knallten. Der Raum war fast leer, nur ein zertrümmerter Tisch lag an einer Wand und kollabierte Regale standen verteilt herum. Tarja lief zum Fenster und versuchte es aufzuschieben.

»Das Arschloch klemmt!«, fluchte sie und drückte so fest sie konnte.

Die Tür hinter ihr ging auf.

Nr. 1 und 2 schrien durcheinander, als Tarja, die Hände noch immer am Fenster, über ihre Schulter schaute.

Wie nicht anders zu erwarten stand der Oktoling vor ihr, die Waffe am Gürtel. »Das Fenster ist seit Jahrzehnten nicht geöffnet worden. Ich glaub nicht, dass du das aufkriegst«, meinte er kritisch.

Tarja stand wie zu Eis erstarrt da.

Dieser Tod ist wenigstens cool!, dachte sie und ließ langsam die Hände sinken.

»Frage: Warum hast du das Fenster nicht einfach kaputt geschossen?«, fragte der Oktoling mit hochgezogenen Augenbrauen.

Tarja wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Dass sie in Panik nicht einmal an die einfachsten Lösungen dachte? Stattdessen glotzte sie den Oktoling mit offenem Mund an.

»Mein Name ist Benji.« Der Oktoling legte die rechte Hand auf die linke Brust und salutierte.

Tarja starrte ihn weiterhin an wie eine Motte das Licht.

Benji runzelte zögerlich die Stirn. »Verstehst du mich denn?«

Zugegeben, sein Inkisch hatte einen harten Akzent, aber Tarja verstand ihn wunderbar. Langsam nickte sie.

Was läuft hier für ein Film?”, murmelte Nr. 2.

Der Oktoling betrachtete Tarja mit schief gelegten Kopf. »Mir wurde beigebracht, dass Inklinge tödlich sind, dass sie jeden umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken.«

Tarja hätte gerne erklärt, dass ihr dasselbe über die Oktarianer erzählt wurde, aber ihre Zunge klebte ihr förmlich am Gaumen fest.

Benji sprach weiter, blieb allerdings auf Abstand. »Wieso hast du mich nicht erschossen? Du hattest Gelegenheit und Möglichkeit dazu – mehr als einmal.«

Eine angespannte Stille breitete sich aus, bis Nr. 1 sagte: „Weil sie keinen Mumm hat.

Benji zog sofort die Waffe und sah sich panisch in dem Raum um. Er rief etwas in seiner Sprache, die Tarja nicht verstand. Sie klang hart, aber irgendwie auch schön.

Tarja zog sich den Knopf vom Ohr, das Mikro ebenfalls und legte die GoPro ab. »Jetzt sind sie weg.«

»Wer war das?!«, wollte Benji laut wissen und richtete die Waffe wieder auf Tarja.

»Meine Kollegen. Aber jetzt können sie nichts hören und nichts mehr sehen.«

Nachdem wieder ein paar Sekunden der Stille verstrichen waren, ließ Benji die Waffe langsam sinken. Seine bernsteinfarbenen Augen betrachteten Tarja eingehend.

Tarja kaute nervös auf ihren Lippen herum. »Du … Du siehst mich an, als hättest du noch nie einen Inkling gesehen«, meinte sie schließlich und lachte nervös. Ihr Lachen war zu hell und klang ziemlich bescheuert.

Benji rieb sich über den Arm. »Na ja, nein … Noch nie … Hast du schon mal einen Oktoling gesehen?«

Tarja schüttelte den Kopf.

»Dachte ich mir.«

Dann herrschte wieder Schweigen. Tarja räusperte sich nach einigen Sekunden des Schweigens. »Ich hab dich nicht erschossen, weil … weil du jemand bist.«

Benji sah sie verdutzt an. »Weil ich jemand bin?«

»Ja.« Sie suchte hastig nach den richtigen Worten. »Diese Oktorekruten, die sind Niemand. Die haben diesen leerem Blick …«

Benji nickte langsam. »Oh, ja. Es sind nur Tentakel. Sie können kaum denken.«

»Du bist wie ich«, sagte Tarja. »Du hast bestimmt eine Familie, Freunde … Du hast bestimmt Träume und Ängste … Genauso wie ich.«

Benji sah sie eine Weile stumm an. Tarja konnte seinen Blick nicht richtig deuten, er wirkte reserviert, aber interessiert.

Benji ging langsam auf Tarja zu. 

Kapitel 14 – Vorwärts, Soldat!


 

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How desolate this star-marked limb.

Is what awaits me this same fate?

I must not dwell; it's much too grim.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Breakdance Station“ ~

 

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3 ist in im letzten Raum! Ein Oktoling ist bei ihr!”, brüllte Nr. 2 so laut ins Mikro, dass Coby das Gefühl hatte, als fielen ihm gleich die Ohren ab. „Und sie erschießt ihn einfach nicht! Wie ich Diplomaten hasse!”

Kuttelfisch nickte brummend. »Habe verstanden. Habt ihr Kontakt zu ihr?«

Nr. 1 erklärte hastig: „Funkverbindung und Sichtkontakt sind tot!”

Der Käpt'n bestätigte und richtete seine riesigen Augen auf Coby, der sich zum x-ten Mal die Brille säuberte. Ständig heftete sich Dreck daran. Die Staubwolken von den Explosionen hatten sich noch immer nicht vollständig gelegt.

Coby schluckte schwer. Tarja ist in Schwierigkeiten! Ich muss etwas tun! Etwas Intelligentes! Warum bin ich so nutzlos?!

Er und der Käpt'n hatten sich hinter einem Mauervorsprung verschanzt, die Granaten waren ihnen ausgegangen. Sie hatten gehofft, dass Tarja das Kind schon schaukeln würde. Oktorekruten streunten desorientiert übers Gelände, Kuttelfisch erschoss sie gleichmütig mit seinem Klotzer und redete dabei so Zeug wie »Multikill! Fatality! Monsterkill!«.

Doch nach dem Bericht von 1 und 2 hörte er damit auf.

»Coby, wir müssen Nr. 3 helfen«, erklärte Kuttelfisch, auf seine Waffe gestützt und vom Alter gebeugt.

Coby setzte sich mit zitternden Händen die Brille wieder auf. »Sie wissen meinen Namen ja doch«, stellte er glücklich fest.

»Natürlich, Kenny. Und jetzt komm, auf in die Schlacht!«

»Nein, mein Name ist … Ach, scheiß drauf! Und womit soll ich bitte in die Schlacht ziehen?!«, jammerte Coby und hob seine leeren Hände.

Kuttelfisch öffnete noch einmal den Sack, den er noch immer bei sich trug und holte zwei Quadhopper Noir heraus. Eine Waffe, die im Revierkampf zur Klasse der Doppler zählte – zumindest wird sie das, sobald diese Waffe eingeführt wird.

Coby erkannte das Waffenpaar nicht und nahm sie verdutzt an sich. Die sehen ja viel cooler aus, als Tarjas Heldenkleckser! Wenigstens gehe ich mit Stil drauf

Kuttelfisch erklärte. »Die Quadhopper Noir. Arty schraubt seit einiger Zeit daran herum. Du weißt schon, der Waffenhändler.«

Coby betrachtete die Doppler eingehend. »Ja, den kenne ich, der labert einen immer zu Tode … Was macht diese Waffe so besonders?«

»Sie ist schön leicht. Du kannst damit mehrere Rollen machen, um Schüssen auszuweichen. Besser, als mit jeder anderen Waffe.« Der Käpt'n reichte Coby Munition, dann lud er seinen Klotzer nach. »Es gilt keine Zeit mehr zu verlieren!«

Coby spürte, wie seine Beine vor Angst schlackerten. »Aber ich bin sauschlecht in so was!«

»Willst du 3 helfen?«

»Immer!«

Kuttelfisch stampfte mit seinem Klotzer auf. »Dann reiß dich zusammen – du Lusche! Vorwärts, Soldat!«

Coby nickte mit Bauchschmerzen, nahm die Quadhopper und linste hinter ihrer Deckung hervor. Es war mehr oder weniger ruhig, die Sicht noch immer eingeschränkt. Aber die Tür zum Gebäude stand offen und die Luft schien rein.

Kuttelfisch lief, erstaunlich flink für sein Alter, los und bedeutete Coby, ihm zu folgen. Coby rannte keuchend los, die Hände um seine neuen Waffen gekrampft, als er mit dem Fuß an etwas hängen blieb und zu Boden stürzte. Mit einem »Uff!«, landete er der Länge nach im Dreck und schaute über seine Schulter.

Dort lag ein toter Oktorekrut nebem dessen geschrotteten Gefährt, seine Augen starrten Coby blicklos an. Eine Granate hatte den Großteil seines Körpers zerfetzt und gab mehr von seinem Innersten preis, als unser Headhunter sehen wollte. Cobys Fuß war voller Blut, als er sich wieder aufrappelte. Er verzog angewidert das Gesicht und rannte weiter. Krieg ist eine einzige Sauerei! Ob die Oktarianer Reinigungskräfte haben?!

Der Käpt'n stand in der Tür, den Klotzer in der Hand und schoss mehrfach in den Gang. »Ich halte sie auf Trab, du gehst rein!«

Coby fuchtelte mit seinen Quadhoppern herum. »Warum nicht andersrum?!«

Kuttelfisch knurrte genervt. »Warum kann die Jugend von heute einen Befehl nicht einfach ausführen?!«

»Weil wir demokratisch gebildet sind?«

»Rein da, oder ich mach dir Feuer unterm Hintern!«

Kapitel 15 – Doppelter Rittberger


 

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With tresses pink and eyes a blank,

A smile so faint, it hides your feint,

You slip on past—outfoxed! Outflanked!

 

~ Kambo-Souvenir-Gedicht „Roll Out Station“ ~

 

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Jammernd ging Coby hinein. Die Mehrheit der Oktorekruten, die den Gang blockiert hatten, lagen mit Kopfschüssen auf dem Boden – die Überraschung stand ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben. Zwei Oktorekruten lebten noch und ballerten sofort auf Coby, als sie ihn entdeckten.

„Okay, Crashkurs für Anfänger. Roll dich hinter eine Deckung und baller auf den Rekrut!”, befahl Nr. 1, während Coby Zeter und Mordio schreiend hinter einer Rekrutenleiche saß.

»Ich soll was machen?! Wegrollen und dann schießen?!«

„Na los, mach schon!”, rief Nr. 2.

Coby schaute vorsichtig hinter seiner toten Deckung hervor. Die Rekruten hatten kein sehr gutes Gedächtnis. Nachdem Coby abgetaucht war, schauten sie noch eine Weile dumm drein und hörten schließlich auf zu schießen.

Unser Headhunter holte tief Luft, roch das Blut, metallisch und süß, die Hände fest um die Quadhopper gelegt. Er spannte die Beine an, biss sich auf die Unterlippe, sprang hinter der Leiche hervor, rollte sich über den Boden und … knallte mit dem Kopf gegen die gegenüber liegende Wand. Aber immerhin hatte er die Deckung erreicht.

Nr. 1 kicherte leise. „Nicht schlecht, neun von zehn Punkten!”

„Mit Abzügen in der B-Note!”, fügte Nr. 2 prustend hinzu.

Coby rieb sich stöhnend den schmerzenden Kopf. »Ha, ha! Hab ganz vergessen, wie man lacht! Okay, und jetzt …«

»Drauf halten!«

Coby sprang vor Schreck halb in die Luft. Käpt'n Kuttelfisch war hinter ihm aufgetaucht und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Na, na, nicht gleich die Nerven verlieren. Ich erschieß den linken und du den rechten. Wir müssen schnell machen!«

Der Käpt'n beugte sich seitlich hinter der Deckung vor, die aus einer offen stehenden Tür bestand, zielte, es gab einen leisen Knall und schon lag der nächste Oktorekrut mit einem Kopfschuss auf dem Boden. Sein Partner blubberte verdutzt und sah auf seinen toten Kameraden hinunter.

Nr. 1 rief: „Jetzt du, Headhunter! Zeig, dass du auch was Anderes kannst, als Leute voll labern!”

Coby machte einen Satz nach vorn, rollte über den Boden, kam in eine sitzende Haltung, nahm den Rekruten mit seinen Quadhoppern ins Visier und schoss. Die Kugeln zerfetzten den Körper des Rekruten. Blut und Tinte spritzte in den Gang, gurgelnd ging der Oktarianer zu Boden.

Kuttelfisch klopfte Coby auf die Schulter. »Gut gemacht, Junge. Ich wusste doch, dass du es kannst.«

Coby stand mit zitternden Beinen auf und japste nach Luft. »Dass ich überhaupt getroffen hab!«

»Ja, das überrascht mich auch. Nun komm, wir müssen Nr. 3 helfen!«
 

Tarja zog sofort ihre Waffe, als sie sah, wie Benji auf sie zukam. Er blieb augenblicklich stehen und griff nach seiner eigenen Waffe.

»Mach dir keine Sorgen.« Er löste sie vom Gürtel, legte sie auf den Boden und schubste sie mit seinem Fuß zu Tarja hinüber.

Überrascht ließ sie die Waffe sinken. Der hat sie ja nicht mehr alle! »Ich kapier's nicht …«

Benji sah sie eindringlich an. »Du hast den Schlüssel gestohlen. Wieso?«

Das konnte sie ihm doch nicht sagen. Das sollte doch alles ganz anders laufen! Wir sollten uns gegenseitig hassen und abknallen! Das hat man davon, wenn man drei Herzen hat

Benji kam allerdings von selbst dahinter, was ja nicht sehr schwer war. »Du willst den Elektrowels zurückholen.«

Tarja blieb stumm wie ein Fisch.

»Ihr habt alles, und wir so wenig«, sagte Benji plötzlich. Seine Gesicht nahm verbitterte Züge an. »Ich kann dich den Wels nicht holen lassen. Wir brauchen ihn, Inkling.«

Tarja bückte sich langsam und hob Benjis Waffe auf. Mit ihrem Haifischgrinsen richtete sie sich wieder auf. »Der Wels gehört uns. Ich will dich vielleicht nicht erschießen, aber ich hole zurück, was unser ist!«

Benji knirschte mit den Zähnen. »Ihr züchtet die Welse sogar, aber nicht einen wollt ihr uns Oktarianern überlassen, obwohl es in den Badlands kaum möglich ist zu überleben!«

Tarja runzelte die Stirn. »Ich wusste lange Zeit nicht, dass es euch noch gibt …«

»Meine Familie braucht den Wels. Ich kann ihn nicht hergeben«, wiederholte Benji eisern.

Tarja seufzte tief. »Ich hab ne Mission zu erledigen. Tut mir leid, ich …«

»Ich dachte, mit dir kann man reden«, sagte Benji mit Bedauern in seiner Stimme. »Verstärkung ist auf dem Weg. Ich kann dich nicht aufhalten, aber sie werden es und sie werden töten und nicht zögern!«

Plötzlich halten Schüsse draußen im Gang wieder, hastig warf Benji einen Blick über seine Schulter. »Das klingt nicht nach Oktowaffen!«

»Ich habe auch Verstärkung, Benji«, erklärte Tarja.

Der Oktoling fluchte und wandte sich wieder ihr zu. »Ich hab dich nicht getötet und du mich nicht, weil wir mehr sehen, als man uns erzählt hat! Schieß das Fenster auf! Lass mich gehen, deine Verstärkung wird mich umbringen!«

Unsicher stand Tarja da. Den Feind fliehen lassen? Andererseits wollte sie nicht zusehen, wie die anderen Benji töteten, das konnte sie einfach nicht … Sie drehte sich kurz entschlossen um und schoss das Fenster kaputt.

Benji stürmte an ihr vorbei. »Bis bald«, murmelte er, verwandelte sich in einen Oktopus und schoss per Supersprung aus dem Fenster.

Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen. Coby und Kuttelfisch kamen ins Zimmer gerannt, ihre Waffen erhoben und sahen sich hastig um.

»Wo ist der Oktoling?!«, brüllte Kuttelfisch und schwang seinen Klotzer über seinen Kopf.

»Tarja, geht's dir gut?!« Coby kam auf sie zugestürmt, legte seine Quadhopper ab und knuddelte sie. Tarja musterte mit großen Augen Cobys Waffen.

»Wieso hast du Arsch geilere Waffen als ich?!«

Kapitel 16 – Wie vom Blitz getroffen


 

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Encased in a sturdy sphere of glass.

It breaks my heart to see you caught

With whiskers trembling as I pass.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Radio Station“ ~

 

~~~

 

Käpt'n Kuttelfisch musste feststellen, dass der Oktoling entkommen war, aber er war froh, dass der Kerl Tarja »nicht das Stammhirn an die Wand gekleistert hatte«, wie er so schön sagte.

Nachdem Coby mit Knuddeln fertig war, musste er Tarja unbedingt erzählen, was für ein großartiger Agent er unter Umständen doch sei. Tarja wiederholte nur, warum ausgerechnet der Headhunter von ihnen die coolste Waffe bekam, während sie mit einer vorsintflutlichen Wackelpistole auf Mission geschickt wurde.

„Okay, genug mit dem Geknutsche hier! Ihr müsst schnell zurück zum Kesselportal! Dieser Oktoling hat Verstärkung geholt!”, warnte Nr. 2

Nr. 1 setzte nach: „Ich habe schon die Rekruten bei dem Wels unerkannt ausschalten können, aber jetzt mach ich mich weg! Ihr drei kriegt das hin!”

Kuttelfisch, Tarja und Coby kletterten vorsichtig aus dem Fenster und begaben sich per Supersprung zurück zum Kesselportal. Feierlich holte Tarja den Schlüssel heraus.

»Na, wer ist ein geiler Agent der ersten Stunde?«

„Schließ schon auf!”, fauchte Nr. 2 ungeduldig.

»Schon gut! Ich mach ja!« Tarja schob den Schlüssel ins Schloss. Mit einem Klicken fiel es zu Boden, zusammen mit Coby schob sie den Deckel zur Seite. Stumm sahen beide in die allumfassende Schwärze, die sie im Tunnel erwartete.

»Das ist keine normale Dunkelheit …«, murmelte Coby und sah Tarja an. Grinsend fuhr er fort: »Das ist fortgeschrittene Dunkelheit!«

Tarja boxte ihn verärgert. »Du dummer Spast! Du gehst zuerst!«

»Was?! Wieso?! Ich bin ja noch nicht mal Agent!«

»Ach, jetzt auf einmal! Du feiges Stück Strandgut!«

Während die zwei sich angifteten, hopste Kuttelfisch einfach hinein und schrie: »Geronimooooo!«

Tarja und Coby glotzten ihm nach.

„Kleben eure Saugnäpfe am Boden fest, oder warum kommt ihr zwei nicht aus der Alge?!”, fragte Nr. 2 dezent genervt.

Tarja schlug Coby grinsend noch mal kräftig auf Schulter (»Wieso machst du das dauernd?!«) und sprang dem Käpt'n nach. Sie verwandelte sich in einen Tintenfisch; beim Fallen spürte sie, wie die kalte Luft um ihre Ohren pfiff. Sie konnte nichts sehen uns es ging immer weiter hinunter … Unter sich konnte Tarja einen hellen Punkt ausmachen, der immer größer und größer wurde. Sie schoss aus dem Portal und war an einem neuen Ort – dem Untergrund.

Tarja verwandelte sich zurück und sah sich mit großen Augen fasziniert um. »Ist das abgefuckt!« Natürlich gab es hier unten keinen Himmel. Oder doch? Die weitläufige, grob aus dem Stein gehauene Decke war mit riesigen Monitoren verhangen, auf denen ein azurblauer Himmel dargestellt wurde. So etwas hatte Tarja noch nie gesehen. Der Boden unter ihren Füßen war aus festem, dunkelbraunem Gestein.

Kuttelfisch stand nicht weit weg von ihr und winkte sie zu sich. »Verrückt, diese Oktarianer, was? Da hat man nicht viel Energie und dann verbläst man sie für so was!« Er deutete Kopf schüttelnd auf einen der Monitore, wo die Sonne zu sehen war.

»Ich komme!«, brüllte Coby aus dem Kesselportal, ehe er als kleiner Tintenfisch auf dem Boden aufpatschte. Er verwandelte sich zurück und sah sich genauso geistig entrückt um wie Tarja. »Woah, was ist das denn?! Und wenn man schon so große Monitore hat, warum lässt man da keinen coolen Film drauf laufen?!«

»Tja, gute Frage, Junge. Aber das soll uns jetzt nicht kümmern. Wir sind deswegen hier.« Kuttelfisch zeigte mit seinem Klotzer zu einer Anhöhe, wo ein kleiner Elektrowels auf einem metallenem Podest saß. Der Elektrowels war umhüllt von einem flimmernden Elektrofeld, das den Wels wie eine Blase umgab. Vor dem Wels lagen die toten Oktorekruten auf dem Boden, die Nr. 1 ausgeschaltet hatte.

Tarja stürzte sofort los und jagte auf den Wels zu, der sie mit großen, verängstigten Augen ansah.

Kuttelfisch rief ihr am Tentakel kratzend nach: »Oh, du solltest vorsichtig sein. Die Welse haben dieses Elektrofeld …«

Sie griff begierig nach dem Wels … und bekam eine gewischt, da stellten sich ihr direkt die Tentakel auf. »Autsch, was zum Teufelsfisch?!«

Kuttelfisch und Coby kamen ihr nach.

Tarja sah den Wels verärgert an. »Ich will dir helfen! Du dummes Tier!«

»Er versteht dich nicht, dazu ist er zu klein. Er hat nur Angst. Wir können sein Elektrofeld mit unserer Farbe lahm legen«, erklärte Kuttelfisch.

Er zeigte Coby und Tarja, wie er mit seiner Farbe das Feld zerbersten ließ. Der Wels gab einen Angstschrei von sich, anschließend nahm der Käpt'n ihn in seine Arme und wiegte ihn sachte hin und her.

»Seht ihr? So lange man dem Wels Sicherheit gibt, ist er ganz zahm.«

Tarja berührte neugierig einen der langen Tasthaare des Welses und bekam den nächsten Stromschlag verpasst. »Arschfisch!«, fauchte sie und rieb sich ihre schmerzende Hand.

Coby kicherte leise.

»Dann fass du ihn doch mal an!« Sie zeigte entrüstet auf das Tierchen, das sich bei Kuttelfisch einrollte.

Coby schüttelte böse grinsend den Kopf. »Bin keine Frau, ich muss nicht alles antatschen, das ich sehe.«

Die Schelle, die Tarja ihm verpasste, hallte ziemlich laut im Untergrund wieder.

Kuttelfisch räusperte sich. »Schluss mit dem Geturtel. Zurück in die Badlands, den Wels in Sicherheit bringen.«

Kapitel 17 – Aquamarine HQ


 

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The rhythm etched in little jolts

Those idols sing and put a spring

In my steps as I crank the volts.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Ride with Me Station“ ~

 

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Der Weg zurück zum Unterschlupf der Neuen Aquamarine verlief unspektakulär. Die Oktarianer waren von dem gesamten Angriff so überrumpelt gewesen, dass es nicht schwierig war, aus diesem heillosen Durcheinander herauszukommen – schon gar nicht mit dem Supersprung.

Wieder hoffte Tarja, möglichst elegant gelandet zu sein. Mit einem »Woomy!« kamen ihre Füße auf dem harten Boden neben dem Bretterverschlag auf.

Kuttelfisch wackelte, mit dem Wels noch immer im Arm, zum Verschlag, öffnete die Tür. Sie fiel nun endgültig aus den Angeln und krachte laut zu Boden. »Oh, so ein Mist! Na ja, Callum wird sie reparieren«, murmelte der Käpt'n und ging hinein.

Coby folgte ihm verdutzt. »Wer ist denn Callum?!«

Kuttelfisch schüttelte bedauernd den Kopf. »Junge, wie kannst du deinen eigenen Namen nicht mehr wissen?!«

Coby hob bereits protestierend einen Finger, ließ es dann aber dabei bewenden. Tarja folgte kichernd.

»Als ob er deinen Namen wüsste!«, fauchte Coby sie an, aber Tarja zuckte nur mit den Schultern, während die metallene Plattform, auf der die drei standen, leise zischend nach unten fuhr.

Als Tarja das erste Mal im Head Quarter war, hatte sie kaum Gelegenheit gehabt sich hier richtig umzusehen. Coby hatte sie sofort mit dem Heldenanzug, Ausrüstung und einer Menge Info zugeballert, da war sie kaum mitgekommen. Jetzt war alles etwas ruhiger und sie konnte sich entspannt umschauen.

Der Unterschlupf oder Head Quarter der Neuen Aquamarine war in erster Linie ein Raum, bestimmt 30 Quadratmeter groß, mit grau melierten Fliesen und Wänden aus dunklem Metall, auf denen sich das kalte, klinische Licht der eingelassenen Deckenlampen matt spiegelte.

Den dreien gegenüber befand sich eine Art Kontrollpult, das Tarja an jenes von Benji erinnerte. Die Wände waren voll mit Monitoren, welche Bilder von Überwachungskameras übertrugen. Einige Bildschirme zeigten nur Ameisenkrieg. Offenbar waren die entsprechenden Kameras beschädigt. In der Mitte des Raumes stand ein runder Tisch aus dunklem Holz mit einfachen Stühlen drum herum.

Die Wände links und rechts waren zugestellt mit Waffen aller Art und Anzügen, sowie Ausrüstung für den Einsatz. Tarja sah alle möglichen Arten von Granaten. Geformt als kleine Pyramiden oder mit einem Saugnapf, damit sie hängen blieben, aber auch Suchbomben gab es, sowie Rauchbomben und Tränengas.

Die Schusswaffen waren unter anderem wackelige Doppler, es gab aber auch halb auseinandergebaute Pistolen. Die Gatlings, Schrotflinten und Scharfschützengewehre sahen ganz gut aus.

Damit kann man so richtig einem Oktarianer das Hirn aus dem Ohr ballern!, dachte Tarja beeindruckt

Sie sah erneut auf ihre Wackelpistole. »Wieso hab ich gleich noch mal diesen Schrott bekommen?!«

»Schön, meine beiden Enkelinnen sollten eigentlich schon hier sein«, meinte Kuttelfisch und kratzte sich am Kopf.

Tarja fiel eine Notiz ins Auge, die auf dem Tisch lag. Sie hob diese hoch und las laut vor: »Liebe Agenten, Nr. 2 und ich haben großen Hunger. Sind nach Inkopolis und holen was zu futtern. Bringen euch was mit. Vielleicht.

Grüße, Nr. 1.«

Coby seufzte tief und streckte die Arme aus. »Klingt nicht danach, als würden Ihre Enkelinnen heute hier auftauchen, Käpt'n.«

Kuttelfisch starrte auf einen der Monitore, der Wels zappelte ungeduldig. Der Käpt'n wirkte weggetreten, dabei gab es genau auf diesem Bildschirm absolut gar nichts zu sehen.

Tarja ging zu ihm hinüber und stupste ihn vorsichtig an. »Hast du gehört?«

Er sah sie langsam an. »Ja, ich mag beidseitig gebutterten Toast.«

»Was? Es gibt jetzt keinen Toast!«

»Oh, schade.«

Coby meldete sich hastig zu Wort. »Was machen wir denn jetzt mit dem Wels?!«

Kuttelfisch schlappte zu einem Schalter auf dem Pult, er sah unscheinbar und langweilig aus. Den hätte Tarja nicht gedrückt. Nachdem Kuttelfisch ihn betätigt hatte, öffnete sich auf der rechten Seite eine Bodenplatte und ein großer, zylindrischer Tank wurde nach oben gefahren. Er war gefüllt mit Wasser.

»3, sei ein Seeengel und bring mir die Leiter«, bat Kuttelfisch.

Tarja ging an Coby vorbei und streckte ihm die Zunge raus.

Der Headhunter fauchte leise: »Nummern kann er sich merken, na und?!«

»Musst du nicht eine Tür reparieren?«, flüsterte Tarja feixend und schleppte die Leiter zum Tank.

Kuttelfisch stakste linkisch die Leiter hinauf, öffnete den Tank und ließ den Elektrowels ins Wasser gleiten. Erleichtert schwamm das kleine Tier in seinem neuen, zeitweiligen Zuhause umher, bis der Käpt'n den Tank wieder in den Boden versenkte.

»Und was machen wir jetzt? Nr. 1 und 2 können weiß der Himmel wann kommen!«, meinte Coby und setzte sich grummelnd auf einen der Stühle.

Kuttelfisch zuckte mit den Schultern. »Ich reparier meine ausgefallenen Kameras. Ihr könnt ja Teenagerdinge tun.«

»Die da wären?«, fragte Tarja mit hochgezogener Augenbraue.

Der Käpt'n zuckte mit den Schultern, während er, auf seinem Klotzer gestützt, zur Plattform ging, die ihn nach oben bringen würde. »Sprayen, kiffen, Alkohol trinken und über Horrorfilme lachen, so Kram eben.«

Coby schüttelte den Kopf. »Sie haben völlig falsche Vorstellungen von uns, Käpt'n.«

Während die Plattform langsam nach oben fuhr, wandte Kuttelfisch sich ihnen noch ein Mal zu. »So? Ihr macht so was nicht? Dann seid ihr ja noch langweiligere Trantüten, als ich gedacht habe.«

Kapitel 18 – Erwachen


 

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Two friends who never are apart:

One's always cool, the other stews.

I love them both with all my heart.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Pop Star Station“ ~

 

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Nachdem Käpt'n Kuttelfisch sich davon gemacht hatte, unterhielten Tarja und Coby sich noch über das eine oder andere Belanglose (»Ich steh ja total auf Marmeladentoasts« »Also, eigentlich heißt das ja Fruchtaufstrich.« »Halt die Fresse, Coby.«), dann machten sie sich auch auf den Heimweg.
 

Stumm standen sie auf dem Inkopolis-Platz. Die Sonne ging langsam unter, die goldene Stunde war angebrochen. Alles war in ein warmes, sommerliches Orange getaucht. Man flanierte entspannt umher, überall wurde sich unterhalten, gegessen, getrunken und gelacht. Es war die größte Ansammlung von Sorglosigkeit, die Tarja jeher gesehen hatte. Sie sah all die Inklinge, die sich unterhielten, Eis schleckten und Revierkämpfe auf dem Handy verfolgten, oder bei Läden stehen blieben, um mit Ausrüstungen und Waffen zu liebäugeln, die sie sich noch nicht leisten konnten.

Ich hätte einer von denen sein sollen … Stattdessen gibt's bei mir Gehirnsalat. Guter Tausch …, dachte Tarja und wusste nicht, ob sie nun lachen, weinen oder sich hemmungslos betrinken sollte.

Sie warf Coby einen Seitenblick zu, seine lila Augen glitten über den Platz, ausdruckslos und erschöpft. Sie hatten nun beide die Lizenz zu töten. Wenn sie sich nicht ultra dumm dabei anstellten.

»Coby … Wie war das für dich? Als du das erste Mal beim Käpt'n warst … und dann wieder hier …«

Er sah sie nachdenklich an. »So wie jetzt. Man fragt sich, ob man aus einem Traum aufgewacht ist. Man weiß nur nicht, was von beidem der Traum ist. Das hier, oder die Badlands.«

»Wow. Ganz schön poetisches Gelaber für so einen Headhunter.«

Coby fauchte: »Halt den Rand, du hast gefragt!«

»Chill.« Tarja kicherte. »Du hast es ganz gut beschrieben. Ich weiß nicht, was von beidem der größere Albtraum ist. Ich denke, ich häng noch ein bisschen in der Stadt rum, meinen ersten Sonnenuntergang hier genießen, vielleicht ein Eis kaufen. Wir sehen uns morgen, oder so …«

Coby nickte und streckte sich. »Mach das, die anderen melden sich eh von selbst. Kannst nix verpassen.«

Tarja war nicht weit gelaufen, als sie sich Coby noch ein Mal zögerlich zuwandte. »Ich weiß nicht, ob ich das weiter machen kann …«

Er winkte gelassen ab, kam auf sie zu und zog sie in eine feste Umarmung. »Ist wie Pizza ausliefern. Man gewöhnt sich dran.«

»Ich mag Pizza.«

»Das ist die richtige Einstellung.«

Tarja umarmte seufzend zurück und atmete Cobys Geruch tief ein. Er hätte heute draufgehen können. Er war nicht gut im Ballern, aber für sie war er in dieses Gebäude marschiert, ohne Schutzanzug, und hatte Oktorekruten in die Hölle geschickt, oder irgendeine andere Unterwelt – was eben gerade angesagt war. Religion war bei vielen Inklingen ein doch recht austauschbares Konstrukt. Coby hatte sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt. Tarja konnte nicht behaupten, dass das schon mal Jemand für sie getan hätte.

Sie lösten ihre Umarmung, verabschiedeten sich und gingen ihrer Wege. Tarja schlenderte über den Platz, in Gedanken versunken. Sie dachte darüber nach, was heute geschehen war, vor allem an den Oktoling Benji. Stimmte das? Könnte man den Konflikt damit lösen, dass man den Oktarianern einfach Energie zur Verfügung stellte? Oder war der ganze Scheiß schon wieder wesentlich komplizierter, als Tarja sich vorstellte? Sie wusste es nicht, es wurde Zeit für eine Limonade; immerhin hatte das Leben ihr Zitronen geschenkt.
 

Tarjas Squidphone klingelte sie aus dem Schlaf. Kaum hatte sie den Kopf gehoben, bekam sie das Kissen ihres Cousins ins Gesicht geschleudert, der über den unfreiwilligen Weckruf wenig erfreut war.

»Geh an dein scheiß Handy, Mann!«

Sie griff gähnend danach, warf das Kissen zurück und nahm den Anruf an. „Ich bin's. Bist du bereit?”

Sie war sich nicht sicher, wer da sprach, aber es klang sehr nach Kuttelfisch. »Bereit wofür?«

„Den Oktarianern zu zeigen, was die Neue Aquamarine auf dem Kasten hat!”

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es 11 Uhr morgens war. »Ich komme«, sagte sie leise.

„Das will ich hören, 3. Und bring Carlson mit!”

»Klar, wenn ich ihn vom Dach kriege* ...«, murmelte Tarja und legte auf.

Ihr Cousin rollte sich grummelnd in seine Decke, als sie sich ihre Sachen schnappte, um sich loszumachen. Dann schrieb sie Coby eine Nachricht.

Kapitel 19 – Heimlich-Manöver


 

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No stealth or guile, not for you.

You pave the way as plain as day,

Foreshadowing imminent spew.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Squee-G Funk Station“ ~

 

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Coby wartete bereits in seinen üblichen Klamotten auf Tarja am Gully und tippte auf seinem Squidphone herum. Winkend ging sie auf ihn zu, wie üblich vermummt mit Mundschutz und Mantel.

Coby sah sie prüfend an. »Hey, schön dich zu sehen, Tarja. Wird dir das nicht zu warm?«

Sie schüttelte träge den Kopf. Es war früh am Tag und trotz Coffee to Go war sie immer noch nicht richtig wach. Aber Coby hatte recht, die Mittagshitze setzte ein und war genauso stechend und erbarmungslos wie gestern. Trotzdem wollte Tarja ihre Kleidung nicht wechseln – irgendeine Macke muss man schließlich pflegen.

Die beiden nahmen den Weg durch den Abfluss zu den Badlands und landeten wieder beim Aquamarine HQ. Kuttelfisch stand bereits draußen, auf seinen Klotzer gestützt und eine zerfledderte, fleckige Karte in der Hand.

»Morgen, Käpt'n. Nr. 3 und ich melden uns zum Dienst«, grüßte Coby lächelnd. Tarja winkte stumm.

Kuttelfisch blickte von seiner Karte auf. »Gut, Nr. 1 hat einen Wels geortet. Wir wissen immer noch nicht, wo der Riesenelektrowels steckt, aber wir arbeiten daran. Die Badlands sind im Moment wie ein Wespennest. Nur kurz piksen und schon geht das Chaos los. Eine gute Sache.«

Tarja sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Gut?«

Kuttelfisch nickte munter. »Aber ja doch, 3. Wir können sie wunderbar von unserem eigentlichen Ziel ablenken. Nr. 2 macht das. Deswegen müsst ihr heute mit Nr. 1 und mir Vorlieb nehmen.«

Coby seufzte leise. Es klang so, als wäre er auch alles andere als angetan davon. Nr. 1 konnte anstrengend sein, da war die ernste und strikte Nr. 2 Tarja schon lieber, und Coby wohl auch. Tarja ging ins HQ hinunter und zog sich um. Als sie wieder oben war, erklärte Coby, dass er hier bleiben würde, beim Käpt'n, da er letztes Mal nicht einmal einen Schutzanzug gehabt hätte. Wenn er den hätte, könnte er sie durchaus unterstützen. Tarja meinte, dass sie das verstehe, er aber trotzdem ein feiges Weichtier sei.

Kuttelfisch zeigte ihr auf der Karte, wo sie dieses Mal hin musste, in die andere Richtung, weg von den gestrigen Gebäuden, zu einer Gegend, wo lauter flache Seen das zerklüftete und felsige Land schmückten.

»Ein unwirtlicher Ort, aber auch für die Oktarianer. Die vertragen Wasser genauso schlecht wie wir«, erklärte Kuttelfisch schaudernd.

Tarja brummte. »Weiß ich doch! Das lernt man sogar in der Schule.«

»Na ja … Was sich eben heutzutage alles Schule schimpfen darf«, brummte der Käpt'n und faltete die Karte wieder zusammen. »Also, Nr. 3, auf ins Gefecht. Du hast deine Waffe? Munition? Granaten?«

Sie nickte.

»Schön, der junge Kelly und ich navigieren dich zusätzlich, du wirst dich schon nicht verlaufen. Wenn du das Seenland erreicht hast, siehst du es ohnehin.«

Tarja schulterte ihre Sachen und stiefelten los. Die Hitze war wie immer unerträglich, Geier kreisten lustlos am Himmel, keine einzige Wolke war in Sicht und selbst die wenigen Grillen, die sich auf den verstreuten Grasbüscheln befanden, zirpten unmotiviert. 40 Grad im Schatten war nichts, das sich so leicht ignorieren ließ. Tarjas Wanderung war öde, Steppenläufer kreuzten ihren Weg, hier und da stand ein Kaktus. Als sie eine Kaktusfeige entdeckte und sie essen wollte, zog Tarja sich unangenehme Stacheln zu, über die Coby ausgiebig lachte. Tarja schwor Coby, ihm später dafür in den Arsch zu treten.

Schließlich sah sie hinter einem felsigen und staubigen Berg das, was sich zurecht Seenland nennen durfte. Eine enorm große Fläche aus sprödem Gestein, gesprenkelt mit Seen in allen Größen und Formen, die geradezu blendend in der Mittagssonne glitzerten. In der Ferne flimmerte der Horizont, als schmelze die Welt nur so dahin. Es sah einem weitgefasstem Tal ähnlich, als läge dieser Bereich in einer Art flachen Kessel, wobei Tarja durch die große Entfernung nicht alle Ränder erkennen konnte.

»Ich bin da …«, sagte Tarja atemlos und staunend.

»Sehen wir. Unglaublich«, rief Coby begeistert.

Kuttelfisch räusperte sich. »Nr. 1 kann wohl noch nicht reden, denke ich. Nr. 3, pass auf dich auf. Das Wasser ist nur Wasser, aber wenn es zu tief ist, kann dich das umbringen.«

»Noch irgendwelche aufmunternden Worte, Käpt'n?«, murmelte Tarja und machte sich an den steilen Abstieg ins Tal.

»Ja. Die Oktarianer haben hier ihre Todesurteile durchgeführt.«

»Sehr ermutigend. Du verstehst es, andere bei Laune zu halten, Käpt'n«, knurrte Tarja und kraxelte weiter.

In der Ferne konnte sie schon den ersten Oktorekruten ausmachen. Neben dem Rekruten saß etwas, das Tarja noch nie gesehen hatte.

»Was ist das?!«

Kapitel 20 – Oktobälle von der Rolle


 

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Its friendly face, its easy stride—

That's all a front. Let me be blunt;

It leaves you with nowhere to hide.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Cratebuster Station“ ~

 

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Neben dem Oktorekruten saß eine kugelrunde Kreatur mit einem einzigen, riesigen grünem Auge und demselben violetten Schmollmund, wie der Rekrut. Seinen runden Körper schmückten zwei winzige Stummelfüße.

„Ein Oktoball”, erklärte Kuttelfisch gelassen.

Tarja schüttelte sich und kletterte weiter hinab. »Sieht ja widerlich aus! Wo kommen die her?!«

„Sie werden erschaffen, genau wie die Oktorekruten.”

»Den Scheiß hätten sie sich sparen können!«, knurrte Tarja.

Sie befürchtete, durch ihre bunte Kleidung schnell aufzufallen. Dank ihrer zusätzlichen Rüstung sah sie zwar nicht mehr aus wie ein leuchtendes Neonschild, aber etwas mehr Woodland wäre hier schon angebracht gewesen. Im Gegensatz zum letzten Einsatzort gab es schließlich keine Deckung! Da kann ich mir ja auch eine Zielscheibe um den Hals hängen!

Beim Abstieg lösten sich lauter kleine Steinchen unter Tarjas Schuhen und feiner Staub wurde aufgewirbelt. Zu ihrem Leidwesen war es nahezu windstill, so gab es nichts, das die brennende Hitze mildern könnte. Selbst das Wasser in den unzähligen Seen müsste handwarm sein. Tarja hatte allerdings nicht vor, dem Wasser allzu nahe zu kommen.

Die beiden Oktarianer schienen sie noch nicht bemerkt sie haben. Der Rekrut fuhr wohl einen vorgegebenen Weg ab, der Oktoball rollte in die andere Richtung. Tarja kniff die Augen zusammen. Erst jetzt sah sie, dass das gesamte Plateau besetzt war mit Oktarianern! Diese Bälle rollten überall umher.

Ihr kam da eine Frage. »Was soll an diesen Bällen eigentlich so gefährlich sein? Die können ja nicht mal schießen.«

Coby meldete sich begeistert zu Wort. Er hörte sich dabei an, als würde er in einem Buch blättern. „Der Käpt'n ist kurz weg. Oktobälle sind rein für den Nahkampf geschaffen. Ihr Schmerzempfinden ist praktisch kaum vorhanden. Am einfachsten ist es wohl, ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie werden versuchen, dich ins Wasser zu stoßen!”

»Ach, meinst du? Und ich dachte gerade, ich käme rechtzeitig zum 12-Uhr-Tee. Ich hab sogar Kuchen dabei«, brummte Tarja sarkastisch.

Aus dem Weg gehen, toller Vorschlag! Diese kack Bälle sind ja praktisch überall!, dachte sie, jetzt schon von der Grundsituation genervt. »Und wo ist der Wels?«

Wieder hörte sie es blättern. „Hm, ziemlich weit im …”

„Hallöchen! Wie geht's meinen zwei frischgebackenen Agenten Nr. 3 und Nr. Supernull?”, meldete Nr. 1 sich quietschend zu Wort.

»Mies«, sagte Tarja kurz angebunden.

„Supernull?! Ich habe mich das letzte Mal hervorragend geschlagen!”, protestierte Coby aufgebracht.

„Ja, du warst ganz schön von der Rolle … Nr. 3, wie ich jetzt sehen kann, bist du am Rand des Seenlandes. Eine beschissene Gegend.”

Tarja seufzte. »Ist mir irgendwie auch aufgefallen.«

Nr. 1 fuhr gut gelaunt fort. „Dann freut es dich bestimmt zu hören, dass die Oktobälle kurzsichtig sind.”

Tarja horchte auf.

„Ich hoffe, du magst Schleichmissionen”, sagte sie kichernd.

Tarja hatte in Videospielen nichts mehr gehasst als so genannte Stealth Missions. Warum musste das Leben im Moment ihr ständig die unschöne Seite zeigen?

Die Waffe fest im Griff lief Tarja los. Sie musste den Rekruten ausweichen, und denen auch noch weit im Voraus, weil sie schießen können; gleichzeitig musste sie aber darauf achten, dass ihr kein Oktoball in die Quere kam. Die Wege zwischen den breiten, augenscheinlich flachen und glasklaren Seen waren teilweise extrem schmal. In der Ferne sah sie die Bälle herumrollen und Rekruten ihre Pfade abfahren.

Ein Oktorekrut blieb mit seinem Gefährt an einem Stein hängen. Er kippte, samt fahrbaren Untersatz verzweifelt quäkend ins Wasser. Tarja konnte ihn noch eine Weile im See zappeln hören, ehe es still wurde. Die Rekruten hatten keine Arme und damit auch keine Möglichkeit, dem tödlichen Nass zu entkommen.

Irgendwie tut er mir ein bisschen leid. Sein Leben ist … nein, war richtig für den Arsch.

Tarja blieb stehen. Ein Oktoball machte gerade kehrt und kam geradewegs auf sie zu, bemerkt hatte er sie noch nicht. Sie musste feststellen, dass der einzige Ausweg zu einem Oktorekruten rechts führte, links war nur Wasser – und hinter ihr rollte auch schon ein Oktoball herum.

»Leckt mich doch alle an meinen Tentakeln!«

Kapitel 21 – Zwickmühle


 

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The polished nozzle gleams and shines.

Unblemished gun reflects the sun.

A good day's match; victory's mine.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Don't Ralph Station“ ~

 

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Das Wasser ist ja sehr flach, überlegte Tarja. Ja, Inklinge vertrugen Wasser nicht, wenn sie den Boden unter den Füßen verloren, aber einmal kurz Durchrennen … Das wäre ja dann wie duschen, fand Tarja. Im Geiste machte sie sich bereit loszusprinten.

„Eine Sache noch … Der Käpt'n ist immer noch für kleine Kaulquappen, deswegen sag ich das dir: Das Wasser sieht sehr flach aus, aber das täuscht. An vielen Stellen erreicht so ein See mindestens zwei Meter Tiefe”, erzählte Coby, wieder mit einem Buch zu Gange.

Tarja machte hastig ein paar Schritte vom See zurück. Mir gehen die verdammten Optionen aus!

»Liest du das etwa vor, oder was ist dieses Geraschel im Hintergrund?!«, fragte sie gereizt.

„Ach, Agent Roller Blade hat bestimmt Opas alte Aufzeichnungen gefunden. Ja, die sind nicht schlecht, die hab ich auch gelesen, und ich lese sonst echt ungern!”

»Freut mich für euch. Irgendeine Idee, wie ich aus dieser misslichen Lage herauskommen soll?!«, fragte Tarja, der Oktoball rückte unaufhaltsam näher.

Coby schien wieder von seinem Buch aufzublicken und sah via GoPro, was bei Tarja gerade abging. „Oh …”

»Das ist ein toller Vorschlag, Coby. Was würde ich nur ohne dich tun!«, fauchte Tarja.

„Versuchen, über den See abzuhauen”, antwortete er trocken.

Touché.

Renn! Renn, was das Zeug hält!”, rief Nr. 1, als der Oktoball Tarja entdeckt hatte, an Fahrt aufnahm und auf sie zugerollt kam.

Tolle Agentenausbildungen! Da wäre ich ohne Uni-Abschluss nie drauf gekommen!, dachte sie sarkastisch.

Tarjas Vorteil: Der Oktoball war nicht gerade ein wendiger Gegner. Es war gar nicht sonderlich schwierig, an dem Ball vorbeizuflitzen und sich weiter an den Seen herumzudrücken. Sie wollte sich schon dafür feiern, dass sie es geschafft hatte, als hinter ihr Gestein in die Luft spritzte.

Ein Oktorekrut nahm Tarja ins Visier und ballerte, was seine Knarre hergab.

Nr. 1 war wieder voll in ihrem Element – Terror und Blutvergießen. „Knall ihn ab! Mach schon!”

»Dazu muss ich erst mal eine ruhige Minute zum Zielen finden!«, schrie Tarja ins Mikro und rannte weiter. Ein Glück, dass dieser Rekrut beschissen zielt!

„Ein guter Agent schießt unterm Laufen!”

„Ein- und ausatmen, Tarja. Pack die Waffe, dreh dich um und schieß!”, sagte Coby, bemüht um eine ruhige Stimmlage.

Das war wenigstens etwas hilfreicher als Nr. 1s Gezeter!

Tarja atmete ein und aus. Sie packte den Heldenkleckser, blieb stehen, machte auf dem Absatz kehrt, richtete die Waffe aus, zielte auf den Rekruten und schoss.

Tarja spürte, wie sie etwas an der Brust traf. Es hatte eine unglaubliche Wucht und riss sie sprichwörtlich aus den Socken. Aber ihr eigener Schuss hatte gesessen. Der Kopf des Rekruten platzte auf und sein Blut ergoss sich über Gestein und ins Wasser.

Als Tarja beim Fallen über ihre Schulter blickte, sah sie wie in Zeitplupe, wie die Oberfläche eines Sees auf sie zukam.

„Tarja!”

Kapitel 22 – Luftholen


 

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The hunt leads down a winding path.

Tightly coiled and well-oiled,

These dirty squids could use a bath.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Right Round Station“ ~

 

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Wasser kann für Inklinge tödlich sein. Sie können darin einfach nicht schwimmen, sie gehen unter wie ein Stein. Sie ertrinken. Sie sterben. So weit so gut.

Tarja sah die Wasseroberfläche spiegelglatt unter sich. Ihre linke Hand brach als erstes durch die lauwarme, nasse Oberfläche. Ihr Körper stürzte in eine Welt, die Tarja noch nie zuvor gesehen hatte, höchstens hinter Glas. Das Wasser umschloss sie sofort, alles wurde dumpf, als hätte sie Watte in den spitzen Ohren. Ihr Mikro, aus dem gerade eben noch die panischen Schreie von Coby zu höre waren, rauschte, knisterte und war schließlich tot. Tarjas Sicht verschwamm, Luftblasen stiegen vor ihrem Gesicht auf und stiegen nach oben. Tarja sah, wie das Licht durch die Wasseroberfläche brach und glitzernd auf den Boden unter ihr fiel. Er war mit Seegras bedeckt, das sich elegant hin und her bewegte. Ein kleiner Fischschwarm zischte an Tarja vorbei.

Sie wollte Luft holen, aber ihr Mund füllte sich sofort mit Wasser, träge schlug sie mit den Armen um sich und sank immer tiefer hinab. Sie streckte ihre Hand nach der Wasseroberfläche aus, konnte sie aber nicht mehr erreichen, nur wenige Zentimeter trennten ihre Finger von der Außenwelt.

Luft!

War das ein Schatten? Tarja hörte, wie Etwas ins Wasser tauchte. Eine Hand schloss sich eisern um ihre und zog sie langsam nach oben. Schließlich brach Tarjas Kopf durch die Oberfläche, husten holte sie begierig Luft und spuckte kurzdarauf eine Ladung Wasser aus. Ihre Augen tränten zu sehr, sie konnte noch nicht sehen, wer sie da aus ihrem nassen Grab befreit hatte.

Derjenige klopft ihr kräftig auf den Rücken, noch mehr Wasser wurde rausgehustet.

»Ganz ruhig. War das dein erster Tauchgang, Nr. 3?«, fragte eine gelassene, weibliche Stimme. Kurz darauf hörte Tarja, wie derjenige sich umdrehte, dann einen Schuss und das Gurgeln eines Oktorekruten, der sterbend ins Wasser fiel. »Diese verblödeten Oktarianer wissen auch nicht, wann sie gerade keiner braucht.«

Tarja saß noch auf dem Boden, die Hände auf den Knien und atmete hastig ein und aus. Ihre Retterin packte sie am Arm und zerrte sie grob auf die Beine.

»Tut mir leid, aber uns fehlt die Zeit, um deinen Schock gebührend zu therapieren.«

Als Tarja aufsah, blickte sie in zwei bernsteinfarbene Augen mit schweren Augenlidern. Ihre Retterin hatte weiße Tentakel mit grünen Spitzen, die kurz gehalten waren. Sie trug eine sehr ähnliche Ausrüstung wie Tarja, in einer Hand hielt sie ein Scharfschützengewehr. Die junge Frau war etwas älter als Tarja, aber nicht sehr viel. Zwei, drei Jahre? Sie lächelte verschmitzt.

»Da staunst du, was? Aber wir haben keine Zeit für Autogramme und Selfies. Wir müssen den Elektrowels zurückholen!«

Tarja blieb der Mund offen stehen. Was labert die?!

»Nr. … Nr. 2?!«, stotterte Tarja überrumpelt. Es hieß doch, dass sie ein Ablenkungsmanöver am Laufen hätte, damit Tarja den Wels karpern konnte!

Nr. 2 zwinkerte ihr zu. »Du bist schnell. Nachdem du ja jetzt getauft bist, müssen wir unbedingt weiter. Das Seenland ist groß und der Kommandant dieses Gebiets lässt sich nicht lumpen. Er schickt viele Oktobälle und fordert Oktolinge zur Unterstützung an. Die Oktobälle sind nur lästig, aber Oktolinge werden uns auseinander nehmen«, erklärte Nr. 2 und warf einen Blick auf Tarjas Ausrüstung. »Dumm gelaufen, weder die Mikros noch die GoPro waren wasserdicht. Die sind hin.«

Ach, deswegen ist es so still

»Käpt'n? Nr. 1? Coby? Ja, beruhigt euch. Nr. 3 hat sich nass gemacht, aber sonst ist alles senkrecht. Ja, die Ausrüstung ist am Arsch. Nein, ich hab keinen Ersatz mitgeschleppt, Käpt'n! Als ich hierher kam hatte ich nicht erwartet, Nr. 3 aus dem See fischen zu müssen! Wir beeilen uns, over und aus.« Nr. 2 wandte sich wieder Tarja zu. »Unserem Headhunter geht ganz schön die Düse. Dem liegt wohl was an dir ...«

»Dem reiß ich den Arsch auf! Wegen diesem Klappspaten bin ich ja überhaupt erst hier!«, fauchte Tarja und hustete erneut etwas Wasser hoch.

Nr. 2 kicherte. »Komm. Mit meinem Zielkonzentrator kann ich Oktarianer aus großer Distanz erledigen, du bist für den Nahkampf verantwortlich, verstanden?«

Tarja schüttelte frustriert ihren Heldenkleckser. »Tut der's denn überhaupt noch?!«

»Manchmal etwas bockig, aber eine gute Waffe. Der Käpt'n gibt nur gutes Zeug raus.«

»So, und warum bin ich dann noch nicht high?«, fragte Tarja zerknirscht.

Kapitel 23 – Hals- und Beinbruch


 

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It seems to you a sly attack,

But for your pains you make no gains.

You only get shot in the back.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Brute Rollup Station“ ~

 

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Nr. 2 und Tarja wollten sich auf dem Weg machen – den Elektrowels zurückholen – als Tarja nach den ersten Schritten sich ächzend nach vorne beugte. Ein stechender Schmerz pochte in ihrer Brust.

Nr. 2 musterte sie besorgt. »Stimmt. Dich hat ein Oktorekruten getroffen. Lass mich mal sehen.«

Sie tastete Tarjas Oberkörper ab, die Brust tat ziemlich Tarja weh, wenn Nr. 2 auch nur leicht dagegen drückte. »Könnte sein, dass deine Rippen eine Stauchung haben, vielleicht sind sie sogar angeknackst. Die Schutzwesten retten uns nur das Leben, aber sie schützen nicht vor Verletzungen.«

Tarja stöhnte vor Schmerzen und rieb sich den Brustkorb. »Toller Scheiß, wie soll ich denn so kämpfen?!«

»Zähne zusammenbeißen und durch. Das wird schon. Nach der Mission bringen wir dich zu einem Arzt«, versuchte Nr. 2 sie zu beruhigen.

»Was?! Nach der Mission?!«, plärrte Tarja entrüstet.

Nr. 2 hob beschwichtigend eine Hand. »Es hängt sehr viel davon ab, dass wir die Welse zurückholen, 3. Wir müssen es zumindest versuchen.«

Tarja atmete schmerzerfüllt ein und aus. So hatte sie sich das nicht vorgestellt! In der letzten Mission hatte sie wahrscheinlich mehr Glück als Verstand, und dieses Phänomen zog sich wohl auch durch diese. Ohne Nr. 2 wäre sie hoffnungslos in dem See abgesoffen.

Nr. 2 straffte die Schultern. »Wir retten unsere Zivilisation, Nr. 3. Das bedeutet leider auch, den einen oder anderen Schlag einstecken zu müssen.«

Tarja blickte über ihre Schulter, sah die Rekruten ihre Wege abfahren und Oktobälle umherrollen. Wenn hier jetzt auch noch Oktolinge auftauchten, dann ging es nur noch darum, wer wen zuerst ins Wasser schubsen konnte.

Es gibt kein Zurück. Warum kann ich denn nie Nein sagen?! Das hab ich jetzt davon! Sie sah Nr. 2 zerknirscht an. »Machen wir die Oktarianer alle!«

»Das wollte ich hören.«

»Und dann krieg ich ne geile Verpflegung!«

»Auf jeden Fall.«

Nr. 2 lief behände voraus, den Konzentrator im Anschlag, Tarja folgte ihr, bemüht, nicht allzu sehr über ihre lädierten Rippen nachzudenken. Wenn ein Oktoball ihnen drohte, den Weg zu versperren und es keine Möglichkeit gab ihm auszuweichen, dann schoss Nr. 2 ihn so an, dass er vom Weg ab kam oder sogar ins Wasser rollte. Sie sparte Minution so gut es ging. Tarjas Munition war zwar nass geworden, aber Nr. 2 meinte, dass das kein Problem wäre.

Plötzlich hörte Tarja Schritte hinter sich. Sie blieb stehen und warf einen Blick zurück, nur, um in den Lauf einer Waffe zu blicken.

Tarja riss ihre eigene Waffe hoch und schoss sofort.

Vor ihr ging ein weiblicher Oktoling in die Knie, Blut strömte aus ihrem Bauch, auf den sie stöhnend ihre Hand drückte. Hinter der Oktarianerin waren drei weitere Oktolinge, alle weiblich. Sie trugen merkwürdige Brillen oder Ausrüstung, was auch immer das sein sollte. Tarja konnte ihre Augen nicht sehen. Sie stellte fest, dass das hilfreich beim Erschießen war.

Den nächsten Feind riss es ebenfalls von den Füßen und stürzte rücklings in einen See. Eine Kugel hatte sie an der Schulter getroffen, abgefeuert vom Konzentrator.

Nr. 2 stand neben Tarja und nahm mit ihrer Sniper die letzten beiden Oktolinge ins Visier. Die Schüsse folgten schnell, Deckung gab es keine. Verletzt oder tot gingen die Oktolinge zu Boden.

»Gut reagiert, 3«, sagte Nr. 2 und lächelte Tarja ehrlich an.

Tarja zitterte wie Espenlaub. Was, wenn ich nicht so schnell gewesen wäre? Dieser scheiß Ort! Wir können uns nirgendwo verstecken, das ist ja wie ein Präsentierteller! »Danke ...«

»Wir müssen schnell weiter.«

Die beiden Agentinnen legten einen Zahn zu, schlängelten sich um Seen, erschossen Oktorekruten, die auf sie zielten und kamen schließlich an einem Plateau an, das eine sehr große Fläche ohne Seen bildete.

Nr. 2 zog ein Gerät heraus, das Tarja noch nie gesehen hatte. Es ähnelte einem Handy. Der Bildschirm war schwarz, ab und zu sah man, wie ein grüner Streifen darüber waberte.

»Ein Lokator. Es hat uns viele Jahre gekostet, ihn zu entwickeln. Damit können wir Kesselportale aufspüren«, erklärte Nr. 2 und lief langsam das Plateau ab. Beständig piepste das Gerät im regelmäßigen Abständen, Nr. 2 lief mal hierhin, dann dorthin.

Tarja hielt Wache, schon bald darauf tauchten die ersten Oktorekruten auf, Tarja schoss sie gezielt tot, einen nach den anderen. Dann musste sie erneut nachladen.

»2, das ist mein letztes Magazin!«

Kapitel 24 – Schlüsselmomente


 

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Beneath a summer sky I walk,

Through valley, plain, and back again,

Dreaming of what you might unlock.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „All Eyez Station“ ~

 

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Tarja schob das letzte Magazin in ihren Heldenkleckser und zielte so sorgfältig, wie sie nur konnte. Was hatte sie? 20 Schuss? Irgendwie so was. Ein Rekrut nach dem anderem ging zu Boden, Blut breitete sich auf dem Plateau aus und der süßliche Geruch des Todes wehte Tarja in die Nase. Sie hatte endlich einigermaßen Übung im Schießen, die Oktorekruten waren aber auch dankbares Übungsmaterial – langsam, dumm und vorhersehbar.

Das sind mehr als 20! Ja, scheiß doch die Wand an!, stellte sie schwitzend fest. »Nr. 2! Wie sieht es mit dem fucking Kesselportal aus?!«, schrie Tarja, während sie den nächsten Oktorekruten umlegte.

»Sehr gut!« Nr. 2 hatte das Portal hinter ein paar vertrockneten Büschen gefunden und legte es mit ihrer Tinte frei.

Tarja glaubte, in der Ferne Oktolinge zu sehen. War ja klar, dass die das nicht auf sich sitzen lassen!

»Das Portal hat ein Schloss!«, rief Nr. 2 Tarja zu, die zusehen musste, nicht von Kugeln getroffen zu werden.

»Und was sind die guten Nachrichten?!«

»Dass wir eine Art Dietrich entwickelt haben, aber wir wissen nicht genau …«

»Das will ich verdammt noch mal nicht hören! Mach einfach das scheiß Portal auf!«, schrie Tarja und stürmte im Kugelhagel zu Nr. 2.

Es waren zu viele. Viel zu viele Oktorekruten; ihre schlechte Treffsicherheit war der einzige Grund, warum die beiden Agentinnen nicht schon längst Blut spuckend im Dreck lagen, aber Tarja hatte sich vorhin nicht verguckt. Oktolinge waren auf dem. Weg zu ihnen – und sie holten schnell auf.

Nr. 2 kümmerte sich eilig ums Schloss, während Tarja weiterhin einen Oktorekruten nach dem anderen aus dem Weg räumte, der den beiden zu nahe kam.

Ein erlösendes Klicken verriet, dass der Dietrich funktioniert hatte, gemeinsam hoben sie schnell den Deckel an. Tarja blickte zum letzten Mal auf und sah, wie Oktobälle und schießende Oktolinge auf sie zustürmten, bevor Tarja als Tintenfisch in die Dunkelheit sprang und von kühler Schwärze umgeben wurde. Erst jetzt merkte sie, wie verschwitzt und heiß ihr die ganze Zeit über gewesen war.

Warum kann dieser Mist nicht im Herbst oder Frühling stattfinden?! Da stirbt man ja den Hitzetod!

Wie das letzte Mal kam das Licht am Ende des Tunnels rasant näher. Draußen angekommen verwandelte Tarja sich wieder zurück und landete hart auf den Füßen. Erneut befanden sie sich im Untergrund, die Decke war bedeckt mit Monitoren, welche die sommerliche Hitze von oben kläglich wiederzugeben versuchten.

Kaum stand Tarja wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden, hörte sie die ersten Schüsse durch die Höhle hallen.

Nr. 2 tötete blitzschnell die Rekruten, die ihnen bereits blubbernd entgegenkamen. Hinter ihnen befand sich eine Art Glaskasten und darin der gesuchte Elektrowels.

Der letzte Oktorekrut segnete gurgelnd das Zeitliche, Nr. 2 atmete leise aus und ließ den Konzentrator sinken. »So viel Action hatte ich schon eine Weile nicht mehr …«

Tarja stapfte mit schmerzenden Rippen an ihr vorbei. »Holen wir uns den Wels und dann nichts wie weg! Mir tut alles weh und Kugeln hab ich auch fast keine mehr!« Sie steuerte auf den Glaskasten zu, als ein Geräusch sie inne halten ließ. Jemand klatschte langsam in die Hände, jemand, der ebenso langsam hinter dem Glaskasten hervortrat und weiterhin gönnerhaft dabei applaudiert – auf eine sehr sarkastische Art und Weise.

Tarja blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihr Gegenüber an. »Was machst du Oktotoppel denn hier?!«

Kapitel 25 – Patt


 

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Another squid? I'm gonna hurl.

It's just litter! Please consider

How we Octolings see the world.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Targetbuster Station“ ~

 

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Tarja würde sich keinesfalls als versiert bei Oktarianern bezeichnen, aber diesen einen Oktoling würde sie überall wiedererkennen! Tarja war in diesem Moment ja so stolz auf ihr Gedächtnis. Nur der Name des Oktolings, der war Ihr entfallen … Da war sie gleich weniger stolz auf sich.

»Oktotoppel?!«, fragte Benji irritiert, bevor er erschrocken gerade rechtzeitig in Deckung ging.

Nr. 2 war es offenbar ziemlich gleich, um wen es sich hier handelte und hatte bereits den Konzentrator hochgerissen. Ihre Kugel knallte gegen das Glas des Kastens, welcher den Elektrowels umgab. Das Glas zitterte nur, trug aber noch nicht mal einen Kratzer davon. Jammernd zappelte der Wels in seiner elektrischen Schutzhülle, der Schuss war ihm nicht geheuer. Und Benji auch nicht.

Der kauerte hinter dem Glaskasten, gut sichtbar, aber unerreichbar. »Könntest du deiner schießwütigen Freundin bitte sagen, dass sie das lassen soll?! Außerdem ist der Glaskasten kugelsicher!«

Nr. 2 richtete den Konzentrator unbeeindruckt weiter auf den Oktoling und bewegte sich langsam um den Kasten. »Ich weiß nicht, was los ist, aber die anderen Oktolinge sind bestimmt gleich bei uns, 3. Wir haben keine Zeit zu verlieren!«

Tarja griff sich an den Kopf. Was für ein Chaos! Warum weiß ich den Namen von dem Kerl nicht mehr?!

»Hey … Wir, äh … Brauchen den Wels zurück.«

Das war lahm

»Du scheinst mir das letzte Mal nicht zugehört zu haben, Inkling!«

»Das letzte Mal?« Nr. 2 behielt Benji weiter im Blick, ihre Frage galt aber eindeutig Tarja.

Verlegen trat sie von einem Bein aufs andere. »Ja, na ja … Er war es, dem ich in der letzten Mission die Schlüssel geklaut habe.«

»Verstehe. 3, du schnappst dir den Wels, ich kümmere mich um Oktotoppel«, befahl Nr. 2 und bewegte sich, mit dem Konzentrator in der Hand, weiter vorwärts.

Empört rief Benji, während er weiter hinter dem Glas Deckung suchte: »Mein Name ist nicht Oktotoppel! Ich heiße Benji, zur Makrele!«

Oh, gut! Jetzt muss ich ihn nicht fragen!, dachte Tarja erleichtert und folgte Nr. 2. »Wir wollen nur den Wels! Steh uns einfach nicht im Weg!«, sagte Tarja, in der Hoffnung, diese Mission schnell über die Bühne bringen zu können.

Benji huschte um den Kasten herum, vom Gürtel zog er seine eigene Schusswaffe. »Ich hatte auf eine friedliche Lösung gehofft! Aber deine Freundin scheint nicht daran interessiert!«

»Das kommt viel mehr darauf an, was du unter einer friedlichen Lösung verstehst!«, rief Nr. 2 Benji zu.

In weiter Ferne hörte man, wie der Deckel des Kesselportals geöffnet wurde.

»Scheiße!«, fluchte Nr. 2 leise.

Tarja sah hektisch hin und her. Sie brauchten den Wels, aber sie wollte Benji nicht töten! Seine Kameraden würden aber auf jeden Fall auf Nr. 2 und sie schießen! Tarja wollte folglich auch nicht sterben. Es war keine einfache Situation.

Ich hasse diesen Job! Das ist ja schlimmer als Kellnern im Sommer! »Benji, gib uns den Wels!«

Er schnaubte verächtlich. »Ohne mich kommt ihr sowieso nicht an ihn ran. Der Kasten ist gesichert, nur ich kann ihn öffnen. Ihr solltet mich lieber nicht töten!«

Tarja fuchtelte verzweifelt mit ihren Händen in der Luft herum. »Das hatte ich doch gar nicht vor!«

»Wie schön. Deine Freundin aber schon.«

Nr. 2 zuckte mit den Schultern. »Ich kriege das Ding schon irgendwie auf. So sehr brauche ich dich nicht, Oktoling.«

Die erste Oktarianerin kam als Oktopus aus der Röhre geschossen und verwandelte sich zurück. Ihre Tentakel waren nicht rot, wie bei den anderen, sondern beinahe schwarz. Zwei Algen ragten aus ihren Tentakeln.

Wow. Das sieht ja bescheuert aus!, ging es Tarja unwillkürlich durch den Kopf. Sie musste sich sogar davon abhalten, nicht laut loszuprusten.

Nr. 2 nickte ihr zu. »Kümmer dich um sie, 3.«

Tarja hob schnell ihren Heldenkleckser. Der weibliche Oktoling sah jenen sehr ähnlich, die Tarja vorhin gemeinsam mit Nr. 2 erledigt hatte. Eine Art Brille verdeckte ihre Augen.

Das macht es einfacher, dachte sie erleichtert.

Benji rief etwas in seiner Sprache und winkte seiner Kameradin zu. Tarja hielt inne, die Waffe weiterhin auf den Feind gerichtet.

Nr. 2 senkte den Konzentrator ein Stück. »Was soll das werden, Oktotoppel?«

Verärgert antwortete er: »Nenn mich nicht so, Inkling!«

Nr. 2 ignorierte das. »Warum befiehlst du deinen Leuten, dass sie nicht schießen sollen?«

Kapitel 26 – Gnade


 

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You gaze seaward with azure hope.

Between each blink you calmly think,

As when you use a Splatterscope.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Maverick Station“ ~

 

~~~

 

Tarja horchte auf. Die Oktarianerin hatte ihre Waffe ebenfalls gezogen, hinter ihr tauchten nacheinander die restlichen Oktolinge auf. Die Oktarianerin mit den Algen auf dem Kopf hob ihre Hand. Das schien der Befehl dafür zu sein, nicht auf Tarja und Nr. 2 loszuballern.

Tarja behielt ihr Ziel im Auge, während sie Nr. 2 zurief: »Du kannst sie verstehen?!«

»Natürlich, der Käpt'n hat mir Okto schon als kleines Kind beigebracht. Hat unser Headhunter dir das nicht erzählt?«

»Der hat mir gar nichts erzählt, der dumme Sack!«

»Du bist Agent Nr. 2!«, stellte Benji fest.

Die Oktolinge beim Portal steckten die Köpfe zusammen und flüsterten leise los.

Offenbar ist sie ein großer Fisch in diesem Teich, dachte Tarja überrascht.

Nr. 2 blieb seelenruhig, das alle wussten wer sie war, brachte sie offenbar nicht aus der Fassung. »Gut erkannt, Benji. Den Wels. Wir hätten ihn gerne wieder. Du weißt, was auf dem Spiel steht.«

Benji saß weiterhin hinter dem Kasten und knirschte mit den Zähnen. »Wir würden euch klein kriegen! Welche Chancen rechnest du dir aus?!«

»Verstärkung ist unterwegs.«

Er zog eine Augenbraue hoch. »Ach ja? Stimmt das auch?«

Nr. 2 verzog keine Miene. »Ist es das wert?«

Tarja runzelte verwirrt die Stirn. Was labern die? Ist das Politik? Ich check schon wieder nix, ey!

Benji dachte konzentriert nach, er starrte eine Weile ins Leere und schien verschiedene Szenarien in Gedanken abzuwägen.

Tarja tat das auch, denn trotz der ganzen Hektik kamen ihr ihre Granaten wieder in den Sinn. Mit einer Hand griff sie ganz langsam nach ihnen. Nr. 2 bemerkte das und schüttelte kaum merklich den Kopf. Tarja sah sie fragend an.

»Das wäre ein Himmelfahrtskommando, 3«, erklärte sie kurz angebunden.

Ach so. Die Explosion würde uns alle in unsere Einzelteile zerlegen. Wir stehen zu dicht beieinander!, begriff Tarja und ließ ihre Hand wieder senken. Ach, wie kacke! Einmal, wenn ich was weiß! Ist ja wie in Mathe

Benji blickte auf, sein Blick klärte sich wieder. Er klemmte sich seine Waffe wieder an den Gürtel, ging zu einem kleinen Touchscreen, der an der Seite des Kastens befestigt war und legte seine Hand darauf.

Die Oktoling mit den Algen rief ihm energisch etwas zu, Benji antwortete ihr eben so energisch, dann öffnete sich ein kleines Fenster. Vorsichtig holte Benji den Elektrowels heraus und ging damit auf Nr. 2 zu.

»Wenn ihr nicht so habgierig wärt, müsste das alles hier nicht sein!«, sagte er mit düsterer Miene.

Nr. 2 wandte sich Tarja zu. »3, nimm den Wels.« Dann sprach sie stoisch zu Benji: »Wir wissen beide, dass Oktario keine Ruhe geben wird, bis die Zivilisation der Inklinge vernichtet ist. Da hilft ein bisschen Teilen und Liebhaben auf keinen Fall, und das weißt du auch!«

Benji sah aus, als wollte er sehr gerne etwas dazu sagen, während er der völlig verwirrten Tarja den Elektrowels überreichte.

Ich komm da gerade nicht drauf klar

Die Oktarianerin mit den Algen schien nicht sehr erfreut, aber zu Tarjas Überraschung beherrschte sie die Sprache der Inklinge. »Das war das letzte Mal, Inklinge! Das letzte und einzige Mal! Es wird in Zukunft keine Gnade mehr geben!«

Nr. 2 marschierte kommentarlos zum Kesselportal und bedeutete Tarja, dass sie mitkommen sollte. Benji blickte ihnen mit versteinertem Gesichtausdruck hinterher. Seine Kameradinnen kamen auf ihn zu und redeten alle hektisch auf ihn ein. Tarja verstand kein Okto. Aber dass die Oktolinge mit Benjis Vorgehen nicht einverstanden waren, war kaum zu übersehen.

Den bedrohlich knisternden Wels fest an sich gepresst, schoss Tarja per Supersprung aus dem Untergrund. Für kurze Zeit war es stockfinster, dann hatte die sommerliche Hitze sie wieder. Draußen auf dem Plateau ging es per Supersprung wieder zurück zum HQ der Neuen Aquamarine.
 

Coby stürzte den beiden entgegen. Die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er Tarja in eine feste Umarmung zog, die für beide mit einem heftigen Stromschlag des Welses endete.

»Du Blödtölpel!«, fauchte Tarja und drückte Nr. 2 den Elektrowels in die Hände.

Coby zuckte noch ein wenig und rauchte köstlich, als er antworte: »Ich freu mich auch ganz doll, dich wiederzusehen!«

»Ach, hau doch ab!«

Kapitel 27 – Hosen runter (oder so)!


 

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I watch your tendrils undulate

A blue bouquet that twirls and sways,

As central mass swells and deflates.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Stamped-Up Station“ ~

 

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Tarja hatte Fragen, viele Fragen, während der Käpt'n den Elektrowels zu seinem Artgenossen sperrte und den Tank wieder im Boden verschwinden ließ. Ächzend griff sie sich an die Brust. Der Schuss des Oktorekruten hatte verdammt noch mal gesessen. Man hat mir geile Verpflegung versprochen! Verdammter Aal, wo bleibt die?!, dachte sie missgelaunt und funkelte Nr. 2 finster an.

Die saß am Tisch und genoss ihre Tasse grünen Tee. Nach ein paar Minuten stand sie auf. »Keine Sorge, 3. Ich hab deine Schussverletzung natürlich nicht vergessen. Der Käpt'n hat bereits unseren Arzt, Doktor Jellyscent, benachrichtigt.«

Tarja runzelte die Stirn. »Ist der eine Qualle?«

»Ja. Warum? Ist das ein Problem?«, fragte Nr. 2 mit gereiztem Unterton nach.

Eine blöde Qualle soll mich verarzten? Ja, das ist ein Problem! Jeder weiß doch, dass nur ein Inkling sich um einen Inkling kümmern kann! Aber das sagte Tarja lieber nicht laut. In den letzten zehn Jahren hatte sie gelernt, dass Kritik an der Umwelt zuweilen nicht auf Freude stieß.

Es verging fast eine halbe Stunde, in der Nr. 2 sich wieder ihrem Tee widmete, Kuttelfisch mit einem Staubwedel durchs Quartier tanzte und Coby Tarja seine Lieblingssammelkarten zeigte, von denen er glaubte, dass sie Tarja von ihren Schmerzen ablenken würden. Jedoch machte sie ihm schon nach 15 Minuten klar, dass Coby sich seine Karten sonst wohin stecken konnte.

Dann tauchte endlich der Arzt auf. Eine kleine blaue Qualle mit einem echten Arztkittel und einem Koffer, den er hinter sich herzog.

»Wen soll ich dieses Mal zusammenflicken?«, fragte Jellyscent gut gelaunt und sah sich um.

Nr. 2 deutete mit dem Daumen auf Tarja. »Sie. Ein Oktorekrut hat sie in die Brust getroffen.«

Die Qualle wobbelte fröhlich auf Tarja zu. Sie hielt in der Zwischenzeit angespannt die Luft an. Tarja war noch nie von einer Qualle behandelt worden. Der Dorfarzt in den Korallenwäldern war nicht gerade günstig, aber wenigstens ein Inkling. Dummerweise war Tarja jetzt nicht mehr bei ihren Eltern mitversichert und um eine eigenen Krankenversicherung kümmerte sich ein echter Inkopoli erst, wenn das Bein schon ab ist und wenn man Kohle hatte. Hatte Tarja noch nicht. Sie hatte schließlich noch an keinem Revierkampf teilnehmen können.

»Wie ich sehe, hast du eine Schutzweste an«, stellte Jellyscent guter Dinge fest.

Tarja knirschte mit den Zähnen. »Ja. Sonst gäbe es von mir nicht mehr viel, dass Sie flicken könnten.«

Jellyscent kicherte und zitterte dabei wie ein Wackelpudding. »Der war gut. Also schön, dann lass uns mal in einen abgetrennten Raum gehen.«

»Wieso, muss ich mich nackig machen?«, fragte Tarja entsetzt und glotzte die Qualle unbegeistert an.

Jellyscent wackelte mit seinen dünnen Tentakeln herum. »Nicht ganz, nur bis zum Unterhemd. Ich habe ein hübsches, kleines Röntgengerät.«

Nr. 2 öffnete eine Tür an der Seite des Raumes, die man gar nicht als Tür erkannt hätte. Tarja kannte sie schon, Coby hatte ihr diesen Raum gezeigt, als sie sich das erste Mal umziehen musste.

Zusammen mit Jellyscent ging sie hinein und entledigte sich der Rüstung und des Heldenanzugs. Der Quallendoc kramte aus seinem Koffer ein Gerät in der Größe eines Tintlabs, das er einschaltete und dann auf Tarjas Brust richtete. Eine Weile studierte die Qualle, was sie sah, ehe sie eine Diagnose abgab.

»Wie gut für dich, junges Fräulein. Die Rippen sind nur gestaucht, nichts gebrochen. Wird noch eine Weile weh tun. Lass es ruhig angehen und dann vergeht das wieder.«

»Ich bin im fucking Außeneinsatz. Wie soll ich das bitte ruhig angehen lassen?!«, fragte Tarja gereizt und zog sich ihren Marine-King-Kurzmantel als auch ihren Rilax-Mundschutz wieder über.

Jellyscent kratzte sich an seinem weichen Kopf. »Lass dich einfach nicht erschießen? Bei eurer Kriegstreiberei halte ich mich raus. Ich mach euch nur wieder ganz, das ist mein Job. Und weil ich nicht möchte, dass Oktario das Sagen in Inkopolis hat. Der behandelt Quallen so schlecht, musst du wissen.«

Mir doch Qualle Ich meine, egal!, dachte Tarja und verließ die Umkleide.

»Komm bloß nicht auf die Idee, dich bei mir zu bedanken, Inkling!«, rief Jellyscent ihr empört hinterher, während er sein Gerät wieder wegpackte.

Coby verschränkte die Arme vor der Brust und sah verärgert aus. »Genau, Tarja. Quallen sind toll!«

»Quallen FTW«, murmelte Kuttelfisch und staubte Tarja ab.

»Schon gut, schon gut! Danke, Doc«, murmelte sie und scheuchte den Käpt'n weg.

Jellyscent wünschte allen noch einen fröhlichen Kampf und machte sich dann wieder davon.

»Jellyscent ist ein guter Kerl. Er hat uns schon oft geholfen. Er ist ein guter Arzt, Nr. 3. Du solltest lernen, andere zu schätzen«, erklärte Nr. 2 kühl und kochte sich und Kuttelfisch die nächste Tasse Tee. Der Käpt'n setzte sich an den Tisch und fastelte irgendwas von: »Pfefferminztee!«

»Wir haben nur grünen Tee, Opa.«

»Ich will meinen Pfefferminztee!«

»Ja, Opa …«

Jetzt, wo Tarja wusste, dass sie nicht eines qualvollen Todes sterben musste, konnte sie sich gedanklich wieder mit dem auseinandersetzen, was in der letzten Mission passiert war.

Nr. 2 erriet, dass Tarja sich viele unbeantwortete Fragen stellte und bedeutete ihrer jüngeren Kollegin sich ebenfalls zu setzen.

»Auch etwas Tee?«

Tarja schüttelte den Kopf. »So was trinken nur alte Leute.«

Kuttelfisch räusperte sich und schob seine Tasse ein Stück von sich fort.

»Du hast bestimmt vieles nicht verstanden, was da im Seenland passiert ist, oder?«, fragte Nr. 2 geduldig nach.

»Ich hab auch nichts verstanden!«, meldete Coby sich aufgeregt zu Wort und setzte sich neben Tarja.

Tarja knurrte nur: »Als ob das bei dir was Neues wäre!«

»Nicht streiten jetzt. Nr. 3, was Benji dort unten getan hat, war sehr riskant für ihn. Es bedeutet vermutlich das Ende für seine Karriere.«

»Was hat er denn getan?«, hakte Tarja verwirrt nach.

»Er hat entschieden, uns den Wels zu überlassen. Sein Entschluss basierte darauf, dass er Opfer auf seiner Seite vermeiden wollte«, erklärte Nr. 2 und schlürfte etwas Tee.

Tarja runzelte verwirrt die Stirn, Coby kam ihr allerdings zuvor. »Aber die Oktarianer waren doch in der Überzahl!«

»Ja, das hat mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. Auch die Elite-Oktoling, die mit den Algen auf dem Kopf, war der Meinung, 3 und mich zu töten sei der bessere Weg. Egal, wen wir mit in den Tod genommen hätten.«

»Ach, darüber haben die zwei gestritten«, kombinierte Tarja zufrieden.

Nr. 2 nickte. »Benji ist merkwürdig … Irgendwas sagt mir, dass er nicht ganz loyal zu Oktario steht. Er wollte etwas sagen, das weiß ich. Aber es ging nicht, weil die anderen Oktolinge da waren.«

»Er hat mich nicht erschossen, als er die Chance dazu hatte«, erzählte Tarja und erinnerte sich mit Schrecken und Faszination daran, wie sie Benji zum ersten Mal gegenüber gestanden war.

»Ich sagte ja, er ist merkwürdig. Was heute geschehen ist, wird schwere Folgen für ihn haben.«

Schweigend saßen die vier eine Weile am Tisch. Nr. 2 trank ihren Tee aus, Kuttelfisch tat so, als stünde sein Tee nur zufällig bei ihm und hätte nichts mit ihm zu tun, und Coby musste nach einer Minute losplappern und erzählen, dass ihm alle drei Herzen* stehen geblieben waren, als Tarja in den See fiel. Tarja beschrieb ihm dieses Erlebnis als ziemlich kacke, nicht wiederholungswürdig und viel zu nass.

»Na gut, ihr kleinen Schnorrer! Feierabend! Macht euch nach Hause, ruht euch aus! Morgen geht es wieder unter die Oktarianer!«, sagte Kuttelfisch schließlich und stand auf. Nach einer halben Minute haute er mit der Faust auf den Tisch, was viel zu spät kam und dadurch äußerst deplatziert wirkte. Alle seufzten leise.

Nr. 2 streckte sich. »Ach, 3. Fast vergessen. Willst du denn jetzt ein Autogramm?«

Tarja, die sich gerade beim Aufstehen strecken wollte, sah sie an wie ein Auto. »Wozu das denn? In Inkopolis kennt dich doch keine Qualle.«

Nr. 2 erstarrte mitten in ihrer Bewegung und schaute Tarja fassungslos an.

Coby räusperte sich verlegen. Nr. 2 nahm ihn ins Visier. »Du hast jemanden angeheuert, der die Sea Sirens nicht kennt?!«

Er kicherte und rieb sich den Nacken. »Äh, also das hab ich doch nicht wissen können!«

»Sea Sirens?«, fragte Tarja blöde.

»Jaah, Nr. 2 heißt eigentlich Limone Kuttelfisch. Sie und ihre Cousine Aioli, das ist Nr. 1, sind sehr berühmt in Inkopolis. Sie sind Popstars«, erklärte Coby und wirkte sehr stolz, weil er berühmte Leute kannte.

Tarja blieb ausdruckslos. »Noch nie gehört.«

Limone verdrehte die Augen. »Oh Mann. Ich bring dir das nächste Mal unsere Alben mit. In dem Kaff, aus dem du kommst, scheint es ja gar keine Kultur zu geben!«

Tarja zuckte grinsend mit den Schultern. »Nö, nur Seeschäfchen. Das einzig sehenswerte in den Korallenwäldern.«

Limone summte zustimmend. »Das ist wahr. Deswegen war ich auch einmal dort. Da kommst du also her. Nun, zugegebenermaßen, da liegt echt die Seepocke begraben, absolut nichts los da.«

»Nee, darum wollte ich ja nach Inkopolis. Na ja, so hab ich's mir dann aber auch nicht vorgestellt«, murmelte Tarja und strich sich murmelnd über ihre schmerzende Brust.

»Haut ihr jetzt endlich mal ab?!« Kuttelfisch fuchtelte mit seinem Klotzer herum.

Tarja brachte den Heldenkleckser an seinen Platz. Wie Coby einst erklärte, kontrollierte sie davor das Magazon. Dabei fiel ihr auf, dass das Magazin, welches sie herausholte, komplett leer war. Sie hatte also keine einzige Kugel mehr gehabt, als Limone und sie in den Untergrund gegangen waren, um den Elektrowels zu holen …

Wusste Benji das? Wusste er, dass ich keinen einzigen Schuss mehr über hatte?, fragte Tarja sich im Stillen.

»Kommst du?«, fragte Coby sie irritiert und stupste sie an.

Kapitel 28 – Zitrone und Ravioli


 

~~~

 

You face away, thinking me blind,

Like I don't know what you won't show.

Your love is still clear from behind.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Fly 8-Ball Station“ ~

 

 

Zusammen mit Coby, der sehr aufgedreht war und selbst im Abflussrohr zurück nach Inkopolis als Tintenfisch regelrecht Loopings vollführte, kehrte Tarja Richtung Heimat zurück. Ihre Wunde schmerzte, sie fühlte sich hundemüde, und Cobys aufgeregtes Gequatsche fand sie zwar einerseits süß, andererseits würde sie ihn aber auch gerne schlagen, bis er still war. Die Missionen erschienen ihr jetzt viel komplizierter als zu Beginn. Warum konnte Benji nicht wie alle anderen sein? Jetzt hatte sie noch mehr Probleme damit ihn wegzuballern. Einer von Tarjas moralischen Standards war: Eine Hand wäscht die andere.

»Einfach wie in einem Film! Manchmal hab ich vergessen, dass das, was ich da sehe, echt ist und so … Tarja?«

Sie blinzelte. Die beiden standen wieder auf dem Inkopolis-Platz, es war Sonnenuntergang und erneut schien es so, als wäre überhaupt nichts Außergewöhnliches passiert.

»Ja, ist ziemlich abgefahren … Ich muss nach Hause, Bruder. Ausruhen und so«, murmelte Tarja, gähnte und schlurfte mit bleischweren Beinen und hängenden Armen los.

Coby hielt sie am Handgelenk zurück. »Aber die Prophezeiung!«

Oh, stimmt. Fast vergessen, dachte sie erschöpft. »Ach, die. Wo können wir sie uns denn ansehen?«

Coby deutete auf den Tintenturm, an dem ein großer Monitor angebracht war. »Du wirst dich wundern, wer in Inkopolis die Prophezeiung vorliest!«

»Etwa Oktario?«, fragte Tarja ironisch.

Coby kicherte nur.

Der Monitor sprang an und … Ist das Nr. 2?! Wie war noch gleich ihr richtiger Name? Irgendeine Frucht … Zitrone? Zitrone muss es gewesen sein, ging es Tarja verdutzt durch den Kopf und starrte auf den Bildschirm. Aber wer war das neben Nr. 2?

Ein tentakuläres Hallo, Inkopolis!

Tarja sah Coby mit hochgezogener Augebnraue an. »Tentakuläres Hallo? Wie affig ist das denn! Und da lästert ihr über uns Inklinge vom Land?! Euch steigen wohl die Fabrikabgase ins Hirn.«

»Sssch!«, zischte Coby und glotzte mit strahlenden Augen zum Monitor, genau wie alle anderen Inklinge und ehemaligen Meeresbewohner.

Heute ist es wieder so weit! Schwesterchen, lass hören!”, sagte die junge Frau, welche Tarja zwar nicht optisch erkannte, aber diese Stimme …

Ist das etwa Nr. 1? Verdammt, Coby hat ihren Namen erwähnt! Ich erinnere mich bestimmt, hat ja bei Zitrone auch geklappt! Hmm, Ravioli! Ich bin mir voll sicher! Mann, ich bin ja so gut! Zitrone und Ravioli, die sind Popstars. Ihre Band hieß … Bee Sirens, oder so.

„Aioli, eins nach dem anderen”, sagte Nr. 2 ruhig.

Aioli griff sich in den Nacken und kicherte verlegen.

Außerdem bin ich deine Cousine. Als erstes verkünden wir die neuen Arenen für die nächsten vier Stunden”, erklärte Nr. 2 und beide erzählten ihrem gebannten Publikum, wo demnächst die Post abgehen würde. Jubel als auch Stöhnen war zu hören. Manche Arenen polarisierten wohl mehr als andere.

Tarja stellte fest, dass sie unheimlich gerne in der Flounder Hights Arena gespielt hätte – die sah einfach cool aus.

Jetzt kommen wir zur Prophezeiung.

Aioli hopste aufgeregt auf und ab. „Lies vor, Limone! Mach schon!

Oh, also Limone und Aioli. Na ja, ich war zumindest nahe dran!

Limone hielt ein Blatt in den Händen, räusperte sich und las laut vor: „Schwachkopf, Schwabbelspeck, Krimskrams, Quiek.*

Tarja runzelte die Stirn. Hm, muss irgendwas Tiefsinniges sein. Werd versuchen, das im Kopf zu behalten.

Aioli schmiss die Hände in die Luft. „Die alten Götter haben gesprochen!

Auf dem Bildschirm, vor dem die beiden saßen und wo zuvor die angekündigten Arenen gezeigt wurden, sah man nun einen abgespaceten Drucker, der als Artefakt der alten Götter galt. Hin und wieder spuckte es ein Dokument aus, welches überall vorgetragen wurde und dessen Inhalt meist eher kryptischer Natur war. Über die alten Götter wussten die Inklinge selbst nicht viel, aber streng Gläubige sollen ein Buch mit sich herumschleppen, das sich Necronomicon nennt. Daneben gab es noch ein religiöses Schriftstück, welches den schmucklosen Titel „Das Buch des Madai“ trug.

Coby nickte gewissenhaft. »Krimskrams … Das hab ich mir ja schon immer gedacht.«

Tarja sah ihn neugierig an und flüsterte: »Hast du die Nachricht der alten Götter etwa verstanden?!«

Er grinste sie breit an. »Nee, keinen Schimmer. Na ja, lass uns nach Hause gehen und für morgen fit machen!«

Tarja gähnte und streckte sich. »Ja, endlich!«

Um sie herum zerstreute sich die Menge, das Wichtigste war gesagt worden, man konnte wieder seinem Tagwerk nachgehen – Rumlungern und sich mit Essen vollstopfen, und mit Familie und Freunden über die Prophezeiung rätseln.

Coby erzählte Tarja, welche Auswirkungen die Prophezeiungen in Inkopolis hatten: »Es kann nicht lange dauern bis auf Squidder die ersten Theorien veröffentlicht werden, und gläubige Inklinge irgendeinen Unsinn treiben, um den alten Göttern zu huldigen. Das letzte Mal haben sie sich rote Farbe ins Gesicht geschmiert und jeden, der ihnen begegnet war gefragt, ob sie an Tomaten glauben!«

»Und was hast du ihnen geantwortet?«, fragte Tarja neugierig.

Coby seufzte tief und verzog das Gesicht. »Ich hätte nicht sagen sollen, dass ich allergisch bin.«

Tarja prustete los und lachte schließlich lauthals darüber. Die Vorstellung war einfach zu absurd!

Cobys Augenbraue zuckte. »Das ist nicht witzig! Es hat mich Stunden gekostet, diese Verrückten loszuwerden! Und manchmal … Wenn mich einer von denen wieder erkennt … Dann schreien sie: »Ungläubiger, du Opfer Hasturs, möge Nyarlathotep Gutes über dich berichten!« Anstrengend, sag ich dir!«

Tarja drückte Cobys Schulter und lächelte zynisch. »Du armer Tintenfisch, Thu Thu steht dir bestimmt bei.«

Coby fröstelte. »Ach, hör schon auf! Wolltest du nicht nach Hause, deine Wunden lecken?«

»Das und Softeis. Na schön, dann weiß ich ja Bescheid. Ich bin hundemüde, wir sehen uns morgen.« Tarja lockerte ihre Muskeln, es wurde Zeit für den Supersprung nach Hause. Coby war von Bekannten entdeckt worden und musste sich eine Ausrede einfallen lassen, wo er sich die letzten zwei Tage herumgetrieben hatte.

Tarja schoss in die Luft, der Wind pfiff ihr um die Ohren. Sie stieg über die Dächer der Häuser hoch in den Himmel und badete für einen kurzen Moment im glühenden Licht der Abendsonne.

Bis in die Unendlichkeit

Kapitel 29 – Hoch in den Wäldern


 

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I hate the sea but love the breeze.

The sandy shore I will endure

Just for that brisk, zephyrous tease.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „House Party Station“ ~

~~~
 

Tarjas Tante tat, was viele Verwandte taten, wenn sie Besuch von ihren Nichten und Neffen hatten. Fragen stellen, um am Frühstückstisch überhaupt was gesagt zu haben.

»Wie gefällt dir denn Inkopolis, Tarja?«

»Passt schon.«

»Was machen denn die Revierkämpfe?«

»Passt schon.«

»Verdienst du denn genügend Geld damit?«

»Passt schon.«

»Gut, ich möchte nämlich keine extra Ausgaben. Hast du schon neue Freunde gefunden?«

»Passt schon.«

»Tarja, hörst du mir überhaupt zu?«

»Passt schon.«

Nachdem die tiefgründigen Gespräche beendet waren (»Wie spät ist es eigentlich?« »Passt schon.«), schnappte Tarja sich ihre Sachen und marschierte nach draußen. Die stickige Sommerluft staute sich in der schmalen Klecksergasse. Tarja wunderte sich, dass der Asphalt noch keine Blasen schlug. An einer Bushaltestelle hielt eine Qualle ein Schild hoch auf dem „Auch Quallen wollen Schuhe tragen!” stand. Es war also ein ganz normaler Morgen in einer Großstadt.

Tarjas Squidphone vibrierte.
 

Coby:

»Guten Morgen! Bist du schon auf den Beinen? Hab die ganze Nacht eher mäßig geschlafen. Und du?«

10:41
 

Sie dachte darüber nach, mit „Passt schon, gut.” zu antworten. Zur Abwechslung. Damit sie nicht den ganzen Tag dasselbe sagte.

 

Tarja:

»hab gepennt wie en stein. meine brust tut immer noch weh. wo treffen wie uns heute?«

10:42

 

Nachdem sie bewiesen hatte, wie viel ihr an Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung lag, schlappte Tarja zur Bushaltestelle und stellte sich neben die Qualle, die ihr das Schild ins Gesicht hielt.

»Dann trag doch Schuhe, verdammt!«, fauchte sie genervt.
 

Coby:

»Na ja, wie immer. Am Inkopolis-Platz?«

10:44
 

Da könnte sie auch mit dem Supersprung hin und müsste sich nicht in den Bus quetschen. Der war immer voll mit allem, was nicht hoch hinaus konnte.Und er kostete Geld, von dem Tarja nicht sonderlich viel hatte.

Die Qualle drehte das Schild um und schrieb eine neue Parole drauf.

 

Tarja:

»bin auf dem sprung bis gleich.«

10:45

 

Sie steckte das Handy weg und fragte die Qualle, in welcher Richtung der Inkopolis-Platz von hier aus lag. Tarja sprang sonst immer vom Balkon aus, aber der musste ja heute unbedingt von ihrer Tante geputzt werden. Jetzt brauchte Tarja andere Koordinaten, denn ihr stand heute nicht der Sinn nach einer Bruchlandung.

Die Qualle hielt ihr das neue Schild entgegen. „Auch Quallen wollen Supersprünge machen!”
 

»Tarja, guten Morgen!« Mit rosigen Wangen kam Coby auf Tarja zugerannt, die gerade auf der Mitte des Platzes aufkam. Als er bemerkte, was sie da auf dem Rücken hatte, verlangsamte sich sein Schritt und er sah sie stutzig an.

»Ist das eine Qualle auf deinem Rücken?!«

»Frag nicht, lange Geschichte«, knurrte sie nur und scheuchte die Qualle samt ihrem Schild davon.

»Na gut … Öhm, hat der Käpt'n dir schon geschrieben?«

»Ja.« Tarja nickte, holte das Handy aus der Hosentasche und zeigte Coby grinsend die Nachricht.
 

Kuttelfisch:

»Gtn mprgwn. Wir tteffen uns wie immer. Liebe Grüße, Haselnuss.«

08:33
 

Coby runzelte die Stirn. »Haselnuss?«

»Haselnuss.«

»Verstehe … ich nicht. Egal, auf zu den Badlands!«

Die beiden schwitzten bereits in Strömen als sie über den geschäftigen Platz liefen. Der Eisverkauf lief wieder auf Hochtouren, genauso wie der Verkauf von kalten Softdrinks. Als Tarja sich für unterwegs eine kleine Flasche MountainDu holte, musste Coby Ihr sofort erzählen, dass er mal gehört hatte, dass das Trinken von kalten Getränken bei Wärme schlecht für den Körper sei, weil man dann noch mehr schwitzen würde. Tarja erklärte ihm großzügig, dass ihr das im Moment völlig gleich sei. Zum einen, weil sie ohnehin fast alles tun und lassen könne wonach ihr der Sinn stand. Zum anderen, weil sie in wenigen Stunden vermutlich sowieso ins Schwitzen geraten würde, während Coby nur hinter einem Bildschirm sitzen würde.

»Wusstest du, dass Nr. 2 mich ein wenig an der Sniper trainieren möchte?«, erzählte Coby begeistert, als die beiden am Abflussrohr angekommen waren.

Tarja trank ihre Flasche in einem Zug aus und schmiss sie geschickt Richtung Mülleimer. Die Flasche prallte an der Kante ab und traf die noch immer protestierende Qualle am Kopf.

Während das weiche Geschöpf heftig wobbelte, schrieb sie eine neue Parole auf ihr Schild.

„Führt endlich Pfand ein!”

Coby sah sie verdutzt an. »Diese Qualle hat vollkommen recht! Unsere Umwelt …!«

»Wie war das jetzt mit deinem Schießtraining?«, unterbrach Tarja Coby hastig, da ihr Gehirn von jeglicher Art Bildung ziemlich schnell das Schmerzen anfing.

»Wie schön, dass es dich interessiert!«, freute er sich.

Sie zuckte träge mit den Schultern. »Eigentlich nicht, aber weil du es bist …«

Die beiden verwandelten sich in Tintenfische und schwammen durch das dunkle und muffige Abflussrohr zum Okto-Distrikt. Unterwegs erzählte Coby begeistert, dass es gleich heute nach der Mission losgehen würde. Er sei sonst einfach zu nutzlos. Dem stimmte Tarja zufrieden zu.

Obwohl es im Rohr alles andere als gut roch, war es dort wenigstens einigermaßen kühl gewesen. Sich den Schweiß von der Stirn reibend schlurften die beiden zum HQ.

Kuttelfisch kam ihnen winkend entgegen. »Da sind sie ja, meine beiden Lieblings-Agenten!«

»Ach so, nicht mehr ihre Enkelinnen?«, wunderte sich Coby.

»Wer?«

Tarja musste dem Käpt'n unbedingt eine Frage stellen: »Was hast du eigentlich mit Haselnuss gemeint?!«

Kuttelfisch kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Haselnuss?«

»Hast du mir geschrieben.« Tarja hielt ihm das Handy unter die Nase, Kuttelfisch las sich entrückt seine eigene Nachricht durch.

Verlegen räusperte er sich. »Oh, wie peinlich. Dabei wollte ich eigentlich Walnuss schreiben.«

»Ja, das … macht genauso wenig Sinn. Vergessen wir das«, murmelte Tarja und stopfte das Handy zurück in die Jackentasche ihres Mantels.

Die drei verschwanden in der Geheimbasis, unten angekommen zog Tarja sich sofort um. Als sie aus der Kabine kam entging ihr nicht Cobys bedrücktes Gesicht. Sie hatte noch gehört, dass er und der Käpt'n miteinander gesprochen hatten, aber nicht worüber. Zudem war es ihr ziemlich egal gewesen, aber ausgerechnet jetzt schien es sich zur Abwechslung nicht um Cobys Vornamen oder der richtigen Zubereitung von Seezungen gehandelt zu haben.

Bevor Tarja allerdings gelangweilt fragen konnte, warum Coby so weinerlich aussah, kam er ihr schon zuvor: »Stell dir vor«, fing er gequält an zu erzählen, »das Schießtraining findet heute schon statt!«

»Na ja, ist doch gut«

»Während der Mission!«

»Na ja, ist doch gut.«

»Tarja!«

Hey, ihr zwei! Hier ist Nr. 1 am Start! Das neue Ziel ist ein kleiner Elektrowels! Es bleibt spannend! Schon Mal in den Stratoswäldern gewesen?!”, meldete sich Aioli ohne Vorwarnung und schrie den zwei Inklingen ins Ohr, die sich kurz darauf stöhnend das Headset vom Kopf rissen.

Nur der Käpt'n stand ausdruckslos da und drückte sich die Hörer gegen die Ohren. »Straus? Was für ein Strauß?!«

Tarja legte das Headset auf dem Tisch ab und deckte sich mit ihren üblichen Waffen ein, während ihr die Ohren klingelten, und Coby Nr. 1 einen nervigen Vortrag über Gehörschäden hielt. Kuttelfisch drückte Coby den Konzentrator in die Hände, was ihn schließlich zum Schweigen brachte.

»Es gibt keinen besseren Lehrer als Nr. 2. Sie hat schon als Kind alles getroffen, das sich bewegt hat.«

»Ooh, bitte keine Details!«, murmelte Coby leichenblass.

Kuttelfisch wackelte dann zu einem der großen Bildschirme am Ende des Raumes und öffnete eine Karte. »Ihr müsst weit gehen, ihr müsst am Seenland vorbei und dann seht ihr sie schon – die Stratoswälder!«

Tarja runzelte die Stirn. »Was habt ihr denn bloß alle mit so nem ollen Wald?!«
 

Wie geht es Timo und Tanja?

»Coby. Meine Name ist Coby!«

»Nenn mich doch wie du willst«, grummelte Tarja nur zerknirscht.

Die beiden Agenten waren unter gleißendem Sonnenlicht unterwegs, kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, nur drei Geier kreisten seit geraumer Zeit über den beiden. Coby klammerte sich noch immer an seinen Konzentrator und flennte hin und wieder darüber, dass er doch Brillenträger sei und dass ein Schießtraining, nur über Funk, total bescheuert ist.

Tarja hörte nur mit halbem Ohr zu. Als sie gerade darüber nachdachte, ob sie Coby mit der Sniper hauen sollte, hatte sie den Wald entdeckt. Ihre Augen wurden so groß wie Untertassen.

»Coby, halt mal kurz die Fresse und schau dir das an!«

Beleidigt folgte er ihrem Beispiel und bekam genauso große Augen. »Ist das echt?!«, fragte er entgeistert.

Ja, sehr echt. Willkommen in den Stratoswäldern, ihr zwei Grünschnäbel”, begrüßte Nr. 2 die beiden.

 

Kapitel 30 – Ambi


 

~~~

 

Your motor whines; the ocean roars.

No ink can halt your firm assault.

Let these invaders know the score.

 

~ Kamabo-Souvenir-Gedicht „Move It Move It Station ~

 

~~~

 

Der Grund, weshalb Tarja Augen machte wie ein Eichhörnchen, wenn es blitzt, war der, dass sich in sehr großer Höhe über ihr ein Wald befand, welcher wortwörtlich auf Felsbrocken in der Luft schwebte.

»Wie zum Henker funktioniert das nur?!«, staunte Coby lauthals, schirmte sein Gesicht vor dem Sonnenlicht ab und starrte begeistert nach oben.

»Mich wundert's, dass du alter Klugscheißer das nicht weißt«, neckte Tarja ihn und grinste wie ein Haifisch.

Coby rümpfte die Nase. »Ich kann nur wissen, was sich lernen lässt. In keinem meiner Bücher …«

Schon gut, Coby, wir haben's kapiert!“, melde sich Nr. 2 knisternd zu Wort: „Wir wissen auch nicht, wie sie das machen. Die Oktarianer haben eine Technologie, welche die Schwerkraft austrickst, aber wir kriegen nicht raus wie.”

»Sag mir nicht, dass der Elektrowels da oben ist!«, murmelte Tarja, ihre Augen hatten noch weitere schwebende Plattform entdeckt, die alle waren mit Seilen und wackeligen Brücken miteinander verbunden. Das ganze Konstrukt sah so zerbrechlich und marode aus, dass ihr schon allein bei dem Gedanken da herumkraxeln zu müssen ganz mulmig wurde.

Na schön, ich sag es dir nicht …

»Kacke!«

Coby riss sich von dem Anblick los und räusperte sich. »Und wie kommen wir da hoch?«

So? Wie ihr jetzt seid? Gar nicht.

Tarja stampfte erneut auf und spuckte auf den Boden. »Ich hätte Verwaltungs-Inkling werden sollen!«

Nr. 2 kicherte. „Ich weiß von einer Freundin, dass das genauso schlimm sein kann. Also, ich erkläre euch meinen großartigen Plan, er ist nahezu perfekt.

»Nah... Nahezu?«, fragte Coby ängstlich und klammerte sich wieder an den Konzentrator.

Kein Plan ist perfekt. Hört jetzt gut zu!
 

»Ich … ich kriege keine Luft!«

»Halt doch's Maul, du verrätst uns noch!«

Eigentümliches Gewürge war zu hören.

»Ich sage, ich kriege keine Luft, und du drückst mir deine Hände auf den Mund!«

»Ssch!«
 

Die Oktarianerin hob gelangweilt den Kopf. Hatte die Lieferung etwa ein Geräusch von sich gegeben?

Nein, das kann nicht sein, es ist nichts Lebendiges darin, entschied sie schulterzuckend.

Sie wandte sich wieder ihrem Octophone zu. Es war von der Marke Merengue. Und die stürzten ständig ab. Es gab nur Merengue. Irgendwie war das frustriertend …

Genervt startete sie ihr Handy neu, dabei fror es ein, und sie wusste, nur mit einem Trick ließ sich das Gerät erneut hochfahren. Aber wie ging der noch gleich?!, dachte sie verärgert. Und warum muss ich diese Ladung eigentlich allein bewachen?! Das ist alles so öde! Ich hätte Verwaltungs-Oktoling werden sollen, hab gehört, denen ihr Beruf ist aufregend …

Ambi, kommen!

Ihr Okto-Talkie knisterte, jemand rief blechern ihren Namen. Musik in Ambis Ohren, denn das bedeutete, dass endlich mal etwas passierte!

Hektisch stopfte sie ihr Handy zurück in die Hosentasche und zog das alte Funkgerät vom Gürtel.

»Ambi hier, was gibt's? Over.«

Es sollen vor einer Stunde Inklinge gesichtet worden sein! Hast du was gesehen?! Over.

Nein, nur den kriselnden Startbildschirm meines Merengue Z Nova, dachte Ambi und gähnte leise.

»Alles im grünen Bereich hier. Kein Feind in Sicht, over.«

Immer wachsam bleiben, Ambi. Over.

»Wilco, over and out.«

Ambi hatte gerade ihr Okto-Talkie wieder an den Gürtel gesteckt, als ihre vermeintlich leblose Ladung einen Heldenkleckser in den Händen hielt und unprofessionell schrie: »Tentakel hoch, Oktoling!«

Das Inkling-Mädchen vor Ambis Nase entsicherte nachdrücklich ihre Waffe. Ambi nahm die Pistole neugierig in Augenschein und befand, dass das Ding hundert Jahre alt sein musste.

Das gehört in ein Museum! das muss das letzte Mal beim Großen Revierkampf Ich verstehe … Ambis Gedanken überschlugen sich. Waren das wirklich Inkling-Agenten, die sie da vor sich hatte?

Das Inkling-Mädchen wiederholte mit nervöser Stimme ihren Befehl, dem Ambi langsam Folge leistete. Der Inkling-Junge neben dem Mädchen fummelte ungeschickt mit seinem Konzentrator herum und sah sich dabei hektisch um.

»Wir … wir können doch über alles reden …«, sagte die Oktarianerin langsam.

Aber offensichtlich verstanden die zwei Inklinge kein Okto. Sie warfen sich unsichere Blicke zu. Schließlich langte der Junge sich an den Kopf.

Ein Headset? Sie sehen aus wie Amateure, aber ihre Ausrüstung sagt was anderes.

»Nr. 1, hier ist Coby. Wir haben eine Geisel«

Nr. 1 muss mal eben für kleine Calamari, hier ist der Käpt'n.

»Oh, Käpt'n Kuttelfisch, ich salutiere.«

Nein, danke. Ich brauch keine Biere, aber Algensalat könnt ihr mir mitbringen.

»Nein, Käpt'n. Wir sind doch in den Stratoswäldern! Wir haben eine Geisel, Käpt'n! Wie geht es denn jetzt weiter?«, rief der Junge namens Coby so laut, dass das Mädchen ihm kurz darauf mit der Hand auf den Hinterkopf schlug.

»Bist du blöd?! So hört uns ja jeder!«, fauchte sie und sah sich erschrocken um.

Ambi betrachtete die zwei jungen Inklinge eingehender. Der Junge heißt also Coby. Hat er Käpt'n Kuttelfisch gesagt? Etwa DER Käpt'n Kuttelfisch? Wenn das wirklich dieser Inkling ist, der maßgeblich dafür die Verantwortung trägt, dass wir Oktarianer in den Badlands hausen, dann hat er seine besten Tagen entweder hinter sich, oder er tut nur so als wäre er senil. Unglaublich. Da wird man Transportwache, um militärisch aufzusteigen, und dann schwimmen einem die dicksten Fische von alleine ins Netz!

Ambi erriet sofort, was die Agenten hier zu suchen hatten. Den Elektrowels. Ihr Herz machte mehrere Sprünge. Echte Inkling-Agenten! Richtige, echte Agenten! Dass ich den Tag noch erleben darf!, dachte sie aufgeregt, ihre Hände, die sie in die Höhe hielten, begannen zu zittern. Ich darf das jetzt nicht verbocken, das ist meine Chance!

Langsam sagte sie auf Inkisch: »Ihr wollt den Wels, richtig?«

Sagt dem Oktoling, dass ihr Inkisch eine Beleidigung für meine alten Ohren ist!”, plärrte der Käpt'n lauthals.

Das Mädchen verdrehte die Augen. »Wir wollen nur den Wels zurück.«, sagte sie zögerlich an Ambi gewandt.

Ambi nickte bedächtig. »Ich kann euch helfen, Inklinge.«

Coby spielte mit dem Lauf seiner Waffe und kaute auf seiner Unterlippe herum. »Warum solltest du das wollen?! Deine eigenen Leute werden dich einen Verräter nennen!«

Ganz so dumm scheinen sie doch nicht zu sein. Schade. »Na ja, mir wird immer noch eine Waffe an den Kopf gehalten, und wegen so ein bisschen Fisch beiß ich doch nicht ins Seegras! Da ist es mir auch völlig Tinte, als was mich meine Kameraden nennen werden!«

Ich hab es mir überlegt …”, unterbrach Kuttelfisch Ambi.

Coby runzelte die Stirn. »Käpt'n?«

Ich will doch Bier.

»Sir, eine Oktarianerin sagt, dass sie uns helfen kann den Elektrowels zu retten.«

Schweigend warteten die drei auf die weisen Worte Kuttelfischs.

Legt den Oktoling um! Jetzt!

Das Mädchen wirkte verdutzt, ihre Augen huschten zwischen Ambi und Coby hin und her. »Alter, das wäre super laut! Hier ist Halligalli, wenn ich sie über den Haufen schieße, Käpt'n! Wie sieht denn Plan B aus?«

Ambi, kommen!

Die Inklinge zuckten heftig zusammen und sahen erschrocken zu dem Okto-Talkie. Coby richtete blass seinen Konzentrator darauf.

Verflucht! Auch das noch!

Ambi seufzte tief. »Da muss ich rangehen, sonst wird Alarm ausgelöst. Ihr kommt hier dann nicht lebend raus, das kann ich euch versprechen.«

Coby wurde merklich blasser um die spitze Nase. »Oh, äh … Das klingt schlecht!«

Vorsichtig griff Ambi nach dem Funkgerät und antwortete: »Mayday, Mayday! Feind im Lager! Feind im Lager! Copy!« Sie musste es melden. Denn wie Coby schon ganz richtig gesagt hatte: Würde sie es nicht tun, wäre sie als Verräterin gebrandmarkt, und im Grunde spielte es für sie dann auch keine so große Rolle mehr, wer sie erschoss. Ein oktarianisches Erschießungskommando oder ein Inkling-Agent. Da konnte Ambi sich gleich für die coolere Variante entscheiden. Lieber als Kriegsheld sterben, denn als Verräterin!

Das Inkling-Mädchen fluchte wütend: »Ich lass mich echt ungern verarschen!«

Ambis Ohren fühlten sich an, als würden sie explodieren, als die Uraltwaffe der Agentin losging. Sie spürte, wie eine Kugel ihre Brust traf und sie von den Füßen riss.

Endlich was los hier!


Nachwort zu diesem Kapitel:
"fisch" war mal ein Typo, den ich ewig lange nicht bemerkt habe, bis ich die FF auf Wattpad hochgeladen habe. Da Charly89 ihn so lustig fand, haben wir ihn behalten :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Cobys Charakterbild wurde aktualisiert und zeigt ihn nun mit den Quadhoppern Noir. (Die Waffe ist einfach unmöglich zu beschreiben *sfz) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wegen Krankheit (behinderte Mandelentzündung!) konnte am 23. März leider kein Upload stattfinden. Ich bin immer noch alles andere als fit und vermute, dass sich hier mehr Leichtsinnsfehler eingeschlichen haben als sonst .__.
Was ist der doppelte Rittberger? Eigentlich ist Rittberger ein Kantensprung beim Eiskunstlauf, aber mir gefiel der Titel, da Coby die Doppler zum ersten Mal richtig verwendet :3 Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wegen Krankheit konnte am 25. März leider kein Upload stattfinden Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*»Klar, wenn ich ihn vom Dach kriege ...« Tarjas Antwort bezieht sich auf „Karlsson vom Dach“. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heimlich-Manöver ist eigentlich eine Maßnahme, um eine Person vor dem Erstickungstod zu retten. Der Handgriff wurde nach dem Erfinder Henry J. Heimlich benannt. In meinem Fall hat das damit nix zu tun und darf wortwörtlich verstanden werden – ein heimliches Manöver :] Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Oktoball befindet sich nun auch in der Chara-Beschreibung, falls sich der eine oder andere Leser ... oder der einzige Leser hier ein Bild davon machen möchte XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoppla ... Ich musste ein Kap trennen und hab dann zwei zusammengeschnitten. Dass es dann aber doch so kurz werden würde, hatte ich nicht gedacht. Upsi, das nächste Kapitel wird auf jeden Fall wieder länger! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Inklinge haben drei Herzen. Ein Überbleibsel ihrer Vorfahren (Quelle: Splatoon Artbook). Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hab die Kapitel vor Monaten geschrieben -.- Aber wenigstens finde ich gerade die Energie, diese kurzen Sachen fertigzustellen ^-^/ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wilco ist eine Standardphrase im Flugfunk. Sie ist eine Abkürzung von 'I will comply' und bedeutet „I understood your message and will comply with it“ („Ich habe Ihre letzte Meldung verstanden und werde entsprechend handeln“).
Quelle: Wikipedia Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Charly89
2020-10-14T07:22:47+00:00 14.10.2020 09:22
Huh, ich habe etwas gelernt u.ù XD

Der Perspektivwechsel kam irgendwie unerwartet ^-^"
Und hat mich ehrlich irritiert.
Warum?
Weil, Coby und Kuttelfisch namentlich genannt werden.
Ja, der Oktoling hört die Namen, aber trotzdem.
Ja, es ist doof sich ständig 'Umschreibungen' einfallen zu lassen, als Schreiber.
Aber ich bin der Leser, quasi der Endverbraucher, und daher darf ich das merkwürdig finden, egal wie der Grund dafür ist. Man könnte es eventuell damit kaschieren, das man die Oktoling kurz darüber nachdenke lässt?
So wie es jetzt ist, wirkt es irgendwie komisch, und das meine ich nicht im Sinne von lustig XD

<3
Charly
Antwort von:  Sas-_-
14.10.2020 16:13
Genau das, ständige Umschreibungen wollte ich umgehen, und dachte, wenn Ambi die Namen hört, kann ich sie verwenden ^^"
Guter Einwand, was den Gedankengang von Ambi betrifft. Ich hab eine Idee :3
Antwort von:  Charly89
14.10.2020 17:26
^-^
"Passt jetzt besser!" :U
XD
Antwort von:  Sas-_-
14.10.2020 17:38
Warum auch immer ich gerade das Gefühl habe, bei der Hausaufgaben-Betreuung zu sein ô.o
XD
Von:  Charly89
2020-10-13T07:49:28+00:00 13.10.2020 09:49
Du und deine Bandwurm-Sätze ^-^"
Und, Jaahaa, es ist mir egal ob das so muss XD
Aber egal,
"Passt schon gut!" :U

Charly, die sich bei Stratoswälder derbe an eine Werbung für Web, Domain und Hosting erinnert fühlt X'D
Antwort von:  Sas-_-
13.10.2020 10:47
Ich erinnere mich dunkel, dass da irgendein Satz lang war und sich auf die Schnelle nicht schöner formulieren ließ XD Es war aber auch schwierig Freund an dem Abend von mir zu lösen ^^"
Ich werd's korrigieren XD

Stratoswälder musste ich mir ausdenken, die Örtlichkeit hat keinen Namen, und ich dachte mir, dass das "okay" klingt ^^"
Von:  Charly89
2020-10-12T15:42:54+00:00 12.10.2020 17:42
Wie Tarja und ich den selben Gedanken hatten.
Sie, weil sie nicht zu hört und ihr es egal ist.
Ich, weil ich nicht mehr wusste, wer und warum und überhaupt ... XD
Antwort von:  Sas-_-
12.10.2020 21:50
XD

Ich hab einige Kaps noch Mal gelesen, ich muss auch erst wieder reinkommen ^^" Wollte heute das nächste startklar machen :3
Tarja ist schon ein herziger Charakter :D
Von:  Charly89
2020-04-13T17:45:21+00:00 13.04.2020 19:45
Zwar ein 'Laber-Kapitel', dafür aber sehr lustig :D

> Kuttelfisch tat so, als stünde sein Tee nur zufällig bei ihm und hätte nichts mit ihm zu tun,
Wie ich, wenn mein Kind Quatsch macht ^^"
Antwort von:  Sas-_-
13.04.2020 20:32
^3^

Hauptsache, mein einziger Leser hat Freude an seiner Ein-Mann-Show XD
Bin froh, dass es lustig geworden ist. Der ganze Quallen-Part wurde nachgeschrieben. Ich Trottel hab nämlich vergessen, das Tarja angeschossen wurde XD
Von:  Charly89
2020-04-08T07:09:33+00:00 08.04.2020 09:09
O.o
Uh, wer das wohl ist?
Spannend, spannend :D
Antwort von:  Sas-_-
13.04.2020 20:34
Also, darauf hätte ich ruhig antworten können ...
Ich dachte sogar, dass "Oktotoppel" es verraten würde :D
Von:  Charly89
2020-04-05T06:32:35+00:00 05.04.2020 08:32
Der Fall ins Wasser, bzw die Beschreibung danach, wie Tarja es empfindet, ist dir echt gut gelungen *-*
Habe richtig mit gefühlt - super ^^

<3
Charly
Antwort von:  Sas-_-
05.04.2020 11:06
Uff, erst wollte ich eine Finte schreiben, dass sie nur dachte, sie fällt ins Wasser. Und dann hatte ich da aber dieses Bild im Kopf bzw. dieses Fanart, wo ein Inkling unter Wasser ist und dann musste ich das unbedingt schreiben :D
Freut mich wirklich, dass es geklappt hat ^3^ Danke für deine Rückmeldung, mein einziger Leser :D
Von:  Charly89
2020-04-04T07:47:48+00:00 04.04.2020 09:47
O.ó
"Tarja!"
Oh Gott, was ein Cliffhanger...

Wehe du versumpft wieder mit AC und erfahre nicht wie es weiter geht ò.ó
XD

^3^

Antwort von:  Sas-_-
04.04.2020 12:26
Muahahaaa >:D
Nein, ich bin bemüht, heute weiterzuschreiben. Du hast unendlich viele Evoli-Kaps hochgeladen, yeah ^^" Die möchte ich ja auch noch kommentieren :3 Und "Der Zettel am Kühlschrank". Hab ich nicht vergessen ú.u Und ich hab Wattpad verstanden ... Ja, wie ich da zum Lesen kommen soll, weiß ich auch nicht XD
Von:  Charly89
2020-04-02T11:41:55+00:00 02.04.2020 13:41
Der eventuell einzige Leser ist begeistert ^-^
Endlich wird es wieder spannend \*-*/

-> gleich mal zu den Charas schiel >.>

^3^
Charly89
Antwort von:  Sas-_-
02.04.2020 14:02
Charyl98 XD

Ich überlege schon die ganze Zeit, aber ich hätte die letzten zwei Cool-Down-Kaps einfach nicht besser hinbekommen :D
Freude, Freude, es gibt wieder Kloppe und Geballter XD
Von:  Charly89
2020-03-26T14:23:05+00:00 26.03.2020 15:23
\*-*/


^3^
Charly
Antwort von:  Sas-_-
26.03.2020 15:25
XD
Bestes Kompliment, seit ich hier angemeldet bin! :DD
Antwort von:  Charly89
26.03.2020 15:26
Ja, so bin ich halt XD
Von:  Charly89
2020-03-21T18:52:46+00:00 21.03.2020 19:52
»Das Arschloch klemmt!«, fluchte sie und drückte so fest sie konnte.

XDD - ich krieg mich gerade nicht mehr ein - Danke dafür XD

^3^
Chantal
Antwort von:  Sas-_-
22.03.2020 13:13
Charyl! *-*
Ich habe gestern Pokémon Mystery Dungeon gespielt. Das ist immer eine ganz schlechte Idee, weil ich dann 10 Stunden nix anderes mache -__-
Anfangs war ich zögerlich, was die Wortwahl der Charas betrifft, aber jetzt schreibe ich einfach, wie ich meine XD


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