Zum Inhalt der Seite

Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unendliche Ebenen

Unendliche Ebenen


 

„In der Not erst magst Du zeigen,

wer Du bist und was Du kannst.“

(Emanuel Geibel, dt. Lyriker)
 

Der vermeintliche Sturz ins Nichts endete so abrupt wie er begonnen hatte. Sie kamen auf einem fremden Boden auf und purzelten auseinander.

Vivien zögerte nicht lange. Sie sprang sofort wieder auf, um sich um Justin zu kümmern. Die schwarze Masse war restlos verschwunden, aber Justin war noch immer nicht bei Bewusstsein.

Sie berührte ihn an der Schulter. „Justin.“

Auch die anderen hatten sich wieder erhoben und sahen besorgt auf den Bewusstlosen.

Vitali drängte sich vor. „Lasst mich mal.“

Ariane machte ihm Platz, in der Hoffnung, dass er sich mit Wiederbelebung auskannte.

Vitali kniete sich neben Justin, beugte sich dicht über sein Gesicht und füllte seine Lungen mit Luft:

„AUFWACHEEEEEN!!!!!!“

Ariane war zu perplex, um darauf zu reagieren. Serena dagegen explodierte:

„Du Vollidiot! Du sollst ihn beatmen! Nicht anschreien!“

„Mach du das doch!“, gab Vitali patzig zurück.

Serena wollte ihm gerade an die Gurgel gehen, als ein würgender Laut aus Justins Mund drang.

Vivien half ihm, sich auf die Seite zu drehen. Er hustete lautstark.

Einige Momente rang er nach Atem.

Benommen sah er schließlich auf, als begreife er nicht, was passiert war.

Ariane klärte ihn auf. „Die Kugel ist zerbrochen und wir sind hier gelandet.“

Seine Stimme klang schwach. „Wo genau ist hier?“

Für die Beantwortung dieser Frage hatten sie bisher noch keine Zeit gefunden. Wie auf Befehl ließen sie nun ihre Blicke um sich schweifen.

Sie befanden sich in einem breiten Gang. Die Wände bestanden wie der Boden aus einem harten kunststoffähnlichen Material.

Ein taghelles, künstliches Licht, das von der Luft selbst transportiert zu werden schien, verlieh der gesamten Umgebung eine kränkliche Blässe.

Jegliche Abwechslung in Form oder Farbe existierte hier nicht. Nicht einmal Schatten durchbrachen den monotonen Anblick. Weder die Wände noch die fünf selbst warfen welche.

Die Atmosphäre war steril und erinnerte an ein Krankenhaus oder einen Sezierraum. Doch die erschreckendste Erkenntnis war, wohin der Weg führte – ins Endlose.

Geradeaus und nach hinten verlief er in eine undefinierbare Weite und wurde dabei alle paar Meter von anderen Wegen gekreuzt.

„Es gibt gar kein Ende.“, sagte Ariane fassungslos.

Vitali sprang auf und rannte zum Ende des Ganges.

„Du Idiot!“, schrie Serena. „Wenn dich jemand sieht!“

Ariane verkniff es sich, darauf hinzuweisen, dass das Geschrei von Serena und Vitali ohnehin längst jeden im Umkreis von hundert Metern auf sie aufmerksam gemacht haben musste.

Vitali reagierte nicht.

„Hey!“, versuchte Serena seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ariane wandte sich vorsichtig an sie. „Du könntest etwas leiser sein.“

Serena funkelte sie zornig an.

Vivien verließ Justins Seite und gesellte sich zu Vitali.

Das gesamte Gebiet war eine ewige Wiederholung an Wegen, von denen jeder ins Unendliche lief. Unzählige Gänge, die genauso aussahen wie der, in dem sie sich wiedergefunden hatten, folgten in alle Richtungen aufeinander.

Sie drehte sich zu den anderen. „Das ist eine unendliche Ebene.“

Daraufhin trat auch Ariane zu ihnen, um die Umgebung in Augenschein zu nehmen.

„Was zum Henker soll das?“, rief Vitali. „Was ist das hier?“

Ariane sprach in mitfühlendem Ton. „Vielleicht gelten hier andere Regeln als in unserer Welt.“

„Das waren doch keine Außerirdischen!“, schimpfte Vitali.

Vivien klang ungewöhnlich heiter. „Also ich bin auch der Ansicht, dass das eindeutig mutierte Kellerasseln waren!“

Vitali warf ihr einen irritierten Blick zu.

Justin meldete sich zu Wort: „Was auch immer das für Wesen sind, wir sollten ihnen kein zweites Mal begegnen.“

„Großartige Idee!“, rief Serena sarkastisch. „Und wie sollen wir das machen? Wir haben keine Ahnung, wo wir hier sind!“

„Das Wichtigste ist, dass wir zusammenbleiben.“, sagte Justin.

„Klar, dann steigt unsere Überlebenschance von null auf ein Prozent!“, höhnte Serena.

Vitali fuhr sie an. „Deine schlauen Kommentare helfen da auch nicht!“

„Tut mir leid, Mister Ich-kann-es-allein-mit-einer-Horde-Monster-aufnehmen!“, giftete Serena zurück.

„Hört doch bitte auf zu streiten.“, unterbrach Ariane die beiden. „Wir müssen jetzt an einem Strang ziehen, sonst haben wir keine Chance.“

„Die haben wir doch so oder so nicht.“, zischte Serena.

Vitali wurde wieder laut. „Dann kannst du ja hier hocken bleiben und darauf warten, dass dich wieder jemand rettet!“

Plötzlich begann Vivien, auf und ab zu springen und wild mit den Armen zu wedeln, als müsse sie in einer Menschenmenge auf sich aufmerksam machen. „Monsteeer! Hallooo! Wir sind hiiiier!“, rief sie.

„Bist du irre?“, schrie Serena.

Vivien stoppte und sah unschuldig zu Serena und Vitali. „War das nicht euer Plan?“

Serena und Vitali verstanden nicht.

„Na, die Monster mit dem Geschrei herzulocken.“, erklärte sie lächelnd und erreichte damit, dass die beiden endlich Ruhe gaben.

Ariane wusste nicht, ob sie davon beeindruckt oder verstört sein sollte.

Justin ergriff das Wort. „Wir werden jetzt gemeinsam loslaufen.“ Wie um seine Worte zu untermauern, stand er auf – schwer darum bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie viel Kraft ihn das kostete. „Einverstanden?“

Keine Widerworte.

Ariane sprach leise. „Nur wohin? Es sieht überall gleich aus.“

Vivien lächelte. „Dann ist es ja egal, wo wir lang gehen.“

Justin nickte. „Macht euch nicht so viele Gedanken. Das ist sicher nur ein optischer Trick. Wir laufen einfach solange in eine Richtung, bis wir ein Ende gefunden haben.“

Er atmete tief ein.

Die Luft war abgestanden und trocken. Sie besaß einen eigentümlichen Geruch nach … Trostlosigkeit. Anders konnte man es nicht beschreiben. Als sei dieses Gefühl der Grundbestandteil dieses Ortes.

Vivien tat ein paar Schritte auf Justin zu und streckte dann den anderen ihre Linke entgegen.

Keiner reagierte.

„Es ist besser, wir nehmen uns an den Händen.“ Sie griff mit der Rechten nach Justins Hand. „Dann habt ihr weniger Angst.“

Serena verkniff sich einen bissigen Kommentar. Als würde davon die Angst weg gehen.

Bei Justin dagegen bewirkte Viviens Geste tatsächlich eine kurze Ablenkung. Er hoffte inständig, sie würde nicht bemerken, dass seine Hand angesichts ihrer Berührung anfing zu schwitzen.

Ariane rang sich ein Lächeln ab. Dann begriff sie, dass sie zwischen Vitali und Serena stand – zwei Personen, die sie lieber so weit wie möglich voneinander entfernt platziert hätte. Aber diesen Gedanken laut zu äußern, barg die Gefahr, eine weitere Diskussion auszulösen.

„He.“, sagte Vivien und Ariane erkannte, dass sie sie dabei ansah. „Könntest du auf Justins andere Seite gehen?“

Ariane stockte. Wenn sie nun den Platz zwischen Serena und Vitali verließ, würde sicher wieder ein Streit ausbrechen.

Vivien wandte sich an Serena und Vitali. „Ihr seid doch ein gutes Team. Deshalb solltet ihr zusammen laufen.“

Serena und Vitali zogen ungläubige Grimassen.

Ariane war fassungslos. Es war doch offensichtlich, dass genau das Gegenteil der Fall war!

Viviens Blick traf sie. „Denkst du nicht auch?“

Oh nein, wieso wurde sie nun mit hineingezogen?. Sie wusste beim besten Willen nicht, worauf das hinauslaufen sollte. Und wieso spürte sie nun Serenas und Vitalis Blicke auf sich?

Wenn sie widersprach, dann bestätigte sie auch noch, dass diese beiden sich nicht verstanden. Wenn sie zustimmte, konnte das aber auch dazu führen, dass die beiden sich lautstark zu Wort meldeten.

Anstatt etwas zu antworten, verließ Ariane ihren Platz und trat an Justins Seite. Zumindest war sie hier davor sicher, von weiteren Blicken traktiert zu werden.

Serena und Vitali schauten einander finster an. Dann wandten sie sich gleichzeitig ab und stöhnten entnervt. Ohne weitere Diskussion nahmen sie sich schließlich bei der Hand.

Vivien kicherte.
 

Weiter und weiter liefen die fünf. Sie wussten nicht, wie lange sie schon gingen, doch es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Als wären sie in einer Zeitschleife gefangen, in der das sich doch nicht ändern wollende Bild dieses Ortes an ihnen vorüberzog, ohne dass sie sich je vom Fleck gerührt hätten.

Je länger sie liefen, desto aussichtsloser wurde ihre Suche, desto sinnloser fühlte sich jeder Schritt an. Und die Tatsache, dass der Angriff sie um ihren Schlaf betrogen hatte, machte sich allmählich bemerkbar.

„Vielleicht… ist das ja nur eine Wahnvorstellung.“, brachte Ariane vor.

„Eine ziemlich realistische, wie?“, zischte Serena.

Ariane versuchte, ihre Idee zu erklären. „Vielleicht haben wir Halluzinogene eingeatmet. Diese Monster hatten diesen strengen Geruch. Vielleicht war das in Wirklichkeit eine Art Gas.“

„Klar doch.“, höhnte Serena. „Als würden Leute, die über so etwas verfügen, fünf unbedeutende Jugendliche entführen.“

„Wir fünf haben uns auf der Baustelle getroffen. Vielleicht sind noch mehr Leute angegriffen worden.“, gab Ariane zu bedenken.

Serenas Stimme triefte vor Spott. „Und diesen unendlichen Raum bilden wir uns auch nur ein.“

Justin verteidigte Ariane. „Ich finde die Idee nicht so abwegig.

„Nicht abwegiger als ein unendlicher Raum.“, ergänzte Ariane.

„Alle mal herhören!“, unterbrach Vivien und blieb stehen. „Wer große schwarzgraue Monster gesehen hat, die wie verfaulende Leichen aussehen und riechen, der hebe bitte die rechte Hand!“ Sofort streckte sie ihren Arm in die Höhe.

Die übrigen verstanden nicht, was sie damit bezweckte, aber Vivien sah sie so auffordernd an, dass sie schließlich ihrer Bitte nachkamen.

Fünf Hände ragten in die Höhe.

Vivien nickte überzeugt. „Wenn das nur Einbildung wäre, hätte sich wahrscheinlich jeder was anderes vorgestellt.“

„Nicht wenn diese Entführer Kostüme anhatten, die wir nur wegen der Halluzinogene für echt hielten.“, wandte Ariane ein.

„Wozu das alles?“, wollte Vitali wissen.

Justin rief zur Ruhe auf. „Wir sollten uns jetzt auf andere Dinge konzentrieren. Wer und warum ändert nichts an unserer Situation.“

„Aber wenn wir wüssten, warum wir angegriffen wurden, könnten wir vielleicht herausfinden, was die mit uns vorhaben und könnten –“ Ariane unterbrach sich. Ja, was könnten sie dann? Mit den Geiselnehmern verhandeln?

Sie wandte sich an die anderen. „Sind eure Eltern reich oder sonstwie einflussreich?“

Die anderen schüttelten nur ihre Köpfe.

Ariane seufzte.

„Lasst uns einfach weitergehen.“, schlug Justin vor.

Serena verkniff es sich zu sagen, dass das auch nichts brachte.

„Verdammt, ich hab keinen Bock mehr.“, schimpfte Vitali. „Es muss doch ein Ende geben!“ Er ließ von Serenas Hand ab und rannte los.

Geduld war ganz und gar nicht seine Stärke, erst recht nicht in dieser Situation. Er musste so schnell wie möglich ein Ende finden, zumindest eine Wand, um ein Ziel zu haben. Diese Monotonie, die ständige Wiederholung an diesem Ort, machte ihn wahnsinnig.

Die anderen beschleunigten ebenfalls, mit Ausnahme von Serena.

Diese stieß einen Fluch aus. Wie sie Sport hasste! Dann rannte sie hinterher. Doch nach wenigen Metern ging ihr bereits die Puste aus.

„Hey!“, rief sie den anderen nach.

Justin und die Mädchen begriffen, dass Serena hinter ihnen zurückgeblieben war und hielten an. Nur Vitali war von seinem Ziel nicht mehr abzubringen. Er überhörte einfach die Rufe der übrigen und spurtete weiter.

In seinem Kopf ratterte es. Sie waren jetzt sicher schon mehrere Kilometer gelaufen, immer in die eine Richtung, ohne vom Kurs abzuweichen. Wie wahrscheinlich war es, dass sie sich in einem so überdimensional großen Gebäude befanden? War es überhaupt ein Gebäude? Er konnte keinerlei Luftzug spüren. Damit schied die Möglichkeit aus, dass es sich um ein offenes Gelände handelte.

„Schaut!“, hörte er Viviens Stimme rufen.

Daraufhin stoppte er und drehte sich um.

Der Rotschopf zeigte nach oben. Verwundert folgten er und die anderen Viviens Blick und entdeckten – nichts.

In der weiten Höhe war keine Zimmerdecke vorzufinden, genauso wenig ein freier Himmel. Absolute Schwärze, durchzogen von feinen Fäden, dehnte sich über ihnen aus.

Diese feinen Fäden, so dünn wie Spinnweben, waren der obere Abschluss von hellen Abgrenzungen, die das Areal in unzählige Abschnitte teilten. Zum Boden hin wurden die Abgrenzungen durchsichtig, so dass die fünf sie bisher nicht gesehen hatten. Folgte man ihrem Verlauf, erkannte man, dass sie jeweils eine Wand der Gänge einschlossen. Wenn man es genau besah, dann wirkte es, als sei das Ganze nur ein geschickter Spiegeltrick. Als seien um eine Wand vier Spiegel aufgestellt, wodurch eine unendliche Reihe an Wänden entstand, die sich zu Gängen und Wegen zusammenfand. Nur dass diese Spiegelungen Realität waren.

„Was soll das?“, fragte Vitali, der wieder zu ihnen zurückgejoggt kam.

„Das ist eine Spiegelung.“, sagte Vivien.

„Hä?“, machte Vitali.

Vivien erklärte. „Der ganze Raum besteht aus diesem kleinen Abschnitt, der immer wieder kopiert wird.“

„Das macht doch gar keinen Sinn!“, rief Vitali.

Ariane fasste sich an die Stirn. Sie ging in die Gasse rechts von ihnen und ließ sich zu Boden sinken. „Das heißt, wir können hier ewig weiterlaufen.“,

„Das kann nicht sein!“, rief Vitali.

„Lasst uns eine Pause machen.“, sagte Justin.

Vitali wollte sich nicht beruhigen. „Was soll das heißen? Spiegelungen sind nicht echt!“

„Wenn du es noch oft genug sagst, richtet sich der Raum vielleicht danach!“, sagte Serena. Die Bissigkeit in ihrer Stimme war Erschöpfung gewichen.

Vitali fluchte, während die anderen sich zu Ariane gesellten.

Nicht einmal Justin hatte noch die Kraft und den Mut, den anderen gut zuzureden. Die Lage schien aussichtslos und er konnte nichts daran ändern. Apathisch starrte er zu Boden.

Plötzlich erschien Viviens grinsendes Gesicht in seinem Blickfeld. Sie war in die Hocke gegangen und strahlte ihn nun von unten fröhlich an.

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sie sich dann zu Ariane auf den Boden und forderte die anderen dazu auf, es ihr gleich zu tun. Etwas unwillig trat Vitali ebenfalls in den Gang und setzte sich.

„Lasst uns ein Spiel spielen!“, rief Vivien gutgelaunt.

Wortlos und ungläubig starrten die anderen sie an, als spräche sie eine andere Sprache.

„Was haltet ihr von Em-pom-pi?“ Sie machte einen kurzen Rundumblick. „Ist ein etwas ungeschickter Ort für Ich sehe was, was du nicht siehst.“

Serena platzte der Kragen. „Falls du’s noch nicht gemerkt hast: Wir sind gefangen! Und werden verdammt noch mal hier drin verrecken!“

Davon unbeeindruckt, lehnte sich Vivien gegen die Wand hinter sich und streckte sich genüsslich. „Verlieren tut nur der, der aufgibt. Ich weiß noch nicht, wie genau wir es machen, aber wir werden auf jeden Fall hier rauskommen.“ Sie lächelte zuversichtlich. „Wir haben es doch auch aus der Kugel geschafft.“

Ihr Grinsen ging Serena gehörig auf die Nerven.

„Was, wenn wir genau hier landen sollten?“, brachte Ariane vor. „Die Kugel ist vielleicht gewollt genau in dem Moment zersprungen.“

Vivien ließ sich nicht beirren. „Selbst wenn. Wir haben es irgendwie geschafft, Justin von diesem schwarzen Zeugs zu befreien. Es wird einen Grund geben, warum gerade wir fünf entführt wurden. Bestimmt hat das was damit zu tun.“

Ariane machte ein verwirrtes Gesicht. „Wie meinst du das?“

„Wir haben Kräfte!“, sagte Vivien.

Vitali rief: „Wie Superman?!“

„Wie Sailor Moon.“, meinte Vivien scherzhaft. Allerdings waren die anderen alles andere als zum Spaßen aufgelegt.

Niedergeschlagenheit und Resignation hatten die Übermacht über ihre Gedanken erlangt. Die Unendlichen Ebenen verrichteten ihre Arbeit zuverlässig.

Justin sah abwechselnd zu Vivien und den anderen und blickte dann wieder zu Boden. Der Gedanke an das Gefühl, von dem er am Mittag heimgesucht worden war, war ihm plötzlich wieder in den Sinn gekommen. Er holte tief Luft und ergriff schließlich das Wort:

„Möglicherweise hat sie Recht.“

„Echt jetzt?“, rief Vitali.

Vivien sprach weiter. „Die Monster haben unsere Familien betäubt, aber bei uns ging es nicht.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Ariane.

„Sie haben was davon gesagt, dass jemand immun ist, ich denke, sie meinten -“

Abrupt brach Vivien ab. Ein widerlicher Geruch war ihr in die Nase gestiegen.

Serena forderte sie auf weiterzureden: „Was?“

Vivien legte den Zeigefinger an ihre Lippen. Vorsichtig stand sie auf und drückte sich dicht gegen die Wand hinter sich. Mit einer drängenden Handbewegung forderte sie die anderen auch dazu auf.

„Wenn das eines ihrer bescheuerten Spiele sein soll, dann werd ich diesen Monstern die Arbeit abnehmen.“, knurrte Serena.

Die vier folgten Viviens Aufforderung so lautlos wie möglich. Gebannt horchten sie dann auf etwas, das die seltsame Reaktion Viviens rechtfertigen konnte. Im gleichen Atemzug schnürte Angst ihnen die Brust zusammen.

Rechts hinter ihnen erklangen schwere Schritte. Schnell kamen sie näher und zogen ein angsteinflößendes Hallen nach sich. Ein Grunzen und Keuchen verwandelte sich in bösartiges Knurren.

Ihre Herzen randalierten wie im Wahn.

In Kürze würde die Bestie sie entdeckt haben.

Immer näher kamen das Geräusch und der Gestank. Mit aller Macht versuchten sie, keinen Laut von sich zu geben, doch ihre mit jeder Sekunde wachsende Angst arbeitete gegen sie. Angst, die sie lähmte, jeglichen Verstand ausschaltete und danach lechzte, in einem panischen Schrei aus ihnen herauszubrechen.

Plötzlich verstummten die Geräusche. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Dann hörten sie, wie sich die Schritte in die entgegengesetzte Richtung entfernten…

Sie waren gerade im Begriff aufzuatmen, da fuhr ihnen ein mehrstimmiges Brüllen durch Mark und Bein.

Es ging zu schnell, als dass sie sich der Situation hätten bewusst werden können. Von den Wänden um die fünf herum stürzte sich eine ganze Horde der Bestien. Weitere jagten von beiden Seiten her auf sie zu. Keine Chance auf Entkommen. Ihre Schreie hallten durch die Unendlichen Ebenen.

Dann war es vorbei.
 

In der Dunkelheit regte sich etwas.

Langsam baute sich die Gestalt wieder zu voller Größe auf. Zeitgleich loderten aus der Schwärze blaue Flammen empor und warfen einen schauerlichen Schein auf das Antlitz des schwarzhaarigen Jungen. Seine grünblauen Augen starrten ausdruckslos in die Leere. Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben schlenderte er etwas unbeholfen an der Mauer aus altem Gestein entlang. Ein dichter finsterer Schleier überzog seine Aura und wurde in pulsierendem Rhythmus von etwas Unbekanntem durchzuckt, als wolle dieses Etwas aus ihm hervorbrechen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich freue mich über Lob und Kritik oder einfach eure Gedanken, also immer her damit. :D
Danke fürs Lesen! <3

Das nächste Kapitel kommt nächsten Freitag. ^^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CMH
2022-06-18T19:50:12+00:00 18.06.2022 21:50
Hui, es bleibt spannend! 👏
Von:  totalwarANGEL
2020-05-22T19:43:32+00:00 22.05.2020 21:43
Serena gefällt mir charakterlich immer besser. <3
Vivien allerdings... erinnert mich irgend wie an Vanille (FF XXIII) und das ist kein Kompliment für sie. ^^

Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, ob sie nicht viel eher in einem Labyrinth sind.
Dann wurde auf einmal die Szene aus dem Prolog wieder aufgegriffen. Hm... man darf gespannt sein.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
23.05.2020 00:14
XD Du stehst auf Tsundere, was?
Es freut mich, dass Serena dir gefällt. :) Sie ist im Gegensatz zu Vivien eben sehr pessimistisch und zynisch. Ich denke, entweder man kann sich mit ihr identifizieren oder man findet sie wegen ihrem Rumgezicke unausstehlich.^^
Vivien kann schon echt nervtötend sein mit ihrer Art. (Ich musste jetzt erst mal nach Vanille googlen, da ich den Charakter nicht kannte. Interessanter Vergleich.) Ich sage mal so: Ich denke, es ist verdammt anstrengend, so übertrieben optimistisch zu sein und zu bleiben.

Was "Labyrinth" angeht: noch etwas Geduld, bitte. ;)
Antwort von:  totalwarANGEL
23.05.2020 12:02
Na ja... ich fände es schon ganz nett, wenn sie endlich mal ihre Kräfte bekämen und einen auf Power Rangers machen (daran erinnert mich die eine Illustration).
Antwort von:  totalwarANGEL
23.05.2020 12:05
Und ja, ich mag Tsunderen...
Rin Thosaka, Julis Rießfeld, ... :D
Antwort von:  Regina_Regenbogen
23.05.2020 13:01
Ich fürchte, das wird einige Zeit dauern. Im ersten Band geht es weniger darum, dass sie ihre Kräfte kriegen und dann lospowern, sondern darum mit der Situation umzugehen, herauszufinden, was dahinter steckt, und als Team zusammenzuwachsen. Die Geschichte ist also etwas langsam. Und bevor sie ihre Kräfte richtig einsetzen können, wird einige Zeit vergehen. 🙈
Antwort von:  totalwarANGEL
23.05.2020 14:22
Zu schade. Sie sollten mal irgend wem den Arsch aufreißen... ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
23.05.2020 16:03
Das überlasse ich Nebel. 😄


Zurück