Zum Inhalt der Seite

Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nachdem sie bei ihrem gemeinsamen Lernen den Streit zwischen Erik und seinem Vater miterlebt haben, machen sich ein paar von ihnen eigene Gedanken über die Situation. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Betreten verboten!


 

Betreten verboten!
 

„Reiße niemals einen Zaun ein, bevor du nicht weißt,

warum man ihn aufgestellt hat“

(Gilbert Keith Chesterton)
 


 

„Vitali! Telefon!“, rief Vicki durch den Flur des Hauses Luft.

Sein großer Bruder kam die Treppe herunter.

„Wer ist es denn?“, fragte Vitali.

„Keine Ahnung. Irgendein Mädchen.“, gab Vicki zurück und hielt ihm das schnurlose Telefon hin.

Vitali ergriff es und hob es mit nervösem Gesichtsausdruck ans Ohr. „Hallo?“

„Hallo!“, drang Arianes freundliche Stimme vom anderen Ende des Hörers.

„Ach du bist es.“, sagte Vitali geradezu desinteressiert.

„Hast du jemand anderen erwartet?“, wollte Ariane belustigt wissen.

„Quatsch! Wen soll ich denn erwartet haben?“, rief Vitali energisch. Dann fügte er in normaler Lautstärke an: „Ich dachte bloß, du hast noch keinen Telefonanschluss.“ Es klang fast, als wolle er sich rechtfertigen.

„Ich hab eine Festnetz-Flat auf dem Handy.“, erklärte Ariane. „Du hast auf deinem Handy nicht abgenommen.“

Da Vitali sein Handy grundsätzlich auf lautlos gestellt hatte und oft genug vergaß, es rechtzeitig aufzuladen, war es nicht verwunderlich, dass er den Anruf nicht mitbekommen hatte.

„Was gibt’s?“

„Tut mir leid, wenn ich dich vom Lernen abhalte.“, entschuldigte sich Ariane, schließlich war es Sonntag und sie wusste, dass Vitali noch einiges an Arbeit vor sich hatte.

„Ich werd’s überleben.“, entgegnete Vitali. „Schieß schon los.“

„Es geht um Erik.“

„Huh?“

„Was ist, wenn Eriks Vater der Schatthenmeister ist?“, stieß Ariane aus.

Unglaube sprach aus Vitalis Stimme. „Weil er ihm ’ne Ohrfeige gegeben hat?“

„Findest du das etwa normal?“, fragte Ariane entsetzt.

„Deswegen ist er noch lange nicht der Schatthenmeister.“, meinte Vitali spöttisch.

„Aber das ist doch nicht alles, das gegen ihn spricht.“, beharrte Ariane. „Wir hatten ihn schließlich schon zuvor im Verdacht. Und jetzt…“ Sie stockte. „Wir können doch nicht zulassen, dass Erik die ganze Zeit in den Fängen des Schatthenmeisters ist.“

„Wir wissen doch gar nicht, ob er das ist.“, wandte Vitali ein.

„Ich weiß, deshalb rufe ich an.“, eröffnete Ariane.

„Hä?“

„Kannst du nicht mehr über Eriks Vater in Erfahrung bringen?“, bat sie.

„Und wie soll ich das machen?“

„Du kannst doch Erik über ihn ausfragen.“, schlug Ariane vor.

„Wieso machst du das nicht?“, versetzte Vitali.

„Du sitzt neben Erik. Deshalb hast du viel öfter die Gelegenheit, mit ihm zu reden.“, begründete Ariane ihren Vorschlag.

„Kerle reden nicht über so was!“, wehrte sich Vitali.

„Oh Vitali, das sind bloß Klischees! Du möchtest dein Verhalten doch nicht von so etwas abhängig machen!“, plädierte Ariane.

„Stimmt.“, sagte Vitali. „Mein Verhalten sollte unabhängig sein. Deshalb wird es dir auch nichts ausmachen, dich selbst um die Sache zu kümmern.“

„Vitali, komm schon!“, bat Ariane.

„Mann, Erik merkt doch sofort, das was nicht stimmt, wenn ich ihn so ’nen Blödsinn frage.“

„Das ist kein Blödsinn!“, beschwerte sich Ariane.

„Sei doch mal ehrlich. Glaubst du wirklich, Erik würde sich nicht wundern, wenn gerade ich ihn so was frage?“

Ariane gab ein resignierendes Geräusch von sich.

Dann kam eine erneute Welle des Optimismus‘ in ihr hoch. „Wo du schon so selbstreflektiert bist, kannst du doch einen neuen Weg einschlagen, über dich selbst hinauswachsen, dein Ich neu definieren, und Erik nach seinem Vater fragen.“

„Ariane.“

„Ja?“

„Nein!“

„Och bitte, Vitali.“, flehte Ariane.

„Nein.“

„Bitte, bitte.“

„Nein!“

„Bitte, bitte, bitte!“

„Nein, nein und nochmals nein!“

Ariane ließ nicht locker. „Tu es mir zuliebe!“

Genervt stieß Vitali die Luft aus. „In der Zeit, in der du mich hier voll laberst, könntest du genauso gut Erik anrufen.“

„Es ist doch noch viel auffälliger, wenn ich ihn deswegen anrufe.“, erwiderte Ariane.

„Du traust dich bloß nicht.“, zog Vitali sie auf.

„Hm.“, gab Ariane kleinlaut von sich.

„Jetzt ehrlich?“, fragte Vitali.

„Du weißt doch, dass wir nicht das beste Verhältnis haben.“

Vitali klang amüsiert: „Dafür hast du dich gestern aber ganz schön für ihn ins Zeug gelegt.“

„Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn jemand ungerecht behandelt wird. Da könnte ich aus der Haut fahren!“

„Das hab ich gesehen.“, lachte Vitali.

„War es so schlimm?“

„Sagen wir so, du hast Erik damit ziemlich entmannt.“, alberte Vitali.

„Entmannt?“, fragte Ariane verständnislos.

„Ja. Du hast ihm die Männlichkeit genommen, ihn wie einen Schwächling hingestellt, ihn zum Waschlappen gemacht.“, umschrieb Vitali.

„Ich habe es verstanden! Ich weiß nur nicht, wie du das meinst.“, präzisierte Ariane.

„Na hör mal, du hast ihn vor seinem Vater verteidigt! Ein kleines, schwaches Mädchen hat den großen, starken, supertollen Erik Donner vor seinem Papi beschützt und er ist nur daneben gestanden und hat zugeguckt und hat keinen Ton rausgekriegt. Für uns Kerle ist das tödlich!“

„Das ist doch lächerlich!“, rief Ariane aus. „Im Kampf beschützen wir uns die ganze Zeit gegenseitig!“

„Jo, aber das war kein Kampf. Das war sein Vater.“

„Ach und weil ich ein Mädchen bin, muss ich da still bleiben?“, brauste Ariane auf.

„Mann, wenn ich das gemacht hätte, wäre das genauso peinlich für ihn gewesen.“, stellte Vitali klar.

„Warum?“, forderte Ariane zu erfahren.

„Weil es sein Problem ist! Kapierst du das nicht?“, rief Vitali. „Es ist peinlich, dass du dich da eingemischt hast. Du hast ihn dadurch so hingestellt, als wäre er ein kleiner Junge, der sich nicht selbst wehren kann.“

Von der anderen Hörerseite kam für einen Moment keine Reaktion.

„Äh, hallooo?“

Erst jetzt meldete sich Ariane wieder. Doch in ihrer Stimme schwang Unsicherheit. „Glaubst du das wirklich?“

„Was?“

„Dass ich Erik damit gekränkt habe?“

„Nicht gekränkt, eher naja… beschämt.“, verbesserte Vitali.

„Das wollte ich nicht.“, sagte Ariane kleinlaut.

„Willst du, dass er sich in dich verliebt?“

„Ganz sicher nicht!“, schimpfte Ariane empört.

„Na also. Nach der Aktion brauchst du dir darüber auch keine Sorgen mehr machen!“, scherzte Vitali und prustete los.

„Haha.“, zischte Ariane erbost. „Du bist echt doof.“

„Ihr wollt doch ’nen Kerl, der euch überlegen ist und euch beschützen kann. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Frauen plötzlich die Männer beschützen.“

„Zur Gleichberechtigung!“, rief Ariane überzeugt.

Höhnisch stieß Vitali Luft durch die Zähne. „Tss...“

„Was sollte das jetzt?“, rief Ariane ärgerlich.

„Frauen wollen keine Gleichberechtigung. Frauen wollen nur eine Sonderbehandlung.“

„So ein Blödsinn!“

„Gibt es spezielle Männerbeauftragte? Oder Männerparkplätze? Nein! Gleichberechtigung würde doch heißen, dass Männer und Frauen überall die gleichen Rechte und Pflichten kriegen müssten. So ist es aber nicht. Ihr wollt immer ’ne Extrawurst.“

„Das stimmt überhaupt nicht! Frauen sind jahrhundertelang unterdrückt worden! Und jetzt müssen sie sich den Platz in der Arbeitswelt und überall sonst erst erarbeiten! Gleichberechtigung heißt nicht, dass Frauen zu Männern werden, sondern dass sie gleiche Chancen haben möchten!“

„Solange ihr die Kinder kriegt, werdet ihr nie die gleichen Chancen haben.“, entgegnete Vitali.

Ariane stieß ein aufgebrachtes Geräusch aus und wurde laut. „Du bist ein Ignorant!“

„Ich sage nur, was Sache ist. Außerdem wisst ihr doch selbst nicht, was ihr wollt. Einmal macht ihr einen auf große Selbstständige und dann takelt ihr euch total für ’nen Kerl auf. Wenn das nicht widersinnig ist.“

„Mädchen machen sich für sich selbst hübsch!“, widersprach Ariane.

„Ah ja, und die Stöckelschuhe tragt ihr auch zum Vergnügen.“, höhnte Vitali.

„Ja, manche Frauen tun das.“, entgegnete Ariane. „Außerdem gibt es auch Männer, die gerne Frauenkleider tragen!“

„Das sind keine Männer!“, begehrte Vitali heftig auf.

Ariane antwortete leicht spöttisch. „Ich weiß nicht, ob du es wusstest, aber ob du phänotypisch ein Mann oder eine Frau bist, entscheidet ein einziges von 46 Chromosomen. Und ob du dich in diesem Körper richtig fühlst, steht noch mal auf einem anderen Blatt.“

„Ein Y-Chromosom allein macht einen noch lange nicht zu einem richtigen Mann!“, beanstandete Vitali.

„Vitali, du denkst ständig in solchen Klischees! Ein richtiger Mann! Was ist denn ein falscher Mann? Du bist du! Du musst nichts Bestimmtes dafür tun! Man selbst entscheidet, was man ist.“

„Ja klar.“, spottete Vitali. „Wenn’s drauf ankommt, würdet ihr Weiber den Megamacho doch dem Weichei vorziehen.“

„So ein Unsinn!“, stieß Ariane aus. „Du kannst doch nicht einfach, alle in einen Topf werfen! Zu was für einer Gruppe zählst du mich denn? Tussi? Zicke? Dummes Blondchen?“, wollte sie entrüstet wissen.

„Du bist was anderes.“, entgegnete Vitali kleinlaut. „Dich kann man nicht so einfach einordnen.“

„Das kann man bei keinem Menschen!“, sprach Ariane energisch. „Wenn du jemanden näher kennst, dann findest du immer ganz verschiedene Seiten an ihm. Und solche Begriffe wie Macho und Weichei sind nur abwertende Zuschreibungen, von denen man sich freimachen muss!“

„Meinetwegen…“, beendete Vitali das Thema. „Aber weißt du was?“ Seine Stimme wurde mit einem Mal erstaunlich positiv. „Du hast mich überzeugt! Frauen brauchen mehr Chancen, um sich beweisen zu können. Und um meinen Beitrag zur Emanzipation zu leisten, überlasse ich es dir, Erik auszufragen!“

„Das ist nicht fair!“, rief Ariane erregt aus. „Du hast mir das Wort im Mund umgedreht!“

„Willst du jetzt etwa wieder einen Rückzieher machen?“, fragte Vitali hämisch. „Das ist die Gelegenheit deine Gleichberechtigung zu beweisen!“

„Das hat überhaupt nichts mit Gleichberechtigung zu tun!“, schimpfte Ariane. „Du wälzt das einfach nur auf mich ab!“

„Ha! In Wirklichkeit hast du es doch auf mich abwälzen wollen. Ist ja schließlich deine Idee.“

„Ich finde das total gemein von dir!“, jammerte Ariane.

„Tja, wie du gesagt hast, wenn man Menschen näher kennst, findet man die verschiedensten Seiten an ihnen!“, neckte Vitali sie.

Ariane gab ein Grummeln von sich. „Na danke!“

Kurzes Schweigen trat auf.

Geräuschvoll stieß Vitali schließlich die Luft aus. „Können wir’s so machen: Jeder von uns versucht, mehr darüber herauszufinden?“

„Und wer es als erstes schafft, bekommt vom Verlierer eine Pizza spendiert!“, erweiterte Ariane die Spielregeln.

Vitali klang nicht begeistert. „Sonst noch was?!“

„Ansonsten versuchst du es erst gar nicht!“, sagte Ariane ihm auf den Kopf zu.

Vitali ärgerte sich, dass sie damit genau den Punkt getroffen hatte.

„Na fein.“, stimmte er widerwillig zu.
 

Montags nach der Wirtschaftsarbeit war Vitali zunächst viel zu K.O., um sich der Befragung von Erik zu widmen. Erschöpft nahm er auf seinem Stuhl eine mehr liegende als sitzende Position ein.

„Wenigstens ist es jetzt rum.“, seufzte er erschlagen.

„Freu dich nicht zu früh.“, warnte Erik. „Da kommen noch ein paar Arbeiten.“

Vitali gab ein halb genervtes, halb jammerndes Geräusch von sich. „Erinner mich nicht dran. Ich brauche Ferien!“

Von der Wandseite drang Justins Stimme zu ihm. „Den einen Tag musst du noch durchhalten.“

Verwirrt blickte Vitali zu ihm nach hinten. „Hä?“

„Am Mittwoch ist der dritte Oktober.“, informmierte Justin.

Hoffnungsvoll raffte sich Vitali wieder auf. „Ist das ein Feiertag?“

Ariane sah ihn ungläubig an. „Vitali, das ist unser Nationalfeiertag. Der Tag der Deutschen Einheit.“

„Ist doch egal. Hauptsache schulfrei!“, freute Vitali sich.

Fröhlich mischte sich Vivien ein. „Und morgen ist der zweite Oktober!“

„Wow und heute ist der erste Oktober.“, meinte Serena sarkastisch. „Haben wir jetzt die Daten durch?“

Erik drehte sich zu Vivien um. „Hast du morgen Geburtstag?“

„Nee nee.“, antwortete Vivien. „Aber in meinem Kalender steht, dass morgen das Schutzengelfest ist. Ist doch cool!“

„Ja, und so weltbewegend.“, spottete Serena.

„Wenn wir da nicht schulfrei haben, ist es unwichtig.“, stimmte Vitali zu.

Vivien blieb euphorisch. „Ich finde, es ist eine tolle Idee, den Schutzengeln zu danken.“

Erik schnaubte spöttisch. „Wenn du meinst.“

„Glaubst du nicht an Schutzengel?“, wollte Vivien von ihm wissen.

Erik antwortete nüchtern. „Für mich ist das religiöser Unfug. Der einzige, der auf einen aufpasst, ist man selbst.“

Vivien kicherte hell. „Bestimmt hast du bisher nur nicht richtig darauf geachtet. Also ich kann deine Schutzengel ganz genau sehen!“

Zynismus zeigte sich auf Eriks Gesicht.

In diesem Moment kam der Sportlehrer der Jungs ins Klassenzimmer.

„Der Sportunterricht heute Mittag entfällt. Auch für die Mädchen.“, verkündete er. „Sagt’s weiter.“ Und schon ging er weiter zur nächsten Klasse.

Vitali stieß einen Freudenruf aus. „Es gibt Engel!“
 

Nach dem Unterricht verließen sie gemeinsam das Schulgebäude.

Die fünf warteten darauf, dass sich Erik von ihnen verabschiedete, damit sie sich noch kurz über Beschützerangelegenheiten unterhalten konnten. Er machte jedoch keinerlei Anstalten, sich von ihnen zu trennen.

„Willst du nicht heim?“, fragte Vitali irritiert.

Erik hob die linke Augenbraue. „Willst du mich loswerden?“

Vitali grinste spitzbübisch. „Immer.“

Erik grinste zurück. „Ich dachte mir, von jetzt an sollte ich meine Freundin nach Hause begleiten.“ Ohne zu zögern legte er seinen Arm um Serena, woraufhin diese ihn missbilligend ansah, derweil Vitalis Gesicht sich unschön verzog.

Bevor Vitali jedoch etwas sagen konnte, rief Ariane freudig aus:

„Du willst mit uns mitgehen?“

Dass sie so begeistert darüber sein würde, hatte Erik nun wirklich nicht erwartet.

Aber von jetzt an würde er auf alles vorbereitet sein!

„Nein.“, sagte er überheblich. „Ich will nur mit Serena mitgehen. Mit dir hat das nichts zu tun.“

Arianes Freude schlug in Empörung um. „Worauf wartest du denn dann noch?“, zischte sie.

Erik sah daraufhin auf Serena. „Ja, worauf warten wir eigentlich noch?“

Genervt rollte Serena mit den Augen. „Wenn ihr beide euch streiten wollt, lasst mich da raus.“

Vivien klang vergnügt. „Lass ihnen doch den Spaß! Wenn du und Vitali euch streitet, sagen wir doch auch nichts,.“

„Was, ihr sagt da nichts?!“, stieß Serena aus. „Wie oft krieg ich denn zu hören, dass wir uns vertragen sollen!“

Vivien zog ein argloses Gesicht. „Oh. Du hättest doch sagen können, dass es dich stört, wenn wir eure Flirtversuche unterbrechen.“

„Wir flirten nicht!“, schrie Serena.

„Das will ich doch hoffen, Schatz!“, sagte Erik in gespieltem Ernst.

„Ach, halt die Klappe.“, grummelte Serena halblaut.

Erik grinste amüsiert.

Schließlich trennte sich die Gruppe.

Ariane drehte sich nochmals zu Vitali um und zeigte ihm den erhobenen Daumen.

Wehleidig sah Vitali ihr nach, denn er wusste, dass Ariane sich als Belohnung nicht gerade die billigste Pizza aussuchen würde. Aber noch war ja nicht gesagt, dass es ihr wirklich gelang, Erik auszuquetschen.
 

Hätte sie doch bloß Serena vorher eingeweiht!

Ariane ärgerte sich über sich selbst. Gemeinsam mit Serena wäre es ein Leichtes oder zumindest leichter gewesen, im Gespräch mehr über Eriks Vater herauszufinden. Aber so war sie nun gezwungen, abzuwarten, um nicht Gefahr zu laufen, dass Serenas Kommentare unbeabsichtigt ihre Pläne durchkreuzten.

Der Heimweg zog sich hin und als sich Serena schließlich verabschiedet hatte, kam endlich Arianes Gelegenheit.

„Erik, was ich dich noch fragen wollte.“, begann sie und bemühte sich, ihre Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen.. „Du und dein Vater… Habt ihr eigentlich gemeinsame Interessen? Ich meine, was macht dein Vater denn so in seiner Freizeit?“

Nicht dass sie davon ausging, dass Erik etwas antwortete wie: ‚Er erschafft Schatthen und versucht die Weltherrschaft an sich zu reißen.‘

Eriks Gesicht verzog sich in Unglauben. „Was?“

Ariane versuchte sich an einem unschuldigen Lächeln. „Hat dein Vater irgendwelche Hobbys?“

„Wie kommst du jetzt darauf?“ Skepsis legte sich auf seine Züge.

„Es interessiert mich einfach.“, entgegnete Ariane, noch immer lächelnd.

„Und wieso?“

Langsam aber sicher wurde Ariane das künstliche Lächeln anstrengend. „Einfach so eben!“

Noch einen Moment sprach kompletter Zweifel aus Eriks Miene, dann wurde daraus Unwille. „Wenn du dir irgendwelche Pläne ausdenken willst, damit ich mich mit meinem Vater besser verstehe, vergiss es sofort wieder!“

Die Lässigkeit war aus seiner Stimme gewichen, doch Ariane registrierte es nicht. Zu überrascht war sie über seinen Einfall.

Seine Idee war ein gutes Alibi für ihre Befragung! Daher griff sie den Gedanken kurzerhand auf.

„Man könnte es doch versuchen! Wenn du dich etwas anstrengst, dann –“ Mitten im Satz brach sie ab.

Eriks mörderischer Blick schnürte ihr die Luft ab. Purer Zorn sprach augenblicklich aus seiner gesamten Erscheinung.

„Halt dich da raus!“, stieß er scharf aus. Es war eine unmissverständliche Drohung.

Schockiert und eingeschüchtert wurden Arianes Schritte langsamer.

Wie hätte sie auch verstehen können, was ihr Kommentar aus den Tiefen seiner Seele schlagartig ans Tageslicht zerrte.

Ohne auf ihre Reaktion zu achten, lief Erik mit unvermindertem Tempo weiter – sein Gesicht eine Maske des Zorns.

Ariane verspürte eine Mischung aus Entrüstung und Unruhe. Empört und verängstigt durch Eriks plötzliche Aggressivität biss sie die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten.

Mit großen Schritten holte sie ihn wieder ein. „Glaubst du, es wird besser, wenn du deine Probleme verdrängst?“

Überreizt stoppte Erik in der Bewegung, drehte sich abrupt zu ihr um und hielt ihr warnend die Hand entgegen. Ein gefährliches Funkeln trat in seine Augen. „Das geht dich überhaupt nichts an!“

Aufgebracht schlug Ariane seine Hand beiseite. „Benimm dich nicht wie ein Kind!“

Das hätte sie nicht tun sollen…

Eriks Reaktion war beängstigend. Sein Hass fiel Ariane an und versuchte ihr Innerstes zu zermalmen. Von Eriks Stimme war nur noch ein tobsüchtiges Knurren geblieben. Langsam und bedrohlich spie er die Worte aus:

„Wag es nicht, mich noch einmal so zu nennen.“

Seine Raserei weckte umso mehr Widerstand in Ariane. „Warum? Weil du die Wahrheit nicht ertragen kannst?“

Ein Augenzwinkern lang starrte Ariane in Eriks wutverzerrtes Gesicht und obwohl ihr Gesichtsausdruck nicht an Unbeugsamkeit verlor, zitterte sie innerlich vor Angst, dass Erik seine Wut nicht unter Kontrolle halten und sie sich in roher Brutalität entladen würde. Brutalität, die sich gegen sie richtete. Und wie nah sie damit an der Wahrheit lag.

Nur mit größter Mühe gelang es Erik, sich abzuwenden. Tonlos, die Zähne fest zusammengebissen, und den Blick starr nach vorne gerichtet, entfernte er sich mit festen Schritten von ihr.

„Erik!“, schrie sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht.

Ariane konnte nicht mehr zurück. Ein innerer Drang hielt sie davon ab, die Sache einfach auf sich bewenden zu lassen.

Obwohl sie nicht wusste, was geschehen würde, wenn sie nicht endlich stoppte, konnte und wollte sie hier nicht abbrechen. Sie rannte Erik hinterher und packte ihn entschlossen am Arm.

Mit einer harschen, brutalen Bewegung riss sich Erik los.

„Fass mich nicht an!!!“ Seine Stimme war so erschütternd und gewaltbereit, dass Ariane vor Entsetzen fast schwarz vor Augen wurde.

Im gleichen Moment kreischte sie schrill auf. „Hör auf!“

Ihre Züge konnten ihre Gefühlsregung nicht länger vertuschen. „Siehst du denn nicht, was du tust? Du wirst genau wie dein Vater!“

Schlagartig erstarrte Erik. Der Zorn in seinem Gesicht wandelte sich jäh zu einer Art Ohnmacht.

Durch ihre brennenden Tränen hindurch sah Ariane, wie sein Blick zu Boden glitt.

Halb erstickt hauchte sie. „Es … tut mir leid.“

Alles war zu viel. Eriks Wandel zu einem komplett Fremden, jemandem, von dem sie sich bedroht fühlte, der ihr Angst machte! Mit wirrem Kopf wich sie vor ihm zurück. Wie vor einer wilden Bestie.

Etwas packte sie am Handgelenk!

Ariane stieß einen heiseren Schreckenslaut aus. Eriks erbarmungsloser Griff hielt sie fest, ohne dass er dabei aufblickte.

Panisch sog Ariane Luft in ihre Lungen, aber auch das half nichts. Sie hatte erdrückende Angst! Und konnte das Schluchzen nicht länger zurückhalten.

Im gleichen Atemzug ließ Erik von ihr ab. Sie sah, dass seine Hand leicht zitterte. Noch immer starrte er zu Boden.

Eine Sekunde wollte Ariane weglaufen. Ganz weit weg. Weg von Erik. Aber gleichzeitig konnte sie es nicht.

Sie hatte furchtbare Angst, in seiner unmittelbaren Nähe zu sein, und doch …

Ariane hörte Erik nach Atem ringen. Er schluckte hart. Und so groß und durchtrainiert er war, und so große Angst er ihr machte, in diesem Augenblick bildete sie sich ein, etwas ganz anderes in ihm zu sehen: ein kleines verschüchtertes Kind, einsam und verlassen, unfähig sich zu regen.

Vielleicht war es Mutterinstinkt, vielleicht Beschützer-Instinkt, Atem holend kratzte Ariane allen ihr verbliebenen Mut zusammen, dann streckte sie zaghaft ihre Hand aus.

Noch einmal stockte sie in der Bewegung, kam Furcht in ihr hoch, ehe sie vorsichtig Eriks Hand berührte.

Als hätte sie ihm einen schmerzhaften Hieb versetzt, schnellte Eriks Kopf zu ihr, sodass sie fast vor Schreck ihre Hand wieder zurückgezogen hätte. Sie sah in seine Augen und erkannte darin mindestens genauso viel Furcht wie sie selbst hatte.

Erik blinzelte und schlug die Augen nieder, woraufhin sie seine Hand nun vollends ergriff. Ganz fest.

Für Augenblicke drückte sie seine Hand.

Schwach kam ein Flüstern aus seinem Mund. „Warum tust du das?“

Kurz suchte Ariane nach Worten. Nein, sie suchte nach einer Antwort!

„Ich weiß nicht.“, gestand sie.

Wieder herrschte Schweigen.

Langsam blickte Erik auf, blickte sie an, und die Qual, die Ariane in seinen Zügen las, raubte ihr den Atem.

Sie konnte nicht anders. Sie trat einen Schritt weiter auf ihn zu, überwand die Distanz zwischen ihnen, ohne zu wissen, was jetzt zu tun war.

Darüber brauchte sie sich auch nicht länger Gedanken machen.

Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, fand sie sich in Eriks Armen wieder.

Er drückte sie so fest an sich wie es nur ging ohne schmerzhaft zu sein. Mit der rechten Hand hielt er ihren Kopf fest, mit der anderen ihren Oberkörper. An ihrer linken Wange fühlte sie sein glühendes Gesicht, das er fiebrig an ihres presste. Und ob es ihr unbändiges Herzklopfen war oder seines, konnte sie nicht mehr sagen.

Das heftige Rauschen ihres Blutes, der Geruch seiner Haut und seine hilfeflehende, innige Umarmung ließen alles zu einem seltsamen Mischmasch verschmelzen, so dass sie nicht länger sicher war, ob sie wachte oder träumte.

Sie wusste auch nicht, wie lange dieser Zustand andauerte, wie lange sie seine Körperwärme spürte, wie lange das unbekannte Schwindelgefühl in ihrem Kopf und ihrem ganzen Körper anhielt. Es konnten mehrere Minuten gewesen sein, aber genauso gut ein Augenzwinkern.

Sie wusste nur, dass sie die Augen geschlossen und nicht länger darüber nachgedacht hatte; bloß noch Eriks schwächer werdendes Zittern, seinen anfangs hektischen Atem und schließlich seinen wieder ruhiger werdenden Herzschlag in sich aufgesogen hatte, während das heiße, bebende Pochen in ihren Adern ihr schwummrig werden ließ.

Zu einem ungewissen Zeitpunkt hatte sich Eriks Griff gelockert und nach und nach waren sie voneinander weg getorkelt, stumm und wirr.

Für Momente standen sie sich wortlos gegenüber, ohne einander anzusehen.

„Sprich ... es nie wieder an.“, sagte Erik schleppend und heiser.

Reflexartig nickte Ariane.

Weitere Sekunden verstrichen, dann machte Erik einen Ausfallschritt und lief an ihr vorbei. „Lass uns gehen.“

Perplex starrte Ariane ihm nach und brauchte noch einen Moment, bevor sie ihm zaghaft folgte – immer in wenigen Schritten Abstand.

Minutenlang fiel kein einziges Wort. Keiner sah den anderen an. Nur ab und zu hob Ariane den Blick und beobachtete, wie er vor ihr lief.

Etwas an Eriks Art, an seinem Gang, an seiner ganzen Ausstrahlung, erinnerte sie so heftig an Secret, dass sie sich des absurden Gedankens nicht erwehren konnte, er könne sich plötzlich wieder an alles erinnern.

Der Drang, diese Vermutung bestätigt zu wissen, wurde übermächtig. Ariane holte Luft.

„Secret…“

Der Junge vor ihr blieb abrupt stehen. Ariane kam es wie eine Ewigkeit vor, bevor er sich endlich zu ihr umdrehte. Secrets gefühlsleerer Blick begegnete ihr – ohne Erkennen.

Ariane schluckte. Sie setzte dazu an, etwas zu sagen, dann erschien ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen. „…So hieß er. Der Junge aus dem Roman.“

Der Schwarzhaarige nahm ihren Kommentar stumm zur Kenntnis, drehte sich wieder um und ging weiter. Diesmal schloss Ariane zu ihm auf.
 

Grauen-Eminenz saß in einem abgedunkelten Raum, einen imaginären Bildschirm vor sich. Er ging nochmals die Aufnahmen durch, die er von den Kämpfen seiner Auserwählten gemacht hatte. Es waren insgesamt drei. Ein Video vom Supermarkt, eines vom Entschaithaler Kurpark und schließlich jenes von der Burg Rabenfels.

Letzteres hatte ihm keinerlei neuen Erkenntnisse geliefert.

Auch der Angriff im Kurpark war nicht sehr aufschlussreich gewesen.

Die Bilder waren nicht von Blickfenstern eingefangen worden, sondern stammten aus der Sicht der Schatthen. Entsprechend hatte die Aufnahme jedes Mal gestoppt, wenn der jeweilige Schatthen zerstört worden war. Daher wusste Grauen-Eminenz nicht, was nach diesem Kampf geschehen war. Was zum Teufel diese plötzliche Sinneswandlung in seinen Auserwählten ausgelöst hatte!

Er wusste überhaupt nicht, wie sie die Kräfte, die er ihnen verliehen hatte, einfach so wieder unter Kontrolle hatten bringen können.

Wie auch immer.

Er wandte sich der Aufnahme vom Supermarkt zu. Diese lieferte eindeutig das beste Bildmaterial.

Für gewöhnlich dauerte ein Blickfenster zu erzeugen zwar eine Weile, je nachdem wie geübt man darin war, aber wenn sich elektrische Leitungen in der Nähe befanden, an die man andocken konnte, war das etwas anderes.

Daher hatte er die zahlreichen Leuchten im Supermarkt angezapft und so trotz der sehr kurzfristigen Entscheidung, den Angriff im Supermarkt auszuführen, das gesamte Innere überwachen können.

Im Park und in der Burg war dies natürlich nicht möglich gewesen.

Er spielte das Video ganz zurück.

Leider hatte er die Blickfenster erst kurz vor dem Einschleusen der Schatthen aktivieren können. Es hatte alles sehr schnell gehen müssen, daher war auch keine Tonspur aufgezeichnet worden.

Zunächst hatte er nun das gesamte Innere der Filiale aus der Vogelperspektive vor sich, zoomte dann aber zu der Ecke, in der die fünf mit einem Einkaufswagen standen. Sie unterhielten sich augenscheinlich und liefen dann weiter.

Auf einmal machten sie seltsame Bewegungen, als würde etwas sie in Panik versetzen. Anschließend ließen sie ihren Einkaufswagen stehen und rannten auf den Hauptgang des Supermarkts zurück, sprachen dort mit einer Kundin, die sich ohne Antwort schnell von ihnen entfernte, und liefen dann mit einem Mal wieder zurück in die Ecke, aus der sie gekommen waren, als wollten sie sich verstecken.

Er hielt das Bild an. Dieses Verhalten seiner Auserwählten hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht mitbekommen, da er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, die Schatthen einzuschleusen und zu befehligen. Ansonsten hätten diese verdammt dummen Kreaturen noch ein Blutbad angerichtet, das er im Gegensatz zu ein paar umgestürzten Regalen nicht mehr hätte rückgängig machen können.

Das war interessant. Diese abrupte Verhaltensänderung war eingesetzt, bevor die fünf etwas von den Schatthen hatten wissen können.

Hatten sie etwas davon gespürt? Vielleicht hatten sie einen sechsten Sinn.

Aber warum waren sie dann nicht sofort geflohen?

Unwichtig. Wie es schien, hatten diese Bälger die Fähigkeit, die Präsenz der Schatthen zu erspüren, und das war entscheidend.

Mehr konnte er aus den Videos auch nicht erfahren. Außerdem lieferten sie ihm keinerlei Hinweise auf die Kräfte seiner Auserwählten.

Grauen-Eminenz hielt kurz inne. Was war mit dem Zeitraum, in dem sie in seinem Reich eingesperrt waren?

Das Labyrinth hatte nichts Großartiges gezeigt, nur ein paar spontan eingesetzte Taschenspielertricks, und das Spiegelkabinett hatte ihm zumindest gezeigt, dass ungeheures Potential in ihnen schlummerte oder zumindest in dem dunkelhaarigen Mädchen.

Aber was war mit vorher? Was war mit der seltsamen Verwandlung? Er hatte sie bisher ganz außer Acht gelassen.

Er machte eine Handbewegung und der Bildschirm veränderte sich. Die Gedanken aufs Äußerste konzentriert ging er seine Aufzeichnungen durch.

31. August. Die Unendlichen Ebenen. Da war es.

Die Aufnahme war um einiges besser als alle anderen Videos, schließlich handelte es sich hier um sein Reich und damit hatte er vollkommene Befehlsgewalt über alles. Doch wirklich aufschlussreich war sie auch nicht.

Wieder sah er das helle Licht, das seine Schatthenarmee vor über einer Woche ausgelöscht hatte, aber wie dieses Licht entstanden war, woher es stammte, war nicht ersichtlich.

Die fünf hatten nicht einmal den Ansatz dazu gemacht, eine Macht herbeizurufen und dennoch war sie erschienen. Und dann waren da noch diese runden Lichter, die er nicht erkennen konnte und die anscheinend für die Verwandlung verantwortlich waren.

Gereizt stieß er den Atem aus. So kam er nicht weiter.

Er musste ihre Kräfte im konkreten Fall analysieren. Ihre Essenz, ihre Zusammensetzung, den Akt des Heraufbeschwörens.

Sein Versuchskaninchen kam ihm wieder in den Sinn.
 

Erik saß in seinem Zimmer auf einem Sessel und las einen Artikel auf seinem Smartphone, als seine Zimmertür geöffnet wurde. Er drehte sich um. Ohne ein Wort des Grußes legte sein Vater ihm ein großes Kuvert auf das Sideboard.

„Das gibst du morgen bei Finster ab.“

Sein Vater wartete erst gar nicht seine Reaktion ab, sondern wandte sich zum Gehen.

Wütend ballte Erik die Hände zu Fäusten und wollte gerade Widerspruch einlegen, als ihm Arianes Bild durch den Kopf schoss und er zögerte.

Im nächsten Atemzug war sein Vater auch schon aus seinem Zimmer verschwunden.

Erik stand auf und lief hinüber zu dem Kuvert. Er nahm es in die Hand und betrachtete es unwillig. Arianes Worte ertönten in seinem Kopf:

‚Wenn du dich etwas anstrengst, dann ...‘

Aufgebracht warf er das Kuvert zurück auf das Sideboard und biss die Zähne zusammen. Ein Zittern ging über seinen Körper und er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter.

Das hatte er längst hinter sich!


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Am Sonntag ist Ostern, das Fest der Auferstehung, passend dazu wird es im Kapitel kommende Woche ein Wiedersehen geben. ;)

Bezüglich der Szene zwischen Ariane und Erik:
Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu häufig irgendwelche Kommentare zu toxischem Verhalten von Männern gegenüber Frauen gelesen und mache mir deshalb zu viele Gedanken darüber, dennoch teile ich das jetzt einfach mal mit euch.
Die Szene soll aggressives Verhalten nicht romantisieren, als wäre das irgendwie attraktiv oder etwas Erstrebenswertes, weil man dem anderen dann nahe kommt. Gleichzeitig ist es mir auch sehr wichtig, Aggressionen nicht zu stigmatisieren und als per se schlecht darzustellen.
Ich denke, Aggression gehört zum Menschsein dazu und sollte nicht grundsätzlich verurteilt werden.
Es ist menschlich, mal die Kontrolle zu verlieren und sich nicht so zu verhalten, wie man es eigentlich lieber täte.
Sich im Nachhinein dafür selbst fertigzumachen, wäre genau der falsche Weg, um damit umzugehen. Verantwortungsvolles Handeln bedeutet nicht, dass man Dinge bereut und sich schämt, sondern dass man entscheidet, in Zukunft anders zu handeln. Solange man sich selbst verurteilt, kämpft man gegen sich und wird sein eigener Feind. Das führt nur dazu, dass man das destruktive Verhalten erneut zeigen wird, weil die eigenen Energiereserven einfach endlich sind und wir irgendwann nicht mehr die Kraft haben, unsere Impulse zu unterdrücken.
Es heißt, Selbsterkenntnis sei der erste Weg zur Besserung, der wichtigste Weg ist meiner Erfahrung nach Selbstannahme. Die Annahme von dem, was wir getan haben, denn das können wir ohnehin nicht mehr ändern.
Solange wir glauben, gegen unsere Vergangenheit kämpfen zu müssen, solange bleibt sie unsere Gegenwart und wird sich erneut in unserem Verhalten zeigen.
Vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber oft wird starke Reue erwartet, wenn jemand irgendetwas tut, was als nicht "gut" eingestuft wird. Aber Reue erzeugt nur umso mehr Leid, wenn sie schlicht zu Selbstverurteilung führt. Statt Reue bevorzuge ich den Begriff Verantwortung. Niemand braucht etwas bereuen, aber jeder sollte Verantwortung übernehmen für das, was er tut oder getan hat, und daraus Konsequenzen ziehen. Verantwortung zielt darauf ab, dass das Leid reduziert wird und man in seine eigene Kraft kommt. Reue erzeugt nur mehr Leid, weil sie einen lähmt und einem das Gefühl gibt, schlecht zu sein. Verantwortung erstreckt sich in die Zukunft. Reue bleibt in der Vergangenheit stecken.
Deshalb: Egal, was in der Vergangenheit geschehen ist, auch wenn man Dinge getan hat, die nicht okay waren, wenn man andere verletzt hat, es bringt nichts, die Dinge zu bereuen, es hilft aber, Verantwortung zu übernehmen, sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen und dem Gelernten entsprechend zu handeln.

So, das war mein Wort zum Karfreitag, der - vielleicht auch nur in meinem Kopf? - sehr viel mit Leiden zu tun hat und damit, Unrecht getan zu haben.
Wir können jederzeit aus unserer Totenstarre der Selbstverurteilung erwachen, indem wir uns selbst vergeben und verantwortungsvoll mit uns und anderen umgehen.
Alles Liebe!
Eure Regina Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CMH
2022-07-09T20:09:43+00:00 09.07.2022 22:09
Die kurze Exkursion in das Thema der Gleichberechtigung hat mir gefallen. 👍 Ariane und Eric sind zusammen derzeit eine kleine Zeitbombe mit diversen Überraschungen. Mal sehen, wie es weitergeht! 💚
Antwort von:  Regina_Regenbogen
09.07.2022 22:25
😂 Auch wenn Vitali nicht gerade mit sehr fortschrittlichen Ansichten geglänzt hat.
Oh ja, Ariane und Erik sind eine ziemlich elektrisierende Kombi.
Von:  RukaHimenoshi
2021-04-03T19:57:06+00:00 03.04.2021 21:57
Oh wow, dieses Nachwort hatte es genauso in sich wie die Szene zwischen Ariane und Erik selbst. °o° Wirklich schön und inspirierend geschrieben!
Und oh Boy, da möchte Ariane im Prinzip einfach nur herausfinden, wer für diesen Sessel-Massenmord verantwortlich ist, und dann diese Eskalation. XD Ich finde es richtig toll, wie du ihre Angst vor Erik dargestellt hast und es gleichzeitig auch so nachvollziehbar ist, dass er so krass ausrastet, was ja insbesondere für Erik echt ungewöhnlich ist. Dadurch wird auch nochmal mehr deutlich, wie schlecht sein Verhältnis zu seinem Vater überhaupt ist. Und oh Gott, er hat mir so leid getan, als Ariane ihn damit konfrontiert hat er sei so wie sein Vater!!! (┬┬﹏┬┬) Gut, dass sie den Jungen direkt danach geknuddelt hat! இ௰இ Wie gesagt, eine sehr berührende Szene. ❤ Und ich finde es auch sehr schön umgesetzt, wie sie und Erik sich eben durch genau solche Szenen näher kommen. (´▽`ʃ♡ƪ)

Und oh Mann, diese komische Diskussion zwischen Ariane und Vitali!!! XD Es ist echt krass und sehr traurig, wie Klischee-lastig Vitali denkt. Als er mit diesem Männlichkeits-Gelaber anfing... Ariane hätte ihn durchs Telefon hindurchboxen sollen! XD Aber er hat den Ball am Ende sehr smooth zu Ariane zurückgespielt, das muss man ihm lassen.

Ich bin schon sehr gespannt, was Grauen-Eminenz nun mit seinem Versuchskaninchen vorhat. Diese Andeutungen gefallen mir zumindest ganz und gar nicht. :/
Antwort von:  Regina_Regenbogen
03.04.2021 23:55
Der Sessel-Massenmord. XD XD XD XD
Eigentlich hat Erik ja sie geknuddelt. ;D
Es freut mich, dass die Szene auch so berührend wirkt, wie ich es mir gewünscht habe. 💗
Ja, die beiden kommen sich jedes Mal näher, wenn sie einen Blick hinter die Maske des anderen werfen können. Ariane fühlt sich ihm ja immer dann besonders verbunden, wenn Erik sie seine verletzliche Seite sehen lässt, während sie auf Abstand geht, wenn er sein typisches Erik Donner Verhalten zeigt.
Das ist jetzt schon die dritte Umarmung. Aber die erste, die von Erik ausgeht. Dass er sie ernsthaft in dem Moment umarmt, anstatt sie von sich zu stoßen, finde ich besonders herzzerreißend. Schließlich hat er am ersten Schultag ja noch gedacht, dass er von niemandem berührt werden will.

Ja, es ist vor allem für Vitali eine Belastung, denn seine Gedanken sind für ihn ja seine Realität und er glaubt ja auch entsprechend ständig, er müsse irgendeinem Männerbild entsprechen, das so überhaupt nicht nur seiner eigentlichen Natur passt. Gerade weil er eben viel sensibler ist als er glaubt, als Mann sein zu dürfen. Entsprechend ist seine Behauptung, Frauen würden den Megamacho immer dem Weichei vorziehen, schlussendlich eine Abwertung seiner eigenen Position und zeigt, wie schlecht er unterbewusst über sich selbst denkt. (>_<。) Aber die Freundschaft mit Erik und Justin wird ihm gut tun. Vorher war Vitali eben in einem Umfeld, wo dieses klassische Männerbild propagiert wurde, und da hat er sich sehr angepasst.

Oh, und ich bin immer hocherfreut, wenn dir meine Nachworte gefallen! (´▽`ʃ♡ƪ) Ich wollte mir das einfach von der Seele schreiben, weil manchmal auch zu schnell "toxisches Verhalten" geschrien wird und das zu ungesunder Verurteilung führt.
Antwort von:  RukaHimenoshi
04.04.2021 12:16
Ja stimmt, Erik hatte sich an sie gekuschelt!!!!! /(°o°)\ Aaaah, der Junge braucht und verdient eigentlich sooo viel Liebe!!! ❤ Aber auch nachvollziehbar, dass Ariane von dem verletzlichen Erik mehr angetan ist als von Erik Donner. XD

Ja, das mit Vitali ist ziemlich traurig. Und momentan wird es auch nicht besser, weil ausgerechnet der "männlichste" von ihnen, in gewissem Sinne mit Serena flirtet bzw. sie ja auch an sich richtig gut mit ihm klarkommt. Weshalb Vitali vermutlich unterbewusst noch mehr das Bedürfnis hat, sich gegen Erik zu behaupten und sich dieses Bild, was er all die Zeit vermittelt bekommen hat, sich gerade eigentlich auch eher bestätigt. Erik zeigt seine Verletzlichkeit ja bisher auch nur gegenüber Ariane, sodass Vitali bei seinem insgeheim-Idol (ich glaube schon, dass er ein bisschen zu ihm aufblickt :'D) bzw. Rivalen eben nur dieses klassische Männerbild sieht. Und Justin macht sich diesbezüglich zwar keine Mühe, klassisch männlich zu sein, ist aber doch nach wie vor zu verschüchtert/distanziert, um wirklich Einfluss auf Vitali ausüben zu können.
Aber ich finde das sehr schön zu sehen, wie sich diese Gruppendynamik entwickelt und man auch schon ahnen kann, wer wen auf welche Weise beeinflusst. So sieht man wirklich, dass die Leute sich gegenseitig dazu zwingen, charakterlich zu wachsen. (*^▽^*)

Ja, das stimmt. Eigentlich finde ich es wichtig, dass sowas thematisiert wird. Eriks Vater ist ja definitiv toxisch und Vitalis Eltern (und diese verdammte Oma!!!) haben auch so eine Ausstrahlung. Aber leider sind viele heutzutage direkt getriggert. Es gibt ja wirklich mehr als genug Geschichten, wo so etwas romantisiert wird, was eigentlich Missbrauch ist. (Edwards Bella-Stalking *hust*)
Aber das ist eben nicht immer der Fall und wird wegen dieser dämlichen Geschichten viel zu schnell missverstanden. Als Erik Ariane im letzten Kapitel küssen wollte, war ich ja auch direkt auf 180 und brauchte einen Moment, um zu verstehen was ihn unterbewusst eigentlich dazu getrieben hat. ^^"

Und ja, ich setze mich für die Rechte der Sessel ein!!! X'D
Von:  totalwarANGEL
2021-04-02T21:08:02+00:00 02.04.2021 23:08
Noch so einer, der immer lautlos hat...
Ach, der Dialog zwischen Ariane und Vitali ist herrlich. Hoffentlich gibt er es ihr ordentlich. :D
Jawohl! But, he got a point. Kinder kriegen und anschließende Elternzeit bedeutet Verdienstausfall. Und Arbeitgeber werden lieber Leute einstellen, die nicht plötzlich schwanger werden... Weiß gar nicht, was die sich wieder so aufregt. Das sind rational nachvollziehbare Gedanken. Und niemand hat behauptet, dass die Welt fair ist.
XD XD XD Das wird ja immer besser.
Wieso kann er nicht alle in einen Topf werfen? Das wird immer und überall mit allem gemacht. Ich sehe da keinen Grund eine Ausnahme zu machen. :P
Ha ha, in your face, bitch!
Nein! Ein überraschendes KO des Favoriten in der 12 Runde. :(
Genau! Ein Tag, an dem man nicht schulfrei hat, ist unwichtig!
Vitali sollte Serena vor den Wagen spannen... Solange es nur der Wagen ist. XD
Alter... plumper ging es wohl nicht. Aber Blondchen hält sich ja für superschlau...
Ich will mir nicht vorstellen, wie Erik abgeht, wenn er erfährt, dass es nur um eine scheiß Pizza geht. Dann gibt es garantiert ein Donnerwetter. ;)
Oh... interessant. Klärt sich jetzt endlich die Sache mit dem doppelten Lottchen äh Erik?

Ja, kurzweilig. Schön. :)
Das Highlight des Kapitels ist auf jeden Fall der Streit von Ariane und Vitali.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
03.04.2021 11:54
XD Ich bin immer wieder überrascht, dass du und Vitali einige Parallelen habt, du aber dennoch dagegen bist, dass er mit Serena zusammenkommt.
Ja, Vitali ist schlussendlich zu nett. XD

Wenn es darum geht, jemandem geschickt Informationen zu entlocken, hätten sie schon Vivien darauf ansetzen müssen. Aber die hätte Ariane wohl direkt gesagt, dass sie das nicht tun wird. Hat ja auch seinen Grund, warum Vivien Serena nicht auf ihre Vergangenheit anspricht.
Und ja, Ariane ist einfach zu direkt und ehrlich, um so was geschickt einzufädeln. Sie würde aber auch nicht behaupten, dass sie so was kann.
Naja, es ging ja eigentlich nicht um die Pizza. Und allgemein ist Erik ja nicht der, der durchdreht.

Schön, dass dir das Streitgespräch gefallen hat. XD

Antwort von:  totalwarANGEL
03.04.2021 12:30
> ... dass du und Vitali einige Parallelen habt, du aber dennoch dagegen bist, dass er mit Serena zusammenkommt.
Ich bin für die Atomfusion. Weißt du ja. ;)
Außerdem würde ich Serena sowas wie mich nicht antun.
Antwort von:  Regina_Regenbogen
03.04.2021 12:50
Du weißt, du triggerst mich mit solchen negativen Aussagen über dich. Ich würde sagen, das solltest du Serena überlassen. ;D Sie ist stärker als sie scheint.
Antwort von:  totalwarANGEL
03.04.2021 12:52
Ich glaube, mit einem Seelenverwandten wäre sie glücklicher als mit einem Idioten, mit dem sie sich nur streitet. ;)
Antwort von:  Regina_Regenbogen
03.04.2021 13:05
Ich würde sie auch nicht mit einem Idioten zusammenbringen, mit dem sie sich nur streitet. ;) Was ihre derzeitige Beziehung zu Vitali anbelangt, stimme ich zu, dass die beiden noch nicht bereit sind, eine Liebesbeziehung zu führen.
Antwort von:  RukaHimenoshi
03.04.2021 22:03
Oooh wei, ich verkneife mir lieber mal einen Kommentar zu dem Kommentar über die Diskussion zwischen Ariane und Vitali. Sonst wird die hier noch weiter geführt. 🙈😅
Aber der eigentliche Grund für den Kommentar war, dass ich meine Begeisterung über das "Donnerwetter" äußern wollte. 😂👍
Antwort von:  totalwarANGEL
03.04.2021 22:06
Ich bin inzwischen doch berüchtigt für diese flachen Witze.
Antwort von:  RukaHimenoshi
03.04.2021 22:08
Drüber freuen kann man sich trotzdem immer und ich finde, das sollte man auch zum Ausdruck bringen 😁
Antwort von:  Regina_Regenbogen
04.04.2021 00:01
Mann, totalwarANGEL, ich liebe deinen Humor! Solche Wortwitze sind einfach super! Und sehr schön, dass es RukaHimenoshi das genauso sieht. XD XD XD

Jetzt stell ich mir ein Streitgespräch zwischen euch beiden zu dem Thema Gleichberechtigung vor. Ich glaube, das würde wirklich eine Weiterführung von Vitalis und Arianes Standpunkten geben. XD XD XD XD Die Vorstellung ist zu geil.
Antwort von:  totalwarANGEL
04.04.2021 00:17
Solange mir jetzt keiner mit Gendersternchen kommt, von mir aus.
Antwort von:  RukaHimenoshi
04.04.2021 11:59
Keine Sorge, vom Gendern bin ich auch kein Fan. X'D
Das ist meiner Meinung nach eher ein verzweifelter Versuch von oben, die Sprache so zu beeinflussen, um die unterbewussten "Vorurteile" in unseren Köpfen aus dem Weg zu räumen und gleichzeitig zu überspielen, wie arg bisher beim Thema Gleichberechtigung versagt wurde. Abgesehen davon, dass sich die Sprache mit den Leuten entwickelt und nichts ist, was vorgegeben werden sollte.
Wenn das generische Maskulin nicht ausreicht, sollte man sich meiner Meinung nach eher Gedanken darüber machen woran das liegt. Beispielsweise bei der Repräsentation der Frauen, wenn man von CEO, Forscher usw. redet. Unter Lehrer stellt man sich ja auch automatisch männlich und weiblich vor, bei Erzieher denkt man wahrscheinlich sogar zuerst an eine Frau.
Antwort von:  totalwarANGEL
04.04.2021 12:06
Mit Frauenquote brauchst du mir genauso wenig kommen. Davon halte ich nichts. Und zwar nicht, weil ich ein Mann bin, sondern der Frauen wegen. Was bringt es einer Frau, wenn sie weiß, dass sie aufgrund einer Quote eingestellt wurde und nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten. Dann hat man eine indirekte Diskriminierung eingetauscht gegen eine offensichtliche.
Das wäre genauso, wie eine Farbigenquote oder eine Schwulenquote oder was weiß ich. Einfach das falsche Signal. Damit sagt man aus "Hey, ohne Hilfe von Oben schaffst du es sowieso nicht." Das ist nichts weiter als bekloppte Politikmache und Wählerfang bei allen, die zu dumm sind, das zu begreifen.
Antwort von:  RukaHimenoshi
04.04.2021 12:41
Boah ey igitt, ich hasse die Frauenquote!!! XD
Eben genau das, was du angesprochen hast, ist auch der Punkt, weshalb ich so dagegen bin. Sobald eine Frau eine höhere Position einnimmt, wird einfach direkt diese Quote herangezogen und gar nicht mehr auf die Fähigkeiten geschaut! Meine Chefin beispielsweise, als sie befördert worden ist. Hat von einem (männlichen) Kollegen direkt den Kommentar "Quotenfrau" zu hören bekommen, obwohl sie eine wunderbare, begabte Person ist, die diese Position einfach absolut verdient hat!!! Aaaah sorry, das macht mich einfach richtig wütend. ^^"

Es ist leider immer noch so, dass Frauen es in Männerdomänen schwer haben. (Ich arbeite selbst in einer IT-Firma und ja... Siehe Kommentar oben ^^") Und häufig sehen die (männlichen) Vorgesetzten noch nicht einmal, wie undivers alles ist. -Oder sie wollen es nicht wahrhaben, das kann natürlich auch sein- Leider gibt es halt immer noch genug Vorurteile, die Frauen (aber auch Leuten die anderweitig von der Norm abweichen, z.B. durch ihre Religion) den Weg versperren. Mädchen sind schlecht in Naturwissenschaften und Jungs in Sprachen ist da wohl das Standardbeispiel.
Wenn wir nun doch schon mit der Diskussion beginnen: Übrigens auch "Frauen können Kinder bekommen" XD Klar ist eine Frau körperlich gezwungen eine Pause zu machen. Aber ehrlich, auch viele Männer verschwinden in die Elternzeit und die werden bei Vorstellungsgesprächen vermutlich nie nach Familienplanung gefragt - was ohnehin eigentlich nicht erlaubt ist. Andere fallen vielleicht Gesundheits-bedingt für eine längere Zeit aus und so weiter. Also warum sollte man nach der theoretischen Fähigkeit, Kinder zu bekommen, beurteilen ob man eine Person einstellt/befördert oder nicht? Lieber nach den Fähigkeiten, die eine Person für die Arbeit selbst benötigt.
Antwort von:  totalwarANGEL
04.04.2021 12:46
@Ruka Ich hab nur aufgezeigt, wie die Personalleute so denken. Ruhig, brauner. ;)
Allerdings ist totale Gleichbehandlung nun mal einfach nicht möglich. Wenn es denn allerdings gelänge, die Vorurteile abzubauen, hätten wir schon viel gewonnen.
Eine Studie hat z.B. gezeigt, dass Frauen strukturierter programmieren können als Männer. Ob mir das jetzt gefällt oder nicht. :D (Ich bin Anwendungsentwickler)
Antwort von:  RukaHimenoshi
04.04.2021 12:58
Haha sorry, wie gesagt, ich kann da doch ziemlich leicht getriggert werden. XD
Aber ja, es ist wirklich schade wie arg diese Vorurteile noch in unseren Köpfen verankert sind und sich viele dadurch gerne auch mal selbst im Weg stehen.
X'D Und hier haben wir wieder das typische "das Genie beherrscht das Chaos" vs. "Ordnung ist das halbe Leben". Wobei ohnehin alles sowohl Vor- und Nachteile hat, auch wenn Leute strukturiert sind - und eine Studie ja nichts über jedes einzelne Individuum aussagt. Also deine Strukturiertheit kannst nur du selbst beurteilen ;P
Aber eben genau deshalb ist die Vielfalt ja so toll. Die einen können strukturiert programmieren, andere leisten durch ihren Einfallsreichtum ihren Beitrag und so weiter. Und alles zusammen gibt dann den besten Mix und auch das beste Resultat und gibt außerdem allen Beteiligten die Möglichkeit an sich selbst zu wachsen und dazuzulernen. \(^-^)/
Antwort von:  Regina_Regenbogen
04.04.2021 13:25
Oooh, ihr seid so süß. Ich erfreue mich grade an eurer Diskussion.
Ich selbst benutze grundsätzlich das generische Maskulinum und das ist dann eben nicht "männlich". Vielleicht sollte man stattdessen eine extra männliche Endung einführen, damit klar ist, dass es nur Männer sind. Fände ich interessant. XD (Nur ein Scherz)
Gendersternchen sehen niedlich aus, aber wenn man alles dementsprechend schreiben will, ist das echt anstrengend und nichtbinäre Menschen haben echt andere Probleme als das. :'D
Ach, ich finde das voll schön, wie ihr eure Sichtweise teilt.
Ich verstehe den Gedanken hinter der Frauenquote, die in Bereichen, wo Männer einfach aus Prinzip keine Frauen wählen, wohl sinnvoll wäre, aber eben genau das genannte Problem mit sich bringt, dass dann behauptet wird, die Frau habe den Posten nicht verdient. Manchmal ist das dann ja sogar der Fall. Das führt also zum genauen Gegenteil, wie ihr schon sagtet.
Es gibt einfach in den Köpfen viele Vorurteile und das ist ok, man sollte sich nur bewusst machen, dass es eben Vorurteile sind und nicht die Wahrheit.
In der Psychologie nennt man das Fremdgruppenhomogenität, also dass Menschen glauben, dass alle Menschen einer anderen Gruppe sich total ähnlich seien, während die eigene Gruppe als divers und vielfältig angesehen wird. So ist es ja auch, wenn Männer über Frauen oder Frauen über Männer oder nichtbinäre Menschen über cis-Menschen (Menschen, die mit dem für sie passenden Geschlecht geboren wurden) oder umgekehrt reden.
Schlussendlich gibt es lauter Individuen, die zwar durch die Gesellschaft und deren Zuschreibungen ähnliche Erfahrungen machen, aber eben individuell sind. Statistiken sagen was über Durchschnitte aus, nicht über den Einzelfall. Aber Menschen mögen es halt, wenn sie etwas einordnen können, weil das Sicherheit gibt. Man kann ja nicht bei jedem Menschen neu überlegen müssen, sondern handelt dann zunächst entsprechend der Vor-Urteile. Was eben nicht heißt, dass man daran zwangsläufig hängen bleiben muss (Beispiel Erik). Die Frage ist, wie offen ist man dafür, nach seinem Vor-Urteil ein neues Urteil zu fällen. Und wie mutig ist man, von der Sicherheit, die einem antrainiertes Verhalten bietet, abzulassen? Wenn man das Bild, das man von jemandem hat, loslässt, birgt das ja auch immer die Gefahr, dass man damit einen Fehler macht. Das alte Bild hat ja bisher funktioniert, das neue birgt Unsicherheit und es könnte zu negativen Konsequenzen führen, es ist ja nicht erprobt. Das sehen wir ja bei Ariane, dass sie nicht von dem Sicherheitsverhalten ablassen kann, da Erik sie ja wieder beschämen könnte, wenn sie nicht weiter auf der Hut bleibt. Im übertragenen Sinne tun wir alle das sehr oft. Man will sich nicht blamieren, hat ein bestimmtes Bild, sowohl vom Mannsein als auch vom Frausein und handelt im Rahmen dieser Vorstellungen, die durch Statistiken nur noch untermauert werden, da Statistiken nun mal keine Individualität zulassen. Ausreißer werden herausgenommen. Aber wir haben es eben nicht immer mit dem Durchschnittsmenschen zu tun, sondern mit ganz besonderen Exemplaren, die nicht dem Durchschnitt entsprechen. ;)
Antwort von:  totalwarANGEL
04.04.2021 13:32
Und dann kommen Charaktere, wie die meinen daher, wo der "Mann" nur zum Männlein taugt und die Frau (fast) immer allen in den Arsch tritt. XD
Antwort von:  Regina_Regenbogen
04.04.2021 13:41
Hey, Henryk ist ein richtiger Mann! Er ist nur nicht ein klischeehafter Mann. ;D Und Nebel ist halt eine Powerfrau. Beste Kombi. XD


Zurück