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Balance Defenders

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nachdem Arianes Versuch, Erik über seinen Vater auszufragen, einen unverhofften Ausgang nahm (der Vorfall), scheint langsam wieder Normalität einzukehren. Scheint... Komplett anzeigen

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Schutzengelfest

Schutzengelfest

„Für die Seele gibt es zu keiner Zeit Geburt oder Tod.“

(Bhagavad-gita, altindische Wissensschrift)
 


 

Unterrichtsende.

Gemeinsam mit Erik verließen sie das Schulgebäude. Doch zu ihrer Überraschung verabschiedete er sich direkt von ihnen.

Besorgnis machte sich in Ariane breit. „Willst du nicht mit uns gehen?“

Vielleicht war das eine dumme Frage. Nach allem, was am Vortag geschehen war, nur weil sie ihn unbedingt über seinen Vater hatte ausfragen wollen, war es wohl logisch, dass er ihre Nähe meiden wollte.

„Ich muss ein Kuvert für meinen Vater abgeben.“, erklärte er, als wäre nichts weiter dabei.

Die anderen nickten nur, doch Ariane machte große Augen.

Erik begegnete ihrem Blick, sagte aber nichts. Während er sich umwandte, hob er die Hand zum Abschied und ging davon.

Als er außer Hörweite war, seufzte Vitali. „Na gut. Was für ne Pizza willst du?“, murrte er.

Erst schaute Ariane ihn verdutzt an, dann vollführten ihre Mundwinkel einige unschlüssige Bewegungen, die in einem unschuldigen Grinsen endeten. „Äh, na ja, … gar keine.“

Vitali zog eine Grimasse. „Wie jetzt?“

„Ich finde, wir sollten die ganze Sache abblasen!“, verkündete sie entschieden.

„Hä!“

Mit reichlich unwilligem Gesichtsausdruck mischte sich Serena ein. „Wovon redet ihr?“, knurrte sie.

Brühwarm erzählte Vitali ihr von ihren Plänen. „Ariane und ich haben darum gewettet, wer Erik als erstes über seinen Vater ausgefragt kriegt.“

Serenas Wut wich Unglauben. „Wozu?“

„Ariane wollte unbedingt rauskriegen, ob er vielleicht der Schatthenmeister ist.“, erklärte Vitali spöttisch.

„Was nicht gerade unwahrscheinlich ist!“, warf Ariane ein.

Du wolltest es doch gerade noch abbrechen.“, hielt Vitali ihr entgegen.

Ariane zog einen Schmollmund. „Aus anderen Gründen...“

„Und die wären?“, wollte er wissen.

Ariane bemühte sich um einen möglichst beiläufigen Tonfall. „Er will nicht über seinen Vater reden.“

„Achsoooo! Er will nicht darüber reeeden!“, sagte Vitali langsam und gedehnt. Schlagartig wurde er laut. „Erst machst du mir die Hölle heiß, dass ich ihn ausquetschen soll und dann kommst du mir mit ‚Er will nicht darüber reden‘?! Soll das ein Scherz sein!“

Ariane lächelte beunruhigend freundlich. „Wenn du so scharf auf Eriks Reaktion bist, dann“, bei den nächsten Worten verzerrte ein geisteskrankes Grinsen ihre Mundwinkel, als würde ihr die Aussicht auf brutale Verstümmelung Freude bereiten, „will ich dich nicht aufhalten.“

Entsetzen verformte Vitalis Gesicht.

In blankem Horror riss er die Arme vors Gesicht, als hätte er aus Arianes Worten den Leibhaftigen herausgehört. Er wandte sich für eine Millisekunde theatralisch ab, um Ariane anschließend verständnisvoll und entschuldigend auf die Schulter zu klopfen. „Mein Beileid.“

Ariane schaute bemitleidenswert und nickte unglücklich.

„Was ist denn passiert?!“, forderte Serena zu wissen.

Ariane und Vitali warfen ihr einen seltsamen Blick zu und wandten sich dann wieder aneinander.

„War es der Dämonenfürst?“, fragte Vitali mitfühlend.

„Schlimmer.“, jammerte Ariane, während Serena der Geduldsfaden riss.

„Hey! Wovon redet ihr!“

Die beiden gingen nicht auf ihre Frage ein. Unbeirrt setzten sie ihre Unterhaltung fort.

„Vielleicht ist sie immun dagegen.“, meinte Ariane nachdenklich.

„Das liegt daran, dass sie dieselbe Spezies ist.“, war Vitalis These.

Serena ließ einen tobsüchtigen Schrei los.

Bevor sie allerdings auf die beiden losgehen konnte, ergriff Justin das Wort.

„Wir sollten wirklich mehr über Herrn Donner herausfinden. Nur für den Fall, dass er tatsächlich mit dem Schatthenmeister zusammenhängt oder es sogar selbst ist.“

Vitali widersprach: „Du hast doch gerade gehört, was Ariane gesagt hat. Wir können Erik nicht fragen. Das wäre reiner Selbstmord!“ Er schaute, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen, derweil Ariane bestätigend nickte.

„So schlimm kann es doch wohl nicht sein.“, grummelte Serena.

Wieder bedachten Vitali und Ariane sie mit undeutbaren Blicken, sodass Serena aufschrie. „Hört auf damit!!!“

Fröhlich wie immer mischte sich Vivien ein. „Es gibt doch auch andere Möglichkeiten, mehr über Herrn Donner herauszufinden!“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn wir Erik direkt fragen, wird er doch nur wieder misstrauisch.“

Vitali und Ariane atmeten erleichtert auf, während Serena von den beiden extrem genervt war.

„Wir sollten auch Infos über Herrn Finster sammeln.“, schlug Justin vor.

Ariane meldete sich. „Darum kümmere ich mich.“

Serena bedachte sie mit einem kritischen Augenaufschlag. „Obwohl du ihn so gut leiden kannst?“

„Glaubst du, ich würde absichtlich den Schatthenmeister decken, weil er mir sympathisch ist?“

Serenas Gesichtsausdruck gab ihr die Antwort. Ariane war davon empört.

„Es geht nicht darum, dass du ihn deckst, sondern dass du die Informationen anders auswertest.“, berichtigte Serena.

Vivien trat zwischen sie. Mit der Rechten deutete sie auf Serena. „Du klagst ihn an!“ Ihre Linke zeigte auf Ariane. „Du verteidigst ihn!“ Zufrieden verschränkte sie die Arme. „Zusammen haben wir dann für beides Argumente.“

Justin beschloss: „Ich suche die Informationen über Herrn Donner.“

„Hey, seid ihr mal auf die Idee gekommen, dass es jemand ganz anderes ist?“, bemängelte Vitali.

„Noch ein Freiwilliger!“, freute sich Vivien. „Du sammelst die Indizien, die für einen anderen als Schatthenmeister sprechen. Vielleicht findest du ja weitere Verdächtige.“

„Muss das sein?“, klagte Vitali.

„Japp.“

Vitali stöhnte. „Und was machst du, bitteschön?“

„Ich beaufsichtige das Ganze!“, grinste Vivien.

„Von wegen!“, schrie Vitali.

Vivien streckte ihm die Zunge raus.

„Eine Pro und Kontra Liste, ob wir Erik die Wahrheit sagen sollen, wäre sinnvoll.“, kam es Ariane.

„Klar!“, stimmte Vivien freudig zu. „Und am Samstag tauschen wir unsere Ergebnisse aus.“

Die anderen waren einverstanden.

Anschließend warf Justin Vivien einen ernsten Blick zu. „Wegen Erik...“

Vivien nickte sofort.

Kleinlaut fügte Justin an. „Du hättest es ihnen schon längst sagen sollen.“

Als Antwort kicherte Vivien bloß.

„Müssen heute alle in Rätseln sprechen!“, tobte Serena. „Ist heute der Tag des Insiderwissens?!“

„Heute ist immer noch der Tag des Schutzengelfests!“, entgegnete Vivien überzeugt.

„Schieß schon los!“, blaffte Serena.

Vivien drehte sich nochmals zu Justin. „Du erklärst das viel schöner.“

Justin wurde verlegen.

„Fangt endlich an!!!“, kreischte Serena.

Vitali wandte sich an Ariane. „Und ich dachte immer, ich sei ungeduldig.“

Serena platzte der Kragen. „Ihr mit euren blöden Pärchenbildungen! Ihr könnt mich mal!!!“ Wutentbrannt stapfte sie davon.

Dass Vivien und Justin zusammenklebten, war ja nichts Neues, aber dass sich jetzt auch noch Ariane und Vitali hinter ihrem Rücken zusammengetan hatten!

Serena verspürte das Gefühl des Ausgeschlossenseins so heftig, dass sie nicht wusste, ob sie jemanden verprügeln oder heulen wollte.

„Serena!“ Eine schwere Klette stoppte Serenas Bewegungen. Vivien hatte ihre Arme um sie geschlungen. „Renn doch nicht wieder weg!“

Vitali kam hinterher gestapft. „Das macht sie ständig.“, kommentierte er gelangweilt und brachte damit das Fass zum Überlaufen.

Serena tickte aus. „Wir sollten Erik doch die Wahrheit sagen! Dann hätte ich auch jemanden, mit dem ich mich zusammentun kann!“

Auf diese Aussage hin verzog sich Vitalis Gesicht unschön.

Ariane jedoch strahlte. „Stimmt, du würdest dich wirklich super mit ihm verstehen!“

Für einen Moment von Arianes ehrlicher Begeisterung über ihren Vorschlag geplättet, reagierte Serena umso gereizter. „Toll! Dann kannst du doch mit Vitali in ein Team gehen!“

Vitali war nun vollends beleidigt. „Das wäre wohl besser so!“, schrie er.

„Ja, wäre es!“, schrie sie.

Überschattet von dem Geschrei der beiden, wie schrecklich sie doch einander fänden und wie gut es wäre, wenn sie einander los hätten, presste Justin leise Worte hervor. „Wie kommt es, dass jede Unterhaltung zwangsläufig auf einen Streit zwischen Serena und Vitali hinausläuft?“

„Keine Ahnung.“, antwortete Ariane resigniert.

Beide seufzten zeitgleich.

„Stopp!“, schrie Vivien so laut, dass sie selbst Serena und Vitali damit übertönte. Sogleich wurde sie von den finsteren Grimassen der beiden fixiert.

Vivien grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ihr habt sowieso nicht zu entscheiden, wer euer Beschützerpartner ist. Solange ich es will, bleibt ihr ein Zweier-Team. Und ich will das noch seeeehr, seeeehr lange!“

„Du bist nicht der Anführer!“, keifte Serena.

Vivien belehrte sie: „Justin ist der Anführer!“

Der erklärte Anführer schaute völlig überrumpelt drein.

„Hey, wer hat das entschieden?!“, beschwerte sich Vitali.

„‘Wird Vertrauen euch leiten bis zur Ewigkeit‘. So steht es in der Prophezeiung!“, klärte Vivien die anderen auf.

„Hast du diesen Schwachsinn etwa auswendig gelernt?“, fragte Vitali mürrisch.

Vivien grinste bloß. „Tja. Und da Justin das macht, was ich will, habt ihr beiden Pech gehabt!“ Sie brach in schadenfrohes Gelächter aus, während Justin schamrot in sich zusammenschrumpfte.

Ariane, die dies mit einiger Besorgnis registrierte, versuchte Justin, aus der Schussbahn zu manövrieren. „Ähm, könnten wir zurück zu dem kommen, was ihr uns erzählen wolltet?“

„Natürlich!“, rief Vivien. „Und nun wird unser Anführer euch erzählen, was am Samstag passiert ist!“, kündigte sie an und präsentierte Justin, als wäre er ein berühmter Popstar, der nun seinen Auftritt hatte.

Kleinmütig setzte Justin zu einem Widerspruch an: „Ich … Ich bin doch gar nicht der …!“

Vivien strahlte ihn erwartungsvoll an.

Justin seufzte und ließ es dabei bewenden. Solange Vivien sich in den Kopf gesetzt hatte, dass er der Anführer war, war jeder Widerspruch ohnehin zwecklos.

Nach einem weiteren Seufzer begann er seine Rückblende. „Ihr wisst doch noch bei Erik zu Hause, als Vivien die Idee mit dem Meditieren hatte und wir einander an den Händen nehmen sollten.“ Die anderen nickten. „Vivien hatte das Ganze geplant, sie wollte ihre Kräfte bei Erik einsetzen.“

Prompt schnellten alle Blicke zu Vivien.

Dann fixierte Serena wieder Justin an. „Warum habt ihr uns nichts gesagt?!“

Die vorwurfsvolle Kränkung, die aus ihren Worten sprach, machte ihn für einen Moment mundtot. Getroffen sah er Serena an und hatte dabei den hilflosen Blick eines Hundewelpen.

Aber Serena konnte das nicht gnädig stimmen. Sie war enttäuscht. Sonst hatte Justin immer gesagt, dass sie keine Schritte ohne das Wissen der anderen unternehmen sollten, und jetzt das!

„Justin hat nichts davon gewusst.“, klärte Vivien das Missverständnis auf. „Er ist von alleine darauf gekommen, als ich vor Erik zurückgeschreckt bin. Und ausgeschimpft hat er mich auch, dass ich euch nicht eingeweiht habe.“ Sie kicherte und klopfte Serena gegen den Oberarm. „Er würde nie etwas vor euch geheim halten!“

Serenas Mund verzog sich. „Im Gegensatz zu dir, was?“

Vivien streckte erheitert die Zunge heraus. „Wenn ich euch vorgewarnt hätte, dann hättet ihr vielleicht verdächtig erwartungsvoll geschaut oder irgendwie überreagiert. Außerdem hätte dann niemand der Idee mit dem Meditieren widersprochen, das hätte auch unecht gewirkt.“, rechtfertigte sie ihre Vorgehensweise.

Justin schaute unzufrieden. „Es hätte gefährlich sein können.“

„Dann hättet ihr mich doch sicher gerettet!“, lachte Vivien unbekümmert.

„Das ist nicht lustig, Vivien.“, sagte Justin.

Vivien versuchte ihn mit einem treuen Blick zu besänftigen. „Ich hab dir doch schon versprochen, dass ich ab jetzt immer Bescheid sage.“ Im nächsten Atemzug machte sie jedoch einen Schwenker. „Zumindest einem von euch, der in besagtem Fall am wenigsten auffällt.“

Die anderen machten misstrauische Gesichter. Wahrscheinlich würde Vivien das nächste Mal einfach behaupten, sie habe spontan gehandelt, um so das Versprechen zu umgehen.

„Aber was ist denn nun passiert?“, wollte Ariane endlich wissen.

Vivien begann zu berichten. „Als ich gerade seine Gefühlsebene gefunden hatte, hab ich plötzlich diesen Elektroschock abgekriegt.“

„Erik ist ein Pikachu!“, lachte Vitali.

Ariane ging nicht darauf ein. „Waren das seine Kräfte?“

Vivien schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Aber irgendwie schon. Bloß nicht wie die Kräfte von uns. Anders.“

Die anderen schauten verwirrt.

Ariane hakte weiter nach. „Meinst du, das hängt mit der Wunde zusammen?“

„Auch nicht richtig.“ Vivien wurde nachdenklich. „Es ist … Wie soll ich das sagen. Es ist etwas, das zu Erik gehört und doch nicht. Es ist irgendwie fremd, als wäre es nicht aus freiem Willen entstanden. Es ist wie ein Schutzschild, aber gleichzeitig auch ein Gefängnis. Das ist schwer zu erklären. Als würde jemand etwas verstecken, das man nicht verstecken sollte. Etwas, das traurig macht, wenn man es anderen nicht zeigen kann. Aber man hat auch Angst, es zu zeigen. Vielleicht Angst, weil es jemand anderes kaputt machen könnte… Ja. Man will es beschützen und gleichzeitig ist man unglücklich dabei!“

„Huäh?“ Vitali verstand nur Bahnhof.

„Etwas, das er niemandem zeigen will.“, wiederholte Ariane und sah gedankenverloren zu Boden. Eriks Reaktion vom Vortag kam ihr in den Sinn. Seine hilfesuchende Umarmung…

Schnell schüttelte sie die Erinnerung ab. Zu befremdend war die Reaktion, die sie in ihr auslöste.

„Erik und Secret.“, murmelte sie.

„Woran denkst du?“, erkundigte sich Justin bei ihr.

„Ich weiß nicht genau, aber irgendwie hängt es zusammen. Erik und Secret, etwas, das er nicht zeigen will.“

„Seine Gefühle.“, sagte Serena, als wäre das doch wohl offensichtlich. „Secret hat sie nie gezeigt.“

Ariane machte große Augen. „Das ist es! Wie ein Schutzmechanismus!“

Aufgeregt teilte sie ihre Erkenntnis mit den anderen. „Wenn er seine Gefühle verstecken muss, wird er zu Secret!“ Das erklärte sein gestriges Verhalten nach dem Vorfall.

Justin versuchte, daraus schlau zu werden. „Dann setzen seine Kräfte automatisch ein? Meinst du das?“

„Das weiß ich nicht.“, gestand Ariane. „Aber er benimmt sich wie Secret, wenn er sich bedroht fühlt.“

Justin zog ein ernstes Gesicht. „Was genau ist gestern passiert, als du ihn ausgefragt hast?“

Ariane wich seinem Blick aus. „Er … ist wütend geworden.“ Sie schluckte. Für einen Moment rang sie mit sich.

Einerseits war sie den anderen die ganze Wahrheit schuldig, andererseits kam es ihr falsch vor, geradezu verräterisch, ihre Erlebnisse preiszugeben.

Für Erik war es sicher schlimm genug, dass sie ihn so gesehen hatte, wenn er wüsste, dass sie den anderen …

Nein, das konnte sie nicht! Das durfte sie nicht.

„Dann war er mit einem Mal Secret, natürlich ohne Erinnerung.“

Kurz herrschte Stille.

„Wir werden ihm helfen!“, beschloss Vivien entschieden.

„Und wie?“ Vitali wirkte wenig überzeugt.

„Ganz einfach!“ Vivien strahlte einmal mehr über das ganze Gesicht. „Wir machen ihn glücklich! Schließlich sind wir doch seine Schutzengel!“

Ihre Aussage ließ die anderen aufhorchen. Schutzengel? Sie warfen sich verblüffte Blicke zu.

„Hey, Serena hat schon wieder ihre Flügel vergessen!“, beanstandete Vitali lachend.

Serena schlug nach ihm, konnte sich aber selbst das Grinsen nicht verkneifen.

„Und wo findet nun das Fest für uns statt?“, alberte Vitali weiter.

Vivien schien nur auf diese Frage gewartet zu haben. „Im Park natürlich!“
 

Aus der gläsernen Tür der Finster GmbH trat Erik.

Er hatte das Kuvert im dritten Obergeschoss bei der Sekretärin von Herrn Finster abgegeben. Dem Unternehmensleiter persönlich war er heute nicht begegnet, was Erik nicht als sonderlich bedauerlich empfand.

Das geradezu freundschaftliche Verhalten dieses Mannes machte ihn ganz krank! Genauso wie der Geiz seines Vaters, der die Unterlagen nicht einfach mit der Post schicken konnte.

Eriks Blick fiel auf den Baugrund neben dem Firmengebäude. Momentan wurde dort aus unerfindlichen Gründen nicht gearbeitet.

Wie wollten die Bauarbeiter es bloß schaffen, bis zu dem vereinbarten Termin fertig zu werden, wenn jetzt noch nicht einmal das Fundament stand? Aber was interessierte ihn das?

Er hatte schon zu viel Zeit für diesen Mist verschwendet. Den Gedanken verdrängend wandte er sich ab und wollte gerade seines Weges –

Ein grauenhafter Schmerz durchschoss seinen linken Oberarm. Es ging zu schnell, als dass er auch nur hätte aufschreien können. Reflexartig riss er seinen Kopf in Richtung Baustelle, als stünde dort ein Schütze, dessen Waffe seinen Arm mit einer unsichtbaren Bleikugel durchbohrt hatte.

Nichts. Rein gar nichts.

Der Lärm vorbeifahrender Autos und Menschen drang wieder an sein Ohr. Schwer atmend betrachtete er seinen Arm, nichts war von dem Schmerz geblieben, als wäre er nur eine Wahnvorstellung gewesen, ein Phantom.

Er biss die Zähne zusammen.

Nochmals betrachtete er den Baugrund und ärgerte sich über sich selbst.

Eilig überquerte er anschließend die gerade frei gewordene Straße.

Während er sich entfernte, regte sich etwas auf der Baustelle.

Etwas Kleines, Leuchtendes, das jammernde Geräusche von sich gab, die an ein Glockenspiel erinnerten.
 

„Danke!“, rief Justin und sprang aus dem Lieferwagen seiner Eltern.

Vor der auf vier Uhr anberaumten Feier hatte er noch bei der Ernte helfen müssen, weshalb er – sehr zu seinem Leidwesen – dieses Mal nicht gemeinsam mit Vivien zum Park hatte laufen können.

Nach einem Blick auf seine Armbanduhr begann Justin zu rennen. Zwar hatte Vivien ihm versichert, dass es nicht so schlimm war, wenn er etwas später kam, aber beim Anblick ihres Lächelns war aus seinem Mund unwillkürlich das Versprechen gekommen, auf alle Fälle pünktlich zu sein.

Warum arbeitete sein Körper bloß gegen ihn?

Während dem Rennen fiel ihm außerdem auf, dass er nicht vom Acker gleich zur Feier hätte gehen sollen – in seinen Uralt-Jeans, dem Schlabber-Shirt, dem ramponierten Anorak und den nur behelfsmäßig vom größten Schmutz befreiten Joggingschuhen.

War er ein Idiot?

Keine Zeit für –

Ein schriller, durchdringender Ton ging ihm durch Mark und Bein.
 

„Wo ist Justin?“, fragte Vitali deutlich verwundert, als er als letzter bei den anderen dreien vor ihrem Hauptquartier ankam.

Vivien ohne Justins Begleitung war ein ungewohnter Anblick.

„Er kommt später. Er muss seinen Eltern noch bei der Ernte helfen.“, informierte Vivien.

Ariane schaute verdutzt. „Hast du eben nicht noch zu uns gesagt, dass er dir versprochen hat, pünktlich zu sein?“

Vivien kicherte vergnügt. „Justin würde mir auch versprechen, mir den Mond vom Himmel zu holen!“ Die Selbstverständlichkeit in ihrer Stimme hatte eine verstörende Wirkung auf die anderen.

Serena zog eine Grimasse. „Ich kann mir auch noch vorstellen, dass er das dann wirklich versuchen würde.“

Vivien lachte. „Aber nein! Er weiß, was das für verheerende Auswirkungen auf die Gezeiten hätte!“
 

Die Tüte mit Obst für die Feier fiel zu Boden. Panisch blickte Justin sich um. Er stand inmitten des Parks, links von ihm Bäume, in denen sie sich verstecken konnten, rechts von ihm der Fluss, die Brücke, Bänke, menschenleer. Das Piepsen der Alarmanlage in seinem Kopf wollte nicht verstummen.

Wo waren sie?

Er musste sich beruhigen. Um seine Kräfte einsetzen zu können, musste er konzentriert sein.

Sich zwanghaft beherrschend, suchte er nochmals die Gegend ab. Wieso jetzt? Wieso hier? Hatten die Schatthen gewusst, dass er hierher kommen -

Entsetzen machte sich in ihm breit.

Das Hauptquartier!

In blindem Wahn hetzte er los. Es war ihm egal, dass die Schatthen ihn nun hinterrücks attackieren konnten.

Seine Freunde!
 

„Gehen wir dann schon rein?“, fragte Vitali, der im Rucksack Saft- und Wasserflaschen mitgeschleppt hatte. Argwöhnisch musterte er dann Vivien. „Hast du nicht gesagt, du bringst die Gläser mit?“

Vivien hatte heute nicht einmal eine Tasche bei sich, den Haustürschlüssel hatte sie in ihrer Cargohose verstaut. Keine Spur von Gläsern.

„Ich habe gesagt, ich sorge für Gläser, nicht dass ich sie mitbringen würde.“, berichtigte sie.

„Hä?“

Vivien grinste. „Wozu hat man denn ein Haus, das alles macht, was man will?“

„Dann hoffe ich mal, dass es da drin wärmer ist als hier draußen.“, beschwerte sich Serena. „Du hast doch eh gesagt, Justin kommt später, wieso warten wir noch?“

Verstohlen linste Vivien auf ihre Armbanduhr und drehte den Kopf leicht zur Seite, wandte sich wieder vollständig den anderen zu und lächelte unbeschwert. „Gehen wir rein!“

Serena waren ihre flüchtigen Gesten nicht entgangen. Vivien hatte wohl doch gehofft, dass Justin ihr zuliebe pünktlich sein würde. Auch wenn Vivien es nicht zeigte, ging Serena davon aus, dass sie sehr viel unsicherer bezüglich Justins Gefühlen war, als sie vorgab zu sein.

So oft wie Justin ihr bei ihren Annäherungsversuchen eine Abfuhr erteilte, war das wohl auch nicht weiter verwunderlich. Serena hätte an ihrer Stelle längst aufgegeben.

Andererseits: Hätte Serena derartige Gefühle für Justin gehabt, wäre sie mit ziemlicher Sicherheit einfach so unausstehlich zu ihm gewesen, dass er Grund gehabt hätte, ihr aus dem Weg zu gehen.

Die anderen stellten sich in einer Reihe auf. Nur zur Sicherheit wollten sie sich über ihre Hände mit Vivien verbinden. Zu diesem Zweck hielt Vitali Serena die Hand hin, Doch ein böser Blick von ihr genügte und er tauschte seinen Platz mit Ariane.

Serena seufzte lautlos.

Hand in Hand, gingen sie zum Eingang, wie immer Vivien voraus. Alles war wie gewohnt.

Vitali stellte die Flaschen auf den Tisch, Ariane die Snacks und Serena Servietten und eine Plastikschüssel. Triumphierend holte Vivien aus einem Schrank fünf Gläser. „Tadaa!“

Vitali warf ihr einen geringschätzigen Blick zu. „Jetzt fühlst du dich toll, was?“

Vivien grinste. „Ja.“

Plötzlich fuhren die vier zusammen. Ein seltsames Geräusch war aus Richtung des Trainingsraums gekommen.

„Was war das?“, fragte Ariane.

„Vielleicht Justin?“, mutmaßte Vitali, klang aber alles andere als überzeugt.

Er und die Mädchen warfen sich fragende Blicke zu.

Mit klopfenden Herzen entfernten sie sich von dem Tisch und waren zunächst unsicher, ob sie zur Tür zurückweichen oder dem fremden Geräusch nachgehen sollten.

Einen weiteren Moment standen sie bewegungslos da und lauschten.

Dann hörten sie es erneut. Aber es war kein Geräusch, das man versehentlich verursachte, viel mehr ein Ton, nein, ein Klang – traurig und hilflos.

Sofort griffen sie nach den Händen von einander, als ein Laut sich hinzumischte, den sie nur allzu gut kannten – Ein Glockenspiel!

„Ewigkeit!“, kreischte Vivien und wollte hinrennen, doch sie kam nicht dazu. Die Tür hinter ihnen wurde aufgerissen.

„Vivien!!!“ Justin kam in den Raum gestürmt.

Er hetzte auf die anderen zu. „Ist alles in Ordnung?“ Seine Stimme war ohne Kraft, sein Gesicht gezeichnet von Panik und Entschlossenheit.

Ehe die anderen nach der Ursache seines Zustands fragen konnten, erklang erneut das Glockenspiel.

Justin starrte zum Trainingsbereich.

Vivien wandte sich strahlend zu ihm. „Ewigkeit! Ewigkeit ist wieder da!“ Sie lachte, ließ die Hände der anderen los und lief.

Justins Hand auf ihrer Schulter brachte sie nur Schritte später grob zum Stehen. „Nicht!“, befahl er. Sein Blick und sein Griff waren so bestimmt, dass Vivien ihn nur verunsichert anstarren konnte.

In diesem Moment kam etwas aus dem Bereich, in dem einst auch der Mediationsraum gewesen war, in den Aufenthaltsraum.

Es hielt sich in der Luft, aber von fliegen konnte keine Rede sein. Es wirkte wie ein uraltes Flugzeug, dem gerade der Treibstoff ausging.

Sekundenbruchteile später stürzte es zu Boden.

Justin vereitelte einen erneuten Versuch Viviens, sich nach vorne zu bewegen. Mit dem ausgestreckten Arm verdeutlichte er auch den anderen zurückzubleiben. „Wir wissen nicht, ob das wirklich Ewigkeit ist.“

Vivien begehrte auf. „Justin!“ Mit Leid in den Augen sah sie ihn an. Ihr flehender Anblick schmerzte.

Justin wandte sich ab. „Wartet hier.“ Er zog die Hand von Viviens Schulter zurück.

Vorsichtig näherte er sich dem abgestürzten Licht.

Schritt um Schritt, darauf bedacht, nicht unvorbereitet einem plötzlichen Angriff entgegenzugehen, darauf gefasst, dass er die anderen schützen musste.

Sein Atem wurde flacher je näher er kam, während die jammernden Glöckchenlaute immer deutlicher wurden.

Er stockte, jetzt war der Moment gekommen. Die anderen würden hoffentlich rechtzeitig flüchten können.

Er holte Atem, obwohl sein angespannter Körper es nicht zuließ, dass viel Luft in seine Lungen kam. Er sah es jetzt genau, das kleine Etwas.

Fast hätte er alle Vorsicht fahren lassen, als er Ewigkeits Gestalt erkannte, hätte sich hingeworfen und ihren Namen geschrien. Aber das durfte er nicht.

Wachsam kniete Justin sich zu ihr. Sie war auf dem Bauch gelandet, wodurch er ihr Gesicht nicht sehen konnte, aber ihre Flügel, der weißblonde Lockenkopf und ihr Klang waren unverkennbar.

Zögerlich streckte Justin seine Hand nach ihr aus und berührte sie zaghaft. Die Kleine regte sich nicht und Justin spürte Sorge seine Brust zusammenschnüren. Jeglicher Zweifel fiel von ihm ab und machte einer Sehnsucht Platz, die jedes andere Gefühl verschwimmen ließ.

Behutsam ergriff er mit der Linken den schmächtigen Körper und bettete ihn auf seine Rechte, wie damals, als Ewigkeit ihnen das erste Mal begegnet war.

Justin versuchte, tief ein und aus zu atmen, um nicht völlig von seinen Gefühlen überrannt zu werden. Er ermahnte sich, dass das alles zu unwahrscheinlich war:

Das Warnsignal in seinem Kopf.

Das plötzliche Wiedererscheinen Ewigkeits.

„Passt auf! Das ist vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver!“, rief er den anderen zu. Ihren Blicken war deutlich anzusehen, dass sie seinen Kommentar nicht richtig einordnen konnten.

„Behaltet den Eingang im Auge! Und den Weg zu unseren Zimmern!“ Nun endlich nickten sie. Ariane und Vitali drehten sich in besagte Richtungen.

Justin betrachtete erneut Ewigkeit. Selbst in dem Schatten, den sein über sie gebeugter Kopf verursachte, leuchteten ihre Konturen wie von einem inneren Licht erhellt. Dann öffneten sich langsam ihre Augen.

Justin schrak zusammen. Das waren nicht Ewigkeits leuchtend blaue Augen!

Durch ihre Iris schien er direkt in eine unbekannte Dunkelheit sehen zu können. Gleichzeitig verblasste ihr Körper, wurde durchsichtig, drohte zu verschwinden.

„Was ist los?“, rief Serenas Stimme von hinten. Entsetzt riss Justin seinen Kopf zu ihr herum, kam aber nicht dazu, auch nur ein Wort hervorzubringen.

Vertrauen?“ Sein Blick zuckte zurück zu der Gestalt in seiner Hand.

Große blaue Augen musterten ihn.
 

„Justin!“, rief Serena fordernd, aber er reagierte nicht.

Serena reichte es! Sie packte Vivien an der Hand und zog sie mit sich an Justins Seite. Nach einem kurzen Blickwechsel zwischen Ariane und Vitali folgten sie.

Und sahen Ewigkeit auf Justins Hand sitzen.

Beim Anblick der fünf nahm ein so freudiges, herzensfrohes Lächeln Ewigkeits gesamtes Gesichtchen ein, dass ihre Herzen Freudensprünge machten, ehe ihr Verstand überhaupt richtig verarbeitet hatte, was sich ihnen da zeigte.

Ewigkeit stieß einen Jauchzer aus und erhob sich von Justins Hand, wollte auf die anderen zufliegen – und wurde von einer Hand aus der Luft gefischt.

Jäh fand sie sich an Viviens Wange gedrückt wieder.

„Ewigkeit! …“

Die Kleine kämpfte gegen den übergroßen Druck an und zappelte wild mit Armen und Beinen. „Auaaaa …

„Bist du es wirklich?“, fragte Ariane atemlos.

Ewigkeit war zu sehr damit beschäftigt, nicht zerquetscht zu werden, um auf die Frage zu antworten. Im nächsten Augenblick drückte auch noch ein Finger gegen ihren Schädel.

„Sie ist wirklich echt!“, stieß Vitali aus.

Hilflos jaulte Ewigkeit auf. „Ihr bringt mich um!

Schlagartig herrschte betretenes Schweigen.

Endlich konnte Ewigkeit Viviens Griff entschlüpfen.

Schwebend begab sie sich auf Sicherheitsabstand und schnappte nach Luft. Derweil hatte sich auch Justin wieder beruhigt und stand von seinem Platz auf.

Fragend betrachtete Ewigkeit die Beschützer, die so betretene Gesichter machten, als befänden sie sich auf einer Beerdigung.

Was ist denn?

Plötzlich stieg ein Schluchzen auf und die Gruppe sah sich fragend um, bevor sie erkannten, dass Serena die Tränen gekommen waren.

Schicksal!“ Besorgt schwirrte Ewigkeit zu ihr.

„Es tut mir so leid…“, japste Serena und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

Ewigkeit tätschelte mit ihrer winzigen Hand Serenas Stirn. „Ist ja gut. Was tut dir denn leid?

Sprachlos gafften die fünf die Kleine an, während diese ahnungslos lächelte.

Serena gelang es nicht, auf ihre Frage zu antworten.

Diese Aufgabe übernahm Vitali, auf seine Art. „Dass wir dich gekillt haben!“

Prompt erntete er Serenas und Arianes böse Blicke.

„Ist doch so!“, verteidigte er sich.

Ewigkeit blinzelte ihn freundlich und verständnislos an. „Gekillt?

Ihre Unwissenheit plättete die anderen.

Vitali jedoch versuchte Ewigkeit auf die Sprünge zu helfen. „Wir haben dich getötet! Gemeuchelt! Abgemurkst!“

Ewigkeits Augen wurden groß, ein erkennendes Lächeln erschien auf ihren Lippen, das sofort wieder erstarb. „Das versteh ich nicht.

Nun war selbst Vitali sprachlos.

Nachdenklich schürzte Ewigkeit die Lippen. „Ihr habt mich aber nicht gut gekillt, sonst müsste ich doch tot sein, oder?

Die Beschützer waren sichtlich um eine Antwort verlegen.

Dann schien Ewigkeit eine Erklärung gekommen zu sein. „Vielleicht habt ihr mich ja nur fast gekillt!

Sie stockte. „Wieso habt ihr mich gekillt?“ In ihrer Frage klang nicht der Hauch eines Vorwurfs, sondern pures Interesse.

„Es war keine Absicht!“, begehrte Ariane auf.

Ewigkeit lächelte erneut. „Dann habt ihr mich versehentlich gekillt!

Die Beschützer machten gequälte Gesichter.

„Äh, ja …“, machte Vitali.

Ihr seid aber ungeschickt!“, kicherte Ewigkeit.

Frustration drückte die Stimmung der fünf nieder.

Schließlich ergriff Ariane das Wort. „Aber wo warst du die ganze Zeit?“

Ewigkeit blinzelte verständnislos, antwortete jedoch nicht. Als sie nach einigen Sekunden noch immer nichts sagte, versuchte Ariane es erneut. „Ewigkeit, wo du warst…“

Die Kleine legte den Kopf schräg. „War ich denn weg?

„Erinnerst du dich nicht? Du bist verschwunden!“, sagte Ariane.

Ewigkeit überlegte, ihre Finger spielten mit dem Medaillon um ihren Hals, während ihre Augen mal hier-, mal dorthin wanderten. Plötzlich schreckte sie auf und schwirrte durch die Gegend wie eine wild gewordene Hummel. „Die Schattheeen!!!

Die fünf schraken zusammen, schauten sich reflexartig um.

Ihr! Ihr habt sie …! Und dann …!“ Ewigkeit jagte im Zickzack durch die Luft, dann zischte sie auf Vitalis Gesicht zu und packte ihn panisch an den Backen. „Diese Kräfteeee!!!

Mit einer raschen Handbewegung zupfte Vivien sie von Vitali weg. „Schon in Ordnung. Das ist alles vorbei.“

Hektisch atmend gaffte Ewigkeit sie bloß an.

Vitali verschränkte die Arme vor der Brust. „Erst hockst du zwei Wochen weg und dann kommst du mit so altem Zeug.“

Zwei – zwei Wochen?“, stotterte Ewigkeit. „Aaaaaaah!!!!!!!“ Wieder schoss sie durch die Gegend wie ein außer Kontrolle geratener Gummihüpfball. „Euer Training!!! Wir müssen die Versäumnisse aufholen!!

Vitali zog eine Grimasse. „Ist das ihre größte Sorge?“

Justin wandte das Wort an das kleine umherfliegende Geschoss. „Ewigkeit, erinnerst du dich an nichts, was in dieser Zeit passiert ist?“

Ewigkeit blieb zwar endlich wieder stehen, aber eine Antwort konnte sie nicht geben.

„Vielleicht war sie solange Eternity, daran erinnert sie sich doch auch nie.“, überlegte Ariane laut.

Den anderen fiel auch keine bessere Begründung ein, daher ließen sie es dabei bewenden.

Sie setzten sich an den Tisch, auf den sie zuvor Getränke und Snacks gestellt hatten, und ließen sich von Ewigkeit über die Erlebnisse in der Zeit ihrer Abwesenheit ausfragen.

Sie erzählten ihr von den Gefahren, die sie gemeinsam gemeistert hatten.

Aufmerksam und voller Spannung verfolgte Ewigkeit ihre Schilderungen, die vor allem von Vivien und Vitali immer wieder etwas aufgebauscht wurden. Als Vivien zu dem Teil kam, an dem sie auf Burg Rabenfels von einer Unzahl Schatthen eingekeilt worden waren, was Vitali auch mimisch und gestisch dramatisch in Szene setzte, machte Ewigkeit ein so geschocktes Gesicht, dass nicht zu sagen war, ob sie vor Aufregung nicht gleich wieder in der Gegend herumflitzen würde. Stattdessen bewegte sie sich nur hektisch und flatterte mit ihren Flügeln.

Als sie ihr von ihrem unglaublichen Triumph berichteten, leuchteten Ewigkeits Augen vor Begeisterung.

Daraufhin wollte die Kleine von den Trainingserfolgen der Beschützer Bericht erstattet bekommen und auch dieses Mal war sie ganz aus dem Häuschen, als sie von den neuen Fähigkeiten erfuhr, die die fünf eher versehentlich eingesetzt hatten.

Sofort wollte sie diese Kräfte in Aktion erleben!

Und wurde daraufhin von Serena und Vitali lautstark angeschrien.

Dann sprang Vivien von ihrem Platz auf, wie sie es –ebenso wie Vitali – während ihrer Erzählungen immer wieder getan hatte, und hielt ihr Glas in die Höhe, um einen Trinkspruch aufzusagen. „Darauf, dass heute unser Schutzengel zu uns zurückgekommen ist!“ Bei ihren Worten schaute sich Ewigkeit, die sich in der Mitte von ihnen auf den Tisch gesetzt hatte, fragend um.

„Auf Ewigkeit!“

Die anderen prosteten ihr zu. „Auf Ewigkeit!“

So machte die Freude über Ewigkeits Rückkehr jeden Gedanken an den ungeklärten Signalton vergessen.


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ewigkeit ist zurück! Und das bedeutet: Training...
Nächste Woche: "Spielwiese" Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  CMH
2022-07-16T21:02:03+00:00 16.07.2022 23:02
Bäm! Der letzte Satz macht das Weiterlesen zum Muss. 😅Hach, Ewigkeit ist zurück, das freut mich sehr! 💚
Antwort von:  Regina_Regenbogen
28.09.2022 00:20
Ja! 😍 Auch wenn du durch die Protastik schon ahnen konntest, dass sie zurückkommt. 😂
Von:  RukaHimenoshi
2021-04-10T19:37:22+00:00 10.04.2021 21:37
Ach wie schön, Eeeewigkeeeeiiiit!!!!!!!!!! ~\(≧▽≦)/~ Endlich ist sie wieder da! Wobei Justins anfängliches Misstrauen die ganze Sache doch etwas dämpft, besonders, da ja wirklich was im Busch zu sein scheint. So sehr ich mich freue, irgendwas ist faul. ô.O Erinnert mich ein bisschen an Kyubey aus Madoka Magika, was auch die ganze Zeit als eine Art Klon aufgetaucht ist, sobald es gestorben ist. ... Ich hoffe, Ewigkeit ist nicht auch so ein kleiner Psycho! /(°o°)\ Aber nein, Ewigkeit doch nicht. Sie ist viel zu süß und unschuldig dafür! XD

Ach, und der arme Justin, wird von Vivien einfach mal zum Anführer erklärt. XD (Was in gewissem Sinne ja wirklich sie zur Anführerin macht, dieses durchtriebene Ding! :'D) Auf jeden Fall viel Spielraum für Spekulationen, gerade der Punkt mit dem Zitat aus der Prophezeiung und die Frage, ob Vertrauen sie wirklich schon bis zur Ewigkeit geleitet hat.

Ansonsten habe ich mich mal wieder sehr über diese liebevollen Interaktionen und meinen süßen Justin gefreut. Der Spruch des Tages geht allerdings an Vitali! „Erik ist ein Pikachu!“ Diese Vorstellung von Erik als grimmiges (schmollendes) Pikachu... Göttlich! X'D
Antwort von:  Regina_Regenbogen
11.04.2021 22:27
Angesichts der Tatsache, dass ich Madoka Magica nach den ersten vier Folgen abbrechen musste, weil ich von der Auswegs- und Hoffnungslosigkeit und der Grausamkeit dieser Welt richtig depressiv geworden bin, ist es unwahrscheinlich, dass Ewigkeit wie Kyubey ist, auch wenn die Idee sehr interessant ist. :'D
Ich bin zu zartbesaitet, um so was zu schreiben, da würde ich kaputtgehen. :'D

XD XD XD Ich glaube, daran hat Vivien gar nicht gedacht. Ich meine, schlussendlich ist sie - oh mein Gott - ist sie nicht quasi die Graue Eminenz bei den Beschützern? 😱 Jemand, der im Hintergrund die Fäden zieht. XD XD XD Wobei man bei ihr wohl nicht wirklich von Hintergrund reden kann.

XD Sehr schön, dass dieser Witz so gut angekommen ist.
Antwort von:  RukaHimenoshi
11.04.2021 22:45
Haha, so wirklich erwarten würde ich das bei dir auch nicht, da das gerade für die süße Ewigkeit viel zu düster wäre. ^^" Aber diese Bestätigung beruhigt trotzdem ungemein. 🙈 Auch, wenn ihr Auftauchen gepaart mit Justins Misstrauen mich dennoch auf der Hut sein lässt. Sie muss mich erstmal wieder mit ihrer Ewigkeit-Art überzeugen. XD

Hahaha, sie spinnt sowas von offensichtlich im Vordergrund die Fäden, dass niemand checkt, wie arg sie im Hintergrund die Fäden in der Hand hat. 😂 .... Oh wow, das klingt dramatischer und symbolischer als erwartet. °o°

Da Pokemon im Prinzip mein Kindheits-Anime ist, hast du damit eine ganz besondere Stelle in meinem Herzen erwischt. 😍😘
Von:  totalwarANGEL
2021-04-09T22:38:38+00:00 10.04.2021 00:38
Ach so, Erik ist ein Exhibitionist, der Angst vor der ersten Entblößung hat! So ist das also!
Und ich dachte schon, er hätte irgend welche Kräfte. :P
Okay... wenn ich das so lese, muss ich schon wieder glauben, das Secret Eriks Shadow ist...
Man, Vivien ist so hohl wie eine Seifenblase... DX
Den Mond herunter zu holen würde nicht nur die Gezeiten beeinflussen. Die Erde könnte ihre Achse nicht mehr halten und würde ins taumeln geraten. Dadurch würde es keine Jahreszeiten mehr geben, sondern nur noch extreme Wetterschwankungen und letztlich würden wir alle sterben. Nein, Justin soll das Ding mal da oben lassen!
Resurrection by Erection - halt, falscher Text.

Ja... die Flatterfrau, die nur bedingt weniger hohl als Vivien ist, ist wieder da. Juhu...
Das kann ja was werden....
Antwort von:  Regina_Regenbogen
10.04.2021 00:52
Ich sag mal so: Eriks Schatten.wird Secret.

Wieso du immer denkst, dass Vivien dumm ist. XD Ich denke, keiner von ihnen hat das mit dem Mond vom Himmel holen so ernst gemeint genommen wie du. XD
Wenn man den Mond runterholen würde, müsste er ja irgendwohin, also würde er quasi auf die Erde schlagen. Das würde schon eine riesige Katastrophe geben, neben der Tatsache, dass die ganze Erde dadurch aus der Bahn geworfen würde und ja, kurz gesagt absoluter Weltuntergang.

😂 Ja, mir war schon klar, dass du dich nicht unbedingt darüber freuen wirst, dass Ewigkeit wieder da ist.
Antwort von:  totalwarANGEL
10.04.2021 00:54
Ich bin jetzt nur von der Entfernung des Mondes ausgegangen. Das war wohl mein Fehler. Wenn der Mond auf die Erde klatscht, wäre das natürlich noch schlimmer. :D


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