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Unspoken

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Kapitel 1

Dreieinhalb Wochen zuvor
 

“Elsa”, stöhnte Mario ihren Namen, als er kurz nach ihr kam und sich gleich darauf keuchend auf sie sinken ließ. Sein Gesicht drückte er in ihre Halsbeuge und zog ihren Geruch tief ein. Er fühlte sich unglaublich. Das hier, sie … solange hatte er es sich gewünscht ihr so nahe zu sein, sie so zu spüren. Und heute war es tatsächlich wahr geworden. Sie und er … sie hatten sich vorher lange unterhalten, hatten sich geküsst, etwas, das er genauso herbeigesehnt hatte. Sie war die Erfüllung all seiner Träume und Wünsche. Er hob seinen Kopf wieder, suchte ihre Lippen und küsste sie sanft, versuchte alle Gefühle hineinzulegen. Sie sollte wissen, was sie ihm bedeutete, dass er sie liebte. Elsa erwiderte seinen Kuss, schob ihre Hände wieder in seine schwarzen Haare. Sie schmiegte sich an ihn, schien ihm auch so nahe sein zu wollen, wie er ihr. Sie beide … warum hatten sie so lange gebraucht, bis sie hier angelangt waren? In der Grundschule hatte er sich in sie verliebt, in der Mittelschule waren sie noch auf der gleichen Schule gewesen, trotzdem hatte er sich nie getraut, ihr das zu sagen, ihr seine Gefühle zu gestehen. In der Oberschule waren sie auf unterschiedlichen Schulen gelandet, trotzdem hatten sie noch regelmäßigen Kontakt, immerhin war ihr Bruder sein bester Freund und Mannschaftskollege. Doch auch in dieser Zeit war zwischen ihnen nichts passiert. Und jetzt war es endlich geschehen. Ausgerechnet jetzt … sein Timing war auf jeden Fall schon sehr viel besser gewesen. Er selbst studierte seit einem halben Jahr Informatik, hatte direkt nach dem Schulabschluss der Oberschule im April begonnen. Elsa hingegen, sie wollte nach Deutschland, dort studieren. Drei lange Jahre, im schlimmsten Fall noch länger. Bereits morgen würde sie im Flugzeug sitzen und ihn verlassen. Doch davor hatte er es ihr sagen, ihr zeigen müssen, was er für sie empfand, sonst hätte er es sich nie verzeihen können. Dass sie nun hier waren, gemeinsam, was geschehen war, das sagte doch schon alles aus! Und er war glücklich, auch wenn es einen Wermutstropfen hatte. Doch er hatte einen Plan. Damit würde alles gut gehen.

“Ich liebe dich”, hauchte er, ließ sich neben sie sinken und zog sie fest in seine Arme.
 

~~~
 

Als Mario erwachte, fühlte er sich regelrecht berauscht. Das lag nur an ihr. Ihr Geruch umgab ihn es gab keinen schöneren Duft als ihren. Mit geschlossenen Augen streckte er seinen Arm aus, wollte ihn um Elsa legen und sie an sich ziehen, sie sanft küssen, vielleicht auch noch einmal mit ihr schlafen. Die letzten Stunden mit ihr verbringen, ehe sie gehen musste. Ihr noch einmal sagen, was er für sie empfand. Ihr sagen, was er tun wollte. Und dann einfach weiter glücklich sein. Es war nur ein halbes Jahr. Ein halbes Jahr, das würden sie beide überbrücken können, da war er sich sicher. Er stockte, als seine Hand ins Leere griff. Verwirrt öffnete er seine Augen und erkannte, dass er allein im Bett lag. Er setzte sich auf, sah sich um.

“Elsa?”, gab er verwundert von sich, doch nichts, keine Antwort. Sie war weg, er war allein und trotzdem lag ihr Geruch noch in der Luft.
 

~~~
 

“Käpt´n, was machst du denn hier?”, wurde Mario verwundert von seinem besten Freund begrüßt.

“Ich … ich muss mit Elsa sprechen. Ist sie da?” Flehend blickte der Angesprochene Gregor an, der seinen Kopf zur Seite legte. Der Tonfall des Älteren verwirrte ihn. Aber gut, er wusste ja, was dieser für Elsa empfand und auch, was Mario davon hielt, dass Elsa nun für drei Jahre nach Deutschland reisen würde, um dort zu studieren. Das hatte sein bester Freund sich anders vorgestellt.

“Ich hole sie kurz, warte einen Moment.” Und damit drehte Gregor sich herum, um ihm Haus zu verschwinden.

Mario blieb stehen. Es ging ihm nicht gut. Er fühlte sich nicht gut, alles in ihm drehte durch. Er machte sich Sorgen darum, was es bedeutete, dass Elsa einfach verschwunden war. Er hatte Angst, dass es für sie nicht mehr als ein One-Night-Stand gewesen war, aber das konnte nicht sein! Sie musst doch das Gleiche wie er gefühlt und empfunden haben. Er hatte Angst, dass sie ihn abweisen würde. Doch … Hoffnung überflutete ihn, vielleicht hatte sie einfach nur früh aufbrechen müssen, wäre später noch einmal zu ihm gekommen. Das musste die richtige Erklärung sein. Trotzdem ging das schlechte Gefühl nicht weg, das ihn seine Überlegungen eine Lüge straften.

“Mario?”, erklang da ihre Stimme, riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Kopf schoss in die Höhe und dunklen Augen trafen auf ihre.

“Elsa.” Er trat auf sie zu, stoppte, als er ihre blassen Wangen wahrnahm sowie den Ausdruck in ihren Augen.

“Was willst du?”, fragte sie und ihrer Stimme war nicht zu entnehmen, ob sie sich freute, ihn zu sehen. Nein, eher im Gegenteil, sie schien nicht sonderlich begeistert zu sein. Marios Herz zog sich zusammen.

“Ich … du warst vorher einfach weg und ich … ich weiß nicht, ich wollte noch einmal mit dir reden und … Ähm, ja …”

“Mario”, sie sah ihn an und seufzte, “ich fliege bald. Was willst du hier?”

“Elsa, du … es hat dir doch sicherlich auch etwas bedeutet, oder? Wir haben die Nacht miteinander verbracht. Da muss doch mehr gewesen sein.”

Der Ausdruck in ihren Augen brach sein Herz. Mitleid. Sie sah ihn voller Mitleid an.

“Es tut mir wirklich leid, Mario. Aber das, was letzte Nacht geschehen ist”, sie stockte und ein Schatten huschte über ihre Augen, “wir haben miteinander geschlafen, das war es aber auch schon.”

“Was soll das heißen? Es kann nicht alles gewesen sein. Ich liebe dich, Elsa. Und ich bin mir sicher, dass …” Er konnte nicht aussprechen, da hob sie schon ihre Hand und schüttelte ihren Kopf.

“Mario, bitte tu das nicht. Es war eine Nacht, eine einzige. Ich fliege nachher nach Deutschland! Für drei Jahre! Ich bin die nächsten drei Jahre weg, mindestens, vielleicht sogar länger!”

Ehe sie ihre Hand zurückziehen konnte, hatte ihr Gegenüber diese ergriffen, hielt sie mit seiner fest.

“Wir können das schaffen, zusammen. Ich kann dieses Semester noch beenden, dann kann ich zu dir nach Deutschland kommen. Ich kann auch dort Informatik studieren, das bieten sehr vielen Universitäten an, ich habe mich bereits informiert und …”

“Mario!” Ihre Stimme klang überfordert und schon zog sie ihre Hand aus seinem Griff. “Wie … wie kannst du …?” Sie starrte ihn an, schüttelte ihren Kopf und schien fieberhaft zu überlegen, was sie sagen sollte.

“Ich will mit dir zusammen sein, Elsa. Ich liebe dich, bereits so viele Jahre und ich mache mir Vorwürfe, dass ich es dir nicht schon vorher gesagt habe. Und nur weil das so ist, will ich dir dein Leben, deine Vorstellungen, Träume und Wünsche nicht verbauen. Ich weiß, dass du es dir gewünscht hast, in Deutschland zu studieren. Und ich will dir das alles nicht nehmen, ganz im Gegenteil. Deshalb würde ich mit dir mitkommen. Ich will einfach nur bei dir sein.”

Mit geweiteten Augen machte Elsa auf Marios Aussage einen Schritt nach hinten. “Du kannst doch nicht …” Sie schloss ihre Augen, öffnete sie nach ein paar Sekunden wieder und wirkte auf einmal ganz anders, als noch gerade eben. Sie wirkte regelrecht kalt. Ein genau solches Lachen entkam ihr. “Mario, was denkst du eigentlich? Ich habe nicht mit dir geschlafen, um mit dir zusammen zu sein. Es war nett, ja. Vielleicht auch mehr als das. Aber ich habe nicht mit dir geschlafen, damit sich zwischen uns mehr als bisher entwickeln soll. Erst recht nicht soll es bedeuten, dass du mit mir nach Deutschland kommen sollst. Wie kommst du bitte darauf? Wir schlafen einmal miteinander und du brichst sofort alle Zelte hinter dir ab? Das ist schwachsinnig!”

“Nein, das ist es nicht”, erwiderte Mario sofort. “Elsa, ich liebe dich bereits so lange Zeit, das ist keine Kurzschlusshandlung von mir. Unsere Nacht hat mir gezeigt, mir bewiesen, dass du die Richtige bist. Die Eine, der mein Herz gehört.”

Wieder schien sich in ihren Augen etwas zu ändern. Doch das was sie auf seine Worte erwiderte, passte nicht zu dem Ausdruck ihres Blickes.

“Mario, das letzte Nacht … Ich bin total angespannt und nervös wegen dem, was vor mir liegt, das kannst du dir doch sicher vorstellen. Alles was ich wollte, war mich zu entspannen und dafür warst du da. Ich wollte einfach nur etwas Stress und Anspannung abbauen. Danke, dass du mir dabei geholfen hast, aber das war es dann auch.”

Fassungslos sah er sie an. “Elsa”, brachte er hervor. Sie schüttelte ihren Kopf.

“Ich gehe für mindestens drei Jahre nach Deutschland, Mario. Da fange ich doch nichts festes mit jemanden aus meiner Heimat an. Tut mir Leid, wenn ich dir nicht das geben kann was du dir wünscht, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen. Mach es gut und pass auf dich auf, Mario.” Und damit trat sie nach hinten, schloss die Haustüre vor seiner Nase.

Er hob eine Hand, ließ sie gleich darauf wieder sinken. Was … was war das gewesen?
 

Gregor trat gerade in den Hausflur, als Elsa an ihm vorbei stürmte.

“Oh, ist Mario schon weg?”, fragte er erstaunt. Seine Schwester antwortete ihm jedoch nicht. Sie hatte eine Hand auf ihren Mund gedrückt und in ihren Augen schienen Tränen zu stehen. Elsa war so schnell an ihm vorbei und die Treppe hinauf gehuscht, dass er sich nicht ganz sicher bezüglich zweiterem war. Hatte sie wirklich geweint? Sein Blick richtete sich auf die Haustüre. Hatte Mario etwa etwas zu ihr gesagt, was sie zum weinen gebracht hatte? Kurzerhand lief er dorthin und riss die Haustüre auf. Mario war gerade durch das Gartentor getreten.

“Hey Mario”, rief Gregor. Sein bester Freund blickte auf und als er dessen gebrochenen Blick sah, weiteten sich seine eigenen Augen. Mario sah aus, als hätte man ihn geschlagen. Es schien, als würde er ihn gar nicht richtig ansehen, auch wenn sein Blick auf Gregors gerichtet war.

“Was ist los?” Der Jüngere trat aus dem Haus und zog die Türe hinter sich zu, ehe er zu seinem besten Freund ging.

“Ich … Elsa, sie hat …” Mario blickte an Gregor vorbei, brachte den Satz nicht zu Ende.

“Ist irgendetwas zwischen euch vorgefallen? Ich meine”, Gregor runzelte seine Stirn, “seid ihr beide gestern nicht miteinander von ihrer Abschiedsparty verschwunden?”

Langsam nickte der Ältere. “Ja, sind wir … Aber heute Morgen … sie war weg.”

“Du willst damit sagen, dass sie einfach verschwunden ist, ohne noch einmal mit dir zu reden?”

Ein Nicken war die Antwort.

“Bist du deshalb hier? Um mit ihr zu sprechen?”

Wieder ein Nicken.

“Und was hat sie dir gesagt, dass du aussiehst, als hätte sie dich geschlagen?”

Mario schloss einen Moment seine Augen. “Sie … sie meinte, es hat nichts zu bedeuten gehabt. Nur Stressabbau oder so.”

“Wolltest du ihr nicht sagen, was du für sie empfindest?”

“Das habe ich auch.” Mario schob seine Hände in seine Hosentaschen und starrte auf den Boden, während er die Steinchen dort mit seinem Fuß hin und her schob.

“Aber?” Gregor legte seinen Kopf schräg.

“Sie hat gesagt”, er lachte trocken auf, “dass sie nichts festes mit jemanden aus ihrer Heimat beginnen will, immerhin fliegt sie nachher. Ich habe ihr dann gesagt”, eine Hand landete an seinem Hinterkopf, “dass ich zu ihr kommen würde. Dass ich auch in Deutschland Informatik studieren kann, dass ich einfach nur bei ihr sein will. Daraufhin hat sie mich ausgelacht.”

“Oh Mario, das tut mir wirklich leid.” Voller Mitleid legte Gregor seinem besten Freund eine Hand auf die Schulter.

Dieser wandte seinen Kopf ab. “Ist doch völlig egal, oder? Ich habe mich da total in etwas verrannt. Meine Gefühle sind scheiße. Sie will mich nicht, das hätte mir doch schon längst klar sein sollen! Sie liebt mich nicht, da kann ich machen was ich will. Selbst dass ich eine Nacht mit ihr verbracht habe, das ist ihr egal. Und damit …”, er schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen, “ich muss sie einfach vergessen. Vermutlich ist es ganz gut, dass sie nach Deutschland geht, so kann ich hoffentlich über sie hinwegkommen.”

“Mario …”

“Lass es, Gregor.” Der Ältere blickte auf. “Ich gehe nach Hause. Ich muss …”, er runzelte seine Stirn und seufzte. “Ich brauche Zeit für mich.” Damit hob er eine Hand, drehte sich um und ging davon.

Gregor sah ihm hinterher. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass Elsa seinen besten Freund ebenso mochte, wie dieser sie. Aber anscheinend hatte er sich geirrt. Ach verdammt, er hätte sich einen anderen Ausgang gewünscht, aber er konnte nichts daran ändern. Es war, wie es war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Linchen-86
2022-10-15T19:47:11+00:00 15.10.2022 21:47
Ach ja, Mario hat einen richtigen Plan gehabt und eigentlich ist es perfekt, aber wahrscheinlich ist Elsa der Meinung so etwas nicht verlangen zu können. Dabei gibt es schlimmeres als gemeinsam im Ausland zu studieren. Zu schade, dass sie auf ihren Verstand und nicht auf ihr Herz gehört hat:(
Antwort von:  Tasha88
15.10.2022 21:49
das hast du so schön ausgedrückt - sie hat auf ihren Verstand und nicht auf ihr Herz gehört - du triffst es einfach ganz genau!!!!
Mario hat sich wirklich viele Gedanken gemacht und endlich hat er den Mut aufgebracht und es ihr gesagt. UNd sie ... macht es so zunichte T.T
Von:  Centranthusalba
2022-10-14T20:22:17+00:00 14.10.2022 22:22
Ah, gleich im ersten Satz -KLATSCH- den Schuldigen überführt. 😂

Tja, Mario, ich nehme an, du hast dir für dein Liebesgeständnis ein bisschen sehr viel Zeit gelassen. So 7 Jahre in etwa 🤦🏻‍♀️.
Arme Elsa. Was soll sie denn da schon sagen? Ok, „Stressabbau“ war vielleicht auch nicht die netteste Abfuhr (warst wenigstens zu was nütze)… ohohoh… er wird nicht jubeln, wenn sie in 3 Jahren zurückkommt.
Antwort von:  Tasha88
15.10.2022 13:11
eben!!! er ist schuldig im Sinne der Anklage ;p
hat da echt keiner an die Verhütung gedacht??? naja, schwanger ist schwanger, also völlig egal

ja, das Timing der beide ist Kacke ...
Stressabbau ist schon fies - und jubeln wird keiner, versprochen!
Von:  phean
2022-10-13T17:04:01+00:00 13.10.2022 19:04
🤔

Also ich würde ja zurückgehen und mit vergewissern, was ich da gerade gesehen habe bzw. ob ich da was gesehen habe.

Vermutlich ist er dann vergeben, wenn sie zurück kommt? 😏🙃

Mensch ... Ich lese Kickers 🙈
Antwort von:  Tasha88
13.10.2022 20:27
du hier??? XD
sehr schön :D
und immer bei den GEschichten mit Schwangerschaften ... hat das etwas zu bedeuten ? ;p

und wer soll zurückgehen? Gregor? um zu schauen, ob Elsa wirklich heult oder nochmal was anders?

ich verrate nicht, was passieren wird ;p

und jaaaa XD
aber freut mich ja ;p
Antwort von:  phean
13.10.2022 22:35
Ja, ich hier, weiß auch nicht, wie das passiert ist 🙄

Also schwanger bin ich noch nicht, es steht noch im Raum, ob's die Welt lohnt ...

Ja, natürlich ihr Bruder!

Ach am Ende gibt's ein Happy Ende 🤷
Antwort von:  Tasha88
14.10.2022 06:34
Ich freue mich zumindest darüber, dass du einer meiner Kickers eine Chance gibst 😉🤗

Und das hat ja auch keinen Stress 👍.


Und ja das happy end ist gesetzt 😜


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