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Never surrender

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim lesen.
Ich probiere mich erstmalig an der Ich-Form, ich hoffe es fällt nicht zu sehr auf. Und gibt zu viele Stolperer.
Ansonsten würde ich mich über jeden Tipp und Rat freuen. Komplett anzeigen

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Kapitel eins - Das Geheimnis des Email-Verteilers -

Wie jeden Morgen sitze ich an diesem Tisch mit einer warmen Tasse Tee in der Hand um in den Tag zu starten. Eine ganz gewöhnliche Morgen Routine wie sie ein jeder Besitzt. Etwas Selbstverständliches. Dinge die man tut ohne groß über diese Nachzudenken. Niemand fragt nachdem Warum oder Wieso. Die Antwort darauf wäre recht unbefriedigend. Denn es wäre ein: weil es schon immer so ist.
 

Weil es schon immer so ist. Ein Satz, einige Worte die ihre Bedeutung stark schmälern konnten. Das Normale war doch nichts Besonderes. Und obwohl ich es selbst als Routine ansehen, hier jeden Morgen auf diesem Stuhl zu sitzen mit meinem Tee, kann ich euch sagen, dass es etwas ganz Besonderes für mich ist. Dieses Privileg zu haben, macht mich glücklich.
 

Es ist genau kurz vor Neun als ich durch riesige Glastüren trat, die für die heutige Zeit ganz selbstverständlich sich von alleine öffneten. Es reichte auf sie zu zugehen und zack fuhren sie auseinander und gaben den Weg frei. Sicher eine enorme Erleichterung für alle Beteiligten, wenn sich der allgemeine Andrang ins Gebäude quetschte. Nun wobei, das war sicherlich die falsche Beschreibung, tatsächlich ging es hier höchst gesittet zu. Nichts anderes würde mein Vorgesetzter dulden. Immerhin ist dies ein öffentlicher Ort und dem entsprechend hatten die Angestellten sich zu präsentieren. Damals wie heute waren was andere über einen dachten wohl das Wichtigste. Heute war es nur bedeutend weniger gefährlich.
 

Meine Füße führten mich geradewegs zu einem Bereich, der ab jetzt ausschließlich für Mitarbeiter zu betreten war, ein kleiner Chip in dem Anhänger meiner Kette authentifizierte mich. Und gewährte mir Eintritt. Weiter zu den Fahrstühlen. Eigentlich versuchte ich die meisten meiner Wege dafür zu nutzen um etwas fit zu bleiben, als Schreibtischtäter hatten man wahrlich wenig Bewegung. Nun sei es drum bis in den 50ten Stock wollte ich jedoch morgens nicht laufen. Der Kaffee, den ich mir an einem naheliegenden Bäcker noch gönnte, wäre kalt bevor ich nur ansatzweise meinen Schreibtisch erreicht hätte. Und ganz unwahrscheinlich das ich jeden Morgen aus diesem Grund zu spät kommen würde, wäre eine Tatsache. Eine Kündigung konnte ich mir nicht leisten. Aus vielen Gründen, nicht nur dessen das auch ich für mein Lebensunterhalt sorgen musste. Für die meisten Menschen ist es ihre tägliche Herausforderung zur Arbeit zu gehen und allen anderen Pflichten nach zu kommen die eben am Tag so anstanden. Für mich hingegen… . Ist es ein Vergnügen, ein neues Abenteuer. Ein neues Ich.
 

Die Fahrt im Fahrstuhl würde nur wenige Sekunden dauern, ihr vermutetes es, Hochgeschwindigkeitsaufzüge. Natürlich. Zeit war ja schließlich Geld. Und wer besaß davon jemals genug. Mir fiel auf Anhieb mein Chef ein, allerdings würde er da wohl anderer Meinung sein. Nicht das ihn meine Meinung interessieren würde, nicht in diesem Fall, aber einem Freund durfte man ja gegenüber offen sein. Richtig? Apropos, dieser Freund würde mir gehörig die Meinung geigen, wenn ich nicht einen Zahn zu legte. Meine to-Do-Liste für heute war lang, ein unter vier Augen Gespräch welche Verpflichtungen jeder Angestellte zu tragen hatte, bekam nun heute wirklich nicht unter. Ah, ihr fragt euch von welcher Arbeit ich spreche. Gewiss, die wichtigsten Details übergehe ich gerne einmal. Verrückt und kaum zu glauben, aber ich sitze tatsächlich in der technischen Entwicklungsabteilung einer großen Firma. Und haltet euch fest, als Stellvertretender Abteilungsleiter. Naja genau genommen steht das nirgendwo, mein Vorarbeiter drückt die unschönen Aufgaben eben gerne mir zu. Dazu zählt sowas wie das wöchentliche Meeting am Ende der Woche. Oder das Vorstellen von Fortschritten oder Besprechungen aufgetretener Probleme. Nichts Wildes. Sicher Probleme die eine Lösung bedurften, aber ich hatte es eindeutig mit Schlimmeren zu tun. Natürlich konnte dies hier niemand erahnen und vermutlich kam daher die Bewunderung meiner Kollegen für den souveränen Umgang mit unserem gemeinsamen Chef. Er ist und blieb nur ein Mensch. Und ihr glaubt nicht wie erfrischend einfach es ist sich vor einem Menschen zu rechtfertigen, als vor einem ganzen Volk. Ein einziger Mann. Entstand hier ein Problem, machte ich es zu seinem. Versteht mich nicht falsch, ich bin keineswegs verantwortungslos oder Scheue mich diese zu tragen. Gewiss nicht. Nach ca. 5000 Jahren, xx Tagen, xx Minuten und … verflucht ich bin zu spät. Mehr dazu später, aber ihr kennt diese Geschichte ja längst.
 

Ich quetschte mich in Anbetracht des Zeitmangels, nach Ankunft des Fahrstuhls im 50ten Stock an den mitfahrenden vorbei. Erfolg durchkämpft eilte ich den langen Flur entlang. Der übrigens nicht weniger Imposant aussah wie die Eingangshalle. Seit meinem ersten Tag hatte ich mich gefragt, ob das tatsächlich Marmor war. Vermutlich ja. Zu meiner Zeit sicher ein Symbol für Erhabenheit und Macht, die ‚Häuser‘ eines Königs mussten eben angemessen sein. Aber das hier war doch schlicht weg nur protz. Ah~ ich habe keine Zeit für diese Theorien. Weiter eilte ich durch die Gänge und vernahm aus einem der Räume an den ich vorbei hetzte meinen Namen. „Guten Morgen Atemu~“, hallte mir entgegen und erhaschte den Blick auf eine grüßende Hand. Einer meiner Kollegen der vermutlich nur grüßen wollte und kurzen Tratsch, wie jeden Morgen, austauschen wollte. „Schreib mir ne Mail“, flötete ich laut und weiter eilend zurück. Ich vernahm drei Räume weiter das Lachen und musste selbst darüber schmunzeln. Wieso? Zur Hölle ich eilte hier vollkommen gestresst durch die Gänge und dabei kontrollierte nicht Mal jemand wann ich hier auftauchte. Ja, also tatsächlich würde es nicht einmal eine Standpauke geben käme ich wirklich zu spät und nicht, ein Blick auf die Uhr werfend, genau 10 Minuten und 45 Sekunden zu spät. Warum ich da so pingelig mich war, nun es gab keine Entschuldigung dafür. Ich sagte ja, dass ich mich vor Verantwortung nicht drücke, mag sie nun auch mit weniger Druck im Nacken sein. Pflichten blieben Pflichten. Außerdem denke ich, dass es normal sein sollte. Und im Grunde möchte ich es auch nicht riskieren diesen Job zu verlieren. Nicht weil ich grundlegend darauf angewiesen bin, nun ja doch es ermöglicht mir hier in dieser Zeit zu sein. Ein gewöhnliches Leben zu führen und es mit meinen Freunden zu teilen.
 

Stellt euch nur vor was sollte ich schon bei einem Vorstellungsgespräch sagen? Was qualifiziert mich besonders und sind meine Stärken. Vielleicht: ich habe eine Menge Erfahrung für mein junges Aussehen so plus/minus 5000 Jahre und ich weiß wie man ein Königreich regiert. Oh und das Wichtigste ich weiß wie man Katastrophen und selbstverständlich die Finsternis besiegt. Das wäre so das Wichtigste, also im Prinzip bin ich ein kleiner Allrounder… und zack wäre ich in der Geschlossenen. Ihr erkennt also das Problem. Ich habe mir diesen Traum erfüllen lassen und bin froh das man mich dabei unterstützt, natürlich tun sie das. Doch am meisten war ich darauf angewiesen, dass es Kaiba auch tat. Er ermöglich mir diese Arbeit, ganz ohne mir irgendwelche kreativen Geschichten ausdenken zu müssen. Woher ich komme? Wann mein Geburtstag ist? Wie meine Eltern heißen und wo ich gelernt habe? Und all so etwas. Ich müsste lügen, nichts was ich gerne täte. Meinen Kollegen gegenüber konnte solchen Fragen, wenn sie aufkamen, gut ausweichen. Ich glaube sie haben sich längst damit abgefunden, dass ich ihnen darauf Antworten eher schuldig bleibe. Zum Glück nahmen sie es mir nicht übel, weswegen ich behaupten darf, dass ein gutes Arbeitsklima herrschte. Nun es hatte ebenso seine Vorzüge, wenn man eben den CEO einer großen Firma kannte, dessen Fußvolk wusste wann es galt keine Fragen mehr zu stellen. Ich kleiner Emporkömmling hatte ja nicht mal ein Vorstellungsgespräch, also keines mit der Personalabteilung. Ja ich weiß das klingt wie ein totaler Glücksfall, aber glaubt mir die Blicke die einen treffen, wenn die Belegschaft erfährt das man höchstpersönlich von ganz Oben eingestellt wurde, sind nicht schön. Es fiel mir nicht schwer damit umzugehen, dennoch waren sie unangenehm. Es war nicht das erste Mal das mich Blicke mit Verachtung straften, nicht jeder sah einen König mit Bewunderung an. Ich erinnere mich da an einen recht rebellischen Grabräuber. Eine andere Geschichte.
 

Ich schaltete endlich den vor mir stehenden Computer an meinem Schreibtisch an und stellte sogleich eine Verbindung zu meinem Laptop her. Jeder Zeit auf alles Vorbereitet. Natürlich. Wie sollte es auch anders sein. In Gewissen Dingen werde ich mich nie ändern. Aber sicherlich bin ich kein Workaholic wie der liebe Kaiba. Fraglich ob dieser das Wort Freizeit überhaupt schreiben konnte. Nun ja, dass musste er ja selbst wissen. Kaum war alles hochgefahren, es dauerte nur ein Wimpernschlag, plöbte am unteren rechten Bildschirmrand eine Benachrichtig auf. Sie haben neue Mails. Sofort öffnete ich das entsprechende Programm und lachte kurz auf. Ja da war sie, die Mail meines Arbeitskollegen von eben. ‚Wenn du dann deinen morgendlichen unnötigen Stress verdaut hast, ich habe da super Neuigkeiten‘ lautete der Inhalt. Ich beantworte sie fix das ich für meinen nächsten Kaffee einen Umweg zu ihm machen würde. Natürlich hatte Rei Neuigkeiten, er hatte immer Neuigkeiten. Wollte man auf den laufenden bleiben, musste man ihn fragen. Gefühlt wusste dieser junge Mann alles was in dieser Firma ablief. Natürlich nur auf Basis von Gerüchten. Es war jedoch sehr spannend seinen Ausführungen zu folgen. Was also wohl heute seine berühmt berüchtigten Neuigkeiten waren?
 

Ich erinnere mich genau, nachdem ich mich hier eingelebt hatte und gute Kontakte geknüpft hatte, wie einer der anderen Kollegen mich auf einer diesen berühmten Neuigkeiten ansprach. Immerhin ging es dabei ja um mich. Der Fremde aus dem orient. der Frau und Kind zurückgelassen hatte, für eine Anstellung in der Kaiba Corp. Was?! Ich war gerade 20 Jahre alt und hatte Frau und Kind zurückgelassen? Ja, sehr kreativ, nett wie ich natürlich war klärte ich das Ganze auf. Verschwieg jedoch wie gut der Draht zu unserem gemeinsamen Chef war. Das war etwas Privates. Hier begegneten wir uns nicht als Freunde, sondern als Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wobei ich sicher berühmt werden würde, wenn ich ihnen erzählen würde wie schlecht Seto Kaiba im Karaoke war. Es war auch für mich unfassbar, dass wirklich Dinge gab die er nicht konnte. Natürlich nicht zu vergessen, dass der ewigwährende Zweite in unseren Duellen. Ja, die gab es tatsächlich noch, wenn auch eher selten. Wie stand es im Systemprotokoll gleich noch: Software Testung - Testduell.
 

Mein Blick wanderte zum Postfach zurück…häh! 35 weitere ungelesen Emails. Bitte wie?! Gab es eine unangekündigte Nachtschicht in der vergangenen Nacht? Woher stammten den bitte diese ganzen Mails. Das sprengte doch meinen ganzen Zeitplan. Seufzend ließ ich mich kurz in den Bürostuhl zurücksinken, resignierend, denn ich käme nicht dran vorbei sie alle zu lesen. ALLE. Nun dann auf in den Kampf. Schnell trat Erleichterung ein, es waren nur Reaktionen auf mein ursprüngliches Schreiben für Freitag. Freitagsmorgen stand das wöchentliche Meeting an und es sie erwarteten hohen Besuch. Kaiba hatte sich angekündigt, wollte auf den neusten Stand sein. Als würde er nicht jeden Tag seine Nase in unsere Arbeit stecken. Also hatte ich die kurzen Themenpunkte in eine Mail für alles zusammengefasst und darum gebeten, dass sich alle vorbereiteten und/oder ggf. weitere wichtige Punkte benennen die wir an dem Tag besprechen sollten. Mit jeder weiteren Email die darauf zurückkam, stellte ich fest das sich das ganze offenbar in ein Abteilungschat verwandelt hatte. Das erklärte die vielen Nachrichten. Manch ein Inhalt hielt ich für umstritten, Rei hatte gleich diese Email als Verteiler genutzt um sein brandaktuelles Chef-Gerücht zu verkünden. Recht amüsant war es zu lesen, aber hatten sie alle nicht bemerkt das auch jener besagte Mann über den sie sich so fleißig den Mund zerrissen mit in der Empfänger-Liste war. Für eine Sekund hätte ich gerne Mäuschen gespielt und mir gewünscht welche Gedanken in dem Kopf des besagten Mannes auftauchten. Ob er schon eine Liste fürchte mit Kündigungen? Ich entschloss mich kurzer Hand in dieses Gespräch einzuklinken. ‚Liebe Kollegen einen Guten Morgen euch allen. Ihr seid euch hoffentlich im Klaren das euer berühmt berüchtigter Chef mit im Empfängerverteiler steht. Falls nicht, dankt mir später für diese Erleuchtung. Ich nehme auch Bezahlungen und Danksagungen in Form von Süßigkeiten entgegen.‘ tippte ich schmunzelnd meinen Text in das freie Fenster ein und drückte danach auf senden. Und wieder habe ich die Welt gerettet, zu mindestens für manch einen in der Firma. Sekunden später ertönte ein lautes verzweifeltes Fluchen aus dem Büro drei Türen weiter. Rei! Eilige Schritte ertönte darauf und verhalten bis sich eine Person in meiner Tür zeigte. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte dieses schelmische Grinsen auf den Lippen und hatte meine Ellenbogen auf dem Schreibtisch abgestützt und sah den Anderen erwartungsvoll an. „Nicht dein Ernst“, stieß er zu tiefst gestresst aus. Unschuldig zuckte ich nun mit den Schultern, ich wusste jedoch was er meinte. „Ich habe ihn doch auch direkt in der Anrede genannt, wie liest du denn meine Emails“, gab ich amüsiert und vorwurfsvoll zu gleich von mir. Ein leises Klatschen war zu vernehmen, es war die Hand Rei‘s die sein eigenes Gesicht traf. Das hieß wohl: nein, das habe ich völlig übersehen. Ein kleines, nicht zu lautes oder aufdringliches, klingen riss uns beide aus der Unterhaltung. Eine weitere Mail. Ich öffnete sie, denn sie war mit einer gewissen dringlichen Priorität gekennzeichnet. Das hatte mir der Ton verraten. Und ah siehe an, wer sich in das Gespräch einklinkte. Hoho, der Chef persönlich. „Ich glaube er schreibt gerade deine Kündigung“, sagte ich Rei der noch total gestresst im Türrahmen meines Büros stand. „Wie?!“, sauste es aus seinem Munde zurück. Und ich deutete auf meinem Bildschirm und wie Email von Kaiba prangte. „Er hat geantwortet?“, stieß Rei gar eine Oktave höher aus. Armer Kerl, der schien völlig aufgelöst. Rei eilte dann plötzlich zu mir herüber, um den Schreibtisch herum und beugte sich herunter um diese Email mit eigenen Augen zu lesen. Es war mir alles andere als neu, als panisch und ängstliche Gesichte zu sehen, aber Rei schien förmlich zu sterben. Und dass alles wegen eines anderen Menschen, der sich paar skurrile Gerüchte über sich durchlesen musste. Kaiba, legte offenbar sehr viel wert darauf das seine Angestellten ihn respektierten und gelegentlich fürchteten und das beste Beispiel stand gerade neben mir. Alles halb so wild, vermutlich hatte er selbst drüber geschmunzelt oder sich so etwas wie gesagt: haben die nichts Besseres zu tun? Nein, lieber Seto Kaiba, es ist das Highlight des Tages deiner Angestellten sich den Mund über dich fusselig zu reden. Wenn er wüsste wie kreativ seine Angestellten in Wahrheit waren.
 

Ein lautes erleichtertes Seufzen entfloh dem jungen Mann neben mir. Es war ein typischer kurz und knackiger Einzeiler den Kaiba zurückgeschickt hatte. Und meine Erwartungen nicht enttäuschend. Und unheimlich persönlich und direkt. „Nie gönnst du mir etwas Spaß, Atemu“, waren die wenigen Worte die an alle geteilt hatte. Oh – sie waren jetzt also vor den restlichen Kollegen per Du? Na bravo, wenn er damit nicht mal das nächste Gerücht geschaffen hatte. Öffentlich Emails, wie diese waren eigentlich sachlicher und distanzierter. Mehr sowas wie Herr Kaiba oder Herr Muto, ja ich habe den Nachnamen von Yugi angenommen, oder Sie und andere Höflichkeitsfloskeln. Aber niemals ein Du. „Oder vielleicht deine“, korrigierte nun Rei meine Aussage. Ja, offensichtlich wurde ich gerade für das lüftend es geheimnissen angeprangert. Doch das amüsierte mich eher, als es mich beunruhigte. Als ob ihm das wirklich Spaß bereitet hätte, sein Emailfach quoll vermutlich mit tausenden Email über. „Womöglich“, erwiderte ich darauf.
 

Der Tag verlief bis zum Mittag ohne weitere besonderen Ereignisse und ich konnte mich endlich ein paar wichtigeren Dingen zu wenden. Und doch noch darauf hoffen mein vorgenommenes Pensum für heute zu schaffen. Pünktlich um halb eins meldete ich mich System als abwesend, ich würde nun in meine Mittagspause gehen. Und freute mich auf etwas Leckeres zu Essen, auch wenn ich tatsächlich etwas unentschlossen war, was es werden würde. Die Jacke von heute Morgen war schnell übergezogen, Handy und etwas Geld in den Taschen verstaut eher ich mein Büro verließ und die Tür hinter mir abschloss. So lange mein Laptop dort zurückließ, schloss ich jedes Mal ab. Sicher war sicher. Immerhin waren auf diesem auch Private Dateien und die Leute hier hatten nun wirklich genug Stoff zum tratschen. Es musste also nicht wirklich sein das es demnächst hieß: Atemu hat ja doch eine Ehefrau oder dergleichen. Nur weil in meinem Terminkalender ein Feld mit Tea aufgesprungen war. Das fehlte mir auch noch. Auch wenn es der Wahrheit entsprach das ich sie gleich treffen würde, aber das war auch schon das ganze Highlight. Eigentlich traf ich mich mit ihr jede Woche, jeden Mittwoch waren für ein gemeinsames Mittagessen verabredet. Gelegentlich wenn es passte stießen auch Yugi und der Rest dazu. Aber das war wirklich eher selten. Es war absolut in Ordnung. Tea und ich genossen diese kurze Zeit zu zweit, sie hatte immer unheimlich viel zu berichten. Es machte mich glücklich, dass sie ihren Traum offenbar lebte. Was hätte ich mir jemals anderes wünschen können, dass all jene die ich liebe glücklich sind. Natürlich nichts. Ich hatte in diesen Momenten stets das Gefühl alles richtig gemacht zu haben und das genau hier dieser Ort sein sollte an dem ich jetzt sein sollte. Als bedankten sich die Götter damit bei mir, mir diese Freude zu bereiten für alles was ich in einem anderen Leben geopfert hatte.
 

Tea hatte sich für ein vegetarisches Gericht entschieden, ihre Figur und so weiter, ich hingegen hatte mir eine Portion Reis wie gebratenen Lachs bestellt. „Ja ich sehe schon, dein Knöchel am Kleinen Finger ist kaum noch zu sehen“, betonte ich recht sarkastisch und warf ich indirekt vor, ob sie verrückt war. Gefühlt hatten wir dieses Thema alle zwei Wochen. Keine Ahnung wer ihr so etwas einredete. Und es war auch besser so, dass er das nicht wüsste. Tea. Tea war eine junge hübsche Frau. Ihr braunes Haar umspielte ihr Gesicht perfekt und brachte ihre Augen zum Leuchten. Sie war athletisch, bodenständig und wusste wie sie ihre Ziele erreichte. In vielen anderer Männer, würden Atemu da zustimmen, sie war perfekt wie sie war. „Mach dich nicht über mich lustig“, stieß sie mit einem Hauch von Beleidigter Leberwurst aus. „Du hast doch aber angefangen“, erwiderte ich recht stumpf darauf, bevor beide kurz Schmunzelten. Ach, seht ihr das hatte ich noch vergessen: sie besaß auch noch Humor. Also bitte, wo waren die Schlangen und Reihen voller Kerle? Beim besten Willen ich verstand es wirklich nicht wieso sie noch ‚alleine‘ war. Ja ja. Ich höre nun das Brüllen, dann nimm du sie. Nichts da. Ich empfinde nicht derartige romantische Gefühle für sie. Ich weiß auch das es des Öfteren ganz anderes wirkt. Aber ich liebe sie nicht mehr oder weniger wie ich es bei Yugi tue. Oder Joey. Duke. Tristan. Leider, weiß ich auch wie es dafür in ihrem Herzen aussieht. Bin jedoch nicht in der Lage ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Ich habe lang genug für die Träume und Wünsche anderer gekämpft, keine Frage für die meiner Freunde tue ich es weiter, doch ich werde dafür nicht meine Eigenen aufgeben. Der Preis dafür war zu hoch.
 

Wie immer verging die Zeit viel zu schnell mit ihr. Heute offenbar etwas schneller als sonst. „Mist, ich bin schon wieder spät dran“, seufzte ich. Dafür erntete ich einen kritischen Blick von der hübschen Brünetten. „Wirklich, Atemu.“, rügte sie mich und ich verdrehte vielleicht ganz kurz die Augen. Es ging hier eigentlich um den Grundsatz des zu spät Kommens, sondern das mir weniger Zeit blieb für meine Aufgaben. Ich musste bis Freitag, also in zwei Tagen, die Präsentation zusammengetragen haben. Ihren Inhalt überprüft und gegeben falls überarbeitet haben. Und dazu noch meinen eigenen teil fertig haben. „Ich habe einen kritischen Chef und Arsch voller Arbeit“, verteidigte ich mich. „Und du machst es gerne“, zeterte sie zurück. Worauf ich nur ein nicken übrig hatte. Unsere Verabschiedung war kurz, aber keineswegs weniger lieblos oder weniger herzlicher als sonst.
 

Zurück in der Firma, ihr wisst 50ter Stock und so weiter, an Reis Büro vorbei. Dessen Stimme sich sofort erhob um mich aufzuhalten. Ich hatte den Umweg mit dem Kaffee noch nicht bei ihm eingelöst und das wollte er vermutlich jetzt einlösen. Junge, ich würde heute wohl die Nacht hier verbringen. Egal, nicht meine erste. „Ich bring nur schnell meine Jacke weg“, versprach ich ihm und bat um 1 Minute Geduld. „Ich bitte drum, Takato kommt gleich auch“, rief er mir nach und wollte mir damit deutlich machen, dass sie auf mich warten würden. Und notfalls auch beide in mein Büro wanderten. Bloß nicht. Bevor das passieren würde, ergab ich mich diesem Schicksal, sonst würde ich die beiden heute gar nicht mehr loswerden. Büro aufgeschlossen, Jacke aufgehangen und zurück. Es war nicht so als täte ich es nicht gerne mir, dass alles anzuhören. Es war recht amüsant. Doch änderte es nichts daran das ich doch unter Druck stand. Mein Anspruch war nicht weniger als Perfektion.
 

Hier saßen wir also zu dritt in dem Büro von Rei, das baugleich mit meinem und allen anderen war. Nur die persönlichen Details eines jeden ließen es Unterscheiden. Bei Rei sah es immer etwas chaotisch aus, wie gerne ich hier einmal aufräumen würde, kann sich wirklich keiner ausdenken. Nun egal, Takato hatte für die Kaffee versorgen für uns drei gesorgt. Dann könnte es ja los gehen, her mit den wilden neuen Gerüchten. Sie waren sogar so wild, dass ich mir direkt die Zunge am Kaffee verbrannte. Eigentlich war ein unauffälliger Zuhörer, weswegen vermutlich sich die beiden anderen Männer ebenfalls so erschreckten. Einen Moment lagen ihre überraschten Blicke auf mich. Und ich versuchte die Situation mit einer Ausrede zu überspielen: heißer Kaffee. Wie bei allen Götternamen und dem meinen, kam Rei nur immer auf so etwas. Das würde mich doch heute wieder den ganzen Tag beschäftigen, nicht weil ich es glaubte, sondern weil ich versuchte zu verstehen woher sowas kam. Und wieso. Der Tratsch hatte mich zwei Stunden gekostet.
 

Die Uhr verreit mir das der Feierabend vor der Tür stand. Für mich dann wohl nicht. Ich hatte zwar diese hässliche Aufgabe mit der Präsentation bis auf wenige Details erledigen können, aber der Rest war auf der Strecke geblieben. Eigentlich war ich hier um etwas zu entwickeln und nicht die Arbeit meines Vorarbeiters zu erledigen, der glaubte sich dafür den Ruhm einzukassieren. Aus meinem Augenwinkel bemerkte ich einen braunhaarigen Schopf der sich in den Türrahmen schob. Rei. „Ich mach Feierabend für heute, hab noch was vor“, sagte er und verabschiedete sich von mir. Ich tat es ihm gleich und hob zur Verabschiedung die Hand, bis ich seufzend in den Sitz zurücksank. Gefrustet stieß die Luft etwas stärker aus als ich es geplant hatte, das nervte mich. Ich griff nach meinem Smartphone um eine Nachricht zu verfassen, eigentlich hatte ich auch noch eine Verabredung, aber die würde ich dann wohl absagen müssen. Könnte man nachholen. „Müsst heute ohne mich auskommen“, war die simple Nachricht die ich nachdem verfassen direkt in den Chat sendete. Ich wartete einen Augenblick ab, nicht auf eine Antwort wartend, mehr die Bestätigung durch einen kleinen blauen hacken das die Nachricht gelesen wurde. Natürlich bekam ich darauf keine wörtliche Reaktion, es war nicht anders zu erwarten.
 

Ich suchte mir meine Kopfhörer hervor um sie mir direkt in die Ohren zustecken. Verbinden taten sie sich automatisch mit meinem Smartphone, ich startete die entsprechende App um mir etwas Musik auf die Ohren zu bringen. Wenn schon länger blieb dann sollte ich mir die Zeit ruhig etwas angenehmer machen. Schnell hatte ich einen Song aus meiner Lieblings Playliste ausgesucht. »In the dark with the music on…wishing i was somewhere else…taking all your anger out on me…« Das Handy schob ich nun wieder zur Seite und griff nach einem Stück Apfel. Nett nicht war, Misaki hatte ihm den gegeben. Als Entschuldigung, denn sie suchte Jemanden der ein paar Papiere bearbeitete. Eigentlich, aber nur eigentlich waren das die Aufgaben meines Abteilungsleiters. Aber der hatte einfach mal gegen Mittag Feierabend gemacht. Wichtige Familienangelegenheit. Ist ihm die seine Frau weggerannt?! Ich schüttelte schnell den Kopf bei diesem bösen Gedanken. So war ich doch gar nicht, aber ärgern tat mich das dennoch. Von irgendjemanden wurde ja erwartet das er es macht, tada und auf meiner Stirn stand wohl ich wäre es. Nein, hatte ich aber auch nicht sagen können. Verflucht, ich hatte mich auf heute Abend gefreut. Tja jetzt hatte ich wohl eine Woche Zeit mir eine sehr gute und nachvollziehbare Entschuldigung dafür zu überlegen. Das auch noch. Gedanklich schrieb ich mir also einen weiteren Punkt auf die to-Do-Liste und widmete mich wieder den Dingen die mich bewegten hier zu bleiben.
 

Es war sicher zehn Uhr abends als ich das Bürogebäude verließ und eilig zur U-Bahn lief. Eigentlich lag ich um diese Uhrzeit längst im Bett und schlief den Schlaf der Gerechten. Dreißig Minuten später, eine Kleinigkeit zum Essen und einer heißen Dusche später, lag ich dann auch tatsächlich in meinem weichen kuscheligen Bett. Und ließ die Welt, Welt sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Polarstern
2023-09-27T12:48:53+00:00 27.09.2023 14:48
Hi du,

ich bin über meine Startseite zufällig auf deine FF gestoßen. Dein Stil gefällt mir gut - und ich habe das Gefühl, etwas kritisch zu sein. Ich mag die Erzählung aus der Ich-Perspektive. Hier von Atemu.
Laut der Veröffentlichung deiner anderen FFs scheinst du ja auch schon ziemlich lange Schreiberfahrung zu haben. Das merkt man.

Mir gefällt auch die Idee und die Umsetzung wie du ihn auf der Arbeit beschreibst. Da kann man sicher schön einige Anekdoten aus dem eigenen Arbeitsleben bringen *lachz* *Das mit den Mailverteilern auch kennt*

Naja, das Pairing auf das es wohl hinausläuft ist eigentlich gar nicht meins. ^^; Trotzdem hats mir gefallen und ich habs mir auf die Favo Liste gepackt und werde die Story weiter verfolgen.

Den ein oder anderen Tippfehler, fehlendes Wort oder falschen Pronomen habe ich gefunden - was man findet darf man behalten, oder? XD Ich kenne das selbst gut, wenn man Sätze oder ganze Absätze mehrfach überarbeitet und plötzlich passen Kleinigkeiten nicht mehr.

Viele Grüße
Polarstern

Antwort von:  Sylvanas_Windrunner
27.09.2023 14:57
Hallo, uh ich freue mich über das kommi
Ich hatte nicht erwartet das Jemand so schnell darauf stößt.

Danke für die schöne Rückmeldung.
Nun ja was die Sache mit dem Pairing angeht, wäre ich vielleicht nicht so vor eilig. Ich habe eventuell ganz bewusst auf das eine oder andere gezielt. Aber nicht unbedingt mit der Absicht da etwas anzukündigen.
Würde mich aber wirklich freuen, wenn du das ganze weiter verfolgst.

Ach, ich habs geahnt. Ich hab jetzt so oft alles durchgelesen und irgendwie... je öfter man es ließ, habe ich das Gefühl, je weniger Fehler finde ich, obwohl sie da sind.
Wenn du nichts dagegen hast, wäre ich dankbar wenn du mir vielleicht per ENS diese Stellen nennst. Damit ich diese einfach wahrnehmen kann und ggf. auch ausbessern kann.


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