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Sherlock Holmes - Das Phantom von Maiwand

von

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Ein alter Bekannter

Am nächsten Tag war ich sogar noch vor Holmes wach. Unsere Haushälterin verpflegte uns mit einem Frühstück und ließ uns schließlich ziehen. Ich bildete mir ein, den Weg zu Scotland Yard inzwischen schon genauso häufig angetreten zu haben wie den zu meiner eigenen Praxis.

Angekommen betraten wir das belebte Gebäude und warteten am Empfang darauf, dass wir abgeholt wurden. Inspektor Bradstreet winkte uns bereits zu als er uns entgegen kam.

„Mr. Holmes, Dr. Watson! Es ist mir eine Freude Ihnen eine Hilfe zu sein.“, schüttelte er uns die Hände.

„Es ist eine Tragödie, was im Wyndham-Hotel geschehen ist. Ich hoffe, sie können diesen Mistkerl schnell schnappen.“, erwiderte der Scotland Yard Beamte.

Holmes nickte.

„Ich ebenfalls. Hoffentlich kann uns der Gefangene weiterhelfen.“

Der Inspektor zuckte mit den Schultern.

„Ich kann nichts versprechen. Ist ein sturer Kerl, ich habe ebenfalls schon mein Glück probiert. Aber sehen Sie selbst.“

Er führte uns den Gang entlang und bog in den Bereich ein, in dem die Verhörzimmer lagen.

„Halten Sie sich bitte zurück, ich werde mit ihm reden.“, raunte mir Holmes zu.

Ich besaß keinerlei Einwände, auch wenn ich mir den Kerl gerne selbst vorgeknöpft hätte.

Bradstreet schloss die massige Tür auf und ließ uns ins Innere. Dort saß ein älterer Mann mit Halbglatze. Beine und Hände mit Handstellen an Stuhl und Tisch gekettet, den Kopf scheinbar etwas ermüdet auf die Metallplatte gelegt.

Erst als Holmes näher trat, sah der Mann zu uns auf. Und ich erstarrte.

Ein Funkeln keimte in seinen Augen auf als er den Detektiv erblickte. Sein Gesicht war bleich und er wirkte abgemagert. Vermutlich ein üblicher Anblick, wenn man auf den Henker wartete.

„Mr. Holmes, ich habe nicht erwartet, dass Sie mich noch einmal besuchen kommen.“, murmelte der Mann und wartete wohl darauf, dass mein Freund sich setzte.

Dieser schien es aber vorzuziehen zu stehen. Ich tat es ihm gleich.

„Und Dr. Watson. Auch wir haben uns bereits eine Weile nicht mehr gesehen. Wie geht es Ihnen? Halten Sie sich fitt?“, fragte er in einem provokanten Ton.

Ich wollte schon etwas erwidern, doch Holmes hob eine Hand um mir ein Zeichen zu geben ruhig zu bleiben.

Auch wenn mir dies alles andere als leicht fiel. Immerhin hatte der Mann vor uns bereits zweimal versucht den Detektiv zu ermorden. Einmal als dieser versuchte von den Reichenbach-Fällen hinabzuklettern, das andere Mal in seiner Wohnung in der Baker Street, wo er auch nur von einer Wachs-Statue gerettet werden konnte.

Colonel Sebastian Moran ließ sich von seiner momentanen Situation aber nicht unterkriegen. Er hatte im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr zu verlieren.

„Wir sind aus einem bestimmten Grund hier.“, begann Holmes.

Bradstreet trat nun vor und holte einen Beutel hervor, aus dem er zwei Hülsen rollen ließ. Holmes fügte die Spitzen zusammen und wartete auf eine Reaktion seitens Morans.

Diese ließ nicht lange auf sich warten.

„Ah, verstehe! Sie suchen >ihn<!“

Diese lasche Reaktion ließ mich zornig werden.

„Was wissen Sie über das Phantom? Wer ist er? Er hat den deutschen Botschafter ermordet! Und unzählige Unschuldige in Afghanistan!“, platzte es aus mir heraus.

Holmes sah mich mit einem tadelten Blick an.

Ich ballte die Fäuste, machte aber einen Schritt zurück.

Holmes zog die Hülsen wieder an sich.

„Vor fünf Jahren beauftragte Ihre Organisation jenen Attentäter damit einen Konkurrenten auszuschalten. Wie haben Sie Kontakt aufgenommen?“, wolltet er wissen.

Moran lehnte sich nun zurück und spielte an seinen Handschellen herum.

„Natürlich. Ihn zu kontaktieren ist zugleich eine Möglichkeit ihn zu finden. Darauf wollen Sie hinaus, nicht wahr?“

Bradstreet ergriff Morans Kopf und zog ihn zu sich.

„Selbstverständlich! Spielen Sie nicht den Dummen! Sie wissen genau, worauf Mr. Holmes hinaus will!“

Doch auch davon ließ sich der ehemalige Militärangehörige nicht beeindrucken. Holmes mischte sich ein.

„Was wollen Sie, Moran?“, wurde er konkreter.

Mir hätte gleich klar sein sollen, dass die Information des Colonels einen Preis hatte.

Dieser ließ sich aber Zeit, er wusste, dass er im Moment am längeren Hebel saß.

„Eine Umwandlung der Strafe. Das ist es doch, oder? Sie wollen dem Galgen entkommen.“, sprach es Holmes für ihn aus.

Sowohl ich als auch Bradstreet starrten ihn erschrocken an.

„Holmes, das ist nicht Ihr Ernst! Der Mann hat zweimal versucht Sie zu töten! Und er hat auch andere Opfer zu verantworten, vermutlich genauso viele wie dieses Phantom selbst!“, redete ich auf ihn ein.

Meinem Freund schien dies aber mehr als bewusst zu sein.

„Da haben Sie zwar recht, aber... Moran sitzt bereits im Gefängnis. Das Phantom.. tut es nicht.“, sprach er den springenden Punkt an.

Nun wurde uns allen bewusst, dass wir auf Morans Aussage angewiesen waren. Jeder von uns hätte diesen Mann am liebsten hängen sehen, doch es war unverantwortlich das Phantom weiter frei herumlaufen zu lassen.

„Einverstanden. Je nach Wert Ihrer Information, werde ich mit dem zuständigen Richter...“, begann Bradstreet, wurde aber sofort abgewürgt.

„Bitte beleidigen Sie nicht meine Intelligenz. Mr. Holmes hier weiß genau, dass ich mich in einer Position befand, die den Wert meiner Informationen belegen. Und der Richter ist auch unnötig. Eine Unterschrift seines werten Herrn Bruders und die Strafe wird augenblicklich umgewandelt“, sagte Moran mit fester Stimme.

Es folgte ein Blick-Duell der beiden Männer, doch der Ausgang war von vornherein klar.

„Einverstanden. Ihre Strafe wird umgewandelt. Sie haben mein Wort.“

Ich konnte es nicht fassen, vertraute meinem Freund in dieser Situation allerdings.

Moran beugte sich zu uns.

„Es gibt ein Pub im East End. Dort treffen sich viele Soldaten. Reden Sie mir einem Kyle Shepard. Er diente in derselben Einheit wie das Phantom. Ist seitdem sowas wie sein Manager und karrt Aufträge ran. Er kann sie zu ihm führen.“, gab Moran preis was er wusste.

„Was wird uns erwarten?“, wollte ich wissen.

Der Colonel überlegte einen Moment.

„Er ist ein Meister am Gewehr. Ein besserer Schütze als ich es je sein könnte. Er hat sogar ein selbst gebautes Modell.“

„Von Herder?“, hakte Holmes nach.

Moran schüttelte den Kopf.

„Nein, nichts so Ausgefallenes. Es soll in erster Linie seinen Zweck vollführen. Es ist leicht, aber aus harten Metall geschmiedet. Ich durfte es bereits einmal in der Hand halten. Ich kann verstehen... warum er sich mit dieser Waffe wie ein Gott fühlt.“

Bradstreet ließ sich noch die Details geben, damit er eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen konnte. Dann rief er jemanden, der Moran zurück ins Old Baily schaffen sollte.

„Vergessen Sie Ihr Versprechen nicht, Mr. Holmes!“, rief uns dieser noch zu, bevor er weggebracht wurde.

„Ich trommle ein paar Leute zusammen. Begleiten Sie uns, Holmes?“, wollte der Inspektor wissen.

Der Detektiv verneinte aber.

„Ich und der Doktor werden noch einmal meinen Bruder aufsuchen. Zum einen wegen unserer Vereinbarung mit dem Teufel... zum anderen um noch nach einigen Informationen zu fragen.“, erklärte er.

Der Inspektor nickte und setzte sich wieder in Bewegung. Ich räusperte mich.

„Holmes, wenn Sie erlauben... ich würde das gerne Ihnen überlassen. Ich möchte zuvor noch mit einem alten Freund reden.“, gestand ich.

Holmes nickte und so verabschiedeten wir uns vor dem Yard voneinander und stiegen in zwei unterschiedliche Droschken.



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