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It's melting away from under my feet

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Unangenehme Überraschungen

"Erzähle...von Hermine." bat Otto den Jungen. "Von Mama? Sie...sie war unheimlich lieb! Sie hatte nicht viel Zeit für mich, weil sie doch oft ins Theater musste, aber wenn sie zu Hause war, hat sie mir manchmal bei den Schulaufgaben geholfen. Aber manchmal haben wir sie beide nicht verstanden." Johann lachte leise. "Du gehst...in...in die Schule?" "Ja, bis...bis Mama starb." Sagte Johann leise und schluckte die Tränen herunter, die in ihm aufstiegen. "Bist du auch zur Schule gegangen?" fragte er Otto und sah zu ihm herauf. Otto schwieg und versuchte, sich an seine Kindheit zu erinnern. Er legte seine Finger an die Schläfen und seufzte, als seine Erinnerung nur dunkel und verwirrend vor ihm lag. Doch auf einmal sagte er: "Nein...ich...wir hatten einen...einen Privatlehrer...Ich hatte einen Er-Erzieher...ja..." Johann hörte neugierig zu, doch seine Trauer konnte er nicht abschütteln. Betrübt schmiegte er sich an seinen Vater. "Woran...ist Hermine...gestorben?" fragte ihn sein Vater. "Der Arzt hat gesagt, sie hat eine...eine..." Johann überlegte kurz. "Eine Lungenentzündung. Und am Morgen...ich dachte sie schläft..." Nun kamen ihm doch die Tränen und liefen ihm die Wangen hinab. Otto sah dies: "Nicht weinen! Ich bin doch da...jetzt für dich da....Arme Hermine..." "Kann ich denn bei dir bleiben?" flüsterte Johann und sah Otto hoffnungsvoll und doch unsicher an. Dieser nickte langsam. "Wirklich?! Ich kann wieder in einer richtigen Wohnung leben?" Otto lachte leise. "In einem Schloss!" Johann sah Otto mit großen Augen an, dann fiel er ihm um den Hals. "Mein Papa!" Otto war völlig überrumpelt und brauchte einige Augenblicke, bis er mit Johanns stürmischem Gefühlsausbruch zurecht kam. Dann jedoch streichelte er ihm sanft über den Rücken.
 

Auf einmal wurde die Türe geöffnt und Hirtreithner trat ins Zimmer. "Ihr Bruder ist wieder hier und hat um das Abendessen gebeten. Haben Sie ebenfalls Hunger? Speisen Sie gemeinsam mit Ihrem Bruder?" Otto sah Hirtreithner irritiert an: "Mein Bruder?...Er ist hier? Ludwig ist hier?" "Ludwig? Ähm...Ihr Bruder Richard..." Otto hatte völlig vergessen, dass er sich als Hornigs Bruder ausgeben sollte. "Ludwig ist nicht hier?" fragte er enttäuscht. Hirtreithner schüttelte den Kopf. "Ludwig..." Er betrachtete Otto nachdenklich, dann sagte er: "Das Essen wird im Speisezimmer serviert, wenn sie herüberkommen möchten... Ihr Bruder wartet sicher auf Sie..." Johann sprang auf und nahm Otto bei der Hand. "Komm, Papa, ich habe Hunger wie ein...ein Bär!" lachte er. "Lass uns zu hinüber gehen. Aber du, sagtest du nicht, dass der König dein Bruder ist? Richard ist auch dein Bruder?" Otto schüttelte verwirrt den Kopf. "Nein, nein, Richard ist nicht... nur Ludwig...mein Bruder." Johann fand es zwar sehr verwirrend, dass Richard sich als Ottos Bruder ausgab, wenn er es doch gar nicht wahr, aber er zuckte mit den Schultern und zog seinen Vater mit sich ins Speisezimmer, in dem ein kleiner Kronleuchter das inzwischen abendlich dunkle Zimmer beleuchtete und Hornig bereits am Tisch stand.
 

Hornig schob dem Prinzen einen Stuhl zurecht. "Na, ihr beiden scheint euch ja schon recht gut zu verstehen." Sagte er zu Johann, als dieser Otto anstrahlte. "Er ist mein Vater!" platzte dieser stolz heraus. Hornig sah irritiert von Johann zu Otto. "Dein...dein Vater? Ich verstehe nicht..." "Ja, Otto ist mein Vater! Ich wusste bis eben nicht, wer mein Vater ist, und auf einmal habe ich einen Papa!" strahlte Johann. Hornig hätte vor Schreck beinahe den Löffel in die Suppe fallen lassen. Ungläubig sah er zu Otto. "Prinz Otto, ist das wahr?" fragte er unsicher. Otto antwortete nicht, lächelte in sich hinein und starrte auf seine Suppe, die langsam kalt wurde, ohne dass Otto einen Löffel davon gegessen hätte. Johann bemerkte das, stand auf und tauchte Ottos Löffel in die Suppe. "Willst du wieder gefüttert werden?" fragte er kichernd und hielt seinem Vater den Löffel an den Mund. Dieser schluckte mechanisch die Suppe herunter. "Aber...aber..." stammelte Hornig und sah völlig durcheinander von Otto zu Johann. "Prinz Otto hat doch gar keine Kinder! Und auch keine Frau! Ich verstehe das alles nicht!" Der Prinz war durch die Suppe aus seiner Lethargie erwacht und hatte Hornigs letzte Worte mitbekommen. "Keine Frau...nein... Johann...ist mein Kind..." Er zog die Fotografie hervor und hielt sie Richard Hornig entgegen. "Hermine Theresa... seine Mutter." Er deutete auf Johann. "Wir...wir...ein Verhältnis...lange her..." "Und Johann...." stotterte Hornig und blickte fassungslos auf das Kind - nun verstand er. Otto nickte nur und strich über das Haar des Kindes. "Oh Gott! Ludwig wird mich köpfen!" dachte Hornig und lehnte sich seufzend zurück. Was sollte nun geschehen? Sein Kopf war völlig leer und er war nicht fähig, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Was sollte er nun auch tun? Das Kind war da, er konnte die Begegnung nicht rückgängig machen. Er schob den Teller Suppe von sich, ihm war der Hunger vergangen. "Entschuldigt bitte, Prinz Otto, ich...ich muss kurz alleine sein...Ich bin etwas durcheinander. Entschuldigung..." Er griff nach der Weinflasche und einem Glas und eilte kopfschüttelnd aus dem Zimmer, um nach seinem Schlafzimmer zu suchen. Als er es gefunden hatte, schloss er rasch die Türe hinter sich, stellte den Wein auf den Nachtkästchen ab und ließ sich aufs Bett fallen. Er schloss die Augen und legte die Hände aufs Gesicht. "Das ist zuviel für mich!" dachte er erschöpft. "Wäre ich doch nie nach Fürstenried gekommen.... hätte Ludwig doch niemals diesen verdammten Schwan gefunden! Dieses ganze Königshaus bringt mir nichts als Ärger!" Er liebte Ludwig sehr, doch im Moment sah er nur die immer größer werdenden Probleme vor sich, nicht seine zärtlichen Gefühle für den König. Er griff nach der Weinflasche und dem Glas und trank es in einem Zug leer. Er goss sich nach und leerte nach ein Glas nach dem anderen. Es war eigentlich nicht seine Art, sich zu betrinken, aber momentan wollte er einfach nur noch alles vergessen. Schließlich stieg ihm der Wein zu Kopf, die ungewohnt große Menge bekam ihm ganz und gar nicht. Er fühlte sich schlapp und starrte dämmernd zur Decke hinauf. "Schlafen..." murmelte er zu sich selbst und raffte sich auf. Er zog sich ungelenk seine Kleidung aus, warf sie unachtsam auf einen Stuhl und legte sich ins Bett. Nachdem er sich die Decke über den Kopf gezogen hatte, murmelte er: "Ich hasse Könige, Prinzen, Kinder...und überhaupt..." und dämmerte langsam in einen leichten Schlaf hinein.
 

Johann sah seinen Vater fragend an. "Geht es ihm nicht gut?" "Wem?" "Dem Herrn Hornig?" Otto zuckte mit den Schultern. "Weiß ich nicht..." Er griff nach dem Löffel und aß nun selbständig seine Suppe. Inzwischen war sie kalt geworden, aber Otto hatte die Gewohnheit, immer vor seinen Mahlzeiten zu sitzen, bis sie kalt geworden waren, weshalb man ihm inzwischen nur noch kalte Speisen servierte. Johann setzte sich wieder an den Tisch und beobachtete mit großen Augen einen Lakeien, der mit einem großen Tablett aufgeschnittenem Braten ins Zimmer kam und Otto und Johann die Teller füllte. Fragend sah er auf Richard Hornigs leeren Platz. Doch als weder Otto noch das Kind reagierten, zuckte er leicht mit den Schultern und beschloss, Hornigs Fehlen zu übergehen. Johann aß soviel, bis er dachte, platzen zu müssen. Noch nie hatte er so feine Speisen gesehen geschweige denn gegessen. Otto aß ebenfalls schweigend und sah nur ab und zu lächelnd zu seinem Sohn. Als das Dessert - eine Fruchtcreme - serviert worden war und Johann es mit Mühe und Not auch noch gegessen hatte, gähnte er. "Bist du auch müde, Papa?" Otto reagierte erst nicht, nickte dann aber. "Mhm...ja... Gehen wir zu Bett?!" "Ja...wo soll ich denn schlafen?" fragte der Junge. Otto schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht... komm..." Er stand auf und ging aus dem Zimmer, das Kind folgte ihm. Johann öffnete einige Türen, bis er das zweite Schlafzimmer gefunden hatte. "Ui, so ein großes Bett!" staunte er und setzte sich vorsichtig auf die Matratze. Otto legte sich sofort ins Bett, ohne sich noch nicht einmal die Stiefel ausgezogen zu haben. Er sah Johann lächelnd an. "Darf ich...bei dir schlafen?" fragte Johann unsicher und ungläubig nach. Otto nickte nur lachend und zog die Decke über sich und den Jungen. Johann kicherte und schloss strahlend die Augen. Otto betrachtete noch eine Weile versonnen das ruhige, rasch einschlafende Kind, bis ihm selbst die Augen zufielen und er vom Schlaf übermannt wurde.
 

Am nächsten Vormittag gegen neun Uhr wurde Richard Hornig unsanft aus dem Schlaf gerissen, als er jemanden auf dem Flur laut sprechen hörte. Im ersten Augenblick befürchtete er, dass der Prinz einen Anfall hatte, doch dann erkannte er die aufgebrachte Stimme. "Oh Gott!" Hornig sprang panisch auf und griff rasch nach seinen Kleidern. "Ich will SOFORT Hornig sprechen! Auf der Stelle!" hörte er draußen auf dem Flur. So schnell er konnte, schlüpfte er in seine Kleider und riss die Türe auf - vor ihm stand König Ludwig II., der wütend auf ihn herabsah. Er stieß Hornig ins Zimmer zurück und schlug die Türe hinter sich zu. "Was macht mein Bruder hier?!" schrie Ludwig Hornig an. Dieser sah eingeschüchtert zu Boden. "Ich...ich wollte das nicht..." stammelte er kaum hörbar. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dir den Befehl erteilt zu haben, ihn nach München zu bringen!" schimpfte Ludwig. "Dein Bruder war nicht davon abzubringen! Er wollte unbedingt zu dir, ich musste ihn mitnehmen..." "Du musstest gar nichts! Mein Bruder ist nicht zurechnungsfähig, du hast alleine MEINE Befehle auszuführen! Was glaubst du, wie schockiert ich war, als man mir die Nachricht überbrachte! Und Otto auch noch als deinen Bruder auszugeben..." Ludwig lachte kalt. "Hirtreither hat ihn natürlich erkannt und mir sofort eine Nachricht zukommen lassen." Ludwig sprach nun etwas leiser, er beruhigte sich langsam. Trotzdem sah er Hornig aufgebracht an. Dieser versuchte sich unsicher zu verteidigen: "Ludwig, bitte... Der Prinz kam mitten in der Nacht zu mir... Er war so unglücklich - Da habe ich schließlich nachgegeben und ihm versprochen, ihn zu dir zu bringen. Aber ich dachte, er würde sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern. Aber... er stand plötzlich vor meiner Kutsche... " "Er...er war unglücklich?" fragte Ludwig auf einmal ganz leise und sah Hornig zweifelnd an. Dieser nickte: "Ja, er sagte mir immer wieder, wie sehr er dich vermissen würde." Ludwig sah rasch beiseite, Hornigs Worte weckten sein schlechtes Gewissen. Doch wollte er dies nicht zeigen, und so versuchte er weiterhin den wütenden Herrscher zu mimen. "Ich will ihn sofort sprechen. Er wird noch heute nach Fürstenried zurückgebracht werden." Erst jetzt bemerkte Ludwig, wie Hornig wie ein Häufchen Elend vor ihm stand. Er hielt inne und seufzte. "Richard..." Für einen kurzen Augenblick legte er seine Hand unter Hornigs Kinn und hob dessen Kopf, damit er ihm in die Augen sehen konnte. Dann jedoch zog er die Finger rasch wieder zurück. Im Grunde war er überglücklich, seinen Geliebten wieder bei sich zu haben, er hatte ihn sehr vermisst. Aber Hornig hatte sich einfach über seine Befehle hinweggesetzt, dies konnte und wollte er nicht tolerieren. Seine Wut über Hornigs Verhalten wog im Augenblick schwerer als seine Liebe zu ihm. "Also, wo ist Otto?" fragte er und versuchte dabei kalt und gefasst zu klingen. "Ich will ihn sofort sprechen." Er wandte sich ab und schritt in Richtung Türe.
 

"Ludwig...bitte..." Hornig hielt Ludwig am Arm fest. Dieser sah unwillig auf Hornigs Hand. "Was soll das, lass mich los!" befahl er unwirsch. "Der Prinz ist in seinem Schlafzimmer, denke ich. Am Ende des Ganges... Aber...bitte...ich... wir müssen reden, ich muss dir etwas sagen, bevor du zu deinem Bruder gehst." "Etwa noch eine Hiobsbotschaft? Ist mein Tag für heute nicht schon ruiniert genug?" murrte Ludwig und sah Hornig ungeduldig an. Dieser sah zuerst unsicher auf seine Schuhspitzen, bevor er seinen Blick wenig ängstlich zum König wendete. "Otto ist nicht alleine - sein...sein Sohn ist bei ihm." Ludwig schwieg für einige Augenblicke und sah Hornig verständnislos an. Dann schüttelte er wütend den Kopf. "Bitte? Richard, mir ist ganz und gar nicht nach Scherzen zumute!" "Ich...ich scherze nicht!" erwiderte Hornig hastig. "Otto hat wirklich einen Sohn! Als...als wir hier ankamen, da...da wollte ein Junge unser Gepäck stehlen, aber wir konnten ihn fassen. Er tat mir leid und nahm ihn mit uns hinauf. Er hatte eine Schatulle bei sich....Otto hat sie später geöffnet und...darin Briefe gefunden...und eine Fotografie. Die Briefe waren an ihn gerichtet und stammten anscheinend von einer Frau, mit der er einmal eine Affäre hatte. Ich weiß es auch nicht genau... Jedenfalls ging aus diesen Briefen hervor, dass Johann - also das Kind - der gemeinsame Sohn dieser Frau und deinem Bruder ist." Ludwig wurde immer bleicher, während Hornig sprach. Schließlich schüttelte Ludwig heftig den Kopf. "Otto bildet sich etwas ein! Es wird eines seiner Hirngespinste sein - nie und nimmer ist es sein Sohn! Dieses Weib wird ihn betrügen wollen, sie wird Geld erpressen wollen.." "Nein, nein, die Frau ist tot!" Ludwig schluckte, wollte es jedoch noch immer nicht wahrhaben. Er stürmte an Hornig vorbei und riss die Türe zum Schlafzimmer auf.
 

Anstatt jedoch zu Otto zu eilen, blieb er zögernd im Türrahmen stehen. Vor ihm lagen sein Bruder und das Kind schlafend auf dem Bett. Johann hatte sich an Otto geschmiegt, und dieser hatte im Schlaf seinen Arm um das Kind gelegt. Eigentlich hatte Ludwig seinem Bruder Vorwürfe machen wollen, doch als er die beiden friedlich schlafend vorfand, kamen ihm auf einmal leise Zweifel. Er trat neben das Bett und ließ sich auf der Bettkante neben seinen Bruder nieder. Einige Augenblicke betrachtete er das schlafende Kind - die Ähnlichkeit mit seinem Bruder war nicht zu übersehen. Der Junge erinnerte ihn sofort an seinen Bruder, als dieser noch ein Kind gewesen war. Ludwig rang mit sich - er wollte und konnte sich nicht vorstellen, dass sein Bruder der Vater dieses Kindes sein sollte, doch völlig von der Unmöglichkeit überzeugt war er nun nicht mehr. Er strich mit den Fingern sanft über die Haare seines Bruders. Er hatte ihn seit ungefähr vier Monaten nicht mehr gesehen. "Er wirkt jünger als bei unserem letzten Treffen." Die Erinnerung an diese letzte Begegnung schmerzte ihn - er hatte Otto nach einem Tobsuchtsanfall beruhigen müssen. Es war ihm schwer gefallen, die Erinnerung an den weinenden, so zerbrechlich wirkenden Bruder in seinen Armen zu verdrängen. "Otto..." Der Prinz schlug die Augen auf und blinzelte verschlafen. Er sah einen Augenblick irritiert um sich, dann erkannte er Ludwig. Sofort strahlte er und richtete sich überrascht auf. "Ludwig!" Überglücklich umarmte er seinen Bruder, und dieser legte etwas unbeholfen, aber liebevoll seine Arme um ihn. Otto strahlte Ludwig an, ließ schließlich von ihm ab und drückte seine Hand. Ludwig versuchte zu lächeln, wurde dann aber rasch wieder ernst und deutete auf das schlafende Kind. "Was muss ich da hören?! Otto... das Kind..." "Mein Sohn!" unterbrach Otto ihn strahlend und sah stolz auf den Jungen herab. Ludwig schüttelte seufzend den Kopf. "Otto, das ist nicht dein Sohn! Du bildest dir da etwas ein!" Otto sah seinen Bruder verwirrt an und schüttelte dann entsetzt den Kopf. "Mein Sohn! Johann ist mein Kind!" Er blickte irritiert um sich, dann packte er Ludwig plötzlich am Arm, stand auf und zog ihn hoch. "Komm!" Er führte seinen Bruder ins Esszimmer, wo noch immer die Schatulle mit den Briefen auf der Kommode stand. Otto reichte sie Ludwig, der sie ein wenig widerwillig öffnete. Otto nahm die Briefe heraus und hielt sie Ludwig entgegen. Dieser nahm sie, ließ sich auf einen Stuhl nieder und öffnete einen der Umschläge. Mit einem beklemmenden Gefühl im Herzen begann er den Brief zu lesen. Otto setzte sich neben ihn und sah ihn erwartungsvoll an. Während des Lesens wurde Ludwigs Blick immer düsterer. Als er geendet hatte, griff er hastig nach dem nächsten Brief und sah erst wieder auf, als er alle Dokumente studiert hatte. Er blickte seinen kleinen Bruder ernst an. "Aber das beweist noch immer nicht, dass..." Otto unterbrach ihn rasch, indem er die Fotografie aus seiner Tasche zog und sie Ludwig entgegenhielt. "Hermine...Hermine Theresa Hofstädter! Aus...aus dem Ballett...Wir...wir..." stammelte er. "Ihr hattet ein Verhältnis?" fragte Ludwig mit tonloser Stimme und betrachtete die Fotografie. Otto nickte: "Wir haben u-uns kenn...kennenge-gelernt...als..." "Erspare mir Einzelheiten!" unterbrach ihn Ludwig. "Du hast nichts von dem Kind gewusst?" Otto schüttelte betrübt den Kopf. "Leider..." "Was heißt, 'leider'?! Auch wenn du über die Geburt informiert worden wärst - was hätte das geändert? Nun gut, die Mutter hätte wohl Geld bekommen, aber..." Otto sprang entrüstet auf, eilte zum Fenster, drehte Ludwig den Rücken zu und starrte hinaus. "Otto, sei doch vernünftig! Du hast doch nicht allen Ernstes daran gedacht, das Kind mit dir zu nehmen?! Natürlich erhält es Geld, und dann wird es in ein gutes Heim kommen... Alles unter strengster Verschwiegenheit. Ich hoffe doch, du hast dem Jungen nicht gesagt, dass du sein Vater bist?!" "Natürlich!" rief Otto aufgebracht und sah seinen Bruder verständnislos an. "Kein Heim! Ich nehme ihn...ihn mit! Johann...ist mein Sohn!" Ludwig stand auf und trat zu seinem Bruder. "Führe dich nicht auf wie ein trotziges Kind! Ich werde dafür sorgen, dass der Junge gut versorgt wird. Aber stelle dir vor, wenn das an die Öffentlichkeit dringen würde - Prinz Otto hat ein uneheliches Kind! Unvorstellbar! Und wie willst du für ihn sorgen? Du bist krank, du kannst dich noch nicht einmal um dich selbst kümmern!" "Ich bin nicht krank!" schrie Otto seinen Bruder wütend und verletzt an und stürmte aus dem Zimmer, wobei er die Tür hinter sich zuschlug. Ludwig sah ihm entsetzt nach. Er hatte ihn doch nicht verletzen wollen, die letzten Worte waren ihm herausgerutscht. Aber im Grunde war es doch nur die Wahrheit! Ludwig wusste zwar genau, dass sein Verhalten seinem Bruder gegenüber nicht richtig gewesen war, doch wollte er sich das nicht eingestehen. Beleidigt ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken und starrte vor sich hin. Schließlich vergrub er seufzend das Gesicht in seinen Händen. Was sollte er denn nur tun?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-12-06T19:35:16+00:00 06.12.2004 20:35
Ich kenne den Manga zwar nicht, aber so einiges über Ludwig II, bitte mach weiter!!!
Von: abgemeldet
2004-11-19T14:20:04+00:00 19.11.2004 15:20
Huii..... O.ô
Wie konnt ich die Story übersehn??
Die is verdammt gut! (Und süß is es auch! ^^)
Fänds auch gut, wenn du weiterschreibst!!

greez Morri
Von: abgemeldet
2004-11-18T15:25:35+00:00 18.11.2004 16:25
Die Story ist verdammt gut. ^^
Mach bitte wieta, ja?
Bitte bitte ^^


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