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Träume im Mondenglanz

Memoiren eines Stallmeisters
von

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Majestätische Anmut

Ich erinnere mich noch daran, dass es ein sonniger Frühlingsmorgen war, an welchem ich meinen Dienst am königlichen Hofe antrat.

Ein frischer Wind und der Duft der Blumen und Bäume umgaben mich, als ich an eben diesem Tage auf den Vorhof des Schlosses Berg trat.

Es war sichtbar kein besonders prunkvolles Schloss, jedoch sicher eines 'Königs würdig', wenn man es so sagen wollte.

Es lag in unmittelbarer Nähe des Würmsees und war umgeben von relativ dichten Wäldern.

Und genau hier sollte ich die nächste Zeit meines Lebens verbringen.

Im königlichen Hofmarstalldienst.
 

Als ich über das steinerne Pflaster ging, hefteten sich die Blicke der beschäftigten Mägde und Knechte auf mich und man begann zu tuscheln.

Wie zu erwarten fragte man sich wohl, was ich hier zu suchen hatte, dachte ich mir.

Also verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran, jedoch sollte ich später erfahren, dass dies nicht der einzige Grund dafür war, dass man sich die Mäuler zerriss.
 

Bald sichtete ich die Stallungen, welche nur wenige Meter abseits des Schlosses, auf der linken Seite lagen.

Vorsichtig trat ich hinein und suchte nach jemanden, an den ich mich wenden konnte und wurde bald fündig.

Zwei junge Männer waren gerade damit beschäftigt das Sattel- und Zaumzeug der Pferde des Königs zu pflegen und unterbrachen ihre Arbeit, als sie mich bemerkten.

„Guten Tag. Darf ich Euch zur Hilfe sein?“, fragte der sichtlich ältere von ihnen.

Er hatte schwarzes, mittellanges Haar, ein stoppeliges, kantiges Antlitz und der Schmutz überwucherte seine gesamte Kleidung.

Ich nickte und sprach: „Mein Name ist Richard Hornig. Man sagte mir, ich solle mich hier zu Ort melden.“, während ich freundlich lächelte.

„Ah, der neue Herr Stallmeister. Das trifft sich gut. Herr Fork ist gerade abgereist. Ist gestern abend aus dem Dienst getreten, wie Sie sicher wissen. Nur gut, dass so schnell Ersatz gefunden wurde. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wäre auch nur einen Tag kein Stallmeister anwesend. Das Chaos würde ausbrechen, bei den ganzen schlechten Scholaren hier.“

Er lachte zynisch und musterte mich daraufhin prüfend.

„Nun gut, nun gut. Mein Name ist übrigens Marktmeier. Heinrich Marktmeier. Oberbereiter. Und das hier, ist Hesselschwerdt. Karl Hesselschwerdt. Einer dieser wertlosen Scholaren.“

Abermals lachte er zynisch und versteinerte dann wieder seine Mimik.

„Nun gut, nun gut. Ich bin beschäftigt. Sie sind sicher erfahren genug, euch allein zurecht zu finden, nicht wahr, Herr Hornig?“

Ich warf dem Herrn einen fragenden Blick zu, doch die Erkenntnis, dass er einfach weiterarbeite, bewies alles andere, als das er scherzte.

Keine Einweisung, keine Vorstellung.

Nicht, dass ich dergleichen dringend benötigte.

Immerhin war schon mein Vater als Stallmeister im königlichen Hofmarstalldienst des Königs Max II gewesen.

Dennoch war dies nicht gerade die edelste Art seinen neuen Vorgesetzten zu begrüßen.
 

Kurz darauf sah ich mich auf eigene Faust um.

Als ich mich von Marktmeier und Hesselschwerdt verabschiedet hatte, so wie es sich gehörte, und ich schon sämtliche Schritte gegangen war, bemerkte ich noch wie die beiden anfingen, sich über mich die Mäuler zu zerreißen.
 

Der Stall war, wie zu erwarten, sehr groß und edel.

Im hinteren Teil der Stallungen befand sich ein großer Raum, worin Unmengen von Sätteln, Zaumzeug, Pflegeutensilien und Geschirren zu finden waren.

Auch das Futter wurde hier gelagert.
 

„Au! Verdammter Mist!“, hörte ich jemanden fluchen und eilte um die Ecke, um gegebenenfalls zu helfen.

Ein Junge, wahrscheinlich kaum älter als 14 Jahre, stand an der Box eines Schimmels und hielt sich den Daumen.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich und sah ihn besorgt an.

„Nein, nein! Alles gut! Alles gut! Nichts passiert.“, erwiderte der Knabe und wich meinem Blicke aus.

„Du erschienst mir leidend.“

„Das schien Euch nur so.“, murmelte er zerknirscht, atmete einmal tief durch und warf mir nun doch einen Blick zu.

„Verzeiht meine Garstigkeit. Ich klemmte mir nur den Daumen in der Boxentür. Ihr seid Herr Hornig, nicht wahr? Der neue Stallmeister.“

Ich nickte und sah zu dem Schimmel in der Box.

„Das ist Silber. Eine treue Seele und sehr loyal. Ein sanfteres Pferd findet Ihr in ganz Bayern nicht. So denke ich zumindest. Die meisten hier sehen seinen Wert nicht. Er ist nicht der Edelste.“

Ich öffnete sacht die Boxentür und trat zu dem Hengste hinein.

Seine schwarzen Augen beobachteten mich aufmerksam, als ich ihm die Hand an seinen muskulösen Hals legte und begann sanft über das seidige, wolkenweiße Fell zu streichen.

„Er ist wundervoll.“, entgegnete ich dem Jungen und lächelte, als der Weiße zurück trat und seine Nüstern in meiner ausgestreckten Handfläche vergrub, um meinen Geruch besser aufnehmen zu können.

Ich wandte mich dem Knaben zu, der zu mir in die Box trat und Silber liebevoll an der Stirn kraulte.

„Wie ist eigentlich dein Name?“

„Friedrich Hesselschwerdt.“

„Also ist Karl dein Bruder?“, fragte ich ihn und er zuckte zusammen.

„Verzeiht. Ich weiß es gehört sich nicht so über seine Verwandten zu sprechen, doch mit meinem hinterlistigen Bruder ist nicht gut Kirschen essen. Passen sie lieber auf, Herr Hornig, dass sie es sich nicht mit ihm verderben. Er ist zu vielem im Stande. Er versteht sich darauf, dafür zu sorgen, dass Namen verrufen werden.“

„Ich danke dir für diesen Rat, Friedrich. Ich werde es beherzigen.“, gab ich lächelnd zurück, als Marktmeier wie aus dem nichts vor der Box auftauchte und mich anfuhr:

„Hornig! Sie sind hier nicht als Stallmeister im Dienste um Maulaffen feil zu halten! Der König verlangt nach seinem Pferd! Und Friedrich! Wir füttern dich nicht durch, damit du ein Pläuschen hälst! Zurück an die Arbeit.“

Ich atmete tief durch und sah den Oberbereiter fest an.

„Nun, Marktmeier. Ist es nicht nunmehr meine Aufgabe, die Arbeiten zu koordinieren und einzuteilen? Halten sie sich aus einem Gebiet heraus, dem sie nicht zugewiesen sind. Und dies auch sicher nicht ohne Grund, wie man sieht. Mit ihrer aufbrausenden Art machen sie noch die Pferde scheu. Hat man ihnen das noch nie gesagt?“, erwiderte ich ruhig und gefasst, was meinen Gegenüber zur Weißglut zu bringen schien.

Jedoch hielt er sich zurück, machte auf dem Absatz kehrt und knurrte noch über seine Schulter:

„Ich würde an ihrer Stelle aufpassen, was sie tun. Sonst machen sie sich noch unbeliebt, Herr Hornig.“

Dann verschwand er aus dem Gebäude.

Ein Seufzen entfuhr mir und ich wandte mich abermals Friedrich zu, welcher mich mit glänzenden Augen betrachtete.

„Herr Hornig, sie wissen wahrlich wie man sich auszudrücken hat!“, entfuhr es ihm bewundernd und ich konnte nicht umhin ihm abermals ein Lächeln zu schenken.

„Vielen Dank, für diese netten Worte deinerseits. Nun, Marktmeier sagte, der König verlange nach seinem Pferd. Welches bevorzugt seine Majestät für gewöhnlich?“

Der Junge trat aus der Box und bedeutete mir ihm zu folgen.

„Folgt mir. Ich führe euch zu des Königs Lieblingspferd.“

Ich nickte und folgte dem Knaben bis zu der Box, in der sich ein großer, brauner Hengst, mit tiefschwarzer Mähne und Schweif, einem weißen Stern, einer Schnippe und zwei weißen Fesseln befand.

„Ein wahrlich majestätisches Tier. Wie ist sein Name?“

„Dieses Prachtstück von einem Hengst heißt Ganglot. Er ist des Königs treuer Freund und Begleiter. Seine Majestät pflegt seine Ausritte ausschließlich mit ihm zu machen. Er war ein Geschenk der Kaiserin Elisabeth.“

Friedrich betrachtete das Pferd bewundernd und streckte seine Hand in die Box um dessen Nüstern zu berühren.

„Er ist bereits gesäubert. Sie müssen ihn lediglich schnell satteln. Sein Sattel- und Zaumzeug finden sie direkt gegenüber des Eingangs zu der Sattelkammer.“

Er trat zurück, warf mir noch einen motivierenden Blick zu und verabschiedete sich daraufhin.

Er wollte tunlichst vermeiden, dass Marktmeier ihn wieder zur Sau machen musste.

Marktmeier schien nicht gerade der beliebteste Bereiter im königlichen Marstall zu sein.
 

Ich packte mir das Halfter, welches an der Boxentür hing und betrat Ganglots Box.

Ich ließ ihn meinen Duft aufnehmen, um ihn nicht zu überrumpeln und streifte ihm dann behutsam das Halfter über die Ohren.

Kaum hatte ich die Boxentür komplett geöffnet, versuchte das Pferd sich vorbei zu drängen und hob die Vorhand leicht protestierend an, als ich ihn zurück schickte.

„Du bist ziemlich energiegeladen, nicht, mein Hübscher? Ganz ruhig, du darfst noch früh genug laufen.“, sprach ich zu ihm und strich ihm beruhigend über den Hals.

Abermals versuchte ich mit ihm die Box zu verlassen, auch dieses Mal tänzelte er, doch er versuchte nicht mich weg zu drängen um vorbei zu kommen.

Ich führte ihn auf den Vorhof und band ihn an um Sattel und Zaumzeug zu holen.

Auch hier stand er keine Minute still.

Ich fragte mich ob er aufgrund des Überschusses an Energie so beliebt beim König war, oder wegen seines reinrassigen Geblüts, oder weil er ein Geschenk der Kaiserin gewesen war.

All dies würde sich mir wohl nie aufklären, ging es mir durch den Kopf.

So etwas geht einen Stallmeister nichts an.
 

Es dauerte keine fünf Minuten, da hatte ich das Pferd berittfertig gemacht und führte es zum Eingang des Schlosses, als auch schon der König durch die großen Schwingtüren eilte.

„Dürckheim! Haltet den Fürsten hin! Ich bitte darum. So viel Ungemach vertrage ich nicht.“

Er setzte sich seinen eleganten Hut auf und zückte seine Reitgerte.

„Aber Majestät! Das wird noch mehr Gerede verursachen, wenn man wegen Euch die Militärssitzung schon wieder vertagen lässt.“, hörte man die Stimme, eines seiner Bediensteten, womöglich der eben erwähnte Dürckheim.

„Das interessiert mich nicht! Ich fliehe! Mein Pferd!“

Dies war mein Stichwort.

Ich führte Ganglot zu seiner Majestät senkte meinen Blick und verbeugte mich ehrfürchtig.

„Und du? Ein neues Gesicht? Was ist mit Fork?“, hörte ich die ruhige Stimme des Königs fragen.

„Ich bin sein Nachfolger. Der neue Stallmeister.“

„Sieh mich an.“, befahl er mit sanfter aber bestimmter Stimme.

„Jawohl.“

Ich richtete mich auf und tat wie mir gesagt.

Seine Ausstrahlung war bemerkenswert.

Er strahlte eine Reinheit, eine Sanftmut aus, die ich bei keinem Menschen zuvor bemerkt hatte.

Und eine Liebenswürdigkeit, welche ich mir nicht erklären konnte.

„Wie ist dein Name?“, fragte er während er mich ansah.

„Hornig. Richard Hornig, Majestät.“

Der König lächelte, griff über meine Schulter hinweg in der Gewächs welches an der Mauer hinter mir wuchs und pflückte ein Alpenveilchen heraus.

„Blau ist schön, findest du nicht auch? Es ist die Farbe Bayerns.“, sprach er während er die Blume betrachtete und sich anschließend wieder mir widmete.

„Deine Augen sind auch blau. Ebenso wie dieses Veilchen. Ebenso wie die Farbe meines Landes.“

„Majestät?“

Ich sah den König fragend an, doch dieser wandte sich ab und stieg auf sein Getier, welches augenblicklich wieder zu tänzeln begann.

„Komm mit, Hornig. Begleite mich.“, sprach er lächelnd und ritt ohne weitere Worte los.

„Jawohl!“, entgegnete ich nur und schritt neben seinem Rosse einher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Schneizel
2010-03-16T21:29:22+00:00 16.03.2010 22:29
Da isses ja, das Uke :D
Man merkt echt, dass dir der Chara liegt, finde ich.
Ganz gemein ist allerdings der Satz mit dem "Wie ich so..." >__<
Gomen, aber der tut weh beim Lesen T_T Deutsche Sprache, schöne Sprache! Wozu gibbet "Als ich..."? Nicht bös gemeint, aber das ist echt ein ziemlich böser Stolperstein ;)
Ansonsten schönes Kappi :D
Von:  KAl
2010-03-14T19:13:15+00:00 14.03.2010 20:13
Also ich finde das Kapitel gelunden!
Am liebsten mag ich die genaue Beschreibung des Umfeldes am Anfang.
Aber ich finde es auch besonders gut, wie du Hornigs Umgang mit den Pferden beschreibst, man merkt du sprichst aus Erfahrung ^___^

Von: abgemeldet
2010-03-14T18:54:52+00:00 14.03.2010 19:54
Wirklich schön geschrieben, du hast die Sprache zeitgemäß eingesetzt und auch sonst merkt man, dass du dir Mühe gibst, eine authentische Atmosphäre zu schaffen - und dass du selbst gerne Stallmeister wärst, nicht wahr?
;)
Nur weiter so, gefällt mir, auch wenn deine überschäumende Begeisterung mich bisweilen verwirrt, aber das weiß du ja ^^
Von: abgemeldet
2010-03-12T17:07:04+00:00 12.03.2010 18:07
:D rhei du bist genial , einfach toll ~
weiter so :-*
Von:  Lachs
2010-03-12T12:57:48+00:00 12.03.2010 13:57
Spannung! Yay. Ich warte darauf, wie es weitergehen wird :3
Hier und da finden sich sprachtechnisch noch ein paar Stolpersteinchen, aber insgesamt ist das Kapitel ganz gut geworden :3
Mal sehen was die Herren Hofbediensteten noch so von sich geben ôwô Scheinen ja nicht sehr umgänglich zu sein... D:'
Von:  Calise
2010-03-11T21:38:07+00:00 11.03.2010 22:38
*_*
ahhh endlich schreibt jemand mal hierüber ne FF!!
Du hast die schöne Veilchenstelle mit reingebracht :D~ yeay
Dann geht´s ja im nächsten Kapitel richtig los!:D
Du musst weiter schreiben >____<
Es ist wirklich gut gelungen!


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