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Schloss Tegel

von

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III

„Gestern?“

„Ja, gestern Nacht.“

„Erzähl keine Lügenmärchen, Ida.“

Das Dienstmädchen schüttelte den Kopf und unterbrach ihre Arbeit, die Badewanne zu säubern.

„Es sind keine Lügenmärchen, Martha.“, sagte sie.

„Mamsell Zimmermann hat mich rausgeschickt, die Essensreste Belcastel zu bringen. Dann ist der junge Herr Baron plötzlich aufgetaucht, hat mich am Arm gefasst und mich an sich gerissen…“ Sie verstummte und ihr Blick schweifte schwärmerisch gen Decke ab.

„Und dann?“ Martha hatte aufgehört, den Spiegel zu wischen, und die Hände in die Hüfte gestützt.

„Dann war er ganz lieb zu mir, hat gesagt, ich bräuchte keine Angst zu haben. Er hat sich sogar vor mir gebückt, um das Fleisch aufzusammeln…!“ Freudig schlug sie ihre Hände zusammen. „Meinst du nicht, ich hätte eine Chance bei ihm, würde ich in schickeren Kleidern stecken?“

Martha sah ihre Freundin fassungslos an.

„Ida! Das kannst du nicht ernst meinen!“

„Wieso nicht?“

„Niemals würde Herr Alexander sich mit einem Dienstmädchen abgeben. Du fantasierst!“

Ida kletterte aus der Badewanne und nahm herausfordern vor der anderen Stellung.

„Du bist doch nur eifersüchtig, dass er so liebevoll mit mir umgeht.“

„Eifersüchtig?!? Auf eine Spinnerin?!“

„Das nimmst du zurück!“

Gerade packten sie sich gegenseitig an der Schürze, da stürmte Mamsell Zimmermann ins Bad. Sie war eine ältere, großgewachsene Frau mit freundlichem Gesicht, das in diesem Moment jedoch nicht angsteinflößender hätte ausschauen können.

„Ihr zwei dummen Gänse, was glaubt ihr, was ihr hier macht?!?“

Sofort waren die beiden Mädchen auseinandergefahren und sahen nun betreten zu Boden.

„Verzeihen Sie, Mamsell Zimmermann.“, entschuldigten sie sich.

Die Gesichtszüge der Frau entspannten sich wieder und sie sah leicht mitleidig auf die Mädchen herab.

„Ihr seid beide Träumerinnen, wenn ihr solche Hoffnungen hegt. Und fürs Träumen werdet ihr in diesem Hause nicht bezahlt, also, husch, husch, zurück an die Arbeit.“

Sobald die Mamsell sich vergewissert hatte, dass die beiden auch gehorchten, verließ sie wieder das Bad. Sie sah noch schnell im Zimmer des älteren Barons und seiner Frau Gemahlin nach, wo die beiden anderen Dienstmädchen gerade das Bett machten, bevor sie wieder zurück ins Untergeschoss ging.

Dort war schon großer Aufruhr, da man in der Küche das Mittagessen vorbereitete.

Zwischen Tür und Angel traf sie ihren Kollegen Rousseau. Er war kein großer Mann, eher etwas rundlich; sein Gesicht erinnerte an das eines gutmütigen Elefanten.

„Was ist mit Ihnen, Frau Zimmermann?, Sie sehen geschafft aus.“

Sie seufzte, aber brachte ein Lächeln zustande.

„Es sind die Mädchen, die sich wieder in den Haaren gelegen waren.“

Der Butler schmunzelte.

„Aber doch nicht wieder wegen des jungen Herrn Barons?“

„Doch. Leider.“

Er sah sie mitfühlend an und tätschelte ihr den Arm, doch sie schenkte ihm nur ein amüsiertes Lächeln und machte sich auf den Weg in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen. Sie ging auf die Köchin zu, die hastig, aber scheinbar mit geübten Handgriffen Schüsseln, Töpfe und ihre Küchenhilfe herumkommandierte.

„Alles in Ordnung bei Ihnen, Frau Gollwitz?“

Die etwas rundlichere Frau bejahte, bevor sie schnell die Suppe abschmeckte.

„Dora! Salz! – Ja, Mamsell Zimmermann, die Burschen können gleich die Vorspeise servieren.“

Die Mamsell nickte und wandte sich um.

„Ludwig, Richard!“, rief sie die zwei Diener herbei, die schon wartend an der Tür standen.

Während die beiden sich die gerichteten Teller und Schüsseln vom Tisch nahmen, wandte sich die Köchin noch einmal an Mamsell Zimmermann.

„Was macht die Baronesse?“, fragte sie, „Wissen Sie, wie es ihr geht?“

Die Mamsell zuckte mit den Schultern.

„Heute Morgen ging es ihr wieder nicht so gut. Was der Arzt aber letzte Woche festgestellt hat, das weiß ich nicht.“

„Weiß Margarethe nicht etwas?“, warf Dora ein, wofür sie sich von den beiden Älteren sofort einen mahnenden Blick einfing.

Wenn die Zofe der Baronesse etwas Derartiges wissen sollte, dann gehört es zu ihrer Pflicht und Moral, es uns nicht weiterzuerzählen, außer die Baronesse wünscht es ausdrücklich.“

„Entschuldigung…“, gab das Küchenmädchen eingeschüchtert von sich und machte sich aus dem Staub. Doch weit kam sie nicht, da rief ihr die Köchin schon wieder hinterher.

Die Mamsell wandte sich ab, um weiter das Treiben in der Küche zu überwachen und mit Rousseau zusammen sicherzustellen, dass die Speisen in der richtigen Reihenfolge und geordnet nach oben ins Esszimmer gebracht wurden.
 

Nachdem diese Arbeit getan war und sich nur noch Rousseau und die beiden Diener bereithalten mussten, nahmen die Bediensteten des Hauses gemeinsam in der Küche Platz, um selbst etwas Essbares zu sich zu nehmen. Im Gegensatz zu ihren Herren gab es natürlich weder fünf Gänge, noch besonders teuer und schön angemachte Leckerbissen, doch man konnte davon sattwerden.

Der Mamsell fiel auf, dass es Richard, der erste Diener, ein junger, großgewachsener Mann mit schwarzen Haaren und attraktivem Gesicht, heute besonders eilig hatte. Schon nachdem er den ersten Teller Suppe ausgelöffelt hatte, stand er auf.

„Wohin des Weges?“, fragte ihn Rousseau, der sich über die Dickköpfigkeit des junges Mannes, die dieser gelegentlich an den Tag legte, sehr wohl bewusst war.

„Ins Dorf, Herr Rousseau.“, antwortete Richard ausdruckslos, aber höflich.

„Du weißt schon, dass die Herrschaften uns noch benötigen.“, erinnerte ihn Rousseau.

„Ich vertraue fest darauf, dass es für Sie und Ludwig nicht zu viel Arbeit werden wird.“, entgegnete Richard und schickte noch ein steifes Lächeln in die Runde, bevor er den Raum verließ.

Rousseau seufzte tief, bevor er Ludwig einen Blick zuwarf. Der Junge nickte ihm mit vor Scham für das Benehmen seines Kollegen roten Wangen aufmunternd zu, und für den Butler war die Sache erledigt. Wenigstens auf Ludwig konnte man sich verlassen. Er sah zwar nicht so gut aus wie Richard, was eigentlich die Hauptaufgabe eines männlichen Dieners war, der am Tisch bediente und mit den Frauen ausging, aber er war um einiges umgänglicher.
 

Die Sonne schien wohlwollend aufs saftige Gras, an das sich das Pferd gleich machte, als der junge Baron es am Baum festband. Sogleich zog er sich die Weste aus, ließ das Hemd folgen. Als er dabei war, aus seiner Hose zu steigen, sah er hinüber zur Scheune, die man am Rande der Felder sehen konnte. – Aber nein, er wollte sich dort ja nicht mehr sehen lassen.

Schnell lief er ins Wasser und ließ sich ins kühle Nass fallen. Mit langen Zügen schwamm er in die Mitte des Sees, wo er sich auf dem Wasser treiben ließ.

Schon eine kleine Ewigkeit kam er immer hier an den See, auch lange, bevor er das mit der Scheune angefangen hatte. Aber hier war er auf einen Jungen gestoßen, mit dem er ein paar Runden geschwommen war, bevor…nun ja. Das nächste Mal war der junge Mann mit seinem Vater gekommen, ein Bauer, der von ihm Geld sehen wollte. Er hielt Alexander für den Kaufmann, als den er sich ausgegeben hatte, und witterte in der Sache wohl ein Geschäft, wofür er in Zukunft gerne seine Scheune zur Verfügung gestellt hatte.

Nun, das konnte ihm ja jetzt egal sein, es war vorbei.

Alexander tauchte unter und machte sich auf die Suche nach Pflanzen, die er untersuchen konnte; eine wissenschaftliche Arbeit, die er fast noch lieber betrieb, als sich mit anderen Männern zu vergnügen.
 

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Ihr merkt sicher, dass ich momentan mit dem Schreiben gut vorankomm :)

Solange das so bleibt, werd ich auch in Zukunft so oft dazu kommen, ein neues Kapitel hochzuladen. Kann sich aber eventuell ändern, da VLE immer noch Priorität hat, nur damit ihr Bescheid wisst^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  BloodyMary1342
2011-07-19T16:24:44+00:00 19.07.2011 18:24
die Mamsell hat recht xD
die beiden haben wirklich keine Chancen bei Alex (erst recht nicht wenn Heinrich endlich auftaucht^^)
ich würde gern wissen, warum Richard unbedingt in die Stadt muss!?^^

wirklich tolles Kapitel<3

PS. Oh man du hast in den zwei Wochen wirkich viel geschrieben^^
ich muss nachher noch VLE lesen (also ein 2. mal lesen xD) damit ich kommis schreiben kann^^xD
Von: abgemeldet
2011-07-08T20:20:10+00:00 08.07.2011 22:20
Oha..verruchte Scheune und ein fieser Bauer...naja, schon eher ein Zuhälter, jetzt wissen wir, wie Leute zu dem Job kommen ;-)
Ein angenehm ruhiges und teilweise zumindest für mich erklärendes Kapitel^^
Von:  RomeosLegacy
2011-07-06T17:04:43+00:00 06.07.2011 19:04
Nur weiter so ^^ gefällt mir bis jetzt ganz gut und ich hoffe, dass ich das auch weiterhin sagen darfx3. Leider muss ich sagen das VLE mir auf dauer nun zu langweilig wird und ich ehrlich froh bin etwas neues von dir zu lesen x3. Allein weil es schon historischer ist bevorzuge ich diese FF xD

Mach weiter so
Von:  Ran34
2011-07-05T20:48:31+00:00 05.07.2011 22:48
VLE, VLE, VLE!!!!
Das war nur, um deine Priorität zu unterstützen^^

Ich frage mich, warum Richard unbedingt wegwollte...
Uuuuuund wann Heinrich endlich auftauchen wird!^^
Im allgemeinen finde ich das Kapi nicht ganz so spannend, aber du hast diesen Alltag der Bediensteten wirklich schön beschrieben, man konnte sich das wirklich gut vorstellen. ^^d

lg~


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