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Als ich noch klein war...

...bin ich entführt worden
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu liebe Leser :)
Da ich ein riesen Kakashi-Fan bin *Fähnchen schwenk*, hoffe ich auf viele Leser und ein bisschen Feedback und dass euch die Geschichte gefällt.
Viel Spaß beim Lesen <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
so leute es wird spannender :D viel spaß beim weiter lesen Komplett anzeigen

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Maskiert

Eine pechschwarze Nacht umhüllte Konoha. Es regnete heftig, weshalb Konoha wie leer gefegt wirkte und doch war durch den starken Regen das Plätschern von schnellen Schritten zu hören.

Auf den Dächern zweier Häuser kamen ein paar Ninjas zum Stehen. Ninjas, die nicht aus Konoha kamen und sie hatten ihre Gesichter hinter einer Maske versteckt. Sie teilten sich in drei Teams ein, die aus jeweils zwei Ninjas bestanden. Jedes Team bekam ein Haus zugeteilt und hatten nur eine Aufgabe zu erfüllen: Ein Mädchen zu entführen.

Der Angriff fand leise und spurlos in den Zimmern der Kinder statt. Niemand konnte es verhindern und niemand bemerkte es. Erst zum nächsten Morgen, wenn ihre Eltern sie wecken wollten, das Zimmer jedoch leer vorfanden, würde ihnen mit Schrecken bewusst werden, dass ihr Kind womöglich für immer fort war. Doch an die Verzweiflung der Eltern dachten die Entführer nicht.

In dieser Nacht verschwanden drei Mädchen aus ihren Betten. Kein Geschrei, kein Weinen das man hätte hören können. Sie wurden betäubt und verschleppt.

Eine davon war Sakura, die anderen beiden kannte sie nicht, wie sie später feststellte. Die beiden anderen Mädchen wurden irgendwann von ihr getrennt. Oft hatte Sakura sich gefragt, was aus den beiden Mädchen geworden war, doch der Ort an dem sie seither lebte, war abgeschnitten von der Außenwelt.

Sakura behielten die Entführer für ihre eigenen Zwecke und damit fing für sie die Hölle auf Erden an und endete erst, als sie 5 Jahre später fliehen konnte. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatte Sakura auf einen solchen Moment gewartet. Ihre Peiniger waren an diesem Abend stark betrunken und zu beschäftigt mit den neuen Mädchen gewesen, die im selben Alter wie Sakura damals, entführt worden waren. Da die Männer nun neue Ware hatten, wie sie die Mädchen oft bezeichneten, wurde Sakura mehr oder weniger links liegen gelassen. So kam es, dass die Gelegenheit nutzte und davon lief. Nicht, dass Sakura auf eine Flucht besonders gut vorbereitet gewesen war, aber es lag ihr deutlich vor Augen, dass sie höchst wahrscheinlich keine weitere Möglichkeit bekam. Ihr Körper befand sich in einem durchaus schlechten Zustand. Starke Prellungen, Kraftlosigkeit, da sie seit zwei Tagen nicht wirklich was zu Essen bekommen hatte und zusätzlich war sie erst vor ein paar Stunden mit Prügel bestraft worden, für etwas, das wohl niemand wirklich verstehen könnte.

Als Sakura dann begriff, dass sie unbeobachtet los laufen konnte, tat sie es einfach. Doch wohin musste sie gehen? Das einzige, das sie wusste, war, dass sie laufen musste, wenn sie auch nur einen Tag länger leben wollte. Wo sie landete, war im Moment nicht wichtig. Diese andere Welt, die ihr damals ein freundliches und sicheres Zuhause war, lag so weit entfernt. Sakura war unsicher ob sie dieses jemals wieder erreichen würde.
 

Mit quälenden Schmerzen am ganzen Körper humpelte Sakura durch den Wald, getrieben von Angst. Seit geschlagenen 2 Stunden irrte sie schon ziellos herum und hoffte, dass sie bald Konoha erreichen würde.

Ein schmerzhaftes Stöhnen entwich ihrer Kehle, bevor sie auf die Knie sank, da sie völlig außer Atem war. Sie war diesen Männern zwar entkommen, aber würde sie auch dem Tod entgehen können? Eine Frage, die sie wieder weiter voran trieb. Also zwang sie sich aufzustehen und torkelte weiter den Waldweg entlang. An jedem Baum, an dem sie sich hatte stützen müssen, hinterließ sie kaum sichtbare Blutspuren. Das Zeitgefühl war verloren gegangen; Weder wusste sie wie lange sie in Gefangenschaft gelebt hatte, noch welcher Tag heute war. Und die Gegend hier schien ausgestorben zu sein und dennoch überkam sie eine Art Paranoia, so als würde sie verfolgt werden. Ständig musste sie hinter sich sehen, um das Gefühl der Verfolgung los zu werden. Niemals erblickte sie jemanden und doch wendete sie ihren Blick immer wieder hinter sich.
 

Es war ein lautes hölzernes Geräusch, dass ihren Körper vor Angst zusammenzucken ließ. Ihr verzweifelter Blick wich auf die Seite und erblickte einen maskierten Mann, der nur wenige Meter von ihr weg stand. Langsam kam er näher und ihre Gedanken überspielten sich mit blanker Panik, während sie zurück wich. Nur verschwommen, konnte sie die Person vor sich wahrnehmen. Sakura war so unendlich müde. Wie lange hatte sie nicht mehr geschlafen?

„Nein, bitte...ich kann nicht mehr...“, wimmerte sie schluchzend, aber der Mann blieb nicht stehen, im Gegenteil. Jetzt schien er sich erst recht zu beeilen und in diesem Moment wollte Sakura sich umdrehen und laufen, so schnell und weit sie ihre Beine noch tragen konnten.

Jedoch übersah sie ein kleines Loch auf dem Boden, worüber sie nun stolperte. Der nächste Augenblick verging wie in Zeitlupe. Dieser Moment, in dem sie fiel, ließ alle Geräusche einfach verblassen.

Würde sie nun erneut in Gefangenschaft geraten? In einem kurzen Moment stand für sie fest, dass sie sich bei der nächsten Gelegenheit das Leben nehmen würde.

Noch immer fiel sie und ihre Arme streckten sich gegen den Himmel. Aber es passierte etwas, womit sie auf keinen Fall gerechnet hätte. Es kam so überraschend, dass ihr Puls völlig verrückt spielte und eine salzende Flüssigkeit rann ihre, mit blauen Flecken überzogenen Wangen hinunter. Statt auf dem harten Boden aufzuschlagen, wurde sie von sanften Händen aufgefangen und im Arm gehalten.

Sakura spürte etwas, dass sie nicht definieren konnte. Angst, Erleichterung, Verwunderung und Schmerz gleichermaßen. Wer war dieser Mann?

Ungehemmt blickte sie in dessen Augen, die große Sorge ausdrückten und meinte sie zu erkennen. Wenige Sekunden später nahm sie auch wieder seine Stimme wahr, aber ihre Sinne waren wie benebelt. Die Situation machte sie einfach sprachlos.

„Sakura! Du bist jetzt in Sicherheit!“, wiederholte er mit verzweifelter Stimme, bevor er seine Maske abnahm, als ihm bewusst wurde, dass sie ihn nicht erkennen könnte.

„Yamato...“, flüsterte sie und sah in sein erfreutes und zugleich betroffenes Gesicht. „Sicherheit“, hallte es mit seiner sanften Stimme in ihr wieder, als ihr Geist beruhigt beschloss sich auszuruhen und sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit führte.

Bekanntmachung

Kakashi Hatake war auf dem Weg zur Hokage. Noch nie war mit solch Nachdruck nach ihm verlangt worden. Deshalb trat er mit neugierigem Blick ins Büro von Tsunade ein, nachdem er angeklopft hatte.

„Kakashi“, fing Tsunade an und drehte sich zu ihm. Ihre Miene verriet nichts Gutes und ihre Augen schweiften mehrmals über den Boden, als versuchte sie, die richtigen Worte zu finden. Schweigend erwartete Kakashi eine Mission oder etwas Ähnliches zu bekommen, aber nun war er sich nicht mehr so sicher.

„Wusstest du, dass ich eine Schwester hatte?“, verriet sie ihm. Natürlich hatte er davon nichts gewusst. Kakashi war verblüfft, obwohl es ihm kaum anzusehen war. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Tsunade eine Schwester hatte. Moment. Hatte?

Seine Augen weiteten sich sachte und er kam etwas näher. „Nein“, war seine knappe Antwort, weil er sie nicht unterbrechen wollte.

„Nun, sie ist vor etwa zwei Jahren verstorben“, führte sie eisern fort. Tsunade wirkte allerdings so, als wäre da noch etwas. Etwas, das sie verschweigen wollte.

Ein weiterer Schock benebelte Kakashis Verstand und verursachte ein kleines Chaos in seinen Gedanken.

Tsunade wendete sich dem Fenster zu, weil es ihr dann leichter fiel, über etwas so privates zu sprechen. „Ich erzähle es dir, weil du das für deine nächste Mission wissen musst.“ Kurz schwieg sie wieder und Kakashi wartete geduldig ab, also doch eine Mission. So seltsam enthaltsam oder traurig kannte er Tsunade überhaupt nicht. Sonst war sie entweder wütend, betrunken oder beides gleichzeitig.

„Es ist schon ein paar Jahre her, da wurde meine Nichte aus ihrem Zimmer verschleppt. Du erinnerst dich an den Menschenhändlerring, den wir damals aufhalten wollten?“ Kakashi nickte nur bestürzt, auch wenn sie es nicht sehen konnte, denn er wusste jetzt in etwa, worauf sie hinaus wollte.

Tsunades Hand ballte sich zu einer Faust und sie schlug sanft gegen die Wand neben dem Fenster. Eine Träne rann ihre Wange hinunter, aber Kakashi konnte es nicht sehen. Nicht sehen, wie verletzlich Tsunade auch sein konnte, aber das musste er auch nicht. Jeder Mensch war auf irgendeine Weise verletzlich, nur hatte er Tsunade noch nie so gesehen. Die sonst so starke Frau zeigte nur selten Schwäche.

Tsunade bemerkte wie sie in Gedanken wieder abschweifte und begann dann weiter zu sprechen. „Sie hat es irgendwie geschafft zu entkommen. Yamato hat sie auf seiner Patrouille im Wald gefunden und hergebracht. Das war vor etwa einer Woche. Psychisch ist sie im Moment sehr zerbrechlich, auch wenn sie sich stark gibt. Und jetzt möchte ich versuchen sie wieder ins Leben zurückzuholen.“ Bei diesem Satz hatte Tsunade sich ihm entgegen gedreht und sah ihm direkt in die Augen. Kakashi erschrak ein wenig, als er ihren Blick sah. Nur schwer konnte er sich vorstellen, was Tsunades Nichte hat durchmachen müssen. Da unterbrach sie seinen Gedankengang mit einer eindringlichen Bitte.

„Werde ihr Sensei Kakashi, bitte!“ Das Wort „Bitte“, war nicht gerade ein Wort, dass Tsunades Mund oft verließ. Umso ernster musste es ihr sein.

Kakashi wirkte derweil etwas überfordert und er fragte sich, ob er so einer großen Aufgabe überhaupt gewachsen war. Er selbst hatte mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen gehabt. Andererseits fühlte er sich, gerade weil er solches Leid aus eigener Erfahrung nachvollziehen konnte, wenn auch, es nicht dasselbe war, zu dieser Mission berufen. Das Wollen war hier jedoch nicht ausschlaggebend, sondern das Können. Konnte er diesem Mädchen wirklich helfen?

Ein paar Sekunden des Schweigens vergingen und Tsunade deutete seinen vielsagenden Blick. „Ich weiß was du denkst, Hatake. Aber als Sensei könnte ich ihr niemals genügend lehren. Ich wäre viel zu sanft zu ihr.“ Tsunades Blick sank in Gedanken an ihre Nichte und das Leid in deren Augen, welches unübersehbar gewesen war, überkam sie schon wieder.

„Du wärst dafür perfekt geeignet!“, betonte sie und wollte ein „Nein“ nicht gelten lassen. „Deine Menschenkenntnis ist außerdem überragend. Du bist einfühlsam und trotzdem ein witziger Typ“, schmeichelte sie ihm, woraufhin er leicht verlegen wurde. Mit einem Kompliment konnte man Kakashi Hatake schon immer besänftigen.

Tsunade war so froh gewesen, als ihre Nichte gefunden wurde und noch dazu lebend! Viele dieser Mädchen wurden tot gefunden und das immer nach ziemlich genau 5 Jahren, wenn sie zu alt wurden. Also war Sakura dem sicheren Tod entkommen.

„Vor kurzem ist sie übrigens 21 geworden“, zwinkerte sie ihm zu und zwang Kakashi damit zu einem verlegenem Lachen, aber er wurde wieder ernst und wollte vom angesprochenen Verkupplungsversuch ablenken. Schwer vorzustellen, dass Tsunade diese Andeutung ernst meinte. Wahrscheinlich wollte sie ihn nur auf den Arm nehmen...

Eines beschäftigte Kakashi aber noch. Bei dem, was dieses Mädchen durchmachen musste... Wäre sie bei einer Frau vielleicht nicht besser aufgehoben?

„Du denkst also wirklich, ich bin der richtige dafür?“ Kakashi zeigte auf sich selbst. „Ich meine, es wird nicht leicht... weil...“ Da unterbrach Tsunade sein Gestammel.

„Ich will dass du zu ihr Vertrauen aufbaust. Damit sie versteht, dass nicht alle Männer Arschlöcher sind!“ Kakashi schluckte schwer, aber er nickte auch zustimmend.

Seinem Blick nach zu urteilen, fühlte er sich gerade etwas überrumpelt, dachte Tsunade. Aber Kakashi hatte aufgrund von Schülermangel im Moment nur zwei Schüler in Team 7, Naruto und Sasuke. Sakura könnte da gut hineinpassen und zu neuem Leben erblühen.

„Ja ich weiß, es ist viel auf einmal.“ Tsunade wedelte mit den Armen herum und überspielte damit ihre getrübte Laune. „Aber ich bin überzeugt, dass du das kannst. Außerdem habe ich Yamato gebeten, dir ab und an unter die Arme zu greifen“, lächelte sie sanft, um ihn für diese Aufgabe zu motivieren.

Yamato. Den hatte er schon seit längerer Zeit nicht mehr gesehen. Mit den Händen in der Hosentasche nickte Kakashi kurz und stimmte ihrer Bitte damit zu.

„Ich werde mein Möglichstes tun“, gab er bekannt, ehe Tsunade zufrieden Richtung Tür ging. „Ich bin gleich zurück“, hob sie den Zeigefinger, was wohl bedeuten sollte, dass er hier warten musste. Währenddessen schwelgte Kakashi in Gedanken, den Blick nach oben gerichtet.

Das Gerücht, der Menschenhändlerring sei ausgerottet stimmte also leider nicht. Doch irgendwie wusste kaum jemand etwas davon. Diese Leute waren perfekt darin ausgebildet, ihre Organisation zu vertuschen und zu verstecken.

Als er wieder Tsunades Schritte hörte, drehte er seinen Oberkörper zur Tür, ohne sich vollkommen umzudrehen.

„Darf ich vorstellen, das ist Kakashi Hatake. Dein neuer Sensei.“

Hatte er sich verhört oder hatte Tsunade ihn schon längst vor seiner Zusage als Sensei bekannt gemacht?! Typisch Tsunade, dachte er grummelnd und schmunzelte in sich hinein.

Ein wenig nervös suchte Kakashi mit den Augen nach dem Mädchen, welche sich aber noch immer hinter ihrer Tante verbarg.

„Und das ist Sakura Haruno, meine Nichte.“ Jetzt trat diese aus dem Schatten ihrer Vertrauensperson und verbeugte sich kurz, um Kakashi zu begrüßen. Sie wusste nicht recht wie sie nun mit diesem Mann umzugehen hatte. Sensei. Vor diesem sollte man Respekt haben, meinte Sakura sich zu erinnern.

Verschüchtert blickte sie ihm in die Augen. Als er ihren Blick erwiderte, hielt Sakura ihm nicht stand und drehte ihr Gesicht zur Seite. Kakashi wich wenige Zentimeter zurück, als er ihre Nervosität erkannte, aber er musterte sie weiterhin.

Ein schwarzes langärmliges Hemd ließ ihren Körper noch zerbrechlicher wirken, als er eh schon aussah. Dazu trug sie einen rosanen Rock und eine schwarze Leggins.

Er war hin und her gerissen, denn das Mädchen sah Tsunade kein bisschen ähnlich! Doch sie war wirklich eine Schönheit, das musste auch er sich unfreiwillig eingestehen.

Nun bemerkte er das Leiden in ihren Augen, obwohl sie lächelte, überdeckte es ihre Ausstrahlung vollkommen.

Langsam verheilende Blutergüsse befanden sich an ihrer Wange, sowie an Hals und Beinen und wer weiß wie viele noch von ihren Klamotten verdeckt wurden. Ein unbeschreiblich tragisches Gefühl überkam Kakashi. Die Verletzlichkeit die Sakura ausstrahlte, erschütterte ihn zu tiefst.

„Hallo Sakura, freut mich.“ Kakashi hielt ihr die Hand hin. Diese wurde dann verschüchtert geschüttelt, bevor Sakura ihre Hand wieder schnell zurückzog. Das alles bedeutete wohl ein ganzes Stück Arbeit für beide und einen großen Zeitanspruch, aber er wollte Tsunade nicht enttäuschen. Außerdem konnte er nicht zulassen, dass Sakura von diesem Schmerz zerfressen wurde. Vielleicht konnte er sie wirklich retten. Noch dazu bekam er von Yamato ein wenig Unterstützung und auch sein Team würde ihm helfen, jedoch sollte er Sakura nicht sofort mit Naruto und Sasuke bekannt machen. Das wäre sicher noch zu früh.

Die Hokage unterbrach seine Gedanken mit einer Idee, als hätte sie ihn denken gehört.

„Vielleicht könntest du ihr dein Team vorstellen, damit sie etwas unter Leute kommt“, schlug die Blonde vor, aber Sakura sah nicht sonderlich glücklich über den Vorschlag aus. Kakashi stellte sich das Chaos gedanklich vor. Naruto, der sie wahrscheinlich völlig überhitzt empfing oder vor Freude umrannte, dass er eine hübsche Kameradin bekam. Sasuke, der ihr mit seinem finsteren Blicken Angst einjagte. In allen Fällen endete es so, dass Sakura schreiend davon lief. Dieses Treffen sollte er also noch ein wenig hinaus zögern, wie er es sich vorgenommen hatte.

„Ich weiß nicht, ob...“, fing Kakashi an, doch Tsunades Blick brachte ihn zum stocken.

Plötzlich konnte Sakura nicht mehr an sich halten. Die aufgebaute Spannung platzte mit einem Mal aus ihr heraus. „Nein!“, meinte das Mädchen aufgewühlt. Sakura schenkte Tsunade noch einen bitteren Blick, bevor sie eilig davon rannte. Zwar hatte sie Tsunades Idee erst einmal schweigend zugestimmt, doch nun mit diesem Fremden konfrontiert zu sein... Und dann sollte sie noch weitere Fremde kennen lernen, das war ihr einfach nicht geheuer. Niemals hätte Sakura mit diesem Ansturm an Gefühlen gerechnet, die sie auch nicht wirklich deuten konnte. Angst befand sich mit Sicherheit darunter. Tsunade blickte ihr erst traurig hinter her, bevor sie ihr folgen wollte. Aber Kakashi hatte sie am Arm zurück gehalten. „Ich mach das schon, schließlich ist sie jetzt meine Schülerin“, entgegnete er ihr verantwortungsvoll und Tsunade meinte ein freundliches Lächeln unter seinem vermummten Gesicht entdeckt zu haben.

Der Hatake folgte Sakura im schnellen Schritt, wollte ihr aber noch etwas Zeit geben, sich zu sammeln.
 

Mit gesenktem Blick saß sie, mit dem Rücken zu ihm, auf einer Bank. Mit ihren Händen griff sie den Balken, auf dem sie saß und sah fast so aus, als hielte sie sich daran fest. Als wollte sie jemand fortzerren.

Es war ein trauriger Anblick, doch so genau wusste Kakashi nicht, wie er vor gehen sollte.

Lässig lehnte er gegen eine Laterne, ein paar Meter entfernt. So vieles, das schief gehen konnte. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung und sie würde wieder davon laufen. Dabei hatte er sie weder umgerannt, noch, ihr finstere Blicke zugeworfen.

Nach ein paar Überlegungen, wagte er es dann doch und näherte sich ihr.

„Hier steckst du“, meinte er freundlich und kam um die Bank herum, sodass er vor ihr stand. Sakura drehte ihren Kopf zur Seite. „Ich würde gern allein sein“, meinte sie leise, klang dabei ein wenig gereizt. Augenkontakt vermied sie noch, weshalb sie ihr Gesicht zur Seite drehte. Kakashi spürte, dass sie sich einfach nur fürchtete. Nun musste sie sich mit den Geschehnissen auseinandersetzen und das, wo sie diese seit Jahren schon verdrängt hatte. Sicherlich war es schwer, sich zu erinnern, aber Kakashi wusste nur zu gut, dass Verdrängung falsch war und deshalb konnte er das auch nicht zulassen.

Eigentlich überrollte blanke Panik gerade ihren Körper, aber ihr Kopf sagte ihr, dass von diesem Mann keine Gefahr ausging. Deshalb überwand sie sich und blickte zu ihm hinauf, als er nach ein paar Sekunden noch immer da war.

„Ein Sensei kümmert sich nun mal um seine Schüler.“ Er ging in die Hocke und sah direkt in ihre klaren, grünen Augen. „Außerdem möchte ich, dass du anderen Menschen wieder vertrauen kannst.“ Überrascht weiteten Sakuras Augen sich ein wenig. Mit solch einer Direktheit hätte sie nicht gerechnet. Schon die ganze Woche behandelten die Leute, hauptsächlich Ärzte, sie mit Samthandschuhen und faselten irgendetwas von „die Zeit heilt alle Wunden.“ Was für ein Schwachsinn, dachte Sakura.

Doch sie spürte, dass dieser Kakashi anders war. Vielleicht konnte er sich viel besser in sie hinein versetzen, als diese dämlichen Ärzte.

Einige Augenblicke der Stille vergingen. Während Sakura tief in seinen sanften Blick eintauchte, konnte sie kurz die Welt um sich herum vergessen.

„Also gut...“, begann sie, doch Kakashi schien noch immer auf etwas zu warten und bewegte sich keinen Millimeter. Sakura konnte seinen Ausdruck sofort deuten und wiederholte sich nochmal.

„...Sensei...“ Sakura seufzte. „Ich weiß ja, dass Tsunade es nur gut meint“, meinte sie dann noch zögerlich. Zufrieden richtete Kakashi sich auf und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er dachte nach, während er sie schweigend betrachtete.

Für Sasuke und Naruto war es definitiv zu früh, denn da würde Sakura wahrscheinlich sofort durch drehen. Deren zierliche Stimme unterbrach seine Überlegungen.

Sakura zeigte auf etwas. „Wieso tragen Sie eigentlich dieses Tuch?“, kam es überraschend von ihr.

Sein Körper zuckte kaum merklich zusammen, wie von einem Stromschlag erwischt.

„Einfach so“, antwortete er knapp aber höflich. Sakuras Kopf neigte sich zur Seite. Da war doch was im Busch, dachte sie. Aber sie nahm die Antwort hin und beschloss ein anderes Mal darauf zurück zu kommen, wenn die Situation günstiger war.

Dennoch kam Sakura nicht drum herum sich zu fragen, wie es wohl unter dem Tuch aussah.

„Lass uns ein wenig spazieren gehen“, schlug Kakashi dann vor und zeigte hinter sich. Dort lag ein Fluss und unendlich lange Wälder. Bei Dämmerung wirkte es wie eine andere Welt, eine schöne und tröstende Welt. Er selbst suchte oft Trost in der Schönheit der Natur und eigentlich war es ihm etwas unangenehm, sie mitzunehmen, da er nicht für einen Romantiker gehalten werden wollte. Doch bei ihr, würde er eine Ausnahme machen.

Ohne Zögern stand Sakura auf, warf dann aber doch noch einen Blick zurück und dachte an Tsunade. Eigentlich würde sie gern wieder zurück gehen.

Wenn Sakura aber jemals wieder ein normales Leben führen wollte, musste auch sie daran arbeiten und zeigen, dass sie das auch wollte. Schließlich schien Tsunade ihm zu vertrauen und so versuchte Sakura, es ihr gleichzutun.

Also holte sie einmal tief Luft und schlenderte hinter Kakashi her.

Schweigsam beobachtete sie seinen Gang und seine Haltung, musterte ihn von oben bis unten, bis sie den Weg am Rande des Flusses erreichten. Vielleicht fand sie es beruhigend, ihn im Auge zu behalten oder es war einfach seine Art zu Gehen, die sie faszinierte. Dann wurde Sakura von einem hellen, stechenden Licht geblendet und sie richtete ihren Blick zum Horizont. Wie vereist blieb sie stehen und hielt sich die Hand vor den Mund. „Das ist...“ so wunderschön, wollte sie sagen. Ein gigantischer Sonnenuntergang war zu sehen, der sich prachtvoll in allen möglichen Farben vor ihr zeigte. Farben, die scheinbar nirgends sonst existierten, außer zu dieser Gegebenheit. Die Sonne erschien ihr wie ein enormer Feuerball, der auf den Horizont einzuschlagen drohte. Jetzt bemerkte auch Kakashi ihren Halt und drehte sich zu ihr. In diesem Moment zog sich ein starker Windstoß um Sakuras Körper und spielte würdevoll mit ihren Haaren.

Für einen kurzen Moment sah sie aus wie ein Engel. Wäre Kakashis Gesicht nicht vermummt, hätte man das leichte Erröten seiner Wangen sehen können.

Ohne Worte gesellte er sich neben sie und gemeinsam verloren sie sich in diesem Wunder der Natur, schweigend, aber nicht mehr allein.

Grausame Erinnerungen

Draußen war es nun stockdunkel und Sakura saß aufrecht in ihrem Bett. Die Beine hatte sie angewinkelt, der Kopf ruhte auf ihren Knien. Sobald sie die Augen schloss umhüllten die grausigen Erinnerungen ihren Körper und es war als schlugen sie allesamt gleichzeitig auf Sakura ein.

Die Panik wuchs in ihr so heran, dass sie kaum noch Luft bekam und es schmerzte jedes Mal mehr, wenn sie einatmete. Hilflos versuchte sie sich an ihre Mutter zu erinnern, um sich etwas zu trösten. Doch es war eine schwache Erinnerung. Eine, die immer mehr verblasste. Denn ihre Mutter war tot. Das wusste sie aber schon lange. Einer der Männer, der sie festgehalten hatte, zeigte ihr die Todesanzeige in der Zeitung. Damals war erneut eine Welt für sie zusammen gebrochen. Es gab viel Unausgesprochenes zwischen ihnen und das würde auch für immer so bleiben. Der Gedanke daran war so schwer, dass Sakura ihn erneut verdrängte.

Die einzige Person, der sie jetzt noch vertrauen konnte und wollte, war Tsunade. Doch dann war da Kakashi, dem scheinbar wirklich etwas daran lag, ihr zu helfen. Nicht weil er es musste, sondern weil er es wollte. Aber es war so verdammt schwer über das Geschehene zu reden, geschweige denn daran zu denken.

Sakura kniff die Augen zusammen und überlegte angestrengt, wie sie die Zeit allein überbrücken konnte. Nicht nur, dass sie allein war, einsam fühlte sie sich ebenso. Nichts und niemand konnte sie von dem ablenken, das sie so dringend vergessen wollte. So führte ihr Gehirn sie gedanklich ohne Umwege zurück zu ihren Peinigern.
 

Entschlossen sprang sie aus dem Bett, weil sie es hier einfach nicht länger aushielt. Schnell zog sie sich eine Jacke über, denn es war windig und kühl draußen. Noch schnell in die Schuhe schlüpfen und schon schloss sie hinter sich die Tür.

Jetzt hielt sie inne. Sakuras Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, ihr Körper zitterte leicht, jedoch nicht ausschließlich vor Kälte. Mit ihrer Hand griff sie in Brusthöhe in die Jacke, als könnte ihr das helfen mutiger zu sein. Ein Windstoß blies die Blätter vor ihr vom Boden und trug sie mit sich in die schwarze Nacht.

Endlich, nach ein paar Minuten, hatte Sakura die Kraft den ersten Schritt zu machen, auch wenn sie nicht so recht wusste wohin sie gehen sollte. Wild wechselte ihr Blick von rechts nach links, vom Rascheln eines Busches zum Knacken eines Astes.

„Ganz ruhig Sakura, das war bestimmt nur eine Katze!“, beruhigte sie sich selbst und sie behielt recht. Kreischend schoss die getigerte Katze aus dem Busch, direkt vor Sakuras Beinen, die einem Herzinfarkt nur knapp entkam. Als sie wieder zu Atem gekommen war, ging sie weiter. Ein paar Straßen weiter blieb Sakura zwischen zwei Laternen stehen und blickte hinauf in den Sternenhimmel. Gedankenverloren versuchte sie sich das schöne Bild einzuprägen und währenddessen an Nichts zu denken.
 

Von Weitem schon konnte Kakashi erkennen, wer diese schöne Frau in einer solch finsteren Nacht war, wie sie im dämmrigen Licht zweier Laternen zur Schau gestellt wurde. Die Traurigkeit, die von ihr ausging, war erdrückend. Als würde sie laut und verzweifelt um Hilfe schreien, ohne, dass auch nur ein Ton zu hören war. Dass sie sich nachts alleine nach draußen wagte, wo sie doch solche Ängste quälten, zeigte ihm, wie verzweifelt sie sein musste. Wahrscheinlich bekam sie kein Auge zu. Aus keinem anderen Grund war er spazieren gegangen.

Auch wenn er Sakura erst wenige Stunden kannte, hatte er bereits viel über sie erfahren. Ständig versuchte sie stark zu sein und unerschüttert. Und trotzdem war sie nicht stark genug gewesen, um sich gegen das zu wehren, was ihr jahrelang angetan wurde.

Er konnte sich nicht vorstellen wie es sich anfühlen musste, über die gesamte Zeitspanne von Jahren hilflos gefangen zu sein. Täglich diese Schmerzen zu erleiden. Die ganze Zeit über in Gegenwart von ihren Entführern und doch so allein zu sein. Kakashis Körper brannte innerlich vor Zorn, wenn er daran dachte. Er empfand so großes Mitgefühl für sie.

Dann beobachtete Kakashi, wie Sakura sich wieder regte, ihn aber nicht bemerkte und ihren Weg fortsetzte.

Um ein wachsames Auge auf sie zu haben, beschloss er ihr zu folgen. Dies war jetzt seine Aufgabe, auch wenn er sie nicht aus Pflichtgefühl erfüllte, sondern wegen dem, was sein Herz ihm sagte.

Und so folgte er ihr, lässigen Schrittes, im Schatten der Nacht, bis sie sich an jenem Ort wieder fanden, wo Sakura einige Stunden zuvor den Sonnenuntergang bewundert hatte.

Dort blieb sie stehen und starrte in die Nacht hinein. Es schien ihr eine Menge Trost zu spenden. Kakashi versprach sich, dass eines Tages er dieser Jemand sein wollte, der ihr Trost spendete.
 

Guten Willens ging Kakashi auf Sakura zu, blieb aber ein paar Meter vor ihr stehen, weil er sich nicht sicher war, wie er sie ansprechen sollte. Aber das erübrigte sich auch, als diese sich erschrocken umdrehte und Kakashi zitternd mit einem Kunai bedrohte, den sie mit beiden Händen fest umschloss.

Beschwichtigend hob Kakashi beide Hände. „Ich bin es nur.“ Es entging ihm nicht wie Sakura von Panik erklommen wurde, ehe sie ihren neuen Sensei endlich erkannte. Diese enorme Angst loszuwerden, dauerte sicher noch einige Zeit, dachte er sich.

Sakuras Körper entspannte sich wieder etwas und die beiden schwiegen sich an. Der Hatake musterte den Kunai, den sie noch immer vor sich hielt und er fragte sich, wo sie ihn wohl her hatte.

„Tsunade hat mir den gegeben...“, meinte sie dann leise und ließ ihn dann traurig ins Gras fallen, da sie ja doch nichts damit anfangen konnte.

„...zu meinem Schutz....“, fügte sie noch leiser, mit abwertendem Unterton hinzu.

Den Knien nachgebend, sank Sakura auf diesen zu Boden und verweilte so, den Blick unter Tränen auf den Kunai gerichtet.

Jetzt kam Kakashi näher, stützte sich auf sein rechtes Knie neben sie und hob den Kunai auf. Dann nahm er Sakuras Hände und umschloss damit den Kunai, während er mit seinen Händen auf ihren blieb. Hoffnungsvoll nahm er ihren Blick auf, der sie sehr zu berühren schien, denn ihre Augen weiteten sich ein wenig.

„Ich werde dich lehren, damit umzugehen.“

Er hatte so recht! Das Beste was sie jetzt tun konnte, um gegen diese Angst anzukämpfen war es, selbst stärker zu werden und hart daran zu arbeiten. Wieder ein wenig heiterer nickte Sakura ihm zu und seine Hände lösten sich von ihren.

„Morgen stelle ich dich deinem neuen Team vor. Die beiden sind zwei lustige Gesellen“, versuchte er die Stimmung zu heben. Tsunades Vorschlag kam ihm nun doch nicht so verfrüht vor, denn was würde ihr mehr Kraft schenken können, als neue Freundschaften? Sakura sah ihn überrascht an und wurde sogleich neugierig auf die beiden. Aber Kakashi unterbrach ihre Gedanken, indem er ihr auf half. „Na komm. Es ist spät und kalt.“, merkte er an, bevor er sie zurück in ihr Zimmer begleitete.

„Was machst du überhaupt noch so spät hier draußen?“

Sakura schüttelte den Kopf. „Ich konnte nicht schlafen.“

Auch wenn Kakashi wusste, dass mehr dahinter steckte, wollte er sie nicht drängen. Es brauchte Zeit und das wusste er, viel Zeit um Sakura vor der Dunkelheit retten zu können. „Das nächste Mal, wenn du nicht schlafen kannst, dann komm zu mir. Völlig egal wie spät es ist. Denn ich kenne das, wenn man nicht schlafen kann.“ Obwohl diese Worte so ernst klangen, lächelte er, auch wenn Sakura es nur in seinen Augen erkannte. Seine sanfte, tiefe Stimme klang sehr beruhigend und die Haruno nickte nur. Aber ob sie es dann wirklich tun würde, wusste sie nicht. Dennoch fühlte sie eine gewisse Verbundenheit mit diesem Mann. Auch er hatte wohl das eine oder andere durchstehen müssen, das war eindeutig seiner Stimmlage zu entnehmen.

Das erste Treffen

Das Team wollte sich am frühen Morgen treffen, auch wenn Sakura noch sehr erschöpft war. Sie riss sich zusammen und schien sich sogar ein bisschen zu freuen, als Kakashi sie aus dem Krankenzimmer abholte. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus, ohne besonders viele Worte zu wechseln. Sakura tauschte nur ein paar verschüchterte Blicke mit ihrem Sensei aus.

„Wir sind gleich da“, kündigte Kakashi an und zur gleichen Zeit wurde Sakura etwas langsamer. Verwundert drehte er sich zu ihr, aber dann wurde es ihm klar. Kakashi dachte, dass sie bestimmt große Angst hatte neue Leute kennen zu lernen.

„Du musst dich wirklich nicht fürchten. Wenn man die Jungs erst einmal näher kennt, weiß man sie zu schätzen“, ermutigte der Hatake sie und es zeigte sofort Wirkung. Wenn er das sagte, dann musste es auch so sein!

„Okay“, flüsterte sie und suchte all ihren Mut zusammen, ehe sie wieder zu laufen begann.
 

Keine Minute später konnte Sakura einen orangenen Jungen von Weitem erkennen, der wie wild winkte. Doch ihre Augen spielten ihr einen Streich. Er war nicht orange, nur orange angezogen, mit blondem Haar. Etwas entfernt neben ihm, stand ein cool aussehender Typ, der wie Kakashi lässig da stand, mit den Händen in den Hosentaschen.

Das Herz der Haruno fing an schneller zu pochen und ihr wurde leicht übel. Wie immer vermied sie vorerst den Blickkontakt, eine alte Angewohnheit und trat ihnen deshalb mit gesenktem Blick entgegen. Außerdem stand sie ein wenig hinter Kakashi, da er ihr irgendwie Schutz bot. Dieser bemerkte, wie er langsam Vertrauen zu ihr aufbauen konnte. So musste es zumindest sein, so wie sie sich hinter ihm versteckte. Dennoch war ihr die Nervosität anzumerken und er spürte, wie der Drang in ihren Beinen, einfach loszurennen, stieg. Um zu verhindern, dass sie flüchtete, legte er nun einen Arm um ihre Schultern und schob sie ein wenig nach vorn. „Sakura, das ist Naruto Uzumaki.“ Er zeigte auf ihn. Naruto legte die Arme hinter den Kopf und lächelte noch breiter, als dachte er, dass es sie beeindrucken würde. „Hey, ich bin Naruto“, wiederholte er stolz und trat näher an sie heran.

„Und das ist Sasuke Uchiha.“ Sasuke sah der Neuen kurz in die Augen, ehe er wieder ins Leere starrte. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, dass er neugierig war. Kakashi hatte nicht viel über sie erzählt. Nur, dass sie viel durchgemacht hatte, was die langsam heilenden, blauen Flecken in ihrem Gesicht deutlich bewiesen.

Eine Sekunde später rückte Naruto noch näher an sie heran und betrachtete ihr hübsches Gesicht. Sakuras Wangen erröteten sich und ihr Körper richtete sich ein wenig nach hinten aus, als er ihr so nahe kam.

Kakashi verfolgte alles genau, doch ihn befiel das Gefühl, Naruto bald ermahnen zu müssen. „Naruto...“, ließ er mit strengem Ton verlauten, aber dieser unterbrach seinen Sensei einfach.

„Wie wäre es mit einem Date?“, platzte es aus ihm heraus.

„Oh man...“, entwich es Sasuke und er verdrehte nur die Augen.

Sakura wusste nicht was sie sagen sollte. Etwas schockiert schwieg sie ihren Kamerad weiterhin an. Ein Date? Naruto kannte sie doch überhaupt nicht, was bedeuten musste, dass er sie hübsch fand. Dies wiederum bedeutete, dass es am Ende auf nur eine Sache hinaus lief, schlussfolgerte sie. Angst keimte in ihr auf.

Kakashi schüttelte derweil nur den Kopf. Diese Frage hätte er Naruto nicht zugetraut, aber bisher hatte der Uzumaki sich auch noch nie für ein Mädchen interessiert. Als Kakashi gerade einschreiten wollte, stockte er, sobald er Sakuras Blick sah.

„Nicht im Traum!“ brüllte sie Naruto übertrieben an und schlug ihn kraftvoll gegen den Kopf. Dieser blieb, noch immer breit grinsend und mit einer Beule am Kopf, auf dem Boden liegen und überlegte, wie er sie doch noch überzeugen könnte.

So langsam konnte Sakura sich wieder beruhigen. Immer wenn sie Angst bekam, reagierte sie mit Gewalt darauf. Meistens jedenfalls. Vielleicht auch nur, wenn es Naruto betraf, das hatte sie noch nicht entschieden.

Sasuke beäugte Narutos Beule und war froh darüber, nicht in dessen Haut zu stecken. Dieses Mädchen war ziemlich verrückt, aber auch irgendwie interessant, überlegte der Uchiha. Immerhin konnte sie Naruto in die Schranken weisen und das konnten wahrlich nicht viele von sich behaupten.

„Was sollte auch die Frage du Dummkopf?“, erniedrigte Sasuke ihn, als wäre es völlig absurd, dass Sakura mit Naruto ausgehen würde.

„Was soll das denn heißen?“, schrie Naruto empört vom Boden aus. Sakura beobachtete die beiden Jungs und war ein wenig fasziniert darüber, wie sie sich zankten. Dann wendete sie sich zu Kakashi, als sie dessen Hand auf ihrer Schulter spürte.

„Du hast die richtigen Voraussetzungen, um ein guter Ninja zu werden“, grinste Kakashi zu Sakura und unterbrach damit Naruto und Sasuke.

Mit großen Augen blickte Sakura ihren Sensei an. „Tut mir leid, ich wollte nicht...“, aber da stand Naruto auch schon wieder. Der war ja hart im Nehmen! War er denn nicht wütend auf sie? Würde er denn nicht zurückschlagen? Anscheinend war Naruto aber nicht nachtragend. Er lachte nur über Kakashis Worte.

Tja, da hatte Kakashi ihr ja nicht zu viel versprochen. Diese zwei waren wirklich einzigartig lustig.
 

„Und jetzt los, lasst uns was essen gehen.“

Kakashi winkte die Drei zu sich und ging schon mal voraus. Sakura sputete sich, um neben ihn zu gelangen. „Wohin gehen wir?“ Die Haruno blickte ihn mit großen Augen an. Noch immer war sie ziemlich aufgeregt. Es war der erste Tag, den sie nicht allein im Bett, vor sich her grübelnd verbrachte.

„Lass dich überraschen.“ Seine Stimme klang geheimnisvoll, dabei ging es doch nur ums essen. Sakura nahm es mit Humor und schmunzelte daraufhin.

„Ramen! Ich hoffe wir gehen Ramen essen!“, schrie Naruto von hinten und drängte sich zwischen Sakura und Kakashi. Der Blonde blickte den größeren fordernd an, so als bliebe ihnen keine andere Wahl.

Dann nickte Kakashi, denn ihm war schon lange klar, dass nur Ramen auf der Speisekarte stand, sobald Naruto dabei war.

„Super! Ich hab Kohldampf!“

In allem was Naruto von sich gab, lag Enthusiasmus. Er redete immer mit voller Begeisterung. Sakura drehte sich kurz um. Sasuke lief mit emotionslosem Blick hinterher. Der ließ sich wohl nicht so leicht begeistern. Die beiden waren das komplette Gegenteil voneinander. Kurz trafen sich die Blicke der beiden und Sakura drehte sich errötet zurück nach vorn.
 

„Das...ist echt beeindruckend!“ Das Essen blieb Sakura fast im Hals stecken, als sie Naruto beobachtete, der gegenüber von ihr saß. Der schlang alles in sich hinein, hatte schon die zweite Schüssel angefangen. „Yeah, sie ist beeindruckt!“, dachte Naruto glücklich. Dabei hatte sie es nicht so gemeint, wie es klang.

Kakashi hörte Sakuras leise Bemerkung und warf erst einen Blick zu Naruto und dann neben sich zu Sakura. „Tut mir leid, das ist echt unhöflich, so wie der rein spachtelt.“ Er kratzte sich verlegen am Kopf, aber Sakura winkte nur ab. „Ach was.“, lachte sie munter.

Sie war nur froh darüber, dass sie einen tollen Tag mit ihrem neuen Team verbringen durfte und nichts schief lief.

Sasuke versetzte seinem Nebensitzer Naruto einen kleinen Stoß mit dem Ellbogen. Er kannte ja Narutos Essgewohnheiten, aber dass er selbst vor Sakura so reinhaute, war einfach nicht zu fassen. Naruto begann heftig zu husten. Man sollte ihm nicht beim Essen unterbrechen! Er schenkte Sasuke einen wütenden Blick, als er wieder zu Atem gekommen war.

„Du wirst noch fett.“, bemerkte Sasuke ruhig und verzog keine Miene dabei. Es war sein voller Ernst.

„Und du bist fett!“, erwiderte Naruto nicht gerade kreativ.

An Sasukes Schläfe entstand eine Mimik, die darauf hin deutete, dass es ihn wütend machte. Seine Augen waren geschlossen. Währenddessen saßen Kakashi und Sakura nur sprachlos da und beobachteten das ganze.

Naruto meinte die Diskussion gewonnen zu haben und wandte sich wieder seiner Suppe zu. Ohne Vorwarnung packte der Uchiha ihn am Hinterkopf und drückte dessen Gesicht in die Nudelsuppe. Sakura und Kakashi mussten laut lachen und Sasuke war es auf einmal peinlich, dass er so die Beherrschung verloren hatte. Beleidigt verschränkte er die Arme und blickte zur Seite. Von Naruto war nur ein Blubbern aus der Suppenschüssel zu hören.
 

Augenblicklich stockte Kakashi wieder und plötzlich sah er ziemlich ernst aus. Unauffällig blickte er auf die andere Seite der Straße. Dort versteckte sich ein Typ in einer Gasse hinter einer Ecke. Nur seine Silhouette war zu erkennen, aber seine Aufmerksamkeit galt definitiv ihnen.

Kakashis Gedanken waren ruhig und konzentriert. Seine Schüler bemerkten überhaupt nicht, was los war. Drauf und dran aufzustehen, wurde Kakashis Blickfeld von einem Heuwagen unterbrochen und dann war der Unbekannte verschwunden.

In diesem Moment bemerkte Sasuke das Verhalten seines Senseis und er folgte dessen Blick auf die andere Straßenseite. Doch da war niemand, weshalb er Kakashi nur schweigend musterte.

Männer und Frauen, getrennt!

Die Haruno biss die Zähne zusammen. Das Training dem sie heute zusehen durfte, war ganz schön hart. Da sie noch keine Erfahrung im Kämpfen hatte, wurde sie angewiesen den Kampf genau zu beobachten. Kakashi beschäftigte die beiden Jungs gerade mit ein paar Doppelgängern und las währenddessen ein Buch. Sakura kniff die Augen zusammen, aber sie konnte den Titel des Buches nicht erkennen. Und überhaupt, wer las denn während eines Kampfes? Es war merkwürdig, aber auch lustig gleichermaßen.

Dann versuchte Sakura sich wieder auf den eigentlichen Kampf zu konzentrieren. Das sollte sie ebenfalls lernen? Es schien ihr unmöglich, sich jemals wie ein Ninja bewegen zu können, geschweige denn irgendwelche Jutsus anzuwenden. Dennoch wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben. Dass sie das Kämpfen nicht von heute auf morgen lernen würde, war ja klar. Aber müsste sie nicht Jahre trainieren, um sich so bewegen zu können?

Nach einer Stunde wurde das Training beendet. Niemand war so erschöpft, dass er nicht hätte gehen können. Aber man sah ihnen trotzdem an, dass es viel Kraft gekostet hatte. Außer Kakashi, dieser hatte nur viel Chakra mit seinen Doppelgängern verbraucht. Dieser lief direkt in Sakuras Richtung, während er sein Buch wieder weg steckte. Naruto und Sasuke folgten ihm etwas aus der Puste.

„Sie brauchen wohl kein Training mehr.“ Sakura grinste Kakashi an. Dieser musterte sie lächelnd und nickte. Schon an ihrem Blick konnte der er erkennen, dass sie dem Ganzen über noch ziemlich skeptisch war. „Keine Sorge, das lernst du schon“, entgegnete er ihr.

Konnte er denn immer ihre Gedanken lesen?

Dann lächelte sie gezwungen. „Ja!“, kam es von ihr, aber die Unsicherheit war ihr noch immer anzusehen. Kakashi beließ es dabei, denn irgendwann könnte er sie schon umstimmen.

„Und was jetzt?“, überlegte Sakura laut. Mit dem Tag wusste sie kaum etwas anzufangen. Viel zu lange war sie vom Alltag abgeschnitten gewesen. Was unternahm man denn, wenn man nichts zu tun hatte? Sie konnte es schlicht nicht sagen.

„Wir gehen wohl erst einmal ins Badehaus. Du kannst gerne mitkommen.“ Kakashi wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wie er das tat, wirkte er sehr männlich und sah immer noch verdammt gut dabei aus. Sakura sog die Luft ein und schluckte schwer. Ins Badehaus?

„Keine Sorge, natürlich gibt es getrennte Badebereiche.“

Damit war Sakuras offensichtliche Frage geklärt und sie konnte endlich wieder ausatmen. Obwohl sie das eigentlich gewusst hatte, bereitete ihr der Gedanke, nur von einer dünnen Holzwand von den männlichen Badegästen getrennt zu sein, Sorgen.

Nachdenklich folgte Sakura den anderen, wirkte jedoch zunehmend bedrückt. Noch immer waren ein paar Prellungen nicht verheilt und dann die vielen Narben. Was würden die anderen Frauen wohl über sie denken?

Kakashi blickte kurz hinter sich und als er Sakura sah, fragte er sich, worüber sie wohl so grübelte.
 

Es war einfach nur wohltuend als Sakura sich in das heiße Wasser sinken ließ. Die Haare hatte sie nach oben zusammen gebunden. Selbst die Prellungen ihrer Rippen und anderer Stellen prickelten angenehm auf. Die Wärme tat einfach nur gut. Dabei versuchte Sakura die Blicke der anderen Frauen zu ignorieren. Bestimmt hielten die sie für schwach. Aus manchen Augen konnte sie Mitleid erkennen.

Sakura schnaubte und schloss die Augen, um die anderen auszublenden. Unweigerlich musste sie an ihre neuen Freunde denken, die gerade auf der anderen Seite der Holzwand badeten. Ob Kakashi das Tuch abgenommen hatte? Was versteckte er nur darunter? Diese Fragen ließ Sakura einfach nicht mehr los, und so stieg sie Minuten später widerwillig aus dem Becken und tapste zum Zaun. Not gedrungen umschlang sie ihren Körper mit einem Handtuch und tat so, als würde sie nur die kühle Luft genießen.

Nun suchte sie unauffällig nach einem kleinen Loch.

„Aha“, sagte sie froh, als sie kaum später eines fand und kniete sich auf den Boden. Prüfend blickte sie sich noch einmal um, dass sie auch niemand gesehen hatte. Dann näherte sie sich langsam dem Spickloch, als ihr plötzlich etwas Seltsames auffiel.

Auf der anderen Seite des Zaunes erblickte sie nicht etwa den Badebereich der Männer, sondern ein großes Auge, das sie direkt anstarrte. Jemand hatte dieselbe Idee, wie sie gehabt, wenn auch aus anderen Gründen. Sofort bereute sie es, überhaupt nur daran gedacht zu haben.

Da spürte Sakura die Vertrautheit, als sie das Auge weiter anstarrte. Sich aus der Schockstarre lösend, erschrak sie beinah zu Tode und fing an zu kreischen. „Narutooooooo!!!!!“, schrie sie laut auf und machte auch die anderen Frauen auf ihn aufmerksam. Alle begannen sie wie in einer Kettenreaktion nacheinander zu kreischen und sich zu bedecken. Naruto schreckte dabei so zusammen, dass er gegen den Zaun fiel und ihn zum Wanken brachte. Eine böse Vorahnung habend, beobachtete Sakura die Holzwand, welche auch Sekunden später auf Narutos Seite fiel. Dieser sprang gekonnt hoch, um nicht unter dem Holz begraben zu werden und landete wieder darauf. Ein Glück, dass sein Handtuch dabei nicht davon flatterte.

Er ließ sich nicht daran hindern, weiterhin in den Badebereich der Frauen zu glotzen. Gleichzeitig überlegte er scharf, wo hier Informationen zu sammeln waren. Jiraiya würde es bestimmt wissen, aber leider war er nicht hier, um Naruto dabei zu helfen.

Sakura wurde ganz rot im Gesicht und versuchte sich hilflos in ihrem Handtuch zu verstecken. Dabei vergaß sie sogar fast, den direkt vor ihr stehenden Naruto, der in der Pose vom suchenden Wilhelm Tell in ihre Richtung starrte. Wenn sie jetzt aufstehen und wegrennen würde, könnte bestimmt jeder ihren Hintern sehen!

Oder noch schlimmer, ihr würde das Handtuch herunter fallen! Bei ihrer Schusseligkeit, wäre das mit Sicherheit das, was passieren würde.
 

Als Sasuke und Kakashi den Krach und ihren Schrei hörten, den man nicht überhören konnte, sahen sie hinter sich. Sasuke gab nur ein „Ts, dieser Trottel“ von sich und blieb lässig im Becken sitzen. Da er kein Spanner war, schenkte er der anderen Seite keinerlei Aufmerksamkeit. Da er aber auch faul war, überließ er es Kakashi, die Sache zu regeln. Er selbst würde sich jetzt nicht dort hin begeben und Naruto zu Brei hauen, auch wenn es ihm durchaus berechtigt vor kam. Diese Neue würde das wahrscheinlich schon übernehmen, da war Sasuke sicher.

Kakashi aber, der in seinem Team für Ordnung und Frieden sorgen musste, erhob sich seufzend aus dem Wasser. Er verzog sogar ein wenig wütend das Gesicht, welches natürlich, wer hätte das gedacht, noch immer vermummt war. Sakura kauerte noch immer auf dem Boden und zupfte ihr Handtuch zurecht. Dieses war allerdings so klein, dass sie es immer wieder an den falschen Ecken zurück zog. Als sie Kakashi dann auf sie zu laufen sah, wäre sie am liebsten ohnmächtig geworden!

Mit gruseliger Ausstrahlung stellte sich der leicht errötete Kakashi, schon längst mit einem Handtuch bedeckt, neben Naruto und wartete kurz ab. Durchdringend starrte er Naruto von der Seite an. Sakura räusperte sich und blickte schüchtern zu Kakashi hoch. Auf einmal trocknete ihre Kehle vollkommen aus. Der Anblick so vieler muskulöser Männer war einerseits beeindruckend anzusehen, andererseits aber auch echt furchteinflößend.

Dem Uzumaki lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ihm die finstere Aura neben ihm bewusst wurde. Er stand zwar noch immer so da, als würde er durch das Loch schauen, aber er spürte deutlich, wie sich die Atmosphäre in einen Horrorfilm verwandelte. Wie eine Maschine drehte Naruto seinen Kopf nach rechts, wo er Kakashis Beine begutachten konnte. „Das sieht schlecht für mich aus“, erkannte er niedergeschlagen.

Keinen Moment später hatte Kakashi sein Ohr fest im Griff und zog ihn hinter sich her. „Glaubst du etwa immer noch, dass dort Informationen zu finden sind?!“, war noch von Kakashi aus der Entfernung zu hören. Naruto beschwerte sich quängelnd und versuchte loszukommen. Keine Chance.

Sakura hatte alles verdutzt beobachtet und auch leider fest gestellt, dass ihr Sensei das Tuch wohl niemals abnehmen würde.
 

Naruto wurde gerade von Kakashi heftig belehrt, was Anstand an ging. Es war jedenfalls deutlich aus den Umkleiden zu hören. Sasuke blickte doch noch einmal zu Sakura, welche wie erstarrt wirkte und keine Anstalten machte, zu flüchten. Also seufzte er leise, ehe er aufstand und sich ein Handtuch umlegte. Dann stieg er ebenfalls aus dem Becken, nahm sich ein frisches Handtuch vom Stapel und ging damit zu Sakura.

„Das hier ist größer“, meinte er monoton. Nicht freundlich, aber auch nicht unfreundlich.

Sakura nahm es dankend entgegen und legte es um ihren Körper.

Ohne es zu wollen, bemerkte Sasuke wie übel ihr Körper zugerichtet war. Er wollte nicht starren, aber es ließ ihn nun mal nicht kalt. Kurz darauf sah er ihr in die Augen, als wolle er sagen, dass es ihm leid täte, was alles mit ihr passiert war. Sakura erwiderte seinen Blick schüchtern, als auch schon Kakashi wieder aus der Umkleidekabine kam. Ohne Naruto.

Wie in Zeitlupe war es, als Sakura beobachtete, wie er hergelaufen kam. Wie sich seine Muskeln beim Gehen anspannten. Sein Oberkörper war wirklich stramm und durchtrainiert. Der von Sasuke ebenfalls, fiel ihr auf und wahrscheinlich war sie schon wieder knallrot.

„Alles klar?“, fragte Kakashi sie dann und bot ihr seine Hand an.

Beeindruckt von den männlichen, von Muskeln durchzogenen Körpern, fehlten Sakura jedoch die Worte. Nur peinliches Gestotter verließ ihre Lippen. „Eh...Ehm...Ja...“ Nur zögerlich ergriff sie seine Hand und ließ sich aufhelfen. Glücklicher Weise fiel ihr weder das Handtuch herunter, noch stolperte sie.

Kakashi bemerkte, dass Sakura die einzige Frau war, die noch nicht das Weite gesucht hatte. Das Zittern ihres Körpers konnte er nur durch ihre Hand spüren. Dann sah er kurz zum Zaun und schaute sich danach im männlichen Beckenbereich um. Die meisten Männer starrten Sakura an, wenn auch versucht unauffällig. Kakashi entging es aber nicht und es störte ihn zunehmend. Einer, der mit einem Handtuch bedeckt am Beckenrand stand, war sogar dabei, auf sie zuzugehen.

„Man ist die scharf!“, rief ein anderer und Sasuke suchte mit bösem Blick nach diesem.

Der Typ verhedderte sich in Sasukes Blick und wurde von diesem sofort eingeschüchtert. Entschlossenen Blickes stellte Kakashi sich dem anderen Mann in den Weg, welcher dann ein wenig enttäuscht wieder abzog.

Da bemerkte Kakashi in der hinteren Ecke einen schlafenden Kerl, den er durchaus kannte. Dass der immer pennen muss. Wenigstens einer mit Anstand, überlegte Kakashi.

Eilig ging er zu ihm rüber, beugte sich zu ihm hinunter und rüttelte ihn. „Yamato?“ Verschlafen öffnete dieser seine Augen und meinte einen Alptraum zu haben. „Was ist?“, fragte er mit mürrischem Blick, als er in Kakashis Gesicht sah. „Oh, du bist es.“

„Tut mir leid, dass ich dich wecken muss“, fing Kakashi an und zeigte auf den kaputten Zaun. „Könntest du das übernehmen?“ Er richtete sich wieder auf.

„Hm?“ Yamato verfolgte Kakashis Zeigefinger mit müdem Blick und entdeckte die umgefallene Holzwand. Dahinter erkannte er Sakura und da setzte er sich sofort hektisch auf, wobei er beinahe ausrutschte. „Sakura.“, dachte er laut und erweckte damit Kakashis Aufmerksamkeit. „Hast du sie denn noch nicht besucht, seit du sie im Wald gefunden hast?“

Yamato schüttelte geistesabwesend den Kopf, stand auf und legte sich gleichzeitig ein Handtuch um. Kakashi folgte seinem Freund nachdenklich in Richtung Sakura und Sasuke. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass Sakura und Yamato damals sehr gut befreundet waren. Vor ihrer Entführung. Es lag wohl daran, dass Yamato seither nie ein Wort darüber verloren hatte.

Als Yamato näher kam, bemerkte auch er, dass Sakura zitterte. Kalt war es hier im Bad nicht wirklich, so viel stand fest. Musste die Aufregung sein. Das war auch kein Wunder, ihr Körper war von Blutergüssen, Schnittwunden sowie schon älteren Narben übersät. Der Anblick verletzte ihn sehr.

Es war wohl der falsche Zeitpunkt sie zu fragen, wie es ihr, seit er sie gefunden hatte, ergangen war. Irgendwie hatte er sich nie getraut sie zu besuchen. Tsunade entschuldigte ihn immer damit, dass er zu viel Arbeit hatte. Wie dumm, dass sie ihn nun schlafend beim Baden erwischte.

Kurz lächelte er Sakura verlegen zu, welche ihn mit einem schüchternen Nicken begrüßte. Eigentlich wäre sie ihm gern um den Hals gefallen, aber dann wäre womöglich doch noch ihr Handtuch abhanden gekommen. Dennoch war die Freude groß, ihn zu sehen.

Einige Fingerzeichen wurden gemacht und ein neuer Zaun schoss aus dem Boden hervor. Yamato und die anderen verschwanden dahinter. Sakura war nun wieder auf der anderen Seite, ohne von gierigen Blicken verschlungen zu werden. Dankend legte Kakashi eine Hand auf Yamatos Schulter.

Aus der Umkleide konnte man Naruto stöhnen hören, aber alle ignorierten es. Nur Yamato tauschte kurz einen vielsagenden Blick mit Kakashi aus, bevor er verstand.

„Sag mal Kakashi... Wie geht es Sakura denn so?“

Kakashi konnte sehen wie ihn die Situation mit Sakura mitnahm. Er seufzte leise. Sasuke interessierte diese Frage aber ebenso, weshalb er geduldig und still daneben stand.

„Ich bin nicht sicher. Sie versteckt ihre Gefühle immer sehr gut. Aber ich denke, dass sie noch immer große Angst hat.“ Kakashi unterbrach kurz und sah kurz zu Sasuke.

Ein weiteres Paar Augen wäre vielleicht gar nicht schlecht. Also wollte er offen vor ihm sprechen.

„Ich mache mir Sorgen wegen etwas... Gestern habe ich einen Mann gesehen, wie er uns beobachtet hat. Ich bin nicht sicher, aber... könnte das was mit Sakura zu tun haben?“

Yamato weitete besorgt die Augen und hoffte sich verhört zu haben.

„Bist du sicher?“

Kakashi überlegte kurz, nickte dann aber entschlossen.

„Gut dann...Ich werde in nächster Zeit ein wenig nachforschen.“ Kakashis Worte waren wie Stiche tief in sein Herz. Vor kurzem erst hatte er Sakura retten können und nun könnte es sein, dass diese Leute zurück kamen, um sie sich wieder zu holen.

Wieder nickte Kakashi. „Wir sollten Sakura jedoch nichts darüber erzählen. Ihre Angst würde nur weiter wachsen und dann traut sie sich überhaupt nicht mehr aus dem Haus.“

Yamato stimmte zu. Sasuke nahm die Informationen schweigend auf und wurde dann von Kakashi gemustert.

„Das gilt auch für dich und vor allem Naruto darf es nicht erfahren! Der plappert es nur heraus.“

„Klar.“ Sasuke klang vielleicht nicht so, aber er verstand den Ernst der Lage und er war froh, helfen zu können.

Schwächen

Nach dem Vorfall im Badehaus, trafen sich alle draußen vor dem Eingang. Auch Naruto, der total zerbeult und deprimiert, mit ein wenig Abstand zu Kakashi stand und keinen Ton von sich gab. Eine Stille entstand, die keinem so recht gefiel. Etwas deprimierendes lag in der Luft.

„Ich kam vorhin nicht dazu, aber wie geht es dir eigentlich?“, fragte Yamato das Mädchen zögerlich. Sie war noch immer ziemlich aufgewühlt und fühlte sich etwas unwohl in der Gegenwart so vieler männlicher Personen, auch wenn von ihnen keine Gefahr ausging.

Ihr Blick schweifte durch die Runde. „Besser.“, antwortete sie knapp und verzog keine Miene. Keiner glaubte ihr das so recht weshalb sie sie schweigend ansahen. Nun fühlte sie sich gezwungen noch etwas zu sagen.

„Hier sind alle sehr nett.“, meinte sie dann noch leise, aber ehrlich und schenkte ihrem Sensei ein kurzes Lächeln, ehe sie wieder Yamato ansah. Kakashi lief ein wenig rot an, als er verstand, dass sie vor allem ihn damit meinte. Er lächelte zurück.

„Das freut mich. Du hast mir einen ziemlichen Schrecken eingejagt.“, gab Yamato zu und grübelte. Er erinnerte sich an den Moment als er Sakura im Wald entdeckt hatte. Wie sie wankend und blutend von Baum zu Baum gehumpelt war. Dabei hatte sie leise geschluchzt und geweint. In Panik war sie vor ihm zusammen gebrochen und hatte kaum noch geatmet. Das war jetzt fast zwei Wochen her. Der Schock, den er bei diesem Anblick empfunden hatte, war noch nicht ganz überwunden.

Yamato rieb sich kurz die Stirn, um von dieser Erinnerung, diesen schrecklichen Bildern weg zu kommen. Doch sein Kopf wollte nicht so wie er und rief ihm in Gedanken hervor, wie Sakura früher als Kind war.

Wenn ihre Mutter auf einer Mission war, hatte er immer auf die kleine Sakura aufgepasst und in der Zeit auch bei ihr gewohnt. Sie war so ein heiteres, aufgewecktes kleines Kind gewesen. Tausende Fragen hatte sie ihm immer gestellt und sogar sein Essen fand sie lecker. Nicht einmal er selbst mochte es.

Einmal wollte Sakura ein tolles, großes Baumhaus von ihm haben. Für ihn mit seinem Mokuton war es ein Spaziergang gewesen und das Baumhaus wurde ein wahres Meisterwerk. Damals war sie so glücklich gewesen und er ihr unbestrittener Held.

Als Sakura dann mit 16 Jahren entführt wurde... Es war einfach nicht mit Worten zu beschreiben und hinterließ eine große Lücke in Konoha.

Es war passiert während er wieder bei ihr wohnte, um ein Auge auf sie zu haben. Auch wenn sie dies kaum mehr nötig gehabt hatte. Sie waren nun mal auch gute Freunde gewesen, trotz des Altersunterschieds.

Noch immer lasteten schwere Schuldgefühle auf seinen Schultern. Nie hatte er sich diese Unachtsamkeit verziehen und Sakuras Mutter gab ihm ebenfalls die Schuld, zurecht, wie er fand. Auf wen sonst sollte sie auch wütend sein, wenn nicht auf ihn?

Damals zerbrach die Freundschaft mit ihrer Mutter und Sakura wurde seit dem nie wieder gesehen. Da ihr Vater schon lange tot war und nun auch Yamato in dem Haus nicht mehr willkommen gewesen war, blieb ihre Mutter allein zurück, mitsamt dem Schmerz. Diesen schaffte Sakuras Mutter es, jahrelang zu widerstehen, doch ihr Herz war gebrochen. Irgendwann hielt sie es wohl nicht mehr aus und sie nahm sich das Leben. Nun hatte Yamato nicht nur Sakura verloren, sondern auch noch deren Mutter im Stich gelassen. Es hat nie eine Versöhnung gegeben.
 

Nur Sakura bemerkte, wie Yamato glasige Augen bekam und legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. Überrascht von ihrer Geste, blickte er zu ihr hinunter und das sanfte Lächeln auf ihren Lippen nahm einen Teil der Schuld von seinen Schultern. Als fiele sie wie schwere Steine von ihm herab. Ein Moment der Stille verging.

Trotzdem könnte er sich das niemals verzeihen. Er hätte es verdammt nochmal merken müssen in dieser finsteren, verregneten Nacht!
 

„Tja, es wird langsam spät.“ Yamato sah verträumt in den dämmrigen Himmel. Noch immer konnte er kaum glauben, dass Sakura wieder hier war, sie hatte überlebt.

Es war kein Geheimnis in Konoha, dass es mehrere Selbstmorde gab, von entführten Mädchen, die keinen anderen Ausweg mehr wussten. Sakura hingegen war schon immer eine starke Natur gewesen und das rettete ihr womöglich das Leben. Nicht wenig oft musste er in den letzten Jahren den Gedanken verdrängen, dass sie vielleicht gar nicht mehr lebte. Yamato konnte den Blick kaum noch von ihr abwenden. Dass sie hier vor ihm stand, war einfach unglaublich, so als könnte sie verschwinden, sobald er sie aus den Augen verlor.

So verabschiedeten sich alle voneinander und machten sich auf den Heimweg.

Sasuke hob zum Abschied kurz die Hand, denn in seine Richtung musste außer ihm niemand. Yamato und Naruto teilten sich den Weg in die entgegengesetzte Richtung. Kakashi konnte nur noch sehen, wie Yamato seinen Horrorblick auf Naruto abfeuerte, wobei er schmunzeln musste.

„Also dann, gute Nacht.“ Sakura hob zum Abschied ebenfalls kurz ihre Hand und wollte sich gerade auf den Weg machen. „Warte. Ich begleite dich.“, rief Kakashi und kam neben sie. Sakura musterte ihn kurz verwundert, war aber dankbar dafür. Als würde er spüren, dass sie nicht allein sein wollte, was sie aber nie aussprechen würde.

„Yamato hat ziemliche Schuldgefühle“, fiel ihm auf und als Antwort bekam er nur ein Nicken von Sakura. „Ich gebe ihm keine Schuld.“ Ihre Stimme klang traurig, denn auch wenn sie Yamato das sagen würde, so bliebe er insgeheim sicher von seiner Schuld überzeugt. Kakashi blickte Sakura schweigend entgegen, während er ihren Worten lauschte. Es war kühl und der Wind fegte ein paar Blätter durch die Straße. Die nächsten Meter schwiegen sie, bis Sakura wieder an Yamatos trauriges Gesicht denken musste.

„Wir waren gut befreundet. Obwohl er quasi mein Babysitter war, hatten wir eine Menge Spaß.“ Es waren schöne Erinnerungen an damals. Yamato war immer wie ein großer Bruder für sie gewesen, mit dem sie herumalbern konnte. Kakashi schmunzelte. Das hätte er nie von Yamato gedacht, dass er so gut mit Kindern konnte. Yamato war zwar ein wenig älter als er, aber diese Seite hatte er nie an ihm gesehen.

„Er hat nie viel darüber erzählt. Ich schätze es war zu schmerzhaft.“, dachte Kakashi laut nach und Sakura konnte es ihm nicht verübeln.

Entspannt verschränkte Sakura die Arme hinter dem Rücken und betrachtete den Weg vor ihren Füßen. Auch Kakashi schob seine Hände in die Hosentaschen und dachte noch ein wenig über Yamato nach. Die nachdenkliche Stille war keineswegs unangenehm. Doch dann wurde Sakura plötzlich langsamer. Ein seltsames Gefühl überkam ihren Körper. Als würden tausende von Ameisen durch ihre Blutbahnen wuseln und dabei noch zubeißen.

War das Schüttelfrost? Ein wenig schwindlig wurde ihr und deshalb blieb sie lieber stehen.

„Was ist?“, fragte Kakashi verwundert, als er bemerkte, dass etwas nicht stimmte.

Sakura griff sich in die Haare und kniff die Augen fest zu. Bilder brannten sich in ihre Gedanken. Sie spürte die Gegenwart von ihren Entführern deutlich! Aber das konnte doch nicht sein. Dort war sie nicht mehr! Jetzt war sie in Konoha, in Sicherheit! Oder war das alles etwa nur Einbildung gewesen?

Mittlerweile fasste sie sich mit beiden Händen an den Kopf und atmete schwer. Ihr Körper krümmte sich wie unter Schmerzen.

„Sakura!“, wurde Kakashi nun lauter und sein Herz fing an zu rasen. Er kam näher und umfasste ihren linken Arm, wollte ihr zeigen, dass sie nicht allein war.

Total erschrocken zuckte Sakura zusammen und wich vor ihm zurück ohne ihn anzusehen. „Aufhören!“, schrie Sakura und fiel auf die Knie, schien damit aber nicht Kakashi zu meinen. Hielt sie ihn für jemand anderes?

Er fühlte sich so unglaublich hilflos. Bis eben noch schien es ihr gut zu gehen, oder hatte sie ihnen vielleicht nur etwas vorgemacht? Sakura sah aus als würden die alten Erinnerungen sie gerade von innen heraus zerreißen. Tränen flossen ihre Wange hinunter.

Da Sakura ihn aber nicht an sich heran ließ, konnte er nur zusehen, wie sie völlig außer Atem vor ihm zusammen brach.

Erst, als sie das Bewusstsein verlor, eilte er zu ihr, um sie auf seine Arme zu nehmen und mit ihr sofort zu Tsunade zu rennen. Vermutlich befand diese sich noch im Krankenhaus.

Sein Puls raste noch immer. Es fühlte sich an, als würde sein Herz von innen verbrennen. Angst, sie nicht retten zu können stieg in ihm auf und verbreitete sich wie ein Virus.

Wie Stunden kam es ihm vor, als er endlich im Krankenhaus ankam. Dort traf er auch direkt auf die Blonde Sturheit. Mit wedelnden Armen rannte sie Kakashi entgegen. „Sie ist einfach... vor meinen Augen...“, fing er an, wusste aber kein Ende.

Tsunade beachtete ihn gar nicht. „Oh Gott Sakura, was ist denn nur passiert?“, wimmerte sie unter Tränen.

Schockiert untersuchte sie ihre Nichte notdürftig, mit hektischen Bewegungen. Kakashi wurde zur Seite gedrängt und zurückgelassen. Sein Blick wich nicht mehr von der Stelle.

Er rief sich in Gedanken hervor, wie er Sakura kennen gelernt hatte. Die Zeit mit ihr und Team 7, auch wenn es nur ein paar Tage gewesen waren, war unersetzlich. Das Team war mit ihr einfach vollständig. Und jetzt befürchtete er stark, sie zu verlieren.

Besserung

„Wie geht es ihr?“, waren Kakashis erste Worte, als er Sakuras Krankenzimmer betrat. Tsunade saß müde auf einem Stuhl neben dem Bett und wirkte sichtlich niedergeschlagen. Offensichtlich war sie die ganze Nacht wach geblieben. Auch er hätte kaum ein Auge zu bekommen und hatte deshalb vor dem Zimmer gewartet.

So konnte er zumindest für den Fall der Fälle zur Stelle sein, falls Tsunade eine Pause gebraucht hätte. Aber nicht einmal war diese aus dem Zimmer gekommen.

„Das wird schon wieder. Der Stress, die vielen neuen Eindrücke und auch alte Erinnerungen. Sie war eine Zeitbombe und ist einfach nur fix und fertig.“ Behutsam strich Tsunade über die Handfläche ihrer Nichte. „Ist denn irgendetwas vorgefallen?“ Die Blonde blickte Kakashi mit prüfenden Augen an. Sie war seltsam ruhig und doch erkannte er den Kummer, der sie plagte.

Kakashi versuchte die richtigen Worte zu finden, musste aber noch einmal schlucken, ehe er begann. „Naja. Im Badehaus gab es einen kleinen Zwischenfall. Die Holzwand zwischen den Badebereichen ist irgendwie abhanden gekommen.“ Kurz hielt er inne und sah nochmal Sakura an, während Tsunade ein wenig misstrauisch eine Augenbraue hob.

Das Naruto an dem Dilemma Schuld war ließ er lieber aus. Schließlich hatte Kakashi ihn kurz danach schon genug bestraft. Dann setzte er fort.

„Du weißt ja wie Männer sein können, aber ich habe mich sofort darum gekümmert!“ Den Nebensatz betonte er nochmal ausdrücklich, während er beschwichtigend die Hände hob, denn er konnte an Tsunades Schläfe die Ader deutlich erkennen, welche immer vortrat, wenn sie nicht nur wütend wurde, sondern tobend! Dabei vergaß er aber, dass er selbst ein Mann war.

Tsunade funkelte ihn böse an. Wenn sie jetzt auch nur ein verstohlenes Grinsen oder ein Zucken seiner Mundwinkel entdecken würde, wäre er seines Lebens nicht mehr froh geworden! Der Große hüstelte gekonnt und ignorierte ihren Blick.

„Yamato war zufällig da und hat die Abtrennung wieder aufgebaut.“ Jetzt unterbrach Tsunade ihn. „Yamato...“, fing sie an und plötzlich war all ihre Wut wie weggeblasen. „Muss schwer für ihn sein, sie nach all der Zeit, all den Geschehnissen wieder zu sehen. Aber wahrscheinlich freut er sich riesig, dass sie wieder da ist. Weißt du, er hat sich vor Kurzem nicht einmal getraut sie zu besuchen.“ Tsunade freute sich zwar für Yamato, dass er nun endlich die Chance bekam, sich zu entschuldigen, wie er es sich immer gewünscht hatte. Aber andererseits konnte sie nicht verstehen, weshalb es ihm so schwer gefallen war, Sakura zu besuchen.

Kakashi wunderte sich derweil ein wenig, da mit ihm gesprochen wurde, als wäre er ein guter Kumpel von Tsunade. Sie verstanden sich schon gut, keine Frage. Aber zwischen ihnen hatte immer schon eher ein sachliches Verhältnis geherrscht. Erst seit er sich Sakura angenommen hatte, verhielt sie sich ungewohnt vertraulich ihm gegenüber. Nicht, dass er sich darüber beschweren wollte, aber es war nun einmal ungewohnt.

„Vielleicht solltest du mal mit ihm sprechen.“

Der Angesprochene zuckte ein wenig zusammen, denn Reden war nicht so sein Ding. Dies tat er nur in Fällen, in welchen es wirklich wichtig war und er gab zu, dass Yamatos Fall dem schon sehr nahe kam. Da erinnerte er sich daran, wie Yamato vorhin vorbei gekommen war, um sich nach Sakura zu erkundigen.
 

*Flashback*
 

„Kakashi.“

Das Erwähnen seines Namens ließ ihn aus dem Dösen erwachen. Yamato stand besorgt vor ihm.

„Was ist gestern passiert? Geht es ihr gut?“ Der Braunhaarige blickte nachdenklich Richtung Tür, die in Sakuras Zimmer führte.

Kakashi richtete sich auf und legte beruhigend eine Hand auf dessen Schulter.

„Sie hat einfach viel durchgemacht. Aber das wird schon wieder.“

Die Worte von Kakashi ließen Yamato sichtlich ein Stein vom Herzen fallen. Kakashi nahm seine Hand wieder runter. „Hast du schon etwas herausgefunden?“

Yamato wurde erwartungsvoll angeschaut und setzte dann einen enttäuschten Blick auf, bevor er den Kopf schüttelte. „Ich habe ein paar Spuren gefunden, doch sie führten zu nichts. Ich habe Bilder von den Menschenhändlern zeichnen lassen. Bisherige Augenzeugen konnten sich aber nur schwach daran erinnern und besonders viele, waren es auch nicht. Trotzdem habe ich sie überall aufgehängt. Bisher ohne Erfolg. Die ganze Sache ist zu lange her und die Leute vergessen zu schnell.“ Vorwürfe klangen in seiner Stimme mit, dann wandte er sich wieder zum Gehen ab. Als Kakashi gerade etwas sagen wollte, vernahm er erneut Yamatos Stimme. „Sag ihr, dass ich da war und wünsche ihr eine gute Besserung von mir.“ Und weg war er. Yamato nahm sich das alles sehr zu Herzen und wenn etwas mit Sakura passierte, gab er immer sich selbst die Schuld. Mitfühlend blickte Kakashi ihm noch hinterher und setzte sich dann wieder.
 

*Flashback Ende*
 

„So kenne ich ihn gar nicht.“, meinte Kakashi daraufhin nachdenklich und Tsunade nickte. „Aber ich werde mal sehen was ich tun kann.“, versicherte er ihr.

Beide wendeten sich wieder Sakura zu und betrachteten sie. Da überlegte Kakashi kurz und drehte sich von ihrem Bett weg. „Tsunade ich muss noch über etwas mit dir sprechen.“ Als er in eine Ecke des Zimmers ging, folgte Tsunade, denn Sakura sollte davon nichts mitbekommen. Es sei denn die Hokage wollte es so.

„Ich bin mir nicht sicher“, begann er flüsternd und Tsunade nickte erwartungsvoll. „Ich glaube die Entführer sind hier in Konoha. Es könnte sein, dass ich einen von ihnen gesehen habe. Aber wie gesagt, ich bin nicht sicher. Yamato wollte nachforschen, doch bis jetzt hat er wohl noch nichts herausgefunden.“ Vorsichtig überprüfte Kakashi, ob Sakura noch schlief und so war es.

Tsunades Augen hatten sich geweitet. Ihr Körper war nun wieder wie gewohnt angespannt. „Oh nein...“, gab sie panisch von sich und wirkte wie erstarrt. Um sie zu beruhigen, legte er eine Hand auf ihre Schulter. „Sasuke weiß es auch. Einer von uns, wird immer in ihrer Nähe sein.“

Ein wenig erleichtert nickte sie, aber noch immer stand ihr die Sorge ins Gesicht geschrieben. Ihrer kleinen Sakura sollte nicht schon wieder etwas zustoßen!

„Ich halte es für besser, wenn Naruto und Sakura nichts davon wissen. Was meinst du?“

Den Blick auf Sakura gerichtet, ging Tsunade wieder auf das Bett zu. Das Mädchen sah so friedlich aus. Verletzt, aber friedlich. Wenn sie jetzt über womögliche Verfolger informiert werden würde, könnte das in einem seelischen Zusammenbruch enden. Schlimmstenfalls.

„Das halte ich auch für besser. Besonders wegen dem Knallkopf Naruto.“ In ihrer Stimme lag Angst, obwohl sie diese zu verstecken versuchte. Kakashi nickte und wollte damit wieder gehen. „Ich warte draußen bis sie wach ist. Du kannst dich ausruhen wenn du willst.“ Es waren seine stützenden Worte die Tsunade wieder Hoffnung schenkten. Ruhig setzte sie sich auf den Stuhl, während Kakashi das Zimmer verlassen wollte. An der Tür warf er der Blonden noch einen kurzen Blick zu. Diese legte ihren Oberkörper sanft auf Sakuras Bett und schloss erschöpft die Augen.
 

Schon zwei Stunden später konnte Kakashi hören wie Tsunade sich freudig mit Sakura unterhielt. Er beschloss einen Moment zu warten, ehe er auch nach ihr sehen wollte, denn sicher brauchten die beiden ein wenig Zeit für sich. Doch schon einen Moment später kam Tsunade aus dem Zimmer, sah kurz nach links. Als sie den Großen dort nicht fand blickte sie nach rechts und da saß er. „Sie würde dich gerne sehen.“ Tsunade schmunzelte geheimnisvoll, so als hätte sie eine Wette gewonnen. Als hätte sie es geahnt. Er schüttelte gedanklich den Kopf. Ohne weiter zu zögern, stand Kakashi auf und folgte der Blonden ins Zimmer.

„Schön, dass es dir besser geht.“, war seine freundliche Begrüßung und Sakura konnte die Konturen eines Lächelns durch das Mundtuch erkennen. Tsunade bemerkte, wie sich schlagartig die Atmosphäre veränderte. Sakura wirkte angespannt, obwohl sie glücklich aussah und sich auch so anhörte. „Sensei Kakashi.“, freute sie sich, sie hatte sich mittlerweile im Bett aufgesetzt.

„Naruto, Sasuke und Yamato haben sich nach dir erkundigt. Es wird sie freuen, dass du wach bist. Ich soll dir eine gute Besserung wünschen.“, erklärte er mit tiefer Stimme und stand nun neben Sakura.

Tsunade setzte sich genüsslich grinsend auf den Stuhl und beobachtete die beiden genau. Nur Kakashi fielen ihre prüfenden Blicke auf, aber er ignorierte es wieder einmal gekonnt.

„Naruto wollte, dass du das hier bekommst.“ Etwas Pinkes und Kleines kam aus Kakashis Tasche zum Vorschein.
 

*Flashback*
 

„Sensei Kakashi! Wo ist sie? Da drin? Sakura ich kommeeee!“

Narutos Stimme war laut und stürmisch, als Kakashi von seinem Buch aufsah und es weg steckte. Sofort stand er auf, stellte sich wie ein Bodyguard vor die Tür und hob eine Hand. „Halt. Sie braucht Ruhe Naruto.“

Der Blonde schien etwas genervt und blickte nochmal hinter Kakashi auf die geschlossene Tür. So gerne wollte Naruto nach Sakura sehen und ihr ein Gute-Besserung-Geschenk machen. Sasuke trottete mit mürrischem Blick hinter Naruto her. Der hatte sich das Geschrei wohl schon die ganze Zeit anhören müssen.

„Hmpf, na gut.“

Der Uzumaki zog etwas aus seiner Hosentasche und hob es Kakashi hin. „Dann geben Sie ihr das von mir. Und richten Sie ihr folgendes aus: Ich liebe dich. Ja!“ Naruto war sich seiner Worte ziemlich sicher und hob eine Faust in die Luft, weil Sakura nun endlich seine Gefühle für sie erfahren würde. Das Geschenk landete in Kakashis Hand, welcher das Gesicht mit viel Anstrengung nicht verzog und sich ein Lachen verkneifen musste. Doch zum Glück sprach Sasuke aus, was Kakashi nur denken wollte.

„Das Ding wird ihr nicht gefallen. Es ist hässlich.“

Die Stimme des Uchihas klang rücksichtslos, sowie auch gleichgültig und für Narutos Ohren, wie das unangenehme Kratzen an eine Tafel. Er zog eine Schnute und sah sich das Geschenk nochmal an.

„Es ist Pink. Alle Mädchen mögen pinke Sachen. Das weiß doch jeder!“ Er wollte Sasuke als unwissenden Typen darstellen und sich selbst als Frauenversteher, was ihm aber nicht ganz gelang. Sasuke schnaubte nur muffig, rollte mit den Augen und wandte den Blick lieber gegen die nächste Wand.

Kakashi schmunzelte und steckte das pinke Ding in seine Jackentasche. Ein paar Dinge würde er Sakura ausrichten, ein paar andere Dinge aber nicht. Er war doch kein Überbringer solch intimer Botschaften!
 

*Flashback Ende*
 

Die Haruno grinste schief. „Das ist ja hübsch...“ Eisern nahm sie es entgegen und Kakashi musste sich erneut ein Lachen verkneifen. Es gefiel ihr wohl nicht.

Die Haarspange wurde auch gleich in eine Schublade verfrachtet. Danach war das grässliche Ding vergessen.

„Sensei ich... wollte mich bei Ihnen entschuldigen.“

„Hm?“, kam es verwundert von ihm.

„Ich erinnere mich, wie ich Sie von mir gestoßen habe. Ich habe Sie beschimpft und wollte nur, dass Sie wissen, dass nicht Sie gemeint waren. Es ist nur, dass...“

„Das weiß ich doch.“, unterbrach er sie eilig. „Ich bin nur froh, dass es dir wieder besser geht.“

Selbst Tsunade war verwundert wie vertraut er das zu Sakura sagte, wie ernst er es meinte. „Geht es dir auch wirklich gut?“ Er fragte sich innerlich ob sie wohl wieder fit genug wäre um ihr Zimmer zu verlassen.

„Ja wirklich“, log sie. „Das passiert bestimmt nicht nochmal!“ Sakuras Stimme klang stark und sicher und trotzdem war da ein Hauch von Unwahrheit zu hören.

Kakashi musterte Tsunade kurz ehe er wieder zu Sakura sah.

„Wann entlässt dich Tsunade denn aus diesem Gefängnis?“ Denn er wollte nicht, dass sie hier einsam im Krankenzimmer versauerte.

Empört bekam Kakashi die Tischlampe gegen den Kopf geschmissen. Es machte „Klock“ und die Lampe landete laut auf dem Boden. Er tat so als wäre nichts, spürte aber deutlich eine Beule am Kopf. Ein Schweißtropfen lief ihm die Stirn hinunter, während er grinste. Sakura lachte laut auf, ganz im Gegensatz zu Tsunade. Gerade hatte sie noch von Kakashis Gefühlsduselei geschwärmt und dann kam so etwas Fieses aus seinem Mund!

Aber Kakashi war nur froh, dass sie nicht den Stuhl nach ihm geworfen hatte. Alles, was er erreichen wollte, war ein Lächeln in Sakuras Gesicht zu zaubern und dafür nahm er die Beule gern in Kauf.

Da Sakura das Ganze wirklich ziemlich witzig fand, war Tsunade auch ein bisschen sauer auf sie. „Du kannst das Zimmer schon verlassen, wenn du willst. Aber vermeide in Zukunft viel Stress.“, erklärte sie noch fachmedizinisch, aber genervt und wollte mit verschränkten Armen gerade das Zimmer verlassen, als sie nochmal Kehrt machte. Ihr Gesichtsausdruck blieb weiterhin beleidigt. Dann drückte sie ihre Nichte kurz in eine Umarmung. „Hab dich lieb.“ Dann warf sie Kakashi noch einen beleidigten Blick zu, bevor sie das Zimmer verließ.

Kaum fiel die Tür ins Schloss begann Sakura leise zu kichern. „Die spinnt manchmal echt.“ Und trotzdem hatte Sakura sie auch sehr lieb. Jetzt konnte auch Kakashi etwas mitlachen.

„Ich will nur eben duschen.“

Kakashi nickte und wollte so lange warten. Ein wenig schüchtern stand sie aus dem Bett auf und huschte ins Bad. Auch wenn es das Normalste auf der Welt war. Bei dem Gedanken, dass Sakura nebenan duschte, wurde ihm mulmig. Hier zu warten, machte es wirklich nicht besser. Die Haruno fühlte sich ähnlich und wollte sich deshalb beeilen.
 

Kurze Zeit später war ein lautes Poltern aus dem Bad zu hören und Kakashi stürmte aufgeregt zur Tür. „Sakura? Alles in Ordnung?“ Sein Rufen war laut, er musste das Geräusch der Dusche übertönen. Die Befürchtung, sie sei wieder ohnmächtig geworden, ließ ihn nicht mehr los. Ein Rutschgeräusch ertönte und er war kurz davor hinein zu gehen.

„Alles okay! Mir ist nur das blöde Shampoo runtergefallen.“

Knallrot angelaufen hatte sie sich schon eilig hinter dem Duschvorhang versteckt, als sie seine Stimme hörte. Daher also das Rutschgeräusch.

Erleichtert konnte Kakashi aufatmen, doch der Schreck würde noch einige Minuten anhalten.

Etwa 10 Minuten später kam Sakura aus dem Bad, angezogen und die Haare waren geföhnt. Er staunte nicht schlecht, dass sie das so schnell hinbekam.

Peinlich berührt wollte Sakura die Situation von eben nicht mehr ansprechen. Sie wäre im Boden versunken, wenn Kakashi sie unter der Dusche gesehen hätte! Das im Badehaus hatte ihr schon gereicht! „Wir können los.“, sagte sie deshalb schnell.

Ein schmerzvolles Danke!

Es war nun später Mittag und Sakura und Kakashi waren gerade spazieren. Das Gespräch zwischen ihnen lief schon sehr vertraut. Mit ihm konnte sie einfach gut reden. Er sprach nicht die ganze Zeit davon, wie viel Mitleid er mit ihr hatte. Kakashi behandelte sie völlig normal und das gefiel ihr.

Wenn andere Dorfbewohner ihr über den Weg liefen, verhielten diese sich oftmals wie gelähmt. Es täte ihnen leid und sie könnten sich nicht vorstellen, wie schrecklich es gewesen sein musste. Sie alle kannten Sakuras Gesicht aus der Zeitung. „Die Einzige, die zurückkehrte“, war der Titel des Artikels gewesen. Wäre sie zu diesem Zeitpunkt fähig gewesen, hätte sie das zu verhindern gewusst! Doch nun kannten die meisten ihr Gesicht und das würde auch noch einige Zeit andauern.

„Sensei.“, begann Sakura aus dem Nichts heraus. „Eigentlich wollte ich mich noch mit Sasuke und Naruto treffen.“ Ein merkwürdiger Unterton versteckte sich in ihren Worten, aber er freute sich darüber, dass die drei sich schon so gut verstanden. Auch wenn Naruto ein Trottel sein konnte, Sakura wusste damit umzugehen, mit schlagfertigen Argumenten!

„Wo trefft ihr euch?“ Kakashi blickte sie freundlich an, hatte die Hände in den Hosentaschen und wendete sich leicht zu ihr.

„Ist schon gut. Es ist hier in der Nähe. Bis später dann.“ Sakura winkte ihm noch, während er ihr ein wenig verwundert hinterher sah. Der Abschied wirkte etwas übereilt und es schmerzte ihn ein wenig, dass sie nicht lieber bei ihm bleiben wollte. Und dann waren da noch die möglichen Verfolger, aber Sasuke war ja dann bei ihr und würde auf sie aufpassen.

Kakashi atmete hörbar aus und machte sich nun auf den Heimweg. Der Wind blies in seine offene Weste hinein, woraufhin er leicht fröstelte. Ein Schauer zuckte durch seinen Körper und dann musste er sich instinktiv nochmal zurückdrehen. Dorthin, wo Sakura verschwunden war. Ein unwohles Gefühl überkam ihn, ehe er sich wieder umdrehte und weiter ging. Wahrscheinlich hatte er einfach zu wenig geschlafen. Außerdem knurrte sein Magen.
 

Sakura drehte sich um und ging sicher, dass Kakashi verschwunden war. Gedanklich stellte sie sich schon vor, wie sein Gesicht unter dem Tuch wohl aussah. Denn dadurch essen konnte er schließlich nicht. Dann wurde sie langsamer und folgte dem Weg in ihren Erinnerungen zu dem Laden, zu dem sie wollte. Hier war es früher.

Hastig kramte Sakura in ihrer Tasche nach dem Geld, das sie von Tsunade bekommen hatte. Als sie es in der Hand hatte, starrte sie kurz darauf. Dann ging sie in den Laden hinein und suchte etwas Leckeres aus. Innerlich jubelte sie, bevor sie mit schnellen Schritten den Laden verließ und sich auf den Weg zu Kakashis Wohnung machte.

Aufgeregt marschierte Sakura die Straße entlang und bemerkte dabei nicht, wie sie verfolgt wurde. Ihre Gedanken drehten sich nur noch um die kleine Aufmerksamkeit, die sie ihm machen wollte. Das Strahlen ihrer Augen wollte nicht mehr verschwinden, so sehr freute sie sich auf Kakashis überraschten Blick.

Endlich kam sie an seinem Haus an, überprüfte die Hausnummer und klopfte dann.

Der Verfolger ärgerte sich, wie dicht er an ihr dran gewesen war und blieb erst einmal im Hintergrund. Von Weitem beobachtete er, wie die Tür geöffnet wurde. „Verdammt!“, entwich es diesem wütend.

„Sakura! Was machst du hier? Ich dachte, du...?“

Das Mädchen grinste schief. Die Reaktion verlief, wie sie es erwartet hatte. Im nächsten Moment streckte sie ihm die Tüte entgegen. „Sie haben doch bestimmt Hunger.“ Im ersten Augenblick freute er sich riesig, dass sie ihm offenbar eine Freude machen wollte. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass es ziemlich gefährlich gewesen war. Sie war den ganzen Weg alleine gewesen, total ungeschützt. Mit dem Gedanke, das alles gut gegangen war, nahm er die Tüte und bat sie herein.

„Du kannst überzeugend lügen.“ Und dies bezog sich nicht nur auf die Sache eben, doch das musste sie ja nicht wissen. „Ich musste oft lügen.“, erklärte Sakura erstaunlich offen mit einer Spur von Bitterkeit. Zwar ließ sie es unausgesprochen, aber Kakashi wusste sofort, worauf sie hinaus wollte. Doch Sakura winkte lächelnd ab, denn darüber wollte sie jetzt nicht sprechen. So löste Kakashi sich wieder aus seiner Starre und begann in der Tüte zu stöbern. Ein leckerer Geruch stieg ihm in die Nase. Sakura ging weiter in den Raum hinein und sah sich etwas um, denn sie war zum ersten Mal in seiner Wohnung. „Ich dachte ich bedanke mich mit einem Essen.“, erwähnte sie beiläufig, während sie sich weiter umsah, was auch Kakashi auffiel.

Das war wohl das Wohnzimmer. Es wirkte einsam hier. Kakashi verschwand kurz in der Küche, um zwei Teller zu holen. Man hörte das Schließen einer Schranktür und dann kam er wieder ins Wohnzimmer.

„Das ist nett von dir. Es schaffen nicht viele, mich so zu überraschen.“

Zwei Teller wurden gegenüber voneinander auf den Tisch gestellt, als Sakura noch etwas hervor zauberte.

„Ein Wein?“

Sakura nickte und sah sich das Etikett an. „Ich hoffe der ist gut, weil ich noch nie welchen getrunken habe.“

Nachdenklich nahm Kakashi das Getränk entgegen und sah ihn sich an. „Der ist sicher gut, wenn er kühl ist. Leider ist der hier noch etwas warm. Ich werde ihn für später in die Kühltruhe legen.“ Damit drehte er sich um und verschwand nochmal. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie viel Sakura verpasst hatte, welch wertvolle Lebensabschnitte ihr durch die Entführung geraubt wurden.

Sakura freute sich, dass sie richtig gewählt hatte und hoffte, dass er es nicht nur aus Höflichkeit sagte. Das quietschende Geräusch der Treppenstufen ertönte und ebenfalls, hörte sie ein Knacken. Dieses kam jedoch von der Haustür, weshalb ihr Blick aufmerksam hinüber schweifte.
 

Lächelnd lief Kakashi die Treppe hinunter in den Keller. Er hoffte, dass die Kühltruhe noch angeschlossen war, denn eigentlich aß er immer außerhalb und brauchte diese deshalb nie. Für gewöhnlich war er auch nicht gerade der Alkoholtrinker, obwohl er einen guten Tropfen durchaus zu schätzen wusste.
 

Sakura überlegte, ob das Knacken normal war und ging langsam darauf zu. Sie hörte genauer hin und beugte sich ein wenig hinunter um durch das Schlüsselloch zu sehen, aber sie konnte nichts erkennen. Wieder knackte es.

Sakura ging misstrauisch einen Schritt zurück, als die Tür plötzlich schwungvoll aufgeschlagen wurde. Mit vor Schreck geweiteten Augen ging sie weiter rückwärts, war aber wie gelähmt.
 

Munter sah Kakashi sich das Etikett der Weinflasche an. Es war ihm so eine Freude, dass Sakura extra wegen ihm gelogen hatte, um ihm eine Überraschung zu machen. Schon einige Frauen hatten versucht, ihn für sich zu gewinnen, ob nun mit Geschenken oder anderen Reizen, das war kein Geheimnis. Doch bei Sakura war es anders. Sie versuchte einfach nur ehrlich Danke zu sagen, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben.
 

Der Schock stand Sakura ins Gesicht geschrieben und gerade als sie schreien wollte, wurde ihr auch schon eine Hand auf den Mund gedrückt.

„Da bist du ja!“, grinste der Mann finster. Sein Duft nach Laub stieg ihr in die Nase und sie kannte ihn. Seine Stimme dröhnte in ihren Ohren, denn Sakura kannte sie.

Die Panik nahm überhand in ihrem Körper. Die Augen weit aufgerissen, doch der Mann schien sich darüber nur zu freuen. Er flüsterte.

„Ich werde dich wieder mitnehmen, kleine Sakura. Weil du nur mir gehörst!“ Wahnsinn lag in seiner Stimme. Purer Wahnsinn und Boshaftigkeit!

Kleine Sakura, so wurde sie von ihm seit ihrer Entführung genannt. Er war der Schlimmste von allen. Ausgerechnet er war gekommen, um sich sein Mädchen wieder zu holen.

Verzweifelt begann Sakura zu weinen und schüttelte ängstlich den Kopf. Die Kraft fehlte ihr, der Mut fehlte ihr, um sich zu wehren. Schon einmal war sie dem Typen unterlegen gewesen, wie sollte es also dieses Mal anders ausgehen?

Aber als er Sakura hinaus zerren wollte, begriff sie, dass sie nicht allein war. Kakashi war noch immer da unten und müsste jeden Moment wieder nach oben kommen.

Deshalb atmete sie nochmal tief ein, biss die Zähne zusammen und spannte ihren Körper an. Mit allen Kräften, die sie noch aufbringen konnte, versuchte sie sich zu befreien. Der Mann hatte nun größere Schwierigkeiten sie ruhig zu halten. Er wurde immer wütender und schließlich packte er Sakura am Hals, die andere Hand noch immer fest auf ihren Mund gepresst und schlug Sakura mit aller Wucht gegen die Wand, wo ein großer Spiegel hing. Ein pochender Schmerz durchfuhr ihren Körper. Die Scherben brachen klirrend aus dem Holzrahmen und fielen laut zu Boden. Auch ein paar Bluttropfen vermischten sich damit.
 

Lauter Krach war von oben zu hören und deshalb blickte Kakashi kurz hinter sich. Als dann aber nichts weiter ertönte, wandte er sich wieder der Kühltruhe zu und überprüfte ihren Anschluss. Trotzdem wollte er sich nun etwas beeilen.

Voller Vorfreude auf das Essen und auf den Wein später legte er den Wein in die Truhe. So ein Glück, dass sie noch funktionierte.
 

Sakuras Gesicht verzog sich schmerzhaft und trotzdem gab sie nicht auf und versuchte den Mann wegzudrücken. Ihre Hände landeten auf seinem Gesicht, welches er nun zur Seite neigte. Das Ergebnis war nur, dass er noch fester zudrückte und Sakura zog es die Luft aus den Lungen. Verzweifelt versuchte sie seinen Griff zu lockern und sah nur noch eine Möglichkeit. Mit Ekel führte sie ihre Finger zu seinen Augen, die er reflexartig zu schließen versuchte, als Sakura zudrückte.

„Miststück!“, brüllte dieser kaum überhörbar und verpasste Sakura einen starken Faustschlag gegen die Schläfe, wobei er ihren Hals loslassen und ihren Mund freigeben musste. Stöhnend hatte Sakura beim Fall den Holzrahmen des Spiegels mit herunter gerissen und war in den Scherben gelandet. Einige davon schnitten scharf in ihre Haut. Schwindel überrannte ihre Sinne, aber das Adrenalin pumpte wie Drogen durch ihren Körper und hielt sie wach. Nach ein paar Fehlversuchen aufzustehen, gab sie jedoch auf.

„Sensei...Kakashi!“ Erst war ihre Stimme leise und schwach, doch sie wurde immer lauter. Er war ihre letzte Hoffnung! Der Eindringling öffnete gequält die Augen, welche leicht gerötet waren. Genervt versuchte er sein Sehfeld zu schärfen.

„Du sollst ruhig sein!“ Erneut durchbohrte seine Stimme sie. Er schrie das zu ihr, obwohl er selbst herumbrüllte. Schwungvoll trat er ihr in die Rippen, damit sie still war.
 

Der freundliche Ausdruck in Kakashis Gesicht verschwand schlagartig, als er hörte wie Sakura nach ihm rief. Verzweiflung und Panik konnte er deutlich hören. Eine fremde männliche Stimme folgte. Kakashis Körper spannte sich sofort an. So schnell er konnte rannte er dir Treppen hinauf, wäre dabei fast gestolpert. Doch er konnte sich gerade noch so am Geländer fest halten.
 

Sakura schrie schmerzhaft auf und drehte sich auf die Seite. Übelkeit machte sich in ihrem Magen breit. Sie bekam kaum noch Luft und musste würgen, konnte es aber zurück halten. Doch dann musste sie heftig husten. Mit aller Kraft schleppte sie sich über den Boden, denn er durfte sie auf keinen Fall aus der Wohnung kriegen! Mühsam war sie bis zur nächst gelegenen Küche gelangt.

„Komm her, Miststück!“

Er riss sie an den Haaren zu sich hinauf, nur um sie unsanft gegen die Küchentheke zu schleudern. Dort stieß sie den Obstkorb und etwas Geschirr versehentlich zu Boden. Klirrend zerbrach das Geschirr unter ihr und die Äpfel kullerten in alle Richtungen. Ihre Hüfte pochte stark, weil sie den gesamten Aufprall abbekommen hatte, bevor ihre Knie vor Angst zusammensackten und sie wieder in Scherben am Boden lag. In diesem Augenblick konnte Sakura eilige Schritte hören und da wusste sie, dass alles gut werden würde. Auch ihr Angreifer konnte ihn hören und schien schnell über etwas nachzudenken.

„Oh nein. Nicht mit mir. Wenn ICH dich nicht kriege, kriegt dich keiner!“ Sein heißer Atem zischte an Sakura vorbei. Er lachte laut und verrückt auf, griff nach einer Scherbe wobei er sich selbst an der Handfläche verletzte. Aber es kümmerte ihn nicht.

Langsam wanderte sein Arm nach oben, um auszuholen.

Sakura blickte voller Angst ihrem Ende entgegen, hob schützend ihre Arme vor sich. Sein Arm stoppte und wollte gerade zustechen, als er von einem Kunai erfasst wurde. Der Kunai hatte solch eine Wucht, dass er mitsamt des Arms in der nächsten Wand stecken blieb.

Das Mädchen wurde los gelassen und sank kraftlos zu Boden. Stöhnend versuchte sie sich zu sammeln. Ihr Schluchzen machte Kakashi einfach nur stinksauer auf den Typen.

Der andere schrie heftig auf und ließ die Scherbe fallen. Er versuchte sich loszureißen, doch schon stand Kakashi unheilvoll vor ihm und riss den Kunai ohne Rücksicht aus seinem Arm. Mit einem Todesblick hatte Kakashi ihn fixiert, ehe er dem Kerl einen unbarmherzigen Schlag nach dem anderen verpasste, bis dieser sich nicht mehr regte.

Einen Moment lang musste Kakashi inne halten und betrachtete den bewusstlosen Mann zu seinen Füßen, musste verdauen was gerade passiert war. Erkennen, dass er fast zu spät gekommen wäre. Blut tropfte von Kakashis immer noch geballter Faust, doch es war nicht sein Blut.

Mit Mühe konnte Sakura sich aufsetzen und gegen die Wand lehnen. Ihr fehlten die Worte und ihre Rippen schmerzten am meisten. Apathisch starrte sie auf den bewusstlosen Mann direkt neben ihr.

Als Kakashi ihr Schluchzen wieder wahrnehmen konnte, ließ er von dem Mann ab und ging wortlos neben Sakura auf die Knie. Auch durch seine Adern schoss eine beachtliche Menge an Adrenalin, weshalb er wie Sakura zitterte.

„Es tut mir leid.“, flüsterte er leise vor sich hin. Sein Blick galt jedoch dem Boden, war er doch nicht schnell genug bei ihr gewesen. Er brachte es nicht über sich, sie anzusehen. Stattdessen lauschte er ihrem Atem, welcher sich stetig beruhigte. So vergingen ein paar Sekunden voller Stille.

Erst, als er die kleine Hand spürte, die seine umschloss, fand er den Mut, ihr in die Augen zu sehen. Es dauerte jedoch weitere Momente, bis Kakashi realisierte, dass wirklich Vergebung, ja sogar Dankbarkeit in ihrem Blick lag.

„Wenn du nicht gewesen wärst...“ Sakura schluchzte leise. „Du hast mich gerettet.“

Mit diesen Worten, die sie ihm entgegen hauchte, drückte sie seine Hand ein wenig. Sein Herz stand wie unter Feuer. Was war dies nur für eine brennende Leidenschaft, die da aus seinem tiefsten Innern, den Weg nach außen fand? Wie Sakura ihn ansah, wie sie mit ihm sprach, dabei war er doch viel zu lange weg gewesen und sie verzieh es ihm einfach.

Seine Sorge um sie riss ihn aus den Gedanken. Ihre Gesundheit war jetzt viel wichtiger.

Kakashi zog seine Hand zurück und betrachtete Sakura nun genauer. Vorsichtig strich er ihr Haar zurück und sah sich die Wunde an. Dort wo der Mann sie geschlagen hatte, blutete sie etwas. Außerdem schien sich eine Scherbe in ihr Bein gebohrt zu haben.

„Du musst aus den Scherben raus.“ Vorsichtig legte er einen Arm um sie, den anderen schob er unter ihre Kniekehlen durch, bevor er sie hoch lupfte. Sie stöhnte vor Schmerz ein wenig auf, versuchte aber, sich zusammenzureißen. Sanft wurde sie auf dem Sofa im Wohnzimmer platziert. Bevor er sie ins Krankenhaus brachte, musste er unbedingt den Angreifer fesseln. Unter keinen Umständen durfte er entkommen.

„Bleib hier. Ich bin gleich zurück und dann bring ich dich ins Krankenhaus.“ Die Angesprochene nickte stumm und blickte ihm hinterher, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwand. Mit der Fußspitze stupste Kakashi ihm kurz in die Seite, aber der Mann schien noch immer bewusstlos zu sein, also packte er ihn am Kragen und zerrte ihn aus der Küche, wieder in Sakuras Blickfeld, den Flur entlang, wo er ihn einfach los ließ.

Mit nervösem Ausdruck öffnete Kakashi die Besenkammer, welche sich gleich neben der Haustür befand und holte dort ein Seil heraus. Noch immer war Kakashi ganz durcheinander, kaum so sehr, wie Sakura es sein musste, aber doch genug, um für einen winzigen Moment unachtsam zu sein.

„Hinter dir! Kakashi!“, hörte er Sakura schreien und da vernahm er das Zertreten von Glasscherben. Noch ehe Kakashi den Mann richtig erfassen konnte, spürte er dessen Faust in seinem Gesicht und anschließend im Magen.

„Sie gehört mir!“

Sein Brüllen war von Wahnsinn getränkt. Sogar Kakashi überkam dabei eine Gänsehaut. Der Arm des Mannes blutete stark und trotzdem konnte er noch so hart zuschlagen. Sakura griff sich verzweifelt in die Haare und und wirbelte zu Boden. Sie wollte ihm helfen, aber sie konnte nicht aufstehen.

Kakashis Wange pochte stark und er spürte wie sie wärmer wurde. In seinem Magen drehte sich alles, kurz war ihm die Luft weggeblieben und er hustete.

„Mistkerl!“

Kakashis Stimme klang rau. Plötzlich wurde sein Körper herumgewirbelt, sodass der Angreifer ihm von hinten den Arm um den Hals legte und ihm die Luft abschnürte. Kakashi rang heftig mit dem Mann, vor und wieder zurück, doch so langsam wurde ihm schwindlig. Selbst als er den Typ heftig nach hinten gegen die Wand stieß, wurde nicht von ihm abgelassen. Der Sauerstoffmangel machte sich allmählich richtig bemerkbar.

„Nein! Aufhören!“

Die Stimme Sakuras ließ Kakashis Augen zur Seite wandern, doch er schaffte es nicht den Mann abzuschütteln.

Plötzlich und ohne Vorwarnung erschien Yamato und riss den Angreifer von Kakashi runter, um diesen mit einem kräftigen Ruck auf den Boden pressen. Es folgte keine Gegenwehr, weshalb er annahm, den Typen vorerst ausgeschaltet zu haben.

Nach Luft schnappend, versuchte Kakashi sich zu sammeln. Er warf Yamato einen dankenden Blick zu und rieb sich den Hals. Wie hatte er sich nur so überrumpeln lassen können? Und mussten diese Verrückten eigentlich immer aufstehen, wenn man es überhaupt nicht erwartet?! „Lass ihn nur nicht los!“, betonte Kakashi mit kratziger Stimme.

Ohne weiter zu zögern, hob Kakashi das Seil vom Boden auf und fesselte das Schwein mit Yamatos Hilfe doppelt und dreifach! „Ich habe seine Spur bis hier her verfolgt und dann gesehen, wie er sich auf dich gestürzt hat.“

„Das war gutes Timing!“, antwortete Kakashi erleichtert. „Ich muss mich um Sakura kümmern.“, meinte er dann noch und zeigte hinter sich. Verblüfft blickte Yamato hinter Kakashi, konnte aber aus diesem Winkel nicht viel erkennen, weshalb er bestürzt aufstand. „Ich wusste nicht, dass sie hier ist!“ Bevor Yamato aber zu ihr eilen konnte, legte Kakashi seine Hand auf dessen Brust und stoppte ihn damit. „Bring den Typen erst nach draußen bitte.“ Sakura sollte diesen Mistkerl nicht noch einmal sehen müssen. Auch Yamato schien das nun einzusehen, weshalb er das Seil griff und den bewusstlosen Mann hinter sich her zog. Kakashi blickte ihm kurz schweigend hinter her, ehe er zu Sakura gehen wollte.
 

Erschrocken liefen ein paar Nachbarn nach draußen, weil sie den Lärm gehört hatten. „Hey, Sie! Benachrichtigen Sie Tsunade. Wir brauchen hier sofort ein paar Teams!“ Unerschrocken rief Yamato einem Ehepaar zu. Der junge Mann nickte entschlossen und rannte los. Es war unklar ob noch mehr von diesen Entführern hier waren. Zwei weitere Männer wurden von Yamato her gewunken. „Was können wir tun?“, fragte einer und betrachtete den gefesselten Mann mit Vorsicht. Nur zögernd trauten sie sich heran.

„Schon gut. Er ist außer Gefecht. Bitte, passen Sie kurz auf ihn auf.“, ermutigte er sie, denn er musste unbedingt nach Sakura sehen.
 

„Sakura.“

Kurz erstarrte Kakashi und er wurde noch bleicher als zuvor. Sie lag immer noch neben dem Sofa am Boden und regte sich nicht mehr. Ihre Augen waren geschlossen. Sachte zog er ihren Oberkörper auf seinen Schoß.

„Sakura, wach auf.“

Ein verzweifelter und flehender Unterton durchzog seine Stimme. Er umschloss sie mit einer kleinen Umarmung und spürte, dass sie noch atmete. Etwas erleichtert seufzte er und sah sich hilflos um. Welch Unordnung und überall war Blut. Aber das alles war ihm egal, solange Sakura lebte. Nur noch einmal. Einmal musste er sie noch ansehen, ihren Atem überprüfen.

In diesem Moment kam Yamato wieder herein, um zu erfahren was passiert war. Als er die beiden aber sah, wurde er langsamer. Schweigsam sah er sich um, entdeckte den gedeckten Tisch. Offenbar wollten die beiden zusammen essen. Er wusste nicht was er denken sollte. Waren die beiden etwa-?

Etwas orientierungslos stand er da und wusste nicht, was er sagen sollte. Der Anblick von Kakashi, der Sakura besorgt im Arm hielt, war doch leicht ungewohnt.

Dennoch konnte er den Gedanken nicht verwerfen, dass die beiden auf eine Art zusammenpassten, dass es fast erschreckend war. Als Yamato klar wurde, wie er die beiden anstarrte, hüstelte er und schließlich bemerkte Kakashi ihn.

Nun nahm Kakashi sie hoch, um mit ihr im Arm nach draußen zu gehen. Yamato ließ ihn an sich vorbei gehen, wobei sein Blick ununterbrochen auf Sakura ruhte, bevor er ihm folgte.
 

Gerade zur rechten Zeit traf auch Tsunade und zwei ihrer Teams ein. Sie war bereits dabei, auf den gefesselten Mann zuzugehen, als sie Kakashi mit Sakura im Arm aus der Wohnung laufen sah. Erneut blieb beinahe ihr Herz stehen.

„Tsunade...“, fing Kakashi erschüttert an.

Die Hokage stockte schon der Atem allein beim Klang seiner Stimme. Als ihr Blick dann auf Sakura fiel, dachte sie erst, es wäre mit ihr zu Ende gegangen.

Tsunade sah aus als käme ein stummer Schrei aus ihrer Kehle. Nur langsam näherte sie sich.

„Sie lebt. Er wollte sie wieder entführen.“ Sein Blick wanderte zu dem bewusstlosen Angreifer und Tsunade folgte seinem Blick. „Ich glaube Sakura hat ihn erkannt.“, erklärte er sachlich.

„Yamato hat geholfen ihn zu überwältigen. Wäre er nicht aufgetaucht...“

Wenn er jetzt aufhörte zu reden, so befürchtete er, würde blanke Wut die Kontrolle über ihn übernehmen und diesen Mann dort zu Brei schlagen.

Tsunade liefen tatsächlich Tränen aus den Augen, doch keiner konnte es ihr verübeln. Mit einem Handzeichen gab sie einem Team den Befehl den Typ zu verhaften und mitzunehmen. Das andere Team sollte die Gegend absuchen, falls noch mehr von denen hier waren.

„Wie ist das passiert?“ An manchen Stellen versagte ihre Stimme und sie klang nicht so stark wie sonst.

Kakashi schüttelte nur den Kopf. „Es ist alles meine Schuld.“ Er klang hingegen völlig bei Sinnen und todernst.

Aus Wut, die Tsunade eigentlich nicht auf Kakashi fixieren wollte, knallte sie ihm die offene Handfläche ins Gesicht. Erschrocken weitete Yamato die Augen. Kakashi nahm es hin, schließlich hätte es auch ihre Faust sein können, aber eigentlich hatte er mit einer schlimmeren Bestrafung gerechnet. Unerwartet hielt sich Tsunade die Hände vor den Mund. „Das wollte ich nicht.“, entschuldigte sie sich schluchzend, aber Kakashi schüttelte verzeihend den Kopf, bevor sein Blick zu Boden sank.
 

„Tsunade?“

Sakura war von einem leichten Ruck aufgewacht und öffnete nun die Augen. Doch ihr rechtes Auge konnte nicht vollständig geöffnet werden, da es durch den Schlag vorhin angeschwollen war. Es versetzte Kakashi einen Stich ins Herz als sie ihn so ansah.

„Sakura, Gott sei Dank!“ Tsunade wirbelte mit den Armen in der Luft herum und freute sich.

„Gott hat damit nichts zu tun.“, merkte Sakura leise an, um dann Kakashi anzusehen.

Es waren die Kleinigkeiten, die Sakura an ihm mochte. Musste sie erst in so eine Situation kommen, um es zu bemerken?
 

„Sensei Kakashi hat mich gerettet.“ Bei dem Gedanken an den Ort, wo sie hingekommen wäre, stiegen ihr erneut Tränen in die Augen. Da wollte sie nie wieder hin, nie wieder! Eher würde sie sterben!

Tsunade nickte und sprach ein unhörbares „Danke“ in Kakashis und Yamatos Richtung. Diese fanden jedoch nicht, dass sie das verdient hatten.

„Keine Sorge Sakura. Wir verhaften ihn und werden ihn mit allen Mitteln ausquetschen!“ Die Hokage klang wirklich ernst. Der würde ab heute die Hölle auf Erden erleben!

Da sie aber so müde war und ihre Augenlider so schwer waren, dass sie immer wieder zu fielen, beschloss sie nicht weiter über den Mann nachzudenken und sich lieber auszuruhen. Alles, was sie noch spürte, war, dass Kakashi sich wieder in Bewegung setzte, bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel.

Informationen

Zwei Tage nach dem Angriff auf Sakura, wurde noch immer nach Spuren gesucht. Tsunade hatte jedes Team, welches frei gewesen war, losgeschickt, doch diese Menschenhändler waren sehr vorsichtig. Es gab noch keine neuen Erkenntnisse.

Nur Souta, der Mann, der Sakura in Kakashis Wohnung angegriffen hatte, war naiv und arrogant genug gewesen, sich nach Konoha zu trauen. Wieder und wieder hatte er einem Verhör stand halten müssen und nur wenig preis gegeben. Bis jetzt hatten sie nur Namen weiterer Personen, die für ihn agierten oder mit ihm arbeiteten. Kein Aufenthaltsort, keine Phantombeschreibung, nichts. Er war sehr gut darin, Dinge zu verheimlichen.

Aus Gründen die Tsunade kannte, hatte sie bis jetzt weder Kakashi, noch Yamato in die Zelle von Souta gelassen. Sie wusste, wie es geendet hätte. In einem Blutbad. Doch wenn sie in nächster Zeit an Informationen kommen wollte, dann musste sie Kakashi mit seinem Sharingan hinein schicken, egal ob Souta danach noch lebte oder nicht. Hauptsache dabei kam etwas heraus!

Also machte sich Tsunade widerwillig auf den Weg zu Kakashis Wohnung und dachte dabei an Sakuras derzeitigen Zustand. Sie war auf dem Weg der Besserung. Jedoch hatte sie mit schlimmen Alpträumen zu kämpfen und wahrscheinlich auch mit starken Schmerzen. Souta hatte in ihr einiges erwachen lassen, dass sie längst vergessen wollte.

Mit gesenktem Blick trat Tsunade vor Kakashis Wohnungstür und hielt inne.

Es war selten, dass die Hokage persönlich ihr Anliegen überbrachte. Aber in diesem Fall wollte sie es so. Drei Mal klopfte Tsunade an seine Tür, ehe ihr geöffnet wurde. Kakashi sah sehr mitgenommen aus und schien ein wenig überrascht über ihren Besuch zu sein.

Die Blonde trat ein und bemerkte den Haufen Scherben hinter der Tür. Ebenso klebte noch Blut an der Wand und auf dem Boden. Sie zog scharf die Luft ein und schluckte den aufkeimenden Gefühlsausbruch hinunter. Scheinbar hatte Kakashi es noch nicht über sich gebracht, das Chaos zu beseitigen. Noch immer war der Esstisch mit zwei Tellern gedeckt. Nichts seit diesem Vorfall, hatte sich hier in der Wohnung bewegt.

„Du solltest hier etwas Ordnung schaffen...“ Zögernd blieb Tsunade neben dem Wohnzimmertisch stehen und beobachtete, wie Kakashi zu dem Scherbenhaufen blickte. Offenbar nahm er eine Art Selbstbestrafung an sich vor. „Wieso hast du Sakura noch nicht besucht?“ Ihre Stimme klang zierlich und sie schien etwas in Kakashi wachzurufen. Dieser sah sich wieder um und nickte geschlagen. „Ich war beschäftigt.“

Mit was? In Selbstmitleid zu baden? Sie wollte es aussprechen, aber sie tat es nicht.

Tsunade schloss kurz die Augen und öffnete sie auch gleich wieder. Kakashi war auf Spurensuche gewesen, das wusste sie. So wie Yamato auch. Obwohl sie beiden befohlen hatte, die Füße still zu halten. Natürlich wollten sie Sakura besuchen, aber sie wussten auch, wie wichtig es für Sakura war, dass diese Männer geschnappt wurden.

„Ihr habt auch nichts heraus gefunden, hm?“

Ertappt blickte Kakashi ihr entgegen und schüttelte den Kopf, schloss dabei die Augen.

Kurz hielt Tsunade inne und versuchte sich das traurige Bild, das Kakashi abgab, nicht so zu Herzen zu nehmen. Noch einmal atmete Tsunade tief ein, um sich auf das, was sie nun sagen würde, vorzubereiten. Die Worte wollten nur schwer über ihre Lippen kommen.

„Es ist soweit. Ich brauche dich bei Souta. Genauer gesagt, brauche ich dein Sharingan.“

Sofort konnte man sehen, wie Kakashis Körper zu beben begann. In seinen Augen war klarer Zorn zu erkennen. „Jetzt?“, war seine einzige Frage und die Blonde nickte nur besorgt. Seine Muskeln wurden angespannt und das unangenehme Ziehen in seiner Magengegend verstärkte sich.
 

„Klick“ machte es und die Zellentür wurde geöffnet. Kakashi trat als Einziger ein, sah bedrohlich und finster aus. Augenblicklich änderte sich die Atmosphäre in dem kleinen Raum, so als wäre der Henker eingetreten und mit ihm der Tod.

Souta saß gefesselt auf einem Stuhl, der Kopf hing kraftlos zu seiner Brust hinab. Blut tropfte immer wieder auf den Boden. Es roch etwas modrig und staubig, wovon Kakashi fast würgen musste.

In einem kurzen Moment der Stille, musste Kakashi wegsehen und sich nochmal genau überlegen, ob er das wirklich tun sollte, musste sich gedanklich darauf einstellen, um nicht nervös zu werden. Das Folgende würde sehr unschön für Souta werden.

Doch die Gedanken schweiften weiter zu Sakura, wie sie nach ihm gerufen, wie sie schluchzte und leblos am Boden gelegen hatte. Die Wut packte Kakashi und zwang ihn, zitternd die Faust zu heben. Mit der anderen Hand griff er in die Haare von Souta und zog seinen Kopf hoch. Dessen Augen waren geöffnet, Speichel trat aus seinem Mund.

Gnadenlos schlug Kakashi zu und so erwachte Souta nicht gerade schmerzfrei aus seinem Dämmerschlaf. Er stöhnte und atmete schwer, hustete kurz, um die Lunge frei zu kriegen. Ein paar Sekunden später, machte er den Fehler seines Lebens und blickte Kakashi direkt in die Augen. Das Sharingan war bereits aktiviert.

Soutas Herz pochte langsamer, dafür umso härter gegen seine Brust. Wie in Zeitlupe riss er die Augen auf und war auf einmal bewegungsunfähig. Kein Wort wurde gewechselt. Von nun an spielte sich alles in Soutas Gedanken ab.

Kakashi wusste, dass er nur durch das Sharingan an Informationen kommen könnte. Er durfte es nicht vermasseln.

In Soutas Kopf ging es brutal zu. Er war an einen Pfahl gebunden, durchlöchert von mehreren, dünnen Holzpfählen. Schmerzen fühlte Souta, als wären sie echt. Durch sein Sharingan wusste Kakashi jetzt ganz genau, wovor dieser Mann sich fürchtete und er wendete es ohne weiter nachzudenken an. Geschrei und Gehampel folgten, da stellte Kakashi einfach den Ton ab. So raubte er Souta selbst das letzte bisschen Verstand. Dabei bewegte sich Soutas realer Körper keinen Millimeter. Auch in den nächsten Stunden, konnte man Souta äußerlich keinen Schmerz ansehen...
 

Letztendlich war es soweit und Souta begann zu reden wie ein Wasserfall. Sein Geist war letztendlich doch zerbrochen. Mit belasteter Miene notierte Kakashi sich alles, was er sagte, auch wenn er das brutale Schauspiel nicht gern getan hatte. Lieber hätte er den Typen einmal zusammen geschlagen, anstatt ihn zu foltern.

Jetzt wusste er zumindest wo sich das Hauptversteck des Menschenhändlerrings befand und wie die Leute hießen. Ebenso, wie viele es gab und auch einige Schläfer in Konoha wurden enttarnt.

Leider konnte Souta nicht alles wissen. Es war schon Glück genug, dass er überhaupt so Vieles wusste, weil er wahrscheinlich einen hohen Rang hatte.

Das Notizbuch verschwand dann in Kakashis Innentasche. Doch als er gerade gehen wollte, näherte er sich Souta noch ein letztes Mal. Seine nächsten Worte klangen tief und einschüchternd. Als wollte er mit den Worten selbst auf Souta einschlagen.

„Du hast dein eigenes Todesurteil unterschrieben, als du Sakura entführt hast.“

Kraftvoll holte Kakashi aus und schlug Souta mit der Faust ins Gesicht. Geballte Wut steckte in dem Schlag. Der andere stöhnte schmerzvoll auf und fing dann an, mit kratzender Stimme zu lachen. Kakashi drehte sich zum Gehen um, doch sah er Souta noch einmal an. Wie konnte Souta es nur schaffen, nach all dem, nach der Vollziehung des brutalsten Gen-Jutsus, überhaupt noch einen Ton zu sagen?! Blut floss aus Soutas Mund und er hob leicht den Kopf an, um Kakashi anzusehen. In seinen Augen lag purer Wahnsinn.

„Weißt d..du...“, begann Souta zu stottern und hustete. Seine Lunge musste voller Blut sein. Kakashi wurde stutzig und er ahnte, dass der Gefangene nichts Nettes zu sagen hatte. Aber er wollte es hören.

„Die kleine Sa..Sakura war hübsch anzusehen. Ich hab sie...damals ausgewählt. Extra...für mich.“ Während Souta sprach musste er immer wieder husten und spuckte Blut. Kakashis Körperhaltung wurde immer abstoßender. Jeder Muskel war angespannt. Er wollte das nicht mehr hören, es sich nicht mehr vorstellen müssen!

„Jeden Tag nahm ich sie mir und jeden...Tag hat sie sich gewehrt. Doch irgendwann ließ sie es zu... An diesem Tag habe ich sie gebrochen.“ Soutas Worte waren mit Freude gesprochen, wie Messerstiche die Kakashis Körper langsam zugefügt wurden. Das Blut, die Schwellungen und das dunkle Licht von oben ließen Souta dabei noch verrückter wirken. Soutas Blick gab Kakashi schließlich den Rest. Nun war es soweit. Er kochte vor Zorn und der brach mit einem Mal aus ihm heraus. Komplett der Beherrschung entzogen, zog er Souta am Kragen zu sich hinauf und schlug gnadenlos auf ihn ein. Blut spritzte und landete auf Kakashis Hemd. Die dumpfen Schläge dröhnten durch seine Ohren, durch seinen gesamten Körper. Er konnte sogar hören, wie seine Finger unter der Wucht seiner Schläge brachen.

Einzelne Bilder von Sakura schossen ihm währenddessen durch den Kopf. Wie sie erst vergnügt lachte, dann panisch vor ihm zusammen brach und verletzt auf dem Boden lag. Diese Bilder verfingen sich vor seinem inneren Auge und ließen ihn alle Vernunft ausblenden. Nichts schien ihn aufzuhalten oder gar klar denken zu lassen. Auch nicht, als Souta die Augen schloss. Auch nicht, als Soutas Brust sich ein letztes Mal hob, bevor er für immer schwieg. Eine Lache aus Blut breitete sich unter dem Stuhl aus.

Ein paar Minuten später stand Kakashi einfach nur da, hielt noch immer den Kragen von Souta in der Hand. Er konnte spüren, dass dieser nicht mehr lebte. Er wusste es einfach.

Seine Hand pochte und schmerzte, doch das war ihm egal.

Fast schon behutsam lockerte Kakashi seinen Griff und seine Arme sanken hinab. Er hatte getan, was er sich vorgenommen hatte. Für Sakura. Nur für sie. Damit sie endlich abschließen konnte, um sich ihrer Zukunft ohne Angst widmen zu können.

Trotzdem blieben noch einige Männer übrig, die ebenfalls hinter ihr her sein könnten. Deshalb waren die Informationen auch so wichtig gewesen.

Ein letztes Mal blickte er Souta von oben herab an. Kakashi fühlte sich erleichtert und trotzdem lastete der Anblick des toten Mannes auf seiner Seele.

Abrupt kehrte Kakashi seinem Gegenüber den Rücken zu. Langsame, gequälte Schritte folgten, mit geneigtem Kopf, ehe er die Zelle öffnete, um diese für immer zu verlassen.

Keine Ruhe vor den lauten Gedanken

Ein Monat war es nun her. Sakura zählte die Tage seit ihrer Rettung. Eine Woche seit dem Angriff in Kakashis Wohnung. So viel Zeit war vergangen und gefühlt machte sie keinerlei Fortschritte. Es war so einengend, so bestimmend, das Leben. Sie wollte sich endlich wieder frei fühlen, denn das Leben war für sie wie ein Gefängnis. Reinste Folter. Eine Zelle, in der Angst bildlich auf sie einschlug. Panik quetschte ihre Kehle zu und raubte ihr die Luft zum Atmen. Schmerzen brachen über sie herein und quälten sie unaufhörlich.

Wann hatte das endlich ein Ende? Die Haruno schüttelte weinend den Kopf. Es hörte nicht auf. Nicht, solange sie noch lebte.

Das dunkle Krankenzimmer, in welchem sie schluchzend auf ihrem Krankenbett saß, war wenig Trost spendend. Wo war Kakashi? Wo war Yamato oder die beiden Jungs? So gerne wollte sie bei ihnen sein, aber sie konnte einfach nicht. Zu viele Erinnerungen prasselten im Moment auf sie ein. Da draußen würde sie nur erneut den Verstand verlieren. Außerdem lauerten dort so viele Gefahren auf sie. Wie könnte sie jemals wieder dort hinaus, in diese grausame Welt gehen?

Tsunade hatte viel zu tun mit der Überführung der restlichen Bande. Wusste sie denn nicht, wie sehr Sakura jetzt jemanden bei sich brauchte? Es halb ihr nicht, wenn sie nur Fremde um sich hatte. Die Schwestern und Ärzte hier verstanden sie einfach nicht.

Sakura kam sich vor, wie eine Last. Wer brauchte schon jemanden, der so kaputt war, wie sie? Dies war auch der Grund, weshalb sie ein glückliches oder zumindest ein freundliches Gesicht aufsetzte, sobald sie Besuch bekam. Doch innerlich fühlte sie sich ganz anders. Keiner konnte sie wirklich verstehen. Was sie all die Jahre hatte durchmachen müssen, war eben auch nur schwer vorzustellen. Aber so konnte sie doch kein normales Leben führen! Man würde niemals alle von diesen Männern verhaften können! War es nicht so, dass immer jemand übrig blieb? Ihre Angst konnte so nicht schwinden und die Erinnerungen genauso wenig.

Plötzlich war alles ganz klar. Sakuras Lebenswille sickerte unaufhaltsam dahin, seit langem schon. Mit geistesabwesendem Blick richtete Sakura sich auf, so als hätte sie eine Lösung für all ihre Probleme gefunden. Als könnte sie endlich allem entfliehen.

Langsam aber stetig führten ihre Schritte sie ins Bad, wo sie sich eine Schere nahm. Was sie jetzt tun wollte, würde zwar weitere Schmerzen bedeuten, jedoch nicht für lange und sie hätten eine erlösende Folge. Den Tod. Endlich könnte sie frei sein. Angstfrei.

Mit ihrem weißen Nachthemd, das sich wie ein Kleid um ihren würdevollen Körper schmiegte, setzte sie sich auf den Boden. Nachdenklich lehnte sie gegen die Wand, ihre Beine, leicht angewinkelt, lagen auf der Seite. Das Gesicht und der Körper waren geprägt von Prellungen und Narben. Eigentlich war es ganz einfach. Doch sollte sie das wirklich tun? Die Gründe, die dafür sprachen waren so viel stärker, als jene, die dagegen sprachen. Da tauchte plötzlich Kakashis Gesicht in ihren Gedanken auf, doch ihm wollte sie die schwere Last ihrer zerbrochenen Seele auch nicht aufbürden.

Vorsichtig hob sie ihre Hand und betrachtete die scharfe Klinge der Schere. Eine ganze Weile saß sie nur so da, mit zitterndem Körper und ausdruckslosem Gesicht.

Noch immer kämpfte sie dagegen an es zu tun, wollte nicht aufgeben. Aber sie befürchtete stark, diesen Kampf zu verlieren. Sakura wusste nicht wie viel Zeit verging, als sie so da saß. Eine Stunde, vielleicht auch zwei.

Nachdem sie endlich den Mut gefunden hatte, oder erforderte es eher Angst, hob sie erneut ihre Hand, in der sich die Schere befand. Mit starkem Griff umklammerte sie diese, legte ihr anderes Handgelenk in Position. Bereit zu sterben. So lange hatte sie gekämpft, war stark geblieben egal, wie viel Unheil mit ihr geschah. Doch nun war sie am Ende. Und sie fühlte sich so allein. Einfach nur den Arm entlang schneiden, dann ist es bald vorbei.

Weinend kniff sie die Augen zusammen und schluchzte laut, ehe sie mit voller Wucht zuschlug.

Wie in Zeitraffer bewegte sich die Klinge auf ihren Arm zu, aber kurz bevor die scharfe Spitze in ihre Haut gerammt werden würde, stoppte sie auf einmal.

Sakura öffnete verwundert die Augen und blickte in das Gesicht eines total erschrockenen Kakashis. In einem kurzem Augenblick fiel ihr auf, dass seine rechte Hand verbunden war.

„Tu das nicht.“

Die erwärmende Stimme erklang angenehm in ihren Ohren. Es war, als würde ihr zerbrochenes Ich diese Worte aufsaugen und die Risse langsam heilen. Nahezu ausdruckslos blickte sie ihren Sensei an und begann wieder zu schluchzen. Ohne Gegenwehr ließ Sakura sich die Schere aus der Hand nehmen. Kakashi legte diese auf die Seite, nahm Sakura hoch und wollte ihren vermeintlichen Ort des Todes verlassen.

Sanft wurde Sakura ins Bett gelegt und er setzte sich neben sie. Traurig betrachtete Kakashi sie, noch immer geschockt von dem, was Sakura in Begriff gewesen war zu tun.

Unschwer konnte man erkennen, was gerade in Kakashi vor ging, obwohl er ein wenig überfordert wirkte.

Beinahe wäre er zu spät gekommen, auch wenn sie nicht sofort verblutet wäre. Und dennoch war es ein immenser Unterschied, ob sie es getan hätte oder aufgehalten wurde!

„Bitte erzähl das nicht Tsunade“, bat Sakura ihn leise. Tsunade hatte sich weiß Gott schon genug Sorgen um Sakura machen müssen. Es war ein Moment der Schwäche gewesen, der dank Kakashi wohl vorbeigezogen war. Nun sah er Sakura wieder an, schwieg für ein paar Sekunden, ehe er hörbar ausatmete.

„Wieso wolltest du das tun, Sakura?“

Seine Stimme klang verletzlich und trotzdem lag eine gewisse Strenge darin.

Das Mädchen schüttelte nur den Kopf und senkte ihren Blick. Vielleicht sollte sie sich ihm endlich öffnen. Durch seine Anwesenheit schenkte er ihr solch eine Kraft, wie keiner es konnte. Wenn sie ehrlich war, scheute er nie die Mühe, Sakura zu unterstützen. Was hatte sie da nur fast getan?!

Auf einmal fiel sie ihm um den Hals, doch er reagierte sofort und erwiderte die Umarmung.

„Ich halte diese Angst nicht mehr aus“, schluchzte sie und vergrub sich in seinem Hemd. Diese Wärme, dieser Duft, die Geborgenheit. Das alles fühlte sich so erholsam an, so tröstlich.

Kakashi konnte in etwa verstehen, was in ihr vorging, versuchte es zumindest. Er hätte schon viel früher bei ihr sein sollen, das wurde ihm nun bewusst. Ihm war klar, dass sie Unterstützung brauchte. Doch die Suche nach Spuren und Informationen hatte ihn so sehr in Anspruch genommen, dass er beinahe die wichtigste Aufgabe vergessen hätte. Entschlossen legte er die Hände auf ihre Schultern, drückte sie von sich, um ihr in die Augen zu sehen. Wieder zerbrach ein Teil seines Herzens, als sie ihn mit verweinten Augen ansah.

„Du bist jetzt hier, in Sicherheit und keine Gefangene mehr. Du darfst sie nicht gewinnen lassen.“ Seine Stimme wurde immer tiefer und leiser, bis er fortsetzte.

„Und ich...“ brauche dich, wollte er eigentlich sagen. „Du kannst nicht einfach so gehen“, warf er ihr vor, was Sakura total verstummen ließ. Seine Worte waren wie das Licht im Dunkel, wenn man vor Schwärze vom Weg abgekommen war. Es war seine Art zu sagen, dass er sie brauchte.

Sekunden später wartete Kakashi noch immer auf eine Reaktion ihrerseits und musterte sie besorgt. Eine letzte Träne entwich ihren geröteten Augen, ehe sie wieder zu sich fand.

„Aber was ist, wenn sie zurück kommen?“

Die Tatsache, dass diese Leute noch immer da draußen waren, war das Schlimmste von allem. Doch Kakashi schüttelte sofort den Kopf. „Wir haben bereits bedeutsame Informationen gesammelt. Tsunade stellt nur noch ein Team zusammen und dann sind diese Mistkerle dran!“

Auch wenn Sakura sich dabei ein wenig unsicher war, sie glaubte ihm. Sie vertraute ihm.

Dann wollte Kakashi noch etwas sagen. „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Das ist meine Aufgabe als Sensei und wenn ich dabei sterbe.“ Daraufhin liefen Sakura einfach die Tränen hinunter und diesmal war Kakashi es, der sie in seine Arme zog.

„Du darfst aber nie sterben!“, murmelte Sakura.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, während er sie weiter im Arm hielt. Wie viel Zeit verging, war Kakashi nicht bewusst, doch irgendwann bemerkte er, dass sie ruhiger wurde und wohl eingeschlafen war. Vorsichtig stand er auf und ließ Sakura behutsam ins Bett sinken, um sie dann zu zu decken. Danach setzte er sich erschöpft auf den Stuhl neben daneben. Noch einmal musste er zurückdenken, sich die Bilder vor Augen rufen, als Sakura in Begriff war sich umzubringen. Müde rieb er sich die Augen. Der Anblick hatte ihn wirklich erschrocken. Sakura musste furchtbar leiden und er hatte sie einfach im Stich gelassen. Erschöpft schloss er die Augen und sank in den Stuhl hinein, bevor auch er letztendlich mit gemischten Gefühlen einschlief.

Training mit Hindernissen

Am nächsten Morgen wachte Sakura recht früh auf. Ein Alptraum riss sie aus ihrem erholsamen Schlaf und er hatte sich verdammt echt angefühlt. Im Traum waren Kakashi und Yamato ihr zur Hilfe geeilt, wurden aber brutal von Souta abgeschlachtet. Souta konnte sie wieder entführen und hatte...

Müde fegte sie diesen Traum schnellst möglich aus ihren Gedanken, ehe sie noch begann es sich vorzustellen.

Immer noch leicht außer Atem setzte sie sich auf und sah den leeren Stuhl neben sich. Sofort wurden ihre Augen traurig. Wieder war sie allein hier. Doch sie sollte jetzt eigentlich nicht allein sein und das wollte sie auch nicht. Nicht jetzt, nicht nach gestern...

Sakura erschauderte bei dem Gedanken was sie gestern fast getan hatte. Zum Glück war Kakashi noch rechtzeitig gekommen. Es war ihr sehr unangenehm, dass er sie so verletzlich gesehen hatte.

Das Ende war im Gegenteil dazu schön gewesen. Es hatte sich so gut angefühlt in seinen Armen zu liegen. Und dann war sie einfach eingeschlafen. Sie bereute es, doch sie war wohl ziemlich erschöpft gewesen.

Hörbar seufzte Sakura, als plötzlich die Tür aufging und Kakashi mit einem Tablett in der Hand herein kam. „Guten Morgen, ich dachte ich besorge Frühstück,“ meinte er und legte das Tablett auf ihre Bettdecke. Er war also nur kurz weg gewesen, dachte sie und schmunzelte in sich hinein, überprüfte wegen ihres Alptraums kurz, ob er noch an einem Stück war. „Warst du die ganze Nacht hier?“ fragte sie ihn dann vorsichtshalber noch und er nickte. Sakura lächelte kurz ehe sie endlich das Tablett begutachten konnte. Sie hatte solchen Hunger! Dort lagen vier belegte Brötchen, für jeden zwei.

„Das sieht echt gut aus,“ lobte sie ihn und nahm sich eins vom Teller. Als sie hinein biss, war der Alptraum schon wieder fast vergessen, trotzdem bemerkte Kakashi ihre leicht zittrigen Hände.

„Das hoffe ich doch. Ich habe mir größte Mühe gegeben, als ich sie gekauft habe,“ grinste Kakashi und Sakura verschluckte sich fast, als sie lachen musste.

Ein paar Minuten vergingen und Kakashi hatte seine Brötchen noch immer nicht angerührt. „Wieso isst du nicht?“ fragte sie dann und direkt danach wurde ihr klar woran es lag. Kakashi lief wohl schon immer vermummt durch die Weltgeschichte. Was hatte er nur, dass er das Ding niemals abnahm? Jetzt war jedenfalls DIE Gelegenheit.

Aber Kakashi schüttelte nur den Kopf. „Später,“ meinte er ruhig, lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte seine Arme, während er ihr beim Essen zu sah.

„Hm,“ antwortete Sakura darauf und biss erneut in ihr Brötchen.

Natürlich wusste er wieso sie ihn so anstarrte, aber er ließ es sich nicht anmerken. Das tat er nie.

Wieder ein paar Minuten später, Sakura nahm sich ihr zweites Brötchen, da fiel ihr auf, das eines fehlte. Mit einem erstaunten Wie-haben-Sie-das-denn-gemacht?-Blick sah sie ihm direkt in die Augen, aber er lächelte nur verschmitzt. Jedenfalls konnte sie es an seinen Augen sehen. Der war ja vielleicht einer, dachte Sakura. „So so,“ gab sie misstrauisch von sich und ließ sein zweites Brötchen nicht mehr aus den Augen.

In diesem Moment klopfte es aber an der Tür und Sakura richtete ihren Blick zu dieser. Herein kamen Naruto und Sasuke, der eine mit strahlend freundlichem Gesicht, der andere eher nicht. Die Haruno legte ihr Brötchen wieder auf den Teller und lächelte ihnen entgegen.

„Sakura! Du siehst heute wieder super aus!“ Narutos laute Stimme drang in Sakuras Ohren und da stand er auch schon vor ihr und hielt ihre Hände mit seinen umschlossen.

„Ehehehe....“ Mehr fiel Sakura dazu nicht ein. Sie lächelte nur gezwungen. Sasuke war hinter Naruto her getrottet, konnte nicht glauben was Naruto da wieder veranstaltete und zog ihm am Kragen zurück. Der Sensei schmunzelte nur darüber. „Schön, dass es dir besser geht,“ murmelte Sasuke monoton und ließ Naruto wieder los. Das Mädchen lächelte sanft, was als „Danke“ zu deuten war. Danach wandte Sasuke sich Kakashi zu. „Kann ich draußen kurz mit Ihnen sprechen?“ Kakashi musterte den Uchiha leicht überrascht und nickte. Dann stand er auf und die beiden gingen ohne weitere Worte nach draußen.

Super, dachte Sakura. Nun war sie mit Naruto allein, wo er doch anscheinend so in sie verknallt war. Und so gut kannte sie ihn dann doch noch nicht, dass sie ihm vollends vertraute. „Ich hoffe du kannst bald hier raus und mit uns trainieren,“ übernahm Naruto das Wort, klang erstaunlich ernst dabei und Sakura nickte. „Ja, das würde ich auch gerne. Kann sein, dass ich heute entlassen werde.“ Die Haruno konnte es kaum erwarten das Kämpfen zu lernen. Es würde ihr Sicherheit und Kraft geben, um ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Eine unangenehme Stille entstand zwischen den beiden.

Sakura sah Naruto nun direkt an. „Wieso seid ihr eigentlich hier? Über was reden die beiden da draußen?“ Naruto schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich dachte eigentlich wir sind hier, um dich zu besuchen. Wer weiß schon was in Sasukes Kopf so vor sich geht,“ grinste er frech.

„Das hab ich gehört,“ verkündete der Uchiha genervt, als er gerade wieder zurück ins Zimmer kam. Ohne Kakashi. „Wo ist Sensei Kakashi?“, fragte Naruto verwundert und drehte sich zu seinem Teamkameraden. Sakura zog die Bettdecke von sich, kletterte vorsichtig mit ihrem weißen Nachthemd aus dem Bett, während Sasuke näher kam. „Er muss irgendwas erledigen, wie immer,“ redete Sasuke sich heraus und Sakura wusste genau, dass mehr dahinter steckte. Naruto nickte unwissend, hatte mal wieder nichts verstanden und musterte Sakura in ihrem Nachthemd. Es war zwar nur ein Nachthemd, jedoch stand es hier ganz gut, gestand er sich.

„Ich werde mich schnell umziehen gehen und mich dann selbst entlassen,“ beschloss Sakura stur, wie es in ihrer Familie lag und noch ehe einer der beiden Jungs etwas dagegen sagen konnte, war sie im Bad verschwunden. Wieso war Kakashi einfach gegangen ohne sich zu verabschieden?

Der Uchiha blickte Naruto gelassen an. „Wir könnten mit Sakura ein wenig trainieren, während Kakashi weg ist,“ schlug Sasuke vor. Naruto legte die Arme hinter den Kopf und dachte darüber nach. Das konnte ihr eigentlich nur helfen, also war er einverstanden. „Okay, machen wir das,“ stimmte der Blonde zu ohne zu bemerken, dass der Uchiha nur einen Grund brauchte um Sakura aus dem Krankenhaus zu bringen.
 

Nach ein paar Minuten kam sie in ihrem üblichen Look, wie immer gut aussehend, aus dem Bad und strich sich durchs Haar, damit es nicht so leblos aussah.

„Sakura, einverstanden wenn wir zusammen etwas trainieren?“, fragte Naruto sie und drehte sich zu ihr. Sie sah einfach umwerfend aus, fand er und wischte sich einen Sabbertropfen vom Mund. Sakuras Blick sank kurz zu Boden, als sie überlegte, doch dann nickte sie. „Gern.“ Früher oder später musste sie sowieso mit dem Training beginnen, warum dann nicht heute?

Auch wenn Kakashi vermutlich später erschrecken würde, wenn er zurück kam und sie nicht mehr hier war. Aber sie war in guten Händen, das hoffte sie zumindest.

Sasuke blickte sie wortlos an, konnte ihre Bedenken verstehen und beschloss sie zu ermutigen. „Keine Sorge, heute lernst du nur ein paar Grundkenntnisse,“ erklärte er und lief dann ohne Umwege zur Tür. Sakura nickte, folgte ihm und nachdem Naruto aufhören konnte zu sabbern, folgte auch er den beiden.

Weder Sakura noch Naruto bemerkten Sasukes Abscannen der Umgebung. Er ließ keine Ecke aus und analysierte jeden, der an ihnen vorbei lief. Schließlich konnte jeder ein potentieller Entführer sein. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass dieser Menschenhändlerring sie einfach vergessen würden.

Die Haruno dachte darüber nicht nach, versuchte im Moment nur Naruto auf Abstand zu halten, denn er lief immer wieder von neuem auf magische Weise, plötzlich direkt neben ihr. Sie kicherte leise, fand es seltsamer Weise amüsant, überlegte der Uchiha. Dann fühlte sie sich wohl sicher.

Der Grund wieso der Uchiha unbedingt wollte, dass Sakura aus ihrem Zimmer kam, war, dass die Männer genau wussten, dass sie die Haruno am wahrscheinlichsten im Krankenhaus finden konnten. Denn heute war ein gefährlicher Tag. Informationen zu folge, die der Uchiha von Tsunade bekommen hatte, waren die Männer möglicher Weise auf dem Weg hier her. Spuren deuteten zumindest darauf hin. Ihr Menschenhändlerring war sowieso zerstört, davon ging man jedenfalls aus und außer ihrem Leben hatten sie nichts mehr zu verlieren. In Gefangenschaft wollten sie als letztes geraten, dort würden sie wie Tiere behandelt werden. Deshalb war ein Rachefeldzug das einzige was sie noch tun konnten. Für Sasuke ergab das jedenfalls durchaus Sinn. Deshalb nahm er das alles auch sehr ernst. Obwohl es nur wage Informationen waren und keiner so recht wusste ob sie stimmten. Trotzdem war höchste Aufmerksamkeit gefragt.

Auch Kakashi hatte deshalb einen Auftrag bekommen, der nicht lange dauern sollte. Er sollte zusammen mit Yamato die Grenzen zu Konoha überprüfen. Außerdem hatten sie einige Leute untergeordnet bekommen, um diese rund um Konoha in guter Position aufzustellen, damit sie die Wachen rechtzeitig informieren konnten, sobald Gefahr drohte. Danach wollte Kakashi direkt zu Sakura zurück, was Tsunade ihm auch befohlen hatte.
 

Die Drei liefen an einem Imbiss vorbei, an vielen Leuten und ihr Weg endete direkt vor der Trainingshalle. Der Uchiha sah kurz hinter sich, ehe er hinein ging. Niemand sonst war hier, verständlich. Die meisten trainierten bei dem guten Wetter lieber an der frischen Luft.

Neugierig sah Sakura sich um und drehte sich einmal um sich selbst. Sie war ganz aufgeregt und konnte es kaum erwarten etwas zu lernen.

„Bist du bereit Sakura?“ fragte Naruto und er beobachtete wie Sasuke eine Flasche Wasser zur Seite stellte. Sollte der Uzumaki ruhig anfangen, dachte der Blauhaarige. Sakura nickte enthusiastisch und ließ Naruto nicht mehr aus den Augen.

Der Blonde begann seltsam sein Gesicht zu verziehen, als wäre es äußerst anstrengend was er gerade vollbrachte. „Sieh zu und mach es mir dann nach. Das ist die Grundstellung.“

Sasuke war es schon fast peinlich, wie Naruto ihr weiß machen wollte, dass es größte Anstrengung erforderte. Er verdrehte nur die Augen, lehnte mit verschränkten Armen an der Wand der Trainingshalle und sah hin und wieder zur Kontrolle zu den Fenstern hoch.

Sakura versuchte derweil ihren Körper in dieselbe Position zu bringen, wie Naruto und sah sich seine Haltung genau an. Als nächstes formte er seine Hand zu einer Faust und schlug nach vorne in die Luft. Auch Sakura schlug einmal vor sich, hielt aber krampfhaft inne. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihre noch immer heilenden Wunden. Offenbar waren ihr die Schmerzen aber egal, sie wollte nicht aufhören und setzte einen Schlag nach dem anderen. Sie musste sich einfach nur vorstellen, in das Gesicht von Souta zu schlagen und schon ging es ganz von allein.

„Das machst du gut.“ Der Uzumaki stemmte die Arme in die Hüfte und lächelte.

„Ist ja auch nicht schwer,“ warf Sasuke den beiden niederschmetternd entgegen, welcher daraufhin ein paar giftige Blicke von beiden kassierte.

„Hör nicht auf ihn, du machst das toll. Ich hab mich anfangs nicht so gut angestellt wie du, im Gegenteil,“ versuchte Naruto sie aufzumuntern, lachte dabei und es schien ihm überhaupt nichts auszumachen sich dafür selbst schlecht zu reden.

Sakura nickte wieder ermutigt und fuhr grinsend fort, aber schon nach kurzer Zeit stoppte Naruto sie.

„Soll ich dir einen Griff zeigen? Nichts Schweres,“ meinte Naruto und ging auf sie zu. „Ehm,“ gab Sakura nur von sich und ging in aufrechte Position. Noch ehe sie überlegen konnte, schnappte Naruto sich einfach ihr Handgelenk und zog es zu sich. Auf Körperkontakt war sie aber gar nicht vorbereitet gewesen. Mit starrem Blick verfolgte sie seine Bewegungen und ging immer wieder einen Schritt zurück sobald Naruto sie wieder her zog. Es war einfach ein Reflex, sie konnte nicht anders. Schließlich war Kakashi der Einzige dem sie bis jetzt vertraute und den sie auch gut kannte. Sasuke beobachtete die ganze Situation aufmerksam. Allerdings würde sie niemand vor zukünftigen Körperkontakt beschützen können. Deshalb sagte er auch erstmal nichts, egal wie sehr sich Sakura sträubte, solange sie nicht in Panik geriet.

„Ich will es dir doch nur zeigen,“ meinte Naruto hartnäckig und zog sie wieder zu sich. Und dieses Mal erwischte er sie und griff ihr um die Hüfte. Jetzt befand Sakura sich in seinem Klammergriff aus dem sie nicht heraus kam, ohne zu wissen wie.

„Naruto ich...hör bitte auf,“ bat sie ihn leise und spürte schon wie ihr Herz anfing schneller zu schlagen. Sie fühlte sich so hilflos wie früher und verfiel in ihr altes ängstliches Ich zurück. Nun kam Sasuke doch einen Schritt näher und überlegte, ob dies wohl der richtige Augenblick war einzugreifen.

„Ich werde dir nicht wehtun Sakura, du kannst mir vertrauen,“ sagte Naruto überzeugend und erklärte ihr Schritt für Schritt, wie sie aus seinem Griff entkommen konnte. Mit schnellem Puls, aber aufmerksam führte Sakura jeden dieser Schritte aus. Sie holte ihr Bein hinter ihm hervor und stemmte es um sein Schienbein, noch eine Drehung und am Ende stand sie befreit hinter ihm.

„Ich hab's geschafft. Ich hab's echt geschafft!“, wiederholte sie begeistert und war überglücklich. Ein Gefühl des Erfolges überkam Sakura und gab ihr neue Kraft. Die Angst war längst verschwunden. Auch wenn es ihr in einem echten Kampf wahrscheinlich nicht viel nützen würde, so war es dennoch ein Anfang in die richtige Richtung.

Naruto drehte sich zu ihr und grinste ihr stolz entgegen. Auch Sasuke atmete erleichtert auf, nochmal gut gegangen, dachte er. Sie war nicht in Panik verfallen, was in ihrem Zustand auch nicht gut gewesen wäre. Er dachte daran, was Kakashi ihm erzählt hatte. Als sie nach dem Besuch im Badehaus zusammen gebrochen war, verursacht durch enormen Stress.

„Wenn das doch nur Kakashi gesehen hätte,“ flüsterte sie vor sich hin, als hätte sie Sasukes Gedanken gehört. Endlich bemerkte Sakura Fortschritte ihrer Genesung. Ohne schreiend oder weinend davon zu laufen, was sie auch dem hartnäckigen Naruto verdankte.

„Willst du weiter machen?“, fragte Sasuke und kam auf die beiden zugelaufen. Sakura überlegte, ob der Uchiha sich ihnen nun anschließen wollte und nickte ihm nachdenklich zu.

Nun stand Sakura in der Mitte, etwas hinter Naruto und Sasuke, welche mit langsamen Kampfbewegungen begannen. Die beiden bewegten sich unglaublich synchron und Sakura versuchte sie nachzuahmen. Sie war zwar viel langsamer als die beiden, aber mit der Zeit und Wiederholung konnte sie sich die Bewegungen merken.

Es verging mindestens eine Stunde, bevor Sasuke das Training abbrach und Sakura die Trinkflasche zu warf. „Danke,“ sagte sie überrascht, fing die Flasche gerade so auf und trank ein paar kräftige Schlücke. Wollte Sasuke etwa ihre Reaktion testen?

„Du hast dich gut geschlagen. Aus dir könnte ein guter Ninja werden,“ meinte der Uchiha ernst und versuchte krampfhaft ein Lächeln hervor zu zaubern. Bei ihm sah das aber ziemlich anstrengend aus. Sakura lächelte verlegen zurück. „Wenn du lächelst siehst du richtig freundlich aus,“ neckte Sakura ihn und Naruto musste laut lachen. So direkt hatte ihm das noch keiner gesagt. Sasuke grummelte, fühlte sich ertappt und ersparte sich eine Antwort auf ihre Bemerkung.
 

Kakashi war momentan auf dem Weg zurück zu Tsunade. Irgendetwas war wohl vorgefallen und da er unweigerlich glaubte, dass es dabei um Sakura ging, beeilte er sich noch mehr als sonst. Dieses Mal nahm er den kürzeren Weg zu ihrem Büro, über die Dächer. Mit Leichtigkeit sprang er darüber hinweg. Doch plötzlich sah er den Blondschopf schon auf sich zu eilen. Es war wohl noch dringender als gedacht, wenn sie nach Kakashi schicken ließ und sich gleichzeitig auf den Weg zu ihm machte.

Einige Meter voneinander entfernt wurden sie langsamer und Tsunade stützte sich kurz auf ihre Knie ab. Ihr Alter machte sich langsam bemerkbar, dachte sie grummelnd. „Tsunade! Was ist los?“, fragte er aufgeregt und erhoffte sich keine schlechten Nachrichten. Endlich kam die Hokage wieder zu Atem und richtete sich auf. Sie sah besorgt aus und ebenfalls sehr aufgeregt. „Es ist furchtbar, Kakashi. Ich konnte es selbst nicht glauben, aber diese Botschaft haben wir vor Kurzem von einem Botenvogel erhalten. Offenbar bereiten sich ein paar letzte Mitglieder auf einen Angriff vor,“ erklärte sie voller Sorge. Kakashi schluckte schwer und dachte angestrengt nach. „Wenn sie solange ohne von uns entdeckt zu werden ausgehalten haben, werden das keine einfachen Gegner,“ dachte er laut, ehe er den Blick über den Brief wandern ließ. Während er die Worte laß, weiteten sich seine Augen und er wirkte sichtlich nervös.

„Keine wird uns je entkommen können.

Wir kriegen sie und wir versichern euch,

dann töten wir sie und jeden, der uns in die Quere kommt.“

In der Unterzahl

Naruto, Sasuke und Sakura waren währenddessen auf dem Rückweg vom Trainingsgelände nach Konoha. Es lag etwas außerhalb der Stadt, um ausreichend Platz für Trainingskämpfe zu haben. Sakura lief auf der rechten Seite, mit etwas Abstand zu den beiden Jungs.

Würde sie dem Platz im Team jemals gerecht werden? Sie starrte die beiden an, wie sie sich gegenseitig auf die Nerven gingen und schmunzelte dabei. Ihr war klar, dass sie niemals mit ihnen mithalten könnte, dennoch wollte sie auf jeden Fall ihr bestes geben, um in dieses Team hineinzupassen. Einfach würde es nicht werden.

Sie wussten es vielleicht nicht, aber mittlerweile fühlte sie sich bei Naruto und besonders bei Sasuke ziemlich sicher. Lag wohl an seiner Ernsthaftigkeit.

Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und ergänzten sich doch so perfekt. Kakashi hatte es sicher nicht immer leicht mit ihnen. Gut, dass sie nun als Verstärkung da war, dachte sie lächelnd, wurde wieder etwas schneller und schloss zu ihnen auf.
 

Einige Minuten später hielt Sasuke plötzlich inne. Sein Blick wurde todernst während er die Umgebung absuchte. Auch Naruto begann sich umzusehen. Sein Blick beunruhigte sie am meisten, denn er sah selten ernsthaft aus. Sakura blieb ebenfalls stehen und versuchte ihre Blicke zu deuten, als ihr langsam bewusst wurde, dass hier etwas nicht stimmte. Als sie sich umsah, konnte sie mehrere Schatten von Versteck zu Versteck huschen sehen. Wurde sie letztendlich doch noch gefunden?

„Es sind zu viele,“ stellte Sasuke niedergeschlagen fest. Der Platz hier war zum Kämpfen denkbar ungeeignet, sie wären deutlich im Nachteil.

„Lauft!“, vollendete er und die anderen beiden reagierten sofort.

Sakuras Puls begann zu rasen, ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Panik behinderte ihre Kondition, sie war viel zu schnell außer Atem und kam nicht hinterher.

Der Uchiha achtete auf Sakura, dass sie nicht zurückblieb, weshalb Naruto und er etwas langsamer werden mussten. //Wir sind zu langsam,// stellte Sasuke bitter fest. Doch was als nächstes geschah, hatte niemand kommen sehen.

Ein maskierter Ninja sprang von oben auf Naruto, blitzschnell und ohne Vorwarnung drückte er diesen zu Boden, fasste ihm mit der Hand in die Haare, um sein Gesicht durch den Aufprall brutal in den Steinboden prallen zu lassen. Der Boden zerbröckelte unter ihm und Naruto stöhnte vor Schmerzen.

Sasuke zischte verärgert und er meinte ihre Taktik erkannt zu haben. Naruto war nach Sakura das, zumindest augenscheinlich, schwächste Teammitglied. Als nächstes wäre er selbst wohl dran. Durch seine Vorahnung konnte er rechtzeitig aus dem Zielradius eines anderen Angreifers springen. Sakura war so erschrocken, dass sie sich kaum rühren konnte. Sie starrte nur um sich, schlang die Arme um ihren Körper und erwartete Schlimmes.

Sasuke hatte die Haruno natürlich nicht vergessen, aber die Angreifer, wollten erst mögliche Gegner ausschalten, bevor sie sich mit Sakura befassen würden. Er landete direkt vor der Haruno, welche dadurch leicht aufatmen konnte. „Sasuke...“, flehte sie kaum hörbar. „Ich weiß,“ antwortete er monoton und richtete seinen Blick kurz auf Naruto. Der Gegner hielt ihn noch immer fest am Boden. Nur kaum hörbare, wütende Worte konnte man von dem Uzumaki hören. Es waren nicht gerade wenig Gegner, sie waren mindestens zu sechst. Mehr hatte der Uchiha noch nicht zählen können.

Während Sasuke sich umsah, konnte Sakura erkennen wie seine Augen sich seltsam veränderten und beobachtete dies mit Staunen.

„Ich muss Naruto helfen, wir brauchen ihn,“ erklärte Sasuke und Sakura nickte. Kaum eine Sekunde später huschte Sasuke mehrere Meter scheinbar unsichtbar in Narutos Richtung. „Jutsu der flammenden Feuerkugel!“

Eine Wand aus Feuer brannte über Naruto hinweg, verscheuchte seinen Angreifer und befreite damit Naruto aus dem Griff. „Heiß hier,“ stöhnte Naruto mit sarkastischem Unterton und schaffte es wieder sich aufzurichten. Er sprang mit einem Satz hinter Sakura, sodass sie von zwei Seiten geschützt war. Das Mädchen erschrak als sie eine klaffende Wunde auf Narutos Stirn bemerkte, die ihn aber nicht weiter zu kümmern schien.

Während die Haruno etwas Hoffnung schöpfte, hier doch noch lebend herauszukommen, überlegten Naruto und Sasuke, wie sie mit so vielen Gegnern gleichzeitig fertig werden sollten.

Diese waren nicht nur in der Überzahl, sondern auch noch recht stark.

„Keine Sorge Sakura, ich lass nicht zu, dass sie dich mitnehmen,“ beruhigte Naruto sie, auch wenn er wusste, dass es schwierig werden könnte. Eine kleine Träne schlich sich ihre Wange hinunter, als sie seine Worte hörte, denn sie konnte nichts tun, als auf diese Worte zu vertrauen. Die Masken die ihre Gegner trugen, kamen ihr vertraut vor. Waren das die Männer, die sie aus ihrem Bett entführt hatten? Die für die Menschenhändler die Drecksarbeit erledigten?

Der Uchiha musterte das Mädchen, welche wohl kurz vor einer Panikattacke stand und ihm wurde klar, dass sie sich beeilen sollten. Kakashi hatte ihn gewarnt bei Sakura großen Stress zu vermeiden, da sie emotional äußerst labil war. Da hatte sie gerade erst flüchten können und schon versuchte einer sie wieder zu entführen. Souta hieß er, wenn er sich recht erinnerte. Und jetzt auch noch der Angriff. Sakura bekam kaum eine Verschnaufpause, um sich zu erholen. Wer könnte da auch erwarten, dass es ihr gut ging.

Naruto formte wie aufs Stichwort Unmengen von Schattendoppelgängern, die sich nun um die drei versammelten. Fünf von ihnen stellten sich direkt neben Sakura, welche von Narutos plötzlicher Vielzahl leicht überfordert wirkte.

Wie wenig sie doch über die Jutsus der beiden wusste, dachte Sakura.
 

Kakashi war im Highspeed zum Krankenhaus geeilt und in Sakuras Zimmer gestürmt. Erschreckt stellte er fest, dass sie nicht mehr hier war. Er überlegte kurz und rannte dann hektisch in den Flur. „Schwester? Wurde Sakura schon entlassen?“ Die Schwester blickte ihn überrascht an und warf einen Blick hinter den aufgeregten Mann in das leere Zimmer. „Eigentlich nicht, ist ja merkwürdig,“ meinte diese kaum bestürzt.

Kakashi sog ihre Antwort mit zischenden Lauten auf und ließ die Schwester unbekümmert zurück, während er wieder aus dem Krankenhaus rannte. Doch wo könnte sie sein? War ihr etwa schon etwas zugestoßen? Bei dem Gedanken wurde Kakashi übel und sein Herz zog sich zusammen. Er hatte immerhin die Verantwortung für sie. Tsunade würde ihn mindestens köpfen bevor sie ihn umbringen würde, wenn Sakura etwas zustieß.

Kakashi versuchte sich in Sakura hineinzuversetzen. Es fiel ihm jedoch schwer. Er hatte in den letzten Jahren einfach zu wenig Erfahrung mit Frauen gesammelt. War er doch immer lieber allein geblieben. So konnte er auch niemanden in Gefahr bringen. Denn anscheinend starben die Freunde um ihn herum wie die Fliegen.

Einer Sache war er sich aber sicher.

Die einzigen mit denen Sakura mitgehen würde, wären Tsunade oder Naruto und Sasuke. Da er Tsunade gerade erst getroffen hatte, könnte sie auch bei ihrem Team sein. Der Hatake beschloss, dass er Hilfe brauchte und wechselte seine Richtung.

Vor einem kleinen gemütlichen Haus machte er Halt, landete auf dem Balkon und klopfte wie wild gegen das Fenster. Yamato warf vor Schreck seine Tasse Tee mitsamt Tee in die Luft, konnte aber noch vor dem heißen Wasser ausweichen. Mit Horrorblickmimik drehte er sich zum Fenster, deutete aber sofort seines Freundes ernsten Blick und öffnete die Balkontüre. „Kakashi! Was ist los?“

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht sicher, ich hoffe nichts,“ begann Kakashi. „Du musst mir helfen Sakura zu finden. Tsunade hat eine beunruhigende Nachricht erhalten. Ein paar der Täter haben überlebt und sie haben vor Sakura umzubringen. Im Krankenhaus konnte ich sie nicht finden,“ erklärte Kakashi und klang dabei immer besorgter. Es auszusprechen machte ihm noch einmal bewusst wie ernst die Lage war. Yamato bekam hingegen kaum ein Wort heraus. „Verdammt...Ich...hoffe sie ist bei Naruto und Sasuke?“ Kakashi nickte. Der Holzninja ging noch einmal zu einer Schublade und kramte etwas hervor. „Damit wir Kontakt halten können.“ Er gab Kakashi einen Stecker fürs Ohr.

„Gehn wir,“ sagte Yamato zielsicher und die beiden sprangen gemeinsam vom Balkon, um sich auf die Suche zu machen. „Teilen wir uns auf,“ meinte Kakashi und sofort trennten sich ihre Wege.
 

Team 7 war mittlerweile vollkommen umzingelt. Wie sich herausstellte, waren es nicht nur sechs Ninjas, sondern zehn. Sasuke ahnte ihre nächste Taktik voraus und befürchtete, dass sie dieser nicht stand halten konnten. Wenn ihre höchste Priorität der Mord an Sakura war, würden sie Naruto und Sasuke einfach nur beschäftigen müssen. Und wenn sie Sakura beschützen wollten, konnten sie nicht mit voller Kraft kämpfen. Und wie lange könnten sie das durchhalten?

Doch wieso ließen sie sich solche Zeit für den Angriff?

Wie Jäger hatten sie das Team alias Beute umkreist. Die Haruno zitterte vor Angst und bekam kaum noch Luft. Wie ein Kind versteckte sie sich hinter Naruto und Sasuke.

Dann ging alles furchtbar schnell.

Der Uzumaki und Uchiha wurden jeweils von drei von ihnen angegriffen und hatten größte Mühe nicht sofort triumphiert zu werden. Naruto ging gekonnt in Deckung und wich einem Kunai aus, den sein Gegner ihm verpassen wollte. Dabei erwischte ihn aber der zweite Gegner in der Schulter. Tief bohrte sich dessen Kunai in Narutos Fleisch, welcher die Zähne vor Schmerzen fest zusammenkniff. Ein kleiner Aufschrei Sakuras, weil sie Naruto beobachtet hatte, lenkte die Aufmerksamkeit auf sie. Zwei Ninjas ließen ihren Blick auf ihr ruhen, während Naruto den dritten Gegner erstmal mit einem kräftigen Kinnhaken von sich schleudern konnte. Währenddessen starteten die Doppelgänger ebenfalls ihren Angriff, um Naruto und Sasuke zu unterstützen. Doch die Angreifer hatten kaum Probleme sie loszuwerden. Einer nach dem anderen verpuffte wieder.

Sasuke wollte eigentlich mit seinem Shidori angreifen, doch sie hatten so schnell angegriffen, dass ihm dafür keine Zeit blieb. Er bekam ein paar Schläge in den Magen, ehe er mit einer Hand auf dem Boden balancierte und seine Gegner durch eine geschickte Drehung seines Körpers von sich schleudern konnte.

Wie von Sasuke berechnet, hatten sie nicht genügend Zeit um Sakura zu beschützen. Aus dem Augenwinkel mussten sie zusehen wie ein Doppelgänger nach dem anderen verschwand, als die beiden Ninjas sich auf die Haruno stürzten.

Die Doppelgänger hielten sich gut, jedoch war ihre Kraft schnell verbraucht und sie verpufften, wenn sie getroffen wurden. Sakura stand nun ohne Schutz da, blickte kurz zu ihren Freunden, die aber beide mitten im Kampf waren. Die beiden Ninjas begannen sich auf sie zuzubewegen und da beschloss Sakura, dass Weglaufen ihre einzige Option war.

Auf der Stelle drehte sie sich um und begann zu laufen, aber nach kaum ein paar Metern stellten sich ihr die anderen zwei Ninjas in den Weg. „Feiglinge!“, schrie Sakura voller Todesangst. Vier gegen ein wehrloses Mädchen war nicht gerade fair. Sie spürte wie ihre Kehle trocken wurde und ihre Lunge wegen des Adrenalinschubs und des schnellen Pulses brannte.

Sasuke und Naruto versuchten sich aus ihrem Kampf zu befreien, aber jedes Mal, wenn sie zu Sakura eilen wollten, wurden sie wieder zurückgeschlagen. „Rührt sie nicht an!“, brüllte Naruto wütend, bekam als Konsequenz, dass er sich hatte ablenken lassen, sogleich einen Faustschlag gegen die Schläfe.

Die vier Ninjas schlossen den Kreis um ihr Opfer immer enger. Angestrengt versuchte sie sich die Kampfübungen von vorhin in Erinnerung zu rufen, doch die waren wohl kaum durch einmal Training verinnerlicht und deshalb nicht aufzufinden. Vor allem nicht, wenn der Denkprozess durch blanke Panik vereitelt wurde.

Sie fühlte sich wie ein gejagtes Reh, dass aufgab sobald der Jäger nur nah genug an es herankam. Als Sakura keinen Ausweg mehr sah, sank sie auf die Knie.

„Aufhören!“, schrie nun auch Sasuke, den man selten so emotional erlebte. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte, gehörte sie dennoch zu seinem Team und das galt es zu schützen. Er wusste wie schwer sie es gehabt hatte und wollte sie so nicht sterben lassen. Das hatte sie einfach nicht verdient.

Ein Ninja dessen Maske die Form einer Katze hatte, packte Sakura am Kragen und zog sie wieder herauf. „Erkennst du mich nicht?“ Seine Stimme klang gefährlich.

Bilder aus ihrer Vergangenheit, aus der Nacht, in der sie entführt wurde, blitzten vor ihrem inneren Auge auf. Sakura erinnerte sich, wie sie in ihrem Bett wach wurde und ein Mann mit Katzenmaske ihr ein Tuch auf den Mund drückte, ehe sie das Bewusstsein verloren hatte.

Ihre Augen weiteten sich panisch. Würde sie schnell sterben? Das war ihr einziger Gedanke in diesem Moment.

Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrer Magengegend aus. Den Schlag in den Magen hatte sie nicht einmal kommen sehen. Es war als würde sie von innen heraus erdrückt werden. Da wurde Sakura klar, dass die Ninjas sie nicht nur töten wollten. Sie wollten Rache nehmen. Rache für ihr zerschlagenes System. Für ihre Flucht. Dafür, dass sie ein normales Leben führen wollte. Diese Chance war ihr seit dem ersten Tag ihrer Entführung jedoch schon genommen worden. Zu jung war sie gewesen, um ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen zu können, ihr Geist war schnell gebrochen.

Ein weiterer Schlag in den Magen ließ Sakura gequält aufschreien. Sie war sich sicher, das Brechen ihrer Rippen gehört zu haben. Es würde nicht schnell gehen, da war sie sich nun sicher. Die Schläge hörten nicht auf und Sakura spürte nur noch einen dumpfen unangenehmen Druck, wenn er ein weiteres Mal zuschlug.

Was um sie herum passierte, nahm sie nicht mehr wahr. Da war nur noch der konstante stechende Schmerz, der gerade ihre ganze Welt ausmachte.
 

Kakashi suchte zuerst an Orten, an denen er die Drei am ehesten vermutete und Yamato tat es ihm nach. Leider blieb ihre Suche erfolglos. Nur ein paar wenige Dorfbewohner konnten bestätigen Naruto oder Sasuke gesehen zu haben, doch das war schon viel zu lange her, als dass es hilfreich sein könnte. Kakashi überkam ein Gefühl von Angst, viel stärker als die Angst seinem Gegner unterlegen zu sein. Es war die Angst jemanden zu verlieren, der ihm wichtig war. Es gab für ihn nichts Schlimmeres. Zu viele hatte er sterben sehen, keinen einzigen retten können. Wieso nur hatte er immer als einziger überlebt?

Geistesabwesend schüttelte der Hatake den Kopf, wollte sich auf die Suche nach Sakura konzentrieren. Es gab zwar keine Anzeichen, dass ihr etwas zugestoßen sei, aber da war so ein beklemmendes Gefühl in der Herzgegend, welches ihm zunehmend Sorgen bereitete.
 

Nur gedämpft hörte Sakura Narutos Rufen, antworten konnte sie darauf nicht. Aus irgendeinem Grund versagte ihre Stimme. Nicht einmal ihre Mundwinkel hoben sich. Nur ihre Augen konnte sie öffnen und sie versuchte Narutos Blick aufzunehmen. Er hielt seinen Gegner gerade im Griff, während seine Mimik nichts Gutes deuten ließ. Es musste schlimm um sie stehen, wenn er sie so ansah.

Aufeinmal ließ der Druck in ihrer Magengegend nach. Nur der stechende Schmerz blieb zurück, aber das war einfacher zu ertragen, als seine Schläge, die Schübe von noch stärkeren Schmerzen auslösten. Wie viel Schmerz konnte ein Mensch aushalten, fragte sich die Haruno. Sehr viel, gestand sie sich. Sie musste es wissen.

Unsicher richtete sie ihren Blick auf ihr Gegenüber, welcher sie noch immer am Kragen gepackt hatte. Sie wollte unbedingt wissen, was sie als nächstes erwarten würde. Wollte vorbereitet sein, wenn der Tod kam. Doch der ließ sich noch Zeit.

Der Ninja ließ sie auf ihre wackeligen Beine sinken, lachte amüsiert als er zusah wie sie versuchte nicht umzufallen. Doch sein Lachen verging ihm, als Sasuke ihn mit einem kräftigen Faustschlag meterweit beförderte. Der Uchiha sah wütend aus, als er neben Sakura zum Stehen kam, noch immer die Faust oben hielt. Er wagte es kaum sie anzusehen, es würde ihn nur vom Wesentlichen ablenken.

Sakura konnte nicht fassen, dass sie noch stehen konnte. Sie hielt sich den Magen und spuckte etwas Blut, welches sie sich mit dem Handrücken von den Lippen wischte.

Die anderen drei Ninjas standen noch immer perplex daneben, ehe sie ein paar Meter weiter in Sicherheit sprangen.

Plötzlich erschien einer von Sasukes vorherigen Gegnern hinter Sakura, hatte schon ausgeholt und wollte gerade zuschlagen, als Naruto von Weitem auf sie zuraßte und schrie. „Hinter euch!“

Sasuke konnte den Angreifer gerade noch stoppen, verpasste diesem einen Tritt, den er noch in drei Wochen spüren würde.

Sakura nahm alles nur noch in Trance wahr. Ihre Reaktion war gleich Null, aber das kaum hörbare Zischen hatte sie gehört. Sasuke fasste sich verkrampft an den Hals und auch Naruto, der gerade bei ihnen ankam, schien etwas am Hals getroffen zu haben. Mit zusammen gekniffenen Augen konnte sie ein kleines Funkeln sehen. Es sah aus wie eine hauchdünne und spitze Nadel die in der Sonne glänzte.

Der Uchiha begann zu wanken, wollte dem Gefühl der Last auf seinen Beinen nicht nachgeben. Naruto und Sasuke fielen beinah gleichzeitig zu Boden, die Augen geöffnet, jedoch bewegungsunfähig.

Sakura fiel neben Sasuke auf die Knie und rüttelte ihn. „Was ist mit euch?“, fragte sie angsterfüllt. Ihre Hoffnung zerplatzte mit einem Mal wie eine kleine Seifenblase.

„Ihr seid doch tatsächlich auf die Ablenkung hereingefallen,“ lachte einer. Der mit der Katzenmaske hatte sich halbwegs aufgerappelt und kam wieder näher.

„Damit habt ihr das Todesurteil eurer kleinen Freundin unterschrieben. Ach, was sag ich da. Das war sowieso schon sicher. Also macht euch keine Vorwürfe.“

Im Innern kochte Naruto vor Wut, aber er konnte nichts weiter tun, als Sakura anzusehen. „Lauf!“, wollte er schreien, aber es kam nichts aus ihm heraus.

Der Typ trat hinter Sakura, welche seine Anwesenheit in Form eines kalten Schauers deutlich spürte. Resignierend blickte sie Sasuke in die Augen, als eine Art Abschied, welcher darauf nur mit seinem Blick reagieren konnte. Wie hatte er nur so dumm sein können, fragte er sich, während er zusehen musste, wie Sakura an den Haaren gepackt wurde und von ihm weggezogen wurde. Wie sie versuchte loszukommen, dabei weinte und dennoch nichts ausrichten konnte. Und diese Widerlinge rings um sie herum hinterherliefen.

Das Bild brannte sich in sein Gedächtnis und würde auch nie wieder verblassen.
 

Der Hatake versuchte es als nächstes bei Ichiraku. Vielleicht waren sie dort vorbeigekommen. Besonders bei Naruto war die Chance hoch.

„Hallo.“ Zur Begrüßung hob Kakashi kurz die Hand. „Darfs was sein?“ Angesprochener schüttelte schnell den Kopf. „Ist Naruto hier vorbei gekommen? Mit Sakura vielleicht?“

Der Mann überlegte kurz und dann fiel es ihm wieder ein. „Ja stimmt. Ich hab mich noch gewundert, dass Naruto keine Rahmen bestellte, was er sonst immer macht, wenn er hier vorbei kommt.“

So ein Glück! Kakashi atmete hörbar erleichtert aus. „In welche Richtung sind sie gegangen?“ Ichiraku zeigte in Richtung Trainingsgelände und Kakashi schoss ohne ein Danke davon. Er musste sich unbedingt beeilen. Mit seiner Hand fasste er an sein Ohr. „Yamato, sie sind Richtung Trainingsgelände gegangen. Ich bin schon auf dem Weg.“ Auf der Stelle machte der Holzninja kehrt und rannte nun ebenfalls zum Trainingsgelände. Beide hofften inständig, dass es ein falscher Alarm war.

Erlösung

Als Naruto und Sasuke aus Sakuras Blickfeld verschwanden, schwand ebenso ihr Wille gegen die Männer anzukämpfen. Auf einmal fühlte sie sich so allein, so einsam, so kraftlos. Diesmal war es wirklich aus und vorbei. Sie hatten sie erwischt, schon wieder.

„Kakashi...“, wimmerte sie leise, als könne sie ihn dadurch rufen. Was gäbe sie dafür ihn noch einmal sehen zu dürfen. Wenn sie könnte, würde sie ihren linken Arm dafür opfern. Da war noch so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen. So durfte es einfach nicht enden.

„Der hilft dir auch nicht mehr,“ sagte einer der Männer vernichtend und erstickte auch den letzten Keim der Hoffnung in ihr.

Sakura spürte wie ein Seil ihre Handgelenke zusammenschloss und dann nach oben gezogen wurde. Wenigstens konnte sie so nicht umfallen, dachte sie selbstironisch in ihrer aussichtslosen Lage.

Sakuras Blick ging leer zu Boden. Sie wollte keiner dieser Masken als ihren letzten Anblick mit in den Tod nehmen. Doch der Ninja mit der Katzenmaske nahm ihr auch diese Möglichkeit, indem er ihr Kinn anhob. Er wirkte wütend.

„Wieso konntest du dich nicht einfach selbst umbringen wie all die anderen? Haben wir dir nicht genügend Anlässe dazu gegeben?“ Sakura antwortete nicht, da seine Fragen eher rhetorisch klangen. Sie wollte den Weg des geringsten Widerstands gehen und es einfach hinter sich bringen.

Obwohl sie weinte, zeigte sie keine Angst mehr. Ihr Schicksal hatte sie längst akzeptiert. Wieso das Unausweichliche fürchten? Obwohl ihr der Tod schon lange nicht mehr wie etwas Schlechtes vorkam. Für sie bedeutete er Erlösung und Freiheit.

Kurz bereute sie den Moment im Bad, indem Kakashi sie aufgehalten und ihr die Schere aus der Hand genommen hatte. Sie hätte sich nicht so viel Zeit lassen sollen.
 

Yamato und Kakashi waren fast gleichzeitig bei Naruto und Sasuke eingetroffen. Beiden blieb fast das Herz stehen, als sie die Situation erkannten. Ein paar Meter entfernt lagen immerhin vier besiegte Gegner. Vom Anblick des Grases wurde Yamato beinahe schlecht, überall war Blut. Es mussten viele Gegner gewesen sein, dachte er. „Was ist hier passiert?“, fragte Kakashi, doch als sie sich immernoch nicht regten, obwohl ihre Augen geöffnet waren, erkannte er, dass sie wohl vergiftet worden waren. Yamato zog aus Narutos Hals eine kaum erkennbare Nadel, während er dessen Verletzungen begutachtete. Kakashi entfernte auch bei Sasuke die Nadel und blickte ihm dann direkt in die Augen. Der Uchiha erwiderte seinen Blick ehe er in die Richtung sah, in der sie Sakura verschleppt hatten. Der Hatake war sich sicher, dass sie dort sein musste. „Hier lang Yamato,“ sagte Kakashi und eilte davon. „Wir sind gleich zurück,“ erklärte Yamato und lief dem Älteren hinterher. Aus der Ferne konnten sie Sakura gequält aufschreien hören.
 

„Wegen dir,“ begann er zornig und schlug ihr mit der Faust fest ins Gesicht. Ihre Schläfe begann zu pochen und kurzzeitig sah sie alles doppelt. „Sind wir jetzt alle arbeitslos!“ Seine nachfolgenden Worte hatte Sakura kaum verstanden. Nachdem er ihr noch einen harten Schlag ohne Rückhalt in den Magen verpasste, begann sich etwas zu verändern.

Die Haruno versuchte die Augen zu öffnen, obwohl sie bereits offen waren. Doch sie konnte nur verschwommene Ränder war nehmen. Ein metallener Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus, während sie versuchte nicht an ihrem eigenen Blut zu ersticken. Sie vernahm hölzerne Geräusche. Da war auch eine Stimme, leise und vertraut. Sie konnte aber nicht verstehen was sie sagte.
 

Der Holzninja verdrängte den herzzerreisenden Anblick seiner Schutzbefohlenen für den Moment und versuchte konzentriert alle übrigen Ninjas mit aus dem Boden schießenden Holzranken einzufangen. Alle bis auf einen konnte er dank des Überraschungseffekts erfolgreich festhalten. Der Katzenmaskenninja wich geschickt aus, zog seinen Kunai und begab sich hinter Sakura. Den Kunai hob er gefährlich nahe an ihre Kehle. Sakura reagierte nicht darauf, sie spürte nur etwas Kühles und Glattes an ihrem Hals. Die Stimmen wurden lauter und auch die unscharfen Ränder fügten sich langsam wieder zusammen. War sie nun tot oder nicht? Sie konnte es schlicht nicht sagen.

Dann aber nahm sie Kakashis Stimme wahr und ein hoffnungsvolles Lächeln huschte über ihre mit Blut überlaufenen Mundwinkel. Die Stimme Kakashis klang daraufhin noch wütender.
 

Das erste was der Hatake überprüft hatte, war Sakuras Zustand. Der Anblick, der sich ihm bot, schmerzte ihn zutiefst. Schwere Schuldgefühle begannen ihn bereits jetzt von innen heraus zu verzehren. Aber noch durfte er sich das nicht anmerken lassen, erst musste er Sakura befreien. Danach konnte er sich bis in die Ewigkeit dafür selbst hassen. Dafür, dass er zu spät war. Erneut.

Yamato kniff beim Anblick ihres Lächelns die Augen kurz zusammen und verhärtete den Druck der Holzbalken auf seine Gegner, welche zunehmend bewusstlos wurden, da sie kaum noch atmen konnten.

Wutentbrannt zog der Silberhaarige sein Stirnband über sein linkes Auge und entblößte damit sein Sharingan. Dieses hatte er von einem Freund, den er auch nicht hatte retten können. Eine Bürde, die er trug und gleichzeitig als Bestrafung ansah.

Der Ninja hatte seinen Schnitt an ihrem Hals schon angesetzt, aus welchem bereits Blut hervorquoll.

Doch er stoppte, als er in Kakashis Sharingan und somit in dessen Genjutsu geriet. Yamato konnte nun ohne Sakura zu gefährden auch diesen Gegner mit seinen Ranken umschlingen.

Gerettet. Sakura war gerettet.

Der Holzninja ließ hinter ihnen einen robusten Holzkäfig aus dem Boden gedeihen, in welchem er die Ninjas verfrachtete. Zur Sicherheit waren sie noch immer mit dicken Holzranken gefesselt und fixiert. Als er sich wieder zu Kakashi und Sakura wendete, bemerkte er dass Kakashi lediglich einen Schritt auf sie zugegangen war. Mehr hatte er noch nicht gewagt, aus Angst sie könnte zerbrechen.
 

„Sakura...“, flüsterte Kakashi, während er einfach nur vor ihr stand und versuchte ihren geistigen Zustand zu beurteilen. Hilfesuchend blickte er zu Yamato, welcher dann das Seil durchschnitt und ihre Hände davon befreite. Ihre Gelenke waren leicht blutig, aufgescheuert von dem rauen Seil. Sakura sank kraftlos in Kakashis Arme. Die Szene kam ihr bekannt vor, überlegte sie. Nur dass es dieses Mal Kakashi war, der sie auffing. Also hatte sie es überlebt, zumindest ihr Körper. Bei ihrem Geist war sie sich nicht ganz sicher. Klar denken konnte sie einigermaßen, aber nicht reagieren. Lag es an ihren Verletzungen oder war ihr Körper in einen Schockzustand verfallen?
 

Der Ältere überprüfte Sakuras Atem und Puls. Beides war nur noch sehr schwach. Es war knapp gewesen, dachte er, äußerst knapp. Ihre Augen waren geöffnet, besaßen aber keinerlei Ausdruck. „Kakashi...“, ertönte nun kaum hörbar ihre zittrige Stimme. Sakuras Hand griff nach oben, ins Leere. Der Hatake umschloss ihre Hand und hielt sie fest.

„Ja, ich bin hier...,“ antwortete er schnell, bekam die Worte aber kaum heraus.

„Und Yamato auch?“, fragte sie weiter. Dem Holzninja stiegen die Tränen in die Augen. Kakashi beobachtete es und hasste ihn dafür, da er sich selbst kaum zurückhalten konnte. „Ja...,“ sagte der Mokutonnutzer leise. Sakura lächelte sanft, als müsste sie die beiden trösten.

„Ihr seid hier,“ stellte sie überglücklich fest.

Der Druck ihrer Hand ließ nach.

Ihr Lächeln verschwand.

Der Ausdruck ihrer Augen führte ins Nichts.

„Atmet sie noch?“, fragte Yamato panisch und überprüfte ihren Pulsschlag. Er schüttelte sprachlos den Kopf. Kakashi ließ Sakuras leblosen Körper zu Boden sinken und begann eine Reanimation. Yamato übernahm die Herzmassage und begann zu zählen, während Kakashi versuchte Luft in ihre Lungen zu pressen.

„Atme Sakura. Atme verdammt!“, rief Kakashi und war kurz davor die Beherrschung zu verlieren. „Gib nicht auf Sakura!“, flüsterte Yamato deutlich hörbar.

„1, 2, 3, 4, 5,...“, zählte Yamato während Kakashi ein weiteres Mal tief Luft holte.

Wieder und wieder mussten sie feststellen, dass es kein Lebenszeichen gab und verzweifelten beinahe daran.

„Ich sagte dir doch, du kannst nicht einfach so gehen,“ flehte Kakashi außer Atem. Und wenn er bis morgen hier sitzen müsste. Er würde nicht aufgeben. Sie wird leben!

Yamato verlor hingegen langsam die Hoffnung, bis seine Bewegungen irgendwann langsamer wurden.

„Kakashi sie...schafft es nicht,“ waren seine einzigen Worte.

„Wenn du jetzt aufhörst, verzeihe ich dir das nie,“ sagte Kakashi bitterernst und blickte Yamato tief in die Augen. Dieser erwiderte den Blick seines Freundes mitleidig, begann aber wieder mit der Herzmassage. Ihr Körper konnte das doch gar nicht aushalten, überlegte er. Vorhin schon hatte er bemerkt, dass einige Knochen nicht dort waren, wo sie sein müssten. Seine Herzmassage hatte ihr wahrscheinlich auch einige innere Verletzungen beschert. Was hatte sie alles durchmachen müssen, um dann so zu sterben.
 

Ein Husten.
 

„Sakura!“, schrie Yamato voller Glück. Kakashi konnte es nicht fassen und saß regungslos daneben, während Sakura das Blut aus ihren Lungen hustete. Fast wäre sie daran erstickt. Voller Schmerzen drehte sie sich auf die Seite, krümmte sich und hustete erneut. Der Hatake wollte sich gar nicht vorstellen, wie schmerzhaft es sein musste, bei gebrochenen Rippen husten zu müssen. Und wer weiß was sie noch für Verletzungen hatte.

Als Kakashi hörte, wie sie etwas zu sagen versuchte, kam er wieder zu sich und zog sie in seine Arme. „Ich...“ Sakura hielt kurz inne, weil sie Kakashi unbedingt ansehen wollte.

„Ich wollte nicht gehen,“ beendete sie und verfiel in Schluchzen. Kakashis Augen weiteten sich erschrocken, ehe er seinen Griff um sie verengte.

Yamato weinte bitterlich, versuchte es hinter seinem Arm zu verstecken und konnte kaum glauben, dass sie noch lebte. Dass sie Kakashi doch nicht verlassen hatte, denn er wusste, dass er sie brauchte. Nie hatte Kakashi sich jemandem so verbunden gefühlt, wie ihr, das spürte Yamato deutlich.

Sakuras Tod hätte auch seinen Tod bedeutet.

Die Tage danach

Tsunade hatte Sakura in ein künstliches Koma versetzt, damit sich ihr Körper mit den besten Voraussetzungen regenerieren konnte, während sie ihre Heiljutsus anwendete. Still war die Hokage in dieser Zeit, zu still. Weder war sie hyperventiliert, noch hatte sie Kakashi und Yamato geköpft. Und genau das war das, was den Hatake so beunruhigte. Wenn Tsunades natürliche Reaktion, mit der sie normalerweise auf derartige Situationen reagierte, schon ausblieb, dann musste es ihr wirklich schlecht gehen. Sie wusste wohl, dass bei ihren Ausrastern oftmals ein paar umstehende Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden und beherrschte sich mit allen Mitteln.

Die Hokage saß jeden Tag und jede Nacht bei ihrer Nichte. Weder ließ sie sich ablösen, noch mit sich reden. Sie schickte alle wieder hinaus, auch Yamato, als dieser erneut versuchte ihr die Wache abzunehmen. Enttäuscht schlich er sich mit einer Bäule von Tsunades Faust wieder aus dem Krankenzimmer, wo immernoch Kakashi mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl verweilte. Jedoch war er hellwach, das wusste Yamato.

„Du traust dich immer noch nicht rein?“, fragte der Holzninja das auf dem Stuhl sitzende Häufchen Elend. Der Hatake wirkte zwar cool und lässig wie immer, doch seine Fassade begann zu bröckeln. Es war nicht zu übersehen, welch Vorwürfe er sich machte. Kakashi antwortete mit dem Öffnen seiner Augen, sein Blick blieb geneigt.

Wieso kniff er immer, wenn es emotional wurde? Der Hatake hasste sich fast dafür, aber so war er schon immer gewesen und es war schwer diese Art abzulegen.

Yamato seufzte schwermütig und ließ sich auf den Stuhl neben seinem Freund träge und deprimiert hineinsinken. Ein Glück, dass es zumindest Naruto und Sasuke nicht schlimmer erwischt hatte. Stichwunden, ein paar Prellungen und lähmendes Gift. Das war noch wirklich harmlos, im Vergleich zu dem was sie schon alles hatten durchmachen müssen.

Der Hatake regte sich etwas, ehe er aufstand. Yamato dachte sich schon, dass er nach seinen beiden Schülern sehen wollte und sagte nichts weiter.

Kakashi musste nicht weit laufen, das Zimmer von Naruto und Sasuke war nicht weit von Sakuras entfernt. Schon als er sich der Tür näherte, konnte er deutlich das Gezanke zwischen den beiden Streithähnen hören. Als der Sensei ins Zimmer trat, wurde es aber leise. „Sensei Kakashi,“ kam es zögerlich von Naruto, dessen Schulter verbunden war. Sein Arm steckte in Gips und auf seiner Stirn klebte ein übergroßes Pflaster.

Sasukes Bein hatte ebenfalls eine Stichwunde, ansonsten war sein Körper nur mit blauen Flecken übersäht. „Ihr hört euch schon wieder ganz munter an,“ sagte Kakashi dann monoton, verzog keine Mine. Dennoch war ihm seine Freude anzusehen, wenn man ihn lange genug kannte.

Die Stimmung in dem Zimmer war bedrückend. Weder Naruto noch Sasuke trauten sich das Thema auf Sakura zu lenken. Doch der Silberhaarige war ganz dankbar dafür.

Dann atmete ihr Sensei hörbar aus. „Da ihr erst vorhin aufgewacht seid, wollte ich euch kurz informieren,“ begann er. „Die Täter sind alle unschädlich gemacht. Ihr Ring ist ein für alle mal zerschlagen,“ was so viel hieß wie, alle waren hinter Gitter gewandert. Mit Vorsicht schoben alle den Gedanke beiseite, dass sie lieber alle Angreifer tot sehen wollten. Dann wären sie wirklich unschädlich gemacht!

Naruto und Sasuke nickten fast gleichzeitig, wonach Naruto den Kopf hängen ließ. Ob er ihr nochmal ein Geschenk machen sollte? Vielleicht würde sie dann schneller gesund werden. Kakashi wollte gerade wieder gehen, um jeder unangenehmen Frage zu entgehen, als Naruto doch noch das Wort ergriff.

„Sensei...,“ begann er zögerlich, wobei Kakashi perplex stehen blieb und seinen Kopf leicht zu Naruto drehte.

„Wird Sakura wieder gesund?“ Auch Sasuke blickte seinen Sensei nun fragend an. Den Blick spürte Kakashi deutlich, ihm wurde etwas mulmig.

Der Angesprochene ließ den Blick sinken und nickte anschließend kaum merklich. Sein Verdienst war das jedenfalls nicht, dachte er beschämt. Doch wie sollte er Naruto erklären, dass ihre körperlichen Wunden zwar heilen und es ihr trotzdem nicht gut gehen würde.

Gar nicht, beschloss er. Jedenfalls nicht jetzt. Vielleicht hatte Sasuke die Güte, es dem Uzumaki einigermaßen verständlich zu erklären, wenn er weg war.

Einen Augenblick wartete Kakashi noch ab, als die Stille aber zu laut wurde, verließ er das Zimmer schweigend.
 

Schon am Abend, durften Naruto und Sasuke das Krankenhaus verlassen. Das Gift war vollständig aus ihrem Körper und Naruto war aufgrund seiner ausgeprägten Selbstheilungskräfte, sogar schneller genesen als der Uchiha.

Als sie das Zimmer von Sakura auch mit größter Mühe nicht betreten durften, hatten sie das Krankenhaus vorerst verlassen. Kakashi und Yamato spielten sich wie Bodyguards auf, denn Tsunades Anweisung war deutlich gewesen und keiner der beiden wollte den Hass, den sie auf sie haben musste, größer werden lassen.

Yamato streckte sich, ehe er sich von Kakashi entfernte. „Auch ein Sandwich?“, fragte der Jüngere. Kakashi schüttelte mit einer Hand in der Hosentasche den Kopf. „Nein, danke.“

Etwas missmutig verharrte Yamato. „Du hast doch den ganzen Tag noch nichts gegessen,“ stellte er dann fest, bekam als Antwort aber nur Ignoranz entgegen gefeuert. Der Hatake ließ sich in den Stuhl sinken. Yamato grummelte und schritt von dannen, während er beschloss, seinem Freund trotzdem ein Sandwich mitzubringen.

Kakashi seufzte, als Yamato verschwunden war. Er hatte wirklich keinen Appetit. Die meiste Zeit war ihm richtig schlecht. Wie sollte er Sakura nur gegenübertreten, wenn sie aufwachte? Gar nicht vielleicht? Kakashi ohrfeigte sich gedanklich. Wie konnte er nur darüber nachdenken ihr das anzutun. Er erinnerte sich an ihren Blick nachdem sie von den Toten zurückgekehrt war. Wie glücklich sie ihn angesehen hatte. Schmerzhaft kniff er die Augen zusammen und vergrub das Gesicht kurz in seiner Hand, welche dann lässig durch sein Haar fuhr.

„Hier, du musst was essen,“ sagte Yamato und legte Kakashi das Sandwich neben ihn auf den Tisch. Es war eingepackt in Frischhaltefolie, sah eigentlich sogar ganz lecker aus. Kakashi musterte es kurz, ehe er wieder in seinen Schuldgefühlen versank. Yamato tat es weh zu sehen, wie sehr sich Kakashi hängen ließ. Aber das war für den Moment sogar okay, solange er nur für Sakura da war, wenn sie endlich aufwachte.

Plötzlich öffnete sich Sakuras Zimmertür und Tsunade kam heraus. Der Holzninja verschluckte sich vor Schreck und erstickte fast an dem Bissen. Ihre Stimmung war ihr nicht anzusehen und sie ignorierte Yamatos Gehampel gekonnt. Dieser schien dem Tod gerade noch einmal entkommen zu sein, als er erholsam aufatmete, sich wie ein Soldat aufrichtete und Tsunade zuwandt, während er salutierte. Kakashi erwartete jeden Moment ein Donnerwetter, während auch er aufstand.

Tsunade schloss kurz die Augen, stemmte die Hände in die Hüften.

„Morgen früh werde ich sie aus dem künstlichen Koma zurückholen,“ erklärte sie. Ein gutes Zeichen, dachte Kakashi und weitete erfreut seine Augen. Dann konnte sie ihn ja jetzt vollstens entspannt erwürgen, weil er Sakura nicht hatte beschützen können. Die genauen Umstände ihrer Rettung hatten Yamato und er ihr am vorigen Tag genaustens berichten müssen. Wieso nur hielt Tsunade sich so zurück? Kakashi würde sich sogar besser fühlen, wenn sie endlich ihre Wut an ihnen auslassen würde. Oder machte es ihr Spaß sie mit dem Überraschungsmoment zu quälen? Zuzutrauen wäre es ihr jedenfalls.

Als Tsunade sich erneut regte, schreckte Yamato erneut zusammen, hielt die Hände schützend vor sich, doch nichts geschah. Die Hokage schritt einfach an ihnen vorbei, ehe sie nochmals kurz stehen blieb. „Ihr übernehmt bis morgen früh die Wache,“ sagte sie ohne sich umzudrehen. Missmutig blickten Kakashi und Yamato ihr hinterher, ehe sie vielsagende Blicke miteinander austauschten.
 

Sakura konnte die Nähe ihrer Freunde spüren. Das Parfum von ihrer Tante konnte sie deutlich wahrnehmen. Doch es war ihr nicht vergönnt die Augen zu öffnen oder sich zu bewegen. Wie in Trance vergingen die Stunden, während ein Wirrwarr aus Gefühlen ihr seltsame Träume bescherten. Träume von ihren Wünschen, von Kakashi. Auch er war ganz in der Nähe, das fühlte sie, als wäre sie mit ihm verbunden. Sakura rief nach ihm, stundenlang, doch sie wusste nicht, ob sich ihre Lippen wirklich bewegten. Dann hörte sie jemanden weinen. Tsunade, dachte Sakura traurig. „Es geht mir gut,“ wollte sie sagen, aber wie immer kam kein Ton aus ihr heraus. Ihre Tante redete viel mit ihr, doch es war, als konnte Sakura ihre Worte nur zeitweise und verzerrt hören. In welchem Zustand sie wohl war, fragte sich die Haruno.

Der Schlaf fühlte sich nicht erholsam an. Eher wie erzwungen, unecht. Sie wollte aufwachen, aus dieser Dunkelheit hinaus und ihr Leben weiterführen. Würde sie endlich frei sein, wenn sie aufwachte? Ihre Gedanken wurden schwerer und unerträglicher. Noch mehr Schwärze erfüllte die Dunkelheit und erdrückte sie. Dann ein stechender Schmerz in der Brustgegend. Ein lautes Piepsen folgte.

Und dann.

Nichts mehr.
 

„Hol einen Arzt!“, schrie Kakashi, während er in Sakuras Zimmer stürmte und dabei zusehen musste, wie sie mit dem Tod rang. Wie versteinert blieb er neben ihr stehen, er wusste nicht was zu tun war. Er war kein Arzt. Verdammt, dachte er. Wieder konnte er ihrem Kampf nur zusehen. Verzweifelt schloss er ihre Hand in seine, als ein Arzt mit ein paar Schwestern herein rannte, ihn gänzlich ignorierten und versuchten Sakura das Leben zu retten.

Yamato trottete mit erschrockenem Gesichtsausdruck hinterher, blieb aber auf Abstand. Der Arzt untersuchte Sakuras Zustand und versuchte die Ursache zu finden, doch er kam schnell zu einem Entschluss.

„Ihr Herz!“, sagte der Arzt. „Aufladen.“ Seine Worte waren klar und deutlich und keine Nervosität lag darin. Zielsicher nahm er das Gerät vom Wagen, eines in jede Hand. Eine Schwester öffnete Sakuras Nachthemd, damit der Strom ihr Herz ungehindert erreichen konnte. Teile ihres BH's lagen nun frei. Wie ein Gentleman blickte Kakashi zur Seite, als der Arzt „Alle weg“ sagte und er ihre Hand loslassen musste. Ein elektrisches Geräusch war zu hören und Sakuras Oberkörper wandt sich unter Strom gesetzt leicht nach oben.

Kakashi blieb der Atem weg, als er das sah. Sie wirkte, als hätte sie Schmerzen, obwohl nichts darauf hinwies.

Der Arzt überprüfte ihren Herzschlag mit dem Stetoskop auf ihrer Brust und den Puls mit dem Finger an ihrem Handgelenk, gedrückt auf die Hauptschlagader.

„Nochmal. Aufladen.“

Die Zeit verging wie in Zeitraffer. Er wollte das nicht nochmal sehen, wie ihr Körper sich unter dem Strom wandt. Da hörte er das elektrische Geräusch nochmals völlig unerwartet. Es fühlte sich an, als würde sein eigenes Herz dabei aussetzen. Er konnte nichts sagen, sich nicht bewegen, oder sie ansehen. Er betete nur dafür, dass ihr Herz wieder beginnen würde zu schlagen. Kakashi hörte die Worte „Zeitpunkt des Todes...“ immer wieder in seinen Gedanken.

„Wir haben einen Puls,“ waren die erlösenden Worte des Arztes, welcher ebenfalls tief aufatmete, als seien ihm Tonnen von Last gerade von den Schultern gefallen. Die Schwestern lächelten erleichtert und eine von ihnen legte Kakashi kurz aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Der Arzt verordnete noch eine Infusion, damit dies nicht noch einmal geschah. „Ich muss Sie bitten, das Zimmer zu verlassen. Sie braucht jetzt Ruhe,“ erklärte der Arzt sachlich und wartete darauf, dass sich der Hatake in Bewegung setzte. Kakashis Blick blieb an ihrer Hand hängen, während er ihr die Decke über die Brust zog und mit dem Arzt im Rücken das Zimmer verließ.

Als er auf dem Flur ankam, der Arzt hinter ihnen die Türe geschlossen hatte und stumm gegangen war, bemerkte er Yamato, der sich mit der Hand vor sich an der Wand abstützte. Sein Blick ging gen Boden und er schien außer Atem zu sein. Kakashi seufzte und legte ihm freundschaftlich die Hand auf den Rücken. Sie beide waren mit den Nerven wohl ziemlich am Ende, dachte er. Wenigstens hatte Tsunade das nicht mitansehen müssen.
 

Drei Tage waren vergangen, seit Sakuras künstliches Koma beendet wurde. Sie musste nur noch aufwachen, doch damit ließ sie sich ganz schön Zeit. Kakashi hatte ihr Zimmer eben betreten und stellte einen Topf mit hübschen, aus der Erde spriesenden Blumen auf den Tisch. Die waren allerdings von Yamato, welcher ihn darum gebeten hatte, sie herzubringen. Er selbst war nicht der Typ für Blumen. Schweigend betrachtete er die Blüten die mit ihren verschiedensten Farben zu prahlen schienen. Yamato und er waren noch immer zwangsbeurlaubt, was aber nur Kakashi fertig machte. Er hatte keine Beschäftigung und somit nichts, dass ihn ablenken könnte. Schon immer hatte er Stress mit Arbeit abgebaut.

Da bemerkte Kakashi eine verwelkte Blüte mittendrin, welche ihn irgendwie störte. Er starrte sie an und befahl ihr gedanklich, wieder aufzublühen, doch natürlich würde sie das nicht. Also griff er mit Daumen und Zeigefinger voraus mitten hinein, versuchte dabei keinen Schaden anzurichten und die welke Blüte zu erreichen.

„Was machst du da?“ Eine zierliche, deutlich geschwächte aber klare Stimme aus Sakuras Richtung erreichte ihn. Wie von einer Biene gestochen griff Kakashi erschrocken die verwelkte Blüte und zog seine Hand mit voller Kraft zurück. Dabei hatte er versehentlich auch einige gesunde, umstehende Blumenstängel erwischt und riss diese ohne Rückhalt mit hinaus. Wie ein Trottel kam er sich vor, als er die herausgerissenen Stängel unbeholfen zurück in den Straus steckte.

„Ich äh,“ begann er zögerlich und wurde auf einmal total nervös. Endlich war sie aufgewacht! Dass er dabei anwesend war, war ihm zwar unangenehm, dennoch eilte er sichtlich erleichtert auf sie zu. Sakura schmunzelte über die zerstört aussehenden Blumen, während sie sich gleichzeitig so sehr freute, endlich wach zu sein. Noch war sie zu schwach um sich aufzurichten, aber dafür blickte sie Kakashi mit ihren klaren Augen überglücklich an. Mitleidig erwiderte dieser ihren Blick, verfing sich in ihrem hübschen Gesicht und versank in ihren Augen. Kakashi setzte sich auf ihre Bettkante, doch er wagte es nicht sie zu berühren, als hätte er Angst davor wie sie reagieren könnte. Dann ließ er den Blick tiefer sinken. Sakura sah wie schlecht es ihm ging, wie er sich offensichtlich die Schuld für alles gab. Entschlossen nahm sie seine Hand in ihre, was ihn erschrocken wieder aufblicken ließ. Ihr Lächeln ließ zumindest einen kleinen Teil seiner Schuldgefühle leicht verblassen. Dennoch, er konnte sich nicht verzeihen!

Kakashi wandte den Blick wieder ab, zog seine Hand zurück und stand wieder auf.

„Es tut mir so leid Sakura,“ sagte er kaum hörbar, doch sie verstand es deutlich. Ihre Augen weiteten sich traurig, als sie dabei zusah, wie er das Zimmer wieder verließ. „Sensei Kakashi...,“ rief sie, aber er machte nicht kehrt. Wieso ließ er sie allein?
 

Mit eisernen Schritten ging Kakashi an Yamato vorbei, der zu spüren schien, dass etwas passiert war. Er stand auf, blickte dem Hatake irritiert hinterher, als er Sakuras sanftes Rufen nach Kakashi hören konnte. Sein Herz zog sich zusammen. Sakura war wach! Wieso aber ging Kakashi dann weg?

Yamato beschloss erst nach Sakura zu sehen, klopfte an den Türrahmen, ehe er hineintrat. Freudentränen stiegen ihm in die Augen, als er Sakuras geöffnete Augen sah. Mit ausgestreckten Armen ging er auf sie zu, lächelte und schloss sie zärtlich in seine Arme. „Endlich bist du aufgewacht,“ sagte er voller Hoffnung. Sakura versuchte ihm zu Liebe glücklich auszusehen. Seine herzliche Art fand sie schon immer niedlich. Sie erwiderte seine Umarmung so, als könnte es die letzte sein.

Yamato erlöste sie wieder von seiner Umklammerung, schämte sich etwas für seine emotionale Reaktion und lächelte ihr verlegen entgegen.

„Danke Yamato.“ Er blickte auf. „Danke, dass ihr mich gerettet habt.“

„Du erinnerst dich also daran,“ stellte er leicht niedergeschlagen fest.

Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf. Wie Yamato geweint hatte und Kakashis verzweifelter Blick.

Sakura nickte. Ein paar Sekunden schwiegen beide. Yamato dachte noch immer darüber nach, wieso Kakashi gegangen war.

„Könntest du Tsunade holen?“, fragte Sakura dann, sah ihn dabei aber nicht an.

„Natürlich, sie wird überglücklich sein!“, erwiderte er, schenkte ihr einen fröhlichen Blick, ehe er zum Abschied die Hand hob. „Bis später dann, werd schnell gesund.“

Die Haruno antwortete nichts, wollte nicht, dass er sie durchschaute.

Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie sehnte sich so nach Kakashi. Dass er mit solchen Worten gegangen war, konnte sie nicht verstehen. Sakura gestand sich, dass sie seine Gefühle schon immer nur sehr schwer hatte deuten können. Er versteckte sie einfach zu gut. Also erklärte sie es sich damit, dass seine Schuldgefühle so enorm waren, dass er ihre Gegenwart nicht ertragen konnte.

Mit aller Kraft schaffte sie es in die sitzende Position, doch die gebrochenen Rippen schmerzten noch immer. Sakura überlegte, ob sie wohl Stehen, gar Laufen konnte. Sie musste Kakashi aus seinem Schmerz befreien, denn nur er konnte ihr helfen, ihren eigenen Schmerz zu überwinden.

Langsam aber stetig zog Sakura die Decke von sich, bemerkte, dass sie ein paar Kilo leichter geworden sein musste. Wie lange hatte sie hier gelegen? Ihr Körper fühlte sich schwer und müde an. Ein paar Tage vielleicht. Als sie ihre Beine über die Bettkante gezogen hatte, musste sie erst wieder zu Atem kommen. Es war wirklich anstrengend aus dem Koma zu erwachen.

Zögerlich entfernte sie die Kanülen in ihrem Arm, durch die sie die Infusionen bekam. Dann öffnete die Haruno eine kleine Kommode neben dem Bett, in der sie ein paar frische Klamotten vorfand. Diese anzuziehen würde einen weiteren Kraftakt bedeuten, doch ihr Gewissen ließ ihr keine Wahl. Sie wollte unbedingt zu Kakashi.

Tsunade würde bald hier sein, sie musste sich beeilen. Als Sakura sich das Nachthemd über den Kopf streifte, spürte sie jeden Muskel. Jede Bewegung tat weh und sie spürte Wunden wie von Feuer, als der Stoff die Haut über ihrem Herzen berührte. Ein Rückbleibsel der Elektroschocks von der Reanimation. Sakura ignorierte die Schmerzen so weit sie es konnte und hatte nach ein paar Minuten einen Strickpullover, der ihr bis zu den Schenkeln reichte und eine bequeme Leggin angezogen. Ihre Schuhe standen neben dem Bett, weshalb sie sich langsam von der Bettkante gleiten ließ und versuchte zu stehen. Das Ziehen in der Magengegend wurde stärker und sie zuckte zusammen, als ihr Körper sich aufrichtete. „Verdammt!“ Es war schmerzhafter als sie gedacht hatte, doch sie wollte sich davon nicht abhalten lassen. Ohne Stütze würde sie aber kaum laufen können, überlegte sie. Dann fiel Sakura ihr Infusionswagen ein, mit dem Patienten auch herumlaufen konnten, weil er auf Rollen stand. Ging wohl nicht anders, dachte sie und suchte sich daran Halt, während sie einen Schritt nach dem anderen machte. Nach ein paar Metern kam sie an ihrer Zimmertüre an, gewöhnte sich an den Schmerz beim Gehen und lukte vorsichtig nach draußen. Niemand zu sehen.

Leise schlich sie auf den Flur, versteckte sich hinter einer Ecke, als sie Stimmen hörte. Kurz bevor sie Sakura gesehen hätten, wechselten sie aber die Richtung. Erleichtert atmete Sakura aus. Es war nicht Tsunade gewesen.

Wo Sensei Kakashi wohl hingegangen war?

Sakura dachte darüber nach, während sie sich weiter den Flur entlang schleppte. Sie hatte Glück, dass heute so wenig los war. Dann entdeckte sie neben einem Zimmer zwei Krücken, wohl von einem anderen Patienten. Doch die würde sie draußen brauchen, mit dem Infusionswagen kam sie auf dem unebenen Boden nicht weit. Also tauschte sie diesen durch die Krücken aus. Der Patient würde sie schon nicht vermissen und wenn doch, bekam er sicher neue.
 

Der Jounin hatte sich an einen Ort zurückgezogen, wo es ihn immer hinzog, wenn er Trost suchte. Hierher hatte er auch Sakura bei ihrer ersten Begegnung hingeführt. Er lehnte an einen Baumstamm, eine Hand in der Hosentasche und starrte verloren in den Horizont. Doch heute, schien ihm dieser Ort kein bisschen zu helfen. Im Gegenteil, er fühlte sich noch schlechter. In Sakuras Gegenwart hatte er es nicht mehr ausgehalten und dennoch...fühlte er sich schuldig nicht bei ihr zu sein.

„Hier bist du also...,“ ertönte plötzlich Yamatos Stimme. Kakashi wandte sich zu ihm, blickte ihn mit trägen Augen an und fragte sich, worher der Holzninja wohl wusste, dass er hier war. Yamato antwortete, als hätte er seine Frage gehört. „Ich weiß, dass du öfter her kommst,“ erklärte er wissend. Danach wurde sein Blick ernster. „Kakashi. Hast du irgendwas zu Sakura gesagt? Etwas, dass sie vielleicht verletzt hat?“ Seine Direktheit erschütterte Kakashi und gleichzeitig machte es ihn hellhörig. „Wieso? Ist was mit ihr?“ Eine Gegenfrage war nicht unbedingt das, was Yamato hatte hören wollen, aber er beließ es dabei. „Sie bat mich darum, Tsunade zu holen. Doch als wir wieder im Krankenhaus waren, war sie verschwunden,“ erklärte er niedergeschlagen.

„Ist das deine Umschreibung dafür, dass sie dich ausgetrickst hat?“, fragte Kakashi ohne das kleinste bisschen Rückhalt. Sein Gegenüber sah ihn aus finsteren Augen an und verschränkte beleidigt die Arme. „Wärst du nicht einfach abgehauen, dann wäre sie jetzt nicht verschwunden.“ Schon im nächsten Moment taten ihm seine Worte leid, denn Kakashis sah noch trauriger als zuvor aus. „Bestimmt sucht sie nach dir,“ vermutete Yamato weiter und Kakashi nickte, als ihm die Bäule auf Yamatos Kopf auffiel. Tsunade war wohl gerade am Durchdrehen.

Müde

Die Haruno war sich im Klaren darüber, dass sie in ihrem Zustand nicht weit kommen würde. Ein paar Dorfbewohner boten sogar ihre Hilfe an, als sie Sakura auf ihren wackeligen Beinen sahen. Sie wimmelte sie freundlich aber streng ab und setzte ihren Weg fort. Nun wusste sie, wohin sie gehen wollte. Früher oder später musste Kakashi dort auftauchen, dachte sie erschöpft.
 

Yamato führte Kakashi zu Tsunade, die ihn vor dem Eingang des Krankenhauses schon mit mürrischem Blick erwartete. Es dämmerte schon.

Der Hatake schluckte schwer und sah ein, dass es dumm von ihm war, sie einfach allein zu lassen. Wo ihm ihre Gefühle doch eigentlich klar waren. Zu seinem Erstaunen begann Tsunade noch immer nicht, ihn zu verprügeln. In seinem Leben hatte er einen Fehler nach dem anderen gemacht. Doch in den letzten Tagen und Wochen, hatten sich diese Fehler nochmals potenziert.

„Du musst dich nicht beherrschen,“ begann Kakashi das Gespräch in ruhigem Ton und wies damit auf ihre Zurückhaltung hin. Yamato staunte über den Mut seines Freundes. Hoffentlich hatte der sein Testament gemacht, dachte er.

Tsunade schnaubte verächtlich.

„Wenn ich die Beherrschung verloren hätte, hätte ich dich vermutlich umgebracht. Doch Sakura braucht dich...“ und du sie auch, hatte sie noch hinzufügen wollen, doch sie ließ es aus irgendeinem Grund.

Kakashis Augen weiteten sich. Der Instinkt von Frauen war einfach...überwältigend. Die ganze Zeit über hatte sie ihn und seine Gefühle wohl durchschaut. Die Hokage bemerkte, dass sie ihn mit ihren Worten sprachlos gemacht hatte und nahm das Gespräch wieder auf. „Also gut, dann beginnen wir mit der Suche. Yamato, du gehst zu Naruto und ich werde zu Sasuke gehen.“ Sie blickte zu Yamato, welcher entschlossen nickte. Dann sah sie wieder zu Kakashi. Sie hasste es das Folgende zu sagen, aber ihr blieb keine Wahl. „Kakashi. In der letzten Zeit, hat sie sich dir mehr anvertraut als sonst jemandem,“ begann Tsunade, wirkte dabei irgendwie neidisch, ehe sie fortsetzte. „Hast du vielleicht eine Idee, wo sie hin wollte? Irgendwo muss sie ja sein,“ beendete sie und Kakashi nickte sofort. „Ich hab da eine Idee.“ Auch Tsunade nickte kurz. „Gut. Meldet euch über das Headset, sobald ihr sie gefunden habt,“ sagte sie noch ausdrücklich und drückte jedem ein Headset in die Hand. Dann verschwanden alle drei blitzartig.
 

„Ich hab sie gefunden,“ meldete sich Kakashi flüsternd, teilte Tsunade und Yamato den Ort mit bevor er das Headset ablegte. Tsunade und Yamato ließen Sasuke und Naruto irritiert und ohne weitere Worte zurück. Sasuke zuckte nur mit den Schultern. Naruto verschränkte beleidigt die Arme.

Die Hokage und ihr Untergebener trafen sich auf dem Weg zu Kakashi und wirkten erleichtert. Wie hatte sie in ihrem Zustand nur so weit laufen können?

Tsunade beschloss stolz, dass es an ihren Genen lag.

Gemeinsam kamen sie vor Kakashis Wohnungstür an, doch keiner sagte etwas, da Kakashi seinen Zeigefinger vor seinen Mund hielt und ihnen damit andeuten wollte, leise zu sein. Es war bereits dunkel und seine Haustüre stand offen. Die kleine Lampe auf dem Tisch war die einzige Lichtquelle darin. Tsunade trat natürlich zuerst ein, gefolgt von Yamato und Kakashi. Fragend blickte Tsunade sich um, als Kakashi sie in sein Schlafzimmer führte. Auf dem Weg dorthin lagen zwei Krücken auf dem Boden.

Im schwachen Licht der Nachttischlampe die am anderen Ende des Bettes ebenfalls brannte, konnte man die Umrisse einer Person in seinem Bett erkennen. Dort lag schlafend eingekuschelt ihre Nichte, klammerte sich fest um das zweite Kopfkissen. Tsunade, Yamato und Kakashi verweilten so und wirkten von der friedlich schlafenden Haruno wie hypnotisiert. Yamato spürte eine gewisse Zufriedenheit, als er Sakura ansah.

Die Hokage lächelte. Es war wohl der einzige Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnte. Am liebsten würde sie Kakashi ordentlich zwischen die Beine treten, da Sakura sich seinetwegen in Gefahr gebracht hatte. Doch sie unterdrückte den aufkeimenden Wutausbruch gekonnt. Mit einem Handzeichen machte sie den beiden Jounin klar, dass sie ihr nach draußen folgen sollen. Kakashi schenkte Sakura noch einen beruhigten Blick, als er Tsunade etwas verspätet folgte und die Haustür hinter sich schloss, damit Sakura nicht geweckt wurde.

Tsunade hatte die Arme verschränkt und wirkte entschlossen. Ihre Wangen waren leicht rosa verfärbt. „Ich denke, diese Nacht ist es okay, wenn sie hier schläft. Ich möchte sie nur ungern wecken,“ sagte sie verlegen. Yamato sah Tsunade geschockt an und wurde ebenfalls rot um die Nase. „A...aber,“ begann Kakashi mit einem Anflug von Nervosität. „Doch ich warne dich,“ unterbrach Tsunade ihn mit einem Ton so scharf wie eine Klinge, hob dabei den Zeigefinger. „Rühr sie nicht an!“, warnte sie ihn weiter. Dem Holzninja blieb der Mund offen stehen. Es war ihm sichtlich unangenehm gerade hier zu sein. Mit seinen Fähigkeiten, könnte er doch im Boden versinken, überlegte er. Kakashi hob unschuldig die Hände, als könnte Tsunade jeden Moment auf ihn schießen. Was dachten sie denn was er tun würde?! „Das würde ich nie...“, verteidigte der Hatake sich eher lasch, weil es ihm wirklich peinlich war. Wäre er nicht vermummt, hätte man seine ebenfalls erröteten Wangen sehen können. „Gut. Dann wäre das geklärt. Morgen früh bringst du sie aber wieder ins Krankenhaus,“ erklärte sie noch fachmedizinisch und drehte sich zum Gehen um. Yamato folgte ihr, zog eine Augenbraue hoch und wendete den Blick nicht von Kakashi ab.

Irgendwie gefiel ihm der Gedanke nicht, dass Sakura in seinem Bett schlief. Kakashi musste schließlich auch irgendwo schlafen. Eine Gänsehaut durchzog ihn. Solche Gefühle wie Kakashi sie für Sakura entwickelte, hatte Yamato nie. Für ihn war sie eher wie eine kleine Schwester gewesen. Daher rührte auch sein Beschützerinstinkt. Würde er jetzt klischeehaft Kakashi hassen müssen, wie es Väter so oft mit den Freunden ihrer Töchter machten? Dabei war Kakashi auch noch der Ältere. Die Situation empfand Yamato einfach als merkwürdig, aber daran musste er sich wohl gewöhnen. Denn irgendwie war es auch gut so. Als würde Sakura ihm eine kleine Last abnehmen, da Kakashi nun nicht mehr so einsam war. Yamato hatte sich immer verpflichtet gefühlt, für Kakashi da zu sein, obwohl dieser ihn immer necken musste.
 

Verdutzt sah Kakashi den beiden hinterher. Er rieb sich nachdenklich den Hinterkopf und blickte in die Richtung, in der Sakura in seinem Bett schlief. Sein Herz schlug schnell und er wusste im Moment nichts mit der Situation anzufangen. Ihm wurde bewusst, dass er sich seiner Gefühle Sakura gegenüber endlich klar werden musste.

Nach einer ganzen Weile bemerkte der Hatake, wie lange er schon hier draußen stand. Dabei spürte er immer deutlicher, wie er sich danach sehnte, einfach hinein zu gehen und sie in seine schützenden Arme zu schließen, um dann neben ihr ebenfalls einzuschlafen. Allein der Gedanke daran wirkte erholsam auf ihn.

Langsam drehte er sich zur Haustüre, ging hinein und schloss die Tür. Wieder verharrte er kurz, konnte ihren Durft nach Kirschblüten bis hier her wahrnehmen. Seine Weste zog er aus, das Stirnband zog er von seinem Kopf, entblößte damit sein Sharingan und legte beides auf dem Weg zum Schlafzimmer über die Lehne des Esszimmerstuhls. Auch seine Schuhe ließ er unter dem Stuhl liegen, wobei er spürte wie wild sein Herz noch immer pochte. Er wunderte sich, dass Sakura davon nicht aufwachte.

Kakashi atmete tief durch, ehe er in sein Schlafzimmer ging und vor der ruhenden Sakura nochmals Halt machte. Von oben herab sah er sie direkt an, wie sie ein und ausatmete, als hätte er Angst sie könnte jeden Moment damit aufhören.

Dann hörte er, wie sie etwas sagte, während sie schlief. „Sensei...“, kam es leise von ihr. Spürte sie seine Anwesenheit etwa, obwohl sie schlief?

Ein sanftes Lächeln zeichnete sich unter seinem Tuch ab. Leise ging er um das Bett herum, bevor er sich vorsichtig neben sie zog, möglichst ohne viel Bewegung in die Matratze zu bringen. Nun lag sie mit dem Rücken zu ihm gewendet, die Beine angewinkelt, direkt neben ihm. Das Bett war viel zu groß für sie, bemerkte er. Während sie nur die Hälfte der Länge und Breite benötigte, reichte es bei Kakashis Größe gerade noch so. Vorsichtig zog er ihr die Decke über die Schulter.

So verharrte er noch eine Weile, fand es angenehm ihr beim Atmen zuzusehen, bis er etwas wagte, was er sonst nur tat, wenn er allein war. Kakashi zog das Tuch, welches sein halbes Gesicht verdeckte bis zum Hals hinunter. Er dachte sich nichts Besonderes dabei, er tat es einfach.

Seinen Kopf legte er auf dem Kissen direkt über ihren ab, ließ seinen Arm über ihrer Schulter liegen, landete mit der Hand im zweiten Kopfkissen, welches sie noch immer an sich drückte.

Wie lange hatte er sich nicht mehr so gefühlt?

So hilflos und glücklich gleichermaßen. So geborgen, so hoffnunfslos verliebt.

Er konnte nicht sagen, ob er sich überhaupt jemals so gefühlt hatte. Doch es fühlte sich unbeschreiblich schön an. Wie konnte diese kleine Person hier vor ihm, ihn in dieser kurzen Zeit, die er sie kannte, nur so durcheinander bringen.

„Verzeih mir,“ flüsterte er leise.

Dann schloss der Hatake ruhig die Augen und schlief kurze Zeit später ein.
 

Sakura erwachte in wohliger Wärme. Sie spürte einen kleinen Windhauch in den Haaren, der sich wie das Atmen einer Person anhörte. Dann spürte sie den sanften Druck eines Armes der auf ihrer Schulter lag. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass da jemand hinter ihr lag und Sakura weitete schlagartig die Augen. Wo war sie überhaupt? Schlaftrunken wie sie war, konnte sie sich an den Abend zuvor nicht erinnern. Erschrocken fühlte sie sich wie in der Zeit zurückversetzt, als einer ihrer Entführer ihr nachts einen „Besuch“ abgestattet hatte und danach neben ihr eingeschlafen war, während sie die ganze Nacht über wach, voller Angst und Schmerzen verbracht hatte, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu rühren.

Diese Angst überkam sie mit einem Mal, ließ ihren Magen verkrampfen, welcher sich schmerzhaft zusammen zog. Sie begann heftig zu atmen und traute sich nicht sich zu bewegen.
 

Unsanft riss es Kakashi aus dem Schlaf, als er spürte, dass mit Sakura etwas nicht stimmte. Hatte sie einen Alptraum? War es doch zu viel des Guten gewesen, neben ihr einzuschlafen? Hatte er schon wieder einen Fehler gemacht?

„Sakura, tut mir leid, wenn ich zu aufdringlich...“

Die Haruno unterbrach ihn, indem sie sich plötzlich umdrehte und ihm panisch in die Augen sah, ehe ihr bewusst wurde, wo sie war und mit wem. Ihr Atem beruhigte sich wieder und ihre Augen fielen für kurze Zeit erschöpft zu, während sie ihre Hand auf seiner Wange ruhen ließ. Doch es dauerte noch ein paar Sekunden bis sie tatsächlich realisierte, dass es Kakashi war, der da neben ihr im Bett lag und das offensichtlich die ganze Nacht.

Ihre Wangen liefen knallrot an, doch sie versuchte sich nicht peinlich zu verhalten oder schreiend aufzustehen und aus dem Haus zu rennen.

„Das ist es nicht,“ begann sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. Sie kniff die Augen zusammen. „Ich...dachte nur kurz, dass nicht du...,“ sie stockte, konnte es nicht aussprechen, aber das musste sie auch nicht. Kakashi verstand sofort was sie meinte. „Verstehe. Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe,“ sagte er ruhig und leise ohne den Blick von ihr abzuwenden. Es würde wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ihr die Angst zu nehmen, überlegte er. Doch das war in Ordnung. Er nahm sich die Zeit gern.

Sakuras Augen waren noch immer verschlossen, als sie mit ihrer Hand etwas bemerkte. Etwas Mysteriöses und Ungewohntes. Kakashi verzog etwas irritiert das Gesicht, als ihre Hand begann sein Gesicht abzutasten. „Du!!!!“, begann Sakura total überrascht als sie realisierte, dass sein Gesicht frei lag. Mit großen Augen blickte sie ihn an, versuchte sich jedes Detail seiner Wangenknochen, seiner Lippen und alles drum herum zu verinnerlichen. Vor Schreck war Sakura so sehr zurückgewichen, dass sie von der Bettkante gerutscht wäre, hätte Kakashi sie nicht, geschickt wie er war, davor bewahrt. Schnell hatte er mit seinem Arm um ihre Hüfte gegriffen, während er sich fragte, was mit ihr los war.

Mein Gott, dachte sie. Und sie verstand, wieso er das Tuch trug. Er sah so umwerfend gut aus, dass es jede Frau beim ersten Blick umhauen würde. Als er sie eben auch noch vor dem Fall gerettet hatte, wäre sie beinahe vor Glück in Ohnmacht gefallen.

Er legte Sakura behutsam auf dem Bett ab und zog sein Tuch wieder über das Gesicht. Irgendwie machte es ihn ja auch interessant, überlegte sie. Geheimnisvoll.

„Ich muss dich bald wieder ins Krankenhaus bringen. Befehl von Tsunade.“

Das Thema mit seinem guten Aussehen, konnte Kakashi wie immer gekonnt umgehen, indem er sich dumm stellte.

Sakura grummelte wehmütig. „Nagut, bevor sie dir die Haustüre einrennt,“ lachte sie. Es wunderte sie sowieso, wie es wohl dazu gekommen war, dass Kakashi hier neben ihr schlief. Ob Tsunade wusste wo sie war?

Kakashi schmunzelte.

„Wo hast du überhaupt die Krücken her? Es war ganz schön leichtsinnig von dir das Krankenhaus einfach zu verlassen.“

Die Haruno lächelte nervös. „Ach die, ja. Die lagen einfach so herum,“ antwortete sie schuldbewusst. Kakashi zog eine Braue hoch. „Einfach so, hm?“, hakte er nach, erwartete aber keine Antwort. Jedenfalls, dachte er, würde er sie nicht zurücklaufen lassen. Auch nicht mit den Krücken. Es schmerzte ihn, dass sie seinetwegen bis hierher gelaufen war und dabei wahrscheinlich unter großen Schmerzen litt.

„Leider habe ich nichts zu Essen da. Wir werden im Krankenhaus frühstücken müssen,“ erklärte er und begann damit sich aufzurichten. Als er am Bettende aufgestanden war, streckte er sich kräftig, wobei seine Muskeln selbst unter dem engen Kragenpulli, den er immer unter der Ninjaweste trug, gewaltig aussahen.

Auch Sakura zog die Decke von sich. Ein kleiner Kälteschauer überkam sie, war es doch so schön warm neben ihm gewesen. Anstatt sich bis zum Bettende vorzuarbeiten, zog Sakura es vor ihre Beine zur Bettkante herunter gleiten zu lassen. Die war deutlich näher und es war weniger anstrengend. Ihr Körper schmerzte noch immer sehr, auch Kakashi entging das nicht. „Steh ja nicht alleine auf!“, ermahnte er sie, woraufhin sie ihn errötet anblickte wie ein kleines Schulmädchen. „Ich zieh mich nur eben an, dann trage ich dich rüber.“ Kakashi ging ins Esszimmer, wo er die Weste, das Stirnband und seine Schuhe zurückgelassen hatte. Sakura lächelte zufrieden und dankbar, schlüpfte in ihre Schuhe und wartete auf ihren Sensei.
 

Mit Sakura auf dem Rücken gepackt, kam der Hatake am Krankenhaus an. Es war wirklich ein ganzes Stück gewesen, das sie letzten Abend gelaufen war. Missmutig betraten sie das große Gebäude. Irgendwo lauerte sie bestimmt schon, Tsunade.

Doch alles blieb ruhig, als Kakashi sie bis in ihr Zimmer trug und im Bett wieder absetzte.

„Kakashiiiiiiiii“, brüllte eine Monsterstimme vom Flur aus, während sie immer näher kam. Moment, dachte er, das war Tsunades Stimme. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter.

In hohem Tempo erschien die Hokage und verpasste Kakashi einen heftigen Zusammenstoß mit ihrer Handfläche. Der Hatake wusste nicht mehr wo oben und unten war, seine Wange glühte wie heißes Eisen. „Tsunade-Sama!! Wofür war das?!“, schimpfte Sakura mit ihrer Tante, doch diese ignorierte die Worte ihrer Nichte, während sie sich, statt Sakura einfach zu fragen wie es ihr geht, selbst nach ihrem Zustand erkundigte. Tsunade fühlte ihre Stirn, überprüfte ihre Pupillen, den Puls, ja sogar den Reflex ihres Knies. Kakashi rieb sich währenddessen die Wange und sah unschuldig den hektischen Bewegungen von Tsunade zu. „Hat er dich angerührt?“ Augenblicklich versteifte Kakashi sich von ihren direkten Worten. „Häää?“ Sakuras Gesicht lief rot an, während sie ihren Sensei verlegen ansah, welcher wohl ebenso peinlich berührt war.

Dann verschränkte Sakura, immer noch rosa um die Nase, ihre Arme und schnaubte. „Das wirst du wohl nie erfahren,“ waren ihre provozierenden Worte. Kakashi ahnte Schlimmes. Die Blonde würde die Antwort aus ihm herausprügeln. Tsunades Kopf wirkte gerade wie eine Dampfmaschine, als sich ihr Gesicht mit zischenden Lauten zu Kakashi drehte, während sie versuchte die Antwort aus seiner Körpersprache zu analysieren.

„Nein, hat er nicht. Und jetzt komm wieder runter,“ sagte Sakura dann ruhig, womit sie Kakashi das Leben rettete.

Tsunade klatschte erfreut in die Hände. „Na dann, ist ja alles gut,“ sagte sie quietschend. Sie war eben der Typ Frau, die zuerst zuschlug, bevor sie Fragen stellte, dachte Kakashi mit einem gezwungenen Lächeln.

Ein Gespräch unter Freunden

Endlich durfte Sakura das Krankenhaus verlassen. Ihrer Tante wollte sie es nicht beichten, aber das Essen hier war wirklich einseitig. Wenn sie wirklich wieder ein paar Kilo drauf bekommen sollte, dann war es gut, dass sie jetzt entlassen wurde. Wo war noch gleich dieser Ramen-Imbiss? Die Haruno überlegte scharf. Sie würde wohl einfach Naruto bei Gelegenheit danach fragen müssen. Vielleicht könnte sie ihr Team dort zu einem Essen einladen. Immerhin hatten sie alle ihr Bestes gegeben und Sakura unter Einsatz ihres Lebens beschützt. Ihretwegen hatten die beiden ganz schön was abbekommen. Nachdem sie wehement auf Kakashi eingeredet hatte, erzählte er ihr endlich ein paar Details. Um ihr Gemüt nicht noch mehr zu belasten, wollte der es eigentlich für sich behalten.

Nun plagte sie ein schlechtes Gewissen und obwohl ihr Team schnell wieder auf den Beinen gewesen war, hatte sie das Gefühl ihnen etwas schuldig zu sein.

Munter blickte das Mädchen ein letztes Mal in den Spiegel des Krankenhausbads über dem Waschbecken. Die Blutergüsse an ihrer Schläfe und Wange waren beinahe verschwunden. Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die blau-lilane Stelle. Bald könnte sie in den Spiegel schauen, ohne an die schrecklichen letzten Wochen erinnert zu werden.

Die gebrochenen Rippen waren ebenfalls schon verheilt, obwohl sich an dieser Stelle der Haut noch tiefe und dunkle Blutergüsse zeichneten, die wohl noch länger andauern würden. Doch Sakura war sich sicher, dass dies die letzten Wunden ihrer Vergangenheit werden würden. Von jetzt an war sie in Sicherheit. Ein beklemmendes Gefühl in Gegenwart fremder Männer, konnte sie zwar noch nicht abschütteln, aber wenn Kakashi bei ihr war, konnte sie dieses ertragen. Sogar in seiner Nähe aber, beschlich sie manchmal noch ein ängstliches Gefühl in der Magengegend. Auch wenn sie wusste, dass er ihr nie etwas antun würde, so war er dennoch ein gestandener Mann. Ein starker und großer Mann, was ihr einfach noch Angst einjagte.

In solchen Augenblicken der Schwäche, zog sie sich dann lieber zurück und Kakashi ließ es zu. Er war wirklich nachsichtig, dachte sie. Seitdem sie hatte bei ihm schlafen dürfen, hatte sie sein Gesicht nicht mehr unbedeckt gesehen. Es war ihr peinlich zu fragen, ob sie nicht vielleicht bei ihm wohnen könnte, statt bei Tsunade. Doch sie brachte das einfach nicht über die Lippen. Dabei hatte es sich so gut und erholsam angefühlt, ihn um sich zu haben und neben ihm zu schlafen. Die Haruno war schon etwas enttäuscht, dass er ihr diese Frage nicht stellte. Vielleicht wollte er sie auch einfach nicht bedrängen, ihr Zeit geben, da er um ihre Vergangenheit wusste. Wartete er darauf, dass sie den ersten Schritt wagte?

Sakura grübelte, während sie durch Konoha lief und ihre Umgebung dabei kaum noch wahrnahm. Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte, wirbelte sie jedoch panisch herum. „Huch?“, erschrak Naruto. „Du hast mich nicht rufen gehört,“ grinste er entschuldigend, während Sakura wieder zu Atem kam und gezwungen lächelte.

„Ach ja genau,“ fiel es der Haruno wieder ein, ehe Naruto etwas sagen konnte. „Wo ist noch gleich dieser Imbiss, wo du so gern Ramen isst?“

Der Uzumaki freute sich über ihr Interesse an seinem Lieblingsort und zeigte in eine Richtung. „Zwei Straßen weiter. Willst du mit mir vielleicht etwas ess...“, begann Naruto sie nach einem Date zu fragen, doch die Haruno unterbrach ihn, bevor er es aussprechen konnte. „Super, ich danke dir. Treffen wir uns dort heute abend, sagen wir um 8?“, fragte sie dann und wandte sich schon zum Gehen um, schließlich musste sie noch den Uchiha, Yamato und auch Kakashi dazu einladen. Das Geld dafür musste Tsunade ihr dann wohl vorstrecken. Naruto blieb völlig perplex stehen und war sich sicher, gerade zu einem Date eingeladen worden zu sein. Mit einem enthusiastischem Gesichtsausdruck setzte er sich wieder in Bewegung. Dann sollte er ihr vielleicht ein paar Blumen heute abend mitbringen.
 

Sakura klopfte an Sasukes Wohnungstür, welcher mit einem eher grimmigen Gesichtsausdruck öffnete. „Oh hallo Sakura,“ sagte er dann, wechselte den Blick in Gleichgültigkeit. „Hallo,“ grüßte sie etwas leise zurück, weil sie ihn wohl bei irgendetwas gestört hatte. Stille breitete sich aus, während der Uchiha den fragenden Blick nicht von ihr abwandt, was Sakura nur noch mehr verunsicherte. „Weshalb bist du hier? Willst du vielleicht reinkommen?“, erlöste er sie dann schließlich, da sie sonst wohl kein Wort mehr herausbekommen hätte. Während das Mädchen sich räusperte, begutachtete er ihren Zustand. Sie schien schon wieder ganz fit zu sein. Ihre Wunden waren fast verheilt.

„Oh ehm,“ überlegte Sakura, blickte in die eher kahl eingerichtete Wohnung hinein und schüttelte den Kopf. Unter keinen Umständen wollte sie mit Sasuke allein in einem Raum sein, dafür fühlte sie sich noch zu unsicher. Außerdem war sein Blick wirklich finster, auch wenn er es bestimmt nicht so meinte. „Schon okay, ich wollte dich nur für heute Abend einladen. Als Dankeschön sozusagen,“ erklärte sie etwas schüchtern. Sasuke wusste, dass er manchmal eine einschüchternde Wirkung auf andere hatte und nickte ihr zu. „Schön,“ freute sich die Haruno. „Um 8 bei Ichiraku. Naruto hat auch schon zugesagt, dann werd ich mal weiter zu Yamato gehen,“ murmelte sie, hob zum Abschied kurz die Hand. Sasuke schloss die Tür, als sie weg war und gab sich wieder seiner Meditation hin.

Sakuras Aufregung nahm von Meter zu Meter ab. Dieser Typ war echt gruselig. Den gleichgültigen Blick hatte er bestimmt von Kakashi abgeguckt, überlegte sie.

Wo Yamato wohnte, wusste sie noch von damals. Seither hatte sie ihn nicht mehr zuhause besucht und war gespannt darauf, ob sich etwas verändert hatte.

Als sie dann vor dessen Haus ankam, stockte ihr der Atem. Alles sah wie damals aus und es machte sie traurig. Wie viel sie seit ihrer Entführung wohl verpasst hatte? Das würde sie nie wieder ändern können. Ihre halbe Kindheit war zerstört worden und diese Last würde für immer auf ihr ruhen.

„Sakura!“, ertönte eine entfernte Stimme. Überrascht blickte Sakura nach oben und entdeckte Yamato auf dem Balkon, der wohl gerade ein Shirt zum Trocknen nach draußen gehängt hatte. „Sekunde, ich mache dir auf,“ sagte er kurz darauf und verschwand wieder in der Wohnung. Sakura versuchte ihre traurigen Gedanken zu verdrängen und ging zur Haustür, die sich gerade öffnete, als sie dort ankam.

„Hallo Yamato,“ sprach sie leise, umarmte ihn zur Begrüßung. Überrascht erwiderte er die Umarmung, hatte ehrlich gesagt nicht mit so einem herzlichen Empfang gerechnet. „Du siehst traurig aus,“ gestand er zögerlich, lag damit aber vollkommen richtig. „Ach nein,“ lächelte sie ihm entgegen, strahlte dabei aber immernoch eine gewisse Niedergeschlagenheit aus. „Es ist nur schön zu sehen, dass du immer noch derselbe bist.“ Wenigstens etwas, das sie von früher kannte.

Auch Yamato lächelte nun sachte und bat sie dann herein. Bei ihm fiel es ihr nicht so schwer, allein mit ihm zu sein. Schließlich kannte sie ihn schon eine halbe Ewigkeit.

„Hier hat sich wirklich wenig verändert,“ stellte sie fest, als sie eintrat und sich umsah. Alles war an seinem Platz. Das Sofa, der Esstisch, ein altes Foto von ihm und Sakura, auf dem sie auf seinen Schultern saß. Gerührt von diesem Bild, blieb sie davor stehen und nahm es schweigend in die Hand. Yamato hatte die Tür geschlossen und bemerkte nun, wie sie das alte Foto anstarrte. Auch in ihm hatte ihr Verschwinden eine große Lücke hinterlassen.

Sein Leben war danach einfach leer gewesen, ohne wirklichen Inhalt. Es fehlte einfach etwas, das er nie hatte ersetzen können. Freundschaftlich legte er ihr einen Arm um die Schulter. Er wusste, dass sie versuchen musste, das Ganze hinter sich zu lassen. Wenn sie nur der Vergangenheit hinterher trauerte, gab es keinen oder nur wenig Platz für Neues.

„Wir sollten irgendwann ein paar neue Fotos machen hm?“, schlug er vor, wollte sie damit trösten und es wirkte auch. Zufrieden nickte sie und stellte das Foto wieder an seinen Platz zurück. „Willst du vielleicht einen Tee?“

Eigentlich wollte Sakura nicht lange bleiben, zu viele Emotionen kamen an diesem Ort wieder hoch. Doch irgendwie, war seine Gegenwart gerade ganz tröstlich. „Ja gern, du weißt ja sicher noch, welchen ich gern trinke,“ meinte sie und überprüfte seine Reaktion. „Natürlich,“ erwiderte er und ging daraufhin in die Küche.

Sakura hatte sich auf dem Sofa niedergelassen und sog den Geruch von frischem Holz und Laub in sich auf, wie seine Wohnung schon immer gerochen hatte. Ein heimisches Gefühl stieg in ihr auf, während sich der Geruch von frischem Zitronentee mit hineinmischte. Ja, er wusste es noch, dachte sie zufrieden. Es war angenehm bei ihm weder Angst noch Unbehagen zu empfinden.

Yamato stellte ihre Tasse Tee auf den Tisch, welcher noch ziemlich heiß war. Dann setzte er sich gegenüber von ihr und schlürfte an seiner eigenen Tasse.

Ihn schien etwas zu beschäftigen, denn er schlürfte ewig an seinem Tee und sah nachdenklich aus. An ein paar alte Angewohnheiten konnte Sakura sich deutlich erinnern. Auch an diese, bei der er scheinbar endlos an einer Sache festhing.

„Dich beschäftigt doch was,“ ertappte die Haruno ihn. Der Angesprochene verschüttete fast seinen Tee, als er sich die Zunge vor Schreck verbrannte und die Tasse endlich abstellte. Allerdings, dachte Yamato. Er hatte tausende Fragen an sie, doch die konnte er unmöglich alle stellen. Was war in den Jahren ihrer Entführung alles passiert? Was hat man ihr angetan und wie oft und wer? Was hatte sie Schlimmes erlebt? Wann hatte sie vom Tod ihrer Mutter erfahren? Wie zur Hölle hatte sie diesen Schmerz all die Jahre ertragen? Was lief da zwischen Kakashi und ihr?

Seine Gedanken begannen immer schneller um ihn herum zu kreisen, als Sakrua ihn mit einem Hüsteln wieder in die Realität zurückbrachte. Ob sie überhaupt mit ihm darüber sprechen würde? Doch er würde es nie erfahren, wenn er sie nicht einfach fragte.

Sakura sah ihrem Freund an, dass ihm das alles ganz und gar nicht leicht fiel. Umso nervöser wurde sie. Was zum Henker wollte er denn nur loswerden?

„Also...“, begann der Jounin, ohne seinen Blick von seiner Tasse abzuwenden. Doch dann sah er ihr direkt in die Augen, auch wenn es ihm unangenehm war.

„Das mit deiner Mutter...“ Sakuras Augen weiteten sich. Über sie hatte sie die ganze Zeit noch nicht richtig nachgedacht. Nachdem sie sich umgebracht hatte, war ihre Wohnung aufgelöst worden. Ein paar wichtige Unterlagen hatte Tsunade zwar behalten, dennoch war Sakuras letztes Überbleibsel mit einem Mal verschwunden. „...tut mir wirklich leid. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie geschockt du gewesen sein musstest, als du es erfahren hast.“ Yamato sah wirklich traurig aus, gab sich die Schuld an ihrem Tod. Dass er sie nicht hatte retten können. Die Haruno regte sich nicht. Viel zu stark war der Schmerz an sie zu denken und über sie zu sprechen. Anscheinend glaubte Yamato, dass sie erst von dem Tod ihrer Mutter erfahren hatte, als sie wieder in Konoha ankam. Doch so war es nicht.

„Yamato,“ sagte Sakura dann mit fester Stimme, welcher überrascht ihren Blick aufnahm. „Ich hatte Jahre um ihren Tod zu verarbeiten.“ Seine Augenbrauen zogen sich nach innen zusammen, als er ihre Worte versuchte zu realisieren. „Du...hast es vorher gewusst?“ Seine Stimme klang leise, gebrochen und Sakura nickte.

Sie hatte ihren Tod zwar noch nicht vollständig verarbeitet, ihn aber längst akzeptiert.

„Sie...“, ihre Stimme klang bitter. „Haben mir die Todesanzeige in der Zeitung gezeigt,“ beendete die Haruno und wendete ihren Blick von Yamato ab, da sie fürchtete sonst weinen zu müssen. Sein Herz erlitt einen kleinen Schock. Er fand keine Worte um auch nur annähernd ausdrücken zu können, wie leid ihm das tat. Diese Menschenhändler hatten ihr wirklich keinen Schmerz erspart.

Dann begann er sich zu fragen, ob Sakura ihm wohl ebenfalls die Schuld an ihrem Tod gab. Doch er war zu feige danach zu fragen.

Sakura seufzte, als sie ihre Gefühle wieder einigermaßen im Griff hatte. „Bitte Yamato, du darfst dir nicht die Schuld geben,“ sagte sie als könnte sie seine Gedanken lesen und nahm seinen Blick wieder auf. Dieser konnte ihre glasigen Augen aber deuten. „Sie war schon zerbrochen, nachdem mein Vater starb,“ erklärte Sakura und musste erkennen, dass auch sie ganz schön kaputt sein musste. Denn auch sie hatte sich im Krankenhaus das Leben nehmen wollen, wäre Kakashi nicht im letzten Moment erschienen. Anscheinend hatte der es glücklicher Weise für sich behalten. „Du weißt es wahrscheinlich nicht,“ setzte Sakura fort. „Aber sie hatte schon einmal versucht sich umzubringen, kurz nachdem er...,“ unterbrach sie. Den Rest konnte Yamato sich denken. „Nein, das wusste ich wirklich nicht,“ erwiderte er niedergeschlagen. Vielleicht, hätte er es wirklich nicht verhindern können. Und wieder war es Sakura die ihm mit seinen Schuldgefühlen half, statt dass er ihr half.

Beide wollten das Thema wechseln und hatten auch das Gefühl, dass hierzu alles nötige gesagt war. Einige Minuten der Stille vergingen, doch sie war nicht unangenehm. Sakura nahm einen Schluck von ihrem Tee, welcher sie wieder in ihre Vergangenheit zurück versetzte, als alles noch gut war.

„Du...hast nie geheiratet. Eine Freundin hast du auch nicht?“, fragte Sakura so nebenbei und erwischte damit seine Achillesverse. Eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Nachdem Sakura verschwunden war, hatte er sich einfach nie bereit für so eine Bindung gefühlt. „Es ergab sich einfach nie.“ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und hoffte damit ihre Frage geklärt zu haben. „Das ist schade. Jede Frau hätte mit einem Kerl wie dir wirklich Glück,“ grinste Sakura, wollte seine Verlegenheit vollkommen ausnutzen und amüsierte sich über dessen errötete Wangen. Vollkommen übertrieben lachte Yamato herzhaft auf, wusste keine Antwort auf ihre Aussage. Sakura kicherte und beschloss es zu ihrer Aufgabe zu machen, ihm bei seinem Glück etwas nachzuhelfen.

„Und was läuft da eigentlich zwischen Kakashi und dir?“, drehte Yamato den Spieß mit einem Zwinkern um. Jetzt war es Sakura die rot anlief, denn obwohl es anscheinend alle schon zu wissen schienen, hatte Kakashi wohl nicht vor, es schnell anzugehen. Sakura lachte laut und übertrieben, versuchte damit ihre Verlegenheit zu überspielen, eine Reaktion, die sie wohl in der Vergangenheit von Yamato übernommen hatte.

Dann hüstelte sie, wurde wieder ernster und sah lächelnd gen Boden. „Er...gibt sich wirklich Mühe,“ begann Sakura und Yamato konnte es kaum erwarten mehr darüber zu erfahren. Denn er kannte Kakashi als gleichgültigen Typen, der, wenn es emotional wurde immer die Fliege machte. Vielleicht bekäme er endlich etwas in die Hände gespielt, mit dem er den Hatake aufziehen könnte. Doch dann sah Yamato, wie sehr Sakura sich diese Frage zu Herzen nahm und lächelte sanft. „Weißt du, er ist der zuverlässigste Typ den ich kenne,“ meinte Yamato dann, wollte ihr Vertrauen zu Kakashi damit steigern. Auch wenn Kakashi in manchen Situationen kalt wirkte, so war er doch immer da, wenn man ihn brauchte. Blieb in der Nähe, dennoch auf Abstand und sagte zwar nur wenig, aber immer das Richtige. So war er nun mal. Dieser Hatake.

Sakura freute sich über Yamatos Worte. Das letzte was sie allerdings wollte, war sich von diesem Beziehungstipps abzuholen. Das war... irgendwie seltsam. Doch der Mokutonnutzer sah alles andere als zufrieden aus, als erwarte er schon noch etwas mehr Informationen. Sakura überlegte was sie ihm erzählen könnte, ohne zu viel zu verraten. Als ihr aber nichts mehr einfiel, ergriff Yamato wieder das Wort. Eigentlich war er nicht der sentimentale Typ, aber bei Sakura würde er mal eine Ausnahme machen. „Es muss dir schwer fallen, ihn an dich heran zu lassen,“ stellte Yamato unnötiger Weise fest, dachte darüber nach, wie viele andere Männer sie wohl verletzt hatten. Es ihr fast unmöglich gemacht hatten, eine gesunde Beziehung führen zu können. Trotzdem wusste er, dass Kakashi sie niemals zu irgendwas drängen würde und wenn, müsste er ihn eben verprügeln.

„Mh,“ stimmte Sakura knapp zu. Es fiel ihr wirklich schwer darüber zu reden und auch Tsunade hatte das Thema schon oft angebrochen. Doch Sakura konnte diesem Gespräch jedes Mal entfliehen. Sie wollte Tsunade diese Details wirklich nicht zumuten müssen, damit könnte sie womöglich gar nicht umgehen. Ob es Yamato konnte? Er war ihr engster Freund, schon immer gewesen. Wenn nicht, war die Bindung zwischen ihnen sogar vertrauter als die zwischen ihr und Tsunade. Das durfte sie dem Blondschopf gegenüber allerdings niemals erwähnen. Der Holzninja konnte Sakura praktisch denken hören, spürte, dass sie vielleicht dazu bereit sein könnte, ein paar Dinge loszuwerden. Wenn schon nicht damals, dann wollte er unbedingt jetzt für sie da sein. Auch wenn er ein paar wirklich unangenehme Dinge zu hören kriegen könnte, da mussten sie dann beide einfach durch.

Kurzerhand stand Yamato entschlossen auf und setzte sich neben die Haruno, welche die Nähe zuerst meiden wollte, sie dann aber doch zuließ. Mit zusammen gekniffenen Augen vergrub sie dann ihr Gesicht in seiner geöffneten Weste. Etwas überrascht legte Yamato tröstend eine Hand auf ihren Kopf und fuhr durch ihr Haar. „Du kannst mit mir über alles reden Sakura, ich hoffe das weißt du.“

Sakura spürte wie ihr schweres Gemüt wieder ein wenig leichter wurde. Die Nähe ihres Freundes tat gut und war mehr als erholsam. Durch seine Worte fühlte sie sich sofort besser. Lange hatte sie sich in Gefangenschaft vorgestellt, wie er sie retten würde. Es war das einzige, was ihr in der ganzen Zeit Kraft gegeben hatte. Irgendwann hatte sie sogar den Klang seiner Stimme vergessen, umso schöner war es, wenn sie diese jetzt hören durfte. Yamato legte seinen Kopf auf ihrem ab und Sakura verweilte in seiner Umarmung, da sie ihr neue Energie schenkte. Es war leichter darüber zu reden, wenn sie ihn nicht ansehen musste. Dann musste sie seinen wehmütigen Blick nicht ertragen, nur deshalb traute Sakura sich ihm einige Dinge zu erzählen. Noch immer hielt er sie fest in seinen Armen, lauschte ihren Worten, während sein Zorn wuchs. Sakura spürte wie sein Herz schneller schlug und er seine Umarmung verengte. Sie erzählte von den Momenten, in denen sie beinahe aufgegeben hätte. Von Augenblicken in denen sie nicht einmal mehr weinen konnte. Von gescheiterten Fluchtversuchen von ihr und anderen Mädchen. Von Dingen die ihre Peiniger zu ihr gesagt hatten und sie bis heute nicht vergessen konnte.

Yamato schämte sich zutiefst, dass er sie nicht davor hatte bewahren können. Noch immer war er sich sicher, dass er sich das niemals verzeihen würde.

Aus dem kurzen Besuch waren zwei Stunden geworden, doch irgendwann hatte Sakura sich ihm entzogen. Ihr fiel ein, dass sie am Abend doch alle zum Essen einladen wollte.

„Danke für alles Yamato.“ Sakura verneigte sich dankend und kurz, ehe sie ihm Ort und Zeit nannte und weiter zu Kakashi gehen wollte. Sie fühlte sich so stark wie schon lange nicht mehr und auch Yamato konnte es ihr ansehen, als sie sich verabschiedete. Es war ein gutes Gefühl für sie da zu sein, dachte er noch und schloss wieder die Tür.
 

Dann begab Sakura sich voller Vorfreude und Energie auf den Weg zu Kakashis Wohnung, wo sie ihn hoffentlich vorfinden würde. Denn vor ein paar Tagen hatte Tsunade seinen Zwangsurlaub aufgehoben, da sie ihn mit einer wichtigen Mission betrauen musste. Eigentlich wollte sie dem Jounin genügend Zeit für Sakura verschaffen, aber dieser Auftrag war von großer Bedeutung für das Dorf. Auch Naruto und Sasuke waren beauftragt worden, doch alle waren am gestrigen Abend heil zurückgekehrt. Die Haruno freute sich schon auf den Tag, an dem sie das Team begleiten könnte. Doch dazu musste sie das Training so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Nachdem Angriff hatte sie sich so lange schonen müssen, aber jetzt konnte sie es kaum erwarten, endlich damit zu beginnen. Dadurch würde sie selbstsicherer werden und stärker, sie wäre fähig sich zu verteidigen, müsste sich nie wieder auf fremde Hilfe verlassen. Ohne es zu bemerken, hatte sie Kakashis Wohnung bereits erreicht.

Sakura klopfte, doch nichts passierte. Sie versuchte es lauter und noch immer öffnete sich die Tür nicht. Etwas enttäuscht stellte sie fest, dass er wohl nicht zuhause war. Dabei hatte sie nicht mehr viel Zeit bis 8 Uhr und sie wollte davor unbedingt noch duschen und die Kleidung wechseln. Da sie aber nicht wusste, wo sie ihn noch suchen könnte, beschloss sie erstmal zurück zu Tsunade zu gehen.
 

Sakura striff sich die Kleidung vom Körper, wagte es nicht, sich im Spiegel anzusehen. Das Bild würde sie nur erschrecken. In einem kurzen Moment der Scham überlegte Sakura, wie sie sich überhaupt jemals vor Kakashi entblößen könnte, wenn das mit ihrer Beziehung wirklich funktionieren würde. So viele Narben und alte Wunden. Der Bluterguss überzog beinahe ihre komplette rechte Taille. Ob sie je den Mut dazu finden würde?

Nachdenklich stieg sie unter die Dusche und stellte das Wasser an. Das warme Wasser brannte zuerst auf ihrer Haut. Das Shampoo roch gut nach Kirschblüten, als sie es auf ihren Haaren verteilte und kurz danach wieder ausspülte. Eine ganze Weile ließ sie sich das Wasser, dass sich wie Regen anfühlte über ihr Gesicht rieseln und schien jeden einzelnen Tropfen zu spüren.

Eine halbe Stunde später verließ Sakura mit angeföhnten Haaren, nur mit einem Handtuch bekleidet, dass die wichtigsten Stellen gerade so verdeckte, das Bad, um sich etwas passendes zum Anziehen herauszusuchen. Sie wollte sich eigentlich hübsch für Kakashi machen, doch ob sie ihn noch vor dem Abend antreffen würde, war fraglich. Hoffentlich lief sie ihm noch über den Weg. Plötzlich kam ihr ein altes Sprichwort in den Sinn. „Wenn man vom Teufel spricht...“ oder so ähnlich ging es. Denn aus dem Augenwinkel erkannte sie, dass jemand zusammen gezuckt auf der anderen Seite des Zimmers stand.

Mit errötetem Blick drehte sie ihren Kopf, um den Perversling zu enttarnen und erkannte dann Kakashi der sie perplex musterte. „Kakashi-Sensei,“ entwich es ihr mit hoher Stimme. Eine Schweißperle rann seine Stirn hinunter. Wie konnte er sich da nur wieder herausreden?

Die Haruno regte sich keinen Millimeter, sie hatte Angst, dass sie aus Trotteligkeit stolpern und das Handtuch fallen lassen würde. Doch auch Kakashi bewegte sich nicht, war wohl genauso paralysiert von dieser Situation. Er kam allerdings nicht dazu, seinen Blick abzuwenden. Musste er sie doch von oben bis unten mustern, wie sie sich in das Handtuch krallte, damit es sich ja nicht lockerte und dennoch zeichneten sich darunter die prachtvollen Kurven ihres Körpers ab. Zusätzlich erinnerte er sich an eine ähnliche Szene aus dem „Flirtparadies“, welches er immer las. Er war eben auch nur ein Mann.

Sakura kam endlich wieder zur Besinnung, schnappte sich die Tischlampe und feuerte sie dem Hatake gegen den Kopf. Dieser wurde von der Wucht des Gegenstandes umgehauen, aber es war ein schöner Schmerz, dachte er. So langsam begannen jedoch auch seine Gehirnzellen wieder zu arbeiten und ihm wurde bewusst, dass er für kurze Zeit jegliche Manieren, die er je erlernt hatte, einfach vergessen hatte.

Sakura war währenddessen ins Bad zurück gerannt und hatte die Türe laut zugeschlagen. Dabei vergaß sie völlig, dass sie noch immer keine Kleidung aus dem Schrank geholt hatte. Mist, dachte sie stinkwütend und hob die Faust. Doch sie würde erst wieder herauskommen, wenn Kakashi verschwunden war! Langsam richtete Kakashi sich wieder auf, rieb sich die Stelle, an der die Lampe ihre Spuren hinterlassen hatte und stand auf. Eindeutig Tsunades Gene, dachte er schmunzelnd.

Da hatte er sich gerade doch wirklich gehen lassen, dachte er verlegen. Mit der Hand in der Hosentasche ging er langsam zur Badtüre, Sakura konnte seine Schritte deutlich hören. Na da war sie ja mal gespannt, wie er sich da herausreden wollte.

„Sakura?“, begann er, doch sie antwortete nicht. „Entschuldige bitte! Tsunade sagte, du wärst hier.“ Da war er wohl sprichwörtlich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

„Wenn ich ihr das erzähle, wird sie dich umbringen,“ drohte Sakura durch die Tür hindurch. Eigentlich, hatte sie ihm schon vergeben, aber ihn ein bisschen zu ärgern war jetzt ihr gutes Recht. Kakashis Körper durchlief ein Schock, seine Nackenhaare kräuselten sich. Allerdings, so was von umbringen! Doch wie immer, gab er sich cool.

Als Sakura keine Antwort mehr bekam, öffnete sie die Tür wieder einen Spalt, versteckte sich jedoch hinter der Tür und blickte ihm unerwartet direkt in die Augen. „Tut mir wirklich leid,“ rieb er sich verlegen den Hinterkopf. Sakura grummelte. Ihre Wangen waren immernoch errötet. Irgendwie war es ja sogar wirklich nicht so schlimm. Immerhin waren sie so etwas wie ein Paar, oder? Das hatten sie eigentlich nie wirklich geklärt.

„Könntest du...“, fragte Sakura und machte mit ihrer Hand eine Kreisbewegung. Kakashi verstand sofort und drehte sich um, entfernte sich ein paar Schritte. Alle paar Sekunden überprüfte Sakura, ob er sich nicht doch einen Blick heraschte, doch er schien sich wieder im Griff zu haben. Dann tapste sie aus dem Bad und versuchte im Schrank schnell etwas Hübsches zu finden. „Ich wollte dich sowieso noch für heute Abend einladen. Die anderen kommen auch,“ erklärte sie, überspielte dabei ihre Nervosität gekonnt und tat so als wäre nichts gewesen. Der Hatake war froh, dass sie seine Entschuldigung angenommen hatte. Eigentlich aß er immer allein, naja meistens. Manchmal schaffte Naruto es ihn dazu zu zwingen ihn zu einer Nudelsuppe einzuladen. „Hört sich gut an,“ meinte Kakashi, konnte den Anblick der im Handtuch versteckten Sakura noch immer nicht vergessen.

Sakura wurde endlich fündig und streifte sich ein rotes Kleid, welches ihr bis zu den Knien reichte über. Es hatte dünne Träger und schmeichelte ihrer Figur, als wäre es extra für sie angefertigt worden. Ihre Oberweite kam dabei perfekt zur Geltung. Schmuck besaß sie nicht, denn sie mochte das Gefühl von kaltem Metall auf ihrer Haut nicht. Zufrieden lächelte Sakura in sich hinein, als sie seine Antwort hörte. Dann trat sie hinter ihn, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn zurück. „Gut, um 8 treffen wir uns bei Ichiraku.“ Beinahe hätte der Hatake angefangen zu sabbern, als er Sakura in diesem Kleid sah. Das war ja ein noch prachtvollerer Anblick als eben. Nur anhand seines kurz geweiteten Auges, welches ihr Dekoltee für eine Millisekunde fixiert hatte, verriet Sakura, dass ihm das Kleid offenbar gefiel. „Eh was?“, hakte Kakashi leise nach, hatte ihre Worte wohl ausgeblendet. Sakura lachte. „Hast mich wohl nicht gehört hm?“, zwinkerte sie ihm wissend zu, welcher verlegen lächelte. „Um 8 bei Ichiraku,“ wiederholte sie und Kakashi nickte schnell. Sein Herz pochte, obwohl sein Ausdruck gleichgültig war, doch fast hätte er sich auf sie gestürtzt. Diese Frau brachte ihn wirklich durcheinander, stellte er resigniert fest. Ob er es übertrieb, wenn er sie küssen würde?

Ganz sicher hätte er als nächstes den Tisch im Nacken gehabt, überlegte er und dachte wieder über Tsunades Gene nach. Doch so wie sie gerade vor ihm stand, bettelte sie förmlich nach Zuneigung. Ihre Augen strahlten ihn an und plötzlich bewegte sich seine Hand von ganz allein. Er zog sich das Tuch vom Gesicht, woraufhin Sakura sich ein paar Herzchenaugen verkneifen musste. Die Stimmung war so ernsthaft romantisch, dass es ihr die Sprache verschlug. Der Puls raßte, ihre Beine wurden zu Gummi, während sie den Bewegungen seiner Hand folgte.

Kakashi legte diese sanft in ihren Nacken und zog sie ein wenig zu sich heran, während er sich etwas zu ihr hinab beugte. Das Strahlen ihrer Augen wurde stärker, wodurch er sich bestätigt fühlte. Er hätte sowieso nicht die Kraft gehabt, zu stoppen.

Als ihre Lippen miteinander verschmolzen schloss Sakura ihre Augen und versank in eine Traumwelt. Ihre Hand wanderte automatisch um seine Hüfte, damit sie sich noch enger an ihn schmiegen konnte. Ihre Gefühle explodierten innerlich wie ein Feuerwerk. Ihre Hemmungen schwanden dahin. Es war das erste Mal, dass sie einen richtigen Kuss erfahren durfte. Einen echten Kuss. Ein Kuss aus Liebe.

Kakashi wusste nicht, wie lange er sich noch beherrschen konnte. Seine Lust kollidierte mit Vernunft, weshalb er sich nach ein bis zwei Minuten zurückzog. Sakuras Augen blieben auch kurz danach noch verschlossen, als wollte sie den Moment festhalten. Als sie ihre Augen wieder öffnete, spürte sie wie Kakashi versuchte zu analysieren, ob er zu weit gegangen war. Ein sanftes Lächeln ihrerseits, ließ ihn dann erleichtert aufblicken, ehe er sein Gesicht wieder hinter dem Tuch verschwinden ließ. Endlich fühlte Sakura seine Gefühle bestätigt. Ihr war nicht entgangen, dass es ihm schwer gefallen war, den Kuss zu unterbrechen. Er hatte mehr gewollt, überlegte sie, während sie spürte wie ein beklemmendes Gefühl in ihr aufstieg. Sie griff sich etwas nervös in ihr Kleid. Könnte sie ihm jemals das geben, was ihr all die Jahre genommen wurde?

Der Hatake fragte sich, was wohl gerade in ihr vorging. Nie hatte er einen Menschen getroffen, der auch nur annähernd das hatte durchmachen müssen, was Sakura hinter sich hatte. Er würde jedoch sein Bestes geben und versuchte zu verstehen, was sie brauchte.

Als er bemerkte, wie sie sich in ihren eigenen Gedanken verhedderte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter und befreite sie davon. „Solln wir los?“, fragte er dann und Sakura blickte zu der Uhr, die an der Wand hing. Es war bereits halb 7. Sie nickte und verließ gemeinsam mit Kakashi das Zimmer.

Happy End?

Eine viertel Stunde später kamen Kakashi und Sakura gemeinsam bei Ichiraku an. Sakura hatte sich bei ihm untergehakt, was für einige Blicke gesorgt hatte. Während Sakura mit Stolz neben ihm her lief und ein wenig mit ihm prahlte, blieb Kakashi cool und lässig und schmunzelte darüber innerlich. Naruto blickte die beiden deprimiert an, warf den notdürftig zusammen gestellten Blumenstrauß, den er aus irgendeinem Garten gepflückt hatte, unauffällig hinter die Theke des Imbisses, wo sie in einem Topf mit kochendem Wasser landeten. Als Ichiruka sich wieder dem Topf zuwenden wollte, bemerkte er die Stängel im Wasser und fragte sich, wie sie da wohl hingeraten waren. So, dass keiner der Kunden es sah, kippte er das Wasser samt Blumen in eine Ecke auf den Boden.

Sasuke zeigte seine Überraschung über die Beziehung seines Senseis mit dem Zuwachs, mit einem ausdruckslosen Blick. Yamato kam sich dabei immernoch seltsam vor, die beiden so zu sehen und gab Kakashi einen kräftigen Klaps auf den Rücken. „Du alter Schwerenöter,“ sagte er laut mit einem Grinsen. Als Antwort bekam er von Kakash einen giftigen Blick, ohne dass die Haruno es mitbekam. „Wartet auf mich!“, kam es von Weitem, wo eine winkende Person auf sie zugerannt kam. Tsunade konnte es also doch einrichten, dachte Sakura erfreut. Die Blonde begrüßte Kakashi mit einem mysteriösen Anstarren, nachdem sie die Person, die sich an ihn klammerte erkannte und kam seinem Gesicht so nahe, dass er etwas zurückweichen musste. Obwohl sie ihn von Anfang an mit ihrer Nichte hatte verkuppeln wollen, machte sie jedes Mal so einen Aufstand. Kurz darauf lockerte sich ihre Stimmung jedoch wieder, als sie begann sich alborn vorzukommen und alle bestellten sich etwas zu Essen.

Der Hatake hatte seine Portion kaum merklich, binnen Sekunden aufgegessen, wofür er ein Lachen von Sakura kassierte, von dem er meinte sein Herz würde davon aufblühen. Er konnte nicht anders und schloss sich ihrem Lachen an, da es außer ihr niemand bemerkt hatte. Naruto ärgerte sich ein wenig, da er Kakashis Gesicht ein weiteres Mal verpasste.

Tsunade konnte sich eine Freudenträne nicht verkneifen, als sie Sakura beobachtete und wischte sie schnell wieder weg, bevor es jemand sehen würde. Schön sie lachen zu sehen, dachte die Blonde, ehe sie sich wieder ihrer Suppe zuwandt.

Eine ganze Weile später, waren Tsunade und Sasuke bereits aufgebrochen. Naruto aß noch immer an seiner fünften Portion, kämpfte aber so langsam mit dem Sättegefühl. Die Sonne war bereits lange untergegangen. Yamato gähnte laut und streckte die Arme nach oben. Dann sah er wie Sakura sich müde gegen Kakashis Arm lehnte. „Komm Naruto, es ist schon spät,“ beschloss der Holzninja und zog Naruto am Kragen von seiner Suppe weg, die er trotz vollem Magen eigentlich noch gerne gegessen hätte. Doch er war zu müde und zu träge, um sich gegen Yamatos ziehen zu wehren, streckte die Arme hilfesuchend nach der Suppe aus, während er sich wegziehen ließ. „Gute Nacht ihr zwei,“ sagte er zum Abschied, zwinkerte Kakashi noch vielsagend zu, welcher sich leicht räusperte. Naruto murmelte noch irgendetwas Unverständliches. Sakura wünschte ihnen ebenfalls eine Gute Nacht, während Kakashi den beiden zum Abschied nur einen Blick schenkte. Es war so ein schöner Abend gewesen, dachte Sakura. Eigentlich wollte sie ungern schon gehen, doch auch Kakashi stand nun auf, reicht Sakura die Hand, damit sie beim Absteigen des hohen Barhockers nicht hinfiel. Dankend hielt sie sich an ihm fest, während sie herunter tapste.

Sakura hatte sich auf dem Heimweg wieder bei ihm untergehakt und gähnte kräftig. „Möchtest du vielleicht mit zu mir?“

Die Haruno wurde wieder hellwach und blickte ihn überrascht an. Ob er etwas von ihr erwarten würde? Sakuras Gedanken überhäuften sich mit Fragen und sogar Angst war dabei. Angst nicht dem gerecht zu werden, was er sich von ihr erhoffte. Obwohl er ihr die Unsicherheit ansah, sagte Kakashi nichts. Früher oder später musste ihr klar werden, dass er keinerlei Erwartungen an sie hatte. Er dachte an die Situation vorhin nach, als Sakura nur mit dem Handtuch bekleidet graziös wie eine Gazelle aus dem Bad gelaufen war, beinahe begann er wieder zu sabbern, hüstelte leicht, um sich wieder auf den Weg zu konzentrieren. Kein Wunder jedenfalls, dass sie sich nun zierte.

„Gern,“ antwortete die Rosahaarige dann doch noch und Kakashi freute sich über den Schritt in die richtige Richtung. Dann waren sie auch schon vor seiner Haustür angekommen, welche Kakashi schnell geöffnet hatte. Sakura ging voraus, schaltete das Licht an und wusste auf einmal nichts mehr mit sich anzufangen. Ganz schön hilflos kam sie sich gerade vor und wippte vor und zurück, zur Seite, wartend auf Kakashi.
 

Abwechselnd hatten sie sich in seinem Bad bettfertig gemacht. „Ehm,“ kam es verlegen von Sakura. „Ich habe nichts dabei,“ gestand sie, woraufhin Kakashi schweigend zu seinem Schrank ging und ein Shirt sowie eine Jogginghose von ihm herausholte. „Hier,“ sagte er monoton und reichte es ihr. Zögerlich nahm sie es entgegen. Sakura beschloss mutig zu sein, irgendwie war ihr danach. Als Kakashi sah wie sie begann sich umzuziehen, drehte er sich instinktiv weg. Nicht, dass er wieder eine Lampe gegen den Kopf geworfen bekam. Sakura fiel es zwar auf, doch eigentlich hätte sie es zugelassen. Nun trug sie ausschließlich sein langes Shirt, was ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Die Jogginghose wollte sie weglassen, ihn ein wenig mit ihren Reizen verwirren. „Hier,“ sagte Sakura und reichte ihm wieder die Hose. Überrascht drehte Kakashi sich wieder zu ihr und nahm diese entgegen, während er die Knappheit seines Shirts bewunderte. Hätte er ihr doch nur ein kleineres Shirt gegeben, bereute er in einem kurzen Moment der Schwäche. Wie eine Schildkröte stieg Sakura am Bettende auf die Matratze, während Kakashi den Blick nicht abwenden konnte und ihr dabei zusah. Das Aufblitzen ihrer Unterwäsche brachte ihn beinahe aus der Fassung, als er es dann doch noch schaffte, die Hose zurück in den Schrank zu räumen. Als er sich wieder zum Bett drehte, stellte er fest dass Sakura sich schon unter die Decke verkrochen hatte und müde dahindöste. Der Hatake lächelte sanft und legte sich neben sie. Er gestand sich, etwas nervös zu sein, als er unter die Decke schlüpfte, unter der Sakura halbnackt lag. Diese erwachte noch einmal, als sie ihn neben sich spürte, drehte sich zu ihm und kuschelte sich an seine Brust. Wieder lächelte er sanft, legte den Arm um sie und schlief dann zufrieden ein. Das war ein großer Fortschritt und ein riesiger Vertrauensbeweis von ihr, darüber war er sich im Klaren. Und er schwor sich, dies niemals auszunutzen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
//hallo ihr :) ich hoff bis jetz gefällt euch die ff
bitte lasst ein bisschen kritik da oder verbesserungsvorschläge :>
lg Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
so das war nun das 3. kapi :)
ich bin noch nicht so recht zufrieden irgendwie...
es is bisl kurz x.x Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
heyhey^^ das nächste kapi wird dann etwas dramatischer ;)
und das übernächste noch mehr!
lg Miku :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe dass ich Yamato einigermaßen gut hinbekommen habe^^'
Man erfährt ja leider nicht ganz so viel von ihm aus der Serie...aber in die Rolle als Vertrauter von Sakura, finde ich passt er einfach rein :)
lG Miku Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So das war leider das letzte Kapitel. Ich weiß es ist sehr kurz geworden, doch irgendwie habe ich noch einen kleinen Abschluss für nötig gehalten^^ Ich hoffe ihr hattet spaß beim Lesen und danke euch für die ganzen Kommentare.
Eine kleine Schleichwerbung dann noch...*hüstel* Bin an einer Naruto-Darkfic dran die wirklich finster werden soll, also dranbleiben ;)

achja und DANKE für die vielen favo einträge <33

lG Miku Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (44)
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Von:  SakurA38
2019-09-17T18:18:58+00:00 17.09.2019 20:18
Wow ich fand die Geschichte echt super und du hast es echt gut erzählt ohne den Leser zu langweilen wie ich finde! Echt toll 👍🏽
Antwort von:  Meyumi
18.09.2019 16:17
Ui es gibt noch Leser für mich :D
Vielen Dank! Darüber freu ich mich sehr :)
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T18:01:36+00:00 22.02.2019 19:01
Ich liebe deine Ff. Erstens ist es total angenehm, etwas zu lesen was kaum Fehler beinhaltet, ebenso war es von Anfang und spannend und dafür das es nur 17 Kapitel hat, hast du es dennoch super untergebracht. Diese Ff, gehört definitiv zu meinen Favoriten. ;)
Antwort von:  Meyumi
22.02.2019 20:16
Aw :D Vielen Dank für dein(e) Kommentar(e), hab mich sehr gefreut =D Und ja, bin sehr rechtschreibpingelig xD bin die aber auch noch viele male durchgegangen danach^^'
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T15:43:28+00:00 22.02.2019 16:43
Wie gemein, als wäre nie was passiert. Was für eine Frau. O.o
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T15:08:28+00:00 22.02.2019 16:08
Die letzten Zeilen haben mich zum weinen gebracht. *schluchz*
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T14:43:54+00:00 22.02.2019 15:43
Schön das sie endlich wieder neuen Mut schöpft und sich nicht durch ihre ganzen Erinnerungen kleinhalten lässt.
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T11:51:00+00:00 22.02.2019 12:51
Dieses Kapitel ging ja ab. Mal schauen, wann Sakura versucht das nächste mal Kakashis ganzes Gesicht zu sehen. Das wird jetzt wohl erstmal hinten angestellt, nachdem die beiden so gestört wurden.
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T11:17:49+00:00 22.02.2019 12:17
Gut die Sache hat sich da wohl geklärt, warum Yamato nicht ihr Sensei geworden ist. Schönes Kapitel. Bin gespannt wie es weitergeht.
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T10:46:04+00:00 22.02.2019 11:46
Genial. Aber Naruto und Sasuke verhalten sich eher wie 10 Jährige, anstatt wie 21 und 22. Das kann ja noch was werden mit den beiden. :D
Von:  Cosmoschoco1209
2019-02-22T10:25:36+00:00 22.02.2019 11:25
Ich stelle mir gerade vor, wie Sakura auf Naruto und Sasuke trifft. Da würden Welten auf einander treffen. Und ein lachen, konnte ich mir dabei nicht unterdrücken.
Ich weiß zwar das es eine Ff über Kakashi und Sakura ist, aber wenn sie Yamato schon lange kennt, wäre es dann nicht sinnvoll, wenn er ihr Sensei wird. Einfach weil sie sich kennen und sie ihm bestimmt immer noch vertraut?...
Von:  Desiree92
2018-01-12T11:22:50+00:00 12.01.2018 12:22
Auch diese FF ist der Hammer. Das Thema war mal was anderes, hat mir sehr gut gefallen. Allerdings hätte ich mir erhofft, dass du das Ende nicht ganz so offen gelassen hättest. 😅🙈🤗
Antwort von:  Meyumi
12.01.2018 12:24
Auch hier vielen Dank :D haha ja, das hör ich öfter x3 evtl schreib ich mal nen zweiten Teil ^^
Antwort von:  Desiree92
12.01.2018 12:27
Ja das glaube ich dir gerne. 😉 da bin ich mal gespannt, ich würde mich freuen. 👍🏻


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