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Träume im Mondenglanz

Memoiren eines Stallmeisters
von

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Der Schwanenkönig

Diese schnöde Welt verkommt mehr und mehr.

Seit tausenden von Jahren ist es stets dasselbe.

Immer dasselbe Ziel.

Immer dasselbe Leben.

Dasselbe Streben.

Immer.
 

Die Herrscher geben Audienzen,

verschieben Landesgrenzen

und sind erfüllt von Neid und Gier.

Immer.
 

Sie streben nach Orden,

Ruhm

und Reichtum.

Immer.
 

Rechtfertigen Mord und Totschlag

mit Gottes Namen.

'Gott gewollt, war es.', sprechen sie allesamt.

Immer.
 

Die Gesellschaft errichtet Schranken,

mit denen sie sich selbst nur fesselt,

knebelt

und sich selbst zu Grunde richtet.
 

Es ist bei Hof nicht Mode, sein Herz

den schönen Dingen dieser absurden Welt zu widmen.
 

Doch der wahre Wert dieser Welt,

liegt in eben diesen schönen Dingen.

So enthüllt die Nacht doch nur den wahren 'Tag',

mit ihrem fahlen Mondlicht,

ihrer so reinen Stille

und den Mysterien, die sie mit sich bringt.
 

Jedoch ist Mode nur, was Macht und Ansehen hervorbringt.

Mode nur, was Reichtum und Besitz verschafft.
 

Es ist nötig sich Paradiese zu schaffen,

um dieser abstoßenden Realität zu entfliehen,

um diese schauderhafte Zeit in der wir weilen,

einfach zu vergessen.
 

So erschaffen Kunst und Musik doch nur weitere Zufluchtsorte.

Zufluchtsorte, ja Paradiesen gleich,

in denen sich die Herzen der Träumenden verlieren.

Weitere Dinge, an denen sich die Menschen erfreuen sollten.
 

Doch sie sehen es nicht.

Sie sehen nicht den hohen Wert der Kunst,

der Musik,

der Träume,

der Visionen.

Nicht den hohen Wert der Sagenwelt,

nicht den Wert der poetischen Worte,

nicht den Wert der Phantasie.
 

So sehen sie auch nicht die genuine Großartigkeit Wagners.

Sie verstehen seine Kunst, seine Musik nicht.

Seine Opern sind wahrhaftig Teile dieser 'Zufluchtorte'.

So träume ich noch heute von meinem Schwanenritter,

wie er vom Schwanensee herüberschreitet

und mich von dieser qualvollen Realität erlöst.

Mein Lohengrin, meine erste Liebe.

So stehe ich am Ufer,

und schwöre:
 

Höre.

So höre doch mein Lohengrin!

So schwöre ich, mein Herz soll nur den Schwänen

und der Musik gehören.

Denn die Mächte schöner Künste

und nicht der Feuersbrünste

sind das Streben nach dem Leben doch nur wert.
 

Wie schön wär's doch auf Erden, wenn alle Herzen dieser Welt,

sich an die Kunst verlören...
 

- König Ludwig II. von Bayern -

Majestätische Anmut

Ich erinnere mich noch daran, dass es ein sonniger Frühlingsmorgen war, an welchem ich meinen Dienst am königlichen Hofe antrat.

Ein frischer Wind und der Duft der Blumen und Bäume umgaben mich, als ich an eben diesem Tage auf den Vorhof des Schlosses Berg trat.

Es war sichtbar kein besonders prunkvolles Schloss, jedoch sicher eines 'Königs würdig', wenn man es so sagen wollte.

Es lag in unmittelbarer Nähe des Würmsees und war umgeben von relativ dichten Wäldern.

Und genau hier sollte ich die nächste Zeit meines Lebens verbringen.

Im königlichen Hofmarstalldienst.
 

Als ich über das steinerne Pflaster ging, hefteten sich die Blicke der beschäftigten Mägde und Knechte auf mich und man begann zu tuscheln.

Wie zu erwarten fragte man sich wohl, was ich hier zu suchen hatte, dachte ich mir.

Also verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran, jedoch sollte ich später erfahren, dass dies nicht der einzige Grund dafür war, dass man sich die Mäuler zerriss.
 

Bald sichtete ich die Stallungen, welche nur wenige Meter abseits des Schlosses, auf der linken Seite lagen.

Vorsichtig trat ich hinein und suchte nach jemanden, an den ich mich wenden konnte und wurde bald fündig.

Zwei junge Männer waren gerade damit beschäftigt das Sattel- und Zaumzeug der Pferde des Königs zu pflegen und unterbrachen ihre Arbeit, als sie mich bemerkten.

„Guten Tag. Darf ich Euch zur Hilfe sein?“, fragte der sichtlich ältere von ihnen.

Er hatte schwarzes, mittellanges Haar, ein stoppeliges, kantiges Antlitz und der Schmutz überwucherte seine gesamte Kleidung.

Ich nickte und sprach: „Mein Name ist Richard Hornig. Man sagte mir, ich solle mich hier zu Ort melden.“, während ich freundlich lächelte.

„Ah, der neue Herr Stallmeister. Das trifft sich gut. Herr Fork ist gerade abgereist. Ist gestern abend aus dem Dienst getreten, wie Sie sicher wissen. Nur gut, dass so schnell Ersatz gefunden wurde. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wäre auch nur einen Tag kein Stallmeister anwesend. Das Chaos würde ausbrechen, bei den ganzen schlechten Scholaren hier.“

Er lachte zynisch und musterte mich daraufhin prüfend.

„Nun gut, nun gut. Mein Name ist übrigens Marktmeier. Heinrich Marktmeier. Oberbereiter. Und das hier, ist Hesselschwerdt. Karl Hesselschwerdt. Einer dieser wertlosen Scholaren.“

Abermals lachte er zynisch und versteinerte dann wieder seine Mimik.

„Nun gut, nun gut. Ich bin beschäftigt. Sie sind sicher erfahren genug, euch allein zurecht zu finden, nicht wahr, Herr Hornig?“

Ich warf dem Herrn einen fragenden Blick zu, doch die Erkenntnis, dass er einfach weiterarbeite, bewies alles andere, als das er scherzte.

Keine Einweisung, keine Vorstellung.

Nicht, dass ich dergleichen dringend benötigte.

Immerhin war schon mein Vater als Stallmeister im königlichen Hofmarstalldienst des Königs Max II gewesen.

Dennoch war dies nicht gerade die edelste Art seinen neuen Vorgesetzten zu begrüßen.
 

Kurz darauf sah ich mich auf eigene Faust um.

Als ich mich von Marktmeier und Hesselschwerdt verabschiedet hatte, so wie es sich gehörte, und ich schon sämtliche Schritte gegangen war, bemerkte ich noch wie die beiden anfingen, sich über mich die Mäuler zu zerreißen.
 

Der Stall war, wie zu erwarten, sehr groß und edel.

Im hinteren Teil der Stallungen befand sich ein großer Raum, worin Unmengen von Sätteln, Zaumzeug, Pflegeutensilien und Geschirren zu finden waren.

Auch das Futter wurde hier gelagert.
 

„Au! Verdammter Mist!“, hörte ich jemanden fluchen und eilte um die Ecke, um gegebenenfalls zu helfen.

Ein Junge, wahrscheinlich kaum älter als 14 Jahre, stand an der Box eines Schimmels und hielt sich den Daumen.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich und sah ihn besorgt an.

„Nein, nein! Alles gut! Alles gut! Nichts passiert.“, erwiderte der Knabe und wich meinem Blicke aus.

„Du erschienst mir leidend.“

„Das schien Euch nur so.“, murmelte er zerknirscht, atmete einmal tief durch und warf mir nun doch einen Blick zu.

„Verzeiht meine Garstigkeit. Ich klemmte mir nur den Daumen in der Boxentür. Ihr seid Herr Hornig, nicht wahr? Der neue Stallmeister.“

Ich nickte und sah zu dem Schimmel in der Box.

„Das ist Silber. Eine treue Seele und sehr loyal. Ein sanfteres Pferd findet Ihr in ganz Bayern nicht. So denke ich zumindest. Die meisten hier sehen seinen Wert nicht. Er ist nicht der Edelste.“

Ich öffnete sacht die Boxentür und trat zu dem Hengste hinein.

Seine schwarzen Augen beobachteten mich aufmerksam, als ich ihm die Hand an seinen muskulösen Hals legte und begann sanft über das seidige, wolkenweiße Fell zu streichen.

„Er ist wundervoll.“, entgegnete ich dem Jungen und lächelte, als der Weiße zurück trat und seine Nüstern in meiner ausgestreckten Handfläche vergrub, um meinen Geruch besser aufnehmen zu können.

Ich wandte mich dem Knaben zu, der zu mir in die Box trat und Silber liebevoll an der Stirn kraulte.

„Wie ist eigentlich dein Name?“

„Friedrich Hesselschwerdt.“

„Also ist Karl dein Bruder?“, fragte ich ihn und er zuckte zusammen.

„Verzeiht. Ich weiß es gehört sich nicht so über seine Verwandten zu sprechen, doch mit meinem hinterlistigen Bruder ist nicht gut Kirschen essen. Passen sie lieber auf, Herr Hornig, dass sie es sich nicht mit ihm verderben. Er ist zu vielem im Stande. Er versteht sich darauf, dafür zu sorgen, dass Namen verrufen werden.“

„Ich danke dir für diesen Rat, Friedrich. Ich werde es beherzigen.“, gab ich lächelnd zurück, als Marktmeier wie aus dem nichts vor der Box auftauchte und mich anfuhr:

„Hornig! Sie sind hier nicht als Stallmeister im Dienste um Maulaffen feil zu halten! Der König verlangt nach seinem Pferd! Und Friedrich! Wir füttern dich nicht durch, damit du ein Pläuschen hälst! Zurück an die Arbeit.“

Ich atmete tief durch und sah den Oberbereiter fest an.

„Nun, Marktmeier. Ist es nicht nunmehr meine Aufgabe, die Arbeiten zu koordinieren und einzuteilen? Halten sie sich aus einem Gebiet heraus, dem sie nicht zugewiesen sind. Und dies auch sicher nicht ohne Grund, wie man sieht. Mit ihrer aufbrausenden Art machen sie noch die Pferde scheu. Hat man ihnen das noch nie gesagt?“, erwiderte ich ruhig und gefasst, was meinen Gegenüber zur Weißglut zu bringen schien.

Jedoch hielt er sich zurück, machte auf dem Absatz kehrt und knurrte noch über seine Schulter:

„Ich würde an ihrer Stelle aufpassen, was sie tun. Sonst machen sie sich noch unbeliebt, Herr Hornig.“

Dann verschwand er aus dem Gebäude.

Ein Seufzen entfuhr mir und ich wandte mich abermals Friedrich zu, welcher mich mit glänzenden Augen betrachtete.

„Herr Hornig, sie wissen wahrlich wie man sich auszudrücken hat!“, entfuhr es ihm bewundernd und ich konnte nicht umhin ihm abermals ein Lächeln zu schenken.

„Vielen Dank, für diese netten Worte deinerseits. Nun, Marktmeier sagte, der König verlange nach seinem Pferd. Welches bevorzugt seine Majestät für gewöhnlich?“

Der Junge trat aus der Box und bedeutete mir ihm zu folgen.

„Folgt mir. Ich führe euch zu des Königs Lieblingspferd.“

Ich nickte und folgte dem Knaben bis zu der Box, in der sich ein großer, brauner Hengst, mit tiefschwarzer Mähne und Schweif, einem weißen Stern, einer Schnippe und zwei weißen Fesseln befand.

„Ein wahrlich majestätisches Tier. Wie ist sein Name?“

„Dieses Prachtstück von einem Hengst heißt Ganglot. Er ist des Königs treuer Freund und Begleiter. Seine Majestät pflegt seine Ausritte ausschließlich mit ihm zu machen. Er war ein Geschenk der Kaiserin Elisabeth.“

Friedrich betrachtete das Pferd bewundernd und streckte seine Hand in die Box um dessen Nüstern zu berühren.

„Er ist bereits gesäubert. Sie müssen ihn lediglich schnell satteln. Sein Sattel- und Zaumzeug finden sie direkt gegenüber des Eingangs zu der Sattelkammer.“

Er trat zurück, warf mir noch einen motivierenden Blick zu und verabschiedete sich daraufhin.

Er wollte tunlichst vermeiden, dass Marktmeier ihn wieder zur Sau machen musste.

Marktmeier schien nicht gerade der beliebteste Bereiter im königlichen Marstall zu sein.
 

Ich packte mir das Halfter, welches an der Boxentür hing und betrat Ganglots Box.

Ich ließ ihn meinen Duft aufnehmen, um ihn nicht zu überrumpeln und streifte ihm dann behutsam das Halfter über die Ohren.

Kaum hatte ich die Boxentür komplett geöffnet, versuchte das Pferd sich vorbei zu drängen und hob die Vorhand leicht protestierend an, als ich ihn zurück schickte.

„Du bist ziemlich energiegeladen, nicht, mein Hübscher? Ganz ruhig, du darfst noch früh genug laufen.“, sprach ich zu ihm und strich ihm beruhigend über den Hals.

Abermals versuchte ich mit ihm die Box zu verlassen, auch dieses Mal tänzelte er, doch er versuchte nicht mich weg zu drängen um vorbei zu kommen.

Ich führte ihn auf den Vorhof und band ihn an um Sattel und Zaumzeug zu holen.

Auch hier stand er keine Minute still.

Ich fragte mich ob er aufgrund des Überschusses an Energie so beliebt beim König war, oder wegen seines reinrassigen Geblüts, oder weil er ein Geschenk der Kaiserin gewesen war.

All dies würde sich mir wohl nie aufklären, ging es mir durch den Kopf.

So etwas geht einen Stallmeister nichts an.
 

Es dauerte keine fünf Minuten, da hatte ich das Pferd berittfertig gemacht und führte es zum Eingang des Schlosses, als auch schon der König durch die großen Schwingtüren eilte.

„Dürckheim! Haltet den Fürsten hin! Ich bitte darum. So viel Ungemach vertrage ich nicht.“

Er setzte sich seinen eleganten Hut auf und zückte seine Reitgerte.

„Aber Majestät! Das wird noch mehr Gerede verursachen, wenn man wegen Euch die Militärssitzung schon wieder vertagen lässt.“, hörte man die Stimme, eines seiner Bediensteten, womöglich der eben erwähnte Dürckheim.

„Das interessiert mich nicht! Ich fliehe! Mein Pferd!“

Dies war mein Stichwort.

Ich führte Ganglot zu seiner Majestät senkte meinen Blick und verbeugte mich ehrfürchtig.

„Und du? Ein neues Gesicht? Was ist mit Fork?“, hörte ich die ruhige Stimme des Königs fragen.

„Ich bin sein Nachfolger. Der neue Stallmeister.“

„Sieh mich an.“, befahl er mit sanfter aber bestimmter Stimme.

„Jawohl.“

Ich richtete mich auf und tat wie mir gesagt.

Seine Ausstrahlung war bemerkenswert.

Er strahlte eine Reinheit, eine Sanftmut aus, die ich bei keinem Menschen zuvor bemerkt hatte.

Und eine Liebenswürdigkeit, welche ich mir nicht erklären konnte.

„Wie ist dein Name?“, fragte er während er mich ansah.

„Hornig. Richard Hornig, Majestät.“

Der König lächelte, griff über meine Schulter hinweg in der Gewächs welches an der Mauer hinter mir wuchs und pflückte ein Alpenveilchen heraus.

„Blau ist schön, findest du nicht auch? Es ist die Farbe Bayerns.“, sprach er während er die Blume betrachtete und sich anschließend wieder mir widmete.

„Deine Augen sind auch blau. Ebenso wie dieses Veilchen. Ebenso wie die Farbe meines Landes.“

„Majestät?“

Ich sah den König fragend an, doch dieser wandte sich ab und stieg auf sein Getier, welches augenblicklich wieder zu tänzeln begann.

„Komm mit, Hornig. Begleite mich.“, sprach er lächelnd und ritt ohne weitere Worte los.

„Jawohl!“, entgegnete ich nur und schritt neben seinem Rosse einher.

Von Wahrheit und Schönheit

Eine ganze Weile schritten wir nun so nebeneinander her.

Schweigend.

Der König sprach nicht ein einziges Wort.

'Wozu auch?', dachte ich im nächsten Moment, 'Ich bin doch nur Stallmeister.'
 

Als wir den Würmsee erreichten, schwang sich seine Majestät von dem Rücken seines Pferdes und drückte mir wortlos dessen Zügel in die Hand.

Er trat an das Ufer heran und starrte auf die glitzernde Wasserpracht des Sees.

Nichts anderes tat er, als die leichte Bewegung der Wasseroberfläche zu beobachten.

Er wirkte abwesend und gedankenverloren.

„Es ist wunderschön, nicht wahr? Wie ein Spiegel, der das 'Schöne' der Wahrheit spiegelt. Den Sonnenauf- und Untergang. Das fahle Mondlicht der Nacht und den Sternenhimmel. Eine wahre Pracht für den Poeten, der das Paradies um Zuflucht bittet. Findest du nicht auch, Hornig?“

„Majestät?“

Verwirrt betrachtete ich das Antlitz König Ludwigs, als er sich zu mir wandte und mir einen Wink gab, zu ihm zu treten.

Ich gehorchte, band Ganglot an einen Baum und trat an des Königs Seite, an das Ufer des Sees heran.

„Sieh her, Hornig. In des Würmsees Mitte. Findest du es nicht auch bemerkenswert, wie das klare Wasser das Licht dieses ermüdenden Tages einfängt und es zu einer Schönheit werden lässt, indem es die Wahrheit verzerrt?“

„Nun, Majestät. Der See ist wahrhaftig eine Augenweide. Jedoch spiegelt er nicht auch die Wahrheit selbst, wie sie ist, Majestät? Wenn ich mich nun hervor beuge und in den klaren Wasserspiegel schaue, so sehe ich doch mein Antlitz, wie die Welt es geschaffen hat.“

König Ludwig seufzte und rieb sich die Augen.

„Das ist wohl wahr.“, entgegnete er nur und warf einen letzten melancholischen Blick auf das Spiegelbild der Sonne in der Mitte des Sees, bevor er sich um wandte und zu Ganglot zurück schritt .

„Ich denke, wir sollten langsam zurück. Nun wird wohl hoffentlich niemand mehr bei Hofe sein, der solch ein Ungemach verbreitet, wie der Fürst von Hohenlohe.“

Seine Majestät band sein Ross eigenhändig los und schwang sich in dessen Sattel.

Ohne ein weiteres Wort an mich gewandt zu haben, trieb er Ganglot in den Schritt und ritt heimwärts.

Noch einen Augenblick stand ich etwas irritiert am Ufer des Sees, bevor ich aufholte und abermals neben Seiner Majestät einher schritt.

Ich warf einen prüfenden, kurzen Blick zu dem Bayernkönig empor, denn ich hatte das Gefühl ihn mit meinen Worten gekränkt zu haben.

Und wahrhaftig: Der König schien etwas niedergeschlagen zu sein.

Jedoch, war dies meine Schuld?

Was hatte ich getan, was so falsch sein mochte?

So kränkend?

Ich wandte meinen Blick wieder ab und sah zu Boden.

„Verzeiht, Majestät, wenn ich mir zu viel heraus genommen habe. Ich wusste nicht, dass meine Worte so verletzend auf Euch wirken würden.“

König Ludwig seufzte schwer und sah auf mich herab.

„Es ist nicht deine Schuld. Ich bin zuweilen sehr in Gedanken vertieft. Mache dir keine Sorgen um mich, oder darum was du sagtest.“

Mein Gefühl sagte mir, dass damit die Konversation beendet war.
 

Als wir nach Schloss Berg zurückgekehrt waren, stieg seine Majestät von seinem Ross und gab mir dessen Zügel.

„Morgen früh wirst du mich wieder begleiten. Nur bereite dir dies Mal ein Pferd vor. Ich denke nicht, dass du großes Verlangen hast wieder neben Ganglot einher zu laufen, denn ich ziehe es nicht vor, meine Ausritte ausschließlich im Schritt zu tätigen. Du hast freie Auswahl mit Ausnahme meines Ganglots. Ich werde jemanden vorbeischicken, der dir Bescheid gibt, wann du fertig zu sein hast.“

„Jawohl, Majestät.“, antwortete ich noch bevor der König wieder in seinem Schloss verschwand.
 

Ich brachte Ganglot in die Stallungen zurück

Als ich ihm das Zaumzeug abnahm, ging mir allerhand durch den Kopf.

Ich hatte schon sehr viel über die sonderbare Art unseres Königs gehört.

Im Dorf und in der Stadt zerriss man sich förmlich die Mäuler über ihn.

Vermutlich tat man dies im ganzen Land.

Jedoch wusste ich selbst nicht, was ich von dem Gerede halten sollte.

Nicht, nachdem ich ihn selbst gesehen hatte.

Nicht, nachdem ich einen kleinen Einblick in seine Gedankenwelt gehabt habe.

Nicht, dass man nur schlecht über den Bayernkönig redete.

Im Gegenteil.

Er war vor allem beim Bürgertum äußerst beliebt.

Nur hörte man Gerüchte und allerlei Geflüster über ihn und was bei Hofe vor sich ging.

Vor allem aber beschwerte man sich darüber, dass der König vor jeglicher politischer Pflicht floh und jede Entscheidung, jede Unannehmlichkeit aufs Äußerste hinauszögerte.

Ich schloss die Boxentür Ganglots und brachte Sattel und Zaumzeug in die entsprechende Kammer zurück, als Friedrich mir entgegen kam.
 

„Herr Hornig! Da sind sie ja!“, freute er sich und kam vor mir zum Stehen, „Man begann bereits zu flüstern, weil Majestät Sie aufgefordert hat, ihn zu begleiten.“

Ich warf dem Knaben einen kurzen, fragenden Blick zu, während ich das Gebiss des Zaumzeugs abwusch.

„Warum begann man zu flüstern? Ist es so ungewöhnlich, dass seine Majestät Begleitung wünscht?“

„Nun ja. Bisweilen ritt seine Majestät immer allein aus. Höchstens sein Adjutant Dürckheim, oder, wenn anwesend, Graf von Holnstein oder Österreichs Kaiserin Elisabeth, begleiteten ihn bisher. Abgesehen von zeitweiligen Männern, die er als 'Begleiter' auserkoren hatte, die ihn dann und wann begleiteten.“

Ich legte den Sattel auf dem Sattelbock ab und wandte mich Friedrich zu.

„'Zeitweilige Männer'? 'Als Begleiter auserkoren'? Inwiefern das Ganze?“

Der Junge zuckte zusammen und wich meinem Blick aus.

„Nun ja. Freundschaften.“, antwortete er unsicher und wirkte etwas nervös, „War Majestät denn nett zu ihnen? Hat er mit ihnen geredet? Wie ist er so?“

Ich lächelte, beließ es bei seinem Themenwechsel.

Früher oder später würde ich erfahren, was er gemeint hatte.

„Seine Majestät strahlt sehr viel Sanftmut, Reinheit und Liebenswürdigkeit aus und ist meiner Meinung nach eine sehr beeindruckende aber bizarre Person, um es möglichst neutral auszudrücken und trotzdem was auszusagen.“

„Das sagt wirklich sehr viel aus, Herr Hornig. Wirklich sehr viel.“, sprach Friedrich enttäuscht und hoffte auf mögliche weitere Informationen.

Mein Lächeln wurde breiter bei seinem fast schon schmollenden Gesichtsausdruck und ich beteuerte: „Es tut mir Leid, Friedrich. Aber mehr kann ich dir bei bestem Willen nicht erzählen. Ich habe selbst nur wenige Worte mit seiner Majestät gewechselt. Und diese schienen auch nicht gerade die besten gewesen sein.“

„Habt ihr euch unbeliebt gemacht bei seiner Majestät?“

„Nein, nein. Der König beteuerte ich habe nichts Falsches getan, dennoch schien er etwas bedrückt.“

„Dürfen Sie Majestät nun nicht mehr begleiten?“, fragte Friedrich und wirkte sichtlich betroffen.

Nun konnte ich mir abermals ein Lächeln nicht verkneifen.

„Dein Mitgefühl für mich schmeichelt mir, aber mache dir keine Sorgen. Majestät hat mich gebeten ihn morgen wieder zu begleiten. Zu Pferd.“

„Hat der König ihnen vorgeschrieben, welches Pferd Sie zu nehmen haben?“

Ich schüttelte den Kopf und sah mich unwillkürlich auf der Stallgasse um.

„Majestät ließ mir freie Auswahl mit Ausnahme von Ganglot verständlicher Weise.“

„Wissen Sie schon welches sie präferieren?“

„Nein. Bisher sind mir lediglich Ganglot und Silber bekannt. Würdest du mir die anderen Pferde einmal vorstellen und mir etwas über sie erzählen, damit ich mich ein wenig auf die Arbeit mit ihnen einstellen kann?“

„Gewiss. Wenn Sie mir folgen wollen.“, entgegnete Friedrich und verbeugte sich spielerisch.

Ich konnte nicht umhin als zu schmunzeln.
 

Den Rest des Abends führte Friedrich mich herum.

Zeigte mir jedes Pferd und erzählte mir ihre Geschichten.

Zeigte mir die Weiden, wie viel Futter die Pferde bekamen, schilderte mir den groben Tagesablauf und welcher Bedienstete für gewöhnlich welche Arbeit übernahm.

Ich war wirklich froh, dass der kleine Mann so einen Narren an mir gefressen hatte.

So machte er mir den Einstieg in die Arbeit einfacher und ich hatte einen Ansprechpartner, der wusste, wie das Leben hier normalerweise lief.

Hinzu kam, dass es mein Herz erfreute den Jungen so lächeln und lachen zu sehen, denn ich hatte das Gefühl, dass er von den Bediensteten nicht gerade auf die netteste Art und Weise behandelt wurde.

Ich hielt dies für völlig unangebracht.

Friedrich war zwar jung, doch er hatte Ahnung von dem was er tat und man merkte ihm an, dass er seine Arbeit liebte.

Er liebte die Tiere und die Tiere mochten ihn sichtlich ebenfalls.

Schlussendlich, als wir die Führung zu ende geführt hatten, fütterten wir die Pferde und Friedrich führte mich zu meiner Kammer in der Nähe der Stallungen.

Ich wünschte ihm eine erholsame Nacht, fragte ihn jedoch noch, wo er nächtigen würde.

Er lächelte schief und antwortete: „Im Stroh. Bei den Pferden. Ich weigere mich mit meinem Bruder gemeinsam in einer Kammer zu nächtigen.“

Ich seufzte und nickte.

„Gewiss. Das ist mehr als verständlich, wenn man sich nicht versteht. Aber, friert es dich nicht, dort draußen?“

„Schon. Aber alles ist besser, als mit meinem Bruder zwanghaft eine Kammer zu teilen.“

Ich überlegte kurz und gab Friedrich einen Wink herein zu kommen.

„Komm herein. Ich will nicht, dass du draußen des nachts frieren musst. Wir werden schon noch eine Lösung finden, dass du nicht weiter bei deinem Bruder oder im Stroh schlafen musst. Zunächst nächtigst du aber bei mir.“, gab ich ihm zu verstehen.

Der Knabe schien zuerst irritiert, dann trat er dennoch an meiner Seite in die Kammer.

Er wandte sich um und blickte mich mit großen Augen an.

„Vielen Dank. Ich weiß nicht wie ich mich jeweils revanchieren soll, Herr Hornig. Sie sind so liebenswürdig. Ganz anders, als die anderen am Hof. Zumindest anders, als die die ich kenne.“

Ein Lächeln trat auf meine Lippen und ich schmunzelte.

„Schon gut. Das ist für mich selbstverständlich. Du hast keinen Grund dich revanchieren zu müssen. Sieh es als Dank für die Hilfe deinerseits an. Aber nun,...“, unterbrach ein Gähnen meinen Satz, „...lass uns erst einmal ruhen. Einverstanden?“

Friedrich nickte heftig und lächelte ebenfalls.

„Gewiss, Herr Hornig.“

Des Königs Begleiter

Am nächsten Morgen half mir Friedrich die Pferde auf die Weide zu bringen.

Ich zog es vor sie auf die Wiesen laufen zu lassen, da ich der Meinung war, dass es die Tiere nur unnötig nervös machen würde, wenn wir immer nur ein paar von ihnen herausbringen würden und die Zurückgebliebenen warten müssten.

Hesselschwerdt hieß dies alles andere als gut.

Er warf mir vor, dass dies unverantwortlich sei.

Den Tieren könnte doch bei der Raserei etwas geschehen.

Dennoch schoss ich seine Worte in den Wind.

Den Pferden könnte es ebenso gut auf der Weide passieren.

Wozu also die Sorge?

Gesagt getan.
 

Noch eine Weile standen wir an der umzäunten Wiese und beobachteten die harmonisch beieinander stehenden und grasenden Rösser, als Hesselschwerdt herbei kam und Marktmeiers Abwesenheit meldete.

Er sei nach München gefahren um Verwandte zu besuchen, die schwer erkrankt seien.

Ich nickte und schickte ihn daraufhin die Boxen ausmisten.

Er grummelte nur, dies sei Friedrichs Aufgabe, doch ich meinte, dass ich ihn anderweitig bräuchte.

Hesselschwerdt machte auf dem Absatz kehrt und stapfte wütend in den Stall zurück.

Sein Bruder jedoch lächelte nur und sah mich mit glänzenden Augen an.
 

„Was soll ich denn tun, Herr Hornig?“, fragte er freudestrahlend.

Ich entgegnete sein Lächeln lediglich und antwortete: „Das weiß ich noch nicht. Ich werde dennoch sicherlich etwas finden. Etwas, das wesentlich angenehmer ist, als die Ställe auszumisten.“
 

„Herr Hornig!“

Ich zuckte zusammen, als die Stimme von hinten ertönte und drehte mich abrupt um.

„Jawohl?“

„Kinsberg, mein Name. Seine Majestät schickt mich, Ihnen zu sagen, dass er Sie in genau 15 Minuten, mit den Pferden erwarte. Ebenso lässt er mich ausrichten, Sie sollen doch noch ein drittes Pferd bereit machen. Morgentau, sagte Majestät, sollen sie nehmen. Von den anderen beiden Rössern wüssten Sie.“

„Sehr wohl. Vielen Dank, Kinsberg.“

„Ich tat lediglich meinen Dienst, Herr Hornig. Guten Tag.“

Er nickte noch dezent zum Abschiede und ging dann wieder seiner Arbeit nach, jedoch nicht ohne noch einen zweifelnden Blick über seine Schulter zurück zu werfen.
 

„Nun gut. So habe ich eine Aufgabe für dich, Friedrich. Hole mir Morgentau von der Weide.“

Der Knabe nickte und eilte in den Stall um des Pferdes Halfter zu holen, während ich noch einen Blick zu den Tieren auf der Weide warf.

Mein Entschluss stand schon längst fest.

Kein anderes Pferd würde ich reiten, als dieses.

Zumindest nicht heute.

Nicht, solange ich wählen durfte.
 

Wenige Augenblicke später band ich Ganglot und das von mir erwählte Tier an und bemerkte Friedrichs grinsendes Gesicht, als er sah, für welches Pferd ich mich entschieden hatte.

Wir putzten und sattelten die Tiere in Rekordes naher Zeit und warteten nun auf den König.

Ich fragte mich für wen das dritte Ross denn sei, und meine Frage beantwortete sich prompt von allein, als seine Majestät König Ludwig mit einem jungen Mann im Schlepptau durch das Schlosstor schritt.

Ich verbeugte mich und senkte meinen Blick.

„Guten Morgen, Majestät. Ich hoffe Ihr hattet eine erholsame Nacht.“

„Wie ich sehe hast du meine Befehl ausgeführt. Wunderbar.“

König Ludwig warf einen Blick zu dem dritten Pferd auf dem Platze und musterte es.

„Und den Schimmel hast du auserkoren?“

Ich nickte zaghaft und sah ebenfalls zu dem von mir erwählten Hengst.

„Nun, eigentlich ist Silber mein bevorzugter Kutschhengst.“

„Mit Verlaub, Majestät. Das wusste ich nicht.“

„Ich lies dir die Wahl und du sollst sie haben. Reite du nur den Schimmel.“

Der Bayernkönig wandte seinen Blick von dem Getier ab, warf einen kurzen, fragenden zu seiner Begleitung und sah dann in mein Antlitz.

„Nun denn. Reiten wir. Mein Pferd, Hornig!“

„Jawohl, Majestät.“

Ich band Ganglot los und hielt ihn fest am Zügel, als seine Majestät aufstieg.

Ohne weitere Aufforderung löste ich ebenfalls Morgentaus Zügel von der Anbindestelle, führte ihn zu dem jungen Mann und hielt auch ihn fest, während eben dieser sich in den Sattel schwang.

„Einen sehr folgsamen neuen Stallmeister hast du da, Ludwig. So ganz anders als der alte Fork es war. Und ein schönes Gesicht hat er, nicht? Ist er nicht zu schön für den Pferdestall, Majestät?“, sprach des Königs Begleiter, als er im Sattel saß und mich musterte, dann sah er zum König selbst.

Und er lächelte.

Ein Lächeln, welches ich nicht einordnen konnte.

Einerseits wirkte es warm und ehrlich.

Andererseits arrogant und fragwürdig.

Wer war jener Mann?

„Bring ihn nicht so in Verlegenheit, Taxis! Lass uns reiten. Ich möchte hinunter zum See und tiefer in den Wald hinein.“
 

Ich stieg in Silbers Sattel, schickte Friedrich an die Geschirre der Pferde zu putzen und ritt hinter den beiden Herren auf ihren Rössern einher.

Die beiden Herrschaften sprachen dann und wann in poetischen Worten zueinander, wann anders philosophierten sie über die Gesellschaft.

„Die Menschen sind egoistisch, Majestät. So ist es und so war es schon immer. Menschen können grausame Geschöpfe sein, die ihren Willen gewaltsam durchsetzen.“, sprach des Königs Begleitung, den er kurz zuvor mit 'Taxis' benannt hatte.

„Welch wahre Worte du doch sprichst, Taxis. Die Menschen sehen nur ihre eigenen Anliegen. Sehen nur, was sie sehen wollen. Der Einfachheit halber. Wer sich einreiht, wird 'verstanden' und anerkannt. Tanzt nur ein Mensch aus der Reihe, wird er als skurril angesehen, skeptisch betrachtet und womöglich gemieden.“

Taxis lächelte verschmitzt und sah zu seiner Majestät herüber.

„Es sei denn, dieser Mensch ist von edlem Geblüt oder einer hohen sozialen Stellung, nicht wahr, Majestät? Wie 'verstanden' man doch wird, wenn Menschen etwas von einem Selbst erwarten.“

König Ludwig warf einen warnenden Blick zu Taxis.

„Jetzt nimmst du dir etwas zu viel heraus, meinst du nicht auch?“

Augenblicklich senkte des Königs Begleiter den Blick und beteuerte:

„Verzeiht, Majestät. Es ging mit mir durch.“
 

„Aber, ist es nicht auch eben dieser Egoismus, der den Menschen zu selbstlosen Taten verleitet? Es mag paradox klingen, aber nicht jeder Egoismus ist bösartig. So hilft ein Mensch doch einem andern in Not, um ihn danach besser zu wissen, lächeln zu sehen oder dergleichen, oder nicht? Er tut dies, damit er sich selbst zufrieden weiß und ein reines Gewissen hat oder die Freude daran, dass es dem anderen gut geht. Wollt ihr etwa diese Art von Egoismus grausam nennen?“, gab ich zu bedenken.

Taxis drehte sich prompt zu meiner Wenigkeit um und sah mich finster an.

„Misch dich nicht ein, Stallbursche! Sprich nicht unaufgefordert und vor allem nicht über Dinge die dich nichts angehen.“, knurrte er.

„Aber warum sollte es mich nichts angehen? Ich bin ebenso ein Teil der menschlichen Gesellschaft wie Ihr es seid.“, entgegnete ich ruhig.

„Schweig, Hornig! Dies ist nicht deine Unterhaltung gewesen und somit war deine Meinung auch nicht gefragt. Selbst wenn du vielleicht Recht behalten magst.“, befahl der König ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.

Ich senkte den Blick, auch wenn ich wusste, dass seine Majestät es nicht sehen würde.

„Jawohl, Majestät. Verzeiht. Es stand mir nicht zu.“

Taxis lächelte selbstgefällig, hob sein Haupt noch weiter in die Höhe und trabte sein Pferd an, sodass es wieder neben König Ludwig und seinem Rosse einher lief.
 

Tief seufzend ritt ich derweil hinter den Hoheiten her und lies meine Gedanken kreisen.

Der König war mir mehr als suspekt.

Gestern noch schien er so offenherzig und mir sehr nah, sich nicht zwingend höher stellend.

Ihn schien meine Meinung zu interessieren und er ging auf mich ein.

Und heute verhielt er sich ganz anders.

Er zeigte sich mir unnahbar, schien zwar meine Existenz wahrzunehmen, aber nicht mehr.

Gestern noch kam es mir vor, als wäre ich mehr als nur ein Untertan für seine Majestät.

Als läge ihm etwas an mir.

Jedoch heute scheint es mir, als wäre ich genau das.

Das alles war so paradox.

Ich wusste nicht, wie ich den jungen Bayernkönig einzuschätzen hatte.
 

Wir ritten immer tiefer in den Wald hinein.

Eine Gegend die mir nicht bekannt war, jedoch schätzte ich, dass wir recht unweit des Würmsees waren.

Auf einer malerischen Lichtung sollten wir Rast machen.

Die Sonne schien nur spärlich durch das dichte Laub der Bäume und tauchte den Rastplatz in ein warmes, gemütliches Licht.

Ein wahrlich wunderbarer Platz um eine Rast einzulegen.

Ich stieg von Silber ab und band ihn an einen Baum.

Als ich zu König Ludwig trat um sein Pferd zu halten, damit er absteigen konnte, sprach Taxis mich an: „Hornig! Ich habe meine Reitgerte irgendwo dort hinten verloren. Geh und suche sie! Wir kommen auch allein mit den Pferden zurecht.“

Etwas verwirrt sah ich des Königs Begleiter an, verneigte mich jedoch gehorsam und wandte mich ab, um nach dem zu suchen, was er verloren hatte.
 

Ich war dem Weg zurück nur wenige Schritte gefolgt, da hörte ich ein Klatschen und kurz darauf donnernde Hufe.

Sofort drehte ich um und rannte zu der Lichtung zurück, doch die Hoheiten waren wie erwartet verschwunden.

Silber stand jedoch völlig ruhig da und schaute mich mit seinen tiefen, schwarzen Augen an.

Erleichtert atmete ich auf.

Demnach konnte nichts Schlimmes geschehen sein, wenn der Schimmel so ruhig geblieben war.

Dennoch stand ich nun allein, in einer Gegend, in der ich mich nicht auskannte.

Aber vor allem hatte ich keine Ahnung, was ich nun tun sollte.

Sollte ich dem König und seinem Begleiter folgen?

Sie suchen?

Oder zurück Heim reiten?

Ich entschloss mich dazu nach ihnen zu suchen, denn würde ich zurück reiten, so dachte ich, würde ich womöglich meine Arbeit verlieren.

Und das konnte ich nicht riskieren.

Ich war froh eine Arbeit gefunden zu haben, die mir lag, recht gut bezahlt wurde und die nichts mit dem Militär zu tun hatte.
 

Schnell band ich Silber vom Baume los und stieg in den Sattel.

Allzu weit konnten sie nicht gekommen sein.

Ich lies dem Schimmel langen Zügel und trieb ihn vorwärts.

Er würde seine Kameraden schon finden, dessen war ich mir sicher.
 

Es dauerte eine Weile bis ich verstand, was geschehen war.

Der Vorwand Taxis' seine Reitgerte verloren zu haben, war nur ein Mittel zum Zweck gewesen um mich abzulenken.

Weshalb und wofür wusste ich allerdings nicht.

Ich wusste nur, dass ich Taxis nicht unterschätzen durfte.

Offensichtlich war der Plan, mich allein zurück zu lassen, sein Eigen gewesen.

Womöglich war dies nur der Anfang.



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Losttears
2018-02-17T10:00:42+00:00 17.02.2018 11:00
Lieber Galahad, was ist geschehen?
Was hat dich davon abgehalten, die Geschichte weiter zu erzählen?
Viele Jahre sind vergangen, aber sie wird dich nicht loslassen...wenn du es nicht zu Ende bringst, wird sie für immer anklagend in deinen Gedanken wohnen.
Wenn du das liest...höre auf mich...Bring es zu Ende.
Liebe Grüße Losttears
Von: abgemeldet
2010-06-22T17:20:11+00:00 22.06.2010 19:20
OMG!!!
Ich liebe diesen Prolog!!!!
*___________________________________________________________*
Er ist so treffend...so extrem passend für Ludwigs Denkweise!
HAAAW ;_;
Ich muss demnächste weiterlesen, wenn ich Zeit hab!
*ausdruck*
Ich liebe diese FF jetzt schon!

Ich schreib auch brav weiter Kommis!!! <3
*FANGIRL*
Von:  Lachs
2010-04-05T22:07:24+00:00 06.04.2010 00:07
Waaah ;0; Lui benimmt sich voll gemein >3<;
Hmm... naja, manchmal hängt der Stil ein bissl, bei diesem Kapitel, aber es ist nichtsdestotrotz gut geworden ;3 Aber wie gesagt, es geht zur Sache, hehe *_*
Ich bin echt gespannt, was es nun mit dem Begleiter des Königs auf sich hat. Der offensichtlich ja philosophisch veranlagt scheint, aber nicht besonders freundlich. Zumindest nicht zu Hornig. Seine Unsicherheit kommt toll rüber, als er überlegt, ob er zurückreiten oder die beiden suchen soll. Und es ist gemein, an einer solchen Stelle aufzuhören >3<! XD
Von: abgemeldet
2010-04-03T09:21:22+00:00 03.04.2010 11:21
jaja rhei ~
warum unzufrieden ? o.o
toll, wie immer :D
wieter soo <3
Von:  Calise
2010-04-02T22:23:26+00:00 03.04.2010 00:23
jetzt wo´s fertig ist mag ich das Kapitel mehr ^^
Ich finde es ja erstaunlich ,dass dein Schreibstyl so variabel ist.
Er ist immer irgendwie anders ^^ aber es passt.
Ludwig wirkt zwar wie ein Arsch ,aber das ändert sich ja wieder^^.
<3
Von: abgemeldet
2010-03-17T13:41:57+00:00 17.03.2010 14:41
Zunächst mal: Es ist toll, eine FF zu lesen, die weitgehend ohne Rechtschreibfehler auskommt ;)
Selbstverständlich scheint das ja nicht zu sein.
Zum Thema Ludwig: Ich finde es okay, wie du ihn darstellst, allerdings verlangt das nach konsequenter Fortführung. Er präsentiert sich hier sehr verletztlich und ziemlich weltfremd, was bei der ersten Begegnung mit einem völlig Fremden (der zudem rangniedriger ist) seltsam erscheint. Plausibler wäre es gewesen, wenn er Hornig quasi erst etwas 'abgeklopft' hätte, sich seiner höheren Position bedient hätte, um mehr über ihn zu erfahren und sich ein Bild von ihm zu machen. Hier hat Ludwig mehr von sich selbst gezeigt als Hornig, was die Rollenverteilung etwas durcheinander bringt - schließlich ist Ludwig die geheimnisvolle Person.
Aber letztenendes ist es deine Sache, welche Maßstäbe du dir setzt; jetzt musst du es nur schaffen, dieser Vorgabe gerecht zu werden.
Ich hoffe, meine Formulierung ist einigermaßen verständlich ^.^"
Bin gespannt auf weiteres.
Gut fand ich auch, dass du Nebencharaktere mit einbringst und die Handlung nicht nur auf die Hauptpersonen beschränkt. Das gibt dem Ganzen mehr Leben.


Von:  Schneizel
2010-03-16T21:42:19+00:00 16.03.2010 22:42
Hrhrhr, da kommt mein geliebtes Opfer. König-tan :D
Schaut aus, als wäre ich schon ein Weilchen am Werke... mir hat zwar dieser recht philosophische Ansatz gefallen, aber ich fand ihn irgendwie etwas naiv.
Imo schaut's mir sehr nach Liebe auf den ersten Blick aus, wenn du verstehst, was ich meine; er öffnet sich Hornig gegenüber direkt.
Aber wie richtig oder falsch das ist kann ich nicht so gut beurteilen, ich häng viel zu sehr in Prinz Schneizel drin als Chara xX;
Ich würd an deiner Stelle versuchen, ihn ein bisschen mehr "Seme" sein zu lassen; etwas mehr Würde, etwas höhere Stellung und so.
Denn letzten Endes ist und bleibt er ein König, und da gehört auch Ego zu ;)
Uuuund allerletzten Endes ist und bleibt er wahnsinnig und du hast die Arschkarte, tehe °A°
Von:  Schneizel
2010-03-16T21:29:22+00:00 16.03.2010 22:29
Da isses ja, das Uke :D
Man merkt echt, dass dir der Chara liegt, finde ich.
Ganz gemein ist allerdings der Satz mit dem "Wie ich so..." >__<
Gomen, aber der tut weh beim Lesen T_T Deutsche Sprache, schöne Sprache! Wozu gibbet "Als ich..."? Nicht bös gemeint, aber das ist echt ein ziemlich böser Stolperstein ;)
Ansonsten schönes Kappi :D
Von:  Schneizel
2010-03-16T21:25:27+00:00 16.03.2010 22:25
Prolog hab ich lieb :3
Mir gefällt die Form sehr gut... der Aufbau wirkt etwas unstrukturiert, aber dadurch ist es leichter, den Text als Gedankengang zu erkennen. Man denkt nicht geordnet sondern eher "fließend", und das kommt recht gut rüber, finde ich~
Von: abgemeldet
2010-03-16T21:10:41+00:00 16.03.2010 22:10
wow ~ mal wieder hervorragend rhei :)
Ih weiß nicht, was ich sonst sagen soll ~
Ludwig kommt toll rüber :D


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