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Himmelskind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
JA! :D Ich lebe noch :D Mehr hab ich nicht zu sagen :D ich weiß was für eine unzuverlässige Chaosnudel ich bin. ich erspare mir die Entschuldigung :X Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es haben sich sicherlich noch einige Fehler eingeschlichen. Diese werde ich aber bei Gelegenheit ausmerzen. Falls ich noch nicht alle Leser, durch meine Unzuverlässigkeit verloren habe und ihr solltet über den ein oder anderen Schnitzer stolpern, tut euch keinen Zwang an, mir das mitzuteilen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr Lieben :D Da bin ich schon wieder. Gewöhnt euch aber bitte nicht an diese Geschwindigkeit, denn das wird die nächste Zeit leider wieder nachlassen, weil ich viel unterwegs sein werde. Jedenfalls dachte ich mir eben, ich veröffetliche es jetzt doch schon. Der eigentliche Plan war es, dass dieses Kapitel und das kommende, zusammen gepackt werden, aber nach reichlicher Überlegung, wäre es wohl zuviel des Guten geworden. Ich wünsche euch allen frohe Ostern und viel Spaß beim Lesen. Wenn es euch gefällt, seid nicht schüchtern ;) Ihr dürft gerne einen Kommentar hinterlassen (natürlich auch, wenn es euch nicht gefällt. Ich bin über jedes Feedback dankbar) Und wenn ihr meine Geschichte mögt, dürft ihr mich auch gern weiter empfehlen :D

Mir ist auch nicht entgangen, dass nach dem letzten Update meiner Geschichte, ein paar neue Abonennten hinzu gekommen sind. Hallo und herzlich Willkommen an euch. Nun hab ich aber genug gequatscht. Viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Prolog

Freiheit. Ein kleines Wort, mit so großer Bedeutung. Kann ich unter diesen Umständen frei sein?
 

Kann ein Kind der Berge, Freiheit auf dem Meer finden?

Kann man leben, obwohl man Leben nimmt?

Kann man lieben, auch wenn man nur Hass sät?

Kann man eine Familie haben, auch wenn man ein einsamer Rabe ist?
 

Immer wieder zwingt mich das Schicksal, mir diese Fragen zu stellen. Ich bin es Leid, fühle mich wie eine Sklavin und trotzdem will ich nicht weg. Nicht weg von hier, nicht weg vom Meer oder weg von diesem Schiff. Denn ich weiß ich würde leiden ohne sie. Ich liebe sie. Meine Familie.
 

Eine Sklavin des eigenen Ichs. Nicht sie machen mich zur Sklavin, dafür sorge ich schon alleine. Denn immer wieder treibt mich mein eigener Geist dazu, alles wieder zu erleben. All diese Gedanken die mich seit Jahren quälen. All das Leid. Leid, welches ich gesät hatte... mit Vergnügen gesät hatte.
 

Ich habe es satt! Talos, steh mir bei! Warum haben sie mich nicht einfach ertrinken lassen?!
 


 

~Ich bin ein Kind des Himmels,~

~verdammt auf ein Leben in der Hölle~

Seenot

Die See war endlich wieder ruhig. Kein Vergleich zu letzter Nacht, wo dieser unnatürlich wirkende Sturm herrschte. Marco und Jozu saßen gemeinsam mit Whitebeard an Deck und beobachteten die Männer, wie sie das riesige Deck der Moby Dick von Algen und Schmutz befreiten, was die Nacht angespült wurde.
 

„So viel Chaos hier. Das war ein ziemlich heftiger Sturm. Aber es sind keine Schäden am Schiff, Vater. Das berichteten mir zumindest Namur“, sprach Marco ruhig und beobachtete wie ein paar seiner Männer, einen beachtlichen Klumpen Algen über Deck, zurück ins Meer warfen.

„Marco! Ich glaube es gab die Nacht wohl ein Schiffsunglück. Hier schwimmen überall Holzreste, Fässer und Kisten im Meer. Und da hinten das Segel. Scheint ein kleines Schiff gewesen zu sein. Das Segel ist recht klein“, stattete einer seiner Männer Bericht. Marco nickte kurz und zuckte daraufhin mit den Schultern.

„Selbst schuld, wer so dumm ist bei so einem Wetter, mit einer Nussschale in See zu stechen“, brummte er, stand dann aber doch auf um sich das Chaos anzusehen.
 

Auf der anderen Seite meldete sich nun ein Mann aus Jozus Einheit.

„Vater! Jozu! Da treibt jemand im Meer. Ich glaube es ist eine Frau!“, rief er den beiden zu. Whitebeard stand auf, ging zu dem Mann herüber und Jozu folgte prompt. Auch Marco eilte zu den Dreien herüber.

Unten im Meer trieb tatsächlich eine Frau, in seltsamer Kleidung, auf einer großen Holzplanke. Sie lag auf dem Rücken, ihre Füße trieben im Wasser. Auch ihr linker Arm hing im Wasser, nur der Rechte nicht. Die rechte Hand klammerte versteinert am Seitengriff einer Truhe.

„Holt sie da raus“, befahl Whitebeard. Mehrere Seile wurden ins Wasser gelassen und ein Trupp Männer kletterten hinab. Sie schoben die Holzplatte näher zum Schiff und knoteten eines der Seile an der Truhe fest. Einer der Piraten sorgte dafür, dass ihre Hand die Truhe losließ und diese nach oben gezogen werden konnte. Was auch augenblicklich geschah. Ein anderer kletterte zu ihr auf das Holz und hob sie hoch. Augenblicklich sattelte er sie im Huckepack, während ein anderer eines der übrigen Seile um die beiden schnürte.

„Sitzt sie fest?“, fragte der Mann und bekam ein Nicken als Antwort. Der Mann, der sie im Huckepack hielt, ließ ihre Beine los zum Test und grinste zufrieden. Mit einer Hand hielt er ihre Arme vor seiner Brust fest, mit der anderen klammerte er sich ans Seil.

„Hoch!“, rief er und stemmte die Beine ans Schiff. Während oben die Männer zogen, half er mit und kletterte die Schiffsseite hoch. In Null Komme Nichts, waren beide an Deck und die Frau wurde vorsichtig losgebunden. Behutsam legten sie die Frau hin und warfen sich fragende Blicke zu.
 

Ihre Kleidung wirkte irritierend, fast bedrohlich und doch so unauffällig. Sie trug eine weiße Kutte, mit einem ledernen Nierenschutz, an der ein Schwert und Wurfmesser befestigt waren. Der Griff eines Dolches, ragte über den Oberrand heraus. In dem Nierenschutz war ein rotes Tuch eingearbeitet, welches vorne und hinten zu einer langen, etwa fünf Zentimeter breiten Schärpe herab fiel. Sie trug stabile Lederstiefel, eine enge Lederhose und starke Lederhandschuhe, mit Armschonern. Die Finger blieben frei, denn die Handschuhe bedeckten nur Handrücken und Fingerknöchel. Der Armschoner ihres linken Armes wirkte ein bisschen dicker, als der Rechte und die Männer die sich um die Frau scharten, stellten mit grübelndem Blick fest, dass der Ringfinger ihrer linken Hand, zur Hälfte fehlte. Auf dem Rücken war ein Köcher und ein nachtschwarzer Bogen, stabil befestigt. Auch eine Kapuze gehörte zu der seltsamen Kutte, die ihr allerdings im Nacken lag und somit zeigte sie der Crew ihre blonden, zotteligen Haare.
 

Knurrend schob Marco ein paar Männer bei Seite.

„Idioten! Anstatt mal zu prüfen ob sie noch lebt, starrt ihr sie lieber an!“, zischte er und ging auf die Knie. Da ihre Handgelenke in Leder gepackt waren, legte er ihr zwei Finger an den Hals und tastete nach dem Puls.

„Puls ist da, aber sehr schwach. Sie gehört auf die Krankenstation“, murmelte er und Jozu beugte sich über ihr Gesicht. Er hielt ein Ohr an ihren halb geöffneten Mund und prüfte ob sie noch atmete. Jozu nickte Marco zu und richtete sich wieder auf.

„Koji, geh runter und hol den Doc und ein paar Schwestern“, befahl Jozu seinem Mann, der eilig davon flitzte. Kurze Zeit später flog die Tür auf und Koji, der Doc und zwei Schwestern kamen heraus geeilt. Aber bevor sie auch nur in die Nähe der Unbekannten kamen, zuckten ihre Augenbrauen, die Lider bewegten sich und gequält stöhnte sie auf. Langsam öffnete sie die Augen, riss diese dann panisch auf und mit einer beachtlichen Geschwindigkeit, kam sie in Fahrt.
 

Ehe Jozu überhaupt hätte reagieren können, zog die Frau ihre Beine an und trat ihm mit vollem Schwung in den Bauch. Überrascht japste er auf und wurde ein Stück weg geschleudert. Noch bevor er auf den Boden aufschlug, hockte sie schon mit gebeugten Knien auf dem Deck, in Lauerstellung und gezogenem Dolch.

„WER SEID IHR?!“, schrie sie die verdutzten Männer an, doch interessierte sie die Antwort nicht und sie griff sofort an. Ihre Hiebe mit dem Dolch war unheimlich schnell und präzise. Obwohl sie eindeutig schwach war, denn sie schwankte und ihre Beine zitterten, teilte sie gut aus. Sie verletzte ein paar Männer mit dem Dolch, zwar nicht schwer, aber immerhin. Sie konnte sogar Marco einen tritt in seinen Solarplexus verpassen und augenblicklich ging er stöhnend auf die Knie.

„Jetzt beruhige dich mal! Wir haben dir gerade das Leben gerettet“, versuchte Koji zu schlichten, doch als Antwort spürte er ihren Ellenbogen im Gesicht.
 

Überlegt steckte sie den Dolch weg, machte eine gezielte Rolle nach hinten und sprintete zum Hauptmast. Sie wollte, nein sie MUSSTE erst einmal Distanz schaffen. Als wäre es das leichteste der Welt, kletterte sie den Mast hoch und verschwand im Krähennest. Nach einem kurzen Moment der Stille, folgte ein entsetzter Aufschrei und der Pirat, der eben noch seinen Dienst im Krähennest absolvierte, flog im hohen Bogen über das Nest und fiel Richtung Deck. Marco, der sich derweil wieder aufgerappelt hatte, brachte seine Teufelskräfte zum Einsatz und flog dem Mann entgegen. Gezielt schnappte er sich den Späher und brachte ihn sicher an Deck. Verständnislose Blicke wurden ausgetauscht und kopfschüttelnd starrten die Männer zum Krähennest hoch. Doch kein Mucks kam von der Frau.
 

Diese hatte sich nämlich ins Krähennest gehockt und schüttelte immer wieder verzweifelt den Kopf. Ihr war die Piratenflagge längst aufgefallen und auch die Größe des Schiffs. Und auch das sie sich auf dem offenen Meer befand. Ein Albtraum! Wie sollte sie hier wieder wegkommen?

Sie warf einen kurzen Blick nach unten und bemerkte, dass sich immer mehr Männer und auch ein paar Frauen auf dem Deck versammelten.

>Wie viele sind das denn noch?!<, schoss es ihr durch den Kopf.

>Na da bist du ja in ein schönes Schlamassel geraten<, ermahnte sie sich. Sie setzte sich, zog die Knie vor die Brust und legte den Kopf darauf.

>Mein Schädel platzt gleich<, und leise seufzte sie.
 

„Talos... Wie komm ich hier nur wieder weg?“, flüsterte sie und schloss die Augen.
 

....2 Stunden später....
 

Bisher hatte es sich niemand gewagt den Hauptmast zu erklimmen und sie zu stören. Trotzdem hörte sie noch viele Menschen unten an Deck. Dumpfes Gemurmel drang zu ihr hoch und sie hob den Kopf von den Knien.

„Meine Truhe!“, japste sie auf und stürzte zum Rand des Nestes. Mit dem Oberkörper beugte sie sich darüber und suchte mit den Augen das Deck ab. Sie sah die Gruppe Männer, die sie vorhin schon um sich herum bemerkte als sie aufwachte, um ihre Truhe herum stehen. Ein riesiger Kerl mit weißem Sichelbart und einem großen Mantel, der um seine Schultern hing – Der Kapitän, vermutete sie – Diesen großen, kräftigen Kerl, den sie von sich kickte, der seltsame Blondschopf, der einen Tritt in den Solarplexus bekam und einige weitere Männer. Einer dieser Männer ging vor der Truhe auf die Knie und wollte sie öffnen.
 

„HEY!“, schrie sie nach unten.

„Nimm deine dreckigen Griffel von meiner Truhe! Ihr ALLE! Wer es sich auch nur wagt meine Truhe anzufassen, dem schneide ich höchstpersönlich die Hände ab! Und das ist ein VERSPRECHEN!“, knurrte sie wie ein wildes Tier. Alle Blicke lagen auf ihr und Marco grinste breit. Er wusste einfach nicht, ob er sie ernst nehmen konnte. Seine Meinung änderte er aber schlagartig, denn mit einem leisen Zischen, flog ein Wurfmesser an seinem Kopf vorbei und blieb mit einem leisen -KLONK- im Holz des Decks stecken.
 

„Ich bin nicht blind! Und bescheuert auch nicht, Grinsebacke!“
 

Marco griff sich an die Wange und spürte sofort Blut. SEIN Blut, denn das Wurfmesser hinterließ einen tiefen Schnitt auf seiner Wange. Reflexartig betrachtete er seine Fingerkuppen und das daran haftende Blut. Sofort flammten aus der Wunde, blaue Flammen und die Wunde heilte.
 

„Teufelsfrucht-Nutzer!“, zischte sie leise.
 

„Jetzt reicht es!“, zischte Marco laut und das Feuer, welches seine Wunde heilte breitete sich nun über seinem Kopf aus. Zornig blitzten seine Augen zu der Übeltäterin. Er breitete die Arme aus und die Flammen verteilten sich auch auf diesen. Schlagartig wurden sie zu blauen Flügeln. Noch bevor das Feuer seinen Körper ganz einhüllten, legte Whitebeard seine Hand auf Marcos Schulter.

„Lass sie“, sprach der alte Mann ruhig.

„Sie hat Angst. Und du weißt doch was ein wilder Hund macht, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt? Richtig, er beißt.“

„Du hast recht, Vater“, murmelte der Vize und seine Flügel wurden wieder zu Armen, die Flammen erloschen.

„Aber wie sollen wir sie da runter kriegen?“, fragte er nun Whitebeard.

„Gar nicht. Geben wir ihr erst mal etwas Zeit sich zu beruhigen, dann nehmen wir Kontakt auf. Und dann lassen wir sie in Ruhe, bis sie von selbst da runter kommt“, befahl der Kapitän und machte sich auf dem Weg zu seinem Thron an Deck. Er setzte sich gemütlich hin und wurde direkt von seinen Schwestern medizinisch versorgt.
 

„Danke Doc, dass du hier hoch gekommen bist, aber ich glaube das hat sich erledigt“, bedankte sich Jozu und nickend ging der Arzt wieder unter Deck.

„Los Männer! Weiter an die Arbeit, das Deck sieht immer noch aus wie Sau!“, zischte Marco zornig, denn er war beleidigt, dass ihn diese fremde Frau einfach angreifen durfte und er durfte sich noch nicht einmal wehren. Er war kein Frauenschläger, das war nicht das was ihn fuchste. Er würde nie gegen eine Frau kämpfen, die ihm weit unterlegen war. Aber er betrachtete die Frauen, vor allem die Kämpferinnen, als gleichberechtigte Gegner. Deswegen scheute er auch keinen Kampf, gegen eine gut ausgebildete und trainierte Frau.

Er hätte zu gerne ihre Fähigkeiten in einem ehrenvollen Kampf getestet, doch wurde es ihm untersagt. Deswegen stampfte er jetzt wütend davon, setzte sich an die Reling und scheuchte seine Division erbarmungslos herum.
 

Als selbst der Nachmittag langsam ein Ende nahm, verließen die Männer und Frauen das Deck um sich innerhalb des Schiffs aufzuhalten. Die fremde Frau beobachtete das ganze missmutig und sie vermutete, dass es bald Essen bei den Piraten geben würde. Seufzend blickte sie in den Himmel, der sich langsam rosa färbte und verzog das Gesicht. Denn auch sie hatte Hunger. Und Durst.

Kapitulation

Der Himmel färbte sich immer dunkler, als sie schwere Schritte auf dem Deck hörte. Sie blickte über den Rand und sah den großen Mann mit dem weißen Sichelbart.

„Hey, Mädchen“, rief er ihr entgegen. Die Frau funkelte zornig zu ihm herunter.

„Was willst du?!“, fragte sie gelangweilt.

„Gurarararara~...“, lachte Whitebeard und grinste sie an.

„Du hast doch sicher Hunger und Durst“, rief er, die indirekte Frage aus.

„Und selbst wenn... Was kümmert es dich?“, fragte die Frau, leise und bedrohlich, doch Whitebeard verstand sie.
 

„Nun ja. Es wäre ziemlich unschön wenn eine junge Frau, in meinem Krähennest verhungert. Oder verdurstet...Gurarara~“, lachte er und die Tür hinter ihm flog auf. Ein Mann in einem Kimono, gestylt wie eine Geisha - der auf den klangvollen Namen Izou hörte -, trat heraus. Hinter ihm noch weitere Kommandanten. Izou hielt ein Tablett auf den Händen, wo sich ein prall gefüllter Teller mit Nudeln befand und ein abgedeckter Krug.

„Ach das ist also die Frau, die heute in aller Munde ist“, stellte der Kimonoträger fest und lächelte ihr freundlich entgegen.

„Wenn ihr Piraten glaubt, ihr könntet mich mit Essen hier runter locken, habt ihr euch getäuscht. Ich habe eine harte Ausbildung hinter mir und wurde darauf trainiert lange nichts zu Essen und zu Trinken. Also spart euch die Mühe“, zischte sie und die Kommandanten tauschten Blicke aus. Außer Whitebeard. Er lächelte nun noch breiter, denn er sah wie ihr Blick sehnsüchtig das Essen musterte.

„Gut. Wenn du nicht runter kommen willst, kann dir auch jemand das Essen hoch bringen. Wähle selbst. Wir anderen bleiben hier stehen“, schlug er ihr vor und ihre Augen weiteten sich. Warum war es ihm so wichtig, dass sie aß? War das Essen vielleicht vergiftet? Aber das würde ihnen doch auch nichts bringen, außer eine Leiche im Krähennest. Die Frau beobachtete den alten Mann und sah seinen besorgten Blick. War es denn zu fassen? Der wollte tatsächlich, dass sie sich stärkte und aß.
 

„Fein. Der Ananasschädel soll mit das Essen bringen. Und keine Spielchen, Blondschopf“, zischte sie und Marco zuckte mit den Schultern.

„Selber Blondschopf. Man kann sich aber auch mal anstellen...“, nuschelte er und nahm Izou das Tablett ab. Ruhig ging er zum Hauptmast, hielt das Tablett mit einer Hand fest und kletterte hoch. Oben angekommen warf er einen gleichgültigen Blick in das Krähennest. Am anderen Ende stand sie anmutig vor ihm, ihre Hand ruhte auf dem Griff ihres Schwertes. Mit kalten Blicken durchbohrte sie ihn, doch Marco war lange genug im „Geschäft“ um sich nicht einschüchtern zu lassen. Er stellte das Tablett ab, streckte sich kurz gelangweilt und sprang rechts auf die Rah. Dort setzte er sich hin und wartete geduldig.
 

„Ist noch was?“, fragte sie zynisch und er schüttelte leicht den Kopf.

„Nö. Ich warte nur bis du fertig bist um das Tablett mit runter zu nehmen. Da du dich ja nicht hier raus traust, muss es ja nicht sein, dass der Teller und der Krug hier oben Schimmel ansetzt“, antwortete er und gähnte. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich in den Schneidersitz. Misstrauisch schnupperte sie an dem Essen, beschloss aber daraufhin, dass es nicht verdächtig roch und fing langsam an zu Essen.

„Was ist in dem Krug?“, fragte sie misstrauisch und musterte den abgedeckten Krug.

„Kaltes Wasser. Vater wusste nicht, ob du Sake trinkst, deswegen Wasser“, erklärte Marco und musterte sie.

„Vater? Du meinst den großen, mit dem lustigen Bart?“, fragte sie ruhig und deckte den Krug ab. Gierig trank sie einen riesigen Schluck Wasser, verschluckte sich prompt und fing fürchterlich an zu husten. Marco hingegen wirkte fassungslos. Nachdem sie so einen tödlichen Terz veranstaltete hatte, duldete sie jetzt seine Anwesenheit und redete mit ihm.
 

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte nun der Phönix.

„Was geht es dich an?“, konterte sie kühl und Marco gluckste.

„Na fein, dann anders. Mein Name ist Marco, Kommandant der ersten Division“, stellte er sich vor und war überrascht, dass sie wohl nun darauf einging. Denn ein kurzes Lächeln umspielte ihren Mund und sie blickte auf.

„Man nennt mich Isbjorg. Oder einfach Is. Ich hör auf beides. Wo bin ich hier eigentlich unfreiwillig gelandet? Und wenn du mir jetzt einfach mit „Piratenschiff“ antwortest, hau ich dir meinen Dolch um die Ohren!“, rief sie kühl.
 

„Du bist auf der Moby Dick gelandet. Das ist das Schiff des Piraten Kaisers, Whitebeard und seiner Crew.“

„Kaiser? Das soll ein Witz sein. Das kann nur ein schlechter Scherz sein. Bei Talos, ich will hier weg...“, murmelte sie zu sich selbst.

„Weißt du, Ananaskopf. Ich versteh euch Seeaffen nicht. Ihr rühmt euch mit dem Wort Freiheit, beutet aber andere aus. Ihr gebt euch sogar Titel wie Kaiser, Samurai und was weiß ich nicht noch alles! Aber alles in allem bleibt ihr doch nur Banditen!“, zischte sie giftig und er schüttelte lächelnd mit dem Kopf.

„Du irrst dich, aber sieh doch selbst. Welcher Bandit würde dich mit Essen und Trinken versorgen? Welcher Bandit würde die Finger von deinem Eigentum lassen, welches in einer verlockend großen Kiste ruht? Und noch viel wichtiger: Welcher Bandit würde dich vor dem ertrinken bewahren?! Du bist nicht unsere Gefangene und du bist auch nicht dem Tode hier geweiht! Wir haben dir das Leben gerettet, mehr nicht. UND DU VERKRIECHST DICH HIER, IN PANIK!“, brüllte er sie an. Seine ruhige Rede wurde mit jedem Satz lauter und energischer. Zornig blickte er in ihre azurblauen Augen. Und Isbjorg? Sie zog nur fragend eine Augenbraue hoch, dann zuckte sie mit den Schultern. Nach außen hin, zeigte sie weder eine großartige Regung, geschweige denn irgend eine Emotion. Kalt wie ein Fisch, schoss es Marco durch den Kopf.
 

Marcos Crew Kollegen hingegen, die unten warteten, hielten nur stockend den Atem an. Whitebeard schloss nur die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf.
 

Is hob das Tablett an und hielt es dem Kommandanten wortlos entgegen. Vor Wut schnaubend, nahm er es ihr ab.

„Ich habe keine Panik. Ich bin nur vorsichtig. Vor allem wenn ich eine Piratenflagge sehen. Und jetzt verschwinde“, murmelte sie und lehnte sich demonstrativ an. Marco sprang von der Rah, auf den Rand des Krähennestes und blickte sie noch einmal an.

„Denk einfach darüber nach. Vater sagt du bist eingeladen bei uns zu bleiben. Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann warum. Aber es ist seine Entscheidung.“ Und somit wand er sich ab und sprang nach unten. Im halben Flug verwandelte er seinen freien Arm zu einem blau brennenden Flügel und bremste somit seine Geschwindigkeit, um dann sanft auf dem Deck zu landen. Kommentarlos ging er rein und die anderen folgten ihm. Mit einem letzten Blick zum Krähennest, wand sich auch Whitebeard ab und betrat den Speisesaal.
 

Als endlich alle vom Deck verschwunden waren, seufzte Isbjorg laut auf. Sie zog sich ihre Kaputze über den Kopf und blickte gen Himmel. Und tatsächlich dachte sie intensiv über Marcos Worte nach.
 

3 Stunden später
 

Im Speisesaal herrschte wie jeden Abend Feierstimmung. Die Crew plauderte munter miteinander. Das Stimmengewirr übertönte fast das Klappern des Geschirrs und das Klirren der Krüge, die aneinander stießen. In der einen Ecke sangen die Männer alte Seemanslieder, in der anderen wurde über Witze und Geschichten gelacht. Whitebeard betrachtete zufrieden seine Crew, denn sie waren ja auch zufrieden. Auch wenn ihm dieses blonde Mädchen nicht aus dem Kopf ging. Er schaute zum anderen Ende des Raumes, wo gerade ein paar Männer einen seltsamen Tanz aufführten und Haruta sich fast kugelte vor Lachen. Glücklich lächelte er seine Söhne und seine Tochter an.
 

Mit einem lauten Scheppern flog die Doppeltür zum Speisesaal auf und mit einem mal herrschte eine Totenstille im Raum. In der Tür selbst stand Isbjorg und funkelte bedrohlich in die Runde. Ihre Augen suchten die Menge ab und blieben schließlich an Whitebeard haften.

„Ihr habt gewonnen! Ich ergebe mich. Hört ihr? Ich kapituliere! Gebe auf. Nehmt mich gefangen. Wir sind auf dem offenen Meer und ich hätte so oder so keine Chance gegen so viele Piraten. Also gebe ich mich geschlagen“, zischte sie durch den Raum und alle hielten den Atem an. Abwechselnd blickten sie von der Frau zu ihrem Käpt´n. Dieser hingegen lächelte selig.

„Gurararara~ … Du bist mir eine, Mädchen! Gurararararara~“, prustete er lauthals lachend los. Die Crew stimmte mit ein und fast jeder brach in schallendes Gelächter aus. Verwirrt blickte Is durch den Raum. Nun verstand sie gar nichts mehr. Whitebeard hob die Hand und alle verstummten.

„Setz dich zu uns“, forderte er sie auf, doch blieb sie wie angewurzelt im Türrahmen stehen.

„Ich hab dir doch gesagt du sollst über meine Worte nachdenken. Hättest du das getan, würdest du dich jetzt nicht so blamieren“, zischte Marco und wand seinen Blick wieder auf die Zeitung, die vor ihm lag.
 

„Er hat recht, Mädchen. Du bist nicht unsere Gefangene. Sieh dich als Gast. Und nun komm schon her“, forderte der Käpt´n sie erneut auf. Isbjorg schluckte verwirrt und bewegte sich langsam zu den Tischen.

„Hey du!“, polterte nun Jozus Stimme ihr entgegen. Angriffslustig blickte sie ihn an.

„Hast du noch Hunger?“, fragte er jetzt und grinste keck. Sofort schoss ihr die Schamröte ins Gesicht und sie neigte ihre Augen gen Boden. Vorsichtig nickte sie. Izou stellte nun seine Tasse Tee ab und ging zu einem langen Tisch, an der hinteren Wand des Saals, welcher Tag für Tag als Buffet diente. Dort schaufelte er eine frische Ladung Nudeln auf einen Teller und ging zurück zu seinem Platz. Da neben ihm keiner mehr saß, stellte er den Teller dort ab und nickte Is zu. Diese schlurfte jetzt durch den Raum und musterte die Männer und Frauen eingehend. Vorsichtig setzte sie sich neben Izou und musterte auch diesen.
 

„Rennst du eigentlich immer wie ne Frau rum?“, fragte sie ihn frech und die Piraten brachen erneut in Gelächter aus. Er ignorierte das Lachen der Crew, nahm einen Schluck Tee und schloss anmutig die Augen.

„Natürlich“, antwortete er und lächelte. Auch auf Isbjorgs Gesicht sah man den Ansatz eines Lächelns. Langsam fing sie an zu Essen und Whitebeard lachte erneut auf.

„Gurararara~... Da das nun geklärt wäre. Willkommen an Bord der Moby Dick, Isbjorg“, polterte seine Stimme durch den Raum und die Piraten hoben feierlich ihre Krüge und jubelten ihr zu. Keine Minute später, war die Stimmung wieder auf ihrem Höhepunkt und alle feierten weiter.
 

Sie nickte dem Alten zu und fragte sich erneut, was sie hier eigentlich tat. Leise seufzend aß sie ihren Teller leer und studierte nebenbei eingehend die verschiedenen Piraten.

Vaterliebe

Die Runde löste sich zunehmend auf. Einige gingen zu Bett, andere machten sich für die Nachtwache bereit und die Letzten versuchten Isbjorg mit Fragen zu löchern. Doch winkte sie stets ab, denn sie hatte kein großes Bedürfnis ihre Geschichte mit ihnen zu teilen. Sie war müde und starrte mit trüben Augen ihren Krug Sake an. Das war das erste mal, dass sie Sake kostete. Es schmeckte gar nicht schlecht, aber trotzdem sehnte sie sich nach einer Flasche eiskaltem Met. Nicht das Honigbräu Gesöff, sondern den guten Schwarzdorn-Met. Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen, denn sie versank in Gedanken an die Vergangenheit. Wie sie mit ihren Gefährten am Feuer saß und sie Flaschenweise Schwarzdorn-Met tranken.
 

„Marco. Zeigst du Isbjorg wo sie schlafen kann? Im hinteren Teil der Unterkunfts Flure müssten noch Zimmer frei sein“, fragte Whitebeard den Kommandanten, der daraufhin nickte.

„Isbjorg? Bist du Anwesend?“, fragte Marco.

„Mhh...was? Ja ich bin da. Was gibt’s?“

„Komm mit, ich zeig dir wo du schlafen kannst“, forderte er sie auf und stand auf. Sie nickte und ein Gähnen schlich sich über ihr Gesicht.

„Nicht ohne meine Truhe“, nuschelte sie und ging raus aufs Deck. Ein schlurfendes, kratzendes Geräusch näherte sich und Isbjorg betrat rückwärts gehend den Speisesaal, mit der Truhe im Schlepptau, die sie angestrengt hinter sich her zog. Kommentarlos packte Marco die andere Seite und hob die Truhe an.

„Du zerkratzt uns noch den ganzen Boden“, murmelte er, als er ihren zornigen Blick bemerkte.
 

„Sag mal, hast du Backsteine in der Truhe?“, grübelte Marco nach einer Weile und schaute über seine Schulter zu ihr nach hinten. Sie wurde schon eine Weile buchstäblich von ihm durch die Gänge gezogen. Die ganze Zeit über hatte sie sich konzentriert umgeblickt und sich im Geiste Merkpunkte gesetzt, damit sie nicht die Orientierung verlor. Nun blickte sie ihn an und schüttelte mit dem Kopf.

„Nein. Da ist meine Ausrüstung drin. Sowie normale Kleidung und andere nützliche Gegenstände. Vermutlich sind die Ebenerzbarren das, was das Gewicht in die Höhe treibt. Da fällt mir ein. Habt ihr hier so etwas wie eine Werkbank, am optimalen sogar eine Schmiede?“

„Eine Schmiede nicht. Aber im Unterdeck befinden sich einige Werkbänke und Schleifsteine“, erklärte ihr Marco. Sie nickte und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder den Gängen.

„Wir sind gleich da“, nuschelte er und bog rechts ab.

„So da wären wir. Wenn du dem Gang hier weiter folgst, kommst du zu einer Tür die raus aufs Deck führt. Biegst du vorher links ab, kommst du zu den Kajüten der Kommandanten und die von Vater. Rechts lang führt der Gang dich zu einer Treppe, die zum Unterdeck führt. Dort ist die Küche, das Lager, das Kanonen und Schwarzpulver Lager und die Werkbänke“, erklärte er und öffnete eine Tür. Sie nickte und beide betraten die leere Kajüte. Überrascht stellte Isbjorg fest, dass sie recht groß und vor allem geräumig war.
 

Ein Bett stand hinten rechts in der Ecke. Mittig stand ein kleiner Schreibtisch und ein großes Regal, sowie ein paar kleine Beistellschränke. Links im Raum stand ein großer Schrank und zu ihrer Überraschung, ein Waffenständer. Rechts von der Eingangtür war noch eine Tür, die zu einem winzigen Badezimmer führte, doch ihr reichte das allemal.

„Du kannst dich ja schon mal etwas einrichten, ich such dir derweil frisches Bettzeug“, nuschelte Marco und verschwand. Is schaute ihm grübelnd hinterher.

>Warum ist er plötzlich so nett zu mir? Vielleicht ist er auch müde und hat keine Lust, sich jetzt mit mir zu streiten. So wie ich.<

Seufzend öffnete sie ihre Truhe. Da ihr bewusst war, dass sie wohl noch ein Weile bleiben würde, konnte sie sich tatsächlich ein wenig häuslich einrichten. Sie fischte ihre Waffen aus der riesigen Truhe und steckte sie in den Waffenständer. Stolz musterte sie diese. Fünf Waffen fanden dort Platz, und den nutzte sie natürlich mit ihren Lieblingswaffen. Ganz rechts steckte jetzt ihr Nachtigall Bogen. Sie liebte ihn. Er lag leicht in der Hand, glänzte wie der Nachthimmel selbst und seine Sehne, so leicht zu führen und so tödlich mit jedem Pfeil. Ihren fast leeren Köcher stellte sie auf den Boden, unter dem Bogen. Neben dem Nachtigall Bogen steckte sie „Dämmerbrecher“. Eines ihrer Lieblingsschwerter und ein Geschenk von der Deadra-Fürstin Meridia. Die strahlende Kugel, die den Griff von der Klinge trennte, leuchtete hell auf, als das Schwert ihre Berührung spürte. Dem Strahlen zu urteilen war die magische Ladung recht voll, trotzdem musste sie sparsam sein. Sie hatte kaum noch Seelensteine.
 

Liebevoll steckte sie nun das Geisterschwert „Herzräuber“ in den nächsten Slot. Schmunzelnd musste sie an das Abenteuer in Labyrinthion denken, wo sie zusammen mit ihrem Schildbruder Farkas, nach dem Stab des Magnus suchte. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Das war alles die Vergangenheit, mit der sie abgeschlossen hatte. Dachte sie zumindest. Im nächsten Slot steckte nun „Drachenfluch“. Dieses wunderschöne Katana, war ihr treuster Begleiter, wenn sie damals auf die Jagd nach den Peinigern des Landes ging. Und zuletzt fand noch der grün schimmernder Streitkolben des Molag Bal seinen Platz.
 

Sie steckte ihren Kopf vorsichtig in die Truhe und fischte einen kleines, tragbares Alchemielabor heraus. Erleichtert atmete sie aus, denn sie befürchtete schon einer der Destillierkolben sei durch den Sturm zerbrochen. Aber das kleine Labor wies keine Schäden auf. Dieses stellte Isbjorg auf den Schreibtisch. Dazu noch ein paar Zutaten, die sie direkt fand und ein paar leere Fläschchen. Ihr nächster Griff in die Truhe fischte einen Bücherstapel heraus. Ein Glück war kein Wasser in die Truhe gedrungen, aber sie wusste wie zuverlässig die Handwerker ihrer Heimat waren. Die Truhe wurde von innen sauber abgedichtet, so dass es stets trocken darin blieb. Ganz zu ihrer Freude, denn so war ihre Kleidung auch trocken geblieben. Die Bücher wurden ordentlich in das Regal gestellt und zuletzt verstaute sie noch ein paar Kleidungsstücke im Schrank. Den Rest würde sie Morgen ausräumen.
 

Genüsslich streckte sie sich und ihr Rücken knackte laut, doch tat ihr das ganz gut. Isbjorg löste die Schnallen ihrer Lederarmschienen und zog diese, inklusive Handschuhe aus. Das Gleiche machte sie auch bei den Stiefeln, doch vorher legte sie noch die versteckten Wurfmesser auf den Schreibtisch. Grinsend begutachtete sie die kleinen Messer. Fünf Stück am Nierenschutz und fünf Stück am Unterschenkel verschnürt. Entspannt bewegte Isbjorg ihre Zehen, denn es tat gut endlich aus den Stiefeln raus zu sein. Langsam löste sie den Nierenschutz und legte diesen auch auf den Schreibtisch, neben die Wurfmesser. Das Schwert, aus feinstem Himmelsschmiedestahl, lehnte sie an die Wand beim Waffenständer. Ihre Kapuze stülpte sie nach hinten und öffnete ihre Haare. Gründlich schüttelte sie diese mit den Finger durch und strich sie möglichst glatt. Erneut drang ein Gähnen durch und sie ging zum Badezimmer. Als dort endlich Licht brannte blickte Is sich um. Es war wirklich ziemlich klein, bot aber immerhin Platz für eine Toilette, eine Dusche und ein Waschbecken mit einem kleinen Spiegel. Sie ließ Wasser in das Waschbecken ein und wusch sich gründlich die Hände, die Arme und das Gesicht. Gleichzeitig beschloss sie, morgen früh duschen zu gehen. Denn heute war sie einfach zu müde.
 

Dreimal klopfte es kurz an ihre Tür.

„Ja?“, nuschelte sie und Marco betrat das Zimmer. Neugierig blickte sie aus dem Badezimmer in ihre Kajüte. Wasser tropfte ihr vom Kinn, auf den Boden und Marco reichte ihr kommentarlos ein Handtuch.

„Ich hab dir zusätzlich noch ein paar Handtücher besorgt“, murmelte er und Isbjorg verstaute diese direkt im Badezimmer. Marco legte ihr frisches Bettzeug auf das leere Bett und blickte sich im Zimmer um. Ihm fielen sofort die Waffen im Waffenständer auf und neugierig musterte er diese. Auch fiel sein Blick auf die Alchemisten Gerätschaften und die offene Truhe. Deutlich sah er eine robuste, schwarze Rüstung, die eindeutig aus Ebenerz geschmiedet wurde. Von dieser ging ein unnatürliches, schwarzes Schimmern aus und fragend zog er seine Augenbrauen nach oben. Isbjorg hingegen ging leichtfüßig an ihm vorbei und öffnete den Schrank. Sie zog ein Knielanges Hemd heraus und blickte Marco herausfordernd an.

„Würdest du jetzt verschwinden? Oder soll ich mich vor dir umziehen?“, fragte sie sarkastisch und öffnete demonstrativ ihre Kutte ein Stück. Kühl zuckte er mit den Schultern und drehte sich zur Tür um.

„Gute Nacht“, murmelte er und öffnete die Tür.

„Dir auch“ und somit verschwand der Vize in den düsteren Flur.
 

„Tzz! Nervensäge....“, zischte sie, zog sich um und legte sich ins Bett. Bisher machte das Bett einen bequemen Eindruck und so löschte sie das Licht und kuschelte sich unter die Decke. Keine zwei Minuten später schlief sie schon tief und fest.
 


 

Als Marco morgens zu seiner gewohnt frühen Zeit aufstand und den Speisesaal betrat, staunte er nicht schlecht, dass Is schon wach war. Sie saß an einem der Tische und war vertieft in ein dickes Buch. Er musterte sie kurz, bevor er weiter durch den Raum ging. Ohne ihre Kampfkleidung, wirkte sie erst recht nicht bedrohlich. Sie trug eine einfache dunkle Stoffhose und ein gemütliches Karohemd zum zuknöpfen. Marco schlussfolgerte, dass sie ihn, Vater und seine Crew vorerst nicht mehr als Bedrohung ansah. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und sie sahen nass aus. Ihre Azurblauen Augen huschten über die Seiten des Buches, weit geöffnet in Neugier und zu allem Überfluss, zog sie sogar einen leichten Schmollmund, so sehr war sie konzentriert. Ab und an machte sie sich einige Notizen auf ein Blatt Papier, welches vor ihr lag. Die Art und Weise, wie sie da saß, ließ sie wie eine harmlose, verspielte Frau wirken und Marco wettete fast darauf, dass sie ihren Gegnern auch gerne mal den Kopf verdrehte, bevor sie angriff. Langsam ging er weiter und näherte sich den Tischen. Is hob den Kopf und blickte ihn aus wachen Augen an.
 

„Guten Morgen“, nuschelte er und setzte sich ihr gegenüber.

„Morgen...“, murmelte sie zurück und schaute wieder in ihr Buch. Er las den Titel „Tanz der Alchemisten“ und musste schlagartig wieder an die Destillierkolben aus ihrem Zimmer denken.

„Kaffee?“, fragte Marco ruhig und sie nickte nur konzentriert.

„Mit einem Schluck Milch...“, murmelte sie und kritzelte etwas auf das Papier vor ihr. Marco schlenderte zu dem „Buffet“-Tisch und fischte zwei Tassen vom Geschirr Stapel. Er griff nach der vollen Kaffeekanne und goss zwei Tassen voll. Die Küchenjungs, sowie die Köche waren grundsätzlich noch früher wach, als Marco. Denn sie hatten sehr viel zu tun, bevor alle aus der Crew aufstanden. Deswegen befand sich auch jeden Morgen schon der Kaffee im Speisesaal. Marco griff nach einer Milchkanne und fügte Isbjorgs Kaffee einen Schluck davon hinzu. Dann ging er zurück zu den Tischen und stellte die Tassen ab.

„Danke“, nuschelte sie und trank einen kräftigen Schluck. Sie stellte die Tasse wieder ab, grinste keck und kritzelte eifrig wieder etwas aufs Papier.

„Du beschäftigst dich mit Alchemie?“, fragte Marco und sie nickte.

„Schon einige Jahre. Aber lenk mich jetzt nicht ab, ich muss mich konzentrieren“, antwortete sie mit einer gleichgültigen Ruhe, wie nur sie es wohl beherrschte und zählte an den Fingern etwas ab. Ihr Blick ruhte konzentriert auf der Decke und sie rechnete etwas zusammen. Dann schrieb sie erneut etwas auf das Blatt. Marco warf einen Blick auf das Blatt und sah viele merkwürdige Symbole, Rechnungen und auch fremde Zeichen.

„Fertig!“, rief sie und lächelte breit.

„Darf ich fragen womit? Das sieht nämlich aus wie wirrer Kauderwelsch“

„Meine Formeln verschlüssele ich, damit sie nicht geklaut werden. Ich habe eine neue Formel entwickelt, für ein besonderes Waffenbalsam. Wenn ich damit meine Klinge einreibe, sollte sie nach kurzer Zeit eine enorme Hitze ausstrahlen. Das ist aber nur der Prototyp. Wenn es funktioniert, will ich es so weit weiter entwickeln, dass meine Klinge auch brennen kann“, erklärte sie ihm stolz, als die Tür zum Speisesaal aufging. Whitebeard betrat den Saal und lächelte beide an.
 

„Guten Morgen, meine Kinder“, begrüßte er sie und Isbjorg blickte ihn irritiert an.

„Guten Morgen, Vater“, sprach Marco ruhig und trank einen Schluck Kaffee.

„Und du glaubst das wird funktionieren?“, fragte Marco nun wieder sie. Is hingegen zuckte mit den Schultern.

„Werden wir sehen. Ich bin aber sehr optimistisch. Das Einzige was schief laufen könnte wäre, dass die Hitze zu viel wird und das Metall schmilzt. Deswegen muss ich die Formel genau kalkulieren“. Whitebeard horchte dem Gespräch aufmerksam zu und warf fragend einen Blick auf das Buch und ihre Notizen.

„Isbjorg? Jetzt da wir in einer kleinen Runde sitzen und es noch dauert bis die Meisten aufstehen, hätte ich Fragen an dich“, sprach Whitebeard und schaute sie auffordernd an.

„Dann frag. Nur ob ich antworte, ist ein anderer Schuh“, antwortete sie ruhig, aber distanziert.

„Gurarara~“, lachte der Käpt´n auf und nickte.

„Wie kam es zu dem Schiffsunglück? Also warum warst du mit einem kleinen Schiff auf dem Meer, obwohl der Sturm lange angekündigt war?“, fragte der alte Mann und Isbjorgs Augenbraue zuckte beleidigt.

„Weil ich dem Wort von zwei Idioten glauben geschenkt habe!“, zischte sie und trank genervt einen Schluck aus ihrer Tasse. Dann seufzte sie.

„Ich war auf einer Insel unterwegs und habe einen Auftrag ausgeführt. Dabei bekam ich leider etwas Ärger mit der Marine und musste also weg von der Insel. Ich traf zwei Fischer, die bereit waren mich zum Blacksmith Archipel zu bringen. Ihr wisst schon. Diese Inselgruppe wo nur Meisterschmiede und deren Familien wohnen. Jedenfalls versicherten sie mir, wir würden es vor dem Sturm schaffen, weil die beiden wohl auch dahin mussten. Und so segelten wir los. Natürlich gerieten wir auf halber Strecke in den Sturm. Den Rest kennt ihr ja“, erklärte sie und beide nickten.
 

„So war das also. Und Ärger mit der Marine? … So, so. Dann frag ich dich jetzt ganz direkt, Mädchen. Willst du meine Tochter werden?“, fragte Whitebeard und Isbjorg verschluckte sich fürchterlich an ihren Kaffee.

„WAS?! Dieses störrische Biest, soll in die Crew kommen? Entschuldige Vater. Du weißt ich protestiere selten gegen deine Entscheidungen, aber das kann doch nicht dein Ernst sein!“, polterte Marco los und Isbjorg erdolchte ihn mit ihren Blicken.

„Störrisches Biest?! Schnauze, sonst Beule Freundchen!“, keifte sie ihn an und sein Blick, starrte zornig zurück.

„Soll das eine Drohung sein?!“, fauchte Marco sie an und stand auf. Auch sie stand auf und grinste hämisch.

„Und was wäre wenn?“, fragte Is mit ruhiger Stimme, fast verführerisch und lächelte sanft.

„Dann kriegen wir beide eine Menge Probleme!“, knurrte Marco.

„Oh nein, bloß nicht. Mir schlottern schon die Knie vor Angst“, warf sie ihm die geballte Ladung Sarkasmus entgegen und Marco platze fast vor Wut.

„Jetzt beruhigt euch mal!“, meinte Whitebeard und schaute sie an.
 

„Und, Isbjorg? Dir wird es hier gut gehen. Ich habe deine Fähigkeiten gesehen, deine Kampfkleidung und ich weiß was du bist. Ich habe schon viele von deiner Sorte getroffen und kenne die Fragen die euch quälen. Und auch das Schicksal. Die ewige Suche, ständig auf der Klinge zwischen Freud und Leid. Werde meine Tochter und ich versichere dir, hier wirst du finden was du suchst.“ Whitebeards Ansprache zu ihr, überrumpelte sie. Ihre Pupillen verengten sich, ihr Mund zitterte, die Augenbrauen zogen sich immer weiter zusammen.

„Du weißt gar nichts, alter Mann“, flüsterte sie, zutiefst getroffen.

„Bist du sicher, Assassine?“, lächelte er sie ruhig an. Neugierig beobachtete Marco das Gespräch. Isbjorg riss den Mund weit auf, als wolle sie ihn anschreien, doch drang kein Laut aus ihrem Mund. Ihre Augen weiteten sich und sie ging langsam rückwärts, hauptsache weg von Whitebeard.

„Isbjorg. Ich bin der Vater dieser Crew. Das ist meine Familie. Und ich liebe meine Kinder.“ Und Is schüttelte langsam mit dem Kopf, der Schock über das eben geführte Gespräch, saß ihr noch fest im Gesicht. Dann drehte sie sich auf dem Absatz herum, stieß die Doppeltür auf und verschwand raus aufs Deck.
 

„Ich glaube das hat sie verletzt“, stellte Marco grübelnd fest und starrte weiter die geschlossene Tür an. Whitebeard nickte.

„Ja. Aber vielleicht war das notwendig, um das Eis zu brechen. Wir werden sehen“.

„Und du willst sie wirklich in der Crew haben?“, fragte der Vize.

„Ja. Sie hat großartige Fähigkeiten, wenn sie wirklich so gut ist, wie sie uns gestern zeigte. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass sie in deiner Division am besten aufgehoben wäre. Schon alleine wegen ihrer Fähigkeiten. Auch wenn ihr beide wohl öfter streiten werdet, sie ist ziemlich stur. Aber du schaffst das schon“, meinte Whitebeard und Marco zweifelte. Doch nickte er dann und holte sich eine neue Tasse Kaffee. Anfangs war er am überlegen, ob er ihr nicht nach laufen solle, doch entschied er sich dagegen. Sie würde sowieso alleine sein wollen und würde er folgen um sie zurück zu beordern, würde es wieder in einem grausamen Streit enden. Also ließ Marco und auch Whitebeard, ihr den Freiraum zum nachdenken.

Ehre sei mit Euch, Dovahkiin

Wütend stampfte Isbjorg über das Deck. Verwirrt und verletzt schoss sie an Whitebeards Thron vorbei, Richtung Bug und blieb an der Reling stehen. Sie biss sich auf die Unterlippe und starrte den Horizont an, der in einem morgendlichen Orange schimmerte.

„Was bildest du dir eigentlich ein, Alter Mann?!“, flüsterte sie gekränkt.
 

(Werde meine Tochter und ich versichere dir, hier wirst du finden was du suchst)
 

„Blödsinn!“, zischte sie gekränkt.

„Als wüsstest du, was ich Suche...“.
 

(...Werde meine Tochter...)
 

„Nein! Piratenabschaum!“ Sie hatte ihre Hände du Fäusten geballt und die Augen fest zugekniffen. Es tat weh darüber nachzudenken, doch wusste sie selbst nicht warum.
 

(...finden was du suchst...)
 

„Was suche ich denn?“, flüsterte sie fragend, „und warum schmerzt es so?“ Sie lehnte sich mit den Unterarmen über die Reling und atmete tief ein, bis sie etwas hörte. Etwas näherte sich und kündigte sich mit einem leisen Rauschen an. Wie ein kleines, schnelles Boot. Nein, noch kleiner. Sie sah wie sich jemand der Schiffsseite näherte. Ein junger Mann auf einem winzigen „Boot“, wo er drauf stand. Flammen züngelten um seine Füße und irritiert zog Isbjorg eine Augenbraue hoch. Der Mann trug eine schwarze kurze Hose, war Oberkörper frei und trug einen orangen Cowboyhut. Außerdem hing um seine Schulter ein großer, grüner Seesack. Geschickt erklomm er das Schiff und sprang an Deck. Erfreut streckte er sich und atmete tief ein.

„Ich bin wieder da!“ rief er grinsend über das Deck, doch niemand reagierte. War ja auch niemand an Deck anwesend, außer Isbjorg.
 

Er blickte sich um und entdeckte Isbjorg. Sie hingegen schaute ihn fragend an.

„Guten Morgen“, rief er ihr grinsend entgegen und ging Richtung Speisesaal. Auf halber Strecke blieb er stehen und drehte auf dem Absatz um.

„Na nu?“, fragte er, stellte den Seesack ab und ging zu ihr herüber.

„Wer bist du denn?“, fragte er neugierig.

„I... Isbjorg“, stammelte sie sichtlich überrumpelt.

„Hallo Isbjorg. Ich bin Ace, Kommandant der zweiten Division. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich wusste gar nicht, dass wir ein neues Crewmitglied haben“, redete er gleich drauf los und grinste breit.

„Nicht direkt“, murmelte sie und blickte wieder gen Horizont.

„Nicht direkt?“, fragte er und lehnte sich ebenfalls mit den Unterarmen auf die Reling.

„Sagen wir es so. Ich wurde Zwangsrekrutiert... Nachdem ich von deinen Leuten gerettet wurde und diese dann verprügelt habe“, erklärte sie mit einem bitteren Unterton und Ace lachte schallend auf.

„Auch noch verprügelt? Hahaha~“, lachte er sich schlapp und drehte sich um. Mit dem Rücken lehnte er sich nun an und stützte die Ellenbogen an die Reling.

„Wer waren denn die Glücklichen?“, gluckste er und Is lächelte leicht. Er war ihr direkt sympathisch.

„So ein riesiger Kerl mit Stiernacken... Jozu, glaub ich... und diesen Ananasschädel und ein paar andere, die dummerweise im Weg standen.“

„Du hast Marco ne Breitseite verpasst? Danke für diese Information! Jetzt kann ich ihn wochenlang damit ärgern“, grinste er weiter, „aber glücklich siehst du nicht aus. Gefällt es dir denn hier nicht?“
 

Isbjorg verzog wieder das Gesicht.

„Pirat... Ich und eine Piratin? Schlimmer geht es doch nicht mehr“, zischte sie und Ace grinste.

„So schlimm ist es gar nicht. Und hier erst recht nicht. Du bist genau bei den Richtigen gelandet. Vater sorgt gut für uns und lässt uns alle Freiheiten, solange wir ihm keine Schande bereiten“, erklärte Ace und sie warf ihm einen Seitenblick zu.

„Ach ja? Wieso? Brandschatzen der besonderen Art?“, und der Sarkasmus floss regelrecht.
 

„Im Gegenteil. Wusstest du, dass Vater viele Inseln unter seinen Schutz gestellt hat? Inseln wo unschuldige Menschen drauf leben. Ihm liegt es nicht, Unschuldige zu überfallen. Er beschützt sie lieber. Jedes mal auf Neue ist das ein Erlebnis, welches mich stolz werden lässt. Wenn wir hören, dass eine Insel in Gefahr schwebt, weil Piraten meinen sie müssten dort regelmäßig wüten, fahren wir dort hin. Die Leute starren uns jedes mal entsetzt an und dann geht Vater von Bord. Alleine. Er hebt seine Bisento und schreit 'Das ist jetzt meine Insel!' und alles wird still. Die Menschen verarbeiten das erst, bis sie merken was er getan hat. Meistens legen wir dann schon ab, bis sie es wissen. Vater ist sehr mächtig und alle Piraten fürchten ihn. Und die Inseln, der er sich „nimmt“, werden größtenteils in Ruhe gelassen, von den anderen Piraten. Ab und zu wagen sich ein paar Schwachköpfe trotzdem eine der Inseln zu terrorisieren und da kommen wir ins Spiel. Es sind nicht immer alle aus der Crew auf dem Schiff, auch nicht alle Kommandanten. Denn ab und zu schauen wir bei den Inseln vorbei“, beendete Ace seine Geschichte und Is blickte ihn aus großen Augen an. Sie konnte es gar nicht fassen. So etwas sollte der alte Mann tun? Das passte ja so gar nicht in ihr Schema einer typischen Piratenbande, doch musste sie sich grübelnd eingestehen, dass es nicht ausgeschlossen war.
 

>So verrückt wie das klingt... aber jeder Mensch ist individuell. Warum nicht? Vielleicht lebt er ja so sein Piratenleben mit seiner Crew. Jedenfalls eine interessante Tatsache.<

„Also? Wirst du uns beitreten? Dir wird es hier sicher gefallen. Außerdem braucht unsere Haruta noch dringend weibliche Verstärkung“, sprach Ace zufrieden und zwinkerte. Isbjorg hingegen seufzte.
 

(Tu es, Isbjorg...)
 

Ertönte ihr eine vertraute Stimme im Kopf. Überrascht riss sie die Augen auf. Es war lange her, seit sie ihn das letzte mal gehört hatte. Natürlich, er durfte es nicht oft. So waren die Naturgesetze. Aber es kam ihr trotzdem wie eine Ewigkeit vor.

>Aber warum? Ich bin kein Seemensch. Ich brauche Land und Berge...<

(Ausreden... Hier wirst du glücklich, das weiß ich)

>Woher willst du das Wissen?<

(Willst du dich mit einem Toten streiten? Du weißt, ich war nie der Klügste, aber so etwas spüre ich sofort. Diese Leute werden dich vor dir selbst bewahren. Bleib bei ihnen und kehre nicht mehr heim)

>Sei einfach still!<, zischte sie in Gedanken und drehte sich um. Wortlos ging sie an Ace vorbei und betrat den Speisesaal. Marco und Whitebeard saßen immer noch alleine im Saal und starrten sie jetzt an.

„Ich hab da noch so ne Grinsebacke gefunden“, nuschelte sie und Ace tauchte hinter ihr auf.

„Hallo Vater!“, grinste Ace zufrieden und trat ein.

„Und dir auch ein Hallo, Marco“, grinste Ace frech und musste daran denken, was Isbjorg ihm erzählte. Is hingegen ging zu ihrem alten Platz und packte ihr Buch und ihre Notizen zusammen. Dabei ignorierte sie gekonnt die Blicke von Marco und Whitebeard.

„Ach Marco? Ich hab gehört du wurdest von einer Frau verprügelt?“, lachte Ace den Vizen frech an.

Isbjorg hingegen hielt kurz in ihrer Bewegung inne.

„Ähm... ich bin dann mal weg“, sprach sie schnell und flitzte durch die Tür, zu den Crew Zimmern.

„BLEIB SOFORT STEHEN!“, brüllte Marco ihr hinterher, doch war sie schon auf und davon.
 

Dank ihrem guten Orientierungssinn, fand sie ihr Zimmer direkt und huschte rein. Lachend knallte sie die Tür zu und konnte sich bildlich vorstellen, wie Marco gerade tobte. Sie lauschte kurz, ob sie Schritte hörte, doch alles war ruhig auf dem Flur. Grinsend ging sie zu ihrem Schreibtisch. Einfach die Vorstellung den Ananasschädel auf die Palme zu bringen, machte sie unheimlich glücklich und sie vergaß doch für einen kleinen Moment, was sie so sehr bedrückte. Behutsam legte sie ihre Notizen auf den Schreibtisch und stellte das Buch zurück in das Regal. Dann kramte sie in ihrer riesigen Truhe und zog drei Ebenerzbarren, verschieden große Handschleifsteine und ein kleines Fläschchen mit einer feurig roten Flüssigkeit heraus. Dann durchsuchte sie den Boden der Truhe und fand die Tasche die sie suchte. In dieser Tasche befanden sich unzählige, schmale Holzstäbe aus feinstem Eschenholz. In einer zusätzlichen Tasche, bewahrte sie hochwertige Adlerfedern auf.
 

In Gedanken versunken, sah sie sich wieder zurück im Wald, bewaffnet mit Bogen und ihrem Instinkt. Sie huschte fast lautlos durchs Unterholz, auf der Jagd nach den Königen des Waldes. Dem Hirsch. Sie entdeckte ihre Beute und pirschte sich an. Während des Schleichen, legte sie vorsichtig einen Pfeil an und je näher sie dem Tier kam, desto fester spannte sie die Sehne des Bogens. Und mit einem leisen Atemzug... Kopfschüttelnd erwachte sie aus ihren Gedanken und blickte sich um.
 

Isbjorg steckte sich die Schleifsteine und das Fläschchen in die Hosentasche. Die Tasche mit dem Holz und den Federn, hing sie sich um die Schulter und zuletzt packte sie sich noch die Ebenerzbarren auf die Arme. Zielsicher verließ sie ihr Zimmer und ging den Gang Richtung Deck lang. Als sie gerade rechts zum Unterdeck abgebogen war, trat Marco aus seinem Zimmer, mit einer Liste in der Hand. Fragend blickte er ihr nach, bis sie die Treppe nach unten nahm und aus seinem Sichtfeld verschwand. Kopfschüttelnd ging er zurück zum Speisesaal, um Vater die Liste zu geben. Dies war nämlich der Wochenplan von seiner Division und den verteilten Arbeiten.
 

...
 

In Gedanken versunken, saß die junge Frau auf einigen Kisten, vor den Werkbänken. Vor ihr auf der Bank, lagen fünf kleine Steinplatten, eine Zange, die kleine Flasche und einer der Ebenerzbarren, der seltsame Löcher aufwies. Die kleine Flasche war mittlerweile entkorkt und dem Inhalt zu urteilen, wurde sie auch schon ein bisschen genutzt. Vor der Werkbank stand ein Holzeimer voll Wasser. Während sie wartete, bearbeitete sie das Holz noch ein bisschen. Sie schliff die Holzstäbe mit einem Sandstein glatt und arbeite mit dem Dolch kleine Kerben hinein. Die Spitze, jedes Holzstabes wurde leicht abgerundet und mit einer tiefen Kerbe versehen. In das Ende, arbeitete sie präzise und gründlich die Adlerfedern hinein. Ihrer Meinung nach zu urteilen, war das am Schwierigsten. Denn die Federn mussten in einem Punktgenauen Winkel platziert werden und außerdem mussten sie auch noch halten. Das war alles andere als einfach, doch sobald die Pfeile fertig waren, würde sie diese mit einer speziellen Substanz versiegeln. So würden die Federn sowieso zuverlässige halten. Dennoch musste sie vorsichtig sein, denn der Winkel der Federn durfte sich nicht verschieben.
 

Langsam öffnete sich die Tür zum Werkraum und Marco lugte um die Ecke. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und widmete sich dem letzten Pfeil.

„Was gibt es, Ananasschädel?“, fragte sie ruhig und schliff behutsam den Holzstab.

„Nenn mich nicht immer so!“, fauchte er und trat ein.

„Ich wollte mit dir reden“.

„Wenn du streiten willst... Das kannst du vergessen. Ich muss mich hier konzentrieren, also mach hin“, zischte sie giftig und er ging zu ihr rüber. Kommentarlos setzte er sich mit auf die Kisten und beobachtete ihre Arbeit.

„Nein, ich will nicht streiten. Ich wollte mit dir wegen dem Gespräch von vorhin reden“ und seufzend blickte sie ihn an.

„Ich habe keine Lust auf Frage und Antwort Spiel, Ananasschädel“, murrte sie und griff zum Dolch.

„Darum geht es mir auch nicht. Jeder hier hat seine Vergangenheit. Und wenn man darüber reden will, so höre ich zu. Doch quetsche ich sie aus niemandem heraus, Zicke!“

„Was willst du dann?“, fragte sie ruhig und bearbeitete die Spitze des unfertigen Pfeils.

„Dir erklären was Vater vor hat, solltest du dich entscheiden der Crew beizutreten“. Sie zuckte mit den Schultern und legte den Pfeil bei Seite.

„Lass mich raten. Ich soll in deiner Division unterkommen?“ Und mit den Worten sprang sie von der Kiste und ging zur Werkbank.

„Woher weißt du das?“, fragte nun Marco und schaute ihren Hinterkopf perplex an.

„Nur so ein Gefühl. Warum sonst würdest du herkommen und dieses Thema anschneiden?“
 

Isbjorg zog eine der Steinplatten zu sich und öffnete diese. Denn eigentlich waren es Gussformen für Pfeilspitzen. Sie schnappte sich die Zange und löste die Pfeilspitze aus der Form. Mittlerweile war das Metall hart geworden, glühte aber noch stellenweise. Mit einem kleinen Hammer, fing sie nun an die Spitze noch ein bisschen zu bearbeiten und hämmerte vorsichtig, aber bestimmend die Kanten ab.

„Da hast du nicht unrecht. Aber sag mal. Wieso glüht das Metall, obwohl wir keine Schmiede haben?“, fragte er verwirrt und musterte die Gussformen. Sein Blick untersuchte irritiert den Ebenerzbarren, mit den Löchern ab.

„Ich bin Alchemistin. Ich finde immer ein Weg die Elemente zu nutzen. Siehst du das Fläschchen? Dort drin ist eine Substanz, die Metall zum Schmelzen bringt. Und sie wirkt auch nur bei Metall. Also könnt ich beruhigt meinen Finger hinein tauchen. Außer einer wohligen Wärme, würde ich nichts spüren“, erklärte sie und Marco nickte. Is hörte auf zu hämmern und tauchte die Pfeilspitze in das Wasser. Zischend kühlte sie sich ab.
 

Die junge Frau legte die Pfeilspitze bei Seite und nahm sich die nächste. Auch an dieser nahm sie einige Feinarbeiten mit dem Hammer vor und seufzte.

„Du, Marco?“, fragte sie schüchtern.

„Mh?“

„Stimmt das eigentlich, was man sich über den alten Mann erzählt?“

„Was meinst du, Isbjorg? Das er ein Monster sein soll?“

„Nein. Ich meine dieses Gerede, wegen den Inseln.“

Und ein Grinsen schlich sich über sein Gesicht.

„Du meinst, dass er die Inseln beschützt? Das tut er nämlich. Inseln die ständig ausgebeutet werden, nimmt er in seinen Besitz und die Anschläge hören schlagartig auf. In den meisten Fällen zumindest.“

„Also hat Ace die Wahrheit gesprochen... Warum nennt ihr ihn eigentlich Vater? Ihr seid doch nicht seine richtigen Kinder, oder?“, fragte nun Is, denn das hatte sie gestern im Krähennest schon interessiert. Aber da war der Zeitpunkt noch nicht da, solche Fragen zu stellen. Marco gluckste.
 

„Genau die gleiche Frage stellte mir vor einigen Jahre auch Ace. Ich werde dir das Selbe antworten“. Und so sprang er von den Kisten und stellte sich neben sie.

„Er ist natürlich nicht unser leiblicher Vater. Aber weißt du. Wir sind Piraten und werden von der ganzen Welt gehasst. Die Bezeichnung „Vater“ ist nur ein Wort. Aber es macht uns glücklich“, erklärte er und grinste breit. Mit großen Augen blickte sie Marco an und nickte. Sie verstand was er meinte. Der alte Mann gab diesen Menschen ein zu Hause und sie waren glücklich. Das war ihre Familie hier. Auf eine ihr unerklärliche Weise, war sie gerührt und lächelte mild.

„Wenn du hier schon so herum gammelst, Ananasschädel, kannst du mir auch helfen.“ grinste sie frech und drückte ihm einen Schleifstein in die Hand.

„Warum sollte ich?!“, zischte er direkt und sie lachte kurz auf.

„Weil du ein netter Kerl bist?“

„Das halte ich für ein Gerücht, Zicke“, konterte er und streckte ihr die Zunge raus.

„Oh, verzeih mir, großer Kommandant. Da hab ich dir doch tatsächlich mehr handwerkliches Geschick zugetraut, als wie du besitzt. Na fein, dann schleife ich die Kanten halt selbst glatt“, knurrte sie und hielt ihm die Handfläche hin.

„Dürfte ich meinen Schleifstein wieder haben?“, fragte sie kühl.

„Nein. Her mit den Pfeilspitzen. Ich bin eh neugierig wie dieses Zeug da funktioniert“, forderte er und zeigt auf den Trank. Isbjorg zuckte genervt mit den Schultern und reichte ihm die fünf Pfeilspitzen.

„Schleife sie aber nicht zu dünn, sonst sind sie nicht mehr zu gebrauchen, weil die Schussrichtung verfälscht wird. Einfach nur die Unebenheiten weg und die Kanten etwas scharf. So richten sie auch bei Rüstungen besseren Schaden an.“ erklärte sie ihm und er nickte. Er lehnte sich an die Wand und fing langsam an die er Kanten abzuschleifen.
 

Isbjorg griff sich den Barren und den Hammer. Mit Schwung haute sie mehrmals mittig auf den Barren, bis eine Mulde zurückblieb und legte den Hammer wieder bei Seite. Dann schnappte sie sich das Fläschchen und träufelte vorsichtig ein bisschen davon in die Mulde. Neugierig beäugelte Marco den Barren. Nach kurzer Zeit fing die Mulde auf einmal an zu glühen und die Flüssigkeit darin brodelte langsam. Immer mehr Flüssigkeit sammelte sich darin und die Mulde zog sich immer weiter in die Tiefe zurück. Is schnappte sich ein grobes Stück Leder und umfasste damit das unberührte Ende des Barrens. Vorsichtig hob sie den Barren über eine Gussform, als auch die Unterseite zu glühen anfing. Nach einem weiteren Moment floss auf einmal Orange glühende Flüssigkeit in die Gussform.

„Erstaunlich“, murmelte Marco und starrte das Ganze mit großen Augen an. Isbjorg nickte.

„Alchemie ist erstaunlich. Wenn man sie erst einmal versteht, dann steht einem die Welt offen. Wenn ihr doch nur eine Schmiede hättet. Das wäre großartig“, murmelte sie und versank wieder in ihre Erinnerungen.
 

Und diese Prozedur, der Pfeilspitzen Herstellung, vollzog Isbjorg noch den ganzen restlichen Morgen. Marco blieb die ganze Zeit über bei ihr und schliff weiter die Pfeilspitzen, ohne überhaupt richtig nachzudenken, warum. Es war einfach faszinierend ihr bei der Arbeit zuzusehen. Die Alchemie war wirklich ein erstaunliches Fachgebiet, was auf der Grandline fast gar nicht verbreitet war. Sie redeten kaum ein Wort miteinander, sondern widmeten sich schweigend ihrer Aufgabe. Ab und zu erklärte sie ihm zwar ein paar alchemistische Vorgehensweisen, aber auch nur dann, wenn ihr die Stille zu blöd wurde.
 

Gegen Mittag brachten beide vorsichtig die unfertigen Pfeile auf ihr Zimmer, denn sie mussten ja noch versiegelt werden. Isbjorg trug behutsam das Sekret auf die Pfeile und legte diese sorgfältig auf Leder aus. Dann gingen sie gemeinsam Richtung Speisesaal.

„Danke für deine Hilfe. Aber bilde dir nichts darauf ein. Ich kann dich trotzdem nicht leiden“, bedankte sie sich, mehr oder weniger.

„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, nuschelte er und stieß die Tür zum Speisesaal auf. Mit neugierigen Blicken wurden die beiden gemustert, denn die komplette Crew, die sich zur Zeit auf dem Schiff befand, saß im Speisesaal versammelt. Is hielt Ausschau nach Ace und musste erfreut feststellen, dass neben ihm noch ein Platz frei war und schlenderte zu ihm.

„Darf ich?“, fragte sie freundlich und einige Kommandanten warfen ihr zweifelnde Blicke zu.

„Hi Is. Klar, setz dich. Wo kommt ihr Beide überhaupt her?“ Marco setzte sich auf seinen Platz, genau Gegenüber von Ace.

„Ich habe mir neue Pfeile hergestellt und den Ananasschädel genötigt, mir zu helfen“, erklärte sie und warf Marco einen flüchtigen Blick zu.

„Verdammt nochmal, nenn mich nicht immer so!“, zischte er und schloss angepisst die Augen. Isbjorg hingegen ignorierte ihn gekonnt.
 

Ace holte sich was zu Essen und brachte ihr direkt was mit, während alle zufrieden plaudernd weiter aßen. Nach dem Essen verdrückten sich alle weitgehendst aufs Deck oder in die Kajüten. Whitebeard nahm auch wieder seinen Platz draußen ein und Isbjorg ging stur zu ihm herüber.

„Alter Mann? Ich muss mit dir reden. Eigentlich mit euch Allen“, knurrte sie und schaute Whitebeard ernst an. Dieser nickte und blickte zu Marco.

„Marco, mein Sohn. Trommel bitte mit Ace und Jozu die Mannschaft auf dem Deck zusammen“.

Marco nickte und ging mit den beiden im Schlepptau unter Deck.

„Ich komme gleich wieder“, murmelte Is und machte sich auf den Weg zu ihrer Kajüte. Dort schnappte sie sich einen Waffengurt und ihr Himmelsschmieden Stahlschwert. Langsam schritt sie wieder zum Speisesaal, durch diesen hindurch und raus aufs Deck. Dort stand die ganze Mannschaft versammelt und schaute sie grübelnd an. Isbjorg trat vor und blickte alle ruhig an.
 

„Wisst ihr eigentlich was euer „Vater“ mir angeboten hat? Ich soll in eure Mannschaft eintreten“, sprach sie ruhig und unter den Piraten ging ein Murmeln um. Einige nickten zustimmend.

„Auch Ace war sehr angetan von der Idee. Und selbst euer Obermuffeln sprach keine offenen Einwände ein. Doch ich trete nirgendwo bei, ohne das meine Gegenüber nicht wissen wer ich bin. Das wäre wie eine Lüge“, und tief atmete sie ein. Neugierig wurde sie gemustert.

„Es wäre töricht euch nicht von meinem Schicksal zu berichten, denn ihr sollt alle wissen auf was ihr euch einlasst und ob ihr das überhaupt wollt. Ich bin nämlich verflucht, seit meiner Geburt. In meiner Heimat wurde ich zwar stets als Segen angesehen und dieser „Fluch“ hat seine besonderen Fähigkeiten, doch zu welchem Preis? Dieser Fluch verpflichtete mich zu Taten und zu einem Leben, welches ich nicht wollte. Ich musste mein normales Leben eintauschen, um mein Land zu retten“. Das Murmeln in der Menge nahm zu. Ein junger Mann, mit einem schwarzen Bart drängelte sich weiter nach vorne und blieb zwischen Jozu und Marco stehen.
 

„In meinen Adern fließt ein besonderes Blut. Legendenblut, wird es oft genannt. Ich bin dadurch in der Lage eine besondere Sprache zu sprechen, zu schreien, welche ich noch nicht einmal verstehe. Doch ist diese Sprache mächtig. Es ist die Sprache der Drachen“, erklärte Isbjorg weiter und schritt langsam vor der Menge hin und her. Der junge Mann riss die Augen auf.

„Das gibt’s nicht...“, flüsterte er und Jozu musterte ihn. Der Stiernacken wirkte irritiert, über die begeisterte Reaktion, des jungen Mannes.

„Dovahkiin!“, zischte er leise und ein Strahlen breitete sich in dem Gesicht des jungen Mannes aus. Nun blickte auch Marco den jungen Mann neugierig an.
 

„Mein Name lautet Isbjorg, Tochter des Arinbjörn vom Clan der Schildbrecher. Geboren in der eisigen Stadt Windhelm. Ich bin ein Kind des Himmels, meine Heimat ist Himmelsrand und ich gehöre zum Volk der Nord. Und in meinen Adern fließt das Blut der Drachen!“, rief sie immer energischer und der junge Mann drängelte sich an Marco und Jozu vorbei und rauschte auf sie zu. Überrascht starrten ihn alle an. Etwa einen halben Meter vor Isbjorg fiel er auf die Knie und grinste sie voller Stolz an.

„Ist das wahr? Stimmt das wirklich? Ihr seid Dovahkiin?“, fragte er stammeln und sprudelte vor Begeisterung. Überrascht starrte sie ihn an und nickte vorsichtig. Als sie plötzlich einen der ihren erkannte. Mild lächelte sie ihn an und ging näher zu ihm.

„Nennt mir Euren Namen, Bruder“, sprach sie leise. Er lachte sie an.

„Olaf. Olaf, Sohn des Erlingur. Ich kann das kaum glauben. Drachenblut. Bitte, zeigt mir die Kraft des Thu´um“, bat er sie und Is ging auf die Knie. Sie legte ihm beide Hände an die Wangen und zog ihn ein Stück zu sich. Dann lehnte sie ihre Stirn an die seine und lächelte zufrieden.

„Zuerst, Olaf. Wir befinden uns in einem neuen Abschnitt der Welt. Eine neue Welt für uns. Hier sind die Anreden nun mal anders. Es fiel mir sehr schwer mich anzupassen, doch würde ich das gerne beibehalten. Bleiben wir beim Du. Und dann... ich würde dir wirklich gerne diesen Wunsch erfüllen, aber das kann ich nicht. Seit ich unsere Heimat verlassen habe und je weiter ich von unserer Göttersphäre entfernt bin, desto ruhiger ist mein Blut geworden. Sobald ich wieder meine Kraft in mir spüre, werde ich es dir zeigen. Aber jetzt geht es noch nicht, ich bin zu weit weg“, erklärte Isbjorg ruhig mit geschlossenen Augen. Ihre Stirn berührte noch immer seine und die Crewmitglieder warfen sich fragende Blicke zu.

„Bitte geh wieder zu den anderen. Ich muss das hier jetzt fertig machen und zwar alleine.“ Und Olaf nickte ihr zu. Beide standen auf und er ging zurück zu den anderen.
 

Nun starrten alle die beiden perplex an. Selbst Whitebeard hatte überrascht die Augenbrauen gehoben. Doch in Isbjorg, flammte ein Fünkchen Glück auf. Nun hatte sie keine Zweifel mehr über ihre Entscheidung. Einfach die Tatsache, dass in der Mannschaft ein Stammesbruder war, machte ihr die Entscheidung noch leichter.

„Man gab mir einst den größten Titel, den man einem Nord geben kann. Man nennt mich Ysmir, Drache des Nordens. Ich bin eine Dovahkiin. Ihr habt Olafs Begeisterung gesehen. Diese habe ich damals oft erfahren. Doch dieser Segen ist auch ein Fluch. Also stellt euch auf eine Menge Ärger mit mir ein, denn mein Blut zieht die Dunkelheit magisch an, befürchte ich. Alter Mann? Eine Stimme in mir, riet mir diesen Schritt zu tun, um meinen eigenen Frieden zu finden. Und die Tatsache wie Offen ich hier schon empfangen wurde... und das ein Stammesbruder hier ist... ich habe keine Zweifel mehr. Es wäre mir eine Ehre, wenn ich dich Vater nennen dürfte“, beendete sie ihre Vorstellung und blickte Whitebeard unsicher an. Sie zog ihr Schwert, streckte es kurz in die Luft und ließ die Spitze dann zu Deck sinken. Zeitgleich ging sie auf die Knie und verneigte sich. So war es in ihrer Heimat nun mal üblich, jemandem Respekt zu zollen.

„Komm zu mir, meine Tochter“, brummte er fröhlich, beide standen auf und sie ging zu ihm. Vor ihm stehend, breitete Whitebeard seinen Arm aus und drückte sie erstaunlich sanft an seinen Bauch.

„Willkommen in der Familie“, dröhnte seine Stimme über das Deck und die Mannschaft jubelte aus voller Kehle.
 

„Willkommen Schwester!“, riefen einige aus der Mannschaft.

„Ehre sei mit Euch, Dovahkiin. … Ehre sei mit dir, Schwester“, rief Olafs tiefe Stimme ihr zu. Sie löste sich aus Vaters Umarmung und nickte ihrer neuen Familie zu. Und ein ehrliches Lächeln umspielte ihren Mund. Innerlich hoffte sie, sie habe die richtige Entscheidung getroffen.

„Das müssen wir Feiern!“, rief die Mannschaft und nach kurzer Zeit wurden viele Sake Fässer aufs Deck gerollt und die Köche arbeiteten mit Hochdruck an einem Festessen.

Dibellas Blick - In jeder Schönen steckt ein Biest

Isbjorg war nun seit drei Tagen Mitglied von Whitebeards Familie. Bisher blieb sie noch halbwegs verschont von Schiffsarbeiten, denn sie sollte erst einmal das Schiff und die Crew kennen lernen. Am heutigen Morgen, nachdem sich nach dem Frühstück der Großteil der Mannschaft an ihre Arbeit gemacht hatte, las Marco die anstehenden Arbeiten und Verteilungen seiner Division vor.

„Hayato, Sascha und Midori, ihr drei überprüft die restlichen Taue. Fragt bei Vista nach, welche noch nicht überprüft wurden. Rin, Keisuke, Max, Sota und Sam, ihr räumt zusammen mit den Leuten von Jozus Division das Lager auf. Bruno und Yuma, ihr Zwei habt heute Nachtdienst am Bug und der Rest schrubbt das Deck. Du auch Isbjorg“, beendete Marco die Verteilung und setzte sich wieder. Fast alle Genannten nickten, standen auf und gingen an die Arbeit. Mit Ausnahme von Isbjorg. Sie hingegen hob ihren Kopf und blickte ihn stur an.

„Sehe ich aus wie deine Putze? Schwing doch selbst den Wischmop“, zischte sie und schloss gleichgültig die Augen.

„Es wird Zeit, dass du dich mit integrierst bei der Schiffsarbeit. Du wirst das Deck heute schrubben, verstanden?!“, knurrte er und wusste jetzt schon, das würde wieder in einem lautstarken Streit enden.
 

„Natürlich habe ich das verstanden. Ich bin ja nicht so blöd, wie du aussiehst! Trotzdem kannst du es vergessen, dass ich das Deck schrubbe!“

„Du sture Ziege! Das war ein Befehl! Du gehörst immerhin zu MEINER Division!“, stauchte Marco sie zusammen, doch ließ sie das Ganze ziemlich kalt. Der restliche Teil seiner Division ergriff die Flucht, weil sie genau wussten, wenn Marco sauer war dann würde es Sonderarbeiten hageln.

„Ich wurde nie gefragt in welche Division ich will. Und bloß weil Vater sagte ich soll in deine, heißt das nicht, dass ich jetzt nach deiner Pfeife tanze, Ananasschädel!“, wütete sie zurück.

„Doch das wirst du! Weil Vater es sagte. Du wolltest letztendlich in die Mannschaft und jetzt bist du drin, also hast du dich unter zu ordnen und anzupassen, verstanden?!“, blaffte er sie nun an und wurde immer lauter. Alle anderen Anwesenden, hielten sich dezent schweigend zurück und beäugelten die beiden Streithähne vorsichtig. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, gähnte Isbjorg provokant.

„Wie oft denn noch? Ich hab es verstanden. Ich bin ja nicht taub. Meine Antwort lautet nein! Möchtest du es schriftlich? Kriegst du später. Und jetzt geh mir nicht auf die Nerven!“ Und mit einem Knurren, stand sie auf und verließ den Speisesaal. Sie verkrümelte sich in ihr Zimmer und ging zu ihrem Schreibtisch. Aus einer Schublade zog sie ein Blatt Papier und schrieb zornig, mit einem roten Stift groß auf das Papier „NEIN!“ und hing diesen an die Außenseite ihrer Tür.
 

Marco, der bis eben noch mit offenem Mund und zornesrotem Kopf im Speisesaal stand, stampfte nun bebend vor Wut durch die Gänge, in Richtung ihres Zimmers. Vor ihrer Zimmertür hielt er kurz inne und starrte das Blatt Papier an. Vor Wut kochend, brüllte er auf.

„Du blöde Kuh!“, schrie er und Isbjorg horchte auf. Sie wusste er würde gleich rein stürmen und ihr eine Szene machen und genervt seufzte sie ihr Bücherregal an.

>Dibella, Göttin der Schönheit und der Liebe. Erhört mich. Ich bitte Euch, helft mir diesen Störenfried los zu werden. Helft mir, mit einem Hauch der Verführung<, betete sie stumm und ein hinterhältiges Lächeln umspielte ihren Mund, denn sie wusste das der klassische Weg des Streitens nicht funktionieren würde. Er war mindestens genauso stur wie sie und würde Is ihn nur anblaffen, würde er kontern. Und das in einer Endlosschleife, bis vermutlich Vater sich einmischen müsste. Also nutzte sie es schamlos aus, dass er ein Mann war.
 

Mit einem lauten Scheppern flog ihre Tür auf. Marco stand angriffslustig in der Tür, stützte beide Arme gegen den Türrahmen, damit sie nicht wieder abhauen konnte und funkelte wütend ihren Rücken an, denn sie stand noch immer mit dem Rücken zur Tür. Langsam drehte sie ihren Kopf in seine Richtung. Mit einem sanften Blick und einem verspielten Lächeln auf den Lippen, drehte sie sich um. Er wollte gerade zu einer gehörigen Standpauke ansetzen, als sie langsam auf ihn zu ging. Während sie sich auf ihn zu bewegte, neigte sie leicht ihren Kopf und musterte ihn bewusst langsam und ausführlich. In ihren Augen flackerte eine wilde Neugier und er zog eine Augenbraue hoch.

„Was hast du denn plötzlich?“, fragte er zweifelnd, denn die Standpauke, die sich in seiner Kehle sammelte, erlosch bei ihrem Blick. Dicht vor ihm blieb sie stehen und legte die rechte Hand auf seine Brust. Die Andere strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte langsam über seine Wange. Geschockt hielt er inne. Ihre Hand streichelte sich einen Weg zu seinem Nacken und zog seinen Kopf ein Stück näher, denn immerhin war er um einiges größer als sie. Sie blickte ihm in die Augen und biss sich leicht auf ihre eigene Unterlippe. Isbjorgs rechte Hand glitt zu seinem Gesicht, denn die linke hielt Marco weiter am Nacken fest. Mit dem Daumen strich sie über seine Lippen und sie sah, wie sich seine Augen vor Überraschung immer weiter öffneten.
 

Nun beugte sie sich vor, bis ihr leicht geöffneter Mund vor seinem Ohr inne hielt. Sanft hauchte sie ihn an und spürte wie sich seine Muskeln verkrampften. Über Marcos Rücken glitt eine Gänsehaut und er spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Die Hand, die eben noch seinen Mund liebkoste, legte sich erneut auf seine muskulöse Brust und kraulte diese.

„Du bist eine ganz schöne Nervensäge, mein Hübscher“, flüsterte sie ihm sanft ins Ohr. Ihre Wange legte sich auf seine, der Mund blieb weiter halb geöffnet an seinem Ohr.

„Und das du mich ständig mit Tieren vergleichst...“, flüsterte sie. Is umarmte ihn und presste bewusst vorsichtig ihren Körper an seinen. Nun war es für ihn vorbei. Sein Herz raste, der Magen kribbelte und seine Sinne waren wie vernebelt. Er war völlig in ihre Falle getreten.

„...finde ich nicht nett. Das würdest du doch auch nicht nett finden, oder?“, hauchte sie den Satz zu Ende.

„grmpf...“, drang der Laut aus seiner Kehle. Zu mehr war er nicht mehr im Stande. Die Kraft ihrer Göttin war einfach zu mächtig. Und die Macht von Isbjorgs eigener Weiblichkeit. Isbjorg lächelte mild und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.

„Siehst du? Und deswegen möchte ich, dass du mich in Ruhe lässt. Weißt du was Schätzchen? Du wärst nicht der erste Teufelsfrucht Nutzer, mit dem ich mich anlege. Der unterschied ist nur, du bist noch der Erste, der lebt“, hauchte sie weiter und grinste bösartig. Sie wollte dieses Spielchen jetzt beenden. Denn würde sie dies hier weiter führen, könnte sie ihn zu Allem treiben. Dank der Magie von Dibella, der Göttin der Schönheit und der Liebe, war er ihr vollkommen hörig, aber so tief wollte sie dann auch nicht sinken. Langsam löste sie die Umarmung und legte nun beide Hände auf seine Brust.
 

„Und aus diesem Grund würde ich jetzt vorschlagen, du verschwindest!“, sprach sie nun mit kalter, lauter Stimme und schubste ihn gezielt raus auf den Flur. Marco krachte gegen die Wand und rutschte auf den Boden. Verdattert blickte er sie an, immer noch knallrot im Gesicht und erntete von ihr einen zornigen Blick. Dann knallte sie die Tür zu und schloss ab. Verwirrt und irritiert schüttelte er den Kopf.

„Verdammt... Die hat mich voll verarscht!“, zischte er leise und haute sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Langsam stand er auf.

„Miststück!“, zischte er und entfernte sich von ihrer Tür. Er suchte schleunigst seine Kajüte auf, die bei weitem größer war als die normalen Mannschaftskajüten und stürmte ins Badezimmer. Er ließ kaltes Wasser ins Waschbecken ein und tauchte seinen Kopf unter Wasser.

>Das kann doch gar nicht sein! Wie hat sie das geschafft? Ich war vollkommen Willenlos! Das wirst du mir büßen!<, fluchte Marco in Gedanken und trocknete sein Gesicht ab. Und als endlich diese Röte aus seinem Gesicht verschwand, widmete er sich langsam, aber sicher seiner Schreibtischarbeit. Nach und nach bekam er auch wieder einen klaren Kopf und schaffte es letztendlich, sich mit der Arbeit abzulenken.

Schuldgefühl und die erste Mission

Mittlerweile war ein Tag vergangen und der späte Nachmittag leitete sich langsam ein. Isbjorg wurde grundsätzlich in Frieden gelassen. Ihr wurden keine Arbeiten zugeteilt, sie wurde nicht von Marco angemault und auch sonst hatte sie absolut ihre Ruhe. Und es trieb sie fast in den Wahnsinn! Und zwar Marcos Verhalten, ihr gegenüber. Er machte nicht den Eindruck das er sauer sei, auch nicht das er sie hasste. Er tat etwas viel Schlimmeres. Er ignorierte sie. Und zwar prinzipiell. Als würde sie nicht existieren. Sie versuchte alles. Sie grüßte ihn freundlich, sie grüßte ihn zickig und sie versuchte ihn mit seinem „Lieblingswort“ zu necken. Doch er reagierte nicht. Noch nicht einmal seine Augenbraue zuckte leicht. Es passierte einfach... gar nichts. Am heutigen Mittag, stellte sie sich ihm sogar in den Weg, doch ging er einfach stumm an ihr vorbei, keinen Blick schenkend.
 

Jetzt saß sie mit ihrer Division an Deck und Marco erklärte ihnen, was die nächsten Tage so alles geplant war. Er reagierte auch auf Fragen, nur nicht wenn sie von ihr kamen und aus diesem Grund, saß sie jetzt zwischen Bruno und Sam und kaute sich schuldbewusst auf der Unterlippe herum. Jeder der die beiden und ihre Streits kannten, egal ob Is denjenigen kannte oder nicht, fragte sie was passiert sei. Doch reagierte Isbjorg nicht auf die Fragen. Sie kriegte auch mit, wie Marco mehrmals gefragt wurde, doch winkte er stets ab mit dem Satz „Ich weiß nicht wovon du redest“. Isbjorg hingegen bereute ihre Tat von gestern bitter. Sie hätte alles tun sollen, nur nicht das. Dibellas Magie war unheimlich mächtig und das hatte selbst Marco nicht verdient. Am liebsten hätte sie sich hier und jetzt geohrfeigt.
 

Als auch der Abend langsam dahin zog und er sie immer noch wie Luft behandelte, ging sie geknickt in ihr Zimmer.

„Idiotin!“, zischte sie sich immer wieder zu und zog ein Buch, über die Kunst des Schwertkampfes, aus dem Regal. Lustlos blätterte sie in dem Buch und überflog ein paar Seiten, doch verging ihr sofort die wieder Lust am lesen. Also schnappte sie sich ein Schwert und fing an es zu polieren. Das lenkte sie wenigstens ein bisschen ab. Nach einer Weile warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach Elf und seufzend stand sie auf. Das hatte so keinen Sinn mehr! Sie musste mit ihm reden. Und so atmete sie tief ein und öffnete ihre Tür.
 

Auf dem Weg zu den Kommandanten Kajüten, wurde sie zunehmend langsamer und unsicherer. Sie wunderte sich über sich selbst, denn es war gar nicht ihre Art unsicher zu werden. Schon gar nicht wenn es um eine Entschuldigung ging und sie fragte sich tatsächlich, ob sie das im Laufe der Jahre einfach verlernt hatte. Im Flur der Kommandanten, musterte sie die Türen. Thatch hatte ihr einmal erklärt, dass die Türen mit Zahlen versehen waren, die den Divisionen zugeordnet waren und so hielt sie Ausschau nach der Tür mit der Nummer eins. Vor der richtigen Tür blieb sie stehen, atmete tief durch und sah, das noch Licht bei Marco brannte. Sie hob die Hand, hielt kurz unsicher inne und klopfte dann vorsichtig an.

„Ja?“ brummte es von drinnen und vorsichtig trat sie ein. Marco saß an seinem Schreibtisch und schrieb flink in seinen Unterlagen.

„Hast du mal auf die Uhr geschaut? Außerdem bin ich beschäftigt.“ murmelte er entspannt, ohne sich umzudrehen. Isbjorg schloss die Tür und lehnte sich dagegen.

„Ja, habe ich.“ antwortete sie leise und sie sah, wie seine Muskeln sich anspannten und er inne hielt mit schreiben.

„Marco, ich muss mit dir reden. Bitte hör mir zu.“ flehte sie leise und es sah aus, als würde er nachdenken. Dann schrieb er stumm weiter. Sie seufzte und ging vorsichtig zu ihm. Neben ihm blieb sie stehen und schaute ihn an. Sie sah wie sein Blick starr auf dem Blatt Papier lag und seine Augenbrauen sich zusammengezogen hatten.
 

„Dann sprich.“ murrte er und ihr Gesicht hellte sich auf.

„Es... es tut mir Leid. Ich habe einen riesengroßen Fehler begangen“, flüsterte sie schuldbewusst.

„Schon okay“, brummte er abgehackt und sie schüttelte energisch mit dem Kopf.

„Nein ist es nicht!“, zischte sie.

„Ich bin eine verdammte, sture Idiotin. Und ich hätte alles tun sollen, nur nicht das! Und ich weiß, dafür gibt es keine vernünftige Rechtfertigung, aber ich will es wenigstens versuchen“. Und Marco schaute tatsächlich von seinem Blatt auf, zu ihr. Fragend hob er eine Augenbraue.

„Ich habe dich auf die gemeinste Art und Weise manipuliert, ohne das du dich hättest überhaupt wehren können, denn Magie war im Spiel. Und warum? Nur um meinen Willen durchzusetzen! Und ich weiß auch nicht, warum ich so übertreiben musste. Das war unfair und gemein. Diese Art von Magie verwende ich normalerweise bei Feinden, die mir zahlenmäßig überlegen sind. Und... ich hätte es einfach nicht tun dürfen. Es tut mir wirklich Leid.“ Sie blickte ihm fest in die Augen, die volle Aufrichtigkeit ausstrahlten und nun hob sich auch Marcos zweite Augenbraue.

„Na wie mir scheint, zählst du mich doch so oder so zu deinen Feinden“, meinte er kühl und stand auf. Aber er wirkte scheinbar gelassen und sie schüttelte vehement mit dem Kopf.
 

„Das stimmt nicht! Du bist vielleicht ein nerviger Idiot, mit einer komischen Frisur. Aber du bist nicht mein Feind“, sprach sie erst energisch, doch zum Ende hin immer leiser.

„Sondern?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein leichtes Grinsen.

„Du bist mein Kommandant“, sprach sie mit entschlossener Stimme und augenblicklich wurde ihr bewusst, dass sich nun alles verändert hatte. Eine Veränderung ihrer eigenen Einstellung, im Bezug zur Arbeitsmoral und Unterordnung. Sie hatte ihn akzeptiert, als ihren Kommandanten. Marco legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie zu sich. Mit einem Arm umarmte er sie und drückte sie an sich.

„Ich verzeihe dir und hoffe, dass das nicht nochmal vor kommt. Wir sind eine Division, also müssen wir alle auch ein Team sein, sonst klappt das System nicht. Lass uns die ganze Sache vergessen und von vorne anfangen“, murmelte er und Isbjorg erwiderte seine Umarmung, in dem sie ihre Arme um ihn legte.

„Ja. Danke, für die zweite Chance, Ananasschädel“, flüsterte sie und grinste.

„Zimtzicke“

„Wenigstens bist du jetzt nicht mehr der einzigste Idiot an Deck“, lachte sie leise.

„Ich geb dir gleich Idiot, du Nervensäge“, konterte er grinsend und kniff ihr in die Flanke. Überrascht quietschte sie auf.

„Nicht! So was macht man nicht, Hornochse!“ Und lachend haute sie ihm auf die Schulter.

„Ich bin Pirat, Zwerg. Ich mache grundsätzlich Sachen, die normale Leute nicht machen“, folgte dieser freundliche Konter und er löste die Friedensumarmung auf. Auch sie löste ihre Arme von seinem Rücken und grinste ihn frech an.
 

„Da wir das soweit geklärt hätten: Auch wenn wir beide vermutlich nie beste Freunde werde, will ich versuchen mich besser anzupassen. Aber den Spaß, dich zu ärgern, lass ich mir nicht nehmen“, trällerte sie fröhlich, streckte ihm die Zunge raus und ging Richtung Tür.

„Gute Nacht“, meinte sie noch, mit einem letzten Blick über ihre Schulter zu ihm und öffnete die Tür.

„Dir auch“.
 


 

„Marco mein Sohn, komm bitte zu mir“, sprach Whitebeard und Marco ging zu ihm hin. Es war Morgen, noch recht früh, aber alle hatten ihr Frühstück schon hinter sich. Auf dem Deck tummelten sich viele aus der Crew, aus allen Divisionen. Heute standen keine großen Arbeiten an, deswegen gammelten die Meisten einfach und schlummerten an der Reling, sprachen über allerlei Dinge oder spielten Kartenspiele. Andere trainierten, wie Isbjorg zum Beispiel. Sie ließ sich einige wertvolle Kampftricks von Vista zeigen und übte schon seit zwei Stunden mit ihm. Er war wirklich ein Meister auf seinem Gebiet und Isbjorg war hin und weg, mit ihm trainieren zu dürfen. Auch Vista gefiel es, denn sie war eine gute Schülerin. Praktisch hatte Is viel Erfahrung mit dem Schwert, sie war gut. Aber sie war keine Meisterin, im Gegensatz zu Vista. Im Gegenzug zum Training, versprach sie ihm, dass wenn das Waffenbalsam der Hitze fertig wäre und fehlerfrei funktionieren würde, dürfte er der Erste sein der es ausprobiert.
 

„Unser Kurs ist in der Nähe von High Hill Island und wir haben Nachricht von der Insel erhalten. Seit einigen Wochen plündert eine neue, aber ziemlich brutale Piratenbande die Insel. Es gab auch schon Tote. Ich möchte das du hin fliegst und dir das mal anschaust“, erklärte Whitebeard seinem Sohn und Marco nickte.

„Seid vorsichtig, der Kapitän soll wohl angeblich Teufelskräfte besitzen. Und während ihr unterwegs seid, segeln wir weiter zu Terra Island. Unsere Vorräte werden knapp und Terra Island liegt näher dran. Schafft ihr das?“, fragte der alte Mann und Marco nickte, hielt dann aber inne.

„Ihr? Ich fliege also nicht alleine?“

„Nein. Ich möchte das du Isbjorg mitnimmst. Ich glaube ihr tut das mal ganz gut, außerdem lernt sie dann mal eine unserer Inseln kennen. Lass sie kämpfen, ich möchte wissen wie gut sie ist“, erklärte Whitebeard und Marco nickte.

„Alles klar“, murmelte er und ging zielstrebig auf Isbjorg zu, die gerade grinsend einen Angriff von Vista parierte.

„Nicht schlecht, Kleines. Nicht schlecht“, lobte der Kommandant der fünften Division.
 

„Tut mir leid, ich muss euch unterbrechen. Is, wir haben einen Auftrag“, erklärte Marco kurz und die beiden Schwertkämpfer beendeten ihr Training.

„Auftrag?“, fragte sie und neugierig blitzten ihre Augen auf. Marco nickte.

„Wir sollen zu einer Insel in der Nähe fliegen. Zieh dich um und rüste dich aus, es kommt höchstwahrscheinlich zum Kampf. Den Rest erkläre ich dir auf dem Weg“, sprach Marco und begeistert nickte Is.

„Moment. Fliegen?“, fragte sie und Marco grinste.

„Wirst du schon noch sehen“, meinte er und nickend flitzte sie zu ihrer Kajüte. Schnell zog sie sich um. Heute zog sie ihre dunkle Lederkluft der Dunklen Bruderschaft an, inklusive Kapuze, aber ohne Mundschutz. Dafür war es ihr eindeutig zu warm. Und ihre geliebten Armschoner mit der versteckten Klinge, zog sie ebenfalls drüber. Sie freute sich wahnsinnig. Endlich durfte sie sich beweisen. Und ehe Marco sich versah, stand sie schon wieder vor ihm. Frisch umgezogen, ihr Schwert an der Hüfte, einen Dolch auf der anderen Seite, Wurfmesser am Gürtel und ein entschlossenes Grinsen im Gesicht.

„Können wir?“, fragte sie fast euphorisch und überrascht nickte Marco. Er drehte sich um und ging leicht in die Hocke.

„Steig auf“, forderte er und sie zog eine Augenbraue hoch.

„Bitte was?“, wunderte sie sich und wollte schon los lachen, doch dann fiel ihr die Situation mit dem Wurfmesser ein und den blauen Flammen. Genauso dachte sie daran, wie er aus dem Krähennest sprang. Sie war sich damals nicht sicher ob sie sich das eingebildet hatte, aber war da nicht nach dem Sprung ein blaues Licht?
 

„Na gut, wenn du meinst“, gluckste sie und freute sich weiterhin auf die Mission. Sie legte ihre Arme auf seine Schultern und sprang auf seinen Rücken. Fest presste sie ihre Schenkel gegen seine Hüfte und er lief los. Während des Laufens hüllte sich blaues Feuer um ihn und Isbjorg, und zweifelnd zuckte sie zusammen. Doch war das Feuer nicht heiß und sie vermutete er konnte das kontrollieren. Auch nahm ihre Kleidung oder ihre Waffen keinen Schaden. Marco breitete seine Arme aus, die augenblicklich zu Flügeln wurden und die beiden hoben ab. Isbjorg lachte auf und blickte über ihre Schulter zum Schiff. Die Crew winkte den beiden hinterher. Is erwiderte die Geste und winkte zurück. Marco flog mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, denn das Schiff wurde immer kleiner. Wind peitschte den beiden ins Gesicht und Isbjorgs Kapuze wurde vom Kopf geweht. Glücklicherweise war diese an der Lederrüstung befestigt und flog deshalb nicht weg.
 

„Hey Marco“, rief sie ihm nach einer Weile zu.

„Mh?“, antwortete er ruhig und drehte den Kopf leicht in ihre Richtung.

„Weißt du, dass du die niedlichste Taube bist, die ich je gesehen habe?“, kicherte sie los. Doch fand er das wohl weniger lustig, denn abrupt verringerte er die Geschwindigkeit, in dem er mit den Flügeln in die Gegenrichtung schlug. Isbjorg wäre fast vorne über gekippt.

„TAUBE?!“, knurrte er beleidigt und schnaubte.

„War doch nur Spaß! Ich weiß doch was du darstellst“, verteidigte sie sich kichernd und langsam flog er weiter geradeaus.

„Das will ich auch hoffen,“ brummte er eingeschnappt.

„Na klar doch. Sieht man doch. Ein hübscher Kanarienvogel.“

„WAAAH!“ brüllte er und schloss genervt die Augen. Aber wenigstens machte er keine Vollbremsung mehr.

„Da hinten ist die Insel,“ informierte er Isbjorg und sie blickte in die Richtung. Sie sah, dass die Insel nicht sehr groß war, dafür aber im Hintergrund viele schmale, aber riesige Hügel hatte. Sie sahen aus, wie mit Gras überwucherte Felsnadeln. Einige hatten flache Hügelspitzen, doch die Meisten liefen einfach spitz in den Himmel. Sie sah auch Wald und eine kleine Stadt am Meer.

„Was müssen wir eigentlich machen?“

„Die Insel steht unter Vaters Schutz, doch eine neue Piratenbande macht dort regelmäßig Ärger. Es gab wohl auch schon Tote. Höchstwahrscheinlich ausschließlich Bewohner, die sich wehren wollten. Wir sollen dort aufräumen“, erklärte er und Isbjorg nickte. Langsam setzte Marco zur Landung an.
 

Marco steuerte einen breiten Steg an und bevor er auf dem Holz landete, verwandelte er seinen Körper langsam zurück. Einzig die Flügel blieben noch und federleicht landeten seine Füße auf dem Steg. Die Flügel wurden auch wieder zu Armen und Isbjorg stieg von ihm runter. Sie musterte sich von oben bis unten, denn sie zweifelte immer noch, ob blaues Feuer gesund für Lederkleidung war.

„Ist irgendwas?“ fragte Marco überrascht und sie schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, das ist es ja. Immerhin hab ich kurzzeitig gebrannt.“ Ein Grinsen schlich über sein Gesicht.

„Taten dir die Flammen denn weh?“

„Nein, das nicht. Aber...ach was solls. Ich war nur irritiert. Ich brenne ja nun auch nicht jeden Tag. Lass uns gehen, wir haben zu tun“, murmelte sie und schaute Richtung Hafen. Sie musste sofort an ihr Abenteuer in Cyrodiil denken, bevor dort Krieg ausbrach. Der Baustil der Häuser erinnerte sie nämlich stark an den Baustil von der Hafenstadt Anvil. Weiße, freundlich wirkende Häuser mit roten Ziegeldächern. Marco ging den Steg entlang und Isbjorg folgte ihm.
 

Am Hafen selbst, waren einige Menschen unterwegs, die Marco freundlich grüßten. Freundlich, aber distanziert grüßte er zurück. Isbjorg hingegen wurde nur neugierig gemustert.

„Wirst du dich eigentlich tätowieren lassen?“, fragte Marco und sie blickte ihn fragend an.

„Du meinst so ein Tattoo wie du hast... oder wie Ace?“, fragte Is und Marco nickte.

„Das ist eigentlich üblich bei uns, aber auch freiwillig. Die Meisten aus der Crew lassen sich ein Tattoo stechen, aber es gibt auch welche die ihre Kleidung mit unserem Zeichen versehen“, erklärte er kurz und bog in eine Straße ein. Am Ende der Straße stand ein großen Gebäude, welches eine angenehme Ausstrahlung hatte.

„Ich werde es mir überlegen“, murmelte Is und nickte in Richtung des Gebäudes.

„Dort wohnt der Bürgermeister“, erklärte er ihr. Und auf halben Weg kamen den beiden, nun einige Menschen entgegen gerannt. Vorne weg ein kleiner, dicker Mann. Sein rundes Gesicht, welches knallrot und geschwitzt war, hatte enorme Ähnlichkeit mit einem Schwein. Seine Nasenflüge bebten vor Aufregung und keuchend blieb er vor den beiden stehen. Hinter ihm waren zwei Männer, in einer Wachkleidung und eine junge Frau, die wie eine Sekretärin aussah.
 

„Gott sei Dank! Gott sei Dank! Endlich schickt der gute Whitebeard uns jemanden. Seien Sie gegrüßt, Marco. Ich bin so froh Sie zu sehen. Willkommen auf High Hill Island. Und Ihre reizende Begleitung, sei auch herzlichst gegrüßt“, schnaufte der Mann euphorisch und nickte den beiden erleichtert zu. Marco und Isbjorg nickten zurück.

„Vater sagte, eine Piratenbande macht Ihnen und Ihrer Stadt eine Menge Ärger?“, fragte Marco und der Bürgermeister nickte eifrig.

„Ja. Seid knapp fünf Wochen, kommen sie regelmäßig hier her und plündern alles, was nicht niet und nagelfest ist“.

„Es gab Tote, hörte ich?“, fragte nun Isbjorg und ernst schaute der Bürgermeister sie an.

„Ja, junge Dame. Wir haben versucht uns zu widersetzen und fünf Leute fanden ihren Tod. Erst starben zwei junge Burschen, die die Piraten angreifen wollten. Eine Schande, eine Schande! Die beiden waren noch nicht einmal Volljährig, aber so voller Mut und Tatendrang. Dann eine Frau, die ihren Sohn beschützen wollte. Ihr kleiner Sohn schrie die Piraten an, sie sollen verschwinden und die Frau warf sich zwischen die Piraten und dem Sohn. Und zuletzt zwei gute Männer, die sich weigerten ihr Geld her zu geben.“ erklärte der Bürgermeister verbittert und tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch trocken. Isbjorg warf einen ernsten Blick zu Marco, dieser nickte ihr zu.
 

„Wir kümmern uns um diesen Abschaum“, knurrte der Vize und Isbjorg nickte ernst.

„Danke, vielen Dank. Heute müssten sie wieder hier anlegen. Und wir wissen nicht, wie viele Wochen wir noch durchhalten. Sie nehmen uns alles. Geld, Nahrung und sonstige Wertgegenstände“, fiepte der Bürgermeister aufgeregt und seine Nasenflügel bebten schon wieder.

„Na das nenne ich doch mal Glück. Wir kommen also zur rechten Zeit“, flüsterte Is und Marco nickte.

„Lass uns gehen und diese Piraten begrüßen“, murmelte der Phönix und die beiden gingen zurück zum Hafen. Eine Ewigkeit warteten die beiden. Isbjorg nutzte diese Zeit, um noch einmal ihren Dolch zu schärfen, denn sie hatte immer einen Schleifstein mit. Man wusste ja nie was kommen mag. Gegen Nachmittag entdeckte Marco am Horizont ein Schiff, welches auf direktem Kurs zur Insel lag.

„Es geht los. Ich möchte das du dich um dieses Pack kümmerst. Sollte es brenzlig werden, schreite ich mit ein. Ansonsten lasse ich dir freie Hand“, erklärte er Isbjorg und sie stand auf.

„Es wird mir eine Freude sein,“ schmunzelte sie und Marco stellte sich am Hafen auf, mit verschränkten Armen vor der Brust. Die Menschen am Hafen keuchten entsetzt auf, als sie das Schiff der feindlichen Piraten sahen und verschwanden schleunigst in ihre Häuser. Türen und Fenster knallten zu und wurden verriegelt.
 

Isbjorg stellte sich dicht hinter ihm auf. Da sie, im Verhältnis zu Marco, recht klein war und zudem noch weitaus zierlicher, sah man sie von vorne nicht.

„Und was wird das jetzt?“, fragte der Vize verwirrt.

„Grundregel Nummer Eins, der Assassinen Ausbildung: Vor einem anstehenden Kampf, nutze alle Vorteile deiner Umgebung aus. Da es aber hier nicht viel gibt, was man nutzen könnte, springe ich direkt zu Regel Zwei: Gehe in Deckung und studiere deinen Gegner. Da man aber auch nicht gut hier in Deckung gehen kann, musst du als meine Deckung herhalten. Wenn sie da sind, verschaff mir bitte ein bisschen Zeit, damit ich die Lage spionieren kann und mich bestmöglich für den Kampf wappnen kann. Keine Sorge, ich bin geübt in diesem Gebiet. Es wird nicht lange dauern“, erklärte sie ausführlich.

„Okay...“, murrte er und schaute dem Schiff entgegen. Sie waren schon sehr nahe und beide konnten das Schiff jetzt studieren. Es war ein mittelgroßes Schiff, schwarz-rot gestrichen und sah ziemlich ramponiert aus. Auch war die Lackierung sehr schäbig, denn die Farbe blätterte schon großflächig ab. Die Flagge zeigte einen Totenschädel, in dem zwei Dolche steckten und mit gekreuzten Knochen hinter dem Schädel. Also ziemlich unspektakulär. Die Galionsfigur zeigte eine ziemlich ramponierte Meerjungfrau.

„Na Hauptsache die Brüste werden poliert. Ich wette die prügeln sich darum, wer diese Arbeit nun ausführen darf“, zischte Isbjorg und Marco lachte leise auf.
 

„Aber das verrät doch schon eine Menge über diese Möchtegern Piraten. Der Größe des Schiffes zu urteilen, ist die Mannschaft nicht wirklich groß. Zehn bis Fünfzehn Männer. Ich schätze eine reine Männermannschaft, die Frauen nur als Nutztiere ansehen. Das verrät mir zumindest die Galionsfigur. Dem Zustand des Schiffes zu urteilen, scheren sie sich einen Dreck darum. Ich denke sie sind ein versoffener, unsauberer Haufen“, flüsterte Isbjorg und Marco nickte anerkennend. Wenn sie recht hatte, war das schon erstaunlich.

„Bist du sicher, die sehen dich nicht gleich?“, fragte der Vize leise und beobachtete, wie das Schiff im Hafen anlegte.

„Wenn ich nicht will, dass sie mich sehen, dann sehen sie mich auch nicht. Keine Sorge, Ananasschädel. Ich habe einige Jahre Erfahrung auf dem Gebiet“, erklärte sie und seine Augenbraue zuckte kurz. Er hasste diesen Kosenamen, doch war das nicht die rechte Zeit zum streiten. Grölend und lachend sprangen die Männer von Bord. Marco zählte genau zwölf Männer und zwar NUR Männer. Und wie Isbjorg voraus sagte, sahen sie ziemlich ungepflegt aus. Ein paar schwenkten Rum Flaschen. Nun sahen sie Marco und bauten sich vor ihm auf, in etwa zehn Metern Entfernung.

„Na wen haben wir denn da?!“ zischte ein großer, hässlicher Mann in einem zerfetzten Mantel. Marco vermutete das dieser Schandfleck der Kapitän war.
 

„Wenn ihr diese Stadt erneut plündern wollt, müsst ihr erst einmal an mir vorbei“, sprach er kühl und lächelte herausfordernd. Die Männer fingen an zu grölen.

„Du halbe Portion, willst uns aufhalten? Du und welche Armee?“ fragte der Käpt´n und schüttelte sich vor Lachen. Sie wussten nicht wer er war, denn er hatte ja noch immer die Arme vor der Brust verschränkt, welche sein Tattoo größtenteils verdeckten.

„Fertig“, flüsterte Isbjorg. Um Marcos Bauch schlangen sich nun langsam ihre Arme, die Hände blieben mit gespreizten Fingern auf dem Bauch liegen. Überrascht beobachteten die Männer ihre Hände. Ihr Kopf lugte nun an Marcos linker Seite hervor und schmiegte sich an seine Schulter.

„Und diese Schluffis sind meine Gegner? Ist ja traurig“, flüsterte sie und Marco nickte.

„Was soll dieses Gekuschle? Du wirst doch wohl nicht wieder...“, fing Marco an zu sprechen, doch unterbrach sie ihn gezielt.

„Keine Sorge. Schau wie sie mich schon anstarren. Bei diesem Haufen brauch ich die Macht meiner Göttin nicht. Überlass das jetzt einfach mir. Das wird ein Spaß werden. Und spiele einfach mit“, flüsterte sie zurück und löste sich von ihm. Langsam bewegte sie sich und stellte sich schräg vor Marco.
 

„Na wen haben wir denn da nun? Hallo Schönheit, das nenne ich ja mal ein gelungenes Geschenk“, johlte der Kapitän auf und verschlang sie schon mit seinem Blick.

„Seid ihr diese starken Piraten, von denen ich schon so viel gehört habe?“, fragte Isbjorg mit gespielter Bewunderung. Stolz lachte der Käpt´n auf.

„Ganz recht. Diese Insel gehört jetzt uns und wir plündern sie, wie es uns passt“ lachte der Käpt´n dreckig.

„Wirklich? Das ist ja erstaunlich. Ihr seid wirklich beeindruckend, meine Herren. Aber ihr wisst schon, das die Insel unter dem Schutz von Whitebeard steht?“, säuselte Isbjorg und mimte bewusst die Dumme. Marco gluckste leise.

„Whitebeard? PAH! Der alte Sack ist für uns keine Herausforderung. Er ist doch nur noch ein alter Tattergreis. Ich könnte ihn mit einem Schlag in Grund und Boden stampfen!“, prahlte der Kapitän los und seine Mannschaft johlte ihm begeistert zu.

„Wooooow, hihi, ihr seid wirklich starke Männer“, seuselte sie weiter und drehte sich um zu Marco. Dabei schwang sie bewusst lasziv die Hüfte und die Männer lechzten los. Einige pfiffen ihr zu und ergötzten sich an ihrem Hintern.

„Mein Bruder. Bitte leg dich nicht mit diesen starken Männern an. Sie können sogar den berüchtigten Whitebeard bezwingen. Bitte denk doch an unsere kranke Mutter“, flehte sie mit einem so schauspielerischen Talent, dass Marco fast lauthals losgelacht hätte. Doch zwang er sich dazu ruhig zu bleiben und mit zu spielen. Er legte eine besorgte Miene auf und nickte.
 

„Bitte, Piraten. Verschont meinen Bruder“, flehte sie und drehte sich langsam um. Erneut pfiffen die Männer und der Kapitän leckte sich über die Lippen.

„Wir verschonen ihn, wenn du zu uns an Deck mit kommst. Unser Schiff braucht dringend noch ein paar heiße Kurven“, sprach der Käpt´n und seine Augen blitzten feurig auf.

„Zu euch mit an Deck? Ist das wirklich euer Ernst? Ich darf mit euch kommen?“ rief sie diesem Abschaum begeistert entgegen und alle nickten einstimmig.

„Oh wow. Ich komme wahnsinnig gerne zu euch rüber, ihr großen, starken Männer“, und ein verschmitztes Lächeln legte sich über ihre Lippen. Während sie sprach, hatte sie ihre Arme nach hinten gestreckt gehalten und Marco bemerkte, wie sie an ihrem linken Armschoner etwas löste. Langsam bewegt sie sich auf die Piraten zu und diese konnten es kaum erwarten sie zu empfange... und vermutlich auch zu begrapschen.
 

Etwa drei Meter vor der Mannschaft, wurde Isbjorgs Gang schneller.

„Und wie gerne ich zu euch rüber komme, Abschaum!“ Sie setzte zu einem Sprint an und kurz vor dem Kapitän, sprang sie in die Luft. Ihr linkes Handgelenk beugte sich nach hinten, wodurch die versteckte Klinge nach vorne schoss. Und ehe der Kapitän merkte was geschah, rammte sie ihm, noch im Sprung, die Klinge seitlich in den Schädel. Kurz japste er noch überrascht auf und sackte dann wie ein Mehlsack zu Boden. Is zog die Klinge heraus, schloss dem toten Kapitän die Augen und machte eine Rolle nach vor. Sie sprang erneut und landete geschickt auf einer Kiste. Die geschockte Mannschaft schauten blutrünstig und mit hasserfüllten Augen zu ihr und zogen ihre Waffen. Is hingegen hob ein Bein zum Schwung holen und war den Männern zwei Wurfmesser entgegen. Beide trafen jeweils ein Ziel, nämlich genau zwischen die Augen, zweier Piraten. Die verbleibende Crew stürzte auf sie zu. Isbjorg zog ihr Schwert und sprang in die Crew hinein. Geschickt parierte sie die Schwerthiebe und startete ein Gegenkonter nach dem anderen. Weitere zwei Männer fielen. Marco hatte derweil das Schiff im Visier. Es gab wohl noch einen dreizehnten Mann. Der hatte sich an Deck versteckt und zielte mit einer Pistole auf sie. Blitzschnell schoss Marco nach vorne und sein rechter Arm wurde zu einem Flügel, als der Mann abdrückte. Schützend hielt er den Flügen nach vorne und wehrte die Kugel ab. Mit einem flinken Angriff, machte Marco auch diesen Feigling unschädlich.
 

Isbjorg bemerkte sein schnelles Einschreiten und warf ihm einen dankbaren Blick zu. Marco beobachtete weiter das Geschehen und wie sie sich im Kampf schlug. Er musste zugeben, dass sie sehr geschickt war. Ein Schwert schlug nach ihr und sie duckte sich augenblicklich, rammte dem Besitzer ihr eigenes Schwert in den Fuß und dieser heulte voller Schmerz auf. Als er sich kurz darauf nach vorne beugte, riss sie ihr Schwert nach oben und verletzte ihn tödlich. Immerhin ging der Schnitt ihm bis zum Kinn. Doch ein andere nutzte den Fall seines Kameraden aus und rammte Is mit voller Wucht sein Schwert durch die Schulter. Wütend knurrte sie auf, drehte ihr Schwert in der Hand und stieß es nach hinten. Somit schaltete sie den nächsten aus, indem sie ihn aufspießte. Der Nächste nutzte seine Chance, holte aus und sie konnte nicht mehr rechtzeitig parieren. Nach seinem Angriff blieb ein tiefer Schnitt an ihrer Flanke zurück. Marco schaute entsetzt auf und schwang sich in die Lüfte. Er griff die restlichen Männer mit seinen Teufelskräften an und kickte einen nach dem anderen zu Boden. Isbjorg erledigte die Gefallenen dann endgültig.
 

Sie stieg über die toten Piraten und bewegte sich vorsichtig von ihnen weg. Marco folgte ihr flink, denn sie zog eine Blutspur hinter sich her. Eine Spur aus ihrem eigenen Blut. Gerade als er sie einholte, schwankte sie und sackte in sich zusammen. Ein Gentleman, wie Marco nun mal sein konnte, fing er sie auf und blickte besorgt ihre Wunden an.

„Is?“, fragte er und klopfte ihr gegen die Wange.

„Mh?“, murrte sie leise und öffnete die Augen.

„Du bist verletzt! Es tut mir leid, ich habe zu langsam reagiert“.

„Ach quatsch. Das is nich schlimm.... ich muss mich nur kurz ausruh´n“, nuschelte sie und ihre Augen fielen wieder zu. Marco reagierte schnell und zeriss sein Hemd, ohne darüber nachzudenken. Mit den Fetzen drückte er ihre Wunden ab und verband sie prophylaktisch. Dann hob er sie hoch und brachte sie schleunigst zu dem Arzt auf dieser Insel.

Sehnsucht

Der Arzt versorgte, so gut er nur konnte, Isbjorgs Wunden. An der Schulter legte er einen festen Druckverband an, die Wunde an der Flanke wurde genäht. Marco wartete vor dem Behandlungszimmer und ärgerte sich schwarz, dass er so langsam reagiert hatte. Wäre er eher eingeschritten, wäre sie nicht verletzt worden. Aber er wollte sehen wie weit sie gehen konnte. Und nun lag sie da und musste geflickt werden. Er fühlte sich wie der letzte Idiot.
 

Die Tür zum Behandlungsraum öffnete sich und der Arzt trat heraus.

„Die Wunden sind versorgt und noch schläft sie. Sie hat viel Blut verloren und sollte über Nacht hier bleiben“, erklärte er und Marco schüttelte mit dem Kopf. Auch wenn sein Blick in Sorge war.

„Das geht nicht. Wir müssen zurück auf unser Schiff. Unser Schiff liegt bei Terra Island, das ist nicht so weit. Aber eine Nacht hier bleiben geht nicht“, versuchte Marco die Situation zu erklären und der Arzt seufzte.

„Dann warten Sie aber wenigstens bis sie aufwacht. Dann soll sie das selbst entscheiden, ich kann sie immerhin nicht zwingen sich hier auszukurieren“, murmelte der Arzt und Marco nickte.

„Natürlich, Doc. Kann ich trotzdem zu ihr?“ Und der Arzt nickte auf seine Frage.

„Aber seien Sie bitte leise. Das Mädchen braucht wirklich Ruhe“.
 

Marco betrat leise den Raum und schaute zu den Betten. Dort lag sie, friedlich schlummernd, mit sauber eingebundenem Oberkörper. Marco nahm sich einen Stuhl und stellte ihn an ihr Bett. Er setzte sich und beobachtete sie, mit schuldbewusstem Blick. Er sah, dass sie trotz Beruhigungsmitteln, unruhig schlief. Immer wieder zuckten ihre Augenbrauen zusammen und die Augen selbst, bewegten sich unruhig unter dem geschlossenen Lid. Grübelnd musterte der Phönix sie und fragte sich, wovon sie träumte. Er glaubte nicht, dass sie von dem vorherigen Kampf schlecht träumte, dafür wirkte sie während des ganzen Szenarios zu selbstsicher. Leise brummte Isbjorg auf und ihr Kopf zuckte nach rechts.

„Farkas...“, murmelte sie. Marco hob eine Augenbraue.

„Pass auf...“, nuschelte sie und ihr Kopf schnellte nach links. Marco wurde unruhig und am liebsten hätte er sie geweckt, denn er spürte das sie nicht nur schlecht träumte, sondern der Traum sie regelrecht quälte. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und ihre Lippen zitterten.

„NEIN!“, rief sie laut und schnellte hoch. Keuchend atmete sie aus und griff sich an die Flanke. Kurz darauf fasste sie sich an die verletzte Schulter.

„Autsch...“, nuschelte sie und blickte sich irritiert um. Sie entdeckte Marco und blinzelte verwirrt.

„Marco?... Ähm... Was geht hier vor?“, fragte sie, entspannte sich aber langsam wieder.

„Deine Wunden wurden behandelt. Wie geht es dir?“
 

„Ich weiß nicht. Es tut weh, aber es geht schon. Eigentlich bin ich nur furchtbar müde“, antwortete sie und blickte betreten ihre Decke an. Besorgt musterte er ihr Gesicht.

„Wer ist Farkas?“, fragte er leise und ihr Gesicht schnellte in seine Richtung. Ihre Augen waren weit aufgerissen und die Pupillen verengten sich. Sofort wurde ihr verwirrter Blick eiskalt.

„Das geht dich nichts an!“, zischte sie und er nickte vorsichtig.

„Der Arzt meint, du sollst die Nacht hier bleiben und dich auskurieren“, wechselte er das Thema und ihre Gesichtszüge entspannten sich.

„Das geht aber nicht! Wir müssen zurück auf das Schiff. Vater wartet bestimmt schon auf uns,“ antwortete sie und Marco grinste.

„Das Gleiche hab ich dem Arzt auch schon gesagt, aber er blieb stur“. Und kaum hatte Marco den Satz zu Ende gesprochen, ging die Tür auf und der Arzt eilte hinein.

„Was war das für ein Schrei.... Oh... Sie sind wach, junge Frau“, stellte er fest und schaute Marco wütend an. Marco hingegen hob abwehrend die Hände.

„Hey, hey... Ich bin nicht schuld. Sie wurde von alleine wach“.

„Er hat recht. Ich habe schlecht geträumt und wurde wach. Entschuldigung, falls Sie sich erschreckt haben“, verteidigte Isbjorg ihre Lieblings Nervensäge und lächelte den Arzt beschämt an.

„Na ja gut. Sie wurden von einem Schwert durchbohrt. Das ist schon ein traumatisches Erlebnis“, faselte der Inselarzt und Isbjorg zog fragend eine Augenbraue hoch. Doch beließ sie es dabei, denn es war eh nicht wichtig.

„Ich möchte zurück aufs Schiff. Und zwar jetzt“, forderte Is und der Arzt seufzte.

„Ich kann Sie sowieso nicht zwingen hier zu bleiben. Aber ruhen Sie sich gut aus und lassen Sie sich noch einmal intensiv von Ihrem Schiffsarzt untersuchen“.
 

Nachdem beide die Praxis verlassen hatten, schauten sie noch einmal beim Bürgermeister vorbei, der sie mit Dank überschüttete. Der Arzt verlangt übrigens kein Geld von den beiden, denn immerhin hatten sie die Stadt gerettet. Nachdem auch das alles erledigt war, organisierte der Phönix ein kurzes Seil.

„Wofür ist das denn gut?“, fragte Isbjorg neugierig.

„Damit binden wir deine Arme vor meiner Brust fest“, erklärte er und Is legte irritiert den Kopf schief.

„Warum das denn? Ich denke nicht, dass das nötig ist“.

„Nur zur Sicherheit. Du stehst unter Beruhigungsmittel und bist verletzt. Der Arzt meinte du hast viel Blut verloren und nur für den Fall, dass du während des Fluges bewusstlos wirst oder einschläfst“, erklärte er genervt, weil er wusste sie suchte schon wieder Streit.

„Ich bin kein Weichei!“, zischte sie und Marco blickte sie grimmig an.

„Das weiß ich doch! Aber sicher ist sicher. Was ist, wenn doch und du fällst ins Meer? Ich kann dich nicht retten und das solltest du wissen!“ zischte er zurück. Sie schnaubte beleidigt, nickte dann aber. Marco ging mit dem Rücken zu ihr in die Hocke, denn sie saß auf einer Bank am Hafen. Schmollend legte sie die Arme um ihn und er verknotete sicher das Seil um ihre Unterarme und Handgelenke.

„Auf geht´s“, rief Marco und sie schlang wieder die Beine um ihn. In gebeugter Haltung lief er los und verwandelte sich nach und nach in einen Phönix, bis sie abhoben.
 

Nach einer Weile in der Luft spürte Marco das Gewicht ihres Kopfes an seiner Halsseite. Noch war sie zwar wach, aber wurde immer schläfriger.

>Diese warmen Federn... Ich werde ganz schläfrig. Ich hab das Gefühl ich liege auf einem warmen, weichen Kissen... verdammt er hatte recht...<, schossen ihr diese Gedanken durch den Kopf. Selbst ihre Gedanken wurden schläfrig und ihre Augen fielen zu.
 


 

Langsam dämmerte es, als Marco einen Landeanflug auf die Moby Dick startete. Es war viel los an Deck, denn Haruta und Vista lieferten sich einen spektakulären Schwertkampf. Doch als sie Marco bemerkten, beendeten sie den Kampf und warteten auf seine Ankunft. Auch Whitebeard schaute Marco entgegen. Er hatte sich schon Sorgen gemacht und war erleichtert, dass beide nun wieder zurück kamen. Während der Landung verwandelte Marco seinen Körper langsam zurück, so dass nur noch seine Flügel da waren. Vorsichtig landete er, verwandelte seine Flügel zurück in Arme und hielt Isbjorg direkt an den Beinen fest. Sie hingegen lag mit der Wange an seiner Halsbeuge und schlief tief und fest vor sich hin. Dank ihres komatösen Tiefschlafes, bekam sie rein gar nichts von dem Geschehen um sich herum mit. Denn alle kamen auf Marco zu gerannt und blickten beiden irritiert an.
 

Marco hatte sein Hemd weggeschmissen, nachdem er es in Stücke gerissen hatte, um ihre Wunden zu versorgen. Isbjorg war ebenfalls um ein Kleidungsstück leichter. Das Oberteil ihrer Lederrüstung war nun um ihre Hüften gebunden, damit es zu keiner Reibung mit dem Verband kam. Ihr Oberkörper war mit einem dicken Verband umwickelt, der von der linken Schulter bis zum Beckenkamm reichte. Marco wurde mit Fragen überschüttet, doch zischte er alle zusammen.

„Shhhhht! Ihr seht doch das sie schläft“, knurrte er alle an und Whitebeard kam auf ihn zu.

„Was ist passiert?“, fragte er leise.

„Erzähl ich dir gleich. Ich bring sie erst mal in ihre Kajüte“, sprach Marco leise und Whitebeard nickte.
 

In ihrer Kajüte drehte er sich langsam mit dem Rücken zum Bett und beugte sich vorsichtig nach hinten. Er legte sie ab und schlüpfte direkt unter ihren Armen heraus. Dann löste er noch vorsichtig das Seil von ihren Armen. Isbjorg schmatzte kurz im Schlaf und rollte sich dann brummend auf die Seite. Ein Schmunzeln schlich sich in sein Gesicht und er deckte sie zu. Dann verließ er ihre Kajüte wieder und eilte zu Vater, um ihm Bericht zu erstatten.
 

Natürlich nahm Marco die Berichtserstattung wie immer sehr ernst und ließ kein Detail aus.

„Gurararara~!“, lachte Whitebeard lautstark los.

„Sie ist ein Fuchs. Und eine geschickte Kämpferin, Gurarara~. Marco, mein Sohn. Jetzt schau nicht so schuldbewusst. Ich glaube unsere Isbjorg, ist zäher als sie aussieht. In ein paar Tagen wird sie wieder an Deck rumspringen und die Alte sein“, lachte Whitebeard und Marco nickte langsam.
 


 

Die Nacht brach langsam herein, als Isbjorg erwachte. Sie fühlte sich zitterig, aber wenigstens war sie nicht mehr so müde. Sie erkannte sofort, dass sie in ihrer Kajüte lag, denn Dämmerbrecher tauchte das Zimmer in ein sanftes Licht. Ihre Schulter pulsierte verschwörerisch und auch ihre Flanke brannte wie Feuer. Vorsichtig schob sie ihre Decke bei Seite und stand langsam auf. Stets mit Bedacht, damit ihre Wunden so wenig wie möglich schmerzten. Vorsichtig ging sie zu ihrem Kleiderschrank und öffnete diesen. Sie brauchte dringend frische Kleidung, denn sie steckte ja noch immer in ihrer Lederhose und ihr Lederhemd war um die Hüfte gebunden. Ihre Finger tasteten neben der Tür nach dem Lichtschalter und als ihr Zimmer nun hell erleuchtet war, musterte sie das Innere ihres Schrankes. Sie zog sich eine einfache Stoffhose und ein weites T-Shirt an, damit es ja nicht auf die Schulter drückte.
 

Sie brauchte dringend frische Luft, also zog sie sich eine Jacke über und verschwand raus auf den Flur. Es war zum Glück noch nicht alles dunkel in dem Flur, denn einige Lampen leuchteten noch. Also vermutete sie, waren noch nicht alle im Bett. Sie ging langsam Richtung Deck und öffnete die Tür. Hier allerdings, war es stockdunkel. Sie hob ihren gesunden Arm nach oben, spreizte die Finger und flüsterte einige Worte in einer fremden Sprache. Sie war nie wirklich gut in der Magie, beherrschte jedoch ganz gut die Zerstörungsmagie und die Grundlagen der anderen Magiegebiete. Immerhin konnte sie die einfachen Heilungszauber, Lichtzauber und auch die Zerstörung in Form von Blitz, Eis und Feuer war ihr nicht fremd. Und so formte sie den Zauber „Kerzenschein“ um sich ihre Umgebung zu erhellen. Mit einem leisen rauschen entflammte über ihrem Kopf eine hell leuchtende Kugel, die ihr für einen bestimmten Zeitraum auch folgen würde.
 

Marco, der gerade einschlafen wollte, schreckte zusammen, als draußen auf einmal ein grelles Licht aufblitzte. Er sprang aus dem Bett und lief zu seinem Bullauge. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er aufs Deck. Das Licht hörte auf so grell zu strahlen und schien nun mild einher. Er sah wie Isbjorg an Deck stand und mit einem Lächeln die kühle Meeresluft einsog. Marco hörte, dass er nicht der Einzige war der sich wohl erschreckt hatte, denn auf dem Flur hörte er eilige Schritte. Flink zog er sich eine Hose über und verließ auch das Zimmer. Er wollte wissen, wie es ihr ging.

Als er raus aufs Deck kam, stand Izou bei Isbjorg und leise unterhielten sie sich. Mit einem Räuspern näherte er sich und wurde von beiden angestarrt. Er hob zum Gruß die Hand.

„Hallo Marco“, flüsterte Isbjorg und lächelte ihm vorsichtig zu.

„Danke nochmal, für die Mühe. Also, dass du dich um mich gekümmert hast und mich sicher zurück aufs Schiff gebracht hast“, nuschelte sie beschämt und Izou zog eine Augenbraue hoch.

„Kein Problem“, antwortete er und gesellte sich neben die beiden.

„Ach was... Es gibt also doch noch freundliche Worte zwischen euch beiden?“, stellte Izou fest und gluckste.
 

„Manchmal“, gluckste nun Is und streckte Marco frech die Zunge raus.

„Ich geh mal wieder ins Bett. Bitte veranstalte in Zukunft keine Feuerwerke mehr vor den Zimmern. Ich habe mich furchtbar erschreckt und dachte jemand greift uns an“, bat Izou und Is nickte.

„Ja. Entschuldige nochmal. Ich habe nicht nachgedacht“, entschuldigte sich Is und Izou nickte.

„Gute Nacht“, murmelte er freundlich und verschwand wieder nach drinnen.

„Wie geht es dir?“, fragte Marco in ehrlicher Sorge.

„Och, eigentlich ganz gut. Mir ist noch ein bisschen schwindelig und die Schulter, sowie die Flanke schmerzt, aber es ist auszuhalten. In ein paar Tagen bin ich wieder Fit“, murmelte sie und die Lichtkugel über ihrem Kopf erlosch.

„Was war das eigentlich?“, fragte der Vize irritiert.

„Ein Standard Zauber aus der Schule der Veränderung“, erklärte sie ihm und er nickte verwirrt.

„Dort wo du her kommst, scheint ihr ja viel mit diesem Hokus Pokus am Hut zu haben“, grübelte er und sie gluckste belustigt auf.

„Na ja. Die Nord sind keine wirklich Freunde der Magie. Wir haben unsere eigene Magie. Aber ich war damals neugierig und bin zur Magierakademie gegangen. Und einfacher Hokus Pokus ist das sicher nicht. Je mehr man sich mit einer Schule beschäftigt, desto intensiver wird sie. Ich wollte meine Fähigkeiten in der Schule der Zerstörung studieren, aber sehr weit kam ich nicht. Es warteten andere Herausforderungen. Aber wäre ich Meister in dieser Schule, dann könnte ich so manch schreckliche Zauber üben. Feuerstürme wie Ace zum Beispiel. Oder ich könnte ein ganzes Blitzgewitter auf meine Gegner herab prasseln lassen. Oder in einem Eissturm meine Gegner in Eisblöcke verwandeln. Magie ist mächtig, zumindest auf unserem Kontinent“, erklärte sie leise und blickte verträumt in den Himmel.
 

„Ich muss mir ein bisschen die Beine vertreten, kommst du mit?“, fragte sie leise und Marco nickte. Schweigend schlenderten sie nebeneinander her. Eine dicke Wolke schob sich vom Mond weg und der kleine Vollmond schickte sein weißes Licht auf das Schiff. Traurig seufzte Is.

„Selbst die Nächte hier sind trostlos...“, hauchte sie dem Mond entgegen.

„Wie meinst du das?“, fragte Marco und zog eine Augenbraue hoch. Mit einem begeisterten Grinsen im Gesicht drehte sie sich zu ihm.

„In meiner Heimat... Da ist sogar der Nachthimmel ein Abenteuer. In vielen Nächsten strahlen über den ganzen Nachthimmel Nordlichter. Sie schillern in sämtlichen Farben, mal ein tiefes Blau, mal findet man Orange und Grün in den Lichtern, aber meistens strahlen sie Hellblau und Türkis. Und dann unsere Monde. In unserer Göttersphäre existieren zwei Monde. Masser und Secunda, heißen sie. Masser ist ein riesiger, rötlicher Mond. Secunda ist kleiner und ähnelt farblich diesem Mond hier. Aber selbst Secunda ist um einiges größer als der da“, erzählte sie ihm voller Begeisterung und ihre Augen strahlten. Er musste schmunzeln. Wenn sie so begeistert schaute, wirkte sie eher wie ein kleines Mädchen, nicht wie eine erwachsene Frau, Ende Zwanzig.
 

Doch kurz nach ihrem Anflug der Begeisterung, nahm ihr Gesicht wieder die gewohnt harten Gesichtszüge an, die in ihrem Volk wohl normal waren. Auch Olaf hatte diese Gesichtszüge, wie Marco längst bemerkt hatte. Sie lehnte sich an die Reling und schaute traurig auf ihre Hände.

„Erzähl mir was von dieser Göttersphäre, von der du dauernd sprichst. Ich versteh das nicht“, forderte Marco sie leise auf. Überrascht blickte sie ihn an.

„Das ist schwierig zu erklären. Unser Land liegt in einer Sphäre, die von Neun Göttern beschützt wird. Stell dir das einfach wie eine riesige Kuppel vor. Sie schottete uns quasi von eurer Welt ab, was uns aber gar nicht störte, denn wir wussten davon auch nichts. Bis vor einigen Jahren zumindest. Und ihr auch nicht von uns, deswegen konnte auch die Weltregierung Tamriel nicht in seine Fuchtel nehmen. Tamriel ist übrigens unser Kontinent. Eure Welt erlebte ihren Fortschritt und wir unseren, mit enormen unterschieden. Unsere Götter schenkten uns viel. Zum Beispiel die Magie der Alten, die du bei mir schon gesehen hast, eine einzigartige Welt, den Nachthimmel, der sich so von eurem unterscheidet und auch eine Prophezeiung. Die genauen Einzelheiten weiß ich nicht mehr, weil über die Jahrhunderte diese Prophezeiung immer mehr in Vergessenheit geriet. Doch wenn alle diese Schritte der Prophezeiung eintreten, bedeutet dass das Ende der Welt. Und Schritt für Schritt erfüllte sie sich. Und fast wäre es zum Untergang gekommen, doch konnte dieses Monstrum aufgehalten werden. Dann kam noch dazu, dass die Anbetung eines Gottes verboten wurde. Talos...Es kam zu einem furchtbaren Krieg und das Gleichgewicht kam ins Schwanken. Die Göttersphäre bekam Risse. Und dann wurde uns eure Welt offenbart, die ich erkunden wollte. Das war vor drei Jahren“, schwer seufzte sie und schüttelte den Kopf.
 

„Und der Bürgerkrieg ist immer noch nicht entschieden. Sie kämpfen immer noch!“ Und ein verbittertes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

„Ich erhalte häufiger Kunde aus meiner Heimat, bevor du fragst“, nuschelte Isbjorg und Marco nickte ernst.

„Vermisst du deine Heimat?“ Und Isbjorg nickte.

„Wie verrückt, aber ich kann nicht mehr zurück. Der Druck würde mich vernichten. Dovahkiin, Held des Volkes. Laufbursche für jeden. Dovahkiin steht an jeder Front ganz vorne und zieht in jeder Schlacht zuerst das Schwert. Das wäre meine Schicksal geblieben, wenn ich nicht gegangen wäre“, knurrte sie und verzog das Gesicht.

„Ich träume oft davon, wie ich durch die Schnee und Berglandschaft reite, oder wie ich Höhlen erkunde. Wie ich durch Stadttore schreite, mit meinen ehemaligen Gefährten feiere und so weiter. Aber das Heimweh ist nicht mehr so schlimm wie noch vor drei Jahren“. Sie schloss die Augen und musste wieder an damals denken.
 

„Ich wäre jetzt gerne ein bisschen alleine“, nuschelte sie und Marco nickte.

„Aber leg dich später noch eine Runde schlafen. Die Nacht ist noch lang und du musst wieder Fit werden“, murmelte der Vize und Is nickte. Dann ging er langsam wieder zurück.

„Danke...“, flüsterte sie und Marco drehte sich fragend um.

„Wofür?“

„Fürs zuhören.“ Er nickte ihr zu, winkte zum Abschied und verschwand in die Dunkelheit.

Isbjorg hob den Kopf und blickte zum Himmel. Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe und sehnte sich nach ihrem Heimathimmel. Eine einsame Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange und wurde augenblicklich von ihr weg gewischt.

Krankenschein, muss auch mal sein

Am nächsten Morgen quälte sich Isbjorg langsam aus dem Bett. Für ihre Verhältnisse, war es ziemlich spät, doch war sie immerhin die halbe Nacht auf dem Deck unterwegs gewesen. Langsam schlenderte sie zum Speisesaal, in dem auch noch nicht viel los war. Whitebeard saß da. Und wie nicht anders zu erwarten, Marco. Auch Izou und Vista saßen im Raum, sowie ihr Stammesbruder Olaf aus Vistas Division, Sam und Bruno aus ihrer eigenen und auch Thatch schlich im Saal umher.

„Guten Morgen“, begrüßte Isbjorg die Hand voll Leute, welche sie freundlich zurück grüßten. Die kleine Gruppe hatte sich an den Tisch zu Whitebeard gesetzt und sie tranken alle ihre „Guten-Morgen-Kaffee“. Is setzte sich zwischen Izou und Sam und wurde von diesen besorgt gemustert. Vor allem Sam wirkte besorgt, denn sie hatte noch gar nicht die Möglichkeit gehabt, mit Isbjorg zu sprechen.

„Is, wie geht es dir?“, fragte Sam. Isbjorg musterte kurz ihre Divisionskollegin. Die junge Frau war eine tüchtige Kämpferin, mit zwei Dolchen. Sie war klein, flink und wurde auch gerne Teufel gerufen, aufgrund ihrer feuerroten, lockigen Haare. Is verstand sich prächtig mit ihr, weil auch Sam einen sehr ausgeprägten Sarkasmus besaß.
 

„Danke, mir geht es so weit gut. Die Schmerzen sind nicht so schlimm, aber die eingeschränkte Bewegung stört mich sehr. Außerdem spannen die Fäden an der Flanke“, erklärte die Nordfrau und verzog das Gesicht.

„Du lässt dich heute auch noch einmal von unserem Arzt untersuchen“, meinte Whitebeard und musterte sie eindringlich.

„Das sowieso, Vater. Ich will nicht, dass sich die Wunden entzünden. Je schneller sie heilen, desto eher bin ich wieder Fit“, sprach sie und lächelte mild.

„Und bis das soweit ist, schonst du dich“, murmelte Marco, schlug die Zeitung auf und schlürfte an seinem Kaffee.

„Heißt das ich bin vom Deck putzen befreit?“, fragte Is uns grinste frech.

„Ich habe ja keine andere Wahl, als dich von den Schiffsarbeiten zu befreien. Also freu dich und genieße die freie Zeit“, nuschelte er und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seiner Zeitung.

„Nein, freie Zeit wohl kaum. Jetzt hab ich wenigstens die Zeit, mich intensiv mit meinen Studien für das Waffenbalsam zu beschäftigen“, erklärte Is und Vista horchte auf.

„Das klingt gut. Ich kann es kaum erwarten das auszuprobieren“, meinte dieser und zupfte sich gedankenverloren am Bart. Thatch trat an den Tisch heran, grinste Is wie eh und je fröhlich an und stellte eine dampfende Tasse Kaffee vor ihrer Nase ab.

„Oh..., vielen Dank“, trällerte sie ihn an und nippte an der Tasse.
 

...
 

Im Verlauf des Morgens, als jeder sein Frühstück hinter sich gebracht hatte und die Arbeiten verteilt waren, suchte Isbjorg eine sonnige und vor allem ruhige Ecke auf dem Deck. Sie saß unweit von Whitebeard und um sie herum waren allerlei alchemistische Zutaten und Gerätschaften platziert. Vor ihr das kleine Labor und einige Kolben, rechts von ihr viele Zutaten, die auf Leder gepackt in der Sonne schmorten und links hatte sie einige Phiolen mit verschieden farbigen Tränken, Leere Flaschen, Zangen, Vulkanglasstäbchen und gläserne Behältnisse für das Balsam gelegt. Auf ihrem Schoß lagen ihre Notizen und ein Buch. Grübelnd studierte sie ihre Notizen und las in dem Alchemiebuch einiges nach.

„Olaf? Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Is ihren Stammesbruder, der sich in ihrer Nähe aufhielt und die Reling schrubbte.

„Natürlich, was brauchst du?“

„Könntest du mir vielleicht einen Eimer Wasser besorgen?“, fragte sie und machte ein unglückliches Gesicht, weil es sie aufregte, dass sie selbst zur Zeit nicht in der Lage war einen Eimer Wasser zu heben.

„Natürlich. Bin gleich wieder da“, brummte er in seinen Bart und ging davon.

„Vater? Dürfte ich vielleicht ein paar Schwerter aus der Waffenkammer haben? Sobald wir mal auf einer Insel landen, wo ich eine Schmiede finde, schmiede ich neue Schwerter. Versprochen“, fragte sie ihn und lächelte mild. Whitebeard nickte und rief Vista zu sich.

„Mein Sohn, du hast den besten Überblick über die Klingen im Waffenlager. Würdest du Isbjorg einen Satz Schwerter besorgen?“

„Natürlich Vater. Is? Ich bring dir gleich die Schwerter“, rief er ihr zu und sie nickte dankend.
 

Nach einer Weile lag auch ein Stapel Schwerter in ihrer Nähe und sie hielt eine Phiole mit giftgrüner Flüssigkeit nach oben. Seit ungefähr einer viertel Stunde, starrte sie die Flüssigkeit an, als sich ein Schatten auf sie legte.

„Na, Nervensäge. Kommst du voran?“ ertönte eine vertraute Stimme und sie warf dem Schattenspender einen flüchtigen Blick zu. Sachte nickte sie und starrte wieder ernst die Flüssigkeit an. Im Inneren der Phiole flackerte es auf einmal zart Orange auf und Marco blickte überrascht auf.

„Geh mal ein Stück bei Seite. Nur zur Sicherheit“, murmelte sie leise und er trat etwas bei Seite. Isbjorg klemmte eine Zange an die Phiole und träufelte genau drei Tropfen einer weißen, milchigen Flüssigkeit hinein. Schnell hielt sie die Phiole mit der Zange von sich weg. Ein lauter Knall ertönte plötzlich, der alle Anwesenden auf dem Deck zusammen zucken ließ. Neugierige und vor allem aber auch grimmige Blicke durchbohrten sie.

„Hast du einen an der Waffel?!“, blökte ihr irgend so ein Kerl aus Curtels Division entgegen.

„Schnauze jetzt!“, zischte sie zurück und hustete leicht, denn aus der Phiole quoll dichter Rauch. Marco gluckste. Denn die kleine Druckwelle, die von der Verpuffung ausgestoßen wurde, hatte ihre komplette Frisur zerzaust.
 

Is schwenkte den Kolben sachte und vermischte so endgültig die Mixtur. Sie schüttete die Flüssigkeit in einen der Glasbehälter. Auf die Flüssigkeit gab sie noch einen Tropfen des Hitzetrankes, mit dem sie schon das Metall einst geschmolzen hatte und zu guter Letzt noch eine Messerspitze voll orangem Pulver. Sie öffnete eine kleine Dose, in der spezielles Fett vorhanden war und löffelte eine gehörige Ladung davon in den Glasbehälter. Dann rührte sie alles mit dem Vulkanglasstab gründlich durch.

„Fertig! Jetzt heißt es ausprobieren. Aufgepasst, Test Nummer eins!“, freute sie sich und Marco setzte sich neugierig zu ihr. Auch Vista gesellte sich dazu und beäugelte ihr Balsam kritisch. Is nahm sich eines der Schwerter, setzte sich vor den Wassereimer und trug ein wenig von dem Balsam auf die Spitze der Klinge. Konzentriert musterten die Drei eindringlich die Klingenspitze, doch nichts geschah. Die beiden Kommandanten warfen sich belustigte Blicke zu, doch Isbjorg gab ihr Waffenbalsam noch nicht auf. Und tatsächlich geschah etwas. Die Spitze fing allmählich an zu glühen und Vista grinste begeistert auf. Auch auf Isbjorgs Gesicht drang ein vorsichtiges Lächeln. Immer heller glühte nun die Spitze und die Hitze breitete sich weiter auf die Klinge aus. Doch schon bald wurde Is Blick wieder ernst, denn sie konnte sich denken was passierte. Sie hielt das Schwert näher zum Wasser und zischend, tropfte Flüssiges Metall in das Wasser.

„Oh...“ entwich es Vista und Marco, wie aus einem Mund. Is hingegen schnaubte grimmig auf und steckte das Schwert nun ganz in den Eimer. Mit einem lauten Zischen, erlosch das heiße Metall.

„Mist, Verdammter! Die Feuersalze waren wohl doch zu viel des Guten... Wäre ja zu schön gewesen, wenn es funktioniert hätte“, grübelte sie.
 


 

Gegen Nachmittag gab es Isbjorg auf, alles neu zu berechnen. Sie konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren, denn auf dem Deck war wie jeden Tag die Stimmung riesig. Auch wurde an einigen Ecken trainiert. Also setzte sie sich auf den Boden vor Whitebeards Thron und lehnte sich an sein riesiges Bein. Überrascht blickte er zu ihr.

„Darf ich?“, fragte sie ihn schließlich. Belustigt blinzelte er.

„Du handelst auch erst und fragst dann, richtig? Aber ja du darfst, mein Kind“. Es dauerte nicht lange und einige Kommandanten, sowie Olaf und Sam, gesellten sich zu den beiden. Sie wussten, das Olaf noch viele Fragen an Is hatte und so wollten sie neugierig zuhören. Denn so wie sie es mitbekommen hatten, ging es um Isbjorgs Heimat und da sie sowieso recht verschwiegen war, war die Neugierde umso größer. Thatch, Marco und Ace saßen nun Links von ihr, hinter ihr natürlich immer noch Whitebeard, rechts saßen Sam, Vista und Jozu und vor ihr Olaf im Schneidersitz.

„Was geht denn jetzt ab?“, fragte Isbjorg und schaute jeden nachdenklich an.

„Wir wollten euch nur Gesellschaft leisten“, meinte Jozu und Is blinzelte verwirrt.

„Genau. Und in einer Gruppe ist es doch eh viel lustiger als nur zu zweit“, lachte nun Ace.

„Und ich wollte mich endlich einmal mit dir unterhalten. Bisher kamen wir ja noch nicht dazu und es würde echt gut tun, mal wieder mit jemandem aus der Heimat zu plaudern“, kam nun Olafs Statement.

„AHA! Da liegt also der Hase begraben! Ihr seid einfach nur verflucht neugierig“, zischte Is und verschränkte die Arme vor der Brust, soweit es ihre Schulter zuließ. Unschuldig blickten alle, bis auf Vater und Olaf, in den Himmel und Isbjorg schloss genervt die Augen. Olaf blickte sie eindringlich an und sie wusste welche Frage ihn quälte. Es beschäftigte ihn schon, seit Is damals ihre Herkunft preisgegeben hatte. Sie schaute ihn mitfühlend an und nickte.
 

„Der Krieg ist noch immer nicht entschieden. Beide Seiten liegen noch im Gleichgewicht“, nuschelte sie und Olaf riss geschockt die Augen auf.

„Immer noch nicht? Aber sie kämpfen nun schon seit fast Fünf Jahren!“ zischte er geschockt und sie zuckte mit den Schultern. Dabei kniff sie schmerzlich die Augen zu, denn in ihrer Schulter dröhnte auf einmal ein Schmerz auf.

„Wann bist du von dort weg, Olaf?“, fragte Is und er überlegte.

„Einige Wochen, nachdem der Krieg ausbrach. Also vor fünf Jahren. Ich... ich bin ein verdammter Egoist. Ich bin direkt zu Ulfric Sturmmantels Truppen gegangen, doch wurde mir schnell bewusst, dass ich mein Leben nicht für diesen Krieg opfern wollte. Ich liebe mein Land und ich verachte diese Elfenbrut. Und ich verehre Talos, doch ich war ein Egoist und ein Feigling. Und das bereue ich bis heute. Ich hätte kämpfen sollen, bei Shors Ehre!“, läuterte er sich selbst und sie sah wie sehr er sich schämte.

„Und wann bist du weg?“, fragte er nun leise.

„Vor drei Jahren. Auch ich gehöre zu den Sturmmänteln und habe Ulfric im Krieg gut gedient. Doch war ich gezwungen mich vom Krieg zurück zu ziehen. Ich musste mich um schwerwiegendere Probleme kümmern. Und als das erledigt war, bin ich weg. Warum.... ist meine Sache“, nuschelte sie und fingerte an ihrem Oberteil herum.

„Du warst auch bei den Sturmmänteln? Das ist ja großartig!“, freute sich Olaf und lächelte sie fröhlich an. Is nickte belustigt.

„Aber erst, als der Krieg schon im vollem Gange war. Vorher war ich jahrelang in Cyrodiil unterwegs, habe selbst da teilweise den großen Krieg mit erlebt, gegen das Elfenpack. Und dann war es für mich klar, das meine Heimat mich brauchte. Das Schicksal rief mich zurück und nachdem ich den Fahlen Pass hinter mir gelassen hatte, geriet ich in einen Hinterhalt des Kaiserreichs und der Thalmor, gegen die Sturmmäntel. Ich wurde niedergeschlagen und zusammen mit einer Hand voll Sturmmäntel und Ulfric, nach Helgen gebracht. Das war auch der Tag an dem die Drachen zurück kamen. Verrückt oder? Der einzigste wahre Drachentöter, ein Dovahkiin, taucht ausgerechnet dann auf, wenn die Drachen zurück kehren. Ich lag schon auf dem Richtblock, sah dem Tod ins Auge, der Henker hatte sein Beil erhoben und dann tauchte er auf...“, flüsterte sie verschwörerisch, ihr Blick lag fest auf Olafs Gesicht. Whitebeard und die anderen hielten erstaunt den Atem an und wagten sich nicht auch nur einen Mucks von sich zu geben. Auch wenn sie wenig von dem verstanden, was die beiden Nords erzählten, es war dennoch spannend zuzuhören.
 

Olaf schluckte und blickte ernst zurück.

„... Alduin“, zischte sie und Olaf japste auf.

„Der Weltenfresser?!“

„Genau der. So verrückt wie es klingen mag, aber dieses Scheusal hat mir das Leben gerettet. Und auch Ulfric. Ich schaffte es, dank einem Sturmmantel, aus Helgen zu fliehen. Ralof ist sein Name. Und er bot mir an, sich Ulfric anzuschließen. Ich sagte natürlich zu. Weil immerhin wollten mich die Kaiserlichen töten. OHNE Grund, bloß weil ich zur falschen Zeit, am falschen Ort war. Ich war dann schließlich auf Rache aus. Aber na ja. Die Meinung änderte sich schnell. Denn Alduin war sehr fleißig in seinem kranken Plan. Er weckte alle Drachen auf. Himmelsrand versank zunehmend im Chaos und so bildeten mich die Graubärte von Hoch Hrothgar aus und ich ging auf Drachenjagd. Und so fristete ich mein Dasein und als das Unheil besiegt war, musste ich weg. Ich habe Himmelsrand nicht mehr ertragen, obwohl ich mein Land so sehr Liebe“, sprach sie leise und blickte traurig auf ihren Schoß.

„Ich hoffe du findest bald den Weg zurück zu deinem Thu´um. Es wäre das Größte mal ein echtes Drachenblut in Aktion zu sehen“, schwärmte Olaf und wollte sie somit aus der gedrückten Stimmung bringen, was auch funktionierte, denn sie lachte auf.

„Wenn ich es wieder spüre, werde ich es die zeigen, versprochen“, lachte sie.

„Wie kam es eigentlich zu den Narben unter deinem Auge?“, fragte Olaf voller Begeisterung und Isbjorg schmunzelte. Denn für die Nords waren Narben kein Schönheitsmakel, sondern ein Ausdruck von Stärke und Ehre.

„Tavernenschlägerei mit einem Khajiit. Dieser Feigling benutzte seine Krallen, hatte aber trotzdem keine Chance“, erklärte sie stolz und Olaf nickte anerkennend.
 

„Ich wusste es sofort! Du bist eine wahre Nord, die sich vor keinem Kampf scheut. Und wie ist der Unfall mit deinem Finger passiert?“, fragte er weiter.

„Unfall? Das war doch kein Unfall“, erklärte sie und lachte schallend auf.

„Sondern?“, fragte jetzt Marco und sie zuckte zusammen. Sie hatte völlig vergessen, dass sie nicht mit Olaf alleine war.

„Ich habe ihn mir selbst abgeschnitten“, erklärte sie, als wäre es das Normalste der Welt.

„WAS?!“ brüllten die Kommandanten, Sam und Olaf, wie aus einem Munde.

„Ich bin eine Assassine. Wenn wir die intensive Ausbildung absolvieren und somit Profis werden, müssen alle den halben Ringfinger einbüßen. Wegen unserem Klingenarmschoner. Die versteckte Klinge schießt in einem perfekten Winkel heraus. Und zwar zwischen Kleinfinger und Mittelfinger. Leider gibt es heutzutage kaum noch Meister Assassinen“, erklärte sie und lächelte voller Stolz.

„Kein Wunder... Ich würde nicht freiwillig einen halben Finger opfern“, nuschelte Sam und bekam ein zustimmendes Nicken der anderen.

„Ach deswegen sicher nicht. Glaub mir, wenn du die intensive Kunst des Töten lernst, alle Tricks, alle Fertigkeiten, all die Geschicklichkeit, dann bettelst du darum dir den Finger zu amputieren. Es gibt deshalb nur nicht mehr so viele, weil die komplette Ausbildung verdammt hart ist. Du hungerst wochenlang, du durstest, du musst sogar von Klippen springen, auf Dächern rumspringen und mit vollem Gepäck durch Wüsten wandern. Doch wenn man es überlebt und dann die ersten Aufträge erfüllen darf und somit seine Technik perfektioniert, dann ist man für alles gewappnet“, erklärte Isbjorg.

"Und was ist jetzt ein Dovahkiin?", witterte Ace nun die Chance, mal eine Frage zu stellen.
 

"Da muss ich weiter ausholen. Drachen sind mächtige Wesen mit einer mächtigen Sprache. Und Drachen schreien. Das ist für sie genauso natürlich, wie atmen oder fliegen. Und in ihren Schreien stecken eine Menge Kräfte. Wenn sich Drachen anschreien, dann unterscheiden sie nicht von einem physischen oder einem verbalen Kampf. Das ist für sie das Selbe. Das Oberhaupt der Neun Göttlichen in unserer Sphäre heißt Akatosh, der große Drache. Und er gab einst den Menschen, Elfen oder auch den Tiermenschen, eine besondere Fähigkeit. Nämlich einen Teil seines Blutes. Natürlich nur Auserwählten und diese heißen Drachenblut. Oder in der Sprache der Drachen: Dovahkiin, Drachengeborene. Es wird gesagt, wenn das Land in großer Not schwebt, dann senden die Götter ein Drachenblut aus. Einst wurde unser Kontinent, über Ären hinweg von einer Kaiserfamilie regiert. Den Septims, alles Nachfolger vom aller ersten Dovahkiin, Tiber Septim beziehungsweise Talos von Atmora. Nach seinem Tod, stieg er auf in die Göttersphäre und wurde einer der Götter, ... Talos.", sprach sie uns zwinkerte Stolz.

"Seine ganzen Nachfolger und vorallem die Thronerben, waren alle Drachenblütler, doch die Blutfolge endete in der letzten Ära. Das war vor zweihundert Jahren und seitdem wurde kein Drachenblut mehr gesichtet, bis ich vor drei Jahren in meine Heimat zurück kehrte. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nichts von meinem Schicksal, ich merkte das erst als ich den ersten Drachen tötete, mein Blut zu kochen anfing und ich die Seele des Drachens in mir aufnahm. Das ist eine der Fähigkeiten, eines Dovahkiins. Und mit dem einverleiben der Seele, ist ein Drache entgültig tot. Die Zweite ist, dass ich die Drachensprache tief in mir trage und diese Schreie beherrschen und ausführen kann. Normalerweise, denn mein Bluterbe ist verstummt, nachdem ich mein Land verlassen hatte", erklärte sie weiter und stand auf. Fasziniert von der kleinen Geschichtskunde, nickten ihr alle langsam zu. In ihren Köpfen verarbeiteten sie das, was Olaf deutlich leichter fiel, denn er kannte die Mythen und Geschichten, aus der Heimat.
 

„Ich werde jetzt aber mal zum Arzt gehen und mich untersuchen lassen. Danke Olaf, für das Gespräch. Bis heute Abend zum Abendessen“, nuschelte sie und ging langsam davon. Interessiert wurde ihr hinterher geblickt.
 

„Dann stimmten die Gerüchte also von den Drachen...“ flüsterte Olaf und blickte ihr nachdenklich hinterher.

Raserei - Rache schmeckt bitter

Zwei Wochen waren vergangen und Isbjorg war wieder Fit wie eh und je. Ab und an zog es ihr zwar noch in der Schulter, aber das war selten. Sie konnte wieder schwer heben, trainieren und allgemein Arbeiten.
 

„Wann legen wir denn mal wieder an einer Insel an, weißt du das?“, fragte Isbjorg Vista, mit dem sie in letzter Zeit häufig herumhing. Wann immer in Marcos Arbeitsplan ein Spielraum war, gesellte sie sich zu ihm.

„In ein paar Tagen müssten wir wieder anlegen. Blue Peak, heißt die Insel. Glaube ich zumindest. Dort ist eine große Marine Basis, also müssen wir wachsam sein. Aber solange alles ruhig läuft und wir uns benehmen, werden sie uns schon dulden müssen“, erklärte Vista und Is nickte. Auch Vista mochte ihre Anwesenheit. Mit ihr konnte er sich so herrlich unterhalten und auch das Training, machte ihm eine Menge Spaß. Sie war sehr lernwillig und er bedauerte es, dass sie nicht in seiner Division war.

„Hast du Lust auf eine zweite Trainingsrunde?", fragte das Blumenschwert und begeistert nickte die Nordfrau auf.
 

Und so trainierten sie den restlichen Nachmittag, voller Begeisterung. Gegen Abend hörten die beiden erschöpft auf. Zumindest Isbjorg war erschöpft, denn Vista hatte da bei weitem mehr Ausdauer, wie sie.

„Du wirst immer besser“, grinste er sie erfreut an.

„Danke,“ nuschelte sie erschöpft, schenkte ihm aber ein Lächeln. Nach einer Weile, als die Mannschaft sich gerade aufraffen wollte um den Speisesaal aufzusuchen, wurde die komplette Aufmerksamkeit zum Himmel gelenkt. Denn der krächzende Ruf, eines Raben ertönte.

„Bin ich bescheuert?! Was sucht denn ein Rabe auf hoher See?“, fragte Jozu perplex und erntete Schulterzucken. Der Rabe zog seine Kreise über dem Schiff und stieß immer wieder seinen Ruf aus. Mit überrascht geweiteten Augen, trat Isbjorg aus dem Schatten und stand nun mittig auf dem Deck.

„Der Bote...“ flüsterte sie. Und prompt legte sie Zeigefinger und Daumen, zum Kreis geformt, an die Lippen und stieß einen lauten Pfiff aus. Erneut rief der Rabe und flog in Richtung Deck. Is streckte ihm ihren gebeugten Arm entgegen. Augenblicklich landete er auf Isbjorgs Arm.

„Is? Was will das Vieh hier?“, fragte Marco verdattert und musterte das schwarze Tier.

„Schnauze! Das ist kein Vieh. Das ist Nachtschatten, der Bote. Hör nicht auf das Fallobst, verehrter Nachtschatten“, flüsterte sie und streichelte dem Raben über den Kopf. Der Rabe plusterte sein Gefieder auf und streckte ihr seinen Kopf entgegen.

„Was hast du mir denn mitgebracht, mein Hübscher?“, fragte Is leise und der Rabe senkte seinen Kopf. Er trug eine Flugtasche, die normalerweise Falken trugen, auf seinem Rücken. Isbjorg öffnete sie und zog einen kleinen Brief, sowie ein dickes Amulett aus der Tasche. Als sie das Amulett öffnete, entpuppte sich dieses als kleiner Kompass, der zuckend noch Nord-Osten zeigte. Also genau dem Kurs folgend.
 

Is öffnete den Brief und las ihn durch, während die Crew sie nachdenklich beobachtete. Mit jeder Zeile wurde sie blasser und ihr Blick ernster.

„Ein Kompass wird dir aber nicht viel nützen. Wir befinden uns immerhin auf der Grand Line“, sprach auf einmal Teach los und klopfte ihr auf die Schulter. Entrüstet krächzte Nachtschatten und breitete drohend die Flügel aus. Is faltete den Brief wieder zusammen, denn es ging ihn gar nichts an, was darin stand.

„Ruhig, Nachtschatten“, sprach Is sanft dem Vogel zu und dieser legte langsam die Flügel wieder an den Körper. Dann drehte sie sich zu Teach um und musterte diesen provokant. Sie mochte ihn nicht sonderlich, auch wenn sie noch nie viel miteinander gesprochen hatten.

„Das weiß ich selbst, Mister Neunmalklug! Das ist ja auch kein normaler Kompass!...Ach vergiss es!“, zischte sie und zuckte mit dem Arm, auf dem Nachtschatten saß. Dieser verstand und hüpfte auf ihre Schulter. Mit einem grimmigen Blick, schüttelte sie ihre freie Hand und bildete mit den Fingern, das Zeichen des Feuers. Sofort entflammte knisternd ein Feuerball in ihrer Hand. Überrascht wurde sie von der Mannschaft angestarrt.
 

„Hey!“, protestierte Ace los, „das ist meine Aufgabe!“ Und mit einem Schmollmund wand er sein Gesicht ab. Isbjorg ignorierte seinen Protest und hielt den Brief über die Flammen. Sofort fing er Feuer. Asche und Funken stoben in die Luft. Ein kleiner Brieffetzen flog in die Luft und landete vor Marcos Füßen. Er las den Namen „Astrid“ und mit der nächsten Windböe flog dieser Fetzen auch schon wieder kreisend davon. Nachdenklich blickte er sie an. Isbjorg hatte die Augen geschlossen und schüttelte wieder ihre Hand. Der Feuerball flog mit einem Zischen in den Himmel und verschwand.

„Ist alles in Ordnung, Isi?“, fragte Jozu zögerlich und sie öffnete die Augen. Normalerweise schmunzelte sie, wenn er sie „Isi“ nannte, was neuerdings sein Lieblingskosename für sie war, doch diesmal blieb ihr Blick ernst und unberührt.

„Ja. Alles prima“, nuschelte sie und ging mit Nachtschatten auf der Schulter in den Speisesaal. Einige Crewmitglieder, unter anderem Izou und Haruta, saßen schon im Speisesaal und musterten nun neugierig den Raben. Is ging zum Essenstisch und schnappte sich eine kleine Schale. In diese füllte sie frisches Wasser und ging zu ihrem Platz. Dort stellte sie die Schüssel auf den Tisch. Nachtschatten sprang auf den Tisch und trank hastig das Wasser.
 

„Du kriegst später was zu Essen, mein Freund“, flüsterte sie und die Tür zum Speisesaal ging auf. Whitebeard und die Crewmitglieder vom Deck traten ein. Marco blickte grimmig zu Nachtschatten und schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Isbjorg saß währenddessen nachdenklich auf ihrem Stuhl und tippe sich immer wieder mit dem Zeigefinger gegen das Kinn.

„Muss dieses Vieh auf dem Tisch rumspringen?!“, zischte er und setzte sich auf seinen Platz.

„Bist du immer so freundlich zu Gästen?“, fragte Is kühl.

„Gast? Das ist ein dreckiges Federvieh! Hast du ihn dir mal angeschaut?! Wer weiß, wo der schon alles war!“ knurrte er, denn ihre kühle Art brachte ihn oftmals zur Weißglut. Isbjorg lachte grimmig auf.

„DU doch auch und du darfst trotzdem am Tisch sitzen!“, konterte sie mit einer Gleichgültigkeit, wie nur sie es beherrschte. Ein leises Kichern ging durch die Crew und Marco platzte fast.

„Jetzt beruhigt euch!“, schritt Whitebeard ein und betrachtete den Raben.

„Meinetwegen kann der Rabe bleiben“, brummte der Alte und Isbjorg nickte ihm dankend zu. Marco funkelte sie wütend an, doch sie streckte ihm bloß frech die Zunge raus. Sie strich Nachtschatten übers Gefieder und versank wieder in Gedanken an den Brief.
 


 

Seit zwei Tagen war Nachtschatten nun schon an Bord und begleitete Isbjorg auf Schritt und Tritt. Ständig hockte er auf ihrer Schulter, wenn sie außerhalb von ihrer Kajüte war. Mittlerweile hatte sie sich auch schon an sein Gewicht gewöhnt, denn immerhin war Nachtschatten ein ausgewachsener Kolkrabe und diese wiegen nicht gerade wenig. War sie allerdings in ihrer Kajüte, beanspruchte Nachtschatten den Platz auf ihrem Regal. Seit der Rabe aufgetaucht war, war sie nicht mehr die Selbe. Sie sagte kaum ein Wort und starrte ständig Löcher in die Luft oder auf den mysteriösen Kompass.
 

Die Schiffsglocke ertönte und Isbjorg horchte auf, denn ihr Bullauge in der Kajüte war nun ständig geöffnet, damit Nachtschatten raus und wieder rein konnte, wenn ihm danach war.

„Land in Sicht!“, rief der Späher aus dem Krähennest und die Crew tummelte sich zunehmend auf dem Deck. Isbjorg hingegen stand von ihrem Schreibtisch auf.

>Es geht los...<, dachte sie und zog sich für ihren unerlaubten Landgang um. Denn nach dem letzten heftigen Streit, zwischen ihr und Marco, hatte dieser ihr verboten bei diesem Landgang von Deck zu gehen. Denn aufgrund der Marine Basis, durften sowieso nur eine begrenzte Anzahl von Crew Mitgliedern von Bord. Alles andere, hätte die Marine nicht geduldet und Whitebeard war nicht darauf aus, die Marine dieses mal zu provozieren. Also beugte er sich den Regeln, denn sie brauchten frische Vorräte. Aber Is hatte definitiv nicht vor, sich an Marcos Verbot zu halten und so schmiss sie sich in ihre Assassinen Kampfkleidung. Als das Schiff in den Hafen einlief, trat sie auf das Deck, ging zur Reling der hafennahen Schiffsseite und schaute auf den Hafen. Sie trug ihre weiße Assassinen Kutte in voller Montur. Mit Kapuze, Nierenschutz, Waffen, Lederhose, Stiefel, Handschuhe und Armschoner, sowie ihren vollen Köcher mit den neuen Pfeilen. Denn auch der Nachtigallbogen prangte auf ihrem Rücken.

>Sehr gut. Flachdächer...< grübelte sie über die Gebäude und wartete bis das Schiff nun anlegte. Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie brauchte nicht einmal aufschauen, um zu wissen wer sie gleich nerven würde.

„Was soll das? Du hast keinen Landgang, Is“, fragte Marco ernst, doch reagierte sie nicht. Sie klappte den Kompass auf und starrte die Nadel an.
 

„Warum hast du deine Kampfkleidung an?“, startete er einen neuen Versuch und bemerkte wie sie kurz auf zuckte, denn die Kompassnadel schlug heftig nach Nord-Osten aus. Isbjorg spürte ein erregendes Kribbeln in ihren Händen und sie suchte intensiv mit den Augen den Hafen ab. Und dann sah sie das Ziel. So dicht vor ihr, dass ihre Sinne für einen Moment taub wurden. Der Anker wurde ausgeworfen und die Crew machte sich bereit, ihre Auserwählten an Land zu schicken. Die Menschen am Hafen warfen den Piraten zwar misstrauische Blicke zu, doch kamen sie zu dem Entschluss, die Marine würde schon für ihre Sicherheit sorgen.
 

Isbjorg hingegen kundschaftete derweil ihr Ziel aus und versuchte ihre Chancen und Möglichkeiten zu kalkulieren. Sie merkte aber recht schnell, dass es nur ein Hindernis gab welches sie zu überwinden hatte. Nämlich Marco. Denn ihre Beute war sich keiner Gefahr bewusst. Sie musterten zwar kurz das Piratenschiff, doch entdeckten sie ihren Henker nicht, denn Is war einfach zu unauffällig in ihrer Kleidung. Isbjorg dachte kurz nach und drehte sich dann langsam zu Marco um. Fragend hob er die Augenbrauen, denn er wartete noch immer auf eine Antwort von ihr. Sie legte ihren Blick in den Himmel, über seine Schulter und riss erschrocken die Augen weit auf. Auch ihren Mund öffnete sie ein Stück, als wolle sie etwas sagen, doch blieb sie stumm.

„Was ist?“, fragte Marco und drehte sich um. Suchend blickte er in den Himmel.

„Is, was ist denn?!“, zischte er gereizt, denn er sah nichts. Doch als er sich wieder umdrehte, sah er gerade noch, wie sie mit gebeugten Knien auf dem Kai landete und geschwind durch die Menschenmasse davon lief.

„Isbjorg!“, fauchte Marco ihr wütend hinterher und sprang ebenfalls von Bord. Is warf einen Blick über ihre Schulter, sah ihn und nahm an Tempo zu. Geschickt lief sie durch die Menschenschlangen, ohne jemanden zu belästigen. Die Meisten bemerkten sie noch nicht einmal. Als sie durch war, verschwand sie rennend in eine dunkle Gasse. Auch Marco drängelte sich durch, doch war er da weniger geschickt. Protestrufe und Flüche begleiteten ihn und ein paar mal wurde er auch weg geschubst, doch ignorierte er das, denn er durfte sie nicht verlieren. Zornig rannte er in die Gasse, immer weiter bis er an einer Kreuzung stehen blieb.

>Verdammt! Wo ist diese störrische Ziege?!<, schimpfte er in Gedanken und blickte sich um. Und dann sah er sie, wie sich gerade locker auf ein Hausdach schwang und verschwand.

„So leicht wirst du mich nicht los!“, zischte er und schwang sich in die Lüfte. Auf dem Dach landete er und beobachtete wie sie geschickt von Dach zu Dach sprang und sich somit immer weiter entfernte. In seiner Phönix Gestalt hätte er sie spielend leicht eingeholt, doch durfte er nicht. Die Leute würden ihn sofort bemerken und die Marine würde das wohl als Provokation ansehen und reagieren. Also sprang er ihr normal hinterher.
 

Auf einem der Dächer blieb sie dann stehen und ging direkt in die Hocke. Sie zückte ihren Bogen, legte einen Pfeil an und zielte. Dabei variierte sie mit der Spannung der Sehne und ging in den Einbeinkniestand.

„Was tust du da?!“, fauchte Marco wütend und sprang zu ihr aufs Dach. Sie ignorierte ihn und zielte in den Himmel. Zischend flog der Pfeil in die Luft und nach kurzer Zeit, traf er sein Ziel. Unten am Hafen sackte ein Mann, in einer schwarz-goldenen Kutte zu Boden, den Pfeil senkrecht im Kopf stecken. Isbjorg drehte sich flink um und verpasste Marco einen kräftigen Stoß, so dass er rücklings vom Dach fiel und in einem Holzkarren landete, der daraufhin zerbrach. Is hingegen versteckte sich hinter einem Schornstein, zählte leise bis Fünf und sprintete dann zu einem anderen Dach. Von dort aus hüpfte sie an eine Laterne, rutschte diese zur Hälfte runter und stieß sich dann gekonnt mit den Füßen so ab, dass sie auf dem Dach eines Marktstandes landete. Um die Leiche standen viele Schaulustige die besorgt und geschockt, den Toten anstarrten. Unruhe breitete sich allmählich aus. Vier weitere Männer, in schwarz-goldenen Kutten blickten sich aus angriffslustigen und rachsüchtigen Augen um, in der Hoffnung den Mörder ausfindig zu machen, doch ohne Erfolg. Isbjorg gab ihnen aber kaum Zeit zum umblicken und warf zwei Wurfmesser. Zwei weitere Kuttenträger gingen röchelnd zu Boden, jeweils mit einem Wurfmesser im Hals.
 

Isbjorg ging erneut in Deckung und tauchte in der verstörten Menge unter. Langsam machte sich Angst zwischen den Menschen breit und sie fingen an zu drängeln. Die eine Hälfte wollte weg von dem Schauplatz und in Sicherheit, die Andere weiter vor um zu Gaffen und genau diese Unruhe nutzte Isbjorg aus, um näher an die zwei verbleibenden Opfer zu gelangen.
 

Zielstrebig ging sie auf die Männer zu, beugte ihr linkes Handgelenk und die versteckte Klinge zischte zwischen Mittel und Kleinfinger hervor. Mit einem gezielten Sprung, rammte sie dem einen die Klinge in den Nacken. Er stöhnte kurz erschrocken auf und sackte dann in sich zusammen. Der Letzte aus ihrer Beute, starrte sie geschockt an.

„Ihr?! IHR seid das?!“, rief er verstört aus und zog sofort sein Schwert. Doch hatte er dann schon ihren Dolch im Magen stecken. Keuchend ging auch er zu Boden. Is zog den Dolch aus seinem Bauch, hielt ihm die Klinge an die Kehle und beugte sich über ihn. Hämisch lächelte sie auf ihn herab. Angestrengt atmend, starrte er ihr hasserfülltes Gesicht an.

„Sie werden Euch kriegen, Isbjorg. Und dann bringen sie Euch zurück, nur um euch zu Tode zu foltern“, lachte der Todgeweihte leise auf. Seine spitzen, aristokratischen Gesichtszüge verzogen sich angestrengt zu einem Grinsen.

„Grüß deinen Schöpfer, Ausgeburt!“, flüsterte Is und vollzog ihr Werk mit einem letzten Schnitt. Voller Panik kreischten Frauen auf. Die Angst machte sich nun endgültig breit, denn immerhin hockte die Mörderin nun genau vor ihnen. Von hinten drängelte sich jetzt eine Marine Einheit durch die panische Menschenmasse und Is warf einen Blick über ihre Schulter. Ihre Augen waren so eiskalt, so voller Hass, dass die wenigen Leute die noch in ihrer Nähe standen, erschrocken zurück wichen.
 

Dann sprintete sie los. Schnell huschte sie durch die Gassen, erklomm Mauern und Zäune, bis sie abrupt stehen bleiben musste. Sackgasse! Mit einem gehetzten Blick, schaute sie sich um, doch hatte sie keine Möglichkeit die Häuserwände zu erklimmen, weil sie zu hoch hinaus ragten und keine Unebenheiten aufwiesen, zum festhalten. Brüllend hörte sie die Marine, die sich gefährlich schnell näherte.

„Verdammt!“, flüsterte sie zischend und suchte einen Ausweg, als ein Blauer Schein auf sie zugeschossen kam. Krallen packten sie von hinten am Nierenschutz und zogen sie mit in die Luft. Schnell wie ein Geschoss, wurde sie aus der kleinen Hafenstadt transportiert.

>Marco?<, fragte sie in Gedanken, doch hielt sie die Klappe, blickte nur ganz kurz hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Denn sie kostete den Moment, ihres erfolgreichen Auftrages so richtig aus. Und den Moment ihres pulsierenden Blutes. Das Kribbeln, welches ihren ganzen Körper erfüllte, war selten so intensiv wie an dem heutigen Tag, deswegen genoss sie es und schloss kurz die Augen. Auch Marco blieb still und bändigte seine Wut. Denn würde er dieser jetzt freien Lauf lassen, würde er etwas tun, was er später sicher bereute. Das wusste er. Deswegen flog er jetzt einfach immer höher.
 

Seine guten Augen erfassten die Moby Dick sofort. Angestrengt konzentrierte er sich auf seine Teufelskräfte und kniff die Augen zusammen. Seine vogelhafte Weitsicht wurde aktiviert und er sah deutlich, dass eine Marine Einheit gerade das Deck der Moby Dick verließ. Whitebeard hatte sicher dafür gesorgt, dass die Crew nicht verdächtigt wurde. Marco sah wie einer der Späher im Krähennest ihn bemerkte und mit beiden Armen zu winkte. Dieser redete kurz mit Vater und sendete Marco dann einige Lichtsignale. Der Vize verstand und flog weiter ins Landesinnere, Richtung Ostseite der Insel. Die Moby Dick setzte die Segel und folgt ebenfalls den Kurs Richtung Osten. Marco und Isbjorg kamen an einer großen Bucht an und er vermutete, hier würde das Schiff den Anker auswerfen. Er flog seinem Heimatschiff entgegen und startete einen Landeanflug aufs Deck. Kurz über dem Deck, schleuderte er Isbjorg weg, die krachend auf dem Holz landete und sich ein paar mal überschlug. Auf dem Bauch blieb sie liegen und rührte sich einen Moment nicht. Dann rappelte sie sich langsam auf und rieb sich über den schmerzenden Hinterkopf. Sie kniete auf dem Deck und blickte sich gleichgültig um. Schnellen Schrittes kam Marco auf sie zu gestürmt und packte sie fest am Ellenbogen. Dann zog er sie auf die Beine und starrte sie wütend an.
 

„Bist du eigentlich bescheuert?!“, schrie er und hätte ihr fast eine Kopfnuss verpasst, so ruckartig schnellte sein Kopf nach vorne. Ihre kalten Augen hingegen, blickten ruhig in die seine und sie sagte kein Wort. Noch immer verarbeitete sie dieses pulsierende Gefühl im Körper. Die Crew an Deck blieb still und sie beobachteten Marco. Immerhin gehörte sie zu seiner Division. Selbst Whitebeard schwieg, denn er wartete lediglich auf eine Erklärung. Es reichte, wenn Marco sich darum kümmerte.

„Du kannst doch nicht einfach von Bord springen und Amok laufen! Verdammt, Isbjorg! Du hast gerade ohne Sinn und Verstand fünf Menschen getötet!“, schrie er weiter und raufte sich die Haare.

„Was geht bloß in deinem Schädel vor sich?!“

„Sie waren keine Menschen.“ flüsterte sie kühl, ohne ihre Augen von seinen abzuwenden. Marco sah den Hass in ihren Augen, der aber nicht ihm galt und öffnete den Mund. Doch wusste er nicht was er sagen sollte.

„Schwester...Was hast du dir nur dabei gedacht?“, brummte Olaf ruhig und schaute sie besorgt an. Isbjorg warf Olaf und Whitebeard einen kurzen Blick zu, doch dann schaute sie weiter ernst ihren Kommandanten an.

„Thalmor!“, zischte sie leise und Marco hob beide Augenbrauen. Zu dem Hass in ihren Augen, folgte nun Schmerz. Ein sehr tief sitzender Schmerz.

„Was?“, fragte Olaf Irritiert.

„Sie waren THALMOR!“ schrie sie nun über das Deck und kniff beide Augen zusammen.

„Thalmor? Dann hast du das einzig Richtige getan, Schwester!“, rief ihr Stammesbruder aus voller Überzeugung.
 

„Entschuldige Vater, ich habe dir Schande bereitet, aber ich hatte meine Gründe“, flüsterte sie und warf einen kurzen, bitteren Blick zu Whitebeard. Marco legte beide Hände auf ihre Schultern und schüttelte sie kräftig. Verständnislos blickte er sie an und schüttelte mit dem Kopf.

„Verdammt, Is!“, und er holte tief Luft. In seinem Blick schwang nicht nur Wut, sondern auch Sorge.

„Was hat man dir angetan, dass du so kalt bist? Wer hat dich so zerstört?!“, rief er energisch und sie riss die Augen auf. Er sah, dass sie diese Frage verletzte. Ihre Lippen zitterten kurz und sie wand den Blick ab. Ruckartig ließ er sie los und ging davon. Er verstand sie einfach nicht. Kopfschüttelnd ging er am Deck lang, zu seiner Kajüte.

Betreten blickten sich alle um und Isbjorg schlang langsam die Arme um sich. Unsicherheit breitete sich in ihr aus. Aber auch Scham, weil sie ihrer neuen Familie Schande bereitet hatte.

„Isbjorg“, sprach Whitebeard sie leise an und ging zu ihr. Er berührte sie an der Schulter, doch zuckte sie weg, von der Berührung. Sie schämte sich, weil sie nicht in der Lage war, offen mit ihnen allen zu sprechen.

„Du sagtest, du hattest deine Gründe. Dann werde ich das so akzeptieren. Und wenn du bereit bist sprich mit mir und erkläre mir, warum“, forderte er und vorsichtig nickte Is, ohne den Blick aufzurichten. Dann drehte sie sich langsam um und ging nach drinnen. Sie wollte nur noch in ihre Kajüte und alleine sein.
 

In ihrer Kajüte zog sie sich um und warf sich aufs Bett. Nachdenklich drückte sie ihren Kopf ins Kissen und blieb regungslos liegen. Einzig ihr Rücken bewegte sich, durch ihre Atmung. Selbst Nachtschatten ließ sie in Ruhe und zog lieber seine Runden auf dem Deck und ärgerte die Crew Mitglieder.
 

(Dieser Hass wird dich irgendwann endgültig zerstören)
 

Hörte sie wieder diese vertraute Stimme in ihren Gedanken.

„Du weißt genau, dass ich schon lange zerstört bin.“, antwortete sie leise.

(Nein, das stimmt nicht. Vergrabe endlich diesen Hass auf die Thalmor. Isbjorg, ich mein es ernst. Mach dich doch nicht noch mehr kaputt!)

„Meinen Hass vergraben? Das kann ich nicht“.

(Doch das kannst du und du weißt auch genau wie. Also wage endlich diesen Schritt!) dröhnte die Stimme ernst in ihrem Kopf, doch verstummte sie danach direkt und meldete sich auch nicht mehr. Seufzend schloss Isbjorg die Augen und schlief kurze Zeit später ein.

Dovahkiins Tränen - Ich vertraue dir

Gegen Abend wurde Isbjorg unsanft aus ihrem traumlosen Schlaf gerissen, weil es an ihrer Tür klopfte.

„Mh?“, nuschelte sie verschlafen und sie hörte, wie sich ihre Tür öffnete. Doch hielt sie es nicht für nötig sich umzudrehen, geschweige denn die Augen zu öffnen. Denn sie war sich sicher, dass es Marco war, der sie mal wieder nerven wollen würde.

„Isi?“, ertönte eine vertraute Stimme die eindeutig NICHT dem Ananasschädel gehörte. Ruckartig drehte sie sich um und blinzelte ihren Besucher, verschlafen entgegen.

„Darf ich rein kommen?“, fragte Jozu vorsichtig und sie nickte. Herzhaft gähnte Is und streckte sich. Er schloss leise die Tür und ging zu ihr herüber. Vor ihrem Bett nahm er im Schneidersitz platz und Is musste kurz Schmunzeln, weil sie nun quasi auf Augenhöhe waren.

„Wie geht es dir?“, fragte er ehrlich besorgt und musterte ihr müdes und ausgelaugtes Gesicht.

„Prima, bin nur müde“, nuschelte sie zurück und zweifelnd legte Jozu den Kopf schief.

„Hör mal Jozu. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du aus Sorge her kommst. Aber ich habe nicht die Lust, von der Aktion heute auf der Insel zu sprechen, geschweige denn meine Beweggründe zu erläutern“, murrte sie grimmig und er lächelte mild.

„Das wollte ich auch gar nicht. Ich weiß doch, dass du deine Vergangenheit hütest wie eine verschlossene Truhe und das akzeptiere ich. Ich wollte nur sehen wie es dir geht. Und dich fürs Abendessen abholen“, sprach er und faltete die Hände im Schoß.

„Ich habe keinen Hunger“, nuschelte sie sogleich und er lachte.

„Das ist mir egal. Du kommst trotzdem mit. Vielleicht kommt ja dann der Hunger“, murmelte er und grinste frech. Genervt seufzte sie ihn an, doch grinste er stur weiter.

„Du wirst nicht eher verschwinden, hab ich recht?“, fragte sie genervt und verzog das Gesicht.

„Richtig. Und nun hoch mit dir“.

„Dann lass mich wenigstens noch mein Gesicht waschen und die Haare kämmen“, knurrte sie und verschwand im Bad. Dort wusch sie sich das Gesicht, kämmte sich die Haare und band sich diese zu ihrem gewohnten Oberhaar Zopf. Seufzend ging sie wieder aus dem Bad und zusammen machten sich die beiden auf, Richtung Speisesaal. Jozu führte sie, aber drängelte keinesfalls, sondern... nun ja... führte sie einfach. Es war eine nette Geste, so empfand es zumindest die Nordfrau.
 

Seine große Pranke stieß die Tür auf und gemeinsam traten sie ein. Verstummt starrten alle Isbjorg an und unsicher senkte sie den Blick, doch grüßten dann die Meisten freundlich, andere sogar fröhlich.

„Hey Iiiiisbjooooorg~“, trällerte Ace begeistert und winkte ihr mit beiden Armen zu. Danach widmete er sich wieder seinem Essen und schlang es herunter.

„Was hat der denn für Schmerzen?“, fragte sie Jozu irritiert und dieser zuckte mit den Schultern.

„Der spinnt schon die ganze Zeit herum. Komm wie gehen zum Tisch“, gluckste der riesige Kerl und führte sie zum Tisch. Is setzte sich zu Ace und saß somit eingekesselt, zwischen Vista und Ace. Gegenüber saß Marco und er schaute auf, als sie sich setzte. Als sich ihre Blicke trafen, blicke Is beschämt weg. Sie wusste selbst nicht warum dieses Schamgefühl auf einmal wieder so ausgeprägt war, doch vermutete sie, dass Marcos Worte etwas in ihr wachgerüttelt hatten. Marco schaute betrübt auf seinen halb vollen Teller. Er glaubte, seine Worte waren zu hart gewesen und hätten sie verletzt. Das stimmte zwar auch teilweise, doch war genau das die Reaktion die Isbjorg brauchte um langsam wach zu werden. Doch ahnte er das ja nicht und war deswegen ebenfalls leicht angefressen, weil er sich selbst Vorwürfe machte. Lustlos stocherte er in seinem Essen. Isbjorg stand plötzlich auf uns holte sich eine Ladung Essen vom Buffet Tisch. Jozu schaute sie aus großen Augen an.

„Schau nicht so, Stiernacken. Das ist doch genau das, was du wolltest“, meinte sie freundlich und grinste schief. Er nickte und holte sich ebenfalls was zu Essen.
 


 

Nach dem Essen, floss wie fast immer der Sake in strömen und die Crew feierte mal wieder grundlos. Olaf nahm Is direkt nach Eröffnung des ersten Sake Fasses in Beschlag und forderte sie zu einem Wettsaufen, nach nordischer Art heraus. Und das kam der jungen Nordfrau sehr gelegen. Sie hatte eh schon mit dem Gedanken gespielt, sich mal wieder tüchtig zu betrinken. Die Regeln eines nordischen Trinkfestes waren eigentlich simpel. Es wurde nicht nur stur gesoffen, wie in anderen Kulturen, aber es kam dem relativ nahe. Zuerst fordert ein Nord, den anderen Nord heraus. Wenn dieser dann angenommen hatte, durfte ein Grundlimit gesetzt werden. Zum Beispiel fünf Humpen Met, doch in diesem Fall musste auf Sake oder Bier zurück gegriffen werden, denn Met war auf diesem Schiff leider nicht vertreten. Beide entschieden sich für Bier, weil sie keine besonders großen Sake Fans waren. Sie stellten jeweils fünf Humpen vor sich auf, füllten diese bis zum Rand und blickten sich herausfordernd an. Wurde das Grundlimit getrunken, ging es regulär abwechselnd weiter und es durfte auch der Blickkontakt beim eingießen, gebrochen werden. Natürlich wurden die fünf leeren Humpen alle auf einmal wieder gefüllt. Denn es blieb immer beim Grundlimit. Laut nordischem Tavernengesetz musste der Herausforderer beginnen. Im Wechsel mussten die Humpen geleert werden, doch stieg der Schwierigkeitsgrad, im Vergleich zu einem klassischem Wettsaufen, denn die beiden Teilnehmer durften den Blickkontakt zum Gegenüber nicht verlieren. Weder beim Griff zum Humpen, noch während getrunken wurde. Erst wenn der leere Humpen abgesetzt wurde, durfte man den Blick kurz abwenden und blinzeln. Das Schwierigste war wohl, den Blickkontakt zu halten, wenn der Humpen fast leer war, denn dann hing er einem vor dem Gesicht.
 

Wurde diese Regeln gebrochen, egal ob von demjenigen der gerade trank, oder der der wartete, galt das Duell als verloren. Und so griff Olaf den Humpen, suchte Blickkontakt und trank den ersten Leer. Dabei drehte er, ohne den Blick zu verlieren, den Kopf leicht zur Seite und schluckte das herbe Bier runter. Als der leere Humpen auf den Tisch gestellt wurde, machte Is ihren Zug und schluckte das Bier herunter wie Wasser.
 


 

Mittlerweile waren die beiden schon beim dritten Bierfass angelangt und sie kamen nicht mal ins schwanken. Um die beiden herum hatten sich eine Menge Leute aus der Crew versammelt und feuerten sie begeistert an. Auch Marco und Ace bestaunten das Szenario mit gemischten Gefühlen. Während Ace am lautesten grölte und Isbjorg anfeuerte, fragte sich Marco überrascht wann der Erste umkippen würde. In der Mannschaft selbst wurden mittlerweile Wetten abgeschlossen, wer denn das Rennen machen würde, doch kamen sie nicht auf ein eindeutiges Ergebnis. Das ging teilweise schon so weit, dass unter einigen Mitgliedern ein erbitterter Streit ausbrach und sie sich gegenseitig den Namen, ihres Favoriten entgegen brüllten. Auch Whitebeard beäugelte das Geschehen belustigt.
 

Auch dieses Fass neigte sich der Leere zu und ein Sakefass wurde angestochen, denn das Bier wurde restlos von der Crew weg getilgt. Ein Großteil ging natürlich auf das Konto von Isbjorg und Olaf. Nach dem vierten Humpen Sake, kam Olaf plötzlich ins Schwanken. Er kniff die Augen zu, knallte den halbvollen Humpen auf den Tisch und nuschelte betrunken in seinen Bart,

„Ich gebe auf...“. Isbjorg nickte ernst und schwankte ebenfalls leicht. Auf ihren Wangen lag ein deutlicher Rotschimmer, dank des Alkohols und sie hickste laut. Langsam stand sie auf und drängelte sich an ihren Crew Kollegen vorbei. Langsam, aber durchaus elegant schritt sie durch den Raum, zum Buffet Tisch. Sie ging bewusst vorsichtig, denn sie spürte den Rausch deutlich, der ihre Sinne vernebelte. Sie schnappte sich den Wasserkrug und setzte zum trinken an. Is verzichtete auf einen Becher, denn das dauerte ihr zu lange und so schluckte sie das kühle Nass so herunter. Gierig trank sie und das Wasser lief ihr schon übers Kinn. Als sie fertig war, atmete sie erleichtert aus und schnappte sich einen Teller. Dort schaufelte sie sich das übrig gebliebene, und mittlerweile kalte, Essen auf den Teller und fing an zu Essen.
 

„Also dafür das du vorhin keinen Hunger hattest, haust du ja gut rein, Isi“, stellte Jozu überrascht fest und musterte sie mit großen Augen.

„Ich esse nicht aus Hunger, sondern um wieder nüchtern zu werden. Für mich ist der Abend nämlich noch nicht vorbei und ich will noch weiter feiern“, erklärte sie nuschelnd und mit vollem Mund. Whitebeard lachte laut los.

„Gurararara~! Ich sag ja, sie ist ein Fuchs! Gurarara~“. Nachdem sie sich das Essen rein geschaufelt hatte, und dabei Ace schon Konkurrenz machte, schüttete sie sich einen neuen Becher voll Sake ein. Entsetzt beobachteten alle Is.

„Die säuft ja wie ein Loch...“, murmelte Jozu überrascht.

„Ein Fass ohne Boden...“, brummte nun Marco.

„Ich trinke mit!“, lachte Ace los und stürmte zu ihr. Gemeinsam stießen sie an und exten ihren Becher leer.

„hmpf...grml“, nuschelte nun Olaf unverständlich, der sich freiwillig von der Bank geschmissen hatte und nun selig grinsend auf dem Speisesaal Boden lag. Die Crew ignorierte ihn und ließ ihn liegen. Sie würden ihn mitnehmen, wenn die Feier zu Ende war.

„Ich trinke auf Euch Sanguine! Auf das Euer Glanz mir wenigstens diesen Abend erhellt! Auf mein erbärmliches Leben!“, grölte Isbjorg und exte nun schon wieder den Dritten Humpen.
 

„Is, es reicht jetzt langsam“, sprach Marco nun hinter ihr streng, aber auch besorgt. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter, doch schlug sie diese weg.

„Ach lass mich in Frieden, Ananasschädel!“, zischte sie lallend und schenkte sich neu ein. Marco riss ihr die Flasche aus der Hand.

„Nein, ich lass dich nicht in Frieden! Ich sehe nicht zu, wie du deinen Frust hier im Alkohol ertränkst!“, zischte er zurück und sie stand schwankend auf. Ein zorniges Funkeln lag in ihren Augen.

„Was ist dein Problem?!“, schrie sie ihn wütend an.

„DU hältst mich doch so oder so für eine Psychopathin, also kümmer dich gefälligst um deinen eigenen Scheiß!“ Und grob schubste sie ihn weg. Die Crew hielt stockend den Atem an. Is schnappte sich eine neue Flasche, füllte ihren Becher und trank genüsslich weiter. Marco hingegen platzte der Kragen. Er machte sich Vorwürfe, das er schuld sei, dass sie sich betrank und natürlich war er wütend, weil sie ihn hier so bloß stellte mit ihrer Respektlosigkeit. Wütend riss er ihr den Humpen aus Hand. Is wollte ihn erneut zusammen stauchen, doch mischte sich jetzt endlich Whitebeard ein.

„Isbjorg! Marco hat recht. Es reicht für heute!“, polterte seine Stimme streng. Knurrend zog sie einen Schmollmund und wand den Blick ab.
 

Marco packte sie jetzt am Ellenbogen und zog sie durch den Saal.

„Mitkommen!“, zischte er und zog sie hinter sich her, Richtung Deck.

„Frische Luft wird dir gut tun...“, und so stieß er die Doppeltür auf und ging hinaus ins Freie. Is zog noch immer einen Schmollmund, doch ließ sie sich mitziehen. An Deck wehte beiden eine kalte Brise entgegen, die Is in vollen Zügen genoss und kurz die Augen schloss.

„Setz dich“, forderte er sie auf und sie nahm platz, „und genieß die frische Luft“. Marco drehte sein Gesicht zu dem kühlen Wind und vermutete, sie würden bald an einer Winterinsel vorbei kommen, denn es war erschreckend kalt geworden.

„Bin gleich wieder da“, murmelte er und ging davon. Da es stockdunkel war, konnte sie ihn nach kurzer Zeit schon nicht mehr sehen, also wand sie ihr Gesicht zum Nachthimmel. Verträumt musterte sie ihn. Der Nachthimmel war aber heute auch besonders schön. Natürlich kein Vergleich zu dem Himmel ihrer Heimat, aber dennoch schön anzusehen. Wie hypnotisiert starrte sie den Vollmond an und träumte von den Nordlichtern ihrer Heimat, als plötzlich Marcos Gesicht in ihres blickte. Erschrocken wich sie zurück und blinzelte ihn unsicher an.

„Was ´is?“, nuschelte sie fragend und er nickte nach unten. Ihr Blick legte sich auf einen Eimer voller Wasser und irritiert legte sie den Kopf schief, doch verstand sie was er wollte. Sie ging auf die Knie und tunkte ohne zögern, ihren Kopf unter Wasser. Einen Moment verharrte sie in der Position, tauchte wieder auf und holte keuchend Luft. Sie wiederholte die Prozedur noch zweimal.
 

„Geht es dir jetzt besser?“, fragte Marco ruhig und sie nickte. Dann stand sie auf und ging langsam zur Reling. Traurig blickte sie zum Mond und Marco ging zu ihr herüber.

„Das hat Farkas auch immer mit mir gemacht, wenn ich es mal übertrieben hatte“, flüsterte sie und überrascht riss Marco den Kopf zu ihr herum. Er erkannte den Namen wieder, denn sie hatte ihn einst im Schlaf gemurmelt, auf High Hill Island. Er beobachtete sie stumm und sah wie ihr Griff an ihr T-Shirt ging. Dort umklammerte sie etwas, was gut versteckt unter ihrem Oberteil ruhte. Ihre Haare klebten nass im Gesicht, doch ignorierte sie das und biss sich unsicher auf die Unterlippe. Marco überlegte, ob er sie nochmal nach diesem Farkas fragen sollte, verwarf aber den Gedanken sofort wieder, denn sie würde wieder wütend abblocken. Was immer sie so sehr bedrückte, es lastete schwer auf ihrer Seele und sie kämpfte einen erbarmungslosen Kampf, gegen sich selbst. Und er wusste, wenn die Zeit gekommen war, würde sie mit ihm reden. Denn auch wenn sie ständig stritten oder sich ärgerten, spürte Marco das zwischen ihnen eine große Vertrauensbasis bestand. Schweigend legte er eine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken riss sie ihren Kopf in seine Richtung, denn sie hatte seine Anwesenheit schon längst wieder vergessen. Doch Marco lächelte nur den Mond an, was ihr auch ein leichtes Schmunzeln entlockte.

„Können wir zu dir gehen?“, fragte sie leise und er blickte sie an.

„Mir ist kalt. Außerdem wird es Zeit, das du kriegst was du willst“, flüsterte sie weiter.
 

Marco blickte sie neugierig an.

„Kriegen was ich will? Mo...Mo...Moment! Wie meinst du das?“, fragte er und legte irritiert den Kopf etwas schief. Leise kicherte sie.

„Na, ich meine Antworten. Du willst meine Geschichte, also kriegst du sie. Ich weiß auch nicht … Eine Stimme riet mir, endlich mein Schweigen zu brechen, alles raus zu lassen. Einfach um mich selbst zu retten. Und so absurd wie das klingen mag, aber ich vertraue dir“, flüsterte sie beschämt und blickte weg.

„Außerdem kann ich es nicht auf mir sitzen lassen, dass du mich für eine kaltblütige Psychopathin hältst“.

„Das tue ich doch gar nicht!“, konterte er verwirrt und wirkte erschüttert.

„Doch Marco, das tust du. Eben weil du nicht verstehst, warum ich so gehandelt habe. Und vielleicht stimmt es ja auch. Vielleicht bin ich wirklich psychisch kaputt, von Rachegelüsten zerfressen. Und wenn, dann ist alleine dieses Elfenpack daran schuld!“, knurrte sie leise und ein Schatten legte sich über ihr Gesicht.

„Okay. Komm wir gehen rein, es ist kalt. Nicht das du dich noch erkältest, denn deine Haare sind nass“. Und so führte er sie über das Deck. Nüchtern war sie noch lange nicht, aber immerhin wieder etwas klarer im Kopf. Aber vielleicht war der Alkoholgehalt in ihrem Blut auch genau richtig, um ihr die Zunge zu lockern.
 

In seinem Zimmer angekommen, setzte sie sich auf seine Bettkante und schaute betrübt auf ihre Füße. Sie wusste gar nicht wie sie anfangen sollte und fingerte am unteren Rand ihres Oberteils herum. Marco setzte sich an seinen Schreibtisch und beobachtete sie nachdenklich.

„Ich...“, fing Isbjorg an, doch stockte sie sogleich wieder und biss sich auf die Unterlippe. Ihre Stimme war plötzlich kratzig und klang ängstlich. Tatsächlich hatte sie eine Menge Angst, über ihre Vergangenheit zu sprechen. Angst die Bilder wieder zu sehen und sie kniff kurz die Augen zu.

„Hast du vielleicht etwas zu trinken?“, fragte sie vorsichtig und Marcos Blick wurde ernst.

„Isbjorg!“, tadelte er doch schüttelte sie den Kopf.

„So mein ich das nicht. Keine Sorge, ich will mich nicht weiter betrinken. Aber mein Mund ist so furchtbar trocken. Ich nehme auch gerne ein Glas Wasser“.

„Wasser habe ich nicht auf dem Zimmer und das Leitungswasser würde ich nicht empfehlen. Aber ich habe noch eine Flasche Wein. Aber weiterer Alkohol für dich, wäre nicht mehr gut“, antwortete er und schaute sie besorgt an. Is schmunzelte mild.

„Keine Sorge, Marco. Ich bin eine Nord und wir sind das Trinken gewöhnt. Unsere Körper bauen Alkohol wesentlich schneller ab, als Ace seine Kalorien, die er täglich in sich hinein stopft“, sprach sie belustigt und vorsichtig nickte Marco. Er öffnete einen Schrank und zog eine Flasche Wein und zwei Zinkbecher heraus. Is vermutete, dass er diese Becher nicht oft nutzte, denn sie sahen wie neu aus. Dann entkorkte er die Flasche Rotwein und schenkte in beide Becher ein.
 

Sie war positiv überrascht, denn sie wusste gar nicht, dass sich ihr Kommandant gerne mal ein Gläschen edlen Rotwein gönnte.

„Danke“, krächzte sie und nahm den Becher entgegen. Vorsichtig trank sie einen Schluck und genoss den Geschmack.

„Mhh, der ist gut. Schmeckt fast wie Aldo Wein, aus meiner Heimat“, erzählte sie und trank noch einen Schluck. Marco grinste kurz und sie erwiderte sein Grinsen, doch wurde ihr Blick daraufhin ernst.

„Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...“, nuschelte sie.

„Erzähl mir von diesen „Elfen“, die du ständig erwähnst“, forderte er und zweifelte. Für ihn klang dieses Elfengerede zu fantastisch, als dass er es richtig glauben konnte. Was wohl daran lag, dass er ihre Heimat nicht kannte.

„Die Thalmor... Ich glaube es wäre sinnvoller, wenn ich dir erst einmal unsere Völker und Rassen erkläre, ansonsten würdest du vermutlich nicht einmal die Hälfte verstehen. Ich hoffe du hast die Nacht noch nichts vor. Es wird nämlich ein etwas längeres Gespräch“. Marco nickte.

„Ich habe Zeit. Morgen ist eh nichts geplant, das heißt wir können ausschlafen“, erklärte er und sie nickte.

„Die Bevölkerung von Tamriel wird in drei Rassen unterteilt. Die Menschliche Rasse, Die Elfische Rasse und die Tierrasse. Unter der Menschlichen Rasse, gibt es vier Völker. Fangen wir mit den Nords an, also mein Volk. Wir bewohnen hauptsächlich den Norden, Himmelsrand. Dann kommen die Kaiserlichen dran, die ungefähr das Herzland unseres Kontinents – Cyrodiil – bewohnen. Und dieses Volk war es auch einst, was alle anderen Länder durch Bündnisse, Kriege und Verhandlungen zu dem einstigen Kaiserreich vereinigt hatte. Dann kommt das Volk der Rothwardonen. Dieses dunkelhäutige Volk stammt aus Hammerfell, westlich von Cyrodiil und südwestlich von Himmelsrand. Und das letzte Volk der menschlichen Rasse, sind die Bretonen. Sie stammen aus Hochfels, westlich von Himmelsrand und nördlich von Hammerfell. Sie gelten als sehr Magie begabtes Volk und haben von Natur aus, eine hohe Intelligenz“, erklärte sie ruhig und Marco hörte neugierig zu.
 

„Dann kommen die Tierrassen. Ich kenne nur zwei Rassen, auch wenn ich gehört habe, dass es mehr zivilisierte, tierische Rassen geben soll. Zu aller erst erzähle ich dir etwas über die Khajiit. Das sind aufrecht gehende Katzenwesen, die aus dem Wüstenland Elswyr, südlich von Cyrodiil stammen. Sie haben die Produktion von Mondzucker erfunden. Dieses süße Zeug wirkt auf die Katzen beruhigend und inspirierend. Während es auf andere Rassen und Völker berauschend wirkt. Es ist auch in vielen Teilen Tamriels, als Droge geltend und somit illegal. Sie sind auch in der Lage daraus die beliebte Droge Skooma herzustellen. Das ist quasi Mondzucker in flüssiger Form, was man rauchen kann oder halt trinken, doch das macht unheimlich schnell abhängig. Außerdem sind sie wirklich geschickte Kämpfer, im waffenlosen Kampf", erklärte Is und zeigte auf die drei krallenförmigen Narben unter ihrem Auge.
 

"Die nächste Tierrasse wären die Argonier, die Echsen. Das sind aufrecht gehende, echsenartige Wesen. Sie sind sehr gute und vor allem fleißige Arbeiter und exzellente Schwimmer, die unter Wasser atmen können. Außerdem sollen sie handwerklich sehr geschickt sein. Sie stammen aus Schwarzmarsch, einem sumpfigen Land südöstlich von Cyrodiil“, ratterte sie nun diese Passage herunter und holte tief Luft.
 

„Dann kommen wir jetzt wohl zu den vier Elfenrassen, oder wie sie in alter Sprache heißen: Die Mer. Die Schlimmsten hebe ich mir für den Schluss auf. Ich fange mit meinen Lieblingsmer an, den Dunmer. Oder auch Dunkelelfen genannt, denn ihre Haut ist meist Dunkelgrau, aber auch Hellgrau bis blau und ihre Augen feurig Rot. Die stammen aus der Provinz Vvardenfell und zwar am häufigsten aus dem alten Morrowind. Das liegt östlich von Cyrodiil, doch brach dort vor einigen Jahren ein großer Vulkan aus - der Rote Berg - und verwüstete, sowie verseuchte das ganze Land, weshalb viele Dunmer in die anderen Provinzen flüchten mussten. Die nächste Rasse nennt sich Orsimer. Umgangssprachlich auch unter Orks bekannt. Schau nicht so verdutzt Marco. Ja ich rede von den großen, grünen, muskelbepackten Wesen. Und ja sie sind kein Märchen und ebenfalls gehören sie ursprünglich zu den Elfenrassen. Sie stammen ursprünglich wohl aus Orsinium, was in Hochfels liegt. Orsimer sind eigentlich ein großartiges Volk, für Elfen. Sie sind nicht nur sehr traditionell, sondern sie verstehen was Ehre und Stolz bedeutet. Außerdem sind sie sehr talentierte Schmiede. Als nächstes erzähle ich dir kurz etwas über die Bosmer. Dieses Waldelfenvolk stammt aus Valenwald, was südlich von Cyrodiil und westlich von Elswyr liegt. Sie sind sehr geschickt und die besten Bogenschützen von Tamriel sind entweder Bosmer, oder haben von Bosmern gelernt. Aber kommen wir zum wesentlichen Punkt. Meine Feinde. Die Altmer, oder auch Hochelfen. Diese sind unheimlich Magie begabt, aber extrem hochnäsig und selbstverliebt. Sie halten sich für die Krone der Schöpfung und denken, nur alleine weil sie Altmer sind, hätten sie das Recht alle zu unterwerfen und zu herrschen“, seufzte sie und ihr Blick wurde immer kälter.
 

„Vor rund dreißig Jahren zogen sie in den Krieg. Vorher gründeten sie noch den Aldmeri Bund. Ein Bund zwischen den Elfen, an der Spitze natürlich die Hochelfen. Sie unterwarfen die anderen Elfenvölker und zwangen ihnen ihren Willen auf. Und dann zogen sie gegen Cyrodiil. Das Land hat sich bis heute nicht erholt und Bürgerkriege sind heute noch vertreten. Die Thalmor, wie sie sich selbst jetzt nennen, legten das Weißgoldkonkordat fest. Mit was sich das alles jetzt befasst, ist uninteressant, mit Ausnahme einer Passage. Das Verbot zur Verehrung von Talos. Talos war einst ein Mensch und später der berühmte Kaiser Tiber Septim, ein Drachenblut so wie ich. Er wird bei uns in Himmelsrand als Volksheld verehrt. Und aufgrund seiner Taten und die Vereinigung der Länder zum Kaiserreich, wurde er nach seinem Ableben auf den Status eines Gottes erhoben. Aus unseren Acht Göttlichen, wurden Neun Göttliche. Und jetzt wollen diese Bastarde es verbieten, weil er ein Mensch war! Das akzeptieren sie natürlich nicht, denn immerhin halten sie sich ja für die Krone der Schöpfung. Die Nord wanden deswegen auch dem Kaiserreich ihren Rücken zu, denn der Kaiser ist ein Feigling gewesen. Er unterschrieb das Konkordat! Und nun nisten sich immer mehr Thalmor bei uns im Land ein, jagen die Talos Anhänger und töten sie. Und seit sie in Himmelsrand eingefallen sind, herrscht Krieg in unserem Land. Wir sind nun mal keine Feiglinge, im Gegensatz zum Kaiserreich“, sprach sie wütend und trank einen kräftigen Schluck Wein.
 

„Moment mal, Is. Aber das ist jetzt nicht der Grund, warum du diesen Rachefeldzug führst, oder?“, fragte Marco irritiert und sie schüttelte mit dem Kopf.

„Natürlich nicht, auch wenn sie es schon alleine wegen dem Talos Verbot verdient hätten...“.

„Hat es etwas mit diesem Farkas zu tun?“, fragte er vorsichtig und sie zuckte leicht zusammen. Dann presste sie fest die Lippen aufeinander, bis diese nur noch einen weißen, dünnen Strich darstellten. Is nickte vorsichtig.

„Wer ist dieser Farkas?“, flüsterte er sanft, denn er wollte sie nicht verschrecken. Traurig senkte sie den Blick.

„Er ist... nein... er war mein Ehemann...“, flüsterte sie und Marco riss überrascht die Augen auf.

„Das ist nichts ungewöhnliches Marco. Ich bin 28 und die meisten Nordfrauen sind da schon lange verheiratet. Oder ist es so unwahrscheinlich, dass mich jemand heiraten wollen würde?“, fragte sie und lächelte traurig.

„Nein. Das nicht. Ich habe einfach nur nicht damit gerechnet, weil du wie eine Einzelgängerin wirkst“, erklärte er sich und sie schloss schmerzlich die Augen.

„Das war nicht immer so. Und schuld sind diese Thalmor, denn sie haben meine komplette Existenz zerstört. Ich bin eine Gefahr für sie gewesen. Von Anfang an, als bekannt wurde, dass ich eine Dovahkiin bin. Und eine stolze Anhängerin von Talos! Denn ich bin mächtig, dank meines Blutes und davor hatten sie Angst. Dass das kleine, dumme, Nordmädchen ihre Pläne zerschlagen kann. Nur kamen sie nicht an mich heran, also spionierten sie mich aus. Und obwohl ich vorsichtig war, merkte ich es nicht. Ich hatte viele Beschützer um mich geschart. Zum einen die tapfersten Kämpfer Himmelsrand´s, die Gefährten von Jorrvaskr. Zu denen gehöre ich ebenfalls voller Stolz, sowie Farkas einst zu ihnen gehörte. Dann natürlich die komplette Rebellenarmee, die Sturmmäntel. Und in vielen Fürstentümern bin ich bekannt und beliebt, aufgrund meiner Taten. Selbst die Kaiserlichen waren mir wohlgesonnen, weil ich viel für das Land tat und hergab, bevor sie merkten, dass ich mich den Sturmmänteln anschloss. Immerhin bin ich eine geborene Drachentöterin, weswegen ich besonders geschätzt wurde“, lachte sie bitter auf und verzog das Gesicht.
 

„Die Magierakademie gab mir ebenfalls Rückendeckung, weil ich eine Schülerin von ihnen bin. Und ich habe die besten Kontakte zur dunklen Seite Himmelsrand´s. Die Dunkle Bruderschaft, also die Assassinen Gilde und natürlich auch zur Diebesgilde, die überall ihre Kontaktmänner haben, die ein wachendes Auge auf mich hielten. Aus diesen Gründen war ich unerreichbar für die Elfen. Mein Mann hingegen nicht, also entführten sie ihn und schickten mir eine Botschaft. Natürlich vergaß ich daraufhin sämtliche Vorsicht … ihre Falle war perfekt. Perfekt für mein stürmisches Wesen. Von blinder Wut gepackt und vor Angst zerfressen, machte ich mich auf, um meinen Mann zu retten. Ich war wie betäubt, in voller Panik, weil jeder weiß wie skrupellos und grausam die Thalmor sind. Und das sie kurzen Prozess mit ihren Gefangen machen, nachdem ihnen das Foltern zu langweilig wird, oder sie alle Informationen haben. Ich ging ihnen natürlich prompt in die Falle. Tagelang folterten sie mich, um an wichtige Informationen zu kommen und einfach weil es sie sehr befriedigte, meine Gefangennahme zu feiern. Mein Mund war stets fest verbunden, damit ich meine Kräfte nicht wirken konnte und in schwere Ketten gehüllt, halb nackt in einer feuchten Kerkerzelle, vegetierte ich vor mich hin. Trotz Verband am Mund, fragten sie mich aus um mir nur alleine durch meine Reaktionen, Informationen zu erhalten. Ich trieb sie aber leider mit meiner Gleichgültigkeit fast in den Wahnsinn, woraufhin die Folter schlimmer wurde. Doch war das alles harmlos im Vergleich zu dem, was sie mir dann antaten“, japste sie und zog ihre Beine an. Ihre Schuhe waren längst ausgezogen und nun ruhten ihre Füße ebenfalls auf dem Bett. Marco sah das sie zitterte und ahnte Schreckliches.

„Kann ich noch einen Schluck Wein haben?“, fragte sie leise und ihre Stimme bebte. Nickend schüttete Marco einen Schluck in ihren Becher.
 

„Sie töteten Farkas, direkt vor meinen Augen. Bei lebendigem Leibe verbrannten sie ihn!“, ein trockenes Schluchzen drang aus ihrer Kehle, doch blieben ihre Augen trocken. Sie kämpfte gegen die Tränen, denn sie fühlte sich einfach zu stolz, um vor ihrem Kommandanten zu weinen. Sie wollte es einfach nicht, auch wenn es ihr schwer fiel. Sie brauchte kein Mitleid.

„Er hat nicht einen Ton von sich gegeben! KANNST DU DIR DAS VORSTELLEN?! Dabei muss er doch unglaubliche Schmerzen gehabt haben. Und... und kurz bevor er starb, schenkte er mir sogar noch ein Lächeln...“, rief sie dies so panisch, so laut, so voller Schmerz aus, dass Marco zusammen zuckte. Isbjorg wimmerte auf und das Zittern wurde Schlimmer. Sie versuchte zu trinken, doch landete der Großteil davon auf ihrem Oberteil. Sie ignorierte es.

„Wie bist du entkommen?“, fragte Marco.

„Als Farkas getötet wurde bin ich einfach ausgeflippt. Ich habe getobt wie ein Tier. Und trotz verbundenem Mund, habe ich gebrüllt wie am Spieß. Das Zappeln muss meinen Mundverband gelockert haben, denn auf einmal rutschte er runter. Und in meinem Hass wendete ich alle möglichen Drachenschreien an, die mir einfielen. Meine Stimme schleuderte meine Peiniger weg, fror einige ein, verbrannte sie und verwirrte sie. Und dann wand ich wie ferngesteuert, meine einzige Rettung an. Ich stieß den Ruf an meinen Verbündeten aus. Er ist ein Drache, namens Odahviing, mit dem ich Freundschaft schließen konnte. Eben weil seine Ziele meinen glichen. Die Vernichtung von Alduin. Odahviing durchbrach die Mauer, vernichtete die Thalmor, die ich nicht zu Tode schreien konnte und befreite mich. Dann flog er mit mir nach Windhelm zurück, wo ich sicher im Talos Tempel gepflegt wurde. Die Priester machten mich schnell wieder Fit, doch stellten sie etwas noch Schlimmeres fest. Als wäre Farkas Tod nicht schon schlimm genug gewesen... nein es ging noch Schlimmer...“. Ihr Stimme klang gequält und weinerlich. Sie kniff fest die Augen zusammen, als sähe sie Bilder die sie umbringen könnten.
 

Und mit einem metallischen Klirren, fiel der halbvolle Zink Becher zu Boden.

„Es tut mir Leid...“, wimmerte sie und Marco sprang reflexartig auf. Er eilte zu ihr herüber, setzte sich flink neben sie und nahm sie in den Arm.

„Ist nicht schlimm“, flüsterte er und strich ihr über den Rücken.

„Es tut mir Leid...“, wiederholte sie sich leise und Marcos Umarmung wurde etwas fester.

„Es ist nichts passiert Is. Nur ein bisschen Wein auf dem Boden“, versuchte er diesen Ausbruch zu beruhigen und sie wimmerte auf.

„Es tut mir doch Leid!“, wurde sie energischer und nun wusste Marco, dass sie sich nicht mehr bei ihm entschuldigte. Im Augenwinkel sah er wie Is sich an den Bauch fasste und darüber streichelte. Geschockt riss er die Augen auf, denn er verstand ihre unbewusste Geste.
 

„Es tut mir doch so unendlich Leid, dass ich euch beide nicht beschützen konnte!“, rief sie laut und dann verlor sie ihren nächsten Kampf. Schluchzend heulte sie auf und Marco drückte tröstend ihren Kopf an seine Brust. Bitterlich weinte sie und versuchte zu sprechen.

„Lass mich los, ich brauche kein Mitleid!“, bebte ihre Stimme erzürnt und sie fühlte sich so jämmerlich und klein.

„Mitgefühl und Mitleid sind zwei verschiedene paar Schuhe. Ich bemitleide dich nicht, Is. Aber ich hab Mitgefühl für deine Situation und will dir in deinem Seelenkampf zur Seite stehen“, sprach er leise und wimmernd schmiegte sie sich fester an ihn.

„Danke“, keuchte sie und die Tränen wollten nicht versiegen. So sehr sie dagegen kämpfte, es wurden immer mehr.

„Du warst schwanger...“, sprach er seine Vermutung aus und sie heulte noch bitterlicher auf. Er spürte die Tränen auf seiner Haut und redete beruhigend auf sie ein, doch drangen die Worte nicht bis zu ihr durch. Immer wieder wurde sie von Weinkrämpfen geschüttelt und sie klammerte sich an Marco, als würde sie ertrinken. Auf eine Art und Weise tat sie das wohl auch. Sie ertrank an ihrem Leid.

„Wie lange schleppst du diese Last schon mit dir herum?“, fragte Marco nach einer Weile, als sie sich wenigstens ein bisschen beruhigt hatte.

„Drei Jahre...“, schluchzte sie heiser.

„Und du hast nie mit jemandem gesprochen?“ Und Is schüttelte den Kopf.

„Du bist der Erste, der meine Geschichte hört“, und erneut schluchzte sie auf. Marco streichelte ihren Rücken und flüsterte ihr weiter beruhigende Worte zu. Dabei blickte er nachdenklich aus dem Bullauge. Ihm war es schleierhafte, wie man so lange mit so einem Leid zurecht kam. Und jetzt konnte er auch ihre Rache gut nachvollziehen.
 

Einige Stunden weinte sie noch leise vor sich hin, an seiner Brust. Tief in der Nacht spürte er plötzlich, wie einer ihrer Arme, der um seinen Rücken geschlungen war, schlaff auf sein Bein fiel. Marco lauschte auf und hörte ihre ruhige Atmung.

„Isbjorg?“, flüsterte er, doch reagierte sie nicht, denn sie war eingeschlafen. Leise seufzte er, doch drang ein Lächeln auf sein Gesicht, denn sie hatte wenigstens für den Rest der Nacht ihren Frieden gefunden. Einer seiner Hände umfasste vorsichtig ihren Nacken, während der andere Arm sie packt und vorsichtig legte er sie herum. Ihre Beine hob er auch noch ins Bett und er deckte sie zu. Mit einem Schulterzucken öffnete er einen Schrank. Marco fände es unfair sie jetzt zu wecken. Sie brauchte die Ruhe und so entschied er sich, dass er ihr sein Bett ausleihen würde und selbst versuchen würde, auf dem Sofa etwas Schlaf zu finden. Er fischte eine dünne Decke aus dem Schrank und machte sich bettfertig. Dann legte er sich auf das Sofa, löschte das Licht und versuchte zu schlafen. Was aber alles andere als einfach war, denn ihre Geschichte wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Zumal das Sofa furchtbar unbequem war, zum schlafen.

Die Gerüchteküche brodelt

Am nächsten Tag erwachte Isbjorg grummelnd aus dem Schlaf. In ihren Kopf herrschte gähnende Leere und sie fühlte sich so unheimlich schwer. Ihr Arme, ihre Beine, ihr Kopf... Als wären ihre Knochen über Nacht zu Blei geworden. Auch spürte sie ein unangenehmes Pochen im Schädel und sie wusste, öffnete sie jetzt die Augen und setzte sich auf, würde johlend ein gemeiner Kopfschmerz zum Leben erwachen. Doch trotzdem hatte es kein Sinn, den Tag im Bett zu verbringen. Denn sie war ja nicht krank, bestenfalls verkatert. Langsam setzte sie sich auf, spürte die dünne Decke, die sich um ihren Leib spannte und griff sich prompt an den Kopf. Wie erwartet, der Kopfschmerz meldete sich. Auch hatte sie das Gefühl, als wären ihre Nase und die Augen geschwollen. Sie atmete tief ein und hielt kurz inne. Denn etwas war anders. Der Geruch? Ja, es roch anders in ihrem Zimmer. Nicht mehr nach getrockneten Kräutern und Alkoholischen Essenzen für die Alchemie. Auch fehlte ihr der würzige Geruch von Heiltränken.
 

Gequält öffnete sie die Augen und starrte aus verschwommenem Blick eine Kommode an, die ihr gegenüber stand.

>Wo kommt die denn her?< fragte sie sich und blinzelte irritiert. Sie schaute auf das Bett und wunderte sich erneut. Das Bett war, im Vergleich zu ihrem, einfach riesig. Auf dem Boden vor dem Bett sah sie einen Becher liegen und eine halb getrocknete Pfütze aus Wein. Vereinzelte Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf. Wie sie auf dem Bett saß, die Arme um die Beine geschlungen hatte und gegen die Tränen kämpfte. Sie schüttelte den Kopf, hielt aber direkt wieder inne, weil die Kopfschmerzen sich einfach entrüstet zur Wehr setzten. Verwirrt blickte sie sich weiter um.

>Moment... Die Kajüte kennst du doch<, doch weiter kamen die Gedanken nicht, denn ein Schnarchen riss sie aus den Gedanken und ließ sie zusammenfahren. Sie blickte der Geräuschquelle entgegen und sah Marco. Dieser lag eingerollt auf dem kleinen Sofa, den Mund halb geöffnet, in dunkelblauen Boxershorts. Die Decke war ihm vom Sofa gerutscht und allgemein, machte er keinen bequemen Eindruck. Sie legte den Kopf schief und erinnerte sich an vergangene Nacht. Ein mitfühlendes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht und vorsichtig stand sie auf, darauf bedacht nicht in den Wein zu treten.
 

Leise schlich sie zu ihm herüber und hob die Decke auf. Vorsichtig legte sie die dünne Decke wieder über ihren Besitzer und Marco grummelte auf, doch schlief er seelenruhig weiter und zog sich im Schlaf die Decke bis zum Kinn. Nun hatte Isbjorg endlich mal die Zeit, sich gründlich in seiner Kajüte umzusehen. Das Erste was ihr auffiel war, dass er ein sehr ordentlicher Mensch war. Die Kajüte war aufgeräumt und sauber. Und auch gemütlich eingerichtet. Auch sein Schreibtisch war ordentlich, im Vergleich zu ihrem wo das reinste Chaos herrschte, obwohl er unheimlich viel Papierkram besaß. Links vom Schreibtisch stand ein Bücherregal, welches gründlich gefüllt war. Er las also auch gerne, stellte sie fest. Rechts fiel ihr eine schöne Vitrine auf, die auf einem kleinen Beistellschrank stand. Aus diesem Schrank hatte Marco in der Nacht, die Becher und die Weinflasche hergeholt. In der Vitrine selbst lagen einige Stücke, die ihre Aufmerksamkeit erregten. Sie sah einige Utensilien der Schifffahrt, die unheimlich alt aussahen und sie vermutete, sie dienten nur zu Dekoration. Is entdeckte unter anderem ein kleines, vergoldetes Fernrohr und einen aufgeklappten Kompass. Und ein Logbuch. In einem anderen Glasfach, lagen einige Schmuckstücke. Alte Ringe und ein Amulett, aber auch eine alte Pistole und ein Dolch mit hübschen Verzierungen.
 

Lächelnd wand sie den Blick ab und starrte wieder den Weinfleck auf dem Boden an. Das wohl einzigst chaotische in seinem Zimmer und sie war auch noch schuld daran. Es wäre einfach dreist gewesen, das Chaos so zu lassen, so empfand sie und deshalb schlich sie zum Badezimmer. Auch dieses war wesentlich größer als ihres und ihr fiel auf, dass es auch hier erstaunlich ordentlich war. Um das Waschbecken und dem Spiegel, standen einige weiße Schränke. Jeweils Links, Rechts und auch unter dem Waschbecken. Sie wollte zwar nicht in seinen Schränken wühlen, aber irgendwie musste sie ja was suchen um den Fleck zu entfernen, ohne ihn extra aufwecken zu müssen. Sie öffnete den linken Schrank und entdeckte stapelweise, große und kleine Handtücher. Im rechten Schrank befanden sich einige Pflegeartikel und Kleidung. Zahnbürste, Zahnpasta, Creme, ein Rasierer, viele Hemden, ein paar Hosen und was „Mann“ noch so brauchte. Also auch nicht das, was sie suchte. Aber im Schrank unter dem Waschbecken, wurde sie fündig. Darin befanden sich unter anderem ein kleiner Holzeimer und einen Putzlappen fischte sie ebenfalls heraus. Langsam füllte sie den Eimer mit Wasser und schlich zurück in die Kajüte. Vor dem Fleck ging sie auf die Knie und hob erst mal den Becher auf. Sie wischte ihn ab und stellte ihn bei Seite. Dann kümmerte sie sich um den Fleck. Es stellte sich als äußerst schwierig heraus, diesen zu entfernen, denn der Wein war mittlerweile in das Holz gezogen. Geduldig schrubbte sie über den Fleck, als Marco langsam aufwachte. Das Erste was er sah, war Isbjorgs Rücken und ihre kräftigen Bewegungen beim putzen. Langsam setzte er sich auf und streckte sich. Sein Rücken knackte verschwörerisch und gequält brummte er auf. Is zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um.
 

Marco saß auf dem Sofa, einen Arm gebeugt auf den Knien gestützt. Mit der freien Hand rieb er sich den verspannten Nacken und blickte sie verschlafen an.

„Guten Morgen“, nuschelte er und lächelte mild.

„Guten Morgen“, antwortete sie.

„Du siehst nicht gerade aus, als hättest du gut geschlafen. Tut mir Leid, das ich dir dein Bett geklaut habe“, murmelte sie und widmete sich wieder dem Weinfleck.

„Schon okay. Hast du denn gut schlafen können?“

„Erstaunlicherweise ja. Dafür das die Nacht alles andere als angenehm war, war es umso mehr der Schlaf. Aber warum hast du mich nicht geweckt? Immerhin ist das hier dein Bett“, fragte sie und wirkte entrüstet.

„Tja... manchmal bin ich doch ein netter Kerl“, gluckste er.

„Danke das du dich um den Weinfleck gekümmert hast. Den Rest kriege ich schon da raus. Du musst dich jetzt nicht um Kopf und Kragen schrubben“, nuschelte er und drehte den Kopf von rechts nach links, um seine Muskeln zu dehnen. Auch sein Hals knackte.

„Okay. Darf ich deine Dusche entweihen? In diesem Zustand möchte ich mich nämlich nicht auf dem Flur blicken lassen“, grummelte sie und zupfte sich an den zotteligen Haaren. Marco nickte stumm und rieb sich die Schläfen, denn scheinbar hatte auch er Kopfschmerzen.
 

„Handtücher sind im linken Schrank“, rief er ihr noch hinterher und nickend schloss sie die Badezimmertür. Kurze Zeit nachdem sie im Badezimmer verschwunden war, hämmerte es wie verrückt an Marcos Tür.

„Marco! Marco! Marco! …“, wütete Ace von draußen aufgeregt.

„Was ist denn?!“, zischte Marco müde und seine Tür schlug auf. Im Raum standen jetzt Ace, Thatch und Vista. Ace wedelte panisch mit den Armen und sprang von einem Bein auf das andere.

„MARCO! NOTFALL!“, schrie er und erschrocken stand der Vize vom Sofa auf.

„Hast du auf dem Sofa geschlafen...?“, fragte Vista überrascht, doch Ace unterbrach ihn prompt.

„Ist doch egal! Marco! Isbjorg ist verschwunden!“

„Genau. Wir wollten sie wecken, weil wir sie aufs Deck locken wollten. Überall liegt Schnee und sie liebt doch Schnee, doch ihr Zimmer war leer und das Bett unberührt“, erklärte nun Thatch und schaute Marco besorgt an. Dieser hingegen gluckste nur.

„Was ist denn bitte so lustig! IS ist weg!“, brummte Ace verständnislos.

„Ist sie nicht“, brummte nun Marco und streckte sich erneut, in der Hoffnung die Verspannungen würden sich endlich lösen.

„Ach, also hast du sie heute schon gesehen?“, fragte nun Vista und Marco nickte ruhig.

„Dann ist sie bestimmt schon auf dem Deck und wir haben sie nur übersehen“, brummte nun Thatch, doch in diesem Moment rauschte plötzlich Marcos Dusche im Nebenzimmer los. Die drei unerwünschten Besucher warfen sich irritierte Blicke zu.

„Das ist jetzt nicht wahr...“, murmelte Ace und blickte mit großen Augen die geschlossene Badezimmertür an.

„Oh... ich glaub unsere Verschollene ist wieder aufgetaucht...“, meinte jetzt Vista und feixte.

„Na das ist ja eine Überraschung...“, kam nun Thatchs Reaktion und er feixte mit.

„Also Marco!... Interessante Geheimnisse deckt man an diesem Morgen auf. Tz tz tz …“, sprach Ace kopfschüttelnd und nun feixten alle drei Marco an, der überrascht die Augen aufgerissen hatte. Doch lachte er dann schallend los.
 

„Ich glaube ihr irrt euch. Is und ich hatten die Nacht noch eine etwas längere Diskussion, was danach schnell in einem langen Gespräch endete und sie einfach eingeschlafen ist. Dreimal dürft ihr raten, warum ich auf dem Sofa geschlafen habe, ihr Klugscheißer“, versuchte er die Situation zu erklären, doch blockte das bei den drei Grinsebacken ab.

„Natürlich. Langes Gespräch...“, sprach Ace und klang alles andere als überzeugend. Was wohl auch daran lag, dass sein Grinsen immer breiter wurde.

„Ich glaub wir verschwinden jetzt besser“, gluckste Vista.

„Genau. Nicht das gleich die nächste Überraschung auf uns wartet. Viel Spaß noch, euch beiden“, lachte Thatch und die Drei ergriffen sturzflutartig die Flucht. Kaum war die Tür zu, grölten die Drei auf dem Flur los. Wütend schnaubte Marco und seine Augenbraue zuckte bedrohlich.

„Idioten!“, rief er der geschlossenen Tür entgegen und drehte sich grummelnd um. Dann zog er sich seine Sachen von gestern über. Er beschloss sich frische anzuziehen, wenn Is fertig war, denn er musste ja nicht die ganze Zeit in Boxershorts umher laufen, solange wie er weiblichen Besuch hatte. Nach einer Weile ertönte Isbjorgs Stimme hinter der geschlossenen Tür.
 

„Marco?“, rief sie beschämt.

„Ja?“

„Das ist mir jetzt etwas peinlich, aber dürfte ich mir mal ein Hemd von dir ausleihen? Meines ist total mit Wein eingesaut und klebt fürchterlich“, fragte sie nun etwas leiser, denn ihr war das wirklich sehr unangenehm.

„Ja, kein Problem“, murmelte er und blätterte in seinen Unterlagen. Er zog den Nachtwachen Plan heraus. Kurz danach öffnete sich die Badezimmertür und Is kam heraus. Um ihre Schultern hing ein Handtuch und sie rubbelte sich ihre zotteligen Haare trocken. Sie trug außerdem ihre schwarze Stoffhose von gestern und darüber ein schwarzes Hemd zum zuknöpfen, von Marco. Sie hatte nur die obere Hälfte zugeknöpft und die untere Hälfte vor dem Bauch verknotet. Die Ärmel hatte sie bis zur Hälfte umgeschlagen.

„Och, Mensch Is! Du leierst das Hemd total aus“, meckerte Marco los, doch sie streckte ihm nur die Zunge raus.

„Ach quatsch. Weißt du eigentlich wie schlimm das aussieht, wenn ich es nur runter hängen lasse? Das ist immerhin dein Hemd und mir viel zu groß“ konterte sie und grinste. Marco hingegen seufzte.

„Danke übrigens... für die Nacht. Ich glaube das war längst überfällig und es tat verdammt gut, endlich mal diese Last raus zu lassen...“, nuschelte sie flüsternd.

„Ich hab eher zu danken, dass du mir so sehr vertraut hast“ brummte er, drehte sich zu ihr und grinste breit. Sie nickte beschämt.
 

„Was ist eigentlich mit dem Raben?“, fragte nun Marco plötzlich und Isbjorg schlug sich die flachen Hände auf den Mund.

„Den hab ich ja total vergessen!“, zischte sie und flitzte zu seinem Bullauge. Ruckartig öffnete sie es und stieß einen kurzen Pfiff aus. Kurze Zeit später saß Nachtschatten schon auf ihrer Schulter und krächzte beleidigt.

„Verzeih mir, Nachtschatten“, flüsterte sie und er plusterte sein Gefieder auf.

„Marco? Hast du hier irgendwo ein leeres Blatt Papier?“, fragte sie nachdenklich und schnappte sich einen Stift. Der Vize nickte, öffnete eine Schublade und zog ein leeres Blatt Papier heraus. Is legte es auf den Schreibtisch und fing behutsam an zu schreiben. Marco warf einen vorsichtigen Blick auf das Blatt und las.
 

Sithis führte meinen Körper.

Sithis führte meinen Geist.

Sithis führte meine Klinge.

Die Tat ist vollbracht

- Isbjorg

Dann faltete sie das Blatt gründlich zusammen, legte die Flache Hand auf den Brief und flüsterte ein paar Worte, in einer fremden Sprache. Unter ihrer Hand leuchtete es kurz Glutrot auf und als sie die Hand wieder wegnahm, sah Marco, dass der Brief versiegelt war. Das magische Wachssiegel zeigte einen Drachenkopf.

„Ich frag besser nicht nach wer dieser Sithis ist... . Lass uns frühstücken gehen. Du siehst hungrig aus“, schlug er vor. Sie nickte vorsichtig und verstaute den Brief in Nachtschattens Flugtasche. Sie küsste den Kopf des Raben und flink flog er davon, mit einem lauten Ruf zum Abschied.

„Sithis ist die Stille. Er ist die Leere und das was die Assassinengilde ausmacht. Er ist weder einer der Neun Göttlichen, noch ein Deadra. Er ist viel mehr. Er ist alles um uns herum. Die Stille des Todes“, erklärte sie kurz und zweifelnd zog Marco seine Augenbrauen nach oben. Sie hingegen grinste nur und zu zweit gingen sie nun zum Speisesaal. Im Saal selbst wurden sie neugierig gemustert. Einige grinsten plötzlich breit, als sie Is sahen, denn die Crew erkannte sofort das Hemd welches sie trug. Zumal auf dem Rücken breit das Whitebeard Zeichen prangerte. Tuschelnd fingen nun einige an zu sprechen und Is blickte sich fragend um.

„Was ist denn los?“, fragte sie Marco leise, der nur angenervt mit den Schultern zuckte.
 

„Vergiss es einfach“, nuschelte er und gemeinsam schlenderten sie zum Buffet Tisch. Viele Mitglieder saßen nicht im Saal, denn die Meisten tobten sich draußen auf dem schneebedeckten Deck aus. Thatch, Ace und ein paar andere standen nun auf und gingen Richtung Doppeltür, während Is und Marco sich schweigend gegenüber saßen und frühstückten.

„Wir lassen euch zwei Turteltauben dann mal alleine“, kicherte Thatch und irritiert blickten ihn Is und Marco an.

„Turtel...“, fing Is an zu sprechen.

„...Tauben?“, vollendete Marco das Wort und mit fragendem Blick, schauten sich die beiden Gegenseitig an. Lauthals fing Is nun an zu Lachen.

„Bitte was? Ich und das Fallobst? Wie kommt ihr denn auf den Scheiß?“, fragte sie lachend und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Fängst du schon wieder an?!“, zischte Marco und sie lachte noch lauter. Ihr Gesicht nahm ein heiteres Rot an.

„Natürlich! Du regst dich nämlich immer so schön auf, Ananaskopf“, japste sie, immer noch frech am lachen.

„Ich geb dir gleich Ananaskopf, du Zimtzicke!“, knurrte er beleidigt und sie grinste breit.

„Ach hört doch mit dem Theater auf. Wir wissen, dass du bei ihm geschlafen hast Isbjorg. Du trägst ja sogar sein Hemd“, sprach nun Ace, überlegen am Grinsen.

„Ja natürlich... und das kann ja auch nur eines bedeuten. Meine Güte! Ihr seid doch dümmer als die Marine erlaubt“, zischte sie voller Ironie und schüttelte mit dem Kopf.

„Aber wenn ihr meint. Wir wissen es besser, nicht wahr Holzkopf?“, fragte Is den Vizen, der sie nun noch mürrischer anschaute. Wütend schnaubte er und aß stumm weiter.
 

Im Verlauf des Tages, erlebte die Crew nicht wirklich viel. Sie waren in der Nähe einer Winterinsel und es schneite wie verrückt. Abwechselnd schippten die Divisionen Schnee, oder es fanden heitere Schneeballschlachten an Deck statt. Isbjorg und Vista trainierten auch noch einmal, an diesem Tag, auf dem rutschigen Deck und Marco besprach vieles mit Whitebeard, im Bezug auf anstehende Arbeiten oder Aufträge. Außerdem wurden Is und Marco den gesamten Tag über, diversem Getuschel oder belustigten Blicken ausgesetzt. Isbjorg hasste es Mittelpunkt einer Gerüchteküche zu sein und so verschwand sie am späten Nachmittag wutentbrannt in ihrem Zimmer. Auch Marco musste eine Menge Geduld aufbringen, um nicht gänzlich auszurasten.
 

Gegen Abend schaute er noch einmal genervt bei Is vorbei, denn kurz zuvor wurde er mal wieder mit unzähligen Fragen gelöchert. In Isbjorgs Zimmer schnaubte er wütend auf und sie blickte ihn fragend an.

„Nerven die dich auch?“, fragte sie und schmunzelte. Wütend nickte er.

„Ja. Dich auch? Ich hoffe das legt sich bald wieder. Ist ja nicht zum aushalten. Kaum bricht Langeweile an Deck aus, steigert sich fast die komplette Crew in das kleinste Gerücht herein. Ace und Thatch natürlich ganz vorne mit dabei“, knurrte er und blickte über ihre Schulter auf den chaotischen Schreibtisch, denn Is arbeitete gerade an einem Trank.

„Was machst du da eigentlich?“, fragte er neugierig.

„Wundheilungstränke für die Krankenstation. Die Tränke unterstützen den Benutzer, bei der körpereigenen Regeneration, wenn dieser verletzt ist“, erklärte sie und füllte gerade die zart rote Flüssigkeit in ein Fläschchen. Die Flüssigkeit roch würzig und angenehm.

„Nicht schlecht. Wenn die klappen, muss ich dich wohl bald an den Doc abdrücken, weil er dich dann wohl braucht zur Produktion...“, sprach er belustigt und sie lachte auf.

„Ach, da fällt mir übrigens ein...“, nuschelte sie, stand auf und ging in ihr Bad. Kurz darauf warf sie Marco, sein Hemd entgegen, der es geschickt fing.

„Vielen Dank fürs ausleihen. Es ist allerdings noch nicht gewaschen“, murmelte sie und seufzte.

„Kein Problem“, murmelte er und ging zur Tür.

„Ich geh dann mal wieder“, murmelte er und öffnete die Tür.

„Warte ich komm mit. Ich wollte eh noch raus aufs Deck und die frostige Seeluft genießen“. Und so verließen beide ihr Zimmer und machten sich auf Richtung Deck. Marco hatte sich derweil das gebrauchte Hemd um die Schulter geschwungen und die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Vor der Tür zum Deck bog er links ab und machte sich auf den Weg zu seiner Kajüte.

„Man sieht sich“, murmelte er und sie nickte ihm zu. Dann verschwand Is aufs Deck.
 

Und so leitete sich langsam der späte Abend ein, wo die Crew mal wieder heiter am feiern war.

Der Feind an Bord

Zwei Wochen waren mittlerweile vergangen und die nervtötende Gerüchteküche flaute allmählich ab. Und das, obwohl Marco und Is sich mittlerweile richtig gut verstanden. Natürlich stritten die beiden immer noch unerbittlich, wenn es denn sein musste und auch nicht wesentlich weniger wie vor einigen Wochen, doch wenn sie nicht stritten, bildeten die beiden ein perfektes Team. Egal ob beim Kampf oder bei Arbeiten. Fast wortlos gingen sie aufeinander ein und erledigten ihre Arbeit gemeinsam, als wären sie beide die personifizierte Teamarbeit. Selbst bei Diskussionen ergänzten sie sich perfekt.
 

Marco, Isbjorg, Sam, Bruno und Olaf waren noch auf dem Meer unterwegs, denn sie hatten einige Angelegenheiten, im Auftrag von Whitebeard zu erledigen. Und auch wenn Olaf zu Vistas Division gehörte, bestand Is darauf ihn als Schildbruder mitzunehmen. Momentan befanden sie alle sich auf Stormwind Island, einer Winterinsel. Allgemein hatten sie seit zwei Wochen mit Schnee, Eis und Kälte zu kämpfen, denn die Moby Dick befand sich auf dem direktem Kurs an einer Winterinselkette vorbei. Am heutigen Tag waren die Fünf wieder auf dem Weg zurück zur großen Moby Dick. Als Transportmittel verwendeten sie eine Miniatur Anfertigung des Mutterschiffes und sie war ausgelegt für rund fünfzehn Personen.
 

Isbjorg trat hinaus auf das kleine Deck und musste herzlichst auflachen. Denn sie und Olaf trugen beide ihre Sturmmantelrüstung. Diese hübsche blaue Stoff und Lederrüstung, war gut gefüttert und perfekt für eisig kaltes Winterwetter ausgelegt. Schon allein weil die Rüstung selbst, von innen mit Fell gepolstert war. Auch Olaf grinste breit.

„Was ist denn mit euch beiden los? Partnerlook?“, fragte Marco belustigt und musterte die beiden. Is und Olaf zogen beide ihre Schwerter, streckten diese gen Himmel und begrüßten sich mit einem lauten „HUAH!“. Danach brachen sie erst einmal in heiteres Gelächter aus.

„Genug herumgealbert. Wir müssen das Schiff seetauglich machen und dann geht es auf direktem Weg zurück zur Moby Dick“, kommandierte Marco grinsend und die beiden Nords salutierten.
 

Marco beobachtete Is, die gerade die Taue überprüfte und lächelte mild. Sie hatte sich verändert, seit der Schicksalhaften Nacht in seiner Kajüte und nach dem langen Gespräch mit Whitebeard. Ihr Lachen war viel ehrlicher und ihr Lächeln viel aufrichtiger, als früher. Nachdem Isbjorg das Gespräch mit Marco verarbeitet hatte, suchte sie eben jenes Gespräch mit Whitebeard. Und zu seiner Überraschung, bestand sie damals darauf, dass Marco sie begleitete. Was er selbstverständlich auch tat. Isbjorg erklärte Whitebeard alles und erzählte ihm ihre Geschichte. Natürlich flossen Tränen, denn wer würde bei solch einer Lebensgeschichte nicht weinen? Doch wesentlich weniger, als damals in Marcos Kajüte. Was vermutlich auch daran lag, dass sie diesmal nüchtern war und somit eine bessere Kontrolle über sich hatte. Doch tat ihr das gut. Sie lernte alles zu verarbeiten und sich selbst ins Reine zu bringen. Fröhlich summte sie jetzt ein Lied und drehte sich um zu ihrem Kommandanten, fing kurz seinen musternden Blick auf und grinste breit.

„Die Taue sind in Ordnung, Marco“, rief sie und ging zu Sam, die sich um das Segel kümmerte.
 

„Alles klar. Bruno? Anker lichten. Mädels, Segel setzen. Es wird Zeit das wir nach Hause kommen“, rief Marco und alle gehorchten. Olaf stand am Ruder und hielt den Kurs bei. Da sie nun den Kurs zurück zu Whitebeard finden mussten, war ein Logport natürlich sinnlos. Deswegen benutzten sie das Stück einer Vivre Karte, die Marco besaß und die von Whitebeard stammte. Jeder Kommandant besaß ein solches Stück, damit sie immer zurück nach Hause fanden.

„Wie lange brauchen wir ungefähr?“, fragte Sam ihren Kommandanten und gesellte sich zu Bruno.

„Wenn das Wetter uns keine Schwierigkeiten bereitet, sollte es nur einen halben Tag dauern“, antwortete er ihr und überprüfte den Kurs.

„Ach, Maaarcooo~ ?“, trällerte Isbjorg plötzlich seinen Namen und er drehte sich überrascht um. Doch ehe er sie überhaupt sah, klatschte ihm schon ein Schneeball ins Gesicht. Gackernd lachte sie los und hielt sich den Bauch, während Marco sich grummelnd den Schnee aus dem Gesicht wischte.

„Na warte“, zischte er und sie sprintete davon. Immer noch lachend verschwand sie im Inneren des Schiffs. Marco hechtete hinterher, rutschte aus und fiel fast hin. Doch fand er schnell sein Gleichgewicht wieder und sprintete weiter, ebenfalls ins Innere des Schiffs.
 

...
 

Schmollend saß Isbjorg auf einem Fass an Deck, mit verschränkten Armen vor der Brust und nassen Haaren, die ihr im Gesicht klebten. Natürlich hatte Marco sie unter Deck gefunden, was wohl auch daran lag, dass sie sich nicht mehr ein kriegte vor Lachen. Er wuchtete sie über die Schulter, ging mit ihr raus aufs Deck und seifte sie gehörig ein.

„Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, du bist selbst Schuld“, neckte Marco sie und sie drehte den Kopf beleidigt von ihm weg.

„Das du auch immer so übertreiben musst“, murrte sie und Marco lachte kurz auf. Dann ging er wieder zu Olaf und navigierte ihn weiter. Die See blieb ruhig und die Sicht klar. Und so erreichten sie gegen Nachmittag die Moby Dick.
 

Die Mini Moby Dick wurde einfach an der Großen befestigt, denn man würde sich später um sie kümmern. Dann machten sich die Fünf auf das Deck zu erklimmen und wurden schon fröhlich von Ace begrüßt, der lachend einen Sake Krug schwenkte.

„Da seid ihr ja endlich!“, rief er ihnen entgegen und trank einen kräftigen Schluck. Allgemein war auf der Moby Dick die reinste Feierstimmung.

„Ihr kommt genau richtig, um unser neues Crewmitglied zu begrüßen“, lachte die Feuerfaust und trank seinen Krug leer.

„Neues Crewmitglied?“, fragten die Fünf wie aus einem Mund und Ace nickte begeistert.

„Ja! Er gehört nun zu Thatch´s Division. Kommt doch endlich hoch und feiert mit uns“. Und so erklommen die Fünf das Deck. Trotz der Kälte und dem Schnee tummelten sich alle auf dem Deck und tranken Literweise Sake und Bier. Sie johlten und feierten aus vollem Herzen.

„Da seid ihr ja, meine Kinder!“, rief ihnen Whitebeard stolz entgegen und die Fünf gingen zu ihm, mit einem fröhlichen Gruß auf den Lippen.

„Hallo Vater ~“, trällerten Sam und Isbjorg mit einer Sing-Sang Stimme.

„Ihr kommt genau richtig. Begrüßt doch auch Vitus, unser neues Kind an Bord und feiert mit uns“, schlug der große Mann mit Sichelbart vor und zeigte in die Menge, wo er gerade den Neuling vermutete.
 

„Vor allem euch beide, Isbjorg und Olaf, dürfte es freuen. Er kommt aus eurer Heimat“, erklärte Whitebeard und die beiden Nords grinsten.

„Oi! Noch einer. Bald übernehmen wohl die Nords hier das Schiff, wenn das so weiter geht“, brummte Bruno und lachte. Is schenkte ihm ein keckes Grinsen. Sie mochte ihn. Er war ein braungebrannter, großer und kräftiger Mann. Zwar nicht so ein großer wie Jozu beispielsweise, aber dennoch um einiges größer als sie, was an für sich keine Kunst war. Sie war nicht sonderlich groß, denn selbst Marco überragte sie um circa eineinhalb Köpfe. Isbjorg musste immer an einen großen Bär denken, wenn sie Bruno ansah. Zudem hatte Bruno ein charmantes und lustiges Wesen. Er hatte immer einen Witz auf Lager und behielt stets einen kühlen Kopf.

„Er müsste irgendwo da hinten sein“, erklärte Whitebeard, zeigte in die Menge und trank daraufhin einen großen Schluck Sake. Die Fünf nickte und gingen durch die Menge, auf eine große Gruppe Männer zu, die allesamt zu Vistas und Thatch´s Divisionen gehörten.

„Lasst uns mal durch“, rief Marco ihnen entgegen. Die Männer machten platz und grüßten die Fünf gleichzeitig. Olaf und Isbjorg blieben plötzlich abrupt stehen. Marco, Sam und Bruno hielten ebenfalls an und warfen den beiden Nords fragende Blicke zu.

„Was habt ihr denn plötzlich?“, fragte Sam verwundert. Keiner der Anwesenden konnte sich entscheiden, wer von den Dreien finsterer schaute. Denn der Mann, den Isbjorg und Olaf gerade mit ihren Blicken erdolchten, blickte genauso finster.
 

„Isbjorg!“, zischte der Neue leise und verzog das Gesicht. Seine braunen Augen starrten die beiden Nords und ihre Sturmmantelrüstungen kühl an. Immer ruhiger wurde es in den Reihen der Crew, denn dieses unterkühlte Schweigen zog immer mehr neugierige Blicke auf sich. Eine Windböe fegte über das Deck und zerzauste allen die Haare. Vitus braune Haare bewegten sich gleichmäßig im Wind und er strich sich durch sein kurzes Haar. Er trug eine braune Lederrüstung mit rotem Stoff, starke Metallarmschoner, auf denen das Symbol eines schmalen Drachen in einer langgezogenen Raute prangerte und Lederstiefel. Auch war etwas Metall in die Rüstung eingearbeitet, für mehr Stabilität.

„Olaf? Siehst du auch was ich sehe?“, fragte Isbjorg belustigt und blickte den Neuen herausfordernd an.

„Ich denke schon“, brummte Olaf kühl und zog eine Augenbraue hoch.

„Is? Was ist los? Mach bloß nicht schon wieder Ärger!“, zischte Marco und packte sie am Arm. Er kannte diesen Blick von ihr und wusste das er nichts Gutes zu bedeuten hatte. Doch Is schüttelte seinen Arm von sich weg und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Klappe, Ananaskopf! Das hier ist etwas persönliches“, zischte Isbjorg und ging ein Stück auf Vitus zu. Auch dieser bewegte sich herausfordern ein Stück in ihre Richtung.
 

„Na was haben wir denn da? Wer hätte gedacht, dass sich eines Tages ein Speichellecker der Kaiserlichen Armee auf unser Schiff verirren würde? Vitus der dreckige Verräter... ich bin entzückt“, knurrte Isbjorg ironisch und kniff die Augen zusammen.

„Die kleine Sturmmantel Hure. Ich hätte niemals geglaubt, dich noch einmal im Leben zu treffen. Na? Wie oft müsstest du dich bücken für Ulfric, damit er dir ein Holzschwert und Rüstung gab, und du auch Krieg spielen durftest?“, zischte er voller Hohn und Olaf meldete sich wütend zu Wort.

„Pass auf wie du mit ihr redest, Kaiserschwein!“, brüllte er Vitus entgegen, doch streckte Isbjorg Olaf ihren Arm entgegen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sofort verstummte Olaf und Isbjorg lächelte mild.

„Beleidige mich so oft wie du willst, Hund. Denn ich kann mich wehren. Aber lass meinen König aus dem Spiel, du jämmerlicher Feigling!“, knurrte sie.

„König?! PAH! Ulfric ist kein König, sondern ein feiger Mörder!“, brüllte er und legte seine Hand auf den Griff seines Schwertes.
 

„Und noch was, Vitus. Lieber würde ich mich Tausendmal, Tag und Nacht, für Ulfric „bücken“, als ein Feinsliebchen der Thalmor ein zweites Mal davon kommen zu lassen. Man soll immerhin zu Ende bringen, was man angefangen hat!“, knurrte sie voller Zorn, zog ihr Schwert und stürmte auf ihn zu. Während sie auf ihn zu stürmte, hob sie ihr Schwert und holte zum Schlag aus. Auch er hatte sein Schwert gezogen und blockte ihren Angriff ab. Die Crew rief den beiden unruhig entgegen, traute sich aber nicht einzugreifen, weil sie Isbjorg zu gut kannten mittlerweile.

„Was ist denn in euch gefahren?“ „Hört doch auf damit!“ „Beruhigt euch!“, riefen sie den beiden nervös entgegen.

„Los Isbjorg! Hau fester drauf!“, mischte natürlich auch Olaf mit.

„Is! Es reicht! Lass das gefälligst!“, zischte nun Marco, doch dachte die junge Nordfrau gar nicht daran. Im Gegenteil. Sie holte aus und hinterließ Vitus einen tiefen Schnitt an der Schulter, der augenblicklich heftig blutete. Auch sie wurde schon getroffen und blutete stark an der Wange.

„Kaiserschwein!“, zischte Is und parierte seinen Hieb.

„Rebellen Schlampe!“, konterte er zurück.
 

Zwei riesige Hände griffen plötzlich nach den beiden, und krallten sich jeweils am Rücken der beiden, an der Rüstung fest. Ruckartig wurden sie auseinander gezogen und in die Luft gehoben. Ein tiefes, brummendes Seufzen ließ die beiden Streithähne erstarren. Eingeschüchtert schauten sie nach oben und blickten in Whitebeards ernstes Gesicht.

„Was ist in euch gefahren?“, brummte er wütend.

„Er hat angefangen!“

„Nein! Sie hat angefangen!“ zischten sich die beiden an und zappelten in Whitebeards Griff, weil sie erneut aufeinander los wollten.

„Es reicht!“, schimpfte Whitebeard und setzte beide ab, mit einem gehörigen Abstand zwischen ihnen. Er nickte Thatch und Marco zu, die sofort zu ihnen eilten und hielt weiterhin seine Hände bereit jederzeit erneut zuzupacken, sollten sie wieder aufeinander los gehen. Marco eilte zu Isbjorg und Thatch zu Vitus. Die beiden Streithähne hingegen ermordeten sich zwar gerade mit ihren Blicken, doch steckten sie langsam ihre Waffen weg.
 

Marco legte einen Arm um Is und hielt sie somit fest in seinem Griff. Genervt schnippte er ihr gegen den Kopf, doch verzog sie keine Miene, sondern verschränkte lediglich die Arme vor der Brust.

„Hey Neuling!“, zischte Marco und Vitus schaute ihn kühl an.

„Ihr habt Meinungsverschiedenheiten, aufgrund einer Politik und einem Krieg, der auf diesem Schiff keinerlei Bedeutung oder Wert hat. Das ist eine Sache. Aber ihr Zwei geht auf einander los und das geht nicht! So regeln wir hier keine Probleme. Streit gibt es immer wieder, doch hier wird das mit Worten geregelt und nicht mit Gewalt! Und ich erwarte von euch beiden, dass auch ihr euch daran halten! Krieg und Politik hin oder her!“, verpasste Marco den beiden einen Einlauf und Isbjorg verdrehte genervt die Augen. Und erneut schnippte Marco ihr gegen den Kopf. Zornig blickte sie ihn kurz an, doch wand sie sofort danach wieder ihren trotzigen Blick Vitus entgegen.
 

Marco festigte den Griff etwas um Is und zog sich ein Stückchen näher. Dann legte er seine Wange auf ihre und grinste breit.

„Das hier ist Isbjorg, wie du schon weißt. Und sie gehört zu meiner Division. Außerdem macht sie nichts als Ärger. Und obwohl wir uns ständig streiten und sie nur Blödsinn macht, schätze ich sie sehr und habe viel Respekt vor ihr. Und deswegen höre ich es gar nicht gerne wenn sie, oder eine andere Frau aus meiner Division als Hure abgestempelt wird. Ich hoffe wir haben uns da verstanden. Allgemein halte ich nicht viel von Beleidigungen“, sprach er leise und seine Augen musterten Vitus bedrohlich. Der Angesprochene nickte vorsichtig.

„Du hast ihn gehört, Speichellecker!“, trällerte Isbjorg und lächelte provokant Vitus an. Und diesmal schnippte Marco ihr fest gegen das Ohr.

„Das Selbe gilt für dich, Nervensäge!“, brummte Marco und sie streckte ihm die Zunge raus.

„Komm mit“, forderte er Is auf und zog sie hinter sich her, durch die Reihen der Crew, Richtung Steuerbordseite. Dort ging er mit ihr im Arm entlang, öffnete die Tür und ging mit ihr zu seiner Kajüte. Ohne Murren und Knurren ließ sie sich mitziehen und setzte sich dann in seiner Kajüte aufs Sofa. Seelisch stellte sie sich schon mal auf eine Standpauke ein und setzte ihren gleichgültigen Blick auf. Der Vize hingegen zog eine Schublade der Kommode, gegenüber seines Bettes auf und fischte ein Erste-Hilfe Täschchen heraus. Dann ging er zu ihr.
 

Seufzend musterte er die Nordfrau. Dann legte er einen Finger unter ihr Kinn. Ruhig atmete sie und musterte ihn fragend, denn sie wartete noch immer auf ein Donnerwetter. Er hob ein Stück ihren Kopf und drehte ihn langsam zum Licht, so dass er ihre Wunde besser sah. Dann fing er vorsichtig an die Wunde sauber zu tupfen und das Blut weg zu wischen. Entspannt schloss sie die Augen und Marco seufzte erneut.

„War das denn eben wirklich nötig, Is?“, fragte er leise und sie öffnete das linke Auge ein Stück.

„Ja...“, brummte sie.

„Und warum?“, fragte er und wirkte genervt.

„Ich muss doch meinen Standpunkt klar machen. Nämlich das ich keine Gnade mit Verrätern habe!“, zischte sie und Marco träufelte Alkohol auf ein Tuch und tupfte über ihre Wunde. Ihre Augenbrauen zuckten kurz, denn es brannte fürchterlich.

„Ihr kennt euch, hab ich recht? Zumindest kennt er dich. Er hat dich direkt mit deinem Namen angesprochen.“

„Ja. Er wohnte in Windhelm und als der Krieg im vollen Gange war, hat er sein Land verraten und trat der kaiserlichen Armee bei. Einst nannte ich ihn Bruder, weil er zu uns gehörte. Zu den Sturmmänteln“, erklärte sie trocken und Marco klebte ihr ein Pflaster auf die Wange.
 

„In einer Schlacht standen wir uns dann gegenüber, nachdem er eine unserer Heilerinnen abgeschlachtet hatte. Svenja. Sie war jung und in ihrem Herzen brannte ein Feuer. Sie selbst hatte nie gekämpft und nicht einmal eine Waffe angerührt. Aber sie hat unsere Verwundeten versorgt und geheilt. Und er hat sie gnadenlos getötet. Ich kam einen Atemzug zu spät, ansonsten würde sie noch leben. Wir haben gekämpft wie Tiere. Unerbittlich, unermüdlich, voller Hass aufeinander und ich dachte ich hätte ihn tödlich verletzt, doch habe ich mich wohl geirrt“, seufzte sie und dachte an die junge Heilerin Svenja. Sie war schön wie eine Wildblume gewesen und ihre Seele so rein wie frisches Quellwasser. Sie hatte niemals jemandem Schaden zugefügt und hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der Soldaten gehabt. Ihr Tod war so sinnlos wie dieses Elfenpack von Thalmor.
 

„Mhh... Ich verstehe deine Zorn und auch, dass irgendwie Rache da im Spiel ist. Aber er ist nun hier auf diesem Schiff und gehört der Crew an. Und genauso wie es bei dir war, fängt hier für ihn ein neues Leben an. Auch wenn dir das nicht passt, Isbjorg. Geht euch aus dem Weg oder brüllt euch an, aber kämpft nicht auf Leben und Tod. So lösen wir hier keine Probleme, haben wir beide uns da verstanden?“, fragte Marco sie und wirkte sehr ruhig und gelassen. Überrascht blinzelte Isbjorg ihrem Kommandanten an und wirkte erschüttert. Er wurde nicht laut und es hagelte auch keine Strafarbeiten. Grübelnd legte Is eine Hand auf seine Stirn.

„Hast du Fieber, oder was geht ab? Wo bitte bleibt die Standpauke?“, fragte sie, sichtlich verwirrt.

„Ist es denn nötig dich anzuschreien?“, fragte nun Marco und langsam schüttelte sie mit dem Kopf.

„Du hast ja recht Marco, auch wenn es mir schwer fällt. Aber ich habe Vater schon einmal Schande bereitet und dass wird nicht noch einmal passieren. Ich versuche ihm aus dem Weg zu gehen. Nur sollte er mich angreifen, dann werde ich mich wehren und ebenfalls kämpfen. Ich scheue keinen Kampf, das weißt du und feige bin ich auch nicht!“, erklärte sie ihren Standpunkt und Marco nickte ruhig.

„Gut“, murmelte er und wuschelte durch ihre Haare. Dann stand er auf und grinste sie an.

„Lass und was Essen und Trinken gehen“, schlug er vor und begeistert nickte sie.
 

Als wäre nichts geschehen, feierte die Crew fröhlich weiter. Marco und Is gesellten sich dazu, wenn auch mit großem Abstand zu Vitus. Und so endete erneut ein Tag auf der Moby Dick, an dem sich Isbjorg fragte, wie lange das gut gehen sollte, mit einem Verräter an Bord.

Die Steckbrief Panik

„Isbjorg! Würdest uns jetzt endlich mal helfen die Fracht an Bord zu schaffen?!“, zischte Marco ihr nun schon zum Dritten mal entgegen.

„Ich...kann...nicht...mehr“, japste sie aus ihrer schattigen Ecke an Deck.

„...Zu heiß.... mir ist so warm“, jammerte sie und rollte sich auf den Rücken. Den ganzen Mittag arbeiteten sie alle schon an Deck und Isbjorg wurde mit Deck schrubben und Fracht verladen gequält. Ihr heutiges Ziel war eine Sommerinsel, deren Namen Isbjorg längst wieder vergessen hatte, aufgrund der Wärme. Sie fühlte sich, als würde sie schmelzen, als würde jede Zelle in ihrem Leib kochen. Sie hasste Hitze! Am wohlsten fühlte sie sich immer noch in der Kälte, am Besten mit viel Schnee und Eis.
 

Zornig stampfte Marco in ihre Ecke, schnappte sich einen Eimer Wasser und kippte diesen über die ahnungslose Is, die immer noch keuchend auf dem Rücken lag und alle Vier von sich gestreckt hatte. Erschrocken schrie sie kurz auf, seufzte aber daraufhin erleichtert.

„Danke...“, summte sie erfreut und Marco knurrte genervt auf.

„Jetzt stell dich nicht so an und hilf uns gefälligst!“, murrte er und sie zog einen Schmollmund.

„Aber es ist doch so warm. Kann ich mich nicht Namurs Division anschließen und das Schiff von unten reinigen? Im Wasser ist es wenigstens erträglich...“

„Nein! So warm ist es auch wieder nicht. Es sind angenehme Dreißig Grad, das wirst du schon schaffen und jetzt hoch mit dir“, murmelte er und hielt ihr die Hand hin. Genervt stöhnte sie auf, als er die Temperatur nannte, doch griff sie seine Hand und er zog sie auf die Beine.

„Angenehme Dreißig Grad sagt er... Pff...! Du hast doch keine Ahnung. Ich komme aus Windhelm. Dort liegen angenehme Sommer Temperaturen bei Minus Fünf Grad. Ansonsten haben wir das ganze Jahr über herrliche Minus Zwanzig Grad“, schmollte Is, ging aber zurück zur Mannschaft, um beim Aufladen zu helfen. Sie warf Olaf einen kurzen Blick zu, der sich aller paar Sekunden den Schweiß von der Stirn wischte und auch ihr momentaner Erzfeind Vitus, blickte alles andere als begeistert, dass er in der prallen Sonne arbeiten musste.

„Sklaventreiber...!“, flüsterte sie und schnappte sich eine Kiste, die am Kai stand, um diese auf das Schiff zu tragen.

„Das hab ich gehört!“, murrte die Ananas und rollte ein Sake Fass an Deck.
 

...
 

„Warum ist die Fracht diesmal so riesig? Wir kaufen doch sonst nicht so viel“, fragte Is am späten Nachmittag ihren Kommandanten, als endlich die ganze Fracht verladen wurde. Sam, Bruno, Marco, Is und noch ein paar Leute aus Marcos Division saßen an einem schattigen Platz an der Reling, tranken kaltes Wasser zum abkühlen und ruhten sich aus. Marco gluckste.

„Weil wir auf dem Weg zum Piraten Paradies sind. Da brauchen wir mehr Vorräte“, erklärte er und grinste zufrieden. Is warf Sam einen irritierten Blick zu, doch auch sie grinste breit.

„Es ist wieder so weit! Das wird toll!“, freute sich die Rothaarige und lachte auf.

„Ist schon wieder ein Jahr vorbei?“, fragte nun Bruno und Marco nickte.

„Piraten Paradies?“, fragte nun Isbjorg und blinzelte verwundert. Ihre Crew Kollegen nickten ihr zu.

„Und was ist das?“, fragte die Nordfrau.

„Das Paradies. Is doch klar!“, kicherte Sam.

„Urlaub!“, jubelte Bruno und Marco sprach nun.

„Das ist eine riesige Insel, die selbst von Piraten geführt wird. Quasi Piraten im Ruhestand, die diese Insel gekauft haben. Die Insel ist ein Hafen für Piraten, die … nun ja... Die sich mal entspannen wollen. Ein Urlaubsort, wo die Marine nichts verloren hat. Alle Piraten aus der Neuen Welt suchen diese Insel regelmäßig auf, denn sie bietet alles was ein Piratenherz höher schlagen lässt. Nämlich Freiheit und Ruhe vor Marineangriffen. Natürlich versucht die Marine ab und an Ärger zu machen, doch dadurch, dass dort immer was los ist, haben sie keine Chance. Und die Weltregierung hat anderes zu tun, als sich um diese Insel zu kümmern“, erklärte ihr der Vize und Is lachte ungläubig auf.
 

„Ja natürlich. Ich stell mir gerade bildlich vor, wie in der Sonne Piraten am Strand liegen und Cocktails schlürfen. Hör auf mich zu veräppeln Marco“, murmelte sie und ihre Divisionskollegen lachten los.

„Isbjorg, Marco verarscht dich nicht. Es ist wirklich so. Die Insel ist ein Traum. Sie bietet viele Bars, Shows, lange Sandstrände mit seichtem Wasser, Palmen und Himmelblaues Meer, Ruhe und Entspannung. Aber du wirst es noch sehen“, erklärte nun Bruno.

„Genau. Wir versuchen einmal im Jahr dort hin zu segeln, was leider nicht immer klappt, aber dieses Jahr ist es endlich wieder so weit“, freute sich Sam.

„Und das funktioniert? Ich meine, wenn dort nur Piraten auftauchen ist doch Ärger vorprogrammiert“, grübelte Is und blickte zweifelnd Marco an.

„So verrückt wie das klingt, aber das Schlimmste was dort mal vorfallen könnte, ist eine harmlose Schlägerei im Suff. Die Piraten die dort hin segeln, beugen sich den Regeln der Insel, eben weil sie sich mal Entspannen wollen. Das System funktioniert, erstaunlich aber wahr“.
 

„Ich denke dir wird es dort gefallen, Is“, ertönte plötzlich Vistas Stimme. Er trat vor in den Schatten und setzte sich mit an die Reling.

„Na wenn ihr meint. Ich kann das nicht wirklich glauben. Eine Horde Piratencrews zusammen auf einem Fleck Paradies, die sich in Frieden lassen und... „Urlaub“ machen. Das klingt doch lächerlich!“, murrte sie und stand auf. Die Crewmitglieder an der Reling grinsten nur überlegen und Is schüttelte mit dem Kopf.

„Wo willst du hin?“, fragte Marco verwundert und sie lächelte breit.

„Kalt Duschen gehen. Willst du mitkommen?“, fragte sie zuckersüß und streckte ihm frech die Zunge raus.

„Wa...? Nein!“, zischte er und drehte genervt den Kopf weg. Heiter lachend ging sie von dannen.

„Irgendwie findet sie langsam gefallen daran, dich in Verlegenheit zu bringen, Oh mächtiger Phönix“, lachte Vista und erntete einen vernichtenden Blick von Marco.

„Das Beste ist ja aber wohl immer noch, dass es auch funktioniert“, kicherte Sam.

„Stimmt. Ich glaube kaum, dass die roten Flecken auf deinen Wangen ein plötzlicher Sonnenbrand sind“, lachte Bruno mit und beleidigt zischte Marco.

„Seid doch still, ihr Dummschwätzer!“
 


 

Gegen Abend fand sich die Crew allmählich im Speisesaal wieder. Immer mehr füllte sich der Saal, denn immerhin rief das Abendessen. Laut polternd schlug die Doppeltür auf und Ace, Thatch und Olaf stürmten den Saal.

„Wo ist unser Goldmädchen?“, rief Ace hellauf begeistert und erblickte Isbjorg, die neben Izou saß und friedlich mit ihm einen Tee schlürfte. Marco blickte von seinem Divisionsplan irritiert auf und schaute ungläubig den Schreihals an. Ace grinste Isbjorg breit an und wedelte mit einem Blatt Papier herum.

„Da bist du ja!“, rief Thatch und grinste mit Olaf zusammen, ebenfalls breit.

„Ich war es nicht!“, zischte Is sogleich und riss überrascht die Augen auf, als die Drei zu ihr stürmten.

„He he he. Die neuen Steckbriefe sind da und ratet mal wer dabei ist!“, kicherte Ace und hielt ihr das Blatt vor die Nase.

„Was?“, fragte Isbjorg ungläubig und riss ihm den Zettel aus der Hand. Und als sie darauf blickte entdeckte sie sich selbst. Und sofort schoss ihr die Szene in Blue Peek ins Gedächtnis. Das Bild von ihr, zeigte sie nach dem letzten Mord an einen Thalmor, wo sie sich mit einem kalten Blick, in Lauerstellung zur Marine umgedreht hatte. Marco blickte neugierig über ihre Schulter und zog überrascht die Augenbrauen hoch.

„Schattenklinge Isbjorg. Kopfgeld... 80 MILLIONEN BERRY!!!“ brüllte er los vor Überraschung.

„Was zum...?“

„80 Millionen?“ ging ein Tuscheln und Flüstern durch den Raum.

„Wie ungerechtfertigt“, murrte Olaf.

„Finde ich auch. Sie ist mindestens mal 100 wert“, mischte sich nun Jozu ein.

„Nun ja. Aber für den ersten Steckbrief, doch gar nicht schlecht“, meinte nun Marco, der sich von der Überraschung wieder erholt hatte. Is hingegen konnte nur stillschweigend den Steckbrief anstarren.

„Aber es steht nicht unsere Piratenbande dabei“, meinte irgendjemand aus der Crew, der sich dazu gedrängt hatte. Isbjorg wusste nicht wer da vor sich hin murrte, denn ihre Sinne schienen langsam taub zu werden. Die Gespräche um sie hörten sich an, als würden sie durch Watte hindurch geführt.
 

„Pops wird das ja wohl geklärt haben damals, deswegen konnten sie mich nicht den Whitebeards zuordnen...“ flüsterte Isbjorg und die Mannschaft nickte.

„Wer hat sich eigentlich diesen bescheuerten Spitznamen ausgedacht...“Schattenklinge“... Hat die Marine keine anderen Hobbys?!“, zischte sie wütend und die Crew musterte sie besorgt.

„Is, meine Tochter. Ist alles in Ordnung?“, fragte Whitebeard besorgt.

„Natürlich, alles prima. Mein erster Steckbrief. Wuhu Yay!“, sprach sie monoton und recht leise, weswegen die fragenden Blicke noch intensiver wurden. Denn niemand kaufte ihr das ab.

„Ich sage, das müssen wir feiern!“, rief Thatch und die Crew jubelte.

„Und ich sage, ich brauch mal frische Luft. Viel Spaß bei der Feier. Ach ja... Und lasst mich gefälligst in Frieden meine Frische Luft genießen“, knurrte sie und verließ den Speisesaal. Draußen war es mittlerweile schon recht finster.
 


 

Himmelsrand: Windhelm - Palast der Könige
 

„Jarl Ulfric! Jarl Ulfric!“, rief Ralof lauthals und rannte wie vom Skeever gebissen, durch den Thronsaal.

„Was soll denn dieser Lärm, Ralof?“, fragte Ulfric gelangweilt und richtete sich in seinem Thron auf.

„Das müsst Ihr unbedingt sehen, Ulfric!“, keuchte Ralof und hielt ihm einen Zettel entgegen.

„Haben die Kaiserlichen wieder angegriffen?“, fragte Ulfric zornig und neigte sich aufmerksam nach vorne, doch schüttelte Ralof energisch mit dem Kopf. Ulfric nahm den Zettel entgegen und musterten diesen skeptisch.

„Die Marine hat einen ganzen Stapel dieser Dinger hier gelassen“, erklärte Ralof und Galmar, der erste Offizier der Sturmmantel Truppen, betrat den Saal.

„Was ist passiert, Ulfric? Ihr blickt so ungläubig“, fragte dieser und ging zu seinem Jarl. Ulfric hingegen starrte den Steckbrief überrascht an.

„Isbjorg?“, flüsterte er und Galmar warf einen Blick auf den Zettel.

„Ach schon wieder neue Steckbriefe. Seit die Göttersphäre Risse bekam und wir Teil dieser neuen Welt wurden, kriegen wir fast täglich Steckbriefe“, murrte er, doch hielt er sofort wieder inne.

„Moment, die kenne ich doch. ISBJORG! Das... das kann doch nicht sein. 80 Millionen? Was hat das Mädchen nur getan?!“, wetterte Galmar los und schien unheimlich verwirrt.

„Sieht so aus, als sei unsere gute Isbjorg Piratin geworden“, gluckste nun Ralof.

„Solange sie dabei nicht ihre Herkunft vergisst...“, brummte Ulfric, steckte Isbjorgs Steckbrief in seine Tasche und lehnte sich wieder zurück.
 

Himmelsrand: Weißlauf - Jorrvaskr
 

„Gefährten! Kommt mal her!“, rief Aela, die Jägerin streng durch die Methalle.

„Aela, was ist los? Ihr scheint wütend zu sein“, fragte Athis, der Dunkelelf der Gefährten, und setzte sich an den Tisch.

„Nein. Ich bin nicht wütend. Ich muss euch allen etwas zeigen“, erklärte sie und die restlichen Gefährten setzten sich an den Tisch. Vilkas zog das Schlusslicht und musterte Aelas besorgtes Gesicht.

„Die neuen Steckbriefe sind da“, erklärte sie und die Gefährten verdrehten die Augen.

„Was gehen uns die Steckbriefe der neuen Welt an? Als würden wir auf Piratenjagd gehen“, knurrte Vilkas und schenkte sich Met ein.

„Ihr habt natürlich recht Vilkas. Das geht uns unter Umständen nichts an. Aber DAS hier, geht uns sehr wohl etwas an!“, zischte Aela und knallte Vilkas demonstrativ den Steckbrief auf den Tisch. Vilkas hingegen verschluckte sich fürchterlich an seinem Met, als er das wohl bekannte Gesicht seiner Schwägerin erblickte.

„Verdammt! Das ist Isbjorg!“, brüllte er los und blickte sich um. Er konnte das gar nicht fassen.

„Was? Is hat einen Steckbrief? Lasst mich das mal sehen“, stammelte Torvar und stützte sich auf die Stuhllehne von Vilkas Stuhl.

„Tja Vilkas. Jetzt seht Ihr mal wie sehr sie der Tod Eures Bruders getroffen hat. Nun ist sie kriminell und wird auf der ganzen Welt gesucht“, philosophierte Ria und Vilkas warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Sie war schon immer kriminell. Isbjorg ist, seit ich sie kenne ein hochrangiges Mitglied der Diebesgilde und ich habe Gerüchte gehört, dass sie auch zur Dunklen Bruderschaft gehören soll“, erklärte Vilkas und alle Anwesenden, mit Ausnahme von Aela wirkten erschüttert.

„Und nun ist sie Piratin... ich bin geschockt. Und ich dachte ich kenne sie“, murmelte wieder Ria und wirkte traurig.

„Sie wird ihre Gründe haben“, zischte die Jägerin und die Anwesenden nickten stumm. Vilkas schnappte sich den Steckbrief seiner Schwägerin und verließ den Raum. Er ging nach unten zu den Unterkünften und suchte sein Zimmer auf. Dort legte er den Steckbrief auf den Schreibtisch und seufzte schwermütig.

„Dummes Mädchen“, murmelte er und wand sich ab.

„Dummes, dummes Mädchen! Uns lässt du im Stich, aber wirst Pirat! Farkas wäre bestimmt enttäuscht von dir!“
 

Himmelsrand: Rifton – Rattenweg – Taverne „Zersplitterten Flasche“
 

Vex rannte durch die Zersplitterte Flasche auf den Wirt zu. Dort knallte sie, mit einem begeisterten Lachen im Gesicht, den Steckbrief auf den Tisch.

„Vekel, Ihr verdammter Faulpelz. Eröffnet sofort ein Fass und füllt die Humpen!“, jubelte sie und ungläubig blickte der Wirt sie an. Auch die anwesenden Diebe in der Taverne blickten auf.

„Und holt die anderen, aus den Gildenräumen. Wir müssen feiern!“, rief sie weiter.

„Was ist denn Euch passiert, meine Liebe?“, ertönte Delvins rauchige Stimme aus der dunklen Ecke und der Alte lächelte sie keck an. Auch die anderen Diebe, darunter Brynjolf und die Hehlerin Tonilia betraten nun die unterirdische Taverne.

„Vex? Was veranstaltet Ihr hier so einen Krach? Hattet Ihr einen erfolgreichen Raubzug?“, fragte Brynjolf und ging zu ihr.

„Noch nicht, aber dafür habe ich etwas Besseres. Eine Information und einen Steckbrief. Schaut selbst“, kicherte Vex und hielt ihm den Steckbrief vor die Nase.

„Unser Mädchen?! Das gibt es nicht“, gluckste er.

„Welches Mädchen?“, brummte Heuler vom Steg und drehte sich zu der Gruppe von Dieben.

„Na Isbjorg. Sie hat einen Steckbrief erhalten und ihr Kopf ist sage und schreibe 80 Millionen wert. Ich wusste sie würde den Durchbruch in der Neuen Welt schaffen. Unser Goldmädchen“, jubelte Delvin und die Metkrüge wurden verteilt. Die Diebe stießen auf das Wohl von Isbjorg an und tranken erfreut Fässerweise Met.
 

Himmelsrand: Rifton – Schwarzdorn Anwesen
 

Maven ging in ihrem Schlafgemach auf und ab, mit dem Steckbrief vor der Nase. Nachdenklich tippte sie sich immer wieder gegen das Kinn.

„Isbjorg, also. Interessante Tatsache. Ein großer Start in der Neuen Welt“, und die Chefin der Schwarz-Dorn Brauerei lachte hell auf.

„Was unsere verehrte Astrid wohl dazu sagen wird?“, murmelte sie.
 

Himmelsrand: Winterfeste – Akademie von Winterfeste
 

„Oh nein, oh nein, oh nein oh nein!“ Und aufgeregt ging Tolfdir auf dem Gelände umher.

„Meister Tolfdir? Ist alles in Ordnung“, fragte Onmund und begleitete Tolfdir bei seinem Gang über das Gelände.

„Oh nein, oh nein“, nuschelte Lehrmeister Tolfdir.

„Habt Ihr wieder Euren Destillierkolben verlegt, Meister?“

„Blödsinn Onmund. Schaut Euch das an“, fiepste der alte Mann und hielt Onmund, einem Akademie Schüler, den Steckbrief entgegen.

„Das Mädchen ist Piratin geworden. Und sie war so eine gute und fleißige Schülerin. Aus ihr hätte eine große Magierin der Zerstörungsmagie werden können. Warum ist sie nur Piratin geworden? Ich bin entsetzt!“, jammerte Tolfdir und Onmund betrachtete begeistert den Steckbrief.

„80 Millionen. Ich bin begeistert. Und fast ein bisschen neidisch. Is wird die ganze Welt erkunden. Sie hat es so gut“, jubelte der kleine Magier und Tolfdir zog zischend die Luft ein, vor Entsetzen.

„Kommt bloß nicht auf dumme Gedanken, mein Junge!“, zischte er und Onmund schüttelte mit dem Kopf.

„Ach Meister Tolfdir. Macht Euch keine Sorgen. Ich bin für so etwas nicht mutig genug“, sprach der Junge und ging zurück zu den Wohnräumen.

„Pirat... wunderbar“, hörte Tolfdir den jungen Onmund noch säuseln, bevor dieser in dem Turm verschwand. Kopfschüttelnd blickte der Lehrmeister, seinem Schüler hinterher.
 

Himmelsrand: Wildnis von Falkenring – Zuflucht der Dunklen Bruderschaft
 

Astrid stand vor ihrem Kamin und las gerade Isbjorgs Brief. Nachtschatten ruhte auf ihrer Schulter, hatte den Kopf unter seinen Flügel gelegt und ließ sich von seiner Herrin kraulen, während er sich von seinem langen Flug erholte.

„Astrid, meine Liebste. Schau dir das an. Das brachte gerade Gabrielle mit und es könnte dich Interessieren“, sprach Arnbjorn, Astrids Ehemann, und gab ihr einen sachten Kuss auf die Wange. Mit einem Lächeln schaute sie auf den Steckbrief und blinzelte Überrascht.

„Interessant. Unsere Meister Assassinin wurde also gesichtet. Und gleich 80 Millionen wurde auf ihren Kopf ausgesetzt. Tz tz tz, da war sie wohl etwas unvorsichtig. Aber es ist schön zu sehen, dass sie noch als Assassine tätig ist. Sieh dir diesen kalten Blick an, Liebster. Da wird mir ganz warm um mein dunkles Herz“, hauchte sie und schnappte sich einen Dolch. Mit Schwung haute sie den Dolch in den Steckbrief und befestigte diesen somit an der Seite eines Holzregals.

„Du hast Recht, Liebes“, brummte der Werwolf und streckte sich.

„Aber sie sieht gesund aus. Und noch immer schenkt sie Sithis die gesammelten Seelen. Wie könnte ich anders reagieren, als mit Stolz? Auch wenn ihre Deckung aufgeflogen ist“, trällerte sie lieblich und umarmte ihren Mann.

„Vielleicht ist es ja auch gar nicht schlecht, dass sie nun gesucht wird. So etwas schärft den Verstand und sie muss stets aufpassen. Ein gutes Training“, brummte Arnbjorn und Astrid nickte.
 

Himmelsrand: Umland von Einsamkeit – Thalmor Botschaft
 

In der Botschaft herrschte die reinste Hektik. Unruhig liefen die Thalmor Agenten, Statthalter und Spitzel umher und tuschelten nervös. Elenwen, die Botschafterin der Thalmor, heizte ihren Männern und Frauen gehörig ein. An sämtlichen Ecken der Botschaft und in allen Taschen der Thalmor befand sich der Steckbrief. Isbjorgs kalter Blick lag rundum im Raum und zornig blickten die Thalmor immer wieder auf den Steckbrief.

„Ihr müsst sie finden, ihr werdet sie finden! Ich will ihren Kopf! Ich vergebe nicht! Sie hat unsere Leute abgeschlachtet wie Vieh. In unserer eigenen BOTSCHAFT! Und sie hat auch die Fünf Agenten von uns auf Blue Peek ausgelöscht! Sie verbreitet den Talos Kult und sie hat die Klingen wieder zum Leben erweckt! Sie ist der Dorn in unseren Augen und sie muss sterben!“ schrie Elenwen durch die Botschaft und hetzte die Thalmor von A nach B.

„Außerdem hat sie meinen Ruf beschmutzt, indem sie mich bei den Verhandlungen auf Hoch Hrothgar vor allen lächerlich gemacht hat. Sammelt eure Agenten! Sendet diese aufs Meer! Ich will das sie gefunden wird!“ schrie sie noch lauter und energischer. Der blanke Hass war in ihrem Gesicht geschrieben und wurde immer mehr verstärkt, je mehr sie den Steckbrief betrachtete.
 

...
 

Ruhige Schritte hallten hinter ihr auf und Isbjorg brauchte sich nicht einmal umzudrehen. Sie erkannte sofort, dass es Marco war.

„Was ist so schwer daran zu verstehen, wenn ich sage, dass ich meine Ruhe haben will?“, zischte sie, doch kam Marco dennoch zu ihr. Er stellte sich zur ihr an die Reling, stützte seine Unterarme darauf und blickte auf das dunkle Meer.

„Als würde mich das interessieren“, gluckste er und grinste sie breit an.

„Komm schon Is. Was ist los? Freude war das bestimmt nicht, was du drinnen gezeigt hast. Also, was bedrückt dich?“, legte Marco direkt die Karten auf den Tisch und sie plusterte beleidigt die Wangen auf.

„Verschwinde einfach, Marco. Ich muss nachdenken!“

„Nein. Ist es denn so furchtbar einen Steckbrief zu haben, so als Piratin? Als gute Piratin?“ fragte er und sie kniff die Augen zusammen.

„JA, ist es!“, brüllte sie auf.

„Ist dir eigentlich klar was das heißt?!“ knurrte sie und ballte die Hände zu Fäusten.

„Das du gesucht wirst?“, fragte er und lächelte mild.

„Schwachkopf!“ murmelte sie und boxte ihm gegen die Schulter. Doch konnte Marco ihr doch ein leichtes Lächeln ins Gesicht zaubern. Das Lächeln erstarb aber augenblicklich später wieder.
 

„Das mich die Marine sucht, ist mir egal. Ich habe keine Angst vor diesen Flitzpiepen. Aber denk doch mal weiter, wer mich noch suchen wird“, nuschelte sie und blickte wieder aufs Meer. Marco dachte nach und riss die Augen auf.

„Thalmor...“, flüsterte er.

„Du hast 100 Punkte, mein Lieber. Und das ist meine Sorge. Du kennst diese Elfen nicht. Sie sind zäh und verbissen. Sie geben nicht auf. Niemals! Die Jagd hat begonnen und ich will euch nicht in Gefahr bringen, verstehst du?“

„Klar versteh ich das. Aber Is. Was willst du tun? Abhauen und dich verstecken, den Rest von deinem Leben?“ fragte er und sie zuckte nur mit den Schultern.

„Schau mich an Isbjorg“, forderte er und sie drehte sich zu ihm. Fragend musterte sie sein Gesicht. Marco legte beide Hände auf ihre Schulter und musterte sie besorgt.

„Wir sind eine Familie, Is. Glaubst du wir lassen dich im Stich? Du gehörst zu uns und wir passen auf dich auf. Und wenn es sein muss, treten wir diesen Thalmor so fest in den Hintern, dass ihre Mütter anfangen zu bluten“, sprach er voller Überzeugung und sie lachte auf.

„Is... Wir sind eine Familie, okay?“ Isbjorg nickte, schlang die Arme um ihn und umarmte ihn.

„Ja. Eine Familie. Danke Marco“.

„Und nun kommst du wieder mit rein. Wir wollen doch auf deinen 80 Millionen schweren Kopf anstoßen“, schlug er ihr vor und er spürte an seiner Brust, wie sie nickte.

„Okay“, hauchte sie und gemeinsam gingen sie zurück zum Speisesaal.

Grausamkeit trifft Grausamkeit

Langsam und mit zugekniffenen Augen schlurfte Isbjorg durch die Gänge der Moby Dick, Richtung Speisesaal. Ihr Schädel dröhnte vom aller feinsten und sie fragte sich bitter, warum sie es denn so übertreiben musste, am gestrigen Abend. Sie überlegte kurz wann sie das letzte Mal so extrem verkatert war, doch erinnerte sie sich nicht mehr. Den letzten Kater hatte sie zwar, als sie damals in Marcos Bett aufwachte, doch war das heiße Luft, im Vergleich zu den heutigen Kopfschmerzen. Gequält stöhnend stieß sie die Tür zum Speisesaal auf und wurde müde von einigen Augen gemustert. Viel war nicht los im Speisesaal, doch immerhin genug müde und ausgelaugte Gesichter, dass sie Schmunzeln musste. Wenigstens teilten genug andere ihr Leid mit.
 

Zittrig hob sie eine Hand zum Gruß und einige taten es ihr gleich oder begrüßten sie mit einem leise brummenden „Guten Morgen“. Gähnend schlurfte sie weiter zu ihrem Platz und entdeckte Izou, der ruhig am Tisch saß und Tee trank.

„...Morgen...“, nuschelte Is mit kratziger Stimme und der Geisha Mann schaute auf. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und lächelte gequält.

„Guten Morgen, Is“, nuschelte er zurück und trank einen Schluck. Is schlurfte erst einmal zum Buffet Tisch, schnappte sich eine Tasse Kaffee und schaufelte sich eine Ladung Rührei auf einen Teller. Schlaff schleppte sie sich zurück zum Tisch und setzte sich. Genüsslich trank sie zwei Schluck Kaffee und fühlte sich gleich ein kleines bisschen besser.

„Sind ja noch nicht viele da“, flüsterte sie trocken und Izou blickte wieder auf.

„Es geht. Ein paar tummeln sich schon auf dem Deck. Wie Vater und Marco zum Beispiel“, antwortete er genauso leise, denn er sah ihr deutlich an, dass sie Kopfschmerzen hatte. Und wie auf Kommando, flog die Doppeltür auf und Marco schlenderte herein.
 

„Ah! Isbjorg, du bist wach. Das trifft sich gut. Ich habe eine Aufgabe für dich“, erklärte er, ging zum Tisch und setzte sich neben sie. Is, die gerade noch lustlos in ihrem Rührei herum stocherte, stöhnte gequält auf, bei der Lautstärke.

„Was hast du denn?“, fragte er verwirrt und sie verzog das Gesicht.

„Sei doch still, mein Schädel platzt gleich!“, jammerte sie leise und massierte sich die Schläfen. Schallend lachte Marco auf und grummelnd legte sie ihren Kopf auf den Tisch.

„Ich fühl mich, als hätte ich gestern für jeden Berry meines Kopfgeldes, einen gehoben“, nuschelte sie und Marco lachte erneut auf.

„Das kommt dem Saufgelage von gestern Abend zumindest sehr nahe“, lachte er und sie knurrte auf.

„Schnauze, hab ich gesagt!“ fauchte sie und funkelte ihn wütend an. Marco hingegen grinste weiter.

„Ich möchte übrigens, dass du heute das Krähennest vom Hauptmast sauber machst“, erklärte er und nahm keinerlei Rücksicht auf ihre Kopfschmerzen.

„Warum musst du eigentlich immer so eine lästige Fliege sein, wenn ich meine Ruhe haben will? Du kannst mich mal!“, murrte sie und schob den halb vollen Teller Rührei bei Seite. Denn der Teller stand die ganze Zeit vor ihrer Nase und von dem Geruch wurde ihr schlecht. Aber nicht weil es eklig war oder stank, sondern weil ihr Magen noch nicht bereit war für Essensgerüche.

„Ich kann dir auch mal eine Kopfnuss verpassen, oder dich Kopfüber an den Mast binden und dich eine ganze Nacht dort hängen lassen!“, zischte er und sie registrierte sofort, dass er auf Streit aus war.

„Halt die Klappe, du nervst... Ananas...“, brummte sie schläfrig und schloss die müden Augen.

„Ich lass mir doch von einer störrischen Zimtzicke wie dir, keine Befehle erteilen!“, knurrte er zurück, doch war das sein Fehler. Einer verkaterten Nord sollte man nämlich am Besten aus dem Weg gehen. Noch ehe er weiter meckern konnte, klatschte ihm der Teller mit Rührei ins Gesicht. Unberührt von der Tatsache, dass sie ihrem Kommandanten gerade Rührei ins Gesicht gedrückt hatte, drehte sie ihren immer noch liegenden Kopf zur anderen Seite, lächelte selig und schloss wieder die Augen. Izou schüttelte nur peinlich berührt mit dem Kopf. Sie war einfach unmöglich.
 

Langsam stand Marco auf und wischte sich tödlich ruhig, das Essen aus dem Gesicht. Izou hob besorgt eine Augenbraue und schluckte. Er bedauerte Is jetzt schon und betete für sie, dass sie das überleben würde. Ruhig räusperte sich der Vize, holte Schwung und trat mit voller Wucht gegen Isbjorgs Stuhl. Der Stuhl zerbrach in seine Einzelteile und Isbjorg wurde durch den Saal geschleudert. Murrend setzte sie sich auf.

„Hast du sie noch alle?!“, zischte sie giftig und langsam ging Marco auf sie zu. Gleichgültig blickte sie zu ihm hoch.

„Vater wird das nicht gut finden, das du hier das Mobiliar auseinander nimmst“, sprach sie vorwurfsvoll und blickte ihn böse an.

„Ja vermutlich. Er wird auch nicht begeistert sein, deine Einzelteile aus dem Meer fischen zu dürfen“. Marco sprach leise, doch erschauderte Isbjorg, kaum erkennbar. Seine Stimme war eiskalt und sie zog fragend eine Augenbraue hoch. Über seine Augen legte sich ein Schatten und sie konnte seinen Blick nicht mehr deuten. Sie sah nur noch seinen Mund, der zornig nach unten verzogen war.

„Leute, jetzt beruhigt euch doch mal und macht keine Dummheiten!“, versuchte Izou zu schlichten, doch wurde er von beiden Parteien ignoriert.

„Irgendwelche letzten Worte?“, sprach Marco voller Hohn und sie fletschte die Zähne. Ihr Kater war längst ausgeschaltet und der Kampfgeist geweckt.

„Allerdings!“, knurrte sie durch ihre zusammen gepressten Zähne.

„Ich höre?!“

„Du hast Rührei im Haar“, lachte sie schallend auf und Marco ballte die Fäuste.
 


 

„Also treffen wir schon heute Nachmittag in Pirate Paradise ein? Ich hoffe wir haben auch alle Vorräte besorgt, denn die Preise auf der Insel sind mehr als Wucher“, kalkulierte gerade Jozu und Vista, im Beisein von Whitebeard. Erschrocken fuhren die Drei, inklusive der restlichen Mitglieder an Deck zusammen, als mit einem lauten Scheppern die Doppeltür zum Speisesaal aufschlug und Isbjorg rücklings aus dieser geflogen kam. Sie flog noch ein paar Meter und landete krachend auf dem Deck. Schwankend setzte sie sich auf und Marco schritt langsam auf sie zu. Ehe sie ausweichen konnte, packte er sie fest am Kragen und zog sie hoch, so dass sie in der Luft baumelte. Blut floss ihr aus dem Mundwinkel und tropfte vom Kinn. Und zu der Überraschung aller Anwesenden, blutete auch Marco stark aus der Nase und am Kinn. Doch sein Vorteil war es, dass die Wunden fast sofort wieder heilten, wie sein brennender Kopf gerade bewies. Außerdem war sein Hemd schwer zerfetzt, was ihn am meisten ärgerte. Höhnisch Grinsend blickte er Isbjorg an, die immer noch in der Luft hing und keuchend atmete. Denn ihr Shirt, welches von Marco fest gepackt wurde, schnürte ihr die Luft stark ab. Doch war sie keinesfalls beeindruckt. Eher im Gegenteil. Sie genoss diesen Kampf. Sie lächelte mild und griff mit beiden Händen sein Handgelenk. Erfreut leckte sie sich kurz über die Lippen, schmeckte ihr Blut und grinste. Ruckartig zog sie die Beine an und trat Marco mit Schwung gegen die Brust. Rücklings flog er nach hinten, ließ sie dabei los und stützte sie flink am Boden ab. Schlitternd kam er auf den Füßen zum stehen und stürzte auf sie zu. Das blaue Feuer umhüllte ihn, doch ließ auch das, die kämpferische Frau unbeeindruckt. Er schwang sich halb in die Luft, drehte sich und kickte mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit nach ihr. Blitzschnell ging sie in eine stabile Lauerstellung und wehrte seinen Tritt mit dem Arm ab. Am liebsten hätte sie kurz aufgeschrien, denn der Tritt schmerzte furchtbar und sie hatte das Gefühl, dass einer ihrer Unterarmknochen angebrochen war. Und als wäre das nicht schon genug, war das Feuer diesmal auch noch heiß. Sie spürte die Brandwunde deutlich am Unterarm und funkelte ihn zornig an.
 

„Feigling!“ zischte sie, denn sie empfand das als ziemlich unfair mit dem Feuer, doch hielt sie das definitiv nicht davon ab, zurück zu treten und zu schlagen. Marco registrierte ihr Zischen und ließ das Feuer erlöschen. Er dachte sich, wenn sie den klassischen Kampf wollte, so sollte sie diesen haben. Immerhin war sie ja auch waffenlos. Mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit, prügelten sich die beiden übers Deck, unter den entsetzten Blicken der Anwesenden. Keiner traute sich einzuschreiten und Whitebeard wollte einfach nicht. Er war der Meinung, Marco würde seine Gründe haben, also ließ er ihn gewähren. Isbjorg holte gerade wieder zum Fausthieb aus, doch Marco war schneller. Ruckartig ging er in die Hocke, drehte sich auf einer Hand stützend und kickte ihr von vorne die Beine weg. Überrascht fiel sie nach vorne über und wollte gerade eine gezielte Vorwärtsrolle machen, da spürte sie schon Marcos Knie zwischen ihren Schulterblättern. Fest wurde sie zu Boden gedrückt und es presste ihr mit einem mal die Luft aus den Lungen. Sie wusste, einen falsche Bewegung und er könnte ihr problemlos das Rückgrat brechen.

„So, dann noch einmal! Was wolltest du vorhin sagen?!“, zischte er wütend und sie kniff kurz die Augen zusammen. Es hatte keinen Sinn weiter zu kämpfen, sie hatte eindeutig verloren. Und leise seufzend musste sie sich eingestehen, dass sie es mal wieder übertrieben hatte. Außerdem spürte sie, dass er es ernst meinte und würde sie jetzt wieder etwas dummes sagen oder machen, dann könnte sie sich genauso gut die Radieschen von unten anschauen. Er war sauer. Und zwar richtig sauer.
 

„Ähm... Ich sagte...“, flüsterte sie und stockte. Sie spürte, wie der Druck im Rücken stärker wurde.

„...dass du natürlich der tollste Kommandant bist, den man sich wünschen kann. Und das selbst Rührei im Haar, dich nicht verunstaltet. Dir würde selbst Petersilie im Haar stehen“, witzelte sie los, in der Hoffnung, das würde anschlagen. Und nach einem kurzen Moment, von peinlicher Stille geführt, prustete Marco lauthals lachend los, sagte aber nicht. Der Druck wurde geringer am Rücken und er lehnte sich nach hinten. Dann umklammerte er ihr rechtes Fußgelenk und stand auf. Mit Schwung an ihrem Fuß, drehte er sie grob um. Krachend landete sie auf dem Rücken und er schliff sie über das Deck. Große Augen verfolgten die beiden. Marco grinste breit und lachte innerlich immer noch über ihre Aussage. Langsam erklomm er den Hauptmast und zog Isbjorg mit, die kopfüber baumelnd, die Arme vor der Brust verschränkt und beleidigt die Wangen aufgeblasen hatte. Schallend lachte die Crew sie aus und zornig erdolchte sie jeden mit ihrem Blick.

„Ihr seid die Nächsten!“, zischte sie verschwörerisch und die lachenden Anwesenden, schluckten ängstlich. Seufzend lächelte Whitebeard seine Tochter an, schüttelte dann den Kopf und öffnete eine große Flasche Sake.

„Vater! Du kannst doch nicht schon so früh am Morgen Alkohol trinken! Wie oft denn noch?“, sprach vorwurfsvoll eine seiner Krankenschwestern.

„Sei still!“, zischte er genervt und nahm einen großen Schluck.
 

Marco hob Isbjorg ins Krähennest. Kniend blickte sie sich um und rieb sich über den schmerzenden Bauch. In diesen trat er ihr nämlich, so dass sie durch die Doppeltür, aufs Deck flog. Seufzend zog sie sich das Shirt ein Stück hoch und stellte verärgert fest, dass ein riesig großer Bluterguss, sich allmählich bildete. Dann sah sie vor sich einen Eimer Wasser und eine Bürste.

„War ein lustiger Kampf. Wiederholen wir das mal wieder?“, fragte sie und lächelte ihn mit ehrlicher Begeisterung an. Grinsend schüttelte er den Kopf.

„Typisch Isbjorg. Du bist unmöglich! Aber ja. Wenn du willst, wiederholen wir den Kampf“, nuschelte der Phönix.

„Aber...“, fing sie an zu sprechen, grinste kurz und streckte ihm die Zunge raus.

„Sagtest du nicht Letztens noch 'Wir lösen Probleme nicht mit Gewalt', weil das sah mir eben noch ganz anders aus“, neckte sie den Vizen und grinste keck.

„Du weißt wie ich das meinte! Ich meine damit, keine Kämpfe bis zum Tod. Denn Vitus und du, ihr hättet euch getötet, wäre Vater nicht eingeschritten!“, zischte er und sie musterte ihn belustigt. Dann lehnte er sich ans Krähennest und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Oi! Was wird das? Überwachst du mich jetzt?“, fragte sie beleidigt und er nickte.

„Glaubst du, nach der Aktion von vorhin traue ich dir heute noch über den Weg?“

„Gemein...“, nuschelte sie und Marco zupfte an seinem zerfetzten Hemd herum. Er kam zu der Einsicht, dass es wohl nicht mehr zu retten sei. Also suchte er eine saubere Ecke und riss diese ab.

„Schau mich mal an“, nuschelte er und sie gehorchte. Er hingegen ging auf die Knie und wischte ihr das Blut aus dem Gesicht. Zufrieden blickte sie ihn an, denn er konnte schon niedlich sein, wenn seine Fürsorge für seine Kameraden ans Tageslicht kam.

„Und jetzt mach dich an die Arbeit!“, zischte er und setzte sich auf die Rah. Grummelnd schnappte sie sich die Bürste und erledigte ihre Arbeit. Tja, das niedlich traf aber leider nur manchmal zu.
 

...
 

„Land in Sicht!“, rief ein Späher oben aus dem Krähennest. Es war mittlerweile später Nachmittag und Isbjorg war längst fertig mit ihrer Arbeit. Auch war der Streit am Morgen, längst wieder vergessen, was die anderen schon etwas verwunderte. Immerhin hätten beide sich heute Morgen fast die Köpfe eingeschlagen. Die Crew wartete längst schon auf die Ankunft in Pirate Paradise und so tummelten sich fast alle auf dem Deck. Auch Isbjorg und ihre Divisionskollegen. Is war derweil schon längst Duschen gewesen und hatte sich umgezogen, sowie etwas zurecht gemacht. Sie wollte immerhin nicht aussehen, wie eine zerlumpte Piratin. Immerhin war sie eine durchaus attraktive Frau und wollte das auch zeigen. Ihre Haare hatte sie sauber zu einem Oberhaar Zopf geflochten und ihr Unterhaar wehte sanft im Wind. Neugierig blickte sie zu der Insel und war positiv überrascht. Sie sah einen langen, weißen Sandstrand und viele Palmen. Genauso stach ihr eine riesige Hafenstadt ins Auge. Hinter der Stadt erstreckte sich ein großer Wald und ein paar hohe Hügel. Im Hafen selbst ankerten viele Schiffe und Marco fing an zu sprechen.

„Viel los dieses Jahr. Vater! Siehst du das? Squardo und seine Crew sind auch da“, sprach er grinsend.

„Sieh mal da hinten, Marco. Law´s Crew ebenfalls. Genauso wie X-Drake und Kid. Na das könnte ein interessanter Urlaub werden“, murmelte jetzt Jozu und Isbjorg zuckte fürchterlich zusammen.

„Seit wann stehst du denn bitte neben mir?!“, zischte sie erschrocken und Jozu grinste breit. Immer mehr drängelten sich zum Bug und gafften auf die Insel.

„Hey! Ich sehe nichts mehr!“, motzte Is und blickte sich um. Ihr Blick fiel auf Jozu Rücken und ihr kam spontan eine Idee, wie ihr Sichtfeld gerettet war. Jozus Größe sei Dank. Sie nahm Anlauf und rannte auf Jozu zu. Kurz vor ihm sprang sie. Ihre Fußspitze stieß sich noch zusätzlich am Oberrand seines Gürtels ab, was an für sich schon bemerkenswert war diesen zu treffen und ihre rechte Hand legte sich, noch während des Sprungs, auf seine Schulter. Elegant schwang sie die Beine zur Seite und blieb erfolgreich auf seiner linken Schulter sitzen. Irritiert blickte Jozu sie an, doch lächelte sie nur freundlich.

„Danke Jozu“, trällerte sie und er blinzelte verwirrt. Doch dann lächelte er ebenfalls und hielt seinen linken Arm nach oben. Seine Hand stützte er an Isbjorgs Flanke ab, damit sie nicht runter fiel, was ihrer Meinung nach zwar nicht nötig gewesen wäre, aber freute sie sich.

„Ich glaub ich habe meinen neuen Lieblingsplatz gefunden“, nuschelte sie und Marco lachte auf.

„Du gibst einen guten Papagei ab, Nervensäge“, rief er ihr entgegen, doch streckte sie ihm bloß frech die Zunge raus.
 

Die Moby Dick legte am Hafen an und gemütlich ging die Crew von Bord. Whitebeard natürlich als Erstes, gefolgt von seinen Kommandanten und ganz hinten, der Rest der Crew. Mit Ausnahme von Isbjorg, denn sie saß noch immer auf Jozus Schulter, hatte die Beine übereinander geschlagen und blickte sich neugierig um. Viele Piraten, die sich am Strand tummelten, blickten mit Neugierde die Whitebeard Piraten an. Einige wirkten nervös, andere gelangweilt und wiederum andere sogar fröhlich. Ein ziemlich hässlicher Mann, mit einem lilanen Stirnband und einem Spinnen Tattoo auf der Stirn, stürmte der Crew fröhlich entgegen.

„Vater! Schön dich zu sehen!“, rief er hellauf begeistert und Isbjorg blickte ihn überrascht an.

„Das ist Squardo. Der Kapitän der Großstrudelspinnen Piratenbande, eine verbündete Crew von uns“, erklärte ihr Jozu, denn er konnte sich gut vorstellen, dass die Nordfrau verwirrt war. Auch wenn er nicht zu ihr hoch blickte. Und er hatte ja schließlich recht.

„Oh... Aha“, nuschelte sie überrascht und nickte anerkennend.

Auf dem Weg zur Stadt kam ihnen langsam eine alte Frau entgegen, die furchtbar grimmig schaute. Isbjorg entdeckte an ihrem faltigen Armen verblasste Tattoos und ihr Instinkt sagte ihr, die Frau war wichtig. Sie erinnerte sich an das Gespräch mit Marco und ihren Divisionskollegen. Nämlich das ehemalige Piraten diese Insel leiten würden. Isbjorg war sich nun sicher, die alte Frau war die Besitzerin.

„Ach! Der alte Sack und seine Blagen sind endlich angekommen!“, fauchte die alte Frau und spuckte auf den Boden. Neben der Alten stand unter anderem auch eine jüngere Frau, etwa Mitte Dreißig, die im Gegensatz zu dem alten Drachen ein schönes Bild abgab, sowie ein großer Hund, der gehorsam neben der jüngeren Frau saß. Die Jüngere war groß, schlank und hatte langes schwarzes Haar, welches ihr glatt bis zum Hintern fiel. Sie trug eine enge Dreiviertelhose und ein dunkelblaues Top, sowie ein rotes Kopftuch. An ihrer Hüfte baumelte ein Säbel und keck hatte sie eine Hand in die Hüften gestemmt. Erfreut grinste sie und zu Isbjorg Überraschung, nickte sie Marco zu.

„Großmutter! Du sollst nicht immer so viel fluchen“, sprach die Frau mit einer tiefen Stimme, die durchaus ihre Reize hatte.

„Sei still, Elena!“, zischte die Alte.

„Wie lange wollt ihr bleiben?“, fragte Elena, vollkommen ungerührt von ihrer Großmutter, Whitebeard und seine Crew.
 

„Zwei Wochen, wenn der alte Drache nichts dagegen hat“, antwortete Whitebeard und grinste frech die alte „Dame“ an.

„Der „alte Drache“ ist durchaus noch in der Lage, dir in deinen riesigen Arsch zu treten!“, zischte die Alte und Whitebeard lachte los.

„Gurararara ~. So lieben wir dich, Momoka“, lachte Whitebeard und auch die Crew gluckste.

„Willkommen, Edward“, gluckste sie zurück und Isbjorg horchte auf, eben weil sie ihn mit seinem echten Namen ansprach.

„Nun denn. Dann herzlich Willkommen, Abschaum der Meere. Benehmt euch, haltet euch an die Regeln und habt viel Spaß“, eröffnete quasi Elena den Urlaub und Isbjorgs Crew Kollegen, verteilten sich allmählich auf der Insel. Einige stürmten direkt den Strand, die Meisten aber gingen in die Stadt.
 

Isbjorg, die immer noch auf Jozus Schulter saß beobachtete Elena, die gemütlich zu Marco hinüber schlenderte.

„Na wen haben wir denn da? Wie geht es dir, Marco?“, fragte sie und lächelte ihn lieblich an.

„Elena. Schön dich zu sehen. Prima und dir?“, fragte er, in ehrlichem Interesse.

„Willst du da oben eigentlich Wurzeln schlagen?“, fragte Jozu und bewegte sich langsam Richtung Stadt. Isbjorg antwortete nicht, sondern beobachtete weiterhin Elena, die gerade herzhaft lachte und dabei den Kopf in den Nacken legte. Ihre dunklen, glatten Haare glänzten im Sonnenlicht, die Augen strahlten Marco entgegen und fragend zog Is eine Augenbraue hoch.

„Ähm Jozu?“, fragte Is zweifelnd.

„Ja?“

„Die flirtet mit ihm...“, nuschelte sie und legte den Kopf schief. Jozu drehte sich kurz um und blickte zu Elena.

„Mh, jedes Jahr das Selbe. Sie steht irgendwie auf ihn, glaub ich“, nuschelte er und Isbjorg lachte los.

„Auf den Ananasschädel? Oh ja... die Insel ist wirklich total abgedreht“, gluckste sie und sprang von seiner Schulter.

„Viel Spaß in der Stadt. Ich geh erst mal spazieren“, nuschelte Is und schlenderte davon, Richtung Marco und Elena, denn sie wollte runter zum Strand. Kühl blickte sie die beiden an und verzog genervt das Gesicht, als die Sonne sie wieder blendete. Und dabei merkte Isbjorg nicht einmal, wie sie schon die ganze Zeit beobachtet wurde.
 

Marco blickte auf, als die Nordfrau in ihre Richtung kam und grüßte sie freundlich.

„Ja ja, wie auch immer“, nuschelte Is grummelnd und ging schnurstracks an den beiden vorbei.

„Was hat sie denn?“, fragte Elena irritiert und Marco zuckte mit den Schultern.

„Vermutlich passt ihr das warme Wetter nicht. Weißt du, sie wird immer auf ziemlich nervtötende Art und Weise schlecht gelaunt, wenn es ihr zu warm ist“, erklärte Whitebeards Vize und Isbjorg verzog wütend das Gesicht. Auch wenn sie sich schon ein gutes Stück entfernt hatte und mit dem Rücken zu beiden, Richtung Strand ging, hörte sie sehr wohl Marcos Worte und sie hätte ihm dafür am Liebsten in den Hintern getreten.

„Vollidiot“, zischte sie leise und blickte auf, denn sie spürte einen fremden Blick, der sie musterte. Im Schatten eines Baumes lehnte ein junger Mann und beobachtete sie. Als dieser merkte, dass Isbjorg auf ihn aufmerksam wurde, schenkte er ihr ein Lächeln und hob zum Gruß die Hand. Zweifelnd hob Isbjorg eine Augenbraue, denn sie erkannte den Mann am Baum. Bei seinem Kopfgeld und seinem Ruf, wäre es wohl auch tragisch gewesen, wenn sie ihn nicht kennen würde.
 

Der Mann war groß gewachsen, braun gebrannt und zeichnete sich durch einen gutaussehenden Körper aus. Schlank, aber nicht zu muskulös. Die Koteletten, sowie der kleine Kinnbart zeigten der Nordfrau deutlich, dass er schwarze Haare hatte. Auch wenn der Rest seiner Haare durch eine weiße Mütze mit braunen Punkten, verdeckt wurde. Er trug ein gelb-schwarzes Shirt, auf dem das Symbol seiner Piratenbande prangerte und eine blaue Jeans, mit ebenfalls braunen Punkten. Aber am faszinierendsten, waren ja immer noch seine Augen. Obwohl sie etwas kaltes und auch etwas grausames hatten, strahlten sie dennoch etwas verführerisches, fast neugieriges aus. Auf Isbjorgs verwirrten Blick hin, grinste er breit und sie fand ihre Fassung wieder. Distanziert kühl, nickte sie ihm zu, wand den Blick ab und ging weiter. Trafalgar Law hingegen, stieß sich von seinem Baum ab und ging gemütlich zu ihr herüber. Kommentarlos schloss er sich ihrem schlendernden Gang an und begleitete sie. Is hingegen, warf einen kurzen Blick nach links und musterte ihn. Genervt schloss sie die Augen und atmete tief ein.
 


 

„Warte mal kurz Elena. Was will denn Law von Isbjorg?“, wunderte sich Marco und beobachtete ihn, wie er stumm neben Isbjorg, Richtung Strand ging. Elena aber zuckte nur mit den Schultern.

„Vielleicht neue Kontakte knüpfen? Lass ihn doch, vielleicht ist ihm langweilig“, murmelte sie und Marco musterte Laws Rücken kritisch.

„Na, ich weiß ja nicht“. Und die Skepsis hörte man sofort aus seinen Worten.
 


 

Langsam aber sicher riss Isbjorgs Geduldsfaden und sie biss sich auf die Unterlippe. Dann blieb sie abrupt stehen und funkelte Law genervt an, der noch ein Stück weiter ging, bevor er merkte das sie nicht mehr neben ihm war.

„Oh? Keine Lust mehr spazieren zu gehen?“, fragte er irritiert und drehte sich zu ihr um.

„Sag mal... Ist dir verdammt nochmal langweilig oder warum gehst du mir auf die Nerven?!“, zischte sie, doch er zuckte nur lächelnd mit den Schultern.

„Warum so schlecht gelaunt?“, fragte der Kapitän der Heart Piratenbande und sie knurrte nur wütend auf.

„Schon gut. Eigentlich wollte ich nur wissen wer die neue Frau in Whitebeards Crew ist, die schon so viel Aufmerksamkeit hier erregt hat“, erklärte er sich und lächelte.

„Aufmerksamkeit?“, fragte sie und konnte sich überhaupt nicht erklären, was er meinte. Sie hatte weder Dummheiten gemacht, noch sich lautstark gestritten, geschweige denn eine Schlägerei angezettelt.

„Na ja. Man sieht es nicht jeden Tag, dass auf Diamond Jozus Schulter eine junge Frau sitzt. Das war sogar Interessanter, als Whitebeard selbst“, erklärte er und sie schüttelte nur mit dem Kopf.

„So ein Quatsch. Aber wenn du schon wissen willst, wer ich bin, warum dann diese Show hier? Warum kommst du nicht einfach an und fragst mich, oder jemanden aus meiner Crew, wenn es dich doch so sehr interessiert?!“, knurrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Keine Ahnung. So war es lustiger“, murmelte er und strich sich über seinen Kinnbart. Ihr Blick hingegen, musterte ihn eiskalt.

„Wow, dieser kalte Blick. Du gefällst mir, Kleine“, murmelte er direkt und ihre Augenbraue zuckte.

„Du hast sie doch nicht mehr alle“, zischte sie und wollte weiter gehen, doch stellte er sich ihr in den Weg.

„Wie heißt du?“, fragte Law und Isbjorg seufzte. Er war direkt und dreist, aber auf markante Art und Weise gefiel ihr das sogar. Zumindest ein kleines bisschen, denn eigentlich war sie ja noch immer schlecht gelaunt. Beziehungsweise wollte Isbjorg schlecht gelaunt sein. Warum genau, wusste sie selbst nicht.
 

„Das wüsstest du gerne, was?“

„Würde ich sonst fragen?“, murmelte er und Isbjorg grinste tatsächlich keck auf. Sehr von sich selbst überzeugt, ging sie einen Schritt auf ihn zu und legte den Kopf schräg. Er war mehr als eindeutig darauf hinaus, sie kennen zu lernen. Also warum nicht, fragte sie sich. Sie war im Urlaub. Und zu einem guten Urlaub, gehört auch mal ein guter Flirt. Und so lächelte sie ihn verführerisch an, der Blick neugierig musternd.

**„Ich bin der Finger, der Nachts deine Wirbelsäule hinunter gleitet. Ich bin die eiskalte Klinge, die im Dunkeln über das Fleisch ihrer Opfer streicht. Wenn ich traurig bin, wollen alle mich wieder zum Lachen bringen. Und jeder fragt sich: Wer ... ist … diese … Frau?“, flüsterte sie und strich ihm kurz mit dem Zeigefinger über die Brust. Dann ging sie um Law herum, verschränkte lässig die Arme hinter dem Kopf und trat auf den weichen, warmen Sand, des Strandes. Überrascht, aber durchaus interessiert, blickte er ihr hinter her. Während sie über den Sand ging, drehte sie ihren Kopf zur Seite und warf ihm einen kurzen Blick zu, den er lächelnd erwiderte. Dann bewegte er sich auch wieder und holte sie ein.
 

„Und wie soll ich dich jetzt nennen? Finger, oder Klinge?“, fragte er und sie lachte auf.

„Isbjorg oder Is reicht“, erklärte sie und atmete die frische Seeluft ein.

„Schon lange Piratin?“, fragte Law und Is zog sich ihre Schuhe aus. Der warme Sand, grub sich zwischen ihre Zehen und sie blickte sich um. Im seichten Wasser entdeckte sie Ace und Thatch, sowie Sam, Bruno, Olaf und Haruta, die im Sand saßen und sich über die beiden Chaoten, im Wasser kaputt lachten. Da das Wasser hier sehr seicht war, war es auch perfekt für Teufelsfrucht Nutzer geeignet.

„Nein. Noch nicht sehr lange“, antwortete sie ihm und fing den Blick von Sam auf, die ihr freundlich entgegen lächelte und winkte. Is winkte zurück und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Law.

„Und wie viele Menschen hast du schon getötet?“, fragte er mit einer Gelassenheit, als würde er einfach schlicht nach der Uhrzeit fragen.

„Keine Ahnung. Ich habe irgendwann nicht mehr mit gezählt, weil ich eine Assassine bin. Das Töten von Menschen ist mein täglich Brot. Nun ja... war mein täglich Brot. Seit ich zu Vaters Crew gehöre, ist das alles etwas ruhiger geworden“, plapperte sie locker darauf los und Law musterte sie überrascht.

„Eine richtige Assassine?“, fragte er neugierig und sie nickte.

„Und was war dein spektakulärster Mord?“, fragte er und wurde immer neugieriger. Es war kein Geheimnis, dass Trafalgar Law sich besonders für solcherlei Themen interessierte. Is hingegen lachte auf.
 

„Ich würde sagen, der Mord an der Cousine des Kaisers. Also des Kaisers, von unserem Kontinent. Ich hatte nämlich den Auftrag, sie während ihrer Hochzeit zu töten. Erfreulicherweise hatte ich einige Möglichkeiten, wie ich das erledigen sollte. Es durfte nur niemand anderes verletzt werden und sie sollte genau dann sterben, wenn sie und ihr Gatte, die Hochzeitsrede zu den Gästen hielten. Ich habe mich damals auf die Festungsmauer geschmuggelt. Tja, die alten Gebäude mit ihren porösen Statuen. Zu dumm, dass genau solch eine brüchige Statue genau über dem Balkon hing, wo die Braut und ihr Bräutigam standen. Und noch dümmer war es für sie, dass sie direkt darunter stand. Es war zum einen der leichteste Auftrag, aber dennoch der spektakulärste, weil es einfach bizarr war. Der glücklichste Tag ihres Lebens, war zugleich auch ihr schlimmster Tag. Irgendwie grausam“, erklärte sie ihm und lächelte auf. Law nickte und grinste ebenfalls. Und so gingen die beiden noch eine ganze Weile am Strand entlang, löcherten sich mit Fragen und plauderten ausgelassen, als würden sie sich schon Jahrzehnte kennen.
 

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** Ein abgewandeltes Zitat von Jeanette Voerman, Vampir vom Malkavianer Clan und eine der Haupt Charaktere aus „Vampires the Masquerade – Bloodlines“.

Zwischen Met und Männern

Dunkelheit lag um die Insel, aber definitiv nicht über der Insel. Helle Lichter von Laternen und Lampions, strahlten in und über der Stadt. Die Wege wurden durch Fackeln erhellt und selbst der Strand strahlte in warmen Licht, denn ein Lagerfeuer jagte das andere. Das größte und eindrucksvollste Lagerfeuer hatten aber mit Abstand Whitebeards Kinder auf die Beine gestellt. Ausgelassen feierte die Crew und tanzte johlend ums Feuer. Zu Essen gab es gegrilltes Fleisch und andere Leckerbissen, die in das Lagerfeuer gehalten wurde. Zu trinken natürlich wie immer Sake und Bier.
 

Lachend näherten sich zwei Stimmen, von der eine Stimme mittlerweile wohlbekannt war, in der Crew.

„Nein, das hast du nicht getan...“, lachte Isbjorg los, gefolgt von dem leisen Lachen eines Mannes.

„Na doch. Wenn ich es dir doch sage“, antwortete dieser und die Crew erkannte die beiden mittlerweile, weil sie ins Licht der vielen Lagerfeuer traten.

„Du bist so dreist“, gackerte die Nordfrau los und hielt sich den Bauch vor Lachen.

„Mh... Ich weiß“, gluckste Law und strich sich mal wieder über seinen Kinnbart. Dann warf er Whitebeard und seiner Crew einen gleichgültigen Blick zu, die Law allesamt kritisch musterten.

„Jetzt starrt mich nicht so an, ich hab sie euch ja wohlbehalten zurück gebracht“, meinte er gelassen und zuckte mit den Schultern. Is hingegen warf ihren Crew Kollegen einen ernsten Blick zu.

„Dann noch einen schönen Abend, Is. Sehen wir uns morgen?“, fragte er sie leise und lächelte mild.

„Na unbedingt! Wir müssen das Thema von vorhin, ja schließlich noch zu Ende diskutieren“, antwortete Isbjorg begeistert und Law nickte.

„Oder warum schaust du später nicht noch in der Bar an der Hauptstraße vorbei? Dort treffe ich mich gleich mit meiner Crew“, erklärte er und sie dachte darüber nach.

„Vielleicht. Mal schauen“. Und mit einem Grinsen im Gesicht, verabschiedete sie ihn und ging zu ihrer Crew, die sie eindringlich musterten.
 

Ace war der Erste der reagierte und sich vor sie stellte. Er griff ihre Arme, hob diese an und untersuchte sie eindringlich.

„Ähm... Ace? Hast du gesoffen?“, fragte sie irritiert und riss sich los.

„Nein. Zumindest nicht viel. Ich muss mich doch vergewissern, dass du noch alle Körperteile hast!“, nuschelte er und wirkte erschüttert darüber, dass sie so etwas fragen konnte. Denn immerhin wussten fast alle aus der Crew über Laws Teufelskräfte bescheid. Und die Tatsache, dass sein Beiname „Chirurg des Todes“ war, machte die Crew sicherlich nicht ruhiger, wenn Isbjorg sich mit ihm traf.

„Du spinnst doch!“, zischte sie und setzte sich zwischen Sam und Marco, ans Feuer.

„Warst du die ganze Zeit spazieren gewesen?“, fragte Sam irritiert und Bruno reichte ihr einen Teller mit frisch gegrilltem Fleisch.

„Danke Bruno. Ja war ich und ich sag euch, mir fallen gleich die Füße ab“, murmelte sie und biss herzhaft in ihr Steak.

„Was hast du denn mit Law zu schaffen?“, fragte Marco und musterte sie ernst.

„Nichts. Er hat mich bei meinem Spaziergang begleitet und ich habe mich köstlich amüsiert“, antwortete sie und nahm einen Krug Bier entgegen. Marco hob grübelnd die Augenbrauen und wollte gerade noch etwas sagen, da war sie schon wieder weg. Sam und Haruta hatten Isbjorg von der Menge weggezogen und es sich an einem kleinen Lagerfeuer bequem gemacht. Kichernd fragten sie die Nordfrau aus. Kopfschüttelnd wand Marco den Blick ab, von den drei Frauen. Es dauerte nicht lange und noch mehr weibliche Crew Mitglieder gesellten sich zu den drei kichernden Frauen, sogar zwei Krankenschwestern. Alle hörten gespannt zu, was Isbjorg zu erzählen hatte. Tja, man konnte sagen was man wollte, denn trotz Laws Ruf war er absolut beliebt bei der Frauenwelt.
 

„Isbjorg! Isbjorg, da bist du ja!“, rief ihr lautstark Olaf entgegen, der gerade den Fackel Weg hinunter lief.

„Sei gegrüßt, Bruder“, rief sie ihm entgegen.

„Is, du glaubst mir nie, was ich entdeckt habe!“, keuchte er und ließ sich neben sie in den Sand fallen. Die Frauen in Isbjorgs lustiger Runde, warfen ihm grimmige Blicke zu, denn sie waren alle der Meinung er war jetzt absolut fehl hier am Platz. Doch ignorierte er sie und grinste Isbjorg fast wahnsinnig an, so sehr freute er sich.

„Was ist dir denn passiert Olaf?“, fragte Is und lachte auf.

„Die haben hier Met! ECHTEN Met. Und als wäre das nicht schon Grund zum feiern, haben sie ganz besonderen Met. Richtigen Schwarzdorn-Met aus unserer Heimat!“, brüllte er ihr entgegen und sie riss die Augen auf.

„Das kann doch nicht wahr sein“, zweifelte sie, doch schüttelte er wild mit dem Kopf.

„Ist es aber!“, sprach er fast beleidigt, weil sie ihm nicht glaubte.

„Obwohl. Maven ist eine tüchtige Geschäftsfrau. Es war doch eigentlich klar, dass sie nach draußen exportieren wird, jetzt wo unser Kontinent Teil von dieser Welt ist“, nuschelte sie und musste an Maven Schwarzdorn denken. Die Geschäftsführerin von der Schwarzdorn Brauerei aus Himmelsrand. Maven war eine mächtige Frau. Sie war intelligent und eine ziemlich bissige Geschäftsfrau, die niemals locker ließ, sobald sie ein Geschäft witterte. Und klappte es nicht so wie sie es wünschte, dann hatte sie noch immer die Diebesgilde und die Dunkle Bruderschaft im Rücken, die sie liebend gerne unterstützten.
 

„Hier Is. Ich hab dir eine Flasche mitgebracht. Sie müsste sogar noch kalt sein“, murmelte Olaf und hielt ihr grinsend eine braune Flasche entgegen. Is bestaunte das Etikett und öffnete sie. Überrascht roch sie an der Flasche und lächelte liebevoll auf.

„Danke Olaf. Es ist unverkennbar. Das ist das Logo der Schwarzdorn Brauerei. Ich kann es nicht glauben“, seufzte die Nordfrau und nahm einen vorsichtigen Schluck. Sie ließ sich den Geschmack auf der Zunge zergehen und zu aller Überraschung, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

„Das ist es...“, hauchte sie, schluchzte kurz auf und trank noch einen Schluck. Nun liefen ihr die Tränen schon die Wangen herunter.

„Heimat“, flüsterte sie und Olaf legte ihr seine Pranke auf die Schulter. Liebevoll nickte er und sie lächelte breit. Geistesabwesend, wischte sie die Tränen weg und genoss jeden Tropfen aus dieser Flasche.

„Dann kann wohl Law heute doch mit meiner Anwesenheit rechnen. Ich sage: Bruder lass uns die Bar stürmen. Ich will Met!“, jubelte sie und Olaf stimmte mit ein.

„Ich komm mit“, trällerte Sam und die Drei standen auf.

„Ich auch“, brummte Marco und fragend blickte Isbjorg ihn an.

„Du hast mir schon so oft die Ohren voll geheult, weil wir euer Gesöff nicht an Bord haben. Jetzt will ich das auch mal probieren“, meinte er beiläufig und die Vier gingen hoch Richtung Stadt.
 

Nach einem kurzen Marsch, standen die Vier vor der besagten Bar. Von drinnen hörten sie viel Lärm, Stimmengewirr, lachende Männer und Frauen, sowie Musik und Gläser die gegen einander stießen.

„Auf geht´s“, trällerte Is und stieß die Tür auf. Fast augenblicklich danach verstummten alle und selbst das Klavier wurde nicht mehr gespielt. Tuschelnd unterhielten sich die Leute in der Bar, aus verschiedensten Banden, die zusammen feierten.

„Da ist Whitebeards neue Tochter“.

„Saß sie nicht auf Jozus Schulter?“

„Schau mal, der Vize ist auch dabei“.

„Da steht der rote Teufel“.

Fast beleidigt blickte Olaf in die Runde und ärgerte sich, weil er scheinbar noch keinen Ruf in den anderen Crews hatte.

„Isbjorg! Schön dich zu sehen!“, rief ihr Trafalgar Law entgegen und die junge Frau grinste auf. Die anwesenden Piraten schauten irritiert zu Law, der ihre Blicke gleichgültig erwiderte und mit den Schultern zuckte.

„Olaf? Bestellst du mir schon mal einen Met mit? Ich sag nur kurz Hallo“, fragte sie ihren Stammesbruder, der nickte. Und als sie sich zum gehen bewegte, packte Marco sie fest am Arm.

„Du gehst da nicht hin!“,zischte er leise und sie blinzelte irritiert.

„Sagt wer? Du?“, fragte sie und grinste belustigt.

„Ja, ich!“

„Ach und warum?“, fragte sie und funkelte ihn zornig an.

„Weil er gefährlich ist“, knurrte Marco zurück.

„Wieso? Weil er ein Pirat ist? Oh stell dir vor, mein Kommandant! ICH bin auch Pirat! Und DU auch!“ schnauzte sie ihn an und stocherte fest mit dem Zeigefinger auf seine Brust ein. Die anwesenden Piraten brachen in Gelächter aus und Marco knurrte auf.
 

„Tu was ich dir sage!“, zischte er.

„Tu was ich dir sage..“, äffte sie ihn nach und grinste herausfordernd. Beide erdolchten sich mit ihren Blicken und Sam, die beschämt den Kopf schüttelte, hätte es nicht gewundert wenn Blitze aus ihren Augen geschossen kämen. Isbjorg hatte es satt, dass er sie wie ein kleines Mädchen behandelte! Sie war alt genug um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Und auch wenn dieser Gedanken pubertär trotzig klang, hatte sie ja nicht unrecht. Immerhin war sie ende Zwanzig und eine erwachsene Frau, die offiziell verheiratet war, schon unzählige Male dem Tod ins Auge geblickt hatte und jahrelang alleine auf hoher See unterwegs war.

„Was ist dein Problem, Marco?“, fragte sie erstaunlich ruhig, aber dennoch vollkommen ernst.

„Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du kennst diesen Kerl nicht. Er ist grausam und gefährlich!“, zischte er und ihm war es egal, dass alle mithörten.

„Bin ich auch“, murmelte sie beiläufig und grinste auf.

„Bist du etwa eifersüchtig?“, fragte Isbjorg und starrte ihn verständnislos an.

„Nein“, meinte er kühl und sie seufzte leise. Erschrocken blickte sie auf.

„Vorsicht! Hinter dir!“, rief sie laut auf und deutete an, sich zu ducken. Ruckartig drehte er sich um und es erwartete ihn eine kahle Wand und ein Fenster. Kochend vor Wut drehte er sich zu Is zurück, doch die schlenderte schon durch den Schankraum, manövrierte sich an Tischen, Stühlen und Piraten vorbei und tänzelte schließlich zu Law hinüber.

„Das funktioniert auch immer wieder“, lachte sie auf und grinste breit. Die meisten Piraten kriegten sich kaum noch ein vor Lachen und Marco, Sam und Olaf suchten sich einen freien Tisch. Wütend funkelte der Phönix zu Is herüber, die das jedoch nicht mitbekam. Denn sie saß neben Law und dieser stellte Is gerade seine Crew vor.
 

„Freut mich euch alle kennen zu lernen“, begrüßte sie die Heart Piraten, als Olaf auf sie zu kam.

„Hier, Schwester“, murmelte er, nickte den Piraten zu und reichte ihr die Flasche Met.

„Danke Olaf. Du bist der Beste. Ach Leute. Das ist übrigens Olaf, mein Stammesbruder“, meinte Isbjorg und schlang einen Arm um seine breiten Schultern. Dann hielt sie ihm ihre Flasche, zum anstoßen bereit hin, was er auch sofort erwiderte.

„Auf die Heimat“, rief Is und ihre Flaschen klirrten aneinander.

„Auf die Heimat“, antwortete Olaf.

„Und auf Ulfric!“, meinte sie noch, hob die Flasche an und trank einen kräftigen Schluck. Olaf nickte begeistert und trank ebenfalls.

„Ich geh wieder zu den anderen“, meinte Olaf, nickte allen zu und verschwand zurück an den Tisch, wo gerade Sam mit Marco diskutierte.

„Was trinkst du da eigentlich?“, fragte Law neugierig und Isbjorg hielt ihm die Flasche hin.

„Schwarzdorn Met“, erklärte sie kurz und er nahm die Flasche entgegen. Vorsichtig trank er einen Schluck und zog eine Augenbraue hoch.

„Herb und süß. Mh, okay. Ist nicht unbedingt mein Fall, aber wenn es dir schmeckt“, murmelte er und gab Is ihre Flasche zurück.

„Met ist das Grundnahrungsmittel unserer Heimat“, lachte sie auf und trank einen kräftigen Schluck. Grinsend beobachtete der Käpt´n der Heart Piraten sie.

„Ich hoffe du nimmst das meinem Kommandanten nicht übel. Er ist... manchmal schwierig“, erklärte Isbjorg leise und Law winkte ab.

„Kein Problem. Er macht sich ja nur Sorgen. Außerdem bin ich solche Reaktionen schon gewöhnt“, murmelte er und sie stießen an. Erfreut trank Is ihren Met und wurde zunehmender in die Gespräche von Laws Crew verwickelt.
 

Gerade philosophierte sie mit Penguin, über die Kunst des Ausweichens, als die Bar Tür erneut aufging. Flüchtig blickte Isbjorg, während des Sprechens zur Tür und ihr Blick wurde ernst.

„Die schon wieder...“, grummelte sie und verzog kurz das Gesicht. In der Tür stand Elena und begrüßte die Piraten im Schankraum. Viele prosteten ihr zu und grüßten, einige pfiffen. Elenas Blick musterte kurz Isbjorg und sie wirkte verwundert darüber, dass die Nordfrau inmitten der Heart Piraten saß. Dann entdeckte sie Marco, der immer noch mit Sam wild am diskutieren war und sich furchtbar aufzuregen schien. Ihr Gesicht hellte sich prompt auf. Elegant schritt sie zu Whitebeards Vizen herüber, mit einem deutlichen Hüftschwung.

„Die Frau ist ja mal absolut peinlich...“, zischte Isbjorg, bestellte sich einen neuen Met und blickte grummelnd, wieder zu ihrem Gesprächspartner.

„Du scheinst Elena nicht zu mögen?“, fragte Law und lächelte sie an.

„Ist das so offensichtlich?“, fragte sie ironisch und Law nickte.

„Außerdem scheint sie sehr auf deinen Kommandanten abzufahren“, gluckste Shachi, ein Mitglied von Laws Bande.

„Siehst du. Die Frau ist nicht nur peinlich, sie hat auch noch einen beschissenen Geschmack“, zischte sie und nahm ihren Met von einer Bedienung entgegen.

„Was hat sie dir denn getan?“, fragte Shachi und Is verdrehte die Augen.
 

„Nichts. Ich kann sie einfach nicht leiden. Sie ist mir schlicht und ergreifend unsympathisch“, nuschelte sie, trank ihre Flasche in einem Zug leer und brüllte nach einer Neuen. Nickend huschte eine der Kellnerinnen zur Theke.
 


 

Im Laufe des späten Abends, füllte sich immer mehr die Bar. An allen Ecken und Enden, tummelten sich Piraten, die sich fleißig betranken und sich gegenseitig ihre Abenteuer erzählten. Seit einer geschlagenen Stunde brabbelte Elena schon Marco zu, der nur stumm zuhörte, gelegentlich nickte und ein Bier nach dem anderen trank. Leise seufzend blickte er auf und sah gerade noch wie Isbjorg und Law die Bar verließen. Überrascht blinzelte er auf und unterbrach Elena.

„Du, ich brauch ein bisschen frische Luft. Alleine“, nuschelte er und verschwand Richtung Tür. Überrascht und fast ein bisschen beleidigt, blickte Elena ihm hinterher.

„Na wenn du meinst...“, murmelte sie und verwickelte Sam in ein Gespräch, denn die beiden Frauen kannten sich ja auch schon ein bisschen. Marco trat hinaus in die milde Nachtluft und blickte sich um, doch keine Spur von Isbjorg. Sorge machte sich in ihm breit und seine Alarmglocken läuteten schrill, in seinem Kopf auf. Instinktiv ging er nach rechts, Richtung Hafen. Kurz vor einer Wiese hielt er inne und blieb im Schatten eines Gebäudes stehen, denn er sah Is und Law auf einem Zaun sitzen, der um die Wiese herum stand. Sie saßen mit dem Rücken zu ihm und blickten in den Sternenhimmel.
 

„Und du bist ein vollwertiges Mitglied bei Whitebeard?“ fragte er leise und Marco horchte auf.

„Noch nicht. Also, ich wurde aufgenommen, aber mir fehlt noch sein Zeichen. Erst wenn ich das habe, bin ich ein vollwertiges Mitglied“, erklärte sie und Law nickte.

„Hättest du nicht Lust, zu uns in die Crew zu kommen? Ich weiß, die Fragen kommt plötzlich, aber solange wie du noch kein vollwertiges Mitglied bist, kannst du ja immer noch aussteigen. Es wäre großartig, dich in der Crew zu haben“, murmelte Law und Isbjorg blickte ruckartig in seine Richtung. Marcos Gesicht verzog sich wütend und am liebsten wäre er aus den Schatten getreten und hätte Trafalgar Law eine Szene gemacht, welche mit Sicherheit in einem erbitterten Kampf geendet wäre. Is gluckste.

„Ich bin überrascht, dass du mich das fragst und echt gerührt...“, doch Law unterbrach sie prompt.

„Und du wärst in einer übersichtlicheren Crew. Denn ich kann mir vorstellen, dass diese riesige Crew auf Dauer nervig sein kann. Ständig dieser Krach und diese Fülle an Männer und Frauen an Bord“, sprach er weiter.

„Aber...“, versuchte Is einen neuen Ansatz, doch er redet einfach weiter.

„Und du müsstest dich nicht mehr mit Whitebeards Vizen herum schlagen und streiten...“

„Dürfte ich vielleicht mal aussprechen?!“, zischte sie genervt auf und Law verstummte.

„Erstens! Ich habe Whitebeard meine Treue geschworen. Er ist jetzt mein Vater. Zweitens! Die große Crew ist toll. Es gibt jeden Tag Spaß und Aktion. Sie sind meine übergroße Familie und ich liebe sie alle. Na ja fast alle. Es wird niemals langweilig. Und Drittens! Das mit Marco, das verstehst du nicht. Er ist ein nerviger Idiot, der aussieht wie eine Ananas, doch ich brauche seine Dickschädel. Ich brauche es einfach, mich mit ihm zu zoffen und auch mal zu prügeln. Er ist mein Kommandant und auch wenn unser Verhältnis häufig schwierig ist, habe ich ihn gern. Und ich respektiere ihn. Und es macht so unheimlich viel Spaß, ihn zu ärgern“, erklärte sie und lächelte breit den Sternenhimmel an. Auch Marco kam nicht drum herum, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht schlich. Und er kam sich plötzlich so schäbig vor, dass er ihr hinterher spionierte. Aber er machte sich nun mal Sorgen, denn er traute Law nicht. Er beschloss noch Laws Reaktion abzuwarten und dann wollte er einfach wieder in die Bar verschwinden. Is hatte es nicht verdient, dass man sie beschattete.
 

„Na gut. Ein Versuch war es wert. Trotzdem schade“, murmelte Law und grinste sie an.

„Kann man nichts machen. Mein Herz gehört schon dem alten Herrn und seiner Crew“, kicherte sie und sprang vom Zaun. Sie zog sich die Schuhe aus und ging gemütlich über die feuchte Wiese. Law begleitete sie.
 


 

„Ich gehe aber wieder zurück zu meinen Crew Kollegen und Elena. Immerhin habe ich Olaf hier hoch geschliffen, um mit ihm den Met zu genießen. Ich wünsche dir eine gute Nacht, Law“, murmelte Is vor der Tür zur Bar. Und sie traute sich das erste Mal, ihn zu umarmen. Überrascht erwiderte er die Umarmung und wuschelte ihr durch die Haare.

„Wünsche ich dir auch, Kleines“, murmelte er und gluckste. Dann gingen sie in die Bar. Is warf ihm noch einen freundlichen Blick zu und drängelte sich dann zum Tisch ihrer Crew Kollegen. Kurz blieb sie stehen und musterte den Tisch, denn Marco fehlte. Dafür saß jetzt Vitus und Thatch mit am Tisch. Kühl musterte sie ihren Gegenspieler und setzte sich zu Sam.

„Is, da bist du ja wieder“, begrüßte der rote Teufel die Nordfrau und Is nickte.

„Wo ist denn Marco?“, fragte sie irritiert, „und was will dieser Vollpfosten hier?“, brummte sie und erdolchte Vitus mit ihrem Blick.

„Marco ist frische Luft schnappen“, murmelte Sam zurückhaltend, denn sie fürchtete schon, dass Is und Vitus wieder aufeinander los gehen würden. Isbjorg hingegen nickte nachdenklich und ihr wurde gerade etwas klar. Also hatte sie sich das vorhin doch nicht eingebildet. Doch wurden ihre Gedankengänge gestört.

„Und ich gehöre immer noch zur Crew, genauso wie du! Warum kriechst du nicht weiter diesem anderen Piraten in den Hintern, anstatt hier Streit zu suchen!?“, zischte Vitus und Is verdrehte genervt die Augen. Sie wollte gerade los wettern, doch war Thatch schneller.

„Gut jetzt! Hier wird nicht gestritten. Dieser Tisch ist heute Abend, der Tisch des fröhlichen Saufgelages und nicht der Tisch des Zorns“, rief die Haartolle mit seinem charmanten Humor und Is musste sogar auflachen.

„Genau. Ignoriert euch doch einfach. Heute fing immerhin unser wohlverdienter Urlaub an. Und deswegen habe ich kein Bock darauf, hier zu sitzen und einem erbittertem Streit zuzuhören, der sowieso wieder in Gewalt enden wird!“, zischte Sam los und musterte Olaf.

„Das Gleiche durfte ich mir auch schon anhören...“, nuschelte Olaf zu Is und winkte eine Kellnerin zu sich. Er bestellte zwei Flaschen Met und grinste seine Schildschwester breit an, die das Lächeln sofort erwiderte.
 

Die Bartür flog auf und Marco betrat wieder das Lokal. Er hatte sich, nach dem Lauschen, spontan um entschieden und ist ein bisschen durch die Straßen der Stadt gewandert. Überrascht blickte er auf, als er Isbjorg nicht mehr bei Law sitzen saß. Sein Blick wanderte durch den Raum und er entdeckte sein Sorgenkind, bei seinen Crew Kollegen und Elena. Langsam ging er zum Tisch und Is blickte auf. Sie schenkte ihm ein mildes Lächeln und er nickte ihr zufrieden zu. Dann setzte er sich auf den einzigen freien Platz, also direkt neben Is.

„Na? Kennst du uns doch noch?“, neckte er sie und sie streckte ihm mal wieder die Zunge raus.

„Aber gerade so“, kicherte sie und trank einen Schluck.

„Ach, ist das dieser Met, von dem ihr erzählt habt?“, fragte er und Isbjorg nickte begeistert. Sie reichte ihm ihre Flasche und stutzig nahm er sie entgegen, trank einen Schluck und nickte anerkennend.

„Hey, das schmeckt nicht schlecht“, murmelte er überrascht und Is nahm ihre Flasche zurück.

„Dir schmeckt das? Also ich finde es absolut widerlich. Und ich verstehe nicht, warum meine Großmutter so ein Gesöff importieren lässt“, zischte Elena und trank weiter ihren Sake.

„Tja Schätzchen. Ich würde sagen, deine Großmutter ist eine ganz tolle Frau“, murmelte Is gleichgültig und Elena funkelte sie wütend an.

„Ich rede morgen mal mit Vater, ob wir davon eine Ladung mitnehmen“, grübelte derweil der Phönix und ignorierte die kühlen Blicke, die sich die beiden Frauen zuwarfen.

„Das wäre großartig“, freute sich Isbjorg und Olaf lachte begeistert auf.
 

Im Laufe der Nacht verschwanden zunehmend mehr Piraten, auch die paar Crew Mitglieder von Whitebeard. Zuletzt saßen nur noch Marco, Isbjorg, Elena und Olaf am Tisch. Auch Law und seine Crew war mittlerweile verschwunden und der Schankraum wurde immer leerer.

„Isbjorg. Und aus welchem Meer kommst du?“, fragte Elena neugierig, aber durchaus distanziert. Und Isbjorg wusste sie spielte darauf an, aus welchem der Blues sie kam.

„Ich weiß nicht zu welchem Blue mein Kontinent gehört. Ich komme aus der neuen Welt und wenn du fragst welches Meer, würde ich wohl sagen Geistermeer. Das ist zumindest das Meer, welches an meine Heimat grenzt. Ich glaube Tamriel liegt noch nicht mal in den Blues, sondern auf der Grandline“, murmelte sie und lehnte sich müde zurück.

„Was? Du kommst aus der neuen Welt?“, fragte sie und wirkte sogar begeistert. Is nickte.

„Olaf auch“, sprach sie für ihren haarigen Freund, der gerade geistesabwesend die Goldbraune Flüssigkeit in seiner Flasche begutachtete. Als er seinen Namen hörte, blickte er auf.

„Was war?“, fragte er und Is lächelte lieblich.

„Es ging um Himmelsrand, Bruder“, gluckste Is.

„Ja. Ich komme aus Rifton. Das ist die Stadt, wo dieses wunderbare Getränk hergestellt wird“, erklärte Olaf und trank seine Flasche leer.

„Und ich aus Windhelm“, erklärte Is und Elena nickte anerkennend.

„Die Städte kenne ich. Wir waren vor einiger Zeit in dem besagten Himmelsrand, weil meine Großmutter dort einige lukrative Geschäfte abschließen wollte. In Windhelm gingen wir vor Anker und sind dann mit einer Kutsche, unter anderem auch in Rifton gewesen, wo wir Maven Schwarzdorn kennen lernen durften“, erklärte Elena und Isbjorg beugte sich weit nach vorne. Elena wich erschrocken zurück, weil Isbjorgs Reaktion so plötzlich kam.
 

„Du und deine Oma wart in Windhelm? Wie sieht die Stadt aus? Hat sie schon Spuren vom Krieg? Habt ihr Ulfric getroffen? Leben die Argonier immer noch am Hafen? Wart ihr im Grauen Bezirk? Wie geht es den Dunkelelfen?“, überschüttete Is sie plötzlich mit Fragen, dass Marco vor Schreck zusammen zuckte, denn Is wurde regelrecht panisch und laut.

„Bitte Elena. Ich muss das wissen!“, hakte sie nach und die Piratenenkelin nickte.

„Ja wir waren in Windhelm. Furchtbar kalter Ort. Wie kann es nur so unheimlich kalt sein? Also irgendwelche Spuren vom Krieg habe ich nicht gesehen. Die Brücke zu den Ställen, sah etwas demoliert aus, aber nicht sehr schlimm“, fing sie an und Isbjorg seufzte erleichtert.

„Oh gut. Es hat sich nichts verändert“, nuschelte die Nordfrau und Olaf aus einem Mund.

„Ulfric... Du meinst den Herrscher da aus der Stadt? Ja den haben wir kurz kennen gelernt. Man erklärte uns, dass es so Sitte wäre in eurer Heimat, sich beim Jarl vorzustellen, wenn man neu in der Stadt war. Und das haben wir getan. Argonier? Das sind diese Echsenwesen, richtig? Ja, ein paar lungerten am Hafen herum und haben gearbeitet. Und durch den Grauen Bezirk sind wir auch gegangen. Mussten wir ja um in die Stadtmitte zu kommen. Da waren einige Wesen mit dunkler Haut und roten Augen, die uns skeptisch musterten“, erklärte sie weiter und Isbjorg nickte dankbar.

„Danke für die Informationen. Es ist noch alles beim alten“, nuschelte Is und lehnte sich wieder zurück. Ein stummes Gähnen schlich sich über ihr Gesicht.
 

„Mh, ich bin auch müde und werde jetzt zurück zum Schiff gehen. Kommt ihr mit?“, fragte Marco leise und streckte sich.

„Ich bleib noch ein bisschen“, nuschelte Olaf.

„Ich komme mit. Ich bin hundemüde“, murmelte Is und die beiden standen auf.

„Gute Nacht“, nuschelte Isbjorg und Marco, wie aus einem Mund und gingen Richtung Tür. Nickend wurden die beiden verabschiedet. Elena und Olaf verfielen sofort in ein Gespräch, denn Olaf hatte einige Fragen zu Rifton. Im Gegenzug beantwortete Olaf ihr alles Mögliche über Himmelsrand, wenn sie Fragen hatte. Draußen fackelte Isbjorg nicht lange und ehe Marco hätte reagieren könnten, sprang sie ihm auf den Rücken.

„Trag mich“, forderte sie und lachte auf.

„Warum sollte ich dich tragen?! Du kannst alleine Laufen“, nuschelte er und versuchte sie abzuschütteln, doch hatte sie ihre Beine zu gut um ihm geschlungen.

„Ach komm schon. Mir ist schwindelig und ich bin müde. Außerdem schuldest du mir was!“, forderte sie weiter und er horchte auf.

„Was soll ich dir denn bitte schulden?“, zischte er und wurde allmählich genervt.

„Du hast mir hinterher spioniert und mich belauscht. Außerdem tut mir mein Bauch unheimlich weh, wo du heute morgen so erfolgreich fest rein getreten hast“, murmelte sie beiläufig und Marco horchte auf.

„Du... du weißt das ich das Gespräch gehört habe?“, fragte er irritiert.

„Natürlich. Ich weiß nicht ob du mir absichtlich hinterher spioniert hast, aber das du gelauscht hast, kannst du nicht abstreiten. Und bevor du fragst, ich habe leise deine Schritte gehört und sie sofort erkannt“, kicherte sie und legte ihr Kinn auf seine Schulter.

„Is hör zu, ich wollte nicht...“

„Ist schon okay Marco. Du brauchst es mir nicht erklären und dich entschuldigen, auch nicht. Du hast dir Sorgen gemacht, also sehe ich das nicht so ernst. Trägst du mich jetzt oder muss ich mich selbst zum Schiff zurück quälen?“, fragte sie und gähnte herzhaft. Marco seufzte leise, warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und ging mit ihr im Huckepack Richtung Schiff.

„Danke“, nuschelte sie noch und blickte in den Sternenhimmel.

Wettkampf – Möge der Sieger so richtig die Marine vermöbeln

Es war später Morgen und der Speisesaal platzte aus allen Nähten, denn alle waren noch heiter beim frühstücken. Die Stimmung war großartig, was wohl auch daran lag, dass strahlender Sonnenschein herrschte und jeder durfte so lange schlafen wie er wollte. Denn wenn in der Urlaubszeit mal Schiffsarbeit wartete, dann nur das Nötigste, wie das Deck reinigen zum Beispiel. Isbjorg und Ace stopften sich die Brötchen und das Toastbrot herein, als würde ihr Leben davon abhängig. Sehr zur Belustigung der anwesenden Piraten. Das Ace ein Vielfraß war, wusste bereits jeder. Aber das Isbjorg auch so schlingen konnte war relativ neu. Ace freute sich, wie ein kleiner König, dass er eine Fresskumpanin gefunden hatte und blinzelte ihr immer wieder erfreut entgegen.

„Die frisst ja, wie sie saufen kann“, nuschelten die Piraten und aßen ungläubig ihr eigenes Essen. Doch auch der stärkste Nordmagen, hatte seine Grenzen und so gab Isbjorg nach einiger Zeit auf. Ace hingegen fraß ungerührt weiter, während die junge Nordfrau sich fröhlich über ihren prallgefüllten Bauch streichelte.
 

„Das tat gut. Ein Metgelage macht unheimlich hungrig“, nuschelte sie und warf einen flüchtigen Blick zu dem nächsten Tisch, wo Olaf sich das Essen hinein stopfte, als hätte er wochenlang nichts zu Beißen bekommen.

„Was für Schweinereien stellen wir heute an?“, fragte Is in die Runde und erntete ein Lachen.

„Wir könnten ja schwimmen gehen“, schlug Vista vor und begeistert nickte Isbjorg.

„Das klingt toll. Und später machen wir im seichten Wasser eine Wasserschlacht! Da können auch unsere Teufelsfrucht Nutzer mitmachen“, baute sie Vistas Gedanken weiter aus und fand bei einigen Piraten ihre Zustimmung. Doch leider mussten die Gedanken verschoben werden, denn von der Insel heulte schrill ein Alarm auf. Irritiert blickten sich Whitebeards Kinder an, sprangen dann aber auf und gingen einer nach dem anderen an Deck, um zu sehen was los war. Draußen bemerkte die Crew, wie auch die anderen Piraten sich auf ihren Schiffen tummelten und Isbjorg sah Law, Bepo, Penguin, Shachi und weitere Heart Piraten auf dem kleinen Deck ihres U-Bootes.
 

„Abschaum der Meere! Holt euch eure Ausrüstung und Waffen! Ich habe einen kleinen Wettkampf für euch“, rief Elena und fragend blickten sich die Piraten an.

„Wir treffen uns in fünf Minuten im Stadtzentrum“, rief sie noch und alle Piraten, die neugierig genug waren, stürmten unter Deck in ihre Kajüten. Isbjorg ebenfalls, denn wenn sie sich ausrüsten sollte, bedeutete dies, es kommt zu einem Kampf. Und wenn es ums kämpfen ging, war sie so oder so immer Feuer und Flamme. Im Eiltempo zog sie sich ihre weiße Assassinen Kutte an, inklusive Armschoner und schnürte sich ihre Waffen um. Wurfmesser an Hüfte und Unterschenkel, Dolch am Nierenschutz, Schwert an der Hüfte und Bogen auf dem Rücken. Dann rannte sie zurück Richtung Deck, stieß fast mit ein paar Crew Mitgliedern zusammen und stürmte von Bord. Gemeinsam mit vielen Piraten und Crew Mitgliedern rannte sie den Weg vom Hafen hoch und kam schließlich im Stadtzentrum zum stehen. Isbjorg blickte sich um. In ihrer Nähe stand Marco und blickte sich ebenfalls ernst um. Viele Neugierige Blicke trafen auf Isbjorg, aufgrund ihrer Ausrüstung und sie hörte ein paar Piraten tuscheln. Hinter ihr ertönte plötzlich eine Stimme.
 

„Also trotz der Kutte und der Kapuze... Aber diesen niedlichen Hintern erkenne ich doch überall. Isbjorg?“ Und langsam drehte sie ihren Kopf in Richtung der Stimme. Sie blickte in Laws Gesicht, der sie frech angrinste.

„Guten Morgen, Herr der Dreistigkeit. Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen und das Frühstück hat Euch gemundet?“, seuselte sie, in alter Sprache und machte mit herausgestreckter Zunge einen Knicks. Lachend legte er eine Hand auf ihre Schulter.

„Interessanter Aufzug. Aber jetzt erkenne ich dich auch. Ich wusste dein Gesicht kommt mir bekannt vor, Schattenklinge. 80 Millionen Kopfgeld... also ich hätte dir 100 Millionen gegeben“, nuschelte er und bemerkte, wie Marco die beiden misstrauisch musterte.

„Irgendwie sagen das alle... Schreib doch mal einen offenen Brief an die Marine und beschwer dich. Vielleicht bringt es was“, lachte sie los und schüttelte mit dem Kopf.

„Ich würde einfach sagen, du bist bei den Whitebeard Piraten unterfordert. Also wärst du in meiner Crew, hättest du sicherlich schon längst die magische 100 geknackt“, neckte er sie frech und sie verdrehte die Augen.

„Fängst du schon wieder an?“, fragte sie ernst und er nickte, selig lächelnd.

„Ich habe mich mit einer jungen Piratin, aus deiner Crew unterhalten. Sie erzählte mir, du wärst Alchemistin? Noch ein Grund mehr dich ab zu werben. Deine medizinischen Kenntnisse passen perfekt zu uns“, versuchte er weiter sein Glück, doch blockte das bei ihr ab.

„Schaffst du nicht, Herzchen. Unser Doc hat mich leider schon für sich und seine Krankenstation gebucht“, antwortete sie grinsend und die beiden blickten auf, als Elena zu sprechen anfing.
 

„Ihr seid ja zahlreich erschienen. Aber kommen wir zum Punkt. An der Nordseite der Insel, haben unsere Späher vier Marineschiffe gesichtet, die direkten Kurs auf die Insel halten. Sie scheinen aus den Fehlern der letzten Jahre gelernt zu haben. Denken sie zumindest. Und jetzt versuchen sie es mit einem Hinterhalt. Nun möchte ich, dass ihr ihnen die Suppe versalzt“, erklärte sie und ging durch die Reihen der Piraten.

„Und was ist daran jetzt der Wettkampf?“, fragte irgendein Pirat, den Isbjorg nicht kannte.

„Wer zu erst da ist, darf die meisten Marinesoldaten vermöbeln? Und sich heute Abend, auf Kosten des Hauses, so richtig betrinken“, schlug sie vor und begeistert blickten sich die Piraten an. Isbjorg und Marco warfen sich direkt einen Blick zu und grinsten sich an. Vorsichtig nickte Is und Marco nickte zurück.

„Das wird ein Spaß“, nuschelte Is.

„Du willst da mit machen?“, fragte Law überrascht.

„Natürlich. Du etwa nicht?, stellte sie die Gegenfrage und er schüttelte den Kopf.

„Komm doch trotzdem mit. Dann kannst du mal eine Assassine bei der Arbeit beobachten. Du musst dich allerdings beeilen, denn ich werde als Erstes da sein“, nuschelte sie und er lachte auf.

„Das werden wir noch sehen“, forderte er sie quasi direkt heraus, doch Isbjorgs Plan A stand in ihrer unmittelbaren Nähe.

„Macht euch bereit, Piraten!“, rief Elena und einige rannten los. Marco warf Is einen kurzen Blick zu und sie rannte auf ihn zu. Gekonnt sprang sie auf seinen Rücken und er beugte sich nach vorne und nahm Anlauf. Er warf Law noch einen grimmigen Blick zu, der den Vizen, sowie die Nordfrau nur fragend musterte.
 

Is hingegen drehte sich zu Elena um, die ebenfalls überrascht schaute. Isbjorg zog mit dem Zeigefinger ihr rechtes Unterlid nach unten und streckte ihr frech die Zunge raus. Entrüstet blickte sie auf und beleidigt, sowie zornig verzog sich ihr Gesicht. Marcos Arme hüllten sich in blaues Feuer und wurden schlagartig zu Flügeln. Kurz überzog sich sein ganzer Körper, inklusive Isbjorg, mit blauen Feuer und er hob ab. Nach und nach verwandelte er sich in den schönen Phönix und schoss wie ein Pfeil, Richtung Himmel. Viele Piraten blickten nach oben und blieben entgeistert stehen. Ungläubig starrten sie die beiden an.

„Macht hin! Sonst sind sie vor uns da!“, brüllte ein Pirat aus der Menge und zügig rannten alle weiter gen Norden.
 

Isbjorg und Marco waren schon sehr hoch geflogen und konnten bereits die Nordküste sehen. Und vier Marine Schiffe, die kurz davor waren anzulegen.

„Hast du schon einen Plan, oder willst du spontan loslegen?“, fragte Marco und Isbjorg lachte auf. Sie liebte den strammen Wind im Gesicht, wenn sie auf seinem Rücken mit flog und einfach dieses Gefühl von absoluter Freiheit spürte.

„Wie stabil kannst du geradeaus fliegen?“, fragte Is laut, damit er sie auch verstand. Denn es wehten ihnen eine starke Meeresbrise entgegen, die durch die Geschwindigkeit des Fluges, noch verstärkt wurden.

„Ziemlich stabil, wieso?“

„Und wie gut kannst du im Flug ausweichen?“, fragte sie weiter.

„Ich weiß nicht wie gut ich ausweichen kann, wenn ich jemanden auf meinem Rücken trage, aber ansonsten sehr gut“, nuschelte Marco und sie brummte nachdenklich.

„Folgendes! Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf die beiden mittleren Schiffe. Ich kann sie gut aus der Luft angreifen mit dem Bogen und den Wurfmessern. Sobald wir sie genug provoziert haben und sie tobend das Feuer eröffnen, starte ein Ausweichmanöver nach dem anderen. Wenn wir Glück haben, treffen sie sich gegenseitig. Und wenn das der Fall ist, müssten auch die anderen Piraten da sein und fleißig mitmischen. Klingt das nach einem Plan?“, erläuterte Is ihre Gedanken, mit der entscheidenden Frage.

„Klingt nach Spaß“, murmelte Marco, war somit mit dem Plan einverstanden und flog tiefer.

„Noch was. Ich werde mich ziemlich viel bewegen auf deinem Rücken und mich auf deinen Hals stützen. Kannst du das aushalten?“

„Ich denke schon. Ich wollte dich schon immer mal richtig in Aktion sehen, mit dem Bogen. Bis auf den einen Schuss, auf Blue Peak, hast du sonst immer nur Schwert und Dolch genutzt“, meinte Marco und lachte auf.

„Wenn du die Ausweichmanöver startest, nimm keine Rücksicht auf mich. Ich komme schon klar. Und sollte ich fallen, ist es nicht schlimm. Ich bin eine gute Schwimmerin und wenn ich auf einem Schiff lande, umso besser. Okay?“, fragte sie und Marco bejahte dies. Er freute sich schon auf das Spektakel.
 

„Warst du schon immer so strategisch veranlagt?“, fragte Marco plötzlich und sie blickte überrascht auf seinen blauen Hinterkopf.

„Nein. Aber man eignet sich Vieles an, wenn man lange genug im Krieg dient. Und ich habe Ulfric lange gedient, bis ich gegen Ende sogar eine recht hohe Position hatte in seinen Truppen. So lernt man das strategische Denken. Vor allem wenn man weiß, dass jede falsche Entscheidung das Leben der eigenen Leute kostet. Ich bin eine Assassine, die mordet um zu Leben, aber ich bin nicht Gewissenlos. Und einfach das Gewissen zu haben, was einen warnt und immer wieder tritt … sagen wir es so: Diese Komponenten waren ein Intensiv Training, im Bezug des strategischen Denkens und des schnellen Planens“, erklärte sie und musste unweigerlich an ihre erste Mission denken, wo sie einen Trupp leiten sollte. Das ging damals gewaltig in die Hose und von den rund vierzig Sturmmänteln, kehrten traurige zehn zurück. Einschließlich Isbjorg. Noch heute bereute sie diese Fehlentscheidung, des direkten Angriffs.

„Eine nützliche Eigenschaft. Mach dich bereit, es geht los!“, rief Marco und sie zückte den Bogen. Marco spürte, wie sie den Druck ihrer Oberschenkel, gegen seine Flanke erhöhte. Die beiden Whitebeard Piraten sahen auf dem rechten, äußeren Schiff einen Marineoffizier stehen, der zornig zu ihnen hoch blickte.
 

„Nur zwei Piraten haben uns entdeckt? Das ist ja ein trauriges Bild. Schießt sie vom Himmel und nehmt sie gefangen!“, zischte dieser und die Marinesoldaten salutierten.

„Aber... aber das ist Marco, der Phönix. Sind Sie sicher, dass sie Whitebeards Zorn herauf beschwören wollen?“, stammelte einer der Soldaten und erntete einen tödlichen Blick, des Offiziers.

„Ich sehe hier keinen Whitebeard, sondern nur einen Vogel und eine Frau! Nehmt die beiden gefangen! Tot oder lebendig! Und das ist ein BEFEHL!“, schrie der Offizier und Isbjorg grinste auf.

„Marco? Das klingt doch eindeutig nach einer Kampfansage, oder?“, fragte Is und lachte auf.

„Das sehe ich genauso“, murmelte er und flog blitzschnell hinunter zu den Schiffen. Wie Isbjorg gesagt hatte, steuerte er die beiden mittleren Schiffe an.

„Gerade Linie!“, rief Isbjorg ihren Kommandanten zu und das erste Feuer, seitens der Marine wurde eröffnet. Marco spürte wie sie sich stark nach rechts neigte und hörte, wie zischend die ersten Pfeile geschossen wurden. Innerhalb kürzester Zeit, brachen vier Soldaten zusammen. Einer hatte den Pfeil genau zwischen den Augen stecken, einer im Hals und die anderen beiden, bohrten sich tief in die Brust, der jeweiligen Soldaten. Marco flog eine Kurve zum zweiten Schiff und Is verlagerte ihr Gewicht nach links. Erneut flogen die Pfeile und bis auf ein einziger Pfeil, traf jeder sein Ziel, mit einem tödlichen Treffer.

„Tiefer!“, schrie sie und er zischte nach unten. Mit einem mal, schlangen sich ihre Beine um seinen Hals und ihre Kniekehlen hakten sich am Oberrand seiner Flügel ein. Es war schwierig, weil nun ihr ganzen Gewicht nach vorne verlagert war, doch schaffte Marco es den Kurs bei zu behalten.
 

Isbjorg beugte sich leicht nach vorne und im linken Seitenblick, sah Marco eine Pfeilspitze. Isbjorg warf einen kurzen Blick zur Insel und sah, dass schon eine Menge Piraten angekommen waren und erstaunt das Spektakel beobachteten. Auch Law war unter ihnen, doch sah Is ihn nicht. Ihr Blick fixierte gerade einen riesigen Kerl von der Marine, der sie ebenfalls im Visier hatte und mit einem Zweihandschwert lauerte. Isbjorg spannte die Sehne und ließ den Pfeil gehen. Das Lauern brachte dem großen Typen auch bloß nichts, denn der Pfeil blieb, vibrierend vor Schwung, in seinem Schädel stecken. Seine Augen drehten sich nach hinten, zeigten nur noch das Weiße und er sackte zusammen.

„FEUER!!! FEUER!!!“, brüllte der Offizier.

„Achtung Marco! Jetzt wird’s lustig“, rief sie ihm zu und mit einem geübten Handgriff spannte sie den Bogen wieder auf den Rücken. Sie legte Marco ihre Hände in den Nacken, streckte die Beine und holte Schwung. Und ehe Marco hätte Einwände aussprechen können, hing sie schon unter ihm, die Beine um seinen Hals verschränkt.

„Du bist wahnsinnig!“, schrie er, doch sie zückte nur ihre Wurfmesser.

„Rechts!“, rief sie und er flog eine Rechtskurve.
 

Einige Piraten mischten auch schon fleißig mit und besetzten das linke, äußerste Schiff. Die ersten Kanonen wurden gefeuert und trafen unter anderem auch die mittleren Schiffe. Breit grinste Is, denn ihr Plan ging auf.

„Idioten!“, zischte sie der Marine entgegen und warf ihre Messer. Aus großen, faszinierten Augen beobachtete Trafalgar Law die Nordfrau, die geschickt kopfüber ihre Messer warf und einen Soldaten nach dem anderen ausschaltete.

„Marco! Meine Wurfmesser an der Hüfte sind leer! Ich springe ab!“, rief sie und suchte nach einem guten Punkt. Er blickte nach unten und die zeigte auf die Rah des Schiffes, wo der große Marinesoldat mit dem Zweihänder sein Leben ließ. Marco schlug kräftig mit den Flügeln und raste nach oben. Auf Höhe der Rah ließ Isbjorg ihre Beine los und landete schmerzhaft auf den Knien. Breit grinsend und mit erhobenem Daumen, blickte sie Marco hinterher, der sich jetzt das Schiff des Offiziers vorknöpfen wollte. Is beobachtete das Geschehen von unten kurz und abschätzend. Ein paar Piraten besetzten auch schon dieses Schiff und hauten die Marine kurz und klein. Is entdeckte Bepo in der Masse und grinste auf.

„BEPO!“ schrie sie nach unten und der weiße Bär blickte auf.

„KANNST DU MICH FANGEN?“, schrie sie erneut, zog ihr Schwert und sprang. Während des Sprungs rammte sie ihr Schwert in das Segel, um die Geschwindigkeit zu bremsen und rauschte nach unten. Hektisch rannte Bepo unter dem Segel hin und her, mit aus gestreckten Armen. Lachend landete Is in seinen Tatzen und strahlte ihn an.

„Dankeschön“, trällerte sie und sprang aufs Deck.

„Du bist doch verrückt!“, zischte der Bär und sie kicherte.

„Ich weiß. Vorsicht, hinter dir“, kicherte sie immer noch und Bepo drehte sich ruckartig um, denn drei Marinesoldaten griffen ihn an. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, sowie Kraft, trat der Bär zu.

„Aye!“, rief er laut mit jedem Kick und genoss es sichtlich, sich austoben zu dürfen.
 

„Na, kleine Akrobatin? Hast du Spaß?“, hörte sie eine vertraute Stimme und drehte sich keck grinsend um. Auf einem Fass saß Law und beobachtete das Geschehen. Auf seiner Schulter ruhte sein großes Schwert und Is nickte ihm zu.

„Wo kommst du denn plötzlich her?“, fragte sie irritiert und wehrte zwei Soldaten mit ihrem Schwert ab. Einen schlug sie bewusstlos, der Andere erlitt einen heftig blutenden Schnitt an der Brust und blieb kraftlos liegen.

„Ich wollte mir das Spektakel mal aus nächster Nähe ansehen. Viel Spaß“, nuschelte er und Isbjorg steckte das Schwert weg. Sie streckte einer kleinen Gruppe Soldaten frech die Zunge heraus, die daraufhin mit erhobenen Schwertern auf sie zu gerannt kamen. Isbjorg machte einen Flick Flack nach hinten und landete erfolgreich auf der Reling. Kurz ging sie in die Knie, zog sich zwei Wurfmesser vom Unterschenkel und richtete sich wieder auf. Mit einem Bein holte sie Schwung und warf die Messer, eines nach dem anderen. Zwei weitere Soldaten fielen. Dann zog sie ihren Dolch und sprang in die Restlichen hinein. Mit dem Dolch war sie bei weitem schneller und effektiver, als mit dem Schwert. Und bei nur drei Gegnern, reichte auch die kleine, schnelle Waffe. Nur bei größeren Gruppen war das Schwert wirklich von Vorteil, denn mit einem Dolch konnte man nicht gut parieren. In Null Komma Nichts lagen auch die drei Soldaten.

„Anfänger“, zischte sie und drehte sich ruckartig herum, denn ein Vierter versuchte sein Glück, doch blockte sie seinen erbärmlichen Angriff. Immer mehr Soldaten scharten sich um Isbjorg und sie musste weiter nach hinten ausweichen. Grübelnd suchte sie einen Ausweg, denn es waren zu viele. Überlegen lachten die Soldaten sie aus und zielten mit Gewehren und Schwertern auf sie.
 

„Heh, heh...“, lachte Is vorsichtig auf und kratzte sich am Hinterkopf.

„Na Jungs? Schönes Wetter heute, oder?“, fragte sie vorsichtig und die Schwertkämpfer stürzten sich auf sie. Flink zog sie ihr Schwert und versuchte zu parieren.

„Moment, Freunde. Wir können doch sicher darüber reden!“, rief sie und musste sich eingestehen, dass sie gerade in eine ziemlich dämliche Situation geraten war. Sie suchte Marco, doch war dieser gerade in einem erbitterten Kampf, gegen den Offizier der Flotte verwickelt.

>Mist!<, dachte sie zischend und biss sich auf die Unterlippe. Und ehe sie sich versah, war sie und die Soldaten, die gerade ihre Gewehre entsichert hatten, in eine transparente Kuppel eingeschlossen. Erschrocken blickten sich Is und die Männer um, als hinter ihnen eine kalte Stimme ertönte.

„So behandelt man aber keine junge Frau!“, zischte Law und schwang sein Schwert. Verwundert blickte Isbjorg ihn an, denn er griff ihre Gegner nicht direkt an, sondern schnitt einfach nur die Luft. Erschrocken schrie sie kurz auf, als plötzlich die Soldaten in ihre Einzelteile zerlegt wurden und das ganz ohne Blut. Panisch schluckte sie fest und schaute Law an, der nur eiskalt die Körperteile der Marinesoldaten musterte. Auch die umher schwebenden Köpfe der Männer schrien panisch auf.

„Was zur...?!“, zischte sie fragend und sprang aus der Kuppel. Irritiert blickte sie ihren Retter an, der nur seine freie Hand ausstreckte. In seiner Handfläche bildete sich eine Art Diskus aus Luft und mit einigen schnellen Bewegungen, setzte er die Marinesoldaten unwillkürlich zusammen. Isbjorg kam nicht drum herum, als laut los zu gackern. Einer der Männer hatte zum Beispiel zwei Köpfe, ein Anderer zwei Beine als Arme, währen ein Dritter auf drei Armen lief.

„Alles in Ordnung?“, fragte Law und Is, die bis auf ein paar kleine Schnitte unverletzt war, nickte.

„Vielen Dank“, trällerte sie und blickte auf, denn ein Pfiff ertönte.

„Aber ich muss weiter“, nuschelte sie und streckte einen Arm nach oben.
 

Kurz darauf umschloss sich plötzlich ein Vogelfuß um ihr Handgelenk und sie hielt sich an dem schmalen Vogelbein fest. Mit einem Ruck wurde sie in die Luft gezogen und flog weiter zum nächsten Schiff. Is hatte ihr rechtes Bein angewinkelt, das Linke ausgestreckt und blickte ernst zu den zerstreuten Resten der Soldaten. Sie drehte sich um und blickte zum ersten Schiff. Auf dem Deck lag der Offizier, der ziemlich zermürbt aussah und bewusstlos vor sich hin sabberte.

„Ich flieg tiefer Is. Halt deine Beine bereit“, übernahm jetzt Marco das Kommando, in ihrem kleinen zweier Team und sie bejahte dies. Er flog dicht über dem Deck und die Nordfrau musste beide Beine anziehen, sonst hätte sie sich diese, womöglich gebrochen. Is sah weiter hinten Links, einige Marine Soldaten, die gerade Bepo mit ihren Gewehren bedrohten.

„Flieg nach Links!“, rief Isbjorg ihrem Kommandanten zu und er sah auch den Kampfbären, aus Laws Mannschaft, der sich unerbittlich gegen eine Horde Schwertkämpfer verteidigte. Marco flog auf die Gruppe Männer zu, die gerade zielten. Und ehe sie sich versahen, trat Isbjorg sie kräftig auseinander, mit dem Schwung von Marco.
 

Und so wurde unermüdlich weiter gekämpft. Drei, der vier Schiffe wurden versenkt. Und auf dem letzten Schiff, flüchteten die Überlebenden. Lachend saß Isbjorg wieder auf Marcos Rücken und sie flogen zurück zur Stadt. Diesmal ließ Marco sich Zeit, denn sie hatten es ja nun nicht mehr eilig. Beide hatten den Wettkampf gewonnen und dank perfekten Teamwork, die meisten Marinesoldaten niedergestreckt. Lässig flog er über die Insel. Er flog mal eine Linkskurve, mal eine Rechtskurve, stieg höher in den Himmel oder flog runter Richtung Erde. Und Isbjorg? Die kriegte sich einfach nicht mehr ein vor Lachen. Auch wenn sie ein bisschen verletzt wurde, war der Kampf einfach herrlich für sie gewesen und sie hat jede Bewegung, jeden Schlag, jeden Schuss und jede Parade genossen. Langsam näherten sie sich der Stadt und in der Stadtmitte, tummelten sich viele Menschen. Als sie näher flogen, sahen die beiden, dass es die Piraten von der Nordküste waren. Einige wurden medizinisch versorgt, denn auch die Piraten blieben nicht ohne Verletzungen. Marco landete sanft in der Stadtmitte und die beiden wurden aus großen Augen heraus gemustert. Isbjorg hing immer noch an seinem Rücken, obwohl er sich schon wieder zurück verwandelt hatte und lachte aus vollem Herzen.

„Das war SO lustig!“, rief sie und glitt von seinem Rücken runter.

„Hoffentlich greifen noch einmal welche an“, gackerte sie weiter und knuffte Marco in die Seite.

„Ja, hat Spaß gemacht. Auch wenn du komplett wahnsinnig bist. Was sollte denn die kopfüber Aktion?“, fragte er und wirkte immer noch entrüstet darüber.
 

„Ach jetzt hab dich nicht so. Du bist doch nicht aus dem Konzept gekommen. Und es hat Spaß gemacht“, lachte sie weiter, als Law mal wieder zu ihr schlenderte. Hinter ihm ging Bepo mit einem Erste-Hilfe-Koffer und grinste sie an.

„Hey, Isbjorg. Danke für deine Hilfe vorhin“, rief der weiße Bär erfreut und öffnete den Koffer.

„Sie hat nicht alleine geholfen, Fellknäuel!“, zischte Marco und Bepo richtete sich auf. Kühl musterte Whitebeards Vize den Bär. Ruckartig verbeugte sich Bepo und überrascht blickte Marco ihn an.

„Entschuldigung, du hast natürlich recht“, murmelte er und Marco nickte verwundert.

„Lass mich deine Wunden versorgen“, nuschelte Law und tupfte ihr mit einem Desinfektionstuch über eine Schnittwunde auf der Wange. Nickend hielt sie still und er kümmerte sich um die offensichtlichen Wunden im Gesicht und an den Armen. Ein Teil ihres rechten Ärmels war zerrissen und blutig und Law legte ihr flink einen Verband an.

„Dankeschön“, murmelte sie und lächelte.

„Ich geh zurück auf das Schiff und ziehe mich um“, meinte die Nordfrau noch und wand sich ab.

„Ich komm mit. Vater wartet bestimmt schon auf uns“, nuschelte Marco und gemeinsam gingen sie zurück und blieben auch bis nach dem Mittagessen auf der Moby Dick.

Todesangst um Isbjorg – Fus Ro Dah!!!

Eine Woche war die Crew nun schon auf Pirate Paradise und jeder von ihnen genoss den Urlaub so richtig. Egal ob sie in der Sonne bruzelten oder feierten, die Crew war ausgelassen und zufrieden. Einmal waren sie sogar Zelten. Dies war allerdings etwas witzlos, denn rund dreiviertel der Crew, konnte sich für diese Idee begeistern und so wurde die idyllische Wiese, im Herzland der Insel ganz plötzlich zu einem lauten, überfüllten Campingplatz. Isbjorg und Law verbrachten noch immer die meiste Zeit des Tages miteinander und entwickelten immer mehr eine ehrliche, aber doch bizarre Art von Freundschaft. Viele ihrer Ansichten glichen sich bis aufs Haar und sie tauschten viele Erfahrungen aus. Auch trainierten sie ab und an gemeinsam den Schwertkampf. Und wie oft verlor Isbjorg dabei eines ihrer Körperteile, dank Law´s Teufelskräfte und ganz zu seiner Belustigung. Tag für Tag versuchte der gutaussehende Piratendoktor sie ab zu werben, doch blockte das eh und je bei der Nordfrau ab. Aber mittlerweile versuchte er es nur noch um sie zu ärgern, weil auch sein sturer Kopf mittlerweile eingesehen hatte, dass sie per du nicht Whitebeards Bande verlassen würde.
 

Heute saß Isbjorg in einem Pavillon am Strand im Schatten und ihre Stimmung war getrübt. Da sie nur einen Bikini und einen Rock trug, offenbarte sie endlich der Crew, was sie immer unter ihren Oberteilen trug. Nämlich ein Ring, an einem Lederband. Neugierig wurde der Ring die letzten Tage schon gemustert. Er war aus Silber, mit schönen Verzierungen und ein Rubin war auf dem Oberrand eingelassen. In Gedanken versunken drehte Is immer wieder den Ring zwischen den Fingern oder ließ ihn auf dem Tisch ein Stück rollen, bis der Rubin das Rollen bremste und er umkippte. Leise seufzte sie ihr Schmuckstück an, während unweit von ihr, sich ihre Crew Kollegen im seichten Wasser oder im Sand austobten. Seit Stunden saß sie schon alleine im Pavillon und jeder der ankam, um sie mit guter Laune zu überschütten, wurde mit einem finsteren Blick wieder vertrieben. Kommentarlos setzte sich Law in den Pavillon und musterte sie. Is hingegen, warf ihm einen trotzigen Blick entgegen und spielte weiter mit ihrem Ring.

„Darf man fragen was los ist?“, fragte er und sie blickte erneut auf.

„Nein“, murmelte sie kühl und wand ihren Blick wieder auf die Tischplatte.

„Okay...“, brummte er, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloss entspannt die Augen. Er war der Meinung, sie würde schon sagen was los war, wenn er sie lange genug mit seiner stummen Anwesenheit nerven würde. Doch verloren ihre Lippe, seit einer geschlagenen halben Stunde, nicht ein Wort. Leise seufzend hob Law eine Augenbraue und musterte ihr nachdenkliches Gesicht, während sie seine Anwesenheit schon wieder völlig verdrängt hatte.

„Ach Isi, hier bist du. Marco sucht dich“, ertönte plötzlich Teachs Stimme und genervt verdrehte sie die Augen.
 

„Nur Jozu darf mich Isi nennen, Holzkopf. Zisch ab und lass mich in Frieden“, knurrte sie leise und drehte den Ring zwischen den Fingern. Ein Sonnenstrahl traf auf den Rubin und ließ ihn glutrot auf leuchten.

„Na da hat aber jemand gute Laune. Mit was spielst du da eigentlich die ganze Zeit?“, fragte er und schnappte sich den Ring, bevor sie überhaupt reagieren konnte. So schmierig und schwerfällig wie dieser Kerl war, aber ging es um Schmuckstücke und Gold, klaute er flink wie eine Elster. Geschockt riss Isbjorg die Augen auf. Teach hingegen drehte den Ring abschätzend in den Fingern und begutachtete ihn im Sonnenlicht. Auch Marco befand sich unweit von den Dreien, denn er suchte noch immer nach ihr, hatte sie aber nun endlich gefunden. Ein Schatten legte sich über Isbjorgs Gesicht und langsam stand sie auf. Zornig fletschte sie die Zähne und Law riss neugierig die Augen auf. Denn wenn Isbjorg einmal so richtig sauer war, konnte man die Kälte die von ihr ausging regelrecht spüren.

„Er sieht wertvoll aus. Wusste gar nicht das unsere Barbarin Schmuck mag“, lachte Teach los und blickte sie an. Erschrocken schluckte er, als er ihren kalten Blick sah.

„Ähm... Ist alles in Ordnung?... He he... keine Sorge, ich wollt ihn dir nicht klauen. Jetzt schau doch nicht so. Hier schau, da hast du ihn wieder“, versuchte Teach unsicher die Situation zu entschärfen und hielt ihr den Silberring hin, doch war es bereits zu spät.
 

Isbjorg zog schnell ihr Knie nach oben und trat ihm mit ganzer Kraft zwischen die Beine. Voller Schmerz schrie er auf und ließ den Ring fallen. Flink griff sich die Nordfrau den Ring, drehte sich einmal um ihre eigene Achse, packte Teach am Nacken und schlug seinen Kopf, brüllend vor Zorn gegen einen Pavillon Balken. Erschrocken japste der Pirat auf und Is holte wieder Schwung. Erneut knallte sein Kopf gegen den Balken und Blut spritzte gegen ihre Schulter. Und als sie ein drittes Mal ausholen wollte, schlang sich ein kräftiger Arm um ihren Bauch und einer unter ihrem Arm hindurch. Mit einem kräftigen Ruck, wurde sie von Teach weggezogen.

„Isbjorg! Hast du sie nicht mehr alle?!“, zischte Marco und hielt sie weiterhin fest, denn er fühlte das jeder ihrer Muskeln zum zerreißen gespannt war. Teach hingegen hielt sich beide Hände im Schritt, hatte die Beine fest zusammen zusammengekniffen und rollte sich jammernd auf dem Rücken nach rechts und links. Law saß gelassen auf seinem Platz und lächelte selig die kleine Nordfrau an.

„Fass noch einmal meine Sachen an... NOCH EINMAL... oder misch dich in meine Angelegenheiten ein und du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben!“, schrie sie Teach an und Marco festigte seinen Griff, denn sie zappelte wie ein Fisch. Ängstlich zuckte Teach zusammen, blieb auf der Seite liegen und spuckte einen Zahn aus.
 

„Ruhig Isbjorg. Beruhige dich“, sprach Marco leise und sie entspannte sich allmählich.

„Was ist passiert?“, fragte er und ihre Arme entkrampften sich. Schlaff ließ sie diese nach unten fallen, den Ring aber immer noch kräftig umfasst.

„Verschwinde Teach, so schnell du kannst“, flüsterte sie eiskalt und der Pirat ließ sich das nicht zweimal sagen. Ruckartig, mit blutverschmierten und von Schmerzen geplagten Gesicht, sprang er auf und ergriff die Flucht.

„Lass mich bitte wieder los“, bat sie und Marco folgte ihrem Wunsch. Langsam drehte sie sich um und blickte ihn trotzig an. Mit angehobener Augenbraue und einem genervten Seufzer, musterte der Vize Isbjorg.

„Und? Was hat Teach getan, das du ihn so zurichten musstest?“, fragte er ernst und verzog zornig das Gesicht.

„Er hat Isbjorgs Ring geklaut“, ertönte plötzlich, aus dem Schatten des Pavillons, eine gelassene Stimme. Ruckartig drehte sich Marco zu Law um und musterte ihn kalt, denn er hatte ihn nicht mitbekommen und wirkte für einen Moment erschrocken.

„Welcher Ring?“, fragte Marco misstrauisch und blickte wieder zu Isbjorg. Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder direkt und seufzte. Dann gab sie Marco ihr Schmuckstück und wertvollsten Besitz. Nicht Geld war es, was diesen Ring so wertvoll machte, sondern Emotionen und Erinnerungen.
 

Marco musterte den Ring, drehte ihn zwischen den Fingern und stockte kurz, als er auf der Innenseite eine Inschrift entdeckte.

„Farkas & Isbjorg ~ Möge Maras Segen euch begleiten...“, las er leise vor und blickte wieder zu Is, die ihren Blick gesenkt hatte. Kurz nickte der Phönix und wetterte los.

„Dieser Vollidiot von einem Piraten!“, rief er wütend und klatschte sich die flache Hand gegen die Stirn. Immerhin kannte Marco ihre Geschichte und wusste, dass ihre Wut überkochte, wenn es um ihre Leidensgeschichte ging.

„Ist schon gut. Ich werde mit Teach reden, dass er dich in Zukunft in Ruhe lassen soll. Was er nach dem heutigen Tag vermutlich sowieso tun wird, aber es sollte noch einmal verdeutlicht werden. Und mit Ace werde ich auch sprechen, immerhin ist er sein Kommandant“, murmelte Marco und gab Is ihren Ring wieder. Fest presste sie das gute Stück an ihre Brust und blickte traurig auf Marcos Füße.

„Aber du erzählst es ihnen doch nicht...“, hauchte sie traurig und schnell schüttelte er mit dem Kopf.

„Keine Sorge. Das geht nur Dich, Vater und mich etwas an“, meinte er noch und drehte sich um. Auf halber Strecke warf er seinem Sorgenkind noch einen Seitenblick zu.

„Kopf hoch“, nuschelte er, hob kurz die Hand und ging Richtung Schiff davon. Einen Moment schaute sie ihm noch hinterher und setzte sich dann langsam wieder auf ihren Platz.

„Dieser Ring bedeutet dir eine Menge, hab ich recht?“, fragte Law, als die beiden endgültig wieder ihre Ruhe hatte, denn Isbjorgs Crew Kollegen hatten sich nun noch weiter entfernt. Jeder hatte natürlich ihren Ausbruch mitbekommen und sicherheitshalber Abstand genommen. Vorsichtig nickte die Nordfrau.

„Dieser Ring ist mein wertvollstes Stück. Er ist meine Vergangenheit“, flüsterte sie und ihre Stimme klang kratzig.

„Es ist mein Ehering...“, hauchte sie und küsste den Rubin auf dem Ring. Law riss die Augen auf.

„Du... du bist verheiratet?“, stammelte er, sichtlich überrascht und Isbjorg nickte, hielt kurz inne und schüttelte dann wieder den Kopf.

„War... Ich war verheiratet. Aber ich möchte nicht darüber sprechen“.

„Hat er dich verlassen?“, fragte Law neugierig und Is kniff die Augen zusammen.

„Nicht freiwillig. Aber wie gesagt. Ich möchte nicht darüber sprechen. Entschuldige mich“, sprach sie nervös, denn sie wollte nicht schon wieder ihre Vergangenheit ausgraben. Nicht vor Law, oder sonst noch jemandem. Marco und Whitebeard, diese beiden reichten. Es musste nicht jeder wissen. Sie stand auf, nickte ihm kurz zu und verschwand ebenfalls Richtung Moby Dick. Seufzend blickte der Kapitän der Heart Piraten ihr hinterher.
 

Auf dem Weg zum Schiff, fädelte Isbjorg ihren Ehering wieder an das Lederband und schnürte es sich wieder um den Hals. Langsam betrat sie das Deck der Moby Dick und blickte sich distanziert um. An der Reling saß Teach und ein paar Männer aus seiner Division, die ihn kurzerhand verarzteten. Und als er Isbjorg erblickte, schrie er panisch auf.

„Schrei hier nicht so rum!“, brummte sie kalt und öffnete die Tür zum Speisesaal. Im Saal selbst saßen Whitebeard und einige Kommandanten, die über irgendwas diskutierten.

„Ach, meine Tochter. Komm doch bitte mal zu uns“, rief Whitebeard sie und seufzend ging sie zum Tisch.

„Ja Vater. Tut mir Leid, dass ich Teach verprügelt habe, aber er ist selbst schuld daran. Und ich sage es dir direkt. Ich würde es wieder tun, wenn er sich noch einmal in mein Leben einmischt!“, knurrte sie und nahm neben Marco platz.

„Darum geht es nicht. Es geht um eine neue Einteilung, wo du ein wesentlicher Bestandteil bist“, erklärte der Alte und Isbjorg horchte auf.

„Wir sind gerade noch einmal den Kampf gegen die Marine durchgegangen. Und ich muss es ja nicht noch einmal betonen, wie erstaunlich euer Teamwork ist, meine Kinder“, murmelte Whitebeard und lächelte stolz Is und Marco an.

„Erstaunlich, nicht wahr? Obwohl er eine Nervensäge mit einer seltsamen Frisur ist, und auch nicht gerade der Hellste, aber im Kampf klappt es zusammen ganz gut“, sprach sie provokant und streckte ihm die Zunge raus.

„Nicht der Hellste was? Hauptsache die kleine Zimtzicke kann ihr Maul aufreißen. Aber du wirst direkt belohnt, Kleines. Du hast heute die ehrenvolle Aufgabe, die Nacht im Krähennest zu verbringen und Wachdienst zu schieben!“, knurrte er beleidigt und sie kicherte hell auf.

„Gerne, da ist es wenigstens nicht so warm. Und jetzt hab dich nicht so, Schmollmops. Das war doch nur Spaß“, lachte sie weiter und Whitebeard räusperte sich.
 

„Wie sehr sehne ich mir den Tag herbei, an dem ihr beide euch endlich einmal nicht streitet oder ärgert...“, murmelte Whitebeard müde und sprach aber das eigentliche Thema wieder an

„Jedenfalls haben wir uns überlegt, dass wenn wir bald weiter segeln, müssen wir die Creweinteilung ein bisschen überdenken. Weil wir dann in ein ziemlich gefährliches Gebiet vorstoßen. Und seit Fünf Jahren, soll es da nun noch gefährlicher geworden sein...“, erklärte der Käpt´n und Is horchte auf.

„Seit fünf Jahren?“, flüsterte sie fragend und ahnte Schreckliches.

>Nein, nein Is. Nur die Ruhe. Das ist nur Zufall<, sprach sie sich selbst zu und der Alte redete weiter.

„Es ist dort selbst für uns gefährlich und wir müssen uns besser organisieren. Du bist eine vortreffliche Fernkämpferin Isbjorg. Und in Kombination mit Marco einfach unschlagbar. Deswegen werdet ihr beide ein festes Team, zur Verteidigung des Schiffes und der Crew bilden und zwar für den Fernkampf. Izou und seine Männer, die mit Pistolen kämpfen, werden sich mit in diesem Team integrieren. Genauso wie weitere Schützen aus den Divisionen. Das sprecht ihr selbst noch einmal mit den einzelnen Divisionen durch. Marco berichtete mir außerdem dein strategisches Talent. Aus diesem Grund möchte ich, dass du und Marco, bei bevorstehenden Kämpfen das Kommando über die Fernkämpfer habt. Enttäuscht mich nicht“, erklärte er zu Ende, stand auf und ging wieder hinaus aufs Deck. Ungläubig blinzelte ihm die Nordfrau hinterher.

„Moment mal... Hat der mich gerade befördert?“, fragte sie ungläubig und die Kommandanten lachten auf.

„Sieht so aus“, gluckste Thatch.

„Das gilt aber nur für bevorstehende Kämpfe!“, zischte Marco direkt los, weil er befürchtete, dass einige aus der Crew das falsch verstehen könnten, mit ihrer neuen Aufgabe. Immerhin war sie noch recht neu an Bord und es sollte keinesfalls so aussehen, als würde sie jetzt im Rang erhoben werden oder irgendwelche Vorzüge genießen.

„Das ist mir durchaus klar, Fallobst. Ich bin immerhin in der Lage zuzuhören. Aber nun gut. Entschuldigt mich, aber ich muss auf mein Zimmer“, nuschelte sie und ging zu ihrem eigentlichen Ziel hin, davon. Denn sie wollte sich eigentlich nur umziehen und hatte definitiv nicht mit solchen Befehlen gerechnet. Sie schlüpfte in bequeme, kurze Hosen in einem dunkelblauen Farbton und in ein schwarzes Top. Ihre Haare band sie sich zu einem hohen Pferdeschwanz und dann schlenderte sie wieder zurück Richtung Deck, denn am heutigen Nachmittag wollte fast die komplette Crew hoch in die Stadt, denn ein Fest stand an. Und so gesellte sich Isbjorg zu ihrer Division, ärgerte Marco noch ein bisschen und wartete darauf, dass alle in die Stadt aufbrachen.
 

...
 

Das Fest lief in vollem Gange, als der Abend schon langsam näher rückte. Entspannt feierten die verschiedensten Crews zusammen, wurden mit den besten Getränken und dem besten Essen versorgt, und lauschten der Musik einer Piratenbande auf einer Bühne. Die Gruppe Piraten liebte die Musik und das merkte man ihnen sofort an. Sie sangen alte, feierliche Piratenlieder und spielten ihre Instrumente so gut, dass sogar Einige anfingen das Tanzbein zu schwingen. Belustigt beobachtete Isbjorg das Geschehen und trank fröhlich ihren Schwarz-Dorn Met. Ace und Thatch hatten sie schon gefühlte dreißig mal zum Tanz aufgefordert, doch lehnte sie das strickt ab und ging sogar so weit, Marco in langatmige Gespräche zu verwickeln, damit sie ihre Ruhe hatte. Elena passte das gar nicht, dass die Nordfrau Marco jedes mal aus ihren Gesprächen riss, damit Is ihre Ruhe hatte.

„Danke für die erneute Rettung, Marco“, rief sie ihm zu, als Thatch und Ace beleidigt wieder gingen.

„Kein Problem“, nuschelte er und Elena beschlagnahmte den Phönix wieder. Isbjorg winkte hellauf begeistert Law zu, der in der Nähe an einem Baum lehnte und Bier trank, doch stockte sie. Irgendwas stimmte nicht und sie horchte auf, ob etwas um sie herum anders war. Es lag nicht an Law, dass sie inne hielt, doch blickte er sie fragend an. Er stieß sich vom Baum ab und schlenderte zu ihr herüber.

„Hallo, schöne Frau. Was schaust du denn so misstrauisch?“, fragte Trafalgar Law und musterte sie.

„Nichts, nichts. War bestimmt nur Einbildung“, lachte sie leise auf und lächelte ihn breit an. Doch die Unruhe in ihrem Körper, wollte sie einfach nicht in Frieden lassen. Trotz des erheiternden Gesprächs mit ihrem Lieblings Doktor, blickte sie sich immer wieder um.
 

„Is? Du wirkst irgendwie nervös. Ist wirklich alles in Ordnung?“, hakte Law nach und sie blickte ihn ernst an.

„Ich weiß es nicht. Irgendwas stimmt nicht...“, hauchte sie ihm unsicher zu und die Musik verstummte. Auch wurde es langsam ruhiger zwischen den Piraten und Isbjorgs instinktive Alarmglocken heulten schrill auf.

„Schmeckt der Met...Isbjorg?“, ertönte plötzlich eine ruhige Stimme hinter ihr und ein eiskalter Schauer jagte ihren Rücken hinab. Langsam drehte sie sich um und riss panisch die Augen auf. Einige umstehende Piraten zuckten vor Schreck zusammen, denn mit einem mal standen rund dreißig Männer und Frauen, in schwarz-goldenen Kutten oder goldenen Rüstungen, an der Straße zum Hafen und auf den umliegenden Dächern.

„Bei Talos...“, flüsterte Isbjorg ungläubig und schockiert. Die Männer und Frauen hatten alle etwas gemeinsam. Sie hatten helle Haut mit einem goldgelben Teint, spitze, aristokratische Gesichtszüge und obendrein noch kalte, emotionslose Augen.

„Thalmor!“, entwich ihr zischend das Wort. Ungläubig starrte sie die Elfen an.

„Seid gegrüßt. Endlich treffen wir uns persönlich. Ich habe schon viel von Euch gehört, Kind des Himmels. Elenwen wird sehr zufrieden mit uns sein. Endlich haben wir diese lästige Fliege gefangen!“, lachte der vorderste Elf auf und Isbjorg wusste, dass er ein Statthalter war und um ihn herum seine Einheit. Sie wollte zurückweichen, in die Menge fliehen und sich für diesen Kampf vorbeireiten, denn sie hatte keinerlei Waffen bei sich. Und sie ärgerte sich unheimlich, dass sie so nachlässig war und nicht wenigstens ihren Dolch mitgenommen hatte. Noch während sie zum Sprint ansetzte, traf sie ein Illusionszauber am Rücken. Unsichtbare Ketten schlangen sich um ihren Leib und es riss sie zu Boden.
 

Viele Piraten zogen ihre Waffen und wollten angreifen. Natürlich waren es hauptsächlich Whitebeard- und Heartpiraten, doch auch vereinzelt Andere, die Isbjorg oder ihre Crewkollegen mittlerweile kennen gelernt hatten. Schallend lachten die Elfen auf. Drei der Magier hoben ihre Hände gen Himmel, flüsterten einige Worte in alter Elfensprache und explosionsartig wurden die umstehenden Piraten weg geschleudert. Zeitgleich spannte sich über Is und die Elfen eine blau schimmernde, transparente Kuppen auf der stetig Blitze zuckten.

„Feiglinge!“, brüllte Isbjorg los und wurde mit einem Tritt in den Rücken begrüßt.

„Seid still, Ketzer!“, schrie der Statthalter sie an und trat erneut zu. Zwei weitere Magier hoben nun die Arme und erlangten die Kontrolle über die Ketten. Isbjorgs Arme wurden zur Seite gerissen und sie wurde auf die Knie gezogen. Mit hängendem Kopf und panisch aufgerissenen Augen, starrte sie auf den Straßenstaub vor sich.
 

>Nein! Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Warum jetzt?!<, schossen ihr die Gedanken durch den Kopf. Ein Blitz fuhr durch ihren Körper und sie schrie voller Schmerzen auf.

„Ihr wisst warum Ihr angeklagt seid, Ketzer?“, fragte der Statthalter und verzog wütend das Gesicht.

>Warum zum Teufel jetzt?!<, fragte sie sich selbst und der harte Schlag einer Eisenkriegskeule traf sie an der Schulter. Die Stacheln dieser Keule, rissen ihr die Haut an der Schulter auf und bohrten sich tief ins Fleisch. Heftig fing die Wunde an zu bluten.

>Farkas! Bitte hilf mir...<

„Ich rede mit Euch!“, schrie der Thalmor und erneut traf sie ein magischer Blitz. Der Schmerz vernebelte für einen Moment ihre Sinne und sie keuchte auf, doch traf sie auch ein Gedankenblitz und ihr wurde mit einem mal alles klar. Langsam hob sie ihren Kopf und blickte durch die Reihen der Piraten, die schockiert das Geschehen beobachteten. Ein Paar von ihnen wollten zu ihr vordringen, doch wurden sie immer wieder durch die Barriere abgehalten und zurück geschleudert. Isbjorgs Augen entdeckten ihr gesuchtes Ziel und blickten dieses kalt an.

„Du!“, zischte sie voller Hass und Vitus schreckte auf. Er verstand nicht, was sie jetzt plötzlich von ihm wollte und blickte sie fragend an.

„Du verdammter Verräter! Sollst du doch im Reich des Vergessens verrotten, du widerlicher Spitzel!“, schrie sie aufgelöst und zappelnd riss sie an ihren Ketten, die langsam Materie annahmen. Klappernd und Klirrend, wurde aus den unsichtbaren Ketten nun massive Eisenketten, die sich fest um ihre Handgelenke und ihren Körper schlangen.

„Was? Nein! Ich habe damit nichts zu tun, Isbjorg!“, rief Vitus verwirrt.

„Auch wenn wir keine Freunde sind und auch niemals werden, bin ich nicht so einer. Du musst mir das glauben! Ich habe mit den Elfen nichts zu schaffen!“, rief er fast verzweifelt, denn die Männer und Frauen aus Marcos Division, bauten sich allmählich um ihn auf. Denn durch Isbjorgs Worte bekräftigt, witterten sie Verrat.
 

„Ich habe damit wirklich nichts zu tun!“, fauchte Vitus und ging einige Schritte zurück.

„Es wäre nicht das erste Mal, dass du deine Brüder und Schwestern verrätst“, murmelte sie leise und schüttelte enttäuscht den Kopf. Sie hasste Vitus, aber sie hätte niemals geglaubt, dass er so weit gehen würde. Dass er nicht nur Isbjorg verraten hatte, sondern auch Vater und die komplette Crew.

„Seid still, Miststück!“, brüllte ein anderer Thalmor und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Blut quoll ihr aus der Nase und dem Mundwinkel, doch schaffte sie es dennoch, die Elfen weiter zu ignorieren. Ihr Blick lag versteinert auf Vitus. War er denn wirklich ein Verräter, fragte sie sich.

„Bruno, lass mich los! Das ist doch lächerlich! Ich habe euch und vor allem Isbjorg nicht verraten. So glaubt mir doch!“

„Isbjorg vom Schildbrecher Clan. Tochter von Arinbjörn und Lenja Schildbrecher und verwitwete Ehefrau von Farkas, Zirkelmitglied der Gefährten aus Weißlauf. Seit ihrem zehnten Lebensjahr eine Waise, die Eltern wurden von Banditen getötet und das Objekt selbst konnte fliehen. Hochrangiges Mitglied der Diebesgilde, Assassine der Dunklen Bruderschaft, Lehrling der Akademie von Winterfeste im Haus der Zerstörungsmagie, Herold der Gefährten von Jorrvaskr in Weißlauf, Aktivistin der Sturmmanteltruppen und der verbotenen Taloskirche, Bindeglied der illegalen Organisation namens Klingen und das legendäre Drachenblut. Wohnhaft in allen neun Fürstentümern, Hauptwohnsitz im Haus Hjerim in Windhelm. Das Objekt ist 28 Jahre alt, 1,65 Meter groß, hat dunkelblaue Augen, Schulterlanges blondes Haar, drei Narben unter dem linken Auge und der linke Ringfinger fehlt ihr zur Hälfte. Sie ist ausgebildet im Kampf mit dem Bogen, Dolchkampf, Wurfmesser, Adept der Zerstörungsmagie und mittelmäßig im Schwertkampf. Außerdem ist sie eine geübte Schmiedin und Alchemistin. Sie besitzt die Kraft des Thu´um, die alte Macht der Drachenschreie, welche aber verebbt ist, nach verlassen der Göttersphäre“, las der Statthalter der Thalmor aus einem Dossier und in seiner Stimme schwappte der Hohn und der Zynismus regelrecht über. Mit aufgerissenem Mund, starrte Isbjorg den Elf an, der ihr nur ein finsteres Lächeln schenkte. Die umstehenden Piraten blickten mit großen Augen Isbjorg an und Marco flippte völlig aus.

„Isbjorg!“, schrie er, schwang sich in die Lüfte und griff immer wieder die Barriere an, die ihn aber jedes mal aufs Neue, heftig und mit Blitzen geführt, zurück schleuderte. Auch andere Piraten aus Whitebeards Crew mischten mit und schlugen mit ihren Waffen, ihren Fäusten oder schossen mit ihren Pistolen und Gewehren auf die Kuppel.
 

„Seht Ihr, Isbjorg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir Euch finden. Wir wissen alles über Euch. Aus folgenden Gründen seid Ihr angeklagt“, las er weiter vor und seine Stimme wurde lauter, denn die Piraten veranstalteten immer mehr Krach.

„Hochverrat am Kaiserreich, weil Ihr Euch der Sturmmantel Rebellion angeschlossen habt. Schwerwiegende Verletzung des Weißgoldkonkordats, aufgrund der Verehrung von Talos und der Wiedererweckung der Klingen. Mehrfacher Mord, weil Ihr Euch mit List und Intrigen in unsere Botschaft eingeschleust habt und unsere Agenten getötet habt. Ihr habt unsere Gefangenen befreit, unsere Männer und Frauen, in unserem eigenen Gefängnis getötet und dazu kommt noch der Mord an unseren Agenten in Blue Peak. Das Urteil wurde schon vor Fünf Jahren gefällt und soll am heutigen Tag vollstreckt werden. Sofortige Exekution, nach dem Verhör!“, rief er und lachte auf. Hasserfüllt blickte sie den Elfen an und kassierte dafür einen weiteren Blitzzauber.

„Ihr seid doch alle so jämmerliche Feiglinge...“, knurrte sie und spuckte Blut.

„Und worauf wartet Ihr noch? Dann fällt doch euer Urteil!“, brüllte Isbjorg nun und Whitebeard riss die Augen auf. Er konnte nicht weiter zulassen, wie sein Kind gequält wurde.

„Positioniert euch hinter mir, meine Kinder!“, rief Whitebeard und hob seine Bisento. Alle bis auf Marco gehorchten, denn er hörte nichts. Er war so in Rage, so voller Hass auf die Thalmor, dass sein Verstand komplett dicht gemacht hatte und er nur, bebend vor Zorn, die Barriere attackierte.

„Ihr geht mir auf die Nerven“, murmelte einer der Thalmor Magier und formte einen Zauber. Und ehe Marco ausweichen konnte traf ihn der selbe Illusionszauber, unter dem auch Isbjorg litt. Drei feste Eisenketten schlangen sich um Marcos Brust und Beine und er stürzte zu Boden, noch in Phönixgestalt. Die Erde erzitterte, als Whitebeard seine Kräfte sammelte, für einen Gegenschlag, doch hielt er inne und blickte zu seinem Sohn.

„Marco! Ist alles in Ordnung?“, fragte er den Phönix und Marco japste auf, denn die Ketten schnürten ihm die Luft ab.

„Ja. Geht schon!“
 

„Bevor das Urteil vollstreckt wird, brauchen wir noch Informationen...“, erklärte der Statthalter der Thalmor, doch unterbrach ihn Isbjorg direkt.

„Ach komm. Wann gebt ihr es endlich auf? Ihr habt damals nicht das bekommen was ihr wolltet, also glaubt bloß nicht, dass ich im Laufe der Jahre gesprächiger geworden bin“, murmelte sie und grinste frech.

„Das vielleicht nicht. Aber wesentlich verletzlicher“, antwortete er leise und fragend blickte sie ihn an.

„Wo sind die Klingen?!“, zischte der Elf und Isbjorg verdrehte die Augen.

„Habt Ihr es schon mal in Himmelsrand versucht?“, fragte Is voller Ironie und kassierte daraufhin einen weiteren kräftigen Schlag mit der Eisenkriegskeule. Ihr riss es sofort die Flanke auf und sie brüllte auf, vor Schmerz.

„Sehr witzig. Geht es auch genauer?!“

„Ja. Irgendwo zwischen Windhelm und Markath*!“, lachte sie auf, auch wenn sie vor Schmerzen fest die Zähne aufeinander gepresst hatte.

„Welch Humor sie doch besitzt. Zeigt ihr, dass ich heute nicht zum Spaßen aufgelegt bin!“, sprach der Thalmor zu seiner Einheit und mit einem Nicken, wurde sie von allen Seiten attackiert.
 

...
 

Isbjorg war am Ende. Sie kniete in einer Lache aus ihrem eigenen Blut und ihre Augen starrten trüb den Boden an. Kraftlos hing sie in den Ketten und sie versuchte mit aller Macht, nicht das Bewusstsein zu verlieren, denn das würde dann endgültig ihr Todesurteil bedeuten. Sie konnte nicht mehr zählen wie viele Wunden sie besaß und wie viele letztendlich noch schmerzten, denn ihr ganzer Körper fühlte sich nur noch taub an. An ihrem Bauch klaffte eine frische Wunde, aus der im Moment das meiste Blut floss und schwach schwankte sie von rechts nach links.

>Sie wollen mich verbluten lassen...<, dachte sie müde und ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. Sie fand diese ganze Ironie einfach zu lächerlich.
 

„Ich dachte wirklich wir hätten damals schon Euren Willen gebrochen, Drachenblut. Nachdem wir Euren Mann, vor Euren Augen verbrannten und Euer Ungeborenes töteten, waren wir uns der Sache so sicher und trotzdem habt Ihr weiter gelebt und legt uns erneut Steine in den Weg. Für einen Menschen, habt Ihr einen sehr starken Willen, doch Dieser wird euch heute nichts nützen. Ihr habt verloren, kleiner Mensch“, verhöhnte sie der Elf und plötzlich spürte Is neue Kraftreserven. Ihr Herz raste los, als sie ihre Leidensgeschichte auf einmal aus dem Mund ihres Feindes hörte. Ihr Kopf schnellte nach oben und starrten den Elfen entsetzt an. Dieser hingegen lachte nur schäbig.

„...Isbjorg...“, keuchte Marco auf einmal auf.

„Schweigt!“, schrie der Magier, der Marco in Ketten hielt und drückte seine Hand langsam zusammen. Kurz klapperten die Ketten und zogen sich dann enger zusammen. Marco hustete auf, schnappte angestrengt nach Luft, doch wurde der Druck auf seiner Brust immer stärker. Und jeder, der versuchte ihn zu retten, wurde durch einen anderen Elfenmagier weg geschleudert.

Keiner der Piraten konnte nachvollziehen warum diese Fremden so mächtig waren, mit Ausnahme von Olaf und Vitus. Sie kannten die Alte Magie und fürchteten sie, wie die meisten Nord auch.
 

Die Trauer und der Seelenpein drohten erneut Isbjorg zu verschlingen und langsam senkte sie wieder den Kopf.

>Sie wussten von dem Kind... Wie konnten sie das Wissen? Wie kalt sind diese Langohren... Sie haben bereitwillig mein Kind getötet... Bei Talos! Ich kann nicht mehr< und langsam trübten sich auch ihre Gedanken. Sie drohte das Bewusstsein zu verlieren, als eine Stimme ertönte.

(NEIN!), schrie die Stimme in ihrem Kopf und Isbjorg schreckte hoch.

(Gib nicht auf, Isbjorg! Egal was passiert, du darfst nicht aufgeben!)

>Farkas... Es ist so schön, deine Stimme zu hören. Ich habe keine andere Wahl. Ich bin am Ende<

(Bist du nicht! Schau auf. Schau zu deinem Kommandanten! LOS!), schrie er sie an und so schwer ihr es auch fiel, doch sie gehorchte. Sie blickte auf, schaute zu Marco und erstarrte. Dann blickte sie zu dem Magier, der Marco in Ketten hielt und wusste, dass wenn nichts unternommen wurde, wäre Marcos Tod besiegelt. Der Magier würde ihn zerquetschen und dann könnten Marco nicht einmal seine Teufelskräfte retten. Das durfte, nein das KONNTE sie nicht zulassen.

„Nein...“, flüsterte sie und ein Zittern durchfuhr ihren Körper, welches in ein heißes brennen überging. Ihr Herz raste, alles wurde warm und sie spürte wie ihr Blut pulsierte.

„NEIN!“, schrie sie und eine Energiewelle verließ ihren Körper. Alle Anwesenden, die noch nicht bewusstlos waren, oder in Ketten lagen, wichen zurück und rissen erschrocken die Augen auf. Denn für den Bruchteil einer Sekunde kniete nicht Isbjorg in dem Blut, sondern ... Ein Drache!
 

Isbjorg hatte die Zähne fest auf einander gepresst und fletschte diese, wie ein wilder Hund. Ihre Augen zeigten blanken Hass und noch mehr. Es war als würde eine Macht plötzlich in ihren Augen aufflackern. Ein Knurren entwich ihrer Kehle und es klang alles andere als menschlich. Tief und bedrohlich, und für einen Moment blickte der Statthalter ehrfürchtig die schwer verletzte Frau, zu seinen Füßen, an.

„Was beim Reich des Vergessens geht hier vor sich?!“, zischte er überrascht und zog sein Schwert.

Ek fen dir! Zu´u fen hin quahnar. Daanik Fahliil**!“, knurrte Isbjorg, mit ihrer Stimme, die untersetzt war von der fremden Stimme. Es übertönte alles. Die Schreie der Piraten und der Thalmor, die Kampfgeräusche, einfach alles. Ungläubig wurde sie angestarrt.

„Dovahkiin...“, hauchte Olaf ehrfürchtig. Isbjorg grinste voller Triumph und presste erneut fest die Zähne aufeinander, denn es tat weh. Nicht nur die Wunden schmerzten wieder, sondern auch die Macht in ihrem Körper. Das Drachenblut in ihrem Leib kochte und sie fragte sich, ob ihr geschundener Körper, der wiedergefundenen Kraft standhalten konnte. Aber sie würde wenigstens nicht kampflos unter gehen. Wenn sie sterben sollte, dann in einem ehrenvollen Kampf. Und dann würde sie nach Sovngarde kommen, die Methalle der tapfersten Nord, die einen ehrenvollen Tod starben. Dann würde sie über die Brücke aus Walfischknochen gehen, die Tür der Halle aufstoßen und ihren Frieden finden. Isbjorg würde Farkas wieder sehen. Und Kodlak Weißmähne, der letzte Herold von Jorrvaskr, genauso wie alle anderen Helden aus der Geschichte der Nord.
 

Die Kraft in ihrem Körper sammelte sich immer mehr und sie spürte mit jedem Atemzug, wie sie stärker und stabiler wurde. Sie presste ihre Zähne noch fester zusammen, als plötzlich Rauch zwischen ihnen hindurch quoll. Fest lag ihr Blick auf ihrem Peiniger vor ihr, der wie versteinert ihren Mund anstarrte und langsam legte sie den Kopf in den Nacken.

Yol... Toor Shul!“, stieß sie den ersten Drachenschrei, seit drei Jahren, aus und spie Feuer auf ihren Gegner, der sofort in Flammen aufging. Alle umstehenden Piraten, sowie die Elfen hielten sich erschrocken die Ohren zu, denn der Schrei hallte in den Ohren eines jeden wider. Schreiend sank der Thalmor Statthalter zu Boden, rollte sich noch hoffnungslos von rechts nach links und blieb dann reglos liegen. Die Flammen, die ihn umhüllten erstarben und somit auch sein Leben. Sofort eilten die Magier, die Isbjorg in Ketten hielten, herbei und schossen verschiedene Zerstörungszauber auf sie, mit der freien Hand. Doch ließ Is das relativ kalt. Denn jetzt kam sie so richtig in Fahrt, weil sie nun ihre Chance auf Freiheit sah.

Fus...Ro Dah!“, folgte der Schrei namens Unerbittliche Macht und die Wirkung folgte direkt. Die Magier wurden im hohen Bogen weg geschleudert und prallten gegen die Barriere. Kurz darauf lösten sich Isbjorgs Fesseln in Luft auf und sie rappelte sich auf. Schwankend ging sie zu dem toten Statthalter und nahm sein Schwert an sich. Auch entdeckte sie einen unversehrten Heiltrank, den sie ebenfalls an sich nahm. Sie entkorkte die Flasche und träufelte sich die Flüssigkeit auf die größten Wunden. Den letzten Schluck trank sie. Fast augenblicklich hörten die Wunden, die mit dem Trank behandelt wurden, auf zu bluten. Schnell blickte sich Isbjorg um und entdeckte die Magier, die die Barriere aufrecht erhielten.
 

Wieder blickte sie zu Marco, der mittlerweile sein Bewusstsein verloren hatte und sich nach und nach zurück verwandelte. Isbjorg musste handeln und zwar schnell! Sie kam zu dem Entschluss, dass sie die Elfen ausschalten musste, die die Barriere hielten, denn dann war der Weg frei für die anderen Piraten und sie konnte sich um Marco kümmern.

Wuld... Nah Kest!, schrie Isbjorg und das Thu´um schoss voran und zog sie mit sich. Mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit, wurde Isbjorg nach vorne gezogen und blieb direkt vor einem der Magier stehen, der sie nur schockiert anblickte. Ihr Kopf zuckte nach hinten und verpasst ihm kurz darauf eine kräftige Kopfnuss. Und noch als er zu Boden sackte, rammte Is ihm das Schwert des Statthalters in den Hals. Das Gleiche vollzog sie beim zweiten Magier und den Dritten Magier fror sie einfach, mit dem Schrei Frostatem ein. Ein lauter Knall ertönte und die Barriere brach in sich zusammen. Magische Funken stoben in den Himmel und die Piraten stürmten das Feld. Auch Whitebeard betrat den Kampfplatz, denn sein Zorn war groß. Isbjorg hingegen, ließ das Geschehen kalt und sie kümmerte sich um den Magier, der Marco töten wollte.
 

„Niemand greift meinen Kommandanten an und kommt ungeschoren davon!“, rief sie dem Magier entgegen und sammelte ihre Luft in den Lungen. Erneut quoll Rauch aus ihrem Mund und Isbjorg verbrannte den Elfen, mit dem Feueratem der Drachen. Und um die Sache zu beschleunigen, rammte sie dem am Boden liegenden Elfen, kaltherzig und ohne mit der Wimper zu zucken, das Schwert in die Brust. Dann schlurfte sie weiter zu Marco, dessen Ketten sich aufgelöst hatten. Ihr Hals brannte, ihre Beine zitterten und mit jedem Schritt wurden ihre Schmerzen schlimmer. Ihr Körper, der ohnehin schon schwere Schäden davon getragen hatte, war die Macht des Thu´um einfach nicht mehr gewöhnt. Klirrend fiel das Schwert zu Boden und sie sackte neben Marco auf die Knie. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und sah wie die Piraten, die ohnehin schon zahlenmäßig überlegen waren, die Elfen einen nach dem anderen ausschalteten. Isbjorg zuckte heftig nach vorne, denn ein Pfeil blieb in ihrem Rücken stecken und sie stöhnte gequält auf. Doch der Elf, der schoss, wurde kurzerhand von Ace in ein Häufchen Asche verwandelt. Is drehte sich von Marco weg und fing an zu Husten. Sie spuckte eine beachtliche Menge Blut auf die Erde und klammerte sich an Marcos Hemd fest.

„Marco? Hey Marco, wach auf. Der Kampf ist vorbei. Die Elfen sind tot“, rief sie ihm leise zu und schüttelte ihn. Dabei lächelte sie breit und rüttelte weiter an Marcos Brust.

„Jetzt komm schon. Du kannst dich später noch ausruhen. Steh auf, Ananas“, versuchte sie es weiter und ihr Lächeln erlosch langsam.

„Marco?“, flüsterte sie fragend und riss die Augen panisch auf.

„MARCO?!“, schrie sie nun und schüttelte ihn heftiger.

„NEIN!“, heulte sie schreiend auf und blickte zum Himmel. Tränen sammelten sich in ihren Augen und kullerten über ihre blutigen und schmutzigen Wangen. Sie hinterließen sogar eine Spur.

„Marco wach auf!“, flehte sie und die Whitebeard Piraten, die die letzten Reste der Elfen beseitigten drehten sich ruckartig zu Isbjorg und Marco um. Sie sahen die Nordfrau, wie sie weinend neben Marco kniete und ahnten das Schlimmste. Schnell setzten sie sich in Bewegung und auch die Heart Piraten stürmten zu Isbjorg, an vorderster Front Law.
 

Isbjorg riss die Augen auf und japste keuchend auf. Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Wunden brannten, als hätte jemand konzentrierten Alkohol hinein geschüttet und sie spürte, wie die tiefsten Verletzungen wieder aufplatzten. Kurz röchelte sie noch auf und kippte nach vorne um. Reglos blieb ihr Kopf auf Marcos Brust liegen und einige Piraten schrien panisch ihren Namen. Olaf verstand das alles nicht. Sie hatten doch gewonnen, warum endete jetzt alles doch zu Gunsten der Elfen? Is verlor das Bewusstsein und sie hörte die Rufe ihrer Freunde nicht mehr. Sie hörte einzig und alleine ihren Herzschlag und ein Rauschen, welches ihre Sinne vernebelte. Alles wurde schwarz um sie herum, doch spürte sie noch, wie sie jemand umdrehte und hoch hob. Sie fühlte einen fremden Arm an ihrem Rücken und einer in ihren Kniekehlen. Und sie spürte noch wie sie sich bewegte, denn derjenige der sie trug, schien zu rennen. Und dann? Dann spürte sie nichts mehr, hörte nichts mehr, roch nichts mehr.
 

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1.) Ek fen dir! Zu´u fen hin quahnar. Daanik Fahliil! - Ihr werdet sterben! Ich werde Euch vernichten! Totgeweihte Elfen!

2.) Yol (Feuer)Toor (Inferno) Shul (Sonne) – Feueratem

3.) Fus (Kraft) Ro (Gleichgewicht) Dah (Stoß) – Unerbittliche Macht

4.) Wuld (Wirbelwind) Nah (Raserei) Kest (Sturm) - Wirbelwindsprint
 

** „Zwischen Windhelm und Markath“ - Markath ist auch eine Stadt und dieser Spruch war einfach nur die reinste Ironie, weil Windhelm die östlichste und Markath die westlichste Stadt ist und beide Städte so ziemlich an den östlichsten bzw. westlichsten Grenzen liegen. Windhelm direkt am Meer und Markath liegt am westlichsten Gebirge. Sie fordert quasi die Thalmor auf, das zu tun, was sie ohnehin schon tun müssen. Nämlich komplett Himmelsrand zu durchforsten.

Ein schwarzer Tag

Langsam schlug Isbjorg ihre Augen auf und fand sich in einem dunklen Raum wieder, der auf erschreckende Weise ziemlich kalt und leer wirkte. Allgemein kam ihr die Kälte hier drinnen erschreckend unnatürlich vor. Mit einem Räuspern kündigte sich an, dass sie nicht alleine war und sie suchte mit den Augen den Raum ab. Auf einem Stuhl in ihrer Nähe saß Law und musterte sie abschätzend. Langsam drehte sie den Kopf in seine Richtung und warf ihm fragende Blicke zu.

„Was ist passiert?“, fragte sie leise und wunderte sich, weil ihre Stimme so stark in diesem Raum hallte, trotz des Flüsterns.

„Kannst du dich denn nicht mehr erinnern? Du wurdest angegriffen, von den Thalmor. Sie wollten dich töten, Drachenblut“, erklärte Law ihr ruhig und sie nickte, denn langsam kamen die Erinnerungen wieder.

>Drachenblut? Woher weiß er...?<, grübelte sie nach und vorsichtig setzte sie sich auf. Sie war überrascht, denn sie hatte keine Schmerzen. Obwohl sie doch erwartet hätte Schwierigkeiten zu haben, denn sie konnte sich noch gut an all die Verletzungen erinnern.

„Wo ist Marco?“, fragte sie ruhig, denn ihr kam plötzlich ihr Kommandant in den Sinn, der ja auch einiges einstecken musste. Law hingegen blickte sie finster an und seufzte. Is blinzelte irritiert.

„Law? Ich habe dich etwas gefragt. Wo ist Marco und wie geht es ihm?“, hakte sie nach und wurde langsam sauer, weil er ihr keine klare Antwort geben wollte. Law seufzte erneut und nahm seine Mütze ab. Er strich sich durch sein kurzes schwarzes Haar und drehte die Mütze in der Hand. Dann stand er auf, setzte sie sich wieder auf seinen Kopf und blickte Isbjorg ernst an.

„Komm mit. Du erfährst es ja so oder so“, murmelte er und Isbjorg stand auf. Law hielt ihr die schwere Eisentür auf und gemeinsam betraten sie einen finsteren Flur. Überall hörte sie lautes Zischen und stampfende Geräusche und sie musste zwangsweise an ihre Abenteuer, in den alten Dwemer Ruinen denken. Die alten, verschwundenen Tiefenelfen - auch fälschlicherweise als Zwerge betitelt - und deren uralte Dampfmaschinen. Maschinen von unglaublichem Fortschritt, die seit Ären weiterarbeiten. Woran, weiß niemand. Doch sie erfüllten ihren Zweck und jede noch so kleine Zwergen Ruine war erfüllt von Leben, selbst wenn man alle Falmer und Konstrukte eliminierte.
 

Law führte sie durch vielen Gänge und sie hatte das Gefühl, es wurde immer dunkler und kälter, als sie vor einer Tür Halt machten. Trafalgar Law nickte ihr zu und Is öffnete langsam die Tür. Nervös schluckte sie fest und stieß die Tür ganz auf. Isbjorg erstarrte für einen Moment.
 

Am anderen Ende des Raumes stand ein Bett, in dem eindeutig ein Mensch lag. Über dem Körper lag von Kopf bis Fuß ein weißes Tuch und verdeckte ihn fast vollständig. Mit Ausnahme von ein paar blonden Haaren, die am Oberrand heraus ragten. Im Raum selbst brannten Kerzen und dienten als einzigste Lichtquelle. Auf dem weißen Tuch, sah Isbjorg eine blaue Feder, die ein sanftes, blaues Leuchten von sich gab und Is kannte diese Feder nur zu gut. Sie wettete sogar darauf, dass die Feder eine milde Wärme abgeben würde, wenn sie diese berührte. Langsam führte Isbjorg ihre Hand zum Mund und legte diese darauf. Geschockt blickte sie den verdeckten Körper an und wimmerte.

„Nein...“, hauchte sie.

„Bei den neun Göttlichen! Nein, das darf nicht sein!“, schluchzte sie auf und blickte zu Law. Die Welt um sie herum verschwamm ...
 

Dunkelheit.
 

Isbjorg schlug die Augen auf, denn ein Donnergrollen ließ sie zusammen zucken. Sie hörte prasselnden Regen und viele Menschen in ihrer Nähe, die sich leise tuschelnd unterhielten, weinten oder schluchzten. Langsam blickte sie sich um. Sie sah die komplette Whitebeard Crew, aber auch die Heart Piraten, Squardos Mannschaft, Elena mit ihrer Großmutter und viele andere Piraten. Jeder war in schwarz gekleidet und viele weinten. Is blickte an sich hinab und sah, dass sie ein schwarzes Kleid trug und über ihren Schultern einen langen, schwarzen Mantel. Verwirrt blickte sie ihre Crew an und entdeckte die Kommandanten. Zumindest fast alle Kommandanten, denn einer fehlte. Nämlich Marco.
 

Jeder weinte bitterlich und fragend hob sie eine Augenbraue an. Dann drehte sie sich um und entdeckte Whitebeard, der ebenfalls leise weinte und nun war sie nicht nur verwirrt, sondern regelrecht perplex. Isbjorg verstand nicht, was hier vor sich ging. Warum weinten alle und waren so düster gekleidet?

„Wir können anfangen“, ertönte auf einmal Whitebeards tiefe Stimme, heiser und erstickt von Tränen. Einige Kommandanten, wie Ace, Namur, Vista und Izou hoben eine große Holztrage an, auf der ein menschlicher Körper, gehüllt in einem weißen Leichentuch lag. Um das Leichentuch entdeckten Isbjorgs scharfe Augen, viele Blumen, rituelle Amulette und einige Begräbnissteine in Faustgröße, die mit heiligen Runen versehen waren. Die Menge folgte den Kommandanten, die den Körper trugen und gemeinsam schritten sie durch die Stadt. Stumm und irritiert folgte Isbjorg den Kommandanten und sie versuchte sich zu erinnern, was vorgefallen war und wessen Körper da getragen wurde. Doch all ihre Gedanken waren wie vernebelt.

„Sam? Was ist denn hier überhaupt los?“, fragte Is ihre Freundin, die sich während des Gehens weinend an den Arm der Nordfrau geklammert hatte.

„Is... Es tut mir so schrecklich leid für dich. Das muss so unheimlich schwer für dich sein“, schluchzte sie und Is verstand einfach nicht, was Sam von ihr wollte. Und langsam wurde sie sauer. Sie musste hier an einer Beerdigung teilnehmen und keiner hielt es mal für nötig, sie aufzuklären.

„Isbjorg. Es wird alles wieder gut werden, meine Tochter. Wir sind eine Familie und halten zusammen“, sprach Whitebeard sie jetzt an und legte seine riesige Pranke auf ihre zarte Schulter.

„Wenn du das sagst...“, flüsterte sie und starrte wieder gerade aus. Krampfhaft versuchte sie ihre Wut zu bändigen.
 

Die Menge verließ die Stadt und bog auf einen Weg nach rechts ein. Nach einer Weile Fußmarsch, standen sie alle auf einem kleinen Friedhof. Mittig des Friedhofes stapelte sich ein großer Holzstapel und um den Stapel, entdeckte Isbjorg traditionell nordische Totenbanner und Dekorationen, aus der Arkay Kirche. Neben dem Holzstapel warteten zwei Arkay Priester, in ihren typischen gelben Roben.

„Was wollen denn die Priester des Gottes, von Geburt und Tod hier?“, fragte sie und Sam schluchzte auf, die immer noch krampfhaft an Isbjorgs Arm klammerte. Der leblose Körper auf der Holztrage, wurde auf den Stapel gehoben und die Kommandanten, sowie Whitebeard, stellten sich in einem Halbkreis um den Leichnam auf dem Stapel, auf. Ein Priester des Arkay trat vor und blickte in die Gesichter, der Trauernden.

„Seid gegrüßt, an diesem schwarzen Tag, wo selbst der Himmel weint. Denn Arkay ist heute präsent und kommt, um eine weitere Seele abzuholen und diese in Shors Reich zu geleiten. Mögen er einen Platz in Shors Hallen finden, denn er hat tapfer gekämpft, um diese Frau zu beschützen“, sprach der Priester und zeigte augenblicklich auf Isbjorg, die erschrocken zusammen zuckte.

„Bitte was? Und wo, beim Reich des Vergessens, ist Marco!?“, zischte sie und bedrohlich zuckte ihre Augenbraue. Sie hatte eindeutig die Schnauze voll von diesem Theater hier. Doch die einzigste Antwort, die sie bekam, war ein herzzerreißendes Wimmern und lautes Weinen. Elena stürmte nach vorne und schrie weinend auf.

„Du bist schuld! Verdammte Hexe! Du hast ihn auf dem Gewissen!“, brüllte sie Isbjorg an und sackte schluchzend auf die Knie.

„Bitte, bitte gute Frau. Beruhigt Euch und zeigt ein wenig Respekt vor den Toten!“, zischte der zweite Arkay Priester und Elena verstummte.

„Wer möchte beginnen?“, fragte wieder der erste Priester und Whitebeard trat einen Schritt vor.

„Ich mache es, auch wenn es mir sehr schwer fällt“, brummte er und seufzte schweren Herzens.
 

„Im Scheine der uralten Flamme...“, sprach er leise.

„Trauern wir“, antwortete die komplette Menge, mit gedämpften Stimmen und Isbjorg legte perplex den Kopf schief. Sie kannte diese Worte, denn es waren die Worte eines traditionellen Nord Begräbnisses.

„Was zur?!“, flüsterte sie wütend. Ihr Herz raste plötzlich, denn eine Erkenntnis traf sie, wie der Blitz.

>Altes Nordbegräbnis? Oh bei Talos, doch nicht etwa Olaf. Nein... Olaf steht hinter Izou. Vitus vielleicht? Aber wieso sollte er mich beschützen?<, grübelte sie und blickte sich um. Dann sah sie ihren Kontrahenten, wie er beruhigend einer Frau aus seiner Division über den Rücken tätschelte, die kaum noch gerade stehen konnte, aufgrund ihrer Weinkrämpfe. Am Holzhaufen selbst, trat jetzt Ace vor.

„Ob dieses Verlustes...“, sprach er angestrengt und kämpfte gegen seine Trauer.

„Weinen wir...“, antwortete die Menge. Nun war Izou so tapfer und trat vor.

„Für die Gefallenen...“, sprach er ehrfürchtig und starrte das Leichentuch an.

„Schreien wir...“, wurde ihm geantwortet. Und dann trat zitternd Thatch vor.

„Und für uns...“, flüsterte er heiser.

„Nehmen wir Abschied“, murmelte die Menge und sie senkten ihre Köpfe.

„Isbjorg. Bitte tu du es. Wir sind alle der Meinung, die Ehre seine Seele dem Totenreich zu übergeben, gebührt dir“, sprach sie Whitebeard an und drückte ihr eine brennende Fackel in die Hand. Natürlich wusste Isbjorg von Anfang an, wie eine solche Beerdigung endete. Immerhin war sie schon oft genug bei nordischen Beerdigungen anwesend gewesen. Aber das sie nun den Part der Flammen übernehmen sollte, überrumpelte sie. Schon alleine, weil sie von Anfang an nur noch verwirrt war und keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ihre wirren Gedanken ähnelten zähem Brei und waberten doch so durcheinander, wie dichte Nebelschwaden. Sie wunderte sich eher, dass sie nicht nass wurde, wo es doch so stark regnete und auch alle anderen trocken waren, einschließlich dem Körper auf dem Holzstapel. Vorsichtig nickte die Nordfrau und ging zum Holzhaufen.
 

Sie stand vor dem Holzstapel und blickte ehrfürchtig zu dem verdeckten Leichnam auf. Ihre Wut und Verwirrung, hatte sie gebändigt, denn ihr persönlicher Respekt vor den Toten überwog alles. In ihrer Heimat wurden die Toten stets geehrt. Denn so wurden sogar gefallene Feinde, in Kriegen und Schlachten, ehrenvoll begraben. Und auch so, hatten die Nord besondere Beziehungen zum Totenreich. Nicht selten kam es vor, dass die Geister der Verstorbenen, die Hinterbliebenen aufsuchten oder zu ihnen sprachen. Sie selbst erlebte es ja ebenfalls, von Zeit zu Zeit. Wann immer Shor es gestattete, sprach Farkas zu ihr.
 

Einer der Arkay Priester griff nun das Leichentuch und zog es vom Körper. Ganz nach Tradition. Und Isbjorg war auf einmal wie versteinert. Marco lag auf dem Holzstapel. Er war blass und sah aus, als würde er tief und fest schlafen, doch Isbjorg wusste es besser. Alle Anwesenden wussten es besser. Ihr Mund, geschockt geöffnet, versuchte sich zu bewegen. Sie versuchte zu sprechen, doch drang nur ein klägliche wimmernder Laut heraus. Der Vorbote eines, von unendlichen Schmerzen gequälter Schrei. Sie wollte schleunigst die Fackel wegwerfen und laufen. Einfach weg von all den Gesichtern, die sie nun anblickten. Weg von den traurigen, verheulten, schmerzenden Blicken und sie wusste genau, dass unter ihnen viele Blicke waren, viele Gesichter die am liebsten Isbjorg da oben liegen sehen wollten, als ihren geliebten Vizen. Doch wollte ihre Hand die Fackel nicht loslassen. Sie war nicht mehr Herr ihres eigenen Armes, denn er bewegte sich langsam in Richtung des Holzes, die Fackel fest im Griff. Und lodernd züngelten die Flammen nun um das Holz, färbten es stellenweise schon schwarz und bahnten sich immer weiter ihren Weg, hinauf zu Marcos Leichnam. Die Arkay Priester warfen verschiedene Kräuter auf Marco, die zum einen die Flammen unterstützten, zum anderen aber Düfte und Rauch absonderten, beim verbrennen, die der Seele des Verstorbenen einen leichteren Weg in das Totenreich geben sollte.
 

„Nein!“, rief sie kläglich und schrie auf.
 


 

„Nein!“, rief Isbjorg und setzte sich ruckartig auf. Und einen kurzen Augenblick später, fiel sie zurück in die Kissen. Keuchend japste sie auf und rollte sich langsam auf die Seite. Sie kugelte sich ein, hielt sich die Wunden am Bauch und kämpfte gegen die Schmerzen, die sie verzehren wollten. Is hatte das Gefühl, dass sie sich übergeben musste, so grell sangen diese Schmerzen in ihrem Leib.

„Ah!“, keuchte sie angestrengt und öffnete die Augen wieder. Und ihr Blick fiel auf ein großes Knie, welches sie zu gut kannte.

„Vater?“, fragte sie heiser und drehte sich ganz vorsichtig, zurück auf den Rücken.

„Hallo, mein Kind. Ich erspare es mir, dich zu fragen wie es dir geht, denn du hast sie mir so eben beantwortet. Aber du lebst und das ist das Wichtigste“, sprach er leise, lächelte sie liebevoll an und rückte näher zu ihrem Bett.

„Wo bin ich?“, fragte Isbjorg.

„Im U-Boot von Law. Er hat dich und Marco behandelt. Der Rest der Crew, war nicht so schwer verletzt und schleppte sich mit ihren Wunden zurück auf die Moby Dick...“, erklärte Whitebeard und Isbjorg unterbrach ihn in jäher Aufregung.

„Marco! Wo ist er!? Wie geht es ihm!?“, rief sie laut auf und hustete sogleich los. Erneut konnte sie sich erst einmal nur krümmen vor Schmerzen und Whitebeard hob voller Sorge die Augenbrauen.

„Beruhige dich. Er wird gerade noch behandelt, lebt aber. Ich habe mit dem fusseligen Vieh gesprochen und er erzählte mir, dass Law sehr zuversichtlich ist. Trotz einiger Schwierigkeiten, anfangs. Marcos Teufelskräfte haben Law ziemlich eingeschränkt, weil sie jedes mal aktiv wurden, sobald er einen Schnitt gesetzt hatte. Deine, und jetzt auch unsere, Feinde haben Marco schwer zugerichtet, auch wenn er keine äußerlichen Verletzungen hatte. Sie haben ihm wohl die Lungen zerquetscht und ohne seine Teufelskraft, hätte er nicht einmal so lange gelebt, bis du ihn erreicht hattest. Letztendlich müssen Law und seine Crew wohl mit Seesteinen arbeiten, damit sie ihm überhaupt soweit helfen können, dass seine Kräfte die restliche Arbeit übernehmen“, erklärte er weiter und sie atmete erleichtert aus.
 

„Talos sei Dank, er lebt. Was ist mit dem Rest der Crew?“, fragte Isbjorg unruhig und blickte zu ihrem selbsternannten Vater auf.

„Wir... hatten drei Verluste, ansonsten ein paar Verletzte. Dem Rest geht es gut, mit Ausnahme von dir und Marco“, erklärte er ihr und trauerte sichtlich.

„Drei Verluste. Oh nein... Wer hat es nicht geschafft?“

„Kenta, ein Kampfschwimmer aus Namurs Division. Sascha, aus deiner Division und Yuuka, eine Schützin aus Izous Einheit“.

„Sascha... ist tot?“, japste sie leise auf und biss sich auf die Lippe. Traurig nickte Whitebeard.

„Meine Rache wird grausam sein“, flüsterte sie bitter und Whitebeard sah, wie Tränen über Isbjorgs Wangen liefen.

„Weitere Rache wäre sinnlos, mein Kind. Wir haben uns schon gerächt und jede Elfe in Stücke gerissen...“, murmelte er und erneut unterbrach Isbjorg ihn.

„Nein! Du hast ja keine Ahnung. Jeder Elf, der sich selbst Thalmor nennt, wäre ohne zögern bereit gewesen zu töten. Ohne überhaupt zu fragen warum. Sie sind alle gleich und bringen nur Leid mit sich. Und deswegen werde ich sie jagen und meucheln! Und wenn es das Letzte ist was ich tue!“, schrie sie ihn an und in ihren Augen glühte wild der Zorn. Ihre Lippen bebten und sie stützte sich nach oben, der Schmerz kaum spürbar, denn der Hass betäubte ihn weitgehendst. Und schon flog die Tür auf und Bepo stürmte herein. Hinter ihm Law, der sich gerade seine Gummihandschuhe abstreifte und in die nächst beste Ecke beförderte.

„Was ist los? Alles in Ordnung?“, fragte Bepo fast panisch und fischte flink eine Spritze mit Betäubungsmittel hervor.

„Alles bestes. Nimm dieses Drecksding da weg!“, knurrte Isbjorg wütend.

„Ach, das fusselige Vieh mal wieder“, gluckste Whitebeard.

„Entschuldigung“, murmelte der Bär und verbeugte sich. Isbjorg verdrehte die Augen und Law lachte leise auf.
 

„Schön das du wach bist“, ertönte Laws ruhige Stimme und er lächelte sie mild an.

„Ja, ja. Wie auch immer. Wie geht es Marco?“, fragte Is sogleich und kaute sich gereizt auf der Unterlippe herum.

„Er schläft. Es war nicht leicht, seinen Körper wieder so weit gerade zu biegen, dass seine Teufelskräfte den Rest übernehmen, aber wir haben es geschafft. Nun braucht er viel Ruhe, um wieder auf die Beine zu kommen“, erklärte der Arzt und Is nickte langsam. Der Schreck ihres Albtraumes, saß ihr noch tief in den Knochen.

„Ich möchte ihn sehen!“, knurrte sie, weil sie wusste, sie würde auf Ablehnung stoßen.

„Vergiss es. Du musst dich ausruhen. Dein ganzer Körper ist übersät von tiefen Wunden, die allesamt genäht wurden. Und ich will mir nicht ausmalen was passiert, wenn die Nähte aufplatzen“, erklärte Law ruhig und kratzte sich am Kinnbart. Trotzig funkelte sie in die Runde, doch jeder schüttelte nur ruhig mit dem Kopf.

„Bitte“, flehte sie und Law seufzte.

„Ein bisschen Vernunft würde dir in deiner jetzigen Situation nicht schaden, Isbjorg“, brummte Whitebeard streng und Is verdrehte die Augen.

„Bitte, Law“, flüsterte sie verzweifelt und versuchte erneut ihr Glück.

„Du bist kaum in der Lage aufzustehen. Deine Beine werden sofort nachgeben, sobald du stehst und dann würdest du dir nur noch mehr schaden, wenn du hinfällst“, erklärte Law und setzte sich auf ihre Bettkante.

„Dann trag mich“, forderte sie und verzog schmollend das Gesicht.

„Ich glaube sie wird wohl keine Ruhe geben, bis ihr Wunsch erfüllt ist“, seufzte der Kapitän der Heart Piraten Whitebeard zu und stand auf. Er zog ihr die Decke vom Leib und ehe sie sich versah, spürte sie schon einen Arm unter ihren Knien und einen im Rücken. Mit einem kurzen Ruck, hob er sie hoch und drehte sich Richtung Tür um.

„Aber nur kurz, damit du dich selbst überzeugen kannst, dass es deinem Kommandanten gut geht, du stures Gör“, brummte er, doch sah Is wie kurz sein Mundwinkel zuckte, als wollte er doch Lächeln. Erfreut grinste sie ihn an.

„Bepo. Mach dich nützlich und hol frische Verbände und Bettwäsche. Dann überziehst du Isbjorgs Bett neu und wartest, bis wir zurück kommen. Ihre Verbände müssen gewechselt werden“, befahl Law und Bepo nickte eifrig.

„Ich werde zurück zum Schiff gehen und der Crew erzählen, dass ihr langsam auf die Beine kommt. Ich schaue später noch einmal nach euch“, erklärte Whitebeard und begleitete Isbjorg und Law hinaus auf den Flur. Während Law mit Isbjorg den Flur nach rechts folgte, ging Whitebeard nach links und verschwand auf dem kleinen Deck des U-Bootes. Is schmiegte ihren Kopf an Laws Brust und seufzte leise.

„Was ist los? Hast du Schmerzen?“, fragte Law ruhig und sie schmunzelte.

„Keine sehr starken. Das ist es nicht. Mir kommt dein Griff nur so bekannt vor. Du hast mich getragen, kurz nachdem ich über Marco zusammen gebrochen bin, hab ich recht?“, fragte sie leise und Law gluckste.
 

„Ja. Das du das noch mitbekommen hast, wundert mich“, antwortete er. Is drehte leicht ihren Kopf und blickte zu ihm hoch.

„Ich war noch nicht ganz bewusstlos. Ich habe noch viele Rufe wahrgenommen, und dass ich weggetragen wurden. Aber ab da an, habe ich nichts mehr in Erinnerung“.

„Was war das eigentlich da unter der Kuppel? Ich hätte für einen Moment schwören können, an deiner Stelle saß ein Drache. Und diese makabere Stimme. Sie klingt mir jetzt noch in den Ohren, wenn ich daran denke“, fragte Law vorsichtig und erschauderte kurz, als er an ihre Schreie dachte. Es war nicht so, dass die Stimme des Thu´ums widerlich klang, aber sie klang alles andere als menschlich. Als hätte Is mit zwei Stimmen geschrien. Mit ihrer eigenen und einer verborgenen, die tief aus ihrer Kehle drang. Dunkel und finster.

„Das nennt man Thu´um. Jeder könnte es lernen, denn jeder besitzt die Stimme in sich. Doch bei normalen Menschen, dauert es Jahre um auch nur den einfachsten Schrei zu lernen. Aber es gibt Ausnahmen, wie mich. Und ich bin alles, aber sicher nicht stolz drauf. Diejenigen die das Drachenblut in sich tragen, haben diese Stimme stark in sich. Sie müssen nur die Worte lernen und ihre Macht in sich aufnehmen und schon können sie diesen Schrei anwenden. Das ist aber eine lange Geschichte und niemand weiß so genau, warum es Drachengeborene gibt. Man sagt, die Götter schicken ein Drachenblut, wenn die Welt in größter Not ist. Aber ob das stimmt oder nicht, weiß ich nicht. Keiner konnte je beweisen, warum es so ist. Und wie es das Schicksal so wollte, fließt in meinen Adern das Blut der Drachen“, erklärte sie bitter und blickte sich um.
 

Sie war erleichtert, dass die Gänge und die Geräusche nicht ihrem Traum ähnelten. Hier zischte und stampfte nichts, sondern sie hörte nur leises piepen und rauschen. Law hielt vor einer Eisentür und drückte diese auf. Auch der Raum, war zu ihrer Freude anders gestaltet, als der Traumraum. Das Bett stand mittig und an Marcos Bett, sah Is viele Geräte die ihn versorgten. Viele Knöpfe leuchteten und blinkten, und sie hörte die Geräte leise und gleichmäßig piepen. Auch abwechselndes Rauschen ertönte, denn Marco wurde beatmet. Law blieb vor Marcos Bett stehen und Is musterte ihren Kommandanten aus großen, besorgten Augen.

„Lass mich runter“, forderte sie und vorsichtig setzte er sie ab. Sie setzte sich auf Marcos Bettkante und strich ihm immer wieder über die Hand.

„Marco“, flüsterte sie und griff seine Hand mit beiden Händen. Langsam senkte sie ihren Blick und ihr Gesicht legte sich in Schatten. Einzig ihren Mund erkannte Law noch, der schmerzvoll verzerrt war. Fest presste sie die Zähne aufeinander. Gelassen lehnte sich der Arzt an die Wand und wartete auf sie.

„Das ist alles meine Schuld“, flüsterte sie nach einer Weile und Law blickte wieder zu ihr. Erschrocken stellte er fest, wie Tränen über ihre Wangen flossen, ihr vom Kinn tropften und direkt auf Marcos Hand landeten.

„Alles meine Schuld...“, wimmerte sie und schniefte leise.

„Sterb mir hier bloß nicht weg, Ananas! Hörst du?! Wenn du stirbst, komm ich höchst persönlich im Totenreich vorbei und verpass dir ´nen Nackenschlag!“, knurrte sie wütend und hob ihren Kopf. Tränen perlten von ihren Wimpern und traurig musterte sie Marcos schlafendes Gesicht.

„Ich muss jetzt zurück in mein Zimmer, Marco. Ich muss selbst noch etwas Kraft tanken, aber ich komm bald wieder. Versprochen“, hauchte sie ihm zu, wischte sich die Tränen von ihrer Wange und blickte Law an. Dieser nickte ihr zu, hob sie erneut hoch und brachte sie zurück auf ihr momentanes Zimmer. Bepo verpasste ihr noch einen frischen Verband und sie wurde zurück ins Bett verbannt. Und zu allem Übel, spritzte Law ihr noch erbarmungslos ein Schmerzmittel und sie schlief kurz danach friedlich ein. Eine ganze Weile, leistete er ihr noch Gesellschaft und beobachtete sie beim schlafen, bis er gegen Abend seine eigenen Gemächer aufsuchte, um sich auszuruhen und endlich was zu essen. Denn er hatte die letzten 24 Stunden, nichts anderes getan, als sich um seine aktuellen Patienten zu kümmern und die Müdigkeit, war ihm fest ins Gesicht geschrieben.

Zweifel

Leise Schritte näherten sich Isbjorgs Bett, indem sie friedlich schlief. Es war noch früher Morgen und Laws Crew hatte sicher nicht damit gerechnet, jetzt schon Besucher aus Whitebeards Crew anzutreffen. Und schon gar nicht ihn! Deswegen beschloss auch Law, so verschlafen wie er auch sein mochte, sich vor Isbjorgs Tür zu postieren, denn er traute dem Frieden nicht.
 

„Ähm... Hallo, Isbjorg“, murmelte die Person leise und seufzte unsicher.

„Ich weiß, dass du mich hasst. Zurecht hasst, aber ich habe dich nicht verraten. Ich bin kein Verräter mehr, zumindest will ich keiner mehr sein und das musst du mir glauben. Und was dir passiert ist, tut mir schrecklich Leid. Eines kannst du mir glauben, schöne Feindin. Auch wenn ich dich genauso wenig mag, wie du mich. Hätten mich nicht Marcos Männer festgehalten und aus der Menge mobilisiert, ich hätte mein Schwert gezogen und die Elfen angegriffen, nur um dich zu beschützen. Aber denk nicht, ich hätte es getan, weil ich irgendwelche Sympathien für dich hege. Ich hätte es zum einen für Whitebeard getan und für die Ehre der Nord. Denn obwohl du meine Feindin bist, wir sind dennoch Bruder und Schwester. Whitebeards Kinder und Stammesgeschwister“, flüsterte er ihr zu und seufzte erneut.

„Weißt du eigentlich warum ich auf diesem Schiff bin? Nein... vermutlich nicht. Als ich damals den Sturmmänteln den Rücken zu wand, habe ich das nicht aufgrund irgendwelcher Ehrvorstellung oder Sonstigem getan. Ich habe es getan, weil ich es für richtig empfand. Ich bin gegangen, weil ich mein Land liebe und gehofft hatte, die Kaiserlichen tun dies auch. Doch die Kaiserlichen sind nicht anders, wenn nicht noch schlimmer, denn sie buckeln vor den Elfen. Ich habe auch versucht die Einstellung meiner Einheit, in der ich eingeteilt war, zu verändern. Sie davon zu überzeugen, dass es nicht um einen Streit geht, sondern um ein Land. Ein wundervolles Land. Das Land, welches ich Heimat nenne. Doch wurde mir damit gedroht, mich mundtot zu machen. Wegzusperren, wegen Hochverrats, wenn ich diese Phrasen nicht unterlasse. Und das war mir irgendwann zu viel. Ich bin geflohen. Weg von der Armee, den Elfen und meinem geliebten Land. Und dann lernte ich Thatch kennen und später dann den Rest. Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so lebendig gefühlt. Wusstest du, dass ich unter meiner Kaiserlichen Kriegsrüstung, trotz aller Verbote, immer ein Talosamulett trug? Ich will nicht hier ankommen und einen auf Gutmensch machen, Isbjorg. Ich habe viele Fehler begangen, von denen ich einige bereue, aber auch andere nicht bereue. Ich will auch nicht, dass du mich plötzlich magst. Ich will lediglich, das du mich verstehst. Und ich will dich verstehen. Denn vielleicht können wir so, eines Tages zusammen auf diesem Schiff leben, ohne Mordgedanken und Hass. Zwar nie als Freunde, aber dennoch als Kameraden. Und nun ja... Ich wollte nur, dass du das weißt“, erzählte er weiter und senkte beim Flüstern immer mehr den Kopf, bis er nur noch seine Füße sah.
 

„Du bist ein Idiot, Vitus“, murmelte Is und öffnete ein Auge.

„Aber ein ehrlicher Idiot“, ergänzte sie ihren Satz.

„Und du ein dummes Kind. Und trotzdem bin ich hier. Also, was sagst du?“, fragte er und verzog zweifelnd das Gesicht. Ihm war es furchtbar unangenehm, hier alleine mit ihr in einem Raum zu sein.

„Einverstanden. Wie kommt es, das du hier bist? Glauben sie dir und haben dich nicht im Unterdeck angekettet?“

„Ich... wurde weggesperrt. Eigentlich, bis die Sache aufgeklärt wird. Aber ich habe lange mit Vater gesprochen und ihn oft darum gebeten, dich sehen zu dürfen. Mit dir zu sprechen. Letztendlich hat er eingewilligt. Er will einfach nur wissen ob ich ein Verräter bin, oder nicht“, erklärte Vitus und blickte ihr ernst in die Augen.

„Bist du nicht, das werde ich Vater auch sagen. Natürlich dachte ich im ersten Moment, du wärst ein Verräter. Immerhin hattest du allen Grund dazu. Und du hast schon einmal Verrat ausgeübt, wo ich auch mit drin verwickelt war. Aber so tief würdest nicht einmal du sinken. Vielleicht gibt es einen Verräter, vielleicht auch nicht. Oder ich wurde von der Marine identifiziert, als sie diese Insel angegriffen hatten. Keine Ahnung. Oder jemand anderes hat mich auf der Insel identifiziert. Spätestens nachdem ich in meiner Kampfkleidung auf dem Platz erschien, erkannten mich einige. Law zum Beispiel. Mein Steckbrief ist wohl nicht so unbekannt, wie ich gehofft hatte. Aber ich glaube nicht, dass du so dumm bist und die komplette Whitebeard Crew verraten würdest. Auch wenn du so dumm aussiehst“, murrte sie und er schnaubte verächtlich.

„So charmant, wie eh und je. Trotzdem danke, dass du das so siehst. Ich will euch nicht verlassen, denn dank Vater habe ich hier meine Familie gefunden und fühle mich großartig. Auch wenn ich gezwungen bin, dich zu ertragen. Und Olaf. Aber jetzt gehe ich wieder zurück aufs Schiff. Whitebeard kommt gleich vorbei. Er wollte noch frühstücken“, murmelte Vitus abgehackt und stand auf. Als er die Tür erreichte, erhob Isbjorg noch einmal die Stimme.
 

„Danke, für deinen Besuch. Wir sehen uns auf dem Deck der Moby Dick, Holzkopf“. Lächelnd schüttelte er den Kopf und öffnete die Eisentür. Und als er gerade verschwand, schlenderte Law in ihr Zimmer.

„Guten Morgen, Doc“, trällerte Is ihm fröhlich entgegen und er schlenderte zu ihrem Bett.

„Guten Morgen. Wie geht es dir heute?“, murmelte er zufrieden und lächelte keck.

„Dank dir wieder besser. Aber es wird noch lange dauern, bis ich wieder Fit bin. Du siehst müde aus. Hast du wenig geschlafen?“, fragte sie und Law nickte.

„Vier Stunden, wenn ich Glück hatte. Ich lege mich später noch eine Runde aufs Ohr, sobald ihr versorgt seid“, nuschelte er und streckte sich. Dann setzte er sich zu ihr mit aufs Bett und musterte kritisch ihr Gesicht.

„Du hast wieder Farbe im Gesicht. Das ist gut“, erklärte er und gähnte. Mitfühlend lächelte sie ihn an und kraulte ihm über den Rücken.

„Oho, wird da jemand zutraulich?“, neckte Law sie und Is grinste.

„Ach was. Ich doch nicht“, kicherte sie und setzte sich auf.

„Danke das du dir so viel Mühe gegeben hast. Du hast Marco und mir das Leben gerettet und das bedeutet mir eine Menge“, murmelte sie und senkte betrübt den Blick.

„Schon okay, Kleines“, sprach er belustigt und wuschelte ihr durch die – ohnehin schon zerzausten – Haare.

„Und was schaust du jetzt so traurig? Es ist doch alles gut“, versuchte er sie aufzumuntern, legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf ein Stück an. Irritiert blickte Is ihm in die kalten, aber wunderschönen Augen. Trocken schluckte sie und spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Und als Law dies bemerkte, lachte er schallend auf und streckte ihr die Zunge raus.

„Hey!“, protestierte Isbjorg beleidigt und schlug ihm gegen die Brust.
 

„Willst du mal versuchen aufzustehen?“, fragte Law sie nun und begeistert nickte Is.

„Gerne“, antwortete sie ihm grinsend und er stand auf. Vor ihrem Bett wartete er und hielt ihr seine Hände hin. Isbjorg streifte die Decke bei Seite und schwang vorsichtig ihre Beine aus dem Bett. Ihre Beine waren von Wunden übersät und enttäuscht musterte sie die Schnitte und die blauen Flecken.

„Das heilt wieder“, murmelte er, ihrem Blick folgend und nickte zuversichtlich. Vorsichtig griff sie nach seinen Händen und stellte fest, wie weich sie doch waren. Denn dafür, dass er unter anderem mit einem Schwert kämpfte, überraschte sie diese Erkenntnis. Langsam zog sie sich hoch. Und obwohl ihre Muskeln anfingen zu zittern, konnte sie sich halten. Law ging langsam Rückwärts und sie folgte ihm. Grinsend ließ sie seine Hände los und wagte einige Schritte durch den Raum.

„Okay. Also ich habe zwar Schmerzen, bei den Bewegungen, aber ich kann es aushalten. Und jetzt möchte ich gerne duschen gehen“, erklärte sie fröhlich und Trafalgar Law seufzte.

„Das wird schwierig. Du trägst viele Verbände“, murmelte er und sie zuckte mit den Schultern.

„Für eine kurze Dusche, kann man die ja wohl auch abnehmen. Ich passe auch auf, versprochen“.

„Na gut. Aber ich würde dir nicht das Allgemeine Badezimmer empfehlen, von meiner Crew. Man kann dort nicht abschließen. Aber du kannst in meiner Kajüte duschen, wenn du willst. Und wenn du fertig bist, schicke ich dir Bepo rein, der dann deine Verbände neu anlegen soll“, erklärte er und Isbjorg nickte.

„Sehr gut. Dann auf zu deiner Kabine, Doc“, freute sie sich und salutierte. Grinsend hielt er Is seinen Arm entgegen, weil er sich sicher war, dass sie noch keine weiteren Strecken gehen konnte. Also gab er ihr direkt die Stütze, die Isbjorg dankbar annahm.
 

In seiner Kajüte, half er ihr noch in sein Badezimmer, legte ihr Handtücher bereit und schloss die Tür beim rausgehen. Während kurz darauf leise die Dusche rauschte, setzte er sich gemütlich auf sein Sofa, lehnte sich zurück und döste einen Moment. Er war wirklich todmüde, doch war es ihm jetzt wichtiger, dass Isbjorg wieder möglichst Fit wurde. Zumal es ihm ziemlich auf die Nerven ging, dass hier die Whitebeard Piraten rein und raus gingen, als wäre es ihr Schiff. Und er war der Meinung, sie hatte es nicht verdient, so verletzt zu sein. Grübelnd dachte er an all ihre Verletzungen und die lange OP, die sie letztendlich gerettet hatte. Dieses Elfenpack, hatte ganz Arbeit geleistet und sie schwer verletzt. Nicht nur, dass sie fast verblutet wäre, nein sie haben ihr auch erfolgreich wichtige Organe verletzt, die Law nur mit viel Mühe und Geduld wieder zusammen flicken konnte. Und dass sie nun wieder stehen konnte, überraschte ihn sehr. Sie hatte einen extrem starken Lebenswillen und in seinem Dämmerzustand, fragte er sich, woher sie diesen starken Willen nahm. Selten sind ihm Menschen begegnet, die so beeindruckende Überlebensinstinkte hatten. So gerne hätte er sie, als festes Crew Mitglied in seiner Mannschaft. Denn er war absolut fasziniert von ihr und ihrem Wissen über die Alchemie. Und wie gerne würde er sie und ihre Lebensgeschichte studieren. Einfach stundenlang mit ihr zusammen sitzen und reden. Obwohl er nie der große Redner war, genoss er die Gespräche mit Isbjorg.
 

Geschockt riss Law auf einmal die Augen auf, denn eine verwirrende Erkenntnis traf ihn, wie ein Blitz. War er etwa verliebt? Er, die Herzlosigkeit in Person, verliebt in das rotzfreche Nordmädchen, aus Whitebeards Crew? Nein, das konnte nicht sein. Er war noch nie verliebt. Zwar von der Frauenwelt durchaus angetan, aber nie hin und her gerissen, von so albernen Gefühlen. Verärgert schüttelte er mit dem Kopf. Nein, das wollte er nicht hinnehmen und sagte sich selbst, in einem endlos langen Mantra, er wäre nur zu müde und sein Kopf spiele ihm einen Streich.

„So ein Quatsch“, flüsterte er sich zu und lächelte belustigt, als seine Badezimmertür aufging. Im Türrahmen stand Isbjorg, mit dem großen Handtuch um den Körper, dem Kleinen um die Schultern und einem frechen Grinsen.

„Hey, Super Doc. Hast du was zum anziehen für mich? Dieses komische Nachthemd, in welches ich gesteckt wurde, ist voller Blut“, gluckste sie, aufgrund seines verdatterten Blickes.

„Also wenn es nach mir ginge, könntest du den ganzen Tag nur so herum laufen“, grinste er breit und musterte ihren Körper. Das er verliebt sein könnte, war natürlich absolut lächerlich, was aber nicht hieß, dass er sie nicht durchaus anziehend fand. Immerhin war die kleine Barbarin, eine attraktive Frau.

„Das hättest du wohl gerne, was? Kleiner Lüstling“, neckte sie ihn und streckte ihm frech die Zunge heraus.

„Natürlich“, neckte er sie zurück und zuckte mit den Schultern, stand dann aber auf und öffnete eine Kommode.

„Und du ziehst freiwillig Männersachen an?“, fragte er noch grübelnd und blickte über seine Schulter zu Isbjorg.
 

„Klar. Marco hat mir auch schon Kleidung geliehen. Mich stört das nicht“, erzählte sie beiläufig und lehnte sich an den Türrahmen, denn ihr Körper schmerzte langsam immer mehr.

„Na fein. Ich hoffe sie sind dir nicht all zu groß“, murmelte Law und warf ihr eine schwarze Dreiviertel Hose zu und ein gelb-schwarzes T-Shirt zu. Geschickt fing sie diese auf und verschwand wieder im Bad.

„Ich trockne mich nur schnell ab und dann kann Bepo mich wieder einwickeln“, rief sie ihm zu und schloss die Tür.
 


 

Nachdem Isbjorg erfolgreich wieder verbunden war und angezogen, kam sie vorsichtig wieder aus dem Bad und wurde intensiv von Law gemustert.

„Also das Shirt steht dir. Allgemein sieht unser Piratenzeichen, an dir echt großartig aus“, versuchte er noch einmal sein Glück und grinste frech. Das schwarz-gelbe T-Shirt, war ihr zum Glück nicht so groß, wie die Hose und es prangerte sowohl am Shirt, sowie an der Hose das Zeichen der Heart Piraten. Auf dem gelben T-Shirt war das Zeichen schwarz und auf der schwarzen Hose, wie nicht anders zu erwarten, gelb.

„Na ja, ich weiß ja nicht...“, murmelte sie und musterte sich.

„Und nein, ich gehöre zu Whitebeard. Also spar es dir, Stinker“, grummelte sie und humpelte zu ihm herüber. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa sinken.

„Versuchen kann man es ja...“, antwortete Law und lehnte sich wieder zurück. Is musterte ihn kurz, lachte auf und lehnte sich an seine Schulter. Law spürte wie sein Ärmel ein bisschen nass wurde, denn ihre Haare waren noch immer feucht.

„Jetzt bin ich kaputt. Das war doch anstrengender, als ich dachte. Kurz verschnaufen und dann möchte ich noch einmal nach Marco sehen. Warst du heute schon bei ihm?“, fragte Is und er nickte.

„Ja, aber nur kurz. Er macht gute Fortschritte. Wenn seine Teufelskräfte weiter so arbeiten, müsste er heute irgendwann aufwachen“, erklärte er kurz und gähnte herzhaft.
 

„Bringst du mich zu ihm?“, fragte sie leise und umarmte seinen Arm. Mit einem Nicken, packte er sie vorsichtig am Rücken und sie standen gemeinsam auf. Er musste sie diesmal kräftiger stützen, denn derzeit waren ihre Kraftreserven noch recht gering. Und so führte er sie durch das U-Boot und gemeinsam betraten sie Marcos Kabine. Noch immer schlief er friedlich und laut Law, hatte er noch einiges an Betäubungsmitteln im Blut, damit seine Teufelskräfte sich intensiver um seine inneren Verletzungen kümmern konnten.

„Schon erstaunlich, dass die Teufelskräfte doch so intensiv arbeiten können, selbst wenn der Besitzer betäubt ist“, nuschelte sie und setzte sich erschöpft auf Marcos Bettkante. Wieder griff sie seine Hand und redete leise auf ihn ein.

„Hallo Marco. Ich hoffe du kommst bald wieder auf die Beine. Alle machen sich schreckliche Sorgen um dich. Vater kommt uns bald wieder besuchen. Und du errätst nie, wer mich heute schon besuchen kam. Vitus stand heute früh auf einmal in meinem Zimmer und textete mich zu. Ich war ziemlich überrascht, wie du dir sicher vorstellen kannst. Werd schnell wieder fit, okay? Und wenn du wach bist und aufstehen darfst, kommst du mich gefälligst auch mal besuchen! Ich werd leider nicht so schnell geheilt, wie du. Und ich muss mich hier durch die Gegend quälen, nur um dich Ananasschädel besuchen zu können. Das wird allmählich unfair, mein Lieber. Wir sehen uns, Marco“, sprach sie belustigt und grinste Law an. Dieser konnte das nicht mehr mit ansehen, wie sie sich hier herum schleppte vor Schmerzen. Deswegen packte er sie wieder unter den Beinen und am Rücken und hob sie hoch. Behutsam brachte er seine Patientin wieder Richtung ihres Zimmers. Und gerade als beide durch die Tür traten und diese sich schloss, öffnete Marco langsam die Augen. Isbjorgs belustigte, aber dennoch besorgte Stimme, hatte es tatsächlich geschafft, den alten Sturkopf aus dem Reich der Träume zu locken.
 

Erschöpft und verwirrt stöhnte er auf und blickte sich langsam um. Ihm drehte sich alles und ihm war unheimlich schlecht. Außerdem hatte er Durst und sein Hals fühlte sich an, als wäre er entzündet und trocken. Er begutachtete gerade die Geräte, die ihn versorgten und merkte, wie er beatmet wurde. Auch klangen ihm Isbjorgs Worte noch immer in den Ohren.

>Was... was geht hier vor sich?<, fragte er sich und seine Gedanken kamen ihm so weit entfernt vor. Angestrengt versuchte er selbst zu atmen und hustete sogleich kräftig los, als seine Tür aufging. Bepo stand im Raum und blinzelte Marco überrascht an.

„Oh du bist wach! Das ist gut!“, freute sich der Bär und Marco versuchte zu sprechen. Er wollte den Bär anschnauzen und eine Erklärung verlangen, doch außer einem röchelnden Ton, brachte er nichts heraus.

„Nun bleib ruhig und rühr dich nicht vom Fleck. Ich hole meinen Käpt´n“, erklärte der Bär und flitzte davon. Vor Isbjorgs Tür blieb er stehen und klopfte an.

„Ja?“, ertönte Laws Stimme und Bepo trat ein. Er sah seinen Kapitän an Isbjorgs Bett stehen, wie er der Nordfrau gerade den Blutdruck miss. Auch Whitebeard saß im Raum, denn er hatte schon eine Weile auf seine Tochter gewartet, als sie noch in den Gängen unterwegs war.

„Law? Marco ist aufgewacht“, erklärte Bepo aufgeregt und überrascht richtete sich Law wieder auf. Auch Isbjorg liegender Körper, schoss in die Höhe und grinste Bepo breit an.

„Wirklich? Das ist ja großartig! Ich muss sofort...“, japste sie überrascht auf, wurde aber gestoppt, als Laws Hand ihre Stirn fest packte und zurück in die Kissen drückte.

„Du musst? Ich sage dir was du musst. Du musst sofort liegen bleiben!“, murmelte er streng und ging durch den Raum.

„Sie hat absolute Bettruhe und darf erst mal nicht aufstehen. Ihr Blutdruck ist viel zu hoch“, erklärte Law noch kurz und verschwand mit Bepo. Whitebeard verstand, dass er jetzt wohl zum Aufpasser beordert wurde, bis Law fertig war und seufzte seine schmollende Tochter an.

„Unfair...“, murrte sie und Whitebeard lachte auf.

„Du hast ihn gehört. Bleib liegen und sammle Kraft“, sprach er leise und Is hörte seine Fürsorge. Vorsichtig nickte sie und starrte stumm die Raumdecke an.
 

„Du, Pops?“, fragte sie nach einer Weile, wo sich die beiden nur angeschwiegen hatten.

„Ja?“

„Das war ne ganz schöne Scheiße auf der Insel, oder?“, fragte sie und irritiert schaute der Alte sie an. Denn er hörte ihre zweifelnde, fast weinerliche Stimme deutlich heraus.

„Ja...“, bestätigte er und Is kaute sich auf der Unterlippe herum. Sie spürte wie ihre Augen drohten, wieder feucht zu werden und kniff diese kurz zusammen.

„Vater?“, fragte sie erneut und sah im Seitenblick, wie er ihr zunickte.

„Ist es gut, dass ich deine Tochter bin?“, fragte sie ganz leise und eingeschüchtert. Eine Wendung, die überhaupt nicht zu der toughen Nordfrau passte.

„Natürlich ist es gut. Wie kommst du nur auf so dumme Gedanken?“

„Weil... weil das alles meine Schuld ist!“, japste sie auf und drehte ihren Kopf zu Whitebeard. Ihr Gesicht spiegelte bittere Traurigkeit und Schmerz wieder.

„Wegen mir, sind drei Crewmitglieder gestorben!“, sprach sie angestrengt und eine Träne sammelte sich in ihrem Augenwinkel. Sie kämpfte mit sich, denn sie wollten nicht schon wieder losheulen, wie ein schwacher Milchtrinker. Sie hasste es zu weinen. Und in der Zeit auf der Moby Dick, hatte sie mehr geweint, als in ihren drei Jahren im Exil. Vom starken Zweifel gepackt, über ihre Existenz auf Whitebeards Schiff, biss sie sich auf die Unterlippe und starrte wieder die Decke an.
 

„Es ist sehr traurig, dass die Drei von uns gegangen sind. Aber du kannst dir nicht die Schuld dafür geben. Wir wären eines Tages so oder so an diese Elfen geraten. Und wer weiß, was dann passiert wäre, denn ohne dich und dein Wissen, wäre wir überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Diese Thalmor, wie du sie nennst, breiten sich auf der Grand Line aus, wie ein Virus. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass sie Bündnisse mit der Weltregierung schließen und sich auch schon in die Marine eingebracht haben. Warum, weiß ich nicht. Aber sie stellen eine enorme Bedrohung dar. Gib dir nicht die Schuld, für das Verhalten dieser Wesen“, erklärte Whitebeard und vorsichtig nickte sie. Nachdenklich blickte sie wieder zu dem alten Mann und grübelte. Sie verstand nicht, warum die Thalmor sich nun so aktiv, in das Geschehen auf der Grand Line einmischten.
 

„Vitus war übrigens hier“, wechselte sie das Thema, denn es brachte nichts, sich jetzt über die Elfen und deren Motive, den Schädel zu zerbrechen.

„Ja, ich habe es ihm gestattet“, erklärte Whitebeard und Is nickte.

„Ich weiß. Er hat eine ganze Weile zu mir gesprochen und mir Vieles erklärt. Und ganz ehrlich? Ich bezweifle, dass er ein Verräter ist. Natürlich war mein erster Gedanke, dass er Schuld sei. Aber Ich denke, ich habe mich geirrt“, murrte sie. Denn wenn sie etwas genauso hasste wie Weinen, oder die Elfen, dann war es Unrecht zu haben.

„Bist du sicher?“, fragte Whitebeard nach, doch hörte sie seine Erleichterung in der Stimme. Vorsichtig nickte sie.

„Er ist zwar dumm wie eine Hummel, aber er meinte es gut. Und ich bin sicher, er hätte ebenfalls sein Schwert gegen die Elfen erhoben“, erklärte Isbjorg noch und kicherte los, als sie seinen tadelnden Blick bemerkte.
 

...
 

Law stand in Marcos Zimmer, überprüfte die Ergebnisse auf den Monitoren und beäugte nebenher seinen Patienten. Marco hingegen passte das alles gar nicht. Er konnte sich kaum bewegen, kaum alleine atmen und ans sprechen war erst gar nicht zu denken. Und dann musste er es auch noch über sich ergehen lassen, dass Law ihn behandelte. Schlimmer ging es für den Phönix doch nicht mehr! Aus diesem Grund warf er Law, seit dieser die Kajüte betreten hatte, einen finsteren Blick, nach dem anderen zu.

„Jetzt schau mich nicht so böse an, mir macht das nämlich auch keinen Spaß. Und wenn ich ehrlich bin, ich hätte dich liegen lassen. Genauso wie ich die anderen Verletzten liegen gelassen hatte. Nur warst du, im Gegensatz zu den anderen, weitaus schwerer verletzt. Du liegst nur hier, wegen Isbjorg! Also sei lieber dankbar, dass du lebst“, murmelte Law und überprüfte Marcos Puls. Als Isbjorgs Name fiel, wurden Marcos Augen einen Moment groß und er versuchte wieder zu sprechen. Doch endete dieser Versuch in einem schlimmen Hustenanfall und er gab es vorerst auf.
 

„Ihr geht es soweit gut. Sie wurde furchtbar verletzt, aber ist auf dem Weg der Genesung. Das hat sie unter anderem meinem schnellen Einschreiten zu verdanken und ihrer Alchemie. Als sie gerade aus dem OP Saal kam, brachte mir irgend so ein haariger Kerl, aus eurer Crew, ihre Heilungstränke. Erstaunliche und vor allem nützliche Tränke. Sie war heute sogar schon auf den Beinen und ist gelaufen. Bei dir war sie ebenfalls schon, falls du das mitbekommen hast“, murmelte Law distanziert und Marco nickte vorsichtig.
 

„Deine Teufelskräfte leisten saubere Arbeit. Ruhe dich noch eine Weile aus und du müsstest bald wieder auf den Beinen sein. Und was das Sprechen angeht. Dieser Zustand wird wohl auch nicht mehr lange anhalten“, erklärte Law und verließ sein Zimmer wieder. Nachdenklich blickte Marco ihm hinterher. Kaum war die Tür zu, wand der Phönix seinen Blick Richtung Zimmerdecke.

>Ihr geht es gut... Jetzt bin ich erleichtert. Diese Nervensäge bereitet einem nichts als Sorge!<, murrte er in Gedanken und schloss die Augen. Kurz darauf, fiel er in einen leichten Schlummer und döste noch bis zum Nachmittag weiter.
 


 

„Bist du wirklich sicher, dass du schon aufstehen willst?“

„Ja. Bring mich zu Isbjorg“, forderte Marco. Seine Stimme war noch leise und klang so kratzig, als wäre er furchtbar erkältet. Doch konnte er immerhin wieder sprechen. Und alleine atmen. Ob er aufstehen konnte, wusste er noch nicht. Aber das wollte er ja nun ausprobieren.

„Das hier ist nicht dein Schiff! Du kannst mich nicht einfach so herum kommandieren!“, zischte sein Gegenüber und fing Marcos kühlen Blick auf.

„Entschuldigung!“, stammelte Bepo und verbeugte sich flink. Leise seufzte Marco.

„Bitte, Bär. Würdest du mich zu ihr bringen?“, fragte nun der Phönix und zeigte Einsicht. Immerhin hatte ihn Bepo gepflegt. Und der weiße Kampfbär, konnte ja nichts für seinen lästigen Kapitän, laut Marcos Meinung. Der Bär nickte und schloss Marco vom EKG ab. Dann half er ihm beim Aufstehen.
 

Zwar war Marco noch ziemlich wackelig auf den Beinen, aber zu seiner Erleichterung nicht so schlimm, dass er unbedingt im Bett bleiben müsste. Er war sich sicher. Noch eine Nacht und er war wieder der Alte. Es dauerte auch nicht lange, da standen die beiden, vor Isbjorgs Kajüte. Bepo führte ihn hinein und grinsend blickte sich Marco um. Die Crew machte sich wohl sehr Sorgen um die Nordfrau. Denn überall standen Blumen und Karten mit Genesungswünschen. Neben ihrem Bett stand sogar ein riesiger Stoffbär und Marco war sich sicher, der konnte nur von Ace oder Thatch stammen. Kopfschüttelnd ging er vorsichtig zu ihrem Bett. Piraten und Stofftiere. Das passte seiner Meinung nach, überhaupt nicht zusammen. Vorsichtig warf er einen Blick in ihr Bett und sah Isbjorg friedlich schlafen. Lächelnd nahm Marco platz und warf einen flüchtigen Blick zu Bepo. Der Bär verstand und ging zur Tür.

„Ruf einfach wenn du fertig bist“, flüsterte dieser und verschwand raus auf den Flur.
 

Langsam legte er seine Hand auf ihre und musterte sie besorgt. Obwohl sie bestmöglich versorgt war und auch wieder um einiges gesünder aussah, wie auf dem Schlachtfeld, sah sie dennoch ziemlich mitgenommen aus. Marco spürte wie sich ihre Hand unter seiner bewegte und sie brummte leise auf. Ein kleines Lächeln huschte über Marcos Lippen, als sich langsam ihre Augen öffnete. Verwirrt blickte sie Marco, aus verschlafenen Augen an, ehe sie registrierte, dass er es wirklich war und putzmunter hier vor ihr saß. Langsam richtete sie sich auf, denn sie befürchtete schon, dass es erneut ein Traum war. Langsam hob sie ihre freie Hand zu seinem Gesicht und betastete seine Wange.

„Marco...“, flüsterte sie und lächelte immer breiter.

„Wer denn sonst, Nervensäge?“, fragte er und grinste frech.

„Du lebst!“, rief sie die Worte der Erleichterung aus und schlang ihre Arme um ihn.

„Hey, hey. Nicht so stürmisch. Ja ich lebe. Und du zum Glück auch. Wie geht es dir?“, fragte er leise.

„Es geht. Könnte besser sein. Und dir?“, fragte sie nun ihn, immer noch in fester Umarmung.

„Ich bin eigentlich nur unheimlich müde und mein Brustkorb schmerzt, aber ansonsten bin ich okay“.
 

„Jage mir nie wieder so eine Angst ein!“, knurrte sie wütend und vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. Überrascht senkte er seinen Blick auf ihren Hinterkopf, legte dann seine Hand auf diesen und seufzte erleichtert.

„Deine Eltern wurden also von Banditen getötet?“, fragte er leise und sie zuckte überrascht zusammen. Mit dieser Frage hätte sie nicht gerechnet. Zumindest noch nicht so früh. Vorsichtig nickte sie, immer noch das Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben.

„Ja. Und seitdem habe ich mich alleine durchgeschlagen. Das war alles andere als einfach. Und für ein Kind besonders schwer. Meine Eltern waren Abenteurer und so packte sie irgendwann das Fernweh. Und obwohl ich noch so klein war, zogen wir durch Tamriel. Sehr früh haben sie mir alles beigebracht, um in der Wildnis zu überleben. Als ich sechs Jahre alt war, hielt ich schon meinen ersten Bogen in der Hand“, lachte sie leise und dachte an ihre Kindheit.

„Ich hatte eine großartige und spannende Kindheit. Mein Vater war jahrelang in Valenwald unterwegs gewesen. Noch bevor er meine Mutter kennen lernte. Und die Bosmer dort, haben ihn im Bogenschießen unterrichtet. Er war ein meisterhafter Schütze und hat mir alles beigebracht, was man wissen muss. Mit sieben habe ich schon meinen ersten Hirsch erlegt. Wie stolz damals mein Vater war. Das werde ich nie vergessen. Und meine Mutter war eine begnadete Alchemistin. Auch sie hat mir alles Wichtige beigebracht. Und das Interesse an der Alchemie, hat mich niemals verlassen. Und dank meiner alchemistischen Vorkenntnisse konnte ich damals auch überleben“, erklärte sie weiter und Marco hörte gespannt zu.
 

„Nach ihrem Tod bin ich geflüchtet. In die nächst beste Stadt. Anfangs habe ich dort kleinere Arbeiten ausgeführt und mir ein bisschen Geld angespart. Und dann bin ich zu einem Alchemist, der mich dann aufgenommen und weiter ausgebildet hat. Ich hatte noch nicht einmal das Ziel, bei ihm unter zu kommen. Aber er hat es noch nie gesehen, dass ein zwölf jähriges Mädchen in der Lage war, einen komplexen Heiltrank zu brauen. Und so lebte ich weitere zwei Jahre bei ihm, bis ich eine neue Familie fand. Denn mein ehemaliger Meister war tot“, lachte Isbjorg leise auf. Marco hörte genau die Gehässigkeit heraus.

„Tot? Was ist passiert? Altersschwäche?“, fragte er vorsichtig, denn ihr unerwartetes Lachen, verwunderte ihn.

„Nein. Er war ein Hochelf. Die leben ziemlich lange. Ich habe ihn getötet“, erklärte sie und kicherte.

„Was? Wieso das?“

„Sagen wir es so. Er hat mir... unerwünschte Avancen gemacht. Dann habe ich ihn getötet. Es hat mir gefallen und dann habe ich wieder getötet. Und dann fand mich die Dunkle Bruderschaft, die Assassinen Gilde. Sie haben mich aufgenommen und versorgt und ich durfte weiter an der Kunst des Tötens feilen. Und als ich in Elswyr war, wurde mir das Angebot gemacht, die Ausbildung zur Meister Assassine zu machen. Ich sagte zu und ich wurde so ausgebildet, wie du mich nun kennen gelernt hast. Ich musste hungern, dursten, kämpfen. Ich sprang von Klippen und du ahnst ja gar nicht, wie oft ich mich schwer verletzte. Außerdem wurden meine Sinne geschärft. Ich habe nur alleine ein halbes Jahr damit verbracht, mit verbundenen Augen zu leben und ständig angegriffen zu werden. Immer mehr schärfte sich mein Gehör und meine Reaktionen. Das Schmieden habe ich nebenher gelernt, in Hochfels, bei einem Orkclan. Wie du siehst, kommen meine Fähigkeiten nicht von irgendwo her, sondern da steckt verdammt viel Arbeit dahinter. Jahre verbrachte ich damit Blut und Schweiß zu schwitzen, aber ich habe überlebt. Und erst dann habe ich gespürt, dass mein Geist nun offen war, für das wahre Leben. Das Leben einer Kämpferin, die sowohl das Licht, als auch den Schatten in sich trägt. Aber ich bin noch lange nicht auf den Höhepunkten meiner Stärken. Ich kann mich immer wieder verbessern, wie zum Beispiel im Schwertkampf“, erklärte sie ihm weiter. Is wusste selbst nicht, warum sie ihm das alles erzählte. Sie hatte einfach das Bedürfnis irgendwas zu erzählen und so redete sie.
 

„Du hast viel durch im Leben. Aber das du nie aufgegeben hast, ist deine größte Stärke“, murmelte Marco und überrascht blickte Is auf. So hatte sie das noch nie gesehen. Für sie war es normal, niemals aufzugeben. Das hatte sie von ihren Eltern, nahm sie an. Denn ihre Eltern hatten auch niemals aufgegeben.

„Vielleicht...“, murmelte sie und lehnte sich wieder an. Es tat gut, ihn hier sitzen zu haben. Denn die Angst, dass er noch immer sterben könnte, begleitete sie noch bis zu dem Zeitpunkt, wo er auf ihrer Bettkante saß und sie anlächelte. Is hätte sich niemals verziehen, wenn er dabei gestorben wäre. Es fiel ihr ja schon unheimlich schwer, zu akzeptieren, dass drei Crewmitglieder ihr Leben ließen. Aber wäre Marco nicht mehr da... sie wüsste gar nicht, wie sie damit umgegangen wäre. Für Is war Marco sehr wichtig geworden. Eine Vertrauensperson. Einfach jemand, dem sie sich anvertrauen konnte ohne Angst haben zu müssen, dass er sie nicht Ernst nahm oder sogar auslachte. Einfach als schwach abstempelte. Denn das tat Marco nie. Und das musste sie ihm lassen. Er war ein guter Freund geworden, der sie auf der einen Seite zwar nervte, aber zur anderen hin einfach unersetzbar war. Und für sein Vertrauen, welches er für sie hatte und das Vertrauen, was sie ihm entgegen bringen konnte, war sie ihm unbeschreiblich dankbar. Sie war glücklich. So glücklich wie seit Jahren schon nicht mehr. Und aus diesem Grund drückte sie ihn noch fester an sich und ließ diesen Moment einfach gewähren, so lange wie es möglich war. Auch wenn sich beide größtenteils anschwiegen.
 

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Info: Isbjorgs Erklärung, wie sie zur Assassinen Gilde kam, ist etwas geklaut von Astrid. Astrid ist die Leiterin der Dunklen Bruderschaft von Himmelsrand, die ich in einigen Kapiteln vorher schon einmal erwähnt hatte :)

Zurück an Bord

Ein tiefes, gelangweiltes Seufzen, hallte über das kleine Deck der Death. Isbjorg stand dort, stützte sich an der Reling ab und blickte sehnsüchtig zur Moby Dick. Ihr Heimatschiff stand nicht weit weg und sie hörte ihre Crewmitglieder an Deck toben. Sie verrichteten diverse Arbeiten, oder trainierten. Einige tummelten sich auf der breiten Reling, der Moby Dick und sonnten sich die Bäuche. Ab und zu wurde sie von jemandem an Deck entdeckt und ihr wurde fröhlich entgegen gewunken, was sie stets vorsichtig, aber lustlos erwiderte. Die Tür zum Deck ging auf und Law trat heraus. Er bekam gerade noch mit, wie sie erneut lustlos auf seufzte.

„Na? Ist dir langweilig?“, fragte er und schlenderte zu ihr herüber.

„Mh“, brummte sie und blickte wieder hoch zur Moby Dick.

Law legte locker einen Arm über ihre Schultern und grinste sie an.

„Du vermisst deine Crew, richtig?“, fragte er erneut und Is nickte. Sie legte den Kopf schief und seufzte erneut.

„Du musst deinen Trank noch nehmen“, meinte er und reichte ihr ein Fläschchen mit roter Flüssigkeit. Es war einer von Isbjorgs Heiltränken. Ohne diese Tränke, wäre sie womöglich immer noch an ihr Bett gefesselt, denn der Angriff lag erst vier Tage zurück. Dreimal am Tag trank sie einen Heiltrank, der in Kombination mit Laws Behandlung einfach Wunder wirkte. Sie war mittlerweile so stabil, dass sie problemlos umher gehen durfte und das auch in vollen Zügen ausnutze. Mittlerweile hatte sie schon die komplette Death erkundet und kannte das U-Boot nun in und auswendig. Natürlich konnte sie nur kurze Strecken zurück legen, musste sich häufig ausruhen und abstützen, oder geführt werden. Denn noch wollte ihre Beine nicht so, wie sie es sich wünschte.
 

Marco war schon längst wieder zurück auf der Moby Dick. Er verschwand genau am nächsten Morgen, nachdem er wach wurde und widmete sich wieder seiner Aufgabe als Kommandant. Auch wenn die Crew langsam wieder zum Alltag zurück kehrte, saß die Trauer noch tief. Und sie mussten ja auch noch die Beerdigung ausrichten. Whitebeard wollte, dass seine zwei verstorbenen Söhne und seine verstorbene Tochter eine Seebestattung bekamen, wie sie es verdienten. Und solange wie Isbjorg noch auf dem Schiff von Law „gefangen“ war, wurden die Leichname von Momoka aufbewahrt. Is vermutete, in irgendeiner Kühlkammer auf der Insel. Denn Whitebeard wollte, dass seine komplette Crew anwesend war.
 

Is schluckte ihren Trank unbeeindruckt und blickte gelangweilt Law an.

„Ich werde dich heute noch einmal durch checken. Und wenn ich zufrieden bin, mit dem jetzigen Ergebnis, kannst du wieder zurück aufs Schiff. Nicht das du mir hier noch eine Depression entwickelst. Wir haben unseren Urlaub um ein paar Tage verlängert und ich werde ab und an nach dir sehen“, erklärte Law und sie strahlte ihn begeistert an.

„Na das wird unserem Schiffsarzt gar nicht schmecken, dass du mich weiter behandelst“, kicherte sie und Law zuckte mit den Schultern.

„Mir egal. Du bist meine Patientin und das bleibt auch so lange der Fall, bis wir abreisen“, murmelte er.

„Ich würde auch nichts anderes von dir erwarten“, lachte sie auf und blickte zum Hafen. Dort schlenderte gerade Marco entlang und steuerte die Death an. Und ohne auf Law zu achten, sprang er an Deck und grinste frech Isbjorg entgegen.

„Na Nervensäge. Wie geht es dir?“, fragte er und sie lächelte breit.

„Ich kann vielleicht bald aufs Schiff zurück“, freute sie sich.

„Na das klingt doch gut“, erwiderte Marco und nickte knapp Law entgegen.
 

„Dann würde ich sagen, gehen wir beide jetzt rein und ich checke dich durch“, schlug Law vor und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er Isbjorgs Freude merkte. Er stützte sie und beide gingen zur Tür, die unter Deck führte.

„Ach Phönix. Wenn du wartest, kannst du sie dann gleich mitnehmen. Sie braucht jemanden der sie stützt. Und ich kündige es dir direkt an. Ich werde sie weiter behandeln, solange wir noch auf der Insel sind. Auch wenn ich sie wieder zu euch entlasse“, sprach Law ruhig und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Marco hingegen Blickte ihn zornig an, verschränkte die Arme vor der Brust und nickte dann aber knapp.
 

Etwa eine halbe Stunde später gab Law Isbjorg, behutsam in Marcos Hände. Sie war heute schon den ganzen Tag stur auf den Beinen gewesen und dementsprechend ausgelaugt. Ihre Energie Reserven waren fast vollständig aufgebraucht, aber sie freute sich so wahnsinnig, endlich wieder auf die Moby Dick zurück zu kehren. Und wie sich ihre Crew Kollegen wohl freuen würden? Sie hatte ihre Freunde seit Tagen nicht gesehen, denn Law ging das rein und raus der Whitebeard Piraten so auf den Keks, dass er ihnen schlicht verboten hatte, noch einen Fuß auf sein Schiff zu setzen. Mit Ausnahme von Whitebeard und dieser kurze Besuch von Marco, hielten sich auch alle daran.

„Übertreibe es nicht, ruh dich entsprechend aus und ich schaue heute Abend bei dir vorbei. Deine Sachen bringen wir dir heute Abend gleich mit“, sprach Law und dankbar nickte die Nordfrau. Marco hielt sie am Arm, sowie am Rücken fest und gemeinsam gingen sie von Bord der Death. Langsam setzten sie einen Schritt vor den anderen.

„Vater hat übrigens unseren Urlaub verlängert. Er möchte das sich alle auskurieren, bis es weiter geht“, erklärte Marco, als sie gerade am Hafen entlang gingen.

„Alles klar“, nuschelte Isbjorg erschöpft.

„Geht es noch, oder brauchst du eine Pause?“, fragte der Vize besorgt und Is schüttelte mit dem Kopf.

„Ich kann mich auf unserem Schiff ausruhen. Lass uns weiter gehen“, antwortete sie ihm und holte tief Luft.
 

Beide blickten plötzlich auf, als ein lauter Ruf ertönte. Überrascht blickten sie die Wiese hoch, Richtung Hafenstadt.

„Hallo, Marco!“, rief Elena laut und winkte mit beiden Armen. Sie stürmte die Wiese hinab und rannte, wie von der Tarantel gestochen, zu den beiden herüber. Ohne auch nur im entferntesten daran zu denken abzubremsen, sprang sie Marco entgegen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dieser hingegen war so überrascht und perplex, dass er aus Reflex Isbjorg los ließ und Elena auffing. Wild ruderte Is mit den Armen, ihre Beine knickten ein und sie fiel, eher weniger elegant, auf den Hintern. Zischend atmete sie aus und hielt sich ihren Bauch.

„Oh Marco. Es ist so schön dich wieder heil zu sehen. Ich wollte dich längst besuchen kommen, doch gab es so viel zu tun. Wir mussten so viel in der Stadt reparieren. Wie geht es dir?“, plapperte sie, wie ein Wasserfall los und blickte ihn immer wieder abwechselnd fröhlich und besorgt an. Isbjorg hingegen, brummte genervt auf und seufzte entrüstet.

„Oh nein, Is. Es tut mir Leid“, murmelte Marco sogleich, ließ von Elena ab und hockte sich zu ihr. Doch als er seine Arme nach ihr ausstreckte, um ihr auf die Beine zu helfen, schlug sie diese grob weg. Wütend blitzten ihre Augen auf und sie verzog das Gesicht.

„Pack mich nicht an, du Nichtsnutz! Du lässt mich, wegen dieser dummen Pute fallen?! Schäm dich!“, fauchte sie und warf Elena einen tödlichen Blick zu.

„Na hör mal! Wie würdest du reagieren, wenn jemand auf dich zugesprungen kommt?!“, knurrte er zurück.

„Ich würde ausweichen!“, fuhr Isbjorg ihn zornig an.

„Was bildest du dir...“, zischte Elena auf, die es wohl gar nicht gerne hörte, als dumme Pute bezeichnet zu werden.

„Schnauze, Schneebuckel!“, unterbrach Isbjorg sie und wollte aufstehen, doch ließen ihre Beine dies nicht zu. Marco startete einen neuen Versuch ihr zu helfen, als ein lautes Klatschen ertönte. Marcos Kopf, riss es grob nach links und er starrte geschockt das Hafenbecken an. Isbjorg hatte ihm eine feste, durchaus aussagekräftige Ohrfeige verpasst.

„Ich sagte, du sollst mich nicht anfassen“, flüsterte sie kalt und ihre Augen strahlten bittere Enttäuschung aus.

„BEPO!“, schrie Isbjorg in Richtung Death und kurze Zeit später flog die Tür zum Deck des U-Bootes auf.

„Isbjorg!“, rief der Bär entsetzt, sprang von Bord und rannte zu ihr herüber.

„Was ist passiert?“, fragte er besorgt und zog sie auf die Beine.
 

„Dieser Volltrottel von Phönix, ist nicht einmal in der Lage, mich sicher zurück auf die Moby Dick zu bringen“, knurrte Isbjorg und holte erschöpft Luft.

„Könntest du mich zurück bringen?“, fragte sie leise und warf Marco einen flüchtigen Blick zu.
 

Dieser hockte immer noch am Boden und tastete seine Wange ab. Sein Blick lag weiterhin auf dem Hafenbecken, der Mund vor Überraschung ein Stück geöffnet. Er hatte sich schon häufiger mit ihr geschlagen. Mal zum Spaß, mal aus Trainingsgründen und einmal sogar, aufgrund eines handfesten Streits. Doch diese, an für sich läppische Ohrfeige, war etwas anderes. Sie schockierte ihn, weil sie plötzlich Scham in ihn weckte. Langsam blickte er auf und sah, wie Bepo die Nordfrau im Huckepack nahm und sich eilig Richtung Moby Dick, davon machte.

„Ähm...Marco?“, fragte Elena leise, die ihn so noch nie zuvor gesehen hatte.

„Lass mich in Ruhe!“, zischte er sauer und stand langsam auf. Isbjorg hingegen wetterte auf dem gesamten Weg, wie ein Rohrspatz und warf Marco, alles mögliche an Flüchen entgegen. Wovon „Möge deine Manneskraft versagen“ und „Im Reich des Vergessens sollst du schmoren“, noch die harmlosesten waren.
 

Als Bepo auf das Deck der Moby Dick trat, wurde er misstrauisch von allen Anwesenden gemustert.

„Hey! Fusseliges Vieh! Was willst du hier?“, dröhnte ihm plötzlich Whitebeards Stimme entgegen. Auch wenn Bepo eine absolute Kämpfernatur war, doch vor Whitebeard hatte er Angst. Deswegen zuckte er fürchterlich zusammen und senkte den Kopf.

„Fusseliges Vieh!?“ brüllte plötzlich Isbjorg auf, blickte an Bepos Kopf vorbei und funkelte jeden wütend an. Sie war so in Rage wegen Marco, dass sie sogar Whitebeard erdolchte mit ihren Blicken.

„Er heißt verdammt noch mal BEPO! Und was er hier macht, fragst du?! Er macht das, wozu dein vertrottelter Vize nicht in der Lage ist!“, wetterte sie weiter und verdutzt blickte Whitebeard sie an.

„Lauf Richtung Steuerbordseite, Bepo und dort an Deck lang, Richtung Heck“, erklärte sie ihm nüchtern und der Bär flitzte weiter. Kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, fluchte Isbjorg weiter über Marco. Alle Anwesenden warfen Isbjorg und Bepo fragende Blicke hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden waren.

„Was glotzt du so dämlich?! Noch nie einen weißen Bären gesehen?!“, hörten sie plötzlich Is auf brüllen und irritiert warfen sie einen Blick zu Whitebeard, der nur mit den Schultern zuckte. Er wollte am liebsten gar nicht wissen, wen sie da zusammen gestaucht hatte. Doch gluckste er plötzlich. Seine Tochter war schon eine Klasse für sich. Aufbrausend, Temperamentvoll und Stark. Er war stolz auf sie, auch wenn sie manchmal anstrengend werden konnte. Vitus tauchte plötzlich auf der Steuerbordseite auf und wirkte ziemlich verwirrt.

„Kann mir vielleicht jemand verraten, welche Laus ihr plötzlich über die Leber gelaufen ist?“, fragte er kleinlaut und alle Anwesenden schüttelten mit dem Kopf.
 

...
 

„Danke Bepo. Du bist wirklich ein Schatz“, murmelte Isbjorg, als der Bär sie auf ihrem Bett absetzte. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf, denn er hörte selten solche Komplimente. Und wäre das dicke Fell nicht, würde man deutlich die verlegene Röte auf seinen Wangen erkennen.

„Das war doch selbstverständlich“, brummte er erfreut.

„Für dich vielleicht. Aber scheinbar nicht für einem gewissen Idioten, von einem Kommandanten“, knurrte sie beleidigt auf und Bepo seufzte theatralisch.

„Isbjorg! Du hast dich jetzt den kompletten Weg über aufgeregt. Und so wie ich dich jetzt kennengelernt habe, wohl zu recht. Aber jetzt beruhige dich doch bitte. Du brauchst die Ruhe“, tadelte der Bär, fast liebevoll und Isbjorg grinste ihn schief an.

„Du hast ja recht. Ich sollte froh sein, wieder zu Hause zu sein, anstatt mich über das Obst aufzuregen. Findest du alleine raus? Und sollte dir irgendeiner auf dem Schiff dumm kommen, sag das du unter meinem Schutz stehst. Dann sollten sie dich in Ruhe lassen. Ich will nämlich nicht, dass meine verehrten Kollegen, meinen Lieblingsbären vergraulen“, kicherte sie und Bepo nickte.

„Keine Sorge. Ich finde schon den Weg zurück. Wir sehen uns heute Abend“, verabschiedete sich Bepo und huschte aus ihrem Zimmer. So gern er sie hatte, aber er befand sich tief in Whitebeards Refugium und fühlte sich deshalb ziemlich Unwohl, in seinem eigenen Pelz. Er gehörte einfach nicht hier her.
 

...
 

Langsam trottete Marco auf das Schiff. Elena hatte er einfach stehen lassen, die daraufhin beleidigt zurück in die Stadt stampfte. Marco war verwirrt. Diese Ohrfeige, hatte ihn einfach überrumpelt. Ja, vollkommen aus der Bahn geworfen, könnte man sagen. Obwohl es doch einfach nur eine Ohrfeige war. Sie tat noch nicht einmal besonders weh. Zumindest nicht körperlich. Doch seelisch, wühlte es den Vizen regelrecht auf. Denn diese Ohrfeige vermittelte ihm alle Gefühle, die Isbjorg in diesem Moment empfand. Wut, Enttäuschung und Schmerz. Und dafür schämte er sich, denn er verstand sehr wohl die Symbolik, die in diesem Schlag lag. Isbjorg hatte sich auf ihn verlassen, dass er sie sicher zurück nach Hause bringt. Und auch wenn er sie nicht fallen lassen wollte, es einfach keine Absicht war, spielte das in diesem Moment keine Rolle für die Nordfrau. Sie hatte ihm vertraut und er hatte sie in diesem kurzen Moment, einfach im Stich gelassen. Ohne auf seine Umgebung zu achten, trottete er weiter, blieb plötzlich stehen, brummte verwirrt auf und raufte sich die Haare.

>Ich bin wirklich ein Vollidiot!<, zischten seine Gedanken.
 

„Oi! Marco? Was ist denn vorgefallen? So sauer haben wir Isbjorg noch nie erlebt“, rief Thatch dem Phönix entgegen. Marco blickte auf und verzog zornig das Gesicht.

„Das geht euch nichts an! Wo ist sie überhaupt?“, fragte er.

„Vermutlich auf ihrem Zimmer. Dieser Bär, hat sie zumindest in die Richtung gebracht“, erklärte Vitus und zuckte mit den Schultern, als der besagt Bär auch vorsichtig um die Ecke trottete. Viele Blicke legten sich auf Bepo, dem die plötzliche Nervosität deutlich anzusehen war.

„Bepo? Ist Is auf ihrem Zimmer?“, fragte Marco kleinlaut und vorsichtig nickte der Angesprochene.

„Ich... ich bin dann mal wieder weg“, stammelte Bepo. Und während ihn schallendes Gelächter verfolgte, stürmte er von Bord.

„Hört auf ihn auszulachen! Ihm hab ich es immerhin zu verdanken, dass ich so schnell auf die Beine kam. Und Isbjorg hat er vorbildlich gepflegt. Also zeigt etwas Respekt!“, zischte Marco wütend und wunderte sich, dass er plötzlich diesen wandelnden Bettvorleger verteidigte. Die Crew verstummte. Es kam selten vor, dass Marco jemanden in Schutz nahm, der nicht zur Crew gehörte. Deswegen nickten die Anwesenden beschämt, während Whitebeard stolz den Phönix angrinste.Marco schnaubte kurz auf und ging dann zügig davon. Grübelnd suchte er das Innere, des Schiffes auf. Er musste mit ihr sprechen. Zwar wusste er noch nicht, wie er sich bei Isbjorg entschuldigen sollte, aber schließlich zählte doch der gute Wille.
 


 

Isbjorg lag im Bett und grübelte vor sich hin. Immer wieder legte sie ihre Hand auf ihr Brustbein.

>Mein Thu´um ist wieder erwacht und ich spüre, dass es noch nicht wieder verebbt ist. Bleibt es jetzt? Es war seltsam, mein Drachenblut wieder zu spüren. Diese Hitze... Irgendwie habe ich es ja vermisst, aber es fühlt sich trotzdem seltsam an.<, grübelte sie und hörte Schritte auf dem Flur.

>Oh nein. Doch nicht etwa Marco<, grummelte sie in Gedanken und konzentrierte sich.

„Laas Yah Nir“, flüsterte Isbjorg und schloss die Augen. Es war ein Drachenschrei, auch wenn es nur ein Flüstern war. Auraflüstern, nannte er sich und er sorgte dafür, dass ihre Augen manipuliert wurden. Für einen Moment, war nun Isbjorg in der Lage, die Aura von Lebenden zu sehen. Dabei spielte es keine Rolle, ob eine Wand im Weg herum stand, oder nicht. Als sie ihre Augen wieder öffnete, blickte sie einen Moment, wie durch einen roten Schleier. Dann wurde das Bild wieder klar und sie sah sich um. Als sie nach links blickte, sah sie viele, kleine, rot leuchtende Punkte. Alle Crew Mitglieder, die sich gerade an Deck befanden.

>Gut. Es funktioniert<“, freute sie sich in Gedanken. Sie wand ihren Blick zu ihrer Tür. Auf der anderen Seite leuchtete ihr eine große, rote Aura entgegen. Da die Person sehr nahe stand, konnte sie fast perfekt die Umrisse erkennen und leise seufzte sie, genervt auf.
 

Sie sah, dass der groß gewachsene Mann, vor ihrer Tür inne hielt. Den Konturen nach zu urteilen, konnte es niemand anderes sein, als Marco. Auch wenn die Aura keine Haare zeigte, kannte Isbjorg seine Statur, bis ins kleinste Detail. Sie sah, wie er seine Hand hob, doch zögerte er.

„Verschwinde, Marco!“, knurrte sie, der geschlossenen Tür entgegen und die Aura zuckte erschrocken auf. Mit hängendem Kopf, wand er sich ab und ging langsam davon. Is verschränkte die Arme vor der Brust und legte sich zurück in ihr weiches Kissen.

„Nervensäge!“, zischte sie, doch grinste sie dann überlegen. Sie freute sich wahnsinnig, dass sie noch in der Lage war, die Drachenschreie anzuwenden. Auch wenn sie erst einmal auf das Flüstern zurück greifen musste. Die anderen Schreie waren noch zu heftig, für ihren geschundenen Körper und sie war auch nicht sonderlich scharf darauf, ihre Kajüte in Brand zu stecken.
 

>Woher wusste sie, dass ich es bin? Das kann doch gar nicht sein. Ich war doch extra leise. Sind ihre Instinkte wirklich so gut?<, grübelte Marco enttäuscht vor sich hin und suchte seine Kajüte auf. Marco ließ sich auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Wie soll ich das nur wieder gut machen?“, fragte er sich, beschloss aber, sie erst einmal in Frieden zu lassen. Vielleicht konnte er später mit ihr sprechen und sie würde ihm zu hören. Sollte sie sich erst einmal beruhigen.
 

Erneut hörte Isbjorg Schritte vor ihrer Kabine. Große, schwere Schritte. Auch wenn Isbjorg die Augen geschlossen hatte, schlief sie nicht. Sie ruhte sich nur aus und sie wusste, es konnte nicht Marco sein. Er hatte viel leisere Schritte und vor allem kürzere. Leise klopfte es.

„Ja“, rief sie und die Tür ging auf. Langsam öffnete sie ein Augen und lächelte mild auf.

„Hallo, Jozu“, begrüßte sie den Großgewachsenen.

„Isi. Schön dich zu sehen. Wie geht es dir?“, fragte er und sie grinste schief. Es war so schön für sie, ihn zu sehen. Und jedes mal aufs Neue, brachte er sie zum Schmunzeln. Zum einen, wegen dem Kosenamen und zum anderen, weil seine Stimme nicht zu seinem Auftreten passte. Er war so wahnsinnig groß und muskelbepackt. Aber seine Stimme war so ruhig und leise. Er sprach nicht viel, aber wenn er redete, konnte Isbjorg sich so richtig entspannen.

„Wieder ganz gut. Komm doch rein. Ich wollte dich sowieso noch was fragen“, murmelte sie und setzte sich vorsichtig auf. Es tat noch sehr weh, sich hin zu setzen, doch hatte sie mittlerweile ihre Techniken verfeinert, sich möglichst schmerzfrei aufzusetzen oder aufzustehen.
 

Jozu betrat ihr Zimmer, schloss die Tür und setzte sich, mal wieder, im Schneidersitz vor ihr Bett.

„Mit mir reden? Über was?“, fragte er und grübelte.

„Aber nur, wenn du still schweigen kannst“, flüsterte die Nordfrau geheimnisvoll und zwinkerte. Etwas entrüstet, blickte er zurück.

„Also langsam solltest du mich doch kennen, Isi“, brummte er und sie nickte.

„Stimmt, Jozu. Also pass auf...“
 


 

Am späten Nachmittag verließ der Doc, von Whitebeards Crew Isbjorgs Kajüte, bepackt mit einem kleinen Koffer. Kopfschüttelnd ging er davon, Richtung Unterdeck zu seinem Behandlungszimmer.

„Versteh einer das Mädchen“, brummte er beleidigt.

„Sie und ihre Ideen! Als hätte das nicht Zeit. Aber nein. Madame und ihre Wünsche! Aber weigert sich, eine Behandlung von mir anzunehmen! Versteh einer das Gör! Nein, im Gegenteil. Will sich lieber von diesem Schönling behandeln lassen. Tzz!“, zischte er beleidigt und warf Marco einen flüchtigen Blick zu, der gerade aus dem Lager kam.

„Oi, Doc. Wer ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte der Phönix irritiert, denn er hatte den Doc selten so entrüstet erlebt.

„Da fragst du noch? Deine kleine Assassinen Freundin!“, knurrte er, packte den Griff seines Koffers fester und schnaubte.

„Weil sie von Law behandelt werden will?“, fragte Marco und grinste schief.

„Und außerdem: Sie ist nicht meine Freundin“, brummte er noch und verdrehte die Augen. Der Doktor zuckte mit den Schultern.

„Wie auch immer. Ja, zum einen wegen diesem Rookie und zum anderen wegen ihrer Ideen! Als hätte ihr Körper nicht schon genug eingesteckt“, zischte er wieder und wand sich kopfschüttelnd ab. Weiter murrend, ging er in sein Behandlungszimmer und knallte die Tür zu.
 

Irritiert blickte der Phönix ihm hinterher, legte den Kopf fragend schief und ging langsam wieder hoch. Er schlenderte Richtung Deck, denn bald würde es beginnen. Jetzt wo die Crew wieder vollzählig war, konnten sie endlich ihren drei Gefallenen, die letzte Ehre erweisen.

>Momoka, Elena und ihre Mitarbeiter, sollten bald kommen<, grübelte er und schlenderte zum Vorderdeck, an dem sich schon fast die gesamte Crew versammelt hatte. Marco sah Is, die zwischen Thatch und Ace saß und sich leise mit Vista unterhielt, der ihnen gegenüber stand. Whitebeard stand am Bug, vor der Galionsfigur und blickte nachdenklich in den Himmel. Allgemein war die Stimmung getrübt. Leise wurde sich unterhalten, aber die Meisten starrten traurig vor ihre Füße, aufs Meer oder in den Himmel. Seufzend setzte sich Marco zu Sam und Bruno. Der rote Teufel, sonst immer so selbstbewusst und fröhlich, hatte traurig die Beine angezogen und weinte leise. Sie trauerte um Sascha. Es war ein offenes Geheimnis, dass die beiden sich sehr nahe standen, deswegen traf es Sam wohl am härtesten, dass er sein Leben ließ. Tröstend legte Marco ihr eine Hand auf die Schulter und schloss die Augen, den Kopf gesenkt. Kurz blickte Sam ihn dankbar an, weinte dann aber stumm weiter.

Das Zeichen

An der Steuerbordseite, direkt an der Reling, standen vor den Whitebeardpiraten drei geschmückte Holzsärge. Momoka und ihre Mitarbeiter hatten sich wirklich mühe gegeben und drei schöne Särge, perfekt für eine Seebestattung, besorgt. Allgemein hatten sie sich viel mühe gegeben und das in einem Tempo, was bemerkenswert war. Auf jedem Sarg zierte groß das Whitebeard Zeichen, sowie die Zahl der Division, in präziser Feinarbeit in das Holz geschnitzt. Noch war das Schiff am auslaufen. Sie konnten ja schließlich nicht die Bestattung in Ufernähe ausführen. Sie mussten auf die hohe See. Einige Wachleute von Momoka blieben auf der Insel um aufzupassen. Genauso hatte Elena, mit ihrem Charme dafür gesorgt, dass auch einige Piraten einen Wachdienst schoben. Was ein tiefer Ausschnitt und die Versprechungen von kostenlosem Sake doch bewirken konnten. Ansonsten befanden sich auch Momoka, Elena und einige Mitarbeiter der Insel, mit auf dem Schiff, um den Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen.
 

„Danke Momoka, für die Mühe mit den Särgen. Sie sind wirklich schön geworden“, sprach Whitebeard zu der alten Frau, mit erstickter Stimme. Diese hingegen winkte ab, als wäre es das einfachste gewesen.

„Das ist doch selbstverständlich, Edward“, nuschelte sie. Die Segel wurden eingeholt, der Anker ausgeworfen.

„Ja, die Stelle ist gut. Hier gibt es viele Strömungen, die von der Insel wegführen“, flüsterte sie dem alten Mann zu, der nur betreten nickte.

Die Mannschaft positionierte sich an der Reling, um die Särge und Whitebeard trat vor, genauso wie Marco, Izou und Namur. Whitebeard begann zu sprechen, doch hörten das weder Isbjorg, noch Olaf oder Vitus. Denn die drei Nords starrten wie gebannt auf einen leeren Fleck an Deck, neben den Särgen. Schuldbewusst kaute sich Is auf der Unterlippe.

„Is?“, flüsterte Olaf ihr leise ins Ohr.

„Siehst du auch was ich sehe? Ich glaube das Kaiserschwein sieht sie auch“, flüsterte er weiter. Knapp nickte Is und versuchte den Blick abzuwenden. Doch immer wieder glitt ihr Blick zu der vermeintlich leeren Stelle. Marco merkte ihre Unaufmerksamkeit und ihr Unbehagen, sowie die Trauer, die immer deutlicher in ihren Augen glänzte. Auch er warf einen Blick zu der Stelle, die alle drei Nords in ihrem Blick hatten, doch sah er nichts, außer das Holz des Decks und der Reling. Fragend hob er seine Augenbraue und versuchte wieder seinem Vater zu zuhören. Dieser erzählte nämlich gerade, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie Sascha zur Crew kam.
 

Laut Whitebeard, legten sie damals an einer Insel an und eines Tages, kurz bevor sie ablegen wollten, torkelte Sascha betrunken auf das Schiff. Er amüsierte sich köstlich über die Piraten, denn er hielt sie für Zirkus Artisten, kippte dann letztendlich mitten auf dem Deck um und schlief seinen Rausch aus. Damals ließ Whitebeard das relativ kalt und sie legten einfach ab. Als Sascha dann wieder wach wurde, war er ungehalten. Er war wütend, weil er sich entführt fühlte, ängstlich wegen den Piraten und neugierig, weil sie ihn nicht getötet oder von Bord geworfen hatten. Und obwohl Whitebeard seine Tränen der Trauer kaum unterdrücken konnte, lachte er auf. Einige aus der Crew stimmten leise mit ein, sogar Sam grinste breit und konnte sich dieses Szenario bildlich vorstellen, auch wenn sie damals noch nicht Teil der Crew war.

„Warum?“, wimmerte auf einmal Isbjorg auf und alle Blicke legten sich auf sie. Etwas verwirrt, wollte Whitebeard ihr antworten, weil er dachte die Frage bezog sich darauf, warum sie Sascha nicht von Bord warfen. Doch merkte er schnell, dass sie ihn nicht anblickte oder ihm diese Frage stellte. Noch immer blickte sie stur die leere Fläche an.

„Warum lächelt ihr mich an?!“, knurrte sie auf, schluchzte und sackte auf die Knie. Olaf folgte ihr sofort und gab ihr eine Stütze.

„Ich bin doch schuld! Wegen mir seid ihr gestorben! Also warum steht ihr da und lächelt mich an, als wäre ich eure Freundin?“, wimmerte sie und weinte auf. Ungehalten flossen ihre Tränen, doch störte sie sich nicht daran. Ihr war es egal, vor allen zu weinen. Sie hielt die Luft an und horchte auf. Sie lauschte, hörte zu. Genauso wie Olaf und Vitus.
 

Olafs Blick, starrte ernst die leere Fläche an und hielt Is fest im Arm. Er konnte ihren Schmerz nachvollziehen. Sie gab sich für alles die schuld. Selbst Vitus erwischte sich dabei, wie er einen mitfühlenden Blick, zu seiner Kontrahentin warf. Doch schüttelte er den Kopf, um diese Sentimentalitäten los zu werden und blickte zu Whitebeard und den drei Kommandanten, die irritiert Is und Olaf musterten.

„Keine Sorge. Sie ist nicht verrückt“, nuschelte er und Marco blickte Vitus an. Auch Whitebeard schenkte seinem Sohn nun Aufmerksamkeit.

„Wir Nords haben besondere Beziehungen zum Totenreich. Und unsere drei Gefallenen nehmen an ihrem Abschied teil. Sie stehen da hinten“, erklärte er knapp und zeigte auf die leere Fläche. Die restliche Crew warf sich zweifelnde Blicke zu, ein paar wenige tippten sich sogar an die Stirn, als würde Vitus wirres Zeug reden. Doch Whitebeard, sowie Marco, nickten ihm zu. Sie hatten das schon einmal gehört. Also, dass die Nords sehr Feinfühlig und offen, für die Seelen der Verstorbenen waren. Isbjorg hatte es einst den beiden erzählt. Nämlich, dass ihr verstorbener Mann, ab und zu Kontakt zu ihr aufnahm. Whitebeard blickte zu der leeren Stelle und lächelte traurig. Auch wenn er sie nicht sehen konnte, wusste er, dass Vitus die Wahrheit gesprochen hatte und er hätte schwören können, die Anwesenheit von Kenta, Yuuka und Sascha zu fühlen.

„War ich ein guter Vater?“, fragte er die Geister leise und die Crew hielt die Luft an. Isbjorg wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte auf.

„Danke, dass ihr mich nicht hasst“, hauchte sie und lächelte gequält. Dann blickte sie zu Whitebeard.

„Sie wirken erschüttert, dass du so etwas fragen kannst. Sascha sagt, dass du der beste Vater bist, den man sich wünschen kann und die anderen zwei geben ihm recht. Und das du keine Zweifel haben sollst, denn das wäre unnötig. Sie lieben dich, genauso wie sie diese Crew lieben“, sprach sie leise und ihre Stimme klang brüchig. Langsam nickte Whitebeard.
 

Die Bestattung ging langsam weiter. Nachdem Whitebeard fertig war, sprachen auch Marco, Namur und Izou ein paar Worte zum Abschied. Als auch sie fertig waren blickte Isbjorg nervös alle vier an. Unsicher kaute sie auf der Unterlippe herum.

„Darf ich auch noch was los werden?“, fragte sie vorsichtig und blickte in die Runde. Die Crew nickte langsam und auch die drei Kommandanten, nickten.

„Natürlich darfst du, mein Kind. Jeder soll heute so Abschied nehmen, wie er es für richtig hält. Und wenn jemand noch etwas sagen möchte, so darf derjenige das“, erklang Whitebeards Stimme ruhig, ja fast sanft. Isbjorg trat vor, aber nicht zu den Särgen, sondern zu der „leeren“ Stelle an Deck. Traurig lächelte sie und wischte sich die Tränen von der Wange.

„Ihr sollt wissen, das mir das alles so unendlich Leid tut. Ihr habt das nicht verdient, sondern ich. Und ich... ich...“, ihre Stimme brach ab und sie schluchzte auf. Dann schüttelte sie mit dem Kopf.

„Natürlich könnte ich mich jetzt mit „Ich werde euch vermissen“ und so weiter verabschieden, aber das brauch ich euch nicht zu sagen. Das wisst ihr. Mein Abschied sieht anders aus, denn manchmal braucht man einfach keine Worte. Das ist für euch, meine Freunde“, hauchte sie den Geistern zu und drehte sich um. Erst zupfte sie an einem Verband um ihren Hals und löste diesen langsam. Als er ab war und die Crew sich fragend anblickte, strich sich Isbjorg ihre Haare nach vorne. Olaf und Vitus sahen, wie sich die drei Geister erfreut anblickten und glücklich Isbjorg anlachten. Dann ließ Is ihre Haare wieder in den Nacken fallen, blickte die drei Geister erfreut an und ging langsam zurück in die Menge. Über die Monate hinweg, waren ihre Haare wieder um einiges länger geworden und fielen ihr mittlerweile bis zum Unterrand der Schulterblätter. Und so versteckten sie ihren Nacken wieder.
 

„Was hast du da gemacht, Is?“, fragten einige aus der Crew und beäugten ihren Nacken. Auch Whitebeard blickte sie neugierig an und sie seufzte. Langsam ging sie weiter vor und blieb neben Marco stehen. Sie strich ihr Haar nach vorne und präsentierte der Crew ein Tattoo. Es zeigte das Whitebeard Zeichen, welches von Nacken, bis zum Anfang der Schulterblätter reichte. Da sie nur ein Top trug, war es gut zu erkennen. Es war das gleiche Zeichen, welches Marco trug, und um das Logo wurde ein Rosenkranz tätowiert. In dem Rosenkranz erkannte man drei Buchstaben, nämlich links außen ein K, oben ein S, und rechts außen ein Y. Lächelnd schüttelte Whitebeard den Kopf. Nicht nur, dass sie endlich sein Zeichen trug, nein sie hatte sogar noch zugleich die drei Gefallenen geehrt. Wie könnte er anders reagieren, als mit Stolz? Auch Marco grinste breit auf.

„Ach, deswegen schimpfte unser Doc.“, gluckste er, doch ignorierte ihn die Nordfrau gezielt, ließ ihr Haar wieder zurück fallen und humpelte zu Olaf. Er gab ihr direkt eine Stütze und grinste sie zufrieden an.

„Du bist immer für eine Überraschung gut, Isbjorg“, gluckste er und sie grinste zurück.
 

Viele Crew Mitglieder traten noch vereinzelt vor und gaben einige Worte zum Abschied preis. Oder sie erzählten kleine Geschichten, die sie mit ihren verstorbenen Freunden erlebt hatten. Die Meisten die vortraten, gehörten zu den drei betroffenen Divisionen. Es wurde teilweise gelacht und geweint, und mit jedem gesprochenen Wort merkte man deutlich, wie der Zusammenhalt in der Crew wuchs. An diesem Tag waren sie alle gleich. Jeder war ein Teil des Ganzen. An diesem Tag gab es keine Kommandanten und keinen Käpt´n. An diesem Tag gab es nur eine Familie, die gemeinsam trauerte und Abschied nahm. Als die Abenddämmerung langsam näher rückte, folgte der Abschluss der Bestattung. Ein Sarg, nach dem anderen wurde ins Wasser gelassen und dem Meer geschenkt. Und auch, wo sie schon alle drei versunken waren, stand die Crew noch eine Weile da und starrte auf die Wellen, des Meeres.
 

„Lichtet den Anker und setzt die Segel. Wir fahren zurück zur Insel“, brummte Whitebeard. Seine Stimme war ruhig und ausgeglichen. Zwar noch immer in Trauer versunken, aber man merkte ihm deutlich an, dass diese Bestattung ihm gut getan hatte. Wie jeder aus der Crew, konnte auch Whitebeard mit der Trauer nun besser auskommen. Er konnte seinen verstorbenen Kindern, die letzte Ehre erweisen und Abschied nehmen und das gab seinem trauernden Vaterherz, ungemein viel Kraft zurück. Als das Schiff wieder unterwegs war, humpelte Is zu Marco herüber. Kühl blickte sie ihn an.

„Marco?“, fragte sie und er drehte sich überrascht um. Mit ihr hatte er jetzt nicht gerechnet, doch verriet ihm ihr Blick sofort, dass sie noch immer nicht bereit war ihm zuzuhören.

„Was gibt es?“, fragte er ruhig und lächelte sie an.

„Ich schulde dir noch einen Wachdienst im Krähennest. Den würde ich heute Nacht gerne übernehmen“, murmelte sie und er zog zweifelnd eine Augenbraue hoch.

„Aber du bist doch noch verletzt. Werde erst mal wieder fit, dann können wir über deine Nachtschicht sprechen“, antwortete er ruhig, doch blockte das an ihr ab.

„Mach du dir über meinen Gesundheitszustand keine Gedanken. Ich möchte diese Nachtschicht heute Nacht und ich habe keine Lust darüber zu diskutieren. Also klär das bitte, mit der eigentlichen Nachtschicht. Oder ist das zu viel verlangt, mein Kommandant?“, zischte sie und vor allem den letzten Teil, betonte sie mit einer Gleichgültigkeit, dass ihm ganz anders wurde. Seufzend nickte er.

„Schon gut. Ich klär das. Du lässt dich ja sowieso nicht von deinen Ideen abbringen“, murmelte er und wand sich ab. Seufzend suchte er Bruno auf, der heute eigentlich Nachtschicht hatte. Nickend nahm er seine neuen Befehle entgegen.
 

~
 

Es war schon tiefe Nacht und ruhig auf dem Deck, sowie der Insel. Isbjorg saß gemütlich im Krähennest, stützte ihren Oberkörper auf dessen Rand und blickte gedankenverloren auf das schwarze Meer. Sie war müde, aber sie würde diese Schicht durchziehen. Weil Isbjorg wusste genau, wenn sie schlafen würde, dann nur kurz. Die ganze Sache ließ sie einfach nicht in Ruhe. Die drei Todesfälle waren so unendlich sinnlos und auch wenn sie wusste, dass keiner der drei Verstorbenen ihr die Schuld gab, ließen sie ihre Schuldgefühle nicht in Ruhe. Mittlerweile blutete schon ihre Lippe, weil sie so verzweifelt darauf herum kaute. Sie horchte auf, als sie ein Klappern wahr nahm und sie drehte sich um. Das Erste was sie sah, war ein flackerndes Licht und die Konturen eines Menschen. Und dann erkannte sie die markante Frisur und verzog das Gesicht. Marco krabbelte in das Krähennest und hielt eine Kanne mit zwei Tassen in der einen Hand, sowie eine Laterne im Mund. Er biss sich am Griff der Laterne fest und setzte seinen zweiten Fuß hinein. Dann schnappte er sich die Laterne mit der freien Hand und grinste Is an.

„Hallo“, begrüßte er sie fröhlich und sie brummte genervt auf. Mit einer Mischung aus Zorn und doch Neugierde, musterte sie ihn. Er kam langsam zu ihr und setzte sich im Schneidersitz direkt neben sie. Noch immer musterte sie ihn stumm und zog eine Augenbraue hoch.

„Okay. Ganz ruhig Is“, flüsterte sie sich zu und schloss kurz die Augen.

„Erstens: Was willst du hier? Zweitens: Wieso schläfst du nicht? Drittens: Warum gehst du mir dann auf den Keks?“, knurrte sie und blickte wieder zum Meer.

„Ich kann nicht schlafen. Die Bestattung geht mir nicht aus dem Kopf. Und da ich sowieso wach bin, dachte ich, kann ich dir ja Gesellschaft im Nest leisten. Nachtdienst kann nämlich verflucht langweilig sein“, erklärte er und grinste. Ihre Augenbraue hingegen zuckte, doch atmete sie tief ein.

„Warte! Nicht ausflippen. Ich hab Kaffee mitgebracht“, gluckste er und sie blickte ihn überrascht an.

„Willst du mich bestechen?“, murmelte sie und beäugte die Kanne.

„Blödsinn. Aber ich will mit dir reden und ich hoffe du hörst mir zu“, antwortete er und goss ihr eine Tasse ein.
 

„Eine Wahl hab ich ja eh nicht. Ohne Hilfe komme ich sowieso nicht aus dem Krähennest. Dann sprich. Auch wenn ich mir denken kann, worum es geht“, antwortete sie und trank einen kräftigen Schluck. Es tat unheimlich gut.

„Ich wollte dich nicht los lassen. Wirklich nicht, Is. Das musst du mir glauben! Ich würde dich niemals absichtlich fallen lassen, das solltest du doch wissen. Und es tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich aufrichtig und sie seufzte.

„Natürlich weiß ich das. Und eigentlich bin ich auch gar nicht mehr sauer auf dich, sondern auf dieses Sumpfhuhn, weil das pure Absicht war. Und da kannst du sagen was du willst, aber man sieht mir meinen derzeitigen Zustand deutlich an. Und du stützt mich nicht grundlos. Und warum ich dennoch so bockig war? Weil ich ungern von alleine nachgebe“, erklärte sie und wand den Blick ab.

„Typisch“, gluckste er und lehnte sich zurück.

„Also redest du wieder mit mir?“, fragte er vorsichtshalber und schlürfte den heißen Kaffee. Is drehte ihren Kopf ein Stück zur Seite und beäugte ihn skeptisch.

„Als könnte ich dir lange böse sein, du nervige Ananas“, murmelte sie und seufzte. Marco hingegen lachte auf, beugte sich vor und wuschelte ihr erfreut durch die Haare.

„Hey! Lass das“, knurrte sie und zog einen Schmollmund. Dann lehnte auch sie sich zurück und blickte hoch in den Sternenhimmel.
 

„Dich nimmt das Ganze ziemlich mit, oder?“, fragte er leise und sie blickte ihn an. Dann nickte Is vorsichtig.

„Alle nimmt das sehr mit, Is. Aber du darfst dir nicht die Schuld an diesem Dilemma geben. Wir wären früher oder später eh an diese Elfen geraten. Und wer weiß, was dann alles passiert wäre...“, murmelte Marco und schenkte sich frischen Kaffee ein.

„Das Gleiche hat Vater auch schon gesagt...“, murmelte sie, „...aber ihr versteht das nicht“.

„Dann erkläre es mir, Isbjorg“, forderte Marco sie auf, doch grinste sie nur bitter auf. Dann summte sie leise eine Melodie.

„Ein Held, ein Held nach Kriegerherzen fragt. Wahrlich, wahrlich, das Drachenblut naht! Mit machtvoller Stimme, nach alter Nord Art. Glaubt mir, glaubt mir, das Drachenblut naht!“, fing sie leise an zu singen. Marcos Kopf drehte sich überrascht zu ihr. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie zu singen anfängt. Irritiert hörte er ihr weiter zu.

„Die Feinde von Himmelsrand, finden ihr Ende. Weh euch, weh euch, das Drachenblut naht! Zum Licht ward das Dunkel, es lebt die Legende. Fürwahr, fürwahr, das Drachenblut ist da!“, beendete sie dieses Liedchen und lachte voller verbitterter Traurigkeit auf. Dieses Lied war wohl bekannt, in ihrer alten Heimat. In jeder Taverne wurde es gespielt, vor allem zu Alduins Zeit. Die Leute fanden Hoffnung in dem Lied, doch für Isbjorg bedeutete dieses Lied nur eines: Seelenpein.
 

„Das, mein lieber Kommandant, ist das Problem. Ich bin das Problem. Du kennst meine Geschichte. Und zwar die ganze Geschichte. Überall wo ich wandle, folgt das Unglück. Meine Eltern werden getötet, doch ich lebe. Mein Lehrmeister will mich vergewaltigen, er stirbt, ich lebe. Ich werde gefangen genommen, soll geköpft werden. Eine ganze Stadt stirbt, doch ich lebe. Ich ziehe in den Krieg, viele Brüder und Schwestern sterben, doch ich lebe. Mein Mann und mein Kind werden getötet, doch ich lebe! Und jetzt... Drei Familienmitglieder sterben. Doch ich lebe! Merkst du was? Fällt dir denn nichts auf?! Mein Weg wird von Leichen gepflastert. Überall wo ich lang gehe, fließt Blut!“, rief sie energisch, diese quälenden Worte aus und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Marco konnte nicht sagen ob sie weinte, oder sich einfach nur verstecken wollte. Aber er hob traurig die Augenbrauen. Marco mochte es nicht, die tapfere Kämpferin so zu sehen. Zu oft zeigte sie ihm in letzter Zeit dieses Bild, der zerbrechlichen Frau. Und es passte einfach nicht zu ihr. Vorsichtig legte er einen Arm um sie und zog sie näher.
 

„Wenn du wüsstet, wie oft ich schon mit dem Gedanken gespielt habe, meinem Leben ein Ende zu setzen. Aber, dafür ist mir die Aussicht auf Sovngarde zu wichtig. Und nach Sovngarde kommen nur die tapfersten Kämpfer. All jene, die in Ehre starben. Und Selbstmord ist nicht ehrenhaft. Und tapfer auch nicht. Suizid ist feige. Und ich will eines Tages nach Sovngarde. Ich will zu Farkas. Ich will mit einem Schwert in der Hand sterben, so wie es sich gehört. Also muss ich wohl durch diese Hölle, meinst du nicht auch?“, murmelte sie durch ihre Hände hindurch und Marco festigte seinen Griff. Soweit hatte er noch gar nicht gedacht. Natürlich war ihre Vergangenheit schlimm, aber sie wirkte immer so selbstsicher und auch lebensfroh. Irgendwie erschütterte ihn diese Aussage.

„Vermutlich. Aber du bist diesmal nicht alleine. Also heb gefälligst deinen Kopf hoch! Du magst ein Unglücksrabe sein, kleines Nordmädchen. Aber Unglücksraben passen doch perfekt in eine Piratenbande. Eine Bande von Taugenichtsen, die selbst das Unglück verfolgt hatte. Findest du nicht auch?“, versuchte er sie aufzubauen und Is hob tatsächlich den Kopf. Dann gluckste sie leise.

„Vermutlich“, nuschelte sie und lächelte ihn schwach an.

„Siehst du. Also hör auf, deinen Strohkopf so hängen zu lassen und lach mal wieder. Du und die Anderen. Ihr habt diesem Elfenpack so dermaßen in den Arsch getreten. Wie gerne hätte ich mit gemacht. Also sei stolz auf diese gewonnene Schlacht!“, sprach er fröhlich aus und lachte auf. Is hatte das Gefühl, jetzt kam er so richtig in fahrt, wenn es darum ging sie wieder aufzubauen. Sie konnte nicht anders und grinste. Irgendwie hatte er ja recht.

„Über dieses „Strohkopf“, reden wir beide noch einmal, wenn ich wieder fit bin. Weil das lass ich nicht auf mir sitzen, Fallobst“, nuschelte sie und streckte ihm die Zunge raus.
 

Isbjorg trank ihre Tasse leer und fischte ihren Ehering hervor. Stumm musterte sie das gute Stück und verfiel in Gedanken. Marco beobachtete sie neugierig.

„Was mich wundert ist, dass Farkas mich noch nicht gemaßregelt hat, weil ich mich wieder so hängen gelassen habe. Normalerweise hat er mich immer aus dieser depressiven Stimmung gejagt“, nuschelte sie und grübelnd hob sie beide Augenbrauen.

„Denkt er vielleicht, ich brauche ihn nicht mehr, weil ich jetzt euch habe?“, fragte sie traurig ihren Kommandanten, doch schüttelte er ruhig mit dem Kopf.

„Das glaub ich nicht. Vielleicht will er sehen wie du dich hier entwickelst. Du hast mir ja selbst erzählt, er darf sich nicht so oft melden, wie er will. Wegen irgendwelchen Naturgesetzen. Vielleicht will er nicht, dass du zu sehr an ihm klammerst, einfach um dich selbst zu schützen und nicht noch depressiver wirst. Einfach das du nun lernen kannst, los zu lassen“, grübelte er mit. Auch wenn er Farkas nicht kannte, war das für ihn die einzige logische Erklärung. Denn er wusste, dass Whitebeard und seine Crew, Isbjorg sehr wichtig waren. Aber er wusste auch, dass sie und Marco selbst, niemals diesen Platz einnehmen könnten, wie ihr verstorbener Gatte.

„Vielleicht hast du recht“, hauchte sie und lächelte, „denn das würde zumindest zu ihm passen“.

„Wie habt ihr euch damals eigentlich kennen gelernt?“, fragte der Vize in freudiger Neugier. Überrascht blickte sie ihn an.

„Willst du das wirklich wissen? Weil es ist eigentlich keine interessante Geschichte. Sondern mehr Zufall und nicht gerade spannend“, erklärte sie verdutzt.

„Ach komm erzähl. Die Nacht ist noch lang und ich bin neugierig, wie der werte Herr durch deinen Dickschädel brach“.

„Hey. Das ist aber nicht nett, verehrter Vize“, lachte sie auf.

„Okay Marco. Also alles begann damals...“
 

Ralof und ich hatten Helgen gerade hinter uns gelassen. Unsere Köpfe saßen zum Glück noch da, wo sie hin gehörten. Wir waren erschöpft, verletzt und standen noch immer unter Schock. Ein Drache hatte Helgen verwüstet! Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Und zu allem Überfluss, brach der Kontakt zu Ulfric Sturmmantel ab. Wir hatten keine Ahnung, ob er es lebend heraus geschafft hatte. Wir konnten nur hoffen.

„Wir gehen nach Flusswald. Meine Schwester betreibt dort eine Sägemühle. Dort können wir uns ausruhen und stärken“, schlug mir Ralof vor und müde nickte ich. Flusswald war nicht so weit weg und so liefen wir, flink wie wir noch konnten, den Bergpfad hinab. Ich roch Wasser und war mir sicher, der Weißfluss musste ganz in der Nähe sein. Wie sehr sehnte ich mich danach, mich zu waschen. Und Wasser bedeutete Leben, also flackerte die Hoffnung, heil aus dieser ganzen Angelegenheit heraus zu kommen, immer mehr.

„Wir müssen vorsichtig sein. Die Kaiserlichen könnten hier Patrouille gehen. Sollten wir auf Kaiserliche treffen, überlasst mir das reden, Isbjorg“, murmelte der Nordmann und ich nickte. Mir war das nur recht. Ich hatte nicht das Bedürfnis, auch nur mit einem Kaiserlichen zu reden. Sollte er das doch übernehmen. Unsere Blicke hoben sich und legten sich auf einen Berg, gegenüber von uns. Unten im Tal sah ich den ruhigen Fluss und oben im Gebirge, ein gigantisches Bauwerk. Selbst vom Weiten, sah es unheimlich alt und makaber aus.

„Das ist das Ödsturzhügelgrab. Ein grausiger Ort. Ich konnte nie verstehen, wie meine Schwester im Schatten dieses Grabes leben konnte. Aber man gewöhnt sich wohl an alles. Kommt, es ist nicht mehr weit“, erklärte mir Ralof und ich blickte voller Ehrfurcht auf das Gebilde. In Himmelsrand gab es unzählige dieser Grabstätten. Wir Nord hatten schon immer diesen Drang unseren Toten, einen würdigen Platz zum Ruhen zu geben. Vor allem unsere Vorfahren, waren sehr eifrig, wenn es um solche Bauten ging. Nicht nur, dass fast alle Grabstätten durch Fallen gesichert waren, sie galten auch noch als verflucht. Denn die Toten wandelten in ihnen. Sogenannte Draugr, wandelten in den Gebilden und griffen Eindringlinge an. Widerliche Dinger, waren das.
 

„Und in Flusswald, hast du schon Farkas getroffen?“, fragte Marco plötzlich und sie blickte überrascht auf.

„Nein, noch nicht. Schweife ich zu weit aus? Entschuldige, ich kürze den Anfang etwas ab. Also wir waren dann irgendwann in Flusswald, haben Gerdur und ihren Gatten Hod kennen gelernt und sie haben uns versorgt. Gerdur bat mich um einen Gefallen, denn sie waren alle mindestens genauso geschockt, wie Ralof und ich, dass wir Kontakt mit einem Drachen hatten. Sie bat mich, nach Weißlauf zu gehen und dem Jarl davon zu berichten. Flusswald war nur ein kleines Dorf, ohne schützende Mauern oder eine Miliz. Deswegen sollte ich den Jarl darum bitten, Wachen nach Flusswald zu entsenden. Ach und zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich das legendäre Drachenblut bin. Das kommt erst später, wenn du die Geschichte dann auch hören magst. So, wo war ich stehen geblieben?“, fragte Is und Marco lächelte.

„Gerdur hat dich um diesen Gefallen gebeten“, erinnerte er sie.

„Ja richtig. Also...“
 

„Und wie komme ich nach Weißlauf?“, fragte ich Gerdur und sie dachte kurz nach.

„Geht hier unten über die Brücke. Dann halten Euch auf dem östlichen Weg. Also einfach dem Fluss folgen. Irgendwann kommt ihr dann zu den Wasserfällen und von dort aus, könnt Ihr im Tal schon Weißlauf sehen. Glaubt mir, Ihr werdet es nicht verfehlen. Wir zählen auf Euch, Isbjorg“, erklärte sie mir den Weg und nickend aß ich schnell meinen Teller leer, stand auf und verabschiedete mich.

„Ach Isbjorg?“, rief mir Ralof noch zu.

„Denkt bitte über mein Angebot nach. Himmelsrand sucht immer wahre Söhne und Töchter, die bereit sind für ihre Freiheit zu kämpfen. Solltet Ihr vor mir in Windhelm ankommen, sagt Jarl Ulfric, ich bürge für Euch“, lachte er mich an und ich nickte. Breit grinste ich, denn ich war eine wahre Tochter von Himmelsrand. Als würde ich es auf mir sitzen lassen, dass dieses kaiserliche Dreckspack mich köpfen wollte. Schnellen Schrittes huschte ich durch Flusswald und sah schon die Brücke, die mich über den Fluss führen sollte. Als ich diese überquerte, folgte ich dem Weg nach Osten. Einige Zeit des Laufens und ein toter Wolf später, erblickte ich neben mir einen riesigen Wasserfall, der laut plätschernd ins Tal strömte. Ich ging um die Kurve und hielt erst einmal den Atem an, vor Überraschung. An meine Heimat konnte ich mich nur vage erinnern, denn ich war ja noch ein Kind, als meine Eltern und ich nach Cyrodiil aufbrachen. Ich blickte auf eine weite Tundra Landschaft, in dessen Mitte eine Stadt stand. Auf einem Hügel lag Weißlauf, mit seiner prachtvollen Drachenhalle. Vor der Stadt erblickte ich viele Höfe und auch einen Stall, der vor den Stadtmauern stand. Und in mir wuchs die Vorfreude, endlich Weißlauf zu erkunden. Diese Stadt strahlte einfach so viel Schönheit aus. Und so wanderte ich ins Tal, bog Richtung Westen ab. Ich erblickte zu aller erst eine Met Brauerei, die Honigbräu Brauerei, die sich doch tatsächlich für einen würdigen Konkurrenten, gegenüber der Schwarzdorn Brauerei hielt. Absoluter Blödsinn! Es gab nichts besseres, als eisgekühlter Schwarzdorn Met! Das wusste doch jeder. Dann folgte ein Bauernhof, auf dem ein wüstes Treiben herrschte, welches sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Riese wütete mitten auf dem Feld und um ihn, ein paar Kämpfer, die auf ihn ein prügelten.

Na das war doch jetzt genau das Richtige für mich. Ein Kampf zum warm werden, an diesem kühlen Morgen. Ich zog meinen Bogen, huschte näher und schoss meine Pfeile, voller Begeisterung, auf dieses Monstrum. Gerade als er auf mich aufmerksam wurde und auf mich zu rennen wollte, sprang eine junge Frau nach oben und rammte dem Gegner ihr Schwert in die Flanke. Wütend brüllte der Riese noch auf, taumelte und stürzte zu Boden. Kurz zuckte er noch und starb dann. Jubelnd streckte ich meinen Bogen in die Himmel und grinste voller Euphorie auf. Es tat einfach gut.
 

Die Frau kam auf mich zu und musterte mich abschätzend, mit einer kühlen Neugierde.

„Ihr habt gut gekämpft. Wir suchen immer tüchtige Kämpfer. Kommt uns doch mal in Jorrvaskr besuchen“, meinte sie zu mir und lächelte mich schief an. Jorrvaskr..., Jorrvaskr? Ja das sagte mir etwas. Die Methalle der Gefährten. Und bevor ich reagieren konnte, ging sie schon wieder Richtung Stadt. Gefolgt von einer jungen Kriegerin. Ein Mann kam auf mich zu und musterte mich aus freundlich blickenden Augen. Er war muskulös, mit wilden, länglichen Haaren und einem leichten Bart im Gesicht. Er grinste mich freudig an, als er sich meiner Aufmerksamkeit bewusst war.

„Genau. Kommt nach Jorrvaskr und tretet den Gefährten bei. Ihr seid tapfer und stark. Genau solche Frauen und Männer suchen wir“, sprach er mich mit seiner tiefen Stimme an und überrascht nickte ich vorsichtig.

„Wir sehen uns“, rief er noch, hob die Hand zum Gruß und folgte seinen Mitstreitern. Ich war irritiert. Sie kannten mich noch nicht einmal und hatten mich nur für einen Atemzug kämpfen sehen und trotzdem sollte ich ihnen beitreten? Aber warum nicht? Ich kannte kaum noch jemanden aus meiner Heimat und vielleicht fand ich so den ersten Anschluss. Mit einem Lächeln im Gesicht schlenderte ich weiter, Richtung Stadt.
 

Verträumt lächelte Isbjorg den Sternenhimmel an. Marco blinzelte verwundert, denn er hätte schwören können, einen leichten Rotschimmer in ihrem Gesicht zu erkennen.

„Ah jetzt verstehe ich. Der Mann, der dich ansprach, war Farkas. Hab ich recht?“, gluckste Marco. Begeistert nickte Isbjorg.

„Ja, das war er. Diese erste Begegnung, war wirklich sehr einprägsam. Er war so freundlich und sympathisch. Sein Gesicht verfolgte mich noch so lange, bis ich wieder vor ihm stand“.

„Und wie geht es weiter?“, fragte Marco. Er mochte es ihr zuzuhören, wenn sie etwas aus ihrer Vergangenheit erzählte. Ihre Art und Weise, wie sie diese ganzen Sachen erzählte, zog einfach ihr Umfeld in den Bann. Wenn sie sprach, schwiegen alle und hörten zu. Sie spielte mit den Worten und das war bemerkenswert.

„Hol du erst einmal eine neue Kanne Kaffee. Dann erzähl ich weiter“, lachte sie und nickend stand Marco auf. Und ehe sie sich versah, sprang er mit der leeren Kanne aus dem Krähennest, verwandelte einen Arm in einen Flügel und landete lautlos auf dem Deck.

Ein Blick in die Vergangenheit

„Sie hatten einen Kaffee bestellt?“, murmelte auf einmal Marco fröhlich und riss Isbjorg aus ihren Gedanken. Als sie sich zu ihm umdrehte, hielt Marco ihr eine dampfende Tasse Kaffee unter die Nase. Breit grinste er und lächelnd nahm sie die Tasse entgegen.

„Spinner“, murmelte sie und trank einen Schluck. Marco hingegen setzte sich wieder.

„In drei Stunden geht die Sonne auf“, informierte der Vize sie und nickend blickte sie wieder hoch in den Himmel.

„Also ich war kurz vor Weißlauf, wenn ich mich nicht irre...“
 

Vor mir lagen die Ställe und ich warf einen neugierigen Blick auf sie. Ich roch die Pferde, frisches Heu und sah, wie gerade eine schöne schwarze Stute aus dem Stall geführt wurde. Pferde waren einfach wundervolle Tiere. Vor allem die Gäule von Himmelsrand. Sie waren zwar nicht so schnell, wie beispielsweise die aus Cyrodiil, aber sie waren kräftig und stark. Sie konnten einiges einstecken und waren fast unverzichtbare Gefährten, wenn man im Gebirge unterwegs war. Langsam ging ich weiter. Nicht mehr lange und ich würde Weißlauf von innen sehen. Ich musste nur noch durch die Torbögen und über die Zugbrücken gehen und schon würde ich vor dem Haupttor stehen. Ich spürte die Aufregung schon deutlich. Als meine Schritte sich nun dem Haupttor näherte, sah ich zwei Wachmänner, die mich eindringlich musterten, sich dann einen fragenden Blick zuwarfen und sich neu positionierten. Vermutlich wollten sie mir damit vermitteln, dass ich gefälligst Respekt zeigen solle.
 

Ich nickte ihnen freundlich zu und kam näher, als einer der Männer sich auf mich zu bewegte.

„Seid gegrüßt“, sprach ich erfreut den Mann an, der meinen Gruß mit einem freundlichen Nicken erwiderte.

„Seid ebenfalls gegrüßt, Bürger. Es tut mir sehr leid, aber die Stadt ist abgeriegelt. Uns kamen Gerüchte, über Drachen zu Ohren. Natürlich ist das vollkommen lächerlich, aber wir haben unsere Befehle“, erklärte er mir und wirkte amüsiert. Doch als er meinen ernsten Blick sah, räusperte er sich beschämt, als hätte er etwas dummes gesagt.

„Entschuldigt, aber sehe ich aus wie ein Drache?“, fragte ich ihn voller Ironie, blieb aber so freundlich wie es ging. Verhalten kicherte sein Kollege am Tor und der gute Mann vor mir, warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Natürlich nicht, meine Dame! Aber wie ich schon sagte: Die Stadt ist abgeriegelt“, murrte er und wirkte alles andere als zufrieden. Zumal ihn mein immer breiter werdendes Grinsen zu verunsichern schien.

„Also eines kann ich Euch versichern, guter Mann. Die Drachen sind sicherlich kein Gerücht. Und deswegen bin ich hier. Ich komme aus Helgen, wenn man diese rauchende Ruine noch so nennen darf und ich muss mit dem Jarl sprechen. Flusswald erbittet seine Hilfe“, erklärte ich ihm sachlich, denn wozu sollte ich frech oder wütend werden? Er machte ja schließlich nur seinen Arbeit. Nachdenklich nickte er.

„Ihr kommt wirklich aus Helgen?“, und ich nickte auf seine Frage.

„Das ist natürlich etwas anderes. Wartet einen Moment. Wir schließen das Tor auf. Entschuldigt, dass wir Euch aufgehalten haben“, sprach er und begleitete mich zum Tor. Sein Kollege hatte schon längst den Schlüssel gezückt und öffnete mir das Tor.

„Vielen Dank.“ Und flink verschwand ich in die Stadt.
 

„Also jetzt würde eine längere Geschichte folgen, mit dem Jarl und einem Drachen und so weiter. Darauf werde ich jetzt aber nicht eingehen. Ich überspringe diesen Teil und drehe ein paar Tage vor, als ich bereit war Jorrvaskr aufzusuchen“, erklärte Isbjorg ihrem Kommandanten, der nur nickte.
 

Gähnend trat ich aus der Beflaggten Mähre. Ich musste in diesem Gasthaus nächtigen, auch wenn mir Jarl Balgruuf gestattet hatte, Eigentum in Weißlauf zu erwerben. Aber noch fehlte mir das nötige Kleingeld. Denn immerhin hatten mir die Kaiserlichen, mein komplettes Hab und Gut geraubt. Und das bisschen Geld, welches ich besaß, hatte ich mir durch den Verkauf von Krempel und einigen kleinen Arbeiten verdient. Vor allem während der Erkundung des Ödsturzhügelgrabes, konnte man einige kleine Schätze sammeln und hier in Weißlauf wunderbar verkaufen. So musste ich wenigstens nicht unter freiem Himmel schlafen. Mein Blick lag auf dem Marktplatz, auf dem schon ein reges Treiben herrschte. Es wurde Obst und Gemüse, verschiedene Fleischsorten und wunderschönen Schmuck angepriesen. Vor allem der Schmuck machte mich neugierig, denn er wurde von niemand Geringerem als Eorlund Grau-Mähne geschmiedet. Er war eine Berühmtheit in ganz Himmelsrand, denn er war mit Abstand der beste Schmied, des ganzen Reiches. Selbst in der Kaiserstadt schwärmte man von seinen Schmiedestücken. Und es war egal ob es sich dabei um Schmuck, Waffen oder Rüstungen handelte. Er war einfach eine Legende und jedes seiner Stücke war einfach einzigartig.
 

„Habt Ihr schon gehört Ysolda? Die Gefährten sollen vor ein paar Tagen einen Riesen erschlagen haben, der dabei war, einen der Höfe zu verwüsten“, sprach eine Frau, zu der besagten Ysolda. Ich hielt kurz inne und lauschte.

„Ja, das habe ich auch schon gehört. Sie sind einfach großartige Kämpfer. Schade, dass es immer weniger von ihnen gibt. Sie waren mal so berühmt. Wirklich traurig“, antwortete Ysolda und ich legte den Kopf schief. Mir fiel die Situation von vor drei Tagen ein, als ich auf dem Weg nach Weißlauf war und den Gefährten half, diesen besagten Riesen zu töten. Und auch fiel mir ihr Angebot wieder ein. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, denn jetzt wusste ich, was ich als Nächstes tun könnte. Die Graubärte musste wohl warten, denn noch war ich hier nicht fertig. Ich musste erst meine Neugierde befriedigen. Und so schlug ich den Weg nach rechts ein und stieg die Treppen hinauf, zum Güldengrünbaum. Fast enttäuscht musterte ich den Baum, der als heiliger Baum galt. Doch sah er krank und kahl aus und sicherlich nicht heilig. Von weiten hörte ich schon diesen Talos Priester – Heimskr, wenn ich mich nicht irrte -, der wie jeden Tag vor dem Talos Schrein stand und lauthals predigte. Ich stieg die nächste Treppe hinauf, ebenfalls wieder rechts, am Talos Schrein vorbei und blieb erst einmal stehen. Vor mit lag sie. Die Methalle der Gefährten, Jorrvaskr. Ein wirklich eindrucksvolles Gebäude. Sie sah aus, wie ein umgedrehtes Schiff. Links auf einer Erhöhung, fand man das nächste, eindrucksvolle Gebilde. Die Himmelsschmiede. Diese geheimnisvolle Schmiede, stand schon ewig da und niemand wusste, wer sie erbaut hatte. Aber alles was darin gefertigt wurde, war besonders robust. Langsam ging ich weiter zur Halle und klopfte kräftig an. Und obwohl ich wildes Stimmengewirr und Anfeuerungsrufe hörte, reagierte niemand auf mein Klopfen und so trat ich ein.
 

Das erste was ich sah, war ein großes Feuer, um das einige Tische standen, die nur so protzten vor Essen und Met. Ich schaute nach links und sah viele Menschen stehen, welche wild eine junge Nord und einen Dunmer anfeuerten, die sich voller Begeisterung prügelten. Fasziniert von dem Kampf ging ich langsam zu ihnen und beobachtete die Kämpfer. Mein Blick fiel nach links und fuhr musternd nach oben. Neben mir stand ein muskulöser Mann, schon älter, der auf einem Auge blind war und ziemlich viele Narben im Gesicht hatte. Er bemerkte wohl meinen Blick und starrte mich finster an. Dann verzog er das Gesicht, schnaubte genervt auf und beobachtete weiter den Kampf.

„Ich werde Euch in den Boden stampfen!“, brüllte die Nord auf und schlug auf den Dunmer ein. Der Dunkelelf konnte einige Schläge ausweichen, zwei blocken, aber zwei weitere trafen ihn hart im Gesicht.

„Möge Nerevar mich leiten!“, rief der Dunkelelf und schlug zurück.

„Ach Athis, Ihr hat doch keine Chance gegen mich“, rief sie ihm zu und lachend, wehrte sie seine Schläge ab.

„Achtet auf eure Beinarbeit“, rief der ältere Mann neben mir, zu den beiden.

„Ihr N´wah!“, zischte der Dunkelelf wütend, holte aus, doch war die Nord schneller. Sie wich ihm aus, holt Schwung und schlug ihm fest auf den Schädel. Athis fiel seufzend auf die Knie.

„Sehr gut gemacht, Njada“, rief der narbige Mann, neben mir, doch wand er gleich seinen Blick zu mir.

„Moment. Euch kenne ich doch. Also habt Ihr endlich den Weg zu uns gefunden?“, ertönte plötzlich eine Frauenstimme hinter mir und ich wusste von vornherein, dass es die Kriegerin sein musste, die mich zu aller erst ansprach, nachdem der Riese tot war. Ihre Stimme war einfach unverkennbar. Nickend drehte ich mich um.

„Wenn Ihr glaubt, Ihr hättet das Zeug dazu, ein Gefährte zu werden, dann geht nach unten und sprecht mit Kodlak Weißmähne. Er entscheidet wer uns beitreten darf und wer nicht“, erklärte sie mir und ich wollte mich schon abwenden, als sich der Narbenmann vor mich stellte.

„Und wer seid Ihr, dass Ihr hier einfach so herein spazieren könnt?“, fuhr er mich an und ich zog, fast belustigt, eine Augenbraue nach oben. Was glaubte er eigentlich, wer er war?!

„Wollt Ihr uns etwa beitreten? Ich glaube kaum, dass so ein Milchtrinker wie Ihr, hier etwas zu suchen hättet!“, murrte er weiter und ich seufzte lächelnd.

„Ach ist das so? So wie ich die Frau da verstanden habe, habt Ihr das aber nicht zu entscheiden“, gluckste ich.

„Skjor, lasst sie doch“, mischte sich nun wieder Aela ein und musste lachen, doch verdrehte der Narbenmann nur die Augen.

„Warum erspart Ihr Euch nicht einfach die Schande und verschwindet gleich wieder. So mager wie Ihr seid, weht Euch doch so oder so, die nächst beste Windböe um“, sprach er, mit einem süffisanten Unterton und versuchte mich eindeutig zu provozieren.

„Wisst Ihr..., Erst wollte ich ja was zu Euren dürren Ärmchen sagen, aber dann ist mir Eure hässliche Visage aufgefallen, die mir im Weg steht. Also entschuldigt mich jetzt, ich habe eine Verabredung mit einem gewissen Kodlak. Auch wenn er das noch nicht weiß“, konterte ich trocken und drängte mich an ihm vorbei.
 

Sowohl Aela, als auch Njada und Athis, brachen in schallendes Gelächter aus. Die anderen Anwesenden, hielten sich dezent schweigend zurück, auch wenn ich von dem einen oder anderen, ein glucksen hörte, oder sie feixen sah. Skjor hingegen, ließ ich mit offenem Mund stehen. Es dauerte einen Moment, bis er seine Fassung wieder fand und als er mir gerade hinterher brüllen wollte, verschwand ich schon durch die Tür, die zu den Unterkünften führte. Als ich im unteren Flur stand, blickte ich mich erst einmal suchend um. Vor mir war ein Durchgang, der sich nach rechts und links auf zweigte. Doch standen hier nur Betten. Auf einem der Betten, saß ein weiterer Nord, der mich aber überhaupt nicht wahr nahm, denn er hatte seinen persönlichen Kampf mit einer Flasche Met. Und so besoffen wie er aussah, würde er die nächste Zeit, gar nichts mehr wirklich wahrnehmen. Ein breites Grinsen schlich sich in mein Gesicht, als ich mir vorstellte, wie ein Drache in die Methalle krachte und dieser Kerl genüsslich weiter trank. Kopfschüttelnd wand ich mich ab und ging wieder raus auf den Flur. Ich blickte diesem entlang und sah, ganz weit hinten, eine geöffnete Tür, aus der leise Stimmen hallten. Vielleicht würde ich dort Glück haben. Schnellen Schrittes huschte ich durch den Flur und blieb vor der geöffneten Tür stehen. Dort sah ich einen alten Mann sitzen, der sich leise mit einem jungen Krieger unterhielt, der mir ungemein bekannt vor kam. Aber seine Stimme war ganz anders. Fragend legte ich den Kopf schief und räusperte mich laut. Beide blickten mich aus großen Augen an und ich trat herein.
 

„Großartig, noch so ein Ehrgeizling. Ihr denkt, Ihr könntet hier einfach so rein spazieren und Euch zu und gesellen?“, sprach mich der jüngere Mann an. Interessanter Weise, sah er fast genauso aus, wie der freundliche Krieger, der mich vor drei Tagen auf dem Feld angesprochen hatte. Ich ignorierte ihn, denn er war nicht mein Ziel. Mein Blick legte sich forschend, auf den alten Mann.

„Eine Fremde betritt unsere Hallen“, murmelte der Alte und musterte mich eindringlich.

„Seid Ihr Kodlak Weißmähne?“, fragte ich leise, fast schüchtern. Er strahlte so ungemein viel Autorität aus, dass man nicht anders konnte, als ihn zu respektieren. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen und er nickte.

„Wer sind die Gefährten?“, fragte ich ihn neugierig, bevor ich mich den wichtigeren Fragen widmete. Der jüngere Mann seufzte genervt auf und ich warf ihm einen giftigen Blick zu.

„Eure Frage wiegt schwerer, als Ihr vielleicht denkt, Neuling. Über solche Dinge, denken wir unser ganzes Leben lang nach. Der Unterschied zwischen einer edlen Kriegergruppe und einer lausigen Mörderbande ist dünner, als die Schneide eines Schwertes. Ich versuche, uns auf dem rechten Pfad zu halten“, erklärte er mir ruhig und ich nickte nachdenklich. Dann räusperte ich mich und atmete tief ein.

„Ich würde gerne den Gefährten beitreten“, sprach ich mit fester Stimme. Ich war nervös, aber versuchte alles daran zu setzen, mir das nicht anmerken zu lassen.

„Ach ja? Dann lasst Euch mal ansehen“, antwortete er und musterte mich noch eindringlicher. Eine ganze Weile sagte er nichts, sondern blickte mir fest in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand, auch wenn es nicht einfach war. Denn ständig hatte ich das Bedürfnis, mich zu verbeugen. Aber ich würde doch jetzt nicht unterwürfig sein!

„Hm. Ja, vielleicht. Euer Geist zeugt von einer gewissen Stärke“, murmelte der Alte und ich lächelte schwach, doch unterbrach uns dieser junge Mann, der links von mir saß.

„Gebieter, Ihr erwägt doch wohl nicht ernsthaft, sie aufzunehmen?“, fragte er und wirkte erschüttert. Streng blickte Kodlak ihn an.
 

„Ich bin niemandes Meister, Vilkas. Und soviel ich weiß, hatten wir in Jorrvaskr ein paar leere Betten für die, in deren Herzen ein Feuer brennt“, antwortete er streng und Vilkas blickte beschämt drein, als hätte er ihn beleidigt.

„Verzeiht. Aber vielleicht ist dies nicht der richtige Augenblick. Ich habe noch nie von diesem Fremdling gehört“, entschuldigte sich Vilkas zwar, doch blieb er stur. Ich verdrehte vorsichtig die Augen und fragte mich, ob ich wirklich so erbärmlich aussah, dass die alle so negativ eingestellt waren. Und hatte Ysolda nicht gesagt, die Gefährten wurden immer weniger? Die sollten sich doch eigentlich über jedes neue Mitglied freuen.

„Manchmal kommen die Berühmten zu uns. Und manchmal kommen Männer und Frauen zu uns, die berühmt sein wollen. Das macht keinen Unterschied. Was zählt, ist ihr Herz“, konterte Kodlak Weißmähne und wand seinen Blick wieder mir zu.

„Und ihre Waffen“, murmelte Vilkas. Ihm schien dieses Gespräch, alles andere als zu gefallen.

„Natürlich“, murmelte Kodlak zurück, ehe er sich mir nun endgültig wieder widmete.

„Wie ist es um Euer Kampfgeschick bestellt, Mädchen?“, fragte er mich und ich dachte darüber nach. Aber letztendlich sollte ich einfach bei der Wahrheit bleiben. Zumindest bei der Teilwahrheit, denn ich nahm an, dass es für mich nicht gerade von Vorteil war ihnen zu erzählen, dass ich eine Meisterin des Meuchelns war. Eine Assassine.

„Ich muss noch viel lernen“, antwortete ich und gelogen war dies ja nicht. Wenn es um das kämpfen ging, konnte man nie genug lernen.

„Das ist die richtige Einstellung. Vilkas hier, wird sich Euer annehmen. Vilkas, bringt sie in den Hof und seht, was sie kann“, befahl Kodlak und widmete sich seinem Becher Met. Nickend stand der junge Mann auf, warf mir einen strengen Blick zu und ging aus dem Raum. Unsicher blickte ich ihm hinterher. Kodlak Weißmähne nickte mir zu und gab mir so zu verstehen, ich sollte Vilkas folgen. Was ich dann auch tat.
 

Seufzend lehnte sich Isbjorg zurück. Ihre Gedanken schweiften für einen Augenblick zu Kodlak und Skjor, denn ihr fiel traurig ein, dass sie sich von den beiden, nie richtig verabschieden konnte. Denn sie lebten nicht mehr und nie war Isbjorg da, um Lebewohl zu sagen. Und sie vermisste die beiden. Vor allem Skjor. Denn auch wenn sie anfangs häufig stritten, mochten sie sich.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Marco leise und sie zuckte zusammen.

„Ja. Ich musste nur gerade an die Vergangenheit denken. An Kodlak und Skjor“, nuschelte sie und lächelte. Außerdem war sie am überlegen, ob sie Marco wirklich alles erzählen sollte. Denn ein Teil der Geschichte, war alles andere als schön. Er war dunkel und geheimnisvoll. Und beängstigend. Isbjorg fragte sich, ob es so etwas auch auf der Grandline gab, oder ob Marco es kannte. Denn wenn nicht, würde es sicher ein Schock für ihn werden. Ihre Kiefergelenke pulsierten und sie schmeckte Blut. Das passierte manchmal, wenn sie daran dachte. Auch wenn sie vor langer Zeit schon, diese dunkle Macht besiegt hatte. Und ab und zu vermisste sie es, ein Kind der Nacht zu sein. Einfach dieses absolute Freiheitsgefühl zu spüren. Aber die Bestie war damals zu stark und sie hatte schon genug Bürden zu tragen, zu jener Zeit. Hätte sie sich nicht dazu entschlossen, hätte sie den Kampf mit dem Tier verloren. Und Sovngarde wäre unerreichbar gewesen.

„Vilkas sollte mich nun also prüfen...“, fing sie wieder an zu erzählen, atmete die kühle Nachtluft ein und schloss die Augen.
 

„Der Alte hat gesagt, ich solle Euch mal in Augenschein nehmen. Dann wollen wir mal“, sprach Vilkas belustigt, als wir im Hinterhof der Methalle angekommen waren und lächelte mich fast mitleidig an. Ich spürte, wie zornig meine Augenbraue zuckte. Und ich fasste den Entschluss, dass ich ihm wohl eine gehörige Tracht Prügel verpassen musste, damit er mich endlich ernst nahm. Ich war es Leid, dass ich wie ein kleines, schwaches Mädchen behandelt wurde. Ich konnte ja auch nichts dafür, dass ich so klein war und so schmächtig aussah. Obwohl ich so gut durch trainiert war. Aber bei mir zeigte sich nun mal nicht die Kampfkraft, in der Größe meiner Muskeln. Wütend schnaubte ich und zog mein Schwert.

„Geht ein paar Mal auf mich los, damit ich sehe, wie´s um Eure Form bestellt ist. Keine Angst, ich werd´s verkraften“, lachte er mich provokant an und zog ein Schwert und ein Schild. Und schon stürmte er in meine Richtung und holte zum Schlag aus. Wirklich beeindruckt war ich nicht und flink, wie ich nun mal war, wich ich schnell aus, rollte mich am Boden ab und sprang wieder auf die Beine. Verdutzt drehte er seinen Kopf in meine Richtung, doch attackierte ich ihn schon. Dumpfes Klirren hallte über den Hof, immer dann wenn mein Schwert auf seine Rüstung einschlug. Mit einer heftigen Drehung, traf ich ihn hart an der Seite und er taumelte sogar. Dann steckte er sein Schwert weg und nickte mir verblüfft zu.

„Nicht schlecht. Nächstes Mal mach ich´s Euch nicht so leicht“, murmelte er und nickte zufrieden. Die Überraschung stand ihm groß ins Gesicht geschrieben und auch wenn ich sicher war, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er mich richtig respektieren würde, so hatte ich doch heute den ersten Schritt dafür getan. Er mochte zwar ein vortrefflicher Krieger sein, der viel einstecken konnte, doch war er langsam. Und er hatte mich unterschätzt. Ich würde diesen Fehler zumindest nicht machen.
 

„Ihr könnt es schaffen. Aber in unseren Augen seid Ihr immer noch ein Frischling. Also tut gefälligst, was wir Euch sagen! Hier ist mein Schwert. Bringt es zu Eorlund und lasst es bei ihm schärfen. Und passt gut auf, denn es ist vermutlich mehr wert als Ihr“, knurrte er und genervt nahm ich sein Schwert entgegen. Ich erkannte auf den ersten Blick, dass dieses gute Stück aus feinstem Himmelsschmiedenstahl gefertigt wurde und anerkennend nickend, steckte ich das gute Stück an meinen Gürtel. Und ohne Vilkas auch nur noch einen Blick zu würdigen, ging ich den Hof entlang und die Stufen zur Schmiede hoch. Ich hörte unten schon, dass da oben gearbeitet wurde und wie gleichmäßig auf Stahl geschlagen wurde. Oben angekommen, sah ich einen großen, muskulösen Mann, mit etwa schulterlangen grauen Haaren. Er stand am Amboss und hämmerte konzentriert auf ein Schwert ein. Vorsichtig näherte ich mich, denn es gab nichts schlimmeres für einen Schmied, als wenn er abrupt bei seiner Arbeit unterbrochen wurde. Deswegen näherte ich mich so, dass er mich recht früh bemerken musste und wartete, bis er seine Arbeit von alleine bei Seite legte und mir Aufmerksamkeit schenkte. Und die bekam ich früher, als ich gedacht hätte. Er blickte auf und musterte mich fragend. Sein Blick zeigte deutlich, dass er sich fragte, wer ich überhaupt war. Aber er hämmerte weiter und nickte mir zu. Langsam näherte ich mich und zog Vilkas Schwert.
 

„Eorlund Grau-Mähe?“, fragte ich vorsichtig und er nickte. Wie mir schien, gehörte er nicht zu den Gesprächigsten.

„Vilkas hat mich mit seinem Schwert geschickt“, murmelte ich und er hörte auf zu hämmern. Dann nahm er mir das gute Stück ab und nickte.

„Dann seid Ihr wohl die Neue hier?“, fragte er und wirkte belustigt. Vorsichtig nickte ich.
 

„Hach... entschuldige Marco. Ich schweife schon wieder ab. Ich versuche mich kürzer zu halten. Nach einem kurzen Gespräch mit Eorlund, gab er mir ein Schild für Aela mit und ich machte mich wieder auf in die Methalle“, erklärte Isbjorg und seufzte. Es war für sie einfach mal schön, von der vergangenen Zeit zu sprechen. Da, wo die Zeit noch nicht von Leid geplagt war.
 

Ich suchte Aela und fand sie in ihrem Zimmer, zusammen mit Skjor. Leise unterhielten sie sich, doch worüber wusste ich nicht. Das konnte ich nicht hören, aber ehrlich gesagt interessierte es mich auch nicht. Ich klopfte an die geöffnete Tür, warf Skjor einen unterkühlten Blick zu und ging zielstrebig zu Aela, die mich neugierig musterte.

„Ich habe Euren Schild“, sagte ich und reichte ihr das gute Stück.

„Ah, gut. Darauf habe ich gewartet. Schön zu sehen, dass Ihr es hier her geschafft habt“, freute sie sich, doch erhob nun Skjor das Wort.

„Kennt Ihr die? Ich habe sie im Hof mit Vilkas trainieren sehen“, knurrte Skjor und ich verzog das Gesicht. Wie arrogant dieser alte Miesmuffel war. Es war doch einfach unglaublich! Aela blickte mich an und lachte schallend auf.

„Ah, ja. Ich habe schon gehört, dass Ihr ihm eine Tracht Prügel verpasst habt“, sprach sie mich an und lachte erneut.

„Lasst das bloß nicht Vilkas hören“, brummte Skjor und grinste.

„Denkt Ihr, Ihr könntet es mit Vilkas in einem echten Kampf aufnehmen?“, fragte sie mich nun und stutzig legte ich meine Stirn in Falten. Das war eine schwierige Frage, denn ich traute mir zwar eine Menge zu, doch wusste ich nicht, wie gut es um die Kampfkraft von Vilkas bestellt war. Und man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen.

„Ich halte nichts von Prahlerei“, murmelte ich und ihr Gesicht hellte sich auf.

„Ah, eine Frau die ihre Taten für sich sprechen lässt. Ich wusste, dass Ihr das gewisse Etwas habt“, lachte sie mich an und ich wusste, dass sie mich akzeptiert hatte. Wenigstens brachte sie mir etwas Respekt entgegen. Nicht so, wie dieser Narbenheini und dieser komische Krieger, der dem freundlichen so ähnlich war.

„Hier, Farkas zeigt Euch, wo Ihr Euch ausruhen könnt“, erklärte sie und ich blickte mich um. Skjor grinste kurz auf, ehe er seine Stimme laut erhob.

„Farkas!“, rief er und kurze Zeit später, hörte man schnelle Schritte, die sich Aelas Zimmer näherten.
 

„Habt ihr mich gerufen?“, fragte ein junger Mann, dessen Stimme mir bekannt vor kam. Als ich mich umdrehte, kam ich nicht drum herum, breit zu grinsen. Vor mir stand er. Der freundliche Krieger.

„Natürlich haben wir das, Eishirn“, knurrte Aela und überrascht blickte ich sie an. Ich verstand nicht, was ihr Problem war und warum sie so unfreundlich war. Er hatte doch ganz normal gefragt.

„Zeigt diesem Jungblut, wo die anderen Welpen schlafen“, befahl sie ihm und er nickte. Dann blickte er mich an und lächelte. Ich erwiderte sein Lächeln und bewegte mich auf ihn zu.

„Ein Neuling? Oh, ich erinnere mich an Euch. Kommt mit“, forderte Farkas freundlich und ich nickte. Dann ging er voran.

„Skjor und Aela ziehen mich gerne auf, aber es sind gute Leute“, erklärte er mir auf halber Strecke.

„Wenn das so ist...“, murmelte ich und blickte mich um. Als ich vorhin durch den Flur huschte, kam ich gar nicht dazu mich umzuschauen, so aufgeregt wie ich war. Aber wirklich interessante Dinge, gab es nicht zu entdecken, außer hübsche rote Vorhänge und rot-gelbe Teppiche.

„...sie fordern uns zu Bestleistungen heraus“, erzählte Farkas weiter und beschämt hob ich den Kopf. Zum Glück ging er vor mir und bemerkte somit nicht, dass ich ihm gar nicht zugehört hatte.

„Nur wenn man seine Grenzen erreicht, kann man besser werden“, philosophierte ich und Farkas lachte auf.

„Wohl wahr“, brummte er und drehte sich um. Begeistert lachte er mich an.

„Schön, ein neues Gesicht zu sehen. Es wird hier manchmal langweilig. Ich hoffe, Ihr bleibt. Das Leben hier kann hart sein“, murmelte er und ich nickte.

„Ich denke schon, das ich bleibe. Und mit mir hier, wird Euch sicher nicht langweilig. Ich verbreite gerne Chaos“, erklärte ich und Farkas lachte erneut auf. Er ging rückwärts und bleib dann, vor einer offenen Tür stehen. Wir standen vor den Räumen, wo ich vorhin den besoffenen Nord gesehen hatte, doch war dieser jetzt weg.
 

Hier sind die Quartiere. Sucht Euch einfach ein Bett aus und legt Euch hin, wenn Ihr müde seid“, ich nickte und betrachtete die Räume.

„So, da seid Ihr also. Die anderen sind schon ganz gespannt auf Euch“, ich bezweifelte seine Aussage stark, wenn man die vorherigen Reaktionen in Erinnerung zog, doch er meinte es ja nur gut.

„Sprecht mit mir oder Aela, wenn Ihr arbeiten wollt. Wenn Ihr Euch einen Namen gemacht habt, könnt Ihr Aufträge von Skjor und Vilkas erhalten. Viel Glück. Willkommen bei den Gefährten“, begrüßte mich nun Farkas ganz offiziell und ich grinste über beide Wangen.

„Dankeschön, Farkas. Na da bin ich ja mal gespannt.“

„Übrigens, wenn Ihr nach einer Beschäftigung sucht. Wir haben eine Mitteilung von jemandem bekommen, der hier im Fürstentum Weißlauf starke Leute braucht. Ich weiß nicht, warum gekämpft wird, aber das geht uns sowieso nichts an. Ihr müsst nur dort rausgehen, hart aussehen und diesen Milchtrinker einschüchtern. Und nicht mehr. Niemand soll sterben, verstanden?“, gab er mir meinen aller ersten, richtigen Auftrag. Mir kribbelte es jetzt schon in den Fingern.

„Ich kümmere mich darum“, sprach ich freundlich, zwinkerte ihm zu und salutierte.

„Los. Bringt Euch und den Gefährten Ehre.“
 

„Also jetzt wird es eigentlich relativ uninteressant. Ich musste nur nach Flusswald und Feandal, einem Waldelfen, die Fresse polieren. Oh..., die Sonne geht auf. Hab ich wirklich die halbe Nacht gequatscht?“, fragte Isi überrascht. Ihr kam das gar nicht so lange vor.

„Ja, hast du. Es ist wirklich spannend, dir zuzuhören. Selbst wenn du um den heißen Brei laberst“, lachte Marco, doch schlich sich ein Gähnen auf sein Gesicht.

„Oi! Marco, was machst du denn hier oben?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter den beiden. Is und Marco drehten sich ruckartig um. Ins Krähennest kletterte gerade ein junger Pirat, aus der Division von Ace, der die beiden irritiert anstarrte. Außerdem war er die Ablösung der Nachtschicht. Marco zuckte mit den Schultern.

„Ich konnte nicht schlafen. Aber jetzt bin ich hundemüde. Und du hast jetzt auch Feierabend Is. Komm, ich nehme dich mit runter“, murmelte er und zog sie auf die Beine. Es dauerte auch nicht lange und sie hockte auf seinem Rücken, die Arme und Beine um ihm geschlungen. Und ehe sie sich versah, stürzten sie schon vom Hauptmast. Marcos Arme brannten und wurden zu Flügeln. Sanft landete er auf dem Deck und trug sie auf ihr Zimmer.

„Du erzählst mir doch aber die Geschichte zu Ende, oder?“, hakte er nach, als er Isbjorg auf ihrem Bett absetzte.

„Natürlich. Aber zuerst brauche ich eine Mütze Schlaf. Und du ebenfalls. Schlaf gut“, murrte sie, zog sich ihre Schuhe aus und legte sich hin. Er nickte und verließ ihr Zimmer.

Ein Blick in die Vergangenheit, Teil 2

Gegen Mittag erwachte Isbjorg aus ihrem Schlaf. Vorsichtig streckte sie sich und stellte erleichtert fest, dass ihre Wunden erstaunlich weniger schmerzten, als am Tag zuvor. Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und schlenderte zu ihrem Kleiderschrank. Nachdem sie sich frische Kleidung aus dem Schrank gefischt hatte, schlich sie in ihr Badezimmer und machte sich zurecht. Nachdem auch das erledigt war, humpelte sie aus ihrem Zimmer und schlenderte durch die Gänge, die wie ausgestorben wirkten. Sie hörte noch nicht einmal Geräusche aus den vielen Zimmern, an denen sie vorbei ging. Vor der großen Tür zum Speisesaal, hielt Isbjorg kurz inne und verschnaufte. Sie war es leid so schwach zu sein und fest entschlossen nahm sie sich vor, sobald sie wieder kämpfen konnte, würde sie ihr Training verdoppeln. Damit sie nie wieder so schwächlich war. Permanent auf Hilfe angewiesen zu sein, lag ihr nicht. Und sie war es ja nun auch nicht gewöhnt. Sie musste immer alleine klarkommen, nur das war derzeit einfach nicht möglich. Sie hasste es! Zornig stieß Isbjorg die Speisesaaltür auf und fand auch hier gähnende Leere. Wo waren die denn alle, fragte sie sich. Langsam schlenderte sie zum Buffet Tisch und bis auf eine einzelne Tasse und eine Kanne, war auch dieser leer. Fragend hob Is eine Augenbraue, denn an der Kanne haftete ein Zettel.
 

„Na? Ausgeschlafen? Lass dir den Kaffee schmecken, Isbjorg. - Thatch“, las sie leise vor und grinste breit. Die Haartolle war schon eine Klasse für sich. Is schüttete sich den heißen Kaffee in die Tasse, griff diese mit beiden Händen und trank einen Schluck.

„Das tut gut“, nuschelte sie und schlenderte mit der Tasse zum Ausgang. Grell blendete sie die Sonne, als sie auf das Deck trat und sie hörte leise ein paar Stimmen.

„Ah, da ist sie ja“, hörte sie Olaf.

„Guten Morgen“, nuschelte Is, blinzelte kurz, damit sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnen konnten und blickte sich um. Viele waren nicht an Deck, doch sie hörte einige aus ihrer Crew am Strand toben. Auf dem Deck selbst saß Whitebeard, Marco, Olaf und Vista. Auch ein paar Piraten aus den verschiedenen Divisionen, mit denen Isbjorg noch nicht viel am Hut hatte, gammelten an der Reling und dösten in der Mittagssonne vor sich hin.

„Na Nervensäge. Endlich ausgeschlafen?“, hörte sie Marcos Stimme und müde lächelnd, nickte sie.

„Ich wollte dich gerade schon wecken kommen“, hörte sie eine vertraute Stimme und blickte in das grinsende Gesicht von Law.

„Law? Das ist ja schön. Was machst du denn hier?“, fragte Is irritiert und trank einen Schluck Kaffee.

„Da wir uns gestern Abend nicht mehr sehen konnten, aufgrund der Seebestattung, bin ich hier wegen deiner Untersuchung“, erklärte er kurz und begutachtete sie.

„Is? Denk dran, du hast mir noch was versprochen“, nuschelte Marco und streckte sich.

„Ah, stimmt ja. Die Geschichte. Wie wäre es so. Ich trink erst einmal in aller Ruhe meinen Kaffee und dann gehen wir drei in mein Zimmer. Du kannst mich dann in aller Ruhe untersuchen Law und dir erzähle ich die Geschichte fertig, Marco“, murmelte sie und die zwei Männer warfen sich einen Blick zu.

„Ich mag es nicht sonderlich, wenn mir jemand bei meinen Behandlungen zu schaut“, murmelte Law und blickte unterkühlt Marco an.

„Außerdem weißt du, dass ich deine Wunden inspizieren muss“, murrte er weiter.

„Jetzt stell dich mal nicht so an, er ist immer noch mein Kommandant. Außerdem kann er sich ja wohl umdrehen, wenn du meine Wunden untersuchst. Er soll ja schließlich nur zuhören“, murrte sie und Law seufzte.

„Gute Idee. Bin gespannt wie es weiter geht“, lachte Marco auf und grinste provokant Law an. Dieser schnaubte nur genervt.

„Meinetwegen“, knurrte dieser und die Drei schlenderten an der Reling entlang, Richtung der Zimmer.
 

„Hast du denn gut schlafen können, Is?“, fragte die Ananas und Is nickte.

„Ich finde es unverantwortlich, ihr den Nachtdienst aufzuzwingen, obwohl sie noch so geschwächt ist“, murrte Law. Er konnte Marco einfach nicht ausstehen, was aber deutlich auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Moment mal!“, knurrte Marco auf und erdolchte Law mit seinem Blick.

„Ich habe mir diesen Nachtdienst selbst auferlegt. Und Ich habe Marco so lange genervt, bis er zugestimmt hat, denn er wollte nicht, dass ich in meinem jetzigen Zustand oben im Krähennest hocke“, sprach Is gelangweilt und öffnete die Tür zu den Fluren.

„Außerdem war sie die Nacht auch nicht alleine!“, murrte Marco den Käpt´n der Heart Piraten an.

„Da frag ich mich doch persönlich, was Schlimmer ist....“, murmelte Law, mit einem schnippischen Unterton, doch unterbrach ihn prompt ein Knurren, welches aus Isbjorgs Kehle drang.

„Könntet ihr endlich aufhören, euch hier anzufauchen?! Ihr zwei nervt damit!“, knurrte sie und die beiden Männer verstummten, doch warfen sie sich den ganzen Weg über, tödliche Blicke zu.

„Vollidioten“, zischte Isbjorg leise und öffnete ihre Zimmertür. Interessiert blickte sich Law um. Er musterte kurz die Waffen, doch interessierte er sich mehr für die Alchemistischen Gegenstände.
 

„So Isbjorg. Runter mit den Klamotten“, befahl Law und grinste sie keck an. Kopfschüttelnd wand sich Marco ab, setzte sich an den Schreibtisch, lehnte sich zurück und verfrachtete seine Beine auf eine freie Ecke. Isbjorg hingegen zog ihr Top aus.

„Arme hoch Is, ich nehme dir den Verband ab. Dann legst du dich bitte auf den Bauch“, erklärte Law ihr und sie nickte stumm.

„Wo hatte ich heute morgen eigentlich aufgehört, Marco?“, fragte Is und legte sich auf den Bauch. Marco warf ihr einen flüchtigen Seitenblick zu, während Law seinen Arztkoffer öffnete.

„Du hast deinen ersten Auftrag von Farkas bekommen“, nuschelte dieser und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

„Ach stimmt. Flusswald. Ich sollte Faendal einschüchtern. Wie ich heute morgen schon erzählt hatte, eigentlich uninteressant. Dieser Waldelf, war ein Weichei. Nach der Tracht Prügel, suchte ich wieder Jorrvaskr auf...“
 

Ich stieß die Tür zur Methalle auf und blickte sofort in das grinsende Gesicht von Farkas. Vorsichtig grinste ich zurück und war überrascht, dass er da stand. Ich glaubte, er hatte sogar auf mich gewartet.

„Seid gegrüßt Farkas“, begrüßte ich ihn und er nickte mir freundlich zu.

„Ich habe mich um das Problem in Flusswald gekümmert“, erklärte ich ihm und anerkennend nickte er.

„Leute herumzuschubsen macht manchmal Spaß, oder? Gute Arbeit, Schwester“, lobte er mich und breit grinsend, nahm ich meinen Lohn entgegen. Es war nicht viel, aber immerhin ein guter Anfang.

„Übrigens, Isbjorg. Skjor hat nach Euch gefragt“, erklärte er mir und ich horchte auf. Fragend hob ich meine Augenbraue und verdrehte sogleich meine Augen. Das konnte ja nichts Gutes bedeuten, wenn der Narbenheini nach mir fragte.

„Was will er?“, fragte ich misstrauisch, doch zuckte Farkas nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Er will nur mit Euch reden, bevor Ihr etwas anderes macht“, murmelte er und ich seufzte.

„Ich mache ihn nicht gern wütend, aber es gibt Arbeit für Euch, wenn Ihr wollt“, flüsterte er mir zu und zwinkerte frech. Lachend schüttelte ich mit dem Kopf.

„Ich habe zwar keine Ahnung, was er von mir will, aber vielleicht sollte ich doch erst zu ihm gehen. Dann habe ich es hinter mir. Hebt mir bitte etwas Arbeit auf, Farkas“, bat ich ihn und nickend drehte er sich um. Entspannt setzte er sich an den Tisch und schnappte sich etwas zu Essen. Belustigt beobachtete ich ihn ein bisschen, bevor ich mich in Bewegung setzte. Er war einfach ein lustiges Kerlchen, auch wenn er etwas naiv wirkte, doch mochte ich ihn auf Anhieb. Belustigt wedelte Farkas mit seiner Fleischkeule in der Hand herum.

„Wisst Ihr, Manche denken, ich sei nicht intelligent. Die kriegen meine Faust zu spüren. Aber Euch mag ich“, lachte er mich an und biss in das Fleisch. Ich kam nicht drum herum, laut auf zu lachen.

„Ich mag Euch auch, Farkas“, lachte ich und wand mich ab. Langsam und immer noch mit einem Lachen auf den Lippen, ging ich nach unten zu den Unterkünften. Hier musste ja irgendwo Skjor herum lungern. Und ich war mir sicher, dass ich ihm gehörig in den Arsch treten würde, wenn er mir irgendwelche niederen Arbeiten aufdrücken wollte. Was ich ihm durchaus zutrauen würde, denn immerhin sah er in mir einen schwachen Milchtrinker.
 

In seinem Zimmer fand ich ihn auch prompt. Kritisch musterte er mich, als ich herein trat und ich grinste lediglich nur frech.

„Ihr wolltet mich sehen?“, fragte ich Skjor resigniert und er nickte knapp.

„In der Tat. Eure Zeit, so scheint es, ist reif“, murmelte er und ich hob fragend meine Augenbrauen.

„Was meint Ihr damit?“, fragte ich sogleich und er dachte kurz nach. Mit einem ernsten Blick, verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Letzte Woche besuchte uns ein Gelehrter, der angeblich weiß, wo ein weiteres Fragment von Wuuthrad zu finden ist. Mir schien er ein Narr zu sein. Aber falls er recht hat, verlangt die Ehre der Gefährten, seinen Hinweisen nachzugehen“, erklärte mir Skjor und ich wusste worauf er hinaus wollte. Nicht nur die Gefährten sollten danach suchen, sondern gezielt ICH. Aber hatte er nicht gerade Wuuthrad gesagt? Ich spürte wie mein Herz zu rasen anfing.

„Moment. Wuuthrad? Das echte Wuuthrad? Das ist wirklich faszinierend. Wuuthrad war doch die Waffe von Ysgramor, dem Gründer der Gefährten. Ysgramor der Elfentöter“, flüsterte ich vor mich hin, mehr zu mir selbst als zu Skjor, doch der Narbenheini nickte. Die Abenteuerlust packte mich mit einem Schlag und siegessicher grinste ich Skjor an.

„Es wäre mir eine Ehre, danach zu suchen“, sprach ich, immer noch grinsend.

„Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Respekt und Stiefelleckerei, Jungblut. Aber mir gefällt Eure Einstellung“, zischte er und grinste mich schnippisch an. Ich kam nicht daran vorbei, überlegen zu lachen.

„Glaubt mir Skjor. Ich habe es nicht nötig irgendwem die Stiefel zu lecken. Doch das lernt Ihr vielleicht eines Tages auch noch. Nun aber weiter im Text. Details bitte“, murrte ich und er seufzte.

„Dies soll Eure Prüfung sein. Wenn Ihr Euch gut schlagt, dürft Ihr Euch zu den Gefährten zählen. Farkas wird Euch auf dieser Unternehmung als Schildbruder begleiten, Welpe. Enttäuscht uns nicht. Und passt auf, dass er nicht ums Leben kommt“, befahl Skjor, schob mich aus seinem Zimmer und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Wütend schnaubte ich. So viel zu den Details!
 

„Aua! Würdest du dich bitte mit der Spritze beeilen Law?!“, knurrte Isbjorg und Marco öffnete erschrocken die Augen.

„Hör auf hier herum zu weinen. Das ist doch unfassbar, Süße. Du wirst verprügelt, angeschossen, aufgeschlitzt und verblutest fast, aber jammerst wegen einer kleinen Spritze“, lachte Law auf und zog die leere Spritze aus ihren Arm. Isbjorg schnaubte nur genervt und blickte kurz zu Marco der dieses Szenario nur gehässig belächelte.

„Das sind ja ganz neue Seiten an dir, Nervensäge“, murmelte er, lehnte sich wieder zurück und schloss erneut die Augen.

„Ruhe auf den billigen Plätzen!“, knurrte Is und drückte kurz ihr Gesicht in ihr Kissen, denn Law rückte schon mit der nächsten Nadel an.

„Nur noch Blut abnehmen und dann werden die Fäden gezogen. Was erzählst du ihm da eigentlich?“, fragte der attraktive Arzt und eines ihrer Augen, lugte am Rand des Kissens hervor.

„Die Geschichte, wie ich meinen Mann kennen gelernt habe“, murmelte sie und drehte ihren Kopf wieder in Marcos Richtung.
 

Ich trottete wieder nach oben, auf der Suche nach Farkas. Doch zu meinem Glück, saß er immer noch da, wo er vorhin auch saß. Bevor es zu meiner „Prüfung“ ginge, würde ich mir den kleinen Krieger aber erst einmal vorknöpfen. Von wegen er wusste von nichts! Langsam schlenderte ich zu ihm und setzte mich direkt neben ihn. Kühl musterte ich Farkas, der mich überrascht anblickte. Beschämt lächelte er auf, denn er wusste wohl genau, warum ich ihn so unterkühlt anblickte.

„Ich habe natürlich keine Ahnung, was Skjor von Euch will, Isbjorg. Nicht wahr? Ihr habt mich angelogen, Farkas!“, knurrte ich beleidigt und er hob beide Augenbrauen.

„Verzeiht mir. Aber ich hatte meine Befehle“, murmelte er und schenkte mir einen Becher Met ein. Beleidigt trank ich einen Schluck.

„Wo geht es überhaupt hin?“, fragte ich ihn und er lächelte.

„Staubmannsgrab.“

„Aha. Werdet ihr mein Schildbruder sein?“, fragte ich ihn kleinlaut. Es mochten zwar seine Befehle gewesen sein, mich zu begleiten, doch war so ein Abenteuer doch gleich viel angenehmer, wenn man vorher gefragt wurde. Außerdem kannte ich den Weg nicht.

„Sagt man mir zumindest. Mal sehen, ob Ihr mich beeindrucken könnt“, murmelte er und trank seinen Becher leer.

„Weshalb hat Skjor dies meine Prüfung genannt?“, fragte ich Farkas und zog die Schnallen meiner Armschoner fester.

„Ich achte darauf, dass Ihr ehrenhaft bleibt. Wenn Ihr ehrenhaft und stark seid, kann ich Euch Schwester nennen“, antwortete er mir und stand auf. Ob ich ihm hätte sagen sollen, dass er mich bereits vorher schon Schwester nannte? Aber ich entschied mich dagegen. Warum an so Kleinigkeiten aufhängen?
 

„Was ist Wuuthrad?“, fragte ich ihn kleinlaut. Natürlich wusste ich, was das Wuuthrad war, doch war ich neugierig ob er es auch wusste.

„Ysgramor war der Held, der die Gefährten gründete. Wuuthrad war seine Waffe. Er kam aus der alten Heimat und tötete alle Elfen. Oder vielleicht doch nicht alle, da es ja immer noch einige gibt“, ratterte er herunter und ich konnte nur grinsen. Er war einfach zu niedlich. Das allerdings, würde ich ihm auch niemals sagen. Man nennt einen Krieger nun einmal nicht „niedlich“. Nicht, dass sein Selbstwertgefühl noch bröckeln würde.

„Dann würde ich sagen, auf zum Staubmannsgrab“, lachte ich und stand ebenfalls auf. Er hingegen klappste mir auffordern auf die Schulter und ich staunte nicht schlecht. Der Gute hatte definitiv Kraft, das musste man ihm lassen.

„Trödelt nicht, Schildschwester“, und somit flitzte er Richtung Ausgang. Ich folgte ihm, in heiterer Aufregung.
 

„So Isbjorg. Hier hast du ein Handtuch zum überlegen. Dreh dich bitte auf den Rücken, ich muss an deine vorderen Wunden“, unterbrach sie Law und sie gehorchte. Das Handtuch hielt sie sich vor ihre Weiblichkeit und drehte sich vorsichtig auf den Rücken.

„Na da war aber jemand nicht vorsichtig genug. Die Wunde am Bauch, hat sich etwas entzündet“, tadelte Law, doch zuckte Is nur mit den Schultern. Auch sie verschränkte jetzt die Arme hinter dem Kopf und ließ Law einfach machen. Sie vertraute ihm, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob das eine kluge Entscheidung war, ihm zu viel zu vertrauen. Leise seufzend überlegte sie, wie sie weiter erzählen sollte. Dann atmete sie tief ein.
 

Nach einer Ewigkeit, in der wir durch die Tundra Landschaft rannten, standen wir endlich vor dem Eingang zum Staubmannsgrab. Aufgeregt blickte ich zu Farkas, der mir nur ernst zu nickte und ich drückte das Tor auf. Im Eingangsbereich herrschte das reinste Chaos. Viel Schutt, was über die Jahre von den Decken gefallen war, sowie zerbrochene Steinsärge. Einige waren sogar aufgebrochen und endgültig tote Draugr lagen davor. Vor uns stand ein Holztisch, auf dem eine Laterne brannte und auf dem Schaufeln und anderer Kram lag. Irgendwas stimmte hier nicht.

„Hier scheint jemand gegraben zu haben. Und das erst vor kurzem. Seid vorsichtig“, flüsterte Farkas und ich nickte knapp. Langsam gingen wir durch den Saal und ich blickte mich aufmerksam um. Denn die Grabstätten waren alles andere als ein Kinderspiel. Hier wimmelte es nur so von tödlichen Fallen und Gegnern, die einem das Leben schwer machten. Doch dieses mal schien alles ruhig. Ich hörte weder irgendwelche merkwürdigen Geräusche, noch sah ich Ansätze von potentiellen Fallen. Als wir tiefer im Gewölbe ankamen, befanden sich auch hier viele aufgebrochene Särge und leere Nischen.

„Vorsicht bei den Grabsteinen. Ich möchte Euch nicht auf dem Rücken zurück nach Jorrvaskr tragen müssen“, murmelte Farkas, doch sah auch er, dass die einst wandelnden Toten nun endgültig tot waren.

„Schade“, murmelte ich und Farkas warf mir einen fragenden Blick zu, den ich gekonnt ignorierte. Unser nächstes Ziel war ein riesiger Saal mit zwei Durchgängen. Ein Durchgang war versperrt mit einem Massiven Eisengitter Tor, der andere jedoch war offen. Ich nickte kurz Farkas zu, der sich gründlich in dem Saal umblickte und betrat den offenen Durchgang. Dieser führte in einen kleinen Raum, mit einigen Urnen und einem Hebel. Ich zuckte nur mit den Schultern und betätigte den Hebel. Mit einem Mal polterte hinter mir etwas und ich traute mich kaum, mich umzudrehen. Es klang verdächtig nach einem Eisengitter.

„Och nein!“, murrte ich und drehte mich beleidigt um. Langsam schlenderte ich zu dem Eisengitter und begutachtete es. Ich hoffte, es wäre vielleicht brüchig oder sonst irgendwas, damit ich hier wieder raus kam, denn der Hebel war blockiert, doch hatte ich kein Glück. Breit grinsend, schlenderte Farkas in meine Richtung und ich schmollte beleidigt.

„Jetzt schaut nur, was Ihr Euch da eingebrockt habt. Keine Angst. Rührt Euch einfach nicht vom Fleck. Ich finde den Auslöser schon“, lachte er und blickte sich um.

„Haha, wirklich sehr witzig“, murrte ich und er gluckste. Doch hielt er inne und lauschte. Schritte näherten sich dem Saal und wir blickten uns um. Mehrere Männer und Frauen betraten den Saal und gingen, mit gezogenen Waffen, die Treppe hinab, von der wir vor Kurzem auch kamen.
 

„Wir wussten, dass Ihr kommen würdet“, sprach ein Ork und versuchte zu grinsen. Ich hob nur skeptisch meine Augenbrauen. Grinsende Orks, sahen einfach seltsam aus.

„Es ist Zeit zu sterben, Hund“, lachte jetzt eine Frau auf.

„Euer Fehler, Gefährte“, gluckste ein Mann. Irritiert blickte ich die Gruppe an. Was hatten sie für Probleme? Sie wollten Farkas ans Leder, aber wieso?

„Welcher ist das?“, fragte die Frau von eben.

„Das ist egal. Wenn er diese Rüstung trägt, stirbt er“, knurrte der Ork auf und schwang seine Waffe von rechts nach links. Unbeeindruckt beobachtete ich diesen Hanswurst. Mich ärgerte es, dass ich hier fest saß. Ein Kampf wäre jetzt genau das Richtige gewesen.

„Euch zu töten wird eine ausgezeichnete Geschichte abgeben!“ rief ein Mann und nun kreisten die Leute Farkas ein. Er stand mit dem Rücken zu mir, kurz vor dem Eisentor.

„Keiner von Euch wird lange genug leben, um jemandem davon zu erzählen“, knurrte Farkas.

„Das gefällt mir nicht“, murrte ich leise und Farkas ging in Lauerstellung.

„Mir auch nicht. Aber macht Euch keine Sorgen. Ich habe einen Plan“, murmelte er mir zu und ich verzog beleidigt das Gesicht.

„Das mein ich doch gar nicht! Ich will mit kämpfen und nicht nur Zuschauer sein“, knurrte ich.

„Haltet Eure Klappe, Weib!“, rief mir der Ork zu und ich warf ihm einen tödlichen Blick zu. Dann hämmerte ich zornig auf das Eisentor ein.

„Wen nennt Ihr hier Weib, ihr nutzloser Sack Skeeverfleisch!“, brüllte ich ihm entgegen und er schreckte sogar zurück, doch seufzte einer seiner Kumpanen nur gelangweilt auf.

„Könnten wir uns jetzt wieder auf den Hund konzentrieren?! Schnappt ihn euch!“, befahl er und die Gruppe trat näher zu Farkas.
 

„Bist du fertig Law? Weil seit einigen Minuten hast du nicht einen Handschlag mehr getan“, murmelte Is und musterte den Arzt.

„Ja“, antwortete er und Is stand auf. Sie drehte Law und Marco den Rücken zu und ließ das Handtuch fallen. Dann breitete sie ihre Arme aus, damit er ihr den neuen Verband anlegen konnte, was Law auch kommentarlos tat.

„Ich muss auch langsam mal zurück auf mein Schiff. Auch wenn deine Geschichte interessant ist“, flüsterte er ihr ins Ohr und ein angenehmer Schauer jagte über Isbjorgs Rücken.

„Das nenne ich Pech“, antwortete sie und lachte auf.

„Aber wenn du Teil meiner Crew bist, kannst du mir ja noch genug Geschichten, aus deiner Heimat erzählen“, gluckste er und Marco sprang wütend auf.

„Tja Law. Dann wirst du wohl niemals das Ende der Geschichte hören. Beruhige dich Marco. In dieser Kajüte prügelt sich nur eine und das bin ich. Law will nur mal wieder den Macho Arsch raushängen lassen und mich ärgern“, gluckste sie und Marco verschränkte die Arme vor der Brust.

„Bevor dein Kommandant noch Stresspickel bekommt, werde ich jetzt gehen. Nimm deinen Trank heute noch. Wir sehen uns später“, verabschiedete er sich und verließ lachend ihre Kajüte.

„Idiot!“, zischte Marco ihm hinterher und Isbjorg seufzte.

„Setz dich wieder. Ich erzähl weiter“, murmelte sie und legte sich gemütlich in ihr Bett. Marco rückte mit dem Stuhl zu ihrem Bett, zog sich die Schuhe aus, und verfrachtete seine Füße am Bettende.

„Aber der Teil der jetzt folgt, ist etwas makaber. Und ich weiß nicht, ob du das verstehen oder nachvollziehen kannst“, nuschelte Is und Marco blickte sie an.

„Werden wir sehen, Is. Bin gespannt, was denn so makaber sein soll“, lachte er und Isbjorg nickte.
 

Farkas lachte kurz auf und ich spürte eine fremde Kraft, die von ihm ausging. Dann krümmte er sich und erschrocken schlug ich die Hände vor den Mund. Mit Knacken und Knirschen, wölbte sich sein Rücken und veränderte sich. Farkas hingegen stöhnte angestrengt auf und ich beobachtete fasziniert, wie sich sein Körper mit Fell überzog. Ich sah seine Hände, die sich ebenfalls krümmten. Die Finger wurden länger und dicker, während seine Nägel zu tödlich scharfen Klauen wurden. Auch sein Kopf wurde breiter, haarig und es wuchsen ihm spitze Ohren. Auch wenn ich sein Gesicht nicht sah, wusste ich, ich würde eine lange Schnauze mit vielen spitzen Zähnen sehen. Seine Wolfsrute, die ihm wuchs, berührte mich am Knie und fasziniert musterte ich diese. Und als ich wieder aufblickte, hatte er seinen Kopf zur Seite gedreht. Auch war er um einiges größer geworden. Sein rotes Bestienauge, blickte mich eindringlich an. Ich sah...Besorgnis? Doch, ich war mir fast sicher, dass er mich besorgt anblickte. Ich atmete tief ein und schenkte ihm ein Lächeln, auch wenn es sicher mehr Unsicherheit ausstrahlte, als ich wollte, aber ich war schlicht und ergreifend verwirrt. Und dann stürzte sich Farkas auf die Gruppe. Der Kampf war schnell entschieden. In Null Komma Nichts lag die Gruppe tot auf dem Boden und Farkas drehte mir erneut den Kopf zu.

„Gut genug“, sprach er leise. Seine Stimme war unverkennbar, auch wenn sie mit einem tiefen Knurren untersetzt war. Dann rannte er in den zweiten Durchgang, der vor meinem Missgeschick noch fest verschlossen war. Ratternd hob sich nun das Eisengitter vor mir und erschrocken sprang ich einen Schritt zurück.
 

Dann trat ich vorsichtig aus dem Raum. Ich blickte mich unsicher um und überlegte kurz, ob ich in den nun offenen Durchgang gehen oder hier warten sollte. Wo blieb Farkas nur? Doch dann hörte ich seine schweren Schritte, die sich mir näherten. Ich blickte ihm neugierig, wenn auch verunsichert, entgegen. Denn ich hatte keine Ahnung, was denn eben hier passiert war. Es wirkte alles so surreal. Vorsichtig blickte er mich an und ich fing seinen Blick auf. Auch er wirkte unsicher, wie ich vielleicht reagieren würde.

„Ich hoffe, ich jage Euch keine Angst ein“, murmelte er und beobachtete mich. Mit offenem Mund, starrte ich ihn an und schüttelte langsam den Kopf.

„Nein...“, hauchte ich.

„Nein. Natürlich nicht. Wärt Ihr mir feindlich gesinnt, dann vielleicht, aber so... Was war das?“, flüsterte ich verwirrt. Auf der einen Seite war ich fasziniert von ihm, auf der anderen Seite aber geschockt.

„Ein Segen, der einigen von uns erteilt wurde. Wir können wie wilde Bestien sein. Furchteinflößend“, erklärte er und grinste doch tatsächlich. Aber ich verstand. Er trug den Fluch eines Werwolfes in sich. Ich hatte früher schon Geschichten darüber gehört. Die ersten Werwolfgeschichten hörte ich, als ich in Cyrodiil gewesen war. Einige Soldaten erzählten davon, dass sie in Solstheim stationiert waren. Diese kleine Insel, lag nord-westlich von Morrowind, gehörte aber offiziell zu Himmelsrand. Und in Solstheim soll es auch Werwölfe geben. Natürlich hab ich ihnen damals nicht geglaubt, doch in diesem Moment, änderte sich meine Meinung, denn vor mir stand einer. Ein echter Werwolf.

„Werdet Ihr mich zu einem Werwolf machen?“, fragte ich ihn neugierig, denn was anderes kam mir nicht in den Sinn. Die Macht eines Werwolfes. Es war schon irgendwie verlockend.

„Nein. Nur der Zirkel hat das Bestienblut. Stellt Eure Ehre unter Beweis, um ein Gefährte zu werden. 'Augen auf die Beute, nicht auf den Horizont'. Wir sollten weitergehen. Die Draugr machen uns noch Probleme“, erklärte er kurz und wollte sich schon abwenden. In seinem Blick lag Scham und ich vermutete, er hatte sich verplappert. Er durfte mir das hier eigentlich nicht erzählen. Ich hielt ihn am Arm fest und irritiert blickte er mich an.
 

„Keine Sorge, Farkas. Ich werde niemandem davon erzählen. Ich würde Euch nicht in eine dumme Situation bringen, trotz meiner Bewunderung für diese Kraft“, flüsterte ich und erfreut nickte er.

„Ich danke Euch, Isbjorg.“ Ich dachte darüber nach, was einer dieser Leute gebrüllt hatte, als Farkas angriff. Irgendwas von wegen „Silberne Hand“. Fragend hob ich den Kopf und blickte Farkas an, dessen Arm ich immer noch fest im Griff hatte. Aber er machte auch keinerlei Anstalten, sich loszureißen.

„Was ist die Silberne Hand, Farkas?“, fragte ich ihn ernst. Er musste sie einfach kennen, denn sie kannten ihn. Wussten das er ein Gefährte war, haben uns gezielt in diesen Hinterhalt gelockt.

„Schlechte Menschen, die keine Werwölfe mögen. Also mögen sie uns auch nicht“, sprach er und verzog zornig das Gesicht. Nachdenklich nickte ich.

„Werwolfjäger also... Themawechsel. Die Gefährten sind Werwölfe?“, fragte ich und konnte es noch immer nicht fassen, doch Farkas schüttelte mit dem Kopf.

„Nicht alle, im Zirkel jedoch schon. Ein Geheimnis für alle anderen“, erklärte er mir und ich nickte erneut.

„Wollen wir weiter gehen? Ich glaube, da wartet noch ein Fragment auf uns zwei. Auch wenn ich bezweifle, dass es wirklich hier ist“, und Farkas nickte mir zu. Ich ließ seinen Arm los, zog mein Schwert und gemeinsam gingen wir durch den offenen Durchgang.
 

„Ein Werwolf? Was hat Law dir denn bitte gespritzt?“, lachte Marco schallend auf und hielt sich den Bauch. Er kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen. Isbjorg funkelte ihn wütend an und hob die Hand. Auch wenn sie noch angeschlagen war, ihre Kräfte waren dennoch vorhanden. Und so formte sie mit der Hand, das Zeichen des Blitzes. Knisternd zuckten kleine Blitze um ihre Hand und sie verpasste ohne Vorwarnung, Marco einen Stromschlag. Erschrocken brüllte der Phönix auf und fiel krachend auf den Boden. Verdattert blinzelte er Isbjorg an.

„Mach dich nicht über Sachen lustig, von denen du keine Ahnung hast!“, schrie sie ihn an und er stand langsam auf. Beschämt blickte er sie an und rieb sich über die schmerzende Schulter, denn da hatte ihn der kleine Blitz getroffen.

„Schon gut. Entschuldige“, murmelte er und setzte sich wieder. Isbjorg seufzte.

„Tiefer im Gewölbe, trafen wir noch vereinzelt auf Mitglieder der „Silbernen Hand“ und noch tiefer auch auf Draugr. Vor allem die letzte Grabkammer, hatte es in sich. Denn dort fand ich nicht nur einen Drachenschrein, wo ich prompt ein neues Wort von einem Schrei lernte, sondern dort befand sich auch das gesuchte Fragment. Damals wusste ich noch nicht, was es mit diesen Wörtern auf sich hatte, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt schon in der Lage war, das erste Wort von „Unerbittliche Macht“ zu schreien. Aber selbst das war ein Mysterium für sich. Als ich dann das Fragment an mich nahm, ging der Spaß erst richtig los, denn in der ganzen Grabkammer, standen Steinsärge. Einer nach dem anderen öffnete sich und wir wurden von wütenden Draugr attackiert. Dank perfektem Teamwork schalteten wir sie aus und flüchteten dann aus der Kammer. Mittlerweile war die Nacht herein gebrochen und unter dem Leuchten der Nordlichter, machten wir uns auf den Weg, zurück nach Weißlauf. Als wir gerade die Treppe hinauf stiegen, die zu Jorrvaskr führte, sahen wir Vilkas am Ende der Treppe stehen, der uns skeptisch musterte. Er nickte Farkas zu, der daraufhin Richtung Hinterhof lief, doch mich hielt er auf“, erklärte Isbjorg kurz und knapp, schloss lächelnd die Augen und erinnerte sich zurück.
 

„Ich habe auf Euch gewartet“, sprach Vilkas und verdutzt blickte ich ihn an. Er hingegen lächelte mich doch tatsächlich an.

„Und warum?“, fragte ich leise, doch grinste er noch breiter.

„Folgt mir“, forderte er mich auf und ging ebenfalls an der Halle entlang, Richtung Hinterhof. Neugierig folgte ich ihm. Im Hof selbst brannten die Kohlebecken und ich sah Kodlak, Aela, Skjor und natürlich Vilkas dort stehen. Aela hatte zusätzlich noch eine Fackel entzündet und grinste mich breit an. Kodlak nickte mir zu und ich ging zu den Vieren herüber. Von Farkas war weit und breit nichts zu sehen und fast enttäuscht, suchten meine Augen die Gegend ab.

„Brüder und Schwestern des Zirkels, heute heißen wir eine neue Seele in unserer sterblichen Gemeinschaft willkommen“, erhob Kodlak die Stimme und fasziniert beobachtete ich ihn. Ich spürte, wie Freude in mir aufstieg.

„Diese Frau hat erduldet, hat herausgefordert und hat ihren Mut bewiesen. Wer wird für sie sprechen?“, fragte Kodlak, doch alle schwiegen. Keiner wollte für mich sprechen? Enttäuscht senkte ich den Blick, als Schritte aus dem Schatten hallten. Farkas trat hervor und begeistert grinste ich ihn an.

„Ich bezeuge den Mut der Seele, die vor uns steht“, sprach er mit fester Stimme.

„Werdet ihr eure Schilde zu ihrem Schutze erheben?“, fragte Kodlak alle Zirkelmitglieder.

„Ich würde Rücken an Rücken zu ihr stehen, auf dass die Welt uns niemals überhole“, sprach Farkas ruhig, ja fast sanft und lächelte mich an. Und irgendwas in mir regte sich. Mein Herz hämmerte laut in meiner Brust. Und ich war zufrieden.

„Werdet ihr ihr zu Ehren eure Schwerter erheben?“, fragte Kodlak in die Runde und ich sah wie Aela lächelte. Auch Skjors Mundwinkel zuckten, nur Vilkas starrte so mürrisch wie eh und je.

„Sie ist bereit, das Blut ihrer Feinde zu sehen“, sprach Farkas und nickte mir sachte zu.

„Und werdet ihr eure Krüge in ihrem Namen erheben?“, stellte er die nächste Frage, an alle. Alle nickten ruhig, doch nur einer erhob die Stimme. Nämlich Farkas.

„Ich würde als erster das Lied des Triumphes singen, während unsere Met-Halle in ihren Geschichten schwelgt“, hauchte er in die Stille hinein und ich strich mir gerührt eine Haarsträhne hinter das Ohr. Seine Worte berührten mich einfach, brachten mich sogar für einen Moment in Verlegenheit.
 

„Dann ist das Urteil dieses Zirkels nun gefällt. Ihr Herz schlägt mir der Wildheit und Tapferkeit, die die Gefährten seit den fernen Tagen grüner Sommer vereint. Lasst es mit den unseren schlagen, auf dass ihr Echo von den Bergen widerhallen und unsere Feinde mit Furcht erfüllen möge“, sprach nun wieder Kodlak und lächelte mich stolz an.

„So soll es sein“, sprachen Farkas, Vilkas, Aela und Skjor wie aus einem Mund. Dann machten sich alle auf und gingen Richtung Hintereingang, der Methalle. Farkas hielt noch kurz inne, legte seine Hand auf meine Schulter und grinste mich, wie ein kleiner Junge an.

„Willkommen, Schwester“, murmelte er leise und ich legte meine Hand auf seine.

„Danke Bruder. Auch für Eure Worte, während der Aufnahme“, flüsterte ich zurück und drückte kurz seine Hand. Dann grinste er noch breiter und ging ebenfalls rein.
 

Isbjorg öffnete wieder ihre Augen und grinste breit.

„Und so war ich nun ein festes Mitglied in Jorrvaskr“, erzählte sie und schwelgte in Erinnerungen.

„Farkas Worte haben dich ja schwer beeindruckt“, murmelte Marco und grinste selig. Is nickte daraufhin begeistert auf und Marco sah, einen leichten Rotschimmer, der sich auf ihre Wangen legte.

„Ja. Nach diesen Worten, habe ich mich das erste mal richtig zu ihm hingezogen gefühlt. Seit dem, wollte ich auch nur noch ihn als Schildbruder an meiner Seite haben. Zumal er sich eh größtenteils sehr gelangweilt hat. Denn die Aufträge, die bei den Gefährten rein kamen, waren auch nicht so die Masse. Und ihm kam das gerade recht, mich zu begleiten. Denn auf mich wartete ein noch größeres Abenteuer, als es Jorrvaskr je bieten konnte. Monatelang zogen wir Seite an Seite durch Himmelsrand und irgendwann verstanden wir einander auch ohne Worte. Wann letztendlich die Gefühle kamen, weiß ich nicht mehr. Irgendwann war es einfach so. Aber jetzt brauch ich erst einmal was zu Essen. Ich sterbe vor Hunger. Ich erzähl dir später den Rest“, murmelte Isbjorg, streckte sich kurz und stand dann langsam auf. Stets darauf bedacht, sich nicht weh zu tun. Denn jetzt wo Law die Fäden gezogen hatte, taten ihre Wunden sogar noch mehr weh.

„Wurdest du selbst auch zum Werwolf?“, fragte auf einmal Marco und Isbjorg blickte ihn eindringlich an. Vorsichtig nickte sie.
 

„Aber das ist eine andere Geschichte. Die erzähl ich dir später weiter“, sprach sie und Marco nickte. Und gemeinsam verließen sie ihr Zimmer. Marco begleitete sie zur Küche, denn im Speisesaal befand sich zu der Zeit nichts Essbares.

Küss mich, mein Krieger

Isbjorg saß an der Reling und blickte verträumt auf das Meer. Es war später Nachmittag und auf dem Deck, um sie herum, herrschte ein reges Treiben. Denn Sam und Haruta, lieferten sich einen heißen Kampf. Kaum einer aus der Crew, konnte genau sagen, wer von den beiden Frauen schneller war. Denn sowohl Sam, als auch Haruta, nutzten den Vorteil, ihrer Körpergröße in Verbindung mit der Geschwindigkeit aus. Schnell fielen die Schläge auf Stahl. Es wurde ausgewichen, gesprungen und angegriffen und das in einem Tempo, dass dem ungeübten Auge schwindelig wurde. Doch davon bekam Isbjorg rein gar nichts mit. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie noch nicht einmal den Dolch bemerkte, der knapp neben ihr, in der Reling stecken blieb. Haruta hatte ihn Sam aus der Hand geschlagen, so dass der rote Teufel, nur noch mit einem Dolch kämpfen konnte. Die Crew brüllte Is sogar noch laut ein „Vorsicht!“ entgegen, aber selbst das registrierte sie nicht.
 

Nachdenklich wurde die Nordfrau von Marco und Whitebeard gemustert. So kannten sie Is absolut nicht. Denn die Nordfrau ließ sich niemals einen Kampf entgehen. Egal ob sie selbst kämpfen sollte, oder nur Zuschauer war.

„Was ist nur mit ihr los? So kenne ich sie ja gar nicht. Hast du etwas damit zu tun?“, fragte Whitebeard den Phönix und beugte sich zu ihm herunter. Marco hob entrüstet beide Augenbrauen.

„Wie kommst du bitte darauf, dass ich etwas damit zu tun haben soll?!“, wetterte der Vize direkt los und verzog beleidigt das Gesicht.

„Nun ja, mein Sohn...“, fing Whitebeard an zu sprechen und lachte auf.

„Schau wie sie vor sich hin lächelt. Und ihre glänzenden Augen, sollte man auch nicht außer acht lassen“, sprach der alte Mann und feixte Marco an, der wiederum nur fragend den Kopf neigte.

„Ja und? Was denkt ihr bitte alle von mir? Ich habe langsam das Gefühl, ich habe irgendwas hier an Bord verpasst“, brummte Marco und warf einen musternden Blick auf Isbjorg. Doch Whitebeard grinste nur vor hin und beobachtete weiter den Kampf. Marco schüttelte nur fragend den Kopf, wand sich ab und schlenderte zu Is herüber.
 

Is hingegen war immer noch nicht aus ihrer Starre aufgetaut. Ihr Blick ruhte auf den Wellen des Meeres und sie war einfach glücklich. Die Gespräche mit Marco taten ihr unheimlich gut, denn es weckte Erinnerungen, die sie längst vergessen hatte. Erinnerungen an ihren Mann, die nicht von Leid geplagt waren. Seit seinem Tod, hatte sie nicht einen Gedanken mehr, an die friedlichen und schönen Zeiten verschwendet. Denn sobald sie an Farkas dachte, sah sie die dunkle Zeit. Die Zeit, die sie fast zerstört hätte. Und für diese hellen Gedanken, war sie Marco unglaublich dankbar. Sie dachte an Farkas und an die Gefährten. Sie sah Aela, Vilkas, Skjor, Kodlak und alle anderen. Sie musste auch an die lustigen Zeiten, während des Krieges denken, wenn sie mit ihren Brüdern und Schwestern, in der Taverne saßen und sie eine gewonnene Schlacht feierten. Sie sah Ulfric, Ralof, Galmar und wie sie alle hießen. Aber auch die Gegenwart mischte sich unter ihre Gedanken. Ihre neue Familie, die sie so annahmen, wie sie war. Die ihr die Freiheit schenkten, die sie schon so lange gesucht hatte. Vater, Marco, Sam, Bruno, Jozu, Olaf... All diese Gesichter, die sie anlächelten und ihr stets vermittelten „Willkommen zu Hause“. Sie dachte an die Feste die sie feierten, an die Kämpfe die sie Rücken an Rücken bestritten, aber auch an die vertrauten Blicke, das Schiff, die Gerüche an Bord, Marcos Hand. Marcos Hand? Und augenblicklich riss es Isbjorg zurück in die Realität und sie zuckte fürchterlich zusammen.

„Erde an Isbjorg. Lebst du also doch noch?“, gluckste Marco und setzte sich zu ihr. Lächelnd nickte Is, blickte wieder kurz Richtung Horizont und schenkte dann Marco ihre volle Aufmerksamkeit.

„Du warst ja ganz schön in Gedanken versunken. Du hast noch nicht einmal mitbekommen, wie Sam´s Dolch dich fast aufgespießt hätte“, erklärte er und lachte. Perplex starrte sie die kleine, geschwungene Waffe an, die neben ihr im Holz steckte.

„Oh...“, murmelte sie überrascht und zuckte dann mit den Schultern.
 

„Komm erzähl. Was ist los? Vater macht sich schon Sorgen.“

„Eigentlich ist nichts los. Wirklich nicht. Mir geht es gut. Also, mir geht es richtig gut. Die Geschichten die ich dir erzählte, also wie ich Farkas kennen lernte und Mitglied der Gefährten wurde, tat mir einfach gut. Ich konnte plötzlich an ihn denken, ohne dass mich mein Schmerz zerriss. Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich durch das Leid, welches mir angetan wurde, alles komplett vergessen hatte? Wie ich ihn kennenlernte und mich in seine eisblauen Augen verliebt hatte? Wie ich ihm Vertrauen und später auch mein Herz schenken konnte und er das Selbe mir entgegen brachte? Einfach die komplette Zeit, in der ich wirklich glücklich war?“, fragte sie ihn ruhig und vorsichtig nickte er.

„Ja. Ich glaube dir das Is. Und ich glaube jeder würde ab einem bestimmten Punkt das Gute ausblenden, wenn das Schlimme anfängt zu überwiegen“, murmelte er und blickte zu Sam, die gerade lachend einen Hieb von Haruta parierte.

„Und ich glaube, das ist gut, dass ich mich wieder erinnere. Denn ich spüre wie mir das Kraft gibt“, nuschelte Is und lachte aus vollem Herzen auf. Auch Marco kam nicht dran vorbei, ebenfalls auf zu lachen.

„Wann möchtest du mir denn eigentlich weiter erzählen?“, fragte er nun und lächelnd strich sich Is eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Am liebsten sofort. Aber ich möchte das nicht hier erzählen, wenn die halbe Crew an Deck anwesend ist. Dafür ist mir das Gespräch viel zu privat. Hast du vielleicht Lust ein bisschen spazieren zu gehen? Law sagte mir, ich soll so viel wie möglich in Bewegung bleiben und langsam rückt der Abend näher. Da ist es nicht so warm“, sprach Isbjorg ruhig.

„Na fein. Strand oder Inland?“, fragte er, stand auf und zog sie auf die Beine. Grübelnd tippte sie sich gegen das Kinn.

„Strand. Ganz da hinten führt ein Weg hoch zu den Klippen und da ist es echt schön. Da möchte ich hin“, murmelte sie und gemeinsam schlenderten sie über das Deck, nur um kurz danach das Schiff zu verlassen.
 

Whitebeard warf den beiden einen belustigten Blick zu.

„Von wegen, du bist nicht für ihren derzeitigen Zustand verantwortlich, mein Sohn“, nuschelte Whitebeard in seinen Sichelförmigen Bart und feixte ihnen hinterher.

„Wo wollen die beiden denn jetzt hin? Bald gibt es Abendessen“, ertönte plötzlich Ace Stimme, der vor Whitebeards Thron platz genommen hatte.

„Vermutliche ihre gemeinsame Zeit genießen, mein Sohn. Die werden schon nicht verhungern“, murmelte der Alte und Ace blickte ihn fragend an. Dann machte es mit einem mal Klick und Ace schlug seine rechte Faust in die linke Handfläche.

„HA! Also doch“, grinste er breit und blickte Richtung Hafen.

„Wer weiß. Zumindest Marco scheint einen ziemlichen Narren an unserer Isbjorg gefressen zu haben“, murmelte nun Izou und gesellte sich zu beiden.

„Na das wird Elena aber nicht schmecken“, lachte nun Ace und blickte wieder zum Hafen, denn jemand betrat das Schiff.

„Wenn man vom Teufel spricht“, gluckste nun wieder Izou und grüßte Elena, die gerade an Bord kam. Sie grüßte zurück und steuerte augenblicklich Whitebeard an.

„Hallo, die Herren“, grüßte die Piratenenkelin und stemmte eine Hand in die Hüfte. Dann grinste sie breit und suchte kurz mit den Augen das Deck ab.

„Hallo Kleines. Was können wir für dich tun?“, brummte Whitebeard freundlich und sie grinste ihn keck an.

„Also Marco ist nicht da“, rief Ace und Izou trat ihm genervt gegen das Knie.

„Schwachkopf!“, zischte der Kimonoträger und Elena blinzelte verwirrt.

„Schade. Aber wegen ihm bin ich ausnahmsweise nicht hier. Ich wollte mit dir sprechen, Edward“, sprach sie ruhig und lächelte breit. Whitebeard seufzte kurz, weil auch sie sich wohl mittlerweile angewöhnt hatte, ihn bei seinem echten Namen zu nennen. Er war es gar nicht mehr wirklich gewohnt, denn außer Vater, Pops oder Whitebeard, bekam er selten etwas anderes zu hören. Die Ausnahme machte da zwar Momoka, aber die sah er ja eh nicht allzu oft. Das nun auch Elena damit anfing, verwunderte ihn etwas.
 

„Worum geht es?“, fragte er ruhig, doch irgendwie konnte er sich das schon denken.

„Nimm mich in deine Crew auf“, legte Elena direkt die Karten auf den Tisch. Izou und Ace warfen sich einen kurzen, belustigten Blick zu und Whitebeard seufzte erneut.

„Ich wusste, dass eines Tages diese Frage wieder kommt, aber...“, fing er an, doch Elena erdreistete sich, ihn ungeniert zu unterbrechen.

„Hör mich an, Edward. Diesmal bin ich besser vorbereitet. Als ich dich vor sieben Jahren fragte und du abgelehnt hast, war ich sehr enttäuscht. Aber ich habe es dann auch verstanden und akzeptiert. Seit diesem Tag hat sich einiges verändert. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen, die aufgrund einer Liebelei und die Neugierde auf ein Abenteuer, bei dir anheuern wollte. Ich habe vieles gelernt, in den letzten Jahren. Ich kann kämpfen, bin intelligenter und nicht mehr so aufbrausend und impulsiv, wenn es um Entscheidungen geht. Ich habe mir das hier gut überlegt. Und ich habe verstanden, warum du abgelehnt hast. Du und Großmutter seid schon Ewigkeiten Freunde und sie vertraut dir. Genauso auch umgedreht und du hattest Angst, dass mir etwas passieren könnte unterwegs, weil ich nicht kämpfen konnte. Doch jetzt kann ich es. Ich habe mich von vielen Piraten hier trainieren lassen und bin sogar richtig gut mit dem Säbel, mittlerweile. Sogar Falkenauge persönlich, hat mir eine paar Trainingseinheiten gegeben, als er mal zu Besuch war. Ich kann mich verteidigen und habe vieles an Kraft gewonnen. Und du weißt, dass ich hier nicht bis zum Lebensende versauern will. Ich will nicht mehr einfach nur als „Piratenenkelin“ bekannt sein. Ich will mir selbst einen Namen machen und ich will nichts mehr, als ein Teil deiner Crew zu sein. Bitte Edward. Nimm mich auf. Lass mich deine Tochter sein. Ich werde dich nicht enttäuschen!“, hielt sie ihm den Vortrag und Whitebeard dachte intensiv darüber nach.
 

Sie hatte sich wirklich verändert, das musste er einsehen.

„Aber Momoka braucht dich hier“, murrte er und sie schüttelte sachte den Kopf.

„Ach quatsch. Sie kommt gut ohne mich zurecht. Zudem kommt mein Bruder am Jahresende hier her und bleibt auch hier. Er will Großmutter unter die Arme greifen und wird eines Tages diese Insel übernehmen. Ich bin also frei und will hier nicht bleiben.“

„Ich muss darüber nachdenken. Und mich noch einmal mit deiner Großmutter unterhalten. Es wäre unfair, ihr gegenüber, dich einfach mitzunehmen, ohne mit ihr zu sprechen und zu wissen, wie sie darüber denkt“, grübelte er und ernst nickte Elena.

„Aber lass mich nicht zu lange zappeln“, murmelte sie und drehte sich um. Kurz hob sie die Hand zum Abschied und ging wieder von Bord.

„Und wenn Momoka ihr Einverständnis gibt, was dann? Willst du sie wirklich aufnehmen?“, fragte Ace und grübelnd legte Whitebeard seine Stirn in Falten. Dann zuckte er mit den Schultern.

„Vielleicht. Erst will ich mich aber davon überzeugen, ob sie wirklich kämpfen kann und wie gut.“

„Autsch. Da wird Isbjorg ziemlich auf die Palme springen, wenn Elena aufgenommen wird“, lachte leise der Kimonoträger und Whitebeard warf ihm einen flüchtigen Blick zu.

„Einer der Gründe, warum ich sie auch sicher nicht in Marcos Division stecken würde. Ich denke da eher an Vista oder Haruta, wo sie besser rein passen würde. Da könnte sie auch wesentlich mehr lernen. Und Isbjorg wird sich schon daran gewöhnen. Vitus hat sie ja auch irgendwie akzeptiert. Wir werden sehen. Noch steht dieser Entschluss ja nicht fest“, brummte Whitebeard und öffnete eine große Sake Flasche.
 

~
 

„Mh. Die Seeluft hier, ist gleich viel klarer, als vorne beim Hafen“, murmelte Isbjorg und erklomm zusammen mit Marco gerade den kleinen Pfad, der hoch auf die Klippen führte. Er zog sie mehr an der Hand hoch, als dass sie selbst lief, denn noch war so eine Steigung eine absolute Tortur für sie. Doch als beide oben angekommen waren, war die Anstrengung sofort wieder vergessen. Der Anblick war einfach wunderbar.

„Oh schau mal, ganz dahinten am Horizont. Da ist ein Seekönig aufgetaucht“, rief Marco und zeigte in die Richtung. Man konnte das Wesen nur schwach erkennen, weil es viel zu weit weg war, doch muss es riesig gewesen sein.

„Toll“, lachte Is und ließ sich ins Gras fallen. Verträumt blickte sie in die Wolken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Auch Marco ließ sich ins Gras fallen und wartete darauf, dass sie das Wort erhob.

„Eigentlich weiß ich gar nicht, wie ich weiter erzählen soll. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen könnte. Aber wenn ich dir wirklich die ganzen Abenteuer mit Farkas erzähle, sitzen wir nächsten Monat noch hier“, murmelte sie, zupfte sich einen Grashalm und steckte ihn sich in den Mund.

„Du hast erzählt du wurdest auch zum Werwolf?“, fragte Marco und langsam nickte sie.

„Ja. Einige Monde nachdem ich ein festes Mitglied wurde. Ich habe so erschreckend viele Aufträge erledigt, zusammen mit Farkas und immer schön neben meiner eigentlichen Mission und dann hatte ich mit einem Mal das Vertrauen des Zirkels. Selbst Skjor und Vilkas schätzten und respektierten mich. Und dann hat mir Skjor ein Angebot gemacht, welches ich einfach nicht ablehnen konnte. Die Angriffe der Silbernen Hand häuften sich nämlich immer mehr und der Zirkel hatte damals einstimmig beschlossen, dass sie noch ein Mitglied in die inneren Reihen aufnehmen wollen. Und so sagte mir damals Skjor, ich soll ihn vor der Tiefenschmiede treffen, wenn die Sonne untergegangen wäre. Selbstverständlich stimmte ich zu“, erzählte Is und ihr Blick wurde ernst.
 

„Tiefenschmiede?“, fragte Marco und drehte den Kopf in ihre Richtung.

„Ja. Ich hab dir doch schon einmal von der Himmelsschmiede erzählt. Also diese Schmiede steht auf einem sehr erhabenen Hügel. Oben wo Eorlund arbeitet, befindet sich die eigentliche Schmiede, mit einer riesigen Vogelstatue um die Schmiede herum. Ich weiß nicht was das für ein Vogel ist. Ein Falke, oder ein Adler... oder so was. Aber was nur die wenigsten wissen ist, dass unter der Schmiede ein versteckter Eingang ist. Die sogenannte Tiefenschmiede. Dort trifft sich regelmäßig der Zirkel um sich auf die Jagd vor zu bereiten, oder Geschehnisse zu beraten. Na jedenfalls wartete ich, bis es dunkel wurde und ging raus auf den Hof. Skjor wartete ebenfalls auf mich und Aela ging vor. Sie war die erste, die in die Tiefenschmiede ging. Skjor folgte ihr kurz darauf und signalisierte mir, ich solle folgen. Was ich dann auch tat. Die Tiefenschmiede ist eigentlich nichts weiter als eine Höhle. Sie hat noch einen versteckten Hinterausgang, der direkt vor die Stadtmauern führt. In der Mitte steht ein Becken und mehrere Podeste befinden sich in der Höhle“, sprach Is, holte tief Luft und räusperte sich kurz.

„Jedenfalls betrat ich die Tiefenschmiede und sah Skjor und einen Werwolf am Becken stehen. Der Werwolf war niemand geringeres, als Aela. Skjor machte mir dann das Angebot, ebenfalls das Bestienblut zu erhalten und nach einigem Zögern, willigte ich ein. Hätte ich damals gewusst, dass Aela dafür Aderlassen musste, hätte ich es mir vielleicht noch einmal überlegt. Skjor packte Aelas Arm und verpasste ihr einen ziemlich tiefen Schnitt am Unterarm. Sie ließen Aelas Blut laufen, bis das Becken gefüllt war, erst dann wurde ihre Wunde versorgt. Tja. Und das Ende vom Lied war, ich musste Aelas Blut trinken“, gluckste sie, denn Marco blickte sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekel an.
 

„Du musstest WAS?!“, fragte er angewidert und Isbjorg lachte schallend auf.

„So schlimm war es gar nicht. Das Schlimmste war die erste Verwandlung, denn sie tat höllisch weh. Und dann konnte ich mich erst mal an nichts erinnern. Ich habe mich wohl verwandelt. Später kam ich wieder zu Bewusstsein, mitten in der Wildnis, nur in Unterwäsche. In meiner Nähe stand Aela und lachte mich aus. Sie erzählte auch, dass sie nicht gedacht hätte, dass es so schlimm wird und sie noch einmal so Probleme kriegen würden, wie damals bei Farkas. Ich hätte wohl fast einige Bewohner von Weißlauf abgeschlachtet, in meiner Raserei. Nun ja. In dieser Nacht wurde ein neuer Werwolf geboren und ein anderer ließ sein Leben... nämlich Skjor. Mein Einweihungsritual war, dass ich zusammen mit Aela und Skjor eine Burg, die von der Silbernen Hand besetzt war, ausräuchern sollte. Skjor war damals schon einmal vorgegangen, doch müssen sie ihn irgendwie erwischt haben. Aela hatte meine Ausrüstung mitgenommen und als ich wieder angekleidet war, stürmten wir die Burg. Wir konnten nur noch Skjors Leiche bergen. Und so begann zunehmender der Rachefeldzug von mir und Aela. Kodlak und Vilkas gefiel das gar nicht und diese Quittung bekamen wir dann auch noch früh genug zu spüren. Du musst wissen, dass Kodlak Erlösung vom Fluch finden wollte und sogar Vilkas und Farkas auf seine Seite gezogen hatte. Und als er endlich die Lösung fand, durfte ich auf die Jagd gehen und einen Hexenrabenclan abschlachten, die für den Fluch verantwortlich waren, und ihre Köpfe bergen. Wenn du glaubst, es ist eklig Blut zu trinken, dann renn mal mit fünf abgetrennten Köpfen durch die Gegend“, erklärte Isbjorg und setzte sich auf. Ernst schaute sie zum Meer und spuckte den Grashalm weg.
 

„Was sind Hexenraben?“, fragte Marco verwirrt und Isbjorg erschauderte.

„Abartige Wesen. Ich will gar nicht wissen, wie sie gezeugt werden. Sie sind eine ziemlich abartige Kreuzung zwischen Mensch und Rabe. Äußerst magiebegabte Wesen mit messerscharfen Klauen.“

„Verrückt“, murmelte Marco und schüttelte den Kopf.
 

„Als ich zurück kam, fand ich vor der Methalle das reinste Chaos. Njada und Aela standen herum, mit gezogenen Waffen und um sie herum, Leichen der Werwolfjäger. Und Vilkas stand vor der Eingangstür und blickte erzürnt auf mich herab. Er schrie mich an, wo ich denn gewesen sei und dass sie hier meine Hilfe gebraucht hätten und so weiter. Ich erklärte ihm, dass ich im Auftrag von Kodlak unterwegs war und er nickte das mürrisch ab. Dann führte er mich hinein und mir blieb das Herz stehen. Vor mir lag Kodlak. Erdolcht von einem Werwolfjäger. Auch hier lagen viele Leichen von diesem Abschaum und ich sah Athis, der verletzt in der Ecke lag. Ria versorgte seine Wunden. Farkas saß im Schneidersitz neben Kodlak und trauerte stumm. Es war ein schwarzer Tag für die Gefährten. Auch die Beerdigung war herzzerreißend. Er bekam eine Feuerbestattung auf der Himmelsschmiede und halb Weißlauf war da. Sogar der Jarl war anwesend. Vor der Beerdigung, hatte ich noch eine der letzten Burgen der Silbernen Hand gesäubert, denn bei dem Angriff hatten sie uns alle Fragmente von Wuuthrad geklaut, diese Schweine. Die sollte ich zurück bringen, was ich auch augenblicklich tat. Nach dem Auftrag und der Beerdigung schaffte es Eorlund, Wuuthrad neu zu schmieden und Aela, Farkas, ich und Vilkas machten uns auf zu Ysgramors Grab, um Kodlak seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Es war so einfach, jetzt wo uns dank Wuuthrad, das Grab offen stand. Wir mussten nur einen Hexenrabenkopf in einem Kohlebecken verbrennen und schon kämpften wir gegen Kodlaks Bestie und reinigten seine Seele, so dass er das Recht hatte nach Sovngarde zu kommen“, erklärte sie und blinzelte fragend, denn Marco schien nicht mehr mit zu kommen.

„Wenn du mich verwirren wolltest, so hast du das nun geschafft“, gluckste Marco und grübelte über die Geschichte.
 

„Erst nachdem ich zum Werwolf wurde, habe ich erfahren, dass so Sovngarde unerreichbar für mich war. Denn Werwölfe folgen der Blutjagd, des Deadra Fürsten Hircine. Dearda Fürsten, sind so etwas ähnliches wie Götter der Unterwelt. Also wir haben die Aedra, die bei uns als Götter angebetet werden und die Deadra, die oftmals als die „bösen“ Götter bezeichnet werden. Aber das alles ist viel Komplexer. Die Begriffe Aedra und Deadra stammen aus dem dunmerischen und heißen so viel wie „mein Ahne“ und „nicht mein Ahne“. Aedra sind in der Lage etwas zu erschaffen, aber sie dürfen nichts verändern, was sie geschaffen haben. Und Deadra hingegen dürfen verändern, aber nichts erschaffen. Das wäre die einfachste Erklärung. Deswegen herrscht zwischen Aedra und Deadra eigentlich immer irgendwie Krieg und Intrigen werden gesponnen. Und deswegen war ich ziemlich im Eimer. Sovngarde ist das Reich eines Aedra. Deswegen hat etwas Deadragefälliges dort nichts verloren. Und das war ich zu diesem Zeitpunkt. Ich war das Werk eines Deadra. Ich war ein Werwolf. Deswegen habe ich ziemlich schnell dafür gesorgt, ebenfalls von dem Fluch befreit zu werden. Im Grab selbst erschien uns noch einmal Kodlaks Geist. Er bedankte sich und ernannte mich zum neuen Herold. Oder wie Farkas immer gerne sagte, zum neuen Kodlak“, erzählte sie und lächelte verschmitzt. Auch Marco musste grinsen.
 

„Farkas halt. Er hatte ein recht einfaches Wesen und auch eine einfache Art, Dinge aufzunehmen und zu sprechen. Er hielt sich nicht lange damit auf, kompliziert daher zu reden. Er brachte eigentlich immer die Dinge direkt auf den Punkt. Und er wurde deswegen häufiger von seinem Bruder aufgezogen und als dumm abgestempelt. Aber das war er nicht. Das war Farkas ganz und gar nicht. Nach diesen Vorfällen, erklärte ich den Gefährten, dass auf mich ein wichtiges Abenteuer warten würde und ich oftmals länger weg wäre. Farkas begleitete mich natürlich und so näherten wir uns eines Tages an. Ich weiß selbst nicht mehr genau, wann es eigentlich passierte. Aber an unseren ersten Kuss erinnere ich mich immer noch, als wäre es erst gestern gewesen“, schwärmte Isbjorg flüsternd und Marco bemerkte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.

„Ach komm, Nervensäge. Jetzt druckse hier nicht so herum, sondern erzähl“, forderte Marco neugierig und sie lachte schallend auf.

„Gut. Also....“
 

Farkas und ich zogen gerade Richtung Windhelm. In meiner Tasche befand sich eine wichtige Botschaft für Ulfric, die ihn so schnell wie nur möglich erreichen musste. Wir hatten gerade unser Nachtlager aufgeschlagen und das Lagerfeuer entzündet, als wir den Schrei eines Drachen vernahmen.

„Meine Güte! Hat man denn nie Feierabend?!“, zischte ich genervt und legte wieder meine Rüstung und Waffen an. Auch Farkas schlüpfte flink in seine Stahlrüstung und spannte sich seinen Zweihänder auf den Rücken. Wir rannten von unserem Lager, Richtung Süden und der kalte Wind peitschte uns ins Gesicht. Neben uns floss rauschend der Fluss und wir folgten einem Pfad, der hoch zu einer Klippe führte, denn dort sahen wir den Drachen, im Scheine der Nordlichter.

„Lasst ihn uns so schnell wie möglich erledigen. Ich hab Hunger und echt keine Lust mehr heute“, murrte ich und Farkas nickte das nur ab. Auch er sah alles andere als begeistert aus, doch wir hatten keine Lust gegrillt zu werden, wenn wir schlafen. Nach einem kurzen hin und her, entdeckte uns auch der Drache und der Kampf begann. Dieses Exemplar war besonders zäh, doch konnten wir ihn immerhin schwer verletzen. Gerade wollte sich der Drache auf Farkas stürzen, als ich einschreiten wollte. Denn Farkas stand viel zu nah an der Klippe. Ich packte Farkas am Ellenbogen und gerade als ich ihn aus dem Weg ziehen wollte, rammte mich der Drache mit seinen Krallen. Er riss mir eine schöne Wunde in das Fleisch und Farkas und ich kamen ins straucheln. Kurzerhand verfluchte ich schwere Rüstungen, denn wir konnten einfach nicht das Gleichgewicht halten und stürzten wie Steine, in den klirrend kalten Fluss. Immerhin befanden wir uns nahe Windhelm. Hier war es immer extrem kalt und die Wassertemperatur musste knapp über Null gewesen sein. Für einen Moment blieb uns die Luft weg vor Kälte und Schmerzen durchzuckten unsere abgehärteten Körper. Es fühlte sich an, als bohrten sich Tausend Pfeile in unsere Leiber. Wir wurden mit der Strömung weg gerissen und panisch klammerte ich mich an dem Krieger fest. Auch er sorgte dafür, dass uns die Strömung nicht trennte und zog mich fest an sich. Irgendwann schafften wir es dann irgendwie ans Ufer zu kommen. Und erstaunlicher weise ziemlich nahe unseres Lagers. Keuchend schleppen wir uns zurück. Hauptsache schnell ans warme Feuer.
 

Auch wenn wir Nords von Natur aus recht Kälteresistent waren, schützte uns diese Eigenschaft trotzdem nicht davor, zu bibbern vor Kälte, wenn wir zu einem Eisbad gezwungen wurden. Unser Vorteil war eigentlich nur, dass wir nicht so schnell, in extremen Kälten erfroren, oder krank wurden. Der Drache selbst floh, mit seinen schweren Verletzungen. Keuchend japste ich vor dem Feuer und spürte meine Wunde deutlich brennen.

„Ihr seid verletzt. Wartet, ich helfe Euch aus der Rüstung“, sprach Farkas und löste die Schnallen meines Brustpanzers. Gedanklich verfluchte ich diesen Drachen, denn obwohl ich schwer gerüstet war, hatte er mich an der einzigen Stelle, meines Rücken erwischt, die nicht gepanzert war. Farkas wühlte in seiner Tasche und zog ein relativ sauberes Leinentuch hervor, mit dem er mir sogleich meine Wunde sauber tupfte und es kurzerhand verband.

„Danke“, presste ich das Wort zwischen meinen Lippen hervor, denn ich war nicht gerade bei bester Laune. Als meine Wunde versorgt war, schlüpfte auch Farkas langsam aus seiner nassen Rüstung. Unser Vorteil war es, dass unser Nachtlager geschützt zwischen einigen Bäumen lag, wodurch wir beide unsere nassen und mittlerweile halbe angefrorenen Sachen, zum trocknen aufhängen konnten. Was wir dann auch direkt taten. Mittlerweile waren meine Glieder wieder einigermaßen aufgetaut und zornig baute ich mich vor Farkas auf. Das ich da nur in Unterwäsche stand und vor mich hin zitterte, juckte mich in diesem Augenblick herzlichst wenig.

„Hättet Ihr die Güte, in Zukunft Euch nicht mehr nahe der Klippe aufzuhalten, wenn wir mal auf einer Klippe kämpfen?! Und dann auch noch gegen einen Drachen. Verdammt, Farkas. Wir hätten uns jeden einzelnen Knochen im Leib brechen können!“, stauchte ich ihn zusammen und verlegen nickte er.

„Ihr habt ja recht. Verzeiht mir Isbjorg. Das war dumm“, murmelte er betreten und ich schnaubte genervt auf.

„Nein. Das war nicht dumm, sondern einfach nur unvorsichtig. Farkas. Ihr wart nicht in Helgen dabei. Ihr habt nicht gesehen wie der Drache mit den Bogenschützen auf den Mauern umgegangen ist. Hätte ich Euch nicht bei Seite gezogen, hätte der Drache Euch gepackt und weg geschleudert und das hättet Ihr nicht überlebt. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir „nur“ ein Eisbad nehmen mussten und ich einen kleinen Kratzer davon getragen habe. Passt in Zukunft einfach ein bisschen besser auf“, sprach ich, mehr besorgt als zornig und vorsichtig nickte er.
 

„Zieht Euch lieber was an, Isbjorg. Ihr holt Euch sonst noch den Tod“, murmelte er und wühlte wieder in seiner Tasche. Schief grinsend beobachtete ich ihn kurz und musste einmal mehr erfreut feststellen, dass nicht nur in meinem Tornister das reinste Chaos herrschte. Ich schleppte mich zu meiner Tasche und wühlte ebenfalls darin herum. Zu meiner Freude entdeckte ich einen Heilungstrank, den ich direkt hinunter schluckte. Ich hatte immer so viel Kram mit, aber wenn ich mal was zum Anziehen brauchte, fand ich natürlich nichts, außer einem löchrigen Leinenhemd. Na immerhin war das besser als gar nichts. Und meinem Lieblingskrieger erging es da nicht anders. Er fand immerhin eine Hose. Wenigsten waren wir jetzt teilweise geschützt und konnten uns endlich über den Hirsch her machen, den ich vor dem Drachenangriff erlegt hatte. Und Met hatten wir zum Glück auch genug mit.
 

„Na das klingt doch nach Spaß. Ein schönes Eisbad in einem Fluss“, lachte Marco und Isbjorg funkelte ihn böse an.

„Ja, nicht wahr. Klingt absolut nach guter Laune. Wenn wir mal wieder auf einer Winterinsel sind, kann ich dich ja auch mal in einen Fluss oder einen See schubsen. Bin gespannt wie lustig du das findest“, knurrte sie und Marco lachte noch lauter.

„Is, das war Spaß. Leg nicht immer alles auf die Goldwaage. Erzähl lieber weiter“, forderte er und wuschelte ihr durch die Haare. Beleidigt plusterte die Nordfrau ihre Wange auf und strich sich wieder die Haare möglichst glatt.

„Die meiste Zeit schwiegen wir uns halt an. Warm war uns nicht gerade, doch hatte Farkas dafür auch eine Lösung. In seiner Tasche befand sich noch eine Felldecke. Und ehe ich mich versah, schwang er sich die Decke um, kam zu mir und wickelte mich mit unter die Decke ein. Ich war im ersten Moment ziemlich geschockt, weil ich damit nicht gerechnet habe. Aber wie du dir sicher vorstellen kannst, hab ich es sehr genossen“, gluckste Is und zwinkerte verschmitzt.

„Oh nein. Jetzt wird es schnulzig“, lachte Marco und Is lief knallrot an.

„Na ja. Anfangs nicht. Weil er machte das ja nicht, wegen irgendwelchen Hintergedanken, sondern einfach nur, weil er es gut meinte. Irgendwann, als ich mich an die Nähe gewöhnt hatte, setzte ich mich seitlich bei ihm auf den Schoß. Weil in der vorherigen Position war zwar mein Oberkörper geschützt, aber meine Beine bekamen keine Decke mehr ab, weswegen mir nicht gerade wärmer wurde. Irgendwann hatte ich dann das Gefühl, auch er genießt diese Nähe, denn er entspannte sich, hielt mich im Arm und hatte mich sanft an eine Brust gedrückt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mein Herz gerast hat. Und irgendwann, tief in der Nacht ...“
 

„Was habt Ihr, Isbjorg? Ihr blickt mich schon eine Weile an“, fragte er mich leicht verwirrt und ich grinste. Dann schüttelte ich sachte mit dem Kopf.

„Du bist schon eine Klasse für sich, Krieger“, flüsterte ich und musterte ihn.

„Wie meint Ihr das?“, fragte Farkas, sichtlich irritiert und warf ein paar Holzscheite in das Lagerfeuer. Vermutlich lag es daran, dass ich meine Anrede ihm gegenüber geändert hatte. Doch das war nur ein kleiner Test.

„Wie schaffst du das nur immer wieder?“, hauchte ich ihm zu und er dachte deutlich über meine Worte nach. Letztendlich schien er aber doch zu dem Entschluss zu kommen, dass er immer noch keine Ahnung hatte, was ich von ihm wollte.

„Ich verstehe nicht, was … ähm... was du meinst“, stammelte er und in Gedanken schrie ich jubelnd ein Stoßgebet an den Himmel. Er hatte die Überbrückung der gewohnten Förmlichkeit zugelassen. Und das dies so schnell passierte, war ein gutes Zeichen. Ein Zeichen mehr Nähe zuzulassen. Ich legte meine Hand auf seine warme Brust und kraulte ihm über die Haut.

„Das du mich immer wieder beeindruckst. Du bringst nicht nur mich zum lachen, sondern auch mein Herz. Und das ist wirklich bemerkenswert“, murmelte ich und blickte zu ihm hoch. Seine Augen, die mich fest anblickten, zeigten dass er verstanden hatte, worauf ich hinaus wollte. Er lächelte mich verschmitzt an und zuckte dann mit den Schultern.

„Ich weiß nicht. Sag du es mir. Eigentlich dachte ich immer, du wärst diejenige, die mich immer wieder beeindruckt. Eben weil du diese wahnsinnig große Bürde zu tragen hast und trotzdem nicht aufgibst. Den Blick immer Richtung Ziel hältst. Aber das ich dich beeindrucke, war mir neu“, flüsterte Farkas und mir wurde ganz warm in der Brust. Denn in diesem Moment, las ich in seinem Blick eine Menge. Er begehrte mich und so wie es aussah, wohl schon länger. Ich ärgerte mich, dass mir das nicht schon früher aufgefallen war. Langsam richtete ich mich aus der halb liegenden Position auf, um halbwegs auf Augenhöhe mit ihm zu sein. Immer darauf bedacht, ihm nicht weh zu tun, denn immerhin lag ich auf seinem Schoß.

„Augen auf die Beute, nicht auf den Horizont, richtig?“, flüsterte ich und meine Hand grub sich in seine wilde Haarmähne.

„Richtig“, bestätigte Farkas, legte seine Hand in meinen Nacken und zog mich näher. Und ohne noch einmal zu zögern, küssten wir uns. Der Kuss war wild und strahlte Hitze aus. Und trotzdem war er auch sanft und innig. Und in diesem Moment, vergaß ich meine Bürde, die mir als Dovahkiin auferlegt wurde. In diesem Moment war ich einfach nur eine junge, heißblütige Frau, die von einem wunderbaren Mann begehrt und geliebt wurde.
 

„Och komm, Is. Geh bitte nicht zu sehr ins Detail“, brummelte Marco und sie lachte auf.

„Keine Sorge. Hatte ich nicht vor. Ich will ja nicht, dass du Nasenbluten kriegst. Oder das aus der Ananas, eine Tomate wird“, kicherte sie und Marco grummelte auf.

„Witzig. Wirklich sehr witzig. Und so hat er deinen Dickschädel gebrochen? Einfach, in dem er dich zum lachen brachte?“, wunderte sich Marco und schüttelte mit dem Kopf.

„Was heißt Dickschädel gebrochen? Er hat meinen Dickschädel nicht gebrochen. Dreimal darfst du raten, wer in dieser Ehe die Hosen an hatte! Aber er war ein großartiger Mann und vor allem ein großartiger Ehemann. Und ich war eine junge Frau. Ich war tapfer und mutig, eine gute Kämpferin. Außerdem sah ich nicht so verranzt aus, wie manch andere Nordfrau und ich war single. Damals hatte ich einige Verehrer. Einer meinte sogar mal zu mir, er würde mich zweimal heiraten wenn er könnte. Selbst Farkas Bruder, zeigte irgendwann Interesse an mir. Natürlich war das, bevor alle wussten wie Nahe Farkas und ich uns standen und bevor wir dann auch heirateten. Tja. So war das damals alles. Ich glaub Vilkas, kommt bis heute nicht dahinter, warum ich ihn abwies und lieber seinen Bruder zum Mann haben wollte. Zumal da ja auch Liebe im Spiel war, was ich für Farkas empfand. Eine Menge Liebe und das ist leider etwas seltenes in Himmelsrand. Die wenigsten Ehen, basieren dort wirklich auf Liebe. In vielen Fällen, entwickelt sich natürlich nach Eheschluss so etwas wie Liebe, aber auch nicht immer“, erklärte sie und stand auf. Vorsichtig ging sie vor zur Klippe und starrte die Wellen an, die sich an der Klippe brachen.
 

„Wie meinst du das?“, fragte Marco und starrte den Sonnenuntergang an. Blutrot versank die Sonne allmählich am Horizont und der Anblick wirkte sehr entspannend.

„Das Leben in Himmelsrand ist hart und für viele sehr kurz. Deswegen bleibt wenig Zeit, für dieses ganze kennen und lieben lernen. Wenn jemand bereit zur Eheschließung ist, kauft derjenige sich ein Amulett von Mara. Mara ist die Göttin der Liebe, der Familien und der Fruchtbarkeit. Der Heiratswillige legt dann dieses Amulett um und jedem wird signalisiert, dass derjenige zu haben und bereit für die Ehe ist. Und besteht Interesse, werden die Heiratswilligen einfach von potentiellen Ehepartnern angesprochen. Hat man das Gefühl, die Chemie stimmt, wird nicht lange gefackelt und man steht kurze Zeit später vor dem Traualtar im Maratempel“, erklärte sie und Marco schlenderte herüber.

„Wie stumpfsinnig“, murmelte er und Is nickte.

„Irgendwie schon. Aber das ist nicht mein Problem. Gehen wir langsam wieder zurück? Ich will nicht im Dunkeln diesen Pfad herunter laufen“, murmelte sie und mit einem Nicken von Marco, machten sich die beiden wieder auf, zurück Richtung Moby Dick.

„Nun kennst du also meine Geschichte“, lachte Is, zog sich die Schuhe aus und schlenderte durch das seichte Meerwasser.

„Ja. Danke das du das mit mir geteilt hast. Ich habe eine Menge über dich und deine Heimat gelernt“, brummte er und lachte dann auf, weil Is ihn nass spritzen wollte, er aber gerade noch so ausweichen konnte.

„Gern geschehen, Ananas.“

Des einen Freud, des anderen Leid

Ein neuer Tag brach an. Die Sonne wollte gerade aufgehen und blickte zaghaft über den Rand des Horizonts. Der Himmel war in einem milden Orange getaucht und nur wenige Wolken zogen verschlafen über den morgendlichen Himmel. Die ersten Möwen rührten sich und wachten langsam auf. Die ein oder andere stieß schon ihren ersten Ruf aus und bald würden sie auf Futtersuche gehen. Auch in der kleinen Hafenstadt rührten sich schon einige Menschen, die bereit für einen neuen Tag waren. Läden und Bars wurden aufgeschlossen, Fensterläden klappten um und die Fenster wurden zum Lüften geöffnet. Einige von ihnen huschten über die Hauptstraße, bepackt mit Kisten oder Fässern. Sie füllten ihre Lagerbestände auf. Auch Isbjorg war schon wach. Sie saß auf der Reling und beobachtete, wie langsam die Insel erwachte. Sie war schon lange wach, denn im Laufe des gestrigen Tages, hatte sich ihre Bauchwunde noch mehr entzündet und der pulsierende Schmerz, ließ sie einfach nicht mehr schlafen. Deswegen saß sie draußen. Die frische Seeluft half auch ein wenig gegen die Schmerzen. Leise seufzte sie, denn sie ahnte schon, das auch der heutige Tag wieder sterbenslangweilig werden würde.
 

Überrascht blickte sie hoch, als die Tür zum Speisesaal aufging und sie ein lautes Gähnen vernahm. Ihr Blick fiel auf einen großgewachsenen Mann, mit einer Haartolle. Thatch streckte sich gerade genüsslich, als er Is bemerkte. Breit grinsend schlenderte er zu der Nordfrau.

„Spinn ich? Was machst du denn schon wach? Du pennst doch sonst immer so lange“, sprach Is leise und ziemlich überrascht.

„Ich war gestern Abend ziemlich müde und bin früh schlafen gegangen. Deswegen bin ich jetzt schon wach. Und was machst du schon so früh auf den Beinen, Süße?“, fragte er und Is grinste.

„Meine Wunden tun weh und haben mich nicht mehr schlafen lassen. Aber nun ist mir auch nicht mehr so langweilig, denn du bist ja jetzt hier“, lachte sie und Thatch umarmte sie vorsichtig zur Begrüßung.

„Du Arme. Aber der Angriff liegt ja auch noch nicht so lange zurück. Aber das wird schon wieder. Die Küchenjungs haben gerade den Kaffee in den Speisesaal gebracht. Soll ich dir einen mitbringen?“, fragte die Haartolle und sachte nickte Is.

„Das wäre wunderbar. Danke Thatch.“ Und so schnell wie er erschienen war, so schnell war er auch wieder im Speisesaal verschwunden, nur um kurze Zeit später mit zwei dampfenden Tassen Kaffee zurück zu kehren.

„Mhh... lecker“, nuschelte Is und schlürfte noch einen Schluck.

„Bin mal gespannt mit was ich mich heute langweilen werde. Ich werd hier noch bekloppt Thatch. Ich darf NICHTS machen, außer ein bisschen herumlaufen und euch dabei beobachten, wie ihr Spaß habt. Das ist so unfair...“, schmollte sie und Thatch lachte auf.
 

„Was ist denn daran jetzt so lustig?“, murrte sie und er schüttelte lachend den Kopf.

„Ich lach dich nicht aus, keine Sorge. Ich lache nur, weil ich mir das schon denken konnte. Na dann müssen wir uns halt eine Beschäftigung für dich suchen. Und mir fällt da schon was ein, was dir sicher Spaß machen wird. Trink deinen Kaffee aus, wir gehen jetzt Ace wecken. Ob es ihm passt oder nicht, aber wir brauchen ihn“, gluckste die Haartolle und Is trank den Kaffee in einem Zug leer. Auf den Weg zu der Kajüte von Ace, erklärte Thatch ihr ausführlich, was er geplant hatte. Gespannt hörte sie zu und ein fieses Grinsen schlich sich in ihr Gesicht.

„Ich weiß nur nicht wie wir unbemerkt in die Kajüte von ihm kommen wollen. Er hat einen sehr leichten Schlaf und wacht schnell auf“, grübelte Thatch und überlegen grinste die Nordfrau.

„Das überlasse mal schön mir. Ihr beide besorgt alles was wir brauchen und den Rest mach ich“, flüsterte sie, als sie nun auf leisen Sohlen durch den Kommandanten Gang schlichen, Richtung Kajüte von Ace.

„Und wie?“, fragte er.

„Ich bin Mitglied, der Diebesgilde von Himmelsrand. Ich kann schleichen, ich kann jedes Schloss knacken was mir vor den Dietrich kommt und wenn ich nicht gesehen werden will, dann sieht man mich auch nicht. Und im Notfall hab ich noch spezielles Pulver in meiner Kajüte. Ein bisschen davon auf unser Opfer geworfen und er schläft wie ein Baby“, hauchte sie gehässig und Thatch grinste anerkennend.
 

Ace zu wecken, stellte sich als äußerst schwierig heraus, denn wenn er schlief, dann richtig. Letztendlich half nur eine Wasserattacke von Thatch und Ace saß verschlafend, sowie tropfend in seinem Bett.

„Habt ihr zwei nen Dachschaden?“, grummelte er genervt und warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.

„Wollt ihr mich eigentlich verarschen?! Schonmal auf die Uhr geschaut?!“, murrte Ace, was ihm ganz und gar nicht ähnlich sah.

„Jetzt sei doch leise, verdammt. Ace es ist soweit. Plan X soll heute stattfinden!“, erklärte Thatch und hatte augenblicklich die vollkommene Aufmerksamkeit der Feuerfaust.

„Plan X?“, fragte Is irritiert und die beiden Chaoten grinsten überlegen.

„Wir haben schon ein Weile an diesem Plan gefeilt, denn wir konnten uns denken, dass dir schnell langweilig wird“, erklärte Ace und ungläubig legte sie den Kopf schief.

„Echt jetzt?“, fragte Is, immer noch verwundert.

„Japp“, flüsterte Thatch und Is umarmte beide stürmisch.

„Ich glaub ihr beide seid mit Abstand, meine beiden besten Freunde. Danke. Das wird so lustig“, freute sie sich.

„Also. Passt auf. Ace, du gehst dich erst einmal fertig machen. Ich hole in meiner Kajüte das Haargel und die Zahnpasta, sowie Nadeln und Faden. Is, du holst bitte aus deiner Kajüte das Schlafpulver. Weil das brauchen wir definitiv. Wir brauchen nämlich ein bisschen Zeit mit unserem Plan und er wacht bald auf“, gab Thatch die Befehle durch und Is salutierte. Und so machte sich jeder an seine Aufgabe.
 

Etwa zehn Minuten später, trafen sich alle drei vor dem ausgemachten Zimmer. Still und leise begutachteten sie ihre Utensilien.

„Okay, Jungs. Seid ihr bereit? Gut, dann geh ich jetzt rein. Verhaltet euch leise, ich hol euch, sobald er unter der Wirkung des Schlafpuders steht.“ Isbjorg ging leicht in die Knie und schlich zur Tür. Vorsichtig lauschte sie an der geschlossenen Tür und hielt dabei die Luft an. Als sie ein leises Schnarchen vernahm, streckte sie Thatch und Ace ihren erhobenen Daumen entgegen. Vorsichtig griff sie die Türklinke und drückte sie runter. Ganz langsam öffnete sie die Tür ein Stück und lugte in das Zimmer herein.

>Gut. Unser Opfer schlummert friedlich<, dachte Isbjorg erleichtert und öffnete die Tür noch ein Stück, so dass sie hinein gleiten konnte. Als sie im Raum stand, schloss sie sorgfältig die Tür wieder und blickte Richtung Bett. Die Luft war rein. Und somit ging sie wieder leicht in die Knie, atmete ruhig ein und schlich lautlos durch das Zimmer. Während sie schlich, zog sie das kleine Säckchen mit dem Pulver aus der Hosentasche und öffnete es. Endlich war sie am Bett angelangt. Ihre Hand glitt in den Beutel und mit Daumen und Zeigefinger, presste sie etwas Pulver zusammen und zog sie wieder heraus. Vorsichtig beugte sie sich über ihr schlafendes Opfer und grinste breit.

„Schlaf schön, mein Hübscher“, flüsterte sie und seine Augenbrauen zuckten. Er drohte wach zu werden, doch dann rieselte schon das lilafarbene Pulver auf sein Gesicht. Es roch nach Lavendel und frischen Kräutern. Und mit einem seligen Grinsen, schlummerte ihr Opfer wieder fest ein.

„Gut“, murmelte Is und wollte sich schon abwenden, um ihren Komplizen Bescheid zu geben, doch kam sie nicht daran vorbei, noch einmal sein schlafendes Gesicht zu mustern. Sanft schmunzelte Is auf, denn er sah schon niedlich aus, wenn er so friedlich schlief. Vorsichtig setzte sie sich auf die Bettkante und beobachtete ihn. Isbjorg rechnete ungefähr aus, wie lange die Wirkung des Pulvers anhalten würde und kam auf geschätzte drei Stunden. Sie grinste kurz auf und gluckste. Dann streichelte sie ihrem Opfer, über den Unterarm und beugte sich vor, zu seinem Gesicht.

„Auch wenn du später explodieren wirst, aber du bist heute sehr heldenhaft, mein Lieber“, flüsterte sie und gab ihm einen zaghaften Kuss auf die Wange.
 

Dann griff sie einen schwarzen Filzstift, der auf dem Schreibtisch lag, zog die Kappe ab und gab sich voll und ganz ihrer Kreativität hin. Von einer Whitebeard Bart Kopie auf der Oberlippe, über gemalte Augen auf den geschlossenen Lidern, bis hin zu Miniaturzeichnungen von Thatch und Ace auf den Wangen. Sie beendete ihr Werk mit einem großen IDIOT, was nun vorerst seine Stirn tragen würde. Leise gackernd, packte sie den Stift wieder weg und holte endlich ihre Komplizen rein, damit sie sich den eigentlichen Plänen widmen konnten. Auch Thatch und Ace konnten sich kaum halten, als sie Isbjorgs Kunstwerke betrachteten.

„Hey, die Miniaturen sehen richtig gut aus. Thatch, sie hat dich richtig gut getroffen“, flüsterte Ace lachend und Thatch nickte begeistert.

„Dich erkennt man auch sofort, Ace“, schmunzelte Thatch und zog drei Nadeln und Fäden hervor.

„Auf geht’s. Wir müssen uns beeilen, bevor uns noch einer bemerkt“, flüsterte Is und die beiden Herren nickten.
 

Geschätzte zweieinhalb Stunden später saßen Is, Thatch und Ace gemütlich im Speisesaal, mit dem Rest der Crew und warteten darauf, dass es endlich Frühstück gab. Die drei Übeltäter, kamen einfach nicht mehr aus dem feixen raus, denn sie warteten, bis es endlich zum großen Knall kam. Doch bisher blieb alles ruhig. In der besagten Kajüte hingegen rührte sich allmählich etwas. Langsam wachte er auf und fühlte sich unglaublich schwer.

>Was ist denn heute los? Meine Gliedmaßen fühlen sich an wie Blei>, dachte er sich und setzte sich langsam auf.

>Was riecht hier so.... nach Lavendel? Und anderen Kräutern. Isbjorg riecht auch manchmal so mild nach Kräutern<, dachte er weiter und schmunzelte kurz. Doch dann schüttelte das arme Opfer mit dem Kopf und stand langsam auf.
 

~
 

„Bei Talos... wo bleibt der denn? Langsam sollte er doch mal wach werden...“, flüsterte Isbjorg ihren Komplizen zu und diese zuckten nur mit den Schultern. Is seufzte leise und schnitt sich ein Brötchen auf.

„Wo steckt eigentlich Marco?“, fragte nun endlich Whitebeard und blickte sich forschend um, doch erntete er nur ein einstimmiges Schulterzucken, von der Crew.

„Vielleicht in Elena?“, murmelte auf einmal Vitus und biss herzhaft in sein Brötchen, ohne sich ein Grinsen verkneifen zu können.

„Wirklich witzig, Schwachkopf!“, zischte nun Isbjorg und erdolchte Vitus mit ihrem Blick, doch das ließ ihn noch breiter grinsen.

„Schau nicht so giftig Sturmmantel. Wer weiß, was unser Vize so hinter unserem Rücken treibt“, nuschelte er mit vollem Mund und hob unschuldig die Hände.

„Okay... ich bin dafür, wir vergraben Vitus lebendig am Strand. Wer dabei ist, soll die Hand heben“, rief Is und knurrte ihn an. Sofort schoss Olafs Hand in die Höhe und ein paar andere schüttelten nur beschämt den Kopf.

„Ihr seid Spielverderber...“, murmelte die Nordfrau und schmierte sich ihre Brötchen. Plötzlich schlug laut scheppernd die Speisesaaltür auf. In der Tür stand Marco, kochend vor Wut. Sein Gesicht hatte ein gefährliches rot angenommen und drohte noch dunkler anzulaufen, was nicht gerade Gesund aussah. Sein Gesicht zierte stellenweise noch Filzstiftfarbe, doch das Meiste hatte er schon entfernt. Die Crew starrte ihn still, mit offenen Mündern, an.

„Ähm Marco? Du weißt doch hoffentlich, dass du hier nur in Boxershorts stehst?“, fragte Izou vorsichtig.
 

„Wow. Andere versuchen die Frauen mit hirnlosen Anmachsprüchen rum zu kriegen und Marco tritt gleich halb nackt auf“, gluckste Is und biss fest in ihr Brötchen. Sie konnte sich kaum noch zurück halten mit dem Lachen. Ihr schossen sogar schon Tränen in die Augen, so sehr kämpfte sie dagegen an. Thatch und Ace erging es ähnlich.

„Welcher Trottel war in meiner Kajüte?!“, zischte Marco tödlich.

„Marco...? Du hast nur Boxershorts an...“, versuchte es nun Vista und lachte los.

„Ich fragte... welcher HIRNLOSE SCHWACHKOPF in meiner KAJÜTE war!“, brüllte er auf und die halbe Crew duckte sich. Um dem Ernst der Lage noch mehr Bedeutung zu schenken, fingen seine Arme an zu brennen.

„Was ist passiert, mein Sohn?“, fragte Whitebeard ruhig und Marcos kalter Blick, der durch die Runde glitt, blieb an seinem Käpt´n hängen.

„Irgendwer war in meiner Kajüte und hat mich mit irgendeinem ominösen Puder betäubt! Ich habe Spuren von einem lilafarbenen Pulver auf meinem Kissen gefunden“, erklärte er mit bebender Stimme und musterte Isbjorg, die ihn unschuldig anblickte.

„Dann wurde mein Gesicht mit einem Stift angemalt!“, erklärte er weiter und Schritt durch den Saal zu den Tischen. Die Leute, die Pech hatten und genau auf der Seite saßen, wo Marco drauf zu ging, duckten sich sicherheitshalber. Man konnte ja nie wissen. Außerdem schätzten diese Piraten ihr Leben und wollten es nicht grundlos verlieren.

„Dann hat jemand Haargel in meine Schuhe geschmiert und ich hätte mich fast auf die Fresse gelegt! Als ich mich umziehen wollte, musste ich genervt feststellen, dass irgend ein Witzbold, alle Hosenbeine von meinen Hosen zugenäht hat! Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hat derjenige dann noch Zahnpasta unter meine Türklinke geschmiert!“, wetterte er los und nun brannten auch seine Schultern und sein Kopf. Ein leises glucksen ging durch die Reihen der Piraten, doch nur Isbjorg, Thatch und Ace brachen in schallendes Gelächter aus. Wütend durchbohrte Marcos Blick die drei.

„Und mich lässt das Gefühl nicht los, dass genau ihr drei dafür verantwortlich seid! Seit wir unsere ach so nordische Alchemistin an Bord haben, tauchen ja häufiger so seltsame Pülverchen und Tränke auf. Das Haargel in meinen Schuhen roch verdächtig nach deinem Haargel, Thatch. Und die Zahnpasta unter meiner Türklinke... auf so eine schwachsinnige Idee kann nur Ace kommen. Gesteht, oder ich werde euch alle drei übers Deck prügeln!“, zischte er und schritt auf die drei zu.
 

„Wir sollen was getan haben? Also das ist ja mal völlig an den Haaren herbei gezogen. Als hätten wir drei nichts besseres zu tun, als so nen Mist zu machen. Thatch und Ace, ihr beide haltet die Klappe und sagt nichts ohne euren Anwalt!“, forderte Is und die beiden Spaßvögel blickten sie irritiert an.

„Wir haben keinen Anwalt...“, nuschelte Ace.

„Doch. Mich“, antwortete die Nordfrau und grinste triumphierend.

„Also, verehrter Vize. Du drohst uns Prügel an, obwohl du nur haltlose Anschuldigungen vorzuweisen hast? Das ist sehr stumpfsinnig“, grinste sie ihn an und musterte seine Boxershorts.

„Übrigens hübsche Boxershorts. Sind das Entchen da drauf?“, gluckste sie und der halbe Saal brach in schallendes Gelächter aus. Zu der Zornesröte in Marcos Gesicht, kam nun auch noch die Schamröte dazu.

„Sei still, du Schlange. Natürlich hast du was damit zu tun“, knurrte Marco sauer und sie zog eine Augenbraue hoch.

„Geht das schon wieder los? Wann kapierst du es endlich? Ich steh nicht auf Tiernamen“, gluckste sie und die Crew, einschließlich Whitebeard, konnten sich kaum noch halten. Marco brüllte auf, schlug ein paar Teller vom Tisch und stampfte wütend davon. Als die Tür wieder zu war, feixten sich die drei Übeltäter breit an.

„Strike!“, rief Ace und die drei klatschten ab.

„Ihr habt also wirklich was damit zu tun?“, gluckste der Käpt´n und Isbjorg nickte.

„Aber shhhht. Ihr wisst von nichts. Die Idee hatten meine beiden Helden hier“, sprach sie und zeigte auf Thatch und Ace.

„Sie wollten mich etwas aufheitern, weil ich mich derzeit doch so langweile“, erklärte sie weiter und Whitebeard nickte grinsend.

„Mein armer Sohn. Übertreibt es aber nicht, ich brauch ihn noch“, murmelte er in seinen weißen Bart und Is nickte.
 

Einige Stunden später, saßen Isbjorg, Thatch und Ace gemütlich an der Reling und überlegten, wie sie weiter machen konnten, mit ihren Streichen. Denn Marco hatte sich noch immer nicht beruhigt und verfolgte die drei regelrecht. Hauptsache er hatte sie im Blick.

„Mist. Der ist ja schlimmer wie ein treudoofer Köter. Will der uns heute gar nicht mehr aus den Augen lassen?“, grummelte Thatch und Is lehnte sich entspannt an seine Schulter.

„Keine Ahnung. Aber lasst uns einfach herum gammeln, vielleicht gibt er es irgendwann auf“, nuschelte Is und schloss die Augen.

„Is? Ist alles in Ordnung? Deine Stirn ist ziemlich heiß. Nicht dass du krank wirst“, murmelte Thatch und musterte sie voller Sorge.

„Was? Nein, keine Sorge. Das liegt an der Sonne und meinem derzeitigen Zustand“, nuschelte sie, gähnte herzhaft und legte sich aufs Deck. Ihren Kopf bettete Is auf Thatch´s Oberschenkel, ihre Füße hingegen auf Ace Schoß.

„Schaut mal. Ich glaube unsere Lösung betritt gerade das Deck. Ich hoffe sie will diesmal wirklich zu Marco“, murmelte Ace und die beiden Chaoten, die vor sich hin dösten, blickten übers Deck und entdeckten Elena.

„Wie meinst du das? Zu wem wollte sie denn letztes mal?“, fragte Isbjorg irritiert, doch Ace schüttelte nur mit dem Kopf. Er hielt es für das Klügste, sie diesbezüglich nicht zu informieren, denn Is würde sonst nur ausrasten.

„Nicht so wichtig“, nuschelte er und sie beobachteten, wie Elena zu Marco hinüber schlenderte.

„Na komm schon Elena. Mach dich einmal nützlich und nimm ihn mit. Na los“, flüsterte Is und irritiert warf Ace ihr einen Blick zu.

„Wie jetzt? Dich stört es nicht, dass sie zu ihm geht? Immerhin munkelt man hier an Bord, dass die beiden wohl mal was miteinander hatten.“

„Ja und? Ist mir doch egal, mit wem sich unsere sprechende Ananas abgibt. Solange er mir nicht auf die Nerven geht, kann er ja wohl machen was er will. Er ist immerhin erwachsen“, murmelte sie, streckte sich und schloss wieder die Augen.

„Thatchy, dein Schoß ist gemütlich“, gähnte sie entspannt.
 

Und die drei Chaoten hatten Glück. Elena überredete Marco, mit ihr was zu unternehmen. Anfangs zögerte die Ananas zwar enorm, weil er ja auf keinen Fall die drei aus den Augen lassen wollte, doch ließ er sich dann doch erweichen. Also das musste Isbjorg zumindest Elena lassen: Sie war eine absolute Meisterin, des Baby Robben Blickes. Erschreckender fand Is aber, dass Marco auf so einen Mist auch reinfiel. Das durchgeknallte Trio wirkte zwar entspannt, doch lauerten sie nur darauf, bis Marcos Ananasschädel nicht mehr zu sehen war. Flink standen die drei auf und verschwanden ins Innere des Schiffes.

„Okay. Wir beeilen uns besser, bevor er zurück kommt. Wer weiß wie lange Elena ihn aufhalten kann“, rief Ace und die drei flitzten durch die Gänge. Thatch nahm irgendwann Isbjorg im Huckepack, denn fürs Rennen war sie noch nicht fit genug und viel zu schnell meldete sich der Kreislauf, der jungen Kämpferin. Thatch und Is hielten vor Isbjorgs Kajüte, während Ace sich zu seiner aufmachte. In Isbjorgs Räumlichkeiten holten sie ein weiteres Säckchen, mit einem ominösen Pulver, einen Satz Dietriche und einen kleinen Dolch. Dann machten sie sich auf zum Kommandanten Gang, wo Ace schon breit grinsend wartete.

„Isbjorg, du bist die Geschickteste von uns Dreien, also wirst du wieder alles vorbereiten. Ich halte Wache im Gang und Ace wird das Deck im Auge behalten. Sobald du drin bist, öffne das Bullauge, damit wir Kontakt zueinander aufnehmen können. Ace hat Vater zwei Teleschnecken geklaut, so können er und ich kommunizieren. Wenn irgendwas passiert auf dem Deck, dann wird Ace dir Bescheid geben oder halt ich“, erklärte Thatch und Isbjorg salutierte. Dann widmete sie sich Marcos Tür.

„Wie klug sich doch mein Kommandant fühlt. Er hat abgeschlossen“, kicherte sie und zückte den kleinen Dolch und einen Dietrich.

„Mach das Schloss aber mit dem Dolch nicht kaputt“, tadelte Thatch und beobachtete sie. Ace reichte Thatch weitere Utensilien und verschwand raus aufs Deck. Darunter befand sich eine prall gefüllte Dose und eine Tube.

„Keine Sorge. Mit dem Ding hier knack ich nicht direkt das Schloss. Das ist ein Schlossmesser und kein Dolch. Damit dreh ich das Schloss, während ich mit dem Dietrich die kleinen Riegel in die richtige Verankerung drücke“, erklärte sie leise und Thatch beobachtete, wie Isbjorg langsam das Messer drehte und mit dem Dietrich sanfte Bewegungen ausführte.

„Oh, oh Marco. Dein Zimmer ist eindeutig nicht einbruchssicher“, flüsterte sie, grinste und mit einem leisen Klack, war das Schloss aufgeschlossen.

„Na das ging schnell“, staunte die Haartolle.

„Ist ja auch ein simples Schloss. Mit solchen hab ich damals das Schlösser knacken geübt. Selbst für Anfänger ein Kinderspiel“, erklärte sie und drückte vorsichtig die Klinke nach unten. Ganz langsam öffnete sie die Tür einen Spalt und grinste triumphierend.
 

„Also irgendwie nehm ich ihm das jetzt übel“, murmelte Is und Thatch zog fragend die Augenbrauen hoch.

„Er weiß, dass wir das sind, kann es uns aber nicht beweisen. Aber ich frage mich doch ernsthaft, was er von mir denkt. Glaub er ich bin blöd oder ein Grobmotoriker? Diese billig Falle wirkt vielleicht bei Ace, aber doch nicht bei mir“, grummelte sie und öffnete die Tür noch ein Stück.

„Was für ne´ Falle?“, fragte ihr Komplize und lugte um die Ecke auf den Gang.

„Er hat einen Faden vor der Tür gesponnen. Wer die Tür unvorsichtig aufstößt, bringt den Faden zum reißen. Keine Ahnung ob das Ding nur zu Bestätigung für einen Einbruch da sein soll, oder ob da eine richtige Falle dahinter steckt, aber zuzutrauen wäre es ihm, dass mich eine böse Überraschung erwartet, wenn ich den Faden zum reißen bringe. So, bin dann mal drin. Meld dich, wenn du was siehst“, murmelte sie und glitt wieder ins Zimmer.

„Ich wusste es!“, zischte sie plötzlich und Thatch schlich zum Zimmer, blieb aber auf dem Gang stehen.

„Der kleine Dreckssack, hat Farbpatronen angebracht. Reißt der Faden, kriegt man eine Patrone ab. Woher hat er die nur?“, wetterte sie fragend und schlich durch den Raum. Eindringlich blickte sie sich um, ob sie noch mehr Fallen, oder gar Stolperdrähte sah, doch war die Falle an der Tür wohl die Einzige, die Marco improvisatorisch anbringen konnte. Als Erstes öffnete sie, wie abgesprochen, das Bullauge. Dann suchte Isbjorg Marcos Bad auf. Auch hier stieß sie auf keine Fallen. Sie entdeckelte die Dose und zum Vorschein kamen trockene Erbsen. Dann füllte sie die Dose mit etwas Wasser und suchte sich ein geeignetes Plätzchen. Sie entschied sich dafür, die Dose hinter seinen Büchern zu platzieren.

>HA! Der wird kommende Nacht kein Auge zu machen<, dachte sie grinsend und holte nun Marcos Eimer im Bad und füllte diesen etwa halbvoll mit Wasser. Zurück in seinem Zimmer, schnappte sie sich seinen Schreibtischstuhl, öffnete die Tür so weit, dass der Faden heil blieb, aber sie wieder raus konnte und platzierte danach vorsichtig, den Eimer auf der Türkante und dem Rahmen. Als alles hielt, kletterte sie vorsichtig vom Stuhl und platzierte ihn wieder genau so, wie er vorher stand. Nämlich am Schreibtisch. Dann öffnete Isbjorg seine Kommode und werkelte erneut an seiner Wäsche herum. Als auch das erledigt war, holte sie grinsend die Tube von Ace aus ihrer Tasche.

„Ich hoffe du magst grün, mein Hübscher“, flüsterte sie und ging ins Badezimmer. Dort suchte sie nach allem, was wie Haarwäsche aussah und ergatterte zwei Flaschen. Laut lachte Is auf einmal auf.

„Thatchy. Unser Vize benutzt Anti-Schuppen-Shampoo“, gackerte sie los und präparierte die Shampoo Flaschen mit der grünen Farbe.
 

Währenddessen bei Ace.

„Thatch. Hörst du mich?! Marco ist wieder da. Alleine! Und er geht mit einem ziemlichen Tempo nach drinnen. Beeilt euch!“, rief Ace panisch in die Teleschnecke.

„Verdammt!“, rief Thatch und rannte zu der geöffneten Tür, vermied es aber tunlichst, diese anzurühren.

„Isbjorg verdammt! Beeile dich. Marco ist zurück und er ist gleich da!“

„WAS?!“ rief sie panisch und stürmte aus dem Bad.

„Ich lauf ihm entgegen und versuch dir ein bisschen Zeit zu beschaffen. Aber du musst dich beeilen“, rief die Haartolle noch und rannte von dannen.

Isbjorg hingegen rannte zur Tür, musterte kurz ihr Werk und schätzte ab, wie sie sich am schnellsten bewegen durfte, doch fiel ihr plötzlich das noch geöffnete Bullauge ein.

„Mist!“, zischte sie und machte kehrt.
 

~
 

„Ah Marco, da bist du ja wieder“, sprach Thatch fröhlich und breitete die Arme aus. Er versuchte mit aller Kraft, seine Nervosität zu unterdrücken.

„Geh mir aus dem Weg Thatch. Ich muss in meine Kajüte. Wollen wir doch mal sehen, ob sich meine Lieblings Nervensäge noch da drin befindet und mir gerade einen neuen Streich spielen will“, knurrte der Phönix und wollte sich an Thatch vorbei drängen, doch blockierte dieser weiterhin stur den Gang.

„Da du gerade davon anfängst. Ich brauch deine Hilfe. Isbjorg ist verschwunden. Ihr geht es nicht gut. Ihr Kopf glühte vorhin förmlich und als ihr beide verschwunden seid, brüllte sie auf, von wegen 'ich bring dich um!' und haute ab. Ich mach mir sorgen, weil ich glaub sie hatte Fieber“, versuchte Thatch nun die Aufmerksamkeit von Marco zu erhaschen und für einen Moment klappte dies auch, doch Thatchs dämliches Grinsen, ließ ihn nicht gerade glaubwürdig wirken.

„So so, verschwunden also? Ich kann mir schon denken wo sie sich befindet. Und nun geh mir aus dem Weg!“, zischte Marco und schubste ihn bei Seite.
 

~
 

Isbjorg wollte sich gerade um die Fallen manövrieren und abhauen, als sie schwere und vor allem schnelle Schritte auf dem Gang vernahm. Sowie Thatchs Stimme, die versuchte Marco einzureden, mit ihm nach Isbjorg zu suchen. Und dann war da noch Marcos Stimme, die ihn anmotzte, er solle endlich die Klappe halten.

>Nein, verdammt<, zischten Isbjorgs Gedanken und sie huschte wieder zurück ins Zimmer. Panisch blickte sie sich um.

>Bullauge? Nein, zu spät. Schrank? Nein, er würde mich sofort finden. Dann rettet mich wohl nur noch eines...<, rasten die Gedanken durch ihren hübschen Kopf. Lautlos ließ sie sich zu Boden gleiten und rollte sich gekonnt unters Bett.

>Igitt, ist das hier staubig. Und da hängt eine Spinne. Ich könnt kotzen!<

„AHA! Na dann wollen wir doch mal unser Nordmädchen empfangen. Bin gespannt wie ihr rot steht!“, wetterte Marco los und stieß seine Tür auf. Als Erstes empfing ihn das Scheppern eines Eimers und eine sofortige Dusche. Im Bruchteil einer Sekunde später, machte es laut PLOPP PLOPP und an seinem Körper, sowie am Eimer klebte rote Farbe. Marco machte keine Anstalten den Eimer vom Kopf zu nehmen. Allgemein stand er fast regungslos da. Vorsichtig näherte sich Thatch und sah, dass Marco zitterte. Vor Zorn bebte er regelrecht, die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß wurden. Die Haartolle schluckte fest und entfernte sich ganz leise.

>Tut mir leid Isbjorg, falls du noch da drin bist. Wir holen dich schon irgendwie da raus. Wo mag Ace sich versteckt haben?<, grübelte Thatch und schüttelte traurig mit dem Kopf. Er fühlte sich wie ein Verräter.
 

~
 

Marco hatte sich derweil wieder trocken gelegt und sich auch die Farbe abgewischt. Nachdenklich schritt er durch sein Zimmer und nahm am Schreibtisch platz. Er war wütend. Und zwar richtig wütend. Und irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass er nicht alleine in diesem Zimmer war. Isbjorg, die immer noch unter seinem Bett versauerte, hatte mittlerweile auch endlich wieder ihre Faust aus dem Mund genommen, denn dort musste sie gezwungenermaßen rein beißen, sonst hätte sie vermutlich den heftigsten Lachanfall des Tages bekommen. Immerhin hatte sie diesmal alles live mitbekommen. Nachdenklich begutachtete sie ihre Hand und das Blut darauf. Sie hatte so fest auf ihre Faust gebissen, dass sie nun blutete und in Gedanken seufzte sie auf. Natürlich nur in Gedanken, sonst hätte Marco sie ja bemerkt. Sie stockte kurz und lauschte auf, denn er bewegte sich erneut. Kurz darauf knarzte sein Bett auf, denn Marco hatte sich darauf gelegt.

>Scheiße. Jetzt nur keinen Mucks von dir geben, sonst bemerkt er dich sofort<, mahnte sie sich in Gedanken und lauschte. Dann hörte sie ihn genervt seufzen.

>Es riecht hier nach Isbjorg. Nach frischen Kräutern und allgemein riecht es hier nach ihr. Sie muss hier noch irgendwo sein, nur wo? Vielleicht unterm Bett? Wenn ich da jetzt nach schaue und sie ist wirklich da unten, kriege ich vermutlich nur irgendwas ins Gesicht geworfen. Ne, ne meine Liebe. So leicht kommst du mir nicht davon. Du spielst mir Streiche? Das kann ich auch<, zerbrach sich Marco seinen Obstkopf und grinste fies auf.

>Dann wollen wir dich mal schocken. Dein Gesicht wird sicherlich göttlich<, grinste sich Marco einen ab und stand auf.
 

Er ging zum Schreibtisch und setzte sich. Isbjorg sah seine Füße und hörte ihn erneut seufzen.

„Was für ein Tag heute...“, murmelte er und sie hörte Papier rascheln. Dann gluckste er auf. Nervös tippelte er mit dem Fuß auf den Boden und fragend musterte die Nordfrau diesen.

>Verdammt. Hast du nicht noch irgendwas an Deck zu erledigen, du dummer Ananasschädel?! Ich muss aufs Klo<, jammerte Is in Gedanken und er räusperte sich. Sie hörte wie er ein Buch aufschlug und das leise kratzen eines Stiftes, das über Papier schabte.

„Liebes Tagebuch...“, murmelte Marco leise und Isbjorg stockte in ihren Gedanken.

>Was zur...? Er schreibt Tagebuch?<

„... heute war ein ziemlich abgedrehter Tag. Wir haben jetzt kurz nach drei Uhr Nachmittags und ich fühle mich, als hätte ich drei Tage nicht geschlafen. Und daran ist mal wieder Isbjorg schuld. In ihrer grenzenlosen Langeweile, hatte sie nichts besseres zu tun, als mir einen Streich nach dem anderen zu spielen...“ Isbjorg schmunzelte auf.

>Och nein. Jetzt jammert er herum. Armer Piepmatz<, dachte sie Schadenfroh.

„Aber irgendwie kann ich ihr nicht böse sein. Sie hatte eine Menge Spaß und ihr wunderbares Lachen heute Morgen... wer könnte da schon sauer sein?...“, murmelte Marco weiter und Isbjorgs Augenbraue hob sich ungläubig.

>Was? Hat der Eimer ihn zu heftig erwischt, oder spinnt der jetzt total? Okay, nicht aufregen., Mir wird schon wieder schwindelig und warum zum Henker, ist mir schon wieder so warm?<

„Und vielleicht hat Vater recht. 'Was sich neckt, das liebt sich', sagt er immer und sie scheint ja sehr an mir zu hängen, wenn sie mich so oft ärgert...“
 

>Okay... ich glaub er hat wirklich eine Gehirnerschütterung. So viel Mist, wie er labert. Bei Talos... wie ich schwitze. Ich glaub mir wird schlecht. Was ist denn nur los?<

„Aber es macht mich wirklich froh. Immerhin beruht es auf Gegenseitigkeit. Ihr Duft, ihre Stimme und dann immer diese Blicke, die sie mir zu wirft“, hörte sie Marcos Stimme leise und sie riss die Augen, sowie den Mund auf.

>Ach... du...scheiße! Nein, ich will das nicht hören! Das kann doch nicht sein ernst sein. Talos, hilf mir! Die Ananas ist verliebt in mich!<

„Ich glaub ich werde sie fragen, ob sie meine Frau werden will. Vater ist ein Kapitän, also dürfte er uns trauen können. Das wäre großartig und ich wäre nicht mehr so alleine in meiner Kajüte“, murmelte er weiter und konnte nicht anders als fies zu grinsen. Sein Plan, sie aus dem Versteck zu locken, war ziemlich gemein, aber sie hatte sich nun einmal selbst den Bock geschossen. Und augenblicklich horchte er auf, als er ein poltern und ein rascheln hörte. Isbjorg rollte flink unter dem Bett hervor. Sie war knallrot im Gesicht und Marco sah, dass Spinnenweben und Staub in ihrem Haar hing. Flink stand sie auf, die Hände zu Fäusten geballt und bebend vor Wut. Aber es lag auch Scham und Unsicherheit in ihrem Blick.

„Isbjorg, mein Engel. Du bist ja hier“, freute sich Marco gespielt und breitete die Arme aus. Dann machte er einen Schritt auf sie zu.

„Bleib wo du bist!“, zischte sie.

„Hast du eigentlich ne Vollmeise?! Da ...da...das kannst du vergessen! I...I...Ich glaub du...du spinnst!“, stammelte sie verwirrt und fuchtelte wild mit den Armen.

„Das man dich so leicht aus deinem Versteck locken kann, ist ja fast schon witzig“, gluckste er und sie starrte ihn perplex an.

„Moment... Das war ein Trick?! Du hast geblufft? Das war nicht ernst gemeint?“, fragte sie verwundert und er nickte.

„Talos sei Dank“, flüsterte sie erleichtert und ihre Beine zitterten. Schwer atmend stützte sie sich an der Wand ab.

>Nicht schon wieder. Was ist denn heute nur mit meinem Körper los?<, fragte sie sich verwundert und Marco schlenderte zu ihr herüber, jederzeit bereit sie zu packen, sollte sie flüchten.

„Aber jetzt kann ich dich endlich zur Rechenschaft ziehen, für die ganzen Streiche“, lachte er schadenfroh, doch reagierte sie nicht. Sie stützte sich immer noch an der Wand ab, leicht nach vorne gebeugt und atmete schwer. Ihr Blick starrte den Holzboden an.

„Isbjorg?“, fragte Marco verwundert. Er sah, dass ihr große Schweißperlen auf der Stirn standen.
 

Marco legte sofort seine Hand auf ihre Stirn und atmete überrascht ein. Dann hob er ihren Kopf an. Ihre Wangen waren gerötet, die Augen wirkten glasig und ihre Lippen waren trocken.

„Thatch hatte also doch recht. Du hast Fieber. Komm Is. Setz dich erst mal, ich hol dir was zu trinken und dann bring ich dich auf die Krankenstation.“ Sie nickte vorsichtig, doch konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mit jedem Atemzug wurde sie blasser und als sie einen Schritt machte, knickten ihre Beine ein. Erschöpft stöhnte sie auf. Marco fing sie natürlich und wuchtete sie augenblicklich auf seine Arme. Das er immer noch wütend auf sie war, hatte er längst vergessen. Er riss seine Tür auf und rannte mit Isbjorg auf den Armen, den Gang entlang, Richtung Treppe. Ace und Thatch kamen auf die beiden zu, mit entschlossenem Blick, denn sie wollten Isbjorg befreien. Doch starrten sie Marco nur geschockt hinterher, der zwischen den beiden durch rannte und sie bei Seite stieß.

„Ach du scheiße“, platzte es aus Thatch heraus.

„Ich glaub er hat sie gekillt“, kam es nun trocken von Ace. Entgeistert starrten die beiden sich an und brüllten auf.

„AAAH! ER HAT SIE UMGEBRACHT!“ Und mit einem Tempo, brüllend vor Panik, rannten sie durchs Schiff, durch den Speisesaal und stießen letztendlich die Tür zum Deck auf. Erschrocken blickten die Crew Mitglieder, die sich derzeit noch auf dem Schiff befanden, sowie Whitebeard, die beiden Chaoten an.

„VATER! VATER!“, brüllten die beiden, wie aus einem Mund.

„MARCO HAT ISBJORG UMGEBRACHT!“, schrien sie weiter und geschockt stand der alte Mann auf.

„Was?!“, zischte er.

„Er... sie... wir“, stammelte nun Ace, doch unterbracht Thatch das Gestammel.

„Isbjorg hat es nicht mehr rechtzeitig aus seinem Zimmer geschafft und musste sich wohl verstecken. Und als wir sie eben retten wollten, stürmte Marco mit ihr auf den Armen, aus seiner Kajüte. Sie war leichenblass und ihre Hand hat geblutet. Und sie war nicht ansprechbar“, plapperte Thatch panisch und schnell.

„Ihre Hand hat geblutet?“, fragte nun Ace, denn ihm war das gar nicht aufgefallen.

„Ja doch. Schnell Vater! Er ist mit ihr zum Unterdeck gerannt. Vielleicht will er Isbjorgs Leiche verschwinden lassen. Wir müssen uns beeilen. Oh man, wir hätten es nicht so übertreiben dürfen mit den Streichen“, jammerte Thatch und war den Tränen nahe.

„Wir sind schuld. Wir haben Isbjorg auf dem Gewissen“, jaulten die beiden Synchron, fielen sich in die Arme und heulten auf. Doch bekam das Whitebeard nicht mehr mit, denn er war schon schnellen Fußes, auf dem Weg zum Unterdeck. Auch Vista, Izou, Sam und Olaf folgten ihrem Käpt´n. Im Unterdeck liefen sie prompt an der Krankenstation vorbei, deren Tür weit geöffnet war, doch entdeckte Sam, im Seitenblick, Marcos Statur im Krankenzimmer.

„Stop. Krankenstation!“, rief der rote Teufel und die Gruppe bremste, machte kehrt und ging zur Krankenstation.

„Marco!“, brummte Whitebeard auf und mit besorgtem Blick, drehte sich der Vize zu seinem Vater.
 

„Was ist hier los? Thatch und Ace kreischen auf dem Deck herum, du hättest Isbjorg umgebracht“, fragte Whitebeard und musterte das Nordmädchen, wie sie in einem der Betten lag und vom Doc behandelt wurde.

„Ich? Nein, ich hab damit nichts zu tun. Nachdem ich sie in meinem Zimmer erwischt habe und sie zur Rechenschaft ziehen wollte, ist sie zusammen gebrochen. Sie hat Fieber“, erklärte er kurz und der Arzt nickte das ab.

„Da hat er recht. Sie hat Fieber. Vermutlich hat sie sich eine Grippe eingefangen. Sie bleibt erst einmal hier und wird eingehend behandelt. Morgen sollte ihr es schon etwas besser gehen“, erklärte der Arzt und Whitebeard nickte.

„Und jetzt zischt ab! Zu viel Trubel muss hier auch nicht sein. Sonst erschrickt sie sich noch zu Tode, wenn sie aufwacht!“, brummte der Arzt und besorgt blickte Whitebeard seine Tochter an.

„Ich bleib bei ihr, keine Sorge“, murmelte Marco und die kleine Gruppe verließ die Krankenstation wieder.
 

Einige Zeit später, wurde Isbjorg wieder wach und blickte sich benommen um.

„Was ist denn los?“, fragte sie verwirrt. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich miserabel.

„Ganz ruhig. Du hast Fieber“, erklärte Marco und aus verschwommenem Blick musterte sie den Vizen.

„Hallo Marco. Fieber? So fühlt sich also Fieber an?“, nuschelte sie und sackte zurück ins Kissen.

„Du willst mir doch jetzt nicht ernsthaft erzählen, dass du noch nie Fieber gehabt hast“, murmelte Marco verwundert, doch sie nickte.

„Noch nie. Ich hatte ab und zu mal Schnupfen und ein bisschen Husten, aber richtig krank, war ich noch nie. Und wie es sich anfühlt, Fieber zu haben, war mir bis eben auch noch fremd. Meine Mutter hatte früher häufig Fieber gehabt. Sie neigte dazu, oft krank zu werden. Ich komm da wohl eher nach meinem Vater. Er war so gut wie nie krank. Bei Talos... ich fühl mich schrecklich“, murrte Is und Marco nickte mitfühlend.

„Oh, du bist nicht mehr sauer auf mich?“, fragte Isbjorg und versuchte zu grinsen. Und Marco konnte nur seufzen.

„Anfangs schon. Nur als ich gesehen habe, wie schlecht es dir plötzlich geht und dann bist du auch noch zusammen gebrochen. Ich hab mir einfach viel zu viele Sorgen gemacht, als sauer zu sein. Außerdem weiß ich mittlerweile das die Ideen von Ace und Thatch kamen. Die kriegen meine Wut noch zu spüren, immerhin haben sie dich lediglich dazu überredet, nicht wahr?“, fragte er und zwinkerte ihr schelmisch zu.

„Also eigentlich... Moment! Sie sind geflüchtet und haben mich in deinem Zimmer zurück gelassen.Man lässt nie einen Kameraden zurück! JA das war ganz alleine die Idee von Thatch und Ace. Für mich war es lediglich eine Abwechslung. Und glaub mir. Um die Langeweile zu bekämpfen, hätte ich alles getan. Das war schon fast Erpressung von den beiden“, versuchte sich Is aus der Schuld zu reden und Marco lachte laut auf.

„Du bist doch einfach nur unmöglich. Aber jetzt da du wach bist, will sich nochmal der Doc mit dir befassen. Ich geh derweil duschen und sorge dafür, dass du heute Abend auch was zu beißen kriegst“, erklärte er, stand auf und schlenderte zur Tür. Als er endlich draußen war, atmete Isbjorg erschrocken auf.

„Oh oh....“, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe.

„Ähm...Doc? Kannst du mir einen großen Gefallen tun?“, fragte Isbjorg kleinlaut und der Arzt blickte von Isbjorgs Krankenakte auf.

„Wenn es um diesen Schönling von Arzt geht, vergiss es“, murrte er und sie schüttelte mit dem Kopf.

„Nein. Es hat nichts mit Law zu tun. Es geht um Marco. Egal was du heute vor hast, lass mich nicht alleine, sonst bringt er mich um. Ich schwörs. Er wird stinksauer sein. Lass mich um Himmelswillen nicht alleine!“, flehte sie und der Schiffsarzt hob fragend die Augenbrauen.
 

„Was erzählst du da für einen Blödsinn. Marco würde niemals jemanden aus der Crew umbringen. Und mit Sicherheit niemanden, der zu seiner Division gehört“, murmelte der Arzt und ging zu ihrem Bett.

„Nun ja. Sag niemals nie. Es hat ihm auch sicher noch niemand aus der Crew, die Haare grün gefärbt...“, nuschelte sie beschämt und blickte zur Decke.

„Du hast was?“, fragte der Doc, doch Is biss sich nur auf die Unterlippe.

„Ich bin tot. Ich bin so was von tot. Talos steh mir bei...“, nuschelte sie und zog sich die Decke über den Kopf.
 

Und es kam, wie es kommen musste. Nach einer Weile stand Marco vor der geschlossenen Tür der Krankenstation. Auf seiner Stirn pulsierte bedrohlich eine Ader und sein Kopf glühte vor Zorn. Er fletschte die Zähne und überlegte sich, wie er sie am schnellsten töten könnte, bevor der Arzt dazwischen gehen würde und riss die Tür auf. Isbjorg blickte augenblicklich hoch, riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände.

„Lass mich in RUHE! Ich hab damit NICHTS zu tun!“, schrie sie und der Arzt schreckte auf. Doch anstatt ihr zu helfen und sie zu beschützen, lachte er jaulend auf.

„Du siehst aus wie eine Erdbeere!“, gröhlte der Arzt los und hielt sich seinen Bauch vor lachen.

„Du kleine, miese Ratte“, fauchte Marco und stürzte auf sie zu. Isbjorg schrie panisch auf, als Marco sich in ihr Bett stürzte und das Gerangel los ging.

„AAAH! Marco! Lass mich...lass mich los. HILFE! Marco nicht! Denk dran, ich bin Herzkrank und sensibel!“, jammerte sie los und Marco gluckste.

„So hilft mir doch jemand! AAHH! Nein, nicht kitzeln! NICHT! MARCOOOO!“, schrie sie durch die Krankenstation und einige Krankenschwestern aus dem Nebenraum, lugten neugierig in das Zimmer. Doch sie konnten nur grinsend den Kopf schütteln. Der Arzt lag mittlerweile schon lachend unter seinem Schreibtisch, denn so ein Theater hat es noch niemals auf seiner Krankenstation gegeben.

„Hab doch erbarmen mit mir. Du hast mich doch lieb“, flehte sie lachend und schnappte nach Luft. Sie zu töten, hatte Marco längst über den Haufen geworfen, denn seine Rache sah liebevoller aus. Denn er wusste wie kitzelig sie an den Flanken war und er wusste auch, wie sehr sie es hasste, durchgekitzelt zu werden. Und so ließ er seinen Fingern freien Lauf und ergötzte sich an ihrem Leid.
 

Nach einer Weile jedoch, flog eine Faust genau auf Marcos Hinterkopf zu.

„Aua, verdammt, was soll das?“, fauchte er und drehte sich zu dem Übeltäter um. Es war eine der Krankenschwestern, die zornig vor dem Bett stand.

„Jetzt reicht es ja wohl mal, Vize. Entweder sucht ihr euch ein Zimmer, oder du hörst endlich auf unsere Patientin zu begrapschen!“, zischte sie und verschwand wieder in den Nebenraum. Marco hingegen blickte ihr perplex hinterher.

„Halt mal still“, murmelte Isbjorg und beugte sich hoch.

„Du hast noch ein bisschen rote Farbe am Hals. Ich dachte du warst duschen?“, flüsterte sie und rieb ihm mit dem Daumen die rote Farbe weg. Da er noch immer auf ihrem Bett kniete, war es ein leichtes für sie, an seinen Hals heran zu kommen. Marco hielt still und entspannte sich sogar. Als Isbjorg fertig war, zupfte sie ihm locker an einer Haarsträhne, die in einem hübschen moosgrün schillerte.

„Schade. Experiment fehlgeschlagen. Grün sieht an dir absolut scheiße aus...“, nuschelte sie und lachte leise auf. Marco hingegen seufzte. Er hoffte, dass diese Streiche endlich ein Ende hätten, denn noch länger würde er das nicht aushalten. So hatte er sich seinen Urlaub sicher nicht vorgestellt. Langsam krabbelte er von Isbjorgs Krankenbett runter und setzte sich wieder auf den Stuhl. Schmunzelnd musterte er sie und legte den Kopf schief.

„Du bist die nervigste, chaotischste, verrückteste und anstrengenste Frau, die ich jemals kennen lernen durfte“, murmelte er und lachte.

„Dankeschön. Ist mir immer wieder ein vergnügen“, lachte sie zurück und strahlte ihn an.

„Wie lange muss ich jetzt mit grünen Haaren rum laufen?“

„Nicht lange. Nach ein paar mal waschen, solltest du wieder blond sein“, kicherte sie und bemerkte wie er nervös auf seinem Stuhl herum rutschte, als müsse er dringend aufs Klo. Irritiert hob er eine Augenbraue und atmete angestrengt ein.

„Was ist los?“, fragte sie unruhig, doch machte es langsam Klick bei ihr. Sein Kopf wurde schon wieder rot und langsam traten Schweißperlen auf seine Stirn.

„Isbjorg?! Was verschweigst du mir noch?“, sprach er, aus zusammengepressten Zähnen und sie zuckte unschuldig mit den Schultern. Doch dann hielt es Marco nicht aus aus, sprang auf und lief fluchend und schimpfend von dannen.

„Das wirst du mir büßen!“, hörte sie ihn noch auf dem Gang herum brüllen und Isbjorg pfiff unschuldig die Zimmerdecke an.
 

„Isbjorg?, hörte sie den Doc, der nur leise seufzte. Vorsichtig blickte sie ihn an und grinste beschämt. Er saß hinter seinem Schreibtisch und blickte sie eindringlich über seinem Brillenrand an.

„Was war nun schon wieder?“, fragte er und sie kratzte sich lachend am Hinterkopf.

„He he... also weißt du. Das ist eigentlich eine ganz komische Geschichte, die ich schon wieder völlig vergessen hab... und so“, murmelte sie beschämt und der Doc räusperte sich.

„Isbjorg!“, zischte er tadelnd.
 

„Ähm nun ja... ... ... Juckpulver.....“

Eifersucht, du grünäugiger Dämon

Langsam schlich sich der Abend auf die Moby Dick und Marco saß wieder bei Isbjorg im Krankenzimmer. Er durchbohrte sie regelrecht mit seinem Blick, denn er nahm ihr die Sache mit dem Juckpulver noch immer sehr übel. Beschämt lächelte sie ihn an, als sie erschrocken zusammen fuhr. Denn die Tür zum Krankenzimmer schlug ruckartig auf. Herein kamen zwei Krankenschwestern, die sich beschämt an den Kopf griffen, der Schiffsarzt, der laut vor sich hin maulte und Law, der das alles recht gelassen nahm. Grinsend schlenderte der attraktive Kapitän zu Isbjorg herüber und ignorierte alle anderen gekonnt.

„Was machst du nur für Sachen?“, tadelte er grinsend und krallte sich einen Stuhl.

„Och... Das ist eine lange Geschichte“, murmelte sie und lachte auf.

„Du bist eine sture Ziege. Was verstehst du daran nicht, wenn ich dir anordne, dich auszuruhen? Du siehst doch, wo das hinführt“, murrte er und blickte zur Tür. Dort stand Bepo und blickte unsicher in das Zimmer herein. In seinen Tatzen hielt er Laws Arzttasche.

„Bepo!“, freute sich Is und lachte auf.

„Was willst du hier Law?“, fragte Marco genervt und ignorierte den weißen Bären, der langsam in das Zimmer schlich.

„Meine Patientin betreuen, was denkst du denn? Wir hatten schließlich einen Deal, falls du dich noch daran erinnerst. Sie darf zurück zu euch, wenn ich sie weiter behandeln darf. Was ist mit dir eigentlich passiert? Du siehst so anders aus. Hast du ein neues Hemdchen?“, fragte Law spitz und grinste provokant.

„Wirklich witzig“, knurrte Marco, strich sich eine grüne Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte zu Is, die kurzerhand seine Hand ergriffen hatte und diese gedrückt hielt. Damit signalisierte sie ihm deutlich, Ruhe zu bewahren und leise seufzte Marco auf, nickte dann aber knapp.
 

„Wie auch immer. Was fehlt dir denn?“, fragte Law ruhig und musterte ihr Gesicht, welches noch immer vom Fieber gerötet war.

„Sie hat Fieber. Vermutlich eine Grippe“, murrte der Schiffsarzt und schnaubte voller Verachtung.

„Grippe? Das glaube ich nicht“, nuschelte Law und zog Isbjorgs Decke bei Seite. Dann zog er ihr Shirt ein Stück nach oben und seine Augenbrauen zogen sich zornig zusammen.

„Da haben wir ja den Übeltäter“, nuschelte er, öffnete seine Tasche und fischte eine Dose heraus. Er drehte den Deckel auf und tunkte zwei Finger in Salbe, die sich darin befand. Danach rieb er vorsichtig die Salbe auf Isbjorgs Bauchwunde. Eisige Stille lag in der Luft, denn Law bändigte seinen Zorn und die anderen Anwesenden blickten neugierig auf Isbjorgs Bauch. Als er fertig war, legte er einen dicken Verband an und richtete sich wieder auf. Wütend schnaubte er.

„Jetzt hörst du mir genau zu, du Dickschädel. Du sollst dich ausruhen und deine Wunden heilen lassen! Und nicht durch die Gegend springen und anderen Leuten Streiche spielen. Und bevor du fragst, eure Feuerfaust hat mir alles erzählt. Siehst du, was du angerichtet hast? Deine Wunde am Bauch hat sich schlimmer entzündet und deswegen hast du Fieber. Und wenn du blöde Kuh nicht endlich mal im Bett bleibst, kannst du froh sein, wenn du es überlebst! Mit Infektionen ist nicht zu Spaßen, oder willst du unbedingt eine Blutvergiftung kriegen?!“, knurrte er sauer und fischte ein Fläschchen von Isbjorgs Heilungstränken hervor. Isbjorg hingegen blickte ihn bestürzt an.

„Selber blöde Kuh“, murmelte sie und plusterte beleidigt die Wangen auf. Law seufzte und griff nach ihrer Hand.

„Und was ist das? Eine Bisswunde?“, fragte er irritiert und Isbjorg nickte vorsichtig.

„Jetzt reicht es. Du wirst hier durch die Gegend gescheucht, von zwei Chaoten die sich witzig fühlen, du hast Bisswunden und eine schlimme Entzündung. Das ist doch kein Zustand hier für dich!“, wütete er los, sprang auf und Isbjorg riss überrascht die Augen auf, weil sie ihn noch nie so gesehen hatte. Diese Wut, die in ihm aufkochte, war ihr absolut neu.

„Jetzt mach mal halblang!“, rief Marco und sprang ebenfalls auf die Beine.

„Nein, mach ich nicht! Nenn mir einen guten Grund, warum ich sie noch weiter hier lassen sollte! Bei euch wird sie früher oder später verrecken, wenn das so weiter geht!“, schrie Law zurück und Isbjorg zog sich ihre Decke bis zur Nasenspitze. Ihr war die Situation sehr unangenehm.
 

„Du willst einen Grund? Der Grund liegt hier im Bett. Sie ist in der Lage, selbst zu entscheiden wo sie hin will und du hast kein Recht dieser Welt, sie zu bevormunden. Sie ist erwachsen!“, schnaubte Marco und setzte sich wieder, ließ Law aber keine Sekunde aus den Augen.

„Isbjorg. Sei doch vernünftig. Du merkst doch selbst, dass es dir hier weder gut, noch besser geht“, murmelte Law, setzte sich ebenfalls und griff sanft ihre Hand.

„Isbjorg und vernünftig?“, lachte leise der Schiffsarzt. Er beobachtete dieses Szenario genau und konnte nur mit dem Kopf schütteln. So ein Theater auf SEINER Krankenstation. Er hatte die Nase voll davon.

„Nein Law. Hier ist meine Familie und hier gehöre ich hin“, flüsterte sie und zog langsam ihre Hand unter seiner weg.

„Bitte versteh das doch endlich“, flüsterte sie weiter und senkte den Blick.

„Nein. Ich verstehe es nicht und will es auch nicht verstehen. Was bietet dir dieser Haufen hier, was du nicht auch auf meinem Schiff hättest? Was ist so besonders an diesem Kerl, dass du weiter unter seinem Kommando stehen willst?!“, zischte Law und zeigte abfällig auf Marco, der kurz davor stand zu explodieren. Isbjorg dachte intensiv über seine Worte nach und über seine Fragen. Grübelnd kratzte sie sich an der Nase. Bis ihr scheinbar eine Antwort einfiel, die sie selbst zufrieden stellte. Is setzte sich vorsichtig auf, um mit Law auf Augenhöhe zu sein. Sie streichelte ihm über die Wange, hielt an seinem Kinn und umfasst es mit Daumen und Zeigefinger. Dann zog sie sein Kopf ein Stück näher und atmete tief ein.

„Er versucht mich nicht ins Bett zu kriegen“, flüsterte sie, grinste kurz und ließ wieder von Laws Gesicht ab.
 

Law riss bei ihren Worten die Augen auf und starrte sie an. Es war kein Geheimnis, dass er interessiert an ihr war und er hätte alles darum gegeben, um sie wenigstens einmal in sein Schlafgemach zu führen. Sie wenigstens für eine Nacht zu besitzen. Denn Isbjorg war keine Frau die man dauerhaft besitzen konnte, das wusste er. Aber dass sie gerade wegen seinem Interesse, was stellenweise sogar auf Gegenseitigkeit beruhte, abgeneigt war zu ihm in die Mannschaft zu kommen, war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht.

„Bitte geh jetzt“, murmelte sie noch und legte sich zurück ins Kissen. Irritiert musterte Law sie. Mit so einer Antwort hatte er einfach nicht gerechnet und musste sie erst einmal verarbeiten. Er schluckte, nickte vorsichtig und stand dann langsam auf. Ohne ein Wort zu sagen und nur mit einem knappen Nicken in Richtung Bepo, verließ er und sein Kampfbär die Krankenstation und kurze Zeit später auch das Schiff. Auch Marco war von ihrer Antwort mehr als nur überrascht. Nachdenklich hatte er beide Augenbrauen gehoben und grübelte mindestens genauso intensiv über ihre Antwort nach, wie Law selbst. Keiner hätte mit dieser Reaktion von Isbjorg gerechnet und nachdenklich schüttelte er mit dem Kopf.
 

Erneut kehrte die bedrückende Stille auf die Krankenstation zurück. Ernst starrte Is die Zimmerdecke an und ärgerte sich. Über Law, über Marco, über jeden.

„Also dieser Kerl macht mich...“,

„Sei still Marco“, zischte sie leise und kaute sich auf der Unterlippe. Marco hingegen nickte nur und blickte zu dem Bullauge.

„Vollidioten. Alle beide“, murrte sie nach einer Weile und Marco blickte sie an.

„Was? Was hab ich denn jetzt schon wieder getan?!“, meckerte er zurück und sie schnaubte.

„Vergiss es einfach! Ich möchte jetzt schlafen. Geh du auch bitte“, sprach sie mit eisiger Stimme.

„Spinnst du? Was hast du denn jetzt für ein Problem?“, fragte er irritiert und schüttelte entrüstet den Kopf. Isbjorgs Augen hingegen funkelten ihn zornig an.

„GEH!“, rief sie wütend und entsetzt stand er auf.

„Wie du willst. Wenn du dann wieder normal wirst und runter kommst. Ist doch unglaublich hier“, nuschelte er fassungslos und verließ ebenfalls die Station. Er war erschüttert und verstand nicht, was ihr Problem war. Er fragte sich, was er jetzt schon wieder falsch gemacht haben soll und warf noch einen kurzen, grimmigen Blick über seine Schulter zu Isbjorg. Doch sie starrte stur die Zimmerdecke an und er schloss die Tür hinter sich. Als die Tür zu war, seufzte sie und blickte den Schiffsarzt an, der sie eindringlich musterte.

„Warum ärgerst du dich so über Marco?“, fragte er neugierig und versuchte sie zu studieren.

„Nicht so wichtig“, presste Isbjorg zwischen den Zähnen hindurch, entkorkte ihren Trank und trank ihn zügig aus.

„Ich versteh dich nicht. Er hat dich so verteidigt, wie du behandelt werden willst. Als erwachsener Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft. Also wo liegt das Problem?“, bohrte der Arzt weiter und erneut seufzte Isbjorg. Doch diesmal eher genervt.
 

„Das ist es ja. So will ich auch behandelt werden. Aber vielleicht gibt es einfach Situationen im Leben, da will man eben, dass ein anderer die Entscheidung für einen selbst trifft“, murrte sie und schüttelte ihr Kissen auf.

„Ach ich verstehe. Dir wäre es lieber gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er es so will? Das du zu dieser Crew, seiner Division und vielleicht auch an seine Seite gehörst?“, fragte er und Isbjorg durchbohrte ihn mit einem kalten Blick.

„Ich sagte, ich will jetzt schlafen. Und hör auf, dir so einen Mist zusammen zu spinnen!“, schimpfte sie, drehte sich um und schloss die Augen. Der Arzt lächelte müde und schüttelte bloß mit dem Kopf, stand leise auf und ging in das Nebenzimmer.
 

~
 

Marco stand am Heck, denn dort hatte er seine Ruhe. Angespannt blickte er Richtung Horizont und zermürbte sich das Hirn, warum sie so kalt reagiert hatte. Er verstand es nicht. Er hatte sie doch verteidigt, aber nicht bevormundet, denn er wusste doch wie sehr sie es hasste. Lange stand er regungslos da, starrte den Horizont an und beobachtete wie der Himmel sich immer dunkler färbte. Er rührte sich erst, als er eine Bewegung neben sich bemerkte. Er warf einen Seitenblick in diese Richtung und sah Elena, die ebenfalls den Horizont anblickte und lächelte mild.

„Hier steckst du. Ich habe dich schon gesucht. Ich war erst nicht sicher, ob du es wirklich bist, denn du siehst...ähm... etwas verändert aus“, sprach sie leise und lächelte ihn an.

„Mhh“, brummte er und legte seinen Blick wieder zum Horizont.

„Was ist denn mit dir los? Du schaust, als wäre jemand gestorben“, fragte sie irritiert, doch schüttelte der Vize nur mit dem Kopf.

„Wie wäre es, wenn wir beide hoch in die Stadt gehen und gemeinsam zu Abend essen? Und dann erzählst du mir in aller Ruhe, was passiert ist. Ich muss dir nämlich auch noch was erzählen“, schlug sie ihm vor und erwartete schon eine Abfuhr. Denn die letzte Zeit hatte er ihr fast ständig eine erteilt, denn immer machte ihr Isbjorg oder irgendeine Aktion von Isbjorg einen Strich durch die Rechnung. Umso mehr war sie überrascht, dass er nickte und sich zum gehen bereit machte. Grinsend schlenderte sie mit ihm über das Deck und sie machten sich auf in die Stadt. Er hingegen hielt das für eine gelungene Ablenkung, denn sie war immerhin auch eine Frau und er hoffte Elena würde verstehen, warum Isbjorg so einen Affentanz aufführte.
 

Nachdem beide in einem Lokal saßen und bestellt hatten, seufzte Marco lange auf. Fürsorglich musterte Elena ihren Phönix, stützte den Kopf auf eine Hand und wartete darauf, dass er zu sprechen anfing.

„Ich weiß, du kannst ihren Namen schon nicht mehr hören, aber es geht um Isbjorg“, murmelte er und Elena verdrehte die Augen.

„Egal. Erzähl weiter“, murmelte sie und trank einen Schluck Wein.

„Einer ihrer Wunden hat sich sehr schlimm entzündet, wodurch sie hohes Fieber bekam und nun auf der Krankenstation liegt. Und während ich ihr Gesellschaft leistete, kam Law ins Zimmer geplatzt und checkte sie durch. Es brach dann ein riesiger Streit aus und er wollte sie mal wieder aus der Crew reißen und sie mitnehmen. Wodurch ich dann mit ihm stritt. Es schaukelte sich etwas hoch und er wollte, dass ich ihm einen guten Grund nennen sollte, warum er sie nicht direkt mitnehmen soll. Ich sagte, dass der Grund Isbjorg selbst sei. Immerhin sei sie erwachsen und könne selbst entscheiden, wo sie hin will. Dann diskutierte Law noch mit Isbjorg, doch machte sie ihm recht deutlich, warum sie nicht mit gehen will und er zog ab“, erklärte er, nippte an seinem Bier und musterte einige Gäste, die an ihnen vorbei gingen und ihm belustige Blicke zu warfen. Die grüne Pracht auf seinem Kopf war einfach zu auffällig.

„Na ups. Du hast auch heute nur Stress am Hals, oder?“, fragte Elena und Marco nickte knapp.

„Plötzlich beschimpfte sie mich und Law als Vollidioten. Ich habe nicht verstanden, warum sie auch mich verbal angriff. Immerhin hab ich doch nichts gemacht. Jedenfalls maulte sie mich dann an, ich solle gehen, denn sie wollte schlafen. Hast du irgendeine Idee, was ich denn bitte falsch gemacht haben soll? Du als Frau kannst ihre Reaktion vielleicht eher nachvollziehen. Denn ich bin überfragt“, murmelte er und nahm sein Essen entgegen. Elena grübelte, doch hatte sie auch keine vernünftige Erklärung, für Isbjorgs Fehlverhalten.
 

„Tut mir leid. Ich versteh es auch nicht. Vielleicht lag es nur am Fieber, dass Madame sich mal wieder angegriffen fühlte und ihre Wut an dir auslassen musste. Ich kenne ja nichts anderes von ihr“, murmelte Elena und fing an zu essen. Marco hingegen zuckte nur mit den Schultern.

„Vielleicht hast du recht. Guten Appetit“, murmelte er und sie bedankte sich leise.
 

„Sieh nur was du angerichtet hast, du Nichtsnutz! Ich hätte auf die anderen hören sollen. Du bringst nur Pech und machst nur Ärger. Verschwinde!“

„Kannst du denn nichts richtig machen, du Versager?! Du bist eine Schande für die Familie. Hätte ich dich damals doch nur im Brunnen ersoffen, als deine Mutter dich gebar!“

„Da ist der Teufelsjunge!“

„Vorsicht, er bringt nur Unglück. Er ist gefährlich.“

„Deine Familie tut mir leid. Sie sind mit einer Schande von Sohn gestraft!“
 

Marco zuckte fürchterlich zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass so plötzlich die Erinnerungen, an ganz alte Tage zurück kehren würden. Und dann auch noch so heftig. Für einen Augenblick fürchtete er sich vor sich selbst und schob reflexartig seinen Teller von sich weg, denn würde er jetzt weiter essen, würde ihm wohl schlecht werden. Zumindest fühlte er sich so.

„Ist alles in Ordnung? Du bist auf einmal so blass“, fragte Elena besorgt und musterte seinen erschrockenen Blick. Doch er schüttelte nur mit dem Kopf und verfiel sogleich wieder seinen Gedanken. Einen Moment beobachtete sie ihn, griff dann über den Tisch und umfasst seine Hand.

„Was bedrückt dich so? Ich kenne diesen Blick doch. Du denkst an deine Vergangenheit“, flüsterte sie und Marco blickte auf.

„Woher willst du das wissen?“, fragte er überrascht, doch sie grinste nur verschmitzt.

„Ich kenne dich lang genug, Großer“, hauchte sie und lachte leise. Marco nickte nur vorsichtig und musterte sie forschend.

„Willst du mir nicht endlich mal erzählen, was damals passiert ist? Ich sehe doch, dass es dich belastet“, flüsterte sie ihm zu, doch schüttelte Marco nur vehement mit dem Kopf.

„Es ist nicht wichtig. Ich muss damit alleine klar kommen und eigentlich klappt das ganz gut. Also frag bitte nicht weiter. Ich möchte wirklich nicht darüber sprechen“, knurrte er und lehnte sich zurück. Geduldig wartete er, bis Elena aufgegessen hatte und sie endlich verschwinden konnten. Er selbst wollte nichts mehr essen, denn ihm war gehörig der Appetit vergangen.
 

~
 

Als Elena fertig war, trank Marco nur sein Bier leer, bezahlte und sie verließen das Lokal. Die beiden hatten kaum noch ein Wort miteinander gewechselt und Elena sorgte sich um Marco. Er war zwar häufiger ziemlich ruhig, doch diese Stille war so kalt wie pures Eis. Es passte nicht zu ihm. Voller Sorge legte sie die Stirn in Falten und musterte sein angespanntes Gesicht.

„Gehst du zurück zum Schiff?“, fragte Elena leise und Marco wollte schon nicken, doch hielt er inne und schüttelte dann mit dem Kopf.

„Ich hätte Lust auf einen Spaziergang. Kommst du mit?“, fragte er und begeistert nickte sie auf.

„Gern. Wollen wir hoch zu den Klippen? Da bist du doch sonst immer so gerne, wenn ihr hier Urlaub macht“, fragte sie und lachte ihn an. Ein kurzes Schmunzeln huschte ihm über das Gesicht und er bejahte ihre Idee.
 

Oben auf den Klippen, ließen sich beide ins Gras sinken und blickte stumm auf das Meer, welches auch immer dunkler wurde, denn die Nacht kam gelassen näher.

„Warum eigentlich grün? Findest du das nicht etwas zu extravagant?“, fragte sie Marco und legte den Kopf schief. Marco hingegen knurrte genervt auf.

„Dafür bin ich nicht verantwortlich. Bedanke dich bei Isbjorg, Ace und Thatch für diesen Anblick“, murrte er und legte sich rücklings ins Gras.

„Du wolltest mir noch was erzählen“, murmelte Marco und blickte zu Elena, die er nur noch schemenhaft erkennen konnte.

„Ach ja, richtig. Wir werden uns in Zukunft häufiger sehen“, lachte sie leise und Marco legte fragend die Stirn in Falten.

„Wie meinst du das?“

„Meine Großmutter hat mir zugestimmt und Edward die Erlaubnis gegeben mich mit zu nehmen. Ich gehöre jetzt auch zur Crew. Ich soll in Vistas Division kommen, der mich dann weiter im Nahkampf trainieren wird. Vater wird es morgen bekannt geben“, erklärte sie ihm voller Begeisterung und legte sich lachend ins Gras.

„Wirklich? Das ist toll. Ich freue mich. Du versuchst es ja schon seit Jahren. Isbjorg wird zwar toben und vermutlich vor Zorn ihr Schwert essen, aber sie muss wohl lernen damit klar zu kommen. Solange ihr beide euch nicht gleich die Schädel einschlagt, sollte das aber das geringste Problem sein“, antwortete Marco in ehrlicher Freude und zupfte sich einen Grashalm, den er sich kurz darauf in den Mund steckte und damit rumspielte.

„Ich kann für nichts garantieren, aber ich denke früher oder später werden wir schon irgendwie mit einander auskommen. Ich mein, mit Vitus kommt sie ja auch irgendwie klar und die beiden haben wirklich einen Grund sich zu hassen. Zumindest wenn ich dem glauben schenken kann, was Olaf mir erzählte“, murmelte sie und Marco nickte, bejahte es aber noch zusätzlich, denn vermutlich konnte sie sein Nicken gar nicht mehr sehen.
 

„Was ist eigentlich so besonders an ihr?“, fragte plötzlich Elena leise, nachdem sie sich lange angeschwiegen hatten.

„Mh? Was, beziehungsweise wen meinst du?“

„Na Isbjorg. Was hat sie so Besonderes, womit sie dich in ihren Bann gezogen hat?“, fragte sie weiter und setzte sich auf.

„Ich weiß nicht was du meinst. Isbjorg ist Isbjorg. Eine Divisionskollegin, eine Freundin, eine Vertraute. Oder was meinst du jetzt?“, fragte Marco irritiert.

„Bist du so dumm oder einfach nur naiv?!“, zischte sie, doch besann sie sich eines Besseren und bändigte ihren Zorn.

„Entschuldige Marco. Was ich meine ist, was findest du so toll an ihr? Und erzähl mir nicht, da wäre nichts. Du sprichst ständig von ihr. Seit ihr hier wieder angelegt habt und wir uns trafen, gab es für dich kaum ein anderes Thema als Isbjorg hier und Isbjorg da. Und ich versteh es nicht“, murmelte sie und kaute sich auf der Unterlippe herum. Sie mochte Marco sehr und sie wusste auch, dass Marco sich dessen bewusst war. Desto schlimmer traf es Elena, ständig den Namen von Isbjorg zu hören.

„Ich hab keine Ahnung, was ihr alle wollt. Ich versteh mich an für sich gut mit ihr. Wir sind Freunde, doch treibt sie mich ständig zur Weißglut. Und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was ihr alle von mir hören wollt. Ich mag sie einfach, auf ihre hitzköpfige und anstrengende Art. Mehr nicht“, verteidigte er sich energisch und setzte sich ebenfalls wieder hin. Elena hingegen seufzte und musterte seine Silhouette verständnislos.

„Vergiss es einfach“, murrte sie und stand auf.
 

„Willst du schon gehen?“, fragte der Phönix irritiert.

„Ja“, murrte sie, „denn ich bin müde.“

„Ja ne, ist klar. Was ist denn plötzlich los mit dir? Warum bist du jetzt auch noch sauer auf mich?!“, zischte er verständnislos und fühlte sich regelrecht verflucht. Er verstand es einfach nicht. Leise seufzte Elena.

„Ich bin nicht sauer. Und ich bin wirklich müde. Es wird langsam spät. Kommst du mit?“, fragte sie und er bejahte dies. Nachdem er stand, tauchte sich seine Hand in blaue Flammen, die sein und Elenas Umfeld sanft erhellten.

„Der Weg ist tückisch“, erklärte er leise und half Elena, den schmalen Trampelpfad nach unten zu gehen.

„Ich bring dich noch nach Hause“, murmelte er leise, als sie am Strand entlang, Richtung Hafenstadt gingen.

„Wir haben den selben Weg. Ich schlafe heute auf dem Schiff. Vater hat mir schon eine Kajüte zugewiesen und sie ist auch schon ein bisschen eingerichtet. Ich hole morgen meine restlichen Sachen“, erklärte sie und gemeinsam betraten sie den Steg.

„Okay. In welchem Flur liegt deine Kajüte?“, fragte Marco und sie steuerten auf die Moby Dick zu.

„Erste Etage, Westseite“, erklärte Elena knapp.

„Ach das ist ja in der Nähe des Kommandanten Ganges. Schön“, murmelte er und hielt inne, als sie das Deck betraten. Denn ihm stach sofort ins Auge, dass jemand auf der Reling saß, gerade noch sichtbar, durch das Licht der Laternen an Deck. Blonde Haare glänzten ihnen entgegen und fragend legte Marco den Kopf schief, schüttelte diesen dann aber und blickte zu Elena, die ihre Stirn fragend in Falten gelegt hatte. Elena blickte ebenfalls zu Marco, atmete tief ein und verzog grübelnd den Mund.

„Na geh schon zu ihr. Sonst kriegst du doch die ganze Nacht kein Auge zu. Klärt das endlich“, murrte sie und ärgerte sich selbst über ihre Worte. Marco hingegen nickte vorsichtig, drückte Elena zum Abschied und flüsterte ein „Gute Nacht“ in ihr Ohr, bei dem sie weiche Knie bekam.

„Dir auch“, hauchte sie zurück, schluckte angespannt und ging von dannen.

„Idiot“, zischte sie leise, denn sie spürte wie sie rot angelaufen war.
 

~
 

Isbjorg saß auf der Reling und starrte gedankenverloren auf das schwarze Meer. Sie hatte den Kopf leicht schräg gelegt und genoss jede Meeresbrise sichtlich. Ruhig atmete sie ein, nur um dann wieder betrübt auszuatmen. Sie dachte an Marco und wie sie ihn behandelt hatte. Und sie müsste lügen um nicht zu behaupten, dass sie sich Vorwürfe machte. Er hatte das nicht verdient. Leise vernahm sie ein Rascheln und blickte erschrocken nach rechts. Neben ihr stand Marco, mit verschränkten Armen auf der Reling und den Kopf darauf stützend. Er spürte sofort, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte und drehte den liegenden Kopf zur Seite.

„Solltest du nicht im Bett liegen?“, fragte er ruhig und mit halb geöffneten Mund, blickte sie ihn an. Es dauerte einen Moment bis sie ihre Fassung wieder fand. Um wieder klar im Kopf zu werden, schüttelte sie diesen leicht und lächelte mild.

„Ich konnte unseren Doc überreden, dass ich mich ruhig an Deck setze, keine anstrengenden Sachen mache und mich auch sonst brav verhalte. Und schließlich musste er mir recht geben, dass es mir an der frischen Luft einfach besser geht“, antwortete sie ruhig und Marco nickte.

„Geht es dir denn etwas besser?“, fragte er ruhig und Is grinste breit.

„Viel besser. Nachdem ich eine Weile geschlafen hatte, fühlte ich mich wie neu geboren. Tut mir leid, dass ich so doof zu dir war. Ich weiß auch nicht, warum ich auch sauer auf dich war“, murmelte Isbjorg und nun war es Marco der grinste.

„Schon gut Zicke. Ich kenne dich ja nicht anders“, antwortete er und drehte den Kopf wieder nach vorne. Stumm verharrten beide in ihrer Position.
 

Nach einer Weile spürte Marco, Isbjorgs Hand auf seinem Kopf. Locker lag sie auf seiner grünen Haarpracht und streichelte gedankenverloren darüber. Er hingegen warf ihr nur überrascht einen Seitenblick zu. Er wagte es nicht, sich zu bewegen, denn so hypnotisiert wie sie aufs Meer blickte, konnte er sich schon denken, dass sie ihn eher unbewusst streichelte. Er fragte sich eher, wo ihre Gedanken gerade waren. Eine Weile musterte er sie, bis ihr Blick wieder klar wurde und sie überrascht blinzelnd zu ihm schaute. Ihre Hand ruhte noch immer auf seinem Kopf und zupfte locker an einer Haarsträhne.

„Hoffentlich ist die Farbe bald wieder draußen. Ich schäme mich ja für dich mit. Sieht ja ätzend aus“, lachte sie leise und Marco gluckste.

„Ich wasch sie vor dem Schlafen gehen noch ein paar mal. Vielleicht sehe ich dann morgen wieder etwas menschlicher aus. Komm, ich bring dich ins Bett“, schlug er vor und sie nickte. Marco richtete sich auf, packte sie vorsichtig und wuchtete sie auf seine Arme. Dann schlenderte er mit ihr über das Deck.

„Du weißt schon, dass ich auch alleine gehen kann?“, fragte sie vorsichtshalber und musterte ihn grübelnd.

„Ja“, war seine knappe Antwort, denn ihm schien es egal zu sein. Isi zuckte mit den Schultern, lehnte ihren Kopf an seine Brust und ließ sich einfach tragen. Sie freute sich schon auf ihr Bett, denn sie war einfach nur erschöpft. Marco ging nicht wie gewohnt den Gang geradeaus, sondern bog links ab und ging die Treppe zum Unterdeck hinunter.

„Die Nacht bleibst du noch auf der Krankenstation. Morgen kannst du sicher wieder in deinem Zimmer schlafen“, erklärte er und vorsichtig nickte sie. Auf der Krankenstation selbst, saß noch der Arzt und studierte Isbjorgs Krankenakte. Er warf Marco einen kurzen Blick zu, grinste zufrieden und widmete sich wieder seinen Studien.
 

„Schlaf gut, du Hexe“, murmelte er leise, als Isbjorg wieder im Bett lag.

„Du auch, Mooskopf“, antwortete sie frech und streckte ihm die Zunge raus. Isbjorg drehte sich auf die Seite, als Marco weg war, musterte kurz den Schiffsarzt und verfiel wieder ihren Gedanken. Sie warf einen verträumten Blick auf einen Kalender, der auf ihrem Nachttisch stand und sie spürte, wie erneut das Fieber in ihr aufstieg. Die Gedanken an ihre Heimat waren selten so intensiv und sie merkte, wie langsam das Heimweh sie packte.

„Heute schreiben wir den 16. Erste Saat der Vierten Ära 206“, flüsterte sie und seufzte.

„Was?“ fragte der Schiffsarzt irritiert und Isbjorg zuckte fürchterlich zusammen.

„Hab ich das gerade laut gesagt?“, fragte sie müde und der Arzt nickte brummend.

„Entschuldige. Ich war in Gedanken. Wir haben schon den 16. Mai, sagte ich. Aber vergiss es. Ich schlafe jetzt. Gute Nacht“, murmelte sie, drehte sich zur anderen Seite und schloss die Augen. Keine zwei Minuten später, war sie schon eingeschlafen.
 

~
 

Es war ein herrlicher Mittag und die gesamte Crew, tummelte sich auf dem Deck. Denn Whitebeard hatte etwas zu verkünden, deswegen blieben alle wo sie jetzt waren. Isbjorg saß vor Thatch, hatte die Beine angezogen und lehnte entspannt auf ihren Knien. Ihr ging es bedeutend besser, als gestern und sie war zufrieden, wie gut Laws Salbe angeschlagen hatte. Noch war die Wunde zwar entzündet, doch juckte sie im Moment sehr, anstatt weh zu tun. Und eines wusste Isbjorg genau: Juckende Wunden waren zwar lästig, aber ein positives Zeichen. Auch hatte sie kein Fieber mehr. Sie fühlte sich noch nicht einmal mehr sehr erschöpft. Entspannt seufzte sie, denn Thatch massierte ihr die Schultern und den Nacken, ließ aber von ihr ab, denn Whitebeard erhob sich. Elena betrat mit einem breiten Grinsen das Deck und Isbjorg öffnete kurz ein Auge. Genervt brummte sie auf und schloss es wieder.

„Mach weiter Thatchy“, murmelte sie leise und spürte wieder seine sanften Hände an ihrem Nacken.

„Hört mir zu, meine Kinder“, dröhnte Whitebeards Stimme über das Deck. Sofort verstummten alle und blickten ihn erwartungsvoll an.

„Übermorgen reisen wir ab, wie ihr wisst. Und das nicht, ohne weiteren Zuwachs zu bekommen. Elena wird zukünftig mit uns weiter reisen“, erklärte er mit lauter Stimme und Isbjorg hob langsam ihren Kopf an. Sie glaubte sich verhört zu haben.

„Was?“, fragte sie leise und Thatch merkte wie sich ihre Muskeln anspannten. Ein leichtes Zittern fuhr durch ihren Körper, der Vorbote eines ihrer typischen Ausraster.

„Shhht“, kam es nur von Thatch und er drückte wieder ihren Kopf nach unten. Sofort massierte er weiter ihren Nacken und sie hielt still. Doch nicht ohne sich wütend auf der Unterlippe zu kauen und Elena mit ihrem Blick zu erdolchen.

„Reg dich nicht auf. Du kannst es eh nicht ändern. Vater hat entschieden“, erklärte Thatch flüsternd und Isi bemerkte, wie viele aus der Crew sie nun musterten. Es schien, als erwarteten sie alle einen Ausraster und man konnte förmlich hören, wie sie alle die Luft anhielten. Isbjorg müsste lügen, um nicht zu behaupten, dass sie deswegen sehr beleidigt war. Also setzte sie ihren gleichgültigen Blick auf, schloss wieder die Augen und ließ sich weiter von Thatch verwöhnen. Sie würde doch diesen Hohlköpfen nicht das geben, was sie erwarteten. Und wenn sie etwas besonders gut konnte, dann war es, eine blickdichte Fassade aufzubauen. Doch in ihr tobte ein tödlicher Sturm. Sie konnte es kaum fassen, dass Elena nun zur Crew gehörte. Denn insgeheim hatte sich Isbjorg schon darauf gefreut, die Schwarzhaarige bald nicht mehr sehen zu müssen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie ständig Vitus sah. Nun musste sie auch noch mit Elena an einem Tisch sitzen und sie jeden Tag sehen.
 

Immer mehr baute sich in Isbjorg die Wut auf. Doch genauso schnell wie sie anschwoll, schluckte sie diese auch schon herunter, bis sie merkte, wie ihre Schläfen anfingen zu pochen. Aber nein, sie weigerte sich ihrem Zorn freien Lauf zu lassen.

„Lange haben wir uns unterhalten und Momoka, sowie ich, sind uns einige, dass Elena für die Crew eine Bereicherung wäre. Heißt eure neue Schwester willkommen. Heute Abend feiern wir ihren Beitritt, so wie es sich für die Whitebeard Bande gehört“, erklärte Vater weiter und die Crew fing an zu jubeln. Mit Ausnahme von Isbjorg die immer noch stur die Augen geschlossen hielt und verdächtig tief ein und wieder ausatmete.

„Gut machst du das“, lobte sie Thatch und für einen kurzen Moment, hatte Is das Bedürfnis, ihm den Kopf abzubeißen.

„Elena wird zukünftig in Vistas Division unter kommen. Und nun genießt noch eure letzten Tage hier“, brachte Whitebeard die Rede zu Ende und erneut fing die Crew an zu jubeln und Isbjorg seufzte nur genervt.

„Bei den Göttern. Womit habe ich das nur verdient?“, brummte sie und lehnte sich zurück. Sie lehnte an Thatchs Brust und blickte enttäuscht zum Himmel hinauf. Da er sie nun so nicht mehr massieren konnte, winkelte er selbst ein Bein an und legte darauf einen Arm ab. Der andere umarmte Isbjorg, doch vorsichtig darauf bedacht, nicht auf ihre Bauchwunde zu drücken. Sie hingegen schmiegte sich an ihn und seufzte mal wieder.

„Das wird schon bald in einem riesigen Krach enden, hab ich recht?“, fragte sie und blickte kurz zu ihm hoch.

„Vermutlich. Aber Kopf hoch. Du wärst doch nicht Isbjorg, wenn du nicht irgendwann mit der Situation klar kommen würdest“, gluckste er und sie lächelte auf.

„Stimmt“, murmelte sie. Ein Räuspern riss die beiden aus dem Gespräch und sie blickten in das missmutige Gesicht von Marco, der vor ihnen stand. Marco selbst gefiel es gar nicht, was er da sah, doch versuchte er das zu ignorieren und musterte Isbjorgs Gesicht.

„Geht es dir gut? Tut mir leid, dass du das auf diesem Wege erfahren musstest, Is. Wir haben lange darüber diskutiert, eben weil wir wussten, dass du und Elena nicht miteinander aus kommt. Aber Vater musste an die Crew denken und nicht an eine einzelne Person“, erklärte er vorsichtig und Isbjorgs Blick wurde eisig. Kühl musterte sie ihren Kommandanten, der zur Freude aller wieder einigermaßen blonde Haare hatte. Nur noch an ein paar Stellen, sah man Spuren der grünen Farbe, aber das war auch nur noch gering. Marco erwiderte ihren kalten Blick, doch stellten sich ihm gleich die Nackenhaare auf. Wortlos stand die Nordfrau auf und ging nach drinnen. Hauptsache weg von diesem Theater.
 

„Das nenne ich mal eiskalt abserviert“, lachte Thatch und Marcos Blick funkelte ihn zornig an.

„Seit wann seid ihr beide euch eigentlich so nahe?“, fragte er und versuchte ruhig klingen, was ihm leider nicht so gut gelang.

„Schon die ganze Zeit. Ihr kriegt das alle nur nicht so mit. Aber nicht, dass du eifersüchtig wirst, oh mächtiger Phönix. Wir sind halt sehr eng befreundet. Ace steht ihr übrigens auch so nahe“, murmelte Thatch und kam aus dem feixen nicht mehr raus.

„Also bändige deinen grünäugigen Dämon wieder, Vize. Ich nehme dir deine Nordmaus schon nicht weg“, lachte nun Thatch und wurde von einigen Crew Mitgliedern beobachtet.

„Rede nicht schon wieder so ein Blödsinn!“, zischte Marco und ging knurrend davon, in Richtung Whitebeard, der sich gerade angeheitert mit Elena unterhielt.

„... und bitte nenn mich in Zukunft nicht mehr Edward“, brummte der Alte und lachte.

„Jawohl Vater“, grinste Elena.

„Na ihr zwei“, brummte Marco und lächelte Elena an, die aus dem Strahlen nicht mehr raus kam.

„War ja doch ruhiger, als erwartet“, lachte sie und die beiden Männer wussten, dass sie auf Isbjorg anspielte.

„Tja. Sie hat wohl gelernt, mal ihren Willen zu bändigen“, gluckste Marco und Elena lachte.

„Soll ich dir helfen, deine restlichen Sachen an Bord zu schaffen?“, fragte der Phönix und begeistert nickte die junge Frau.

„Es wäre mir eine Freude“, lachte sie, hakte sich bei Marco ein und zog ihn hinter sich her, Richtung Stadt. Zufrieden blickte Whitebeard den beiden hinterher.
 

~
 

„Du, Pops?“, ertönte plötzlich Isbjorgs Stimme. Whitebeard warf einen überraschten Blick nach unten und blickte in das schmollende Gesicht seiner Tochter.

„Was gibt es denn?“, fragte er und grinste selig.

„Mir ist langweilig. Hast du nicht eine kleine Aufgabe für mich?“, fragte sie und seufzte theatralisch auf.

„Du sollst dich doch schonen“, murmelte der Alte und strich sich über seinen Sichelbart.

„Tu ich doch. Und solange es nicht zu anstrengend ist, kann ich auch was machen. Och bitte Pops. Irgendwas muss es doch zu tun geben“, schmollte Isbjorg und Whitebeard gab sich geschlagen.

„Na schön. Komm mal mit“, forderte er und stand auf. Freudig folgte sie ihm, bis in seine Kajüte. Isbjorg blickte sich neugierig um, denn sie war vorher noch nie bei ihm in der Kajüte gewesen. Alles war hier so riesig. Der Schreibtisch, die Stühle, das Bett. Ja sogar die Türen und Lampen. Sie fühlte sich plötzlich so winzig klein.

„Hier“, murmelte Whitebeard und drückte ihr einen Stapel Blätter in die Hand. Fragend musterte sie die Blätter.

„Schau sie dir an und verteil sie an die bestimmten Kommandanten. Das sind neue Divisionspläne. Die Kommandanten wissen schon, was sie damit anfangen sollen“, erklärte er und Is nickte eifrig.

„Wird erledigt. Dankeschön“, trällerte sie und rauschte davon. Während sie durch die Gänge schlich, dachte sie angestrengt darüber nach, wo sie jetzt alle finden könnte, als Izou und Namur ihr über den Weg liefen.

„Stop ihr zwei. Das ist für euch“, murmelte Is und blätterte in dem Stapel. Dann zog sie nach und nach die bestimmten Pläne heraus und reichte sie den beiden.

„Danke“, murmelten die beiden und schenkten ihr ein Lächeln. Dann setzten sie ihren Weg fort.
 

Isi brauchte eine ganze Weile, weil viele der Kommandanten nicht mehr an Bord waren. Sie sah es aber nicht ein, diesen hinterher zu laufen und so ging sie im Kommandanten Gang von Kajüte zu Kajüte und legte den jeweiligen Plan, deutlich sichtbar auf den Schreibtisch. Letztendlich hielt sie nur noch einen Plan in der Hand. Den mit der Nummer Eins und Marcos Namen. Leise seufzend überlegte sie, wo er sein könnte und ihr fiel ein, dass er ja Elena helfen wollte, ihren Müll an Bord zu schleppen. Nachdenklich las sie sich den Divisionsplan durch und suchte ihren Namen. Doch bis auf die Einteilung zur Fernkampf Führung zusammen mit Marco, fand sie nichts interessantes und sie schlenderte zu Marcos Tür.

„Nicht Elena. Hör auf damit“, ertönte Marcos Stimme und im selben Augenblick, stieß Isbjorg die Tür auf, immer noch den Blick auf den Plan gerichtet. Langsam hob sie ihren Blick und erstarrte, denn Elena klebte nicht nur an Marco, nein sie klebte auch an seinen Lippen. Überrascht blinzelte Is auf und suchte mal wieder ihre Fassung.
 

Elena hingegen hatte, jetzt wo sie endlich ein Mitglied war, einen Entschluss gefasst. Nach dem gestrigen Abend, bereute sie ihre Worte sehr, Marco zu ihrer Konkurrentin getrieben zu haben. Sie hatte einfach Angst ihn endgültig zu verlieren. Und deswegen setzte sie jetzt alles daran, ihn für sich zu gewinnen. Auch wenn sie damit in behutsamen Zwang übergehen musste. Und als nun plötzlich Isbjorg in der Tür stand, die vor Überraschung dümmlich den Mund halb geöffnet hielt und einfach nur geschockt drein blickte, blitzte in Elenas Augen kurz der Triumph auf. Kurz räusperte sich Isbjorg, setzte einen strengen, aber gleichgültigen Blick auf und reichte Marco seinen Plan.

„Das fängt ja gut an“, nuschelte sie und irritiert nahm er den Plan entgegen.

„Divisionsplan. Von Vater“, murrte sie, musterte Elena mit einem kalten Blick und drehte sich auf dem Absatz herum, um wieder zu gehen.

„Isbjorg, warte!“, rief Marco energisch, weil er hatte das dringende Gefühl sich zu erklären. Abrupt blieb sie stehen und blickte kalt über ihre Schulter zu ihm.

„Lasst euch von mir nicht stören“, knurrte sie, griff nach seiner Türklinke und knallte die Tür laut zu. Marco wollte nach ihr rufen, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken. Er seufzte tief und warf Elena einen vorwurfsvollen Blick zu, die nur verspielt eine Haarsträhne zwischen den Fingern drehte.

„Ups“, nuschelte sie und lächelte ihn verschmitzt an.

Abschied

„Was sollte das denn?!“, zischte Marco Elena an, die nur belustigt zwinkerte.

„Entschuldige, ich konnte mich einfach nicht beherrschen“, lachte sie leise. Marcos Blick hingegen durchbohrte sie immer noch wütend und sie schluckte.

„Dann solltest du das schleunigst lernen!“, knurrte er und sie zuckte zusammen.

„Ansonsten muss ich annehmen, dass du nur hier auf dem Schiff bist, um dich an mich heran zu schmeißen! Und das wäre sicherlich keine Bereicherung für die Crew, wie Vater sagte. Zügel dich hier in Zukunft, sonst wird es Konsequenzen haben“, stauchte er sie weiter zusammen und es zeigte deutlich Wirkung. Elena senkte traurig den Blick, ließ die Schultern hängen und nickte. Sie atmete tief ein und blickte ihm dann stur in die Augen.

„Ich werde in Zukunft nicht mehr so aufdringlich sein. Aber aufgeben werde ich so schnell auch nicht“, flüsterte sie gekränkt und verließ zügig seine Kajüte. Er hingegen, blickte ihr kopfschüttelnd hinterher.

„Weiber!“, zischte er und knallte seine Tür zu. Murrend warf er nun einen Blick auf den neuen Divisionsplan, seufzte leise und ging zum Schreibtisch.

„Ihr macht mich wahnsinnig!“, murmelte er und dachte an die beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dann schnappte er sich einen Stift und fing nachdenklich an, die Pläne auszufüllen. Was ihm dieses mal besonders schwer fiel, denn seine Gedanken driftete immer wieder ab.
 

~
 

Bebend vor Zorn stampfte Isbjorg durch die Gänge des Schiffes. Jede Tür die sie durchqueren musste, wurde weder normal geöffnet, noch aufgestoßen. Isbjorg trat die Türen direkt ein. Sie war sich zwar bewusst, dass sie deswegen sicher eine menge Ärger von Whitebeard kriegen würde, aber es war ihr derzeit egal. Türen waren nun einmal ihr natürlicher Feind, wenn sie so viel Wut im Bauch hatte. Als sie gerade die Tür zum Speisesaal aufgetreten hatte, liefen ihr Ace und Thatch über den Weg, doch „begrüßte“ sie die beiden nur mit einem Geräusch, welches wie eine Mischung aus Knurren und Fauchen klang und die beiden somit davon abhielt, Isbjorg anzusprechen. Perplex starrten die beiden ihr hinterher. Nun trat sie die Tür zum Deck auf und stampfte weiter, mit vor Zorn gerötetem Kopf. Vor Whitebeard machte sie halt, atmete tief ein und blickte ihm trotzig ins Gesicht.

„Ist was passiert? Du siehst etwas wütend aus“, murmelte der Alte und öffnete eine Sakeflasche.

„Nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest. Ich wollte dir nur sagen, dass ich alle Pläne verteilt habe“, presste sie die Worte zwischen ihren Zähnen hervor und drehte sich auf dem Absatz herum, nachdem Whitebeard anerkennend genickt hatte.

„Ach noch was“, murmelte sie und blickte über ihre Schulter zu ihm. Ärgerlich zuckten ihre Augenbrauen.

„Es war deine Entscheidung, wegen diesem Sumpfhuhn. Das muss ich akzeptieren. Ich hoffe nur für dich, dass du es nicht eines Tages bereust“, schnaubte sie und marschierte weiter. Fragend hob der Alte die Augenbrauen und blickte ihr hinterher, wie sie von Deck ging.
 

Als Isbjorg den Kai betrat, verschränkte sie seufzend die Arme vor der Brust und schlenderte nachdenklich am Hafen entlang.

»Idiot! Und diese dämlich Pute macht auch nichts als Ärger. Na da haben sich ja zwei gefunden«, murrte sie in Gedanken und wich einer Kiste aus, die derzeit vermehrt am Hafen standen. Denn viele der noch anwesenden Banden, bereiteten ihre Abreise vor.

„Hey Prinzessin. Schon wieder auf den Beinen?“, ertönte eine vertraute Stimme und Isbjorg blickte auf. Jetzt wusste sie auch, wessen Kiste sie fast umgerannt hatte, denn sie stand direkt neben der Death, Laws U-Boot. Und am Kai stand niemand geringeres, als der attraktive Doktor höchstselbst, der gerade die Ladung checkte.

„Oh, hallo“, flüsterte sie und musterte ihn betrübt. Sie fragte sich, ob er noch sauer auf sie war, wegen der Abfuhr im Krankenzimmer.

„Ja, deine Salbe hat wahre Wunder bewirkt“, fügte sie noch hinzu und lächelte schüchtern.

„Aber zufrieden siehst du trotzdem nicht aus“, stellte er fest und ging zu ihr herüber.

„Ach, nichts besonderes. Elena ging mir nur auf die Nerven“, nuschelte sie und wich seinem Blick aus. Er hingegen hob fragend eine Augenbraue und studierte ihr Gesicht, welches sich von ihm abgewendet hatte. Dann lachte er schallend auf.

„Ich bin nicht sauer auf dich, falls du das denkst. Oder gibt es einen anderen Grund, warum du mir ausweichst?“, fragte Law und grinste schelmisch, weil sie ihn verblüfft anblickte.

„Nein“, murmelte Isbjorg und musste ebenfalls grinsen.

„Hast du überhaupt schon was gegessen? Du siehst hungrig aus“, fragte er und erschrocken riss Is die Augen auf. Dann schüttelte sie überrascht mit dem Kopf.

„Nein, habe ich nicht. Jetzt wo du es sagst...“, flüsterte sie und wie auf Kommando knurrte ihr Magen, was ihr erneut das Blut in den Kopf schießen ließ.

„Was hält denn unsere Schöne davon, wenn ich sie zum Essen bei mir einlade?“, fragte Law und hielt Isbjorg seinen Arm entgegen. Lachend ergriff sie diesen und die beiden betraten die Death.
 

„Bepo. Geh in die Kombüse und sorge dafür, dass Isbjorg und ich ein abwechslungsreiches Mittagessen kriegen. Dazu eine Flasche von dem guten Southblue Wein“, kommandierte Law den weißen Kampfbären, der loyal salutierte und Richtung Küche davon lief.

„Mittagessen am späten Nachmittag? Aber Herr Doktor. Meinst du wirklich, Alkohol ist in meiner jetzigen Situation zu empfehlen?“, lachte die blonde Nord und schmiegte sich an seinen Arm.

„Zu viel jedenfalls nicht. Aber ich belebe dich schon wieder, wenn es dich aus den Socken haut“, murmelte er und hielt ihr die Tür zu seiner geräumigen Kajüte auf. Dankend trat sie ein und nahm auf dem Sofa platz.

„Na da wird dein Kommandant gar nicht erfreut sein, dass du schon wieder bei mir bist. Und das auch noch alleine“, murmelte Law, grinste keck und für einen Moment, blitzten seine Augen triumphierend auf.

„Ach der... Er kann mir mal mit Schwung den Buckel runter rutschen!“, knurrte Isbjorg und überrascht lachte Law auf.

„Außerdem kriegt er das sowieso nicht mit. So wie Elena gerade an ihm klebt, sind seine Gedanken ganz woanders“, murmelte sie und grinste breit. Auch wenn das Grinsen nicht zu ihrer Stimmung passte, war es gut gespielt. Denn Law stimmte mit in das Grinsen ein und vertiefte somit das Thema nicht weiter. Kurze Zeit später klopfte es auch schon an Laws Tür und Bepo trug ein großes Tablett herein. Auf dem Tablett befand sich leckeres Essen, zwei saubere Weingläser und zwei Flaschen Wein.

„Mhh... Das riecht gut. Danke Bepo“, murmelte Isbjorg und geschmeichelt nickte der Bär.
 

~
 

Nach dem Essen streckte sich Isbjorg ausgiebig und lehnte sich an. Zufrieden streichelte sie über ihren gefüllten Bauch und lachte auf.

„Das war gut. Der Wein ist übrigens köstlich“, sagte sie und zufrieden nickte Law.

„Wann reist ihr eigentlich ab?“, fragte sie nun und er senkte den Blick.

„Morgen“, murmelte er und Is nickte betrübt. Dann stand sie auf und schlenderte durch seinen Raum. Law beobachtete sie, fast wie ein Falke, der seine Beute beobachtete.

„Meinst du, wir sehen uns irgendwann wieder?“, fragte sie und in ihrer Stimme schwang eine Spur Traurigkeit. Sie hatte sich in der kurzen Zeit, einfach zu sehr an ihn gewöhnt.

„Ach natürlich sehen wir uns wieder. Und ich wette genau dann, wenn wir beide es am wenigsten erwarten. Die Welt ist klein“, murmelte er und stand ebenfalls auf. Isbjorg drehte sich um und erblickte einen großen Spiegel, der an der Wand hing. Sie musterte sich, griff an ihre Hüfte und kniff in den Speck, der sich die letzte Zeit dort angesammelt hatte. Dann seufzte sie.

„Wann denkst du, kann ich wieder mit dem Training anfangen?“, murmelte sie fragend und Law schlenderte zu ihr herüber. Er stellte sich hinter sie und musterte sie über den Spiegel. Dann legte er seine Hände auf ihre Schultern und taste ihre Muskeln ab. Als er eine Verspannung entdeckte, nahm er sich dieser an und massierte leicht Isbjorgs Schultern.

„Schon dich noch eine Woche, dann kannst du anfangen wieder zu trainieren. Aber nicht gleich in die Vollen gehen. Dosiertes Training ist hier angesagt“, erklärte er und fröhlich nickte sie. Dann neigte sie den Kopf nach rechts, denn Law hatte auf der linken Schulter eine Verspannung entdeckt, die er ihr sanft weg knetete. Isbjorg schloss entspannt die Augen, auch wenn sie insgeheim zugeben musste, dass Thatch besser massieren konnte. Aber das würde sie Law niemals sagen, denn sie genoss es einfach von ihm angefasst zu werden. Zumal er es erfolgreich geschafft hatte, ihre Gedanken von Elena und Marco fern zu halten.
 

Plötzlich strich er ihr Haar nach hinten, nur um es ihr dann über die rechte Schulter zu legen. Dann beugte er sich nach unten. Seine Nase strich ihren Hals entlang, nach oben und er atmete ihren angenehmen, sauberen Duft ein. Neugierig beobachtete sie ihn. Seine Nase strich ihre Wange entlang, zu ihrem Ohr. Kurz zuckte Isbjorg, denn es kitzelte, doch blieb sie stumm und beobachtete ihn weiter. Schließlich hielt seine Nase, an ihrem Haaransatz über dem Ohr an. Sie hörte seinen leisen Atem und es jagte eine Gänsehaut über ihren Körper.

„Sieh nur wie schön du bist“, hauchte er ihr ins Ohr und sie sah, wie ihre Wangen rot anliefen.

„Was hast du mit mir vor, Herr Doktor? Ich hoffe doch keine unanständigen Sachen?“, fragte sie leise und grinste frech. Seine Augen blitzten keck auf, er packte sie am Arm und drehte sie mit Schwung herum, so dass sie sich nun von Angesicht zu Angesicht gegenüber standen.

„Das würde mir doch niemals einfallen“, hauchte er ihr zu und strich ihr mit dem Daumen über die Lippen. Isbjorg lächelte auf, trat einen Schritt näher und ließ ihren Zeigefinger über seine Brust kreisen. Dann neigte sie ihm langsam den Kopf entgegen und blickte ihn herausfordernd an.

„Ach wirklich? Was denn dann?“, fragte sie und biss sich auf die Unterlippe. Auch er beugte sich ein Stück vor und grinste nun noch breiter.

„Was du willst.“

„Na wenn das so ist. Ich könnte etwas Entspannung vertragen und einfach mal abschalten. Fällt dir da etwas ein, Herr Doktor?“, flüsterte sie und in ihren Augen blitzte eine Lust auf, welche Laws Blut so langsam in Wallung brachte.

„Allerdings“, murmelte er, zog sie an sich und ehe noch einer ein Wort wechseln konnte, küsste er sie innig. Isbjorg war zwar nicht mit dieser Absicht zu ihm gekommen, noch hatte sie überhaupt gedacht, dass es jemals so weit zwischen den beiden gehen könnte, doch war sie ganz und gar nicht abgeneigt. Im Gegenteil. All die Jahre nach Farkas Tod, war sie viel zu sehr mit sich, mit ihrer Trauer und ihrer persönlichen Mission beschäftigt, als dass sie auch nur einen Gedanken an einen anderen Mann, als ihren Farkas, verschwendet hatte. Und plötzlich spürte sie einen tief sitzenden Hunger in sich, der sie fast um den Verstand brachte. Aus diesem Grund erwiderte sie seinen leidenschaftlichen Kuss, löste sich aber aus seiner Umarmung, legte ihre Hände auf seine Brust und drückte ihn bestimmend nach hinten. Als sie ihn so weit geführt hatte, dass Law mit dem Rücken zum Bett stand, löste sie auch den Kuss auf und schubste ihn aufs Bett.
 

„Na, aber hallo“, sprach er grinsend und Isbjorg krabbelte auf ihn. Laws Hände griffen nach ihr, wollten sie berühren. Am liebsten überall. Doch Isbjorg packte seine Handgelenke und drückte seine Arme auf das Bett. Sie schüttelte belustigt den Kopf. Dann gruben sich ihre Hände unter sein Shirt und schoben es langsam nach oben. Keck grinsend, beobachtete sie dabei seine Mimik. Is rutschte ein Stück nach hinten, beugte sich vor und küsste seinen Bauch. Während ihre Lippen sich einen Weg nach oben bahnten, schob sie auch sein Shirt weiter nach oben. Dann spürte sie, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten und er sich ein Stück nach oben stemmte. Das ließ sich Isbjorg auch nicht zweimal sagen, schob das störende Kleidungsstück über seinen Kopf und beförderte es in die nächst beste Ecke. Sie küsste seine Brust und sah, wie er langsam eine Gänsehaut bekam. Triumphierend lächelte sie auf. Sie legte ihre Arme neben seinem Kopf ab, vergrub ihre Hände in seinem Haar und küsste seinen Hals. Ihre Zunge strich über seinen Kehlkopf weiter nach oben, bis zum Kinn. Sie blickte ihm in die Augen, küsste sein Kinn und beugte sich über ihn. Etwa einen halben Zentimeter über seinem Mund hielt sie inne und schmunzelte. Auch Law beugte sich hoch und wollte sie küssen, doch sie wich ihm aus. Dann grinste sie noch breiter.

„Fass mich an“, flüsterte sie so leise, dass sie erst nicht sicher war, ob er das überhaupt gehört hatte. Doch spürte sie plötzlich Laws Hände am Rücken. Er reckte sich hoch, küsste sie innig und strich ihr dabei über den Po. Dann ließ er seine Hände über ihren Rücken nach oben gleiten und schob ihr Top mit. Is setzte sich auf und er zog ihr das Top über den Kopf.
 

Eingehend musterte er ihren Körper. Er kannte diesen zwar schon, aufgrund seiner Behandlungen, aber da sah er ihren Körper nur aus den Augen eines Arztes. Doch jetzt sah er sie aus den Augen eines Mannes und konnte seine Erregung kaum noch zurück halten. Er musterte ihre blasse Haut, die mit der ein oder anderen Narbe bestückt war, was sie aber keinesfalls verunstaltete. Sie passten sogar zu ihr. Dann ihr wohlgeformter Busen, welcher noch in ihrem dunkelblauen BH gehüllt lag, der ihrer Weiblichkeit sehr schmeichelte. Laws Blick fiel auf ihre schmalen Schultern, die ein bisschen von der Sonne gerötet waren, dann auf ihren zarten Hals und letztendlich auf ihr hübsches Gesicht. Auch wenn Isbjorg von ihrer Statur eher zart wirkte, strahlte auch in diesem Moment ihr Gesicht eine Härte und Sturheit aus, die eigentlich gar nicht zu ihrer restlichen Erscheinung passte. Und trotzdem hatten genau diese harten Gesichtszüge von Anfang an, auf Law eine unheimliche Anziehungskraft gehabt. Er fasste sie an der Hüfte, rückte sie zurecht und setzte sich auf. Law küsste die freie Haut zwischen ihren Brüsten, grinste und wuchtete sie von sich herunter, so dass sie nun auf dem Rücken lag. Seine Hand streichelte ihr über die Brust, vorsichtig über den Verband an ihrem Bauch, über die Hüfte und über den Oberschenkel nach unten. Isbjorg fingerte währenddessen an seiner Hose herum, öffnete ihm den Gürtel und kämpfte mit dem Knopf. Er hingegen bahnte sich gerade einen Weg zu ihrem Rücken und öffnete ihren BH, woraufhin Is lachen musste. Fragend blickte er in ihr fröhliches Gesicht.

„Du bist talentiert. Ein Mann, der beim ersten Versuch schon den BH auf kriegt“, kicherte sie und ließ Law sie weiter entkleiden. Er grinste nur und half ihr bei seiner Hose, die sich als wirklich störrisch erwiesen hatte.
 

~
 

Law lag neben ihr und betrachtete ihren nackten Körper. Isbjorg hingegen hörte ein deutliches, erregtes Knurren, welches aus seiner Kehle drang und er drehte sich über sie. Er beugte sich vor, küsste ihre Brust und streichelte ihr über den Oberschenkel, in Richtung Flanke. Is fasste seinen Kopf und zog ihn zu sich. Stürmisch küsste sie ihn und biss ihm kurzzeitig auch sanft auf die Unterlippe, was ihm durchaus gefiel.

„Denk bitte an meine Wunden“, hauchte sie ihm zu und er nickte. Law konnte es noch gar nicht richtig fassen, dass er sie jetzt wirklich in seinem Bett liegen hatte. Und er müsste lügen, wenn er behaupten würde, er wäre nicht stolz darauf. Zumal Isbjorg für ihn nicht irgendeine Frau war, die man einfach so verführen konnte und fertig. Er mochte sie, auf ihre spezielle Art. Für ihn würde sie nie irgendeine beiläufige Bettgeschichte sein, sondern eher eine Art Abenteuer. Und er hoffte wirklich, sie eines Tages wieder zu sehen.
 

Law blickte ihr ins Gesicht. Er sah, wie ihre Wangen gerötet waren, die Lippen ein zartes Lächeln zierten und zuletzt noch dieses leidenschaftliche, sowie sehnsüchtige Glänzen in ihren Augen. Er streichelte ihr über die Wange und vergrub seine Hand in ihrem Haar. Dann spürte er, wie sie ihm bereitwillig die Schenkel öffnete und er beugte sich weiter vor.
 

~
 

Schläfrig und erschöpft lag Isbjorg in Laws Armen. Sie kämpfte gegen den Schlaf an und ließ deswegen ihre Finger auf seiner verschwitzten Brust kreisen. Zufrieden gähnte sie und spürte Laws Nase, die sich in ihr Haar gewühlt hatte und ihren Duft einatmete.

„Geht es dir gut? Du bist auf einmal so still“, fragte Law leise und brummte entspannt. Is drehte ihren Kopf nach oben und blickte ihn an. Selig lächelte sie und atmete tief ein.

„Ich bin einfach nur entspannt und genieße“, flüsterte sie müde und er nickte leicht.

„Hast du auch Durst?“, fragte er und langsam nickte sie. Law presste ihr einen Kuss auf die Stirn und schälte sich aus ihrer Umarmung. Dann streifte er seine Bettdecke bei Seite und stieg aus dem Bett. Isbjorg warf einen flüchtigen Blick zum Bullauge und musste erschrocken feststellen, dass es schon tiefe Nacht war. Kurz musste sie an ihre Crew Kollegen denken und hoffte, dass sie sich keine Sorgen machten. Doch vergaß sie diese Gedanken sofort, als sie zu Law blickte, der nackt durch den Raum schlenderte. Intensiv beobachtete sie ihn, grinste schief und Law hörte sie leise Gurren. Überrascht blickte er zu ihr, sah ihren Blick und grinste frech.

„Na Prinzessin? Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er und öffnete die zweite Weinflasche.

„Allerdings. Beeil dich mal und komm endlich wieder her“, forderte sie kleinlaut und zog einen gespielten Schmollmund. Leise lachend, schenkte er Wein in die beiden Gläser und schlenderte besonders langsam zu seinem Bett zurück. Theatralisch seufzte Is auf.

„Du bist gemein“, murrte sie und er lachte schallend auf.

„Ich weiß“, murmelte er und reichte ihr ein Glas. Dann krabbelte er zurück in das Bett und hielt ihr sein Glas entgegen. Is setzte sich auf und sie stießen an. Gemütlich tranken sie den Wein. Und obwohl sie sich die meiste Zeit anschwiegen, spürte man deutlich, wie die beiden derzeit genau auf einer Wellenlänge lagen. Eine friedliche und entspannte Ruhe umgab die beiden
 

Law drehte seinen Kopf in ihre Richtung und musterte sie kurz. Dann grinste er spitzbübisch auf.

„Ich weiß ja nicht wie es mit dir ist, aber mein Hunger ist noch nicht gestillt“, murmelte er belustigt und Is lachte auf. Sie drehte sich nach rechts und stellte ihr halbvolles Glas auf den Nachttisch. Dann drehte sie sich zu Law um, nahm ihm sein Glas weg und stellte es ebenfalls ab. Als sie wieder die Hände frei hatte, legte sie ihm sanft diese an den Hals und zog ihn vorsichtig, aber bestimmend zu sich und legte sich hin. Law warf die Decke über die beiden und tastete mit der Hand, nach der Nachttischlampe, fand sie und knipste das Licht aus.
 

~
 

Marco schreckte im Schlaf hoch. Seine Atmung ging schwer und er tastete sich verstört sein Gesicht ab. Kopfschüttelnd strich er sich durch die Haare und stand auf. Langsam ging er ins Bad, machte das Licht an und ging zu seinem Waschbecken. Ein Blick in den Spiegel, ließ ihn erleichtert aufatmen und er war sich nun sicher, nicht mehr zu träumen. Vorsichtig wischte er sich den Schweiß von der Stirn, ließ Wasser in das Waschbecken und wuscht sich gründlich das Gesicht, mit dem kalten Wasser.

>Das war nur ein Traum. Ein ziemlich dummer Traum...<, murrte er in Gedanken und schüttelte kräftig den Kopf. Dann blickte Marco erneut in den Spiegel und dachte über seinen Traum nach. Er träumte von Isbjorg. Sie saß auf einem Bett und war nur in eine dünne, weinrote Decke gehüllt. Mit einem lustvollen Blick musterte sie ihn. Sie spielte mit einer ihrer Haarsträhnen und drehte diese zwischen den Fingern, während der Zeigefinger der anderen Hand, ihn zu sich lockte. Er ging auch zu ihr, beugte sich zu ihr und drückte sie auf das Bett. Dann krabbelte er zu ihr unter die Decke und liebkoste sie. Doch dann blickte er auf, sah einen Spiegel und das grinsende Spiegelbild. Aber es war nicht sein Spiegelbild, sondern das von Law. Und dort endete der Traum auch schon, denn Marco schreckte hoch.
 

Nachdenklich ging er zurück in seine Kajüte. Dort warf er einen skeptischen Blick auf sein Bett und schüttelte nur leicht den Kopf. An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken und er blickte zur Uhr, die kurz nach vier Uhr morgens anzeigte. Leise seufzend ging er zu seiner Kommode, zog eine frische Hose heraus und streifte sie sich über. Dann suchte er sich ein frisches Hemd, zog es ebenfalls an und zusätzlich noch eine dünne Jacke. Denn durch die Müdigkeit, fröstelte es ihn etwas. Mit einem schlurfenden Gang, verließ er seine Kajüte und wollte zum Unterdeck, in die Kombüse, um sich erst einmal einen Kaffee zu machen. Doch an der Kreuzung, wo es unter anderem in die Crew Flure ging, hielt er inne und blickte in diesen. Er dachte wieder an seinen Traum. Und dann wurde ihm bewusst, dass er am gestrigen Tag, Isbjorg gar nicht mehr gesehen hatte. Nachdem sie so überraschend in seine Kajüte geplatzt war und zornig davon rauschte, war sie wie vom Erdboden verschluckt. Weder beim Abendessen, noch Abends auf dem Deck, hatte er sie noch einmal gesehen. Er änderte seinen Plan und ging durch die Mannschaftsgänge, bis er vor Isbjorgs Tür halt machte. Er musterte ihre Tür, die man sofort erkannte, denn in Isbjorgs Langeweile, hatte sie diese etwas verschönert. In präziser Handarbeit, hatte sie mittig der Tür, das Bild eines verzierten Hammers hinein geritzt. Sie erklärte ihm, nachdem es fertig war, dass das ein Symbol wäre, für einen der Götter, den sie anbetete. Das Bild zeigte Talos Hammer. Er seufzte ganz leise und hielt sein Ohr an die Tür. Doch dahinter war es totenstill. Allmählich bekam er ein beklemmendes Gefühl in seiner Brust und seine Fantasie ging mit ihm durch. Vor seinem inneren Auge sah er sich, wie er ihre Tür aufstieß und dahinter nur einen leeren Raum vorfand. Einen Raum, in dem nicht nur Isbjorg fehlte, sondern auch ihre ganzen Sachen. Er spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte und er bekam auf einmal Angst, dass sie Laws Angebot doch angenommen hätte und die Crew in einer Nacht und Nebelaktion verlassen hatte.
 

Marco atmete tief ein, griff ihre Türklinge und drückte diese ganz langsam herunter. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt, so dass sein Kopf durch passte. Er streckte seinen Kopf durch den Spalt, kniff die Augen zusammen und blickte sich um. Ihm fiel Isbjorgs Schwert auf, welches im Waffenständer steckte. Dämmerbrecher, nannte sie es. Die leuchtende Kugel, erhellte ganz schwach den Raum und er erkannte, nachdem sich seine Augen daran gewöhnten, dass die Kajüte zwar leer war, aber all ihre Sachen noch da waren. Erleichtert atmete Marco aus, doch fiel ihm dann auf, dass ihr Bett vollkommen unberührt war. Und er kannte Isbjorg. Sie machte morgens nie ihr Bett, sondern stand einfach auf und ließ es den halben Tag einfach zerwühlt liegen. Erst im Laufe des Tages, erledigte sie diese Aufgabe. Wenn überhaupt. Nachdenklich verzog er das Gesicht und fragte sich, wo sie die ganze Nacht über war. Er glaubte zwar nicht, dass ihr etwas passiert sei, denn immerhin wurde die Insel gut bewacht, aber es ließ ihn doch nicht in Ruhe.
 

Schließlich zuckte er mit den Schultern. Es hatte keinen Zweck, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Also kam er einfach zu dem Entschluss, dass sie sich oben in der Stadt ein Zimmer gemietet hatte. Und so schloss er ihre Tür wieder und ging zu seinem eigentlichen Ziel davon. Die Kombüse.
 

~
 

Die Sonne stand schon hoch am Himmel und war mittlerweile soweit herum gekommen, dass sie mit ganzer Kraft in Laws Kajüte schien und ihn an der Nase kitzelte. Murrend öffnete er die Augen, kniff sie aber so gleich wieder zusammen, denn die Sohne strahlte ihm hell ins Gesicht. Er rieb sich mit einer Hand den Schlaf aus die Augen und blickte nach rechts. Dort lag Isbjorg, auf dem Bauch und ihre blonde Mähne hing zerzaust in ihrem Gesicht, welches in seine Richtung gedreht lag. Er hörte sie leise schnarchen und schmunzelte auf. Dann blickte er auf die Uhr und musste erschrocken feststellen, dass es schon nach elf war. Ein Seufzen konnte er nicht mehr unterdrücken, denn er musste sie jetzt wecken. Sie wollten am frühen Nachmittag abreisen und es gab noch viel zu tun. Er streichelte ihr mit der flachen Hand über den Rücken, strich ihr dann das Haar aus dem Gesicht und streichelte ihr die Wange. Murrend kniff sie die Augen fester zu und öffnete sie dann langsam. Verschlafen blickte sie zu ihm hoch.

„Was is´?“, nuschelte sie schlaftrunken und Law grinste.

„Wir müssen langsam mal aufstehen. Meine Crew und ich, haben noch viel zu tun, bevor wir in See stechen“, erklärte er ruhig und Isbjorg verzog das Gesicht.

„Nein“, maulte sie und zog sich die Decke über den Kopf.

„Doch“, konterte er belustigt und zog ihr die Decke weg. Als er ihren nackten Körper sah, seufzte er erneut und zog ein leidendes Gesicht.

„Wenn ich doch nur etwas mehr Zeit hätte“, murrte er leise und streichelte ihr über den Po.

„Aber leider habe ich das nicht. Meine Crew ist bestimmt schon ungeduldig. Nun komm. Zieh dich langsam mal an, ich gehe derweil duschen“, sprach er leise, stand auf und fischte sich frische Wäsche aus dem Schrank. Dann verschwand Law im Badezimmer und kurze Zeit später hörte man die Dusche rauschen.
 

Murrend setzte sich Isbjorg auf und musterte verschlafen, seine Badezimmertür. Dann zuckte sie mit den Schultern und blickte sich brummend um. Ihre Wäsche lag natürlich kreuz und quer im Zimmer verteilt. Tief atmete sie ein, schüttelte den Kopf und gähnte erst einmal herzhaft. Nach einem ausgiebigen Strecken und sich den Schlaf aus den Augen reibend, strampelte sie den Rest Bettdecke von sich und quälte sich aus dem Bett. Während sie langsam ihre Kleidungsstücke einsammelte, klopfte sie sich geistesabwesend, mit zwei Fingern auf dem Verband an ihrem Bauch, denn die Wunde juckte wie verrückt. Das Klopfen beruhigte das Ganze wenigstens ein bisschen und so zog sie sich an. Sie war überrascht, wie stabil der Verband gehalten hatte, nach dieser Nacht. Aber schmunzelnd musste sie daran denken, wie vorsichtig Law doch gewesen war. Und sofort, nachdem sie an diese Nacht dachte, schoss ihr wieder das Blut in den Kopf. Verträumt strich sie über ihren Mund, der die Nacht so oft von ihm geküsst wurde. Und nachdem sie einen Moment verträumt Löcher in die Luft gestarrt hatte, schüttelte sie energisch den Kopf. Das war doch albern, dachte sie sich.

„Bist du endlich aufgestanden?“, hörte sie Laws Stimme, durch die geschlossene Badtür.

„Ja“, murmelte sie zurück und sie hörte ihn leise lachen.

„Gut. Warte auf mich, ich bin gleich fertig.“ Isbjorg setzte sich auf das Sofa und starrte erneut Löcher in die Luft. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie sich das letzte mal so entspannt gefühlt hatte. Verträumt strich sie sich die Haare nach hinten und ließ die gesamte Nacht, noch einmal in ihren Gedanken, Revue passieren.
 

Derweil trat Law aus dem Bad, rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken und musterte sie. Is hingegen, hatte ihn noch gar nicht bemerkt. Law beobachtete amüsiert, ihr Mienenspiel, welches einen Wechsel zwischen einem verträumten Schmunzeln und ihrem gewohnt, ernsten Gesichtsausdruck war. Leise schnalzte er mit der Zunge und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie erschrocken zusammen zuckte.

„Sag mal, Prinzessin. Dafür, dass dich meine Annäherungsversuche abgeschreckt haben, zu mir in die Crew zu kommen, konntest du die Nacht aber gar nicht genug von mir kriegen“, murmelte er belustigt und strich sich über seinen Kinnbart. Isbjorg zuckte nur mit Schultern und lächelte ihn verschmitzt an.

„Meine Ablehnung bezüglich der Crew, heißt ja nicht, dass mir deine Annäherungsversuche nicht gefallen haben. Nur das hätte niemals funktioniert, Law. Du machst mir nicht gerade den Eindruck, als wärst du ein Beziehungsmensch. Und ich bin es auch nicht. Und um einfach nur als Bettgeschichte zu Enden, wäre mir die Aussicht, dich dann aber tagtäglich zu sehen und deinem Kommando zu folgen, grausam und unfair vorgekommen. Und denk doch mal an deine Crew. Sie mögen mich zwar, aber auf kurz oder lang gesehen, wäre es irgendwann in bösem Blut geendet. Vielleicht nicht einmal bewusst. Aber sie würden sich ungerecht behandelt fühlen und hätten vielleicht gedacht, ich würde Sonderrechte genießen. Eben weil ich weder die Finger von dir, noch du von mir hättest lassen können. Und denk doch einmal noch ein Stück weiter. Was wäre, wenn wir irgendwann, irgendwo auf irgendeiner Insel gelandet wäre und dir eine hübsche junge Frau über den Weg gelaufen wäre. Eine junge Frau, die dir vielleicht deutlich gezeigt hätte, dass sie dich anziehend findet und du an ihr ebenfalls Interesse hättest. Würdest du sie dann ignorieren, bloß weil ich da wäre? Würdest du quasi deinen ganzen Lebensstil ändern, nur wegen mir?“, fragte sie und stand lächelnd auf. Law hingegen verzog nachdenklich das Gesicht und musste sich eingestehen, dass sie gar nicht so Unrecht hatte. Er würde zwar von sich nicht gerade behaupten, dass er ein Frauenheld war, aber wenn sich die Gelegenheit auf eine entspannte Nacht ergab, lebte er nun nicht gerade keusch. Außerdem war er wirklich niemand, der sich bindet, denn er schätzte seine Freiheit sehr.
 

„Siehst du. Und ich bin niemand, der gerne teilt. Wir hatten eine wirklich schöne Nacht und ich werde sie in guter Erinnerung behalten. Und wer weiß. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder. Denn wie du so schön sagtest: Die Welt ist klein. Bis dahin sind auch sicher meine Wunden vollständig verheilt. Du wärst überrascht, wie gelenkig ich bin“, murmelte sie mit einem verspielten Lächeln und er schloss sie in die Arme.

„Na da lass ich mich mal überraschen“, lachte er leise und Is küsste ihm den Hals. Entspannt schloss er kurz die Augen, doch ging er sofort in Abwehrhaltung.

„Nicht. So gerne ich dir jetzt am liebsten die Kleidung vom Leib reißen würde, aber ich hab heute leider einen sehr knappen Zeitplan und ich glaube du solltest dich auch mal lieber wieder bei deiner Crew blicken lassen. Nicht dass dein dämlicher Kommandant noch anfängt zu Hyperventilieren. Ich bring dich noch raus. Bevor wir aufbrechen, komm ich noch einmal vorbei und verabschiede mich. Versprochen“, flüsterte er ihr ins Haar und geleitete sie hinaus aufs Deck.

„Na gut. Dann bis später“, seufzte sie enttäuscht und verließ die Death. Sie musste sich einmal mehr schmerzlich eingestehen, dass sie ihn jetzt schon vermisste.
 

~
 

Kaum betrat Is das Deck der Moby Dick, wurde sie auch schon stürmisch in Empfang genommen. Marco stürmte auf sie zu und seine Gesichtszüge konnten sich nicht entscheiden, ob er erleichtert war, sie heil zu sehen oder ob er wütend auf sie war.

„WO warst du?!“, fauchte er sie direkt an und überrascht blinzelte sie. Dann schlich sich ein seliges Lächeln auf ihre Lippen.

„Hallo mein liebster Lieblingskommandant. Ja, ich freue mich auch wahnsinnig dich zu sehen und vielen Dank der Nachfrage. Mir geht es sehr gut und dir?“, hauchte sie ihm zu und lachte auf. Er hingegen hob kurz überrascht die Augenbrauen, ehe sie sich wieder zornig zusammen zogen.

„Ich habe dich etwas gefragt!“, knurrte er auf und nun waren es Isbjorgs Augenbrauen, die sich hoben.

„Ich würde mal sagen, ich war da, wo du nicht warst. Und ehrlich gesagt, würde ich es auch etwas gruselig finden, wenn du da gewesen wärst“, murmelte sie mit einem Unschuldsblick und musste sich unheimlich beherrschen, um nicht laut los zu lachen.

„Sehr witzig! Mensch Isbjorg. Wir haben uns Sorgen gemacht“, seufzte er angestrengt und sie zuckte nur mit den Schultern.

„Tut mir leid Papi, dass ich einfach so abgehauen bin. Ich bin ja auch erst Sechzehn und da gehört es sich nicht, einfach so abzuhauen. Verzeih mir, es wird nie wieder vor kommen“, murmelte sie mit einer kindlichen Stimme und Marco knurrte auf. Doch ehe er sie anschreien konnte, manövrierte sie sich an ihm vorbei und schlenderte über das Deck.

„Wo willst du denn jetzt hin?!“, rief er ihr hinterher und sie warf einen Blick über ihre Schulter.

„Duschen“, trällerte sie und lachte auf. Allgemein war sie bei bester Laune und strahlte mit der Sonne um die Wette, was einige Crew Mitglieder etwas beängstigend fanden.

„Isbjorg!“, dröhnte plötzlich eine tiefe Stimme und sie zuckte zusammen. Denn die Stimme gehörte eindeutig Whitebeard und sie klang alles andere als erfreut.

„Hallo Vater“, lachte sie beschämt auf und winkte ihm.
 

„Kannst du mir erklären, warum von den Kommandanten Gängen bis zum Speisesaal, sämtliche Türen entweder aus den Angeln hängen, oder zersplittert am Boden liegen?“, sprach der Alte ruhig und Is schluckte. Dann spürte sie, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Nachdenklich kaute sie sich auf der Unterlippe, bis ihr eine Antwort einfiel.

„Termiten!“, rief sie voller Überzeugung und Whitebeard hob eine Augenbraue.

„Ja, Termiten! Und zwar solche Oschis“, rief sie weiter und breitete die Arme aus.

„Wirklich fiese Dinger. Meine Tür wollten sie auch auseinander nehmen, doch habe ich ihnen gezeigt, mit wem sie sich da anlegen“, nickte sie und grinste breit. Während Whitebeard kopfschüttelnd seufzte.

„Also da haben mir Ace und Thatch etwas völlig anderes erzählt“, knurrte der alte Mann und schien gar nicht erfreut über ihre Lüge.

„Ihr Petzen!“, zischte sie ihren vermeintlich besten Freunden zu, die nur unschuldig zum Himmel starrten.

„Du wirst dich jetzt unseren Zimmermännern anschließen und den Dreck hinter ihnen wegräumen, während sie die Schäden deines Wutausbruches beseitigen. Und sollte auch nur EINE Beschwerde von ihnen kommen, dann kannst du dich schon einmal darauf einstellen, die nächsten drei Monate das Deck zu schrubben. Und zwar täglich und alleine. Haben wir uns verstanden?!“, knurrte er wütend und erschrocken nickte Is. Wäre diese Drohung von Marco gekommen, hätte Is ihn wohl nur ausgelacht. Aber da sie von Whitebeard kam, konnte sie nicht anders, als sich nur zu ducken und zu gehorchen. Sie hatte einfach viel zu viel Respekt vor ihm. Zumal sie es schon unheimlich erschreckend fand, dass er überhaupt SO sauer war.

„Es tut mir Leid, Vater“, flüsterte sie und machte sich auf, seine Anweisung zu befolgen. Zähneknirschend ging sie unter Deck, um die Handwerker zu suchen, als Sam sie begleitete.

„Ach Is. Vater wäre nicht so wütend geworden, wenn du ihm einfach die Wahrheit gesagt hättest. Zumal eh jeder schon weiß, dass du so wütend wegen Marco warst. Für Vater gibt es kaum etwas Schlimmeres, als angelogen zu werden. Merk dir das für die Zukunft“, erklärte sie und Is nickte betrübt.

„Aber hey. Meine Ausrede war nicht gerade unkreativ, oder?“, lachte die Nordfrau und Sam nickte grinsend.

„Stimmt. Wo warst du eigentlich die ganze Nacht?“, fragte der Rotschopf und schief grinste Is sie an.

„Bei Law. Aber behalte es für dich“, flüsterte sie und Sam riss überrascht die Augen auf.

„Die ganze Nacht? Heißt das etwa...?“, fragte Sam, ohne die Frage überhaupt zu beenden und Is hob ihren Zeigefinger an die Lippen.

„Shhh“, machte Is und zwinkerte verspielt. Ihre Divisionsfreundin hingegen, lachte laut auf. Dann legte sie einen Arm um Is und lehnte ihren Kopf an ihre Schulter.

„Ich komme heute Abend mal zu dir in die Kajüte. Ich glaube du hast mir Einiges zu erzählen, nicht wahr?“, lachte der rote Teufel und Is nickte begeistert.

„Gerne. Wir haben lange nicht mehr richtig geplaudert, ohne gestört zu werden.“
 

~
 

Der späte Nachmittag rückte langsam näher und Is lungerte nach getaner Arbeit, ungeduldig auf dem Deck herum. Immer wieder glitt ihr Blick Richtung Landungssteg und sie spürte, wie sie immer aufgeregter wurde. Außerdem kämpfte sie mit ihren Gedanken, denn sie hatte Angst davor, dass das doch schwerer für sie sein würde, als sie dachte. Sie hoffte, dass es kein tränenreicher Abschied werden würde, denn das würde sie mit ihrem Stolz nicht vereinbaren können. Aber sie hasste nun einmal Abschiede. Besonders bei Personen, die ihr sehr nahe standen. Irgendwie wäre es ihr sogar lieber gewesen, wenn Law und seine Crew einfach abfahren würden, ohne sich noch einmal zu verabschieden. Es würde ihr zwar weh tun, aber dann müsste sie nicht mit dieser dummen Angst und dieser Nervosität hier sitzen und warten. Ihr Herz, welches vor Aufregung eh schon wild pochte, machte einen zusätzlichen Hüpfer, als sie plötzlich Bepo, Shachi, Penguin, Law und diverse andere Heart Piraten auf das Deck ihres Heimatschiffes treten sah. Isbjorg starrte nervös Heart Piraten an und schluckte trocken. Auch die anderen Piraten der Moby Dick, die derzeit anwesend waren, starrten Laws Bande skeptisch an, als Law vor seine Crew trat. Er blickte ruhig zu Whitebeard und nickte höflich.

„Wir sind gleich wieder weg. Wir wollten uns nur verabschieden“, sprach er ruhig und der Piratenkaiser nickte. Dann widmete er sich wieder seiner Sakeflasche und unruhig stand Isbjorg auf. Vorsichtig ging sie zu ihnen und blieb dann einfach stehen. Mit ihren Handflächen, rieb sie über ihre Hose, als würde sie etwas abwischen. Denn ihre Hände waren nass geschwitzt.
 

Law nickte seiner Crew zu und ließ ihnen somit den Vortritt. Bepo war der Erste, der sich rührte und Isbjorg fest in seine Tatzen schloss.

„Pass auf dich auf, Is“, murmelte er und Is strich ihm über das weiche Fell.

„Du auch auf dich, mein pelziger Freund. Lass dich nicht von Law ärgern“, kicherte sie. Als sie die Umarmung beendeten, ging Bepo zügig von Deck. Er hatte keinen besonderen Draht zu Whitebeards Crew, mit Ausnahme von Isbjorg. Noch nicht einmal zu Elena, hatte er viel Kontakt, obwohl sie sich schon Jahre kannten. Die Nächsten, die Isbjorg in die Arme schlossen, waren Shachi und Penguin. Und das gleich im Doppelpack.

„Wenn wir uns das nächste mal sehen, wirst du hoffentlich wieder gesund und voller Elan sein. Pass auf dich auf“, sprachen die beiden, wie aus einem Munde, und leise lachte Is auf.

„Das werde ich sicher. Passt auch auf euch auf. Die Grand Line wird immer gefährlicher, habe ich gehört“, flüsterte sie und löste sich von den beiden. Auch die anderen verabschiedeten sich von ihr, entweder mit einer Umarmung oder einem Händedruck. Für einige der Heart Piraten, war Is fast schon so etwas wie ein Mitglied, so schien es. Denn dem ein oder anderen, fiel der Abschied sichtbar schwer. Natürlich entging das auch nicht Marco und diversen anderen Whitebeard Piraten, wie Thatch und Vista, Haruta oder Sam. Auch der Rest von Laws Bande verließ nun das Schiff, nachdem sie sich auch vereinzelt von Isbjorgs Crew Kollegen verabschiedeten. Weil einige von ihnen, hatten sich wirklich gut mit Laws Mitgliedern verstanden.
 

Law trat auf Isbjorg zu, dir nur geknickt den Kopf hängen ließ.

„Hey, hey. Wer wird denn da sentimental?“, fragte Law leise und lächelte sie mild an.

„Sei still, Hornochse“, murmelte sie, hob den Kopf und grinste schief. Law griff ihre Hand und hob diese hoch. Dann gab er ihren Fingerknöcheln einen Kuss.

„Lass dich nicht von deinem Kommandanten ärgern und achte auf deine Gesundheit“, murmelte er und kratzte sich beschämt am Hinterkopf. Auf dem Weg zur Moby Dick, erschien ihm dieser Abschied noch einfach, doch jetzt wurde ihm deutlich klar, dass er auch keine Abschiede mochte und er hatte kurzzeitig das Gefühl, dass sich sein Magen verkrampfte. Isbjorg öffnete die Arme und er zog sie an sich, drückte sie fest und verharrte in dieser Position. Als er wieder die Augen öffnete, bemerkte er Marcos giftigen Blick und ein siegreiches Grinsen huschte über Laws Gesicht. Auch wenn der Abschied da war, befand sich der charmante Arzt noch immer im Konkurrenzkampf, und so legte er Isbjorg eine Hand auf den Hintern, streichelte behutsam darüber und ließ sie auch provokant darauf liegen. Is störte sich auch nicht daran, was Marco noch mehr in Zorn versetzte. Dann löste sich Law aus ihrer Umarmung und blickte sie an. Dabei strich er ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr und seufzte.

„Jetzt hau endlich ab, bevor ich wirklich noch sentimental werde“, murmelte Is und verzog wehleidig das Gesicht. Law seufzte erneut, zog sie wieder an sich und wollte es sich auch nicht nehmen lassen, sie vor allen Anwesenden noch einmal zu küssen. Dieser Kuss war weniger aus romantischer Sicht zu sehen, denn er war lediglich symbolisch für Law. Isbjorg bedeutete ihm eine Menge und so sah er diesen Kuss, eher als eine Art Revier Markierung. Er zeigte den hier Anwesenden nur zu deutlich, dass sie gefälligst die Finger von ihr zu lassen haben. Denn seiner Meinung nach, gehörte die Nordfrau ihm. Auch wenn er dies nie deutlich sagen würde, denn es war nicht typisch für seine sonstige Art und er wollte nicht, dass sein Ruf noch mehr angekratzt wurde, den er sich über die Jahre aufgebaut hatte. So albern wie das klingen mochte, aber das waren nun einmal seine Gedanken.
 

Isbjorg verfiel in eine Starre, noch immer die Arme geöffnet und die Finger verkrampften sich. Ihr erster Impuls sagte ihr, dass sie ihn rüpelhaft von sich stoßen sollte, denn ihr war dieser Kuss erschreckend peinlich. Denn nur zu deutlich spürte sie die Blicke im Nacken. Doch so sehr sie sich vor nahm, sich dagegen zu wehren, desto wehrloser wurde sie, denn sie konnte es einfach nicht. Ihr gefiel es, auch wenn sie sich mit allen gedanklichen Mitteln dagegen wehrte, dies einzugestehen. Und dann löste sich Law von ihren Lippen, streichelte ihr noch einmal über die Wange und drehte sich dann um. Langsam ging er zum Landungssteg und ließ Isbjorg perplex stehen. Diese hingegen blickte zu Boden und kaute sich peinlich berührt, auf der Unterlippe. Trafalgar Law blieb plötzlich noch einmal stehen, denn wer wäre er denn, wenn er nicht noch einen drauf setzen würde? Und so steckte er sich die Hände in die Hosentaschen, grinste sie keck an und holte Luft.

„Ach noch etwas, Prinzessin. Wenn wir uns das nächste Mal begegnen, dann schneide dir doch bitte die Fingernägel. Du hast mir nämlich meinen ganzen Rücken zerkratzt“, rief er ihr entgegen und ging von dannen, zu seinem U-Boot. Isbjorg blickte geschockt auf und für einen Moment, blieb ihr das Herz stehen. Dann schoss ihr mit aller Kraft, das Blut in den Kopf und sie keuchte auf. Am liebsten wollte sie jetzt im Erdboden versinken und nie mehr auftauchen. Denn sie würde jetzt die nächste Zeit keine Ruhe auf dem Schiff finden. Gerüchte, Gerede und neckende Sprüche, würden sie die nächsten Wochen wohl auf Schritt und Tritt begleiten. Marco hingegen knirschte unaufhörlich mit den Zähnen. Er hatte das Gefühl, dass sich ein Seil um seinen Hals geschnürt hatte und jemand würde es langsam immer fester ziehen.
 

Plötzlich legte sich ein Arm um Is und geschockt blickte sie in das breit grinsende Gesicht, von Thatch. Mit seiner freien Hand hob er seinen Zeigefinger und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch da spürte er auch schon schmerzhaft Isbjorgs Ellenbogen zwischen den Rippen.

„Kein Wort! Ich will kein verdammtes Wort hören! Nicht einmal ein Piep! Haben wir uns verstanden?!“, drohte sie giftig und mit schmerzverzerrtem Gesicht, nickte ihr bester Freund, die Lippen fest aufeinander gepresst.

„Gut“, nuschelte sie, befreite sich aus seinem Griff und huschte mit eisigen Blick und glühenden Wangen, Richtung Bug. Sie sah, wie die Death den Anker lichtete, und sich langsam in Richtung offenes Meer manövrierte. Noch war sie nicht untergetaucht und Law stand auf dem kleinen Deck. Ernst musterte er die Nordfrau, die nur dastand, ihn anstarrte und die Arme um sich geschlungen hielt. Wie sie doch Abschiede hasste. Law hob seine Hand und winkte ihr ein letztes Mal, was sie geknickt erwiderte, auch wenn sie versuchte fröhlich zu sein und sich zu einem Lächeln zwang. Dann ging er unter Deck und sobald die Tür fest verriegelt war, tauchte die Death ab und war nach einigen Augenblicken nicht mehr zu sehen. Eine Weile starrte sie noch auf das offene Meer, bis sie letztendlich seufzte, sich umdrehte und erstaunt feststellte, wie die meisten der Blicke noch immer auf ihr lagen. Beleidigt schnaubte sie und rauschte davon. Sie wollte nur noch in ihre Kajüte und alleine sein.

Volle Fahrt, der Alltag ruft (Filler)

Nachdem Isbjorg so flink verschwunden war und das erste kollektive Getuschel herum war, widmeten sich die belustigten Piraten, doch nun endlich ihrer Aufgabe. Ein paar Divisionen wurden damit beauftragt die neue Fracht zu verladen, währen der Rest damit beschäftigt war, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Selbst die Kommandanten packten mit an. Das Deck wurde geschrubbt, sowie die Krähennester und die Galionsfigur, die Taue und die Segel wurden auf Schäden überprüft, genauso wie das Ruder. Immerhin wollten sie am kommenden Morgen aufbrechen. Doch selbst nach einigen Stunden, war von Isbjorg nichts zu sehen. Sie hingegen hatte sich in ihrer Kajüte verbarrikadiert, grübelte dort betrübt und studierte nebenher ein neues Rezept um sich abzulenken. Selbst als das Abendessen rief, tauchte sie nicht auf und wurde von einigen schon vermisst. Doch nichts desto trotz, nutzen einige der schiffsinternen Tratschtanten Isbjorgs Abwesenheit, um weiter zu tuscheln und zu feixen. Es war zwar nur ein kleiner Teil Piraten, die endlich wieder einmal einen Grund hatten, doch reichte das aus, um Marcos Augenbrauen bedrohlich zucken zu lassen.
 

Ständig hörte man an verschiedenen Ecken Isbjorgs oder Laws Name flüstern und der Vize atmete tief ein. Dann klatsche seine flache Hand auf den Tisch und erschrocken zuckten die Piraten zusammen. Er stand auf und blickte sich, kochend vor Wut, um.

„Es reicht langsam! Habt ihr keine anderen Probleme, als über sie zu tratschen?!“, zischte er wütend und funkelte in die Menge. Still wurde er von allen gemustert, doch kamen nicht wenige daran vorbei, belustigt zu grinsen.

„Da ist wohl jemand eifersüchtig“, gluckste ein Pirat und Marco knurrte.

„Hört auf zu Grinsen, ihr Idioten! Marco hat doch recht!“, erklang nun eine Stimme und ungläubig drehten sich die Köpfe in ihre Richtung. Das Grinsen einiger Piraten erlosch und fragend tauschten sie Blicke aus. Denn niemand geringeres als Elena stand da, die Arme vor der Brust verschränkt und genervt in die Runde blickend.

„Es gehört sich nicht, hinter dem Rücken anderer zu tratschen! Schon gar nicht, wenn derjenige zur Crew gehört“, zischte sie und drehte sich um.

„Und du“, rief sie auf Thatch zeigend, „solltest dich schämen! Sitzt hier und redest über sie. Ich dachte ihr seid die besten Freunde? Behandelt man so seine beste Freundin?“, zischte sie den Kommandanten an und Thatch senkte beschämt den Blick.

„Und zum Rest von euch: Was ist euer verdammtes Problem? Lasst sie doch einfach. Sie ist erwachsen, sie hatte ein bisschen Spaß und ihr vermutlich nicht. Seid ihr irgendwie neidisch, oder was ist das hier für ein Verhalten? Also seid endlich still und esst euer Essen, anstatt hier dummes Zeug zu reden“, knurrte sie weiter, setzte sich hin und schloss gelassen die Augen. Mit offenem Mund wurde sie angestarrt, denn die meisten glaubten, sich verhört zu haben. Auch Marco konnte nicht wirklich fassen, was er da hörte. Doch kannte er sie lange genug, um zu wissen, wie ernst sie das gemeint hatte. Irritiert schüttelte er mit dem Kopf und blickte sich um. Erst wollte er zwar nachfragen, woher denn Elenas Sinneswandel kam, doch entschied er sich dagegen. Er würde sie unter vier Augen ansprechen, weil die Crew musste ja nicht alles mitbekommen. Doch nahm ihm Elena, diese Entscheidung ab.

„Schau nicht so. Ich kann sie trotzdem nicht riechen. Ich mag es nur nicht, wenn getratscht wird.“
 

Seufzend nickte der Vize.

„Weiß jemand wo Sam ist?“, fragte er schließlich, denn ihm fiel plötzlich auf, dass der Rotschopf überhaupt nicht mit am Tisch saß.

„Na das fällt dir ja früh auf“, brummte Vista belustigt und klopfte ihm auf die Schulter.

„Sie hat sich vorhin zwei Teller mit Essen gefüllt und ist davon gerauscht“, erklärte der Schwertkämpfer weiter und nachdenklich nickte Marco.

„Ah. Sie ist bestimmt bei Is“, brummte er zu sich selbst und Vista zuckte mit den Schultern.
 

Nachdem Marco aufgegessen hatte, verabschiedete er sich von der Crew, denn auf feiern hatte er heute überhaupt keine Lust. Er machte sich Sorgen um Is und fragte sich, wie ihr es wohl ging. Ihm zog es zwar den Magen zusammen wenn er daran dachte, dass sie wegen Law traurig sein könnte, eben weil er nun weg war, aber trotzdem sorgte er sich. Also beschloss er kurzerhand bei ihr vorbei zu schauen, um sich wenigstens zu erkundigen, dass alles in Ordnung war. Vor ihrer Kajüte machte er halt und musterte einmal mehr die Schnitzerei. Hinter der Tür hörte er leise zwei Frauenstimmen und war beruhigt, dass Sam ihr so lange Gesellschaft geleistet hatte. Das tat Is sicher gut. Leise klopfte er und hörte, wie die beiden Stimmen verstummten.

„Wer stört?“, hörte er Isbjorgs Stimme und öffnete die Tür.

„Hey“, sprach Marco ruhig und grinste sie an. Isbjorg und Sam saßen auf ihrem Bett, an die Wand gelehnt und es sah so aus, als hätten sie bis eben noch ausgelassen und entspannt geplaudert. Vor dem Bett auf dem Boden, standen zwei leere Teller und Marco war erleichtert, dass Isbjorg wenigstens etwas gegessen hatte.

„Was willst du?“, fragte Is misstrauisch und Marco warf Sam einen kurzen Blick zu. Diese verstand und sprang vom Bett.

„Ich mach uns beiden mal einen Tee“, sprach sie zu ihrer Freundin und schnappte sich das Geschirr vom Boden.

„Was? Aber...“, flüsterte Is, doch hatte Sam ihr bereits den Rücken zugekehrt. Als der Rotschopf Marco anschaute, formte sie mit den Lippen die Worte 'Zehn Minuten' und der Phönix nickte. Dann verließ sie die Kajüte und zog von dannen.

„Darf ich rein kommen?“, fragte Marco vorsichtig und knapp nickte die Nordfrau. Das ließ er sich nicht zweimal sagen, schloss die Tür von innen, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich zu ihr ans Bett. Besorgt musterte er ihr Gesicht, doch zeigte sie ihm wie so oft, keinerlei emotionale Regung.

„Wie geht es dir?“, fragte Marco leise und Is zog beide Augenbrauen hoch.

„Gut. Und dir?“, murmelte sie skeptisch und Marco grinste.

„Ebenfalls", antwortete er und musterte sie weiter. Es kam beiden wie eine Ewigkeit vor, in der sie sich schweigend anblickten und Is wurde allmählich nervös. Unbewusst klopfte sie sich wieder auf die juckende Bauchwunde und starrte Marco eindringlich an. Dieser seufzte plötzlich und senkte den Blick, krampfhaft grübelnd darüber, was er sagen sollte.
 

"Hat...", fing er an zu sprechen, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken. Auffordernd hob Isbjorg eine Augenbraue und auch wenn er es nicht sah, weil sein Blick noch immer auf seinen Knien lag, spürte er diese Aufforderung.

"Hat er dich wenigstens gut behandelt?", fragte er leise und Isbjorg atmete leise aus.

"Ja", kam ihre knappe Antwort und erleichtert hob der Phönix den Kopf. Er blickte sie ernst an und nickte knapp.

"Marco, was wird das hier?", fragte sie misstrauisch und er zuckte mit den Schultern.

"Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so richtig. Ich hab mir einfach Sorgen gemacht", murmelte er und lehnte sich an. Nach einem weiteren, schweigenden Moment legte er den Kopf schief und musterte ihre Augen, die sich überraschender Weise gesenkt hatten und betrübt ihre Beine anstarrten.

"Vermisst du ihn?", flüsterte er und erschrocken blickte sie auf. Er spürte wie ihm diese Frage weh tat, auch wenn er nicht verstehen konnte wieso. Isbjorg hingegen rutschte zu ihm herüber, bis sich ihre Knie berührten und griff nach seinen Händen. Dann blickte sie ihm fest in die Augen und er war überrascht, als er einen kurzen Moment Unsicherheit in diesen las.

"Ein bisschen schon. Immerhin hab ich die letzten Wochen viel Zeit mit ihm verbracht. Aber weißt du... Ich habe mir schon den ganzen Tag die Frage gestellt, was ich mehr vermissen würde. Ihn und seine Crew, oder euch alle. Und ich brauchte nicht lange nachdenken um eine Antwort zu erhalten. Ihn, Bepo und den Rest vermisse ich", sprach sie ruhig und holte Luft. Sie spürte wie sich seine Hände kurz verkrampften und sie lächelte ihn traurig an.

"Und euch würde ich nicht vermissen", ergänzte sie weiter und sah wie seine Augenbrauen zuckten.

"Ohne euch wäre ich gar nicht mehr ich. Ohne euch wäre ich eine seelenlose Hülle. Ihr seid mittlerweile alles für mich. Deswegen ist es gut so wie es ist. Das ich nun Law und seine Crew vielleicht nie wieder sehe, empfinde ich als schlimm, weil sie mir alle wichtig geworden sind. Gute Freunde, einfach. Außerdem hasse ich Abschiede. Aber euch zu verlieren, wäre mittlerweile das Schlimmste was man mir antun könnte. Weil ich einfach so sehr lieben gelernt habe. Ihr seid meine Familie", flüstere sie und Marco lächelte auf. Er drehte seine Hände unter ihre, damit er sie umfassen konnte und streichelte mit seinem Daumen darüber.
 

Er griff ihre Hände, zog sie vom Bett und umarmte sie innig. Verdutzt blickte sie auf, doch auch sie kam nicht an einem Lächeln vorbei. Sie setzte sich auf seinen Oberschenkel und erwiderte die Umarmung.

"Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich. Das nervt", flüsterte sie ihm ins Ohr und er lachte auf.

"Ist nicht unbedingt einfach, bei dem ganzen Blödsinn, den du immer machst", murmelte er und schloss die Augen.

"Sind damit deine Fragen beantwortet?" fragte sie plötzlich und er dachte nach.

"An für sich schon. Mehr will ich auch eigentlich gar nicht wissen", murrte er leise und entspannte sich wieder. Tief atmete er ein und bemerkte, dass ihre Haare nach Kräutern rochen. Ihn quälten noch so einige Fragen, doch taten diese ihm weh. Zumal sie für seinen Geschmack, zu tief ins Private gingen.
 

„Du bist ein Blödmann“, flüsterte sie ihm zu und lehnte ihre Stirn an seine Wange.

„Was? Wieso das denn jetzt schon wieder?!“, fauchte Marco direkt los und sie kicherte belustigt.

„Einfach so. Ich hoffe Elena behandelt dich gut“, murmelte sie und sie spürte, wie sich sein Gesicht anspannte.

„Bitte? Wie kommst du denn jetzt auf Elena?“, fragte er verdutzt, denn er hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit.

„Ach hör doch auf. Schon vergessen? Ich habe euch gesehen. Aber du brauchst dich nicht rechtfertigen. Solange sie dich gut behandelt, sollte ich wohl zufrieden sein. Geh jetzt bitte. Sam kommt gleich wieder und wir haben noch viel zu bereden, was dich nichts angeht.“ Während sie sprach richtete sich Isbjorg auf und blickte ihn ernst an. Am Ende zwinkerte sie verschmitzt, stand auf und zog ihn auf die Beine.

„Kusch dich, mein Kommandant“, kicherte sie und streckte ihm die Zunge heraus.

„Isbjorg was erzählst du da?“, fragte er, immer noch verdutzt, doch schob sie ihn da schon Richtung Tür. Sie öffnete diese und prompt huschte Sam herein, mit zwei Tassen und einer Kanne in der Hand.

„Du verstehst das völlig falsch, Is. Da...“, doch hatte sie ihn da schon auf den Flur geschoben und knallte ihm lächelnd die Tür vor der Nase zu.

„... läuft doch gar nichts“, flüsterte er fassungslos und schüttelte den Kopf.
 

Lachend schmissen sich die beiden Frauen aufs Bett und Sam musterte ihre Freundin eindringlich.

„Was war das denn eben?“, flüsterte sie und lachte wieder los, als sie an Marcos verdutzten Blick dachte. Isbjorg hingegen winkte ab und grinste keck auf.

„Ich hab keine Ahnung. Er wollte wissen wie es mir geht, doch war das Gespräch seltsam. Seine Reaktionen kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Irgendwas beschäftigt unseren Kommandanten“, murmelte sie und zuckte dann mit den Schultern.

„Aber ist jetzt auch egal. Wo war ich eben stehen geblieben?“, fragte Is und schenkte Tee in die Tassen ein.

„Ich glaube bei dem Kuss“, antwortete Sam und nahm die Tasse von Isbjorg entgegen.

„Stimmt. Genau da. Also...“
 

~
 

„Pass mir gut auf meine Enkelin auf, Edward!“, zischte Momoka, die am Kai stand und finster zu Whitebeard herauf blickte, der gelassen an der Reling lehnte.

„Du hast mein Wort, alter Drache“, neckte er sie freundschaftlich und Momoka lachte auf.

„Großmutter! Ich kann auch gut auf mich alleine aufpassen!“, knurrte die Schwarzhaarige, die neben Whitebeard stand und beleidigt die Arme verschränkt hatte.

„Erzähl nicht so einen Blödsinn Mädchen. Außerdem passt dein Gedanke nicht zu dem Ideal einer guten Mannschaft. Eine Bande bedeutet nicht nur, dass ein Haufen verrotzter Bälger und ihr Kapitän von A nach B segeln, sondern auch, dass ihr eine wirkliche Bande zueinander eingeht. Man kümmert sich umeinander und passt aufeinander auf. Aber das lernst du sicherlich auch noch, wenn du dich nicht weiterhin so dumm anstellst!“, zischte die alte Frau und Elena knurrte auf.

„Ich werde dich auch vermissen, alte Frau!“, murrte sie und wand sich ab. Whitebeard nickte Momoka und ihren Arbeitern noch einmal respektvoll zu und ging dann zu seinem Thron.

„Bis nächstes Jahr“, rief Marco und winkte zum Abschied, wie die meisten aus Whitebeards Crew ebenfalls.

„Anker lichten! Großsegel setzen!“, rief Whitebeard und der Steuermann wiederholte den Befehl. Die Crew rief zur Bestätigung laut „Aye“ und jeder ging an seine Arbeit. Als das Schiff langsam aus der Bucht manövriert wurde, öffneten sie alle Segel, damit die Moby Dick auf Geschwindigkeit kam und das offene Meer ansteuerte. Marco und seine Division standen am Bug und lächelten dem Horizont entgegen. Isbjorg schloss kurz die Augen und atmete tief die stramme Meeresbrise ein, die ihr das Haar zerwühlte.

„Fühlt sich gut an“, murmelte sie und ihre Kollegen nickten zufrieden.

„Da hast du recht. Genießt diesen Augenblick noch einen Moment und dann geht ihr alle runter in die Lagerräume. Die Fracht muss noch sortiert werden. Das haben wir gestern nicht mehr geschafft. Ich nehme an ihr seid durchaus in der Lage, euch selbst vernünftig aufzuteilen und Gruppen zu bilden. Wenn ihr damit fertig seid, schaut bei den anderen Divisionen vorbei, ob ihr euch nützlich machen könnt. Falls nicht, habt ihr den Rest des Tages frei“, gab Marco die Befehle durch und seine Division salutierte. Dann rauschten alle davon.
 

Marco gesellte sich derweil zu Whitebeard und die anderen Kommandanten, die bei ihm standen und lächelte diese breit an.

„Endlich wieder das weite Meer. Hab ich ja schon vermisst, irgendwie“, lachte der Phönix auf und erntete einheitliches Nicken.

„Wohl wahr“, murmelte Vista.

„Möge der Alltag wieder beginnen“, rief Thatch und lachte schallend auf und Jozu brummte zufrieden.
 

~
 

„Nein!“, zischte Is und die Anwesenden an Deck, warfen ihr einen fragenden Blick zu, als scheppernd die Speisesaaltür aufflog und sie raus marschiert kam.

„Warum denn nicht?!“, knurrte Marco, der hinter ihr her stapfte.

„Darum! Musst du mir am ersten Tag schon wieder auf die Nerven gehen?!“, blaffte sie und Marco packte sie grob am Arm. Er riss sie herum und funkelte sie böse an.

„Und reiß du nicht schon wieder so Vorlaut deine Klappe auf!“, knurrte er und sie verdrehte genervt die Augen. Die Anwesenden Piraten schüttelten den Kopf. 'Jetzt geht das wieder los', schoss es vielen durch den Kopf.

„Marco du verstehst das nicht. Ich habe Nein gesagt, also akzeptiere das gefälligst und lass mich mit diesem Schwachsinn in Ruhe!“

„Nein! Dann erklär mir warum. Und vielleicht lass ich dich dann in Frieden“, murmelte er und sie seufzte.

„Ich darf nicht“, sprach Isbjorg leise, aber bestimmt. Und auf Marcos fragenden Blick hin, seufzte sie erneut.

„Ich habe Eide geschworen. Ich muss die Geheimnisse bewahren. Dazu gehören auch die Techniken. Und ich nehme so was verflixt ernst. Also belästige mich nicht länger damit!“, maulte sie nun wieder und er knurrte genervt auf.

„Du bist eine sture Ziege!“, blaffte Marco und Isbjorg lachte auf.

„Und du ein dummer Hornochse!“
 

Und so diskutierten die beiden noch eine geschlagene Stunde weiter, bis Whitebeard die Faxen dicke hatte und sich einmischte.

„Ruhe jetzt! Könnt ihr euch nicht einmal benehmen?!“, murrte er und trank einen kräftigen Schluck. Marco und Is schwiegen, doch erdolchten sie sich mit ihren Blicken.

„Und was hat diesen sinnlosen Streit jetzt schon wieder ausgelöst?“, fragte der Alte gelangweilt und Is drehte sich zu ihm.

„Dein nervtötender Vize verlangt von mir, einige unserer Nahkämpfer in die Assassinen Lehre zu nehmen und ihnen meine Techniken zu zeigen. Aber das kann er vergessen. Wie ich schon erwähnte, habe ich Eide geschworen!“, erklärte sie und Whitebeard grübelte nach.

„Marco du solltest das respektieren. Es wäre zwar nützlich und sicher von Vorteil, aber ich werde sie nicht zwingen, das zu tun. Und du solltest das auch nicht“, erklärte er ruhig und Marco gab sich geschlagen. Seufzend nickte er, doch funkelte er Isbjorg sogleich zornig an, denn sie streckte ihm breit grinsend die Zunge raus.

„Irgendwann schneide ich sie dir ab, Zimtzicke!“, knurrte er und Is lachte schallend auf.

„Versuchs doch, Ananasschädel“, kicherte sie und blickte ihn herausfordernd an.

„Elendige Mistkröte!“

„Pestverseuchte Taube!“

„Dumm schwätzende Kuh!“

„Zerfledderter Kanarienvogel!“

Genervt brummend griff sich Whitebeard an den Kopf. Die beiden machten ihn wahnsinnig. Er warf einen belustigten Blick zu Jozu, der sich ebenfalls genervt an den Kopf gegriffen hatte.

„Ich glaub ich bin schon wieder Urlaubsreif. Gurarara~“, lachte der Alte lauthals los und Jozu grinste ihn schief an.
 

Und so fing das Leben langsam wieder an, seinen gewohnten Weg zu gehen. Marco und Isbjorg stritten noch eine ganze Weile weiter, aber hauptsächlich aus Spaß, denn warum sie sich eigentlich beschimpften, hatten die beiden schon längst wieder vergessen. Außerdem wurden die beiden immer kreativer mit ihren Beleidigungen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute. Aber zumindest mal bis zum nächsten Abenteuer.

Salz und Pfeffer

„Hau Ruck! Hau Ruck!“, riefen ein paar Piraten, aus Curtels Division und zogen einen großen Hammerhai an Deck, den die erste Division gefangen hatte. Er wurde an Deck aufgehangen und hing jetzt neben sieben weiteren, großen Kadavern. Drei Wochen waren Whitebeard und seine Crew nun schon wieder auf dem offenen Meer unterwegs. Und heute war ein besonderer Tag. Wann immer die Crew in Gebieten landete, an denen es große Fischvorkommen gab, veranstalteten sie einen Divisionswettbewerb. An dem einen Tag, traten die ersten acht Divisionen gegeneinander an und einen Tag später, die nächsten acht. Wieder einen Tag später, gab es den Wettkampf zwischen den beiden Siegerdivisionen. So wurden nicht nur die Speisekammern gefüllt, sondern auch für Abwechslung gesorgt und der Kampfgeist, sowie der Teamgeist wurden gestärkt. Die Regeln waren denkbar einfach. Wer den größten Fang machte, hat gewonnen. Aber es durften keine Teufelskräfte eingesetzt werden, denn nicht jede Division, hatte Teufelsfruchtnutzer. Und der Preis? Der Preis war schlicht Freizeit. Die Sieger waren eine Woche lang von jeglichen Schiffsarbeiten befreit und die anderen Divisionen musste eben diese Arbeiten mit übernehmen und untereinander aufteilen.
 

Isbjorg blickte stolz auf den Hammerhai und klopfte dem toten Tier gegen die Flanke. Dann zog sie die letzte Harpune aus dem Kadaver und betrachtete sie ehrfürchtig.

„Schaut euch nur dieses Prachtexemplar an. Der Sieg ist uns sicher!“, sprach sie erfreut und blickte zu ihren Kollegen. Marco ging nickend zu ihr und lachte auf.

„Auf jeden Fall. Übrigens eine super Teamarbeit von euch allen“, sprach er und nickte stolz. Da Isbjorg und Sam zu den Geschicktesten der ersten Division gehörten, wurden sie dafür eingesetzt die Harpunen zu werfen. Marco und ein paar Andere hielten dabei Ausschau nach passenden Stellen oder potentieller Jagdbeute und der Rest war mit Rudern oder Harpunen reichen beschäftigt.

„Ha. Ihr denkt ihr habt schon gewonnen? Dann schaut mal her“, rief Ace und lachte aus voller Kehle. Irritiert blickte die erste Division zu Ace, der stolz einen Narwal präsentierte. Die Spitze des langen Horns berührte das Holz des Decks. Verdutzt legten Marco, Sam, Isbjorg und der Rest die Stirn in Falten.

„Oh Mist“, murmelte Sam.
 

„Gute Arbeit meine Kinder. Schauen wir doch mal, wer gewonnen hat“, brummte Whitebeard belustigt und prüfte scharfen Auges die Beute. Nachdenklich strich er sich über seinen Sichelbart und brummte. Dann nickte er und drehte sich zu den Teilnehmern.

„Ich denke das Ergebnis ist eindeutig, wenn auch knapp. Auf Platz drei haben wir die achte Division. Ein sehr schönes Exemplar, eines Zitronenhais“, nickte Whitebeard anerkennend und blickte zu Marco.

„Platz zwei geht an die erste Division. Ich habe selten so einen großen Hammerhai gesehen. Gut gemacht“, sprach er weiter und klopfte gegen den Kadaver.

„Und Platz eins geht an die zweite Division. Das nenne ich mal einen Brocken von einem Narwal. Der wird uns reichlich zu Essen geben“, sprach der alte Mann fröhlich und Ace sprang jubelnd in die Luft. Isbjorg hingegen knurrte ihn beleidigt an. Sie war einfach eine verdammt schlechte Verliererin.

„Das ist deine Schuld!“, zischte sie zu Marco, der nur überrascht die Augenbrauen hob.

„Wie bitte?“, fragt er überrumpelt.

„Das Tier, welches Ace gerade den Sieg schenkte, gehört eigentlich uns!“, knurrte sie und funkelte ihn bitterböse an. Marco wollte gerade lautstark protestieren, doch hämmerte Is ihren Zeigefinger gegen seine Brust.

„Doch wenn du nicht so herum geheult hättest, weil er ein wenig unser Boot durchgeschüttelt hat, hätten wir ihn gefangen. Schau es dir an. In dem Tier steckt sogar noch eine von unseren Harpunen. Und zwar die Erste, mit der Sam getroffen hat, wo das Seil gerissen ist!“, fauchte sie und Marco atmete entrüstet ein.

„Spinnst du jetzt?! Unsere Sicherheit ging ja wohl in erster Linie vor!“

„Ach komm. Wir hätten dich schon aus dem Meer gefischt, wenn du ungewollt ein Bad genommen hättest. Außerdem kannst du fliegen! Das Vieh hätte uns gehören können. Das ist unfair“, maulte Is weiter und verzog schmollend das Gesicht. Sam hingegen brach in schallendes Gelächter aus.

„Is, du bist echt ne schlechte Verliererin. Jetzt schmoll nicht, das nächste Mal gewinnen wir“, lachte sie und Isbjorg rang sich zu einem Schmunzeln durch.

„Na gut. Wenn unser werter Kommandant nicht wieder kneift“, murmelte sie und streckte Marco die Zunge raus, der sich nur genervt an den Kopf griff. Doch ehe er hätte kontern können, rauschte Isbjorg schon davon und hüpfte Ace auf den Rücken, der sie lachend im Huckepack hielt.

„Glückwunsch du Pappnase. Auch wenn dieses feine Tier fast uns gehört hätte“, lachte sie und klaute sich seinen Hut, den sie prompt aufsetzte.

„Tja. Chance vertan, nun gehört er uns“, lachte die Feuerfaust und tänzelte mit Isbjorg auf dem Rücken, um den Narwal herum.
 

„Gut. Morgen findet dann die zweite Runde statt. Und jetzt setzen wir die Segel und steuern die nächste Insel an“, rief Whitebeard und mit einem lauten „Aye“ rannte jeder an seinen Platz.

„Was ist das für eine Insel?“, fragte Is, die immer noch auf dem Rücken von Ace hing.

„Wenn die Insel mal einen Namen hatte, dann wurde er längst vergessen. Sie wird eigentlich nur noch Seemannsgrotte genannt. Keine Marine in der Nähe, dafür eine menge Abschaum. Die Hafenstadt ist allerdings riesig und der Markt floriert. Was auch daran liegen könnte, dass man da so ziemlich alles kriegt, was man will“, erklärte Ace und Is nickte ernst.

„Schmuggler?“, fragte sie und Ace drehte seinen Kopf in ihre Richtung.

„Aye. Unter anderem. Aber die Kneipen sind hervorragend“, lachte er und Is kicherte auf.
 

~
 

Gegen Nachmittag erreichten sie ihr Ziel und neugierig musterte die Crew die Insel und das Treiben in der Hafenstadt. Sie war wirklich riesig. Ein Ort voller schäbiger Holzhütten und Marktständen. Weiter hinten erblickten sie allerdings viele Lehmhütten, in den verschiedensten Größen. Hinter der Stadt erstreckte sich ein dichter Dschungel. Am Hafen selbst ankerten viele Piratenschiffe, doch konnten sie noch einen freien Platz für die Moby Dick finden, trotz der Größe des Schiffs. Ehrfürchtig blickten die vielen Menschen, Whitebeards Schiff entgegen. Denn sie wussten genau: Wenn der Piratenkaiser dort ankerte, könnte das jederzeit Ärger bedeuten. Denn die Meisten der Piraten dort, waren kleine Fische und hatten sicher nicht vor, sich mit einem der mächtigsten Männer der Welt anzulegen. Potentielle Taschendiebe lugten aus dunklen Ecken und versuchten sich die vielen Gesichter von Whitebeards Crew einzuprägen, damit keiner von ihnen aus versehen eines von Whitebeards Kindern bestahl. Händler blickten zur Moby Dick und sie witterten große Gewinne, auch wenn sie sich das zweimal überlegen würden, die Crew über den Tisch zu ziehen Ja, man konnte meinen, dass Whitebeard diese Insel gut im Griff hatte. Respekt war ein seltenes Gut auf dem Meer und vor allem unter den Piraten, doch hatte Whitebeard sich jeglichen Respekt hart verdient. Deswegen sorgte er sich auch keineswegs um seine Kinder, obwohl sie auf so gefährlichem Boden ankerten. Mord, Diebstahl und Gewalt war hier an der Tagesordnung, denn die Seemannsgrotte galt unter anderem als eine „Hochburg der Piraterie“. Es gab nicht mehr viele solcher Orte, schon alleine wegen der Marine und dieser Ort war einer der Letzten.
 

Die Crew sprang größtenteils von Bord und zerstreute sich auf den Markt. Ace und Thatch stürmten direkt zu einem Fleischstand, während Haruta und Sam eine Stand für Schmuck, mit glitzernden Augen einfingen. Auch Isbjorg entdeckte sofort einen Laden, der sie reizte. Einen Waffenstand. Kritisch musterte sie die vielen Dolche und Schwerter. Auch Marco und die anderen verteilten sich und nur eine Hand voll Piraten, sowie Whitebeard blieben an Deck. Izou, Vista und Curtel wurden damit beauftragt, neue Vorräte zu kaufen. Und so schnappten sie sich ein paar Leute aus ihren Divisionen und suchten die entsprechenden Läden. Isbjorg blickte kurz auf, denn Elena stand in ihrer Nähe, doch bekam die Schwarzhaarige das nicht mit. Diese war nämlich tief in Gedanken versunken und blickte geistesabwesend über den Markt, nicht genau wissend, was sie eigentlich suchte. Sie dachte an Marco und seufzte leise auf. Seit dem Streit in seiner Kajüte, ging er ihr häufig aus dem Weg oder hatte plötzlich keine Zeit mehr. Und das verletzte sie, auch wenn sie verstehen konnte, warum er so reagierte. Erneut seufzte sie, als sie plötzlich von hinten gepackt wurde und in die dunkle Gasse hinter ihr gezogen wurde. Vor Schreck quiekte sie kurz auf, doch wurde ihr augenblicklich eine Hand auf den Mund gepresst. Panisch versuchte sie sich zu wehren, doch war der Griff zu stark und sie erkannte noch nicht einmal, wer sie da so grob durch die Gasse zerrte. Kurz darauf wurde sie grob herum gedreht und gegen die Wand gedrückt. Elena erkannte vier Männer, die offensichtlich betrunken waren. Lüstern blickten die Vier sie an und der Kerl der ihr den Mund zu hielt, fing plötzlich lachend an, ihre Brust zu streicheln. Zwei andere hielten ihre Arme fest im Griff und der Vierte stand neben seinen Kumpanen. Feurig blitzten seine Augen Elena an und er leckte sich über die Lippen. Elena hingegen riss panisch die Augen auf und versuchte sich zu wehren. Sie zappelte wie verrückt und versuchte sich mit aller Macht los zu reißen, doch wurde das schäbige Lachen dieser Männer, nur lauter dadurch. Bei dem erneuten Versuch sich los zu reißen, riss plötzlich der Träger von ihrem Top. Laut gackerte der Mann vor ihr auf und riss Elenas Top grob herunter.

„Eine hübsche Frau hast du uns da gefischt, Butcher“, lallte der Mann rechts von Elena.

„Ich kann es kaum erwarten“, knurrte der Mann, der etwas abseits stand, erwartungsvoll. Elena versuchte zu schreien, doch drangen nur dumpfe Laute durch die Hand, die auf ihren Mund gepresst wurde. Grob wurde ihr Kopf herum gerissen, denn der Kerl links von ihr, verpasste ihr eine kräftige Ohrfeige.

„Hör auf so herum zu zappeln und sei still, sonst werden wir dir richtig weh tun“, zischte er sie an und Elena wurde schlecht. Sie roch schwere Rum Fahnen, Schweiß und den Mundgeruch der Kerle.
 

Isbjorg blickte misstrauisch auf. Hatte sie nicht eben leise den Schrei einer Frau gehört, fragte sie sich. Sie blickte zu Elena, doch war sie verschwunden. Fragend hob Is ihre Augenbrauen und blickte über das Marktgelände, doch sah sie nirgends die Schwarzhaarige.

>Hier stimmt doch etwas nicht<, grübelte Isbjorg und blickte wieder zu der leeren Stelle, wo vor wenigen Augenblicken noch Elena stand. Im Straßenstaub lag ein hellrotes Tuch, was Isbjorg jetzt aufhob und musterte.

>Das gehört doch dem Sumpfhuhn. Das ist ihr lächerliches Kopftuch<, stellte die Nordfrau fest und blickte misstrauisch in die dunkle Gasse. Sicheren Schrittes ging sie hinein, stets darauf vorbereitet anzugreifen, sollte sie auf Idioten treffen, die sie belästigen oder ausrauben könnten. Nach einem kurzen Marsch durch die Gasse, erreichte sie eine Kreuzung, die sich nach links und rechts auf zweigte. Und hinter der linken Ecke hörte sie das Lachen einiger Männer, sowie das wimmern einer Frau. Isbjorg zog ihren Dolch und pirschte sich heran. Vorsichtig lugte sie um die Ecke und sah Vier Männer, sowie das verzweifelte Gesicht einer Frau, die Isbjorg mittlerweile zu gut kannte. Zwei der Männer hielten Elenas Arme fest. Ein Dritter stand direkt vor Elena und betatschte ihre Brust. Außerdem sah Isbjorg, dass Elenas Top zerrissen und herunter gezogen war. Der Vierte Kerl stand unweit von Isbjorg, mit dem Rücken zu ihr und nestelte an seiner Hose herum. Zornig zuckte Isbjorgs Augenbraue.

>Diese elendige Dreckskerle!<, zischte sie in Gedanken und schlich sich heran. Und ehe der Kerl, der Abseits stand, hätte einen Mucks von sich geben können, legte Isbjorg ihm schon fest die Hand auf den Mund. Zeitgleich rammte sie dem Mann ihren Dolch in die Rippen und beendete ihr Werk, in dem sie ihm ruckartig den Kopf zur Seite drehte. Dann zog sie ihm den Dolch aus dem Leib und richtete sich wieder auf.

„HEY!“, brüllte sie und erschrocken fuhren die Männer zusammen und starrten Isbjorg an. Der vordere Kerl ließ Elena ruckartig los und warf einen Blick auf seinen toten Kameraden. Zornig funkelte er Is an und griff zu seinem Schwert, doch trat ihm Isbjorg daraufhin mit Schwung zwischen die Beine. Japsend ging er zu Boden. Der Linke Typ wollte sich auf Is stürzen, doch schon ging auch er zu Boden, mit einem tiefen Schnitt an der Kehle.
 

Isbjorg packte den Kopf von Butcher, der immer noch vor ihr kniete und jammernd seinen Schritt hielt. Auch ihm brach sie das Genick, ohne ihm einen Blick zu würdigen , denn ihre Augen fixierten den letzten Pirat, der geschockt die Augen aufgerissen hatte. Panisch japste er auf, drehte sich um und wollte flüchten. Belustigt zuckte Isbjorgs Mundwinkel und sie zog einen zweiten Dolch.

„Du entkommst mir nicht, Scheißkerl!“, zischte sie und sprintete hinterher. Kurz hinter ihm sprang sie und streckte ihn zu Boden, mit beiden Dolchen im Rücken. Kaltblütig drehte Is noch die Dolche nach rechts, beziehungsweise links und zog sie dann aus seinem Rücken. Unbeeindruckt verstaute sie ihre Waffen wieder und drehte sich zu Elena um. Sie hingegen war derweil auf den Boden gerutscht und hatte geistesabwesend ihr Top wieder hoch gezogen, um ihre Blöße zu verdecken. Apathisch starrte sie die Wand vor sich an. Is ging zu ihr herüber, packte sie am Ellenbogen und zog sie auf die Beine. Elenas geschockter Blick legte sich auf Isbjorg, doch die Nord zog sie nur durch die Gasse, weg von dem Gemetzel. Widerstandslos ließ sich Elena mitziehen.
 

Nach einer Weile erreichten Isbjorg und Elena einen Ausgang der Gasse und standen auf einer Wiese.

„Setz dich“, brummte Isbjorg leise und nickte in Richtung eines Baumstammes, der umgekippt auf der Wiese lag. Vorsichtig nickte Elena. Isbjorg hingegen blieb am Eingang der Gasse stehen, mit dem Rücken zu Elena, die Arme verschränkt. Nach einem weiteren Moment horchte Is auf, denn Elena fing an zu Schluchzen. Langsam drehte sich Is um und blickte sie an. Elena hatte sich nach vorne gebeugt, die Ellenbogen auf die Beine gestützt und das Gesicht in ihren Händen vergraben. Leise weinte sie und Isbjorg hob überrascht ihre Augenbraue. Dann seufzte sie leise und ging zu der Schwarzhaarigen herüber. Sie setzte sich zu ihr, blickte ernst Richtung Himmel und legte ihr dann die Hand auf den Rücken.

„Ist schon gut. Beruhige dich wieder. Du bist in Sicherheit“, sprach Is leise und schloss die Augen. Sie spürte, dass Elena versuchte sich zu beruhigen, doch scheiterte sie kläglich. Erneut seufzte Isbjorg auf und öffnete wieder die Augen.

„Na da bin ich ja noch einmal zur rechten Zeit gekommen“, murmelte sie und grinste Elena schief an. Elena hingegen hielt plötzlich die Luft an und blickte auf. Giftig blickte sie zu der Nordfrau, doch als sie Isbjorgs Grinsen sah, wurde ihr bewusst, dass Is es nur gut meinte. Elena senkte den Blick und nickte vorsichtig.

„Haben diese Schweine dir weh getan?“, fragte sie ernst und Elena nickte. Doch hielt sie inne und schüttelte dann mit dem Kopf.

„Nicht der Rede wert. Nur eine Ohrfeige“, nuschelte sie und schniefte. Erneut hob Elena den Blick und schaute Isbjorg eindringlich an. Fragend hob diese eine Augenbraue. Doch schüttelte Elena verwirrt den Kopf.

„Danke für deine Rettung. Aber wie hast du mich nur gefunden?“, fragte sie leise und Isbjorg grinste wieder schief.

„Deswegen“, nuschelte Is und zog Elenas Kopftuch aus der Tasche.

„Du warst plötzlich weg und das lag im Staub vor der Gasse“, erklärte sie weiter und reichte Elena ihr Tuch. Is beäugte Elenas zerrissenes Top und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Dann öffnete sie den Reißverschluss ihrer dünnen Jacke, die sie trug. Sie hatte sie angezogen, weil sie dachte, es wäre kühl auf der Insel, doch hatte sie sich geirrt und ihr war eh zu warm. Zum Glück war ihr die Jacke viel zu groß, sonst würde sie Elena vermutlich nicht passen. Denn Elena war nicht nur größer als Is, sondern hatte auch wesentlich mehr Holz vor der Hütte. Sie zog die Jacke aus und reichte sie Elena.

„Hier. Zieh das an. Du willst sicher nicht so zurück gehen, oder?“, murmelte Is und dankbar ergriff Elena die Jacke.

„Nein. Danke“, nuschelte sie beschämt und wusste gar nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Nach einem leisen Seufzer, zog Elena die Jacke von Isbjorg über und zog den Reißverschluss zu.
 

„Komm, ich bring dich aufs Schiff zurück. Und ich möchte, dass du heute Abend nach dem Abendessen, in meine Kajüte kommst. Ich denke wir beide müssen uns mal unterhalten. Wir müssen verhindern, dass so etwas noch einmal passiert“, erklärte Is streng und stand auf. Verwirrt blinzelte Elena zu ihrer Kontrahentin, doch nickte sie dann.

„Wenn du mir erklärst wie, werde ich dir zuhören“, murmelte sie und folgte Is zurück in die Gasse. Auf dem Weg zum Schiff, wurden die beiden fragend gemustert, denn immerhin erkannten einige der Whitebeard Piraten, Isbjorgs Jacke. Und dass die beiden zusammen zum Schiff gingen, kam auch einigen Whitebeardpiraten spanisch vor. Fragende Blicke wurden ausgetauscht und gegenseitig mit den Schultern gezuckt. Isbjorg begleitete sie, bis zu ihrer Kajüte. Elena drückte die Tür auf und blickte noch einmal zu Isbjorg, die entspannt im Gang stand, die Hände in den Hosentaschen vergraben und die Augen geschlossen hatte. Immer noch verwirrt, schüttelte Elena sachte mit dem Kopf.

„Danke nochmal“, nuschelte sie und Isbjorg öffnete die Augen. Sie zog eine Hand aus ihrer Hosentasche und winkte gelassen ab.

„Nicht dafür“, nuschelte der Blondschopf und ging den Gang weiter entlang, bis sie zu der Kreuzung kam, wo es unter anderem zu der Kombüse ging. Isbjorg öffnete die Tür zu der Kombüse und sah, wie die Köche und Küchenhilfen eifrig damit beschäftigt waren, die Fänge vom Morgen auseinander zu nehmen. Freundlich nickte sie allen zu und ging zum Herd. Dort setzte sie Tee auf und beobachtete zwei Küchenhilfen, die begeistert mit dem Horn des Narwales fochten. Ein tiefes Knurren ertönte und belustigt blickte Isbjorg zum Küchenchef, der hinter den beiden Jungs stand und bedrohlich eine Kelle schwang.

„Ihr habt zu arbeiten, ihr faulen Maden!“, brüllte er sie wütend an und die beiden duckten sich augenblicklich. Ängstlich huschten sie durch die Kombüse und machten sich hektisch an die Arbeit. Dann grinste der Küchenchef Isbjorg an, die das Geschehen nur amüsiert beobachtet hatte. Sein Name war eigentlich Hoshi, doch nannten ihn alle nur Kelle. Denn man sah ihn nie ohne seine Kelle, die er jedem, ohne zu zögern über den Schädel schlug, der ihm auf die Nerven ging, oder seine Anweisungen nicht schnell genug ausführte. Er selbst nannte sich auch gerne Kombüsen Käpt´n. Denn das war sein Reich. Er war der alleinige Herrscher der Küche und ließ sich in Dieser, noch nicht einmal was von Whitebeard sagen. Die Meisten aus der Crew mieden ihn, weil er meist ein unangenehmer Zeitgenosse war. Doch seine Kochkünste waren legendär. Isbjorg hingegen, verstand sich prima mit ihm, was aber die Crew keinesfalls verwunderte. Gleiches und Gleiches gesellt sich gern, murmelten sie häufig.

„Na Isbjorg. Dich habe ich ja lange nicht mehr in meiner Küche gesehen“, rief er erfreut und lachte sie an. Die Angesprochene nickte lächelnd und schüttete den fertigen Tee in eine große Tasse.

„Bin auch schon wieder weg. Wollte nur Tee holen. Ich komm später nochmal vorbei. Dann können wir gerne eine Runde plaudern“, rief sie ihm zu und zwinkerte schelmisch. Nachdem er grimmig grinsend nickte, huschte Is mit der Tasse in den Händen wieder davon. Vor Elenas Kajüte hielt sie an und klopfte.

„Ja?“, hörte Isbjorg von der anderen Seite der Tür und zaghaft öffnete sie diese. Neugierig lugte sie in Elenas Reich, doch entdeckte sie nichts, was sie wirklich beeindrucken könnte. Außer, dass die Kajüte sauber und ordentlich war.

„Ich habe dir eine Tasse Tee gemacht, damit du dich wieder beruhigst. Du brauchst heute Abend einen klaren Kopf“, nuschelte die Nordfrau und trat ein. Elena saß auf ihrem Bett und blickte Is verwundert an. Dann nahm sie aber den Tee entgegen und nickte dankbar. Unbewusst schnupperte sie an dem Tee und blickte misstrauisch die Nordfrau an, die nur genervt die Augen verdrehte.

„Nein, er ist nicht vergiftet, falls du so etwas stupides von mir erwarten solltest“, murmelte sie gelangweilt.

„Ich rette dir bestimmt nicht das Leben, nur um dich eine Stunde später zu vergiften. Also trink oder lass es sein. Ist mir völlig egal. Sorge einfach nur dafür, dass du heute Abend nicht wie ein Häufchen Elend zu mir kommst“, zischte Is und drehte ihr den Rücken zu, um wieder zu gehen.

„Ich...“, murmelte Elena und Isbjorg blickte über ihre Schulter.

„Es tut mir Leid Isbjorg. Du wolltest nur nett sein und ich verhalte mich so undankbar. Warte noch kurz“, nuschelte sie, trank einen Schluck Tee und lächelte auf. Der Tee schmeckte köstlich und die Wärme tat der Schwarzhaarigen unglaublich gut. Dann stellte Elena die Tasse bei Seite und stand auf. Is bemerkte, dass sie sich umgezogen hatte und nun lediglich ein schwarzes T-Shirt trug. Elena ging in ihr Badezimmer und kam sofort zurück, mit Isbjorgs Jacke in der Hand.

„Hier. Danke für das ausleihen. Ich hab die Jacke nicht schmutzig gemacht, aber ich kann sie natürlich trotzdem waschen, wenn du das willst“, nuschelte sie und Isbjorg hätte schwören können, dass Elena plötzlich schüchtern wurde. Schief grinste die Nordfrau auf, schnappte sich ihre Jacke und zog sie an.

„Schon gut. Denk dran. Heute Abend, nach dem Abendessen“, murmelte Is, öffnete ihre Tür und huschte heraus.
 

Auf dem Weg, zurück an Deck, lief Marco ihr über den Weg und Isbjorg verdrehte belustigt die Augen. Denn irgendwie hatte sie damit schon gerechnet. Der Vize hingegen blieb vor ihr stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie misstrauisch. Sie blieb stehen und lächelte fröhlich.

„Isbjorg? Was geht hier vor?“, fragte er und musterte ihr fröhliches Gesicht. Nachdenklich tippte sie sich gegen das Kinn.

„Öhm... Ich bin auf dem Weg zum Deck“, erklärte sie, unschuldig blickend und gluckste.

„Ach wirklich? Und was war das vorhin? Wo ist Elena?“, fragte er weiter und sie grinste. Isbjorg trat einen Schritt näher und legte ihm ihre Hände auf den Arme.

„Ach Schätzchen. Sei nicht immer so neugierig. Du fragst dich, warum sie und ich gemeinsam zum Schiff zurück kehrten. Vielleicht fragst du dich auch, warum sie meine Jacke trug. Das mag für dich Seltsam erscheinen, doch werde ich dir diese Fragen, jetzt nicht beantworten. Denn es hat jetzt noch keine Relevanz für dich. Vielleicht ändert sich das heute Abend, aber jetzt ist es noch nicht Wichtig für dich“, erklärte sie freundlich und lächelte ihn zuckersüß an. Dann strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und stupste mit dem Zeigefinger seine Nase an. Immer noch lächelnd, schlüpfte sie an ihm vorbei und tänzelte davon. Überrascht hatte er beide Augenbrauen gehoben und räusperte sich verlegen.

„Hättest du mich nicht einfach anbrüllen können? Damit komme ich irgendwie besser zurecht“, nuschelte er beschämt und schlenderte davon, in Richtung seiner Kajüte.
 

~
 

Es war Abend und das Abendessen war seit ungefähr einer Stunde vorbei, als es leise an Isbjorgs Tür klopfte. Is brummte zur Bestätigung und vorsichtig trat Elena ein. Überrascht blickte sie sich um und neugierig, musterte sie Isbjorgs Waffensammlung.

„Du wolltest mich sprechen?“, fragte die Schwarzhaarige vorsichtig und ernst nickte Isbjorg.

„Ja. Setz dich“, murrte die Blondine und zeigt auf den Stuhl, an ihrem Schreibtisch. Elena folgte ihrem Wunsch und nahm unsicher platz. Doch war sie neugierig, was ihre Kontrahentin geplant hatte und blickte sie deswegen auffordern an.

„So etwas, wie heute, darf nie wieder passieren! Du hattest verdammtes Glück, dass ich in der Nähe war. Doch nächstes Mal, ist vielleicht niemand da, der dir zur Hilfe eilen kann. Und genau deswegen bist du hier. Ich habe ein Angebot für dich“, nuschelte die Nordfrau und Elena hob fragend, eine Augenbraue.

„Du hattest zwei Probleme heute, die ich dir austreiben werde. Erstens hast du dich von deiner Panik übermannen lassen und Zweitens bringt dir ein Säbel, in solch einer Situation überhaupt nichts. Ich werde dich Schulen. Und zwar wie du in gewissen Situationen reagieren musst, sowie dem Dolchkampf“, erklärte Is und öffnete ihre Truhe. Dort kramte sie einen Moment, dann zog sie etwas heraus und reichte es Elena. Überrascht nickte sie.

„Das hier ist ein Dolch, wie du unschwer erkennen kannst. Doch ist das nicht nur irgendein Dolch, sondern ein von mir geschmiedeter. Man nennt ihn Deadra Dolch. Ich habe ihn auch verzaubern lassen, denn er ist in der Lage, deinen Gegnern die Ausdauer zu entziehen, mit jedem Treffer. Er ist etwas Besonderes. Eines meiner Meisterwerke. Solange wie du von mir ausgebildet wirst, wird er deine Waffe sein. Ein Zeichen dafür, dass du meine Schülerin bist. Und alles was ich dir beibringe, bleibt hinter verschlossenen Türen! Ich habe Eide geschworen, mein Wissen nicht weiter zu geben, doch breche ich diese damit. Umso Wichtiger ist es, dass du dich zum Stillschweigen berufst. Dass du mir einen Schwur leistest, dieses Wissen mit Niemandem zu teilen! Und eines schwöre ich dir. Brichst du deinen Schwur, ist dein Leben verwirkt und ich werde keine Sekunde zögern, einen Kontrakt gegen dich zu stellen. Die Augen, die Ohren und die Klingen der Assassinen reichen weit und der Kontrakt wird akzeptiert werden. Und auch ich werde mich, für den Bruch der Eide verantworten müssen. Also überlege dir gut, ob du meine Hilfe willst und ob du bereit bist, diesen Schwur zu leisten“, erklärte Isbjorg und durchbohrte sie mit ihrem Blick. Elena schluckte und grübelte über ihre Worte nach. Geduldig wartete Isbjorg. Elena hingegen atmete erst einmal tief ein.

„Zuerst möchte ich etwas wissen“, murmelte sie und verzog ernst das Gesicht. Is nickte.

„Warum? Du hast mich gerettet, okay. Dafür bin ich dir dankbar. Aber warum willst du mich jetzt ausbilden? Ich verstehe das nicht“, murmelte sie und Isbjorg seufzte.
 

„Wenn ich das wüsste“, nuschelte Is und griff sich an den Kopf.

„Keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden. Keine Frau, sollte wie ein Stück Fleisch behandelt werden, oder Gefahr laufen, vergewaltigt zu werden. Und da ist es mir egal, ob ich diese Frau leiden kann, oder nicht. Zum Spaß gebe ich mein Wissen sicher nicht weiter, aber ich habe dich kämpfen sehen. Du bist nicht schlecht an dem Säbel, aber hilft dir dieser nicht, dich in extremer Nähe zu verteidigen. Du hast Kraft in deinem Schwertarm, aber du weißt nicht, wie man sich im Nahkampf effektiv verteidigt. Außerdem hofft Vater darauf, dass du eine Bereicherung für diese Crew bist. Nur das bist du, zu dieser Zeit nicht. Noch nicht. Ehrlich gesagt, gehörst du derzeit noch zu den schlechtesten Kämpfern hier und hast auch sonst keine nützlichen Fähigkeiten, um die Crew zu bereichern“, erklärte sie ehrlich und Elena zischte beleidigt auf.

„Hör doch auf, mit dem Verhalten! Denk einfach über meine Worte nach und du wirst merken, dass ich recht habe. Ich finde dich dennoch Scheiße, Elena. Aber nichts desto trotz, gehörst du zur Crew und wir sind somit Kameraden. Ich habe im Krieg gedient, habe sogar einen Soldatentrupp eigenhändig ausgebildet. Dich auszubilden wird denkbar einfach werden. Und so haben wir beide was davon. Du weißt, wie du in zukünftigen Notsituationen zu agieren hast und ich kann beruhigt sein, weil du mit deiner Unwissenheit, keine Kameraden in Gefahr bringst. Also. Denk darüber nach und lass es mich wissen, wenn du meine Hilfe willst“, zischte nun Isbjorg und ihr Blick wurde eisig. Elena blickte auf ihre Hand, in der immer noch der Dolch ruhte und sie zog ihn aus der Scheide. Die Klinge war schwarz und rote Schriftzeichen, in einer ihr fremden Sprache, waren darauf graviert. Dann schluckte sie und atmete ein.

„Also gut. Ich denke ich brauche Hilfe. Ich bin bereit, diesen Schwur zu leisten, auch wenn ich befürchte, dass ich es früher oder später bereuen werde“, nuschelte sie und verzog missmutig das Gesicht. Is hingegen grinste schelmisch auf.

„Oh ja. Das wirst du“, kicherte Is.
 

~
 

Marco saß in seiner Kajüte, am Schreibtisch und blickte eindringlich auf einen Plan. Diesen hatte er von Isbjorg bekommen. Es zeigte den Umriss der Moby Dick, mit ihren Masten und dem Deck, sowie vielen Markierungen darauf und Beschriftungen. Es war der Anfang eines Taktikplanes, bezüglich der Fernkämpfer, die Positionen dieser und deren potentieller Aufgabe. Anerkennend nickte er und studierte ihn eingehend. Am Rand des Planes, machte er sich sogar eigene Notizen, oder ergänzte ihre Gedankengänge. Und erneut musste er sich eingestehen, dass sie es immer wieder schaffte, ihn zu beeindrucken. Sie war keine schlechte Taktikerin.
 

Erschöpft rieb er sich die Augen und gähnte herzhaft auf. Die letzte Zeit, war er fast nur noch von Müdigkeit geplagt. Was daran lag, dass er seit Wochen nicht mehr richtig schlief. Seit ihn damals die Erinnerung an seine Vergangenheit einholte, dachte er immer Häufiger an diese und träumte dementsprechend schlecht. Oft riss es ihn mitten in der Nacht aus dem Schlaf und raubte ihm diesen. Entnervt rieb sich Marco seine Schläfen und grübelte darüber, wie lange ihn diese Schlaflosigkeit noch verfolgen würde. Er fragte sich, wann er denn endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen würde. Seufzend öffnete er wieder die Augen und blickte auf Isbjorgs Plan.
 

~
 

„Gut. Du wirst noch viel theoretisches Wissen von mir erlangen. Vieles davon werden wir früher oder später, auch in die Praxis umsetzen. Aber Theorie ist wichtig. Ohne sie, versteht man die praktische Anwendung nicht. Und jetzt noch eine wichtige Lektion für die Zukunft: Stelle dich niemals, mit dem Rücken zu einer dunklen Gasse und versinke in Gedanken! Ernsthaft Elena! Wie dämlich muss man eigentlich sein?!“, zischte Isbjorg und Elena zuckte grummelnd zusammen.

„Verinnerliche Folgendes: Du musst stets einen klaren Kopf bewahren, so schwer es auch fällt. Stets wachsam und auf alles vorbereitet. Vor allem wenn du dich irgendwo befindest, wo du noch nie warst, oder nicht absolut sicher sein kannst, dass du in Sicherheit bist! Wenn du vor dich hin Grübeln musst, dann tu es auf dem Schiff, oder sonst irgendwo, wo deine Sicherheit garantiert ist. Diese Lektion klingt einfach, ist sie aber nicht. Das weiß ich selbst. Aber denk darüber nach und nimm sie in dir auf. Dann wird dir so etwas nie wieder passieren. Und nun geh ins Bett. Wir treffen uns morgen früh, bei Sonnenaufgang am Heck. Dort zeig ich dir die erste praktische Übung“, erklärte Isbjorg und Elena nickte eifrig. So sehr wie sie Isbjorg auch nicht leiden konnte, doch hatte sie am heutigen Abend schon eine menge theoretisches Wissen erlangt und sie müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass sie nicht begierig darauf war zu lernen.

„Einen Moment noch“, rief Isbjorg ihr zu, als Elena gerade ihre Tür öffnen wollte.

„Ich werde Marco davon erzählen müssen“, murmelte Is und seufzte. Elena hob fragend ihre Augenbrauen.

„Wieso?“, fragte sie leise und Is schüttelte den Kopf.

„Aus zweierlei Gründen. Erstens, weil er mein Kommandant ist und einfach davon erfahren muss. Immerhin gehörst du nicht zur ersten Division und solltest an für sich von Vista, oder einem seiner Leute unterrichtet werden und Zweitens weil er von mir vor einigen Wochen verlangt hat, ein paar Leute aus der Crew auszubilden, ich mich aber geweigert habe. Wenn ich ihm deine Ausbildung verschweige und er findet aus raus, - was er zweifelsfrei irgendwann tun wird – wird es zu dem schlimmsten Krach aller Zeiten kommen. Und darauf hab ich derzeit wirklich keine Lust“, erklärte sie und Elena nickte.

„Klingt plausibel. Also gut“, antwortete die Schwarzhaarige und öffnete Isbjorgs Tür.

„Komm morgen nicht zu spät“, rief ihr Isbjorg noch hinterher und nachdem Elena schon eine Weile verschwunden war, machte Is sich auf, um noch einmal bei Marco vorbei zu schauen.
 

Sie hielt vor seiner Tür und sah, dass noch Licht brannte. Sachte klopfte sie an und öffnete vorsichtig die Tür. Sie erblickte Marco an seinem Schreibtisch. Dort saß er, hatte allerdings den Kopf auf seinen Armen liegen und schien tief und fest zu schlafen. Vorsichtig trat sie ein und legte überrascht den Kopf schief. Langsam schlich sie zu ihm. Sie bemerkte, dass er tatsächlich sehr tief am Schlafen war und, dass er sehr unruhig schlief. Isbjorg blickte auf sein Bett und beäugte seine Zudecke. Diese schnappte sie sich jetzt und ging zurück zu seinem Platz. Sachte legte Is ihm die Decke über die Schultern und strich ihm vorsichtig über das Haar. Unruhig brummte Marco auf und Isbjorg hielt inne. Angestrengt atmete er und drehte den Kopf ruckartig zur Seite. Die Augen unter seinen geschlossenen Lidern bewegten sich unaufhörlich und allmählich wurde Isbjorg nervös.

„Nein“, brummte er leise.

„Lasst mich in ruhe!“, zischte er im Schlaf und brummte wieder angestrengt. Isbjorg kaute sich zweifelnd auf der Unterlippe und konnte sich nicht mehr mit ansehen, wie er sich quälte. Sie ging neben ihm in die Hocke und fasste ihm sanft an die Schulter.

„Hey Marco. Wach auf“, sprach sie leise und rüttelte ihn vorsichtig. Panisch riss dieser die Augen auf, knurrte wütend aus tiefster Kehle und griff blitzschnell nach Isbjorgs Hals. Er riss sie zu Boden und stürzte sich auf sie, den Griff noch immer fest an ihrer Kehle und es schnürte ihr die Luft ab. Sie japste auf und sah, dass in Marcos Augen der blanke Hass loderte. Hass der nicht ihr galt. Er war wie in Trance und sie riss die Augen weit auf. Angst spiegelte sich in diesen. Geschockt blickte sie ihren Kommandanten an, dessen Gesicht einer Maske glich. Eine Maske aus Hass und Zorn.

„Marco“, keuchte sie leise und versuchte wieder zu atmen. Zittern hob sie die Hand und legte sie ihm auf die Wange.

„Marco, ich bin es. Isbjorg“, wisperte sie und sie sah, wie etwas in seinen Augen aufloderte. Sein Griff lockerte sich und gierig sog Isbjorg die Luft in ihre Lungen. Sie hustete auf und Marco zog ruckartig seine Hände von ihrem Hals weg.

„Isbjorg?“, fragte er überrascht und atmete erschrocken ein.

„Scheiße!“, rief er und setzte sich blitzschnell auf, denn er lag bis gerade eben, noch immer halb auf ihr. Erschrocken über sich selbst, presste er seine Faust, gegen seine Stirn und blickte ungläubig auf Isbjorg herab, die sich mittlerweile an den Hals gegriffen hatte und schwer atmete.

„Ach du Scheiße! Isbjorg, es tut mir so leid“, japste er auf, packte sie und zog sie zu sich hoch. Dann schloss er sie fest in die Arme. Für Isbjorg fühlte es sich an, als klammerte er mit einer Art Verzweiflung an ihr. Immer noch geschockt, starrte Isbjorg über seine Schulter, seinen Schreibtisch an.
 

„Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich war wie in Trance. Ich hab dich nicht erkannt“, versuchte er sich zu erklären und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Isbjorgs Kopf lehnte an seinem Hals und sie spürte wie sein Herz am rasen war. Leise seufzte Is, hob ihre Hände und legte sie auf seinen Rücken. Beruhigend streichelte sie darüber und spürte, dass seine Muskeln angespannt waren.

„Schon gut“, flüsterte sie und spürte wie er nach oben zuckte. Sofort lockerte sich sein Griff und er umfasste ihren Kopf mit beiden Händen. Er hielt sie ein Stück von sich weg und blickte ihr verzweifelt, ja fast wahnsinnig in die Augen.

„Nein! Nein das ist nicht gut. Ich hätte dich fast erwürgt. Das ist unverzeihlich!, zischte er und sie las Scham in seinen Augen.

„Doch Marco. Es ist gut. Du wolltest das nicht und deswegen verzeihe ich dir auch“, murmelte sie und er drückte sie wieder an sich. Angespannt atmete er aus, doch schien er sich allmählich zu beruhigen.

„Es tut mir so leid“, flüsterte er und sie schmiegte sich an ihn.

„Magst du mir vielleicht erklären, warum du mich fast erwürgt hättest?“, fragte sie nach einer Weile und er spannte sich wieder an.

„Ich würde, wenn ich könnte. Aber ich kann das nicht. Nicht jetzt. Nicht hier. Tut mir Leid“, nuschelte er in ihr Haar und sie nickte.

„Aber ich bestehe darauf, dass du es irgendwann tust. Du weißt, dass du mir vertrauen kannst, Marco. Vielleicht hilft es, darüber zu reden“, sprach sie ruhig und er seufzte.

„Ja. Vermutlich. Aber jetzt ist noch nicht die Zeit. Was machst du eigentlich in meiner Kajüte?“, fragte er plötzlich misstrauisch und sie lachte auf.

„Ich wollte eigentlich mit dir noch was besprechen und hab gesehen, dass bei dir noch Licht brennt. Ich hab sogar angeklopft, aber als keine Reaktion kam, wollte ich schauen ob bei dir alles in Ordnung ist“, erklärte sie und er schnaubte.

„Du kannst doch trotzdem nicht einfach rein kommen. Was wäre gewesen, wenn ich dich nur nicht gehört hätte und wäre beispielsweise nackt hier herum gelaufen?“, zischte er beleidigt und sie gluckste.

„Dann mein Kommandant... hätte ich dich aufs Übelste ausgelacht“, kicherte sie und auch er konnte nur Schmunzeln.

„Und was wolltest du jetzt besprechen?“, fragte er. Sie löste sich aus seiner Umarmung und stand auf. Dann hielt sie ihm die Hände hin und zog ihn auf die Beine.

„Ich glaube, nach der Sache von eben, kann das durchaus auch bis Morgen warten. Ich glaube dir würde jetzt eine Portion Schlaf nicht schaden. Hoffentlich ohne weitere Albträume“, nuschelte sie, gab ihm einen Kuss auf die Wange und rauschte davon. Perplex blickte er ihr hinterher und als seine Tür wieder geschlossen war, kam er nicht daran vorbei, sich noch einmal an die Wange zu fassen. Tief atmete er ein und schüttelte verwirrt den Kopf. Dann zuckte Marco mit den Schultern und gab ihr recht. Schlaf hatte er jetzt bitter nötig. Er streifte sich die Kleidung vom Leib, huschte ins Bett und löschte das Licht. Und nach einer Weile, döste er so langsam weg. Sein letzter Gedanke galt Isbjorg, bevor seine Gedanken davon drifteten und er ins Reich der Träume fiel.

Zartbitter

Isbjorg stand am Heck und blickte zum Horizont, der sich langsam hell färbte. Sie war hundemüde, denn nach letzter Nacht, konnte sie nur schlecht schlafen. Dieser Ausbruch von Marco beschäftigte sie. Aber nicht, weil sie zu dem Zeitpunkt, tatsächlich Angst vor ihm hatte, sondern weil sie sich um ihn sorgte. Sie fragte sich, was in ihn gefahren war. Was er träumte, oder erlebt hatte, um so einen Hass zu entwickeln. Außerdem schmerzte ihr Hals. Sie trug lockere, sportliche Kleidung und hatte sich die Haare nach oben gebunden. Denn sie hatte spontan beschlossen, mit Elena mit zu trainieren. Sie wollte sowieso ihr Training steigern, jetzt wo sie wieder durfte und so konnte sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie horchte auf, als sie leise Schritte hörte und drehte sich sachte in die Richtung.

„Du bist überpünktlich. Gut“, nuschelte Isbjorg und beäugte jede Bewegung von Elena, als sie sich neben sie stellte. Leise gähnte die Schwarzhaarige.

„Ja. Auch wenn ich direkt wieder schlafen könnte“, nuschelte sie, grinste aber schief und Isbjorg wusste, dass das wohl nicht ganz der Wahrheit entsprach. Denn Elenas Augen zeigten ihr etwas anderes. Nämlich Aufregung, Neugierde und Wissbegierigkeit. Und triumphierend lächelte Isbjorg, denn sie hatte das erste Ziel erreicht. Elena hatte Blut geleckt und wollte mehr. Und sie sollte mehr bekommen. Viel mehr.
 

„Sehr schön. Und trotzdem bist du hier. Als Erstes, nimm das“, murmelte Is und reichte ihr einen kleinen Lederbeutel.

„Was ist das?“, fragte Elena und öffnete es. Darin befanden sich kleine Blätter, die einen intensiven Duft absonderten.

„Das sind besondere Blätter, aus meiner Heimat. Die Blätter stammen von einem einzigartigen Baum, der Schlafbaum genannt wird. Der Saft des Baumes, wirkt berauschend. Er verändert deine Sinne, vor allem dein Sichtfeld. Aber die Blätter wirken anders. Sie stabilisieren deinen Kreislauf und steigern deine Ausdauer. Da wir vor dem Frühstück, schon die ersten Trainingseinheiten haben werden, kann es passieren, dass dein Kreislauf schlapp macht. Du bist das intensive Training nicht gewöhnt. Sollte der Fall eintreten, legst du dir ein solches Blatt auf die Zunge. Nicht kauen oder herunter schlucken! Einfach auf die Zunge legen und gegen deinen Gaumen drücken“, erklärte die Nord und Elena nickte zweifelnd. Is bemerkte sofort, dass Elena den Deadra Dolch mit hatte, doch zu ihrem Unmut, trug sie ihn schon falsch.

>Das fängt ja gut an<, schoss es Isbjorg durch den Kopf und sie seufzte genervt.

„Schön das du den Dolch mit hast, doch warum trägst du ihn so offensichtlich am Gürtel? Merk dir Folgendes: Dolche sind kleine, hinterhältige Waffen. Nur Idioten tragen sie vorne am Gürtel. Sie sind dafür gedacht, dass sie unauffällig getragen werden, aber doch schnell gezogen werden können. Siehst du?“, fragte Is und drehte sich um. Elena sah zwei Dolche, die Isbjorg hinten am Gürtel trug und die ihr bis eben nicht aufgefallen waren. Anerkennend nickte die Piratenenkelin und tat es ihr gleich.

„Gut. Nun zeig mir, wie du ihn ziehen würdest“, sprach wieder Is und Elena griff hinter sich und zog flink den Dolch aus der Scheide.

„Mh, nicht schlecht. Aber das geht noch ein bisschen besser. Anstatt ihn von vorne zu greifen, so dass er nach außen zeigt, wenn du den Arm drehst, greif ihn von hinten. Siehst du, wenn du dann deinen Unterarm drehst, zeigt die Klinge in die andere Richtung, also nach innen. Im Eifer es Gefechtes, oftmals sehr nützlich. Vor allem gegen andere Dolchkämpfer. Denn die werden immer auf deine Kehle zielen. Das heißt, du schützt schon völlig automatisch deine Kehle. Solltest du es mit Schwertkämpfern zu tun kriegen, oder andere Nahkämpfer, kannst du so auch besser auf ihre Kehlen zielen. Die meisten Nahkämpfer, rechnen nämlich damit, dass dein Dolch nach außen zeigt. Und schau was für einen riesigen Bogen dein ganzer Arm machen muss, wenn du deinen Gegner angreifst. Zeigt die Klinge nach innen, bedarf es nur eine kurze, schnelle Bewegung, von innen nach außen. Und zack, liegt dein Gegner, im optimal Fall, blutend im Dreck. Probiere es aus“, erklärte Is und lächelte freundlich, während Elena es probierte. Sie machte das gar nicht schlecht. Is bemerkte sofort, dass Elena gemacht war für Dolche. Sie war schnell und geschickt. Weit geschickter, als mit dem Säbel.
 

„Gut. Stecke ihn wieder weg. Wir laufen jetzt erst einmal ein bisschen. Nicht nur Schnelligkeit ist wichtig, sondern auch Ausdauer. Denn du wirst früher oder später merken, dass es sehr viel Anstrengung kostet, mit einem Dolch zu Parieren. Mit einem Säbel oder einem Schwert, hast du eine größere Fläche, woraufhin das Parieren einfacher wird. Der Dolch ist klein, was bedeutet, dass du nur eine kleine Fläche hast. Du brauchst Ausdauer und Kraft. Außerdem sollte ein Dolchkämpfer immer starke und schnelle Beine haben. Los geht’s“, rief Is und trabte los. Elena seufzte und folgte ihr. Und obwohl Is sogar freundlich war, fiel es ihr unheimlich schwer, mit ihr vernünftig zu reden. Sie hoffte, dass sie irgendwann das Eis brechen könnte, denn sie konnte sich vorstellen, dass Elenas Schweigen auf Dauer auch Isbjorg auf die Nerven gehen würde. Und von einer genervten Kriegerin, wollte sie nicht wirklich trainiert werden.
 

~
 

„Los! Schneller!“, rief Isbjorg und sie hörte Elenas Keuchen. Elena hingegen hasste Isbjorg gerade abgrundtief. Denn sie war fix und fertig. Ihre Muskeln brannten wie Feuer und zuckten unaufhörlich, sie hatte das Gefühl, sie müsste ihre Lungen auskotzen und der Schweiß floss mittlerweile in Strömen ihren Rücken herunter. Elena hatte das Bedürfnis, sich einfach aufs Deck zu schmeißen und alle Viere von sich zu strecken.

„Ach was. Machst du etwas schon schlapp, Piratenenkelin?“, sprach Isbjorg süffisant und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Elenas Augen hingegen blitzten zornig auf. Sie konnte es doch nicht auf sich Sitzen lassen, dass diese unverschämte Nordfrau, sich über sie lustig machte. Und dann auch noch mit dem Wort, welches sie am Meisten hasste. Fest biss sie die Zähne aufeinander und legte an Tempo zu. Sie wurden schon seit ungefähr einer Stunde skeptisch von Bruno beobachtet, der Dienst im Krähennest hatte, doch traute dieser sich nicht, etwas zu sagen. Schritte ertönten auf der Steuerbord Seite und gähnend kam Marco um die Ecke, der verwundert stehen blieb und seinen Augen nicht traute.

„Los Elena! Schneller hab ich gesagt, du Schwächling!“, zischte Is. Elena knurrte zornig auf und gab alles.

„Was ist denn hier los?!“, rief plötzlich Marco laut und abrupt blieben die beiden Frauen stehen. Elena beugte sich nach vorne über, stütze ihre Arme gegen die Beine und Keuchte, als wäre sie fast ertrunken.

„Kurz Pause“, murmelte Is und japsend legte sich Elena aufs Deck. Isbjorg hingegen ging langsam auf Marco zu, der noch immer die Beiden, mit einer Mischung aus Zweifel und Misstrauen, musterte.

„Guten Morgen!“, trällerte Is fröhlich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ich glaube du musst mir da dringend was erklären, oder?“, brummte Marco und durchbohrte sie mit seinem Blick.

„Ja, mein Lieber. Das wollte ich gestern Abend schon. Komm wir gehen ein Stück“, murmelte sie und blickte zu Elena, die immer noch lag wo sie lag und angestrengt keuchte. Schnell hob und senkte sich ihr Brustkorb und sie glaubte ihre Lungen würden in Flammen aufgehen.

„Warte kurz“, nuschelte Is, ging zum Hauptmast und öffnete eine Tasche, die dort stand. Sie fischte zwei Flasche Wasser heraus und ging zu Elena.

„Hier. Aber trink nicht zu gierig, sonst kriegst du nur Schmerzen im Brustkorb. Ich hab kurz was mit Marco zu klären. Warte einfach hier. Ich komm gleich wieder“, erklärte sie und Elena griff dankbar nach der Flasche. Dann nickte sie und trank genüsslich das kühle Nass.
 

„So Marco. Begleitest du mich auf mein Zimmer? Ich erklär dir alles“, murmelte Is und Marco nickte. Auf dem Weg zu ihrer Kajüte, erzählte sie ihm die ganze Geschichte und was mit Elena passierte. Sowie ihre Rettung und dem Angebot.

„Ach du Scheiße. Is, warum hast du den Vorfall nicht sofort gemeldet?!“, zischte er und sie öffnete ihre Zimmertür. Sie steuerte direkt das Bad an und ließ Wasser ins Waschbecken. Sie wusch sich das Gesicht gründlich, trocknete es wieder ab und drehte sich zu ihrem Kommandanten, der gelassen in der Tür lehnte und sie beobachtete.

„Warum wohl? Marco, sie wäre fast vergewaltigt worden. Glaubst du da redet sie gerne darüber? Oder was denkst du, wie sie sich gefühlt hätte, wenn ich euch das erzählt und es jeder mitbekommen hätte?“, fragte sie und schüttelte entrüstet mit dem Kopf.

„Seit wann kümmert es dich, wie Elena sich fühlt?“, fragte der Phönix sichtlich verwundert und sie zuckte mit den Schultern.

„Ich fühle mich irgendwie für sie verantwortlich. Und ich will, dass so etwas nie wieder passiert. Deswegen werde ich sie auch ausbilden. Elena wird eine Assassine werden“, erklärte sie streng und nachdenklich nickte Marco.

„Gut. Wie du willst. Meinen Segen hast du, solange du sie nicht aus versehen umbringst. Aber will sie das überhaupt? Also eine Assassine werden?“, fragte er und gemeinsam verließen sie das Bad.

„Ja. Sie hat den Schwur geleistet und sie ist begierig darauf zu lernen. Außerdem hat sie Potential. Und sieh es mal so. Sie wird von jemandem ausgebildet, den sie nicht leiden kann. Einen besseren Trainer gibt es nicht. Nur so kann sie das volle Potential entfalten. Denn würde sie ein Freund trainieren, würde dieser immer Rücksicht nehmen und viel Nachsichtiger sein. Bei mir muss sie die Zähne zusammenbeißen und ihren Stolz stärken, damit sie nicht vor mir als Schwächling steht. Sie muss alles geben“, erklärte Is in feuriger Begeisterung.

„Da fällt mir noch etwas Anderes ein“, flüsterte Marco bedrückt, packte sie sanft am Arm und drehte sie zu sich. Er hob ihren Kopf ein Stück und musterte eindringlich ihren Hals.

„Oh man, Is. Das sieht gar nicht gut aus. Tut es weh?“, fragte er vorsichtig und sie schüttelte mit dem Kopf.

„Ich merk es, aber ist nicht der Rede wert“, nuschelte sie entspannt, denn Marco strich vorsichtig über die Würgemale.

„Es tut mir so leid, Is. Ich hab das Gefühl, mein schlechtes Gewissen zerfrisst mich. Ich wollte das nicht, das weißt du, richtig?“, nuschelte er und sie blickte ihm in die Augen.

„Schwachkopf. Hör auf dich so oft zu entschuldigen. Ich hab sie schon beim ersten Mal angenommen. Natürlich weiß ich, dass das keine Absicht war. Also hör auf dich zu grämen, Ananas“, lachte sie auf und umarmte ihn. Er seufzte leise und vergrub sein Gesicht mal wieder in ihrem Haar.

„Ich werde dir erzählen, warum es so weit gekommen ist. Aber gib mir bitte ein bisschen Zeit. Es ist... nicht einfach“, nuschelte er und atmete den Geruch ihrer Haare ein. Er spürte wie sie nickte und ihm behutsam über den Rücken strich.

„Einverstanden. Konntest du die Nacht wenigstens etwas schlafen?“, fragte sie leise und er drehte den Kopf ein Stück in ihre Richtung.

„Ja. Es hat eine Weile gedauert, bis ich eingeschlafen bin. Aber danach hab ich sogar ziemlich gut geschlafen. Wie lange bist du eigentlich schon wach? Du weißt, dass du heute die erste Nachtschicht am Bug hast, oder?“, fragte der Phönix und sie atmete erschrocken ein.

„Oh Mist, das habe ich ja total vergessen. Ich bin schon sehr früh aufgestanden. Noch vor Sonnenaufgang. Ich glaube, dann leg ich mich heute Mittag eine Runde aufs Ohr. Wenn die nächsten Fänge stattfinden. Dann stehen ja eh keine Schiffsarbeiten an, oder?“, fragte nun sie.

„Nein. Nach dem Frühstück gibt es nur Kleinigkeiten zu tun. Du und Sam sollt eigentlich nur was an den Rahen überprüfen, danach habt ihr frei. Um den Rest kümmern sich die anderen. Eben weil ihr beide heute Nachtdienst habt.“

„Alles klar. So ich muss zurück zu Elena. Jetzt stehen noch Sprungübungen auf dem Plan. Ach, bevor ich es vergesse. Hast du heute Abend, nach dem Abendessen kurz Zeit? Ich möchte mit Elena, die erste praktische Lektion üben. Da könnte ich eine helfende Hand gebrauchen“, fragte Is und Marco nickte knapp.

„Klar, kein Problem“, murmelte er und löste die Umarmung auf. Gemeinsam gingen sie zurück an Deck und sahen, dass sich Elena wieder gefangen hatte. Sie saß an Deck, die mittlerweile halb volle Flasche in der Hand und genoss die morgendlichen Sonnenstrahlen, die ihre Haut wärmten. Is klopfte Marco auf die Schulter und schlenderte wieder zur ihrer Schülerin.
 

„Die Pause ist vorbei. Weiter geht’s“, trällerte die Nordfrau fröhlich und Elena stand auf.

„Gut. Was jetzt?“, fragte sie und Isbjorg musterte sie eindringlich.

„Bald gibt es Frühstück. Vorher folgt aber noch eine Sprungübung, zur Kräftigung der Beinmuskulatur. Also hopp hopp. Ich will deinen Arsch in der Luft sehen!“, rief sie und fing an zu springen. Elena atmete tief ein und tat es ihr gleich. Nach einem Moment, sprangen die beiden synchron und belustigt klopfte Isbjorg Sprüche, oder feuerte Elena an, noch mehr zu geben. Marco beäugte das Ganze amüsiert, wenn auch skeptisch und ging in den Speisesaal. Isbjorg war immer wieder für Überraschungen gut, grübelte er.
 

~
 

„Sam, gib mir mal das Tau. Das muss dringend noch befestigt werden. Die Rah schlackert viel zu viel hin und her. Den nächsten Sturm überlebt sie so nicht“, rief Isbjorg ihrer rothaarigen Freundin zu, die im Krähennest stand und für die Werkzeuge und Taue zuständig war, während sie beide, ihre Aufgabe erledigten. Isbjorgs Blick fiel auf das Deck und sie sah, wie ein paar Piraten trainierten. Sie blickte sich um und entdeckte Marco, der nahe an Whitebeards Thron stand und stur aufs Meer schaute. Und wieder verfiel sie ins Grübeln, an letzte Nacht. Sie sah wieder seinen schmerzverzerrten Blick, seinen Zorn und den Hass, sowie diese eiskalten Augen und schluckte. Unbewusst griff sie sich an den Hals und biss sich auf die Unterlippe.

„Erde an Isbjorg. Hey! Hörst du mir überhaupt zu?!“, zischte Sam und Isbjorg schüttelte ruckartig den Kopf.

„Was?“, hauchte Is verwirrt und sah ihre Freundin, die ihr ein Tau entgegen hielt. Fragend hob Sam eine Augenbraue und musterte einmal mehr, die Würgemale an Isbjorgs Hals. Doch traute sie sich nicht zu fragen, woher sie die hatte. Denn sie kannte ihre Freundin. Is würde ihr davon erzählen, wenn sie bereit dazu war. Unruhig nahm Isbjorg die Taue entgegen und seufzte leise.

„Wo bist du denn in Gedanken? So kenne ich dich überhaupt nicht“, murmelte Sam und Is zuckte mit den Schultern.

„Nicht so wichtig, meine Liebe. Mach dir keine Sorgen“, nuschelte Is und befestigte das Seil an der Rah.

„Hilfst du mir, sie fest zu ziehen?“, fragte Isbjorg und gemeinsam zogen sie an dem Seil, um es richtig zu befestigen.

„Ich glaube wir sind fertig, oder?“, fragte die Blondine und Sam nickte.

„Lass uns runter gehen und Bericht erstatten“, murmelte der Rotschopf und klopfte Is sachte auf die Schulter. Gemeinsam kletterten sie runter und zielten Marco an.

„Marco? Wir sind fertig. Die oberste Rah ist wieder fest und gesichert“, erklärte Sam und Marco musterte die beiden Frauen. Als er Isbjorg anblickte, wich sie seinem Blick aus und besorgt hob er die Augenbrauen.

„Aye. Danke, ihr habt jetzt frei“, murmelte er und Sam kam nicht daran vorbei, beide eindringlich zu mustern.

>Hier stimmt doch was nicht!<, brummten ihre Gedanken auf.

„Gut. Ich leg mich jetzt schlafen. Immerhin hab ich heute die erste Nachtschicht. Du bist meine Ablösung Sam, oder?“, fragte Is und der rote Teufel nickte.

„Gute Idee. Ich hol mir auch ne Mütze Schlaf.“

„Viel Glück den anderen Divisionen heute. Bin gespannt wer gewinnt“, sprach Is und Marco nickte. Sam und Is schlenderten gemeinsam zu ihren Kajüten und Sam musterte ihre Freundin besorgt.

„Habt ihr euch gestritten?“, fragte sie, als sie an Sams Kajüte angekommen waren.

„Was?“, schreckte Isbjorg plötzlich auf, denn sie war schon wieder in Gedanken versunken und blickte Sam erschrocken an.

„Nein... nein haben wir nicht“, brummte sie und winkte ab, für Sam ein Zeichen, sie nicht weiter mit dem Thema zu nerven und seufzend nickte der Rotschopf.

„Soll ich dich zum Abendessen wecken?“, fragte sie dann und erfreut nickte die Nordfrau.
 

~
 

Müde und noch etwas schlaftrunken, betraten Isbjorg und Sam den Speisesaal. Sie holten sich was zu Essen und zu Trinken und setzten sich an ihre Plätze. Der Saal war gut gefüllt und die Stimmung, wie eh und je, großartig. Freudig wurden die beiden Frauen empfangen und direkt mit der Guten Laune überschüttet.

„Wer hat eigentlich heute gewonnen?“, murmelte Sam und gähnte herzhaft.

„Auf Platz drei ist Fossa mit seinen Jungs. Auf Platz zwei Haruta mit ihren Halunken und auf dem ersten Platz Izou und seine Schützen“, erklärte Ace fröhlich und biss in seine Fleischkeule.

„Herzlichen Glückwunsch“, trällerte Is in Richtung Izou und hob lachend den Kopf.

„Isbjorg! Scheiße! Was ist mit deinem Hals passiert?!“, polterte auf einmal Thatch los und hatte vor Schreck seine Gabel fallen lassen. Marco zuckte zusammen und verschluckte sich an seinem Getränk, während alle im Umkreis, einschließlich Whitebeard, Is mit großen Augen anstarrten. Beschämt senkte sie wieder den Kopf und griff sich automatisch an den Hals.

„Wer hat dir das angetan?! Den zerreiß ich in der Luft!“, fauchte Ace und Is legte zweifelnd den Kopf schräg.

„Jetzt beruhigt euch doch. So schlimm ist das gar nicht“, nuschelte sie und fassungslos schüttelten alle mit dem Kopf, mit Ausnahme von Sam und Marco.

„Das soll wohl Scherz sein, mein Kind. Du hast Würgemale am Hals. Ist das gestern auf der Insel passiert? Mir wurde gestern nämlich berichtet, dass du und Elena euch seltsam verhalten habt“, brummte nun Whitebeard und hob auffordernd die Hand. Elena zuckte kopfschüttelnd mit den Schultern und blickte verwirrt Isbjorg an. Ihr waren die Spuren an Isbjorgs Hals noch gar nicht aufgefallen und das, obwohl die beiden Frauen den ganzen Morgen trainiert hatten. Genervt seufzte Is auf und verdrehte die Augen.

„Nein, es ist nicht auf der Insel passiert“, murmelte sie und blickte grimmig ihr Abendessen an. Ihr ging das Gespräch gehörig auf den Keks.

„Is!“, zischte Thatch wieder und sie blickte ihn trotzig an.

„Bei Talos! Wie kann man nur so nervig sein?! Es ist nichts, was euch zu interessieren hätte“, brummte sie und verzog das Gesicht. Im Augenwinkel sah sie, wie Marco beschämt den Kopf senkte.

„Sagen wir es so:“, flötete sie und hob ihre gefüllte Gabel, „Ich hatte eine etwas wilde Nacht“, vollendete sie den Satz, zwinkerte Thatch zu und schob sich schelmisch grinsend, die Gabel in den Mund.

„Wa...wa...was? Willst du mich verarschen?“, antwortete die Haartolle verdutzt, doch grinste sie nur noch breiter. Sie bemerkte wie Marcos Mundwinkel zuckte.

„Und jetzt lass mich in Ruhe“, trällerte sie verspielt und warf ihrem besten Freund einen Handkuss zu, der nicht recht wusste, was er von der Situation halten sollte.

„Faszinierend. Ich wusste gar nicht, das du auf so etwas stehst“, kicherte nun Ace und ein paar schlossen sich seinem Kichern an.

„Tja. Es gibt Vieles, was ihr noch nicht wisst“, murmelte sie nur, schloss die Augen und aß gemütlich weiter. Innerlich verfluchte sie gerade, was sie sagte, denn sie war nun wieder einmal der Mittelpunkt der Tratschtanten. Doch war damit das Thema zum Glück vom Tisch. Es wäre wohl wesentlich Schlimmer für sie, wenn die Wahrheit ans Licht gekommen wäre. Dann wäre nicht nur Marco in die Schusslinie von Tratsch und Anschuldigungen, sowie Vorwürfen geraten, sondern sie wäre höchstwahrscheinlich vielen unangenehmen Fragen ausgesetzt gewesen. So war es doch dann um Einiges besser. Sie blickte wieder auf und fing Marcos Blick ein, der ihr nur dankbar zunickte.
 

~
 

Zwei Stunden, nach dem Abendessen trafen sich Elena, Marco und Isbjorg am Heck. Verwundert blickte Elena den Phönix an. Sie verstand nicht, warum er hier war und legte fragend den Kopf schief.

„Ich bring dir gleich eine neue Lektion bei und fragte Marco ob er uns behilflich sein kann“, erklärte Is, als sie Elenas fragenden Blick sah.

„Oh alles klar. Hallo“, freute sich Elena, ihn zu sehen und lächelnd nickte er. Dann nahm er auf der Reling platz und beobachtete die beiden. Für ihn war dies ein surreales Bild. Eben weil er wusste, dass die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen konnte, doch trainierten sie hier im Einklang. Marcos Blick wanderte zu Isbjorg, die Elena gerade energisch etwas erklärte. Ihre Augen blitzten förmlich auf und er sah, dass ihr das sehr gefiel, jemanden auszubilden. Ihre Augen strahlten regelrecht. Und Elena hörte ihr konzentriert zu und versuchte jedes Wort zu verinnerlichen. Er staunte nicht schlecht.

„..., denn deine Körperspannung ist enorm wichtig. Merk dir das Elena. Du bist dein eigener Herr, über deinen Körper. Du hast die Kontrolle und kannst mit der richtigen Spannung, dich aus fast jeder Situation winden. Wenn du nur weißt wie. Und ich rede nicht nur davon, wie fest du deinen Körper anspannen kannst, sondern auch, wie locker du lassen kannst“, erklärte sie ruhig und Elena nickte. Sie war sich nicht sicher, ob sie verstanden hatte was Isbjorg genau meinte, aber sie hatte immerhin eine vage Vorstellung.

„Und jetzt bring ich dir bei, wie du dich aus dem festen Griff, eines Mannes befreien kannst, ohne Gewalt anzuwenden“, erklärte sie und blickte zu Marco. Dieser verstand, mehr oder weniger, und sprang von der Reling. Gemütlich schlenderte er zu Isbjorg, blieb an ihrer Seite stehen und wartete auf Anweisungen.
 

„Erinnere dich an den Kerl, der dich von hinten gepackt hat. Du hast dich erschrocken. Doch was ist mit deinem Körper passiert? Denk nach und dann antwortete mir“, forderte die Nordfrau und Elena tippte sich grübelnd an ihr Kinn.

„Er hat mich von hinten gepackt. Ein Arm schlang sich um meinen Körper, mit der Anderen hielt er mir fast sofort den Mund zu. Ich hab mich erschrocken, das stimmt, und ich hatte Angst. Ich hab mich verkrampft und versuchte mich zu befreien, doch das war unmöglich“, erklärte sie und Isbjorg nickte.

„Ja. Weil du dich von deiner Angst hast überrennen lassen. Durch deine erhöhte Körperspannung, war es für ihn ein Leichtes, dich in die Gasse zu ziehen. Ich zeige dir, wie du dich aus so einem Griff befreist. Marco? Du packst mich gleich fest von hinten, so wie Elena es eben beschrieben hat und ziehst mich nach hinten, wie bei einer Entführung. Und komm ja nicht auf die Idee schonend zu sein, oder nachzulassen“, gab sie ihm die Anweisung und er nickte.

„Los geht’s“, rief Is und Marco packte sie fest. Er schlang einen Arm um ihren Bauch und mit dem Anderen hielt er ihr fest den Mund zu. Und mit einem Ruck, schleifte er sie nach hinten. Isbjorgs Blick fixierte Elena, die hochkonzentriert auf Isbjorg achtete. Noch hielt Isbjorg ihre Körperspannung hoch und Marco hatte keinerlei Mühen, sie über das Deck zu ziehen. Und mit einem Mal, entwich jegliche Spannung Isbjorgs Muskeln und sie glitt aus Marcos Armen, der nur vor Überraschung ins Leere griff. Locker glitt Isbjorg zu Boden, machte einen Purzelbaum nach vorne, sprang auf die Füße und positionierte sich in Angriffsstellung. Verblüfft blinzelte Marco sie an und auch Elenas Augen blickte staunend auf die blonde Frau.

„Und? Gesehen was passiert ist?“, fragte Is und vorsichtig nickte Elena.

„Ich denke schon“, murmelte sie staunend.

„Es sieht einfach aus, ist es aber nicht. Es erfordert Übung. Marco und ich, werden es jetzt noch zwei, drei Male wiederholen und dann bist du dran“, sprach sie und Elena nickte, hochmotiviert. Und so vollzogen Marco und Is, noch ein paar mal die Übung, bis letztendlich Elena an der Reihe war. Elena war aufgeregt, aber unerschütterlich. Auch wenn sie ein wenig Angst hatte, dass die gestrigen Bilder, ihr wieder ins Gedächtnis kamen. Sie atmete tief ein und versuchte ihre Gedanken in Schach zu halten, einen freien Kopf zu bekommen und sie spürte, wie es funktionierte.
 

„Los Marco“, sprach Isbjorg und er packte Elena fest. Sie ließ sich mitziehen und konzentrierte sich.

„Und jetzt lass so locker wie möglich“, rief Is ihr zu und sie gehorchte. Sie versuchte die Spannung aus ihren Körper zu kriegen und glitt nach unten. Marco griff nach ihr und zog sie wieder hoch. Dann blieb er stehen und blickte Isbjorg an, die nur den Mund verzogen hatte.

„Zu langsam! Nochmal!“, knurrte die Nordfrau. Und sie übten weiter. Nochmal und nochmal und nochmal. Und beim fünften Versuch geschah etwas, was nicht nur Isbjorg aufjubeln ließ, sondern auch Marco. Denn Elena schaffte es. Sie glitt perfekt aus Marcos Griff, rollte sich am Boden ab und sprang auf die Füße.

„Das war doch gar nicht mal so schlecht. Danke Marco für deine Hilfe. Elena, wir werden noch sehr oft solche Übungen machen, denn wie ich schon sagte: die Spannung ist sehr wichtig. Wir machen Schluss für heute. Zum einen, weil in einer Stunde meine Schicht anfängt und zum anderen denke ich, dass es für heute genug war. Denk noch einmal über alle Lektionen von heute nach und unsere nächste Übung wird sein, wie du dich nicht nur aus dem Griff eines Gegners befreist, sondern ihn auch außer Gefecht setzt. Vielleicht mag uns ja unser verehrter Vize dann wieder unter die Arme greifen?“, fragte Is und grinste ihn breit an. Er ahnte Schreckliches, aber rang sich dann doch zu einem vorsichtigen Nicken.

„Sehr schön. Bis später“, rief Isbjorg und zog von dannen.

„Du und Isbjorg, mitten im Training. Ich kann es noch immer nicht glauben“, sprach Marco und lächelte die Schwarzhaarige an. Sie grinste schief und zuckte mit den Schultern.

„Ich kann es selbst kaum Glauben. Aber ich denke, dass wird mir sehr nützlich sein“, sprach sie und blickte zum Horizont.

„Denke ich auch. Aber ist das wirklich was du willst? Eine Assassine werden? Du weißt, was Assassinen für gewöhnlich tun“, murmelte Marco und sie blickte ihn an.

„Menschen töten? Warum nicht? Wenn wir kämpfen, töten wir auch, wenn es notwendig ist. Und wenn ich dadurch eine Profession ausübe und effektiv sein kann, bin ich doch genau das, was Vater will. Eine Bereicherung für die Crew. Oder sehe ich das falsch?“, fragte sie und Marco schüttelte lächelnd mit dem Kopf.

„Außerdem hat Is mir verraten, dass du eh geplant hattest, dass sie Einige hier ausbilden soll, was sie aber nicht wollte. Also erzähl mir bloß nicht, dass du plötzlich eine Abneigung gegen Assassinen hast“, kicherte sie und Marco gluckste.

„Nein, natürlich nicht. Ich hätte nur nie gedacht, dass das was für dich ist“, lachte er und gemeinsam gingen sie an der Reling entlang. Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Offenbar doch. Zumindest murrte Isbjorg was davon, dass ich Potential hätte. Auch wenn ich glaube, dass ihr diese Erkenntnis nicht wirklich schmeckt. Aber was solls? Wir kommen schon irgendwie miteinander aus. So Marco. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Madame hat mich heute so durch die Mangel genommen, da freue ich mich schon auf eine heiße Dusche und dann auf mein Bett“, murmelte sie und gähnte. Nickend winkte er ihr zu und schlenderte zum Deck davon.
 

~
 

Es war schon tiefste Nacht, als Marco durch den Speisesaal schlenderte. Er konnte nicht schlafen. Also schnappte er sich den Taktikplan, eine Laterne und beschloss kurzerhand, Isbjorg am Bug zu besuchen. Er wusste wie langweilig Nachtdienst sein konnte, also konnten die beiden auch die Zeit nutzen, um an dem Plan zu feilen. Er öffnete die Tür und sofort wehte ihm die kühle Nachtluft entgegen, die er aber als angenehm empfand. Marco suchte mit den Augen das Deck ab, welches nur spärlich erleuchtet war und erblickte Isbjorg, die es sich auf dem Walkopf der Galionsfigur bequem gemacht hatte. Als er sich näherte, drehte sie sich blitzschnell um und schaute ihn misstrauisch an. Doch als sie Marco erkannte, entspannten sich ihre Gesichtszüge.

„Ach du bist es. Du hast wohl auch einen Narren daran gefressen, mit mir zusammen Nachtdienst zu schieben, was?“, kicherte sie und grinsend sprang er zu ihr herauf.

„Schon möglich“, gluckste Marco und stellte die Laterne ab. Dann breitete er den Taktikplan aus und schob ihn ein wenig unter die Laterne, damit er nicht weg geweht wurde.

„Ich kann nicht schlafen und da dachte ich, du hast vielleicht Lust weiter daran zu tüfteln. Jetzt wo du Elena trainierst, bleibt ja noch weniger Zeit für so etwas. Außerdem haben wir jetzt unsere Ruhe“, schlug er vor und begeistert nickte sie.

„Grandioser Plan. Lass mal sehen, was du ergänzt oder verändert hast“, nuschelte sie und beugte sich über den Plan.

„Hast du an Stifte gedacht?“, fragte sie und prompt hielt Marco ihr einen Stift vor die Nase, den sie lachend ergriff.
 

Etwa eine Stunde später, setzten sich beide wieder gerade hin und blickten stolz auf ihr Werk. Marco stützte sich mit den Armen ein wenig nach hinten, stockte kurz und blickte auf seine Finger, die Isbjorgs berührten. Räuspernd zog er seine Hand ein Stück weg und blickte sie an.

„Entschuldige“, nuschelte er und sie lächelte ihn mild an.

„Nicht dafür“, flüsterte sie und blickte wieder auf den Plan.

„Ich glaube unser Plan ist so gut wie unschlagbar. Obwohl ich nicht sicher bin, ob diese Position für Izou die Richtige ist“, erklärte sie und tippte mit dem Finger, auf das Krähennest am Fockmast.

„Die Position ist in Ordnung, für gute Schützen. Aber Izou ist der beste Schütze in der Crew. Er wäre in der Lage, aus zweihundert Metern Entfernung, einem Haken schlagenden Feldhasen, ein zweites Arschloch zu schießen“, nuschelte sie und lauthals prustete Marco los.

„Interessante Vorstellung. Wo würdest du ihn denn einsetzen wollen?“, fragte er und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Sie grübelte kurz und tippte dann auf das oberste Krähennest, des Hauptmastes.

„Das wäre eigentlich genial. Dort haben wir nämlich noch niemanden positioniert. Na dann auf. Trag ihn ein“, murmelte Marco und beide beugten sich wieder über den Plan.

„Ich glaube wir sind fertig“, sagte Is und streckte sich erst einmal ausgiebig. Marco setzte sich wieder gerade hin, faltete den Plan zusammen und nickte zustimmen. Sie blickte ihn an und ihr entgingen nicht, die dunklen Augenringe, die derzeit häufig sein Gesicht zierten. Besorgt legte sie Stirn in Falten.

„Ist was?“, fragte er misstrauisch und sie schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Nicht direkt. Du siehst nur furchtbar müde aus“, flüsterte sie und er lächelte sie schief an.

„Bin ich auch. Aber ist nicht so wichtig“, nuschelte er, musterte das schwarze Meer vor dem Bug und grinste auf. Dann blickte er wieder zu der Nordfrau und wuschelte ihr durch die Haare.

„Wir beide sind ein gutes Team“, rief er und lachte leise auf. Is strich ihre Haare wieder möglichst glatt und lächelte. Und so selten wie es ihm erschien, lächelte diesmal nicht nur ihr Mund, sondern auch ihre Augen.
 

Ihre Augen erinnerten ihn manchmal an einen Ozean. So tief, dass niemand genau bestimmen konnte, wie tief genau.

„Ein unschlagbares Team“, flüsterte sie, hielt seinem Blick stand und berührte vorsichtig seine Fingerspitzen. Es erschien, als merkte sie das nicht einmal, aber für Marco war dieses Gefühl irgendwie elektrisierend und er spürte, wie eine Gänsehaut seinen Arm herauf kroch. Und trotzdem konnte er nicht von ihren Augen ablassen. Diese unfassbar dunkelblauen Augen, voller Tiefen und Geheimnisse, die ihn gerade so sehr fesselten.

„Ja“, hauchte er und näherte sich. Für einen kurzen Moment, weiteten sich ihre Augen überrascht, doch hielt sie weiter seinem Blick stand. Und wie in Trance näherte sie sich auch ihm. Ihre Gedanken waren wie ausgestorben, ihr Kopf wie leer gefegt. Langsam schlossen beide die Augen. Isbjorg bekam eine Gänsehaut, denn sie spürte seine Atmung auf den Lippen und zaghaft lächelte sie.
 

Doch mit einem mal zuckten beide fürchterlich zusammen, als scheppernd die Speisesaaltür aufflog und grummelnd Sam aufs Deck trat. Isbjorg und Marco öffneten beide die Augen, wenige Millimeter von einander entfernt, und rissen Diese erschrocken auf. Sofort drehten sie die Köpfe von einander weg.

„Man! Ich hasse Nachtdienst. Ich will weiter schlafen“, grummelte Sam genervt und blieb abrupt stehen.

„Marco, was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht. Isbjorg schoss das Blut so gewaltig in den Kopf, dass ihr einen Moment lang schwindelig wurde. Und auch Marco erging es ähnlich. Er räusperte sich beschämt und lächelte vorsichtig Sam an.

„Ähm. Ich konnte nicht schlafen und so haben Isbjorg und ich... nun“, stammelte er und Is seufzte.

>Uns fast geküsst<, schoss es ihm durch den Kopf und seine Ohren wurden rot.

„Wir haben unseren Taktikplan fertig gestellt“, nuschelte sie und hüpfte aufs Deck. Sam blickte irritiert zwischen Marco und Isbjorg hin und her, denn ihr war nicht ergangen, wie nervös die beiden plötzlich waren.

„Hach wie bin ich müde. Ich glaub ich hau mich jetzt sofort in mein Bett. Marco du solltest auch schlafen. Deine Laune ist nämlich unerträglich, wenn du Schlafentzug hast“, witzelte Isbjorg, beziehungsweise versuchte sie es, aber außer einem gekünstelten Lachen, brachte sie nichts weiter zustande, was auch nur ansatzweise glaubwürdig wäre.

„Gute Nacht Sam“, sprach Isbjorg, für Sams Geschmack ein wenig zu schnell, und presste ihr einen Kuss auf die Wange.

„Ich hau auch ab. Nacht“, nuschelte Marco beschämt und huschte Isbjorg hinterher.

„Gute... Nacht?“, flüsterte Sam perplex, denn sie verstand gar nichts mehr.
 

„Puh. Sam hat mich ganz schön erschreckt“, murmelte Marco, um die Stille zu brechen und räusperte sich verlegen. Er verstand einfach nicht, was dort vorne am Bug fast geschehen wäre. Isbjorg erging es genauso und nervös rieb sie sich über den Oberarm.

„Mich auch“, murmelte sie und wich seinem Blick aus. Er öffnete die Tür und beide traten ein. An der Kreuzung blieben beide stehen und versuchten sich anzuschauen. Doch fiel es beiden nicht unbedingt leicht.

„Ich hoffe du kannst wenigstens etwas schlafen“, nuschelte Isbjorg, kratzte sich verlegen hinter dem Ohr und trat einen Schritt auf ihn zu. Sie streckte sich hoch, legte ihre Hand auf seine Brust, und gab ihm einen sachten Kuss auf die Wange. Ruckartig ließ sie wieder von ihm ab und wollte schon davon stürmen, als Marco sie sanft am Arm festhielt. Überrascht riss sie die Augen auf, als er sie zu sich zog und fest umarmte.

„Du auch. Schlaf gut“, brummte er leise und ließ sie wieder los. Dann drehte er sich um und ging in Richtung seiner Kajüte davon. Einen Moment blickte sie ihm noch unsicher hinterher, drehte sich dann aber auch weg und suchte schleunigst ihre Kajüte auf. Wenige Minuten später, lagen beide in ihren Betten und versuchten wieder einen klaren Kopf zu kriegen. Was aber alles andere als einfach war, denn immer wieder schlich sich der Moment am Bug, zurück ins Gedächtnis. Eine gefühlte Ewigkeit später, dösten sie doch so langsam weg und fielen wenigstens in einen ruhigen Schlummer.

Die Seeschlacht

Müde schlenderte Marco durch die Gänge und stieß die Tür zum Speisesaal auf. Es war Mittag und auf dem Deck war offenbar Einiges los. Zumindest sagte ihm das der Krach und das Jubeln, welches er nun hörte. Er vermutete, dass Izou und Ace, mit ihren Leuten, den letzten Wettkampf austrugen. Kopfschütteln rieb er sich den Schlaf aus den Augen. Denn obwohl er frisch geduscht war, konnte er die Müdigkeit dieses mal nicht weg spülen. Erneut schlief er schrecklich. Zwar dieses mal nicht aufgrund seiner Albträume, doch aufgrund einer Situation, die ihn nicht mehr in Ruhe ließ. Anfangs schlief er relativ gut ein, doch wurde er immer wieder wach. Denn immer wieder träumte er von der Situation mit Isbjorg. Immer wieder durchlebte sein Unterbewusstsein, dieses Ereignis und immer wieder schreckte er aus dem Schlaf. Es war zum verrückt werden! Diese Müdigkeit machte ihn fertig, saugte ihm förmlich die Lebensgeister aus. Er wollte nur noch schlafen.
 

Marco streckte sie ausgiebig und öffnete wieder die Augen. Doch schreckte er auf, als er am Ende des Saales Isbjorg sitzen sah, die ihn aus besorgten, aber auch müden Augen anblinzelte. Sie sah genauso fertig aus und er konnte sich gut vorstellen, dass sie die letzten Stunden genau das Selbe durchleben musste, wie er. Vorsichtig räusperte er sich.

„Hallo“, murmelte er und lächelte vorsichtig. Isbjorg senkte kurz den Blick und schmunzelte. Dann schaute sie wieder zu ihm, nickte und rieb sich beschämt den Nacken.

„Hey“, flüsterte sie und stand auf.

„Kaffee?“, fragte sie und er nickte sachte. Dann setzte er sich auf seinen Platz und beobachtete sie. Elegant wie eh und je, schlenderte sie zum Buffet Tisch, schnappte sich eine saubere Tasse und füllte Kaffee in Diese. Marco bemerkte, dass sie wohl auch frisch geduscht war, denn feucht hingen ihr die Haare, über der Schulter. Sein Blick glitt zu ihrem Gesicht, welches er von der Seite sah und bemerkte, wie sie in ihrem Tun verharrte. Ihre Gedanken drifteten ab und Marco fragte sich, ob sie gerade an letzte Nacht dachte. Dann plötzlich wurde ihr Blick wieder klar und sie schmunzelte, kaum merklich auf. Isbjorg blickte zu ihm, blinzelte verwirrt und schlenderte dann gelassen wieder zurück. Als sie ihm die Tasse reichte und er danach griff, berührten sich ihre Fingerspitzen und erschrocken zog Isbjorg die Luft ein. Marco hingegen versuchte so gelassen, wie möglich zu sein. Er nahm die Tasse entgegen und trank einen kräftigen Schluck. Erleichtert seufzte er.

„Danke“, brummte er und lächelte müde.
 

„Mensch, Marco. Du siehst noch fertiger aus, als gestern. Konntest du wieder nicht schlafen?“, fragte sie und besorgt zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. Er schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Ich bin immer wieder wach geworden“, nuschelte er und sie griff über den Tisch. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine und Marco stockte. Erneut spürte er dieses elektrisierende Kribbeln, doch anstatt seine Hand weg zu ziehen, drehte er sie unter ihrer Hand und umfasste Diese vorsichtig. Sein Daumen strich über ihren Handrücken. Verträumt starrte er auf die Hände und fühlte sich wohl. Er mochte die Vertrautheit, die seit geraumer Zeit, zwischen den beiden herrschte und auf seltsame Art und Weise, fühlte er sich geborgen. Doch plötzlich wurde sein Blick ernst. Er dachte wieder an den gestrigen Abend, doch diesmal schoss ihm nicht das Blut in den Kopf. Sachte schüttelte er mit dem Kopf, zog langsam seine Hand weg und Is hob nur fragend eine Augenbraue. Um seine Unsicherheit zu tarnen, griff er mit beiden Händen die Tasse und schnupperte an dem Kaffee. Dann schloss er wieder die Augen, denn ihm wurde allmählich etwas klar. Er mochte Isbjorg. Er mochte sie mehr, als er bis vor Kurzem noch dachte und dieser Gedanke machte ihm Angst. Und schweren Herzen fasste er einen Entschluss. Er durfte ihr nicht noch Näher kommen. Die Sache vom gestrigen Abend, war wie ein Warnschuss für ihn, denn es wäre weder gut, noch richtig. Er war nicht gut für Frauen. Das wurde ihm in seiner Vergangenheit oft genug klar gemacht, aber auch gesagt. So oft, dass er es mittlerweile auch selbst glaubte. Er war ein guter Kommandant und ein noch besserer Kämpfer. Und das reichte ihm. Aber für feste Bindungen, war er einfach nicht geschaffen und er wollte ihr nicht weh tun. Leise seufzte er und öffnete wieder die Augen.
 

Isbjorgs Blick lag fest auf seinem Gesicht und ihre dunkelblauen Augen schienen ihn förmlich zu durchbohren. Sie studierte sein Gesicht. Jede Bewegung, jede Geste, jede Reaktion und natürlich eindringlich seine Augenringe.

„Du siehst echt beschissen aus, Ananas“, murmelte sie, stützte ihren Kopf auf ihre Hand und grinste ihn frech an. Und nachdem Marcos Augenbraue, kurzzeitig wütend zuckte, rang er sich doch zu einem Glucksen durch. Da war sie endlich wieder. Die Isbjorg die er kannte. Isbjorgs und Marcos Köpfe, blickten zur Doppeltür, die hinaus aufs Deck führte, denn sie schwang auf und war kaum zu überhören. Denn als Isbjorg, bei einem ihrer Wutausbrüche, sämtliche Türen im Umfeld aufgetreten hatte, musste auch diese Tür darunter leiden. Sie ging zwar nicht, wie viele anderen kaputt, aber seitdem quietschte sie leise. Und selbst intensives ölen der Scharniere, hatte dieses Quietschen nicht ganz weg bekommen.
 

In der Tür standen Thatch, Elena und Olaf.

„Hey, da seid ihr ja“, rief Thatch und freudig gingen die Drei zu den beiden müden Gestalten, am Ende des Saales.

„Man, seht ihr müde aus“, murmelte Olaf und blinzelte die beiden verwundert an.

„Marco sieht ja schon seit Tagen so übermüdet aus“, nuschelte Elena und musterte ihn eindringlich.

„Stimmt. Die Augenringe sind ja auch kaum zu übersehen. Ist alles in Ordnung Kumpel? Du bist doch hoffentlich nicht krank“, murmelte Thatch und musterte Marco besorgt.

„Was? Nein. Ich schlafe derzeit einfach nur schlecht. Keine Ahnung wieso“, nuschelte er und winkte ab. Doch so wirklich, kauften die Drei es ihm nicht ab. Elena warf Isbjorg einen flüchtigen Blick zu, die ihre Augen nur abgewendet hatte, als Marco zu sprechen anfing. Der Schwarzhaarigen, kam das durchaus verdächtig vor und misstrauisch, hob sie ihre Augenbraue.

„Stimmen eigentlich die Gerüchte, dass ihr die Nacht miteinander verbracht habt?!“, zischte nun Elena und durchbohrte ihre derzeitige Trainerin mit ihren Blick. Isbjorg verschluckte sich prompt an ihrem Kaffee und blickte entgeistert, sowie ertappt, zu Elena.

„Also SO würde ich das nicht ausdrücken, Schätzchen. Ich hatte Nachtdienst, er konnte nicht schlafen und so haben wir die Zeit, sowie die Ruhe genutzt und unseren Taktikplan vollendet“, erklärte Isbjorg sich und umklammerte ihre Tasse, als würde ihr Leben davon abhängen. Thatch und Olaf hingegen lachten laut auf.

„Man. Ihr solltet mal eure Blicke sehen“, gackerten die Beiden los und verwirrt blickten der Phönix, sowie die Nordfrau die beiden an. Elena hingegen schnaubte auf, doch grinste auch sie dann schief. Die Drei wollten Isbjorg und Marco lediglich foppen, was auch deutlich funktionierte. Auch wenn Elenas Misstrauen wuchs, als sie auf die Reaktionen der Beiden achtete. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. Außerdem spürte sie, wie in ihr die Eifersucht zu brodeln anfing.
 

„Sind die beiden Teams eigentlich schon fertig?“, fragte Isbjorg betreten und versuchte das Thema zu wechseln.

„Noch nicht. Aber sie sind auch noch nicht lange auf der Jagd. Vielleicht seit einer Stunde oder so“, erklärte Olaf und Is trank ihre Tasse leer.

„Ach Elena. Wir machen morgen weiter. Ich bin heute weder in der Stimmung, noch wach genug“, nuschelte sie, stand auf und ging hinaus aufs Deck. Elena nickte ihr nach und Olaf, sowie Thatch warfen sich fragende Blicke zu. Sie hatten schon die Gerüchte gehört, dass die Nordfrau Elena trainierte, doch glaubten sie das nicht so recht. Nachdenklich blickte Marco Isbjorg hinterher, blinzelte und schenkte den Dreien wieder seine Aufmerksamkeit.
 

Letztendlich hatten Izou und seine Schützen den Wettkampf gewonnen und die Tage zogen nur so dahin. Noch am selben Tag, nach dem Wettbewerb, stachen die Piraten wieder in See und ließen die Seemannsgrotte, mit ihren ganzen Halunken, sowie den reichen Fischvorkommen, weit hinter sich. Die sechzehnte Division genoss die gewonnene freie Woche sichtbar und so segelten sie alle, ohne direktes Ziel, weiter über die Grand Line.
 

~
 

Aufgeregt huschten die Marinesoldaten durch die Gänge und suchten ihre Ausrüstung.

„Los Männer, beeilt euch! Die Piraten sind schon in Sicht! Noch haben sie uns nicht bemerkt!“, rief ein Unteroffizier und beorderte eine Gruppe Soldaten nach oben zum Deck.

„Ihr Zwei!“, rief der Unteroffizier und hielt zwei Männer zurück, die ebenfalls nach oben stürmen wollten.

„Ihr bleibt hier unten. Jemand muss die Gefangene überwachen“, zischte er und wehleidig, verzogen die Soldaten das Gesicht. Sie hatten so sehr gehofft, sich auch in das Gefecht zu stürzen. Doch nachdem sich genervt die Augenbraue ihres Vorgesetzten hob, strafften sich ihre Gesichtszüge und salutierend, nahmen sie ihre Position, vor eine schweren Eisentür ein. Das Schiff, auf dem sie sich befanden, war ein großes Gefangenenschiff mit drei Untergeschossen. Zwei, mit normalen Gitterzellen, in denen die Marine gefangene Piraten oder Banditen sperrte, die als weniger gefährlich galten. Also leichte Beute, sozusagen. Während das dritte Untergeschoss anders war. Dort gab es keine Gitterzellen, sondern schwere Eisenkammern. Die mit Eisen ausgekleideten Räume, waren mit Seestein untersetzt und mit schweren Türen verschlossen. Dort wurden die Gefangenen untergebracht, die als potentiell Gefährlich galten. Meist Gefangene mit Teufelskräften, die auf direktem Wege nach Impel Down gebracht werden sollten. Derzeit gab es nur wenige Gefangene. Ein paar Taschendiebe und Halunken in den oberen Stockwerken, doch nur eine Einzige im untersten Trakt.
 

Eine der Wachen gähnte laut und erntete daraufhin einen strengen Blick von dem anderen Soldaten.

„Benimm dich, du bist im Dienst!“, zischte er.

„Ach komm. Wir beide und die Hübsche hinter uns, sind die Einzigen hier unten. Und im Gegensatz zu uns, hängt sie hinter einer schweren Eisentür in Ketten“, murmelte der Andere und streckte sich.

„He Luis?“, fragte der erste Soldat und sein Kollege nickte nur knapp.

„Warum ist die Kleine eigentlich hier unten? Sie hat doch weder Teufelskräfte, noch sieht sie gefährlich aus. Ich mein, hast du sie gesehen? Sie ist doch noch fast ein Kind“, fragte der Erste verdutzt und Luis zuckte nur mit den Schultern. Hinter der schweren Eisentür hingegen, regte sich etwas. Die junge Frau hob den Kopf, nachdem sie die Worte des Soldaten hörte, und warf der geschlossenen Tür, einen giftigen Blick zu.

„Ich habe... nun ja. Ich habe Gerüchte gehört“, erklärte Luis und seine Stimme klang verschwörerisch. Er blickte sich um, doch hatte sein Kollege recht behalten. Die beiden waren alleine hier, während ihre Kollegen sich oben auf die Schlacht vorbereiteten. Nicht mehr lange und sie würden angreifen.
 

„Sie soll den Bruder von unserem Kommandanten getötet haben. Hinterrücks erdolcht. Doch wurde sie prompt erwischt und bei ihrer Festnahme, hat sie noch weitere fünf Soldaten niedergestreckt, bevor man sie endlich zu Boden ringen und in Ketten legen konnte. Und wenn das stimmt Hagi, dann ist sie wohl zurecht hier unten. Sie ist gefährlich und soll direkt nach Impel Down gebracht werden“, erklärte Luis und Hagi hob überrascht die Augenbrauen. Er stieß einen kurzen Pfiff aus und warf der geschlossenen Zellentür einen staunenden Blick zu.

„Würde man ihr gar nicht zutrauen“, murmelte er und Luis lachte kurz auf.

„Erinnere dich mal an Blue Peek. Der Schattenklinge hätte man das auch nie zugetraut, doch hat sie problemlos unsere Verbündeten niedergestreckt, ohne auch nur einen Kratzer ab zu bekommen. Die Art und Weise, wie sie dort kämpfte und laut der Zeugenberichte, spricht das sehr dafür, dass sie eine voll ausgebildete Assassine war. Und auch unsere Gefangene schien ähnlich zu kämpfen. Als ich in Impel Down stationiert war, hatte ich ab und an Kontakt zu gefangenen Meuchelmördern. Und Eines kannst du mir glauben. Man sieht ihnen das nicht direkt an. Vielleicht ist das ja auch der Trick hinter ihrem Erfolg. Sie sehen normal aus, nicht auffällig. Wer weiß das schon?“, erklärte er und lehnte sich entspannt an.

„Na ja, aber unauffällig sieht die Kleine hier nicht gerade aus. Ihre langen, silberblauen Haare, sowie die Federn darin, schreien ja förmlich nach 'schaut mal, hier bin ich'“,lachte Hagi los und lehnte sich ebenfalls entspannt an die Wand. Luis schüttelte nur belustigt den Kopf, während die junge Gefangene nur beleidigt die Tür anzischte.
 

„Irgendwie finde ich den Eifer unseres Kommandanten nicht zwingend gut, wenn ich das mal so sagen darf“, murmelte nach einem Moment Luis und blickte besorgt zur Decke. Er war sich sicher, dass in wenigen Momenten dort oben an Deck, die Hölle ausbrechen würde.

„Weil er die Whitebeard Bande angreifen will?“, fragte Hagi und sein Kamerad nickte.

„Genau. Ich meine was soll das? Er kann doch nicht ernsthaft denken, unser Schiff hier hätte eine Chance gegen Whitebeard und seine Crew. Weißt du eigentlich wie viele Teufelsfruchtnutzer der alte Mann hat? Ich befürchte wir werden enorme Verluste erleiden“, murrte er, aber trotzdem würde er gerne da oben stehen und mit kämpfen.

„Mh, ich weiß was du meinst. Aber sei unbesorgt. Unser Kommandant hat einen Plan. Wir sind nahe der Nebelfelder. Sobald Whitebeard nah genug dran ist, greifen wir an und in den Nebelfeldern steht eine ganze Flotte von uns, bereit zum Angriff. Die Moby Dick wird heute sinken“, erklärte Hagi und nickte stolz.
 

>Whitebeards Bande? Ihr kommt wie gerufen. Los geht's< dachte die Gefangene und ihr Mundwinkel zuckte belustigt auf. Sie kniete auf dem Boden der Zelle, direkt an der Wand und war mit Armfesseln, die an der Wand befestigt wurden gefesselt. Sie drehte den Kopf ein Stück und tastete mit ihren Fingern an ihrem Haar.

Denn dort befand sich ihr Markenzeichen, wie sie es immer liebevoll nannte. Zwei Federn, waren in ihr Haar geflochten und sie hatte sich angewöhnt, diese noch zusätzlich mit Haarklammern zu befestigen. Und genau diese raffinierten, kleinen Dinger, sollten nun für ihre Freiheit sorgen. Mit den Fingerspitzen ertastete sie eine Haarklammer und zog sie vorsichtig heraus. Geschickt drehte sie die Klammer zwischen den Fingern und führte sie in das Schloss, ihrer rechten Armfessel, ein.

>Oh Gabriella. Ich hoffe deine Tricks bewähren sich jetzt“, überlegte sie und bewegte vorsichtig die Haarklammer. Triumphierend huschte ihr ein zartes Lächeln auf die Lippen, denn leise klackte das Schloss und die Armfessel öffnete sich. Sie steckte sich den improvisierten Dietrich in den Mund und schüttelte erst einmal ihren befreiten Arm durch, um das unangenehme Kribbeln zu beseitigen, welches ihren Arm befiel, als endlich wieder ausreichend Blut hinein floss. Dann schnappte sie sich wieder die Haarklammer und öffnete auch die zweite Armfessel.

>Pruzah*! Ich habe es geschafft. Jetzt muss ich nur noch die beiden Meye* ausschalten<, grübelte das Mädchen und schlich zur Tür. Sie musterte Diese kurz und anhand der Scharniere sah sie, dass die Tür sich nur nach außen öffnete. Grübelnd stellte sich die Gefangene rechts von der Tür, an die Wand und atmete tief ein.

„NEIN! Lass mich in Ruhe du feiger Hund! Hilfe! HILFE!“, brüllte sie durch den Raum und hörte, wie die beiden Marinesoldaten erschrocken auf keuchten.

„Was ist bei dir denn los?!“, zischte einer, den sie als Luis erkannte.

„So hilft mir doch jemand, er hat ein Messer!“, schrie sie erneut und plötzlich hörte sie, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und die beiden Soldaten stürmten in die Zelle. Mit gezogenen Schwertern, in Angriffshaltung standen die beiden da und blickten sich irritiert um. Denn dort wo sie eben noch die Gefangene vermuteten, war gähnende Leere.

„Was geht hier vor? Wo ist...“, fing Hagi an zu stammeln, doch noch während er sprach, legten sich zwei Hände, an die Köpfe der beiden und schlug diese hart gegeneinander. Bewusstlos, sackten die beiden zusammen.
 

Mit einem eisigen Lächeln auf den Lippen, zog sie Einen nach dem Anderen weiter in den Raum herein. Den Ersten kettete sie mit dem linken Arm fest. Den Anderen, Luis vermutete sie, war kleiner und etwas schmächtiger. Diesem zog sie flink die Uniform aus und schlüpfte hinein, denn sie wusste genau, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Den Zweiten, nur noch in Unterhose, kettete sie an die andere Fessel und huschte aus dem Raum. Fest drückte sie die Tür zu und rannte durch den Gang, auf der Suche nach ihrer Ausrüstung. Vor einer Holztür stoppte sie und öffnete diese rasch. Ihr Instinkt hatte sie nicht betrogen, denn dort war das Büro des Unteroffiziers. Dieser war nämlich für den dritten Gefangenentrakt zuständig und wie alle Anderen, auf dem Deck. Ihre Augen suchten den Raum ab und in der hintersten Ecke, entdeckte sie ihre Habseligkeiten. Erleichtert seufzte sie. Nicht nur ihre Waffen und Rüstung lagen dort, sondern zum Glück auch noch das Buch und der Stein. Diese Beiden waren von unermesslichem Wert, für die richtige Person. Sie war nicht diese Person, aber diese Gegenstände, waren ihr Auftrag. Sie waren der Grund, warum sie überhaupt auf der Grand Line war. Sie schnappte sie ihren leeren Seesack, der auf dem Schreibtisch lag und fing an ihre Sachen hinein zu räumen. Ihr zwei Dolche, aus massiven Drachenknochen gefertigt, steckte sie an den Gürtel, als sie fürchterlich zusammen zuckte. Kanonenschüsse! Sie sattelte ihren Seesack und stürmte Richtung Deck davon.
 

~
 

Isbjorg stand an der Reling und blickte nachdenklich auf das Meer. Sie dachte an Elena und ihre Ausbildung. Und heimlich gestand sie sich ein, dass die Schwarzhaarige gute Fortschritte machte. Is beobachtete sie letztens, wie sie mit Vista trainierte. Und der Gute hatte sie unterschätzt. Elena wich ihm flink aus und schaffte es doch tatsächlich, ihm fast das Schwert aus der Hand zu schlagen. Das war eine herausragende Leistung, empfand Is. Und Vista ebenfalls, der anerkennend nickte und Elena mit Lob überhäufte. Isbjorg beugte sich nach vorne, blickte über die Reling und schaute verträumt die Wellen an, die sich am Rumpf des Schiffes brachen. Ihre Gedanken huschten zu Marco und an die Situation eines Nachts am Bug, als sie Nachtdienst hatte. Sie konnte sich noch immer nicht erklären, wie das passieren konnte, doch spürte sie deutlich, wie ihr plötzlich wieder das Blut in den Kopf schoss. Leise seufzte sie und zuckte zusammen, als sie eine Hand am Rücken spürte.

„Hier bist du“, ertönte Marcos Stimme ruhig und sie lehnte sich wieder zurück. Vorsichtig grinste sie ihn an.

„Was gibt es denn, Ananasschädel?“, fragte sie und lachte auf, als zornig seine Augenbraue zuckte.

„Ich hab Vater unseren Plan vorgelegt, der ihn direkt mit unseren Fernkämpfern besprochen hat. Sie waren begeistert. Ich hätte dich ja dazu geholt, doch hab ich dich nicht gefunden und Vater wollte nicht warten. Er wirkte sogar etwas aufgeregt. Ich denke wir beide haben ihn schwer beeindruckt“, gluckste Marco und Isbjorg kicherte.

„Na das will ich auch hoffen. Wir haben uns immerhin sehr viel Mühe gegeben. Haben sie ihn auch direkt einstudiert, damit jeder auch weiß, wo er hin muss?“, fragte sie und Marco nickte.

„Was ist das denn da hinten?“, fragte Is verwundert und deutete Richtung Horizont.

„Die Nebelfelder. Ein gefährliches Gebiet. Viele Schiffe sind dort schon gesunken, aber Vater und unser Navigator sind schon so oft da durch gefahren, dass wir mittlerweile die sichere Route kennen.“

Ruckartig drehten sich Is und Marco um, als vom Hauptmast die Schiffsglocke läutete.

„MARINE! STEUERBORD!“, brüllte Olaf aus dem Krähennest, der heute dort Dienst hatte. Fast Synchron blickten Marco und Isbjorg nach rechts. Mit einem noch gehörigen Abstand näherte sich ein Schiff mit dem eindeutigen Segel der Marine. Obwohl „Schiff“ untertrieben war. Das Teil konnte gut als Galeone durchgehen, so riesig wie sie war.
 

Isbjorg sprintete sofort los. Sie huschte über das Deck, wich heran eilenden Kameraden aus und stürmte in ihre Kajüte. Sofort schnappte sie sich ihren Bogen, einen Köcher mit Pfeilen, schnallte sich ihre Armschoner an und steckte sich einen zweiten Dolch und ihr Schwert an. Sie horchte auf, als die ersten Kanonenschüsse ertönten, die Nahe der Moby Dick, in das Wasser einschlugen. Mit einem lauten Rauschen, spritzte das Wasser in die Höhe und Isbjorg sprintete zurück. Die meisten Piraten, fanden sich schon in Position und Isbjorgs Blick suchte das Deck nach Marco ab.

„Hinter dir!“, rief Marco und Is streckte augenblicklich beide Arme in die Luft, als würde sie sich ergeben wollen, doch gehörte das alles zum Notfallplan. Marcos Vogelkrallen schlossen sich um ihre Unterarme und sie wurde in die Luft gezogen. Marco schoss in die Höhe, holte Schwung und schleuderte Isbjorg nach oben. Sofort flog er ihr entgegen und einen Atemzug später, landete die Nordfrau gezielt auf seinem Rücken.

„Sehr gut!“, jubelte Marco, drehte sich in der Luft und flog zur Steuerbord Seite. Isbjorgs Blick huschte zum Deck, sowie zu den Masten. Glücklicherweise hatte sie den Taktikplan für die Fernkämpfer im Kopf und Stück für Stück, blickte sie zu den markierten Stellen. Anerkennend nickte sie, denn es standen tatsächlich Alle da, wo sie zu stehen hatten.

„Marco, sie sind gut vorbereitet. Alle stehen auf Position. Flieg mal zum Rumpf herunter“, sprach sie laut und Marco flog tiefer. Schnell zischte er am Rumpf vorbei.

„Gut. Die Kanonen sind auch schon besetzt“, rief sie ihm zu und Marco flog wieder nach oben, zum Deck. Dort stand Whitebeard, der wütend zu dem Marineschiff blickte.

„Vater? Die Fernkämpfer sind alle bereit!“, rief Marco und der alte Mann nickte.

„Scheiße! Von Backbord kommt auch ein Schiff!“, rief nun Isbjorg und einige Piraten, blickten zur anderen Seite.
 

„Man! Ich glaube die haben uns aufgelauert!“, rief Ace von unten.

„Meine Männer und ich, kümmern uns um Backbord“, rief die Feuerfaust Whitebeard zu, der nur nickte.

„Izou!“, rief Isbjorg laut und Marco flog zu dem Kimono Mann, der sich im Krähennest des Hauptmastes positioniert hatte.

„Du und deine Leute, kümmern sich um Steuerbord. Der Rest um Backbord!“, rief Isbjorg so laut, dass auch die anderen Fernkämpfer es hörten. Marco flog wieder Richtung Deck und visierte Olaf an.

„Olaf. Schnapp dir ein paar Leute aus deiner Division. Wir brauchen dringend noch Leute unten, bei den Kanonen, auf der Backbord Seite. Ihr kümmert euch darum!“, befahl Marco und der Nordmann nickte. Er stürmte zu einer Hand voll Männer und auch Vista mischte sich dazwischen, um die Leute an die freien Kanonen zu scheuchen.
 

Marco schlug kräftig mit den Flügeln und steuerte das Krähennest des Hauptmastes an. Knapp über Izou verringerte Marco seine Geschwindigkeit und schlug sachte mit den Flügeln, um auf dieser Höhe zu bleiben. Grimmig blickte er immer wieder von rechts nach links um die Bewegungen der Feinde zu überschauen.

„Macht euch bereit!“, rief er laut und die Schützen gingen in Position. Isbjorg bemerkte, dass das zweite Marineschiff deutlich schneller näher rückte, was wohl daran lag, dass sie wesentlich kleiner war und dazu noch wendiger.

„Schützen auf Backbordseite!“, schrie Isbjorg und sah, wie sie sich stabiler hinstellten.

„Anlegen!“, rief sie und die Piraten hoben ihre Pistolen. Die an den Gewehren, legte diese an und die Bogenschützen, legten einen Pfeil an die Sehne. Stolz blickte sie auf dieses Bild und das erste Mal wurde ihr bewusst, wie viele Fernkämpfer doch unter Whitebeards Crew waren. Und sie war froh, dass alles funktionierte. Dass sie ausnahmslos alle auf ihr Kommando hörten, beeindruckte sie. Denn sie war kein Kommandant, so wie Marco, doch trotzdem vertraute jeder ihrer Führung und das rührte sie sehr.

„Zielen!“, rief sie weiter und hob ihren Arm nach oben. Messerscharf beobachtete sie das gegnerische Schiff und biss sich konzentriert auf die Unterlippe. Marco nickte knapp und beide atmeten tief ein.

„Für Whitebeard! FEUER!“, brüllten beide Synchron auf und das gegnerische Schiff geriet in einen Kugel und Pfeilhagel. Kurz darauf donnerten die Kanonen los. Isbjorg hörte, trotz des Lärms die Marinesoldaten schreien. Sie hörte das Holz des Schiffes splittern, roch Schwarzpulver, brennendes Holz und sie hätte schwören können, auch Blut zu riechen. Das Selbe vollzogen Marco und Isbjorg noch mit der Steuerbord Seite und auch dieses Schiff geriet schnell unter Feuerbeschuss.
 

„Jetzt sind wir dran“, rief Marco und lachte auf. Isbjorg zückte ihren Bogen und Marco flog zum Backbord Schiff. Is presste fest ihre Schenkel gegen Marcos Körper und legte den ersten Pfeil an. Sie visierte den ersten Soldaten an, atmete ein, zielte und ließ den Pfeil fliegen.
 

~
 

Die Gefangene rannte die Treppen hoch, doch schmiss sie sich sogleich hin, als eine Kanonenkugel durch den Rumpf brach und knapp über ihrem Kopf, vorbei zischte. Laut krachend durchbrach die Kugel die Wand. Blitzschnell sprang die junge Frau wieder auf die Füße und rannte weiter. Mit Schwung stieß sie die Tür zum Deck auf und bremste ab. Auf dem Deck herrschte das reinste Chaos. Es brannte, ein Mast war gebrochen und überall hörte sie Soldaten, sowie Piraten brüllen. Denn Whitebeards Nahkämpfer, hatten längst das Schiff infiltriert und kämpften unerschrocken, gegen die Soldaten. Die Gefangene wich vorsichtig zurück, denn sie befürchtete, einer der Piraten würde sie sehen und angreifen. Immerhin trug sie die Kleidung einer Marinesoldatin und wollte nicht einen der Piraten töten. Ihr fiel auf, dass die Galeone dicht an der Moby Dick stand und einige Soldaten versuchten, dass Deck zu stürmen. Doch wurden sie immer wieder zurück gedrängt oder getötet. Die Gefangene beschloss, sich zum Heck zu schleichen, um dort so unauffällig wie möglich, die Moby Dick zu erklimmen. Sie nickte ihren Gedanken ab und setzte sich in Bewegung, als sie fest am Arm gepackt wurde. Ruckartig drehte sie den Kopf in diese Richtung und blickte in das zornige Gesicht, des Kommandanten der Marine.

„Du bist keine Soldatin! Du kleines Miststück, wie bist du aus deiner Zelle gekommen?!“, fluchte er los, doch noch ehe sie oder er reagieren konnten, folgte der Knall einer Kanone und der Kommandant wurde weg gerissen. Sie blickte mit großen Augen zur Reling und sah dort die erschlagenen Überreste des Kommandanten. Leicht zuckte ihr Mundwinkel und sie sprintete Richtung Heck.
 

~
 

„Marco, meine Pfeile sind leer. Schmeiß mich auf unserem Deck ab. Ich helfe bei der Verteidigung und schaffe die Verwundeten in Sicherheit“, rief sie dem Phönix zu und er drehte ab, Richtung Moby Dick.

„Nein, wir brauchen dich an der Reling. Diese Bastarde versuchen auf das Schiff zu kommen. Um die Verwundeten kümmern sich schon genug. Sorge du dafür, dass keiner dieser Ratten auf das Deck kommt!“, befahl er und sie nickte.

„Wird erledigt“, lachte sie auf und sprang ab. Marco hingegen zielte Ace an, den er prompt am Gürtel packte und in die Lüfte hob.

„Lass uns ein kleines Feuer veranstalten“, schlug der Phönix vor und Ace lachte schallend auf.

„Wie in alten Zeiten. Das klingt doch nach Spaß“, rief er und seine Hände tauchten in Feuer.

Isbjorg stürmte zur Reling, zog ihr Schwert und rammte es direkt einem Marinesoldaten in die Brust, der an Deck springen wollte.

„Super das du hier bist, Isi“, sprach Jozu, packte einen Soldaten am Kopf und schleuderte ihn weg.

„Man sind das Viele!“, knurrte Olaf und hinter ihm lachte laut Whitebeard auf.

„Ihr schlagt euch hervorragend!“, rief er und öffnete eine Sake Flasche. Er saß gemütlich auf seinem Thron und beobachtete das Spektakel amüsiert. Er wollte sich nicht einzumischen, denn immerhin hatte er eine kampfstarke und unerschütterliche Crew. Und solange sie so stark weiter kämpften, hielt er es nicht für notwendig. Er trank genüsslich einen kräftigen Schluck und lachte aus voller Kehle, als weitere drei Soldaten baden gingen.
 

Isbjorg blinzelte kurz und bemerkte eine Bewegung, im Augenwinkel. Sie drehte den Kopf nach rechts und sah eine Frau in Marinekleidung, die sich gerade an der Reling vom Heck hochziehen wollte.

„Oh nein, Kleines!“, zischte Isbjorg, zog ihre Dolche und stürmte Richtung Heck davon. Die junge Frau sprang und landete auf dem Deck. Erleichtert atmete sie aus, doch meldeten sich ihre Instinkte. Sofort zog sie ihre Dolche, genau in richtigen Moment, um Isbjorgs Angriff zu blocken.

„HA! Seit wann kämpfen kleine Soldatinnen, mit so hinterhältigen Waffen, wie dem Dolch?“, lachte Isbjorg und griff erneut an.

„Was? Ich bin keine Soldatin“, murmelte die Frau ruhig und wich der Piratin aus.

„Ach nein? Verkauf mich nicht für dumm, Herzchen. Bei Sithis! Ich werde dir das Fleisch von den Knochen schälen, wenn du nicht freiwillig wieder verschwindest!“, brüllte Isbjorg auf und stürzte sich auf sie. Ein paar mal, wich das Mädchen aus, doch rang Isbjorg sie nieder und wie erstarrt blieb die Unbekannte liegen, mit Isbjorgs Klinge an der Kehle.

„Daanik*!“, zischte die Fremde und verzog das Gesicht. Isbjorg hingegen, hob nur fragend eine Augenbraue, als sie ein Wort, aus einer ihr wohlbekannten Sprache hörte. Eine Sprache, die sie auf der Grand Line nicht erwartet hätte.

„Bei der Mutter der Nacht, Briinah*. Lass von mir ab“, nuschelte die Unbekannte und Isbjorg lockerte sogar den Griff. Verdutzt blickte sie die Frau an.

„Du willst mich doch jetzt verarschen, oder?“, nuschelte Is irritiert.

„Nein. Und du solltest deinem Bormah* sagen, dass er auf keinen Fall in die Nebelfelder fahren soll. Da drin wartet eine ganze Flotte auf euch“, erklärte sie ruhig und Isbjorg nahm die Klinge von ihrer Kehle und setzte sich auf.

„Meinem... meinem Vater? Ja“, brummte Isbjorg. Ihr Blick wurde ernst und sie nickte. Sie stand auf, packte die Fremde am Ellenbogen und zog sie hinter sich her.

„Du kommst mit!“, zischte sie und rannte Richtung Bug. Widerwillig folgte die Fremde. Whitebeard, sowie einige Piraten, die gerade nicht heftig kämpften, warfen den beiden Frauen zweifelnde Blicke zu.

„Vater! Wir müssen sofort den Kurs wechseln. In den Nebelfeldern lauert eine ganze Flotte, die nur darauf warten, dass wir ihnen zu nahe kommen“, erklärte Is und überrascht hob der Alte seine Augenbrauen, nickte aber daraufhin und blickte sich um.

„Holt unsere Leute von der Galeone und versenkt das Teil. Dann drehen wir ab. Wir müssen die Nebelfelder umfahren“, rief er seiner Mannschaft zu und sie gehorchten. Die letzten Marinesoldaten wurde entweder getötet oder ins Meer befördert. Im Eiltempo kamen die Piraten zurück zur Moby Dick und die Verletzten wurden geborgen. Laut knallten die Kanonen los und mit der Hilfe von Ace und Marco, ging die Galeone in Flammen auf und sank.
 

„Und wer bist du?“, knurrte der Alte misstrauisch, doch ließ das die Unbekannte kalt.

„Mira“, sprach sie ruhig und blickte ernst Isbjorg an.

„Sie ist eine Assassine, Vater. Warum sie hier ist, weiß ich nicht. Noch nicht“, erklärte Isbjorg und schenkte Mira ein sadistisches Lächeln. Müde zuckte Miras Mundwinkel und sie seufzte genervt auf.

„Kompliziert“, murmelte sie und Is hob ihre Augenbrauen.

„Warum bringt ihr nicht erst einmal das Schiff auf sicheren Kurs. Dann können wir uns noch immer unterhalten und ich versuche mich zu erklären“, nuschelte Sie und spürte, wie sie langsam Hunger bekam. Whitebeard zuckte mit den Schultern, nickte dann aber.

„Abdrehen!“ rief er über das Deck und die Moby Dick wechselte den Kurs. Isbjorg hingegen riss erschrocken die Augen auf und unbewusst legte sich ihre Hand auf den Mund. Auch andere Piraten an Deck blickten erschrocken auf, einige brüllten sogar.

„Zu spät. Da kommen sie“, hauchte Is und ihr Blick lag versteinert auf den Nebelfeldern, aus denen eine Flotte von insgesamt drei Galeonen und vier Schonern fuhr. Und die Schoner machten ihrer Bedeutung alle Ehre, denn sie glitten mit hoher Geschwindigkeit, über die Wellen, auf die Moby Dick zu. Und ehe sie sich versahen, war Whitebeards Schiff umzingelt. Einen Augenblick später, flogen den Piraten, schon die Kanonenkugeln um die Ohren und erschrocken duckten sich alle. Is hörte Holz splittern und einige ihrer Freunde aufschreien. Sie atmete tief ein, zog ihr Schwert und einen Dolch und richtete sich wieder auf, als ein dumpfer Schlag ertönte. Ein Stück der Reling wurde im Kanonenflug raus gebrochen und knallte Isbjorg mit Wucht gegen den Schädel. Die nächste Welle Kugeln kam heran geflogen, doch diesmal mischte auch Whitebeard mit und dank seiner Erdbeben Fähigkeit, konnte er die Meisten der Kugeln abwehren. Isbjorg hörte für einen kurzen Moment nichts, griff sich taumelnd an den Kopf und ihr wurde schwarz vor Augen. Dann klarte sich langsam wieder ihr Blick und auch die Kampfgeräusche prasselten wieder auf ihre Sinne herein. Sie spürte wie ihr warmes Blut über das Gesicht lief und sie kniff kurz die Augen zusammen, um wieder klar zu werden.

„Scheiße! Isbjorg!“, hörte sie Marco rufen und erneut brach eine Salve an Kanonenkugeln über sie herein. Die Meisten wurden erneut abgewehrt, aber dummerweise nicht alle. Und als Isbjorg ihren Kommandanten anblicken wollte, immerhin hatte er sie ja gerufen, hörte sie ihn nur aufbrüllen und kurz darauf ein lautes Platschen. Erschrocken blickte sie sich um und riss dann panisch die Augen auf.

„Marco?“, fragte sie leise und suchte den Himmel ab. Doch nirgends sah sie ihren Phönix.

„Verdammt!“, brüllte sie und stürmte zur Reling. Sie beugte sich darüber, und blickte auf das unruhige Wasser, in dem viele Holzsplitter, Planken und tote Marinesoldaten trieben. Auch sah Isbjorg einige blaue Federn und sie japste auf. Ohne noch einen Gedanken zu verschwenden, sprang sie über Bord.
 

Kurz vor der Wasseroberfläche holte sie tief Luft und tauchte unter Wasser. Sie schwamm, immer tiefer und blickte sich panisch um.

>Verdammt! Marco, wo bist du?!<, zischte sie in Gedanken und erblickte plötzlich, weiter unter sich, ein lilanes Hemd. Das Hemd, was Marco heute trug, da war sie sicher. Sie tauchte tiefer und tiefer, spürte schon ein Rauschen im Ohr, doch war das unwichtig. Es zählte im Moment nur eines für sie. Marco finden und retten. Auch wenn ihr langsam die Luft ausging. Sie streckte die Hand aus und griff nach dem Stoff, umfasste es und zog. Erleichterung machte sie in ihrem Körper breit, als sie sah, dass der Besitzer noch in seinem Kleidungsstück steckte. Zwar bewusstlos, aber das war jetzt ebenfalls unwichtig. Sie legte seinen Arm um ihre Schulter und schwamm, so zügig wie es ging zur Wasseroberfläche. Keuchend schnappte sie nach Luft, als sie durch eine der Wellen brach und das Erste was ihr auffiel war, dass es plötzlich ganz ruhig war. Was sie bei ihrer Rettungsaktion unter Wasser nicht mitbekommen hatte war, dass Whitebeard durchaus mitbekam, dass Isbjorg von Bord sprang, um Marco zu retten und ihm riss daraufhin der Geduldsfaden. Er setzte erbarmungslos seine Kräfte frei und versenkte dadurch die meisten Schiffe der Flotte. Eine Galeone und ein ramponierter Schoner überlebten das Massaker. Whitebeard brüllte ihnen daraufhin entgegen, dass sie ihre Überlebenden einsammeln und schleunigst verschwinden sollten, sonst würden alle von ihnen, das nasse Seemannsgrab finden. Und somit kapitulierte die Marine, zogen ihre Kameraden aus dem Meer und suchten das Weite.
 

Neben Whitebeard, bekamen auch einige Piraten mit, was Isbjorg getan hatte und standen somit unruhig an der Reling. Nervös blickten sie auf das Wasser und warteten. Und je Länger es dauerte, desto Unruhiger wurden sie. Doch plötzlich jubelten sie laut auf, als Isbjorg durch die Wasseroberfläche brach, keuchend Luft holte und Marco fest im Griff hatte. Prompt wurden Seile ins Wasser gelassen, einige Piraten sprangen sogar zu ihr in die Fluten. Sie nahmen ihr Marco ab, denn Isbjorgs Kollegen merkten, dass sie kurz davor stand, bewusstlos zu werden. Denn ihre Kopfwunde blutete nun noch heftiger. Was sie dem Wasser, sowie dem Druck unter Wasser zu verdanken hatte. Auch Isbjorg wurde gepackt und schleunigst wurden sie an Deck gebracht. Is kniete, vorne über gebeugt, auf dem Deck und hustete sich die Lunge aus dem Leib. Sie spuckte eine beachtliche Menge Wasser und drehte sich zu Marco um, als sie Elenas Stimme hörte.

„Hey Marco. Mach jetzt keinen Scheiß! Wach auf“, keuchte die Schwarzhaarige und schüttelte ihn. Doch bis auf das sein Kopf schlaff zur Seite kippte, bekam sie keine Regung. Is stemmte sich hoch und stand schwankend auf. Zum Glück stabilisierte sich ihr Kreislauf wieder. Zitternd stürmte sie zu Elena und drängt sich dazu.

„Mach doch einfach mal Platz!“, zischte sie der Schwarzhaarigen zu und stieß sie grob bei Seite. Isbjorg klopfte Marco gegen die Wange, doch reagierte er noch immer nicht. Zornig zuckte Isbjorgs Augenbraue und Marcos Kopf riss es in die andere Richtung, denn die temperamentvolle Nord, hatte ihm eine gepfefferte Ohrfeige verpasst. Doch blieb er weiterhin reglos und die umstehenden Piraten brummten erschrocken auf, einige schüttelten mit dem Kopf. Denn sie waren sich einig, dass Ohrfeigen in dem Moment nicht das waren, was ihr Vize jetzt brauchte. Typisch Isbjorg, schoss es vielen durch den Kopf. Is spürte wie sich ängstlich ihr Herzschlag beschleunigte und sie hielt ihre Finger an seinen Hals. Schwach spürte sie einen Puls, doch für ihren Geschmack zu schwach. Fassungslos beugte sie sich über ihn und hielt ihr Ohr an seinen Mund. Erschrocken keuchte sie auf.

„Er atmet nicht!“, rief sie panisch, packte seinen Kopf und richtete ihn wieder mittig aus. Mit der anderen Hand umfasste sie sein Kinn, öffnete seinen Mund dadurch noch weiter und legte seinen Kopf in den Nacken.

„Er atmet nicht!“, rief sie erneut und ihre Stimme zitterte verzweifelt. Isbjorg holte tief Luft, presste ihren Mund auf seinen, hielt ihm die Nase zu und pustete Luft in seine Lungen. Ruckartig richtete sie sich auf, legte ihre Hände auf seine Brust und drückte gleichmäßig und hoch konzentriert seinen Brustkorb nach unten.
 

„Komm schon, du verdammte Hohlbirne! Tu mir das nicht an!“, wimmerte sie und versorgte ihn erneut mit Luft. Wieder pumpte sie auf seinen Brustkorb, um zum Einen seinen Herzschlag zu unterstützen und zum Anderen hoffte sie, dadurch das Wasser aus seinen Lungen zu pressen. Mittlerweile scharrten sich viele aus der Crew um die beiden, alle in panischer Angst. Whitebeards Gesicht, vor Sorge verzogen, starrte stur auf seinen Sohn, sowie seine Tochter, die verzweifelt versuchte, ihn wieder ins Leben zu holen. Isbjorg startete einen dritten Versuch und als sie erneut auf seinem Brustkorb pumpte, wurde ihr Blick immer verschleierter, denn sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.

„Bitte Marco! Lass mich nicht alleine“, fiepste sie mit hoher Stimme, als Marco plötzlich die Augen aufriss, keuchte und sich hustend auf die Seite drehte. Angestrengt atmete die Nordfrau und lachte plötzlich, mit einer Mischung aus Verzweiflung und Erleichterung auf, während sie ihm unterstützend den Rücken abklopfte. Einige Minuten verharrten sie in dieser Position, weil sich Marcos Husten nicht beruhigte und er immer mehr Wasser aushustete. Doch als er endlich sämtliches Meerwasser aus seinem Körper gehustet hatte, rollte er sich erschöpft auf den Rücken zurück und blickte Isbjorg verwundert, sowie fassungslos an.

„Was ist passiert?“, krächzte er erschöpft und Isbjorg spürte, dass er zitterte.

„Shhhh. Ganz ruhig“, flüsterte sie sanft und rutschte an seine Kopfseite. Vorsichtig nahm sie seinen Kopf in die Hände und legte ihn auf ihre Knie.

„Vista. Wo ist unser Arzt? Kann er her kommen und einen Blick auf Marco werfen?“, fragte sie leise und nickend rauschte Vista davon. Is blickte wieder herunter zu Marco, der sie fragend musterte. Sie strich ihm die nassen Haare von der Stirn, blickte zum Himmel und stieß einen so erleichterten, wie hoffnungsvollen Seufzer aus, dass einige der Umstehenden eine Gänsehaut bekamen. Nicht wenige setzten sich müde hin und schüttelten lächelnd den Kopf. Whitebeard nickte zufrieden und ging langsam zurück zu seinem Thron. Er war erschöpft und ihm ging es nicht gut. Er hatte seine gesamten Kräfte mobilisiert und eingesetzt, um seine Kinder zu schützen, und das spürte er jetzt nur zu deutlich. Zwei Krankenschwestern konnten sich von den Verwundeten abwenden, da nun alles allmählich unter Kontrolle war und sie kümmerten sich sofort um ihren Kapitän.
 

„Is, mir geht es gut. Ich glaube eher, der Arzt sollte sich mal deine Kopfverletzung ansehen“, murmelte Marco und musterte ihr blutverschmiertes Gesicht.

„Unwichtig“, brummte sie und Marco sah, wie ihr Mund zitterte. Überrascht weiteten sich seine Augen.

„Hey, beruhige dich. Es ist doch alles gut. Das Meerwasser hat mich nur ein wenig geschwächt“, sprach er sanft und sah, wie etwas in ihren Augen aufblitzte.

„Alles gut?! Nichts ist gut!“, knurrte sie auf und er wand grummelnd den Blick von ihr ab.

„Du wärst fast ertrunken! Du...du lagst hier auf dem Deck und hast nicht geatmet! Und jetzt erzählst du mir, es ist alles gut?! Du verdammter Scheißkerl! Du dämliche, pestverseuchte Taube! Wie kannst du mir nur so eine Angst einjagen?!“, brüllte sie ihn an und er fühlte, wie ihre Hände heftig zitterten, die immer noch seinen Kopf festhielten, der behutsam auf ihrem Schoß gebettet lag. Besorgt blickte er wieder zu ihr auf und erschrocken atmete er ein, als er sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Und wieder spürte er es. Diese Vertrautheit. Diese Geborgenheit, die sich warm in seiner Brust sammelte und im Körper ausbreitete.

„Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, Nervensäge“, nuschelte er und grinste sie schief an. Isbjorg zischte kurz, schluchzte auf und wischte sich augenblicklich die Augen trocken. Dann boxte sie ihm locker gegen die Brust und schüttelte nur bestürzt den Kopf. Elena wand sich ab. Sie konnte es nicht mehr sehen. In ihrer Brust, zog sich etwas fest zusammen und schnürte ihr die Luft ab. Unaufhörlich knirschte sie mit den Zähnen und sie hatte einen rekordverdächtigen Kloß im Hals. Sie hatte das Bedürfnis, irgendetwas kaputt zu schlagen oder einfach hemmungslos zu weinen. Immer wieder hörte sie Isbjorgs verzweifelte Rufe im Kopf. Und je öfter sie die hörte, desto mehr fühlte sie sich, wie Diejenige die verloren hatte.
 

(Komm schon, du verdammte Hohlbirne! Tu mir das nicht an!)
 

Und Elena kniff die Augen fest zusammen.
 

(Bitte Marco! Lass mich nicht alleine)
 

Verzweifelt keuchte Elena leise auf und drehte ihren Kopf in Richtung Isbjorg. Sie sah, wie Is lachte und Marco behutsam über die Wange streichelte. Und geknickt wand sie sich wieder ab. Sie ging, hängenden Kopfes, zu den Krankenschwestern und half ihnen, die Verletzten zu versorgen. Diese Aufgabe würde sie bestimmt ablenken.
 

„Ich hasse dich manchmal abgrundtief, Ananas“, murmelte sie und blickte auf, denn der Schiffsarzt drängelte sich durch die Menge. Stumm musterte er Marco, tastete seinen Puls ab und studierte seine Augen. Dann nickte er und begutachtete Marcos Bauch. Deutlich war eine Druckstelle zu erkennen, die sicherlich zu einem schmerzhaften Bluterguss werden würde.

„Hat dich da die Kanonenkugel getroffen?“, fragte der Arzt und Marco nickte. Unbarmherzig zuckte der Doc mit den Schultern und drückte fest seinen Zeigefinger darauf. Marco hingegen verzog vor Schmerzen das Gesicht und brummte angestrengt auf.

„Sobald deine Teufelskräfte wieder funktionieren, wirst du das kaum noch spüren“, nuschelte er und musterte Isbjorgs Gesicht. Laut pfiff der Arzt seinen Krankenschwestern zu und prompt kam eine an geeilt, mit einem Koffer in der Hand. Er öffnete den Koffer, packte Isbjorgs Kopf und drehte ihn ein bisschen. Dann strich er ihr die Haare bei Seite und nickte knapp.

„Das sieht Schlimmer aus, als es ist. Sobald die Blutung stoppt, wirst du wohl eine riesige Beule kriegen. Ich lege dir einen Verband an. Und du wirst wohl einige Tage unter Kopfschmerzen leiden. Solltest du Schwindelanfälle oder Übelkeit kriegen, komm auf meine Krankenstation. Aber ich denke nicht, dass du eine Gehirnerschütterung hast“, erklärte er ruhig und wickelte einen Verband um ihren Kopf.

„Geht klar. Ich bring Marco auf sein Zimmer. Er hat viel Wasser geschluckt und ich denke er muss sich davon erholen“, murmelte Is zu dem Arzt, der nur bestätigend nickte.

„Ja. Du kümmerst dich schon. Hast du noch genug Zutaten? Wir haben so viele Verletzte und ich denke wir brauchen deine Hilfe. Es wäre fantastisch, wenn du uns so viele Tränke wie möglich brauen könntest“, sprach er ernst und sie nickte vorsichtig.

„Ja. Ich hab mich in der Seemannsgrotte eingedeckt. Wenn du jemanden in meine Kajüte schickst, kannst du direkt welche haben. Neben meinem Schreibtisch steht eine Kiste, voller Heiltränke. Ich liefere so schnell es geht nach“, erklärte sie und erleichtert nickte der Doc auf. Isbjorg blickte zu Olaf, der verstand und gemeinsam hievten sie Marco auf die Füße. Seine Beine zitterten fürchterlich und er wusste, ohne Hilfe könnte er sich nicht auf diesen halten. Dieses verdammte Meerwasser, schoss es ihm durch den Kopf. Es hatte ihm sämtliche Kräfte geraubt. Ihm tat jeder Knochen im Leib weh und er schlotterte wie ein Welpe im Winter. Wenn er sich nicht so hundemüde und ausgelaugt fühlen würde, wäre ihm das sicherlich peinlich. Aber derzeit war es ihm egal. Er wollte so schnell es ging, in warme, trockene Kleidung und sich dann einfach nur noch hinlegen.
 

Isbjorg gab ihm eine feste Stütze und gemeinsam gingen sie langsam übers Deck. Izou eilte zu den beiden und blickte sie besorgt an.

„Wegen euch beiden, kriege ich noch graue Haare! Was macht ihr nur schon wieder?“, schimpfte er und Isbjorg grinste ihn an.

„Ist doch fast Alltag, oder?“, lachte sie und Marco gluckste leise. Genervt seufzte der Kimono Mann.

„Izou? Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte Is und sofort nickte er.

„Behalte unseren blinden Passagier bitte im Auge. Notfalls kümmere dich um sie. Sie ist nicht grundlos hier und ich muss wissen warum. Sie ist wegen mir hier, da bin ich sicher!“, murmelte Isbjorg und warf Mira einen flüchtigen Blick zu, die sogar dabei half, die Verwundeten zu versorgen.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Marco verwundert und Isbjorg verzog ernst das Gesicht.

„Sie ist nicht irgendeine Assassine, sondern von der Dunklen Bruderschaft. Und es gibt nur noch eine Dunkle Bruderschaft. Nämlich die in Himmelsrand. Sprich, sie kommt aus meiner Heimat. Außerdem kommt hinzu, dass sie in Drachenzunge spricht“, nuschelte sie leise und dachte an die erste Begegnung mit Mira am Heck.

„Drachenzunge?“, fragte Izou und legte den Kopf schräg.

„Sie spricht die Sprache der Drachen“, murmelte Is und Izou nickte nachdenklich.

„Ich kümmere mich um sie, verlass dich drauf“, sprach er und mit einem Nicken ging Isbjorg, mit Marco im Arm weiter.
 

„Denkst du, wir haben Verluste?“, fragte Isbjorg leise, als sie gerade durch den Kommandanten Gang gingen. Marco, der erschöpft den Kopf hingen ließ, drehte diesen vorsichtig in ihre Richtung.

„Ich hoffe nicht, aber ich befürchte es. Hast du die ganzen Verletzten gesehen? Das war übel heute. Und das Schiff hat auch einiges einstecken müssen“, erklärte er, keuchte kurz auf und kippte vorne über, denn ihm knickten wieder die Beine ein. Isbjorg reagierte sofort, packte ihn fest und drückte ihn an sich.

„Ich hab dich!“, nuschelte sie angestrengt und sie schlurften weiter. In seiner Kajüte, half Isbjorg ihm, dass er sich auf seinen Stuhl setzen konnte. Erschöpft, aber erleichtert, seufzte sie.

„Komm ich helfe dir. Du musst aus den nassen Sachen raus“, murmelte sie und streifte ihm, das nasse Hemd von den Schultern.

„Nein, geht schon“, murmelte er und blickte beschämt weg. Verwundert blickte sie ihn an und schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen, dass er sich nicht lächerlich machen sollte.

„Dann lass mich dir wenigstens trockene Sachen holen“, murmelte sie und knapp nickte er, in Richtung seiner Kommode. Sie öffnete die Schubladen und zog ihm eine Shorts, eine frische Hose und zuletzt ein dunkelblaues Hemd heraus.

„Gut so?“, fragte sie und hielt ihm die Wäsche hin. Belustigt nickte er und sie legte ihm die Sachen hin.

„Ich geh mich auch mal umziehen. Bis gleich“, nuschelte sie und als er nickte, zog sie von dannen.
 

Etwa eine halbe Stunde später, klopfte Isbjorg vorsichtig an Marcos Tür der nur bestätigend brummte. Sie trat vorsichtig ein und lachte leise, weil Marco halb zusammengesunken auf seinem Stuhl hockte und sich nur erschöpft an seinem Schreibtisch abstütze.

„Wüsste ich es nicht besser, würde ich fast denken, du hättest zu viel gesoffen und hängst deswegen so auf Halbmast“, lachte sie, ging zu ihm herüber und stellte eine Kanne und zwei Tassen auf den Tisch. Er knurrte nur beleidigt auf, worauf sie nur Kichern konnte.

„Komm, ich helfe dir ins Bett. Da gehörst du nämlich jetzt auch hin“, nuschelte sie, packte seinen Arm und legte ihn sich wieder über die Schultern. Gemeinsam richteten sie sich auf und ehe sich Marco versah, lag er schon in seinem Bett. Erleichtert atmete er aus und musterte Isbjorg, die auf seiner Bettkante saß und seinen Bauch untersuchte.
 

„Sieht schlimm aus. Tut es weh?“, fragte sie leise und strich vorsichtig über die Druckstelle, die mittlerweile dunkelblau angelaufen war.

„Total“, nuschelte er und grinste schief. Sie seufzte auf, senkte den Blick und griff sich vorsichtig an den Kopf, denn dort tobte ein Orkan. So fühlte sie sich zumindest.

„Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass das alles meine Schuld ist“, flüsterte sie, drehte den Kopf weg und starrte auf ihre Knie. Marco hingegen schnaubte auf und schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Blödsinn“, nuschelte er und griff nach ihrer Hand. Er umfasste sie und hob sie hoch. Dann legte er ihre Hand auf seine Brust.

„Spürst du das?“, fragte er und verwirrt blickte sie zu ihm.

„Dein... dein Herzschlag?“, fragte sie und sachte nickte er.

„Ja. Und das es noch schlägt, habe ich dir zu verdanken. Ja ich war auf dich fixiert, weil du einen Schlag abbekommen hast und wollte helfen. Aber es ist nicht deine Schuld, dass ich ins Meer stürzte“, erklärte er und sie schmunzelte auf. Marco stemmte sich nach oben, legte seine Hand auf ihre Wange und streichelte behutsam mit dem Daumen darüber. Dann zog er ihren Kopf zu sich und Is spürte, wie ihre Wangen aufglühten. Marco presste ihr einen Kuss auf die Stirn, neigte den Kopf und lehnte seine Stirn an ihre.

„Danke Is. Du hast mir das Leben gerettet. Zweimal. Und ich weiß nicht, wie ich das je wieder gut machen kann“, flüsterte er und atmete tief ein. Er roch Blut und Salzwasser, aber auch einen sanften Hauch von Kräutern, der sie stetig umgab.

„Nicht der Rede wert. Werde einfach wieder fit, dann bin ich schon zufrieden. Ich habe übrigens Tee gekocht. Du trinkst gleich erst mal eine Tasse. Die Wärme wird dir gut tun und dann versuchst du etwas zu schlafen. Sobald du schläfst gehe ich duschen, komme danach aber wieder“, erklärte sie, löste sich von seiner Stirn und ging zum Schreibtisch. Sie schenkte Tee ein und reichte ihm die Tasse. Grübelnd nahm er sie entgegen, trank einen Schluck und blickte sie fragend an.
 

„Das brauchst du nicht“, murmelte er, doch winkte sie ab.

„Doch. Der Doc hat dich in meine Obhut gegeben und erwartet, dass ich mich um dich kümmere. Und das tu ich auch. So gut wie es mir möglich ist“, erklärte sie, lächelte und setzt sich wieder zu ihm.

„Der Tee ist lecker. Was ist das für welcher?“, fragte er um das Thema zu wechseln.

„Selbst gemischter Kräutertee. Er wirkt beruhigend“, erklärte sie und nahm die leere Tasse entgegen.

„Und jetzt schlaf“, murmelte sie, zog seine Decke bis zum Kinn und musterte ihn. Sie streichelte ihm durch das Haar und über die Stirn und er schloss tatsächlich die Augen. Sie streichelte weiter sein Gesicht und nach einer Weile, wurde seine Atmung immer tiefer und ruhiger. Er war eingeschlafen. Leise stand Is auf und schlich aus seiner Kajüte.
 

~
 

Marco stürzte ins Meer. Sofort fühlte er sich gelähmt und sank immer tiefer. Um ihn herum wurde es immer dunkler, je tiefer er sank. Erst packte ihn, mit kalten Händen die Angst, doch nun wurde er entspannter. Er würde sterben, dessen war er sich bewusst. Seine Augen bewegten sich von rechts nach links und er sah Seetang, Fische und weiter unten sogar ein Schiffswrack, dessen Planken von grünen Pflanzen überwuchert waren. Marco schloss die Augen und dachte an Isbjorg. Ob sie ihn vermissen würde, fragte er sich und lächelte schwach. Bestimmt würde sie das. Er würde sie auch vermissen, das wusste er. Entspannt dachte er an sein Leben und war froh darüber, wie es letztendlich verlief. Sein wirkliches Leben begann eigentlich erst, als er in Whitebeards Crew kam. Seit ihm dieser sture Pirat, sein verdammtes Leben gerettet hatte. Und bis heute verstand er nicht, warum. Aber das war jetzt auch egal. Denn er bereute nichts. Er stockte kurz, in Gedanken. Doch, er bereute etwas. Er bereute es zutiefst, Isbjorg nie gesagt zu haben, was er fühlte. Nie ihr seine Lebensgeschichte anvertraut hatte und nie über seine Ängste sprach. Und er bereute es, sie nie geküsst zu haben. Traurig senkte er den Blick, denn nun war es zu spät. Erschrocken verengten sich seine Pupillen, denn vor ihm tauchten plötzlich die Silhouetten mehrerer Menschen auf. Und mit einem mal schien es, als er wäre er festgefroren. Die erste Silhouette trat vor und er erkannte doch tatsächlich seine Mutter.

„Sieh nur, was du schon wieder angerichtet hast! Kannst du überhaupt etwas richtig?!“, schrie sie ihn, aus hasserfüllten Augen an. Und plötzlich war sie weg. Als nächstes trat eine ganze Gruppe vor. Er erkannte seine ehemaligen Nachbarn.

„Da ist er. Der Teufelsjunge. Nehmt euch vor ihm in Acht. Er macht nicht als Ärger! Er ist verflucht!“, zischte seine Nachbarin und der Rest der Gruppe nickte. Dann verschwanden auch sie.
 

Als nächstes trat ein Mädchen vor, vielleicht sechzehn Jahre alt. Sie war bildschön, trug ein hübsches Kleid, was ihrer heranwachsenden Weiblichkeit schmeichelte. Sie hatte lockige, hellbraune Haare und sanfte grüne Augen. Ihr puppenhaftes Gesicht, verzog sich zornig und angewidert, blickte sie Marco an, der sich plötzlich wieder wie siebzehn fühlte, als er sie anschaute.

„Schau was du angerichtet hast. Ich hätte auf die Anderen hören sollen. Du bringst nur Ärger. Verschwinde, du Missgeburt!“, brüllte sie und verschwand. Nun traten eine Gruppe von Jugendlichen vor Marco und lachten hämisch auf.

„Oh, seht nur wie er auf dem Boden kauert. Denkst du, wir haben Angst vor dir? Keine Sorge, Bastard. Wir sind noch nicht fertig mit dir!“, lachte einer der Jungs, hob seine Faust und verschwand. Jetzt sah Marco nur noch eine Silhouette und er ahnte wer es war. Die schlimmste Person von allen, die nun vor trat und Marco hatte recht. Er sah seinen leiblichen Vater, der ihn mit eiskalten Augen musterte.

„Du kleine Missgeburt. Hätte ich dich doch nur im Brunnen ersäuft, als deine Mutter dich gebar!“, brüllte er wütend auf, hob seine Hand und holte zum Schlag aus.
 

Keuchend stemmte sich Marco nach oben und griff sich augenblicklich ins Gesicht. Seine Atmung ging schwer und er war geschwitzt. Tief atmete er ein und roch frische Kräuter. Fragend hob er eine Augenbraue, doch zuckte sein Kopf ruckartig zur Seite, als er eine Bewegung im Augenwinkel bemerkte. An seinem Schreibtisch saß Isbjorg und blickte ihn verwundert, aber auch besorgt an. In ihrer Hand hielt sie eine leere Flasche und Marco sah vor ihr, das kleine Alchemie Labor, einen Haufen Kräuter, sowie unzählige leere Flaschen. Fragend schüttelte er den Kopf und sie stellte alles bei Seite, stand auf und eilte zu ihm herüber. Fest schloss sie ihn in die Arme und drückte seinen Kopf gegen ihre Brust. Entspannt seufzte er auf und roch, dass sie frisch geduscht war.

„Geht es wieder?“, flüsterte sie und er schloss die Augen. Dann nickte er ruhig und zog sie dichter an sich.

„Bei Talos! Marco du machst mich wahnsinnig. Ich hatte schon wieder Angst um dich. Die Töne, die du im Schlaf von dir gegeben hast, waren... beunruhigend. Aber nochmal bin ich nicht so dumm und versuche dich zu wecken“, nuschelte sie und drückte ihr Gesicht in seine Haare.

„Entschuldige“, murmelte er beschämt und dachte an seinen Traum. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken. Leise seufzte Marco.

„Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte er, denn er fühlte sich überhaupt nicht erholt.

„Vielleicht zwei Stunden. Marco, das geht so einfach nicht weiter. Schlafmangel ist ungesund. Es wird dich krank machen“, sprach sie energisch und er hob den Kopf.

„Ich weiß. Aber ich kann es nicht ändern“, murrte er und verzog zornig die Augenbrauen. Sie blickte trotzig zurück und bohrte ihren Zeigefinger, gegen seine Stirn.

„Ich schon“, sprach sie und ihr Mundwinkel zuckte. Fragend blickte er sie an und Isbjorg kicherte.

„Ich habe über alles nachgedacht. Also alles, was heute passiert ist. Und ich denke, wenn du fit und ausgeruht gewesen wärst, hätte dich die Kanonenkugel nicht erwischt. Deine Reaktionszeit ist vermindert und dagegen könnte ich etwas unternehmen“, erklärte sie vorsichtig und suchte die richtigen Worte.

„Wie meinst du das?“, fragte er nun und sie blickte ihn ernst an.

„Ich habe Wege und Mittel. Aber...“, versuchte sie zu erklären, doch stockte sie kurz. Marco warf ihr einen auffordernden Blick zu. Sie griff seinen Kopf mit beiden Händen und starrte ihm todernst in die Augen.

„Aber dafür muss ich etwas wissen!“, murmelte sie streng und Marco hob fragend eine Augenbraue.

„Vertraust du mir?“, fragte sie und für einen Moment flackerte Unsicherheit in ihrem Blick.

„Natürlich vertraue ich dir. Bedingungslos“, flüsterte er und lächelte.

„Gut. Dann leg dich wieder hin“, forderte sie. Er verstand nicht wieso, aber folgte er ihrem Wunsch. Sie bat um Vertrauen und diese gewährte er ihr nun.

„Du wirst lange schlafen. Bis morgen Mittag ungefähr. Plus, Minus zwei Stunden. Und danach wirst du dich wie neu geboren fühlen. Und du wirst entsetzlichen Durst haben. Deswegen empfehle ich dir, jetzt noch was zu trinken“, erklärte sie und zweifelnd nickte er. Sie reichte ihm eine Flasche mit Wasser. Erneut stemmte er sich etwas hoch, setzte an und trank einige, kräftige Schlücke. Danach reichte er wieder die Flasche und sie stellte diese ab. Und erneut legte er sich zurück in seine Kissen.

„Du wirst traumlos schlafen“, erklärte sie weiter und bemerkte wie er lächelte. Das war genau das was er brauchte. Etliche Stunden Schlaf, ohne diese Träume.

„Es kann aber sein, dass deine Körper sich morgen unheimlich schwer anfühlt und deine Muskeln verspannt sind“, meinte sie beiläufig, doch merkte sie schnell, dass ihm das egal war.

„Gut. Schließ die Augen“, befahl sie und schulterzuckend gehorchte er. Isbjorg griff an ihren Gürtel und zog ein kleines Ledersäckchen hervor. Sie öffnete es und sofort breitete sich ein milder Lavendel Geruch aus, den auch Marco erschnupperte. Sie beugte sich über ihn und küsste sanft seine Wange. Vorsichtig schmunzelte er und sie hob das Säckchen über ihn.

„Schlaf gut, Pappnase“, nuschelte sie belustigt und ließ vorsichtig das lila farbene Pulver auf sein Gesicht rieseln.

„Was...?“, fragte er noch, doch kam er nicht weiter. Er wollte sogar noch die Augen öffnen, doch fielen sie im direkt wieder zu. Isbjorg hatte die Luft angehalten, denn sie hatte nicht gerade Lust darauf, sich mit zu betäuben. Denn diesmal war die Dosis um einiges höher, als damals, wo sie mit ihren Chaoten, Marco Streiche gespielt hatte. Sie strich ihm mit dem Daumen über seinen Mund, verstaute wieder sicher das Säckchen und deckte ihn zu. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit. Denn der Arzt brauchte dringend ihre Tränke.

Kopf versus Herz

Leise öffnete sich Marcos Kajütentür und Whitebeard lugte herein. Seine Augen suchten den Raum ab und blieben an Marcos Bett haften. Erfreut lächelte er auf, als er Isbjorg dort sitzen sah, die sich um seinen Sohn kümmerte, der friedlich zu schlafen schien.

„Schön dich hier zu sehen, Isbjorg“, brummte er flüsternd und sie nickte ihm zu. Auch wenn Whitebeard die Tür sehr leise öffnete, entging das der Nordfrau natürlich nicht. Und somit hatte er von Anfang an ihre Aufmerksamkeit.

„Hallo Vater. Komm doch rein“, sprach sie und lächelte ihn breit an. Er stockte kurz und blickte sofort zu Marco, denn sie sprach nicht gerade leise und er wusste um seinen leichten Schlaf. Doch kam keine Reaktion von ihm.

„Er hat immer noch die Schlafprobleme. Deswegen hab ich ihn betäubt. Wir brauchen also nicht leise sein“, erklärte sie und kicherte direkt los, als sie Whitebeards finsteren Blick sah.

„Er hat es mir erlaubt“, fügte sie grinsend hinzu und tauchte einen Lappen, in eine Schale mit Wasser, die auf dem Nachttisch stand. Isbjorg wrang das Tuch aus und tupfte damit vorsichtig Marcos Stirn ab. Whitebeard hingegen betrat das Zimmer und setzte sich auf das Sofa, welches verdächtig unter seinem Gewicht ächzte.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte er und musterte Isbjorg bei ihrem Vorhaben, Marcos Stirn zu kühlen.

„Ich denke ganz gut. Er kriegt wieder Farbe im Gesicht. Dummerweise hat er aber Fieber bekommen“, erklärte sie, tauchte das Tuch wieder ins Wasser, wrang es aus und legte es dem Phönix auf die Stirn.

„Fieber?“, fragte Whitebeard leise und zog die Augenbrauen zusammen, vor Sorge.

„Ja. Ich denke, dass ist nur eine Reaktion auf den Schlafmangel, sowie der Schwäche wegen dem Meerwasser. Aber er könnte auch eine Erkältung haben. Wir werden es sehen, sobald er aufwacht“, murmelte sie und seufzte. Nachdenklich nickte der Alte.

„Wie geht es dir eigentlich Vater? Du sahst vorhin auf dem Deck, auch nicht gerade wie das blühende Leben aus“, fragte sie und Whitebeard lachte auf.

„Wieder besser. Ich musste nur etwas Kraft tanken“, erklärte er und grinste schief.

„Aber verrate mir doch mal eines Isbjorg. Warum schläft er so schlecht? Alle, einschließlich mir, machen sich große Sorgen. Die Müdigkeit steht ihm seit Wochen schon fest auf das Gesicht geschrieben. Wir sind uns einig, dass sein Unfall nur passieren konnte, aufgrund dieser Müdigkeit. Und da ihr zwei ja mittlerweile unzertrennlich seid, weißt du doch sicherlich, was der Auslöser ist“, stellte er fest und sie biss sich auf die Unterlippe. Sie verdrehte kurz die Augen, doch wurde ihr Blick dann wieder ernst.

„Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen darf“, flüsterte sie und blickte auf ihre Füße.

„Darfst du!“, brummte er streng und sie blickte wieder auf. Tief atmete sie ein.

„Wenn du das sagst. Sollte er mich deswegen köpfen wollen, verweise ich ihn aber zu dir“, nuschelte Is und grinste schief auf.

„Er leidet, seit Pirate Paradise, an Albträumen. Was er träumt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es schlimm ist. So schlimm, dass ...“, fing sie an, doch biss sie sich sogleich auf die Zunge. Den letzten Teil, ging Whitebeard nichts an, dachte sie. Kapitän hin oder her. Sie wollte nicht, dass Marco Ärger bekam, denn er konnte ja nichts dafür.

„Dass?“, hakte Whitebeard nach und blickte sie streng an. Is wand den Blick ab und griff sich unbewusst an den Hals. Die Würgemale waren längst verheilt. Sie spürte auch nichts mehr. Aber im Gedächtnis, war diese Situation noch immer fest verankert. Wissend brummte er wieder auf und kratzte sich an der Nase.

„Ich verstehe. Von ihm hattest du die Würgemale“, murmelte er und blickte ernst Isbjorg an, die erschrocken zusammen zuckte. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hand an ihrem Hals ruhte und sie schluckte auf.
 

„Es war keine Absicht!“, zischte sie sogleich und Whitebeard legte den Kopf schräg.

„So?“, fragte er und Isbjorg blickte wütend auf.

„Natürlich nicht! Du weißt, dass er so etwas nie tun würde. Ich... Ich war an dem Abend zu ihm gegangen. Ich wollte mit ihm über Elenas Training reden. Er saß an seinem Schreibtisch und war eingeschlafen. Ich hatte nicht einmal vor ihn zu wecken, hab ihm lediglich eine Decke über die Schultern gelegt. Doch bemerkte ich wie unruhig sein Schlaf war und dass er einen Albtraum hatte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er brummte immer panischer auf. Ich machte mir Sorgen und wollte ihn vorsichtig wecken, doch erschrak er sich und stürzte sich auf mich. Er war wie in Trance, bis er realisierte, dass er wach war und mich würgte. Es tat ihm schrecklich Leid und er hat es nicht mit Absicht getan. Und ich möchte nicht, dass jemand Anderes davon erfährt. Nicht einmal du solltest es erfahren!“, zischte sie ihm giftig die Erklärung entgegen und Whitebeard grinste plötzlich auf.

„Beruhige dich. Ich werde es weder Jemandem erzählen, noch ihn in irgendeiner Weise zur Rechenschaft ziehen. Ihr habt das unter euch geklärt. Also kein Grund jetzt wütend zu werden“, lachte er auf und sie blinzelte verwirrt.

„Manchmal muss man dich einfach aus der Reserve locken, damit du deinen Mund aufmachst“, kicherte er und sie grummelte beschämt auf.
 

„Er hat also wieder diese Albträume“, murmelte Whitebeard nun nachdenklich und sie horchte auf.

„Das ist nicht das erste Mal?“, fragte sie vorsichtig und er nickte betrübt.

„Aber das ist für dich nicht wichtig. Er soll dir selbst erzählen, was los ist und warum“, erklärte er und Is verzog schmollend das Gesicht. Sie hatte so gehofft zu erfahren, was mit ihm nicht stimmte.

„Unfair“, brummte sie und nahm Marcos Tuch vom Kopf, um es wieder in die Schüssel zu tunken. Dieses Mal wrang sie es nur ein wenig aus, damit es nicht mehr so viel tropfte und tupfte dann vorsichtig über Marcos trockene Lippen, um sie zu befeuchten. Leise seufzte sie.

„Mach dir keine Sorgen. Er wird schon wieder“, murmelte Whitebeard und Is nickte daraufhin entschlossen.

„Wie geht es dir eigentlich?“, fragte nun der alte Mann und nickte in Richtung ihres Kopfverbandes.

„An für sich gut. Mein Schädel brummt nur ein bisschen. Aber nicht mehr so extrem, wie vor ein paar Stunden. Der Doc hat mir ein Schmerzmittel gegeben“, erklärte sie, nachdem sie das Tuch wieder mit frischem Wasser ausgewaschen hatte und Marcos Stirn abtupfte.

„Max hat für jedes Problem, eine Pille im Schrank“, lachte Whitebeard los und Isbjorg nickte nur grinsend.

„Vermutlich“, gluckste sie.

„Du Pops?“, nuschelte sie nun und er nickte.

„Haben wir Verluste?“, fragte sie nun leise und kaute betrübt auf der Unterlippe. Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Und eigentlich wollte sie die Antwort nicht einmal hören, denn sie sah immer noch diese massive Verwüstung in ihrem Gedächtnis. Die vielen bewusstlosen, blutenden und verstümmelten Leute, aus ihren eigenen Reihen. Whitebeard atmete tief ein und schüttelte dann sachte mit dem Kopf.

„Erstaunlicherweise nicht. Aber dafür unzählige Verletzte. Die Krankenstation ist mittlerweile so voll, dass wir einen der Lagerräume ausräumen mussten und die Restlichen dort verfrachtet haben. Einige befinden sich noch in einem sehr kritischen Zustand, aber ich denke Max und seine Mädchen kriegen sie wieder hin. Zumal sie ja auch Hilfe von dir hatten, wie er mir erzählte“, erklärte er und nickte ihr anerkennend zu. Is hingegen atmete erleichtert aus, denn sie konnte es kaum glauben.

„Talos sei Dank. Alle leben. Wenn ich mehr bei Kräften wäre, würde ich ihnen helfen. Ich kenne einen Heilzauber. Ich war zwar nie wirklich gut in der Wiederherstellungsmagie, aber damit könnte ich kleinere Wunden schließen und die ein oder andere Blutung stoppen. Aber der Zauber kostet enorme Kraft, die ich derzeit nicht habe.“ Und Whitebeard schüttelte mit dem Kopf.

„Du hast hier deinen Patienten, um den du dich zu kümmern hast. Max und die Schwestern kommen zurecht. Aber ich muss jetzt wieder an Deck. Es gibt noch viel zu tun und wir müssen schleunigst unsere Route ändern. Wir müssen so schnell es geht eine Insel erreichen, auf der wir Holzvorräte kriegen, um unser Schiff zu reparieren. Die gröbsten Schäden, werden zwar gerade beseitigt, aber es reicht nicht. Und in dem Zustand, wie die Moby Dick nun ist, wird sie den nächsten Sturm nur schwer überstehen“, erklärte er ausführlich und stand seufzend auf.

„Halte mich auf dem Laufenden, wegen Marco. Sollte sich sein Zustand ändern, findest du mich auf dem Deck“, bat er Isbjorg, die ihm ein knappes Nicken schenkte.
 

Als die Tür wieder zu war, seufzte sie erneut. Dann warf sie einen Blick auf Marco, dessen Gesichtszüge unheimlich entspannt wirkten. Sie musterte sein Gesicht. Die verschwitzte Stirn, die von Fieber gerötete Wangen, sowie die trockenen Lippen, zeigten ihr, dass sein Fieber nicht gesunken war. Aber trotzdem schien er sich zu erholen. Vorsichtig strich sie seine Decke bei Seite und begutachtete seinen Bauch. Die Druckstelle wurde heller, stellte sie erfreut fest. Und so vermutete sie, dass seine Teufelskräfte, allmählich zurück kehrten. Außerdem fragte Isbjorg sich, ob diese Kräfte nicht nur Verletzungen heilen konnten, sondern auch Krankheiten.
 

~
 

Es war schon später Abend, als es vorsichtig an Marcos Tür klopfte.

„Ja?“, murmelte Is und blickte zur Tür, die sich vorsichtig öffnete. Fragend zog Is eine Augenbraue hoch, als Elenas Kopf in das Zimmer lugte.

„Hey“, flüsterte die Schwarzhaarige und trat ein. Isbjorg nickte ihr zu und tupfte wieder Marcos Stirn ab.

„Wie geht es ihm?“, fragte Elena unsicher und ging zu den beiden herüber.

„Ich denke ganz gut. Er scheint sich zu erholen, allerdings sinkt das Fieber nicht. Wie hast du den Kampf überstanden?“, fragte Is und musterte ihre Schülerin sorgfältig. Elena hingegen grinste breit auf.

„Ein paar Schrammen und blaue Flecken. Aber alles nicht der Rede wert. Dein Training ist Gold wert“, brummte sie und lachte leise auf. Anerkennend nickte Is.

„Kannst du mir einen Gefallen tun, Elena?“, fragte sie nun und Elena nickte vorsichtig.

„Kannst du Marcos Stirn kühlen und ihm mit dem Tuch, die Lippen befeuchten? Ich muss kurz runter zum Doc und auch in die Küche. Es wäre super, wenn ich wüsste er ist nicht alleine, so lange wie ich weg bin“, erklärte Is und entschlossen nickte Elena.

„Selbstverständlich. Da brauchst du nicht fragen. Das mache ich gern“, sprach Elena energisch und Isbjorg machte ihr Platz, indem sie von Marcos Bettkante aufstand.

„Sehr schön. Bis später“, rief Is und schnappte sich den leeren Teller, sowie den Krug vom Schreibtisch und huschte aus dem Raum. Sam hatte ihr vor einigen Stunden etwas zu essen vorbei gebracht, doch kam Is bisher noch nicht dazu, das Geschirr wieder in die Küche zu bringen. Sie flitzte durch die Gänge, zum Unterdeck und stürmte in die Kombüse, in der noch Hochbetrieb herrschte.

„Isbjorg! Mensch, Mädchen. Wie geht es dir? Ich hatte schon befürchtet, du würdest auch dein Dasein auf der Krankenstation fristen!“, brüllte ihr besorgt Kelle entgegen, doch schüttelte sie nur sachte mit dem Kopf.

„Ich doch nicht. Ich wurde zur Aushilfskrankenschwester beordert und darf unseren Vizen wieder auf die Beine bringen“, erklärte sie entspannt und zwinkerte verschmitzt.

„Dieser Glückspilz. Kümmere dich gut um den alten Dreckskerl. Wir brauchen ihn hier noch“, sprach Kelle belustigt und nahm Isbjorg das Geschirr ab.

„Das sowieso. Wen soll ich denn ärgern, wenn er mir hier wegstirbt? Und damit das nicht doch noch passiert, bin ich hier. Habt ihr Quark im Kühlraum? Er hat Fieber und da bisher nichts anschlägt, will Ichs auf die altmodische Art versuchen“, erklärte sie und grübelnd nickte der Küchenchef.

„Jim! Schwing deinen unnützen Arsch in den Kühlraum und hol eine Schüssel mit Quark!“, brüllte Kelle durch den Raum und verängstigt rannte einer der Küchenjungs in die Kühlkammer. Isbjorg blickte dem armen Kerl mitfühlend hinterher und schüttelte lächelnd den Kopf.
 

„Ich hab da noch etwas für dich“, murmelte Kelle leise, zwinkerte ihr zu und verschwand kurz um die Ecke. Als er wieder kam, hielt er einen kleinen Teller in der Hand, auf dem sich ein Schokoladentörtchen befand, welches unheimlich lecker aussah.

„Für mich? Das ist lieb von dir. Man, sieht der lecker aus“, sprach Is begeistert und nahm den Teller entgegen.

„Für meine Lieblings Barbarin, nur das Beste“, lachte er und klopfte sich dabei auf seinen runden Bauch. Schief grinste Is und blinzelte erfreut das Törtchen an.

„Das hier wird gegessen, wenn Marco wieder wach ist und es ihm gut geht. Das wäre die perfekte Belohnung“, murmelte sie und Kelle grinste.

„Teil ihn mit deinem Phönix. Da freut er sich. Ein kleines Geheimnis, Schätzchen. Unser Vize liebt Schokolade. Aber von mir weißt du das nicht“, flüsterte Kelle ihr zu und überrascht blinzelte Isbjorg auf.

„Er ist nicht 'mein Phönix'. Wie kommt ihr alle nur immer auf so einen Blödsinn?“, brummte sie genervt und Kelle lachte laut schallend auf.

„Wem willst du das eigentlich weismachen? Aber genug geplaudert. Kümmer dich gut um den Drecksack. Ich hab hier noch viel zu tun. Wir unterhalten uns später“, murmelte Kelle mit seiner tiefen Bassstimme und schob die verwirrte Isbjorg einfach aus der Kombüse. Er knallte ihr die Tür vor der Nase zu und fragend blickte sie sich um. Dann riss er noch einmal dir Tür auf und drückte ihr die Schüssel mit Quark in die Hand. Und ehe sie protestieren konnte, schlug die Tür auch schon wieder zu.

„Also das war... seltsam“, nuschelte sie und bog Richtung Krankenstation ab. Sie ließ sich den Verband abnehmen und Max fand sogar kurz Zeit, ihre Wunde zu begutachten.

„Sieht gut aus“, brummte er und nickte. Dann ging er kurz in den Nebenraum und holte zwei Kisten mit leeren Flaschen.

„Kannst du noch Welche machen?“, fragte er vorsichtig und sie grübelte.

„Also ich hab noch Material für circa eine Kiste. Aber danach sind meine Vorräte aufgebraucht“, nuschelte sie und erleichtert nickte der Arzt.

„Das klingt gut. Danke für deine Unterstützung. Du bist mittlerweile Unentbehrlich für uns geworden und ich denke, du hast heute einige Leben gerettet. Wie geht’s dem Vizen?“, fragte er müde und warf einen Blick auf Olaf, der neben ihm in dem Krankenbett lag und ziemlich mitgenommen aussah. Mitfühlend schenkte Isbjorg ihrem Stammesbruder einen Blick und hoffte, dass alles gut ausgehen würde.

„Ich denke ganz gut. Aber das Fieber sinkt nicht. Ich versuch es gleich mit kalten Wadenwickeln“, erklärte sie und er nickte.

„Kannst du Spritzen setzen?“, fragte er nun und vorsichtig nickte Is. Max öffnete einen Schrank und fischte eine Ampulle herraus. Er öffnete eine Schublade, holte eine Spritze raus, öffnete die Verpackung und zog sie mit der klaren Flüssigkeit, aus der Ampulle, auf.

„Das sollte ebenfalls unterstützend wirken, gegen das Fieber. Allerdings ist das Mittel sehr stark und ich weiß nicht, wie es zusammen mit deinem Betäubungsmittel wirkt. Umbringen wird es ihn nicht, aber wohl ziemlich in einen Rausch versetzen. Also wunder dich nicht, wenn er sich seltsam verhält, sollte er aufwachen“, erklärte er und fragend hob Is eine Augenbraue, nickte aber daraufhin. Sie sattelte die beiden Kisten und Max half ihr, indem er die Schüssel Quark und die Spritze oben drauf legte. Dann geleitete er sie hinaus und verabschiedete sich.
 

~
 

Leise seufzte Elena und musterte den Phönix betrübt. Liebevoll tupfte sie ihm die Stirn trocken.

„Tja Marco. Ich sehe es langsam ein. Ich habe verloren“, flüsterte sie und und lächelte sanft.

„Ich habe gesehen, wie sie dich angeschaut hat, als du auf dem Deck wieder bei Bewusstsein warst. Und wie du ihren Blick erwidert hast. Wie hätte ich denn dagegen eine Chance? Aber es ist schon okay. Versau es nicht bei ihr. Auch wenn sie und ich uns nicht sonderlich nahe stehen, bin ich mir sicher, dass hinter ihrer kalten und brutalen Ader, ein sehr verletzlicher Mensch steckt. Kümmer dich um sie, dann wird sie dir das geben, was du verdienst“, nuschelte Elena und tupfte ihm über die trockenen Lippen. Langsam hob sie wieder den Kopf, als Isbjorg den Raum betrat und Elena misstrauisch musterte.

„Warum schaust du so traurig? Wegen ihm? Mach dir keine Sorge. Wir biegen ihn schon wieder gerade“, murmelte die Nordfrau und zwinkerte fröhlich. Elena schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und nickte ihr motiviert zu.

„Hast du noch ein bisschen Zeit?“, fragte Is und Elena stand auf.

„Natürlich. Was soll ich tun?“, fragte sie und Is hielt ihr die Schüssel mit Quark entgegen.

„Du darfst ihm seine Hose ausziehen. Wir müssen an seine Waden. Wadenwickel sollten sein Fieber senken“, erklärte sie und huschte ins Bad, um Handtücher zu holen. Elena zuckte nur belustigt mit den Schultern und machte sich an Marcos Jeans zu schaffen.

„Fertig“, rief Elena und auch Isbjorg kehrte zurück, mit ein paar weißen Handtüchern auf dem Arm.

„So. Gut aufgepasst. Wir breiten ein Handtuch aus. Falten es einmal längst. Und dann... klatschen wir eine Ladung Quark darauf und verteilen es“, erklärte Is. Und als das erste Handtuch fertig war, wickelte sie es um Marcos rechte Wade. Elena nickte und bereitete das Andere vor. Elena breitete noch ein weiteres Handtuch unter Marcos Beine aus, damit sein Bettlaken nicht eingesaut wurde und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Sie blinzelte ein paar Mal und schüttelte dann energisch den Kopf. Isbjorg nahm die Spritze, klopfte sachte dagegen und drückte ein wenig der Flüssigkeit heraus, damit sie ihm nicht aus Versehen Luft in den Arm spritzte. Dann begutachtete sie seine Ellenbeuge, klopfte auch dort sachte dagegen und grinste schief, als sie die Vene fand. Ohne großen Aufwand, piekste sie die Spritze hinein und drückte sorgfältig die Flüssigkeit in seinen Arm.

„Du siehst müde aus“, murmelte Is und unterdrückte ebenfalls ein Gähnen. Elena hingegen nickte vorsichtig und grinste sie dann schief an.

„Du auch“, lachte sie leise und auch Is musste grinsen.

„Wenn du möchtest, kannst du auch schlafen gehen. Er ist soweit versorgt und ich muss noch ein paar Tränke für Max mischen“, erklärte die Nordfrau und Elena warf Marco einen Blick zu. Dann wand sie ihren Blick zu dem Schreibtisch und den vielen leeren Fläschchen.

„Und dabei brauchst du keine Hilfe?“, fragte Elena und nickte in Richtung der alchemistischen Gerätschaften.

„Nein. Das ist Routine für mich und du hast noch keine Ahnung von der Alchemie“, murmelte Is leise.

„Noch?“, fragte die Schwarzhaarige und legte fragend die Stirn in Falten.

„Du wirst eine Assassine, Liebes. Das heißt, ich werde dir auch Alchemie beibringen. Immerhin musst du in der Lage sein Gifte, sowie Gegengifte herstellen zu können. Aber das dauert noch ein wenig. Wenn wir beide wieder fit sind, musst du noch viele andere Dinge lernen, bevor ich dich mit dem richtig gefährlichen Zeug konfrontieren kann“, erklärte sie und ging zum Schreibtisch.

„Aber ich denke das wird gut laufen. Ich werde dir morgen ein paar Bücher vorbei bringen. Das sind hauptsächlich Pflanzenbücher, sowie die Grundregeln der Alchemie. Weil wie ich dir schon einmal sagte, ist die Theorie sehr wichtig, um die Praxis je anwenden zu können. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“

„Ich habe verstanden. Dir auch und mach nicht mehr so lange. Deine Laune ist nämlich furchtbar, wenn du übermüdet bist“, witzelte Elena, lachte kurz und verschwand dann wieder. Grinsend blickte Is ihr hinterher. Sie konnte es sich nicht erklären, aber mittlerweile mochte sie Elena sogar richtig gerne. Sie war eine gute Schülerin und zollte ihr und ihrer Mühe, sie zu trainieren, großen Respekt. Und das schätzte Isbjorg sehr. Außerdem besaß sie einen ähnlichen Humor wie Sam. Und das mochte Is ebenfalls. Sie war gespannt, wie sich das alles noch entwickeln würde. Aus müden Augen, beobachtete sie kurz Marco, dessen Gesichtsfarbe sich allmählich zu verbessern schien und widmete sich dann, der letzten Fuhre Tränke. Bald hatte sie es geschafft.
 

~
 

Seine Gedanken kreisten, wirbelten, wallten wie dichte Nebelschwaden. Er fühlte sich wie berauscht, aber auch frei. Als würde er an einem herrlichen Sommertag, durch die Wolken fliegen. So frei und entspannt. Aber doch so schwer, wie ein Stein, der im Wasser nach unten sank. Und er hörte Stimmen. Er hörte Whitebeard, der leise brummend fragte, wie es ihm gehen würde. Und er hörte Isbjorg, die beteuert, dass es gut aussehen würde, auch wenn er Fieber hätte. Er hörte Elena, wie sie leise lachte und Is helfen wollte. Dann, wie die Nordfrau den Raum verlassen musste. Wie Elena alleine bei ihm war und ihm etwas Kaltes auf die Stirn legte. Sie sprach. Leise, fast flüsternd. Traurig und doch fröhlich. Erleichtert, aber auch angespannt. Er solle sich gut um sie kümmern, sagte Elena.

>Um wen kümmern?<, fragte er sich. Dann kam Is zurück und schickte Elena weg. Sie sollte schlafen gehen. Er hörte etwas von Alchemie und Pflanzen. Theorie und Praxis. Gefährlich. Training. Wieder ein Lachen von Elena. Er hörte das Klappern von Glasflaschen, vermutete er. Hörte das leise Blubbern von kochender Substanz. Und roch diesen herrlichen Duft. Einen Duft, den er mittlerweile so sehr liebte. Den Duft, der so intensiv an Isbjorgs Haaren haftete, dass er nicht anders konnte, als immer wieder daran zu riechen, sobald sie in seiner Nähe war. Ein Duft von absoluter Reinheit, Gesundheit und Kraft. Heilung. Kräuter.
 

Isbjorg. Er dachte daran, wie ungewöhnlich ihr Name eigentlich war. Noch nie zuvor, hatte er so einen Namen gehört und er fragte sich, ob in ihrer Heimat, Viele so seltsame Namen hatten. Weil Olaf und Vitus klangen nicht so außergewöhnlich. Und Mira ebenfalls nicht. Aber ihrer. So anders. So seltsam und doch so schön. Isbjorg. Is. Isi. Iiiiiisbjorg. Immer wieder hallte ihr Name in seinen Gedanken. In sämtlichen Variationen und Klängen. Und er spürte wie er lächelte. Es war nun so still um ihn herum. Er hörte sie atmen. Sie war in seiner Nähe. Er hörte sie nicht nur, er spürte sie auch und fühlte es wieder. Diese Geborgenheit. Er hatte in seinem Leben bisher nur ein einziges Mal, ein ähnliches Gefühl. Damals. Als alles kaputt war. Als alles aus war. Als er dem Tode geweiht war und Whitebeard ihm das Leben gerettet hatte. Damals war er Siebzehn Jahre alt, wusste er noch. So jung und in einem erbärmlichen Zustand. Und dann war er da. Der große Mann, mit dem witzigen Bart, der schützend die Hand über ihn hielt. Der Pirat. Whitebeard mit seiner, noch kleinen, Crew. Eine Hand voll Männer, ein winziges Schiff. An die Moby Dick hatte damals noch niemand gedacht. Nicht unbedingt. Marco überlegte, ob Whitebeard vielleicht an dieses Schiff dachte. Er sprach nicht so oft von seinen Wünschen und Träumen. Vielleicht war die Moby Dick schon immer ein Traum von ihm gewesen? Ein riesiges Schiff, mit Platz für unzählige Männer und Frauen, die in ihrem Leben nichts mehr zu verlieren hatten? Die alles und auch nichts aufgaben, für die absolute Freiheit? Für diese Familie? Wer konnte das schon sagen? Marco jedenfalls nicht. Aber das war für ihn jetzt unwichtig. Wichtig war nur eines. Dieses Gefühl. Frieden und Geborgenheit. Whitebeard rettete ihn, beschützte ihn vor dem Mob Menschen, die seinen Kopf forderten. Er nahm ihn mit und Marco blickte nicht einmal zurück. Und dann sprach er die Worte aus, die Marco aufrüttelten, aus der Bahn warfen und doch sein Herz zum beben brachten.
 

(Ich bin jetzt dein Vater. Und das hier wird deine neue Familie sein.)
 

Und jetzt spürte er es erneut. Nun, nicht ganz genauso, aber sehr ähnlich. Er fragte sich, warum ausgerechnet sie, dieses Gefühl in ihm auslöste. Warum sonst niemand? Was tat sie, um seine Gefühlswelt, so aus der Bahn zu werfen? Tat sie überhaupt etwas? Für ihn war sie immer nur ein anstrengender, nerviger Mensch, die es schaffte ihn von Null auf Hundert schießen zu lassen, in weniger als einer Sekunde. Und dann, mit einem Mal, war alles anders. Er konnte sich nicht erinnern, wann genau diese Wandlung kam. Ob sie plötzlich kam, oder langsam. Und nun war sie da und mit einem Mal so klar, dass er Angst bekam. Diese Angst, gepaart mit Neugierde. Denn auf der anderen Seite, wollte er schon gerne wissen, wie sich das entwickelte. Er konnte keinen Schritt mehr zurück gehen. Dafür war es zu spät. Dafür hatte er sie schon zu nah an sich heran gelassen. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten für ihn. Es zu ignorieren und weiter zu leben, wie bisher. Oder es einfach zuzulassen. Wenn er in der Lage wäre, sich zu bewegen, hätte er sich vermutlich jetzt die Haare gerauft, doch konnte Marco das nicht. Seine Knochen waren wie aus Blei, während seine Muskeln sich wie Pudding anfühlten.
 

Marco konzentrierte sich auf seinen Körper. Er versuchte seine Finger zu bewegen, doch waren sie wie taub. Tief holte er Luft und roch wieder diesen intensiven Kräuterduft.

>Na komm schon<, dachte er und seine Augenlider zuckten. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, so langsam bewegten sich seine Lider, doch schaffte er es, sie zu öffnen. Aus verschwommenem Blick mustere er seine Decke. Ihm war flau im Magen und er spürte so stark, diese betäubende Müdigkeit. Doch spürte er auch, wie langsam Leben in seine Knochen kam. Er öffnete seinen Mund ein Stück und leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er hatte Durst. Furchtbaren Durst. Erneut konzentrierte er sich und holte tief Luft. Und allmählich spürte er wieder seine Glieder. Zittrig hob er nun seinen Arm und lächelte triumphierend auf. Marco legte seine Hand auf seine Stirn und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er fühlte, dass seine Stirn wärmer als gewöhnlich war, aber nicht all zu sehr. Langsam nahm er seinen Arm wieder herunter und stockte kurz. Er fühlte etwas Weiches unter seiner Hand und tastete danach. Vorsichtig drehte Marco den Kopf zu Seite und blickte seine Bettkante an. Für einen Moment wirkte er erstarrt, bis sein Gehirn wieder einigermaßen zuverlässig funktionierte. Er blinzelte ein paar Mal, bis er endlich wieder alles möglichst klar sah und erblickte Isbjorg. Sie hockte auf seinem Boden. Die verschränkten Arme, sowie der Kopf lagen auf seiner Bettkante und sie schlief tief und fest. Was er in seiner Hand fühlte, waren ein paar ihrer Haare. Er nahm eine Haarsträhne in die Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. Dann schmunzelte er mitfühlend auf. Marco versuchte sich auf die Seite zu drehen, doch kippte er mehr um, als dass er darüber die Kontrolle behielt. Angestrengt atmete er auf und versuchte die Übelkeit unter Kontrolle zu kriegen, die plötzlich in seinem Magen wühlte. Nach einigen tiefen Atemzügen, legte sich aber auch das. Er streckte die Hand aus und legte sie, so vorsichtig wie es ihm möglich war, auf ihren Kopf. Sanft streichelte er darüber und sie brummte auf. Dann zuckte sie plötzlich zusammen und ihr Kopf schoss in die Höhe. Völlig verpennt blinzelte sie Marco fragen an.
 

„Marco? Du bist wach? Wie viel Uhr haben wir denn?“, nuschelte sie schlaftrunken und blickte zum Bullauge.

„Es ist ja noch stockdunkel. Das kann doch gar nicht möglich sein! Vor Mittag solltest du doch überhaupt nicht wach werden“, murmelte sie und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Er zuckte mit den Schultern und grinste sie schief an. Sie hingegen seufzte müde, beugte sich vor und griff nach der Wasserflasche.

„Hier. Trink“, nuschelte sie und er nahm die Flasche entgegen. Zittrig hob er sie zum Mund und trank einige kräftige Schlücke. Sofort fühlte er sich wohler. Er spürte wie sich das kühle Wasser in seinem Magen ausbreitete und erleichtert atmete er aus.

„Danke“, brummte er und seine Stimme klang brüchig. Er fühlte sich wie betrunken und genauso klang er wohl auch, denn Isbjorg feixte ihn an.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie und musterte seine Augen. Von dem Fieber war kaum noch etwas zu merken.

„Wie besoffen. Aber auch erholt“, nuschelte er und rieb sich über die Augen. Is hingegen zog ihre Beine zum Körper, denn durch die Müdigkeit fröstelte es sie.

„Warum schläfst du denn auf meinem Boden?“, fragte er verwirrt und sie legte ihren Kopf auf die Knie.

„Ich hab auf dich aufgepasst und muss wohl eingeschlafen sein“, murmelte sie und gähnte dabei herzhaft.

„Dann komm wenigstens hier hoch, wenn du schon Wachhund spielen musst. Hier ist es warm“, brummte er und rutschte ein Stück.

„Bist du bescheuert? Ich habe in deinem Bett nichts verloren, wenn du darin liegst. Hier ist es auch in Ordnung. Ich hab sowieso noch zu tun“, erwiderte sie nervös und Marco bemerkte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Doch gähnte sie plötzlich wieder auf und er legte den Kopf schief.

„Mach dich nicht lächerlich“, murrte er, beugte sich vor und schlang die Arme um sie.

„Marco...was...?“, stammelte sie und er zog sie hoch. Sie spürte wie er zitterte und wehrte sich deswegen nicht. Und selbst wenn sie sich hätte wehren wollen, wäre sie wohl nicht dazu in der Lage gewesen.
 

Mit Schwung zog er sie zu sich ins Bett und warf die Decke, über die Beiden. Erschrocken keuchte Is auf und sie hätte schwören können, ihr Herz lag nun auf ihrer Zunge, so fest pochte es in ihrem Leib.

„Ma..Marco! Das geht nicht. Wenn das jemand sieht, dann zerreißen sich alle bloß wieder das Maul. Außerdem... außerdem...“, suchte sie verzweifelt nach einer Erklärung, doch scheiterte sie kläglich.

„Halt einfach die Klappe“, flüsterte er sanft und drückte sie an sich. Sie spürte eine Gänsehaut, die ihren Rücken herunter glitt und die Hitze, die ihr in den Kopf geschossen war.

>Was zur?! Das geht doch nicht... Er kann doch nicht...was mache ich hier?“, schossen ihr die Gedanken hektisch durch den Kopf. Sie war so angespannt, dass sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln zerreißen gleich.

„Is?“, flüsterte er und sie erschrak.

„Wa...was?“, stammelte sie zurück.

„Mach bitte das Licht aus“, brummte er noch und sie schluckte fest den Kloß, der in ihrem Hals fest zu hängen schien, herunter. Er ließ den Arm, der sie festhielt lockerer und langsam setzte sie sich auf. Sie drehte an der Petroleumlampe, die auf dem Nachttisch stand, bis diese erlosch und starrte ungläubig durch den Raum.

>Jetzt! Er hält dich nicht mehr fest. Hau ab Is!“, zischte sie sich in Gedanken zu und drehte sich wieder zu ihm herum. Sie rutschte näher.

>Du Vollidiotin! Was machst du denn da?! Von ihm weg und nicht zu ihm hin. Stop! Halt! Falsche Richtung!<, brüllten ihre Gedanken nun und sie legte sich hin.

>Ich... nein! Ich verliere die Kontrolle über mich! Das darf doch nicht wahr sein!<

„Danke“, murmelte er, legte wieder den Arm um sie, zog sie noch ein Stück näher und vergrub seine Nase in ihrem Haar.

>Bei Talos. Wie warm er ist...so angenehm warm.<

„Du bist so angespannt. Ist es so schlimm, jetzt nicht mehr auf dem kalten Boden zu hocken?“, fragte er nun und Is hörte deutlich, dass seine sanfte Stimme nun eine gewisse Härte hatte, die sie etwas verwunderte.

„Ich... Also. Eigentlich nicht“, murmelte sie und schluckte wieder.

„Aber?“, fragte er und atmete ihren Duft ein.

„Das hier ist nicht richtig. Und ich schiebe dein Verhalten jetzt einfach mal auf das Schlafpulver und die Spritze von Max. Aber... Du weißt, dass wir wieder Gesprächsthema Nummer eins werden?“, fragte sie leise und er lachte kurz auf.

„Glaub mir, im Moment könnte mir nichts egaler sein, als das. Du hast mir das Leben gerettet. Zweimal. Du hast dich um mich gekümmert und mir das gegeben, wonach ich mich seit Wochen gesehnt habe. Einen erholsamen Schlaf. Es gibt gerade Niemanden, den ich lieber bei mir haben will, als dich“, flüsterte er und Is erwischte sich, wie sie schmunzelte.

„Blödmann“, flüsterte sie und er gluckste. Er neigte den Kopf ein Stück nach unten und presste ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Hör auf damit. Du machst mich... wahnsinnig“, murrte sie und versuchte wütend zu klingen. Doch drang die Stimme dafür viel zu hoch aus ihrer Kehle und Marco grinste auf.

„Wieso das denn?“, fragte er frech und küsste ihre Stirn erneut.

„So kenne ich dich nicht und das macht mir Angst. Du bist völlig benebelt und ich schwöre dir, ich werde dich nie wieder mit dem Puder betäuben. Im Rausch bist du gruselig“, fiepste sie und keuchte auf, als sie seine andere Hand im Nacken spürte.
 

„Gruselig?“, nuschelte er und lachte leise. Ihm drehte sich alles und er fühlte sich komisch. Und er spürte, wie sein Körper immer noch nach Schlaf schrie. Aber war ihm das jetzt egal.

„Ja, gruselig“, sprach sie und ihre Stimme wurde immer höher. Und ihr Kopf konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie wollte. Sie wollte wegrennen und gleichzeitig näher zu ihm rücken. Sie wollte ihn schlagen und gleichzeitig streicheln. Sie wollte Nein schreien und gleichzeitig Ja rufen.

>Was tut er da?!<, dröhnte ihre Stimme in ihrem Kopf los, als sein Daumen plötzlich über ihre Lippen strich.

„Marco...was? Hör...sofort...“, stammelte sie, doch legte er ihr prompt seinen Zeigefinger auf die Lippen.

„Shhht“, flüsterte er und hob ihr Kinn ein Stück. Is riss die Augen auf, war regelrecht erstarrt und sie fühlte, wie die Hitze in ihrem Körper immer weiter stieg. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht und sie würde lügen, wenn sie behaupten müsste, es würde ihr nicht gefallen. Es kribbelte auf der Haut. Seine Fingerkuppen glitten wieder zu ihrem Nacken, der Daumen wieder zu ihrem Mund und er fühlte, wie ihre Lippen aufgeregt zitterten.

„Du brauchst aber keine Angst vor mir haben. Ich würde dir niemals absichtlich weh tun. Das weißt du, oder?“, hauchte er ihr die Frage entgegen und sie schluckte erneut.

„Ich weiß... denke ich“, flüsterte sie zurück und sie hatte das Gefühl, jeden Augenblick durchzudrehen. Dieser warme, angenehme Atem auf ihrem Gesicht, genauso wie sein Daumen, der so sanft und liebevoll über ihren Mund strich. Und sie spürte noch mehr. Sie fühlte, wie sie ihren Kampf verlor. Ihre Starre und Anspannung sich allmählich löste und ihr Widerstand mit einem Mal zerschlagen wurde.

„Was macht du nur mit mir, Ananas?“, wisperte sie ihm zu und an seiner Hand in ihrem Nacken fühlte er, wie sie ihm endlich den Kopf entgegen reckte. Ihm kam plötzlich wieder sein Albtraum in den Sinn, wo er unter Wasser war. Und an das, was er zu diesem Zeitpunkt bereut hatte. Und er wollte nicht eine Sekunde länger zögern. Vielleicht lag es daran, dass er noch immer von ihrem Schlafpulver unter Drogen gesetzt war. Vielleicht war das aber auch gut so, er wusste es nicht. Aber es war egal. Es war alles egal. Keine Sekunde länger warten, war der einzige Gedanke in seinem Kopf. Und so neigte er seinen Kopf und versiegelte seine Lippen auf ihren.
 

Er hatte das Gefühl, eine Woge aus explodierenden Farben, tobte durch seine Gedanken. So hell und kräftig, wie ein Feuerwerk. Marco zog sie dichter an sich, als hätte er Angst, sie würde ihm aus den Armen rutschen, fallen und für immer verschwinden. Seine Hände glitten über ihren Rücken. Millimeter für Millimeter Diesen erforschend. Er benetzte ihren Mund mit unzähligen Küssen. Und Jeder wurde intensiver, immer leidenschaftlicher. Er wollte sie küssen, bis ihr die Luft ausging und sie erwiderte es. Sie erwiderte es! Genauso innig, genauso leidenschaftlich, dass es ihn fast um den Verstand brachte. Isbjorg presste ihren weichen Körper gegen seinen, seine Arme umschlangen sie fest und er hätte schwören können, dass ihr Körper genau für seine Arme geschaffen wurde. Marcos Zungenspitze strich über ihre vollen, wohlschmeckenden Lippen. Langsam, sanft und um Einlass bettelnd. Und sie gewährte es ihm. Vorsichtig öffnete sie ihren Mund, signalisierte ihm, dass seine Zunge sie erforschen durfte und das ließ er sich nicht zweimal sagen. Vorsichtig berührten sich ihre Zungenspitzen. Fast schüchtern, stupsten sie sich an. Die Schüchternheit schnell überwunden, umkreisten sie sich spielerisch. Intensiver, fordernder und mit dem Hauch eines Versprechens. Aus Isbjorgs Kehle drang ein hohes, zitterndes Seufzen. Er stockte kurz, denn so ein Geräusch hatte er noch nie von ihr gehört. Besorgt hob er seine Augenbrauen, denn Marco befürchtete, er hätte ihr weh getan, oder etwas falsch gemacht. Er wollte seine Lippen von ihren lösen, doch gefiel Isbjorg dieser Gedanke überhaupt nicht. Ihre Hände schnellten nach oben, legten sich in seinen Nacken und zogen ihn dichter zu sich. Ihre Finger spielten mit seiner Haut, kraulten seinen Nacken und krallten sich ab und an vorsichtig in sein Fleisch. Is hatte das Gefühl zu zerfließen. In seinen Armen zu schmelzen. Sie drehte sich auf den Rücken und zog ihn mit sich. Für den Bruchteil einer Sekunde, lösten sich ihre Lippen voneinander und beide holten keuchend Luft. Isbjorgs Oberkörper hob sich und grinsend presste sie ihren Mund wieder auf seinen, ließ sich in die Kissen fallen und zog ihn mit herunter. Auch Marco lächelte und ein Schauer jagte seinen Rücken herab, als er Isbjorgs Fingernägel spürte, die diesen herunter kratzten. Nicht fest, oder schmerzhaft, sondern sanft, aber mit genügend Druck, dass er nicht nur die Gänsehaut fühlte, sondern auch sein Blut, welches jetzt nur noch in eine Richtung zu fließen schien. Und wieder ertönte dieses hohe Seufzend. Sie biss ihm vorsichtig auf die Unterlippe, knabberte an ihr und es gefiel ihm. Nun verstand er auch, was dieser Ton zu bedeuten hatte und er grinste auf. Sie war erregt. Und er war dafür verantwortlich. Marco löste sich von ihren Lippen und wollten mehr erforschen. Er bedeckte ihre Wangen mit Küssen. Dann ihr Kinn und ihren Hals. Seine Beine fühlten sich mittlerweile wie Pudding an, doch störte er sich nicht daran, sondern gab lediglich seine kniende Position auf und legte sich vorsichtig auf sie. Und als er diese Hitze zwischen ihren Beinen fühlte, keuchte er auf. Er hob den Kopf, blickte sie an und suchte ihren Blick. Doch mehr als ihren Blick zu erraten, war ihm nicht möglich, denn dazu war es einfach zu Dunkel.
 

Er vergrub eine Hand in ihrem Haar, beugte sich vor und küsste sie erneut. So leidenschaftlich und innig, dass ihr Verstand wieder aussetzte. Er drückte seine Lende gegen sie und auch Is spürte nur zu deutlich, wie sehr ihm das hier gefiel. Zwischen zwei Küssen, keuchte er ihren Namen und tastete mit den Fingern, nach ihrer Flanke. Unruhig nestelten seine Finger, an dem Unterrand ihres Tops, fanden endlich den Anfang und glitten vorsichtig darunter. Er spürte ihre Haut und die Narben. Er strich über eine besonders tiefe Narbe und suchte langsam einen Weg nach oben. Die Berührungen prickelten angenehm auf ihrer Haut und sie wimmerte erregt auf. Und als er plötzlich wieder ihren Hals küsste, hatte sie das Gefühl, sie würde jeden Augenblick verbrennen.
 

Doch wie von Donner gerührt, riss sie plötzlich die Augen auf. Als hätte ihr jemand eine Ohrfeige verpasst, schaltete sich ihr Verstand ein und sie drückte ihn von sich.

„Nicht“, keuchte sie nur angestrengt, als hätte sie gerade einen langen Sprint hinter sich.

„Was? Ist alles in Ordnung? Habe ich etwas falsch gemacht?“, nuschelte Marco verwirrt und setzt sich auf. Isbjorg seufzte und schüttelte nur mit dem Kopf. Er klang noch immer wie betrunken und sie versuchte die Illusion abzuschütteln, dass das eben wirklich echt war. Denn das war es nicht und schmerzlich wurde ihr das bewusst. Sie war dafür verantwortlich, dass er sich so seltsam verhielt und betrübt senkte sie den Blick.

„Is?!“, zischte er scharf, denn dass sie ihm nicht antwortete, machte ihn wütend.

„Nein, du hast alles richtig gemacht“, murmelte sie und presste fest die Zähne aufeinander.

„Aber?“, knurrte er verständnislos. Er war sich so sicher, dass sie das auch wollte. All ihre Signale sagten ihm das. Und er war sich niemals zuvor so sicher, was er wollte. Er wollte sie.
 

„Das ist...“

>Nicht richtig!<

„...jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Du warst bis vorhin noch betäubt. Du musst...“

>Deine Finger von mir lassen, Ananas!<

„... dich unbedingt noch ausruhen und deinen Körper schonen. Du musst noch etwas schlafen. Und es wäre das Beste wenn...“

>Ich dir von nun an so weit aus dem Weg gehe, damit das hier nie wieder passiert!<

„...ich jetzt auf mein Zimmer gehe. Damit du in Ruhe schlafen kannst“, erklärte sie vorsichtig und wählte die Worte weise, denn ihr Gehirn, hatte ihr heute eindeutig den Krieg erklärt. Beschämt rieb sie sich den Nacken. Ihre Hand glitt nach vorne und sie berührte ihre Lippen, die immer noch nach ihm schmeckten, und strich sanft darüber. Dann drehte sie sich von ihm weg und rutschte Richtung Bettkante. Als sie gerade ihre Beine heraus schwingen wollte, packte Marco sie auf einmal am Arm und zog sie zu sich.

„Nein. Bleib hier. Bitte!“, hauchte er ihr, mit Nachdruck zu und sie kniff die Augen zu.

„Das ist dir wirklich wichtig, was?“, fragte sie müde. Er schlang die Arme um sie und vergrub seine Nase in ihrem Haar.

„Ja. Bitte bleib hier“, brummte er ihr ins Ohr und ihr Herzschlag beschleunigte.

„Fein. Aber nur wenn du gleich wirklich schläfst und nicht wieder auf solche Gedanken kommst“, murrte sie, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Versprochen“, nuschelte er und tastete nach seinen Kissen. Sorgfältig schüttelte er sie auf und legte sich hin.

„Jetzt komm schon her, Nervensäge“, nuschelte er und leise seufzend, rutschte sie zu ihm herüber. Er breitete den Arm aus und nahm sie in Empfang, als sie sich hinlegte. Sie rollte sich auf die Seite, kuschelte sich an seine Brust und biss sich auf die Unterlippe.

>Du bist so dumm, Isbjorg<, schimpfte ihr Kopf und sie stimmte tonlos zu. Marco winkelte seinen Arm an, legte diesen um sie und drückte sie noch einmal an sich. Dann presste er ihr einen Kuss auf die Stirn und brummte zufrieden.

„Schlaf gut“, murmelte er und schloss die Augen.

„Du auch“, flüsterte sie und kniff die Augen zu.
 

>So dumm...<

Drem Yol Lok

Leise, aber mit einem verräterischen Klicken, schloss sich Marcos Kajütentür. Kaum zu hören, aber doch laut genug, dass Marco aus seinem Schlaf gerissen wurde. Verschlafen blinzelte er die Decke an, denn er lag auf dem Rücken. Ein leises Gähnen schlich sich über sein Gesicht und er drehte den Kopf Richtung Bullauge, in der Hoffnung er könnte feststellen, wie spät es war. Doch außer, dass es ein sonniger Tag war, wollte ihm das Wetter nicht verraten wie viel Uhr es war. Plötzlich bemerkte er den Druck auf seiner Brust und senkte den Blick. Das Erste was er sah waren blonde, zottelige Haare.

>Isbjorg?<, fragte er sich und zog eine Augenbraue hoch. Als er wach wurde, war er vor Müdigkeit noch wie betäubt und bemerkte sie somit nicht gleich. Auch merkte er noch nicht einmal, wie er sie im Arm hielt. Er blickte auf seine Hand, die sanft auf Isbjorgs Schulter ruhte.

>Das ist... seltsam. Was sucht sie hier?<, grübelte er und Is brummte leise auf.

„Noch einen Met, Ralof...“, murmelte sie leise, schmatzte im Schlaf und drückte sich noch ein bisschen enger an Marco. Belustigt verdrehte er die Augen, winkelte seinen freien Arm nach oben und legte seinen Kopf auf die Hand. Er wollte sie nicht wecken, denn nachdem sie sich so sehr um ihn und auch die anderen gekümmert hatte, konnte er sich vorstellen wie fertig sie sein musste. Also übte er sich in Geduld, denn er war sich so oder so sicher, dass sie nicht mehr lange schlafen würde. Es reichte ihm, dass sie ihm später seine Fragen beantworten würde. Entspannt schloss er die Augen und wollte die Zeit nutzen und noch ein wenig dösen. Denn an die Schlacht erinnerte er sich noch zu gut und er konnte sich vorstellen, wie viel Arbeit nun auf ihn wartete. Am liebsten hätte er genervt geseufzt, doch schluckte er den Seufzer herunter. Wahrscheinlich hätte er dann nur Isbjorg geweckt.
 

~
 

Langsam ging Whitebeard auf die Krankenstation zu. Er hatte kaum geschlafen und war hundemüde, doch versuchte er um aller Willen, es sich nicht anmerken zu lassen. Er war der Kapitän. Er musste stark für seine Kinder sein. Denn vielen steckte die Angst noch immer in den Knochen. Also biss er die Zähne zusammen und grinste breit. Nachdem es Marco offensichtlich ziemlich gut ging, war einer der Angstfaktoren schon einmal ausgeschaltet. Isbjorg war immerhin bei ihm und zu Whitebeards großer Überraschung, schlief das Nordmädchen seelenruhig in Marcos Armen. Kopfschüttelnd, mit einem leisen Lachen auf den Lippen, öffnete er die Tür zur Krankenstation. Auch hier war alle ruhig. Seine verletzten Kinder die hier lagen, schliefen fest. Auch Max schlief völlig erschöpft, mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch. Der Schiffsarzt hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und noch einige operieren müssen. Whitebeard ging zu Olaf, der noch betäubt in seinem Bett lag, mit einem festen Verband um den Kopf und über seinem rechten Auge. Vorsichtig nahm Whitebeard die Krankenakte, die an Olafs Bett hing entgegen und las sie durch. Mitfühlend blickte er zu seinem Sohn herab. Er war der Patient, der die letzte Operation von Max bekam. Und über das Ergebnis würde der Nordmann sicher nicht glücklich sein, wenn er erwachte. Denn seine Verletzung war so schlimm am Kopf, dass Max gezwungen war, ihm das rechte Auge heraus zu nehmen. Einer der Marine Soldaten hatte es geschafft Olaf einen tiefen Schnitt, quer über das Gesicht zu verpassen. Whitebeard hatte noch immer das Bild von Olafs klaffender Schnittwunde im Kopf und verzog sorgenvoll das Gesicht. Aber Olaf lebte und das war wichtiger als ein Auge. Whitebeard blickte durch den Raum und entdeckte Thatch, der ihn aus wachen Augen musterte. Leise ging der alte Mann zu ihm herüber.

„Du bist wach?“, flüsterte Whitebeard und Thatch nickte.

„Wie geht es dir?“, fragte Edward besorgt.

„Geht so. Viel merke ich nicht. Hab zu viele Schmerzmittel intus“, erklärte die Haartolle grinsend und hob langsam seinen linken Arm, der fest verbunden war.

„Laut Max, wird das hier relativ schnell heilen und wohl keine bleibenden Schäden hinterlassen. Wurde mit Isbjorgs Heiltränken behandelt. Die Kleine ist Gold wert“, erklärte Thatch und grinste selig seinen Kapitän an.

„Da hast du recht. Erhole dich gut. Ich gehe jetzt rüber in den Lagerraum. Dort liegen ja auch noch viele.“

„Mach das Vater. Und dann solltest du dich vielleicht auch ausruhen. Auch du hast Schlaf verdient“, brummte die Haartolle und sachte nickte Whitebeard. Als der alte Mann die Krankenstation verließ, blickte sich Thatch noch einmal im Raum um, schloss dann aber wieder die Augen und suchte den Schlaf.
 

~
 

Brummend stemmte sich Isbjorg plötzlich hoch und blinzelte verschlafen durch den Raum. Ihre müden Augen waren zusammen gekniffen und wanderten verwirrt von rechts nach links. Dann blickte sie nach unten und sah Marco, der fragend eine Augenbraue nach oben gezogen hatte.

„Auch schon wach?“, fragte er und grinste schief.

„Was zur...?“, brummte sie müde, doch riss sie plötzlich die Augen weit auf.

„Marco!“, keuchte sie, rutschte nach hinten und ruderte plötzlich wild mit den Armen. Isbjorg saß zu dicht an der Bettkante und krachend fiel sie auf den Holzboden.

„Autsch“, nuschelte sie und blickte beschämt hoch. Marco schnellte ebenfalls nach vorne, um sie festzuhalten, doch war er zu langsam und griff ins Leere. Leise kicherte Is auf.

„Das war wohl nichts“, murmelte sie und Marco lachte zustimmend auf.

„Gut erkannt.“ Isbjorgs Blick flackerte kurz unsicher auf, doch schüttelte sie dieses Gefühl gleich wieder ab. Sie zog sich am Bett hoch, packte Marcos Decke und zog diese beiseite. Sie begutachtete seinen Bauch und lächelte. Es war nichts mehr von der Druckstelle zu sehen. Sie musterte sein Gesicht, vor allem die Augen und legte sicherheitshalber noch den Handrücken auf seine Stirn. Dann nickte sie zufrieden.

„Dir scheint es wieder gut zu gehen. Hervorragend“, murmelte sie und erlaubte es nun endlich, sich ausgiebig zu strecken und zu gähnen. Marco beobachtete sie neugierig.

„Wie hast du denn geschlafen?“, fragte sie nun und riss ihn aus seinen Gedanken.

„Sehr gut. Ich fühle mich so erholt, wie lange nicht mehr. Aber würdest du mir jetzt endlich einmal erklären, warum du in meinem Bett geschlafen hast?“, fragte er misstrauisch und sie blinzelte irritiert auf.

„Du erinnerst dich nicht mehr?“, fragte sie vorsichtig und Marco schüttelte mit dem Kopf.

„Oh Talos sei Dank. Das wäre sonst unangenehm geworden. Dann vergiss es. Es ist nicht wichtig. Bitte, lass es uns dabei belassen“, murmelte sie und blickte beschämt weg. Marco schüttelte verwirrt den Kopf und blickte sie auffordernd an.

„Wie bitte? Was hast du angestellt?“, fragte er misstrauisch und zornig blitzten ihre Augen auf.

„Was ICH angestellt habe?! Ich habe gar nichts angestellt! Und dafür solltest du dankbar sein, sonst hättest du nämlich die Nacht, die Prügel deines Lebens kassiert!“, raunte sie ihn wütend an und überrascht zuckte Marco zurück.

„Bitte Marco. Frag nicht mehr nach. Ich bin sehr dankbar, das du dich nicht mehr an letzte Nacht erinnerst und ich möchte wirklich nicht darüber sprechen“, flehte sie und blickte in die andere Richtung. Marco bemerkte sofort, wie ihre Wangen beschämt aufglühten. Verwirrt, sowie verständnislos beobachtete er sie, doch folgte er ihrem Wunsch. Den Unmut schluckte er herunter und schwieg.

„Danke“, hauchte sie leise und stand auf. Sie ging zu seinem Schreibtisch und hob einen Deckel von einem kleinen Teller. Zum Vorschein kam ein köstlich aussehendes Schokoladentörtchen. Fragend musterte Marco erst das Törtchen und dann Is.

„Ein kleines Geschenk von Kelle. Ich würde ihn gerne mit dir teilen. Hast du irgendwo ein Messer?“

„Obere linke Schublade“, antwortete Marco und wie auf Kommando knurrte sein Magen. Is hingegen zog besagte Schublade auf, fischte ein kleines Messer hervor und schnitt behutsam das Törtchen in der Mitte durch. Dann hob sie wieder den Teller an und ging zurück zum Bett. Marco saß an der Bettkante und beobachtete sie neugierig. Isbjorg setzte sich und hielt ihm den Teller hin.

„Such dir eine Hälfte aus“, sprach sie und versuchte ihn fröhlich anzulächeln. Fragend blickte er in ihre Augen, denn er sah, dass sie etwas beschäftigte. Irgendetwas war vergangene Nacht passiert, was er sich nicht erklären konnte und auf eine seltsame Art und Weise, fühlte er sich schuldig. Ungeduldig seufzte Is und riss Marco damit aus seinen Gedanken. Er nickte stumm und griff sich eine Hälfte. Dann lächelte er sie an, nickte und biss herzhaft hinein. Isbjorg tat es ihm gleich und war sogleich überwältigt von dem Geschmack. In Gedanken ehrte sie Kelles Talent.
 

Nachdem beide aufgegessen hatten schloss Isbjorg die Augen und lächelte zufrieden. Sie versuchte sich den Geschmack einzuprägen. Marco musterte sie und bemerkte, wie noch etwas Schokoladencreme an ihrer Lippe haftete. Sein erster Impuls war es, die Hand zu heben und es mit dem Daumen weg zu wischen, doch stockte er in der Bewegung. Bilder blitzten vor seinem Auge auf. Er sah sich selbst und wie er Isbjorg im Arm hielt. Wie er mit dem Daumen über ihre warmen Lippen strich, sich herunter beugte und innig küsste. Er spürte sofort wieder die Hitze und hätte schwören können, Sie auch zu schmecken. In seinem Kopf hörte er Isbjorgs beschleunigten Atem. Erschrocken schüttelte Marco den Kopf. Fragend blickte die Nordfrau ihn an.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt und Marcos Wangen glühten auf.

„Ja“, platzte es aus ihm heraus und blickte sich nervös um.

„Du... du hast da noch Schokolade am Mund“, stammelte er und räusperte sich. Isbjorg strich sich über die Lippe und wischte sich das bisschen Creme weg.

„Danke“, flüsterte sie und legte den Kopf schief.

„Ist dir schwindelig?“, fragte sie, doch schüttelte Marco mit dem Kopf. Er sammelte seine Gedanken und atmete tief ein.

„Isbjorg?“, fragte er unsicher und sie nickte.

„Ich habe etwas seltsames gesehen“, murmelte er und fragend hob Is eine Augenbraue.

„Ich weiß, du willst nicht darüber reden“, sprach er und sie atmete genervt aus, „aber ich glaube, das hatte etwas mit letzter Nacht zu tun“. Auffordernd blickte sie ihn an. Ihr Blick sagte ihm deutlich, dass er endlich mit der Sprache rausrücken sollte, bevor sie die Geduld verlor.

„Isbjorg, bitte. Was ist letzte Nacht geschehen? Ich muss es wissen!“, sprach er streng und sie senkte den Blick. Nervös spielte sie an ihren Fingern und schien die richtigen Worte zu suchen. Sie biss sich auf die Lippe und atmete tief ein.
 

„Du wurdest mitten in der Nacht wach“, begann sie zu reden und senkte den Kopf.

„Ich habe auf dich aufgepasst und saß auf deinem Boden vor dem Bett. Ich war eingeschlafen und du hast mich geweckt“, erklärte sie weiter und blickte auf. Sie schämte sich, das sah er deutlich und er sah auch, dass sie selbst nicht wusste, wie das folgende, was sie ihm noch nicht erzählt hatte, geschehen konnte.

„Du warst völlig neben der Spur. Hast vor dich hin genuschelt und warst einfach nicht du. Du wolltest nicht, dass ich auf deinem Boden schlafe und hast mich in dein Bett gezogen. Ich hätte mich wehren sollen! Ich wollte mich wehren, aber ich konnte nicht“, knurrte sie wütend und ihre Augen blickten ihn beschuldigend an.

„Du hast mich an dich gedrückt und mir erzählt, wie dankbar du bist und so weiter. Und dann hast du mich geküsst. Ich wollte es nicht und dann doch und.... ach ich weiß es doch auch nicht!“, erneut senkte sie den Kopf und hielt sich die Hände dagegen.

„Das ging noch ein Weilchen so weiter, doch bevor es ZU weit ging, habe ich dich gestoppt. Ich wollte gehen, doch du wolltest das ich bleibe. Du hast mich angefleht zu bleiben! Also bin ich geblieben. Und deswegen lag ich in deinem Bett!“, zischte sie wütend und blickte ihn aus verletzten Augen an. Er schwieg, um sich zu sammeln und suchte nach den richtigen Worten. Immer wieder glitt sein Blick verwirrt in die Ferne nur um kurz darauf Isbjorg wieder verstört anzuschauen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schluckte Marco.

„Oh...“, brummte er und Isbjorgs Blick, funkelte kurz wütend auf. Sie wollte ihn anbrüllen, ob er noch alle Tassen im Schrank habe, doch biss sie sich auf die Zunge.

„Wie konnte... ich verstehe nicht... was?“, stammelte er verwirrt und strich sich die Haare nach hinten. Sie musterte ihn, doch atmete sie plötzlich genervt aus und stand abrupt auf. Ehe sie aus seinem Zimmer stürmen konnte, packte er sie am Handgelenk und hielt sie auf.

„Isbjorg, warte“ und sie wartete.

„Schau mich bitte an“, flehte er und sie seufzte erneut. Dann drehte sie sich zu ihm und blickte ihm trotzig in die Augen.

„Ich verstehe nicht wie das passieren konnte, aber es tut mir leid, dass es passierte. Ich bin verwirrt, obwohl ich mich nur bruchstückhaft erinnere. Aber ich kann gut verstehen, wie verwirrt du jetzt sein musst“, sprach er ruhig und sie schnaubte.

„Weißt du Marco, was mich richtig aus der Bahn wirft? Wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich mich wehren sollen. Ich wollte mich dagegen wehren, aber ich konnte es nicht! Es hat mir sogar gefallen, obwohl ich weiß, dass es mir nicht hätte gefallen dürfen! Und das macht mich fertig. Ich verstehe das alles nicht!“, knurrte sie und Marco sah, wie verletzt sie nun war.

„An deinem Blick sehe ich, wie verletzt du bist. Habe ich dir... weh getan?“, fragte er unsicher und beschämt.
 

„Was? Nein.... nein! Nicht physisch“, antwortete sie und senkte wieder den Blick. Fragend hob Marco eine Augenbraue.

„Ich hätte das unterbinden müssen. Es tut weh darüber nachzudenken. Wie soll ich das erklären? Ich habe es zugelassen, obwohl es falsch war. Obwohl ich wusste, dass das nicht echt war. Es war nicht echt! Verstehst du?“, wisperte sie und Marco wirkte nun noch verwirrter.

„Ich sollte jetzt gehen“, flüsterte sie und löste sich aus seinem Griff. Schweigend blickte er ihr hinterher. Eine kühle Verzweiflung packte ihn und er setzte sich wieder aufs Bett. Er verstand das alles auch nicht und unbewusst, strich er sich mit den Fingern über seine Lippen. Insgeheim wünschte er sich, dass er sich wieder an alles erinnern könnte. Betrübt seufzte er seinen Fußboden an.
 

Isbjorg stampfte wütend durch den Gang, in Richtung ihrer Kajüte. Am liebsten hätte sie etwas kaputt geschlagen. Sie war wütend. Sehr wütend! Aber nicht auf ihn, sondern auf sich selbst. Die Wut verflog und sie spürte etwas anderes in sich toben. Eine Art Verzweiflung. Eine Leere. Sie öffnete ihre Kajütentür, schloss diese von innen und lehnte sich dagegen. Sie seufzte laut und legte den Kopf in den Nacken. Sie wollte am liebsten heulen. Sich auf ihr Bett werfen und einfach den Tränen freien lauf lassen. Isbjorg biss sich auf die Zunge, atmete tief ein und schluckte ihre Gefühle einfach herunter. Danach öffnete sie ihren Schrank und kramte frische Wäsche heraus. Sie zog sich um, ging in das Badezimmer und wusch sich gründlich das Gesicht. Sie ärgerte sich noch immer, aber sie hatte es geschafft ihre Gefühle zu bändigen. Sie atmete noch einmal tief ein und verließ dann wieder ihr Zimmer. Auf dem Weg zum Deck kam ihr langsam Whitebeard entgegen. Er wirkte ausgelaugt, als könne er kaum noch stehen und erschrocken fegte Isbjorg ihre Gedanken bei Seite.

„Vater?“, fragte sie leise und besorgt zitterte ihre Stimme leicht.

„Hallo mein Kind. Wie geht es dir?“, fragte er ruhig und zwang sich zu einem Grinsen.

„Unwichtig. Ist alles in Ordnung?“, fragte sie leise und als er ihren besorgten Blick sah, wurde ihm sogar warm ums Herz.

„Ich bin nur etwas geschafft. Mach dir keine Sorgen“, murmelte er und sie schüttelte entrüstet den Kopf.

„Lass mich raten. Du hast weder genügend geschlafen, noch etwas gegessen!“, zischte sie streng und er lächelte schief.

„Wusste ich es doch. Du legst dich jetzt auf der Stelle hin. Nein! Wage es nicht, Einspruch zu erheben. Ich weiß, dass es noch viel zu tun gibt. Aber wir schaffen das schon. Ich werde jetzt auf das Deck gehen und die Leute mobilisieren. Marco müsste auch jeden Augenblick auftauchen. Er ist wieder Fit und im besten Zustand. Er ist immerhin der Vize Kapitän. Jetzt soll er mal beweisen, wie gut er als deine Vertretung ist. Und während du schläfst, werde ich zu Kelle runter gehen und organisieren, dass er dir eine stärkende Mahlzeit zubereitet“, erklärte Isbjorg streng und er musterte sie entrüstet.

„Aber...“, murmelte er überrascht.

„Kein aber. Das ist ein Plan. Ein ziemlich guter sogar. Der Körper nimmt sich früher oder später, was er braucht. Schau was Marco passiert ist, weil er übermüdet war. Was glaubst du, wie viel du einer Mannschaft nützt, wenn du plötzlich einfach umkippst? Vertrau uns einfach. Wenn du wieder wach bist, wirst du das Deck nicht mehr wieder erkennen. Husch ins Bett mit dir“, ordnete Isbjorg dreist an und zeigte in Richtung seiner Kapitänskajüte.

„Dein Glück, dass ich hundemüde bin. Denn ich lasse mir normalerweise keine Befehle erteilen“, kicherte er, nickte ihr dann zu und verschwand in Richtung seiner Kajüte. Insgeheim musste er nämlich zugeben, dass sie ziemlich gute Argumente vorweisen konnte. Zufrieden nickte Is, wartete ab, bis er in seinem Zimmer verschwunden war und ging dann hinaus aufs Deck.
 

Auf dem Deck herrschte noch immer Chaos ohne Ende. An allen Ecken, sah sie Kameraden, wie sie chaotisch von A nach B rannten, Trümmer aufsammelten, oder versuchten Schäden zu reparieren. Andere lehnten völlig erschöpft an den Masten oder der Reling und schliefen tief und fest, trotz des Krachs. Sie blickte sich um, versuchte die Situation zu analysieren und überlegte, wie alle am Effektivsten sein könnten. Sie ging über das Trümmerfeld, stieg die Stufen zur Galionsfigur hoch und blickte zu den Leuten herunter.

„Hört mal alle her“, rief sie laut und viele Köpfe drehten sich zu ihr. Als sich Isbjorg sicher war, die Aufmerksamkeit aller Leute zu haben, atmete sie wieder ein.

„Vater hat sich schlafen gelegt, um wieder Kraft zu tanken. Marco ist ebenfalls wieder fit und er müsste jeden Augenblick zu uns stoßen. Er wird Vater so lange vertreten. Bis er kommt, sollten wir Ordnung in das Chaos hier zu bringen“, begann sie zu erklären und schritt auf der Erhöhung hin und her. Sie hörte murmelnd Zustimmung.

„Am Klügsten wäre es, wenn wir Teams bilden und Aufgaben verteilen. Ich erdreiste mir jetzt einfach mal, damit zu beginnen, bis Marco hier ist. Alle die so erschöpft sind, dass sie kaum noch stehen können, sollen ins Bett gehen und ein paar Stunden schlafen. Diejenigen, die sich noch Fit genug fühlen, oder sogar schon geschlafen haben, treten bitte vor“, rief sie und schulterzuckend kamen die Meisten zu ihr.

„Ich möchte, dass ihr erst mal die weckt, die hier auf dem Deck schlafen. Die gar nicht können, sollen ebenfalls schlafen gehen. Die sich wieder erholt genug fühlen, kommen vor zu uns. Außerdem brauche ich Freiwillige, die von Kajüte zu Kajüte gehen und sicherstellen, wer wieder genügend Kraft hat um zu helfen“, sprach sie und wirkte überrascht, dass niemand protestierte, sondern alle machten, was sie sagte. Viele wirkten einfach dankbar, dass hier jemand die Initiative ergriff und Befehle erteilte. Ein paar gingen zu den Schlafenden und weckten diese. Andere meldeten sich um die Kajüten ab zu klappern. Und nur circa eine Hand voll Leute wollten dringend schlafen gehen. Isbjorg schaute sich in der Menge um. Viele waren es nicht, aber es sollte reichen um wenigstens das Schlimmste zu beseitigen. Isbjorg deutete auf eine große Gruppe Männer, die kräftig genug aussahen. Die Meisten kannte sie nur flüchtig, weil sie alle aus anderen Divisionen kamen.

„Ihr da. Ihr schaut stark genug aus. Eure Gruppe kümmert sich um die Trümmer. Werft aber nicht gleich alles über Bord. Begutachtet welche Teile eventuell noch brauchbar sind und schafft diese Teile rechts und links zur Reling“, sie nickten und teilten sich auf dem Deck auf. Ihr Blick fiel auf eine große Gruppe vor sich. Viele von ihnen hatten einen Hammer in der Hand oder am Gürtel stecken.

„Ihr repariert so viel ihr könnt. Der Hauptmast ist das Wichtigste. Aber auch die Reling sieht schlimm aus. Konzentriert euch bitte auf die großen Schäden und haltet euch nicht an Kleinigkeiten auf, wenn es nicht zwingend notwendig ist“, erklärte sie und entschlossen nickte die Gruppe.

„Sam? Schnapp dir ein paar Leute und besorgt so viele Besen wie möglich. Der Rest darf nämlich den Besen schwingen. Außer ihr fünf“, sprach sie und zeigte auf eine kleine Gruppe, die aus müden Augen zu Isbjorg blickten.

„Ich brauche eure Hilfe. Ihr müsst, sobald Marco hier ist, mit mir runter in die Küche gehen. Wir bilden den Versorgungstrupp. Wir besorgen Essen und Getränke und sorgen für Nachschub“, erklärte sie weiter und erntete erneutes Nicken.
 

Ein leises Lachen ertönte und Marco trat aus dem Schatten des Hauptmastes. Kopfschüttelnd ging er zu ihr und grinste breit.

„Erstaunlich. Du hast die Leute ja ziemlich gut im Griff,“ murmelte er und klopfte ihr auf die Schulter.

„Ich hab Vater angemault und wie ein Kind ins Bett gescheucht. Da war das hier ein Klacks“, murmelte sie und Marco lachte lauthals los.

„Gut gemacht“, sprach er und grinste. Alle Anwesenden an Deck stockten in ihrer Arbeit und blickten zu ihm. Er vertrat nun offiziell Whitebeard und sie warteten, ob er andere Befehle gab.

„Warum hört ihr auf? Ihr habt eine Aufgabe erhalten. Isbjorg mag zwar für euch keine Autoritätsperson sein, aber ihre Aufteilung war gut. Also macht was sie gesagt hat“, rief er und die Piraten arbeiteten weiter.

„Danke“, nuschelte sie und stupste ihm in die Seite.

„Anders hätte ich es auch nicht gemacht.“ Beide blickten sich an und kommunizierten über ihre Augen. Sie waren sich einig, das Problem von eben zurückzustellen. Es gab jetzt wichtigeres.

„Ich kümmere mich dann mal um mein Team. Ich taufe uns Team Fressnapf. Das klingt doch nett“, kicherte sie und Marco lachte ebenfalls auf. Dann nickte er und sie verließ das Deck mit ihren fünf Auserwählten.
 

Nach kurzer Eingewöhnung lief alles recht zügig. Jeder widmete sich seiner Aufgabe und nach einiger Zeit, schlossen sich immer mehr Leute an, die wieder genügend Kraft fanden um zu helfen. Marco koordinierte die Nachzügler professionell, während Isbjorg mit ihrem Team 'Fressnapf' dafür sorgte, dass niemand Hunger oder Durst leiden musste.
 

~
 

Nach einigen Stunden, sah das Deck wieder einigermaßen ordentlich aus. Der Hauptmast wurde notdürftig repariert und verstärkt. Für den Anfang würde das reichen und er würde stabil genug halten. Auch die Reling wurde grob geflickt, sowie die Löcher im Deck. Trotz Erschöpfung, fanden die Piraten dennoch ihre gute Laune wieder und einige stimmten einige Seemannslieder an, die dann von alle Anwesenden feierlich mitgesungen wurden. Es sorgte nicht nur dafür, dass alle wach blieben, sondern es hob auch die Moral gewaltig. Izou betrat das Deck. Erstaunt blickte er sich um und nickte respektvoll, aufgrund der guten Arbeit. Dann erblickte er Isbjorg, die gerade frisches Wasser an ein paar der Trümmermänner verteilte und steuerte auf sie zu.

„Hallo Izou“, grüßte Isi ihn und grinste breit.

„Hallo Liebes. Wie geht es deinem Kopf?“, fragte er, doch winkte sie gelassen ab.

„Geht schon. Was macht unser blinder Passagier?“, fragte sie neugierig und Izou lächelte.

„Sie ruht sich gerade aus. Ich hab sie in eine Kajüte verfrachtet. Sie hat gegessen und was getrunken und ihre Verletzungen wurden behandelt. Nun schläft sie. Allerdings war sie nicht gerade gesprächig. Sie will wohl nur mit dir richtig sprechen. Ich weiß nur, dass sie einen Auftrag hat, von der Marine gefangen genommen wurde und fliehen konnte. Und sie suchte wohl ganz gezielt nach dir. Aber ob sie gute oder schlechte Absichten hat, wollte sie nicht verraten. Ich habe ihr erklärt, dass ihr hier niemand etwas tun wird, solange sie sich benimmt. Ich glaube langsam fühlt sie sich auch wie ein Gast. Jedenfalls weiß sie, dass ihre Kajüte nicht abgeschlossen ist, ich bat sie aber, da drin zu bleiben, bis die Gespräche mit ihr geführt wurden. Sie hat zugestimmt und mir versichert dort zu bleiben“, erstattete er Bericht und Isbjorg nickte.

„Okay, Gut. Danke. Ich gehe später zu ihr. Sobald Vater wieder wach ist“, erklärte sie und Izou nickte.

„Gut. Ich gehe runter auf die Krankenstation. Max kann jede helfende Hand gebrauchen“, erklärte er und Is verabschiedete ihn mit einem Nicken.

„Wenn du die Gespräche mit dieser Mira führst, wäre ich gerne dabei“, sprach nun Marco und Is zuckte zusammen. Sie hatte ihn gar nicht mitbekommen.

„Wie du willst. Vater soll das entscheiden, weil er wird definitiv dabei sein“, nuschelte sie und wand den Blick ab. Sie senkte den Kopf und er kam ein Stückchen näher, so dass er den Duft ihrer Haare wieder intensiver wahr nahm.

„Ach Isbjorg...“, murmelte er leise und sie drehte den Kopf ein Stück in seine Richtung.

„Meinst du wir kriegen das wieder hin?“, fragte er leise und nutzte die Chance, dass gerade niemand in der Nähe war.

„Bestimmt. Wir kriegen es doch immer irgendwie hin“, antwortete sie betrübt.

„Hoffentlich. Es würde mir das Herz brechen, wenn unsere Freundschaft daran zerbricht“, nuschelte er und legte seine Hände auf ihre Schultern. Isbjorg kaute sich auf der Lippe herum und schluckte einen Kloß herunter, der sich in ihrer Kehle sammelte.

„Mir auch“, japste sie leise.
 

~
 

„Dann wollen wir doch mal sehen, ob unser Gast schon wach ist“, murmelte Whitebeard und nickte sowohl Marco, als auch Isbjorg zu. Er signalisierte den beiden, in den Speiseraum zu gehen. Auch Izou war anwesend und machte sich auf in die Gänge, um sie zu holen. Whitebeard, Marco und Isbjorg gingen in den großen Saal und setzten sich. Isbjorg platze fast vor Neugierde, wurde aber auch nervös. Was konnte so wichtig sein, dass die Dunkle Bruderschaft extra eine Assassine auf das Meer schickte, nur um sie zu finden? Nervös trommelte Is auf der Tischplatte herum.

„Hör auf damit! Du machst mich wahnsinnig“, zischte Marco nach einer Weile und genervt grummelte Is auf. Sie warf ihm noch einen zornigen Blick zu, als die Tür zum Saal aufging. Vorne weg ging Izou und hinter ihm die junge Frau. Er zeigte ihr, dass sie sich zu den Dreien an den Tisch setzen sollte und sie nickte vorsichtig. Izou hob daraufhin kurz die Hand zum Gruß und verließ den Saal wieder. Leichtfüßig schlenderte Mira zu den Dreien und musterte diese misstrauisch.

„Ich hatte gehofft ich könnte mit meiner Klingenschwester alleine sprechen“, murmelte sie und musterte Isbjorg eindringlich. Isbjorg hingegen zuckte nur mit den Schultern.

„Entschuldige. Aber das wird nicht möglich sein. Außerdem habe ich vor den beiden sowieso keine Geheimnisse“, erklärte sie, legte die Hände aufeinander und stützte den Kopf darauf.

„Das solltest du aber. Denk an deine Profession“, nuschelte die fremde Frau und Isbjorg verzog das Gesicht.

„Ich glaube kaum, dass du in der richtigen Position bist, um mich zu belehren, Welpe“, knurrte sie und in Miras Blick zeigte sich für einen Augenblick Unsicherheit. Fragend legte sie den Kopf schief.

„Ich hatte angenommen, Astrid und die anderen hätten dir ausführlich von mir erzählt. Ich bin vom Rang eine Meisterassassine. Du solltest die Regeln in der Bruderschaft kennen. Laut Recht und Gesetz, hätte ich Anspruch auf die Leitung der Bruderschaft gehabt. Aber erstens hatte ich genug zu tun in Himmelsrand und zweitens macht Astrid einen großartigen Job. Also kein Grund für mich, ihr diesen streitig zu machen. Und du, Jungblut? Gerade mit der Ausbildung fertig? Unterlass es in Zukunft, mich über meine Pflichten zu belehren, dann kriegen wir auch keinerlei Probleme“, zischte Isbjorg kalt und nach kurzer Gedankenpause, nickte Mira sachte.

„Verzeih“, murmelte sie und Is nickte knapp.
 

Vorsichtig setzte sie sich Isbjorg gegenüber und diese hob nur fragend eine Augenbraue.

„Drem Yol Lok*, Dovahkiin“, sprach sie leise. Mira hatte einen helle Stimme, die eigentlich sehr sympathisch wirkte. Sie war sehr jung und das verlieh ihr eine besondere Art der Unschuld. Wenn Isbjorg nicht wüsste, was ihr Beruf war, hätte sie Mira wohl kaum wahr genommen. Geschweige denn für voll genommen.

„Drem Yol Lok, Fahdon*“, antwortete Is vorsichtig. Nun war es an Mira eine Augenbraue hoch zu ziehen.

„Du begrüßt mich als Freundin. Das ist interessant. Um Vestus zu zitieren. 'Isbjorg ist die misstrauischste Rotzgöre von ganz Himmelsrand'. Aber ich glaube er meinte es als Kompliment. Das würde zumindest, für seine Verhältnisse, das warme Lächeln erklären“, sprach Mira ruhig und grinste schief. Laut lachte Isbjorg los.

„Der mürrische alte Sack. Ich vermisse ihn furchtbar“, kicherte sie.

„Ich begrüße dich deswegen als Freundin, weil du, obwohl du hier völlig fremd bist und uns alle im blanken Chaos vorfandest, selbstlos geholfen hast, die Verwundeten zu versorgen. Diese Leute sind meine Freunde, meine Familie und ich liebe sie. Es bedeutet mir viel, was du getan hast“, erklärte Is entschlossen und Mira reichte die Erklärung. Marco wollte nun das Wort erheben, doch hielt Is ihm sofort die Hand vor dem Mund.

„Nein!“, zischte sie, „Ich wollte euch dabei haben, aber sie ist wegen mir hier. Ich werde dieses Gespräch führen. Nicht du. Und auch nicht Vater“, zischte Isbjorg und Marco nickte genervt. Whitebeard hingegen legte nur den Kopf schief und lächelte breit.

„Warum bist du hier, Mädchen?“, fragte nun Is und Mira seufzte leise.

„Astrid schickt mich. Sie sorgt sich um dich. Wegen den Thalmor. Sie treiben eine regelrechte Hetzjagd, wegen dir. Glaub mir. Himmelsrand hat noch nie so wenig Elfenohren gesehen, wie zur jetzigen Zeit“, erklärte sie und Is verzog das Gesicht.

„Wir hatten schon das Vergnügen vor einigen Wochen.“

„Ich weiß. Aber es wird schlimmer werden. Und Astrid will, dass du vorbereitet bist. Deswegen hat sie mir etwas mitgegeben für dich“, erklärte der Silberschopf und öffnete eine kleine Tasche, die zu ihren Füßen stand. Sie zog einen faustgroßen, schwarzen Kristall und ein Buch heraus, legte beides auf den Tisch und schob es zu Isbjorg. Perplex starrte Isbjorg die Gegenstände an.

„Ein schwarzer Seelenstein? Und ein... Beschwörungsbuch? Ja es ist eine Beschwörung. Ich erkenne das Symbol auf dem Einband“, murmelte Is leise. Auf dem Buch prangerte ein Zeichen. In der alten Schrift der Deadra, war dies das Zeichen für Oblivion, dem schrecklichen Reich dieser Kreaturen. Es musste nicht gleich bedeuten, dass man dadurch eine dieser Kreaturen, direkt aus dieser Ebene beschwor, denn dieses Symbol wurde vor vielen Jahren quasi das Sinnbild der Beschwörungsmagie. Denn so zierte auch das Oblivion Symbol die Schule der Beschwörung.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Isbjorg irritiert und blickte eindringlich Mira an.
 

~
 

*1. Drem Yol Lok – freundliche/respektvolle Begrüßung

*2. Fahdon - Freundin

Marcos Albtraum

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Isbjorg irritiert und blickte eindringlich Mira an. Diese kreuzte die Finger und erwiderte Isbjorgs Blick.

„Wie du richtig erkannt hast, ist es eine Beschwörung. Laut Astrid kannst du damit einen mächtigen Verbündeten heraufbeschwören. Eine Legende unter den Assassinen. Ein Meisterassassine, der wohl vor zweihundert Jahren, zur Zeit der Oblivionkrise, gelebt haben soll und auch starb. Sie meinte, er würde dir im Kampf zur Seite stehen. Mit Hilfe des schwarzen Seelensteins, solltest du die Kraft des Buches in dich aufnehmen und ihn ohne große Komplikationen beschwören können“, erklärte sie und Isbjorg bemerkte, wie ihre Augen aufgeregt leuchteten. Isi hingegen wirkte sprachlos, für einen Moment.

„Meisterassassine, der zur Zeit der Oblivionkrise starb? Aus Cyrodiil?“, fragte Isbjorg leise und Mira nickte vorsichtig. Scharf zog Isbjorg den Atem ein und ihre Augen weiteten sich.

„Das kann nur Einer sein“, flüsterte sie. Dann plötzlich warf sie den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. Kopfschüttelnd, wischte sie sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Warum überrascht es mich letztendlich nicht? Blut ist mächtig. Blut findet immer einen Weg“, kicherte sie und strich mit dem Zeigefinger über das Buch. Fragend blickten die Drei Isbjorg an, doch schüttelte sie nur den Kopf.

„Schon gut. Ihr werdet es noch früh genug verstehen“, erklärte sie und lächelte verschmitzt. Es kribbelte ihr schon in den Finger, die Beschwörung auszuprobieren, doch hatte das noch Zeit. Viel Wichtiger war es erst einmal, was nun mit Mira geschehen sollte. Isbjorg legte den Kopf wieder schief und musterte das Mädchen eindringlich.

„Du bist weit von zu Hause weg, Mädchen“, murmelte Is und Mira nickte vorsichtig, doch unbekümmert.

„Und ich weiß nicht, wo unser Kurs uns aktuell hinführt. Dementsprechend weiß ich auch nicht, wann wir uns einmal in der Nähe von Tamriel aufhalten, um dich wieder nach Hause zu bringen“, dachte Isbjorg laut und sprach mehr zu sich selbst, als zu allen Anwesenden. Whitebeard hingegen nickte langsam.

„Darüber mach dir keine Gedanken“, murmelte Mira sanft. Fragend zog Isbjorg eine Augenbraue hoch.

„Ich habe nicht vor, so schnell nach Hause zu gehen. Astrid hat dir nicht nur die Beschwörung zur Verfügung gestellt, sondern auch mich“, sprach sie ruhig und nun wanderte auch Isbjorgs zweite Augenbraue nach oben.

„Ach so? Nun das habe ich aber nicht zu entscheiden. Du würdest dann immerhin ein Crew Mitglied werden und diese Entscheidung trifft Vater. Weißt du denn wie man sich auf einem Schiff und in einer Crew verhält?“, murmelte sie und lehnte sich zurück.

„Nein. Aber das lerne ich schon“, flüstere sie.
 

Miras Augen wanderten zu dem alten Mann. Whitebeard strich sich über seinen Bart und grübelte. Kurz darauf schlich ihm ein breites Grinsen in das Gesicht.

„Ach was soll`s? Meinetwegen kannst du bleiben, Kind. Wir haben den Platz, du hast dich von vornherein als nützlich erwiesen, kannst kämpfen und dich somit verteidigen und je mehr Leute dazu beitragen können, Informationen und Wissen über den neuen Feind zu geben, desto besser. Wir überlegen später wo du am Besten aufgehoben bist. Bis dahin bleibst du an meiner Seite und gibst mir so viele Informationen über diese Thalmor, wie möglich. Aber dir sei gesagt, hier herrschen Regeln. Du hast dich unter zu ordnen und Befehle auszuführen. Akzeptierst du das?“, fragte Whitebeard streng, denn er ließ kein „aber“ gelten. Mira blickte kurz zu Isbjorg, die nur sachte nickte.

„Selbstverständlich“, murmelte die junge Nordfrau.

„Gut mein Kind. Ab heute bin ich dein Vater und diese ganzen Leute hier sind deine Familie. Wenn du Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich, die Kommandanten oder an Isbjorg wenden“, sprach er weiter.

„Ich habe verstanden. Vielen dank.... Vater“, antwortete sie und lächelte schwach.

„Wer hat dir die Drachensprache gelehrt? Es gibt nicht viele Leute, die diese Sprache sprechen können“, fragte nun wieder Is und Mira biss sich auf die Lippe.

„Waren es die Graubärte?“, fragte die Nordfrau und Mira schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Das ist... kompliziert. Und eine Geschichte, die ich jetzt nicht erzählen möchte. Ein andermal vielleicht.“

„Wie du wünscht. Vater? Wenn du es gestattest, würde ich jetzt gerne auf die Krankenstation gehen. Max braucht sicherlich jede helfende Hand. Und da auf dem Deck wieder so viel Ordnung wie möglich herrscht und mein Patient“, Isbjorg griff sachte Marcos Unterarm und drückte diesen kurz, „wieder Fit ist, kann ich mich da sicherlich noch nützlich machen. Außerdem will ich gern sehen, wie es meinen Freunden geht“, sprach sie aufgeregt und Whitebeard nickte.

„Was kann ich tun?“, fragte nun Mira und blickte in die Runde. Whitebeard grübelte kurz, als Isbjorg das Wort ergriff.

„Wenn du keine Aufgabe für sie hast Vater, hätte ich eine. Eine sehr wichtige.“ Der Alte nickte nur.

„Mira, ich möchte, dass du Elena suchst. Sie ist bei mir in Ausbildung. Teile mit ihr dein Wissen über Gifte und Gegengifte. Du bist selbst noch ein Jungblut und es schadet dir nicht, dieses Wissen immer wieder neu aufzufrischen. Aber ohne mich, keine praktischen Übungen. Elena ist noch nicht so weit. Es würde mir viel bedeuten, wenn du das tust“, sprach die Nordfrau zu dem Mädchen. Mira hingegen seufzte nur, nickte dann aber.

„Wie sieht diese Elena aus?“, stellte Mira die wohl wichtigste Frage, zur Erkennung dieser sogenannten „Schülerin“. Mira gefiel der Gedanke nicht, dass Isbjorg so leichtfertig das geheime Wissen der Dunklen Bruderschaft weitergab, aber da war sie machtlos. Is war um einiges mächtiger und stand im Rang weit über ihr.

„Als ich sie zuletzt sah, war sie bei den Krankenschwestern in der improvisierten Krankenstation, also Lagerraum zwei. Du wirst sie sofort erkennen. Groß gewachsen, lange schwarze Haare, eisblaue Augen, tiefe Stimme und einen mächtigen Vorbau“, erklärte sie und grinste schief. Mira nickte daraufhin und ging. Isbjorg stand an der Tür und wartete auf Marco, der sich langsam erhob, doch ergriff Whitebeard noch einmal das Wort.

„Du kannst gehen, meine Tochter. Marco bleib bitte noch einen Moment, ich muss mit dir noch etwas Wichtiges besprechen“, brummte der Alte und sein Blick verfinsterte sich. Der Vize nickte und nahm wieder platz. Besorgt schaute Isbjorg erst Whitebeard, dann Marco an, doch nickte Marco ihr beruhigend zu. Sein Blick signalisierte ihr, dass alles in Ordnung sei. Sie schluckte, drehte sich schweigend um und ließ die beiden alleine. Sie fragte sich, was das wohl für ein Gespräch sein würde, denn der Blick von Whitebeard war alles andere als entspannt. Hatte er sie vielleicht belogen und es gab doch Verluste? Oder hatte das Gespräch etwas mit ihr selbst zu tun? Nachdenklich biss sie sich auf die Lippe, doch entschied sich dafür, das Grübeln sein zu lassen. Sie schüttelte den Kopf und steuerte das Unterdeck an.
 

~
 

„Oh Olaf. Und es war nicht mehr zu retten?“, fragte Isbjorg sanft und drückte die Hand ihres Freundes. Mit dem gesunden Auge, blickte er sie an und schüttelte sachte mit dem Kopf.

„Verdammt“, knurrte sie leise und presste einen Kuss auf seine Fingerknöchel.

„Ich kann mich noch an den tiefen Schnitt in deinem Gesicht erinnern, als du mir geholfen hattest, Marco auf die Beine zu hieven. Es tut mir so leid.“

„Braucht es nicht. Ich denke doch, ich werde mich recht schnell daran gewöhnen. Und sieh es mal so, Schwester. Jetzt hab ich einen Grund, eine Augenklappe zu tragen und sehe damit dann wie ein echter Pirat aus. Arrrr“, murmelte er und kicherte danach spitzbübisch auf.

„Spinner. Ich beneide dich um deinen Optimismus, mein Freund. Und jetzt schlafe noch etwas. Du musst dich noch erholen“, kicherte die Nordfrau und streichelte ihm über den Kopf. Olaf nickte und schloss das Auge. Is blickte sich um und bemerkte wie sie von Ace und Thatch gemustert wurde. Thatch hütete ebenfalls noch das Bett, mit fest verbundenem Arm. Ace ging es gut und er leistete seinem Freund Gesellschaft.

„Hallo Jungs“, trällerte Is und schlenderte zu den beiden.

„Hi Is“, gluckste Thatch und Ace nickte nur grinsend.

„Wie geht’s deinem Kopf?“, fragte Ace und sie nickte nur.

„Bestens. Was macht der Arm Thatchy?“, fragte sie nun und setzte sich auf die Bettkante.

„Er juckt wie bekloppt, aber ich habe keine Schmerzen“, erklärte er und klopfte auf den Verband. Sachte nickte Is und die Drei schauten sich zufrieden an.
 

Eine ganze Weile saßen sie da, unterhielten sich leise und blödelten in alter Manier herum. Sie kicherten, schnitten sich Grimassen oder erzählten sich lustige Geschichten, so dass man hätte meinen können, dort säßen drei Kinder und keine erwachsenen Menschen, die zudem noch gefürchtete Piraten sein wollten. Die Anwesenden, die wach waren beobachteten sie belustigt, aber die die schliefen, bekamen davon zum Glück nichts mit. Den Trotz des typischen Verhaltens der drei Chaoten, verhielten sie sich respektabel und leise. Nach einer Weile öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer und Marco trat herein. Er blickte sich um, doch entdeckte er Isbjorg fast augenblicklich und bewegte sich in ihre Richtung. Das Lachen auf Isbjorgs Gesicht erlosch und sie blickte Marco verunsichert an. Ein Schatten lag über seinen Augen, die Gesichtszüge wirkten ernst und verkrampft.

„Darf ich dich mal unter vier Augen sprechen Is? Es ist wirklich ausgesprochen wichtig“, presste er die Worte hervor und stumm nickte die Nordfrau. Sie nickte Ace zu und drückte kurz Thatchs Hand, ehe sie Marco folgte.
 

Stumm folgte sie ihm, auch wenn die Neugier wie loderndes Feuer in ihr brannte. Nachdenklich malträtierte sie mal wieder ihre Unterlippe und sie spürte, wir ihr Herzschlag immer kräftiger gegen ihren Brustkorb hämmerte. Irgendetwas war geschehen, weil sie konnte sich nicht erinnern, Marco jemals so düster gesehen zu haben. Er ging schnellen Schrittes die Treppe hoch und steuerte seine Kajüte an. Is versuchte Schritt zu halten und folgte ihm weiterhin stumm. Er stieß seine Tür auf und wartete, bis Isbjorg hinein huschen konnte, ehe er sie relativ unsanft wieder zustieß. Marco stand da, die Arme verschränkt und blickte zu Boden. Er schien krampfhaft zu überlegen, wie er anfangen sollte.

„Bei Talos! Jetzt sprich endlich. Was habe ich schon wieder angestellt?“, zischte sie ihn an und erschrocken, sowie verwundert, blickte er zu ihr. Sachte schüttelte er mit dem Kopf.

„Weil ich wüsste echt nicht was. Ich kann nämlich voller Stolz sagen, dass ich die letzte Zeit, die Tugend selbst war“, nickte sie entschlossen und Marco legte den Kopf schief.

„Du und Tugendhaft? Das ich nicht lache. Du bist alles, aber sicherlich nicht die Tugend selbst“, brummte er, endlich nicht mehr seiner Stimme beraubt und rang sich zu einem leichten Lächeln durch.

„Was ist dann geschehen?“ fragte Isbjorg sanft und setzte sich auf sein Sofa. Sie klopfte mit der Hand neben sich, um ihm zu signalisieren, er solle sich doch bitte setzen. Marco atmete tief durch, nickte und nahm an ihrer Seite platz.

„Es geht um unser nächstes Ziel. Unser Schiff ist schwer beschädigt. Wir müssen dringend den nächsten Hafen erreichen, um es reparieren zu lassen. Und der nächste Hafen, ist auf einer Insel, mit der ich leider in Verbindung stehe. Dort wurde ich geboren. Wir halten am anderen Ende der Insel. Diese Stadt dort ist Piraten zugänglicher, als meine Geburtsstadt. Und jetzt wo ich gezwungen werde, wieder dorthin zurück zu kehren, werde ich es nutzen, um einige Dinge aufzuarbeiten. Vater möchte aber nicht, dass ich das alleine mache, aus guten Gründen. Er möchte, dass ich jemanden mitnehme, dem ich blind vertraue. Ich musste nicht lange überlegen und wollte dich bitten, mich zu begleiten“, presste er die Worte hervor und es fiel ihm sichtlich schwer. Besorgt musterte die Nordfrau ihn und schluckte.

„Selbstverständlich begleite ich dich. Hat diese Insel etwas mit deinen Alpträumen zu tun?“, fragte sie ihn gerade heraus und erschrocken weiteten sich seine Augen. Marco knirschte mit den Zähnen und blickte weg.

„Marco...“, flüsterte sie und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zaghaft nickte er.

„Diese Insel IST mein Alptraum“, knurrte er. Leise seufzte Is und umarmte ihn. Er ließ es zu, auch wenn er sich anfangs losreißen wollte und drückte sich letztendlich erleichtert an sie.

„Du musst da nicht mehr alleine durch. Wir sind doch schließlich ein Team, oder? Ich steh dir zur Seite“, flüsterte sie und er nickte.

„Danke“, murmelte er und schloss kurz die Augen.

„Außerdem habe ich schon gegen Drachen gekämpft und gesiegt. Wenn es sein muss mache ich das Selbe mit der Insel.“ Leise lachte Marco auf und schüttelte nur mit dem Kopf.
 

„Erklärst du mir jetzt, was das da vorhin im Gespräch war? Also von wegen 'Blut ist mächtig. Blut findet immer einen Weg'“, fragte nun Marco um das Thema zu wechseln und sie seufzte.

„Mit dem Zauber kann ich einen mächtigen Geist beschwören“, fing sie an zu erklären und Marco hob den Kopf.

„Das ist Nekromantie!“, zischte er empört und sie grinste schief.

„Ja. Und? Schau mich nicht so entsetzt an. Er ist ein Meisterassassine, der sein Leben Sithis widmete. Genau wie ich nun. In einhundert Jahren, beschwört vielleicht ein Assassine meinen Geist herauf und es ist okay. Dafür tun wir das doch! Und jetzt genug über die Debatte zu diversen Moralvorstellungen. Dieser Geist. Also dieser Assassine ist niemand geringeres als Lucien Lachance. Er ist nicht irgendein Assassine, er ist DER Assassine. Und ich entstamme seiner Blutlinie. Er war mit meiner Urgroßmutter liiert und ist der Vater meiner Großmutter. Leider hat er nie sein Kind kennen gelernt. Er wusste vermutlich nicht einmal, dass meine Urgroßmutter schwanger von ihm war, denn er starb sehr früh“, erzähle sie ihm stolz diese Geschichte.

„Also kommst du aus einer Assassinen Familie? Das würde zumindest so Einiges erklären...“, murmelte er und knuffte ihr in die Seite.

„Nein, nicht direkt“, erklärte sie und lachte.

„Weder meine Großmutter, noch meine Mutter waren Assassinen. Nachdem Lucien getötet wurde, übte meine Urgroßmutter blutige Rache und verließ danach die Dunkle Bruderschaft. Immerhin erwartete sie Nachwuchs. Meine Großmutter wurde eine Händlerin und meine Mutter eine Alchemistin. Auch wenn meine Mutter wohl dem ein oder anderem Meuchelmörder schon das eine oder andere Gift zusammen gemischt hatte. Aber das habe ich auch erst viele Jahre später erfahren. Genauso die Geschichte mit meiner Urgroßmutter. Wie ich sagte, Blut ist mächtig und findet immer einen Weg. Auch wenn es die ein oder andere Generation überspringt. Früher oder später kehrt es immer zu seinen Wurzeln zurück.“ Fasziniert nickte Marco.

„Gut gesprochen“, brummte er und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. Is winkelte automatisch den Arm an um ihre Hand auf seine Wange zu legen.
 

„Wann sind wir bei dieser Insel?“, fragte sie vorsichtig.

„Wenn wir die Nacht durchsegeln, dann morgen früh“, antwortete er und seufzte angespannt auf.

„Du Is? Ich hätte eine Bitte“, murmelte er und suchte die richtigen Worte. Sie brummte leise eine Bestätigung und er atmete tief ein.

„Diese Insel... beziehungsweise meine Geburtsstadt lebt etwas... nun wie soll ich es sagen? Konventionell? Und ich bezweifle, dass sich das in den Jahren geändert hat. Ich möchte dich bitten, dich unauffällig zu kleiden. Ich werde da schon genug auffallen, spätestens wenn mich jemand erkennt. Ich will nicht, dass du ebenfalls direkt ins Kreuzfeuer gerätst“, erklärte er sanft und sie grübelte.

„Befürchtest du einen Angriff?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern.

„Schon möglich. Aber ich denke eher nicht. Zumindest nichts, womit wir nicht fertig werden. Aber wir müssen es ja nicht gleich provozieren.“

„Kannst du bitte etwas Genauer werden, wenn du von unauffällig sprichst? Weil irgendwas sagt mir, dass du damit nicht meine Assassinentracht meinst?“, fragte sie weiter und er gluckste.

„Richtig erkannt. Diese Stadt ist ein wenig im letzten Jahrhundert hängen geblieben. Frauen in Hosen werden dort nicht gern gesehen. Selbst in deinem Killeroutfit, würdest du sofort auffallen“, brummte er und gluckste, weil Isbjorg entrüstet aufseufzte.

„Ich soll ein verfluchtes Kleid anziehen? Ist das dein ernst?!“, polterte sie sogleich los und Marco kam nicht daran vorbei zu lachen.

„Ja, bitte“, brummte er und grinste breit. Gereizt grummelte sie vor sich hin.

„Na schön! Aber nur weil du es bist. Und wehe du lachst mich aus“, gab sie klein bei und er schüttelte mit dem Kopf.

„Moment mal.... Ich habe gar kein Kleid“, fiel ihr plötzlich ein und sie grübelte, wann sie sich zuletzt so fraulich gekleidet hatte. Es war Jahre her. Sie hatte einmal einen Auftrag, wo sie an einem Bankett teilnehmen sollte, um irgend so eine Adelsfrau zu vergiften. Dort trug sie ein Kleid. Anfangs gefiel es ihr, weil das Kleid echt schön war, doch war dieser Fetzen unbequem und zudem noch unpraktisch. Die Bewegungseinschränkung war irre gewesen und hätte ihr fast den Auftrag versaut. Grübelnd schüttelte sie mit dem Kopf.

„Frag doch einen der Mädels“, schlug Marco vor und sie nickte.

„Gute Idee! Bis später“, murmelte sie und sprang auf. Marco hingegen kippte seitlich um, denn er lehnte noch immer an ihrer Schulter. Frech grinsend zwinkerte sie ihm zu und huschte aus dem Raum.
 

~
 

„Land in Sicht!“, brüllte Bruno übers Deck, der heute Dienst im Krähennest hatte. Marco stand an der Reling, starrte seinem Albtraum entgegen, der immer näher rückte und grübelte nervös vor sich hin. Er war zurück. Sein Blick verfinsterte sich stetig, je näher sie der Insel kamen. Whitebeard trat an ihn heran und stellte sich neben ihn.

„Du schaffst das, mein Sohn. Hast du Isbjorg eingeweiht?“, fragte der alte Mann und Marco schüttelte mit dem Kopf.

„Nicht direkt. Noch nicht. Sie weiß nur um meine Verbindung zu dieser Insel. Wie viel Zeit habe ich?“, fragte nun der Vize und Whitebeard überlegte.

„Drei Tage. Bis dahin muss das Schiff fertig sein. Und ihr zwei unbeschadet zurück“, erklärte er und Marco nickte.

„Die Crew weiß, dass ihr zwei das Schiff verlasst, aber nicht warum. Ich habe ihnen gesagt, ihr beide hättet einen wichtigen Auftrag“, erklärte der Kapitän weiter und Marco nickte ihm dankbar zu. Beide drehten sich neugierig um, als die Tür zum Speisesaal, schwungvoll aufschlug und Isbjorgs Meckern erklang. Marco wollte sie eigentlich mit einem dummen Spruch begrüßen, doch blieben ihm die Worte im Halse stecken. Die Mädels hatten sich alle Mühe gegeben. Vor ihm stand Isbjorg, die trotzig das Kinn vor reckte und trotzdem heller strahlte als die Sonne. Sie trug ein weißes Sommerkleid, nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang, welches luftig bei jeder Bewegung wehte. Elena hatte Isbjorgs Haare geglättet und zu einem lockeren Zopf geflochten, während Sam ihr ein leichtes Make Up aufgelegt hatte, welches nicht nur ihrer zarten Gesichtsform schmeichelte, sondern auch ihre hohen Wangenknochen zur Geltung brachte. Sie trug flache, weiße Schuhe, denn mit Absätzen konnte die Assassinin nichts anfangen und in ihrer Hand eine weiße Tasche, in der sich vermutlich Kleidung zum wechseln befand, einige Pflegeprodukte und so wie er Isbjorg kannte, sicherlich auch ein paar Waffen. Marco war hin und weg. Nie zuvor wurde ihm so bewusst gezeigt, was für eine wunderschöne Frau Isbjorg sein konnte. Ihr Haar glänzte wie Gold im Licht der Sonne und er roch ein leichtes Parfum, welches nach Blumen roch. Was für Blumen wusste er nicht, aber es roch sehr angenehm.

„Wow...“, hauchte er und Whitebeard gluckste. Beschämt stampfte Isbjorg in seine Richtung.

„Dafür schuldest du mir was!“, zischte sie giftig.

„Ich dachte schon, die blöden Weiber lassen mich gar nicht mehr gehen!“, brüllte sie nun fast.
 

„Gern geschehen Isi“, trällerte ihr Sam entgegen.

„Du siehst hübsch aus“, flötete nun Elena, breit grinsend.

„Pass gut auf sie auf Marco. Die Männer werden Schlange stehen“, kicherte jetzt Haruta und Isbjorg verdrehte nur die Augen.

„Kannst du den Mund auch wieder schließen? Du siehst aus wie ein Idiot“, grummelte nun Isbjorg in Marcos Richtung, der seinen Mund so plötzlich wieder schloss, dass seine Zähne aufeinander knallten. Er war aber glücklicherweise nicht der Einzige, der sie so anstarrte. Vor der kompletten Crew, stand eine völlig neue Isbjorg. Schwer atmete Marco aus und räusperte sich verlegen.

„Können wir?“, fragte er leise und sie nickte. Er half ihr von Bord, denn springen wollte sie diesmal nicht. Die Crew ging es nämlich nichts an, welche Unterwäsche sie trug. Während sie nämlich auf dem Deck diskutiert hatten, legte das Schiff im Hafen an und wurde sicher vertaut. Als beide festen Boden unter den Füßen hatten, schwang Marco sich seine Tasche über die Schulter, atmete tief ein und nickte in Richtung einer breiten Straße, die in einen Wald zu führen schien. Dann setzten sie sich in Bewegung. Es war ein sehr heißer Tag heute und umso erleichterter waren beide, als sie in den Wald traten und die kühlenden Schatten empfingen.

„Danke, dass du mich begleitest“, murmelte der Phönix und Isbjorg lächelte ihn an.

„Gern. Du siehst gut aus. Auch zugeknöpft stehen dir deine Hemden“, sprach sie und grinste ihn an. Marco erwiderte ihr Kompliment mit einem leichten Lächeln. Stumm gingen beide weiter. Marco erwischte sich immer wieder, wie sein Blick zu ihr glitt und er schalt sich einen Narren.

„Warum schaust du ständig so?“, fragte sie grummelnd und er schüttelte mit dem Kopf.

„Du siehst so anders aus“, sprach er leise, fast flüsternd.

„Ja nicht wahr? Ich finde das ziemlich gruselig!“, maulte sie gleich wieder los und er lachte auf.

„Nein, nicht gruselig. Du siehst sehr hübsch aus“, presste er die Worte hervor und fühlte sich prompt wieder wie ein Idiot. Er war einfach nicht gut darin, Komplimente zu verteilen. Schon gar nicht einer schönen Frau.

„Ach?“, fragte sie, blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch. Verwundert musterte Marco sie. Ihr blickte loderte herausfordernd auf.

„Sonst nicht?“, fragte sie anfangs völlig ernst, doch grinste sie sogleich los. Marco seufzte und rieb sich mit der freien Hand den Nacken.

„Doch natürlich. Was soll das jetzt?! Du weißt genau wie schön du bist! Bestätigung brauchst du sicherlich nicht, diesbezüglich“, platzte es zornig hervor und sie lachte lauthals los.

„Es ist so niedlich, dich in Verlegenheit zu bringen“, lachte sie weiter, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hakte sich bei ihm ein.

„Auf geht’s. Wenn wir noch mehr trödeln, kommen wir niemals an“, sprach sie und zog sanft an seinem Arm.

„Hätte ich nichts dagegen“, brummte Marco und ließ sich mitziehen.
 

~
 

Nach einer Weile traten sie durch ein großes Stadttor. Neugierig musterte Isbjorg die kleine Hafenstadt. Im Verhältnis zu anderen Hafenstädten, die Isbjorg mittlerweile kennen lernte, war diese sogar ausgesprochen klein. Direkt am Hafen befand sich wohl der Markt, denn dort hielten sich recht viele Menschen auf. Außerdem sah sie etliche Läden und geöffnete Stände und wie sie feststellen musste, hatte Marco recht. Die meisten Menschen waren ziemlich altmodisch gekleidet. Die Häuser der Stadt selbst bestanden aus Holzhütten und Häusern, die allesamt in unterschiedlichen Farben angemalt waren. Alles in allem wirkte dieser Ort sehr freundlich und friedlich. Und trotz des altmodischen Kontrastes, machte diese Stadt einen sehr besucherfreundlichen Eindruck. Isbjorg blickte sich weiter um und entdeckte hoch oben im Wald ein ziemlich neumodisches Gebäude. Sogleich verzog sie genervt das Gesicht. Eine Marinebasis.

„Die ist neu“, murmelte Marco erstaunt, denn er war ihrem Blick gefolgt.

„Unten am Hafen sollten wir ein Hotel finden“, flüsterte er bedrückt und setzte sich wieder in Bewegung. Isbjorg folgte ihm stumm und blickte sich weiter neugierig um. Nach einer Weile stoppte Marco und öffnete eine Tür. Er hielt sie ihr auf und sie fanden sich in einem kleinen, aber charmanten Hotelfoyer wieder.

„Oh das ist ja hübsch hier“, murmelte Isbjorg und blickte sich erstaunt um. Marco hingegen zuckte nur mit den Schultern und ging zu einem großen Tresen, aus poliertem Mahagoniholz. Dahinter stand ein älterer Mann, ebenfalls sehr altmodisch gekleidet, der die beiden freundlich musterte.

„Guten Tag die Dame und der Herr. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, sprach er freundlich und nickte den beiden zu.

„Wir würden uns gerne für zwei Nächte hier einmieten, wenn das noch geht. Es ist ja einiges los hier in der Stadt“, sprach Marco und begeistert nickte der Mann.

„Ja. Seit die Marinebasis hier steht, haben wir oft viele Besucher. Und aktuell veranstaltet die Marine eine Besuchermesse. Sehr schön ausgeschmückt, aber letztendlich dient es wohl nur dazu, neue Rekruten zu finden. Aber verzeihen Sie, ich fange schon wieder an zu plaudern. Einen Moment bitte“, sprach er freundlich und lachte leise auf. Dann schlug er ein großes Buch auf, blätterte kurz darin und nickte dann wieder.

„Sie beide haben wirklich ausgesprochenes Glück. Wir haben noch genau ein Doppelzimmer frei. Auf welchen Namen soll ich es reservieren?“, fragte er und die beiden Piraten blickten sich fragend an.

„Marco und Isbjorg Schildbrecher“, sprach nun Isbjorg, bevor Marco reagieren konnte und zufrieden nickte der Mann.

„Bitte sehr. Die Treppe hoch und dann gleich rechts. Zimmer zwölf“, sprach der Mann weiter und reichte Marco den Schlüssel.

„Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt und bei Fragen, können Sie sich jederzeit an mich wenden“, rief er den beiden noch hinterher und sowohl Marco als auch Isbjorg bedankten sich. Sie stiegen die Treppe hinauf und bogen rechts ab. Marco schloss das Zimmer auf und sie betraten ein sehr geräumiges Hotelzimmer. Links von den beiden befand sich ein Tisch, mit einem Sofa und einem Sessel, auf den die beiden erst einmal ihre Taschen stellten. Weiter hinten im Raum stand ein großes Doppelbett und gegenüber der beiden eine schöne Fensterwand, mit dazugehörigen Vorhängen. Sie hatten einen herrlichen Blick aufs Meer.
 

„War es wirklich nötig, aus mir einen Schildbrecher zu machen?“, fragte Marco, noch immer verwundert.

„Natürlich. Du hast doch gesagt, wir sollen uns unauffällig verhalten. Und du hast da unten zu langsam reagiert und warst kurz davor „ähm“ zu sagen. Sehr auffällig übrigens. Außerdem hast du mir doch selbst erzählt, wie streng konventionell die hier alle sind. Was macht das denn dann für einen Eindruck, wenn wir uns mit unterschiedlichen Namen registrieren? So denkt nun die Grinsebacke da unten, dass wir verheiratet sind und schöpft keinen Verdacht, oder fängt an zu tratschen“, erklärte Isbjorg und klopfte ihm auf die Schulter. Überlegen lächelte sie und Marco seufzte nur.

„Du hast natürlich recht. Clevere Göre“, brummte er und streckte ihr die Zunge raus. Isbjorg nahm Schwung und schmiss sich laut lachend, auf das weiche Doppelbett.

„Hach.... das ist bequem. Und breit genug, dass wir uns nicht auf die Pelle rücken“, murmelte sie und schloss kurz die Augen. Marco nahm auf der Bettkante platz und kam nicht daran vorbei, kurz ihre langen Beine zu mustern. Er atmete tief aus und schüttelte den Kopf.

»Konzentriere dich, du Schwachkopf!«, schimpfte er mit sich selbst. Langsam setzte sie sich auf und überlegte.

„Wie wäre es mit einer kurzen Besprechung? Was hast du vor? Was willst du hier tun? Und wie kann ich dir dabei helfen? So etwas eben“, murmelte sie und rutschte zu ihm an die Bettkante.

„Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so richtig. Ich bin nicht mal mehr sicher, ob es eine gute Idee war, hier her zu kommen. Eigentlich war es mehr oder weniger ein Befehl von Vater. Er will, dass ich lerne, mit dieser Insel und den Menschen hier abzuschließen. Er hofft, dann hören die Alpträume auf. Was denkst du, Is? Könnte es funktionieren?“, murmelte er und knirschte mit den Zähnen. Isbjorg grübelte, nickte aber daraufhin entschlossen.

„Ich weiß nicht, was hier alles Geschehen ist, dass du eben diese Alpträume hast. Aber ich denke, dass wirst du mir früher oder später schon erzählen. Aber ich denke schon, dass Vater weiß was er tut. Beziehungsweise weiß was gut für dich ist. Und ich denke, das hier könnte schon funktionieren, auf die ein oder andere Art. Wir sollten es zumindest versuchen, meinst du nicht auch?“, fragte sie und schubste ihn sanft an. Er lächelte schwach und nickte.

„Du hast recht. Lass uns raus gehen und ich zeige dir den Ort. Stück für Stück.“ Marco sprang auf und hielt Isbjorg die Hand hin. Sie hingegen lächelte, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Gemeinsam verließen sie das Zimmer, schlossen ab und gingen aus dem Hotel raus, auf die belebte Straße.

Licht, Kamera und Action!

Gemeinsam standen Marco und Is auf der Straße und blickten sich um. Angespannt biss sich Isbjorg auf die Lippe, denn Marco hielt noch immer ihre Hand und offenbar wollte er diese zerquetschen. Er war so unter Spannung, dass er seine Hände immer fester zudrückte und schien gar nicht mit zu kriegen, dass er Isbjorgs Hand hielt. Scharf zischend atmete Is ein.

„Marco! Du zerquetscht mir die Hand“, flüsterte sie entrüstet. Sofort lockerte sich sein Griff und entschuldigend blickte er zu ihr. Mit dem Daumen streichelte er vorsichtig über ihre Fingerknöchel.

„Verzeih mir. Das wollte ich nicht. Magst du dich vielleicht ein bisschen auf dem Markt umschauen? Ich muss noch überlegen, wo wir am Besten zu erst hingehen“, schlug er vor und sie nickte.

„Gute Idee. Ich bleibe in der Nähe, falls was ist“, murmelte sie, schenkt ihm das schönste Lächeln und verschwand in der Menge. Marco blickte ihr hinterher und seufzte erneut. Er blickte in das Hafenbecken und überlegte wie er hier starten sollte. Genauso überlegte er, wie er am besten anfangen sollte, Isbjorg alles zu erklären. Er wollte so gerne seine Geschichte mit ihr teilen, immerhin kannte er ja auch ihre und nach allem, was schon passiert ist, war er es ihr schuldig. Langsam wanderte er am Hafen entlang, als er abrupt stehen blieb, denn zwei Menschen stellten sich ihm in den Weg.
 

Isbjorg blickte in die Menge. Es dauerte nicht lange, da entdeckte sie Marco und ihre inneren Alarmglocken schrillten auf. Seine Körperhaltung war verkrampft, sein Blick finster und zornig und nur unter Anstrengung schien er zu sprechen. Ihre Augen suchten weiter und entdeckten zwei Menschen, die ebenfalls düster blickten. Eine ältere Frau und einen Mann, ebenfalls im höheren Alter. Der Mann starrte Marco voller Hass an, während der Blick der Frau nur Verachtung für Marco übrig hatte. Isbjorg schlich in die Richtung der Drei und schnappte Wortfetzen auf.

„...Hättest bleiben sollen wo der Pfeffer wächst...“ von der Frau und „... zur Hölle mit dir...“ im selben Atemzug vom Mann. Marco hingegen senkte den Kopf und verkrampfte sich noch mehr.

>Warum wehrt er sich nicht?!<, zischte Isbjorg in Gedanken. Ihr sonst so offensiver Phönix, ging immer weiter in die Defensive und ließ sich von den beiden völlig nach unten ziehen. Fassungslos schüttelte sie mit dem Kopf. Was sollte das? Sie musste etwas tun. Sie musste ihm helfen. Diese Entwicklung von ihm, schockierte sie und nein, Isbjorg akzeptierte das ganz und gar nicht. Entschlossen nickte sie und stürmte zu den Dreien herüber.
 

„Da bist du, ja mein Schatz“, rief sie und umarmte Marco stürmisch.

„Ich habe dich schon überall gesucht. Du meine Güte, hier sind aber auch gerade viele Menschen unterwegs. Ich hoffe du hast dir keine Sorgen gemacht, wo ich so lange bleibe“, sprach sie mit bezaubernder Stimme und presste ihm einen Kuss auf die Lippen. Perplex starrte er sie an und räusperte sich verlegen. Sofort schaltete Marco aber um und spielte ihr Spiel mit.

„Nein, alles gut. Ich habe dich ebenfalls gesucht. Geht es dir gut?“, fragte er und legte einen Arm um ihre Taille. Begeistert nickte sie, als hinter ihr das Räuspern des alten Mannes erklang. Erschrocken blickte sie zu ihm und der Frau, dann zu Marco und setzte eine schuldbewusste Mine auf.

„Ach du meine Güte. Habe ich euch etwa in einem Gespräch unterbrochen? Das tut mir sehr Leid“, sprach sie zutiefst betroffen und verbeugte sich.

„Und wer ist das jetzt?“, zischte die Frau giftig.

„Isbjorg. Meine Frau“, stellte Marco sie kühl vor. Er zog Is etwas dichter an seine Seite und blickte herausfordernd die beiden Menschen an. Da war sein Kampfgeist wieder.

„Isi, das sind John und Lina. Wenn man es so will, deine Schwiegereltern“, murmelte er und neugierig musterte Isbjorg die beiden. Innerlich feixte sie sich natürlich einen ab, weil Marco meisterhaft mitspielte.

„Oh? Oh! Verzeihung. Marco hat nie von Ihnen beiden gesprochen, deswegen habe ich diese Verbindung auch nicht gesehen. Aber jetzt erkenne ich sogar eine gewisse Ähnlichkeit. Schön Sie beide kennen zu lernen“, sprach Isbjorg erfreut und reichte den beiden die Hand zur Begrüßung. Mit einer Mischung aus Verwunderung und Verachtung, musterten die beiden ihre erfundene Schwiegertochter, machten aber keinerlei Anstalten, ihr ebenfalls die Hand zu reichen. Unsicher räusperte sich Isbjorg und zog ihre Hand langsam zurück.

„Und was wollt ihr beide hier?“, fragte John verächtlich. Marco verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, wütend darüber wie respektlos sich die beiden Isbjorg gegenüber verhielten. Is hingegen seufzte leise und legte einen Arm um Marco.

„Wegen der Marinebasis. Beziehungsweise wegen der Besuchermesse. Das Marinehauptquartier von Tamriel hat uns hier her geschickt. Aber Genaueres darf ich leider nicht verraten“, erklärte sie ruhig und Marco schmunzelte. Sie war wirklich unglaublich. Und er war ein wenig erschrocken darüber, weil sie so gut Lügen konnte.

„Du bist bei der Marine?! Das soll wohl ein Witz sein!“, rief Marcos Mutter.

„Dich hat doch damals dieser Pirat mitgenommen! Wie kommt so einer wie du, zur Marine?“, knurrte jetzt Marcos Erzeuger.

„Manchmal bieten sich Gelegenheiten und Chancen“, murmelte Marco leise und Isbjorg nickte eifrig.
 

„Da hat er recht. Und Marco ist nicht einfach nur ein einfacher Marinesoldat. Er ist der Kommandant der ersten Division von Himmelsrand, Marinebasis Windhelm. Dort haben wir uns auch kennen gelernt. Ich wurde dort geboren und bin dort aufgewachsen. Mein Heimatland wird von einem Bürgerkrieg gebeutelt und ich habe dort in der Armee gedient, bis Marco eines Tages vor mir stand. Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählte sie und warf ihm einen rührseligen Blick zu.

„Eher auf den Zweiten. Bei unserem ersten aufeinander treffen, wolltest du mich töten. Falls du das schon wieder vergessen hast“, murmelte jetzt Marco und sie kicherte auf.

„Stimmt! Das waren aber auch harte Zeiten. Ich bin froh weg von diesem Krieg und dem Terror zu sein. Dank dir“, hauchte sie ihm zu und ihm wurde sogar ganz warm in der Brust. Ihm war es schleierhaft, wie eine so eiskalte Killerin wie sie, so charmant und liebreizend sein konnte, dass er sogar für einen Moment vergaß, dass sie gerade log wie gedruckt. Er presste ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn und ignorierte tatsächlich für einen Moment, dass seine leiblichen Eltern vor ihm standen, die die beiden anstarrten, als kämen sie von einem anderen Planeten.

„Verschwindet von hier!“, zischte jetzt wieder Marcos Mutter und wütend nickte John. Marcos Blick wurde finster, doch er hob entschlossen das Kinn und starrte seine Eltern eisig an.

„Das habt ihr nicht zu entscheiden. Wir haben unsere Befehle“, brummte Marco distanziert und Is spürte, wie seine Muskeln sich wieder anspannten. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, um ihn etwas zu beruhigen und es schien sogar zu funktionieren. Er blickte kurz zu ihr, legte wieder seinen Arm um ihre Taille und schenkte ihr einen freundlichen Blick.

„Lass uns gehen. Du hast bestimmt Hunger. Außerdem wollte ich dir noch die Stadt zeigen“, sprach er ruhig und ohne seinen Eltern noch einen Blick zu würdigen, drehte er sich mit Is im Arm um und sie setzten sich in Bewegung.

„Verschwinde von hier, du Teufelsbrut. Und nimm dein Flittchen mit“, brüllte nun John und Marco blieb abrupt stehen. Er ließ Isbjorg los und ging zu den beiden zurück. Dort baute sich Marco vor seinem Erzeuger auf und durchbohrte ihn mit seinem Blick. Nervös blickten die beiden ihren Sohn an.

„Nenne mich ruhig wie du willst, es hat für mich keine Bedeutung mehr. Aber wage es noch einmal meine Frau zu beleidigen und euch beiden wird es leid tun“, sprach er so eiskalt, dass die beiden vor Schreck zurück wichen.

„Und wenn du schon jemanden als Flittchen betiteln möchtest, dann wirf doch lieber erst einmal einen Blick auf deine Frau“, sprach Marco weiter und grinste schief. John atmete so entrüstet ein, dass Isbjorg dachte, er würde jeden Augenblick Vakuum ziehen, bevor er rot anlief vor Wut.

„Du undankbare kleine Missgeburt wagst es?!“, brüllte John auf und hob die Faust. Doch bevor er Marco schlagen konnte, packte ihn der Phönix schon am Handgelenk und drückte zu. Vor Schmerzen stöhnte der Mann auf und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
 

„Der Säufer und die Hure. Was für ein liebreizendes Paar. Du nennst mich undankbar? Ich wüsste auch nicht wofür ich dankbar sein sollte. Lasst uns in Ruhe. Und wage es dir noch einmal meine Frau oder mich zu beleidigen oder zu bedrohen und ich werde dich töten. Und du weißt ich würde es tun. Ich bin nämlich nicht mehr der kleine, verängstigte Junge, der sich nicht wehren kann. Ich werde dich töten und das ist ein Versprechen“, flüsterte Marco und vor Angst erstarrte der Mann. Isbjorg hob überrascht und besorgt die Augenbrauen. Fest schluckte sie einen Kloß hinunter, wollte ihm etwas zurufen, doch biss sie sich sogleich auf die Zunge. Sie spürte, dass das jetzt wichtig für ihn war. Das er diese Worte sagen musste und gegebenenfalls auch tun musste, was offenbar getan werden musste. Doch dann ließ Marco den Arm von John los, warf den beiden einen warnenden Blick zu und drehte sich wieder zu Isbjorg um. Erneut legte er seinen Arm um sie, zog sie an sich und ging mit ihr fort. Fragend blickte sie erst Marco an und warf dann noch einen kurzen Blick über ihre Schulter, zu den beiden. Diese standen schockiert da und starrten ihrem „Sohn“ mit offenem Mund nach. Isi musterte Marco, der ziemlich mit den Zähnen knirschte. Das sah sie daran, weil sein Kiefer so stark arbeitete und er verkrampft drein blickte.

„Jetzt noch nicht. Ich erkläre es dir gleich in Ruhe“, presste er angestrengt die Worte hervor und stumm nickte sie.
 

Eine Weile gingen sie stumm am Hafen entlang, als Marco stehen blieb und in die Richtung eines Restaurants nickte.

„Hast du Hunger?“, fragte er leise und lächelnd nickte Isbjorg. Marco führte sie zu dem Restaurant und im inneren Bereich war sogar kaum etwas los. Die meisten Menschen, die dort gerade aßen, saßen auf der großen Terrasse. Marco und Isbjorg suchten sich die ruhigste Ecke aus und nahmen platz. Nachdem sie bestellt hatten, stützte Marco seinen Kopf auf die Hände und seufzte tief. Isbjorg tat es ihm gleich und knurrte danach zornig auf. Fragend blickte er sie an.

„Es ist echt schwer, durchgehend so liebreizend und nett zu sein... zum kotzen freundlich sein. Das ist doch krank“, brummte sie und verzog angewidert das Gesicht. Leise lachte Marco auf.

„Also ich finde es sogar ziemlich erfrischend. Diese Isbjorg, also die mit der honigsüßen Zunge, hat durchaus ihren Charme“, kicherte er und Is grinste ihn an.

„Ach komm. Du weißt doch gar nicht wie süß sie schmeckt. Immerhin war das eben ohne Zunge“, neckte sie ihn sogleich und lächelte verschmitzt auf. Sie liebte es einfach, ihn in Verlegenheit zu bringen. Doch Marco grinste spitzbübisch auf.

„Das kann man ändern“, murmelte er und sie blinzelte kurz verwundert auf.

„Na sieh mal einer an. Mein lieber Herr Phönix überrascht mich immer wieder aufs Neue. Flirtest du etwa gerade mit mir?“, fragte sie belustigt und stütze wieder ihren Kopf auf die Hand. Marco beugte sich ein Stück zu ihr und zwinkerte.

„Ja, natürlich. Solange wie wir hier sind, bin ich schließlich dein Ehemann. Und was wäre ich doch für ein schlechter Mann, wenn ich nicht mit meiner wunderschönen Frau flirten würde“, konterte er direkt und Isbjorg lehnte sich zurück. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, zog grinsend eine Augenbraue hoch und lachte glockenhell auf.

„Endlich hast du es verstanden!“, rief sie und grinste noch breiter. Irritiert musterte Marco sie.

„Was verstanden?“
 

Isbjorg atmete theatralisch ein und wieder aus. Dabei strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wog langsam ihren Kopf von rechts nach links.

„Du hast dich einmal mehr darüber gewundert, wie gut ich lügen kann. Was würdest du aber sagen, wenn ich dir verrate, dass ich eigentlich gar nicht so gut lügen kann?“, fragte sie und trank einen Schluck.

„Ich würde das als Lächerlich abstempeln“, antwortete er und warte auf eine Erklärung.

„Reine Kopfsache. Und bei Menschen, die mir etwas bedeuten, funktioniert es nicht. Eigentlich lüge ich meistens ziemlich schrecklich. Ich fange an zu schwitzen und stammel gerne vor mich hin. Aber die beiden eben bedeuten mir nichts. Genauso der Typ aus dem Hotel. Alles unwichtige Personen für mich. Aber damit die Lüge klappt, werde ich zur Lüge. Ich erfinde dich nicht einfach nur als meinen Ehemann, sondern so lange wir hier sind bist du das tatsächlich. Verstehst du? Damit das funktioniert, wird meine Lügengeschichte Realität. Ich muss fest davon überzeugt sein, sonst klappt es nicht“, erklärte sie und Marco schien zu verstehen.

„Clever. Du trickst deine eigene Psyche aus. Du weißt aber was die Konsequenz ist?“, fragte er und Is schüttelte fragend mit dem Kopf, nachdem sie kurz nachdachte.

„Unser Plan, das Vergangene zu vergessen und „von vorne anzufangen“ wird nicht funktionieren. Immerhin werden wir uns in unserer Lüge doch recht nahe kommen, wenn wir glaubhaft sein wollen“, überlegte er laut und nachdenklich nickte sie. Sie aß einen Happen und dachte angestrengt nach. Doch dann zuckte sie mit den Schultern.

„Dann ist das halt so. Das hier ist Wichtiger. Ich bin bereit dazu, wenn du es auch bist. Zeigen wir den ganzen Schlappschwänzen hier, das du ein gestandener, erfolgreicher und glücklicher Mann bist“, murmelte sie feierlich und hielt ihm die Hand hin. Marco hob eine Augenbraue, grübelte kurz und lächelte dann breit auf.

„Denen zeigen wir es“, murmelte er, schlug ein und besiegelte das ganze mit einem sanften Kuss auf ihre Fingerknöchel.
 

„Wie oft muss ich mir eigentlich noch Sorgen machen, solange wir hier sind? Nur so als kleine Vorwarnung“, fragte sie und Marco blickte sie fragend an.

„Na wegen eben. Das war schon ziemlich krass. So habe ich dich noch nie gesehen“, flüsterte sie jetzt leise und stocherte in ihrem Salat.

„Ich weiß es nicht. Es tut mir Leid, dass du dir Sorgen machst. Aber ich denke, du wirst es verstehen. Ich hoffe es zumindest“, fing er an zu sprechen und aufmerksam hörte sie zu.

„Weißt du, Isi. Du hattest deine Eltern zwar nicht lange, aber du hattest Eltern. Diese beiden waren alles, aber keine Eltern. Ich habe dir doch erzählt, wie streng konventionell die hier alle sind. Das gilt auch für die Ehe. Hier werden Ehen über die Eltern geschlossen. Meine Mutter kam aus reichem Hause und war einem wohlhabenden Kaufmann versprochen. Während mein leiblicher Vater nur ein einfacher Bürger, aus armen Verhältnissen war. Ich weiß, das klingt wie ein Märchen, aber dieses endet nicht gut. Meine Mutter vergnügte sich mit ihm, heimlich natürlich und wurde schwanger. Verheimlichen konnte sie es natürlich nicht sehr lange und die Hochzeit wurde gestrichen, meine Mutter verstoßen und sowohl John als auch Lina lebten vorerst in Schimpf und Schande. John wurde gezwungen sie zu heiraten, um die „Ehre der Stadt“ nicht zu beschmutzen, ansonsten wäre er verbannt worden. Mich hasste man also schon, bevor ich überhaupt geboren wurde. Aber ich will sie nicht komplett verurteilen. Meine Mutter zumindest nicht. Ich denke, es gab eine Zeit, in der sie tatsächlich versucht hat, mich zu lieben. Aber sie hat alles verloren, ich habe da schon ein Funken Verständnis“; erklärte er und Isbjorg schnaubte verächtlich auf.

„Solltest du aber nicht. Sie war selbst schuld. Und sie mag ihren ganzen Reichtum und ihr TamTam verloren haben, aber ein Kind zu kriegen, ist niemals ein Verlust“, knurrte sie wütend, schluckte diese Wut aber sofort wieder herunter.

„Ich rege mich nicht auf. Wer weiß ob wir uns jemals kennen gelernt hätte, wenn es anders gekommen wäre“, fügte sie noch hinzu und ließ ihm wieder das Wort.
 

„Da hast du recht. Ich war drei Jahre alt, als ich die ersten Prügel erhielt. John ist ein frustrierter Säufer und liebte es, seine unkontrollierte Wut an mir aus zu lassen. Ganz besonders wenn er betrunken war. Seit ich mich erinnern kann, wurde mir von den beiden, allen voran John, immer und immer wieder eingebläut, ich sei wertlos, nutzlos, eine unfähige Missgeburt. Irgendwann habe ich es geglaubt. Gleichaltrige Freunde hatte ich zu jener Zeit auch nicht. Ich war verängstigt und introvertiert. Ein Außenseiter, der immer mit blauen Flecken übersät war. Ich war anders. Andere Kinder mieden mich. Und je älter alle wurden, desto schlimmer wurde alles. Aus dem Meiden, wurde irgendwann mobben. Das machte schließlich „Spaß“, denn ich hab mich ja nie gewehrt. Ich war der Freak, die Missgeburt, ein Teufelskind. Und ein Feigling noch dazu. Ich war zwölf, als ich mich das erste mal umbringen wollte, doch fehlte mir der Mut. Aber das Schlimmste war, wenn ich ignoriert wurde“, erzählte er und lächelte dunkel auf. Isbjorg blickte ihn schockiert an, hatte sogar eine Hand auf ihren Mund gepresst.

„Ich habe damals Anerkennung nie kennen gelernt, also habe ich nur Ärger gemacht. Habe die Nachbarn terrorisiert, Sachen zerstört, Leute beklaut. Das führte natürlich zu noch mehr Prügel. Aber das war egal. Hauptsache Aufmerksamkeit“, erzählte er weiter und aß einen Happen.

„Oh Marco, das ist ja schrecklich“, hauchte Isbjorg betroffen. Sie legte ihre Hand auf seine und drückte diese. Dankbar erwiderte er die Geste.

„Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft er mich fast tot geprügelt hatte und wie viele Knochenbrüche ich in diesen Jahren davon getragen habe. Das änderte sich natürlich, als ich meine Teufelskräfte bekam. Das Meiste der alten und natürlich dann auch der neuen Verletzungen verheilten problemlos. Bis auf eine“, sprach er weiter, hob den Kopf und zeigte ihr eine kleine Narbe unter seinem Kinn. Wenn man nicht wusste wo sie war, konnte man sie leicht übersehen, aber man fühlte sie. Das stellte auch Isbjorg fest, als sie mit den Fingerspitzen darüber strich.

„Warum ausgerechnet diese Narbe nicht verheilen wollte, ist mir bis heute noch ein Rätsel“, erzählte er und lächelte traurig. Ihm fiel es so wahnsinnig schwer darüber zu reden, aber auch wiederum leicht, weil Isbjorg an seiner Seite saß. Liebevoll blickte er sie an. Sie war immer da, wenn er sie brauchte, das musste er immer wieder anerkennen. Sie war da, egal was kam.
 

„Wie hast du überhaupt deine Teufelskräfte bekommen?“, fragte nun Isbjorg und Marco überlegte kurz.

„Ich muss circa neun oder zehn gewesen sein. Hier im Hafen hielten einige Handelsschiffe. Sie wollten hier nur eine Pause einlegen und ihre Vorräte auffüllen. Und Handel betreiben. An diesem Tag wanderte ich am Hafen entlang, auf der Suche nach was zu essen, weil meine Eltern mich mal wieder hungern ließen. Was übrigens ständig der Fall war. Und dann sah ich diese hübsche Frucht. Sie sah lecker aus und mein Magen schmerzte schon vor Hunger. Also hab ich sie geklaut und gegessen. Beziehungsweise habe ich nur einmal rein gebissen und mich daraufhin vor Schmerzen gekrümmt und ich fing an zu brennen. Mitten auf dem Marktplatz. Das war der Tag, an dem ich auch in der ganze Stadt als Teufelsjunge und Dämon verpönt war. Du weißt ja, was mit mir passiert, wenn ich verletzt bin. Die Phönixflammen heilen mich. Und in dem Fall hatten sie Einiges zu tun. Alte Brüche heilten und richteten sich. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Und die Panik packte mich, denn immerhin stand ich in Flammen. Die Menschen flüchteten schreiend vor mir“, erzählte er und verzog das Gesicht, hauptsächlich weil er an diese Schmerzen dachte.

„Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, was mit mir daraufhin nicht stimmte. Mir hat oder konnte es ja niemand erklären, dass ich eine Teufelsfrucht verspeist hatte. Es war eigentlich purer Zufall, das ich davon erfuhr. Und es dauerte, bis ich sie kontrollieren und trainieren konnte. Manchmal fing ich unkontrolliert an zu brennen. Mich haben die Flammen ja nie verletzt, aber ich hab häufiger aus Versehen was in Brand gesteckt. Und bis ich mich in einen Phönix verwandeln konnte, dauerte es auch lange. Es kam häufiger vor, wenn ich niesen musste, dass mir Federn an den unmöglichsten Stellen wuchsen“, erzählte er und grinste. Isbjorg konnte es sich gut vorstellen und lachte sogar kurz auf.

„Richtig habe ich es eigentlich erst gelernt, als ich zu Whitebeard kam. Bis zu dem Punkt konnte ich nur das Feuer kontrollieren, mir ein paar Federn sprießen lassen, oder einen Schnabel erzeugen. Du glaubst nicht wie glücklich ich war, als ich das erste mal geflogen bin. Das war irre“, erzählte er stolz und lächelnd beobachtete Isbjorg Marcos Augen, die vor Glück und Freude strahlten.

„Komm lass uns gehen. Ich will dir etwas zeigen. Fall es noch existiert“, schlug Marco vor, warf ein paar Geldscheine auf den Tisch und huschte mit Isbjorg davon.
 

Er führte sie durch ein paar enge Gassen, bis sie wieder vor einem Waldrand standen. Isbjorg entdeckte einen überwucherten Trampelpfad und vorsichtig führte Marco sie in den Wald. An vielen Stellen mussten sie aufpassen, denn Wurzeln oder Brombeerbüsche wucherten über den Pfad und man blieb schnell mal mit der Kleidung daran hängen oder konnte stolpern. Irgendwann standen die beiden vor einem toten, knorrigen Baum. Isbjorg hörte einen Bach in der Nähe plätschern.

„Hier lang“, wies Marco den Weg und führte sie rechts entlang, immer tiefer in den Wald. Nach einer weiteren Weile standen sie vor einer alten, halb zerfallenen Hütte. Der Zahn der Zeit hatte kräftig an ihr genagt und dass die Hütte überhaupt noch stand, grenzte an ein Wunder. Allgemein verursachte das Bild, dieser uralten Hütte in dem düsteren Wald, eine extrem gruselige Stimmung. Isi blieb stehen und es fröstelte ihr. Nervös blickte sie die Hütte an und musterte dann Marco.

„Also wenn du ein gestörter Psychopath bist, der hier gerne Frauen zerstückelt und so Sachen, kannst du mir das ruhig verraten. Du weißt ja... ähm... du kannst mit mir über alles sprechen. Aber denk vorher noch einmal gut darüber nach, ob du mich dann wirklich töten willst. Weil ich wäre eine tolle Komplizin“, murmelte sie und grinste schief. Verwundert schüttelte Marco mit dem Kopf.

„Spinnerin“, murmelte er und öffnete die morsche Tür. Die Scharniere quietschten so laut und knarzig, dass ein ganzer Schwarm Vögel, aus einem nahen Baum sofort die Flucht ergriff. Empört zwitschernd flatterten sie davon. In der Hütte selbst war es stockdunkel, denn das einzige Fenster war so dicht von Moos und Efeu überwuchert, dass kaum Licht durch drang. Marco tauchte seine Hand in eine blaue Flamme und ging hinein. Isbjorg folgte ihm ein Stück, blieb aber im Türrahmen stehen. Marco wühlte in einem alten Regal und fand schließlich etwas. Alte Kerzen, die aber durchaus noch ihren Zweck erfüllen würden. Er stellte ein paar der Kerzen auf und zündete sie an. Sofort wurde es hell in der kleinen Hütte.

„Wo sind wir hier?“, fragte sie vorsichtig und trat langsam ein.

„Meine alte Zuflucht. Die Hütte stand damals schon, als ich noch ein Kind war. Sie war verlassen und bis auf den Tisch da drüben, war nichts weiter hier drin. Keine Ahnung wem sie mal gehörte. Vielleicht war es eine Holzfäller Hütte oder gehörte einem Förster. Jedenfalls wurde sie schon lange vor meiner Ankunft aufgegeben.“ Isbjorg nickte.

„Wow. Ist ja schon fast romantisch mit den Kerzen. Also wenn man die Spinnen, den Staub und die Hinterlassenschaften diverser Kleintiere ignoriert“, murmelte sie und blickte sich zweifelnd um. Kaum etwas war noch intakt. Kisten waren zerfallen, der Tisch war schief und kurz vor dem Zusammenbruch, die Wände waren rissig und aus dem Boden ragten stellenweise Wurzeln. Auch das Regal, wo Marco die Kerzen fand, war eigentlich nur noch ein Haufen Schutt.

„Hier habe ich mich damals sehr oft zurück gezogen. In den warmen Monaten, blieb ich sogar manchmal Wochen hier, denn im Wald fand ich genügend Nahrung, ich hatte frisches Wasser und meine Ruhe. Meinen Eltern fiel es nicht mal wirklich auf und wenn, dann war es ihnen egal“, erzählte er und kniete sich hin. Er rüttelte an einer Holzlatte, die allerdings von einer Wurzel blockiert wurde. Es dauerte eine Weile, bis er die Wurzel entfernen konnte und somit die Holzlatte entfernen konnte. Isbjorg entdeckte ein kleines Versteck unter den Dielen, aus dem Marco eine Metallbox fischte. Er stellte sie ab und blickte sich um. Unter dem Tisch stand eine Kiste, die noch mehr oder weniger intakt war. Diese öffnete er und fischte eine alte Decke heraus.

„Einen Moment“, murmelte er, ging mit der Decke raus und schüttelte Diese kräftig aus. Kurz darauf hustete er heftig los, aufgrund des vielen Staubes.

„Nicht perfekt, aber ausreichend“, erklärte er und breitete die alte, löchrige Decke auf dem Boden aus. Sie roch muffig, aber war weder feucht noch sonst irgendwie dreckig, außer einigen Staubresten. Marco setzte sich und wartete auf Isbjorg, das Selbe zu tun. Nach kurzem Zögern, nahm sie an seiner Seite platz. Neugierig beobachtete sie Marcos Hände, die die Box heran zogen und vorsichtig öffneten. Es ging nicht sehr einfach, weil sie an vielen Stellen schon ziemlich rostig war, doch dem Inhalt ging es verhältnismäßig gut. Als Erstes sah Isbjorg einige Zeichnungen, die offenbar mit Kohle gemalt wurden. Einige wirkten ungeschickt und unbeholfen, wie die Bilder eines Kindes. Doch von Bild zu Bild wurden sie besser. Es gab viele Zeichnungen von Schiffen, sowohl klassische Segelschiffe, als auch Schiffe die immer fantastischer wurden. Eine Zeichnung war ein Schiff, welches einem schwimmenden Spielplatz glich, mit Rutschen, Schaukeln und einem Karussell. Ein Anderes war eine riesige, schwimmende Kanone, mit unzähligen weiteren Kanonen. Als nächstes sah Isbjorg gezeichnete Tiere. Vögel, Rehe, Pferde und noch etliche mehr. Und als letztes sah sie das gezeichnete Bild eines Mädchens. Sie muss so um die sechzehn gewesen sein und war ziemlich hübsch.
 

„Wow. Du bist richtig talentiert. Wer ist das?“, fragte Isbjorg und bewunderte weiter seine Zeichnungen.

„Das erzähle ich dir später. Alles zu seiner Zeit“, brummte er und verzog die Augenbrauen. Isbjorg fischte sich eine ältere Zeichnung von einer Rehfamilie.

„Das ist ja niedlich“, kicherte sie und bewunderte die vielen Details.

„Dir gefällt es?“ fragte Marco vorsichtig und begeistert nickte sie. Zaghaft lächelte er.

„Dann behalte es. Ich schenke es dir. Wir sollten es nur einrahmen lassen, weil das Papier schon wirklich alt ist.

„Dankeschön“, hauchte sie begeistert und grinste ihn glücklich an. Das Nächste was Marco aus der Box zog, waren ein ganzer Stapel Karten. Viele selbstgezeichnete Seekarten.

„Ich mochte das Zeichnen schon immer. Vor allem Karten haben es mir angetan. Und da meine Welt schrecklich war, habe ich meine eigenen Welten erschaffen. Zu jeder hatte ich mir damals auch Geschichten ausgedacht“, erklärte er und blätterte vorsichtig, durch die brüchigen Karten. Isbjorg entdeckte eine Karte, die sie erstaunen ließ.

„Okay... Das ist jetzt erschreckend und lustig zugleich. Das könnte eine exakte Kopie von Cyrodiil sein. Nur ohne die Nachbarländer. Da schau. In der Mitte, die Insel in dem See. Da würde die Kaiserstadt stehen mit ihrem prachtvollen Weißgoldturm. Und hier ganz oben, wo du sogar ein Gebirge eingezeichnet hast. Da wäre Bruma. Die nördlichste Stadt von Cyrodiil und die letzte Raststelle vor dem Fahlen Pass, der nach Himmelsrand führt. Na ja gut. Deine Karte ist nicht ganz exakt, woher solltest du das auch wissen? Aber die Ähnlichkeit ist erstaunlich“, erklärte Isbjorg und fuhr vorsichtig über die Karte. Für einen winzigen Moment bekam sie Heimweh, doch schüttelte sie dieses Gefühl gleich wieder ab.

„Ich weiß leider die Geschichte zu der Karte nicht mehr“, erklärte Marco und lächelte sie an.

„Komm wir gehen wieder. Mehr ist nicht mehr in der Truhe, außer ein paar Kohlestücke und Staub. Es wird langsam spät und wir haben noch ein Stück zu laufen“, meinte er, stand auf und half ihr auf die Beine. Marco legte, bis auf Isbjorgs Bild, wieder alles in die Box und nahm sie mit. Er blies die Kerzen aus und sie gingen wieder ins Freie. Marco steuerte die Nähe des Baches an und ehe Isbjorg reagieren konnte, zündete Marco den Inhalt der Box an. Es verbrannte augenblicklich und hinterließ einen Haufen glühender Asche, den Marco mit dem Wasser aus dem Bach löschte.

„Warum?“, fragte Isbjorg traurig, denn sie verstand nicht, wie Marco seine talentierten Werke einfach so vernichten konnte.

„Das war der zweite Schritt um meine Vergangenheit zu bewältigen. Der Erste war es, meinen Eltern die Stirn zu bieten. Lass uns bitte gehen“, antwortete er bitter und stumm nickte Isbjorg. Den kompletten Weg zurück zum Hotel schwiegen sie und es wurde langsam Dunkel, als sie ankamen.
 

~
 

Isbjorg kam gerade aus der Dusche und trocknete sich die Haare ab, als sie es an der Zimmertür klopfen hörte. Verwundert band sie sich ihr Handtuch um den Körper und öffnete vorsichtig die Badezimmertür. Marco öffnete gerade die Zimmertür und Isbjorg erkannte den Hotelbesitzer der sich verlegen räusperte.

„Verzeihen Sie bitte die Störung. Aber ich wollte Sie noch einmal persönlich begrüßen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie so ein hochrangiges Mitglied der Marine sind, Herr Schildbrecher. Normalerweise verbleiben die Kommandanten, die hier zu Besuch kommen, in den Suiten der Marinebasis. Umso Stolzer macht es mich, dass Sie und ihre liebreizende Frau es vorziehen, hier bei uns zu übernachten“, erklärte er peinlich berührt und klatschte kurz in die Hände. Sofort kam ein Zimmermädchen herbei geeilt, die einen kleinen Rolltisch ins Zimmer schob. Darauf befand sich neben einer Flasche Champagner auf Eis, auch ein abgedecktes Silbertablett.

„Genießen Sie das bitte. Eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses“, antwortete der Mann auf Marcos fragenden Blick hin.

„Vielen Dank. Na das hat sich ja schnell herum gesprochen. Hören Sie, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das trotzdem nicht an die große Glocke hängen würden. Wissen Sie, meine Frau und ich, sind noch nicht so lange verheiratet. Und durch die immer schlimmer werdende Entwicklung der Piraterie, haben wir so viel Arbeit am Hals, dass wir nicht einmal Zeit für unsere Flitterwochen hatten. Sie verstehen sicher, dass wir die wenigen Tage also in vollen Zügen genießen möchten“, log Marco meisterhaft und verständnisvoll nickte der Mann.

„Selbstverständlich. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich etwas für Sie oder Ihre Frau tun kann. Einen angenehmen Abend wünsche ich Ihnen beiden“, verabschiedete sich der Hotelier und das Zimmermädchen verbeugte sich freundlich, ehe die beiden wieder verschwanden. Marco schloss die Tür und hob den großen, runden Deckel von dem Tablett, doch zuckte er kurz zusammen, als ein langsames, taktvolles Klatschen erklang. Isbjorg stand im Türrahmen zum Badezimmer und klatschte.

„Respekt, mein Lieber. Beschwer dich noch einmal, über meine Lügengeschichten. Du bist keinen Deut besser“, kicherte sie und er grinste breit.

„Uh, Meeresfrüchte“, murmelte er erfreut und Is lächelte breit.

„Ich zieh mich schnell um. Futter nicht alles Weg, Herr Marinekommandant“, lachte sie und knallte die Bandtür zu. Kurze Zeit später stand sie im Raum, mit einem neckischen, Spaghettiträger Nachthemd. Ihre Haare hatte sie mit einem Handtuch hochgebunden und elegant schritt sie zu ihm herüber. Marco rieb sich den Kragen seines Hemdes, denn ihm wurde gerade ziemlich warm.

„Alles okay?“, fragte Is verwundert und Marco blinzelte beschämt.

„Ja, ist nur ziemlich warm hier“, räusperte er sich.

„Was ist los?“ fragte sie misstrauisch und verzog die Augenbrauen. Er verdrehte nur die Augen.

„Meine Güte Isbjorg. Du weißt echt wie man das Blut eines Mannes zum kochen bringt. Das machst du doch mit Absicht!“, knurrte er und sie zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Wie bitte? Ich bringe dein Blut zum kochen?“ Sie war sichtlich verwirrt, doch grinste sie plötzlich schief auf.

„Du bringst das Blut von jedem echten Mann zum kochen. Vor allem wenn du so etwas trägst“, zischte er. Ihm war das unangenehm, was Isbjorg nur noch mehr anstachelte ihn zu ärgern.

„Oooh, das ist süß. Dankeschön“, säuselte sie und presste ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist aktuell echt nicht um Komplimente verlegen was? Ich könnte ja fast Gefallen daran finden“, sprach sie nun und lachte auf. Doch bevor sie noch ein Wort sagen konnte, steckte Marco ihr eine Garnele in den Mund.

„Halt jetzt einfach die Klappe, Nervensäge“, brummelte er und öffnete die Champagnerflasche. Er goss die sprudelnde Flüssigkeit in zwei Gläser und reichte ihr Eines. Is schluckte die Garnele herunter und nahm das Glas entgegen.

„Auf was stoßen wir an?“, fragte Marco und Isbjorg überlegte kurz. Dann grinste sie frech auf.

„Auf unsere „Flitterwochen“, oh großer Kommandant?“, lachte sie und belustigt schüttelte Marco mit dem Kopf.

„Wie wäre es auf das erfolgreiche streichen einer Vergangenheit und ein Prosit auf die Gegenwart und die Zukunft?“, fragte er und begeistert nickte sie auf. Die Gläser gaben einen angenehmen Ton von sich, als sie vorsichtig gegeneinander stießen und die beiden tranken einen Schluck.

„Mhh... ich weiß nicht, ob ich das lecker oder abartig finden soll. Warum trinken die Reichen das so gerne?“, murmelte Isbjorg verwundert und trank noch einen Schluck. Marco zuckte mit den Schultern und aß noch einen Happen. Isbjorg trank das Glas leer, sprang auf und schlenderte zum Bad.

„Nur noch schnell meine Haare machen und dann würde ich vorschlagen, schlafen wir recht bald mal oder? Das war doch ein recht aufregender Tag heute“, murmelte sie und gähnte herzhaft.

„Ja, bald“, murmelte er und beobachtete sie. Isbjorg legte einen dezenten, aber dennoch betonten Hüftschwung auf, während sie dabei einfach nur feixte, denn sie wusste genau, dass er sie beobachtete. Langsam schloss sie die Badtür, aber nicht ohne ihm noch einen Blick zuzuwerfen, der sein Blut erneut aufkochen ließ. Marco schluckte kräftig und als die Tür zu war, ließ er sich rücklings aufs Bett fallen.

„Du machst mich verrückt, Weib...“, murmelte er leise und schüttelte grinsend den Kopf. Er setzte sich auf und schüttete noch einmal Champagner in die Gläser. Schließlich wäre es schade den teuren Tropfen zu verschwenden.
 

Kurze Zeit später saß sie schon wieder neben ihm, ihr Haar hing feucht und wuschelig über ihre Schultern. Sie hatte sich auch abgeschminkt, was sie aber definitiv nicht weniger schön machte. Erneut stießen die beiden an und Marco geriet ein wenig ins träumen, als ihm ihr Duft in die Nase stieg.

„Meine Güte, riechst du gut. Also kommt der Kräuterduft deiner Haare doch nicht durchs Tränke brauen“, murmelte er und schnupperte an ihr.

„Nicht mehr ausschließlich. Mir fiel schon länger auf, wie gerne du an meinen Haaren riechst. Ich hab mich immer gewundert, warum du das machst. Bis mir irgendwann auffiel, dass es am Kräuterduft liegen könnte. Also fing ich vor Kurzem an, nach dem Haare waschen mir etwas von meinen Heiltränken in die nassen Haare einzumassieren. Mit einem erstaunlichen Effekt. Es gibt nichts Besseres um die Haare zu pflegen“, erzählte sie und kicherte auf weil er so überrascht blinzelte. Ein wenig gerührt schmunzelte Marco, denn immerhin machte sie das nur wegen ihm. Weil ihm der Duft so sehr gefiel.

„Und jetzt husch dich endlich ins Bad. Die Flasche ist leer und ich bin müde“, grummelte Is und Marco nickte. Während er im Bad zugange war, stand Isbjorg an der großen Fensterwand und blickte in die Finsternis hinaus. Sie fühlte sich beobachtet und sie sollte recht behalten. Isbjorg schloss die Augen und konzentrierte sich.

„Laas Yah Nir“, flüsterte sie in der alten Drachensprache für Auraflüstern und sie spürte einen leichten Druck auf den Augen. Dann öffnete sie die Augen wieder und entdeckte unten auf der Straße, in einigen Büschen, zwei Auren. Allerdings ließ sie sich nichts anmerken und starrte weiterhin entspannt aus dem Fenster, um auf Marco zu warten.

„Na, was Interessantes entdeckt“, hörte sie plötzlich Marcos Stimme und zuckte zusammen, denn er riss sie aus ihren Gedanken.

„Verzeih, wenn ich dich gerade nicht anschauen kann. Auraflüstern ist noch aktiv. Wenn ich dich jetzt anblicke und deine Aura so dicht vor Augen habe, wird mir wohl sehr schwindelig werden“, erklärte sie leise und blickte sich wieder draußen um, anstatt Löcher in die Dunkelheit zu starren. Er ging zu ihr und umarmte sie von hinten.

„Ich dachte du wolltest ins Bett“, flüsterte er ihr zu und sie bejahte dies. Langsam atmete sie aus und schloss kurz die Augen. Das Flüstern klang ab und sie drehte ihren Kopf in seine Richtung. Marco hingegen bettete sein Kinn auf ihrer Schultern und schaute raus. Allerdings sah er nichts, denn das menschliche Auge war nun einmal nicht dafür konzipiert, vom Hellen ins Dunkle zu schauen.

„Eigentlich wollte ihr nur die Vorhänge zuziehen und habe mich beobachtet gefühlt. Deswegen das Auraflüstern. Starr nicht direkt hin, aber in den Büschen unten rechts verstecken sich zwei Leute und beobachten uns“, erklärte sie und lehnte ihre Wange an seine.

„Was? Wer?“, fragte er verwundert, doch zuckte Isbjorg nur mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich sehe nur Auren damit. Es lassen sich nicht mal direkt Silhouetten ausmachen, sondern.... nun ja... ich sehe eigentlich nur leuchtende, rote Wolken. Oder so ähnlich schaut es zumindest aus. Müsste ich raten, würde ich vermuten, dass es deine Eltern sind“, erklärte sie und nachdenklich nickte er. Isbjorg drehte sich in seiner Umarmung um und lächelte verschmitzt.

„Aber was soll's? Ich fürchte mich nicht vor denen. Und mein Dolch liegt schon unter meinem Kissen“, erklärte sie und strich ihm mit den Händen über seine Brustmuskeln. Marco lachte auf, denn das war wieder so richtig typisch Isbjorg.

„Du bist bezaubernd, wenn du so mordlüstern drein blickst“, säuselte er und streckte ihr frech die Zunge raus.

„Blödmann“, flüsterte sie nur und lächelte ihn an. Sie strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit dem Finger seinen Unterkiefer entlang. Auch Marco lächelte, hob ihr Kinn ein Stück und presste ihr sanft einen Kuss auf die Lippen.

„Mhm...“, brummte sie nur entspannt und schloss kurz die Augen. Einige Atmenzüge später löste sie sich wieder von seinem Mund und ließ einen Zeigefinger auf seiner Brust kreisen. Ihre Augen blitzten feurig auf und sie nickte in Richtung Bett. Marco folgte ihrem Blick und erschrocken schaute er sie wieder an.

„Ah... was? Du meinst...Ähm...Also?“, murmelte er verwirrt und sie nickte.

„Ja. Schlafen“, betonte sie und grinste frech.

„Ich bin nämlich immer noch müde“, fügte sie noch hinzu und bemerkte wie rot Marcos Ohren wurden.

„Was? Achso! Ja richtig. Schlafen! Exzellente Idee“, stammelte er beschämt und rauschte zum Bett. Kopfschüttelnd lachte sie auf.

„Tz tz tz. Was für schmutzige Gedanken sich doch in deinem hübschen Kopf verstecken“, neckte sie ihn und er brummte genervt auf.

„Blöde Kuh. Das machst du doch mit Absicht.“

„Natürlich. Irgendwie muss ich mich ja schließlich auch amüsieren“, kicherte sie noch, drehte sich um und zog die Vorhänge zu. Kurze Zeit später krabbelte sie zu ihm ins Bett.

„Gute Nacht“, hauchte sie und presste ihm einen Kuss auf die Wange. Sie löschte das Licht und kuschelte sich unter die Decke.

„Gute Nacht“, murmelte er noch, drehte sich auf die Seite und schloss seine Augen. Isbjorg schlief relativ schnell ein, wie er an ihrer Atmung bemerkte. Er hingegen hatte etwas Probleme den Schlaf zu finden. Doch nach einer Weile sank auch er ins Reich der Träume, die diesmal friedlich blieben und er seelenruhig schlief.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier noch ein kurzes Nachwort. Also ich war mir stellenweise seeeehr sehr unsicher bei dem Kapitel. Allgemein so irgendwie auf eine Sexszene einzugehen, war etwas neues für mich. Ich hab mich vorher nie getraut, weil ich unheimlich Angst davor hatte das zu versauen. Eigentlich mag ich solche Szenen nicht mal besonders, wenn man wirklich direkt auf sie eingeht. Und so habe ich es auch geschrieben. Das annähern und „antesten“, der Beginn des Vorspiels ect. Aber der eigentliche Akt, wird nicht beschrieben. Sowas lese ich zum Beispiel gerne, weil mal ehrlich ;) Die eigene Fantasy ist doch viel besser, als wenn eine erotische Szene, oder direkte Sexszene durch plumpe Wortwahl versaut wird.

Oh mein Gott, ich wäre euch so dankbar, wenn ihr mir ein Feedback diesbezüglich geben würdet. Also ob ihr findet, dass die Szene in Laws Kajüte gelungen war, oder halt eben nicht. Wie ihr das allgemein fandet usw. Und bitte denkt jetzt nicht, ich bettel um Kommis. Ihr wisst, dass ich sowas nicht tue. Ich will nur meine Unsicherheit töten xD Tjoa, mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen. An alle Marco Fans: Seid nicht traurig. Ihr kommt früher oder später bestimmt auch noch auf eure kosten :) Liebe Grüße. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wal-/Haifang ist nicht okay! Und ich will mit diesem Kapitel das Ganze weder verharmlosen, noch für gut heißen. Doch habe ich versucht, ein wenig realistisch zu bleiben. One Peace ist zwar oftmals Steampunk und in erster Linie Fantasy, doch lehnt es auch in Vielerlei Situationen an unsere Weltgeschichte (Das fängt ja schon mit diversen Namen an). Und zwar an das goldene Piratenzeitalter. Und zu jener Zeit, war der Wal/Haifang sehr populär und zwar mit Harpunen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Fragt mich bloß nicht,wie ich auf den Titel gekommen bin. Ich hab nämlich auch keine Ahnung. Vermutlich hatte ich einfach nur Lust auf Schokolade, oder so.
und JA! Ich bin gemein. Muhihihihi. Ihr dürft mich ruhig ein kleines bisschen hassen ;D Weil... Gnampf. Ich ein böses Evilchen bin. Der letzte Teil... nun ihr dürft es gerne als kleines Special oder so sehen. Immerhin schreiben wir eine Runde Zahl. Weeeheee~ YaY 30. Kapitel ^____^ ich hatte ja erst eine Art Flaschendrehen geplant, aber im Nachhinein... war die Idee irgendwie Scheiße :'D Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleines Drachisch/Deutsch Vokabular :'D :
Pruzah - gut
Mey/e – Idiot/en
Daanik – verdammt
Briinah – Schwester
Bormah - Vater

Tjaaaaaa. Wie ihr seht, sehr ihr ein Ultra langes Kapitel. Mensch, ich konnte einfach nicht aufhören zu tippen. Auch wenn ich sagen muss, dass der Teil mit der Marine und Mira, bis zu dem Punkt, wo sie an Deck springt und mit Isbjorg kämpft, schon eine Weile fertig geschrieben hatte. Denn es war eigentlich nur ein Probetext für jemanden. Apropos Mira. Zu der muss ich euch kurz was erzählen. Denn die Süße ist nicht auf meinen Mist gewachsen. Also nicht direkt. Diese kleine Maus, gehört einer Freundin, mehr oder weniger. Die Gute, auch bekannt als AsuraKami, ist die Schöpferin von Mira. Anfangs war es gar nicht geplant, so Sachen wie Gastrollen, in meine Geschichte zu nehmen. Einfach weil es manche Dinge doch etwas verkomplizieren kann. Aber wann läuft schon mal alles so, wie man es zu Anfang plant? Ich bin sowieso überrascht, dass Asura es mit mir ausgehalten hat. Ernsthaft. Mira war zu Anfang noch deutlich anders. Aber ich bin, wenn es um meine Geschichte geht, ein furchtbar komplizieter, nörglerischer und exzentrischer Mensch. Was hab ich geschimpft, kritisiert, diskutiert und gemotzt, in Bezug auf Mira. Aber hey. Für die Geduld muss man belohnt werden, dachte ich mir und hab Asura diese Freude gemacht. Ich habe allerdings noch keine Ahnung, ob Mira ein fester Teil der Geschichte wird, oder nur ein paar kapitel dabei bleiben wird. Das kommt auf meine Lust drauf an und wie mir Miras Entwicklung gefällt (In der ich mir btw, nicht mehr reinquatschen lassen werde... nur so am Rande :3 )
Tja. Was gibt es noch zu sagen. Ach ja! Das Kapitel ist deshalb so lang, weil ihr aufs nächste wohl etwas länger warten müsst. Ich habe die nächste Zeit ein bisschen viel um die Ohren, weswegen ich nicht denke, dass ich viel zum schreiben komme und deshalb um Geduld bitte, falls es etwas länger dauert. Dann wäre noch zu sagen: Ist unsere Isi nicht liebenswert und charmant, wenn sie Angst um ihren Phönix hat? Ernsthaft. Der liebe Marco kann sich wirklich glücklich schätzen, so charmant beschimpft zu werden, während er halb tot auf dem deck liegt. Übrigens fällt mir gerade ein, dass der Schiffsarzt immer noch keinen Namen hat :/ Jemand nen Vorschlag?
Herzlichen Dank und bis bald ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
uuuuuh uh It´s getting hot in here *summ . Uff ich bin immer noch ganz hibbelig. Das zu schreiben... war irgendwie aufregend. Aber bevor ich mich dazu äußere, eine kleine Entschuldigung. Eigentlich wollte ich mit diesem Kapitel, schon letzten Sonntag fertig werden. Und ich hatte so viel geplant, immerhin hatte ich die Woche Urlaub. Aber ihr wisst ja wie das ist. Je mehr man plant, desto unwahrscheinlicher wird es, dass man es auch schafft. Fenster putzen, wollte ich btw. Auch noch, fällt mir grad ein. Hmpf! Naja jedenfalls war es sehr chaotisch, die letzten Tage. Wie einige von euch wissen, bin ich stolze Hundebesitzerin und einer meiner Lieblings, hat letzte Woche rapide abgebaut. Es war so schlimm, dass wir für uns schon beschlossen hatten, ihn letzten Samstag einschläfern zu lassen. Aber unsere Tierärztin ist ein wahrer Schatz und nachdem sie ihn noch einmal gründlich durchgecheckt hatte, kam sie auf die Idee, die Therapie in eine andere Richtung zu lenken. Um mal zu erläutern, was mit ihm nicht stimmt: Er ist schlimm Herzkrank, weswegen sich immer sehr viel Wasser in seinem Körper sammelt und mittlerweile auch in der Lunge, weswegen Atemprobleme dazu kommen. Durch die Wassermengen die er im Magen hatte, fraß er Wochenlang nicht wirklich. Und wenn er mal was gegessen hatte, erbrach er sich danach. Und dann ging es so weit, dass er keine 10 Meter gelaufen ist und dann nach Luft schnappend zusammen brach. Ich schwörs euch, es war die Hölle das zu sehen. Jedenfalls hat er nun andere Medikamente und es geht im Zum Glück wieder viel besser. Ihm fehlt zwar noch die Ausdauer, aber er frisst wieder und aktuell hat er auch wieder enorme Freude daran unsere Nachbarn lautstark anzukläffen. Aber die letzten tage waren halt gefüllt davon mit ihm zum Tierarzt zu fahren, ihn zu überwachen und zu beobachten, ihn aller 2 Stunden zu füttern und aufzupassen, dass er das ganze Wasser auch wieder aus dem Körper lässt ^^“. Deswegen war kaum der Kopf frei um zu schreiben, wenn ich denn dann mal zu hause war und gerade nicht Babysitter gespielt habe. Nun aber zum Kapitel selbst: Als erstes aber mal: Keine Macht den Drogen! XD Ihr seht ja. Es verursacht nur Chaos.

Anfangs war das überhaupt nicht so geplant. Dass sie bei ihm schläft ja, aber nicht dass sie übereinander herfallen. Das kam so spontan, aber es gefiel mir. Und da ich von einigen von euch schon so belagert wurde, per email, pn oder auch in Kommentaren: Ihr seid hoffentlich zufrieden und kommentiert das gefälligst auch XP Nein Spaß. Ihr wisst ich bettel nicht um Kommis. Natürlich hoffe ich jedesmal darauf, dass man mir ein Kommi hinterlässt (Welcher Schreiberling freut sich nicht darauf?), aber ich bettel nicht drum. Naja, ich hoffe es hat euch gefallen ^^ Knutscha :* Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*1. Drem Yol Lok – freundliche/respektvolle Begrüßung
*2. Fahdon - Freundin Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaja, ich weiß. Viel Info, wenig Aktion. Ich hoffe ihr findet es dennoch interessant. Seht dieses Kapitel bitte als Wiedereinstieg und auf gewisse Weise auch als Filler. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (46)
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Von:  Hikarunyo
2017-04-17T14:17:44+00:00 17.04.2017 16:17
Hey ich find die Story richtig gut und freue mich auf das nächste Kapitel und bin gespannt wie es weiter geht.
Mach bitte schnell weiter.
Antwort von:  EvilKiss
17.04.2017 16:24
Vielen Dank ^_^ Freut mich, dass es dir gefällt. Ich gebe mir mühe meine Leser nicht so arg lange warten zu lassen, auch wenn ich in der nächsten Zeit sehr wenig Zeit zum schreiben haben werde :/ Schöne Ostern wünsche ich dir noch :) Und bis zum nächsten mal
Von:  Skybogen
2016-10-09T16:54:22+00:00 09.10.2016 18:54
Hey :)

Ich freue mich sehr auf das nächste Kapi, und finde deine Combi aus One Piece, Skyrim und Assassin´s Creed Hammer :D
Antwort von:  EvilKiss
09.10.2016 23:25
Dankeschön :) Das neue Kapitel isst auch schon in Arbeit, aber ich kann leider nicht sagen, wie lange es noch dauert, weil ich so furchtbar wenig Zeit zum schreiben habe ^^" Aber ich gebe mir Mühe, versprochen. Vielen Dank nochmal :)
Von:  Meli-chan1
2016-09-24T17:08:33+00:00 24.09.2016 19:08
Hy Ho, schön nach der langen Pause wieder etwas von dir zu hören. Hatte schon Angst du wärst in der endgültigen Versänkung verschwunden 😅.

Wieder einmal ein schönes Kapi und super das du das Törtchen nicht vergessen hast. Bin mal gespannt was es mit dieser Mira noch so auf sich hat, und was mit dem Kristall und dem buch noch so passiert.
Armer Olaf, naja er wird es überleben und man kann sich ja auch an vieles gewöhnen.
Uuh und endlich mal etwas Action zwischen Marco und Isi.
Hoffe es geht bald weiter und wir müssen nicht wieder so eine lange Durststrecke überbrücken 😅.
Wünsche dir noch ein schönes Wochenende
Glg Meli-chan1
Antwort von:  EvilKiss
25.09.2016 10:03
Hallo Meli :D Ja ich habe meine Schreibblockade mehr oder minder überwunden :) Es wird wieder regelmäßiger weiter gehen, allerdings kann es schon zu längeren Wartezeiten kommen, weil ich beruflich sowie privat unheimlich eingeschränkt bin. Und eine Besserung ist leider erstmal nicht in Sicht.

Freut mich, dass es dir gefallen hat. Und ich freue mich umso mehr, dich nicht als Leserin verloren zu haben :)

Ach ich denke Olaf wird ganz gu zurecht kommen :) Wahre Krieger müssen immer damit rechnen, irgendwann mal ein Körperteil zu verlieren :X

Das neue Kapitel ist auch schon in Arbeit, allerdings bin ich noch nicht allzu weit :D

Danke nochmal und schönen Sonntag wünsche ich dir :)

Liebe Grüße
Evilchen
Von:  Meli-chan1
2015-03-15T12:04:58+00:00 15.03.2015 13:04
Juhu neues Kapitel.
Kann ich gut verstehen, hatte die letzten Tage auch etwas Sorgen um meine Katze, aber da ist inzwischen soweit wieder alles im grünen, und hoffe das bei dir bald auch alles soweit wieder in Ordnung kommt. Für unsere lieben Vierbeiner tut man schließlich was man kann :).

Jetzt aber zurück zum Kapitel.
Ich hab mich erstmal riesig gefreut, das du einen meiner Namensvorschläge für den Doc übernommen hast.
Inzwischen finde ich Elena auch richtig sympathisch, und finde es gut das sie es trotz ihrer Einsicht, das es mit Marco nichts wird, es Is nicht übel nimmt und sogar versucht Marco schonmal einzuschwören auch ja lieb zu sein.
Bei Marco hätte ich nicht gedacht, dass er so ein Süßer ist, aber ist ja auch immer Geschmackssache und ich denke er würd sich sehr über das Törtchen freuen wird, wie sagt man so schön: Liebe geht eben auch durch den Magen.
Was das beinahe Stelldichein angeht zwischen unseren zwei hübschen hast du an genau der richtigen Stelle gekappt um weiter die Spannung aufrecht zu erhalten. Schließlich braucht sowas Zeit und sollte nicht überstürzt werden. Allerdings habe ich auch etwas geschmollt danach, weil es auf einmal so hochher ging und dann plötzlich diesen abrupten Dämpfer bekommen hat. Kann Marco da gut verstehen das er auch nicht grad begeistert war, aber so ist das mal verliert man, und mal gewinnen die anderen. Was ich super finde ist das er sich langsam auf die Situation einlässt und Isi auch nicht abgeneigt zu sein scheint.
Ich bin mal gespannt wie der nächste Morgen verläuft, nicht das die beiden wieder von Thatch in einer unpassenden Situation überrascht werden wie damals mit dem Schnee und der Duschsituation ^^.

Bis zum nächsten Kapitel
Glg Meli-chan1
Antwort von:  EvilKiss
15.03.2015 13:15
Na huch :D Da klickt man fröhlich durch die neuen FF´s und plötzlich ploppt unten das fenster ein, dass ein neuer Kommentar da ist :D. Nun aber erstmal zum Vierbeiner: Er hat uns die Woche schwer Sorgen bereitet, aber es geht bergauf. Er war gestern das erste mal wieder Gassi und sein Kreislauf hat durchgehalten. Außerdem konnte er auch schon wieder fleißig das Frauchen ärgern, als sie am Staubsaugen war. Er frisst wieder einigermaßen vernünftig und ist fröhlich wie ich ihn kenne. Also alles in allem: Die Therapie schlägt super an :) Und ich bin sehr glücklich darüber.

Tja, das Kapitel. Hach es war so spannend das zu schreiben. Auch mich hat der Cut ein wenig aufgewühlt, aber er war, meiner Meinung nach logisch und fair. Denn man darf auch nicht vegessen, dass Marco nicht er selbst war. Und wenn es zwischen den beiden je heiß her gehen sollte, dann sollten doch beide bei klarem Verstand sein, nicht wahr? ^^

Gern geschehen, wegen Max. Wie ich dir im letzten Kommentar schon sagte, gefiel es mir sehr gut :) AU JA das Törtchen. Gut das du es nochmal erwähnst, nicht dass ich das noch vergesse :D

Bis bald und schönen Sonntag :)
Von:  Black_Pheanix
2015-03-05T07:49:59+00:00 05.03.2015 08:49
Also es ist mal wieder ein super Kapitel mit ner klasse wende Bon gespannt wie es mit allen weiter geht grade zwischen marCo und isbjorg die sich so liebevoll um ihn kümmert aber auch wie es sich mit mira weiter verhält ich finde deine Story bis jetzt einfach MEGA SUPER und freue mich deswegen schon auf die Fortsetzung ;- )
Von:  Black_Pheanix
2015-03-05T07:49:42+00:00 05.03.2015 08:49
Also es ist mal wieder ein super Kapitel mit ner klasse wende Bon gespannt wie es mit allen weiter geht grade zwischen marCo und isbjorg die sich so liebevoll um ihn kümmert aber auch wie es sich mit mira weiter verhält ich finde deine Story bis jetzt einfach MEGA SUPER und freue mich deswegen schon auf die Fortsetzung ;- )
Antwort von:  EvilKiss
05.03.2015 08:57
Dankeschön :)
Von:  Meli-chan1
2015-03-03T20:50:21+00:00 03.03.2015 21:50
Wieder ein schönes Kapitel.
Bin mal gespannt wie das mit unserer neuen Auftragskillerin Mira weiter geht und wie viel Chaos sie noch stiften wird, bzw was es mit dem Stein auf sich hat den sie dabei hat.
Ja Is wird nun Marco's persönliche Krankenschwester, der Traum seiner schlaflosen Nächte erfüllt sich zumindest zum Teil. Kann auch gut nachvollziehen das sie so besorgt war als er da beinahe ertrunken an Deck lag wäre ich in so einer Situation auch. Und vorallem wie Liebevoll sie ist, bringt ihn ins Bett, macht Tee und wacht in der Nacht über ihn, fast genauso wie eine Mutter/Kind Beziehung einfach niedlich.
Zu Elena, sie tat mir schon leid aber eigentlich müsste sie wissen das Marco nichts in der Hinsicht für sie übrig hat wie sie es gern hätte, sonst hätte sich da längst was getan da sie sich ja viel länger kennen. Aber Liebeskummer ist immer blöd.
Und zu guter letzt zu deiner Frage wegen nem Namen für den Doc schlag ich jetzt mal Sebastian und Maximilian vor, im Notfall kannst du ja auch eine Kurzform nehmen. Hatte auch mal an so ältere Namen wie Hans od Gerd gedacht aber ich glaub das passt eher nicht.

Lg und bis zu nächsten Kapitel
Antwort von:  EvilKiss
03.03.2015 23:06
Hi Meli :D Danke für dein schönes Review :) Hat mich sehr gefreut zu lesen, wie gut das Kapitel bei dir ankam :) Ach Elena ist ne starke Frau. Sie wird bestimmt darüber hinweg kommen ;) Auch wenn viele Elena nicht mögen, liegt sie mir sehr am Herzen. Deswegen soll sie auch nicht unnötig viel leiden. Sie soll ja kein Antagonist werden, wie doch so einige meiner Leser denken :/ Ich liebe Elena, genauso wie ich Isbjorg, Vitus, Bruno, Olaf und vor allem Sam liebe :D Sie sind halt irgendwie... "meine Kinder" (Auch wenn die meisten deutlich Älter sind, als ich selbst :'D).

Uh deine Vorschläge sind doch gar nicht schlecht. Maximilian gefällt mir. Und Max als Kurzform ist nice. Er wird Max oder Doc gerufen, weil er Maximilian hasst und deswegen gerne aufgezogen wird. Einer der Gründe, warum er immer so mürrisch ist. Das klingt doch mal nicht schlecht. Danke für deinen Input (Bist übrigens die Einzige, die diesbezüglich was geschrieben hat) Und ich denke das werde ich nehmen.

Das nächste kapitel wird vorraussichtlich am Sonntag fertig sein und ich denke vor allem nächste Woche, werde ich mehr zeit zum schreiben finden (Weil ich hab Urlaub und so :'D ) mal schauen wie weit ich komme :)

Bis nächstes mal
Gruß
Evilchen
Von:  Meli-chan1
2015-02-17T20:45:39+00:00 17.02.2015 21:45
Ich habe mich riesig gefreut, als ich sah das du weiter geschrieben hast.
Nun zum Kapitel, fand ich echt gut. Hätte nicht gedacht das unsere beiden Ladys SO auf eine gemeinsame Wellenlinie kommen, vor allem da Isi ihr Wissen eigentlich
nicht weiter geben wollte.
Schön das unsere Turteltauben auch langsam zueinander finden. Aber ich denke da war trotzdem ein kleiner Anflug vom ertappt worden sein.
Bin mal gespannt ob Elend noch das Handtuch wirft und was so grausames in der Vergangenheit unseres Phönix's geschen ist.
Ich vermute das hat ihn so sehr geprägt und ist auch für seine "Emotionsbarrier" bzw für seine Verschlossenheit verantwortlich ist.
Freu mich wenn es weiter geht.
Glg
Antwort von:  EvilKiss
17.02.2015 21:55
:DDDD Weißt du, da sitzt man hier, liest entspannt eine Geschichte und plötzlich ploppt unten die Leiste hoch, dass man ein Kommentar hat. Ich bin vor Überraschung und Freude, erstmal von meinem Sessel gehopst.

Herzlichen Dank, für den lieben Kommentar. Ich hab mich wirklich wahnsinnig gefreut :) Ja, nich wahr? Das ist alles etwas überraschend und ich gebe ehrlich zu: so hatte ich das Anfangs auch nicht geplant. Also das Elena und Isbjorg, dank dem Training so gut miteinander auskommen. Aber wiederrum hat Isbjorg bei Elena etwas gut, für die Rettung. Weil Elena ist sich durchaus bewusst, was mit ihr geschehen wäre, wenn Isbjorg nicht da gewesen wäre. Und Isi ist einfach zufrieden, eine gelehrige und motivierte Schülerin zu haben. Stimmt, eigentlich dürfte sie ihr Wissen nicht teilen. Aber vielleicht tut sie das auch nicht ganz uneigennützig? ^^

Ein kleiner Anflug? Das hast du aber lieb ausgedrückt. Tja, der gute Marco. Das beschäftigt sehr viele und ich werde euch bald von der quälenden Frage erlösen. Denk ich. Mal schauen. Vielleicht lass ich euch auch noch ein bisschen schmoren ;P

Vielen dank nochmal für dein Kommi <3

Liebe Grüße
Von:  lizzy_le_roux
2013-05-25T19:00:17+00:00 25.05.2013 21:00
Deine Geschichte ist der Hammer, als die gefunden han hab ich mich gar net mehr davon losreissen kenne. Ich hoff nur das de bald weiter schreibst, freue mich schon.
Antwort von:  EvilKiss
25.05.2013 21:08
Wow :D Vielen lieben Dank :3 Mach dir da keine Sorgen.ich hab mich langsam an meinen Arbeitsalltag gewöhnt und arbeite derweil schon an meinem neuen Kapitel. Wenn ich heute bzw morgen in Stimmung bin, werd ich sicher nochmal fleißig in die Tasten hauen, Fehler korrigieren und eventuell schon hochladen. Ich muss selbst erst noch ein bisschen über das neue Kapitel nachdenken, weil es eine etwas drastische Wendung bekommt und ich nicht sicher bin, ob ich das WIRKLICH meinen Lesern zumuten will. Okay... ehrlich gesagt hab ich eher Angst von euch gesteinigt zu werden xD

Vielen Dank nochmal :3 Und hoffentlich bis bald :) Achja... Ich wünsch dir ein schönes Wochenende.

liebe Grüße
Von:  lizzy_le_roux
2013-05-25T19:00:16+00:00 25.05.2013 21:00
Deine Geschichte ist der Hammer, als die gefunden han hab ich mich gar net mehr davon losreissen kenne. Ich hoff nur das de bald weiter schreibst, freue mich schon.


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